eilmeldung!

siegmar gabriel fragt nach einem „tempo“, andrea nahles bringt ihm eins und er putzt sich die nase!
[mindestens so erstaunlich und auch ein bisschen peinlich: ich finde die rede von sigmar gabriel ziemlich gut.]
siegmar gabriel fragt nach einem „tempo“, andrea nahles bringt ihm eins und er putzt sich die nase!
[mindestens so erstaunlich und auch ein bisschen peinlich: ich finde die rede von sigmar gabriel ziemlich gut.]
ich jammer ja gerne rum, deshalb werde ich das jetzt mal ausgiebig tun. auf hohem niveau. weil eigentlich bin ich ganz zufrieden damit wie die SPD mit mir umgegangen ist: zwei persönliche einladungen zum parteitag in dresden, eine einladung zum „vorwärts presseabend“, eine einladung zu einem „hintergrundgespräch“ und die aussicht auf ein weiteres und das wahrscheinlich nie in erfüllung gehende versprechen mich mit 100 euro bestechen mir eine unkostenerstattung von 100 euro zahlen zu wollen.
als ich gestern am hauptbahnhof dresden ankam, habe ich zuerst den fahrer der mich mit einem „SCHWENZEL“-schild am zug erwartete arg vermisst. stattdessen musste ich mir mit hilfe von google-maps den weg zu fuss durch die dresdner fussgängerzonen, die altstadt in die neustadt zu meinem hotel durchkämpfen. das hofgarten 1824-hotel liegt zwar verkehrsgünstig gelegen und man könnte es gut mit der strassenbahn und der s-bahn erreichen, aber das sagt mir ja keiner. andererseits wollte ich auch ein bisschen was von dresden sehen, also waren die 3,2 km fussmarsch vom hauptbahnhof schon in ordnung.
nicht ok fand ich, dass das hotel kaum zu finden war, der hotelname stand zwar über der hofeinfahrt, war aber unbeleuchtet. günstig wars zwar, 39 euro, aber dafür ging weder das kostenlose WLAN in meinem zimmer noch war das zimmer vorgeheizt. dafür pikobello neu udn sauber. witzig finde ich, dass das hotel damit wirbt, dass „alle Zimmer“ ein eigenes bad mit dusche und wc haben und „Anschluss an die Sat-TV-Anlage“ besitzen. das mag richtig sein, was allerdings fehlt, ist der fernseher. davon gibt es nur ein paar und die die es gab waren bereits vergeben. was mir allerdings gut gefiel, war, dass die steckdosen voll mit strom waren. auch die lage war hervorragend. zum maritim, wo am donnerstag abend die der vorwärts presseabend stattfand waren es 10 minuten fussmarsch, zur messe kommt man auch in ein paar mehr minuten.
heute früh an der messe wieder das übliche spiel am presse-schalter. ich so: „felix schwenzel, ich müsste auf der blogger-liste stehen.“ er so: „ich brauch nur ihren namen und ihren presseausweis.“ ich so: „hab ich nicht, ich bin aber persönlich eingeladen worden.“ die pappnase fragte dann spitzfindig: „von wem denn?“ die namen „björn böhning“ und „sebastian reichel“ überzeugten ihn nicht, denn die seien ja schliesslich nicht in der SPD-pressestelle und könnten deshalb auch gar niemanden einladen. vor allem könne sich im internet ja jeder anmelden, deshalb bräuchte man auch nen presseausweis, sonst könne da ja jeder kommen. auf die diskussion, dass sich jeder so nen verkackten presseausweis kaufen kann und dass es vielleicht gar nicht schlecht wäre, wenn jeder kommen könnte, wollte ich mich nicht einlassen und vor allem war eine weitere diskussion gar nicht nötig, denn er druckte mir mein akkreditierungs-ding dann, wohl in einem anfall von grosszügigkeit, wortlos aus.
im plenum merkte ich dann, dass es vielleicht wirklich nicht so gut ist, wenn „jeder“ kommen kann, es war picke-packe-voll.
die journalisten mit ihren ausweisem reservieren sich ihre arbeitsplätze auf solchen veranstaltungen immer schon um 7 uhr morgens mit handtüchern köfferchen, zettelchen und laptops. auch die arbeitsplätze mit strom im pressezentrum waren alle besetzt.
