egozentrische offenlegung
cem fragt „Hat sich euer Sozialverhalten durch das Bloggen nachhaltig verändert?“.
ich versuche mal hier zu antworten, vielleicht wird meine antwort ja ein bisschen länger. die spontane antwort lautet nein. mein verhalten hat sich eigentlich nicht geändert, aber mein umfeld. wenn ich nachdenke muss ich das dann doch einschränken. denn das umfeld verändert einen ja auch. die grösste veränderung ist, dass ich jetzt teil einer patchworkfamilie geworden bin, was sich doof anhört, aber wunderbar ist. ich habe durch das bloggen nicht nur eine beifahrerin gewonnen, sondern habe jetzt quasi ein kind, was wunderbar ist und — das ist das beste — auch schon mit seinen 12 jahren aus dem gröbsten heraus ist. auch meine verwandschaft ist gewachsen, die neuen mitglieder rekrutieren sich teilweise aus bloggern. am aufälligsten ist mein adressbuch gewachsen. in den mittlerweile über 10 jahren in denen ich ins internet schreibe habe ich wahnsinnig viele leute kennengelernt. viele von diesen bekanntschaften sind gute freunde geworden, manche auftraggeber oder geschäftspartner, auch meine letzten festen angestellungen habe ich indirekt dem ins internet schreiben, bzw. den beziehungen die dadurch entstanden, zu verdanken. zu behaupten, täglich stundenlang auf den bildschirm zu glotzen würde die menschen die das tun vereinsamen lassen, ist so ziemlich der grösste humbug den man sagen kann. vielleicht ruiniert man sich die augen dabei, aber nicht das sozialleben.
mein sozialleben hat sich also doch etwas verändert, es ist vor allem reicher geworden und ich habe leute kennengelernt die ich sonst nie kennengelernt hätte. viele habe ich auch kennengelernt, die ich sonst nie hätte kennenlernen wollen.
was ich bemerke, menschen die digital, also per email oder instant messanging nicht gut zu erreichen sind, sehe ich seltener. dieser elektronische quatsch schafft wirklich auch nähe, auch über grosse geografische distanzen. freundschaften die eher offline-affin sind, leiden darunter ein wenig, das hängt allerdings auch damit zusamen, dass ich vollzeit arbeite und nicht mehr einfach durch deutschland kurven kann um leute zu besuchen. das ist eher der fluch des alltages, des erwachsenenlebens, das zu führen ich manchmal gezwungen bin. arbeit, familie, ins internet schreiben, da fallen dann leider doch einige durch die schablonen die einem der alltag aufdrückt. früher hatte ich viel zeit, aber keine kohle, jetzt habe ich ein bisschen kohle aber wahnsinnig wenig zeit. obwohl, wenn ich recht bedenke, seit dem abi hatte ich eigentlch immer enorm wenig zeit.
trotzdem. ich bemühe mich auch mein beziehungsgeflecht ausserhalb der arbeit, des internets und der familie zu pflegen. fundamental durch das ins internet schreiben hat sich da nicht viel verändert.
was sich vielleicht ein wenig verändert hat ist wie ich leute kennenlerne. mir fällt das mittlerweile sehr viel leichter als früher. es ist mitunter leichter leute im echten leben kennen und schätzen zu lernen die man schon online kennt und schätzt. oder anders ausgedrückt, online menschen kennenzulernen ist einfacher als offline. freundschaften zu halten und zu pflegen ist aber genauso komplex und zeitweise schwierig wie auch sonst.
auch mein lebensstil hat sich durch das bloggen einerseits überhaupt nicht verändert, andererseits dann doch massiv. einerseits lebe ich in berlin weiterhin in einer einzimmerwohnung mit matraze und sofa, ohne kühl- und kleiderschrank, ohne küchengeräte und ohne einen stuhl. andererseits bin ich am wochende in einer voll ausgestatteten wohnung, mit kühlschrank, wlan, frau und kind. das ist durchaus eine veränderung, die sich im nächsten jahr konsolidieren wird. allerdings nur indirekt durch das blogdings.
