Was für eine Heuchelei: Ausgerechnet jene, die permanent mit grellem Sex Auflage machen, schüren die Erregung über angeblichen Sexismus.
das ist schon ein bisschen witzig, dass gerade das arsch-und-titten-blatt stern die vorliebe von rainer brüderle fürs verbale angrapschen von jungen frauen thematisiert. andererseits kann man natürlich den wahrheitsgehalt von worten nicht direkt daraus ableiten, wo sie stehen. anders gesagt: ich habe überhaupt keine zweifel, dass franziska reich und andreas hoidn-borchers authentisch berichten. aber witzig ist das schon, dass das ausgerechnet im stern passiert. na gut, im hustler wärs noch nen ticken witziger gewesen. /bildblog.de
schon ein bisschen verwunderlich warum judith horchert und konrad lischka so eine hasskappe auf sophie schmidts reisebericht aus nordkorea hatten. nicht nur ich fand den bericht gut, er wird auch von den beiden us top-schlopp-mega-bloggern kottke und gruber in den himmel gelobt. jason kottke: „Her report contained a surprising number of Twitter-length nuggets of goodness.“ john gruber: „Fascinating, insightful, well-illustrated trip report by Sophie Schmidt, who accompanied her father Eric to North Korea.“
Es gibt übrigens einen einzigen fremden Mann, der einfach so die Worte Ich liebe Dich auf der Straße zu mir sagen darf: In meiner Nachbarschaft wohnt ein grauhaariger, bärtiger Opi, der ebendiesen Satz allen Menschen und Gegenständen zuflüstert, an denen er vorbeigeht. Erst gestern Abend sah ich ihn, wie er einen Baum umarmte und dabei lächelte.
frau dingens fasst unter einer etwas eigentümlichen überschrift strategien zusammen, wie auf vorwürfe von sexismus reagiert wird:
Das Opfer beschuldigen (Victim-blaming)
Ablenkung (Derailing)
Der Täter als Opfer
bei den ruhrbaronen nennt man das sehr passend den „männlichen bündnisfall“ und zählt das so auf:
Das „angebliche“ Opfer unglaubwürdig machen
Dem Opfer eigennützige Motive unterstellen
Dem Opfer selbst die Schuld geben
bei den ruhrbaronen sind ein paar zitate zu lesen, die einem die fdp und sebastian edathy noch unsympathischer machen als sie ohnehin schon waren (das ist ungefähr so verwunderlich wie etwas unter den absoluten nullpunkt runterzukühlen).
Die Aussage „Blogs sind in der Krise“ ist so zwar richtig, aber falsch: Die technischen Plattformen werden absolut weiter gut genutzt, verlieren aber relativ an kommunikativer Bedeutung, weil ihre typische Kulturpraxis im Social Layer des Webs aufgegangen ist, der weit größer ist.
Mit dieser Erkenntnis löst sich die ganze Diskussion: Nicht allein Blogs sind die Antwort auf zunehmende Komplexität der Gesellschaft bei gleichzeitiger Krise ihrer Institutionen, sondern der ganze Social Layer ist es, in dem Blogs als vorgreifende Kulturpraxis aufgegangen sind. Zeitungsblogs sind Copycats, ein Teil des Social Layers. Wer „Blogs in der Krise“ ruft, kommt mir ein bisschen so vor wie jemand, der „GRÜNE in der Krise“ ruft, wenn Atomkraftwerke abgeschafft sind und alle nur noch Bio essen.
blogs sind nicht in der krise, blogs diffundieren. kluger text von chritoph kappes. lohnt sich zu lesen.
10 monate war jens schröder schwanger, jetzt ist das baby online. als jens schröder seine idee erstmals formulierte habe ich nicht besonders positiv reagiert. einerseits ist das was man auf 10000flies sieht durchaus in dieser form neu, aber ich bin mir noch nicht sicher ob es etwas ist das mich interessiert. gemessen wird der massengeschmack der social media nutzer und ein blick auf die ergebnisse bestätigt mein vorurteil, dass mich das was die meisten interessiert meist kalt lässt. um den ironischen unterton des namen 10000 fliegen aufzugreifen: perlen findet man auf 10000flies nicht, sondern eben fliegennahrung. aber vielleicht stellt sich das ja wider erwarten als nützlich oder erkenntnisfördernd heraus.
