Also mir macht Politik ja Spass.
am sonntag, während sich offenbar viele (zu recht) über wahlergebnisse aufregten und sorgten, habe ich benjamin stuckrad barre’s panikherz zu zwei dritteln gelesen. das war auch aufregend und beunruhigend. und leider, im gegenteil zu den wahlergebnissen, sehr, sehr gut.
sendung mit der maus vom 13. März 2016

christoph entdeckt beim ICE-fahren LC-glas und zeigt, wie die zugführerin die scheiben zum füherstand undurchsichtig machen kann, wenn sie ein butterbrot essen möchte. christoph baut zwar ein relativ aufwändiges model, um die funktion der LC-gläser zu erklären, der beitrag belibt aber irgendwie unbefriedigend — so wie der oben verlinkte wikipedia-artikel zum LC-glas übrigens auch.
armin zeigt wie handy-recycling funktioniert und sagt einmal, dass dieses oder jenes „mit einem hochkomplizierten verfahren“ gemacht würde. mir kam das ungewöhnlich ausflüchtig vor, aber die sachgeschichte hatte zum ende hin ein paar eindrückliche aha-momente, spätestens als ein arbeiter in belgien mit einem hammer an ein rohr klopft und in einer „langweiligen kiste“ ein paar (150?) kilogram gold in krümmelform landen.
um ein kilogram gold aus handys zu recyclen, braucht man 50 000 handys und eine menge grosser maschinen.
ausserdem gab’s ne neue folge von shaun das schaf, die ich aber ziemlich scheisse ein bisschen zu kompliziert, modern und antropozentrisch fand. oder andersrum, diese folge war nicht zeitlos, sondern versuchte zeitkritisch zu sein und statt mit comichafter überzeichnung, arbeitete sie mit überzeichneten stereotypen und vorurteilen. aber nicht nur die gewollt gesellschaftskritische, fast politische ausrichtung gefiel mir nicht, sondern auch, dass das happy end aus rache bestand.
sendung mit der maus vom 6. März 2016 (polen ausgabe)

ralph caspers fährt nach polen (nach warschau) und erklärt, unter anderem, ein paar grundzüge der polnischen sprache und gemeinsamkeiten zwischen deutsch und polnisch. ich fand das sehr sehenswert und wie immer bei ralph caspers reisen, eine gute mischung aus inszenierung und authentischer neugierde und erklärbärentum.
(letzte woche gesehen, aber vergessen aufzuschreiben. die sendung ist noch bis zum 20. märz hier zu sehen, ein teil der sendung dauerhaft (?) hier und hier eine art tagebuch.)
fussbodenschleifmaschinenverleih
theconversation.com: Why the German language has so many great words
über diesen artikel, wieder mal, auf das why-germans-don’t-play-scrabble-meme gestossen, bzw. das bekannte fussbodenschleifmaschinenverleihbild. der urheber für dieses bild dürfte sehr schwer zu finden sein, was aber relativ leicht zu finden ist: die adresse von plehnert’s mietmaschinen in hamburg. am irritierensten ist natürlich, dass der laden in hamburg und nicht in berlin ist.

einmal die fünf.
nach diesem und diesem rezpet gekocht. ich glaube das marinieren des schweinefleischs, wie hier beschrieben, hat sich gelohnt. in der gemüsesosse war eindeutig zu viel stärke, aber geschmeckt hat sie trotzdem, vor allem weil alles noch schön knackig war. und eine ganze lende, ist ganz schön viel, wenn man sie in kleine stücke schneidet und mit teig ausbackt.

café-versuch im real: offenbar gescheitert (bei berlİn seyİdoĞlu baklavalari)
lieblingsspam der woche

[nachtrag 12.03.2016]
hier stand zuerst in der überschrift: „inklusive deppenapostroph“ — das apostroph ist aber richtig, weil es alzheimer’s disease heisst. ich bin also in diesem fall der depp.

