christoph keese hat recht, bzw. stellt die richtigen fragen.
apropos konkret werden, wie soll nochmal das leistungsschutzrecht konkret aussehen?
Und so gibt es viele Handlungen, die keine neuartigen Produkte hervorbringen, und dennoch äußerst kreativ sein können: Die Erziehung von Kindern, die Pflege alter Menschen, die konstruktive Lösung von Interessenskonflikten. Bei all diesen Leistungen käme niemand auf die Idee, irgendeinen Schutzanspruch geltend zu machen.
gábor paál klärt und erklärt ein paar sachen, die mit diesem urheberrecht zu tun haben. sehr erkenntnisreich.
ich finde die gratwanderung von stefan niggemeier zwischen politik und eurowischen song contest in aserbaidschan ziemlich grandios. ich kann mir auch vorstellen, im bakublog nur noch politik zu sehen, wie am 22. mai.
das absurde ist ja, dass die ESC-organisatoren sich auf das spiel des regimes einlassen und behaupten (jetzt kommt ne metapher) dass es beim angeln nicht um die fische gehe, sondern nur um den sport. deshalb solle man um des lieben frieden willens nicht ständig von den fischen reden.
oder deutlicher: warum die journalisten (oder menschenrechtsbeauftragten) die über die zustände berichten als spassbremsen titulieren und nicht das regime das prügelt, droht und einsperrt als spassbremse bezeichnen? politik und show lassen sich meiner wahrnehmung nach nur mit gewalt und einem massiven polizeiaufgebot trennen.
tolle gleitoberfläche. nur welcher hersteller wäre so blöd sowas zu benutzen? 500tausend flaschen mit 10 gramm restsenf enthalten beispielsweise immerhin 5 tonnen senf die die senfmühle zusätzlich verkaufen könnte. /boingboing.net
Tsipras bekommt auch so genug Aufmerksamkeit - und er liebt das Spiel mit den Medien. Sobald an diesem Mittag im Reichstag Kameras in der Nähe sind, setzt er ein breites Lächeln auf, eines, das fürs normale Leben ein wenig zu groß erscheint, aber sehr einnehmend auf Bildern wirkt.
War also der Mann, der sich von aller Welt als „Seine Heiligkeit“ titulieren lässt, schon in der Vergangenheit nicht ganz dicht, so häufen sich in letzter Zeit die Ausfälle. Während andere hohe Würdenträger des tibetischen Buddhismus wie der Karmapa Ogyen Trinley Dorje immerhin ihre Anhängerschaft dazu aufgefordert haben, die momentan in den tibetischen Siedlungsgebieten Chinas laufende Selbstverbrennungsserie zu beenden, denkt der Dalai Lama nicht daran, Ähnliches zu erklären.
sehr schöner rhetorischer rundumschlag. wobei man natürlich beachten sollte, dass man den begriff des geistigen eigentums ablehnen kann und gleichzeitig dafür, dass geistige arbeit fürstlich entlohnt zu werden verdient -- auch wenn die arbeit auf den schultern von giganten ausgeführt wird.
die deutschen geheimdienste können PGP-verschlüsselungen knacken und haben heimlich eine mondfähre gebaut, räumt die bundesregierung auf eine kleine anfrage der linkspartei ein.
ken levine über die finanzierung von fernsehen:
I know people who produce very popular webisodes. They get linked, they win awards, and their primary goal is to have a network buy them and turn them into full series. A time will come when that's not necessary; when webisodes will be substantial money-makers on their own, but that day is not here yet.
We're in transition, no question. But here's the thing - it's a slow transition. Very slow. Why? Because no one's really figured out yet how to make the kind of money on the internet that networks can collect broadcasting over-the-air or on cable.
ein bisschen ein henne-ei-problem. wie beim journalismus. geld verdienen kann man immer noch nur mit den alten mitteln (print, kabel, klassisches fernsehen und rechtehandel), die neuen arten blühen (online journalismus, bloggen, streaming, itunes) bringen aber nicht mal ansatzweise soviel geld wie die alten arten das zeug zu vertreiben und zu verticken.
nilzenburger knöpft sich knüwer vor. sehr schön wie er sich selbstkritisch und vorsichtig den schlampigen quatsch von knüwer vornimmt:
Knüwer schliesst mit dem Fazit, dass diese Live-Anarchie absolut sehenswert sei. [...] Ach so, das ist gar nicht das Fazit von Knüwers Artikel? Da kommt noch was?
