wie die huffington post hunderte von euro an steuern ertrickst
huffingtonpost.de: Luxemburg: Geleakte Dokumente zeigen, wie Amazon, Ikea und Pepsi Milliarden an Steuern ertricksen #
die huffington post schreibt:
Deutsche und internationale Konzerne vermeiden mit Unterstützung der Luxemburger Regierung Steuerzahlungen in Milliardenhöhe. Das zeigt die Auswertung von 28 000 Seiten geheimer Papiere.
warum die huffington post eher zurückhaltend über die steuersparmodelle von konzernen berichtet (kein „geht’s noch?“ in der überschrift!) wird schnell klar, wenn man einen blick ins impressum der huffington post wirft:
Huffington Post International:
AOL EUROPE HOLDINGS (2) MEDIA & CIE S.E.N.C., trading as The Huffington Post International, Société en Nom Collectif
Address: 67 Boulevard Grande-Duchesse Charlotte, L-1331 Grand Duchy of Luxembourg
Commercial Register and Registry Number: Registre de Commerce et des Sociétés Luxembourg B 164993
VAT number: LU 25878259
Representative: Hugo Froment (Tel.: +352 26 44 14 99, E-Mail: Luxdistro@teamaol.com)
und warum sitzt die huffington post international in luxemburg, in einem kleinen wohnhaus mit vielen briefkästen vor dem eingang? wahrscheinlich aus dem gleichen grund, wie die konzerne aus der überschrift: um steuern zu „ertricksen“. reuters schrieb dazu vor einem jahr:
AOL told investors in its 2009 annual report that it was experiencing weakness in its European display advertising business.
In 2010, it transferred ownership of several European advertising subsidiaries from a British to a Luxembourg-based company.
Months later, that company, AOL Europe Sarl, wrote down the value of the advertising units as part of a 27-million-euro impairment. It then offset this against royalty income totaling 6 million euros, which could otherwise have incurred tax of almost 2 million euros.
Had AOL left the units with the British holding company and taken the losses there, it would not have received any tax benefit.
Piquard declined to comment on individual companies' tax affairs. AOL also declined to comment.
wenn ichs richtig verstanden habe: in luxemburg kann man wie in der schweiz verluste mit gewinnen gegenrechnen, ohne vorher die gewinne zu versteuern. praktisch.
das wäre doch mal ne recherche-aufgabe für die deutsche huffington post um den frühstücksdirektor herausgeber cherno jobatey. von der eigenen konzernleitung eine stellungnahme erbitten und endlich mal was überraschendes produzieren.
eigentlich wollte ich was ganz anderes schreiben. nachdem mir gestern abend ein irrtum unterlaufen ist und ich den namen in der autorenzeile eines huffington-post-artikels für den namen des autors gehalten habe, hat mir der chefredakteur der huffington post heute früh auf meine frage, warum es bei der huffingtonpost keine konsequent nachvollziehbaren autorennamen gibt, erklärt, dass ich zu doof bin:
@diplix Wenn wir schreiben "Gefunden bei: krautreporter.de" ist die Sache klar. @SimonHurtz
— Sebastian Matthes (@smatthes) 06.11.2014 8:29
neben einem ausgesprochenen unwillen bei der huffington post dinge richtig zu machen, ist vor allem konsequente inkonsequenz bei der huffington post zu beobachten:

ich finde ja gerade bei einem medium, das von angeblich „tausenden“ autoren gefüllt wird, genau den hinweis auf die autorenschaft — und sei es nur ein link-hinweis — enorm wichtig. andererseits passt die haltung des chefredakteurs schon: ist wirklich egal was die huffington post macht. es führt eh zu nichts, ausser steuerersparnissen für die mutter.
