linksatz statt linkdump
bob dylan sagte mal, dass die skyline moderner spiele durch das hirn von katzen und spatzen revolutioniert würde.
bob dylan sagte mal, dass die skyline moderner spiele durch das hirn von katzen und spatzen revolutioniert würde.
[nachtrag]
an der schönhauser allee fuhren heute weder u- noch strassenbahnen. die tram fährt da ja schon seit wochen nicht mehr, die nicht-fahrende ubahn war ein neues feature. als ersatz fuhr alle alle 20 minuten ein bus. wer plant sowas? ein bus als ersatz für alle fünf minuten fahrende, 100 meter lange züge und alle 10 minuten fahrende trams?
also lief ich zur arbeit und mir fiel auf, mprgens aus hamburg zur arbeit nach berlin zu fahren geht fast schneller geht, als aus dem prenzlauer berg nach mitte zu kommen. dafür bekommt man morgens auf dem berliner fussweg besseren kaffee als im ICE und trifft bloggigere leute: auf dem weg nach mitte sah ich noch kosmar (der sich lobend, aber vielleicht auch ein bisschen neidisch, über meine frisur äusserte), moni auf dem fahrrad.
ausserdem bemerkte ix, dass morgens mit leerem magen an einer metzgerei vorbeizugehen eher unangenehm ist. kalter fleischgeruch hat morgens was ziemlich ekliges. sonst ist nix passiert.
bodo hombach beschäftigt sich gefühlte 3 jahre nachdem das internet-manifest erschien und ein kollektives schulterzucken auslöste, auch mal mit dem manifest und schreibt eine „replik“.
im teaser steht:
Essen. „Es gibt keine Systeme, die ohne Regeln funktionieren“, sagt Bodo Hombach, Geschäftsführer der WAZ Mediengruppe, und fordert eine Debatte über Netz-Regularien. „Augen zu und durch“ ist keine Lösung, sagt er - und „Es wird schon alles gut“ erst recht nicht. Eine Replik.
was genau das mit „Essen.“ zu tun haben soll, weiss ich nicht, erinnert mich aber an eine meiner ersten architektur-vorlesungen in stuttgart, als der dozent am anfang seiner vorlesung laut ins mikro rülpste und das mit der sülze die er am abend vorher im speisewagen gegessen hatte erklärte. meine antwort auf hombachs steile these:
hamburg. „es gibt systeme die ohne regeln funktionieren“, sagt felix schwenzel, „onlinecommunitybenutzer“ aus berlin und hamburg und verweist auf die letzten zwanzigtausend jahre menschheitsgeschichte und die physik.
aber mal im ernst, wenn man die bedeutung des wortes „regel“ nachschlägt, erfährt man, dass regeln normen, vorschriften oder gesetzmässigkeiten sind (wikipedia: „Eine Regel ist eine aus bestimmten Regelmäßigkeiten abgeleitete, aus Erfahrungen und Erkenntnissen gewonnene, in Übereinkunft festgelegte, für einen bestimmten Bereich als verbindlich geltende Richtlinie.“). Ich weiss nicht ob es bodo hombach überrascht, aber das grösste system das wir menschen kennen, funktioniert ohne regeln: das universum unterliegt keinerlei vorschriften oder übereinkünften, sondern ausschliesslich den naturgesetzen. keine regel oder vorschrift hält die schwerkraft auf, auch wenn das in vielen fällen wünschenswert wäre. auch von menschen geschaffenen systeme funktionieren ohne regeln. klar, manchmal funktionieren sie mit regeln besser, gerechter oder menschenfreundlicher, aber sie funktionieren auch ohne regeln.
der entscheidende punkt steckt aber tatsächlich bereits in der definition die ich aus der wikipedia geklaubt habe: regeln werden aus erfahrungen und erkenntnissen gewonnen, sie sind übereinkünfte und sie werden stets nach dem sammeln von erfahrungen und erkenntnissen aufgestellt. systeme ohne regeln sind per definition selbstorganisiert. gäbe es diese systeme ohne regeln nicht, gäbe es auch keine regeln — oder um es für bodo hombach verständlich auszudrücken: es gab bereits vor der gründung des VDZ BDZV zeitungen und es gab bereits vor der niederschrift des pressekodex qualitätsjournalismus.
jetzt habe ich bereits mit der auseinandersetzung nur eines satzes von bodo hombach, knapp 400 wörter verpulvert. das kann ja lustig ein langer artikel werden, denn der oben zitierte satz ist nicht die einzige pseudoargumentation hombachs. statt zu argumentieren, postuliert hombach lieber: über das internet wird nicht debatiert, weil es eine „Verdrängungsspirale“ gibt, im gegensatz zu den klassischen medien, sei das internet von der politik kaum reglementiert, irgendwelche apostel oder leute fordern „unantastbare Freiheit“ für das internet und so weiter und so fort. mit belegen oder quellen müht hombach sich nicht ab.
