[nachtrag 14.07.2007] brigitte zypris sagt sie wisse durchaus was ein browser sei. zuerst habe sie bei der frage der kinderreporter „zugegebenermaßen zunächst etwas auf dem Schlauch gestanden“. detlef borchers meint hans-christian ströbele sei wahrscheinlich internet-affiner als es in dem beitrag erschien. steht beides hier.
letzte woche sollte ich wieder einen kommentar ins internet sprechen. um mir das ein bisschen einfacher zu machen, hab ich ihn einen halbe stunde vorher in meinen laptop geschrieben, mir danach stichpunkte auf einer kladde notiert, mich in die nähe des neptunbrunnens in ein blumenbeet gesetzt und in eine kamera gesprochen. das ergebniss davon kann man jetzt, eine woche später, hier sehen.
wie schlecht ich auswendig lernen kann oder vorformulierte witze versauen kann, sieht man wenn man das original und das was hinten raus kam vergleicht.
original:
das mit der freiheit ist ja so eine sache. was ist freiheit eigentlich? vielen fällt beim begriff freiheit ein bild aus der werbung ein: in arizona auf nem pferd ne kippe rauchen. mir fällt dazu auch nicht viel mehr ein. also zumindest spontan. freiheit ist ja ein ziemlich abstrakter begriff. zum letzten mal habe ich darüber glaube ich in der schule nachgedacht, im philosophioe grundkurs. dammals hab ich so gedacht, absolute freiheit gibt es nicht, ich kann ja in eigentlich keiner gesellschaft einfach so frei sein und das leben eines anderen menschen beenden. also das kann ich vielleicht, aber nicht folgenlos. freiheit muss also auch irgendwie eingeschränkt werden. das ist so ne art balance-akt. dafür hab ich damals ein schönes zitat gefunden, leider kann ich mich nicht erinnern wer es gesagt hat: freiheit ist wie eine skibindung. wenn sie zu locker ist, fällt man ständig auf die schnauze, wenn die bindung zu fest eingestellt ist, brech ich mir die beine.
heute hab ich im tagesspiegel einen anderen schönen vergleich gelesen. überhaupt, schöne überschriften heute im tagesspiegel. das ist ja der vorteil von papier im gegenteil zu online: ich kann die überschriften anmalen, markieren. obwohl online kann ich cut and paste machen, also ne überschrift in die zwischenablage kopieren und ins internet schreiben und kommentieren. und verlinken. aber ich schweife ab. freiheit, stand da heute sei längst dahin, die einzige sehnsucht die LKW-fahrern bleibe sei die freizeit. LKW-fahrer waren ja auch schon immer der inbegriff von freiheit, warum auch immer. jetzt ist ihre freiheit zwischen fahrtenschreiber, disponenten und lieferterminen eingeklemmt. aber ich glaube in der überschrift steckt mehr wahrheit als witzelsucht. freizeit ist ja mittlerweile (oder immer schon) synonym für freiheit geworden. man hört ja so, dass das zum teil auch so in der ddr gewesen sein soll, da war der wunsch nach freiheit vor allem der wunsch nach resiefreiheit, der wunsch nach freizeit in kosika oder mallorca. wenn abends in berlin strassenkneipen wegen ruhestörung geschlossen werden meint man das schränke die freiheit ein, wenn illegale clubs geschlossen werden ebenso.
freizeit? freiheit? (ich such gerade ne überleitung). früher hat man ja die religion dafür benutzt die freiheit der menschen einzuschränken. du sollst nicht töten, du sollst nicht ficken, ausser in der freizeit mit deiner frau, du sollst ausser den drogen die der priester auch nimmt keien drogen nehmen (zack ist die überleitung da!) — religion wurde von irgendeinem philosophen mal als opium für volk bezeichnet. also so eine erklärung dafür, dass freizeit besser als freiheit ist.
apropos relegion. hier im tagesspiegel hab ich heute noch ein schönes beispiel gefunden wie sich die kirche freiheit, in diesem falle religionsfreiheit vorstellt. in deutschland herrscht ja religionsfreiheit und eine rudimentäre trennung von staat und kirche. kirchen sind öffentlich rechtliche körperschaften die steuern erheben dürfen und religionsunterricht ertteilen dürfen.