in allen anderen steckdosen die ich fand, steckten bereits iphones, laptops und kaffeemaschinen (in allen laptops steckten übrigens umts-karten oder sticks und kartenlesen, WLAN ist sowas von out). in den etwas knapp bemessenen presse-bereichen war also nicht an arbeiten zu denken. also hab ich mir nen anderen arbeitsplatz gesucht:
hier gibts strom im überfluss, einwandfreien UMTS-empfang und ruhe. vor allem, der live-stream vom parteitag funktioniert auch prima.
ich weiss nicht ob die SPD auf parteitagen das bier bis 18 uhr sanktioniert, um die leistungsfähigkeit ihrer mitglieder aufrecht zu halten oder ob man das aus (gesundheitlicher) sorge um die anwesenden journalisten tut. andererseits stopft man die journalisten ja auch tagelang mit schweinebraten und kuchen voll und lässt die zigaretten-lobby nach wie vor zigaretten auf dem parteitag verschenken, da ist dann vielleicht eher als die sorge um die gesundheit, die sorge um nüchterne berichterstattung der grund für diese arbeitserschwerung (was journalisten sich alles so bieten lassen).
trotzdem. es ist fast rührend zu sehen, wie sich ein paar leute in der SPD um blogger bemühen. zehn blogger wurden eingeladen, heute nachmittag wurde ein hintergrundgespräch mit björn böhning, kaffee, keksen und obst organisiert, zu dem zwar nur drei blogger und ein „vorwärts“-redakteur kamen, aber immerhin der wille zum dialog betont wurde. später, je nach strom-situation, mehr dazu.
erstaunliche geschichte über die der tagesspiegel hier berichtet.
tolle neue kampagne vom handelblatt. immer ein eitler typ ohne journalistischen hintergrund neben einem eitlen typ mit journalistischem hintergrund abbilden und eitle, wichtigtuende bildunterschriften druntersetzen wie „vordenker“ und „nachdenker“. nur an den fotos müsste man noch ein bisschen arbeiten. den hinrichs erkennt man ja kaum wieder!
ulla schmidt ist gut gelaunt und meint: „dat habta aber schön jemacht!“ steinmeier isst schweinebraten, fisch gibt's auch. die nahles lacht wie die hunziker und es herrscht erstaunlich gute laune auf der andrea doria - äh im maritim dresden.
[nachtrag 22:27]
kurt becks trankt heute abend (viel) bier, steinmeier rotwein und gabriel wasser. ulla schmidt hat zwei personenschützer (hat die eigentlich noch ein amt?), kurz beck nur einen. steinmeier hat entweder unsichtbare, sehr unauffällige oder eine alte frau als personenschützer.
joachim wagner, der heute im tagesspiegel einen treffenden kommentar über die probleme der SPD schrob war auch da, wie überhaupt alle zehn oder elf politik-journalisten die ich kenne. wagner beschrieb in seinem kommentar, wie die SPD sich von der „angebliche Koalition der sozialen Kälte“ in sachen harz IV korrekturen die butter vom brot nehmen liess:
„Union und FDP entschärfen Hartz IV“: Es gab wohl keine Schlagzeile , die die SPD jüngst so ins Mark getroffen hat, wie diese Zuspitzung von Plänen der schwarz-gelben Koalition, das Schonvermögen beim Arbeitslosengeld II zu erhöhen.
hinzu kommt natürlich noch, dass sich die SPD in sachen bürgerrechten und netzkomeptenz — zumindest in der öffentlichen wahrnehmung — auch den schneid wegnehmen liess. ebenfalls im tagesspiegel las ich auf dem weg durchs funkloch nach dresden, dass „die SPD in ihren Kernkompetenzen Arbeit und Soziales deutlich an Vertrauen und Glaubwürdigkeit verloren“ habe. das geht leider am kern der sache vorbei. denn die eigentliche frage ist: wo geniesst die SPD eigentlich überhaupt noch vertrauen und glaubwürdigkeit? ich für meinen teil vertraue der SPD nicht die bohne. wer ohne mit der wimper zu zucken der vorratsdatenspeicherung, dem BKA-gesetz, dem gesetz zur online-durchsuchung und dem „zugangserschwerungsgesetz“ nicht nur zustimmt, sondern es auch noch auf seine fahnen schreibt, den würd ich noch nicht mal im traum wählen. wer weiss was die in regierungsverantwortung sonst noch alles für blödsinn machen.