hombach:
Ein Medium, das massenhaft Opfer produziert, hat seine universelle Freiheit längst aufgegeben. Anarchie führt eben nicht zur herrschaftsfreien Gesellschaft, sondern zur Machtübernahme durch die Rücksichtslosen. Man kann sich fragen, wie man z. B. Kinderpornografie im Internet eindämmt und möglichst verhindert, aber im Sinne der unantastbaren Freiheit gar nichts zu unternehmen, ist die Insolvenzeröffnung des Rechtsstaates, einer verantwortlichen Politik und einer offenen und freien Bürgergesellschaft.
mit dem medium das massenhaft „opfer“ produziert meint hombach natürlich nicht etwa die bildzeitung, „wild und hund“ oder das feldtelefon, sondern das internet. mit „anarchie“ meint er offenbar newsgroups, foren, blogs, webseiten, suchmaschinen oder soziale netzwerke die sich weltweit gebildet haben und dummerweise nur in deutschand der deutschen jurisdiktion unterliegen. und wie jeder weiss, sind nur die rücksichtslosen im internet erfolgreich: google, spiegel online, netzpolitik.org, die huffington post, ebay, amazon. schlimmer noch ist das beispielsweise bei facebook, xing, studivz und dem anarcho-netzwerk twitter. auch dort sind nur die rücksichtslosesten mitglieder an der macht. das alles muss dringend reglementiert werden, jetzt kommts, weil freiheit kinderpornographie ermöglicht. freiheit, anarchie, opfer, rücksichtslosigkeit, kinderpornografie. was für eine argumentationskette!
man kann den oben zitierten hombach-satz für ein plädoyer für den polizeistaat halten, wenn man den begriff des „mediums“ und des „internet“ mal weglässt. denn kinderpornografie und kindesmissbrauch entsteht nunmal vor allem im familienumfeld (in der realität und nicht im internet). und trotzdem: unser liberales rechtssystem schafft freiräume in denen solches unrecht möglich ist. der staat überlässt der familie, der privatssphäre, dem einzelnen menschen bestimmte unantastbare freiheiten. das wesen der freiheit ist, dass sie potenziell missbarucht werden kann. erstaunlicherweise nennt hombach diese unantastbarkeit der familie und der privatsshäre nicht „die Insolvenzeröffnung des Rechtsstaates“ — obwohl gerade diese freiheit mitunter unfassbare verbrechen möglich macht. die insolvenzeröffnung des rechtsstaats sieht er nur im internet. im internet fordert er eingriffe in elementare bürgerrechte (oder debatten darüber) — zum schutz der kinder und der urheber.
das grundsätzliche problem von regeln ist, dass man sie zwar aufstellen kann, aber ihre einhaltung manchmal nicht durchsetzen kann, ohne andere regeln zu verletzen. beim urheberrecht ist das ziemlich plastisch sichtbar. laut hombach würden urheberrechte im internet „plötzlich“ nicht mehr gelten, weil man sie ja massenhaft verletzen könne. die frage ist, wollen wir um urherberrechte zu schützen, regeln aufstellen und durchsetzen die bestimmte bürgerrechte aufweichen oder abschaffen? wollen wir privatwirtschaftliche interessen, also geschäftsmodelle, über bürgerrechte stellen? don dahlmann hat das dilemma aufschlussreich beschrieben.
um es kurz zu machen: hombach hat natürlich recht, auch das internet braucht regeln, die gesellschaft muss sich weiterhin fragen, wie sie ihr zusammenleben gestalten will. was hombach aber übersieht, ist dass sich diese regeln längst etabliert haben und weiter etablieren werden. es haben sich in demokratischen (nicht anarchischen) prozessen erfahrungen und erkenntnisse herausgebildet aus denen übereinkünfte und regeln erwachsen sind. diese regeln schmecken hombach nicht, deshalb ignoriert oder verteufelt er sie. hombach:
Jede Gesellschaft steht vor der Frage, welche Gesellschaft sie haben will. In der Demokratie geht alle Macht vom Volke aus. Warum also sollten wir nicht darüber diskutieren dürfen, nach welchen Regeln wir das Spiel spielen wollen. Wir wollen es nämlich nicht in jedem Fall verlieren.
würde hombach zugeben, dass sich im internet ganz gut funktionierende regeln etabliert haben, die teilweise nicht ganz den klassichen regeln entsprechen, könnte er sich nicht aufs „volk“ berufen und hoffen, dass es sein spiel spielt und für ihn gewinnt. er müsste zugeben, dass sich das volk (oder grosse teile davon) bereits überlegt hat, welche gesellschaft es haben will. dummerweise hat das volk nicht immer die intereessen oder die geschäftsmodelle der zeitungsverleger, der unterhaltungsindustrie, des finanzministeriums oder der polizeibehörden im sinn, wenn es sich überlegt in welcher gesellschaft es leben will.