kardinal lehmann meint nun diese staatliche neutralität sei nicht als „unreflektierte toleranz zu verstehen“. eine richtig verstandene neutralität des staates müsse also „eher fördernd und wohlwollend“ sein. wohlgemerkt fördernd und wohlwollend gegenüber der katholischen kirche. nicht des islams. dem die gleichen rechte wie den katholen zuzugestehen sei eine falsch verstandene toleranz.
ich habe also heute gelernt, freiheit ist freizeit und neutralität ist einsetzen für das was man schon immer total geil gefunden hat.
ich mach jetzt also feizeit und fahre zu meiner freundin um sie nach allenm regeln der kunst durch zu neutralisieren.
ich mag pathos nicht besonders. aber ins internet zu schreiben, leser zu finden (oder umgekehrt) und reaktionen zu bekommen ist durch und durch befriedigend. witzigerweise stumpft die gelegentliche aufregung die ich vor dem veröffentlichen oder beim schreiben von artikeln manchmal spüre nicht ab. etwas in der öffentlichkeit zu tun, eine position zu beziehen, sich zu entblössen, angreifbar, hinterfragbar zu machen kribbelt. und ich mag es, dieses kribbeln. dieses kribbeln, das entsteht wenn man etwas sagt, etwas aufschreibt das unter umständen widerspruch erntet oder zustimmung, sympathie oder aversion, reaktionen oder keine reaktionen zu bekommen. das ist die eigentliche motivation ins internet zu schreiben.
ich weiss, es gibt menschen die besser und prägnanter und witziger schreiben als ich, ich habe mich halb im ernst und halb im spass immer gerne einen dilettanten genannt. ich kann alles, aber nichts richtig.
so gesehen ist es folgerichtig auch andere sachen zu tun die ich nicht richtig kann. vorträge halten oder filmemachen, zum beispiel. ich habe mich entschieden das filmen jetzt regelmässig zu machen. in eine kamera reinsprechen, vor mich hin reden und irgendwie versuchen zu einem punkt kommen ohne die potenziellen zuschauer allzusehr zu langweilen. ich weiss ich kann es nicht, ich weiss ich dilettiere, ich weiss ich bin nicht witzig, ich versuche es nur, herr knüwer. und das in der öffentlichkeit zu tun, das auszuprobieren, kribbelt eben.
eigentlich wollte ich nur sagen, dass dieser film im prinzip acht tage zu spät ist, ich viel zu langsam und bedacht rede, ich die filme nicht selbst schneide und filme (was einerseit grossartig ist, andererseits eben auch zu verzögerungen führen kann) und dass ich mir jedes mal bevor ich die filme zum ersten mal sehe fast in die hose scheisse vor aufregung. aber ich weiss, es wird immer besser. hoffentlich. denn ich mach das jetzt jede woche.
ich hatte schon befürchtungen dass durch das multitasking (zuhören, zwischenrufen, filmen, schwitzen) auf dieser veranstaltung der film für watch berlin total peinlich wird. meine pein beim watchen dieses films hält sich einigermassen in grenzen.
[nachtrag] ich bewundere ein wenig diejenigen die dieses video geschnitten haben und aus fast drei stunden auf band diesen sieben-minuten film zusammengestöpselt haben. thomas knüwer zieht mir in dem film die zähne, stefan findet sich verbesserungswürdig, johnny fragt mich ob ich aufs podium will, mario erklärt wie raumschiff enterprise gemacht wird und robert und markus reden so vor sich hin. nicht zu sehen ist korrupt, der sich zuerst furchtbar über das geldverdienen-mit-blogs-panel aufregte und dann wirklich nett mit mir plauderte. auch nicht zu sehen ist der popel den ich während des gesprächs mit holm friebe auf seiner oberlippe entdeckte. ebenso wie herr blogwinkel dem ich ne doofe frage gestellt habe oder jan schmidt, dem ich mehrere doofe fragen gestellt habe.
aber dass ich den film nicht selbst schneiden musste hatte auch vorteile, so konnte ich wochenende anderes machen als zu schneiden.