lesbenblog
ich lese ein lesbenblog [via].
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ich wurde nach hannover eingeladen um hier über eine veranstaltung der sparkasse hannover zu schreiben. gestern gabs dazu schon eine pressmeldung. es geht um ein klassisches sparkassen-thema: web2.0.
auf dem podium, das witzigerweise einer tastatur mit aufgesetzen hockern nachempfungen ist, sitzen andreas arntzen, geschäftsführer der verlagsgruppe madsack der stellvertreter von andreas arntzen dessen namen ich nicht mitbkommen habe, sascha lobo, werbefuzzi und mild adipöser, genialer aufmerksamkeitserzeuger in eigener sache, stefan behrendt, von t-online, torsten muth, marketing-chef von cisco. moderiert wird die veranstaltung von nova meierhenrich, die auf der wegmarken-website als „TV-Moderatorin, Lifestyle-Reporterin, Kolumnistin und Schauspielerin“ vorgestellt wird und sascha lobo erst nach der veranstaltung duzen möchte.
sascha wird hier geich einen vortrag wiederholen den er eben vor ein paar studenten gehalten hat und danach wird man wohl reden, trinken und essen.
ich selbst habe einen etwas fischigen geschmack im mund, weil ich gerade mehrere portionen matjes-tartar vom „fliegenden“ buffet genommen habe, was bekanntermassen 8 stunden lang (gut) schmeckt.
um halb sieben strömten die „entscheider“ in den saal und wurden erstmal mit google-epic berieselt. ok. nicht der schlechteste einstieg in die thematik — für entscheider. tosender applaus danach. jetzt wird erstmal moderiert und ich mach mir glaub ich mal notizen auf papier. oder zuhören. oder fotografieren.
[19:25]
nachdem die moderatorin demonstriert hat, dass sie sich gewissenhaft vorbereitet hat und den gastgeber, den vorstandsvorsitzenden der sparkasse hannover ein paar worte an die entscheider hat richten lassen, stellt sie sascha lobo als „urgestein des internets“ vor. sascha lobo wird beim plaudern voll durchgesiezt. als er dann anfängt zu reden, ein riesen-schreck: sascha lobo lispelt. das hat er vorher nicht. ich hoffe es ist ein technisches problem. hört sich echt schlimm an.
im vortrag möchte er 1 einfache erklärung und 10 steile thesen zur zukunft des internets vorstellen. die einfache erklärung lautet: „web2.0 bedeutet: die nutzer interagieren, ob man will oder nicht.“ zur weiteren erklärung benutzt er das einleuchtende (aber leicht ausgetrampelte) web2.0 trampelpfad-bild der universität oregon.
die 10 thesen spare ich mir für die zusammenfassung. derzeit ist er bei these nummer 7. der grösste lacher bisher: sascha lobo zeigt ein bild vom st. oberholz (symbolbild). er habe das bild bereits im jahre 2005 gemacht, „morgens, so gegen 14 uhr 30“. darüber lachen entscheider.
[19:43]
die moderatorin hat 20 cm hohe absätze. kann aber gut darauf laufen. alle 5 diskutanten sitzen jetzt zusammen und ix hab keine ahnung ob es wirklich eine gute idee war die teilnehmer auf schrägen hockern sitzen zu lassen. sieht echt schräg aus.
[20:25]
bin gerade kurz rausgekommen aus dem notizen schreiben. die moderatorin hat angefangen über mich zu reden. ich würde ja live alles mitbloggen, ob denn schon diskutiert würde. ich so: „neee“. konnte ja nicht sagen, dass der einzige kommentar bisher um das matjes-tartar ging und das ich gar nicht alles live mitschreibe.
erfreulich: sascha lobo lobote mich: er habe über mich zum bloggen gefunden. früher hätte er immer gedacht blogs seien doof und als er anfing mich zu lesen, bemerkte er, das ist ja nett. auch doof, aber eben auch nett. nachdem die auf dem podium über mich geredet hatten, wurde ich ca. 40 mal fotografiert.
[20:30]
die erste publikumsfrage. mich beschleicht das gefühl, es wird die einzige frage bleiben. die entscheider scheinen hungrig.