links vom 06.11.2014
axelspringer.de/presse: Axel Springer schließt Datendokumentation ab: Gravierender Schaden durch verschlechterte Suchanzeigen bei Google Axel Springer #
presseinformation der axel springer ag:
In einer Telefonpressekonferenz zur Vorstellung des Quartalsfinanzberichts Januar bis September 2014 kommentierte der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer SE, Dr. Mathias Döpfner, die Ergebnisse der Dokumentation: „Das ist vielleicht der erfolgreichste Misserfolg, den wir je hatten. So traurig es ist, aber wir wissen jetzt sehr präzise, wie massiv die Folgen der Diskriminierung sind, wie sich die Marktmacht von Google tatsächlich auswirkt und wie Google jeden bestraft, der ein Recht wahrnimmt, das der Deutsche Bundestag ihm eingeräumt hat.“
inhaltlich hat bereits stefan niggemeier alles entscheidende zu dieser sache gesagt: „Google bekommt Vorzugsbehandlung von Axel Springer“
erstaunlich ist aber vor allem, dass die bild-zeitung genau an dem tag die telefonnummer des GDL-chefs veröffentlicht, an dem sich ihr verlag über eine ungerechte behandlung beklagt, nur weil er ein vom gesetzgeber gegebenes recht wahrnimmt.
.@BILD veröffentlicht Telefonnr. des #GdL-Chefs, @focusonline zeigt Fotos von seinem Privathaus. "Journalismus" heute. (via @ThomasWalde)
— BILDblog (@BILDblog) 05.11.2014 11:00
auch die lokführergewerkschaft tut nichts anderes als ein vom gesetzgeber eingeräumtes recht wahrzunehmen — und wieder zeigen medien aus dem hause axel springer und burda, wie massiv die folgen von unverantwortlichem journalismus und grosser reichweite sind. da kann man tatsächlich zum GDL-versteher werden (sehr lesenswerter text von jens berger übrigens, auch wenn völlig überzogene und aus längst vergangener zeit stammende formulierungen wie „kassierte [...] seinen Judaslohn“ das lesevergnügen stark einschränken).
nytimes.com: My Captivity #
theo padnos, ein amerikanischer journalist, schreibt über seine entführung, folter und freilassung in syrien.
boingboing.net: Buster Keaton narrowly avoids certain death #

krautreporter und die klicks
[nachtrag 06.11.2014]
vermutlich ist der artikel nicht von krautreporter.de bei der huffington post eingestellt worden, sondern eben von der huffington post mit einer missverstaändlichen autorenangabe versehen. in einem <div class="author wire"> steht im quelltext zwar krautreporter.de, aber möglicherweise ist das mit der logik einfach nicht die stärke bei der huffington-post. womit sich, wenn das so ist, der folgende artikel auch erledigt hat.
und da sebastian esser von den krautreportern sagt, dass die huffpo den artikel selbst verfasst hat, würde ich sagen, ich kann den artikel unten durchstreichen und mich ganz kurz fassen: die huffington post in deutschland finde ich total doof.
@diplix @krautreporter Den Artikel (und die gute Zeit) hättest du dir tatsächlich sparen können. War alleine Entscheidung der HuffPo.
— Frederik Fischer (@FrederikFischer) 06.11.2014 1:10
die krautreporter über sich selbst :
Warum glauben wir, dass es Krautreporter braucht? Weil vielen Medien Klicks wichtiger sind als Geschichten.
[…]
Anders als bei werbefinanzierten Seiten ist es für Krautreporter nicht so wichtig, welcher Beitrag wie viele Klicks erhält. Stattdessen sind andere Informationen sehr aufschlussreich.
die „geschichten“ scheinen den krautreportern durchaus wichtig zu sein. ich habe dort schon viele schöne geschichten gelesen. aber klicks, auch von totalen drecksblättern besinnungslos brüllenden klickschleudern, scheinen den krautreportern nicht ungelegen zu kommen. im gegenteil, ein „krautreporter.de“-konto bei der huffington post wirbt dort offenbar in eigener sache um klicks:

ich versteh das ehrlichgesagt nicht, warum sich die krautreporter nicht auf die kraft und qualität ihrer geschichten verlassen wollen, sie von lesern weiterempfehlen lassen, oder von kollegen, die sie für relevant genug halten, sie zu empfehlen. stattdessen verfassen die krautreporter gastbeiträge bei der huffington post, um leser zu locken und klicks zu generieren?
oder geht’s den krautreportern, werbung hin oder her, vielleicht doch in erster linie um klicks, um wachstum, um konversion von klickern zu mitgliedern? wenn ja, wäre das schon eine erstaunliche konzeptionelle wende.
