weil die veranstalter der nebenan hamburg konferenz sich überlegt haben, dass ich mal was zum indyweb und reclaim sagen könne, hab ich mich auf anregung von hendrik mans nochmal mit diesem webmention-gedöns beschäftigt. und siehe da, mit ein paar ergänzungen am quellcode (unter anderem h-entry formate hinzufügen) und ner anmeldung bei webmention.io und brid.gy läuft das:
was man dort sieht ist ein gePOSSEtetes instagrambild. durch einen backlink auf instagram mit rel="syndication" erkennt brid.gy das auf instagram mein bild ist und pingt die likes und (leider nicht alle) kommentare per webmention zu mir. diese pings/webmentions empfängt webmention.io für mich und ich frage sie dort ab und stelle sie unter dem blog-eintrag dar (wenn der reiter trackbacks aufgeklappt ist.
bin angetan, auch wenn’s noch immer ne ganz schöne frikelei ist und man sich sehr einarbeiten muss.
seit wir in new york bei einem freund macaroni and cheese gegessen haben, machen wir die auch regelmässig. ich glaube in new york haben wir die nudeln nach diesem rezept zubereitet gesehen, dass man in einem satz zusammenfassen kann:
2 tassen nudeln mit 2 tassen milch 20 minuten köcheln lassen, vom herd nehmen und 1 tasse käse einrühren.
andere finden, dass echte macaroni and cheese aus dem pappkarton kommen und aus nudeln, pulver und milch hergestellt werden.
ich habe seit dem sommer bereits ein paarmal dieses rezept nachgebaut. das ist einerseits auch nicht viel arbeit und zeigt überdies, dass vegatarisches essen keinesfalls gesund sein muss.
hier nochmal wie ich die macaroni and cheese heute gemacht habe.
die nudeln 6 oder acht 8 minuten lang kochen, so wie’s auf der packung steht. derweil (oder danach) die butter in einem topf schmelzen, mit dem mehl verühren und ne kurze weile schwitzen lassen. danach die zwiebeln kurz mitschwitzen lassen, etwas paprikapulver und etwas scharfen senf und dann langsam die milch einrühren. wenn man das lorbeerblatt vergisst ist nicht schlimm, merkt eh keiner. das ganze 10 minuten leicht köcheln lassen, salzen, pfeffern, lorbeerblatt rausnehmen (wenn man vergisst das lorbeerblatt rauszunehmen ist nicht schlimm, merkt eh keiner). das ei und und zwei drittel des käses einrühren — nicht zu lange, nicht zu kurz rühren bis sich der käse fast aufgelöst hat.
jamie oliver schlägt vor jetzt noch gewürfelte tomaten unterzurühren, ich habe gelbe paprika genommen.
jetzt kommt alles in eine auflaufform und wer mag kann noch die paniermehlkruste drübermachen. dafür nochmal 3 teelöffel butter schmelzen und mit 50 bis 100 gramm paniermehl ganz leicht anrösten.
die auflaufform kommt ca. 30 minuten bei 200°C in den ofen. das ergebnis lässt sich hervorragend heiss, warm aber auch kalt essen.
die wirtschaftverbände und die regierung lobbyieren gerade massiv für TTIP. das geplante handelsabkommen ist stark umstritten und auf beiden seiten, den befürwortern und den gegnern, wird aus meiner sicht nicht immer besonders sauber argumentiert. beide seiten versuchen ängste zu erzeugen, die einen vor dem niedergang der europäischen wirtschaft falls das abkommen nicht kommt, die anderen vor der demokratieapokalypse falls es kommen sollte.
was mir bisher bei all der berichterstattung über TTIP nicht gelingen will, ist mir eine einigermassen ausgewogene meinung zu bilden. eine art faktencheck, eine gegenüberstellung der positionen der befürworter und der gegner und ihrer argumente. die berichterstattung in den medien die mir bisher zu gesicht gekommen ist, beschränkt sich meistens darauf zu wiederholen was diese oder jene partei über TTIP gesagt hat oder meint. es mangelt auch nicht an verfahrenskritik: die verhandlungen finden hinter geschlossenen türen statt und offenbar haben industrievertreter besseren zugang zu den unterhändlern und inhalten als parlamentarier, NGOs oder TTIP-gegner.
was fehlt ist eine bewertung der konkreten vorhaben, der studien dazu und die einschätzung von neutralen experten. in dem oben verlinkten text geht es ja darum, dass der BDI falsch aus einer studie zitiert hat. worum es nicht geht: wie verlässlich sind die zahlen in der studie eigentlich? wer hat die studie erstellt? auf basis welcher daten?
bei der südeutschen zeitung beschäftigte sich die redaktion monatelang mit geleakten steuerunterlagen um am ende herauszufinden, was ohnehin schon jeder weiss: viele unternehmen sparen steuern indem sie elaborierte steuersparmodelle am rande der legalität errichten. aber welche redaktion hat sich bisher in dieser ausführlichkeit mit den TTIP vorhaben und unterlagen (die bekannt sind) auseinandergesetzt? habe ich da was verpasst?
oder nochmal andersrum gefragt: wenn die gesetzgeber in europa es nicht schaffen steuergesetze so zu gestalten und zu formulieren, dass unternehmen nicht mehr ohne weiteres der besteuerung ihrer profite aus dem weg gehen können, welche lücken, schlupflöcher werden sie in TTIP einbauen? ob diese lücken nun absichtsvoll eingebaut werden oder weil unsere vertreter von intelligenteren verhandlungspartnern oder lobbyisten über den tisch gezogen werden ist eher sekundär. die frage wäre doch eher: kann überhaupt jemand die folgen von TTIP und den dort vereinbarten regeln einschätzen?
einen ansatz für einigermassen ausgewogene TTIP-berichterstattung verfolgt offenbar carta. dieses kurze interview mit dem kanadische juraprofessor gus van harten ist zwar nicht ausgewogen, sondern, wie alle einzel-interviews zu einem thema, eher meinungslastig, aber carta hat offenbar vor mit mitteln der rudolf augstein stiftung aus diesem thema eine längere reihe zu machen. bisher ist neben dem interview mit van harten noch ein weiterer (linkreicher) artikel von eric bonse erschienen, der die grundkonstellation zu TTIP ganz gut erklärt: „TTIP: Freihandel oder Demokratie“
als krautreporter-mitglied, bzw. unterstützer frage ich mich natürlich: und die krautreporter? machen die auch was zu TTIP? bisher konnte ich dazu auf krautreporter.de noch nichts finden (was aber auch an der website-technik liegen kann) und alexander von streit hat meine frage danach noch nicht beantwortet.
john oliver hat sich in dieser sendung mit den praktiken von tabak-konzernen beschäftigt. auch wenn mir john olivers präsentation mittlerweile etwas zu bemüht vorkommt, ist das was er hier zeigt (mal wieder) ziemlich gut recherchiert. denn er zeigt welche methoden milliardenschwere, internationale konzerne bereits jetzt anwenden, um ihren investitionsschutz und ihre markenrechte durchzusetzen: sie biegen sich die wahrheit zurecht und drohen rücksichtslos kleinen und grossen staaten, tricksen am rande des anstands — und das mit allen mitteln die ihnen zur verfügung stehen. in diesem licht erscheint der durch TTIP angestrebte „investitionsschutz durch schiedsgerichte“ (ISDS) umso absurder. wenn konzerne staaten vor intransparenten, geschlossenen schiedsgerichten verklagen können, ist zu befürchten, dass das ähnlich absurde folgen haben wird, wie das was john oliver zeigt.
oder wie gus van harten mahnt:
Es findet ein Transfer von Souveränität statt – zu Lasten der Staaten, zugunsten der Konzerne.
Der britische Autor Jon Ronson hat gerade ein Buch mit dem Titel „So You've Been Publicly Shamed“ veröffentlicht. Er schreibt darin über Menschen, die einen Fehler machen und anschließend von einem Tornado aus öffentlicher Kritik mitgerissen werden. Eine Welle von Schande überschüttet sie. In manchen Fällen spült sie ihr Ansehen, ihren Job, ihr Leben weg. [...]
Es wäre eine einfache Lösung, wenn Krautreporter sich von Tilo Jung trennen würde. Aber es wäre nicht die richtige. Jeder hat das Recht auf einen bescheuerten Post - zumindest, wenn er versteht, was er falsch gemacht hat.
