geiseln der rechtschreibkorrektur
ein bisschen musste ich schon lachen, als ich am montag im gedruckten tagesspiegel folgendes las:
Jahrhundertelang war sie eine der Geiseln der Menschheit, inspirierte aber auch die Kunst: die Syphilis.

immerhin — und das kann man gar nicht genug loben, hat der tagesspiegel es für die online-version korrigiert.
wir plagieren dazs
toll, häagen-dazs wirbt jetzt mit dem mcdonalds-claim „ich liebe es“. na gut ein bisschen abgewandelt, trotzdem abgenudelt.

demnächst wirbt dann die bäckerinnung mit „ich liebe brot“, bastian sick mit „ich liebe dem“, rocco siffredi mit „ich liebe die“ und beate uhse mit „wir lieben liebesmittel“. oder so.
[nachtrag 20:30h]
so gehts natürlich auch.
charles peugeot arbeitet für citroën
sachen gibts:

charles peugeot appointed as citroën UK sales director.
[via top gear s15e05]
vpn

heute habe ich bei patrick wollny gelesen, wie er sich seinen „Fernseh/Filmtraum“ erfüllte: mit einem VPN. ein VPN-zugang mit dem sich das blödsinnige GEO-Blocking umgehen lässt, dass uns innovationen beschert hat wie youtubes fehlermeldung „This Video is not available in your country“ oder die sperrung des streamings von „the it-crowd“, wenn man ausserhalb von grossbritanien lebt.
patrick wollny hat das umgehen des geo-blockings mit dem kostenpflichtigen service blackvpn.com erreicht, also hab ich das auch mal ausprobiert:
mit dem referral-Code von patrick wollny (PVMYKHR) kostet das „global package“ mit dem man sich anonymisiert als brite, amerikaner oder europäer ausgeben kann für drei monate nur 10 euro (regulär 10 euro pro monat). nachdem vor einer weile ich mit dem kostenlosen (werbefinanzierten) dienst „hotspot shield“ keine so guten erfahrungen gemacht habe (zu langsam, unvollständige integration) hab ich mir also mal das „global package“ von blackvpn besorgt, es konfiguriert (einfach) und getestet. und ich muss sagen, ich bin begeistert, es funktioniert durch die fritzbox sogar mit mehreren individuellen vpn-tunneln von verschiedenen rechnern.
hulu funktioniert, der bbc iplayer und channel4 funktionieren ruckelfrei und zuverlässig. alles anonym (blackvpn fertigt keine logfiles an), sicher (mein provider sieht nicht mehr auf welchen seiten ich surfe) und eben ohne blockwarte die einem sagen, man komme aus der falschen region.
als ich eben beim abendbrot begeistert davon erzählte was man jetzt plötzlich alles sehen könne und wie toll das funktioniere, sagte das kind nur trocken: „VPN? bei mir inner schule haben das schon alle“.
naja. jetzt haben wir es eben auch. und ich kanns nur empfehlen.
[hier gibts ne liste von weiteren VPN-diensten]
[nachtrag 31.07.2010]
ich habe jetzt auch einen eigenen referal-code mit dem man blackvpn billiger bekommt (und ich kostenlose blackvpn-zeit wenn sich menschen dadrüber anmelden): PVUVGHT
lügen heisst jetzt „PR“
derwesten schrob (und zitiert damit ein bild-interview mit rainer schaller):
Zu den erwarteten Besucherzahlen von bis 1,4 Millionen sagte Schaller, solche Zahlen vorab seien Schätzungen. Auf so einer langen Veranstaltung „kommen und gehen Menschen“. Fakt sei, dass bis 14.00 Uhr nur 105 000 Menschen mit der Bahn gekommen seien. Und Luftbilder bewiesen, dass der Platz zum Zeitpunkt der Tragödie nur zu 75 Prozent gefüllt gewesen sei. Auf die Frage, ob die hohen Zahlen also nur PR und nicht die echte Teilnehmerzahl gewesen sei, sagte Schaller: „Das kann ich nicht verneinen.“
daran sieht man, dass es eine ganz hervorragende idee ist solcherlei lügen-PR zu machen, denn jetzt geniesst rainer schaller als loveparade-veranstalter natürlich grösstmögliches vertrauen, wenn er sachen sagt wie:
Alle Auflagen, die wir bisher geprüft haben, haben wir zu 100 Prozent erfüllt.
[nachtrag 9:55h]
erst jetzt gesehen, dass derwesten sich bei den schaller-ziaten bei der bild-zeitung bedient hat.
rügen