[01:46]
es blieb tatsächlich die einzige publikumsfrage, was die moderatorin zu der vermutung antrieb, dass das an der vielschichtigkeit der diskussion gelegen haben müsse. ich bleibe dabei, die entscheider waren hungrig. erstaunlich fand ich wieviele leute sich nach der veranstaltung an sascha lobo ranwanzten um ihn zu loben. da auch ich öfter in seiner nähe stand weil dort das „fliegende büffet“ am regelmässigsten vorbeiflog, konnte ich zeuge von einigen dieser vorgängen werden. später lief zum ausklang des abends im veranstaltungssaal das „fliegende büffet“ umher, phil collins und das star-wars-theme (leise) aus den lautsprechern und das bier in strömen. morgen fasse ich nochmal die veranstaltung und ein paar griffige zitate zusammen, hab mir dafür extra einen tag urlaub genommen.
irre. erst stimmt die SPD im bundestag für die anlasslose, komplette speicherung aller telekommunikationsdaten aller bürger (vorratsdatenspeicherung) um danach die verfassungswidrigkeit des gerade beschlossenen zu beklagen. kurz darauf schiebt sie eine alibi-initiative für ein „grundrecht auf informationsfreiheit“ nach. schizophren, krank, unredlich, bigott und enorm unglaubwürdig.
aber brigitte zypris reicht das noch nicht. sie verpflichtet privatunternehmen per gesetz, gegen deren erklärten willen, unmengen an daten ihrer kunden zu sammeln und 6 monate zu speichern und beschwert sich, keine zwei wochen nachdem das gesetz unter federführung ihres ministeriums verabschiedet wurde darüber, dass unternehmen „unüberschaubare Datenmengen“ sammeln und damit — das sind ihre worte — einen „gläserne Kunden“ schaffen würden. ich versteh das nicht. gesetzlich angeordnetes privates datensammeln ist gut gegen verbrechen und terror, privates datensammeln ohne explizite gesetzliche anordnung ist böse? kann hier jemand eine logik erkennen?
echt. mir scheint mittlerweile selbst eine bigotter trendwellenreiter wie kai diekman redlicher, wahrhaftiger und ehrlicher als dieser mittlerweile völlig durchgeknallte populismusladen mit obrigkeitshöriger, schizophrener grundtendenz. noch nie habe ich eine partei für peinlicher und unwählbarer gehalten als die SPD. aber sowas von.
ich sollte mich ja eigentlich nicht darüber beschweren, dass die in vielen blogs die sprache zunehmend verroht. ich verrühre sie ja selbst ganz gerne.
trotzdem: darüber dass sobald irgendwer unerwünschte werbung oder blödes zeug in seinem kommentarbereich löscht irgendein depp „zensur“ schreit habe ich mich schon öfter aufgeregt. zensur ist und bleibt für mich der versuch „eines Staates, einer einflussreichen Organisation oder eines Systemträgers, um durch Medien vermittelte Inhalte zu kontrollieren“. dazu gehören abmahnungen, drohungen oder einschüchterung, aber ganz sicher nicht das löschen von kommentaren oder der blödsinn den flickr unter der fahne des jugendschutzes veranstaltet. das wort zensur wird durch inflationären gebrauch völlig ausgewaschen. dazu könnte man seitenweise brandschriften verfassen und den leuten die bei jedem furz zensur schreien müsste man die dann um die ohren hauen.
um die ohren hauen sollte man robert basic auch seinen gebrauch des begriffs „informationelle selbstbestimmung“: erst schreibt er es falsch (informell! informell!) und dann benutzt er es auch noch für die umschreibung von freiem zugang zu informationen:
Siehe auch Frank Helmschrotts Argument wegen “informeller Selbsbestimmung” der Nutzer: Folglich ist das Aussperren von Google für mich gleichzusetzten mit der Ausgrenzung eines großen Benutzerkreises. (quelle)
dass die justizministerin brigitte zypris keine ahnung hat (oder zumindestso tut) was informationelle selbstbestimmung ist kann ich ja noch verstehen. sie hat politische gründe und weiss auch nicht was ein browser ist. robert basics gründe sind sprachschlampige. informationelle selbstbestimmung ist und bleibt:
Im deutschen Recht bezeichnet die Informationelle Selbstbestimmung das Recht des Einzelnen, grundsätzlich selbst über die Preisgabe und Verwendung seiner personenbezogenen Daten zu bestimmen. (quelle)
dass die worte „zensur“, „informationelle selbstbestimmung“ oder meinetwegen auch „vorratsdatenspeicherung“ oder „online durchsuchung“ sperrig und im prinzip unbenutzbar sind und dass man für sie dringend griffigere, drastischere und benutzbarere synonyme finden sollte, ist vielleicht ein interessanter nebenanspekt, aber kein grund sie dermassen zu entstellen.