und ob das mit der wiederherstellung von vertrauen klappt, wenn jemand generalsekretärin wird, die im bundestag gesetzen zustimmt die sie selbst für verfassungswidrg hält? wird sie als generalsekretärin auch weiterhin für initiativen kämpfen und sie beschliessen die sie für dumm, ungerecht, verfassungwidrig oder saudoof hält? und sigmar gabriel? dem vertraut doch noch nichtmal die SPD. ich wette ein snikers, dass gabriel das schlechteste wahlergebniss eines parteivorsitzenden der SPD seit urzeiten einfahren wird. wie kann man so naiv sein und glauben, dass so ein mann vertrauen bei wählern wecken könnte?
wo war ich? achso, ja beim SPD-parteitag in dresden, der morgen losgeht und den ich mir einen oder zwei tage lang angucken werde.
→ weiterlesenich habe mal die „wetten dass?“-sendung von samstag auf 1:25" zusammengedampft, um zu zeigen, warum ich die sendung nicht mehr sehen kann. es wird einfach zu viel gegackert:
[direktlachen]
[nachtrag 09.11.2009]
„Wie Michelle Hunziker zum Giggel-Zombie mutierte“:
Wie die 32-Jährige aufgedreht zwischen Moderator und Wettkandidaten herum sprang, dabei grundsätzlich an den falschen Stellen giggelte und in einem kruden Trapattoni-Deutsch mitunter Verwirrung stiftete, das war nur schwer erträglich. (quelle:welt.de)
[nachtrag 25.01.2010]
peer schader findet im faz-fernsehblog, dass „Michelle Hunziker bei »Wetten dass..?« einen guten Job macht“. nicht weil sie gackert, sondern weil sie „ackert“.
sehr lesenswertes essay von nicholas carr in der zeit. sehr lesenswert.
[nachtrag 19:47]
und wenn wir schon bei pflichtlektüre sind, das was kristian köhntopp hier über google aufgeschrieben hat, ist etwas technischer und optimistischer als das von nicholas carr, aber mindestens so lesenswert:
Alles in allem wirkt der Ansatz von Google auf mich wie eine Firma von Physikern oder anderen Experimental-Forschern mit akademischem Background, die beschlossen haben, einmal 'so richtig' in die Wirtschaft zu gehen und ihre Methoden dort hin zu portieren. Man baut Modelle, identifiziert Abhängigkeiten und eliminiert sie konsequent und man hat keine Angst, dabei auch richtig groß zu denken und Neuland zu betreten. (weiterlesen)
grossartige slideshow von david gillespie über das internet und das internet und das internet. viele grossartige gedanken und zitate die man den hubers dieser welt augenblicklich um die ohren schlagen ans herz legen möchte und ständig vor sich hin murmeln möchte. ein kleiner, grossartiger gedanke der die wahnwitzig bescheuerte these von der „kostenlos-kultur“ (in zeitungen und verlegerkreisen auch gerne „kostenlos-unkultur“ genannt) widerlegt:
es geht nicht um kostenlos („free“) sondern um jetzt („now“): „Given a choice between FREE and NOW, people will surprise you.“ (folie 200/263)
MP3s sind beispielsweise nicht so populär geworden weil sie umsonst waren, sondern weil sie verfügbar waren — und zwar immer und sofort. kostenlos ist ein betriebsunfall. die musikindustrie, die zeitungsverlage haben es in der dreissigjährigen geschichte des internet bis heute nicht geschafft einfache, schnelle (und faire) bezahltechnologien zu entwickeln. diejenigen die es geschafft haben im internet einfache, idiotensichere und schnelle bezahlsysteme auf den markt zu bringen, verdienen sich eine goldene nase (apple, google, amazon).
