robert basic hat mal bei FAZ, WAZ, spiegel, zeit, axel springer und focus nachgefragt, wie „man denn zu dem Zitatrecht und Zitaten der Blogger stehen würde, die sich auf die jeweiligen Medienquellen beziehen“ (einfache frage eigentlich, zumla die presseverleger ja eigentlich betonen, das zitatrecht würde nicht angetastet). eindeutige antworten gabs keine, nur die zeit hat klar geantwortet. robert basic fazitiert:
Weitere Anrufe bei anderen Verlagen ergaben klassisches Ping-Pong. Man müsse mich hierin und dorthin verweisen, Zuständigkeit und dies und jenes. Niemand drängelt sich vor. Der Grundtenor klingt beinahe so, als wären die professionellen Medien und Wächter der Demokatrie nicht in der Lage, professionell zu agieren, wenn es mal selbst um klare Meinugsbekundung in eigener Sache geht. Ich bin absolut erstaunt und auch froh, dass mein einfaches Experiment und Anliegen so auf Widerstand und Schwierigkeiten stößt.
die verleger meinen ja, das #lsr ergäbe keine rechtsunsicherheiten. dafür agieren sie aber recht unsicher, wenn nachgefragt wird.
daniel goffart, der leiter der hauptstadtredaktion des „focus“:
Für die vollständige Nutzung eines Artikels hingegen sollen Google & Co. in Zukunft bezahlen.
stefan niggemeier:
An welcher Stelle Google Artikel vollständig anzeigt und inwiefern eine solche Nutzung erst »in Zukunft« kostenpflichtig wird und es nicht längst ist, lässt Goffart offen.
fakten, fakten, fakten. und immer ans verdrehen denken.
schockierend. stefan niggemeier und lukas heinser treten dieses jahr nicht beim grand prix an. nein. nicht schockierend. sehr schade. vielleicht nächstes jahr von der ceBIT?
grossartig und wunderbar differenziert und auch für bundespräsidenten verständlich geschrieben, der offene brief an gauck:
Dass gerade Sie als Bundespräsident und großer Verfechter der Freiheit sich von dieser wichtigen Debatte abgrenzen und sie nicht als wichtiges Thema begreifen, macht uns große Sorgen. Es geht hier nicht um eine „Frauenfrage“, sondern um eine Frage der Geschlechtergerechtigkeit, die in der Verfassung verankert ist. Geschlechtergerechtigkeit kann nur dann gelingen, wenn alle dazu beitragen und Verantwortung übernehmen - „diesen Prozess sollte die ganze Gesellschaft vollziehen“, wie Sie so schön sagten. Nutzen Sie die Woche vor dem Internationalen Frauentag, um den hier lebenden Frauen den Rücken zu stärken. Helfen Sie, diese Gesellschaft zu verändern, damit alle Menschen in Freiheit und Würde leben können.
Kaum hat man die Jugend überstanden, befindet man sich in der Postadoleszenz. Nur einmal den Lebenswecker gesnoozt und schon ist alles dahin. Zumindest die Schönheit. Die Haare grau, die Haut schlaff, die Aura schwächlich, man schrupft ein und gleichzeitig erhöht sich das Gesamtvolumen. Älterwerden ist kein Spaß.
Es kommt das Alter der Zipperlein. Der nie endende Schnupfen, die große Erschöpfung. Alles siecht dahin.
david bowies neues album kann man sich kostenlos auf itunes anhören. hab ich gemacht und bin begeistert. ich fühle mich wie in den 80er jahren. wenn jetzt noch the cure ein neues album rausbringen das die essenz all der grossartigkeiten die sie in den 80ern produziert haben einfängt ohne nostalgisch oder gestrig zu werden — so wie bowie das hinbekommen hat — werde ich vielleicht wieder jemand, der seine musik-app auf dem telefon benutzt.