eine etage der modernen fassade am schloss ist angeklebt. #humboldforum #w

eine etage der modernen fassade am schloss ist angeklebt. #humboldforum
berlin, 10. märz 2016
an tagen wie heute, schaue ich in den himmel und sehe nur graue, undurchsichtige suppe. wenn man genau hinschaut, kann man zwar auch bei so einem hamburger-wetter noch schatten auf dem boden und an wänden sehen, also die sonne quasi indirekt erahnen, aber eigentlich ist so eine suppe am himmel deprimierend. sie wirkt unbeweglich, dick und als würde sie nie mehr weggehen.
als ich heute die wolken im zeitraffer aufgenommen habe, hellte sich mein gemüt wieder auf. die suppe bewegt sich und die bewegung gibt hoffnung, dass sie bald wieder verschwindet. mit handykameras kann man also nicht nur infrarot-LEDs von fernbedienungen sehen, sondern auch bewegungen in grauer suppe.
marvel’s agents of S.H.I.E.L.D s03e11 (bouncing back)

marvel’s agents of S.H.I.E.L.D haben ein paar monate staffel-pause gemacht und machen nach ein paar minuten „previously on marvel’s agents of S.H.I.E.L.D“ da weiter wo der cliffhanger aufgehört hat. ich fasse jetzt nicht zusammen, um was es in der folge ging, dieses „recappen“ hat alexander matzkeit für 10 folgen der zweiten staffel gemacht und am ende geschrieben:
Die SHIELD-Recaps waren als Test für mich gedacht und ich habe das Gefühl, dass der Test vorbei ist. Ich habe mir bewiesen, dass ich immer noch lieber in großen Bögen als in kleinen Folgen denke, aber einen Zugang auch zu einzelnen Folgen finden kann. Mein Blog soll mir Spaß machen und das Recappen fühlte sich fast von Anfang an immer eher wie eine lästige Pflicht an. Wenn sie dafür wenigstens viele Leser hätten, wäre das auch noch ein Anreiz, aber da die Serie nicht im deutschen Fernsehen läuft, sind die Klickzahlen erschreckend vernachlässigbar.
ich habe alex’ zusammenfassungen immer gerne gelesen, aber auf das recappen, hätte er auch gerne verzichten können. was mich interessiert ist die bewertung, die einschätzung oder hintergründe. die benötigen natürlich manchmal einen inhaltlichen bezug, aber auch nicht immer.
ich werde jetzt hier meine subjektiven eindrücke hinkotzen, schliesslich soll mir das ja spass machen und mir ein bisschen beim reflektieren helfen.
mir hat diese folge spass gemacht und ich mag die serie aus unerfindlichen gründen. zum grossen teil sind die geschichten furtchtbar (und aufwädnig) konstruiert, die dialoge oft wichtigtuerisch, die wissenschaftlichen erklärungen hanebüchen und die kulissen eintöning und billig. aber trotzdem schafft es die serie das alles nicht allzu auffällig werden zu lassen. einer der tricks ist eine unglaublich schnelle erzählgeschwindigkeit. alles wird so dicht erzählt, dass nicht viel zeit zum nachdenken bleibt und man den quatsch, der einem vorgespielt wird, gar nicht kritisch hinterfragen kann — und in der folge auch gar nicht hinterfragen möchte. die geschichten sind ausserdem so komplex konstruiert, mit so vielen referenzen auf vergangenes, bezüge zum marvel-universum und so vielen ebenen an geheimnistuerei und konspiration, dass ich gar keine lust habe das alles zu verstehen und nachzuvollziehen und mich dann einfach zurücklehne und mich unterhalten lasse.
ein bisschen liegt mein gutfinden von marvel’s agents of S.H.I.E.L.D vielleicht auch am eingespielten und gut aufeinander abgestimmten ensemble. teilweise ist die besetzung auch sehr hochkarätig. regelmässig taucht kyle maclachlan in einer nebenrolle auf, ab und zu (bisher zweimal) taucht samuel l. jackson auf und in dieser staffel wird der oberbösewicht von powers boothe dargestellt. dazu kommt eine grosse diversität im ensemble, die ich auch in diesem fall sehr angenehm finde.
in dieser folge versuchten sich die protagonisten wieder an der klärung einiger offenen fragen der hanebüchenen serien-hintergrundstory, die man ohne allzu viele spoiler so zusammenfassen kann: ausserirdische haben vor jahrhunderten oder jahrtausenden dafür gesorgt, dass ein teil der menschheit mit alien-DNA ausgestattet wird und in der folge zu „inhumans“ wird. warum und wie das passiert, warum es gerade „jetzt“ passiert, davon handelten mehr oder weniger die gesamten letzten staffeln. in dieser folge schwabberte die theorie durch die folge, dass die aliens für eine art gleichgewicht zwischen arschloch-inhumans und guten inhumans gesorgt haben. yin und yang und so. das ist, wie gesagt, ganz schöner quark, aber das macht nichts. vor allem auch deshalb, weil die ganze erzählung es schafft nicht in militärische schwarz/weiss-denken abzugleiten — oder überhaupt ins schwarz weisse — sondern immer auf der suche nach dem menschlichen ist. die bösen sind nie ganz böse (ausser manchmal) und wenn doch haben sie gründe. die meisten geschichten rotieren genau um diese fragen: was ist menschlich, wie können die menschen und die inhumans zusammenleben, wie lassen sich die konflikte lösen, wie erkennen wir die wirklich bösen und wie lassen sich die militärische befehlskette und das primat der loyalität mit dem gewissen vereinbaren?
natürlich sind die meisten charaktere überzeichnet dargestellt und stereotypen werden fleissig bedient, aber auch das wird immer ganz gut gekontert — durch humor oder nachdifferenzierung oder drehungen im erzählstrang.
weil marvel’s agents of S.H.I.E.L.D auch nach 54 folgen (fast 40 stunden laufzeit) immer noch unterhaltsam ist und insbesondere dieser midseason-auftakt unterhaltsam war, gebe ich vier punkte.
the hunger games mocking jay part 2