jason kottke zitiert aus jeb boniakowskis text über seine vision eines meta-mcdonals am times square und den vergleich von fast food und molekularer küche:
How much difference really is there between McDonald's super-processed food and molecular gastronomy? I used to know this guy who was a great chef, like his restaurant was in the Relais & Châteaux association and everything, and he'd always talk about how there were intense flavors in McDonald's food that he didn't know how to make. I've often thought that a lot of what makes crazy restaurant food taste crazy is the solemn appreciation you lend to it. If you put a Cheeto on a big white plate in a formal restaurant and serve it with chopsticks and say something like "It is a cornmeal quenelle, extruded at a high speed, and so the extrusion heats the cornmeal 'polenta' and flash-cooks it, trapping air and giving it a crispy texture with a striking lightness. It is then dusted with an 'umami powder' glutamate and evaporated-dairy-solids blend." People would go just nuts for that. I mean even a Coca-Cola is a pretty crazy taste.
We could see what a typical McDonald's of 1970s Idaho was like. With actors dressed up and stuff. There would be segregation. Happy Meal toys based on racist cartoon characters. School kids would take trips there to learn Important Lessons.
das problem an diesem an dieser einen ticken zu bemüht ausgeschmückten und gedrechselten polemik ist, dass tyll schönemann kaum über berlin, sondern über die wahrnehmung der stadt durch jouranlistenaugen schreibt. und man sollte denken, dass ein autor der so alt aussieht wie tyll schönemann im laufe seines lebens bemerkt hat, dass es überall arschlöcher gibt, nicht nur in berlin. wer es nicht aushält mit arschlöchern die gleichen strassen zu teilen, wird wahrscheinlich nur als mann im mond glücklich.
Verlage sind für freie Links und Überschriften; es ist nur fair, dass etwa Aggregatoren eine Lizenz brauchen, um ihre auf fremden Inhalten basierenden Geschäftsmodelle zu realisieren. Das Prinzip des Leistungsschutzrechts ist also: wer gewerblich nutzen will, muss fragen.
Die deutschen Verlegerverbände lehnen die Vorschläge zur Medienüberwachung entschieden ab. Für den Zeitschriftenverlegerverband VDZ lässt die Sicht des Berichts auf Pressefreiheit aufhorchen: Man beklage politische Einflussnahme und übe sie gleichzeitig aus. Man setze auf staatliche Co-Regulierung statt auf Selbstregulierung. „Seit wann braucht freie Presse eine Zulassung, die entzogen werden könnte?", sagte ein Verbandssprecher dieser Zeitung. Wer Lizenzen vergeben möchte, übe Kontrolle aus, teilte der BDZV mit. „Der Weg zu staatlicher Zensur ist dann nicht mehr allzu weit."
verleger meinen also, lizenzen seien einerseits der weg in den unrechtsstaat, andererseits „nur fair“? staatliche zensur ist mist, zensur durch verleger ein wichtiger beitrag für die pressefreiheit in deutschland? ich bin dafür das sich der vdz und der bdzv in veb (verband ehemaliger baumschüler) umbenennen.
antje schrupp drückt die problematik um die »aktuellen Debatte um rassistische Begriffe in Büchern und die Frage, ob man „Klassiker“ verändern kann, soll oder muss« etwas hintergründiger als die 9½ jährige ishema aus. aber überzeugend sind aber beide. antje schrupp:
Es ist unausweichlich, dass sich die Bedeutung von Wörtern im Lauf der Zeit verändert, weil sich der Kontext ändert, in dem die Menschen leben, und entsprechend eben auch der Kontext, in dem diese Wörter gebraucht werden. Deshalb ist ein Buch, das über hundert Jahre hinweg sprachlich nicht verändert wird, schlicht und einfach nicht mehr dasselbe Buch.
kathrin passig schafft es mich mit diesen und ein paar weiteren sätzen in diesem interview zum umdenken zu bringen.