im letzten jahr habe ich relativ gut mit dem ins internet schreiben und sprechen verdient. robert basic meint ja es sei „dumm und unpartizipativ“ nicht über solche einnahmen zu sprechen, also spreche ich hier mal drüber: durch werbung und honorare die mehr oder weniger mit meinem blogdings hier zu tun haben, habe ich in diesem jahr im durchschnitt im monat 1500 euro eingenommen. brutto. verändert hat das mein sozialverhalten wenig bis gar nicht. vielleicht gehe ich ein bisschn mehr essen und saufen. aber eigentlich hab ich das auch getan als ich kein festes gehalt und kein einkommen aus tätigkeiten im und ums blogdings hatte. und durch die einnahmen gebe ich mehr für das schreiben aus: sowohl zum dld, zur bambiverleihung und ein paar andere veranstaltungen bin ich auf eigene kosten gefahren um darüber zu schreiben. die hemmschwelle geld für teure apparate auszugeben oder um über veranstaltungen zu schreiben ist durch meine einnahmen etwas gesunken. wobei die hemmschwelle eigentlich vorher auch nicht sonderlich hoch war.
ich bin im letzten jahr zwar hin und wieder auf der strasse oder im h+m von mir fremden leuten erkannt und angesprochen worden, ein paarmal von profis fotografiert und gefilmt und geinterviewt worden, aber auch deshalb hat sich nichts verändert. ich verhalte mich nicht anders, ich kleide mich nicht anders und meine frisur sieht auch immer noch gleich bescheuert aus.
jetzt aber mal die kurze antwort: durch das ins internet schreiben und sprechen hat sich alles verändert, aber eigentlich auch nichts. ich möchte allerdings nichts was ich durch das bloggen erfahren und kennengelernt habe missen.
kein bullshit
Re: Yahoo! Entdeckungen 2007 - Anfrage auf Jurymitgliedschaft
Sehr geehrter Herr Schwenzel,
nun soll es den schon in England erfolgreichen Yahoo! ‘Finds of the Year 2007’ Award auch in Deutschland geben.
Es sollen jeweils die 5 (in einer Kategorie) erfolgreichsten, deutschen Websites gekürt werden, die entweder im Jahr 2007 starteten oder ihren Durchbruch hatten.
Sites aus folgenden Kategorien wären zu bewerten:1. Freunde im Netz
(Web 2.0 Communities)2. Am Puls der Zeit
(News & Entertainment Angebote)3. Die Gute Tat
(Soziale Initiativen)4. Schlau für lau
(Bildung & Wissen)5. Schrill & Schön
(Originelle, innovative Websites)Hätten Sie Interesse bei diesem Ereignis Jury-Mitglied zu sein?
Ich freue mich auf Antwort von Ihnen und verbleibe mitFreundlichen Grüßen
xxxxx xxxxxx
___________________________________________
xxxxx xxxxxx
dot.communications GmbH
Marken-PR für Medien, Mobile und E-Business
sorry frau xxxxxx,
wenn yahoo irgendwann mal eine klare position zur wahrung von menschenrechten und gegen zensur bezieht und sich die eigner nicht mehr aus profitgier gegen vorschläge des managments wehren, die solche fragen klären könnten (siehe http://www.heise.de/newsticker/meldung/91087) können sie mich gerne erneut fragen. aber solange yahoo meint beim schutz von persönlichen daten beispielsweise in china andere massstäbe anlegen zu müssen als in den usa und vor allem solange flickr meint, deutsche benutzer müssten wie unmündige kinder behandelt werden und ihnen mit faulen argumenten („jugendschutz“) bilder vorenthält, solange möchte ich nicht mit yahoo zusammenarbeiten. ich habe nicht ohne grund alle meine yahoo-benutzerkonten gekündigt.
sie können mir gerne bescheid sagen, wenn sich yahoo zu einer klaren position durchringt und PR nicht mehr mit nebelkanonen betreibt (siehe http://www.heise.de/newsticker/meldung/98363/), sondern mit transparenz und aufrichtigkeit.
ansonsten vielen dank für die anfrage und viel glück dabei yahoo ein positives image zu verpassen.
entschuldigen sie den pathos.
grüsse
felix schwenzel
admin-rechte missbrauchen
sollte ix vielleicht öfter machen, meine admin-zugänge für das einstellen von videos bei anderen leuten zu nutzen. kann natürlich sein, dass dann irgendwann wieder die staatsanwaltschaft kommt.