Hinter mir saß in Köln eine Viva-Moderatorin. Je länger der Abend wurde, desto trauriger wirkte sie. Fast hatte ich den Eindruck, sie erkannte: So gut wie Ray Cokes wird sie nie werden.
In Wirklichkeit hat sie wohl gedacht: “Was dreht sich der komische Typ die ganze Zeit zu mir um?"
schade allerdings, dass auch nilzenburger das mit dem unterschied zwischen disclaimer und disclosure nicht gebacken bekommt und seine offenlegung am ende haftungsausschluss nennt.
interessanter text vom „gelernten Journalist“ und „bekannten Suchmaschinenoptimierer“ eric kubitz über die ziemlich ernüchternde journalistische praxis bei fachbpublikationen. irgendwie scheint die journalistische praxis im krassen gegensatz zu peter-matthias gaedes wunschdenken einer „Produzentenkultur“ zu stehen.
ganz ehrlich: was mir am journalismus fehlt ist nicht eine produzentenkultur, besserer schutz geistigen eigentums geistiger arbeit ist vor allem idealismus. obwohl der eigentlich nicht fehlt, sondern im ständigen gerede über geld, leistunsgschutzrechten und schuldzuweisungen völlig untergeht.
Ich bin wirklich erstaunt. Schon seit dem letzten Jahr genieße ich meine Vorfreude. Dem Rest der Republik scheint es hingegen ziemlich egal zu sein bisher. In zweieinhalb Wochen öffnet in Kassel wieder die größte Ausstellung für zeitgenössische Kunst der Welt.
ich hab einfach nix davon mitbekommen. egal ist mir die documenta nicht. die website euphorisiert mich jetzt nicht sonderlich, aber auf ein, zwei tage kassel und umgebung würd ich mich schon freuen.
Ich lese so viel über Crowdfunding, aber kenne dann doch nur Leute, die traditionell veröffentlichen - eine merkwürdige Diskrepanz. Mich reizt es schon eine ganze Weile, das auszuprobieren, also haben Scott und ich uns letztens bei Kickstarter angemeldet.
die entstehung von etwas zu unterstützen ist schon ein bisschen toller als etwas einfach nur zu kaufen. auch wenns eigentlich das gleiche ist.
sehr schönes medien menü von friedemann karig:
Ach, apropos unsympathisches Bahnfahren: Das Lesen des Bahnmagazins „mobil“ bereitet mir ein perverses Vergnügen, ähnlich dem schmerzenden Züngeln an einer beginnenden Zahnfleischentzündung. Wer sich wie die Bahner traut, Judith Rakers als „erfrischend anders“ zu betiteln, verdient Aufmerksamkeit.
friedemann karigs medienmenü liest sich trotz leichter adjektiv-überdosis sehr flüssig.
faszinierend was in so einem ding steckt, wieviel mehr gedanken und qualitätsansprüche apple auch in die kleinsten details legt und trotzdem noch fetten gewinn macht. /daringfireball.net
ah. amen ist doch zu etwas zu gebrauchen. abgesehen davon das amen meiner meinung nach ziemlich egal ist, ist es amen auch egal, ob es digital oder analog angewendet wird. OK. die interaktivität leidet bei den plakaten ein bisschen.
/rivva.de
Wo wart Ihr in unseren Stadtteilen, Stadthallen, Vereinshäusern, Cafes, öffentlichen Plätzen und sogar Wohnungen solange die Chance da war? Mit wem von uns Frankfurtern habt Ihr überhaupt gesprochen und seid auf uns zugegangen statt in den ollen Zelten zu hocken? Wo habt Ihr die Chance ergriffen, eigene Veranstaltungen mit uns zusammen aufzuziehen, um Eure Sache solange sie heiß war zu erklären? Wo wart ihr auf den unterschiedlichsten Stammtischtreffen? Auch unter dem digitalen Völkchen Frankfurts? Wo wart ihr all die 240 Tage lang? Man musste schon zu Euch gehen.
ich stimme ja nicht immer mit dem überein was robert basic sagt verstehe meisten gar nicht was robert basic eigentlich meint, wenn er schreibt. bei diesem text verstehe ich das sehr gut und finde auch, dass die antworten auf die fragen die er stellt sicher ganz interessant wären.