Das Argument lautet häufig: „Ich bezahle für ein E-Book praktisch dasselbe wie für ein Papierbuch, bekomme aber weniger dafür“. In mancher Hinsicht können E-Books - aus technischen wie aus rechtlichen Gründen - weniger als Papierbücher, in anderer Hinsicht aber wiederum mehr. Man hat sie immer dabei, sie wiegen nichts, sie sind leicht durchsuchbar, und so weiter. Genausogut könnte man also argumentieren, dass E-Books mehr kosten dürften als Papierbücher.
Letztlich ist beides egal, der Preis ist Ergebnis eines Aushandlungsprozesses und hat bei vielen Produkten nur sehr bedingt mit Herstellungs- und Materialkosten zu tun.
dieses ganze besitz- und buchhaptik-gedöns ist neben einem aushandlungsprozess natürlich vor allem gewohnheit. man kann die haptik eines buches gegenüber einem ebuch vermissen, so wie man die qualitäten eines federkiels bei einer metallfeder vermissen könnte. oder den geruch von tinte beim kugelschreiber vermissen. dem fortschritt sind unsere vorlieben und gewohnheiten allerdings egal, solange beim neuen die vorteile überwiegen.
Und wir merken uns: Die deutschen Zeitschriftenverleger erfinden im Kampf für ihr eigenes Gesetz ein parlamentarisches Votum, das es nicht gibt, um die angeblichen Unwahrheiten und die Demokratiefeindlichkeit von Google anzuprangern.
wenn ich sowas lese bin ich immer wieder verwundert für wie blöd die verleger die menschen halten. möglicherweise glauben die verleger das aus der vergangenheit ableiten zu können, so nach dem motto, wer jahrelang den schund und schrott den wir produziert haben für viel geld gekauft hat, kann ja nicht ganz dicht sein. also lügen wir die spacken die immer noch doof sind, aber leider gerade in scharen weglaufen, einfach weiter an, um sie wieder an uns zu binden.
gut dass das was deniz yücel so schreibt keine promotionen, sondern nur kolumnen sind. denn kolumnenistentitel kan man bei selbstplagierung nicht aberkennen. oder?
sehr, schön, jörg lau schreibt mit pathoswarnung warum er bloggt. und was man da so erleben kann:
Man ist als Blog-Betreiber sehr exponiert. Fehler, Meinungsumschwünge, Inkonsistenzen werden einem gnadenlos vorgehalten. Ist schon in Ordnung: Es schärft die Selbstwahrnehmung. Man muss sich dann öfter entscheiden, auch gegen den Mainstream bei einer Position zu bleiben. Oder aber einzuräumen, dass man sich getäuscht hat, oder von einem Eindruck aus der Kurve getragen wurde. Lernen auf offener Bühne ist schmerzhaft und greift die natürliche Eitelkeit an, ohne die sich niemand derart exponieren würde.
ich kann pathos nicht leiden, in buchstabenform und normalerweise auch in acryl oder öl. bei diesen bildern regen sich allerdings meine pathosreste aus der kinderzeit im hinterkopf. das ist wahrscheinlich das gleiche, was bilder von röhrenden hirschen bei über 70jährigen auslösen können.
judith horchert und konrad lischka versuchen sich auf spiegel.de über einen reisebericht der tochter von eric schmidt aus nordkorea zu empören. vielleicht wollten sich die beiden auch nur über die 19 jährige lustig machen und sind aus witzmangel aufs empören ausgewichen.
empörend finden die beiden beispielsweise, dass sophie schmidt schreibt pjöngjang sei „auf eine seltsame Art charmant“, obwohl sie doch wisse, „wie die herrschende Elite in Nordkorea herrscht - mit Gewalt, Abschottung und Propaganda“.
meine lieblingsstelle in horcherts und lischkas text ist diese:
Mancher Leser wird sich womöglich fragen, wie Eric Schmidt seiner Tochter erlauben konnte, dieses Geschwätz ins Netz zu stellen.
genauso kann man sich fragen, wie christian stöcker seinen beiden digitalressort-redakteuren horchert und lischka erlauben konnte ihr skandalisierendes gegeifer auf die angeblich „führende Nachrichten-Site im deutschsprachigen Internet“ zu kippen. vor allem da der lischka-horchert-artikel mindestens so irrelevant ist, wie die beiden glauben dass das „geschwätz“ von sophie schmidt irrelevant sei.
ich fand den artikel von sophie schmidt grösstenteils ziemlich gut, auch weil sie, anders als horchert und lischka, ohne stock im arsch ohne journalistenschulenüberheblichkeit schreibt und stellenweise fein beobachtet, beispielsweise als sie über einen computerraum an der kim-il-sung-universität in pjöngjang schreibt:
All this activity, all those monitors. Probably 90 desks in the room, all manned, with an identical scene one floor up.