Für Quellen die unter das Leistungsschutzrecht fallen, und eine Anzeige eines Snippet in den Suchergebnissen wünschen, erheben wir eine Listungsgebühr in Höhe der dadurch im Rahmen des Leistungsschutzrechts entstehenden Kosten.
ob ein opt-in per erweitertem robots.txt ne lösung ist weiss ich nicht:
titleLenght=80
snippetLength=160
imageSize=200x200
speakingUrlDisplay=yes
copyright='Freedom of Citation License v1.0: Free manual and/or automatized citation is granted for the content hosted on this domain, within the restrictions defined in disallowed, titleLength, snippetLength, imageSize, speakingUrlDisplay as long as there is a link to the original source. All rights from the German Leistungsschutzrecht are waived.'
aber machbar ist das bestimmt — wenn es von google unterstützt wird, ziehen anbieter und andere suchmaschinen ruckzuck nach. /quote.fm
ich bin auch beeindruckt. moves zeichnet im hintergrund alle meine (grösseren) bewegungen auf. wenn und wann ich los zur u-bahn gehe, wenn ich fahre, wenn ich laufe, falls ich renne. im hintergrund, immer, einfach so — und das beste — es funktioniert.
Deutschland ist das Land des Rechthabens. Aber nicht nur das. In Deutschland reicht es nicht aus, bloß recht zu haben. Man muss auch schon immer recht gehabt haben. "Ich habe es schon immer gesagt", dieser Satz gilt in Medien wie auf politischen Bühnen als Ausdruck des Triumphs, quer durch alle Parteien. Und nicht nur dort, diese Haltung zieht sich durch die Bevölkerung.
und ich möchte das zitat oben noch mit einem anderen zitat von ascha lobo ergänzen, aus einem interview mit der ftd:
Internetexperte zu werden ist leichter, als Internetexperte zu bleiben: Das Netz wandelt sich enorm schnell.
so wie es aussieht funktioniert ab morgen weder blackbirdpie, noch das native oembedden von twitter-urls in wordpress. dank twitters api1.1.
das war ein bisschen voreilig. denn entgegen den eigenen ankündigungen hat twitter nun doch noch nicht der API 1.0 am 5. märz das licht ausgeschaltet, sondern führt vor der endgültigen abschaltung irgendwann (twitter legt sich nicht auf ein datum fest) erst noch „blackout tests“ durch, twitter dazu:
What dates should I be aware of?
We will perform the first of what we call "blackout tests" for API v1 on March 5th, 2013. We will not be permanently shutting off API v1 on this date. […]
What are blackout tests?
The blackout tests, which will take place on different days of the week and at varying times of day, are meant to help you better understand the impact the retirement will have on your applications and users. API methods will temporarily respond to requests as if the retirement has already happened -- with an HTTP 410 Gone.
On March 5th, 2013, from around 9:00am to 10:00am PST, we'll perform the first of these tests, limited only to unauthenticated requests. All unauthenticated requests during that time window will be responded to with a HTTP 410 Gone. Be sure to follow @twitterapi to receive notices before, during, and after the blackout test.
sollten die pläne für die abschaltung der API so umgesetzt werden wie geplant, bedeutete das (unter vielen anderem) für wordpress-plugins wie blackbird pie das ende. blackbird pie erlaubt es blogger in wordpress entweder mit einem shortcode oder einer twitter-URL einen tweet einzubetten:
diese anfrage liefert informationen zum twitter-avatar des benutzers, hintergrundbild, verwendeten farben und dem twitter-client zurück
daraus bastelt blackbird pie dann einen tweet in html
wordpress kann das seit ein paar versionen auch nativ, also ohne den blackbird-pie-plugin. aus einer einzelnen zeile mit einer twitter-URL baut wordpress soetwas:
diese anfrage liefert den einbettcode zurück,
den worpress dann wie oben anzeigt.