Nein, das verstehst Du falsch. Mein Punkt: Konsequenzen sollten angemessen sein und auch etwas bewirken.
weil tilo jung sich nicht mehr erinnern kann, was an seinem witz lustig war, haben die krautreporter ihm jetzt zeit gegeben einen „blinden fleck“ in seinem kopf zu erleuchten:
Wir haben beschlossen, Tilo Zeit zu geben, diesen „blinden Fleck“ auszuleuchten. Es ist seine Entscheidung, ob und wie er auf diese Fragen antworten will. Wir werden vorübergehend keine neuen Beiträge von Tilo Jung veröffentlichen, aber er bleibt ein Teil von Krautreporter.
ich glaube allerdings, dass gar nicht der blinde fleck bei tilo jung ein problem ist, sondern viele blinde flecken bei den krautreportern — und einer davon heisst tilo jung. wenn sich die krautreporter nicht entscheiden, wie sie zu tilo jung und seinem kruden humor- und qualitätsverständnis stehen, könnten sie ein problem bei der nächsten finanzierungsrunde bekommen — oder auch nicht. denn tilo jung hat viele fans, wie man unter seiner entschuldigung und rechtfertigung auf facebook sehen kann. wie bei dieter bohlen, der auch viele fans hat und den viele lustig und ironisch finden, kann ich gut damit leben, dass die welt nicht allein nach meiner façon geformt ist. allerdings kaufe und konsumiere ich nichts von dieter bohlen und genauso wenig möchte ich an der finanzierung von tilo jungs (oder dieter bohlens) lebensstil, humorverständnis oder auftritten beteiligt sein.
ich finde es gut, nicht immer gleich akuten druck oder hochgeschaukelten empörungswellen nachzugeben, egal woher der druck oder die wellen kommen. aber ich würde mir wünschen, dass krautreporter-mitglieder sich nicht nur in den kommentaren, in ihren eigenen blogs, auf diversen mailinglisten oder hinter den kulissen äussern und die ausrichtung der krautreporter mitsteuern könnten, sondern dass die krautreporter ihren mitgliedern und lesern die möglichkeit bieten, beiträge auch direkt zu bewerten. diese wertungen müssen nicht öffentlich sein und sollten auch keine direkten inhalts- oder personalentscheidungen zur folge haben, aber ich würde mir als krautreportermitglied sehr wünschen meine kritik oder lob dediziert und konkret hinterlassen zu können. stattdessen werden, soweit ich das verstehe, lediglich unscharfe signale gemessen (wie leserzahlen, klickpfade und verweise aus den weiten des netzes).
ich möchte nicht nur einmal pro jahr pauschal an der urne mit der kreditkarte abstimmen dürfen, ich würde mir wünschen, dass ich und andere mitglieder messbar und eindeutig quantifizierbar an jedem artikel ihre stimme hinterlassen könnten. was die redaktion dann daraus macht sei dann der redaktion überlassen, aber immerhin hätte sie so eine basis für ihre entscheidungen und das stimmungsbild unter ihren mitgliedern. und eigentlich sieht sich die redaktion ja durchaus verpflichtet, im sinne der mitglieder mit dem ihr anvertrauten vertrauens- und geldvorschuss umzugehen. das schrieb sebastian esser alexander von streit nach dem rauswurf von jens schröders datensport-format:
Wir haben eine große Verantwortung übernommen und müssen das uns anvertraute Geld richtig einsetzen. In diesem Fall ist der Einsatz zu hoch für das, was das Projekt in der Gesamtschau auf unser Programm leistet.
ablehnung oder desinteresse an inhalten, können bei den krautreportern also durchaus zu personellen konsequenzen führen.
journelle sieht den umgang mit, oder genauer den nicht-rauswurf von tilo jung bei den krautreporter als richtig an:
Aus Sicht eines Arbeitnehmers finde ich die Reaktion der Krautreporter fair und richtig. Ich wünsche mir auch, dass mein Arbeitgeber mich nicht nach einem Fehler feuert.
trotzdem sieht sie bei der ausrichtung der krautreporter das eine oder andere strukturelle problem:
Für mich sind die Krautreporter eine Gruppe selbstgefälliger Journalisten, die glaubten, Kraft ihres empfundenen Genies den digitalen Journalismus neu zu erfinden. Immerhin konnten sie genügend Geld für ihr Projekt zusammentragen, aber das Resultat ist in 95% der Artikel der gleiche langweilige Journalismus, den sie ja ursprünglich revolutionieren wollten. Zu allem Übel haben sie nicht nur die Langeweile, sondern auch den gesellschaftlich tolerieren Sexismus der etablierten Medien übernommen.
übrigens wollten die krautreporter ja nicht nur den journalismus neu erfinden, sondern auch das dazugehörige content management system. alles nach dem motto: wir machen das selbst und wir machen es besser. leider ist das ergebnis ernüchternd; einzelne artikel kann ich tatsächlich auf krautreporter.de ganz gut (sprich ohne technische probleme oder irritationen) lesen. sobald ich aber einen bestimmten artikel oder autoren suche, verzweifle ich. die website treibt mich beim stöbern in den wahnsinn. ich glaube das ist symptomatisch und ein zeichen dafür, dass beim krautreporter-konzept tilo jung nicht der einzige blinde fleck ist.
[anmerkung] am absatz über die absetzung von jens schröders datensport-format habe ich nachträglich etwas rumeditiert: einerseits hatte ich alexander von streit mit sebastian esser verwechselt, jens schröder wurde nicht rausgeschmissen, sondern nur sein datensport-format wurde eingestellt und den satz nach dem zitat habe ich hinzugefügt.
die o2 DSL show ist jetzt (fast) zuende. am 3. märz hat o₂ den internen wechsel vom alten o₂-DSL zum neuen o₂-DSL vollzogen, den ich vor ungefähr 6 monaten beauftragt hatte. ich wollte eigentlich nur mehr als 16mbit/s haben, aber das ging eben nur mit einem wechsel des DSL-vertrags, im o₂-sprech: interner wechsel.
beim wechseln ist offenbar einiges schiefgelaufen, was aber gut auszuhalten war, weil telefon und (16mbit/s) DSL weiterhin funktionierten. als besonders hilfreich hat sich übrigens @o2de auf twitter erwiesen. ganz ohne ironie: ich habe das gefühl die leute dort haben sich wirklich eingesetzt und druck an den richtigen stellen angewandt. vor 4 wochen hat @o2de auch den anschlusstermin richtig vorausgesagt, etwas das die reguläre o₂-bürokratie mir erst zwei wochen später mitteilen konnte. vielen dank also an o2 hilfe auf twitter.
ganz zuende ist die o₂ DSL show noch nicht, weil ich statt des bestellten fritzbox-routers eine zyxel o₂ homebox als router bekommen habe. das ding funktioniert zwar und mit ein paar tricks konnte ich auch die fritzbox weiterhin als telefonanlage für die vier telefonnummern und 3 DECT-apparate einrichten (homebox und fritzbox per isdn verbunden). das wlan der zyxel-kiste funkt sehr schnell auf 2,4 und 5 GHZ, die reichweite ist OK und der anschluss bringt fast die vollen 50mbit/s downlink- und 10mbit/s uplinkgeschwindigkeit die der anschluss theoretisch haben soll. trotzdem will ich natürlich wieder eine VDSL-fähige fritzbox haben. angeblich soll die in ein paar wochen kommen, ich bin mal gespannt ob das jetzt schneller als 6 monate gehen wird.
ein weiteres lob an den mitarbeiter im o₂-flagshipstore unter den linden, der mich sanft in ein paar vertragsumstellungen für meine handy-verträge gedrängt hat. mit den neuen verträgen und diversen rabatten und pauschaltarifen soll unsere kombinierte telefon- und DSL-monatsrechnung im schnitt um 50 euro günstiger ausfallen (von 120 bis 140 euro im monat für 1 mal DSL und festnetz und 3 handy-verträge auf ca. 85 euro). ich bin natürlich noch etwas skeptisch und werde jetzt erstmal die ersten paar rechnungen abwarten, bevor ich euphorisch werde und mich im letzten level wähne.