[werbung] mann / frau
vor zwei monaten hatte die mini-webserie von christian ulmen, dem br und puls produzierte webserie mann / frau sendestart. mittlerweile sind alle folgen veröffentlicht, hier gibt es eine playlist mit allen 20 folgen (und ein paar extras). hier ist die facebook-seite zur serie.
ich habe mir, wie versprochen alle folgen angesehen (dafür, bzw. für jenen und diesen artikel habe ich geld bekommen), kann mich aber nach wie vor nicht für die produktion erwärmen.
das eigenartige ist: viele kritiken attestieren der serie „tempo“, aber mir fehlte tempo. mir kamen die folgen beim anschauen teilweise unfassbar lahm vor. mich hat es erstaunt, wie zäh sich 3 minuten-happen anfühlen können, vor allem wenn man sie hintereinander schaut. insgesamt summieren sich die 20 folgen ja auch zu mehr als einer stunde youtube auf.
ansatzweise — oder konzeptionell — hat mir die folge „ungeschriebene gesetze“ gefallen.
die folge bricht aus dem üblichen mann / frau-schema aus und lässt den mann in alltagssituationen ungeschreibene gesetze formulieren. hier trauen sich die autoren so etwas wie stellung zu beziehen, also dem publikum sowas wie eine gespielte kolumne vorzusetzen. die ersten 17 sekunden sind super: zack, zack, kurze einleitung, der mann sagt: „es gibt ungeschriebene gesetze, die jeder kennen sollte.“ schnitt, zwei frauen begrüssen sich, eine sagt zur anderen: „du siehst aber müde aus!“. schnitt, aus dem off taucht der mann in die metaebene und ins bild ein und belehrt uns: „jemanden mit dem satz ‚du siehst aber müde aus‘ zu begrüssen, das ist echt unhöflich!“ die eine frau schnippt den mann in der metaebene an: „halt du dich mal daraus, ey!“
bis dahin: perfekt. tempo, witz, absurde situation. dann vermasselt es der mann, bzw. die autoren die ihm die worte in mund legen, indem er einfach weiterspricht: „das fühlt sich doch schlecht an, oder?“ die andere frau in dick aufgetragenem schauspielschulendeutsch: „stimmt, sie haben völlig recht. ich fühl’ mich viel schlechter als vorher.“
sieben sekunden, die den positiven eindruck der ersten 17 sekunden zerstören und anderweitig sinnvoll genutzt werden könnten. eigentlich schade, aber genau an dieser stelle wird sichtbar was der serie (neben witz) fehlt: ein gefühl für timing.
das ist auch das traurige an der serie. viele gute ansätze, nicht so gute ausführung und umsetzung. unter dem clip mit den ungeschriebenen gesetzen hat ein zuschauer (wirklich nur einer) kommentiert:
Hey, erst einmal großen Respekt für diese Serie, ich warte inzwischen schon immer gespannt auf die nächsten Folgen.
na immerhin. ich bin kein massstab. es gibt leute denen das gefällt.
Aber diese Folge fällt mir irgendwie vom Handlungsstrang und der "Erzählart" aus der Reihe...ich finde die ungeschriebenen Gesetze gut und auch witzig umgesetzt, aber nichts steht in Beziehung zu den anderen Folgen, FRAU kommt nicht vor, auch nicht der Barkeeper, ihr könntet mit dem Video genauso gut einen x-beliebigen Vlog für YouTube produziert haben/darstellen wollen.