One problem: A few scrolled or clicked, but the rest just stared. More disturbing: when our group walked in--a noisy bunch, with media in tow--not one of them looked up from their desks. . They might as well have been figurines.
Of all the stops we made, the e-Potemkin Village was among the more unsettling. We knew nothing about what we were seeing, even as it was in front of us. Were they really students? Did our handlers honestly think we bought it? Did they even care? Photo op and tour completed, maybe they dismantled the whole set and went home.
In Nordkorea werden die Studenten mit moderner Technik ausgebildet - das soll wohl dieses Bild aus der Bibliothek der Kim-Il-Sung-Universität beweisen. Die Studenten werkeln an Computern - im Anzug.
an vater schmidts „knappen“ nordkorea-reiseberichtmonieren judith horchert und konrad lischka schliesslich, dass er nicht die „anderen Probleme“ nordkoreas erwähnt.
dankenswerterweise übernehmen die beiden diese herkules-aufgabe und nennen alle anderen probleme nordkoreas beim namen:
unerernährung
mangelnder zugang zu leitungswasser
zwangsarbeit
hunderttausende politische gefangene von denen tausende in menschenunwürdigen gefangenenlagern umgekommen sind
brutalität bei hinrichtungen und folter
am ende ihres artikels fordern judith horchert und konrad lischka dann etwas überraschend, dass tom grünweg künftig unter alle seine artikel schreibt, für welche probleme autos verantwortlich sind. die ansprüche, die man an teenager stelle, müsste man als deutschlands führende nachrichten-site schliesslich mindestens ansatzweise auch selbst erfüllen.
[den artikel habe ich beinahe mit „horchert hört ein hu!“ überschrieben, fand das aber gegenüber konrad lischka ein bisschen unfair und ausserdem völlig sinnfrei. den inhalt des letzten absatzes habe ich mir ausgedacht bevor ich gestern abend ins bett gegangen bin. gestern abend fand ich das noch witzig.]
(die geolocation ist natürlich ein scherzversuch)
jürgen geuter findet (/quote.fm), dass kai biermann zum „Datenschutz-Establishment“ gehört und auf zeit.de „ebenso platt wie vorhersehbar“ auf facebooks pläne einer semantischen suche reagiert.
Junge und hungrige Leute wundern sich manchmal, wie die Bande an älteren Herren und Damen an die Schaltstellen gekommen ist. Besonders, da diese nicht unglaublich begabt wirken. Doch ihr Aufstieg geschah ganz harmlos. Die Leute, mit denen man mit Anfang 20 Billard spielt oder Bier trinkt, sitzen mit 30 alle in irgendwelchen Sesseln. Und mit 40 ist es von grossem Vorteil, sie anrufen zu können und «Du» sagen zu können. Eine ganze Generation steigt hoch, wie der Schimmel im Abwasch eines Junggesellen. Der beste Satz, den man Jugendlichen zu Theorie und Praxis der Karriere sagen kann, ist: Wart mal.
annett meiritz im gedruckten spiegel mit einem tonfall und einer unprätentiös-ichigen und doch kristallklaren art zu schreiben und zu argumentieren, die ich mir für den print-spiegel viel öfter wünsche:
Ich kenne viele männliche Journalisten, für die es selbstverständlich ist, sich mit einem Politiker zum Abendessen zu treffen. Bei den Piraten reicht es schon, wenn man sich in einem Café mit einem Informanten trifft, um eine Affäre angedichtet zu bekommen. Ich habe keine Lust, darüber nachzudenken, ob ich bei einem Gespräch mit einem Politiker lächle oder nicht, weil das als Flirtversuch missverstanden werden könnte. Oder darüber, ob ich besser im Hosenanzug als im Etuikleid zum Interview erscheinen soll. Grübeln männliche Journalisten darüber nach, wie oft sie lächeln, wenn sie - sagen wir - mit Ursula von der Leyen reden? Oder machen sie sich darüber Gedanken, ob sie zum Sexobjekt werden, wenn sie auf dem Parteitag ein besonders elegantes Sakko tragen? Nein? Prima! Genau das möchte ich auch.