mit der twitter API 1.1 ändert sich an den API-abfragen ein entscheidendes detail. die anfrage muss authentifiziert sein. einfach, könnte man denken, jeder hat ja ein twitter account, dann authentifiziere ich mich halt. nur leider fragt man ja nicht selbst die API ab, sondern wordpress oder die web-app die man zum ins internet schreiben benutzt. damit die sich authentifizieren kann, muss man erst mit seinem twitter account eine twitter app erstellen:
und wenn man den namen der app, die beschreibung und website mit der man die app nutzen will eingegeben hat, die nutzungsbedingungen abgenicjt hat und ein captcha gelöst hat,
kann man sich die „OAuth settings“ erstellen lassen. die bestehen aus einem „Consumer key“ und einem „Consumer secret“
ausserdem muss man dann ein „oAuth token“ erstellen, dass aus einem „Access token“ und einem „Access token secret“ besteht.
mit diesen daten kann sich dann die webapp (das blog, der plugin) gegenüber twitter authentifizieren. einige wordpress-twitter-plugins oder webapps können das bereits und mit einer php oAuth-library kann man das mit ein paar PHP kenntnissen auch selbst nachrüsten. ich habe das in meine blackbird pie implementierung die ich für meine monatlichen twitter-lieblinge benutze kürzlich gemacht. meine monatlichen twitterlieblinge werden also noch eine weile so aussehen können wie sie aussehen (ich nutze aber auch kein wordpress hier). für den blackbird-pie-plugin selbst hat das noch niemand gemacht, der wurde seit über einem jahr nicht mehr aktualisiert.
es gibt auch noch eine weitere hürde die twitter seinen nutzern (bzw. entwicklern) in den weg gelegt hat: die twitter „Developer Display Requirements“.
in den „Display Requirements“ ist bestimmt wie ein tweet auszusehen hat. zum beispiel soll immer das profilbild angezeigt werden, der benutzername muss zuerst angezeigt werden, dann der @twittername. blackbird pie macht das andersrum, so wie twitter das auch vor einigen jahren noch gemacht hat. ausserdem findet twitter, dass der benutzername über dem eigentlichen tweet angezeigt werden muss. das macht blackbird pie auch umgekehrt. blackbird pie tweets wie der ganz oben, sind also aus der sicht von twitter illegal. theoretisch kann das dazu führen, dass twitter die app und die authentifizierung sperrt und man dann wieder auf dem trockenen sitzt.
frank westphal hat aus furcht vor konsequenzen die darstellung von tweets auf rivva entsprechend angepasst. das sieht jetzt ziemlich verhunzt aus. zum beispiel: rivva.de/188861715
andererseits kann man das auch verstehen. twitter will kontrolle über die darstellung von tweets haben und sieht mit dem kontrollierten zugang zum API eine möglichkeit dazu. völlig absurd ist aber die verrammelung des oEmbed-zugangspunktes. hier fragen wordpress und andere systeme ja nach der von twitter sanktionierten, geforderten und geförderten tweet-darstellung. wordpress merkt: oh ich habe hier einen tweet und fragt twitter: „wie soll ich den darstellen?“. das geht per oEmbed idiotensicher und einfach — ohne jede weitere konfiguration die der nutzer vornehmen muss.
immerhin scheint twitter hier ein einsehen zu haben. in einem ticket zur drohenden verrammelung des twitter-oEmbed-zugangs berichtet ein wordpress-entwickler, dass twitter einen rückziehen beim thema authentifiziertes oEmbed zu machen scheint:
Initial response from Twitter is that "the endpoint will continue to operate unauthenticated, as-is the spirit of oEmbed." Still trying to confirm whether that means 1.0's oEmbed endpoint will remain in operation past the 1.0 shutdown, if 1.1's oEmbed endpoint will be changed to be entirely unauthenticated, or both. Either way, we're in the clear in terms of not needing to implement something new.
dieses innehalten beim thema oEmbed ist einerseits beruhigend, andererseits erschreckend, wie kurzsichtig und rücksichtslos twitter beim durchpeitschen seiner API 1.1 vorgeht. benutzerfreundlich und innovationsfördernd ist das alles nicht.