alles was ich bis vor kurzem über rügen wusste, war geprägt von diesem bild von caspar david friedrich.
nach unserem urlaub auf rügen weiss ich, dass die wirklichkeit, wie so oft, ganz anders aussieht:

na gut. das war polemisch. rügen ist an vielen ecken noch viel schöner als caspar david friedrich es darstellte. wie zum beispiel hier, auf der halbinsel mönchgut.

oder hier, im nationalpark jasmund, an der rügens kreidefelsen steilküste langsam aber sicher abbröckelt.

die kreidefelsen und bäume, die sich caspar david friedrich zum vorbild für sein (höchstwahrscheinlich) konstruiertes bild nahm, dürften schon lange in die ostsee gefallen sein. so hiess es in diversen reiseführern, dass die wissower klinken friedrichs vorbild gewesen sein könnten, dabei existierten sie zu caspar david friedrichs zeiten noch gar nicht, sondern erst später durch das küstenbröckeln entstanden. 2005 sind dann auch die eigentlichen wissower klinken ins meer gestürzt.
die rügener kreidefelsen kann man auf dreierlei art betrachten, von oben, über einen wanderweg durch den nationalpark jasmund, von unten, vom strand aus oder vom meer aus. wir haben sie von oben und vom meer aus betrachtet.

oben auf den kreidefelsen rumzuklettern ist ein bisschen unheimlich, da die felsen teilweise sehr hoch sind und selbst der relativ frisch angelegte wanderweg teilweise opfer der erosion geworden ist.

die küste um den nationalpark jasmund wird übrigens durchaus absichtlich nicht vor der erosion beschützt. es gibt keinerlei küstenschutzmassnahmen, wie wellenbrecher, vor den kreidefelsen. das ist schön anzusehen, aber auch ein bisschen morbide.
prora
prora ist auch ein bisschen morbide. ein mehrere kilometer langer, unvollendeter bau, der den nazis zur volkserholung dienen sollte und der nach dem krieg teilweise gesprengt, teilweise leer stehen gelassen wurde und später der NVA als kaserne diente. oben im norden bröckeln die ruinen als rohbauten vor sich hin, weiter südlich, in dem teil der der NVA als kaserne diente, wird der bau als diskothek, zum softeisverkauf und als musuem genutzt.


über prora und das „NVA-museum“ (oder die „KulturKunststatt Prora“) kann man sich furchtbar aufregen oder einfach reingehen und sich beständig an den kopf fassen.
das museum besticht vor allem durch seine völlig ungeniert zur schau gestellte piefig- und spiessigkeit, aber auch völlige hilflosigkeit und hang zum absurden. dieses bild fasst die absurdität und spiessigkeit auf das treffenste zusammen:

auch die originalgetreu nachgestellten NVA manschafts- und gäste-quartiere stürzten mich vor überbordender DDR-spiessigkeit beinahe in depression:


genauso wie die zahlreichen kopfsteingepflasterten landstrassen auf rügen, die dauercamper auf den campingplätzen und die sächselnden urlauber, weckte das NVA-, KDF und dings-museum mit seinen DDR-gardinen und -tapeten unfassbar viele assoziationen an meine DDR-besuche in den siebziger- und achtziger jahren. das einzige was neben der einlullenden spiessigkeit noch fehlte war der geruch von brennender braunkohle.
besonders beeindruckend fand ich die völlige konzeptlosigkeit des musseums. einerseits wird prora und seine geschichte scheinbar neutral und authentisch dokumentiert und erhalten (ein raum rekonstruiert sogar das aussehen der geplanten KDF-urlauberzimmer, selbst die gästetoiletten unterscheiden sich durch nichts ausser den amaturen von den NVA-austellungstoiletten), andererseits sind mehrere räume vollgestellt mit hunderten antiker nähmaschinen, schreibmaschinen oder ausgestopften tieren. warum und wozu (um es mal turiesque auszudrücken): unklar.
völlig unklar auch, warum nachgestellte manöver- oder kriegsszenen mit blutigen spielzeugsoldaten in einem museums-„modellbauzirkel“ mit 11 oder 12jährigen kindern im modell nachgebaut und in einem eigenen raum ausgestellt werden.

obwohl völlig unklar ist es dann doch nicht, in der werbebroschüre des „förderkreises binz jugend aktiv“ schreibt der kursleiter:
Die Teilnehmer/innen lernen so auf spielerische Art den Umgang mit verschiedenen Werkzeugen und Farben, entwickeln handwerkliches Geschick und trainieren ihre Ausdauer und Konzentration auf spielerische Art und Weise und haben nach Fertigstellung ein Erfolgserlebnis.
das mit dem umgang mit den farben muss allerdings noch geübt werden:

essen
auf rügen gibt es an jeder ecke einen discounter und an jeder zweiten ecke einen fischstand, der selbstgeräucherten fisch verkauft. in der hochsaison haben sowohl die rügener discounter, als auch die räucherfischverkäufer jeden tag in der woche geöffnet. das hatte zur folge, dass wir jeden mittag geräucherten fisch assen (das kind möchte übrigens „nie wieder“ fisch essen) und fast jeden abend in alufolie gewickelte und auf holzkohle gelegte kartoffeln, die wir jeden tag mit einem kräuterquark eines anderen discounters (und salat, gemüse und gelegentlich fleisch) kombiniert verspeisten. zum nachtisch gabs fast immer wassermelone.
das hört sich jetzt unglaubwürdig an, aber selbstzubereitetes essen auf dem campingplatz schmeckt ungefähr 20mal besser als anderswo.
und den besten räucherfisch gibts in vitt (qype review).
lupo
erstaunlich was alles in einen lupo passt. drei personen, ein viermann-zelt, ein viermann schlauchboot, ein tisch, zwei luftmatrazen, drei decken und kopfkissen, eine komplette bad und küchenausstattung, ein grill, zwei taschenlampen, sechs stühle, ein wasserkocher, ein kühlschrank, drei reisetaschen, ein laptop, drei handys, zwei ipods, ein navigationssystem, ein sonnenschirm, drei bastmatten, ein ventilator, drei wäscheleinen, ein handfeger, eine spülschüssel, zwei öllampen, sechs paar schuhe, sechs bücher. was keinen platz mehr hatte waren: ein liter milch und drei kilo holzkohle.


strände
rügen hat unglaublich viele strände. alle riechen ein bisschen unangenehm, was an der derzeit stark mit algen belasteten ostsee liegen kann oder an meinem mundgeruch. manche strände muten beinahe karibisch an (zum beispiel westlich vom kap arkona), manche (wie die an den ostseebädern binz, baabe oder göhren) wie überlaufene nordsee- oder sylt-strände und manche wie steinbrüche. manche strände wirken wie das ufer des gartenteichs bei meinen eltern, andere wie die an einem baggersee, andere wirken entrückt und überzeichnet wie strände aus dem spiel „myst“.