[nachtrag] kbit/s und mbit/s verwechselt. korrigiert; sollte jetzt stimmen.
nicole sälzle ist in ihrer masterarbeit der frage nachgegangen, ob serien oder filme eingentlich noch deutsche synchronisation brauchen: klares jein:
Letztlich bewies die Umfrage aber zwei Dinge, die widersprüchlicher nicht sein könnten: Zum einen das große Interesse an englischsprachigen Originalversionen in Deutschland, zum anderen aber auch, dass Forschungen im Bereich der Sprachkenntnisse unterschiedlicher Länder alles andere als falsch liegen - die Englischkenntnisse in Deutschland sind weit weniger ausgeprägt als dies in anderen Ländern der Fall ist.
ich wiederhole mich natürlich, wenn ich hier wieder meine abneigung gegen deutsche synchronfassungen aufschreibe. aber weil ich mich gerne wiederhole: ich halte das für eine unsitte. nicht nur weil es uns alle davon abhält uns an den klang von fremden sprachen zu gewöhnen, sondern auch, weil ich es teilweise für einen unerhörten eingriff in die künstlerische freiheit der serien- oder filmemacherinnen ansehe. ein paradebeispiel für invasive synchronisation ist rainer brandt, der die siebziger-jahre serie the persuaders mit tony curtis (und roger moore) synchronisierte und sich dabei sehr viel eigene künstlerische freiheit nahm. in einem interview sagte brandt einmal: die vorlagen (wahrscheinlich meinte er die deutschen dialoge) seien totlangweilig gewesen und er habe sich gedacht, das müsse man umdrehen, „da müsse man neue geschichten draus machen“. in deutschland wurden diese „neuen geschichten“ ein sensationeller erfolg.
allerdings erschafft man mit diesem vorgehen eben etwas neues. heutzutage nennt man soetwas einen mashup . kann man so machen und in einzelfällen kann's für sich genommen auch gut oder besser als das original werden. es kann aber eben auch aus „totlangweiligen“ vorlagen oder müll einfach nur trash machen. so kann das dann am ende aussehen:
Brandt wundert das nicht: „Heute fehlt die Muße und das Geld, denn die Qualität ist den Auftraggebern egal“, sagt der 76-Jährige. „Darum sind die Leute heute auch mehr daran interessiert, das Original zu hören als die schlechte Synchronisation.“
eigentlich ist es ja umgekehrt: wer serien synchronisieren möchte, dem ist die qualität des originals von vorneherrein egal. wir können uns eigentlich glücklich schätzen, dass museen in deutschland bilder nicht auch übermalen oder mit erklärungen oder deutschen motiven versehen, dass bordeaux-weine nicht mit moselweinen verpanscht werden, um deutsche zungen nicht zu irritieren oder dass pizza in deutschland nicht aus kartoffeln gemacht wird.
über die dritte staffel house of cards habe ich bisher nicht viel gutes gelesen. obwohl: eigentlich habe ich nichts darüber gelesen, sondern nur einen haufen negativer statusnachrichten an meinen augenwinkeln vorbeiziehen sehen. ich sehe die dritte staffel aber gerne. bin jetzt bei der fünften folge. und ich mag die relative ruhe in der die handlungsstränge erzählt werden. house of cards schafft es die handelnden genauso klug und intellektuell überlegen darzustellen wie damals the west wing — mit weniger pathos, aber ähnlich starken dialogen.
überhaupt gibt es ein paar parallelen zu the west wing. ein starker, ikonischer moment in the west wing war, als bartlet in der zweiten staffel (folge 22) gott verflucht und eine kippe auf dem kathedralenboden ausdrückt. house of cards nimmt die vorlage in folge 4 auf und lässt underwood in einer kirche kurz über gerechtigkeit, gott und liebe philosophieren und schafft es in der folgenden szene the west wing sehr alt und lahm aussehen zu lassen. was in der szene passiert verrate ich nicht (wer’s nachlesen/spoilen will, hier steht’s), aber allein wegen dieser szene in folge 4 lohnt es sich meiner meinung nach house of cards zu gucken.
house of cards gucken? geht in deutschland natürlich nicht. hier hat netflix wohl verträge mit sky, das die staffel zunächst exklusiv in deutschland zeigen darf. wenn man allerdings neben einem netflix-konto auch einen vpn-dienst zur hand hat, mit dem man so tun kann, als sei man mit seiner internetverbindung in den USA, kann man house of cards auch in deutschland sehen. ich habe das bisher mit einem (bezahlten) blackvpn-konto oder meinem (geschenkten) blackvpn-router gemacht.
vor ein paar wochen habe ich kostenlos einjähriges hide-my-ass-konto zur verfügung gestellt bekommen. damit kann man zwar weder einen esel noch seinen arsch verstecken, aber sich laut eigenwerbung „online befreien“:
Greife weltweit auf gesperrte Inhalte zu und erhalte die totale Privatsphäre online mit unserem top-bewerteten VPN-Dienst
oder mit anderen worten: bei hide my ass kann man sich für 7 bis 12 dollar im monat einen VPN-dienst kaufen, mit dem man sich online (unter anderem) als US-internetnutzer ausgeben kann — und damit zum beispiel auf netflixhouse of cards gucken kann. ich schreibe dazu möglicherweise in einem separaten artikel nochmal detailierter, hier ein paar kurze anmerkungen: hide my ass (HMA) ist gut dokumentiert, bietet viele zugangspunkte, man kann es ohne zusatzsoftware benutzen oder mit hma-eigener software. aber vor allem ist es schnell. meine stichprobenartigen tests mit einer einzigen US-IP an mehreren abenden zeigten, dass HMA fast durchgängig mehr als doppelt so schnell wie blackvpn (BVPN) ist. an meinem neuen 50 mbit/s-DSL hat HMA an den abenden 16 bis 30 mbit/s geliefert, während BVPN meistens unter 10 mbit/s blieb. während ich das schreibe schwächelt HMA ein bisschen, an den abenden gab es aber nichts an der geschwindigkeit auszusetzen.
(getestet mit der US-serveradresse 72.8.129.155 über l2tp ohne HMA-client software.)
kurzversion: die dritte staffel house of cards gefällt mir, netflix und der VPN-dienst hide my ass, mit deren hilfe man das angucken kann, auch.
grossartiges buch. durchzogen von sehr subtiler witzelsucht und schonungsloser offenheit, mit der sich fil teilweise so lächerlich macht, dass man die geschichten gar nicht glauben will, es aber trotzdem tut. ich persönlich glaube ihm tatsächlich alles, was er in das buch geschrieben hat, vor allem weil ich mich in sehr vielen der absurden situationen wiedererkenne. allein dafür, dass er der welt (mir) in erinnerung ruft welch verlorenes und absurdes welt- und menschenbild in den köpfen von pubertierenden menschen wabbert, gebührt fil dankbarkeit — und von mir aus auch grosse literarische anerkennung.
die geheimen tagebücher des adrian mole waren in diesem genre ziemlich witzige vorreiter, aber bei fil ist das alles nochmal zehmal witziger und erschütternder, weil ich mich viel besser mit der hauptfigur identifizieren konnte als mit adrian mole. die lebensgeschichte von fil ist allerdings auch wegen der vielen eingewobenen ironie- und metaebenen um ein vielfaches witziger — vielleicht aber auch doppelt so schwer verdaulich. ausser fil können das nicht viele: einen text bis zu bersten mit stereotypen und dummheit vollpacken und dann alles bis zur unkenntlichkeit verrühren, mit metaebenen und distanz würzen und zu einem grossen lesevergnügen machen.
es gibt wenig bücher bei denen ich beim lesen laut lache, bei „pullern im stehn“ musste ich das alle paar seiten. allerdings funktionieren die stellen die ich mir im ebook markiert habe aus dem kontext des buches gerissen überhaupt nicht mehr. genauso wie übrigens die live-shows von fil nicht aufgezeichnet oder auf youtube funktionieren. man muss ich die auftritte von fil schon selber ansehen — und das buch eben auch selbst lesen. ich finde das lohnt sich, ich fands brilliant.
geniales buch — müssen alle lesen! das ist ein meisterwerk — und auch wenn das kein kompliment ist: man merkt dem buch die viele arbeit an, die er da rein gesteckt hat.