die klageweiber, die die kostenlos-kultur ständig beklagen, sind die doppelten loser. sie bekommen nichts vom kuchen ab und wissen gleichzeitig, dass das ihrem eigenen versagen geschuldet ist.
konstruktive kritik? na gut. ich glaube tatsächlich, dass die nutzer bereit sind für inhalte zu bezahlen. dafür gibt es aber mindestens drei bedingungen:
kurz: schmerzloses (micro)payment von begehrenswerten inhalten zusammen mit überragenden werkzeugen zur verwaltung, aufbewahrung oder präsentation. wenn die hürden ganz tief liegen, ich mich nicht abgezockt fühle und das gefühl habe die inhalte anderswo nicht so einfach, komfortabel oder edel präsentiert zu bekommen, kann das auch was werden mit den bezahlinhalten.
wenn zum beispiel die filme im itunes-store biliger wären (1-2 euro, so wie für eine geliehene DVD), man die auswahl hätte untertitel oder alternative sprachen zuzuschalten und man auch in deutschland alle aktuellen amerikanischen fernsehserien bekommen könnte, würde der itunes-store unter der nachfrage zusammenbrechen und sich alle filesharer und torrent-nutzer selbst für blöd erklären. derzeit ist es aber umgekehrt. die tauschbörsen und torrentnetze bieten mir die inhalte besser auffindbar, mit grösserer, aktuellerer auswahl und bester qualität in verschiedenen sprachen an.
ein zeitungsportal in dem man alle wichtigen publikationen des landes fände, mit einer überragenden suchfunktion und bedienoberfläche, für sowas könnte durchaus ein markt bestehen. nur was machen die deutschen verlage (wahrscheinlich)? sie zimmern sich eigene portale mit komplizierten bezahlvorgängen, grausamer benutzerführung zusammen und verlangen mondpreise dafür.
paid content wird wahrscheinlich ein ebenso grandioses schauspiel abgeben wie das massenserben der dinosaurier. mit einem unterschied zu damals: wir werden zeugen sein.
na super. nachdem fast niemand interesse an der porno-promotion von rammsteins neuer platte hatte, hat sich frau von der leyen ein herz genommen und das marketing übernommen. endlich hat das thema „rammstein hat ne neue platte“ die aufmerksamkeit die es nicht verdient.
Im 16. Jahrhundert hängte man Schülern in den Klosterschulen und anderen Ausbildungsstätten bei mehrmaligen Vergehen gegen die Ordnung des jeweiligen Instituts sogenannteSchandzettelan einer Schnur um den Hals, auf denen die Vergehen gelistet waren. Je nach Art der Verfehlung hatten die Schüler dieseDenkzettelmehrere Tage bei ihren Freigängen und während des Unterrichts zum Gespött der Mitschüler (auf dem Rücken) zu tragen. Daraus leitet sich der heutige Sinn des Begriffs Denkzettel, eine (auch körperliche)Strafe zur Erinnerung, ab.
Und im Fall des Privatbloggers Philipp gegen die Journalistin? Schweitzer sagt, sie dränge jetzt darauf, dass der Student eine Spende an einen Verein wie Amnesty International zahlt: "Die soll ihn natürlich nicht umbringen, aber zumindest ein Denkzettel sein."
abgesehen davon, das die taz-geschichte mit den fakten recht frei umgeht, scheint die von geschichte eva c. schweitzer und philipp „den privatblogger“ gerade wieder hochzukochen und eine interessante wendung nzu nehmen (jörg-olaf schäfers fasst das gerade auf netzpolitik nochmal knapp zusammen). was mich betrifft, wundere ich mich doch sehr über die haltung von eva c. schweitzer. in mehrfacher hinsicht.
einerseits finde ich es verständlich, dass sie die unautorisierte nutzung ihrer texte im internet unterbinden möchte und (wie sie sagt) zum aufspüren „geklauter“ artikel eine „Organisation“ beauftragt, so nach dem motto, macht ihr das mal weg, dann brauch ich mich nicht damit rumzuärgern. sie spricht davon, dass die „organisation“ eine „Schleppnetzfahndung“ durchführt und ihr anwalt „ein paar Drohbriefe“ losgeschickt hätte. an dieser stelle würde ich bereits ein paar haltungspunkte abziehen. mit persönlich ist die wortwahl ein bisschen zu martialisch. bereits hier kommen mir eher tony-soprano-assoziationen als gedanken an bob woodward in den kopf.