Nach dem Auftritt des neuen Piraten-Geschäftsführers Johannes Ponader in Günther Jauchs Politshow schrieb Frank Lübberding in der FAZ: “Er nennt sich „Gesellschaftskünstler“. Hier seien Beruf und Privatleben nicht zu trennen. Schon einmal gehört? Aus Wien? Von einem Postkartenmaler? Manche Menschen spüren halt die Berufung, für was auch immer."
Auf eine Beschwerde Ponaders hin bat Frank Schirrmacher um Verzeihung und diese Passage wurde gelöscht.
schon erstaunlich, was da für piraten-hitlervergleiche aus den vertrockneten gehirnen von alten männern gekrochen kommen.
(sagt mir jemand bei der ersten frau bescheid, die einen schnurrbartsträubenden piraten-hitlervergleich aufstellt?)
das licht! (was ist das gegenteil von candle-light dinner? scheinwerfer-light dinner auf obamas landsitz.) und was macht die merkel da? sms schreiben? beten?
jeffrey zeldman erklärt das jüngste redesign seiner privaten website:
This is my personal site. There are many like it, but this one is mine. Designers with personal sites should experiment with new layout models when they can.
je länger ich drüber nachdenke, desto mehr frage ich mich warum wir schrift gerne klein haben wollen. warum nicht riesige schrift, wenns geht und nichts kostet? nein, grosse typo schränkt auch die lesbarkeit nicht ein, sie entspricht nur nicht unseren gewohnheiten. und wir müssen möglicherweise mehr scrollen oder öfter blättern. aber sonst, was spricht gegen extrem grosse typographie? faszinierend auch deshalb, weil man plötzlich details in den schriften entdeckt, die vorher unsichtbar waren.
Davis was a man of few words. When he did speak, his words often had a similar effect to a hand grenade being lobbed into the room. In 1987, he was invited to a White House dinner by Ronald Reagan. Few of the guests appeared to know who he was. During dinner, Nancy Reagan turned to him and asked what he'd done with his life to merit an invitation. Straight-faced, Davis replied: "Well, I've changed the course of music five or six times. What have you done except fuck the president?"
dan harmon wurde von sony pictures als „showrunner“ von community rausgeworfen. das hat sich insofern gelohnt, dass dan harmon einen ziemlich witzigen blogeintrag dazu verfasst hat und ich mir die ersten paar folgen von community demnächst mal ansehen werde.
A few hours ago, I landed in Los Angeles, turned on my phone, and confirmed what you already know. Sony Pictures Television is replacing me as showrunner on Community, with two seasoned fellows that I'm sure are quite nice - actually, I have it on good authority they're quite nice, because they once created a show and cast my good friend Jeff Davis on it, so how bad can they be.
Bespoke troublemakers, the Space Hijackers, have announced that they are the Official Protesters of the London 2012 Olympic Games. To this end, they've launched a site where you can register for tickets for the official protests. They have also outlined the top ten reasons why the Olympics are worth protesting against.
Gleichzeitig wird das Fliegen immer unattraktiver: Wer eine Stunde zum neuen Berliner Großflughafen fahren, dann eine Stunde lang einchecken, Schlange stehen, Koffer aufgeben, Schuhe ausziehen, von einem lustlosen Sicherheitsbeamten abgetastet werden und durch endlose Einkaufsalleen zum Gate wandern muss, um dann eine Stunde lang nach München zu fliegen, wo er wiederum auf den Koffer warten und eine Stunde in die Stadt pendeln muss: Der ist schneller mit der Bahn oder dem Auto. Die neuen Flughäfen schaffen die Idee des Fliegens ab: Das ästhetische Versprechen ist weg, das reale Tempo auch. Bauverzögerungen sind da das kleinste Problem.