martin eiermann unterhält sich mit laura olin, die die 2012er online-kampagne von barack obamas leitete. leider erfährt man in dem interview nichts neues, ausser das obamas kampagne über facebook mehr geld sammeln konnte als über twitter.
gestern im mehringhoftheater mal wieder, nach acht jahren, fil im soloprogramm angeguckt. dabei fiel mir auf, dass fil bereits vor acht jahren über „die schwaben“ lästerte und sich jetzt nur noch über die schwabenlästerei lustig macht.
ebenfalls vor acht jahren hat irgendwer in der titanic sehr auf den punkt über fil geschrieben:
Und noch etwas kommt in FIL zusammen: Professionalität und Dilettantismus. Das Resultat ist kultiviertes Chaos. Nahezu vollkommen ist sein Timing, seine Geistesgegenwart, seine Pointensicherheit, sein Talent zum Sprachschöpferischen, seine Bühnenpräsenz. Dazu im reizvollen Kontrast stehen seine beschränkten technischen Fertigkeiten.
das gilt alles nach wie vor, eine sehr gesunde und unterhaltsame mischung aus fertig geschreibenem zeug und improvisation und publikumsverarsche. vor acht jahren dachte ich noch, fil habe das zeug ganz gross rauszukommen, jetzt zeigt sich, fil hatte das nie vor und das ist auch gut so. fil funktioniert auf der mattscheibe nicht mal halb so gut wie auf einer kleinen bühne.
abgesehen davon jongliert niemand so gut mit den metaebenen wie fil. er macht sich über alles lustig, über das lustigmachen, mütter, väter, zugezogene, einheimische, sich selbst, seine witze. mit all meiner kraft rufe ich jedem einzelnen (berliner) leser zu (und spendiere ein ausrufezeichen): hingehen!
ich bin johnny sehr dankbar, dass er mich, also uns, auf die aktuellen videos von ze frankhingewiesen hat. ich wusste zwar das er (ze frank) nach der kickstarter infusion was neues macht, habe aber nie nachgesehen ob er schon angefangen hat. so wie auch auch nie in den einen karton oben rechts im regal reingucke.
jedenfalls sind da ein paar wirkliche perlen des videoschnitts und der filmschnipselkommentierung zu finden:
aaron swartz 2009 in einem interview mit ronaldo lemos:
When I was a kid, I thought a lot about what made me different from the other kids. I don't think I was smarter than them and I certainly wasn't more talented. And I definitely can't claim I was a harder worker — I've never worked particularly hard, I've always just tried doing things I find fun. Instead, what I concluded was that I was more curious — but not because I had been born that way. If you watch little kids, they are intensely curious, always exploring and trying to figure out how things work. The problem is that school drives all that curiosity out. Instead of letting you explore things for yourself, it tells you that you have to read these particular books and answer these particular questions. And if you try to do something else instead, you'll get in trouble. Very few people's curiosity can survive that. But, due to some accident, mine did. I kept being curious and just followed my curiosity.
ich glaube das stimmt nur halb (was schon irre viel wäre). wenn man seine neugier konsequent befriedigt, wird man konsequent klüger. nur muss das durch neugier angefressene wissenspolster ja auch wieder rekombiniert und ausgeschieden werden. dabei hilft einem die neugier nur ansatzweise. (zitatauswahl komlett übernommen von daringfireball.net)
Not using knowledge is an offense to it. If it cannot fly free beyond the confines of content, knowledge cannot reach its full value through collaboration, correction, inspiration, and use.
inhalte, aufgeschriebene worte sind nichts ohne rezeption. inhalte leben weder auf papier, noch auf webseiten, kindles oder bildschirmen, sondern im kopf des rezipienten. und von dort aus pflanzen sie sich fort, durch inspiration, inzucht, vermischung, neuformulierung und auch missverständnisse. wenn man über dieser wunderbaren mechanismen nachdenkt, kann es zu gänsehaut kommen.