trotzdem, man muss eva c. schweitzer zugute halten, dass sie sich entscheidet, als sie gewahr wird, dass bei „der Schleppnetzfahndung“ auch ein „paar Blogger hängengeblieben sind, die nicht kommerziell sind“, die forderung gegen philipp fallen zu lassen. hier könnte die geschichte zuende sein. philipp hat einen ordentlichen 2155 euro-schrecken eingejagt bekommen und die von frau schweitzer beauftragte „organisation“ könnte weiter fahnden und nach dicken, bösen brocken fischen.
frau schweitzer überlegt es sich aber anders: weil ihr philipps „freunde“ dauernd emails schreiben, will sie ihn nicht mehr „vom haken“ lassen. er soll jetzt was an eine „gemeinnützige Organisation“ ihrer wahl spenden. das sagt sie hier und, siehe oben, gegenüber der taz. weil sie genervt davon ist, dass „philpp“ unterstützer findet die ihr emails schreiben oder sie kritisieren, ohne sie vorher selbst zu befragen („Wenn Sie über jemanden etwas schreiben, insbesondere, wenn es etwas Kritisches ist, müssen Sie sich mit der Person vorher in Verbindung setzen“), soll er nun doch nicht „vom haken“?
soll philipp jetzt für den angeblichen textklau büssen oder für seine freunde? so oder so: eigenartige haltung. ebenso eigenartig wie die haltung, dass man meint, man müsse sich mit jemandem den man „kritisiert“ vorher in verbindung setzten, das in-verbindung-setzten aber nicht für nötig erachtet, wenn man meint, jemand habe einen fehler gemacht und die kontaktaufnahme dann einem anwalt, samt saftiger kostennote, überlässt.
dass ich mich über diese haltung wundere hat nichts damit zu tun, dass eva c. schweitzer sich „journalistin“ nennt und philipp sich blogger nennt, oder dass ich blogger für grundsätzlich bessere menschen hielte als journalisten, sondern einzig und allein mit meinem verständnis für fairness und anstand. selbst wenn ich der meinung wäre philipp hätte mit dem zitieren von drei absätzen von frau schweitzers text unanständig gehandelt oder ihr schaden zugefügt (was ich nicht tue, was aber auch nichts zur sache tut), selbst wenn die kritik von johnny haeusler oder philipps „freunden“ frau schweitzer schlaflose nächte bereiten sollte, würde ich frau schweitzers blogtexte, äusserungen und ankündigungen als überzogen, unfair und ansatzweise selbstherrlich empfinden.
ich finde diese übergeigte absicht philipp unter allen umständen einen „denkzettel“ zu verpassen umso unverständlicher, weil beide im prinzip das gleiche problem haben, nämlich geld, bzw. wirtschaftlichen schaden. frau schweitzer hat die „organisation“ mit der „schleppnetzfahndung“ beauftragt, weil sie versuchte wirtschaftlichen schaden wiedergutzumachen, philipp hat sich an johnny und andere gewandt, weil er den „drohbrief“ von schweitzers anwalt ernst nahm und schiss hatte über zweitausend euro zahlen zu müssen. jeder der schonmal eine abmahnung samt kostennote geschickt bekommen hat, weiss was das für ein mieses gefühl ist und welche verzweiflung sich in einem breit macht, wenn man die abmahnung nicht an eine rechtabteilung weiterleiten kann oder die streitsumme auf der rechten arschbacke absitzen kann. dass philipp seinen „denkzettel“ schon längst um den hals trägt, erkennt frau schweitzer vor lauter wut über philipps „freunde“ und kritik von dritten an ihr offenbar nicht.
das ist genau das, was ich an der haltung von eva c. schweitzer nicht verstehe, jemanden den sie nach eigenen worten „am haken“ hat nicht vom „haken“ lassen zu wollen um ein bisschen mit ihm weiterzuspielen oder weil er doofe freunde hat und dabei oberlehrerhaft mit denkzetteln zu wedeln. was verspricht sie sich davon? satisfaktion? vergnügen? eine bessere und gerechtere welt?