jeff jarvis nennt das neue spiegel-cover, bzw. die titelgeschichte sei eine scheissebombe und prewar propaganda:
Then comes this Scheißebombe from Der Spiegel. It goes far beyond the publishers’ game. It is nothing less than prewar propaganda, trying to stir up a populace against a boogeyman enemy in hopes of goading politicians to action to stop these people. If anyone would know better, you'd think they would. Schade.
jarvis lässt ein bisschen in seiner argumentativen klarheit nach, wenn er sich aufregt. in diesem artikel merkt man, dass er stark emotionalisiert ist. ohne aufregung argumentiert er besser, zum beispiel hier in diesem stück ...
hier argumentiert jeff jarvis gegen das argument vom faz-geschäftsführer thomas lindner, dass google ein senfhändler sei, der daran schuld sei, dass die würstchenhersteller ihre fleischabfälle kostenlos abgeben. horizont.de:
Dann räumt er mit der These vieler Internetgurus auf, dass das Digitalzeitalter Informationen im Überfluss beschere - und Aufmerksamkeit das knappe Gut sei. Nun, dies sei die Argumentation der Google-Lobbyisten, um immer mehr freie Inhalte anderer verwerten zu können: „Google verhält sich hier wie ein Senfhändler, der das Verteilen von Gratiswürsten propagiert.“
Das Gegenteil sei wahr: Wirklich verlässliche Informationen seien in der „Gerüchte- und Verschwörungstheorieschleuder Internet“ knapp. Und in einer modernen Sozialstaats- und Freizeitgesellschaft habe das Gros der Bevölkerung außerdem immer mehr Zeit und suche nach Zerstreuung, siehe die prosperierende Unterhaltungsindustrie. Nicht Aufmerksamkeit sei also das knappe Gut, sondern verlässliche Information vertrauenswürdiger Absender.
das problem der verleger ist in dieser analogie natürlich, dass in einer zeit in der jeder weiss wie wurst hergestellt wird — und dieser prozess immer transparenter wird — niemand mehr an die heilende wirkung von würstchen glaubt. während die verleger die konsumenten glauben lassen möchten, dass ihre jahrgangs-würstchen aus reinem filet und aus goldenen kälbern hergestellt sind, weisen tausende von beobachtern täglich detailiert darauf hin, dass auch (und gerade) die grossen, etablierten wursthersteller nur mit wasser kochen und die gleichen zutaten wie alle anderen benutzen.
um in der analogie zu bleiben: die wursthersteller glauben ihre würstchen seien delikatessen wie kaviar, single malt whiskeys oder champagner. ausser ihnen, glaubt das aber mittlerweile kaum jemand, zumal sich die meisten leute derzeit auch mehr für buntes sushi, raffinierte ramen-suppen oder komplexe currys interessieren. diesen etwas anders hergestellten spezialitäten weisen viele leute die eigenschaften zu, die wursthersteller gerne ihren produkten attestierten: gut bekömmlich, gesundheitsfördernd, aufregend, befriedigend. für sushi oder eine aufwändige ramen suppe lassen die leute auch (noch) gerne was springen.
oder um das mal ohne metapher auszudrücken: wenn etwas nicht verkauft werden kann, ist das oft ein zeichen dafür, dass sich niemand für das produkt ausreichend interessiert.
mein lieblings-senfwitz handelt übrigens von einem verleger am imbiss: — „zwei knackwürstchen bitte.“ — „fünfachtzig.“ — „danke. was kost der senf?“ — „nichts.“ — „dann hätt ich gern nen eimer.“
Sei der Erste oder sei der Beste. Wenn du weder das Eine, noch das Andere zu bieten hast, hast du ein Problem. Kein Mensch wartet auf Mittelmaß!
Oder wann habt Ihr in der Kaffeeküche das letzte Mal den Satz gehört: „Du, gestern habe ich eine Serie gesehen, die war echt unglaublich mittelmäßig!“. Im Netz findet „geht so“ nicht statt. Mittelmaß wird durch Suchfilter und das Fehlen von Likes von vorne herein ausgeblendet. Anders ausgedrückt: Mittelmaß ist der kleine Bruder von nett.
ich möchte gerne auf die mir eigene mittelmässige art antworten. ich bin ein grosser fan von mittelguten fernsehserien. es gibt nämlich sehr gute mittelmässige fernsehserien. das ist auch relativ logisch, weil es natürlich nicht nur spitzen qualitätsfernsehserien geben kann. davon gibt es zwar einiges, ich freue mich zum beispiel sehr auf die neue staffel house of cards auf netflix und sehe mir ebendort auch sehr gerne better call saul an. aber eben nicht nur.
eine meiner derzeitigen lieblings mittelguten serien, person of interest, wird in der aktuellen 4 staffel 22 folgen haben, vorherige staffeln hatten je 23 folgen pro saison. das ist eine menge, zum beispiel im vergleich mit better call saul, das in der ersten staffel nur 10 folgen haben wird. eine andere mittelgute fernsehserie, die ich sehr gerne sehe, heisst Agents of S.H.I.E.L.D.. auch sie hat 22 folgen pro staffel.
mittelgute fernsehserien haben nicht immer die finesse, die finanziellen mittel und die produktionszeit von spitzenserien und müssen bei der produktion jede menge kompromisse eingehen. da muss sich das roosevelt island in new york schon mal als berlin verkleiden. oder man teilt sich drehorte in und um los angeles die günstig zu mieten sind mit anderen serien. aber um auf richard gutjahrs frage zurückzukommen: ja, mittelmass, gut gemachte mittelmässige fernsehserien, sind gerade der heisse scheiss. ich erzähle in unserer kaffeeküche ständig von mittelguten fernsehserien.
es gibt natürlich ein paar ausreisser nach oben, wie breaking bad, vor vielen jahren the wire oder the west wing oder aktuell die grandiosen serien broad church, homeland, fargo und the good wife. game of thrones mag 18 millionen zuschauer pro folge haben, aber person of interest hat ebenfalls um die 10 millionen zuschauer pro folge (das sehr mittelmässige NCIS und seine ableger kommen auf 16 bis 17 millionen).
mittelmass findet im fernsehen (und im netz) auf sehr breiter basis statt. allein, dass es diese webseite seit fast 12 jahren gibt ist beweis genug, dass mittelmass ganz gut funktioniert — aber vor allem aufmerksamkeit generieren kann.
Futter gibt es nicht nur ganz vorne. Tu das was du kannst und magst, versuche Leidenschaft für das was du tust zu entwickeln, aber lass dich nicht vom Ehrgeiz zerfressen. In der Ruhe liegt mehr Kraft als du denkst, bleib in Bewegung, aber werde nicht hektisch. Gehe nicht joggen oder sprinten, sondern auf ausgiebige Spaziergänge. Lerne von den Ersten und Besten, aber äffe sie nicht nach.
johnny haeusler hat auf wired.de nochmal seine empfehlung an verlage ihre websites zu schliessen nachdiffenziert. unter anderem schrob er:
Felix Schwenzel schreibt in seiner Replik auf meinen Text: „Ich halte die Idee, dass News-Outlets auf eigene Webseiten verzichten sollten, weil sie dorthin gehen sollten, wo die Leute sind, für Quatsch. Das ist ein bisschen so wie zu sagen: Wer abends ausgeht um zu trinken, Leute kennenzulernen oder abzuschleppen, sollte vorher seine Wohnung kündigen."