der film fängt übergangslos da an, wo der erste teil des letzten teils der trilogie aufhörte. die serie der hunger-games-filme hat sich jetzt über vier teile vier jahre hingezogen. eigentlich eine unverschämtheit, und das aus reinem marketingkalkül. heutzutage kann man sich (theoretisch) 10 stunden house of cards am stück ansehen, für 10 stunden hunger games hingegen braucht man vier jahre.
ich habe in den letzten vier jahren natürlich alles an relevanter handlung vergessen, aber das ist eigentlich auch egal. catniss everdeen ist (natürlich) die auserwählte, das maskottchen, zuerst der herrschenden klasse, ab teil zwei oder drei dann, das maskottchen der revolution. sie hasst das system, ist eigensinnig, kämpft ständig und ist unsterblich. allein in diesem teil wurde sie, glaube ich, 20 mal für tot erklärt und betrauert. erschossen, verbrannt, verschüttet, zerbomt — hat sie alles überlebt.
in diesem teil überlebt sie auch einen zombieangriff, wobei der zombieangriff auch ungefähr der zeitpunkt war, an dem ich die hoffnung auf erträgliche unterhaltung vollkommen aufgab. zombies! natürlich hatte der film auch eine unvorhergesehene wendung, die allerdings vollkommen vorhersehbar war, spätestens nach dem ersten teil von mocking jay. insgesamt fand ich das ganze drama sehr unbefriedigend und das einzige was mir einigermassen vergnügen bereitete, war jennifer lawrence beim schauspielern zuzusehen. das macht allerdings in guten filmen mehr spass.
positiv fand ich, dass die unterführung am berliner ZOB einer der spielorte des films war.

die lampen dort scheinen auch brandgefährlich zu sein. da werde ich wohl vorsichtig sein müssen, wenn ich das nächste mal da lang gehe.