[die fotos mit einigermassen realistischen farben hat die beifahrein mit einer richtigen kamera gemacht, die mit den verwaschenen, stichigen farben habe ich mit meinem palm pre gemacht. falls sich jemand wundert.]
datuw und uhrzeit
meta
so ähnlich war es bei mir und der beifahrerin auch
relevanz ist firlefanz

ganz im ernst, lokalblättchen lesen (hier ostsee-zeitung) macht spaß. alles sehr, sehr entschleunigt.
endlich urlaub!
volksparteien im internet
interessanter vortrag des grünen öffentlichkeitsarbeiters robert heinrich über soziale netzwerke „als Seismograph, die Macht der vernetzten Unterstützer, wachsende Wechselstimmung und charismatische Mobilisierung“ auf carta:
Parteien waren eigentlich immer schon dezentrale Kommunikationsnetzwerke. Ein Parteivorsitzender wusste nie, was sein Mitglied am Wahlkampfstand wirklich erzählt. Den immer wieder genannten “Kontrollverlust” gibt es also schon immer, im Netz setzt er sich jetzt fort. Der Unterschied ist, dass er im Netz besser kontrollierbar, also sichtbarer ist, als im “Offline-Leben”.
erinnert mich ein bisschen an das, was ich vor einem monat gesagt habe.
das leben in vollen zügen geniessen