vielleicht findet sich hier einer der gründe warum die diskussion über vorratsdatenspeicherung, onlinedurchsuchungen, abmahnungen und was weiss ich noch allem sich so wenig in der breiten öffentlichen diskussion wiederfinden. auser „stasi2.0“ ist mir kein griffiger slogan bekannt der die probleme und herausforderungen der informationsgesellschaft (und dem was die hilflose, inkompentente politische klasse gerade daraus macht) zusammenfasst und bildlich beschreibt.
vielleicht sollten wir uns nicht die bürokratische sprache der politik aufdrücken lassen und statt von „vorratsdatenspeicherung“ oder „informationeller selbstbestimmung“ eben (mehr) von entmündigtem bürgern, überwachungswahn und maximal inkompetenten und feigen politikern reden. neue worte braucht das land. wenn wir es nicht auf eine formel bringen können, wer soll es sonst tun?
[nachtrag 19.11.2007]
grund für den hausbesuch war das hier. bin ix mal gespannt wie das gehen wird.
warnungen, dass oliver gehrs „gar keine ahnung vom internet“ habe, haben sich als unbegründet gezeigt. er hat zwar kein wlan zuhause, aber internet, er bekommt tatsächlich (meistens) meine emails und zwei artikel hat er schon selbst mit wordpress veröffentlicht.
kann eigentlich fast nix mehr schiefgehen.
nicht nur lukas fragt sich, was denn nun mit der gewaltenteilung und speziell der vierten gewalt los sei. herr batz fängt beim thema vorratsdatenspeicherung und journalismus gleich an zu träumen. als ich anfing seinen bericht über die letzte stern-tv-sendung zu lesen, entwickelte ich bei den ersten zwei absätzen plötzlich wieder sympathien für günther jauch, dann fing ich an zu überlegen wo man online nach der sendung suchen könnte und merkte dann irgendwann, dass das alles zu schön war um wahr zu sein. ich mein: wir reden über RTL!
und mal im ernst. woran liegt das, dass offenbar ausser stefan niggemeier kein ernstzunehmender journalist über die bankrotterklärung von 26 bigotten SPD-clowns berichtet hat? wirklich niemand ausser bloggern?
streiken nicht nur die lokführer, sondern auch die schrankenwärter und die meinungsführer?
[nachtrag 19.11.2007]
lukas hat mal nachgehakt und nachgefragt. sehr interessant, die 26 abgeordneten haben das kunststück vollbracht eine öffentliche erklärung zu veröffentlichen, die der öffentlichkeit komplett verborgen blieb. und natürlich haben ausser stefan niggemeier und günther jauch auch stefan krempl und hal faber bei heise über die 26 jasager berichtet. überhaupt. stefan krempl, was wäre ohne stefan krempl und seine konsequente berichterstattung auf heise.de?
aber vielleicht war ich am montag abend auch wegen der vorratsdatenspeicherung und der verlogenheit der SPD (und 26 ganz speziellen abgeordneten) so dermassen ausser atem.
ix am brandenburger tor bei watchberlin gucken oder eingebettet hier (flv-direktlink).
ich habe nachdem ich ein zitat vom vorsitzenden der gewerkschaft der polizei (konrad freiberg) zur vorratsdatenspeicherung las, eine email an die gewerkschaft der polizei geschrieben. mich interessierte vor allem, ob es stimmt, dass die GDP sich gegen GPS-sender in polizeiwagen ausgesprochen habe. heute hat mir ein herr zielasko von der GDP geantwortet, die antworten habe ich unter meinen fragen eingefügt:
ich habe ein paar fragen zu einer äusserung des vorsitzenden der GDP. in der presse wird er zitiert, dass sich die bürger um die vorratsdatenspeicherung keine sorgen machen müssten:
Der Bürger kann sicher sein, dass die Polizei verantwortungsvoll mit diesen Daten umgeht.frage: ist es wahr, dass konrad freiberg bürgerrechte auf vertrauen gegenüber der exekutiven aufbauen möchte, statt auf deren verfassungsmässig garantierten rechten?
antwort: Die Polizei arbeit auf dem Boden des Grundgesetzes.
frage: ist es wahr, dass die GDP sich dagegen ausgesprochen hat GPS-sender in alle polizei-wagen zu montieren?
antwort: Nein, das Thema wurde bisher - zumindest auf GdP-Bundesebene - noch nicht diskutiert.
frage: wenn das so ist, mit welcher begründung?
antwort: -
frage: kann es sein, dass die GDP zumindest bei der wahrung der eigenen (datenschutz-) rechte andere massstäbe anlegt als bei den rechten der übrigen bürger?
antwort: Nein.
frage: sieht die GDP die wahrung der vom verfassungsgericht 1984 bestätigten informationellen selbstbestimmung aller bürger als vernachlässigigbar an?
antwort: Nein.
frage: ist es üblich, dass der vorsitzdende der gdp sich an der diskussion von gesetzesvorhaben öffentlich beteiligt und dabei partei für die regierung ergreift?
antwort: Die GdP bewertet Gesetzesvorhaben fachlich sachlich.