und jetzt kommen sicher die taz-haltungsexperten gürtler und bouhs und sagen: aber sie hat doch das recht auf ihrer seite, „philipps“ zitat sei keinesfalls vom zitatrecht gedeckt und wer drei absätze ungefragt zitiert, müsse halt mit harter bestrafung rechnen, so sei das nunmal mit dem recht. aber genau da wirds dann wieder interessant, wenn man liest, wie die rechtsanwälte thomas stadler oder udo vetter die rechtliche lage um die abmahnung einschätzen. und da gehts dann von haltungsfragen plötzlich ganz schnell wieder zu rechtsfragen.
was ich aber eigentlich nur sagen wollte: ich halte menschen die anderen „denkzettel“ verpassen wollen für äusserst unangenehm.
[A]ls Bürgermeister von Warschau hat Kaczynski dort den CSD verboten, nun liebe ich es, ihn beflissen grinsend auf dem Foto neben Westerwelle zu sehen.
[kann mir jemand erklären, warum küppersbusch bei seinen fragen und antworten vor jedes fragezeichen leerzeichen setzt? macht man das jetzt so?]
* * *
gerade gelesen , dass essen abhängig macht. wenn man einmal damit angefangen hat, kann man, wie bei heroin, nicht mehr damit aufhören — lebenslang. interessant.
* * *
der hardware-schalter des pre zum lautlos-schalten funktioniert konsequent: kein klingeln mehr, kein „whoosch“ beim beenden von programmen, kein gefaktes auslösergeräusch der kamera mehr. alles still und leise.
bis auf eine blödsinnige ausnahme: der wecker plärrt unbeeindruckt vom schalter.
immerhin plärrt der wecker vom pre nicht, wenn das gerät ausgeschaltet ist. fast alle anderen handys die ich bisher besass taten das: sie klingeln zwar nicht, wenn das gerät auf „lautlos“ gestellt ist, klingeln aber, wenn das gerät ausgeschaltet ist. das funktionierte beim pre auch dann nicht, wenn er es könnte: bis der pre hochgefahren ist und einen geweckt hat, hat man längst verschlafen.
sorry. aber das „jan geldmacher“ „geschäftsführer“ bei vodafones „firmenkundengeschäft“ sein soll, halte ich fast für eine virale kampagne von vodafone werbeagentur „schalalalala and friends“.
ob es bei vodafone in der leitung des marketing auch einen „hans dampfplauderer“ oder im vertrieb einen „klaus überdentischzieher“ oder im vorstand einen „jesper businesskasper“ gibt?
vorgestern nacht war vor unserem schlafzimmer wieder richtig was los. die beifahrerin und ix wohnen in hamburg mit einem herrlichen blick auf den hafen und eine grössere s-bahn-station. wie am hafen, werden am s-bahnhof regelmässig äusserst dubiose wesen angeschwemmt. zu zeiten des hafenfests steigt beispielsweise die gefahr vor unserer haustür in menschliche exkremente zu treten exponentiell an. fast jeden abend werden wir zeugen davon, dass alkohol die menschen mitunter in sehr laute geist- und willenlose wesen verwandeln kann.