Sie nehmen allerdings die Zerstörung ganzer Branchen in Kauf für die Hoffnung, dass alles irgendwann gut wird.
wenger antwortet:
Tatsächlich wird vieles erst schlimm, bevor es gut wird. Die Firmen, die von der alten Ordnung profitieren, werden sich wehren, ebenso Parteien oder Regierungen. Denn dank des Internets werden alternative Formen der politischen Willensbildung möglich. Das ängstigt die Politiker. Aber es wird noch schwieriger, wenn man sich den Entwicklungen nicht stellt. Wir reden von einer historischen Entwicklung zu einer Welt, die weniger Hierarchien kennt, mehr Freiheiten bringt, die Leute zielgenauer und billiger bedient und weniger Ressourcen verschwendet. Das ist eine gewaltige Chance, die wir nutzen sollten, statt sie zu bremsen.
ich finde beides, die frage und die antwort unbefriedigend. haben die säugetiere das aussterben der dinosaurier „in kauf“ genommen? nehmen internationale handelbeziehungen die zerstörung lokaler wirtschaftsysteme in kauf? nahm ich mit dem wiederholten kauf einer taz den wirtschaflichen ruin der FTD in kauf? oder anders gefragt: warum sind journalisten oft verfechter des fortschritts in allen branchen, ausser der verlagsbranche?
und zu wenger: sollten wir chancen die sich bieten nicht auch mal durchdenken und aus allen möglichen perspektiven diskutieren, bevor wie sie ungebremst „nutzen“? wozu die eile? ach ja, deshalb.
eine der besten kolumnen von sascha lobo seit 4 wochen. im ernst. ich glaube er hat sehr recht mit seiner grundthese:
Der wirtschaftliche Erfolg Deutschlands hängt an der Infrastruktur - umso fataler ist die politische Geringschätzung der digitalen Infrastruktur.
Wir wollen nicht akzeptieren, dass Berliner uns wie Bürger zweiter Klasse behandeln. Während Schwaben an der kulturellen und wirtschaftlichen Zukunft der Stadt arbeiten, siechen Berliner in ihrem Trotz dahin. Wir fordern die Ausweisung des antischwäbischen Agitators Wolfgang Thierse aus Schwabylon.
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"heute ist mir die fucking früchteteekanne zerschellt und indira-charmaine hat in die bauecke geschissen!" ich mag meine erzieherinfreundin.
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Tag ist schon jetzt erfolgreich. Habe gelernt, dass Hogwarts im Niederländischen "Zweinsteins Hogeschool voor Hekserij & Hocus-Pocus" heißt.
wolfgang michal behauptet irgendwas im freitag und vergisst vor lauter aufregung das zu belegen oder wenigstens ein paar argumente aufzuschreiben:
Doch es gibt bei den Bloggern auch eine Mitschuld: Ihr elitäres Gehabe gegenüber Anfängern, die Vernachlässigung der gegenseitigen Unterstützung und die unzulängliche Moderation in den Kommentarspalten haben die deutschen Blogger ziemlich einsam werden lassen - und ihre großen Egos in die Arme der Altmedien getrieben.
„die deutschen blogger“, „die schwaben“, „die altmedien“, „die ausländer“, „asylbewerber“ — leute die undifferenzierten quark schreiben oder sagen sollte man mit spott überschütten. und wolfgang michal sollte man mal fragen, welche krise er gerade durchmacht, dass er solche lieblosen texte produziert.
text mit erstaunlich vielen flüchtigkeitsfehlern. und ich meine nicht flüchtige rechtschreibfehler, sondern das mit den fakten:
Und zwischen Twitter und Facebook herrscht ebenfalls kalter Krieg, was man spätestens im Herbst gemerkt haben sollte, als Twitter die Card-Unterstützung für Instagram einstellte.
nicht twitter hat die card-unterstützung für instagram eingestellt, sondern instagram (das facebook gehört) hat die instagram-vorschaufunktion auf twitter eingestellt.