auch sonst schienen relativ viele szenen des films in berlin gedreht worden zu sein.
ich habe auch endlich verstanden was die albernen rococo-kostüme, die aufgetürmten frisuren und perücken und aufwändigen schminkungen der höheren klassen von panem den zuschauern sagen wollten: hütet euch davor trump zu eurem präsidenten zu machen oder es stehen euch jahrelange ästhetische verhältnisse wie in panem bevor.
auf die idee gebracht hat mich trevor noah, der trump genialer weise mit einem afrikanischen pomp- und kitsch-präsidenten verglich.
in wahrheit wird eine präsidentschaft trumps natürlich nicht zu verhälnissen wie in manchen afrikanischen diktaturen führen, sondern zu ästhetischen verhälnissen wie in panem. schreckliche, trumpesque frisuren für alle prominenten, die in der öffentlichkeit stehen, millimeterdicke schminkpflicht, gigantische, geschmacklose, pompöse bauprojekte und eine messingkuppel auf dem weissen haus. und niemnd kann dann sagen, wir hätten es nicht gewusst. wurde alles in den hunger games gezeigt!
leider hat mich der letzte teil der reihe furchtbar gelangweilt, trotz der aufwändigen produktion, hochkarätigen besetzung und ausstattung. vor allem hat mich die vertriebs- und marketingstrategie geärgert, die 10 stunden film, aus profitüberlegungen, auf vier jahre zu verteilen. deshalb, trotz jennifer lawrence und drei teilen die ich positiver in erinnerung habe, nur 2 punkte.
(im amerikanischen itunes-store gesehen)
kuhhirten kuchen

heute über diesen artikel bei kottke (wo gordon ramsay grundlegende küchenfähigkeiten erklärt) auf diesem shepherd’s pie rezept von gordon ramsay gelandet. abgesehen davon dass gordon ramsay während der zubereitung sehr unruhig war, gefiel mir das rezept sehr:
gordon ramsay macht das ja eher freihändig, also hab ich das auch eher freihändig gemacht:
500 gramm rinderhack in olivenöl angebraten, zwei grosse, feingehackte scharlotten dazu, ein paar minuten später vier mittelkleine, geraspelte möhren, sechs knoblauchzehen reingequetscht und ein bisschen durchbraten lassen. danach einen sehr grossen klecks tomatenmark (ca. zwei esslöffel) in der mitte des topfs etwas angebraten und dann mit einem glas rotwein abgelöscht, durchgerührt und die flüssigkeit verdampfen lassen. jetzt könnte man auch ein paar schuss worcester sauce hinzufügen, dass hab ich aber vergessen und erst später gemacht. wenn die flüssigkeit zum grossen teil verdampft ist knapp einen liter hühnerbrühe (sprich: wasser), tymian und rosmarin hinzufügen und das ganze ungefähr 30 minuten köcheln lassen, bis wieder die meiste flüssigkeit verdampft ist.
in der zwischenzeit hab ich 3 riesige kartoffeln im dampfgarer gedampft, ich schätze das war ungefähr ein kilo. als die kartoffeln einigermassen gar waren, hab ich sie mit ein bisschen milch, butter, salz und pfeffer vermanscht und danach relativ viel parmesan untergemischt.
die kartoffelmasse auf das fleisch, mit noch mehr parmesan bestreuen und nochmal 30 minuten in den ofen (ich hatte so um die 200° einegstellt).

insgesamt hätte ich wohl eine kleinere backform benutzen sollen, aber auch wenn das ergebnis so etwas flacher war, als im original, war es doch sehr, sehr lecker.
kuhhirten kuchen nenn ich das natürlich, weil ich kein lamm, sondern rinderhack genommen habe. die zwei eigelb im kartoffelpüree hab ich vergessen, vielleicht wäre das püree oben dann etwas fester geworden.
die beifahrerin hat 4 tage an diesem text geschrieben. hat sich gelohnt, ix find’s witzig. und: toller van gogh.
katiakelm.de/blog/2016/03/09/winti/
fernsehglück