vorgestern nacht spielte sich ein besonders drastisches alkohol- und blödheitsinduziertes drama vor unserem schlafzimmerfenster ab. mich weckte lautes, weibliches gegacker, dass sich bei genauerem hinhören als theatralisches geheule einer jungen frau bestimmen liess. unterbrochen wurde das gackergeheule von lallig-gröhligem, männlichem geschrei. er so: „arschloch!“ sie so „huuuuhaaa!“. er: „kommscht du jetzt mit?“ sie: „huuuuhaaanääääh.“ „du hure.“ „hüüüüühäääää!“ „komm jetzt!“ „haaaaaaaaaaaaaaaa! nein!“ „wo willst du denn hin? du schlampe!“ „huuuuuhaaa!“
zwischenzeitlich setze die männliche stimme zu längeren monologen an, in denen er darauf hinwies, dass heute sein geburtstag sei, sie ihm sein leben ruiniere, sie die grösste „hure“, „fotze“ und „schlampe“ des landes sei und jetzt gefälligst mit ihm nach hause kommen solle. sie zog es vor einfach hochfrequent und dauerhaft zu schreien und hin und wieder ein „nein“ oder ein „weiss nicht“ oder ein „lass mich in ruhe“ oder ein „du hast mich geschlagen“ einzuflechten. die unterhaltung war recht monothematisch, aber sehr laut. auch wenn der schreihals so sehr wankte und lallte, dass eine echte körperliche gefahr für die frau nciht realistisch schien, zogen wir nach ein paar minuten in erwägung die polizei zu rufen. just als wir diesen gedanken zuende gedacht hatten, fuhr ein polizeiwagen mit martinshorn vor, zwei polizisten stürmten heraus und liefen suchend an dem päärchen vorbei, dass jetzt plötzlich still und friedlich war, sich gegenseitig je eine zigarette anzündete und händchenhaltend in richtung u-bahn schlenderte. die tarnung und der schutz dem die frau dem typen schenkte, der sie eben noch geschlagen, bedroht und beschimpft hatte, funktionierte perfekt und die polizisten zogen unverrichteter dinge wieder ab.
die blödheit der menschen erscheint einem manchmal unerschöpflich.
und obwohl in der nacht noch ein paar andere alkoholisierte ihre diskussionen lautstark, das ganze viertel einbeziehend, vor dem s-bahn-bahnhof austrugen, ist es doch ungeheuer praktisch an einem s-bahnhof zu wohnen. für eine durchgehende nachtruhe, sollte man allerdings das fenster geschlossen halten.
das gute und gleichzeitig schlimme am älter werden ist der wachsende gleichmut. ich sehe die dinge nicht mehr so eng wie früher, mache mir weniger gedanken um dinge von denen ich früher dachte, dass sie wichtig seien — und überhaupt.
früher waren mir zum beispiel alle „praktischen“ dinge verhasst. mein credo lautete: das gegenteil von gut ist praktisch. bei manchen dingen wie handy-gürtel-schnallen, sportsandalen, einkaufkörben, rechtschreibkorrektur oder handyschutzhüllen fehlt mir bis heute die gelassenheit sie zu ertragen, aber ich bin ja auch erst 40.
gute dinge waren für mich immer unpraktisch, kompliziert und massenunkompatibel. klettverschlüsse an schuhen zum beispiel: schlimm. cowboystiefel sind zwar auch schlimm, sie sind irre unpraktisch, man neigt zum umknicken und ausrutschen, kriegt die dinger, wenn sie genau passen kaum an- oder ausgezogen und erleidet höllenqualen und blutige füsse (vorne und hinten) beim einlaufen, aber trotzdem verbrachte ich fast meine gesamte lehr- und studienzeit in ihnen.
armbanduhren: ganz schlimm, praktisch und hässlich. armbanduhren kann ich seitdem ich dreizehn jahre alt war nicht ausstehen und zog es seitdem vor ganz ohne tragbare uhr zu leben (bis ich mir vor ungefähr zehn jahren meine erste taschenuhr [aka handy] zulegte). ohne tragbare uhr zu leben funktioniert übrigens ganz prima: uhren sind so ziemlich das allgegenwärtigste was es auf der welt gibt. auf der strasse ist immer ein kirchturm in sicht oder ein auto mit einer uhr oder irgendein automat. ausserdem funktioniert die innere uhr minutengenau, wenn man sie regelmässig nutzt.
ganz schlimm fand ich auch „praktische“ und „pflegeleichte“ frisuren und zog es — seit ich die haare auf meinem kopf bewusst wahrnahm — vor, meine haare mit seife, gel, wachs und diversen reib- und zugbewegungen in irgendeine form zu bringen. ich glaube ich habe die hälfte meiner jugend damit zugebracht, meine haare unordentlich aussehen zu lassen. mittlerweile habe ich dazugelernt; ich habe verstanden, dass meine haare ganz ohne aufwand (alle paar monate schneiden, alle paar tage waschen und hin und wieder etwas haarwachs reinschmieren) unordenlich aussehen lassen kann.