[nachtrag 29.11.2007, 9:20h]
derzeit sind sowohl blog.dummy-magazin.de als auch www.dummy-magazin.de offline. frag mich nicht warum. ix vermute da ist der webserver abgeraucht, anpingen kann man den server nämlich noch.
[nachtrag 29.11.2007, 20:32h]
dummy ist wieder online. irgendwer muss jetzt oliver gehrs sagen, dass man zum erfolgreichen bloggen vor allem erreichbar sein muss.
barrierefreiheit ist mehr als „behindertengerecht“
ich werde es nie verstehen. es gibt organisationen die haben etwas zu sagen, eine botschaft die sie auf allen kanälen rauszublasen versuchen. pressemeldungen, vorträge, interviews, klinkenputzen, drückerkolonnen auf der strasse, eine webseite, bücher — was weiss ich.
dann macht so ein laden ein blog auf, zugegebenermassen auf den ersten blick gar nicht mal so schlecht, verbaut dem leser mit allen möglichen sausackblöden einschränkungen dann aber den lesefluss:
- der rss-feed ist kastriert/gekürzt. warum? haben thilo bode und seine essensgucker angst ihre inhalte könnten illegal, im volltext verbreitet werden? was fürn kack!
- artikel die länger als eine seite sind werden auf der startseite mit „Den ganzen Beitrag lesen“-links gekürzt. wer den link klickt bekommt ein, zwei absätze nachgeliefert. wozu? um pageviews zu generieren und sich für werbefuzzis hübsch zu machen? oder einfach nur um die leser zu nerven und wie blöd klicken zu lassen? warum?
ich versteh das auch bei ARD und ZDF nicht. nach jeder sendung wird auf die quote geguckt, jeder zuschauer mehr lässt die fernsehfuzzis jauchzen. aber die inhalte ausserhalb des senders zeigen? zum dowwnload anbieten? in video-portalen einstellen? da zählen auf einmal nicht mehr die zuschauer sondern die rechlichen bedenken. ich versteh das echt nicht. entweder man will viele zuschauer oder leser haben und bespielt alle kanäle, kommt den lesern oder zuschauern entgegen und bedient sie so tückenlos und barrierefrei wie möglich — oder eben nicht. wozu dienen diese künstlichen barrieren?
jeder hat rechte, manche haben aber rechter
ich bin auch rechteinhaber. ich habe rechte. hat man mir gesagt. auch urheberrechte.
heisst das jetzt, dass ich auch vollen zugriff auf die vorratsdaten bekomme?
eigentlich haben hinz und kunz rechte. schliesslich leben wir in einem rechtsstaat. hat an mir gesagt. und jetzt will der bundesrat „rechteinhabern“ den zugriff auf „vorratsdaten“ ermöglichen — um die staatsanwaltschaften zu entlasten? hinz und kunz entlasten die staatsanwaltschaften? recht2.0 unter beteiligung aller rechteinhaber, der recht-user? früher nannte man das selbstjustiz, jetzt den schutz geistigen eigentums. schusswaffen für jeden sollen soweit ich das erkennen kann verboten bleiben, aber wer meint rechte zu haben soll sich jetzt „zivilrechtlich“ in selbstjustiz und mit privatesten daten zu seinem recht verhelfen können?
um das mal mit den worten von dr. dieter wiefelpütz zu sagen: „Wer erfindet solchen Schwachsinn?“ die „rechtemacher“ im bundesrat und bundestag unter anleitung der „rechteinhaber“? oder kommen die da von alleine drauf?
klar, ich weiss auch was demnächst kommt. clemens rasch und alle manager der musikindustrie wollen demnächst volle diplomatische immnunität und die erlaubnis mit blaulicht durch die strassen zu fahren.
[via jens scholz]
ich bin falschrum
„wenn deine nase läuft und deine füsse riechen, bist du falschrum gebaut.“ gehört bei „sopranos“ irgendwann in s6e1 oder e2.
wie bekam der tagesspiegel eine animation auf die titelseite?
ich habe heute 10 minuten lang auf die titeleite des tagespropheten tagesspiegel gestarrt. es hat sich nicht bewegt. obwohl das bunte ding was heute auf der titelseite zu sehen war angeblich eine „Computeranimation“ sein sollte.