Zuckerberg's true skill has always been a facility for hacking. That's a foundational verb at Facebook, to hack. In its offering prospectus, Facebook repeatedly describes its corporate culture as “the hacker way"; on its new campus, a 57-acre office park abutting San Francisco Bay in Menlo Park, Calif., there's a building with a big sign that reads “The Hacker Company." Those slogans don't mean Facebook is teaming up with Anonymous or breaking into NORAD. They're talking about achieving a goal in an unconventional way.
stefan niggemeier über politik, journalisten und fassaden in aserbaidschan. sehr subjektiv, sehr selbstzweifelig und auch ein bisschen aggressiv.
Ich kann und will niemandem etwas verbieten (außer vielleicht diese »Darf man nicht mehr Freude haben«- oder »Darf man Baku hübsch finden«-Rhetorik, die auf perverse Weise uns zu Opfern macht). Ich stelle nur fest, dass meine Freude an dieser wunderbar albernen Veranstaltung in diesem Jahr getrübt ist. Es hat mir niemand das Feiern verboten und ich darf sicher auch mit dem kindlichem Staunen, mit dem ich immer schon vor LED-Wänden stand, die Flammentürme bewundern. Es gelingt mir nur nicht, das unbeschwert zu tun.
thierry chervel mit dem derzeit besten text zum „kulturkonservativen Rumgenöle“ deutscher autoren im auftrag ihrer verlage:
Der deutsche Literaturbetrieb sollte sich einmal dringend und unter Verzicht auf das ständige apokalyptische Wehgeschrei damit auseinandersetzen, wie das Netz das Bild des Schreibens und des Autors verändert. Nur dann kann er auch seine eigene Rolle neu definieren.
Nicht das Netz ignoriert die Urheberrechte, sondern die Autoren haben keine Ahnung vom Netz. Zeit, dass sie sich damit befassen.
schade dass frank schirrmacher und thierry chervel auf dem kriegspfad sind. der text gehört (ordentlich bezahlt) in die FAZ. wenn man den text, anders als in der FAZ ausdrucken würde und den autoren zuschicken würde, wären die wahrscheinlich wieder intimitiert, weil ihre privatsphäre nicht respektiert wird während sie sich weit und ahnungslos aus dem fenster hängen. schade eigentlich, dass offenbar 6000 deutsche autoren unter internet-analphabetismus und kurzsichtigkeit leiden und davon nie etwas erfahren werden.
(ob sich autoren mit dem netz beschäftigen sollen, diskutieren sebastian baumer und ix auf quote.fm)
wolfgang tischer schlägt in die gleiche kerbe wie thierry chervel: die autoren haben angst vor dem was sie nicht kennen und offenbar auch nicht kennen wollen. ausserdem sind die selbsternannten urheber (wir sind urheber, nicht ihr) inkonsequent:
Ich habe nicht nachgefragt, weil ich weiß, was ich als Antwort bekommen werde: "Ja, aber man kann sich dem nicht verschließen. Facebook nutzen nun mal viele Menschen und dort können wir sie erreichen. Wir wissen, das ist nicht ganz ok, aber was will man machen? So machen es doch alle."
Wie wollen solch inkonsequente Autoren einem Schüler vermitteln, dass er durch Herunterladen einer MP3-Datei Böses getan hat, wenn er antwortet: "Ja, aber ich wollte nur ganz schnell diesen Song haben. Ich weiß, das ist nicht ganz ok, aber was will man machen? So machen es doch alle."
Anderswo hungern die Menschen, oder sie kriegen Hartz IV. Ich beklage mich nicht. Es geht mir gut, bis auf den Hautausschlag. Das juckt die ganze Zeit. In der Sahelzone wären sie doch froh, wenn es sie nur jucken würde.
joshua gross beschreibt wie thenextweb.com eine story von ihm übernahm und im original sehr unauffällig zu ihm zurücklinkten. der artikel wurde relativ schnell und ohne grössere hinweise geändert und thenextweb.com versuchte sich ziemlich unsouverän aus der affäre u ziehen.