deshalb, aber auch aus ein paar anderen gründen, ist die replik von bodo hombach auf das internet-manifest, interessengetrieben und scheinheilig und damit noch kleingeistiger und halbgarer als das manifest selbst. abgesehen von seiner interessengetriebenen scheinheiligkeit, hat bodo hombach natürlich recht.
jetzt weiss ich auch warum die off-galerie oel-früh „off-galerie“ heisst. sie ist am arsch der welt. heute abend sind die beifahrerin und ix mal kurz an den arsch der welt brandshofer deich 45 gereist um uns dort eine ausstellungseröffnung anzusehen. vor der ausstellung haben wir viele interessante sachen gesehen:
in der galerie angekommen haben wir uns dann zwei wände und vier blatt papier angesehen und zwei bier getrunken. das war alles sehr abstrakt, aber auch sehr hübsch und lecker. nach ca. 30 minuten aufenthalt sind wir dann nach 30 minuten fussweg und 15 minuten s-bahnfahrt wieder aus dem off zurückgewesen.
nach der wahl am sonntag wurde mir klar, was das problem der SPD ist. oder genauer, was das problem von politik allgemein ist. die SPD hat massive wahrnehmungsstörungen.
man hörte nach der wahl, wie die SPD ihre massiven verluste unter anderem damit erklärt, dass sie ihr wählerpotenzial nicht habe ausschöpfen können. manchmal wird diese blödsinnige aussage auch so formuliert: man habe die stammwähler der SPD nicht mobilisieren können. das ist in etwa so blödsinnig wie wenn microsoft behaupten würde, dass der zune sich nicht ordentlich verkauft, weil das marketing nicht gut genug war oder man nicht ausreichend für den zune geworben hätte. fakt ist, dass niemand den zune kaufen will, weil kaum jemand glaubt, dass der zune ein gutes produkt ist. der grund für diese annahme ist nicht mangelndes marketing oder optimierungswürdige kommunikation, sondern weil der zune DRM-verseuchter, schlecht zu bedienender schrott ist. zumal niemand einer firma glaubt, die ihr „plays for sure“-DRM system nicht mal selbst benutzen will, weil es zu kompliziert ist.
die parallele ist einfach zu erkennen, microsoft kann wiederholt behaupten, dass der zune ein tolles, einfach zu bedienendes und überlegenenes produkt ist, wenn das produkt aber nicht hält was microsoft verspricht, kauft es auch keiner. die SPD kann so viel gerechtigkeit, wohlstand und arbeitsplätze versprechen wie sie will, der bürokrat an der spitze kann sich so einfühlsam, kunstsinnig und menschlich darstellen wie er will, nur wählt niemand die SPD, der die SPD elf jahre dabei beobachtet hat wie sie trotz gegenteiliger versprechen nichts gegen steigende arbeitslosenzahlen unternehmen konnte, ein milliardenteures bürokratiemonster namens „bundesanstalt für arbeit“ in ein noch teureres bürokratiemonster umwandelte und umbenannte, wie sie bürgerrechte abschaffte und den polizeistaat stärkte.
um zurück zum wahrnehmungsproblem zu kommen: die SPD scheint nach elf jahren öffentlichem und exessiven wein-konsums zu glauben, dass die menschen davon zu überzeugen seien, die SPD stünde nicht für wein sondern für wasser, weil sie das ein paar wochen lang im wahlkampf wiederholt behauptet: wir stehen für wasser, die anderen für wein und der wein ist im übrigen unser aller untergang. was kann das anderes sein als eine wahrnehmungsstörung? die stamwähler oder potenziellen wähler der SPD kritisieren seit jahren den exzessiven weinkonsum der SPD, sie zeigten ihren missmut bei jeder einzelnen wahl und die SPD meinte nach jeder abwahl das sei eine klare ermunterung im alltag weiter wein zu trinken und im wahlkampf wasser zu predigen?
im ernst, wie kann man jahrelang die parole „auf nach norden“ ausgeben, während es aus dem unterstützer- und sympatisanten-lager ruft „im süden gefällt es uns besser“ und sich dann wundern, dass einen niemand wählt, obwohl man mehrere wochen im wahlkampf-bus nach norden schöne lieder vom süden gesungen hat?