Ich würde den Vergleich anders formulieren: Wer abends ein Bier trinken gehen will, geht nicht in die Brauerei, sondern in ein Lokal seiner Wahl. Dort gibt es Biere verschiedener Marken, von denen keine auf die Idee kommen würde, eine eigene Kneipe zu eröffnen.
mir ist auch noch ein beispiel eingefallen: apple hat vor 10 jahren auch jeder berater davon abgeraten eigene stores zu betreiben. das sei wahnsinn und zum scheitern verurteilt: „lass die verteilung mal von den verteilungsprofis machen, nur die sind da wo die menschen sind und nur so lässt sich hohes vertriebsvolumen erzeugen.“
in der realität hat sich aber gezeigt, dass apple beides hinbekommen hat, die leute zu sich zu holen und dahin zu gehen wo sie sind. neuerdings sind die berater auf dem standpunkt, dass jede marke die was von sich hält, auch eigene stores haben sollte. bei microsoft in berlin sogar mit angeschlossener gastronomie.
jetzt kann man natürlich sagen: ja-haaa, das was apple sich leisten kann, kann sich sonst kaum einer leisten und ausserdem hat apple produkte, die jeder haben will. was dann wieder die frage aufwirft: vielleicht stimmt mit den produkten der verlage was nicht, dass die denen niemand aus der hand reisst? vielleicht sollte man eher an der zielgruppen-akzeptanz und -kompatibilität als den vertriebskanälen drehen? und: geht da überhaupt noch jemand von den jungen leuten hin, in kneipen?
und in der gastronomie findet man so viele vertriebs- und geschäftmodelle, dass man wahrscheinlich für jede these der welt ein beispiel finden kann: brauereien als verlage, kneipen als buchhändler und amazon als allesfressender kneipen und brauereifresser. oder die grossen plattformen als systemgastronomie, lebensmittelerzeuger als contenterzeuger, kneipen oder microbrauereien als blogs, kantinen und mensen als spammer, hippe clubs mit strengen zugangskontrollen und verhaltensregeln als snapchat, natriumglutamat als nowthisnews.
unterm strich glaube ich aber, dass wir deshalb so wenige guten antworten auf die verlagskrise haben, weil wir noch nicht die richtigen fragen stellen und zu wenig differenzieren. und wohl auch, weil wir zu sehr mit hinkenden beispielen aus der materiellen welt argumentieren, die in welt der immaterialgüter nicht nur hinken, sondern stolpern.
aldi, netto, lidl, tengelmann benutzen unter anderem auf ihren wurstwaren bezeichnungen wie „gut ponholz“, „mühlenhof“ oder „gut drei eichen“. die höfe oder güter gibt's natürlich nicht, die namen sind erfunden und sollen ein gutes gefühl beim konsumenten hervorrufen, wie aldi-nord dem ARD-magazin plusminus (link zum youtube-mitschnitt der sendung) auf anfrage antwortete:
Darüber hinaus wollen Verbraucher auch emotional angesprochen werden. Dies wird durch Markennamen und/oder Wort-Bild-Marken, die einen emotionalen Bezugsrahmen bilden, gewährleistet. — Aldi Nord
ganz abgesehen davon, dass man sich als konsument von solchen aussagen und solchen marketingmassnahmen (natürlich) verschaukelt vorkommt, ist es vielleicht an der zeit zuzugeben, dass werbung einfach funktioniert. nicht jede werbung bei jedem, aber bei jedem irgendeine werbung.
ich würde bei aldi auch sachen kaufen die doof aussehen oder mich emotional nicht ansprechen, vor allem weil ich aldi bei der qualtät vertraue. soweit ich weiss hat aldi ein sehr ausgefeiltes qualitätskontrollsystem. deshalb würde ich natürlich auch salami bei aldi kaufen, auf der lediglich das wort salami stehen würde, ganz ohne landleben oder wohlfühlillustrationen. ich muss aber zugeben, dass ich natürlich eher geneigt bin neue produkte auszuprobieren, wenn sie mir gefallen, also einen „emotionalen Bezugsrahmen“ vorgeben.
und wo die aldisprecherin auch recht hat: wir wollen auf unserer wurst keine hinweise auf massentierhaltung oder industrielle produktion haben. wir wollen unsere produkte frisch, in bester qualität und möglichst billig haben. wir alle wissen (oder sollten wissen), dass das ohne eine effektive semi-industrielle herstellungsweise nicht zu machen ist. deshalb freuen wir uns, wenn uns das marketing davon abhält zu sehr über die herkunft der waren nachzudenken , die wir natürlich in erster linie sehr günstig kaufen wollen. und wenn uns jemand drauf hinweist, dass wir hier verschaukelt werden, können wir uns herrlich über andere als uns selbst aufregen, obwohl wir das spiel seit jahren oder jahrzehnten mitspielen.
es gibt aber noch ein problem: . das kann man sehr schön an der berliner biermarke „bier“ sehen. die verkauft bier mit einem etikett auf dem das wort „bier“ und die füllmenge stehen. die marke tut so als komme sie ohne werbung aus und schreibt zum beispiel auf („bier“-) werbeplakate warnhinweise, dass werbung täuschen und verführen könne, man solle sich doch mal seine eigene meinung bilden (aus dem gedächnis zitiert. an dem werbe-plakat bin ich heute zu achtlos vorbeigegangen, um es zu fotografieren):
Werbung beeinflusst Dein Kosumverhalten. Triff Deine Kaufentscheidung bewusst!
das gleiche gilt für die rewe-marke ja!. die inszeniert sich selbst als eine marke die so preisgünstig und sparsam ist, dass sie auf werbung verzichten kann. trotzdem ist sie mit einigem an aufwand so wiedererkennbar und stringent gestaltet, dass sie sogar soetwas wie einen kultstatus erreicht hat. real,- versucht ähnliches mit seiner neuen marketingmarke „ohne teuer“ (siehe auch peer schaders artikel über die neue real-marke):
Um Ihnen ausgewählte Produkte zu einer Top-Preisleistung anbieten zu können, haben wir bei unserer Marke auf jeden Schnickschnack verzichtet. Sogar auf den Namen.
auf dem wochenmarkt oder bei uns um die ecke beim bauern-direktverkauf ist das übrigens auch nicht anders. nur wird dort wieder anders geworben.
jan böhmermann (der alte youtuber) hat mal wieder irgendwas über youtuber und deren vermarkter oder die vermarktungsnetzwerke oder authentizität gesagt (video davon). ich fand das eher so mäh, weil ich das gefühl hatte, dass die tritte etwas zu wahllos in alle richtungen gingen, auch in richtung nach unten.
christian fischer fand das stück wohl auch etwas mäh und hat darüber was geschrieben, was sich ein bisschen so anhört wie: och das war doch schon immer so:
Eigentlich wiederholen sich die Dinge nur.
dem kann ich natürlich nicht widersprechen. wobei ich nicht genau verstehe ob das bedeuten soll, kritik an dingen die es schon immer gab sei ordentlicher zu differenzieren oder gleich ganz zu lassen. dem text kann ich das nicht entnehmen. ebenso wenig kann ich diesem satz eine bedeutung entnehmen:
Im Bereich der sogenannten „alten Medien" hat Jan Böhmermann, der ja jetzt im ZDF und damit im Establishment angekommen ist, die Rolle des Aufklärers übernommen.
wenn man im ZDF eine sendung hat, gehört man zum establishment? oder umgekehrt, wenn man zum establishment gehört, kommt man ins ZDF? überhaupt, was ist das überhaupt, dieses establishment? mal nachschlagen:
der duden meint der begriff würde abwertend genutzt um eine „etablierte bürgerliche Gesellschaft, die auf Erhaltung des Status quo bedacht“ sei zu bezeichnen. der begriff würde ausserdem eine „Oberschicht“ aus „politisch, wirtschaftlich oder gesellschaftlich einflussreichen Personen“ bezeichnen.
ich möchte ja sehr bezweifeln, dass sich aus einer sendung im ZDF zwangsläufig politischer, wirtschaftlicher oder gesellschaftlicher einfluss ergeben. theoretisch müsste dann auch sascha hehn auf irgendetwas einfluss haben (eine vorstellung die mich irritiert). genaugenommen müsste dann sogar der pumuckl (auch wenn der in der ARD auftrat) zum establishment gehören.
aber wahrscheinlich hat christian fischer die establishmentisierung von böhmermann in seinem „Fachmagazin für differenzierte Betrachtungsweisen“ gar nicht differenzierend gemeint, sondern einfach nur abwertend. wobei ich ja heftig dafür plädiere differenzierung nicht nur beim aufklären, präzisieren oder relativieren anzuwenden, sondern erst recht beim abwerten oder beleidigen von leuten.
also, bitte: mehr liebe und mühe in beleidigungen stecken.