laut wikipedia, aber auch laut meiner becheidenen lebenserfahrung, ist eine animation eine „Technik, bei der durch das Anzeigen von Einzelbildern für den Betrachter ein bewegtes Bild geschaffen wird.“
hm. vielleicht meinte der qualitätsjournalist der die bildunterschrift verfasste eine computersimulation oder gar eine computervisualisierung?
[nachtrag 07.12.207]
na geht doch!

sich die füsse abschneiden ist gut für das geschäft?
ich hab keine ahnung, ob das was die zitty und die anderen berliner stadtmagazine machen unendlich blöd ist, eine unverfrorene ausnutzung einer monopolstellung ist oder einfach eine total pfiffige sache. heiko werning hat eine zimelich dezidierte meinung dazu. die zu lesen ist definitiv amüsanter als zitty zu lesen. und wen ich mir angucke, was auf seiten wie wevent.org los ist, müssen sich die schnarchnasen der berliner verlagslandschaft definiv warm anziehen.
schwarzgelbfahren
ich bin zum schwarzfahren zu feige. die aufregung halte ich nicht aus. das heisst nicht, dass ich es nicht trotzdem tue. denn meine schlampigkeit ist manchmal stärker als meine feigheit. manchmal vergesse ich ein, zwei tage lang eine neue monatskarte zu kaufen, manchmal, ganz selten, im sommer, wechsle ich mein jacket oder lasse es gar zuhause. da mein jacket mein portemonnaie ist, ist es mir auch letztes jahr passiert, dass ich ohne jacket unterwegs war und die monatskarte nicht dabei hatte.
die kontrolleure waren damals ausgesprochen freundlich. wie ich später herausfand waren sie allerdings auch unfassbar hinterhältig und logen mir freundlich grinsend ins gesicht. und wie ich seit gestern mit ziemlicher sicherheit weiss, tun BVG-kontrolleure das offenbar systematisch.
mir haben die kontrolleure damals erzählt, wenn ich die monatskarte mit EC-karte bezahlt hätte, bräuchte ich die 40 euro strafe nicht zu zahlen. ich solle einfach zum BVG-kundenzentrum gehen und dort alles weitere besprechen. pustekuchen. der unfreundliche, aber offenbar etwas ehrlichere mensch hinter dem kundenschutzglas sagte mir, dass übertragbare karten immer vorzuzeigen seien. vergesslichkeit verzeiht die BVG nur bei persönlichen, nicht übertragbaren karten. nachdem er mir das erklärt hatte, bat er mich eindringlich das kundenzentrum zu verlassen. immerhin gabs keine prügel.
letzte woche hat sich ein kollege ohne seine monatskarte erwischen lassen. freudestrahlend erzählte er mir, die kontrolleure seien äusserst freundlich gewesen und hätten ihm erklärt wenn er die karte mit EC-karte gezahlt habe bräuchte er die 40 euro nicht zu zahlen. ich sagt ihm, er sei verarscht worden. trotzdem ging er ins BVG-kundenzentrum um dort sein glück zu versuchen, wurde aber wie ix mit dem stinkefinger abgefertigt.
ich frage mich echt, ob diese kundenverarschung systematisch ist und was sich die BVG davon versprechen würde, ihre kunden systematisch zu belügen. konfliktvermeidung? lügen um kontrolleure zu schützen? saftladen?