kann natürlich auch sein, dass das gar keine wahrnehmungsstörung ist, sondern hybris. oder eine überschätzung der eigenen rhetorischen und kommunikativen fähigkeiten. aber erstaunlich finde ich es dann doch, dass man sich in der SPD über das wahldesaster wundert und meint das jetzt analysieren zu müssen. jeder mensch weiss doch, dass menschen die man mit „tralafitti“-sprüchen veralbert oder mit wanzen, bürokraten, wilkür und polizei droht oder mit unhaltbaren versprechen veräppelt, einem bei der stimmabgabe nicht unbedingt unter die arme greifen wollen.
jahrelang hat die SPD mit der CDU wein gesoffen, weil das notwendig für das land gewesen sei. ausserdem habe man durch das weinsaufen immerhin das schnapssaufen verhindern können. wenn sich jetzt andere mehrheiten bilden und plötzlich andere mit der CDU wein saufen können und werden, sei das total schlecht. beleidigt wendet man sich von den dumköpfen ab, die der SPD kein wort glaubten und die jetzt schon noch ihre schwarz-gelbe quittung bekommen werden.
hätte die SPD auch nur einen hauch realitätssinn, hätte sie merken können, dass die menschen unzufrieden sind. nicht nur unzufrieden mit der CDU oder der FDP oder der linken oder den grünen, sondern auch und vor allem mit der SPD. statt diese unzufridenheit mit klaren, offenen und ehrlichen worten zu begengen, dachte man in der SPD man könne die unzufriedenheit im wahlkampf auf die anderen lenken. die FDP neoliberal und antisozial, die linken schwätzer, die das blaue vom himmel versprechen, aber nichts halten können, die CDU irgendwie einfach doof und schädlich, allerdings nicht so schädlich, dass man ncht weiter mit ihnen an einem strang ziehen wolle. kein einziges selbstkritisches wort habe ich im wahlkampf von der SPD gehört. auch nach der wahl übrigens nicht, da hiess es dann man müsse jetzt mal analysieren woran es gelegen haben könnte, dass man seine wähler nicht mobilisieren konnte. die höchste form der selbstkritik zu der die SPD fähig zu sein scheint, ist die aussage, jetzt zu versuchen alles besser zu machen.
was hindert die SPD daran offen und klar zu bekennen, dass sie in den letzten elf jahren (auch) viel scheisse gebaut hat? warum bekennt sich die SPD nicht dazu, in der arbeitsmarkt-politik versagt zu haben. warum sagt niemand, wir haben auch keine ahnung wie man mit dieser wirtschaftskrise umgehen soll, wir haben nur versucht die lage zu stabilisieren, ja, man habe auch gemerkt, das die alten patentrezepte nicht mehr funktionieren. warum kein klares bekenntnis zur stärkung der bürgerrechte? warum überlässt man jetzt der FDP dieses feld, statt zu sagen: wir haben uns über den tisch ziehen lassen, wir waren hysterisch, der staat hat im privatleben der bürger nichts zu suchen. statt selbstkritik wird die SPD jetzt, wie immer, personalkritik üben. die alten sind schuld, der münte, der frank-walter, der schröder sowieso.
ich wünsche mir eine SPD die aufhört mit dem finger auf angeblich schuldige zu zeigen, die aufhört die fehler immer bei den anderen zu suchen, bei den neoliberalen, dem rechten SPD-flügel, der wirtschaft, den managern, der FDP, der presse oder gar den wählern, die nicht begriffen haben wie irre sozial und patent die SPD ist. ich wünsche mir eine SPD die selbstkritisch ist, demütig und vorwärts statt rückwärtsgewandt, eine SPD die wieder an das gute im menschen glaubt und mehr bürgerrechte, mehr freiheit und weniger staat wagen möchte, eine SPD die die zukunft nicht als bedrohung, sondern als chance sieht und die menschen ernst nimmt und nicht für deppen hält, denen man die welt nur richtig erklären muss. eine SPD die ehrlich zu ihren fehlern und ihrem scheitern steht, die niederlagen nicht mit schlechtem wahlkampf oder fehlender mobilisierung, sondern mit schlechtem regieren erklärt.
ich glaube es geht gar nicht so sehr um programmatische fragen, sondern um die haltung. wenn die SPD endlch mehr aufrichtigkeit wagen würde, dann könnte das auch wieder was werden.
dass das mit der aufrichtigkeit, dem realitätssinn und der SPD so schnell nichts wird scheint aber auch klar. grosse teile der SPD glauben offenbar tatsächlich, dass leute wie nahles oder sigmar gabriel wählbar sind. das werden lange oppositionszeiten.