Es fehlt eine Demokratisierung der Angebote. Was WordPress für die Contentherstellung geleistet hat, muss es auch für andere relevante Dienste geben. Es fehlt zum Beispiel ein Anbieter, der einen Mailserver mit einer Oberfläche versehen kann, die Ähnliches wie Google oder Outlook anbietet und für man eine eigene App erstellen kann.
anbieter, aber auch serverbasierte opensource-anwendungen (wie beispielsweise roundcube), die einem ähnliches wie googlemail anbieten, gibt es unfassbar viele. gerade der bereich email ist wirklich gut abgedeckt mit „demokratisierenden angeboten“.
Gleiches gilt für Cloudspeicher, Online-Dokumente usw. Theoretisch könnte man so seine eigene Infrastruktur aufbauen, die unabhängig von den großen Anbietern macht.
ich finde das gilt auch für cloud-speicher und online-dokumente. nie war die auswahl an kostenpflichtigen und -losen angeboten in diesen bereichen so gross wie heute. spontan, ohne nachzugucken fallen mir dropbox, amazon, owncloud, diverse heim-NAS-systeme die auch von ausserhalb erreichbar sind ein. gerade das was AVM mit den fritzbox-NAS-funktionen veranstaltet kann einfacher kaum umgesetzt werden.
Vielleicht ist das auch die Zukunft, dass das Netz in die Hände der User zurück überführt wird. Johnny hatte dazu die Tage ja auch einen weit beachteten Artikel geschrieben. Zumindest ließe sich so die drohende faktisch schon laufende Aufhebung der Netzneutralität ausbremsen.
was das alles mit „netzneutralität“ zu tun hat verstehe ich nicht. und wie genau droht etwas, das schon läuft?
cory doctorow mit dem digitalwelt-erklärbärtext des jahrzehnts:
The reasoning for DRM goes like this: "I sold you this [ebook/game/video] for the following uses. If you figure out a way to get any more value out of it, it belongs to me, and you can't have it, until and unless I decide to sell it to you."
In the pre-digital world, this would have been laughable. "I sold you that book: if you want to use it to keep the table from wobbling, you'll have to pay me extra." Or: "I sold you that game to play in your house. How dare you bring it on holiday with you?! You owe me!" Or: "That TV was sold to you for the purposes of watching programmes, not to be used as a white-noise machine to lull your newborn to sleep, and certainly not to support a pile of knick-knacks!"
Of course, removing positive externalities also removes value. Cars are worth more because of the used-car market. University textbooks command a higher price because of the market for used textbooks. If either sector managed to kill those externalities, it would be selling goods that its customers valued less (and would likely find that they demanded lower prices for them, too).
Der Soziologe Andrej Holm zu Wolfgang Thierse, der Landsmannschaftsehre des Schwaben und zur Banalisierung sozialer Konflikte
zusammenfassung in meinen worten: das problem der gentrifizierung ist viel zu ernst, als dass man darüber witze machen sollte. bei solchen themen ist es wichtig mit ernstem gesicht und einer grossen anzahl fremdwörter politische diskussionen über ursachen — und nicht über schwaben — zu führen. mich persönlich stört übrigens an der gentrifizierungs- oder schwabisierungsdebatte übrigens die kleingeist- und humorlosigkeit. was andererseits aber auch kein wunder ist, geht es doch darum wie wir leben wollen und unser aller selbstverständnis. wenns um unsere eigenen ärsche und schrippen geht, fällt es uns schwer locker zu bleiben. /bov
sara peschke über das comeback der boxerin rola el-halabi, nachdem sie von ihrem vater niedergeschossen wurde.
Es war der 1. April 2011, der aus der Geschichte von Rola El-Halabi das Drama machte, das nun alle hören wollen. In einer Sporthalle in Berlin-Karlshorst wollte die damals 25-Jährige ihren WM-Titel gegen die Bosnierin Irma Balijagic-Adler verteidigen. Es kam nie dazu. Ihr Vater stürmte kurz vor dem Kampf in ihre Kabine, in der Hand eine Neun-Millimeter-Pistole. Zielte auf die rechte Hand, drückte ab; zielte auf den linken Fuß, drückte ab. Die dritte Kugel durchbohrte das linke Knie, die vierte den rechten Fuß.
aha, die lieblingsthese der deutschen intellektuellen ist also schon seit 1995 bekannt: „computer machen dumm“. wenn das nicht als beweis zählt. (um zwei ecken via @peterglaser)