schon klar. hervorragend beobachtet. trotzdem weiter …
Ich will das Video nicht schlecht reden, es steckt sicher eine Menge Arbeit dahinter und mir gefällt es ja auch, nur eben ein bisschen weniger gut als der Rest ;) Ich freue mich schon auf den Rest der Serie :D
das ist der punkt. wenn in irgendetwas viel arbeit steckt, muss es deshalb nicht gut sein oder vor kritik gefeit sein. das ist wie beim alexa am alexanderplatz. scheussliches gebäude, aber sicherlich mit der guten absicht gebaut, sehr viele geschäftsleute glücklich und zufrieden zu machen und viele unnötige sachen zu verkaufen. da haben hunderte menschen sehr, sehr viel arbeit reingesteckt, in planung, umsetzung und in den betrieb erst recht. der laden ist sogar ganz erfolgreich, aber trotzdem schrecklich scheusslich.
egal wie doof ich das alexa finde, es gehen immer noch sehr viele menschen hin. sogar ich — gelegentlich. und das ist auch gut so, genauso wie offenbar recht viele menschen sich mann / frau angesehen haben und zum allergrössten teil positiv bewertet haben. also guckt’s euch an und bildet euch eure eigene meinung wenn ihr ne stunde zeit habt: zur playlist hierlang.
links vom 05.11.2014
krautreporter.de: „Wir verschießen ständig Potenzial“ #
interview von theresa bäuerlein mit einer ehemaligen prostituierten.
Die Diagnose, die Prostitution ermöglicht, ist nicht: Die Prostitution ist in einem schlechten Zustand, sondern, fuck, diese Welt ist in einem schlechten Zustand.
super text, gerne gelesen.
ndr.de: Schäuble: „Schnelligkeit vor Sorgfalt“ #
wolfgang schäuble redet beim spiegel zum 20 jährigen online-jubiläum. ich mag schäubles rede, auch wenn er die falschen sachen (überwachung, NSA) verharmlost und teilweise vor den falschen gefahren (anonymität) warnt.
facebook.com: Heute vor 25 Jahren fand die erste freie... #
daniel erk über „die erste freie Demonstration der DDR“ und warum der redner jan josef liefers sein held ist.
facebook.com: Die friedliche Revolution in der DDR war nicht nur... #
peter breuer über die erste freie demonstration in der DDR und darüber „wie leise die Töne waren und wie besonnen alle Beteiligten sprachen“.
links vom 04.11.2014
krautreporter.de: Die Emanzipation der Youtuber #
obwohl ich diese szenischen, schema-f reportage-eröffnungen ...
Ein Dachgeschoss-Loft in einer ehemaligen Fabrik in Berlin-Neukölln. Marie Meimberg steht am Kochblock und macht Käse-Spätzle, viele Käse-Spätzle. Eine Auflaufform voll steht schon im Backofen, in eine zweite schichtet sie abwechselnd frische Nudeln und Käse. Kerzen brennen, große Weingläser stehen bereit, im Hintergrund läuft unaufdringliche Jazzmusik, quer durch den großen, offenen Wohnbereich hängen noch Girlanden von einer Geburtstagsfeier in der letzten Woche, in der Ecke steht ein Fußball-Kicker.
... wie den boulevard hasse, ist diese reportage von stefan niggemeier toll und lesenswert, einfühlsam und informativ. genau das was ich mir von den krautreportern mal erhofft habe.
faz.net: Journalismus unter Verdacht: Vom wachsenden populären Misstrauen gegenüber der Presse #
stefan niggemeier meint, das auch die ignoranz gegenüber forderungen nach „Transparenz und Distanz, mangelnde Sorgfalt und Kommunikation“ in der berichterstattung jetzt verschwörungstheoretikern treibstoff diene. meine ich auch.
spiegel.de: Peter Glaser: Essay zur Entwicklung des Onlinejournalismus #
schöner, generischer text zum 20jährigen spon-jubiläum von peter glaser:
Viele neue Stimmen machen die Welt unübersichtlicher und bringen sie uns zugleich auf nie gesehene Weise nahe. Ein Mensch mit einer Uhr weiß immer wie spät es ist. Ein Mensch mit vielen Uhren ist sich nie sicher. Wenn aber die Uhr des Menschen mit nur einer Uhr falsch geht, ist er aufgeschmissen. Der mit den vielen Uhren dagegen hat gute Chancen, zu erkennen, dass etwas falsch läuft. Onlinejournalismus ist an der Zeit.