[nachtrag 27.11.2007]
aus den kommentaren:
Das erhöhte Beförderungsentgelt ermäßigt sich (mit Ausnahme bei Nutzung übertragbarer Zeitkarten) im Falle von Absatz 1 Nr. 2 auf 7,00 EUR wenn der Fahrgast innerhalb einer Woche ab dem Feststellungstag bei der Verwaltung des Verkehrsunternehmens nachweist, dass er zum Zeitpunkt der Feststellung Inhaber einer gültigen persönlichen Zeitkarte oder einer entsprechenden Fahrtberechtigung war. Das Verkehrsunternehmen braucht die Vorlage der Zeitkarte als Nachweis nicht anzuerkennen, wenn der Fahrgast bereits in den zurückliegenden 12 Monaten ab Feststellungsdatum ohne gültigen Fahrausweis oder eine entsprechende Fahrtberechtigung angetroffen wurde.[Beförderungsbedingungen des VBB (§9 Nr 3)]
das heisst, wenn man im BVG-kundenzentrum richtig verhandelt, kann man den preis drücken. offenbar aber nur, wenn man den schalterbeamten die richtigen paragrafen vorliest. worüber ich mich jetzt mehr ärgern soll, die kontrolleure oder die schalterbeamten weiss ich nicht. ich weiss nur, dass ich es als zahlender kunde nicht schätze verarscht zu werden.
stinkefingerindustrie
publikumsbeschimpfung ist das sicherste anzeichen dafür, dass der auf der bühne am ende ist. sei es wegen grössenwahn, drogen oder arroganter hilflosigkeit (via thomas knüwer).
[nachtrag 27.11.2007]
das wäre auch mal was. publikumsbeschimpfungen sammeln. ich fang mal an:
kackverbot
grandios, volker strübing:
Vor diesem Hintergrund erinnert mich die Diskussion um das Rauchverbot in Lokalen doch sehr an die Aufregung damals, als es untersagt wurde, im Schankraum zu kacken. Was haben die Leute gewettert! “Dann geht doch keiner mehr in die Kneipe, wenn man da nicht mehr kacken darf!” “Heute verbietet der Staat das Kacken am Kneipentisch, morgen verbrennt er Bücher!” “Die wollen doch bloß die Staatskasse mit Bußgeldern sanieren”
gesellschaftsexperte?
Sehr geehrter Herr Schwenzel,
als Gesellschaftsexperte interessieren Sie sich sicher für ein
brandneues Internetstartup, welches in diesen Tagen gelauncht wird uns …
genau an der stelle habe ich aufgehört zu lesen. gerrit hat noch ein paar zeilen mehr gelesen.
immer diese assoziationen
ist das meine schuld, dass ich immer überall scheisse sehe? [amazon-werbelink] dieses buch zog in den letzten tagen auf der arbeit immer wieder meinen blick auf sich. und was sehe ich? scheisse.

gestern am telefon
gestern nachmittag klingelte mein telefon. ich so:
- felix schwenzel.
- wer ist denn da?
- felix schwenzel.
- herr stempel?
- nein, felix schwenzel.
- ach sie sind direkt dran herr schwenzel!
- ja.
- ich rufe an weil … wir haben ein problem!
- ja?
- wir suchen jemand der weiss, wie man menschen mit klebeband an die wand klebt.
- ja. da hab ich mal was zu geschrieben. aber wie das geht, weiss ich auch nicht.
- achso. wir haben nämlich ein problem.
- ja?
- unser neffe soll zwei kinder mit klebeband [weibliche stimme aus dem hintergrund: „mit so braunem klebeband!“) — ja so braunem klebeband — an die wand geklebt haben und sich an den kindern vergangen haben. wir haben das hier mal ausprobiert: das geht gar nicht!
- ja?
- wir suchen jetzt jemanden der sich mit sowas auskennt.
- ich kenn mich da leider nicht so mit aus und kenne ehrlichgesagt auch niemanden der sich damit auskennt. die fotos hab ich irgendwo gefunden und ein paar zeilen drüber geschrieben. wie das funktioniert hab ich auch keine ahnung.
- na dann bleibt mir nur mich zu bedanken.