jeder der ins internet schreibt kennt das wahrscheinlich. man bekommt ständig ungefragt pressemitteilungen von pr-agenturen oder irgendwelchen initiativen ins postfach gedrückt. startups schicken einem gerne pakete mit tand oder glasperlen, in der hoffnung, dass man über sie schreibt, manchmal um irgendeine imaginäre spannung zu erzeugen, schicken sie ihren tand auch anonym. hin und wieder kommen unanständige angebote von leuten die einen link mit vorgegebenen SEO-optimierten werbe-text gegen irgendeinen müll eintauschen möchten, die werbung aber nicht als werbung oder mit rel="nofollow" gekennzeichnet haben wollen. ein suchmaschinenoptimierer hat mir sogar mal ein paar schuhe geschickt, in der hoffnung dafür einen link zurückgeschenkt zu bekommen.
letzte woche habe ich zur abwechslung mal eine unaufgeforderte pressemitteilung bekommen, in der unter anderem das wort „testgerät“ stand. zu meinem erstaunen reagierte der pr-mensch auf meine rückfrage „dann schick mal ein testgerät“ sogar und schickte mir anstandslos ein testgerät, obwohl ich ihm keine veröffentlichung von irgendwas zusicherte. das fand ich so erstaunlich, dass ich das gerät dann tatsächlich benutzte und etwas aufschrob. noch erstaunlicher fand ich dann aber, dass dieser verein mir den artikel abkaufte und veröffentlichte.
schade finde ich es übrigens, dass die presseabteilung von o2 auch nach zwei wochen nicht auf meine anfrage nach einem testgerät des palm pre reagiert hat. jetzt warte ich mal auf ne pressemitteilung für nen 42" bildschirm in meinem postfach. oder so.
während der palast der republik soeben am schlossplatz quasi neu auferstanden ist, berichtet der tagesspiegel über das mit allergrösster wahrscheinlichkeit totgeborene projekt der stadtschloss-rekonstruktion am schlossplatz. zusammenfassen lässt es sich in etwa folgendermassen: unregelmässigkeiten beim wettbewerb, zu geringes spendenaufkommen, das auch noch vom steuerzahler mitfinanziert wurde, zu niedrige kostenschätzungen, zu wenige steinmetze und neuendeckte historische fundamente des originalen stadtschlosses, die neue kostenrisiken enstehen lassen und neue bautechniken erforderlich machen.
das fazit des tagesspiegel-artikels fasst das ganze elend gut zusammen:
Unterdessen könnte man auf dem Gelände schon mal kleine Bäumchen pflanzen. Die haben in der Zwischenzeit gute Chancen, in aller Ruhe zu prächtigen Parkbäumen heranzuwachsen. Christoph Ingenhoven hat 2001 in der Galerie Aedes das charmante Alternativprojekt „Central Park Berlin“ vorgestellt. Es ist derzeit das einzig realistische für die Mitte Berlins. (ganzen artikel lesen)
[die finanzierbarkeit und das konzept der schloss-rekonstruktion hab ich hier schon mal vor knapp einem jahr stark in zweifel gezogen.]
armin thurnher, gründer des „falters“ soll auf irgendeiner veranstaltung gesagt haben, dass „web-medien“ parasitär seien. sie verliessen sich auf „alte medien“ und recherchierten nicht selbst. so stands auf dem — laut thurnher — parasitären „web-medium“ turi2. thurnher ist auch nicht der erste der behauptet „web-medien“ seien parasitär. diese haltung scheint so eine art mem bei alten, frustrierten, schreibenden menschen zu sein. robert niles setzte sich bereits vor ein paar jahren mit dieser frage auseinander.
was mich wirklich wundert ist, das thurnher glaubt, dass die recherche der „alten medien“ nicht parasitär sei. ist es nicht genauso parasitär, wenn ein papier-medium über eine veranstaltung berichtet? da setzt sich ein journalist in eine veranstaltung, hört sich an was gesagt wird und verbreitet danach diese fremde gedanken, quasi anderer leute „geistiges eigentum“, in irgendeinem medium. recherche, also im (französischen) wortsinn der „suche“, ist doch immer „parasitär“: man sucht vorhandenes und nutzt es — ohne um erlaubnis zu bitten. jede buchrezension, jede reportage, jeder sportbericht ist parasitär. oder, wenn man sich die definition von parasiten ansieht, also „schädlinge, die — anders als bei der symbiose — ihrem wirt keinen nutzen bringen“, könnte man sich fragen, was es jemandem der von einem auto angefahren wurde nutzt, wenn ein journalist darüber berichtet? journalismus ist eher in ausnahmefällen symbiotisch, beispielsweise bei plattenkritiken oder buchrenzensionen. der journalist der über ein buch oder eine platte schreibt, bringt dem rezensierten publicity, öffentlichkeit oder aufmerksamkeit. nur genau das tun die angeblich parasitären „web-medien“ auch (und genau wie die „alten medien“, nicht ausschliesslich). zumal selbst die angeblich „parasitäre“ web-nutzung von inhalten, einer vorherigen „recherche“ bedarf. bevor man einem „alten medium“ inhalte „parasitär“ entnehmen kann, muss man sie lesen, sie suchen, ordnen, bewerten oder zumindest das wesentliche extrahieren.