*** Trauern wir einen Moment lang dem informationellen Selbstbestimmungsrecht nach, wie es imVolkszählungsurteilformuliert ist: „Das Grundrecht gewährleistet insoweit die Befugnis des Einzelnen, grundsätzlich selbst über die Preisgabe und Verwendung seiner persönlichen Daten zu bestimmen.“ Was daraus eine sozialdemokratische Ministerin macht, die nach dem öffentlichen Mutterschaftstest für den Entwurf der Vorratsdatenspeicherung verantwortlich ist, grenzt an diesystematische Verdummung der Zuhörer: „Aber das Recht auf informationelle Selbstbestimmung heißt ja nur, dass Bürger darüber informiert werden müssen, wer was von ihnen speichert.“ Es mag ja sein, dass eine Juristin nicht wissen muss, was ein Browser ist, aber eine gewisse Kenntnis der Gesetze wär nicht schlecht. Sonst müssen bei solch radikaler Ahnungslosigkeit am Ende die von der SPD verfügten „Grundsätze zur Frage der verfassungsfeindlichen Kräfte im öffentlichen Dienst“ neu formuliert werden. Zumindest wird klar, warum eine Brigitte Zypries wunderbar zwischen EU-ScharfmacherFranco Frattini und Ernst Uhrlaupasst, dem Chef der Südmilch-Truppe.
Der Bundesrat hat auch keine Einwendungeng gegenden Gesetzesentwurf(PDF-Dokument) zur Ratifizierung derCybercrime-Konventiondes Europarats erhoben. Das Abkommen soll zur Bekämpfung der Computerkriminalität dienen. Der Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung warnte dagegen jüngst davor, dass das Abkommen Deutschland dazu verpflichte, jeglichen Anforderungen von Telefon- und Internetdaten durch ausländische Ermittlungsbehörden unverzüglich und „im größtmöglichen Umfang“ nachzukommen. Daher sei der Völkervertrag unvereinbar mit dem deutschen Grundgesetz und der Europäischen Menschenrechtskonvention – ebenso wie die gerade vom Bundestag beschlosseneVorratsdatenspeicherung.
SPD:
Jede zusätzliche Forderung nach neuen Maßnahmen oder schärferen Gesetzen muss nicht nur dahin gehend geprüft werden, ob sie tatsächlich mehr Sicherheit bringen könnten, sondern sie müssen auch mit den Grundwerten unserer bewährten Verfassung vereinbar sein.
Die SPD ist die Partei der inneren Sicherheit und der Bürgerrechte. (via 1,via 2)
[gastartikel von lobotom]
Demokratie ist langweilig. Eigentlich ist es ein Wunder, dass sie überhaupt funktioniert. Denn nicht mal die, die sie von Berufs wegen machen, gehen gerne hin. Zum Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung beispielsweise. Seit Monaten wird darüber diskutiert, immer wieder meinte jemand, endlich sei Deutschland aufgewacht und seit der Volkszählung habe es nicht mehr so viel Aufmerksamkeit für Bürgerrechte gegeben. Naja.
Als im Bundstag die Aussprache begann, war der Saal nicht einmal zu einem Drittel gefüllt. Viel zu groß wirkte die riesige Halle für das Häuflein Vertreter des Volkes. Dabei gab es richtig was zu wettern. Die Regierungskoalition war dafür, die Opposition geschlossen dagegen. Und Kameras waren auch genug auf die blauen Stühle gerichtet.
Das Gesetz aber war verabschiedet, bevor es im Parlament überhaupt debattiert wurde. So ist es immer. Eigentlich geht es im Plenarsaal nur darum, abzunicken, was vorher in langen Runden ausgehandelt wurde. Hätte die Opposition nicht eine namentliche Abstimmung verlangt, wäre das ach so umstrittene Gesetz von ein paar müde gehobenen Händen beschlossen worden.