indiegogo.com: Erster Europäischer Mauerfall #
crowdfunding kampagne für die jüngste kampagne vom zentzrum für politische schönheit. hier ein artikel von georg diez dazu.
welt.de: Neil Gaiman: „Es gibt keine Erwachsenen, nicht einen einzigen“ #
ich bin ja grosser neil-gaiman-fan. also von seinen büchern, zumindest denen die ich gelesen habe und deren verfilmungen ich gesehen habe. auch wenn ich in der regel kein wort glaube, was in der welt steht, glaube ich es an dieser stelle einfach mal:
Mit einem Comic ist er berühmt geworden, seine Fantasy-Romane sind Suchtstoff. Doch jetzt ist Neil Gaiman etwas ganz Sonderbares unterlaufen. Ein Meisterwerk.
das buch ist jetzt auf meinem wunschzettel.
neues-deutschland.de: Das kann weg! #
leo fischer, der ehemalige titanic-chefredakteur, schreibt eine unwitzige kolumne. siehe auch was mela eckenfels dazu zu sagen hat.
humansofnewyork.com: “Before I joined the Marines, I used to perform in high school... #
schönes blog. kann man nicht oft genug sagen.
notesofberlin.com: Ein Versuch wert #
hihi.
jürg schubiger
eine sehr kurze kurzgeschichte von jürg schubiger, die mich vor vielen jahren mal sehr begeisterte. die geschichte erinnert mich daran, dass ich mal ein grosses faible für das selbstverständlich absurde hatte. irgendwie ist das im laufe der jahre verlorenen gegangen. gut, etwas ist von meinem alten faible vielleicht noch übrig: ich mache nach wie vor sehr gerne witze ohne pointe. aber vielleicht hätte ich mich in den letzten 15 jahren doch ab und an mal ins theater quälen sollen? oder mich mehr für literatur interessieren sollen? vielleicht hätte ich in den letzten 15 jahren ab und zu mal mit meinem freund hannes reden sollen, in dessen bibliothek ich diesen text damals fand?
getarnte soldaten
ein hauptmann stand mit seinen soldaten im wald. er sprach: „heute tarnen wir uns. es ist jetzt drei uhr. ich gebe euch zeit bis viertel nach drei.“ die soldaten liefen davon. einer steckte sich federn an und setzte sich ins laub eines baumes. andere kleideten sich in felle von füchsen und rehen und gingen wie diese tiere zwischen den stämmen herum. es gab auch solche, die sich bloss in löchern versteckten. der hauptmann ging durch den wald, als es viertel nach drei war. im gebüsch erblickte er den nackten fuss eines soldaten. doch er achtete nicht darauf, denn der fuss sah aus wie ein schweinsfuss. drei soldaten waren mit laub zugedeckt und zeigten nur ihre bäuche, die aber wie käse aussahen. als die übung vorbei war, rief der hauptmann alle soldaten zu sich. aber keiner hörte die stimme. auch am folgenden tag rief der hauptmann: „kommt alle mal her!“ doch umsonst. nie wurde einer wiedergefunden.— jürg schubiger, 111 einseitige geschichten von franz hohler (luchterhand literaturverlag, 1981)
nachdem ich den text gestern achtmal gelesen habe, hatte ich lust bekommen ein paar bücher von jürg schubiger zu kaufen. obwohl die wikipedia von einem „umfangreichen literarischen Werk“ spricht, findet sich bei amazon so gut wie nichts von schubiger. ausgewählte werke werden für über 60 euro verwuchert. schubiger texte gibt’s so gut wie nicht online, bei den perlentauchern gibt’s ein paar faktoide über schubiger (auch wennman dort noch nichts von schubigers tod im september mitbekommen hat). aber mich beschleicht das gefühl: irgendwas ist kaputt mit der literatur, wenn man schubigers texte nur zwischen pappdeckeln finden kann.