joshua gross bekommt unterstützung von john gruber und rob beschizza. mir kam dazu vor allem ein gedanke: auch boinboing hält sich nicht in jedem fall an die urheberrechte und klärt beispielsweise nicht immer alle bildrechte. was aber als goldene regel immer wieder durchscheint und als kleinster gemeinsamer nenner von den meisten akzeptiert ist ist fairness. unfaires verhalten regt immer und zuverlässig empörungswellen an. wer sich unfair verhält, bekommt fast immer auf die mütze.
aha. der ronsens wieder mit sowas wie nem blog. und wenn der das empfiehlt, guck ich mir dieses rainald-goetz-und-diedrich-diederichsen dings dann doch an.
toll wie seit drei (gefühlt 20) jahren, auch wenn der politische teil ein bisschen gestelzt und zu doll gewollt rüberkam. aber die kalauer sassen.
marcus jauer kauft seinem kind eine nintendo 3DS:
Danach zögerten wir die Entscheidung eine Weile hinaus, handelten eine finanzielle Beteiligung des Kindes aus, zahlbar in Raten vom Taschengeld und fanden am Abend zuvor noch einen Videoblog, in dem ein offensichtlich kundiger Jugendlicher sämtliche Nachteile des Gerätes anführte - der Akku sei schwach und von dem 3-D-Effekt tränten einem die Augen - woraufhin sich unser Sohn empört darüber zeigte, was für ein Unsinn im Internet verbreitet werden darf.
Schönes Interview mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) im ZDF über die Krise der Bundesregierung und das Versagen von Norbert Röttgen- spannend vor allem das Gespräch nach dem offiziellen Interview ab Minute 5.20.
hans-jürgen arlt und wolfgang storz schreiben sieben „sachdienliche hinweise“ über die „misslungene“ henri-nannen-preisverleihung 2012:
Das Publikum beklatschte den Preisträger „Bild“ sehr und die 'Spielverderber' von der „Süddeutschen Zeitung“ kaum. Das Publikum feierte zugleich den britischen Journalisten Nick Davies, der den Skandal um den Medientycoon Rupert Murdoch und dessen Boulevard-Blätter aufdeckte, und den Preis für „Pressefreiheit“ erhielt. Es klatschte auch, als Davies sagte, diesen Blättern gehe es nur um Rendite und Macht - als sei die kurz zuvor ausgezeichnete „Bild“ grundsätzlich anders.
alvar freude fragt erstunterzeichner der wir-sind-urheber-aktion nach den gefahren denen sie das urheberrecht ausgesetzt sehen und welche konkreten vorschläge zum schutz des urheberrechts sie sich vorstellen. vor ein paar tagen hat alvar freude den initiator der aktion danach gefragt, bis jetzt aber noch keine antwort erhalten.
frank schirrmacher sehr schön und über den dingen schwenbend über diese urheberrechts-gedöns:
Vom Anfang muss reden, wer den Versuch machen will, die entstandene Lage überhaupt erst zu verstehen. Die deutsche Literatur hat keine Bastille, aber sie hat ihre „Fermes“. Es ist eine Abmahnindustrie, die in unsäglich aufwendigen und extrem teuren Verfahren IP-Adressen identifiziert, jeden noch so kleinen Regelverstoß ahndet, grotesk überhöhte Strafzölle mit einer Durchschnittssumme von 1000 Euro erhebt und damit, wie Constanze Kurz in der F.A.Z. schrieb, allein 2011 Einnahmen in Höhe von 190 Millionen Euro generierte, die in Anwaltskanzleien und Eintreiberbüros größtenteils versickern. Zwar lebt die Abmahnindustrie noch vor allem von den Forderungen der Musikbranche und nur zu einem Bruchteil von der Literatur; aber es geht ja gerade erst los. (Etwas ganz anderes als die Massenabmahnung ist natürlich die Abmahnung bei kommerziellen Interessen.)