So aber drängten sich plötzlich Hunderte, als die Saaldiener die Urnen brachten. So schnell wie möglich wollten sie ihre blauen und roten Kärtchen in die Kisten stecken. Die meisten setzten sich gar nicht erst.
Als Bundestagspräsident Lammert zwanzig Minuten später das Ergebnis verkündete, waren alle längst wieder weg. In den Reihen der Grünen saßen noch fünf Abgeordnete, bei der SPD zehn, die Union brachte es auf 21 Sitze.
Und was waren nicht in der Aussprache zuvor für Reden gehalten worden. Die Linkspartei hatte es einen „traurigen Tag für die Demokratie“ genannt, die Grünen fanden, es sei „ein schwarzer Tag für die Bürgerrechte“, die SPD sah darin „einen guten Tag für den Rechtsstaat“.
Eigentlich aber war es vor allem der Tag der Bürokratie. Haufenweise Gremien haben sich mit dem 200 Seiten dicken Gesetz befasst. Und nun muss sich das Bundesverfassungsgericht auch noch mit 7000 Klagen beschäftigen.
es ist selten, aber heute möchte ich fonsi mal fast vorbehaltslos zustimmen. ich rufe der SPD nicht nur in der überschrift, sondern auch im haupttext zu: fick dich leck mich.
dass kurt beck und seine ihm offenbar in völliger fraktionsdiziplin ergebenen abgeordneten nun seinem wunsch den menschen näher zu sein und weitreichenden neuen überwachungsmassnahmen zusammen mit der CDU nahezu geschlossen zugestimmt haben ist ja nicht überraschend. was überraschend ist, wie sorglos die abgeordneten mit der verfassung und berechtigten protesten umgehen. was sind das für leute die einem innenminister und einer in bürgerrechten komplett ahnungslosen justizministerin einfach blind folgen und an einem relativ historischen datum deren vorstellungen eines überwachungsstaates einfach so zustimmen? sieben SPD-abgeordnete haben gegen den gesetzentwurf gestimmt. der rest der abgeordneten denkt sich offenbar, die verfassungsrechtlichen bedenken, die anstehende verfassungsklage und die proteste sitzen wir einfach aus. das problem was diese SPD-abgeordneten nicht sehen ist: sie verprellen und verhöhnen ihre wähler. die wähler die für einen sogenannten „starken“ staat sind und nichts gegen einen abbau von bürgerrechten unter der flagge des kampfes gegen den terror haben, diese wähler sind traditionell eher bei der CDU.
mit dem nachäffen von linker, arbeitnehmerfreundlicher, populistischer verteilungspolitik und dem auf dem letzten parteitag vorgenommenen grünen anstrich, also mit dem durchsichtigen versuch die grünen mit wind- und alternativenenergie geladenener politik wegzublasen, schafft die SPD nicht ihre bröckelnde wählerbasis zu stabilisieren. 20 jahre nach dem aufkommen der umweltschutzbewegung, gefühlte 100 jahre nach den ersten warnungen vor einem treibhauseffekt macht sich die SPD plötzlich solche ökologischen forderungen zu eigen. wenn die SPD jetzt auch 20 jahre braucht um sich in fragen der bürger- und freiheitsrechte zu profilieren, wird die SPD bald mit der fünf-prozent-hürde zu kämpfen haben. ach. hat sie im osten schon? na gut, dann eben bald auch bundesweit.
man muss sich das mal vorstellen. die SPD lässt immer noch irgendwelche bergmannschöre auf ihren parteitagen auftreten um ihre rückwartsgewandheit zu demonstrieren. wie verquast muss man sein um eine solche scheissegal- und kapier-ich-eh-nicht-haltung gegenüber der gegenwart, gegenüber den brennenden fragen der informationsgesellschaft zu haben und einen so ungeheuren paradigmenwechsel im umgang mit dem bürger und seinen rechten einfach abzunicken — gegen den widerstand in vielen schichten der gesellschaft?
politiker die ahnungslos und inkompetent sind, die ihre wähler gängeln und überwachen (verraten — verarschen?) — wer wählt die schon? ix nicht.
eins noch, da ich ihn persönlich, bzw. direkt gewählt habe, möchte ix noch ein paar worte an den „bürgerrechtler“ wolfgang thierse richten, der heute für das gesetz gestimmt hat: •••• •••• •• •••••!