(ich hab mir aber die 111 einseitigen geschichten gekauft.)

brokkoli einmal mit tahinsosse und einmal mit knoblauch- und chiliöl. natürlich nach #ottolenghi. reis gabs auch.
links vom 02.11.2014
stefan-niggemeier.de: „Als Texte noch einmalig sein mussten, um gedruckt zu werden“ #
ich überlasse den kommentar zu diesem link heute mal peter hogenkamp:
Gestern schon gelesen, musste heute morgen gleich nochmal. Die Ironie, dass jemand schreibt, Journalisten seien so unsagbar toll und einzigartig -und dann schreibt er 15 Jahre lang immer denselben Artikel. Der nur aus zwei Versatzstücken besteht, von denen dummerweise auch noch eins schon lange nicht mehr gilt, denn wer trägt schon heute noch Flanellanzüge.
macleans.ca: Amy Poehler's radical message: 'Be nice. Work hard.' #
lesenswertes portrait von amy poehler von anne kingston.
Her advice to young women is smart, if unorthodox. Treat your career “like a bad boyfriend," she writes: “It likes you when you don't depend on it," a remark that offers help with bad boyfriends as well. The work, not the result, matters: “You have to care about how good you are and how good you feel, but not about how good people think you are or how good people think you look."
spiegel.de: Mini One: Kleinwagen von BMW mit Dreizylinder-Motor im Test #
ich hab den neuen mini kürzlich als mietwagen für ein wochenende gefahren. im prinzip ist das natürlich kein schlechtes auto, aber ich kann mich allen kritikpunkten von jürgen pander anschliessen: die lichtorgel in der mitte ist albern, die sicht nach oben ist sehr eingeschränkt und die schalterorgie in der konsolenmitte erfordert wochenlanges bedienungstraining. die 100 PS fühlen sich in der stadt tatsächlich wie hundert an, auf der autobahn fühlt man sich wie am lenkrad eines überladenen 75-PS-opel-ascona-coupe. andererseits reichen die 100 PS natürlich aus, auch um bei nächtlichen autobahnfahrten deutlich schneller zu sein, als die google-maps fahrzeitrechnung. und sparsam isser auch.
witzig fand ich jedenfalls, dass ich nach zwei stunden fahrt im mini der felsenfesten überzeugung war einen diesel zu fahren. der mini lässt sich hervorragend untertourig fahren, nagelt dabei aber aus unerfindlichen gründen wie ein taxi. aber vielleicht gehört das bei einem dreizylinder so.
gawker.com: Kevin Spacey's Body Inhabited by Spooky Ghosts of Still-Living Celebs #
ja, kevin spacey ist grossartig. aber jimmy fallon auch.
docs.google.com: Lessons Learned: Vorträge #
vortragstipps gesammelt von kathrin passig.
lammkebabs aus rindfleisch im zuccinimantel
wir haben uns zwei neue ottolenghi-kochbücher gekauft, weil fast alles was ich nach ottolenghi koche bis jetzt toll geschmeckt hat. diesmal auch eins [amazon-werbelink] mit fleischrezepten. heute wollte ich die lammkebabs (oder meinetwegen auch frikadellen) nachkochen. bei bolu gab’s nur halb und halb hack (rind und lamm) und der beim metzger gabs heute gar kein lamm — und wenn’s welches gibt, müsste ich gehackt gleich ein kilo kaufen. also rinderhack gekauft. ist auch lecker.
am meisten spass hat es gemacht den frikadellenteig herzustellen, neben gerösteten pinienkernen, weissbrot, feta und nem ei sind da überdosiert wirkende gewürzmengen drin: 1 teelöffel zimt, 1½ teelöffel gemahlender piment und je ein halber teelöffel pfeffer und salz.