Wenn wir mit kleinen Schritten beginnen wollen, dann wäre der erste, dass den Protagonisten der Abmahnindustrie ein Name gegeben und ihnen die Grundlagen ihres Handelns nicht nur juristisch, sondern auch moralisch streitig gemacht würde. Sie sind das, was die Steuereintreiber des Ancien Régime waren. Sie tauchen plötzlich auf und fordern Abgaben je nach Lust und Laune und wie es ihnen gefällt. Und mit der Mischung, die seit Spartakus immer die Leute in Aufruhr versetzt hat: überwachen, ausspionieren, strafen. Und wie sie vor 1789 auf eigene Faust operierten und den Strafaufschlag für sich kassieren konnten, so lassen sich viele von der Industrie die Forderungen verkaufen, so dass der Zusammenhang zwischen Absender und Empfänger erlischt - was übrigens erklärt, dass die Autoren oft die letzten sind, die von der Praxis dieser Operation Genaueres wissen. Was erwartet ein Autor, ein Sänger, ein Denker, wenn die erste Begegnung mit seinem Werk im Leben eines Menschen damit endet, dass er in seinen Sommerferien jobben musste, um 1200 Euro Strafe zu bezahlen?
Jetzt hat auch der Art Directors Club (ADC), der Kreativverband der Werbeindustrie (dessen Mitglied ich bin) zur Urheberrechtsdebatte Stellung bezogen. Und sich ziemlich blamiert.
Viele Chorweiler hätten "keine demokratische Ausbildung" genossen, sagt der SPD-Mann Kossiski.
ben_ dazu:
"Keine demokratische Ausbildung genossen" impliziert, dass man erstmal nicht als Demokrat geboren wird, dass man von schlaueren Menschen an die Hand genommen und zur Demokratie hingeführt werden muss. Wenn man das nicht wird, dann bleibt man ein Undemokrat, oder ein "Barbar" oder "Heide" wie das früher mal genannt wurde. Demokratie als eine Art Erleuchtung, die den Nichterleuchteten (in Chorweiler) von den Erleuchteten gebracht werden muss ... ich finde diese Interpretation zutiefsts verachtend.
Im Keller des Hauses stellt Huth eine Druckerpresse auf und produzierte fortan Lebensmittelmarken und Blankoausweise, mit denen er so manchen vor dem KZ bewahrte: u.a. Ludwig von Hammerstein, Mitverschwörer des missglückten Hitlerattentats vom 20. Juli., wurde von Huth mit neuen Papieren versorgt. Mit Butter, die er durch seine gefälschten Lebensmittelmarken erhielt, belieferte er zudem eine nicht unerhebliche Anzahl von Untergetauchten - und dies (um nicht aufzufallen) mitunter auch in Frauenklamotten.
beinahe 1000 links habe ich jetzt mit der „neuen“ pinboardtechnik beinahe täglich veröffentlicht. zum ersten mal im juni letzten jahres. so sehen die 993-favicons der verlinkten sites auf einen blick aus:
16. Fail. Fail often and fail cheaply. This is the very best gift the web has given to people who want to bootstrap their way into a new business.
Aber das passiert eben, wenn Künstler Klientelpolitik machen, wenn Literaten zu Lobbyisten werden: Sie klingen hohl und humorlos, sie verbreiten Angst und Vernebelung, wo ihr Geschäft doch die Aufklärung ist. "1500 Autoren gegen Gier und Geiz", so war die Schlagzeile zum neuesten Lobby-Coup hier auf SPIEGEL ONLINE - und wenn das mehr wie ein Protest gegen Media-Markt klingt als nach geistigem Leben, dann kann man das nicht den Redakteuren vorwerfen, die die Schlagzeile gemacht haben: "Gier" und "Geiz", das sind zwei Schlüsselworte aus dem Autoren-Aufruf, der die Wirklichkeit einigermaßen banalisiert.
constanze kurz über diese urheberrechts-dings:
Doch nur eine Gesetzgebung, die sich auf die Verfolgung von kommerziellen Urheberrechtsverletzungen beschränkt, wird gesellschaftlich akzeptanzfähig. Sobald die Massen der privaten Filesharer kriminalisiert werden, ist eine Eskalation unvermeidlich, die leicht in einen Boykott von kommerziell vertriebenen Werken münden kann.