ich habe ein neues abendgestaltungsmuster entwickelt, an das ich mich unbewusst sehr gewöhnt habe und heute mit erstaunen selbst beobachtet habe. ich komme nach hause, wasch mir die hände und fang an zu kochen. dann essen wir gemeinsam, manchmal mach ich ein foto vom essen, ich räume den tisch auf und guck in der küche eine folge fernsehen. meist bin ich damit eigentümlicherweise um punkt 20:45 uhr fertig. dann schreibe ich, so denk ich mir das jedenfalls, kurz was auf über das gesehene (heute better call saul), was praktisch aber meist knapp eine stunde dauert. danach lese ich das internet ein bisschen leerer oder schaue noch eine folge fernsehen. heute vielleicht noch eine folge pimmelfechten billions oder the hunger games: mockingjay – part 2. je nachdem wie spät es dann ist, schreibe ich noch etwas dazu auf oder gehe ins bett um dort das internet weiter leer zulesen. manchmal schaue ich die folge oder den film auch nicht zuende, um mich nicht selbstverpflichtet zu fühlen, darüber jetzt doch noch schnell was zu schreiben, was dann schnell wieder ne stunde (oder länger) kostet.
früher hab ich mir ein ereignisreiches leben, glaube ich, anders vorgestellt, aber ich hatte schon immer die eigentümliche fähigkeit, mein leben gut zu finden, wie es ist. deshalb finde ich das eigentlich gerade auch wieder ziemlich gut.
und ihr so?
berlin 8. märz 2016

am morgen hing noch feuchte kälte in der luft. eigentlich ganz angenehm, wenns nicht so kalt gewesen wäre. innerhalb weniger minuten, bzw. spätestens am gendarmenmarkt, löste sich die feuchte kälte und wechselte in eine frühlingshafte kälte, mit wärmenden strahlen von oben. ich konnte eine kindergruppe hören, die noch einen halben kilometer entfernt war. sie näherten sich langsam. kindergeschrei im freien hat eine besondere akkustische qualität: im gegenteil zu geschlossenen räumen stört es nicht, wahrscheinlich weil es sich im freien besser verteilt.
kindergeschrei im freien führt (bei mir) automatisch zu frühlingsassoziationen. das liegt wohl auch daran, dass kinder, die bei schlechtem, unfrühlingshaften wetter nach draussen gescheucht werden, nicht schreien. sie leiden wie die meisten menschen unter feuchtigkeit und leiden still. schlechtes wetter ist stumm, bis auf die geräusche des wetters selbst. weil schnee kein wirklich schlechtes wetter ist, ist das auch keine ausnahme — und kindergeschrei bei schnee, ist (akkustisch) nochmal ene ganz andere geschichte.
als f. um 14:12 uhr zur arbeit kam, meinte er, draussen sei „super wetter“. 8° sagte die wetter-app. aber ich musste ihm auf meinem weg nach hause zustimmen: super wetter.
better call saul s02e04 (gloves off)

sehr schöne folge, mit zwei erzählsträngen, beide mit ihren qualitäten, aber der erzählstrang rund um mike’s neuen auftrag, war (natürlich) sechs tacken besser als die jimmy-mcgill-weitererzählung.
mike entschloss sich in der letzten folge, zur finanzierung des umzugs seiner schwiegertochter, jetzt auch nebenjobs anzunehmen, die grössere moralische flexibilität erfordern. er lässt sich auf das geschäft mit nacho ein, der mike jemanden beseitigen lassen will. wie mike das macht, wird über die ganze folge hinweg erzählt und zeigt wieder einmal, warum ich die figur mike ehrmantraut so gerne mag — oder auch, warum ich das werk von vince gilligan so sehr schätze. mike war schon in breaking bad angelegt als james bond in klug, im körper eines alten, stoischen mannes, der eigentlich nur seine ruhe haben will. mike kann, wie james bond, nicht sterben, weil wir ihn alle schon in der zukunft gesehen haben. wir wissen alle, dass er am ende als sieger hervorgehen wird, auch wenn er am ende möglicherweise so kaputt aussieht, wie john mcclane am ende seines arbeitstages.
der erzählstrang rund um jimmy mcgill und seinen bruder chuck ist weniger unterhaltsam, erreicht aber auch einen sehenswerten höhepunkt, als die beiden sich in ein rhetorisches gefecht verwickeln, das die ursachen ihres nun schon 14 folgen dauernden konflikts offenlegt, bzw. zur aussprache bringt. das gespräch ist klug aufgebaut, weil eigentlich beide arschlöcher sind, aber eben aus verschiedenen gründen. gleichzeitig sind beide eben auch keine arschlöcher, sondern auf gewisse weise auch sympathieträger. wir, die zuschauer, kennen mittlerweile ihre probleme und können uns auf gewisse weise mit beiden identifizieren. für den einen ist der weg zum ziel wichtiger, für den anderen das errichen des ziels, egal mit welchen mitteln. der eine kämpft für sein ansehen und das der menschen die er mag, der andere für das ansehen der firma und die einhaltung des rechts.
ich könnte, wenn ich die interpretation überstrapazieren wollte, beide als smybol für die inneren konflikte in uns ansehen; vernunft gegen impuls, empathie gegen konsequenz, pragmatismus gegen prinzipientreue. sehr schön dargestellt fand ich jedenfalls, dass beide in diesem streit teilweise recht hatten und dass beide völlig unfähig sind sich selbst zu reflektieren und konseuqnt intentionen auf den anderen projizieren, die eigentlich ihre eigenen sind.
weil das alles wieder prima geschauspielert und inszeniert war — und ausserdem gleich zwei unterhaltsame, gut gemachte handlungsstränge in die folge passten, gebe ich nach kurzem zögern die volle punktzahl.
the night manager s01e03