immerhin gibts ja noch die methode gröner lieblingstweets zu verbloggen. mit screenshots.
ein boom der schwanzvergleiche. dirk olbertz versucht mit der reanimierung des blogscouts das messverfahren etwas anzureichern und nicht nur twitter, facebook und google+ erwähnungen, likes und plusse auszuzählen. wie das habe ich noch nicht verstanden. ich frage mich aber warum die schwanzvergleiche likezähler nicht auch dienste wie flattr, quote.fm, digg oder delicious und pinboard auswerten. eine API haben die alle. obwohl nein, die antwort ist wahrscheinlich ganz einfach, weil diese dienste nicht relevant genug sind.
router und routing-protokolle sind komplizierter scheiss. aber ohne den scheiss gehts nicht.
At CloudFlare, we spend a significant amount of our time immersed in the dark arts of Internet routing. This incident, like the incident in Syria, illustrates the power and importance of the these network protocols.
(den blogartikel habe ich niur gelesen, weil wirres.net auch durch cloudflare geroutet wird und ich am sonntag, wei alle cloudflare-nutzer, von einem 30 minütigen ausfall betroffen war.)
Mit dieser Recherche werde ich für den Rest meines Lebens meiner Frau erklären können, warum in der Suchhistorie meines Computers der Begriff “Porno" auftaucht.
[W]as passiert eigentlich, wenn Politiker gegenüber Journalisten direkt übergriffig werden? Die Frage stellte ich mir und zahlreichen Kollegen, nachdem im Zuge des Pattonviller Finanzskandals gleich mehrere CDU-Politiker mir ganz offen drohten. Sie legten mir nicht nur nahe, meine Recherchen dazu einzustellen, sondern es ereigneten sich - nicht ganz plötzlich, sondern nach Ansage - merkwürdige Zwischenfälle in meinem Büro und Hörfunkstudio.
„übergriffig“ ist kein sonderlich schönes wort. man sagt ja auch nicht angriffig oder überfallig. oder arschlochig. obwohl. warum eigentlich nicht?
ich finde diesen text in dem michael seemann sich anlässich der leistungsschutzrechts-für-presseverlger-verabschiedung im bundestag seine gedanken zu „systemimmanenten Problemen“ macht. etwas fefeesque (etwas polemisch eben. ein bisschen zu verschwörungstheoretisch. eine prise zuviel OMG), aber gut zu lesen.
In einer Nacht-und-Nebel-Aktion haben Bauarbeiter am Freitag damit begonnen, einen der letzten Mauerreste niederzureißen, damit dort Luxuswohnungen entstehen können.
An dieser Botschaft stimmt so gut wie nichts. Aber sie zündet. Und sie wird von Journalisten inzwischen weltweit weiterverbreitet.
was haben die leute eigentlich gegen luxuswohnungen? werden dort jetzt mittelmässige wohnungen gefordert? schrottwohnungen? ein campingplatz? oder gar luxus-brachland?
einige abgeordnete der opposition sind der abstimmung zum leistungsschutzrecht ferngeblieben und haben so der regierung geholfen das #lsr durch den bundestag zu bringen. eine der abgeordneten ist andrea nahles. wieder die nahles. andrea nahles hat damals schon der ihrer meinung nach verfassungswidrigen vorratsdatenspeicherung zugestimmt, mit „bauchschmerzen“, wie sie sagte. die opportunitätsmanöver von andrea nahles machen sie mir noch unsympathischer als ihr bräsiges auftreten. der abstimmung fern blieben aber auch einige andere fern. wolfgang michal auf carta:
Es haben auch nicht irgendwelche Abgeordneten „geschwänzt“, es waren die Spitzenleute der Oppositionsparteien. Von der SPD haben sich nicht beteiligt: Sigmar Gabriel, Andrea Nahles, Gernot Erler, Wolfgang Thierse, Heidemarie Wieczorek-Zeul und Barbara Hendricks. Bei den Grünen fehlte das Spitzen-Trio Jürgen Trittin, Claudia Roth und Katrin Göring-Eckardt. Bei den Linken fehlten Sahra Wagenknecht, Ulrich Maurer, Stefan Liebich und Katja Kipping. Es fehlten sozusagen die Parteivorsitzenden. Also jene Wahlkämpfer, die eine gute (Springer-)Presse brauchen. Könnte man denken. Aber ein solcher Gedanke wäre viel zu simpel. Zu verschwörungstheoretisch! Obwohl es eine “Verschwörung" ganz offensichtlich gegeben hat. Sagen wir: eine kleine Verabredung.