die zutaten für den teig laut rezept:
- 2 EL pinienkerne
- 50 g in wasser eingeweichtes weissbrot ohne kruste
- 300 g hackfleisch (ich hab 400 gramm genommen)
- 50 g feta
- 1 teelöffel zimt
- 1½ teelöffel gemahlender piment
- etwas gemahlene muskatnuss
- 1 zerdrückte knoblauchzehe (ich hab 4 gequetschte genommen)
- 1 ei
- 15 g fein gehackte, glatte petersilie
die pinienkerne müssen natürlich erst geröstet werden, in einer pfanne ohne fett. später kommen sie dann mit all den anderen zutaten oben in den teig. wenn der teig gut verknetet ist, soll man laut ottolenghi zwölf 10 x 5 cm grosse „röllchen“ formen. ich hab mich verzählt und einfach 8 würste gemacht, die ich dann in relativ viel sonnenblumenöl von jeder seite zwei minuten fritiert habe.

die zuccinimantel-geschichte sind einfach zwei in dünne scheiben geschnittene und weichgebratene zuccinis. weil ich noch fett vom fleischfrittieren übrig hatte, hab ich die zuccini auch gleich mitfrittiert. danach sollen die zuccinischeiben um die fleischwürste gewickelt werden und die frikadellen nochmal 10 minuten im ofen nachgaren. hab ich alles so gemacht, das kann aber meiner meinung nach gut vereinfacht werden, indem man die frikadellen ein bisschen nachschmoren lässt oder wie üblich in einer pfanne mit wenig fett gart.

die sauce besteht aus einer dose (400g) aldi-pizzatomaten mit öl, salz, chilliflocken und knoblauch, die sich 20 minuten auf kleiner hitze um die hälfte reduziert. langweilig, passt aber.
das fleisch war sehr, sehr super. es hatte eine undefinierbare, aber angenehme schärfe, ich vermute vor allem vom zimt. trotzdem schmeckte der zimt nicht unangenehm raus, aber das essen machte schon ein bisschen lust auf weihnachten.
links vom 01.11.2014
digg.com: How Laser Tattoo Removal Works #
wie tatoo-entfernung funktioniert, enorm faszinierend und aha-effektiv.
siegstyle.de: Content essen Seele auf #
treffsichere beobachtung der medienkrise von alf frommer:
Neben den üblichen News teilen heute alle journalistischen Angebote Inhalte wie „Habicht greift Drohne an“, „Frau läuft 10 Stunden durch New York und wird über 100mal belästigt“ oder „Carolin Kebekus parodiert Atemlos von Helene Fischer.“ Diese Inhalte teilen dazu noch etliche Blogs und natürlich meine Facebook-Freunde oder die Menschen denen ich bei Twitter folge. Irgendwann klickt man vor lauter Verzweiflung drauf, weil man denkt: muss ja was dran sein. Doch der Leser klickt nur noch auf den Inhalt und verbindet ihn kaum noch mit dem Angebot, das ihn gepostet hat: Habe ich mir bei Spiegel Online den Habicht-Angriff angesehen? Oder bei bild.de? Oder war's bei den Blogrebellen? Huffington Post? Mashable? Krautreporter? Facebook? Twitter? Oder sonst wo? Die Marken verschwimmen hinter den immer gleichen Inhalten, mit denen der Journalismus von heute versucht, Leser auf seine Webseiten zu locken.
in mir kamen beim lesen vor allem zwei fragen auf. warum nutzen medien diese allgegenwärtigen inhalte nicht, um sich ihre finger wund zu recherchieren und damit ihre kernkompetenzen zu demonstrieren: recherche, einordnung, perspektivwechsel. was oder wer steckt hinter dem 10-stunden-new-york-video, was machen habichte sonst so, wenn sie keine drohnen angreifen, wen hat carolin kebekus sonst noch so parodiert oder hat schonmal jemand carolin kebekus parodiert? warum scheint es nicht zu funktionieren virale inhalte mit hintergründen zu versehen?
und umgekehrt; warum fehlt bei hintergründen oder abgehangenen geschichten fast immer an eingebetteten medieninhalten? zum beispiel diese geschichte über madonnas initialzündung: „Der Skandal macht den Star“. eine absatzlange abhandlung über madonnas auftritt bei den MTV video awards 1984 - aber kein link zum youtube-video mit der aufzeichnung der sendung.