- bitte.
lesben! die besten bücher, autoren, lesungen

muss an anne will und den grossen schlagzeilen der letzten tage liegen, dass ich ausversehen „lesben!“ statt „lesen!“ las. schlimm.
lobomobil

übrigens: die frisur hat auf dem bild bereits zwei nächte (ohne morgendliche restaurierung) überlebt. autofahren geht laut sascha lobo auch auch mit geschlossenem dach, allerdings leidet dann die sitzhaltung.
viele worte um viele worte

die veranstaltung gestern abend war vor allem eine erklärbär-veranstaltung zum web2.0 für „entscheider“. das publikum bestand vorwiegend aus lokalgrössen und honoratioren. so richtig knackige neuigkeiten oder erkenntnisse zum web2.0 kamen nicht ans licht, aber das war ja auch auf dem o’reilly-kongress nicht viel anders. wahrscheinlich ist das sowieso ein ding der unmöglichkeit web2.0 auf irgendeine formel zu bringen. andererseits ist „web2.0“ ja genau diese formel: ein nebulöser begriff um alles was sich zur zeit so im internet bewegt mit einem schlagwort zusammenzufassen. das beste synonym für web2.0 ist demnach „dings“.
und — ich wiederhole mich — dieses dings wurde auf dieser veranstaltung sehr bemüht aus allen möglichen perspektiven beleuchtet. beeindruckend war wie gewissenhaft sich die moderatorin nova meierhenrich vorbereitet hatte. zu 62-78 prozent war ihre vorbereitung auch fundiert. ihre anmoderation war in etwa deckungsgleich mit dem, was sie vor der veranstaltung in ihr blog schrob. dass ihr während der veranstaltung ein paar ungenauigkeiten rausrutschten wurde von den teilnehmern der runde geflissentlich übergangen, also werde ich auch nicht darauf rumreiten, dass die firma kryptonite keinesfalls „pleite“ ging nachdem „kürzlich“ ein video durch die blogs geisterte auf dem zu sehen war wie einfach die angeblich sicheren schlösser zu knacken sind. immerhin widersprach sascha lobo, nachdem sie ihn als „urgestein des internets“ und „kultblogger“ bezeichnete.
ebenfalls beeindruckend fand ich, dass der gastgeber, der vorstandsvorsitzende der sparkasse hannover, die veranstaltung ausgerechnet mit einem zitat von jean-remy von matt eröffnete. man müsse die normalspur schon verlassen um andere zu überholen, soll der gesagt haben. dabei sprach er allerdings nicht über das internet oder blogs oder web2.0, sondern über die zukunft des wirtschaftsstandorts hannover. „die hoffnung stirb zuletzt“ hat er leider nicht gesagt.
dass sascha lobo sich danach, scheinbar lispelnd, mit einer einfachen erklärung und zehn steilen thesen zur zukunft des internets abmühte, hab ix ja schon erwähnt. die zehn steilen thesen habe ich hier nochmal extra zum nachlesen abgeschrieben. allerdings verwirrte mich schon die erste steile these: „TV und Print wird es immer geben.“ denn danach sagte er, dass das netz sämtliche anderen medienformen bis auf das buch und buchähnliche zeitschriften ablösen werde. letztlich war das dann auch in der anschliessenden diskussion der einzige streitpunkt: wie verteilt sich künftig die aufmerksamkeit der „nutzer“, wer erzielt die grössten oder hochwertigsten „reichweiten“, wer erreicht wie seine zielgruppe und wie kann man das zu geld machen?
dazu gab es einen hübschen kleinen wortwechsel zwischen sascha lobo und stefan behrendt von t-online. sascha lobo sprach davon, dass die zeit grosser portale oder reichweitenstarker fernsehsendungen, also eigentlich die zeit des massengeschmacks vorbei sei, bzw. dass es den „massengeschmack“ eigentlich eh nie gegeben hätte und dass sich das jetzt zeige und der markt sich zersplittere, zerfasere und immer kleinteiliger werde. behrend fragte lobo dann: „und woher kommt das geld?“ lobo: „werbung!“ behrend: „aber dafür braucht man reichweite.“ lobo: „nicht wenn man die zielgruppe exakt erreichen kann.“ behrend warf lobo dann vor die markgesetze zu ignorieren, für den „revenue stream“ bräuchte man halt die reichweite. lobo stimmte ihm zu, dass er die marktgesetze ignoriere und brachte dann das beispiel des adical-bloggers „psp-freak“. dort würden sich täglich bis zu 15000 menschen über die mobile playstation informieren, so eine genaue zielgrupenansprache könne man selbst mit den 1,5 millionen besuchern auf t-online nie hinbekommen. leicht angesäuert korrigierte behrend ihn, es seien 14 millionen. lobo meinte daraufhin er beziehe sich auf die zukunft. wenn ich mich recht erinnere habe ich als einziger darüber gelacht. torsten muth von cisco versuchte dann den schlichter zu spielen: „es ist reichweite und zielgruppe!“.