vor ein paar wochen las ich mal wieder über die aeropress-kaffeemaschine und entschied mich, das ding mal auszuprobieren. für knapp 25 euro kann man da ja nicht viel falsch machen, dachte ich. zuhause hatten wir noch ein paket dallmayr prodomo mit einer geschenkschleife im schrank stehen. muss irgendwann mal jemand mitgebracht haben. der erste kaffee den ich mit der aeropress aus dem dallmayr prodomo presste, knallte wie ein abendlicher restaurant-espresso. der geschmack war stark, ohne echten espresso-geschmack, aber auch völlig ohne bitterstoffe — allerdings auch ohne crema. zu meinem geburtstag bekam ich von der beifahrerin und dem kind eine elektrische kaffeemühle und ein kilo faire bio-kaffeebohnen aus guatemala geschenkt. wenn ich diese bohnen ganz fein mahle, bilde ich mir ein, dass der kaffee aus der aeropress eine leichte kakao-note bekommt. er ist weiterhin stark und nicht bitter und ohne das typische espresso-röstaroma. aber köstlich. die zubereitung ist etwas komplexer als mit der nespresso-maschine, aber ich trinke ihn ähnlich: eine tasse, die mit ⅔ milch gefüllt ist, erwärme ich 30 sekunden in der mikrowelle und kippe dann die hälfte des kaffeeextrakts, dass aus zweieinhalb grossen kaffeelöffeln kaffeepulver und ca. 100 milliliter wasser besteht, dazu.
ich trinke seitdem ich die aeropress habe immer noch jeden tag aerogepressten kaffee und bin rundum zufrieden mit dem teil. bei unserer newy-york-reise habe ich für 2 oder 3 dollar ein paar hundert neue papierfilter gekauft, neben kaffeepulver und wasser gibt’s keine weiteren wartungskosten für die aeropress. ich würde das ding jederzeit wieder kaufen.
was mich besonders freut, war die mail eines freundes heute früh:
… eigentlich muss ich taeglich an Dich denken … ich hab mir seit deiner Wirres-Review die Aeropress gekauft und liebe sie. Best purchase ever!
ich kann wirklich empfehlen das teil mal auszuprobieren, für knapp 30 euro kann man fast nichts falsch machen: [amazon-werbelink] aeropress bei amazon kaufen.
konnte diesen text von johnny haeusler nicht zuende lesen, weil wired.de just in dem moment die website schloss. hab ihn dann auf snapchat zuende gelesen.
aber mal im ernst und mit verlaub: ich halte die idee, dass news-outlets auf eigene webseiten verzichten sollten, weil sie dorthin gehen sollten, wo die leute sind, für quatsch. das ist ein bisschen so wie zu sagen: wer abends ausgeht um zu trinken, leute kennenzulernen oder abzuschleppen sollte vorher seine wohnung kündigen. auch die christlichen, europäischen missionare und kreuzritter haben nicht ihre klöster und burgen dem erdboden gleichgemacht, bevor sie dahin gegangen sind, „wo die Menschen sind“.
natürlich sollte jeder, der etwas von menschen will, dorthin gehen, wo die menschen sind. natürlich sollte man darüber nachdenken, ob man ständig versuchen sollte, die menschen von dort wo sie sind zu sich nachhause zu locken. natürlich sollte man auch radikale ideen ausprobieren, so wie nowthisnews.com das macht — oder versuchen aus solchen experiementen zu lernen.
mich erinnert das auch ein bisschen an die gute alte push vs. pull debatte zur jahrtausendwende (1997). da wurde von der (amerikanischen) wired das web, bzw. der browser, erstmals für tot erklärt und die belästigung (push) mit „nachrichten“ schöngeredet. 2010 dann der erneute versuch der (amerikanischen) wired das web totzureden: „The Web Is Dead. Long Live the Internet“.
klar sollen leute die etwas zu sagen haben (nachrichten-organisationen, werber, PRler, missionare) dahin gehen wo die menschen sind. aber sie sollten auch wissen, dass es nicht jeder mag wenn man ständig vor deren gesichtsfeld tanzt, springt und aufmerksamkeit zu erheischen versucht. kommunikation ist vielschichtig und kompliziert. man braucht feingliedrige und sensible werkzeuge dafür. aber nachrichten-outlets zu empfehlen mit dem bulldozer zu arbeiten und alles alte abzureissen, halte ich für einen fehler — oder zumindest für übertrieben.
was man auch bedenken sollte: verlage und news-outlets sind wie sportler: sehr verschieden, sehr unterschiedlich spezialisiert. der trainingsplan für einen 100 meter sprinter muss nicht unbedingt optimal für den gewichtheber oder langstreckenschwimmer sein.
ich bin zwar in aachen aufgewachsen, mochte printen, die aachener lebkuchenvariante, aber nie. zu hart, zu würzig, zu WTF. zum letzten weihnachten haben meine eltern uns wieder ein paar printen in unser reiseproviant gelegt. weil sie der beifahrerin ganz offensichtich sehr gut schmeckten, habe ich mich nach jahren der abstinenz überwunden und auch nochmal probiert. die printen waren zwar etwas fester als zum beispiel die aldi-lebkuchen, aber lange nicht so steinhart wie ich mich errinnere. und auch die würzung fand ich nicht mehr so unangenehm dominant wie ich sie in erinnerung hatte. wir fanden die printen so lecker, dass wir im januar meine eltern gebeten haben, uns die übriggebliebenn weihnachtsprinten nach berlin zu schicken.
so ähnlich erging es mir übrigens mit indischem essen. ich mochte bis vor ein paar jahren die meisten gewürze in indischem essen nicht. teilweise wurde mir von indischem essen sogar ein bisschen flau. das änderte sich vor ein paar jahren, als ich die ersten rezepte von aus dem asiatisch, pazifischen, indischen oder mittel-östlichen raum ausprobierte (und zum beispiel ottolenghi nachkochte). plötzlich konnte ich im essen auch koriander, koriandersamen, piment oder anisnoten tolerieren und schätzen. vielleicht hat es auch mit tim mälzer angefangen, der mir (im fernsehen) beibrachte zimt an kohl zu machen oder kümmel nochmal ne chance zu geben. ingwer habe ich jahrelang gehasst, jetzt liebe ich ingwer.
ich glaube an gewürze und geschmäcke kann man sich gewöhnen, auch wenn es manchmal zeit oder überwindung kostet. aber, ähnlich wie beim design, stecken hinter vielen geschmäcken und aromen die man anfangs gar nicht mag oft überragende qualitäten. beim bier kennt das jeder: bitterkeit, fremdheit oder irritierende vielschichtigkeit zu überwinden und schätzen zu lernen geht mit ein bisschen experimentierwillen oder abenteuerlust. ich glaube das könnte man auch ganz gut verallgemeinern und auf alle lebensbereiche ausdehnen. mach ich jetzt aber nicht.
apropos experimentieren. ein paar rezepte von ottolenghi waren in den letzten wochen ziemliche reinfälle. eine der auberginensuppen, die ich nach seinem rezept gekocht habe, sah aus wie kotze und hatte auch die konsistenz davon. ich hätte das natürlich ahnen können, weil die schaumig-fasrige konsistenz von auberginen alle meine warnlampen angehen lässt. wie erdbeeren. der reine geschmack von auberginen oder erdbeeren stört mich nicht, aber die konsistenz löst bei mir ekel aus. ich vermute auch, dass sich das, anders als beim geschmack, nicht mehr ändern wird. bei geschmack können wir uns umgewöhnen und umlernen, bei der konsistenz wohl nicht. also ich zumindest nicht.
heute gabs gefüllte quitten. bei der ankündigung unserer essensplanung hat uns das kind beinahe vor wut geschlagen. weil die quitten aber mit (lamm) hackfleisch gefüllt waren, akzeptierte das kind das essen widerwillig. heike von au hat das rezept auch mal nachgekocht, fand die farbe der sosse aber unbefriedigend und schlug vor, die sosse mit kurkuma zu färben und würzen und die gefüllten quitten im ofen zu garen, statt im topf. so habe ich das dann auch gemacht. die passierte sosse war dann schön fruchtlastig und lecker, aber die unpassierten, ganzen quitten mochte ich dann auch nicht. weder die konsistenz, noch den geschmack.
das gleiche galt für das „muhallabieh“, einen nahöstlichen milchpudding den ich gestern nachgekocht habe. zuerst dachte ich zufällig das rezept für slime entdeckt zu haben, aber ich fand heraus, dass das nicht aus stärke und milch, sondern aus natriumtetraborat und alkohol hergestellt wird, hier das rezept.