Innenminister Schäuble provozierte mal wieder, diesmal mit einem Hitler-Vergleich. “Wir hatten den ‘größten Feldherrn aller Zeiten’, den GröFaZ, und jetzt kommt die größte Verfassungsbeschwerde aller Zeiten”, assoziierte er am Mittwochabend vor Journalisten und Richtern in Karlsruhe. (via)
warum müssen menschen die sich auf einer mission sehen eigentlich immer hitler aus ihren geistigen schubladen rauskramen, absurde vergleiche zusammenbasteln und sich damit öffentlich demontieren? macht schäuble das eigentlich auch im alltag, hitler als alltagskonstante?
„sag mal ingeborg, findest du auch dass dieses brötchen wie oller hitler schmeckt?“ — „mensch guck mal die hitlerveilchen blühen wieder!“ — „ingeborg, reich mir doch mal die hitlercreme [anm. d. r.: nuss-nougat-creme] rüber!“
wer sich gross mitbeschweren will geht hier entlang (via).
[zur überschrift: gemeint ist natürlich eva herman, nicht hermann göring]
[nachtrag]
[bild ahoipolloi, via]
dieses video ist wirklich ganz grossartig.
[allein der süffisante hinweis, dass ein amerikanisches gericht mal den „common sense“, den gesunden menschenverstand in einer seiner urteilsbegründungen zur argumentation heranzog versöhnt mich zumindest teilweise mit der verkackten kaste der juristen.]
… oder zumindest auf die verfassungsmässig garantierte informationelle selbstbestimmung und wird aller voraussicht nach die gesetzesvorlage zur verschärfung der telekomunikationsüberwachung abnicken.
dazu eine kleine linksammlung:
ix spende ja gern. vor allem für den excellenten ccc-jabber server. aber in welcher welt lebt der ccc eigentlich, dass er die kontonummer und bankleitzahl mit leerzeichen garniert, was für omas und opas augen sicherlich hilfreich ist, aber für copy&paste in ein online-banking-formular eine qual ist? wo sind wir gelandet, wenn selbst der ccc so deppert und technik-feindlich rumdilettiert? oder sind die auch gegen online-banking?
… ist viel geld, gute entwickler und vertrauen. naja. vielleicht noch ein bisschen mehr. gerade gestern habe ich noch irgendwem erzählt, dass google sehr genau weiss wie wichtig das vertrauen der benutzer ist. vor allem natürlich bei den suchergebnissen. werden googles suchergebnisse irrelevant oder schlecht wandern die user zur konkurenz ab. der vertrauensbonus ist in einem solchen fall ganz schnell aufgebraucht.
bis heute dachte ich auch, dass der umgang mit den benutzerdaten von google aus genau diesem grunde sehr verantwortungsvoll gehandhabt wird. niemand wird google seine daten mehr anvertrauen wollen, wenn google wie yahoo diese einfach auf anfrage an regierungsorgane abgibt.
wie ix mich irren kann! google scheint sich im falle des inders lakshmana kailash k. persönliche daten, bzw. seine IP-adressen an indische ermittlungsbehörden herausgegeben zu haben:
Nart Villeneuveberichtet, dass Google die IP-Adresse eines Orkut-Users an indische Polizeibehörden auslieferte. Lakshmana Kailash K. hatte angeblich “beleidigende” Bilder des indischen Nationalhelden Chhatrapati Shivaji hochgeladen - ein fragwürdiges Delikt. (quelle)
wenn das stimmt, könnte das ein schwer schlag für google sein. zumindest meines vertrauens in google. ich will nicht sagen, google ist jetzt zu einem verantwortungslosem, rückgratlosem, überheblichen, selbstgerechten, regierungs-arschkriecherischem, schweinebacken-unternehmen geworden ist. aber ich frage mich wie google die scheisse an den händen wieder loswerden will.
der vorsitzende der gewerkschaft der polizei (GdP), konrad freiberg meint „datenschützer“ würden „panikmache“ beteiben:
Der Bürger kann sicher sein, dass die Polizei verantwortungsvoll mit diesen Daten umgeht.
das erklärte er in anbetracht der häufig geäusserten angst vor dem „gläsernen bürger”. (zitat gefunden bei simon columbus)
wie wäre es umgekehrt? die polizei und der staat kann sicher sein, dass die mehrheit der bürger rechtschaffend sind und keine terroristischen ziele verfolgten. die häufig geäusserte angst vor terroranschlägen ist vor allem panikmache. ein präventiver überwachungsstaat der die kommunikationsdaten seiner bürger gegen ihren willen speichert und darauf zugriff verlangt ist verfassungsfeindlich.
wieso sollen die bürger dem staat mehr vertrauen schenken als der staat es selber tut? das erklärt konrad freiberg nicht.