wo soll denn genau der unterschied bei der recherche von „alten“ und „neuen“ medien sein? die alten medien bedienen sich genauso wie die neuen an vorhandenen inhalten oder der wirklichkeit. selbst journalisten die sich dem internet verweigern agieren nicht im luft- oder quellenlosen raum. alte medien bedienen sich an der wirklichkeit, zapfen quellen an, suchen in zeitungsarchiven, zitieren menschen die mehr wissen als der autor oder schlagen von anderen mühsam erstellte lexika auf. wenn armin thurnher auch nur einen artikel im falter zeigen kann, der originär ist, also nicht auf den gedanken anderer menschen aufbaut, werde ich überlegen ob ich mein urteil über ihn (nämlich dass er ein zur bigotterie und selektiven wahrnehmung neigender frustbeutel ist) revidiere.
medien, journalismus, selbst literatur, sind per definition parasitär. egal ob alt oder neu. journalisten und literaten zehren von der geselschaft und ihren menschen, wie mücken von blut zehren. und das ist auch ganz gut so, denn wenn journalisten oder armin thurnher sich alles aus den eigenen fingern saugten was sie schreiben, wäre das auch irgendwie öde.
vodafone mit dramatischen verlusten, tmobile und eplus gewinnen deutlich. verluste auch bei o2. allerdings habe ich keine ahnung, warum das 2DF o2 schwarz dargestellt hat. und wo kommt dieser eklige gelbe klotz her?
ich schätze die brandeins seit der ersten ausgabe. und davor, als sie noch econy hiess. wolf lotters seitenlange essays kann ich seit jahren nicht mehr lesen, jedesmal wenn ich es doch versuche, muss ich nach wenigen seiten das lesen wegen einer überdosis klugschiss abbrechen. vielleicht mag ich seinen ton auch einfach nicht.
in der letzten brandeins-ausgabe hat wolf lotter allerdings den text des jahres geschrieben. ausser von götz werner, habe ich noch niemanden so überzeugend für das bedingungslose grundeinkommen argumentieren gehört, wie jetzt wolf lotter.
wolf lotter bricht die argumentation auf die wichtigsten punkte runter:
Noch nie wurde für Soziales so viel ausgegeben wie heute. Gleichzeitig werden ALG-I I-Empfänger schikaniert.
Ein bedingungsloses Grundeinkommen könnte diesem Irrsinn ein Ende machen. (weiterlesen)
die brandeins ist übrigens gerade 10 jahre alt geworden, daran erinnert ulrike simon in der berliner zeitung. auch lesenswert.
also auch wenn mir der palm pre iregndwie sympathisch ist, aber einführen will ich ihn mir dann doch nicht.
mein XDA war ja ein oder zwei wochen in reparatur. gestern hatte ich so ein gefühl, dass die reparatur abgeschlossen sein könnte, rief die hotline an, die mir sagte, dass das gerät am montag zurück zum o2-laden am alexanderplatz gegangen ist. offenbar nutzt man im laden am alexanderplatz die gleiche technik wie beim sonyerisson k800i, wo der wecker zwar leicht zu programmieren ist, aber nicht weckt. macht ja eigentlich auch nix, wenn die mir nicht bescheid sagen, solange die o2-hotline bescheid weiss.
tatsächlich war das gerät im laden, als ich heute früh in den laden ging. ich gab mein k800i ersatzhandy wider ab und bekam den XDA zurück. auf dem XDA war ein aufkleber mit der aufschrift:
Irreparabel zurück:
( ) Korrosion / Feutigkeit
(x) Fremdeinwirkung / mech. Beschädigung
ich war ein bisschen enttäuscht, weil das ja heisst, dass ich das gerät absichtlich kaputt gemacht hätte. ich rief also nochmal die o2-hotline an, diesmal mit meinem ersatz-ersatz-handy, einem fünfzig jahre altem sonyericsson T68i. ein sehr freundlicher mitarbeiter erklärte mir, dass das handy laut seiner anzeige noch in reparatur sei. er war aber so freundlich und versuchte das mit dem reparatur-dienstleister (arvato) und der „o2-XDA-abteilung“ (was es alles gibt) zu klären, was man machen könne. da er das alles auch nach 30 minuten, in denen er mir musik vorspielte nicht endgültig klären konnte, versprach er mir mich zurückzurufen. und tatsächlich rief er mich 30 minuten später zurück und sagte ich würde in den nächsten tagen einen rückruf von arvato bekommen und dass er dann auch persönlich den weiteren verlauf der sache verfolgen würde. an dieser stelle ausnahmsweise mal ein ehrliches lob an die o2-hotline.