apropos chemie (und eigentlich auch physik): heute wurde bei der sendung mit der maus die herstellung von glimmerbasierten perlglanzpigmenten erklärt. also eigentlich die herstellung von nagellack oder lippenstift. die sachgeschichte habe ich noch nicht einzeln gefunden, aber die sendung selbst ist jetzt eine woche online.
in der sendung wurde die herstellung der perlglanzpigmente mit legosteinen erklärt. ein kleingemahlendenes glimmerplättchen wurde als eine legosteinwürfel gezeigt, auf dass sich „flöckchen“ legen würden, also hier legoplättchen, die eine schicht rund um das glimmerplättchen bilden würden.
wenn man dann „länger wartet“, erzählte armin maiwald, dann bilde sich „ne zweite schicht“ und zwar mit ner anderen farbe.
mir war beim gucken dann klar, dass diese unterschiedlichen farben was mit lichtbrechung und interferenzen zu tun haben müssten und habe nach der sendung nach „glimmer“ und „pigmente“ gegoogelt. in einer ausgabe von spektrum der wissenschaft von 1997 findet sich tatsächlich ein ziemlich guter artikel über perlglanzpigmente. der text von gerhard pfaff benötigt ein bisschen chemisches und physikalisches grundwissen, ist aber ganz gut verständlich — und wie ich finde, total faszinierend.
Glimmerplättchen kann man mit einer Reihe weiterer Verbindungen umhüllen, um neue koloristische Variationen zu erzeugen. Festkörper-Reaktionen und der CVD-Prozeß erweitern die Synthesemöglichkeiten.
Glimmer läßt sich auch mit Metallen wie Silber und Gold beschichten. Dazu löst man Metallsalze in Glimmersuspensionen; bei Zusatz von Reduktionsmitteln scheidet sich das Metall auf den Partikeln in Form dünner Schichten ab. Man erhält so Pigmente, die preisgünstiger als reine Plättchen aus Gold oder Silber sind, aber eine vergleichbare Optik aufweisen.
vor ner weile habe ich mich darüber aufgeregt, dass spiegel-online browser ohne installiertes flash brüsk abweist und eine kaputte fehlermeldung, statt eines mp4-ersatzfilms anzeigt. versucht man videos auf spiegel.de mit einem flashlosen safari auf einem ipad oder iphone aufzurufen, funktioniert alles ganz prima.
der (sich selbst so nennende) spiegel online mobil-minister matthias streitz meint, einen „lösung“ für flashlose browser zu finden könne „(leider) dauern, weil viele Seiten sich abstimmen“ müssten.
heute bin ich über diesen artikel drauf gekommen, dass man sich auch selbst helfen kann und mit einer änderung des „user agents“ spiegel.de vorgaukeln kann, ein ipad zu benutzen. dann bekommt man statt dieses anblicks:
diesen anblick:
um den user agent umzustellen muss man im safari allerdings erst das entwickler-menü freischalten, dann woraufhin man dann so tun kann, als ob man ein ipad hätte. das müsste auch mit anderen seiten funktionieren.
[nachtrag]
sieht gut aus, funktioniert aber nur so halb, weil die bedienelemente offenbar nicht korrekt auf klicks sondern (vermutlich) nur auf touch reagieren. mit der space-taste kann man die videos aber abspielen.
ich hab mir gestern das neo magazin royale angeguckt. auf dem handy, am frühen abend.
auf dem fernseher und spät nachts, habe ich mir „late night fernsehen“ zuletzt, glaube ich, zu harald-schmidt-zeiten angesehen. das hört sich zunächst mal vollkommen egal an, zeigt aber eine ungereimtheit mit der sich alle late night shows rumplagen: sie werden spät nachts ausgestrahlt, david letterman, jimmy fallon oder jimmy kimmel zum beispiel gegen halb zwölf. im anschluss, gegen halb eins laufen dann noch later shows, wie die von craig ferguson (bis ende 2014) oder seth meyers. die shows werden aber alle am nachmittag aufgezeichnet (auch jimmy kimmel live). craig ferguson hat auch mitunter an einem tag gleich zwei shows aufgezeichnet, die dann an verschiedenen tagen versendet wurden. angesehen werden die shows dann aber nicht nur zur sendezeit, sondern dank sendungs-mediatheken, hulu, youtube oder anderer anbieter eben irgendwann.
man kann also sagen: late night talk shows sind nachmittagssendungen, die spät abends ausgestrahlt werden und irgendwann gesehen werden.
die amerikanischen late night shows dauern ungefähr eine stunde. allerdings ist jeweils ungefähr eine viertel stunde davon werbung. bleibt also jeweils ne knappe dreiviertel stunde sendezeit. die meisten late night shows sind identisch strukturiert: am anfang ein standup, in dem der moderator ein paar witze erzählt oder sich mit seinem sidekick unterhält, oft unterbrochen von kleinen einspielfilmen. danach, nach einer werbepause, ein bisschen plauderei am schreibtisch, oft mit gags oder spielchen, die nicht im stehen funktionieren, wie leserpost vorlesen oder schreiben oder kleinen inszenierungen oder sketchen. danach, wieder nach einer werbepause, der erste gast, nach einer weiteren werbepause der zweite gast, und wenn nach der letzten werbepause noch zeit ist, manchmal noch live-musik. böhmermann hat das ein bisschen gestrafft und zeigt nur ein segment mit gästen, so dass er gut mit einer halben stunde auskommt. die harald schmidt show in der ARD war zwischenzeitlich mal auf vierzig minuten angesetzt, was mir immer viel zu lang vorkam. die 30 minuten die böhmermann für seine sendung hat, kommen mir sehr adäquat vor.
das format von late night shows ist (in amerika) im prinzip total ausgelutscht. late night shows laufen seit vielen jahrzehnten im amerikanischen fernsehen, auf manchen sendern zwei pro abend, die meisten grossen networks haben eigene, pro wochentag laufen derzeit zehn bis zwanzig late night shows. jimmy carson fing mit seiner tonight show 1962 an, seitdem dürften im amerikanischen fernsehen insgesamt so um die hundertausend late night showausgaben produziert worden sein (offenlegung: ich kann nicht besonders gut rechnen, aber okay schätzen). neue late-night-formate wird man heutzutage also eher schwer erfinden können, die amerikaner dürften schon so ziemlich alles ausprobiert haben was geht. so hat auch harald schmidt, als er in SAT1 mit seiner harald schmidt show anfing, erstmal bewährtes übernommen. im prinzip war die harald schmidt show eine gekonnte kopie von david lettermans late show. harald schmidt hat das natürlich nie verheimlicht, sondern ist im gegenteil sogar darauf rumgeritten. in fast jeder sendung war der letterman gast und brachte briefe vorbei, die schmidt dann vorlas. bei böhmermann heisst der letterman jetzt beefträger. das wortspiel erklärt doris akrap in ihrer böhmermanngutfindung auf zeit online. nachdem böhmermann das „beef“ vorgelesen bekommen hat, antwortet er in der sendung natürlich auch, mit exaltierten schreibgesten, und kuschelig-romatischer musik. das wiederum erinnert mich an jimmy fallons (ebenfalls urkomische) thank you notes, hier zum beispiel an academy president cheryl boone isaacs, paddington den bär und benedict cumberbatch, dankenswerterweise mit einer grossen portion fäkalwitzeleien.
auch jan böhmermanns standup kann man als parodie auf die unzähligen grossen und kleinen vorbilder sehen. hände in den hosentaschen, mit gespielter lockerheit und plauderton ein paar vorformulierte gags raushauen, mit dem sidekick reden und am ende mit gespielter euphorie die grossartigen gäste und die tolle show ausrufen. richard weber fand das im tagesspiegel unsouverän:
Wie bei jeder Late-Night-Show kommt jetzt der Stand-Up. Tagesaktualitäten witzig präsentiert. Da zeigt sich, das Böhmermann nicht mal der ganz ganz ganz ganz kleine Bruder von Harald Schmidt ist. Eher der Bruder von Anke Engelke. Stand-Up ist nicht seine Welt. Das Gag-Niveau, höhenmäßig nicht Alpen sondern Berg & Tal. Viel Tal.