immer wenn ich solche züge sehe, frage ich mich warum die leute sich da rein quetschen, statt auf die nächste, meist völlig leere bahn zu warten, die, zumindest in berlin, fast immer genau 3 minuten später kommt. das muss diese kostenlos- sofort-kultur sein.
online-werbung
linkloser artikel von frederic filloux (ist der name echt?), vermutlich aus der printausgabe der washington post, über die scheissigkeit von online-werbung und die unfähigkeit der branche innovationen voranzutreiben: „Why is digital advertising so lousy? Industry is too smug to innovate.“
siehe auch meinen artikel zum thema vom 24.06.2010. via thomas knüwers bookmarks.
journalismu$
sehr lesenswerter artikel von jens weinreich über die finanzierung von journalismus und jens weinreich. ich weiss zwar nicht ob jens weinreich einverstanden ist, wenn ich den artikel wie folgt zusammendampfe, aber ich glaube es könnte passen:
er hat das gefühl, dass er mehr von seinen lesern zurückbekommt und dass es dem artikel besser tut, wenn er ihn in seinem blog veröffentlicht, als bei einer zeitung oder einem portal wie spiegel-online. und auch wenn es so aussieht, als verschenke er seine arbeit oder versenke sie in einem endlos tiefen brunnen, sieht er das bloggen als den (fast) einzigen weg, journalismus zu betreiben, weil er einfach viel mehr zurückbekommt, als auf dem herkömmlichen weg. mit einem entscheidenden unterschied: die finanzierung lässt sich so nicht ohne weiteres sichern. nur beim print ist das nicht anders:
Zudem, seien wir ehrlich, das ist oft genug beschrieben, man schaue sich nur hier um, die Umsätze freier Journalisten nähern sich rasant der Nullmarke, vor allem im Printgeschäft, jeder weiß das.
ob die lösung der finanzierungsfrage nun in werbung, flattr, kashingle, spenden, stiftungen oder ganz woanders liegt, können derzeit weder jens weinreich, noch sascha lobo, christoph keese, ich oder sonstwer beantworten. obwohl, ich für meinen teil habe eine vorläufige lösung gefunden. neben den 20-40 euro, die ich für gedruckten journalismus im monat ungefähr ausgebe, werde ich künftig mindestens 20-30 euro im monat per flattr für nicht gedruckten journalismus ausgeben.
dass ich in den letzten beiden monaten über flattr mehr eingenommen habe als ich ausgegeben habe, ist ein netter nebeneffekt, der aber nach meiner einschätzung keinen bestand haben muss (und wird). ich werde es sicher nicht schaffen, jeden monat 4-5 artikel zu schreiben die so kräftig geretweetet werden (oder so viel aufmerksamkeit erzeugen können), dass eine nennenswerte umwandlung von aufmerksamkeit in flattrs (oder werbeeinnahmen) stattfinden wird. abgesehen davon, dass ich mich auch durch einen vollzeit-job gegenfinanziere und mit dem schreiben kein geld verdienen muss.
aber, wie ich schon ein paar mal gesagt habe, ich sehe in flattr weniger die möglichkeit geld einzunehmen (was trotzdem ein netter nebeneffekt ist), sondern als die derzeit beste und sinnvollste möglichkeit guten journalismus zu belohnen und (mit) zu finanzieren. und mit „journalismus“ meine ich keinesfalls nur das was journalisten produzieren, sondern das was mir an geschriebenen texten unterkommt und von denen ich lerne, die mich unterhalten, auf neue sichtweisen bringen, zu neuen erkenntnissen oder auf den letzten stand bringen. oder wie jens weinreich „journalismus“ auf eine weise beschreibt, dass ich das wort erstmals seit langer zeit nicht als arroganten oder verzweifelten versuch der abgrenzung verstehe:
Journalismus heißt für mich: Dialog. Diskutieren. Lernen. Vernetzen. Fehler eingestehen und korrigieren. Quellen offenlegen, solange nicht Quellenschutz gewährleistet werden muss, weil Hinweisgeber sonst Probleme bekommen. Journalismus heißt für mich: Wissen weitergeben. Verlinken. Dokumente zur Diskussion stellen. Einordnen. Erklären. Analysieren. Kommentieren. Berichten. Recherchieren. Dranbleiben. Beißen. Oder es wenigstens versuchen.
Journalismus heißt: Den Arbeitsprozess transparent gestalten. Den Leser/Hörer/Zuschauer/Diskussionspartner/Experten mit nehmen auf die Reise und immer auch erklären, wie ein Produkt entstanden ist. Ich liebe und lebe das.
Es heißt auch, mit einer Fachkompetenz, die man sich erarbeiten kann, den Lotsen zu spielen, den Moderatoren.
mit dieser definition von journalismus, würde ich mich tatsächlich auch nicht mehr beleidigt fühlen, nannte mich mal wieder jemand „journalist“. wissen, erfahrungen, erkenntnisse weitergeben, unterhalten, berichten, einordnen, es versuchen, sich plagen. das sind die dinge, die ich auch als meine maximen für das was ich hier tue beschreiben würde. mit dem erklären und moderieren und der fachkompetenz haperts bei mir noch ein bisschen — und deshalb würde ich mich auch nach dieser definition weiterhin nicht „journalist“ nennen.
was ich aber eigentlich sagen wollte: warum reden alle darüber, ob und wie man mit flattr oder kashingle geld verdienen kann und nicht darüber was für eine grossartige, einfache, gerechte und zielgerichtete möglichkeit flattr ist, um guter arbeit anerkennung zu schenken? oder kurz gesagt: geht hin und flattert, heute vor allem jens weinreich.
aprops journalismus. frank schmiechen kann man nicht flattern, würde ich auch nicht tun, aber nachdem ich ihn heute beim bockigen zurückrudern beobachtet habe, hab ich ihm spontan für seinen schlusssatz einen tweet geschenkt.
sorry für die bescheuerte überschrift.
4GB pommes
frappierend leckerer eiskaffee (frappuccino)
gestern verlangte die beifahrerin nach einem kaffee. er sollte am besten so schmecken, wie diese frappuccino bei starbucks, nur ohne zucker und ohne fett. also habe ich alle verfügbaren eiswürfel, zwei espressi aus unserer nespresso-maschine und die gleiche menge milch wie kaffee in den mixxer geworfen, ein paar spritzer süssstoff hinterher und gemixxt.
bei diesem ersten versuch haben sich leider nicht alle eiswürfel aufgelöst, so dass noch eine menge eissplitterchen in der kaffee-masse steckten, die aber doch eine erstaunlich fluffige konsistenz hatte. er war auch einigermassen geniessbar, aber so richtig zufrieden waren wir nicht: zu fest (und gleichzeitig zu wässrig), zu wenig stark, nicht süss genug.
heute wollte ich es besser machen und googelte vor der zubereitung ein rezept. die vorbesprechung mit der beifahrerin erforderte all mein verhandlungsgeschick. sie wollte weder den vanillezucker (ich handelte sie von zwei tütchen auf eins runter), noch den kakao (ich handelte sie von 4 teelöffeln auf einen runter), ersetzte den zucker durch süssstoff und versprach nicht so viel milch zu benutzen.
hier das modifizierte rezept für zwei personen:
- 12 eiswürfel
- 3 espressi (ca. 110 ml)
- ca. 110 ml fettarme milch
- 1 tütchen vanillezucker
- 1 teelöffel kakaopulver (echtes kakaopulver, kein nesquick oder so)
- 2 spritzer flüssiger süssstoff
alles zusammen in den mixer werfen und ca. 3 minuten rödeln lassen. danach ist der mixer voll mit ca. 4 bechern fluffigen, kaltem kaffeeschaum.
die beifahrerin liess sich anschliessend durch die kaffeemasse dazu hinreissen zu sagen, dass das der beste frappuccino gewesen sei, den sie jemals getrunken hätte. ich fand ihn auch angenehm süss und herb.
so sahen die tassen und teile der küche nach dem austrinken aus:

„souverän, anspruchsvoll und klug“
Der Freitag definiert Qualitätsjournalismus im digitalen Zeitalter für den deutschsprachigen Raum neu. Souverän, anspruchsvoll und klug fordert der Freitag zum gesellschaftlichen Dialog und zur Diskussion auf. Und trägt selbst mit kritischen und konstruktiven Meinungen dazu bei. Der Freitag bietet seinen Lesern weit mehr als aktuelle Nachrichten: Er zeigt Hintergründe auf, vernetzt Informationen international und aus allen Medienkanälen. Damit erlaubt er eine relevante Sicht auf die heutige Welt – online und offline gleichermaßen.
[quelle]
der freitag, das selbsternannte, „vernetzende“ „meinungsmedium“ kooperiert mit dem britischen guardian und übernimmt regelmässig artikel aus dem guardian, übersetzt und veröffentlicht sie, auf papier und im print. offensichtlich erstreckt sich diese kooperation auch auf blogartikel die auf guardian.co.uk erscheinen. so hat freitag.de diesen artikel von roy greenslade übersetzt und übernommen und auf freitag.de veröffentlicht.
das ist ja auf den ersten blick enorm lobenswert. nur: der original-artikel von roy greenslade über das medienecho der grandiosen reportage von michael hastings im rolling stone über den afghanistan-krieg und general stanley mcchrytal und seinen stab („The amazing media story behind the astonishing McChrystal interview“) enthält ungefähr 12 links auf externe seiten, ein eingebettetetes youtube-video und fasst am ende übersichtlich die quellen zusammen. der reproduzierte und übersetze artikel im freitag enthält hingegen genau null links, kein eingebettetes youtube-video und verzichtet sogar auf einen link zum original-artikel.
das ist insofern erschütternd, weil es in dem artikel unter anderem um die unfähigkeit des rolling stone ging, online adequat auf das enorme medienecho zu reagieren (siehe auch emily bells einschätzung dazu), weil er es eine ganze weile lang nicht online veröffentlichte. im freitag liest man dann:
Und so kam es, dass einige Stunden lang der einzige Ort im Netz, an dem man nichts über das Rolling-Stone-Sück lesen konnte, die Webseite des Rolling Stone war.
und so kam es dann, dass der freitag einen wunderbaren, linkreichen und lehreichen blogartikel wochenlang (bis jetzt), schwer kastriert auf seiner webseite stehen hat.
jakob augstein behauptet zwar, dass der freitag seine „User“ ernst nehme, aber dieses ernst nehmen geht wohl nicht so weit, dass sie sich eine meinung ausserhalb von freitag.de bilden sollen.
kann natürlich auch sein, dass das alles durch die irre tolle verschränkung von online und offline entstanden ist und beim freitag immer noch irgendwie offline first gilt, die beschränkungen des printformats also auch online angewendet werden. was natürlich nicht gerade für das konzept des freitag spricht.
das ganze ist, wie gesagt, besonders peinlich, weil greenslades artikel genau um das nichtverstehen von onlinemechanismen und deren dynamik beim rolling stone ging, aber auch um das versagen der nachrichtenagentur ap, die die den sprengstoff, der in hastings reportage in einer vorabmeldung des rolling stones stand, nicht erkannte.
wie um diese online-aversion des freitag zu vertuschen, wandelt sich der „online news cycle“ mit dem manche print-magazine laut greenslade offenbar nicht umgehen können, in der freitag-übersetzung zu einem stinknormalen „Nachrichtenzyklus“.
greenslade schliesst auch im freitag mit diesem satz:
Wie konnte der Rolling Stone im digitalen Zeitalter auch nur darüber nachdenken, eine so wichtige, die Agenda bestimmende Geschichte nur gedruckt zu veröffentlichen?
ich frage mich, wie kann man einen artikel über eine so so wichtige, die agenda bestimmende geschichte, die sich vornehmlich online abspielte, ohne einen einzigen link veröffentlichen? meine antwort lautet: durch dummheit und arroganz. obwohl es in wahrheit wahrscheinlich nur schlampigkeit war.
die reportage von michael hastings im rolling stone („ The Runaway General “), die zur entlassung general mcchrystals führte, ist übrigens wirklich grandios und sehr, sehr lesenswert.
einen weiteren sehr interessanten aspekt an hastings reportage beleuchtet übrigens jeff jarvis. er verbindet mcchrystals demission mit seinem lieblingsthemen, transparenz und offenheit. er fragt sich ob mcchrystal (und david weigels) rücktritt nicht nur damit zu tun habe, dass er eigene meinungen vertrat und aussprach, sondern vielleicht eher mit der angst vor offenheit und den eingespielten regeln im politischen tagesgeschäft.