Ich bezahle einen Preis für eine Ware. Und ich bezahle dazu neunzehn Prozent, unter vielen anderen Steuern, daß sich ein Haufen Leute darum kümmert, daß alles mit rechten Dingen zugeht. Und für mich zeigt sich hier vor allem eines: Ich bezahle für Aufgaben, die nicht erledigt werden. Ich bezahle dafür, daß sich die Leute eben nicht überlegen, wie man diese Wirtschaft in Bahnen lenken kann. Sagen Sie mir nicht, das sei nicht möglich: dann dürfen Sie mir auch nichts vorwerfen.
Und das stört mich am meisten.
/maximilian buddenbohms wirtschaftsteil, in dem er sagt, dass es in dem text darum gehe, „dass der Verbraucher eben nicht an allem Elend des Marktes und der Welt Schuld hat und sich auch nicht unbedingt strengen Exerzitien unterziehen muss, bevor er etwas kauft.“
Im Schaufenster gesehen: dekorative Sofakissen mit aufgeflocktem Text „Platz des Himmlischen Friedens“. Harter Humor oder bloß Unwissen?
"Ich würde meine Kinder mehrsprachig erziehen" "Find ich gut, dann kann das Kind selbst entscheiden, in welcher es am liebsten programmiert"
Wolfgang Liebeneiner hat in den fünfziger Jahren mal gesagt: „In Amerika wird Film hergestellt wie Kunst und verkauft wie Ware, und in Deutschland ist es genau umgekehrt.“
Since The Magazine had no ads, and people could only subscribe in the app, I figured there was no reason to show full article text on the site — it could only lose money and dilute the value of subscribing.
That was the biggest mistake I've made with The Magazine to date.
jetzt gibts das magazin auch im web mit einer porösen aboschranke. ein artikel pro monat lässt sich im volltext anzeigen, danach muss man ein (jederzeit kündbares) abo für $1,99 pro monat abschliessen. ausserdem:
I even implemented a crazy passwordless login system. Check it out. You can create an account on the site without subscribing if you want to see it.
ich habe so ein gefühl, dass diese datenkrake-geschichte nicht von den grossen verlagen aufgegriffen wird. oder zu einem datenkraken-cover des spiegels werden wird.
[das lobbyplag kann und sollte man bei krautreporter unterstützen.]
Michael Moss is a Pulitzer-winning investigative journalist for the NY Times and he's written a book called Salt Sugar Fat. [...]
Moss researched the book for four years, interviewing hundreds of current and former processed-food industry employees and reviewing thousands of pages of industry memos. This weekend's NY Times Magazine has a lengthy excerpt from the book that's well worth a read.
stimmt. abgesehen davon, was ich auch mal sagen wollte: kottke.org ist ganz irre toll.