diese folge hat mich ein bisschen gelangweilt und die spannung die vorhanden war, entsprach nicht allzu sehr meinem geschmack. oder anders gesagt: ich finde, dass das heimliche rumschnüffeln in fremden möbeln, eins der schlechtesten dramaturgischen elemente der filmbranche ist. zuletzt habe ich es in the man in the high castle gesehen, da gings schief, dann in deutschland 83, da gings mehrfach gut und in homeland ging’s natürlich auch immer gut. ich will ja nicht abstreiten, dass leute, die spionieren, auch hin und wieder mal in den möbeln oder schreibtischen ihrer zielpersonen wühlen müssen, aber im fernsehen oder kino will ich das nicht sehen, erst recht nicht mit aufregender musik und gegenschnitten von der sich nährenden zielperson und drohender konfrontation.
den rest der folge gabs neben allerlei smalltalk, rumspionieren und intrigieren auch noch die absurde geschichte mit dem handy. jonathan pine entwendet ropers sohn das handy und funkt damit seine spionageergebnisse an seine geheimdienstkontakte. die geschichte mit dem handy ist so absurd, weil ein millionenschwerer, ultraparanoider waffenhändler, der alle paar tage die sim-karten in seinen burner-telefonen wechselt, seinem sohn ganz bestimmt kein handy mit internet-empfang geben würde. und wenn doch, würde er es kräftig verwanzen, verschlüsseln und mit kennwort schützen, er würde irgendeine findmyphone-funktion oder app installieren oder mindestens irgendeinen handy-ortungs-apparat anschaffen, damit auch wirklich keiner sein absolutes handy-verbot auf seinem anwesen unentdeckt umgehen könnte. oder er würde von vorneherein jede handykommunikation mit einem störsender unterbinden.
aber diese folge enthielt nicht nur ungereimtheiten und doofe dramaturgien, auch die nachvollziehbarkeit war dahin. warum gefährdet pine seine mission mit diesen risikoreichen stunts, warum erzählt die frau von sandy langbourne pine nach knapp einer minute dialog (ich habs gestoppt), gleich alle geschäftgeheimnisse ropers? weil sie endlich mal zu jemandem ehrlich sein wollte? och. warum löst die alarmanlage zu ropers privatzimmer jeden tag um 11 einen „test-alarm“ aus, der über 70 sekunden dauert (ich habs gestoppt)?
die, zugegebnermassen, gut gemachten dialoge, die nach wie vor zauberhafte fotografie und vor allem das hervorragend gespielte gegenseitige beschnüffeln von roper und pine, konnte die ungereimtheiten der erzählung nicht wettmachen. ich habe mich gelangweilt und geärgert und gebe statt bisher 5 punkte für die erste und zweite folge, nur noch 2.