der VW-passat-kombi oder der golf waren für mich immer die schlimmsten vorstellbaren autos, blech gewordene kompromisse im namen des nutzwerts und der vernunft. autos die ich gut fand waren unvernünftig, zu gross, zu umweltunfreundlich und familienfeindlich. früher hätte ich mich dafür verachtet, jetzt fand ich es prima, als ich mir kürzlich bei sixt einen VW-touran gemietet habe.
rucksäcke waren für mich lange zeit das hässlichste und peinlichste vorstellbare modische accessoire. ich hielt es für eine peinliche entschuldigung, rucksäcke zu tragen, weil es so praktisch sei. selbst meine „rucksackurlaube“ verbrachte ich mit reisetasche. mittlerweile passt mein ganzer hausrat und bürokram in einen kleinen rucksack und ich finde es praktisch, immer alles bei mir zu haben ohne lange arme oder gleichgewichtsstörungen beim umhertragen meines hausrates zu bekommen. das ein rucksack zum anzug bescheuert aussieht ist mir klar, aber witzigerweise auch völlig schnurz.
[anmerkung: in vorherigen absatz ist eine dramaturgische notlüge versteckt.]
leute mit handys fand ich, seit die ersten koffer-handys aufkamen und handys in deutschland noch für ein italienisches modeaccessoire zum angeben gehalten wurden, grundsätzlich peinlich. handys waren praktisch (uh) und angeberisch (bäh). grundsätzlich hat sich an dieser einschätzung zwar nichts geändert, aber seitdem vor etwa zehn jahren mein widerstand gegen mobiltelefone brach, trage ich mein handy fast immer bei mir, vorzugsweise in der hand und gebe meist erfolglos (aber immer hemmungslos) damit an.
woran ich mich aber nie gewöhnen werde und wahrscheinlich auch im hohen alter nicht an mir tolerieren werde, ist funktionskleidung zu tragen, egal wie praktisch. früher habe ich meine ablehnung von funktionskleidung vielleicht ein bisschen übertrieben, als ich mit jeans, jacket und mantel ski fuhr, aber fahrradhosen, sportsandalen, sportliche multifunktions-jacken oder gar mützen werde ich erst tragen, wenn ich so alt und hilflos bin, dass ich mich nicht mehr gegen meine pfleger wehren kann. ich glaube ich würde eher erfrieren wollen als „jack wolfskin“, „the north face“, „tatonka“ oder wie diese scheusslichkeiten-hersteller alle heissen, zu tragen.
im umgang mit moderner technik muss man hin und wieder konzepte erlernen, die auf den ersten blick blödsinnig erscheinen, die sich aber im laufe der zeit so einschleifen, dass man sie für unverzichtbar hält. die computermaus ist so eine eine sache oder die tatsache, dass auf meinem laptop immer rechts oben die uhrzeit und das datum angezeigt werden. die uhrzeit oben rechts vermisse ich oft beim zeitungslesen.
verstörend wird es aber, wenn es zu viele bedienungsschnittstellen für eine sache wie zum beispiel das um- oder weiterblättern gibt. zeitungen blättert man um, webseiten (auf einem macbook) scrollt man mit zwei fingern (oder der zunge) und webseiten oder listen auf (echten) smartphones schiebt man „kinetisch“ mit dem finger hoch oder runter. das führt dann in der praxis oder beim wechsel der lesemedien dazu, dass ich mitunter versuche die zeitung mit zwei fingern zu scrollen, webseiten auf dem macbook mit zwei fingern hoch statt runter scrolle und auf dem pre versuche seiten durch schleuderbewegungen zu scrollen.
diese phänomene ziehen mittlerweile weite kreise bei meinem medienkonsum:
vermutlich werden uns diese verschiedenen bedienkonzepte letztendlich alle in den wahnsinn treiben und uns in zehn jahren wieder alles ausdrucken lassen.
manuel zonouzi
westwerk, admiralitätsstrasse 74, 20459 hamburg
montag bis freitag: 16 uhr bis 19 uhr samstag: 13 uhr bis 16 uhr