Denn, was bei Vine nicht übersehen werden darf, bei all der moderner Technik, die uns eine solche Möglichkeit einfach so in die Hand gibt: [...] was wir sehen, das hat einen ganz und gar analogen Ursprung. Keine Computeranimation, keine Tricks, keine Filter. Es sind Bilder, die quasi genauso eingefangen werden, wie dies auch schon vor 100 Jahren der Fall war. In dem wir Bildausschnitte wählen, Zeiten bestimmen, Kameraeinstellungen und -winkel.
kann ich gut verstehen, dass die katholische kirche versuchte die ausstrahlung von aufnahmen von kardinal meisner zu stoppen. so richtig vorzeigbar ist der alte mann in der tat nicht. immerhin hat er eine traumwandlerische sicherheit bewiesen in fettnäppchen zu treten die er irritierenderweise stets bei sich führt.
vor (sehr) vielen jahren träumte ich davon einmal ein kaffeehaus zu betreiben. es war kein sonderlich realistischer wunsch, sondern eine eigentümliche faszination die ich mit einem etwas idealisierten bild von kaffeehäusern verband. das eine bild das mir nicht aus dem kopf ging war ein typisches franszösisches café in dem man morgens im sonnenschein an einem kleinen bistrotisch sass, milchkaffee trank und ein schokocroissant ass. milchkaffee schmeckt nirgendwo so gut wie im frühen sonnenschein an einem bistrotisch unter einer grünen markise.
diese erinnerung muss sich vor ungefähr 25 jahren während meiner ersten interrail-reise in arcachon in mein gedächnis eingebrannt haben. vermutlich hatten wir vorher im schlafsack auf einer düne am strand geschlafen, was den geschmack des milchkaffees im sonnenschein vor dem café wahrscheinlich nochmal verbessert hat.
andere erinnerungen die ich nicht mehr aus meinem gedächnis bekomme sind die an wiener kaffeehäuser. auch dort war es wahrscheinlich nicht so sehr der geschmack des kaffees, sondern das ambiente, die eigentümlich altmodische art bedient zu werden und die gleichzeitigkeit von ohrenbetäubendem lärm von geschirr, stimmengewirr, musik und absoluter ruhe. eine ruhe die einkehrt, wenn einen lärm, mit dem man nichts direkt zu tun hat und der laut, aber nicht wirklich störend ist, wie watte verpackt und zu einer inneren ruhe führt, die ich nur aus cafés oder kaffeehäusern kenne.
natürlich wusste ich immer, dass einen kaffeehausbetreiber diese ruhe nicht unbedingt so erfasst, wie sie die gäste erfassen kann. im gegenteil, ein café zu betreiben ist wahrscheinlich ein ziemlich stressiger job, weshalb ich wohl auch nie ein café eröffnet habe.
aber kaffeehäuser haben noch eine andere eigenschaft die mich vom ersten besuch an fasziniert hat; sie sind das natürliche habitat von intellektuellen. zumindest empfand ich das damals so. ein blick in die geschichtsbücherwikipedia bestätigt meine vermutung allerdings:
Unter anderem Habermas betont in seinem Werk Strukturwandel der Öffentlichkeit die Funktion der Kaffeehäuser als wichtigen Bereich der öffentlichen Sphäre, durch die sich eine bürgerliche Öffentlichkeit etablieren konnte.
Aber nicht nur die Geschäftsleute hatten ihre Kaffeehäuser, es gab ebenso Stammcafés für Literaten (etwa das berühmte „Will’s“, in dem John Dryden Hof hielt, auch Alexander Pope verkehrte hier, oder das „Smyrna“, das Jonathan Swift und Daniel Defoe zu seinen Gästen zählte), für Gelehrte („The Grecian“), Juristen und Spieler. Kennzeichnend für Kaffeehausgesellschaften war die Überwindung von Standesdünkel – hier saßen einfache Leute und Adlige am selben Tisch zusammen und redeten über die Weltlage im Allgemeinen und ihre Geschäfte im Besonderen.
im oben verlinkten artikel heisst es dann weiter, dass kaffeehäuser auch „der Ursprung des Postwesens“ gewesen seien und „hinsichtlich der Entwicklung der Zeitung“ eine bedeutetende rolle gespielt hätten.