aber lobo war nicht der einzige der steile thesen aufstellte. der vertreter der verlagsgruppe madsack der andreas arntzen vertrat und dessen namen ich nicht im veranstaltungsprogramm finden oder aufschnappen konnte, fabulierte während der diskussion über den freiheitsgrad des papieres: „papier ist frei. papier macht unabhängig. papier bietet einen weit grösseren freiheitsgrad als elektronische medien.“ sein killerargument lautete: „papier braucht keinen strom.“ sehr überzeugend. wenn es keinen strom mehr gäbe, sprach sascha lobo meine assoziation aus, dann hätten wir sicher ganz andere probleme als dass wir auf papier nachlesen wollten was angela merkels kabinett beschlossen habe. und wie man druckereien ohne strom betreiben wolle oder dass der vertrieb von zeitungen ohne energie auch nicht so ganz einfach ist wollte dann eigentlich auch keiner im detail diskutieren. ich bin mir auch sicher, dass die verlagsgruppe madsack zeitungen nicht mehr im bleisatz herstellen kann (und selbst der bleisatz braucht soweit ix weiss strom). bleibt natürlich die haptik des papieres als überzeugendstes argument übrig. obwohl ich seitdem ich die haptik des iphone-browsers ausprobiert habe, auch bald so weit bin, in bezug auf webseiten von haptik zu reden.
eine weitere steile these aus dem hause madsack (und t-online) lautete: die granulierten, zerfaserten informationen aus den weiten des internets interessierten eigentlich niemanden, niemand wolle sich durch hunderte blogs oder webseiten arbeiten um an informationen zu kommen. die grossen verlage veredelten informationen und präsentierten diese glaubwürdig und mit hohem qualitätsanspruch unter einer grossen marke. da war es wieder das gute alte gatekeeper-argument und die überzeugung, dass glaubwürdigkeit und qualität von den grossen playern gepachtet sei. sascha lobo war so feundlich auf diese schaumschlägerei mit einem plädoyer für medienkompetenz zu antworten. dankenswerterweise ohne dieses furchbare wort in den mund zu nehmen, sondern einfach indem er darauf hinwies, dass blödsinn keinesfalls nur in blogs oder „im internet“ stehe, sondern durchaus auch in zeitungen oder agenturmeldungen. alles was gegen blödsinn helfe sei distanz und bildung.
zusamenfassen kann man die diskussion so: alle sehen wie sich die aufmerksamkeiten und zielgruppen zerfasern, zersplittern und vermischen (steile lobo-these nummer 10), wie sich gemeinschaften — wie im echten leben — zusammenclustern (steile lobo-these nummer 9) und wie nutzer immer mehr inhalte selbst produzieren (steile lobo-these nummer 3). alle die mitspielen versuchen ein stück von grossen kuchen abzubekommen. wie das funktionieren soll weiss keiner so genau. offenbar stehen wir noch am anfang von phase eins, in der alle versuchen zu verstehen was überhaupt los ist und wie man die krümmel des kuchens die man bereits zu haben meint, verteidigen kann. also ganz kurz zusammengefasst: „schaun mer mal.“
[nachtrag 23.11.2007]
mittlerweile hat sich inka burow in der hanoverschen allgemeinen zu der veranstaltung geäussert und meine texte auf auf rechtschreib und zeichensetzungsfehler abgeklopft. drei tage später? die drei tage haben zumindest nicht dafür gereicht mal einen blick in die riesenmaschine zu werfen, um zu erkennen, dass die nicht sascha lobos „Internettagebuch“ ist.
auf den seiten des veranstalters hat sich auch etwas getan, dort kann man jetzt einen „Bilderbogen Podium“ und einen „Bilderbogen Gäste“ betrachten. der name des abwesenden andreas arntzen von der verlagsgruppe madsack ziert dort allerdings immer noch das podium, mitterweile hat mir ein entscheider aus hannover aber geflüstert, dass der name des vertreters auf dem podium hans-jürgen theinert lautete.