One opinion leaks out of the opinionless man and it is shared and linked and spread instantly. The institutions treat this revelation as a shock and scandal — as a threat — and they eject the opinionated men. That is what happened to McChrystal and Weigel.
In my thinking for my book on publicness, I keep trying to look at such fears and offenses and turn them around to ask what they say not about the scandalous but instead about the scandalized — about us and about our myths and realities.
jarvis fordert auch für die journalistische arbeit meinungsstärke, offenheit und transparenz. skepzis sei ohne meinungsstärke gar nicht möglich und skepzis gegenüber institutionen sei eine der grundlagen für anständigen journalismus. und er fordert auch weniger zurückhaltung von journalisten, sei es weil journalisten informationen wegen vorauseilender gentleman’s agreements zurückhalten, oder aus furcht zugang zu ihren quellen zu verlieren:
I think […] that privacy for government and those who cover it is exactly what we do not need, exactly what we are working to eliminate with sunshine and publicness. Journalists should have been the ones opening the drapes on those dark rooms but they didn’t because they were seduced by their invitations in. So outsiders are forcing them open. Hurrah. Privacy is what protects the tyrants of North Korea and East Germany. Transparency is what kills them.
richtig interessant wirds dann allerdings nicht bei jarvis selbst, sondern bei mayhill fowler, auf deren ebenfalls mcchrytal-inspirierten artikel in der huffington post jarvis linkt. sie schreibt über die kritik an hastings und dass er nach meinung einiger journalisten-kollegen gar nicht über so über mcchrystal und die auch alkohol-induzierten äusserungen von mitgliedern seines stabes hätte schreiben dürfen und dass er mit seiner reportage die feine linie zum vertrauensbruch überschritten hätte.
interessant ist das deshalb, weil mayhill fowler selbst eine solche kontroverse ausgelöst hatte, als sie während des letzten präsidentschafts-wahlkampfs über eine kontroverse äusserung barack obamas berichtet hatte („bittergate“), die er auf einer geschlossenen veranstaltung, die nur für seine unterstützer offen war, geäussert hatte.
das wirft spannende fragen zum journalistischen selbstverständnis auf:
In the end, it's not a matter of beat reporters versus freelancers, of breaking the code and losing access. Any reporter worth his or her salt would have reported exactly as Hastings and I did. Sometimes the story trumps every other consideration. Over time, I've come to see that every little bit of reportage, no matter how quotidian, is a small act of betrayal. The mere chronicling of an event, in the act of choosing words, in the fixing of the camera lens, affects it. Anybody who has ever been part of something and later seen it in the press has experienced that moment of disassociation, the knowledge that the reportage, no matter how good and accurate, has not captured quite what was seen and felt, and now that the event has been chronicled, has changed it. In this way, journalism is rather like quantum physics.
an all diesem lesestoff kann man sich stundenlang festnagen (oder es lassen), aber mit der arroganten selbstwahrnehmung als hermetisches meinungsmedium, das nicht nach aussen linkt, wird das mit dem „Qualitätsjournalismus im digitalen Zeitalter“ nichts.
medienradio
heute abend war ich bei philip banse und jana wuttke zu gast beim medienradio und hab unfähr andertalb stunden (65 minuten) mit den beiden live ins internet geplaudert. die aufzeichnung kann man sich hier anhören. das mp3 liegt hier.
flattr-bilanz juni 2010
im juni habe ich über flattr 77,31 euro „gespendet“ bekommen. das übertrifft meine eh schon hoffnungslos optimistischen erwartungen bei weitem. unter anderem, weil meine besucherzahlen im schnitt weit unter 1000 besucher pro tag liegen und ich im juni relativ wenig geschrieben habe. ein grossteil der einnahmen kam über den artikel über die ruhrbarone, etwa 33 euro. anbei ein screenshot der klick- und einnahmedetails.