ich fand den standup ok, da habe ich schon viel schlimmeres gesehen. böhmermann mit schmidt zu vergleichen ist natürlich unfair, weil schmidt in seiner guten zeit sogar seine amerikanischen vorbilder überflügelt hat und zudem über jahrzehnte überhaupt der einzige deutsche moderator zu sein schien, der vorgefertigte gags vor einer kamera gleichzeitig witzig, lakonisch, distanziert und ungekünstelt abliefern konnte. böhmermann parodiert schmidterman einfach und ist damit auf der sicheren seite. jay lenos standups fand ich übrigens immer grässlich. jeder zweite gag fing mit „hey, have you heard about that …“ und die aufgepumpte jovialität und gute-laune-gymnastik, waren auch nach zwanzig jahren übung und routine unerträglich. böhmermann hat, wie bei fast allem was er tut, bei seinem standup den weg der metaebene gewählt. von dort oben kann man auch mal zwei, drei grottenschlechte gags machen, weil es im prinzip zitate sind. deshalb, wegen der metaebenen, konnte harald schmidt auch polen-witze machen, ohne fremdschäm-attacken zu triggern. und deshalb kann böhmermann auch blöde pädophilen-witze machen.
die einzige amerikanische late night show in der konsequent improvisiert wurde, war craig fergusons late late night show. das funktionierte allerdings auch vor allem deshalb, weil sein sidekick, ein skelett namens geoff peterson, das von josh robert thompson animiert und gesprochen wurde, teilweise noch witziger und spontaner als ferguson selbst war. und wo spontanität und improvisationsgabe fehlen, muss halt gescriptet werden, was völlig ok ist und manchmal auch besser, stringenter und unterhaltsamer. gemeinsam haben böhmermann und ferguson aber offensichtlich ihre tiefe abneigung gegenüber gesprächen mit prominenten. ferguson war stets bemüht, seine gespräche ins absurde abgleiten zu lassen und zu sehen, was passiert. auf den alten showbusiness-deal, ich erzähle ein zwei lustige geschichten und darf dafür werbung für meinen neuen film/buch/sendung machen, wollte sich ferguson nie einlassen. das führte bei nicht wenigen seiner gästen zu offen zur schau gestellter fassungslosigkeit. auf der anderen seite konnte ferguson, wenn ihn sein gegenüber wirklich interessierte, auch die grossartigsten gespräche führen, zum beispiel mit stephen fry oder ricky gervais.
wegen fergusons anarcho-gesprächsführung habe ich auch hoffnung, dass böhmermanns unfähigkeit „wenigstens einmal mit seinen Gästen ein sinnvolles Gespräch aufzubauen“, die christoph behrens in der süddeutschen diagnostizierte, eine ausbaufähige stärke und keine schwäche ist.
im sinne der überschrift hoffe ich, dass böhmermann sich weiter fleissig aus dem late-night-fundus der grossen bedient, zitiert und sich nur in ausnahmefällen von der metaebene entfernt. von mir aus kann das so weitergehen.
natürlich habe ich wieder bis zum letzten tag gewartet, um einen vorschlag für einen vortrag für die republicaeinzureichen. ich habs im januar nicht geschafft, das thema zu etwas sinnvollem oder stringenten zusammendampfen. ich wusste, dass ich im weitesten sinne über medienkompetenz reden wollte und darüber, dass unsere selbstwahrnehmung, persönlich, aber auch gesellschaftlich, eher von wunschvorstellungen, als von distanzierter, nüchterner analyse geprägt ist. das folgende habe ich mir dann am 31. januar aus der nase gezogen und versucht das thema mit buzzwords einzukreisen.
Kognitive Dissonanz
Warum es hilfreich sein könnte, Widersprüche auszuhalten, statt sie aufzulösen
Durch die Vernetzung der Welt nehmen wir plötzlich Gedanken oder Meinungen in einer Vielfalt wahr, die früher nicht so niedrigschwellig zugänglich war. Wie orientieren und positionieren wir uns in einer Welt, die uns lauter, bunter und vielfältiger als jemals zuvor erscheint, aber auch feindseliger und aggressiver als frühere Versionen der Welt?
Sollten wir nicht nur an unserer Medienkompetenz arbeiten, sondern auch an unserer Wahrnehmungskompetenz und der Verarbeitung unserer dissonanten Wahrnehmungen? Hilft uns dabei der gesunde Menschenverstand, und wenn ja, wie und woraus speist und bildet sich in einer vernetzten Welt ein gesunder Menschenverstand? Was ist, wenn es im Sinne des englischen Ausdruck common sense, gar keine gemeinsame Wahrnehmung mehr gibt und damit auch keinen gesunden, sondern nur noch einen pathologischen Menschenverstand?
eine abschließende Bearbeitung Ihres Auftrags ist leider noch nicht möglich. Ihre Angaben zum Anschluss stimmen zum Teil nicht mit den Angaben überein, die bei Ihrem bisherigen Telekommunikationsanbieter hinterlegt sind.
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Wir bitten Sie daher um Ihren Rückruf. Geben Sie dabei bitte die im Betreff genannte Kundennummer und das von Ihnen festgelegte Kundenkennwort an. Unter der oben genannten Rufnummer sind wir an 7 Tagen die Woche gerne für Sie da, rund um die Uhr.
Wir freuen uns, dass wir mit Ihrer Hilfe schon bald Ihren O₂ DSL Anschluss für Sie freischalten können.
Freundliche Grüße Ihr O₂ Team
den DSL-auftrag habe ich am 19. august 2014 erteilt. in den ersten vier monaten nach auftragserteilung scheiterte die schaltung offenbar an abteilungsinternen widerständen. der o₂-interne umzug war offenbar eine echte organisatorische herausforderung für o₂. ich rief monatlich dort an, um mich nach dem status meines auftrags zu erkundigen; die antworten waren allerdings immer recht ausweichend, deuteten aber massive o₂-interne kommunikationsprobleme an. vor 14 tagen dann ein kleines wunder: o₂ rief mich an, um mir von sich aus ein status-update zu geben. es habe technische probleme bei der telekom gegeben, die jetzt behoben seien. in wenigen wochen müsste mein auftrag abgeschlossen sein. eine mitarbeiterin von o₂ nannte mir einen zeithorizont von 3 monaten, eine andere war zuversichtlich, dass es schneller gehe als 3 monate, auch wenn sie sich nicht zu weit aus dem fenster lehnen wolle.
jetzt, 2 wochen später, scheint der interne umzug wieder ein thema zu sein, statt gegen die telekom, muss o₂ sich wieder seinem grössten gegner stellen, den eigenen abteilungen.
der mann an der hotline drückte es zunächst beim lesen der einträge in meinem kundenprofil so aus: „oh gott!“
dann, nachdem er sich die einträge vorgelesen hatte, sagte er, das sei jetzt eine sache zwischen „alt-o₂“ und „neu-o₂“ und das schreiben sei automatisch erstellt. das sei „schwachsinn“, würde aber immer verschickt, wenn ein datensatz verworfen würde. der interne wechsel liefe jetzt im hintergrund und das schreiben bräuchte ich nicht zu beachten.
ich bin nach wie vor gespannt was jetzt passiert. in zwei wochen feiert mein unerledigter DSL-auftrag seinen halben geburtstag.
heute wurde im deutschlandradio, im rahmen der reihe „Essay und Diskurs“, mein essay über das internet gesendet. den text habe ich mitte dezember geschrieben und im januar nochmal ein bisschen gekürzt. um den text vorlesbar zu machen (mp3-link), wurde er von der redaktion ein bisschen redigiert und gekürzt, was ihm keinesfalls geschadet hat, ausser das die links weggefallen sind. (in der redaktionell bearbeiteten und vorgelesenen version hat sich ein kitzekleiner fehler eingeschlichen: an einer stelle heisst es „… hat uns nicht gesteigerten Komfort und Geschwindigkeit [gebracht].“ wo es natürlich „… hat uns nicht nur gesteigerten Komfort …“ heissen müsste.)
für mein archiv veröffentliche ich den unredigierten text, so wie ich ihn abgegeben habe, hier nochmal. hier kann, falls bedarf besteht, natürlich auch kommentiert werden.