Ich habe die Schnauze voll. Ich habe keine Lust mehr mich von den gutverdienenden Urheber-Lakaien der Verwertungsindustrie beschimpfen zu lassen. Ich habe keine Lust mehr auf die Eindimensionalität dieser Debatte. Ich kritisiere die Ausbeutung von Autoren durch Verlage und Verwerter. Ich bin fertig damit, mich als Raubkopierer diffamieren zu lassen. Ich sehe nicht ein, dass Charlotte Roche oder irgendwelche Tatort-Autoren, einen Alleinvertretungsanspruch auf das Wort Urheber erheben. Ich lasse mich nicht als Prosumer titulieren. Ich will, dass Urhebern Respekt gezollt wird. Ich freue mich auf den Tag, an dem die Verwertungsindustrie sterben wird. Ich will, dass wir uns selbst organisieren.
Der in diesem Zusammenhang behauptete Interessengegensatz zwischen Grubenponys und Minenbetreibern entwirft ein abwegiges Bild unserer Arbeitsrealität. In einer arbeitsteiligen Gesellschaft geben Grubenponys die Vermarktung ihrer Produktion in die Hände von Grubenbetreibern, Bergbaugesellschaften oder Ponyzüchtern, wenn diese ihre Interessen bestmöglich vertreten und verteidigen. Die neuen Realitäten der Elektrizität und der Dampfmaschinen sind kein Grund, den profanen Diebstahl bergbaulicher Tätigkeit zu rechtfertigen oder gar seine Legalisierung zu fordern. Im Gegenteil: Es gilt, den Schutz des Bergrechts zu stärken und den heutigen Bedingungen des schnellen und massenhaften Zugangs zu den Gruben anzupassen.
"100 Künstler warnen vor Abschaffung des Urheberrechts" ist genauso wie "100 Polizisten warnen vor Aufhebung des Einreiseverbots für Aliens"
Ob ihr es glaubt oder nicht: Das war alles. Ihr habt jetzt (na gut, beinahe) das komplette Manifest der Urheber gelesen. Das war's. Das ist der Aufschrei aus dem Kern der Seele von über hundert prominenten Künstlern. Das ist das Beste und Überzeugendste, was Leute, die von sich selbst sagen “Wir sind die Urheber" zustande bringen zu einem Thema, von dem sie selbst behaupten, dass es uns nicht nur vor der Willkür unserer Feudalherren schützt, sondern auch ihr eigenes Überleben sichert.
Der Ausgangspunkt der Debatte ist nicht die Forderung nach einer Abschaffung des Urheberrechts. Der Ausgangspunkt ist vielmehr der vehement und auf zahlreichen Wegen immer wieder vorgetragene Wunsch der Branchenverbände, Bürgerrechte einzuschränken, um die Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen zu erleichtern.
Tatsache ist: Weder die bestehenden Bezahlsysteme (Gema, Urheberrecht, Pauschalabgaben) noch die vorgeschlagenen (Kulturflatrate) sorgen dafür, dass die Künstler von ihrer Arbeit leben können. Während Dieter Bohlen oder Hansi Hinterseer immer reicher werden und der Gema-Vorstandsvorsitzende ein Jahresgehalt von 380.000 Euro erhält, beträgt das durchschnittliche Jahreseinkommen von Musikern in Deutschland laut Künstlersozialkasse 11.521 Euro, das der unter 30-jährigen Musiker sogar nur 9.525 Euro. Es hat alles zwei Seiten, es gibt auch in der Kulturindustrie ein Oben und ein Unten, es gibt auch hier die 99 Prozent und den Rest.
Wer angesichts solcher Zahlen behauptet, das bestehende Urheberrecht schütze und finanziere „die Kreativen“, ist ein Scharlatan.
katia kelm beisst beim versuch fremde müll-„wildablagerung“ loszuwerden bei der hamburger stadtreinigung auf granit
das lieblingsargument von allen bürokratie-fans ist offenbar: da kann ja jeder kommen. was bürger einfach nicht verstehen wollen: stadteigene betriebe sind nicht etwa dafür da unkompliziert und pragmatisch zu helfen, sondern um einfache sachverhalte kompliziert zu verwalten und zuständigkeiten hin und her zu schieben.
pudelschwanz- oder penisbild, man weiss es nicht, durchsucht aber schon mal die wohnung des beschuldigten um das zu klären.