gawker.com: Instagram Took Down Chelsea Handler's Topless Pic Three Times #
Handler is the latest in a small group of celebrities fighting for nipple equality.
wenn feministen für die gleichbehandlung von männern und frauen sind, sind warzisten dann für die gleichbehandlung von männlichen und weiblichen brustwarzen?
twitter.com/BoingBoing/status/527950649624125441 #
Tim Cook proud to be gay. Samsung said to be working on a larger, cheaper Gay boingboing.net/2014/10/30/tim… pic.twitter.com/NXLLhprTDI
— Boing Boing (@BoingBoing) 30.10.2014 23:30
thisisnthappiness.com: Sriracha #
hihi.
christian fahrenbach nennt „kürbis-gewürz-kaffee“ gerne „kürbis-kaffee“
christian fahrenbach schreibt im krautreporter „warum Kaffee nach Kürbis schmeckt“. das problem ist: der kaffee auf den er sich bezieht, die starbucks pumpkin spice latte, enthält nicht einen hauch kürbis. sondern gewürze mit denen man in den USA zum beispiel kürbiskuchen würzt. der kaffee schmeckt also gar nicht nach kürbis, sondern nach gewürzen.

der anreisser des artikel startet mit
Egal ob Kuchen, Kaffee oder Bier: Produkte mit Kürbisaroma sind in den USA ein 300 Millionen Dollar großer Markt.
das stimmt eben nur halb. in den gewürzten bieren kommt es durchaus vor, dass sie kürbis-bestandteile enthalten, die starbucks pumpkin spice latte eben nicht. in einer autoren-anmerkung am rande des ersten absatzes (die nur krautreporter-abonennten sehen können) differenziert christian fahrenbach das dann heimlich:
Im Pumpkin Spice selbst ist gar kein Kürbis enthalten. Es handelt sich um eine Gewürzmischung, unter anderem mit Zimt, Muskat und Ingwer.
ich reagiere ja auf unnötige ungenauigkeiten immer heftig kopfschüttelnd. wenn sie im titel oder anreisser stehen, kann der autor zwar meistens nichts dafür, aber christian fahrenbach macht munter weiter mit seinen ungenauigkeiten:
2003 hat Starbucks den Kürbis-Latte erstmals auf die Karte genommen …
auch hier wieder nur differenzierung in den exklusiven abonennten-anmerkungen. ist es wirklich nötig aus einer kürbis-gewürz-latte eine kürbis-latte zu machen und den link zu einer starbucks-mitteilung zum 200sten verkauften pumpkin spice latte in den anmerkungen zu verstecken? reicht der platz bei den krautreportern nicht aus um die dinge so zu beschreiben, wie sie sind?
ich fand viele texte bei den krautreportern schon sehr gut, aber bei christian fahrenbachs „Das Kürbis-Komplott“ ist nicht nur die überschrift gaga.

es gibt übrigens eine türkische gewüzpaste, mesir macun, die genauso wie der starbucks pumpkin-spice-sirup viel zucker und ganz ähnliche gewürze enthält: zimt, nelke, piment, ingwer, schwarzen pfeffer, galgant, koriander und neben vielen anderen gewürzen auch „orangenhaut“ (so stehts auf meiner packung). die paste wird in der türkei angeblich löffelweise als medizin verabreicht, aber man kann damit auch hervorragend kaffee süssen und würzen. pumpkin spice latte für arme sparsame sozusagen.
ich mag übrigens sowohl die mesir-paste, als auch die starbucks-kürbisgewürz-latte, weil sie mich an die pumpkin pies, die ich als 18jähriger in amerika mit grossem vergnügen in mich hineingefüllt habe, erinnern.
[nachtrag 01.11.2014]
christian fahrenbach hat den text transparent nachgebessert und hier kommentiert. find ich gut.
ios-safari-tabs in os-x-safari schliessen
eben im #yosemite safari tabs vom #ios safari geschlossen. toll! pic.twitter.com/AKKy30QWUj
— felix schwenzel (@diplix) 31.10.2014 09:54