vielen dank dafür.
die taz hat respektable 988 euro eingenommen. sebastian heiser schreibt dazu im taz hausblog:
Am stärksten honoriert werden die Texte, in denen es gegen die Lieblingsfeinde unserer Leser geht: Neonazis, der Hochadel, die Bild-Zeitung, die schwarz-gelbe Bundesregierung.
eine ähnliche beobachtung konnte auch ich machen, mein artikel über zwei ruhrbarone schroeder und laurin setzte sich kritisch mit deren primitiver hetze berichterstattung gegen den ex-piraten jörg tauss auseinander, war also für viele internet-menschen gut verdaulich. mein artikel über saturn brachte mit 9 klicks fast 9 euro ein, ebensoviel wie mein text über angebliche gründe gegen flattr. ein muster lässt sich nicht wirklich erkennen, ausser dass die artikel die viel geflattert werden vorher relativ viel getwittert oder verlinkt wurden und offenbar irgendeine qualität haben. bilder wurden kaum getwittert, was aber auch wieder mit der qualität zu tun gahabt haben kann.
stefan niggemeier brachte es auf 352 euro, netzpolitik auf 576 euro. carta nahm 201 euro, das lawblog auf 247 euro, das reizzentrum 20,91 euro, kultur-flatrate auf etwas über einen euro.
insgesamt bin ich ernsthaft erstaunt über die summen die teilweise zusammengekommen sind. ich habe im juni 20 euro, fast meine gesamten einnahmen aus dem vormonat, verflattert, ein flattr von mir war knapp 22 cent (minus 10%) wert. diesen monat werde ich wohl wieder 20 oder 30 euro verflattern. ich bin sehr gespannt und optimistisch, wie sich dieses flattr-dings weiterentwickeln wird.
[nachtrag 02.06.2010, 11:46]
jetzt hab ix auch den screenshot angehängt.