→ weiterlesen10 steile Thesen zur Zukunft des Internets
[von sascha lobo verfasst, von mir ausgeliehen]
[nachträgliche anmerkung 22.11.2007: die thesen wurden einer präsentation entnommen die sascha lobo auf einer veranstaltung in hannover gehalten hat (bericht davon hier und hier). ursprünglich wollte ich den vortrag mit meinen eigenen notizen und erinnerungen zusammenfassen, habe mich dann aber umentschieden und hier die originalvorlage veröffentlicht. dass so nur ein kleiner teil des vortrages wiedergegeben wird und die thesen so teilweise missverständlich wirken, habe ich vorher nicht 100prozentig bedacht.]
1 Medien
TV und Print wird es immer geben.
Schallplatten gibt es ja auch noch. Das Netz löst sämtliche anderen Medienformen bis auf das Buch und buchähnliche Zeitschriften ab.
2 Werbung
Die total verworbene Gesellschaft.
Konsumenten suchen sich ihre allgegenwärtige Werbung selbst aus. Manchmal freiwillig, manchmal nicht. Wichtig werden Strategie, Idee und Technik. Excel verliert.
[Beispiel: „Will It Blend?“]
3 Entertainment
Here we are now. We entertain us.
Der Unterhaltungsindustrie bleibt nur Qualität als Ausweg, so unwahrscheinlich das klingt. Trash können die Nutzer selbst und schlechter bzw eben besser.
[Beispiel: Kanye West Medley By David Sides.]
4 Technologie
Willkommen im Produktparlament.
Die Zielgruppe wird Teil der Entwicklungsabteilung. Technologie verschiebt sich von Hardware zu Software und werden so von den Nutzern immer besser angepasst.
[Beispiel: crowdspirit]
5 Konsum
Von fühlenden Nutzern empfohlen.
Wie Konsum in den 90ern eine Event-Komponente bekam, entwickelt sich eine Community-Komponente: Social Commerce. Die emotional gefärbte Empfehlung ist der Konsum-Motor der Zukunft.
6 Forschung
Das Netz als KMS.
Die Vernetzung von Wissen erlebt eine Renaissance. Im Netz geht Idee vor Institution, die Weisheit der Masse kreuzt sich mit dem Fleiss der Vielen.
7 Arbeit
Die Flexibilität frisst ihre Väter.
Je gebildeter, desto leichter kann man sich eine Nische schaffen, die die Technologien für eigenen Freiraum nutzt – ob digitale Bohème oder festangestellt.
8 Kommunikation
Man wird nicht nicht kommunizieren.
Die Kommunikation der Zukunft wird mobiler, ortsbezogener, vernetzter und spontaner. Vor allem aber: pausenlos und teilautomatisiert.
[Beipiel: aka-aki.com]
9 Gemeinschaft
Community über alles.
Community ist nur ein hässliches Wort dafür, dass sich alle möglichen und unmöglichen Bereiche der Gesellschaft online organisieren.
10 Kultur
Zerfasert, zersplittert, vermischt.
Das Netz fördert die Atomisierung der Kultur und die unkontrollierbare Neuzusammensetzung der Moleküle. Ist das nicht famos?
[Beispiel: functionalfate.org]
die welt vor der türe
heute früh lag die welt vor meiner hotel-zimmertüre. also die zeitung, nicht das grosse ganze.
zum frühstück habe ich darin geblättert, unfassbar viel blödsinn gelesen, aber auch interessantes. gut gefallen hat mir dieser satz aus diesem artikel im kulturteil:
Der Freiheitsgrad eines Gemeinwesens ist umgekehrt proportional zu der Häufigkeit, mit der man sich legitimieren muss.
allerdings geht es nicht darum, dass die mautbrücken auf deutschen autobahnen jetzt auch zur verbrechensbekämpfung eingesetzt werden sollen oder um datensammelwut (und deren möglichen folgen), sondern um einen film der in ceausescus rumänien spielt. was wollte ich nochmal sagen?
vergessen.
zum teppich in meinem hotelzimmer fällt mir ehrlichgesagt auch nichts ein. nur dass frauen dieses muster nicht in ihren business-class-zimmern finden.