im büro dann konnte ich dann, wie kürzlich bei DHL, ein wunder erleben. ich steckte die SIM ins telefon, schaltete es ein und es funktionierte. ich schrie meine kollegin mit sächsischem akzent an: „es geht! es geht!“ sie meinte trocken, es hiesse „so ne scheisse, der geht! ich rege mich uff am wochenende und der geht!“
eigenartig. die einzige sichtbare veränderung am gerät ist, dass die aktuelle version von windows mobile drauf ist und dass das teil die SIM erkennt. jetzt bin ich trotzdem mal gespannt was der rückruf von arvato bringt.
das balzac in der schönhauser hat seit heute früh ein neues kassensystem. so stehts zumindest auf zwei zetteln die im laden hängen. man entschuldige sich für eventuelle wartezeiten die sich wegen des neuen systems ergeben könnten. tatsächlich dauert es teilweise recht lange, bis die bedienung die summe mit dem taschenrechner ausgerechnet hat und die waren im neuen „warenwirtschaftssystem“ aus 4 zusammengehefteten DINA4-blättern notiert hat.
vor dem balzac sitzen vier „verschmutzer“. ich weiss nicht genau warum, aber sie scheinen sich selbst anklagen zu wollen, denn auf ihren leuchtwesten steht „litterer“, vor sich coffee to go.
gestern habe ich bei moni einen hinweis auf einen sehr, sehr langen text gefunden, der von „der Organisation Human Rights Watch, ihrer deutschen Direktorin Marianne Heuwagen und von der Villa Aurora, aber auch vom Auswärtigen Amt des SPD-Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier“ handelt. drin stehen keien sensationellen neuigkeiten, aber einige merkwürdigkeiten die zeigen, dass es in der politik doch immer eher darum geht am grossen rad zu drehen, als um menschlichkeit und mitgefühl mit einzelnen. da kann steinmeier in seinen sonntagsreden und fernsehauftritten so viel heucheln wie er will, dass ihn das schicksal der einfachen menschen berührt und dass er und die SPD da ganz anders sind als die von der CDU. auf dem SPD-parteitag habe ich steinmeier sagen hören:
Ich sage niemandem in Not: »Du bist nicht systemrelevant.« Keiner von uns würde das tun. Das ist der Unterschied zur Union!
dass das gegenteil der fall sein könnte, dass steinmeier, bzw. sein büro und seine mitarbeiter menschen die in not sind durchaus auch mal zu verstehen geben, dass sie im weg sind und stören, das gefühl könnte man bekommen, wenn man david schravens geschichte über galima bukharbaeva und ihren mann marcus bensmann liest.
einen ähnlich langen text im freitag hab ich gestern auch gelesen. der text ist von einem ehemaligen mitarbeiter des SPD-wahlkampfteams geschrieben, ein bisschen lang und langweilig geraten. um zu erfahren, dass der SPD online-wahlkampf langweilig und uninspiriert ist und fast ausschliesslich auf negative-campaigning setzt, hätte ich den text nicht lesen müssen. hab ich aber trotzdem. wusst ich ja vorher nicht.
[nachtrag 22:56]
ups. da hab ich zu nico lummas folie noch ein „können“ in der überschrift hinzugefügt (und ein komma weggelassen). da zeigen sich meine defizite in werbedeutsch: natürlich können unternehmen nicht nur lernen, sie tun es. was vodafone gelernt hat wollte nico dann aber doch nicht verraten, also ausser dass was altebekannt ist und auf allen vodafone-kanälen „kommuniziert“ wird: „zuhören“.
mit ca. 30-40 folien hat nico die agentur, vodafone und die kampagne vorgestellt und dann mit zwei oder drei (oder vier) folien das was hinten rauskommt, was man gelernt hat. also „zuhören“, aber nicht zu doll, das könnte einem ja vom weg abbringen und zu blindem aktionismus verleiten. all das was man hören will, wird dann in arbeitskreise zur weiteren „diskussion“ und „kalkulation“ (hat er wirklich gesagt) weitergeleitet. wo man nicht so genau zuhört hat nico auch erklärt: bei der kritik am werbespot und am rumgenörgel an den tarifen. was die leute da alles wollen: hundert gigabyte statt 5 inner flatrate! günstige tarife! viel wichtiger sei es den mitarbeitern beizubringen was „es ist deine zeit“ bedeutet (das sei nicht etwa irgend so ein marketing-spruch!) und im unternehmen allen mitarbeitern irgendwie klarzumachen, das künftig nicht mehr das abzocken und verwirren der kunden der kunde wirklich und in echt im mittelpunkt stehe — und was das bedeutet. an dem punkt wurde es interessant, was bedeutet das denn eigentlich wenn der kunde im mittelpunkt steht? aber da war die zeit schon um.