dass in modernen kaffeehäusern tageszeitungen und zeitschriften für die gäste auslagen, war zentraler bestandteil meiner jugendphantasie. wie grossartig das wäre, ein café zu betreiben, in dem alle möglichen zeitungen aus aller welt auslagen. wäre ich kaffeehausbetreiber geworden, wäre die zeitungsauswahl sicherlich sehr exquisit gewesen, wahrscheinlich erlesener als die kaffeequalität oder der service.
zeitungen sind, wie bücher, gucklöcher in die welt. man konnte mit ihnen, damals vor 20 jahren, selbst mit käseblättern wie den aachener nachrichten, in die grosse weite welt schauen. oder im urlaub zurück in die heimat blicken. zeitungen wurden auch damals schon zum verpacken von fisch oder porzellan benutzt, aber trotzdem waren sie damals wertvoll. weil sie der beinahe einzige weg waren auf einigermassen vernünftige und reflektierte art und weise in die welt zu schauen, oder einen blick in die maschinenräume zu werfen, die die welt am laufen hielten.
mein kaffeehaustraum stirbt seit einigen jahren, genauso wie die zeitungen sterben. vor zwanzig jahren habe ich gelegentlich noch 10 oder zwanzig mark für eine ein paar tage alte ausgabe der new york times bezahlt. vor 16 jahren habe ich mehrfach 20 oder 30 mark für eine ausgabe der wired bezahlt. seit ein paar jahren mache ich das nicht mehr — oder kaum noch. erstens gibt es internationale magazine und zeitungen ziemlich aktuell und günstig auch überall in deutschland am kiosk und zweitens das internet.
und das internet ist genau das geworden, was ich mir damals als ideales kaffeehaus vorgestellt habe. zeitschriften und zeitungen aus aller welt hängen kostenlos rum, überall sitzen intellektuelle, es herrscht lärm und rauschen — und doch findet man hier seine innere ruhe (beispielsweise wenn man ins internet reinschreibt). das internet ist ein wichtiger bereich der öffentlichen sphäre, in dem sich derzeit eine neue öffentlichkeit etabliert. literaten und kolumnisten halten im internet hof, sind ansprechbar und man redet über die weltlage und geschäfte. auch das postwesen hat sich im internet neu erfunden und es hat bedeutenden einfluss auf neue formen des journalismus.
vielleicht ist diese website genau die erfüllung meines alten traums, nicht nur mein digitales zuhause (oder heimat), sondern mein kleines kaffeehaus. nicht besonders gross oder irre frequentiert, aber meins, so eingerichtet wie ich es mag, ein bisschen gemütlich und durchgehend offen für gäste, die manchmal sogar was in die kaffeekasse werfen. zeitungenveröffentlichungen aus aller welt liegen für alle besucher kostenlos aus, teilweise sogar mit empfehlungen vom wirt.
andererseits gibts im internet keinen kuchen und keine wiener melange.
Ich bin jedenfalls sehr froh darüber, dass mir der Inhalt dieser lieb gewordenen Buchruine schon seit einigen Jahren als Textdatei zur Verfügung steht: Lesbar auf jedem System und Bildschirm, schnell nach bestimmten Textstellen durchsuchbar und formatierbar in Schriftart und -größe nach persönlicher Tagesform.
warum glauben so viele menschen, dass ebooks keine haptischen qualitäten haben? textdateien fühlen sich anders an als pdf-dateien. eine pdf-datei fühlt sich auf einem apple laptop anders an als auf einen mobiltelefon oder windows-rechner. vermisst eigenlich jemand die haptischen qualitäten von 5,25" oder 3,5"-disketten oder kinofilmen? /marcel weiss
auch wenn das „riot game“, das ein „kleines italienisches Entwicklerteam“ gerade entwickelt, für mich etwas doll nach krawall-verherrlichung aussieht und damit eher haarsträubend auf mich wirkt, empfinde ich die 8-bit-klötzchen-ästhetik sehr beeindruckend. trotz der niedrigstauflösung wirken die bilder, vor allem im promo-video, fast hyperrealistisch. aber wahrscheinlich bin ich nur nostalgisch.