achso, am rande erwähnte nico noch, dass es „jetzt“ eine tarif-option gäbe, um sich von der flatrate-beschränkung freizukaufen (das nennt man bei vodafone jetzt „Internet Throttling“). diese option konnte ich im vielen kleingedruckten beispielsweise der „superflat-internet-tarife“ nicht entdecken, aber vielleicht bin ich da auch einfach zu blöd oder ungeduldig für. dafür habe ich gelesen, dass der monatlich 50 euro teure superflat-internet-tarif („der beliebteste“) folgende einschränkungen hat:
Dafür steht Ihnen bis zu einem Datenvolumen von 1 GB pro Abrechnungszeitraum die jeweils größtmögliche Bandbreite zur Verfügung. Ab 1 GB stehen Ihnen höchstens 64 KBit/s zur Verfügung. Wir behalten uns vor, die Verbindung nach je 24 Stunden automatisch zu trennen. Zum Abrechnen runden wir am Ende jeder Verbindung, mindestens aber alle 24 Stunden auf den nächsten 100-KB-Block auf. Sie dürfen die Vodafone SuperFlat Internet nur mit Ihrem Handy nutzen. Mit einem Computer sowie einem ans Handy angeschlossenen oder drahtlos verbundenen Computer dürfen Sie den Tarif nicht nutzen. Für diese Nutzung zahlen Sie 0,20 Euro pro 10 KB. Sie dürfen die Vodafone SuperFlat Internet nicht für Voice over IP und Peer-to-Peer-Kommunikation nutzen.
ich dachte das waren mal 5 gigabyte? falsch erinnert. keine tethering, kein VOIP, kein P2P und teuer war ja bei vodafone schon immer. aber 20 euro für ein megabyte datenverkehr über den laptop mit ner „superflat“, das ist neu — oder? eigentlich ein hammer.
gerüchteweise bietet die fachhochschule konstanz ab dem sommersemester 2011 einen neuen studiengang an. arbeitstitel: „vodafone tarife verstehen“.
um auch mal was positives zu sagen: nico bekommt von mir sehr gute theorie-noten. theoretisch isser wirklich einer der besten.
heute abend gings aber um was ganz anderes als vodafone. bcd-travel hatte eingeladen um biztrails vorzustellen. das ist so ne art privat-qype für die kunden von bcd-travel, also geschäftsreisende die sich von bcd reisen vermitteln lassen. weshalb ich das nutzen soll konnte mir keiner erklären, aber ich bin ja auch nicht so ein business-typ. eines ist hängengeblieben: das ist alles furchtbar kompliziert (aus ganz vielen gründen) und man plant in der zukunft noch ganz viele features.
[nachtrag 21:30h]
gestern auf rebelart las ich, dass heute um 19 uhr die vernissage der „ersten hamburger guerilla-ausstellung“ im max bahr in altona stattfände. also bin ich mal hingegangen.
am eingang bekam man einen unbeschrifteten lageplan der „ausstellungsstücke“ der beiden franzosen antoine lejolivet und paul souviron in die hand gedrückt, den ich aber ignorierte und mich erstmal auf die suche nach blauen müllsäcken machte, die ich dringender als kunst brauchte.
an den teppichrollen hatte der filialleiter gerade das erste ausstellungsstück weggeräumt und beklagte sich bei zwei besuchern, dass ihm irgendwer den laden „auseinanderreisse“. ein paar arragements waren aber noch zu sehen, von den baumarktmitarbeitern wurden sie allerdings grösstenteils nicht wahrgenommen. neben einem sehr hübschen pümelhalbkreis stand ein max-bahr-mitarbeiter, beriet zwei kunden und nahm die nicht dahingehörenden pümpel nicht mal ansatzweise wahr. der laden war für samstags 19 uhr ziemlich voll und für einen baumarkt waren überdurchschnittlich viele intellektuell wirkende menschen anwesend.
mir gefiel das unprätentiöse auftreten der installationen, draussen, auf dem parkplatz war die atmosphäre allerdings genauso prätentiös wie auf jeder anderen vernissage. wichtigtuer, angestrengt entspannt wirkende hippster, ein fernsehteam, blonde ischen, schlipsträger und kichernde, leicht überhebliche wenn-die-wüssten- oder sind-die-alle-ahnungslos-denker bevölkerten den parkplatz. fotografen fotografierten den parkplatz, die kasse und meine blauen müllsäcke.
ich hab dann nochmal kurz „yeah“ gesagt und bin dann wieder abgedampft.
kunst, oder genauer, dezente eingriffe im alltag find ich prima, das drumrum stehen und versuchen fachkundig zu wirken inspiriert mich nach wie vor das weite zu suchen.
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