Denn, wie die Staatsanwaltschaft auf Anfrage mitteilte, durch die Hausdurchsuchung soll zunächst herausgefunden werden, ob sich der gegen den Herrn gehegte Anfangsverdacht erhärtet. Auf Nachfrage meinte die Staatsanwaltschaft, dass ihr bislang nicht bekannt sei, ob das Bild nun ein männliches Glied oder einen Pudelschweif zeigte, dies solle ja durch die Ermittlungen erst herausgefunden werden. Ob dann, so es sich um ein männliches Glied handelt, automatisch auch der Straftatbestand der Pornografie erfüllt sei, würde sich danach zeigen.
alvar freude fragt matthias landwehr, literaturagent und verantwortliche hinter der aktion "Wir sind die Urheber" was er eigentlich konkret fordert. gute frage.
marcel-andré casasola merkle mit einer schönen analogie zu DRM-gedöns:
Vor dem ersten Losfahren musste ich den Hersteller anrufen und ihm erzählen, in welchen drei Stadtteilen ich das Fahrrad nutzen will. Wenn ich in einen unautorisierten Stadtteil fahre, schlägt automatisch die Bremse an. Da muss ich selbst gar nichts tun. Das ist Service. Ich kann dann bei dem Hersteller anrufen und das Fahrrad umbuchen. So komme ich durch die ganze Stadt.
The 8-year-old twins love their iPad. They draw, play games and expand their vocabulary. Their family's teenagers also like the hand-held computer tablets, too, but the clan's elders show no interest.
Orangutans are extremely intelligent but limited by their physical inability to talk, she said.
“They are sort of trapped in those bodies," Jacobs said. “They have the intelligence that they need to communicate, but they don't have the right equipment, because they don't have voice boxes or vocal cords. So this gives them a way to let us know what they know, what they are capable of, what they would like to have."
amy (oder pink) hat die rp12 gar nicht gefallen:
Die re:publica hat sich zu einem selbstgefälligen Nerdolymp ohne wirklichen Einfluss entwickelt, der weit weg von der Mehrheit der deutschen und auch internationalen Internetnutzer agiert und in einer Welt voller Memes, Datentarife und Semirebellionen lebt. Abzüglich der pulsierenden Kreativität, der wirklichen Neuerungen und der magischen Momente, die einen Menschen formen, definieren, und das ganze Leben lang begleiten werden. Und ich habe Angst, dass diese professionalisierte Langeweile die Zukunft des hiesigen Netzes ist.
Intellekt ist in der Politik nur eine kleine Münze. Wichtiger sind soziale Kompetenz, also Umgang mit Menschen, Leidenschaft, Mut, Risikobereitschaft und Ziele, die über den eigenen Karrierehorizont hinausreichen. An allem mangelt es Röttgen.
gerald angerer (@lokalreporter) hat alle 4000 teilnehmer der republica fotografiert und etwas zu ihnen geschrieben. na gut, nicht alle, aber viele. durch diesen blogeintrag vom lokalreporter hab ich mehr leute kennengelernt als in drei tagen republica.
sascha lobo über facebooks börsengang und eins meiner absoluten lieblingsbücher (das einen nicht unerheblichen anteil an meiner art zu schreiben hat und einer der gründe ist, warum ich mein architektur-studium durchgehalten habe):
Der Designer Otl Aicher, der das Nachkriegsdeutschland gestaltete, veröffentlichte in seinem Todesjahr 1991 ein Buch namens "analog und digital". Konsequent in Kleinbuchstaben gedruckt und damit kaum lesbar; selbst Genies versagen im eigenen Fach ab und an ja völlig.
und ich wette hiermit mit mir selbst um ein sixpack schloss-pils, dass sascha lobo den grimme online-award (erneut) gewinnt. warum? weil er es verdient.
Ob wir das Internet brauchen, ist nicht mehr die Frage. Es geht nur noch darum, das Urheberrecht allgemeinverträglich neu zu regeln. Einige Vorschläge zur Güte.
reportage von michael finkel über den amerikaner george wright, der nach 40 jahren auf der flucht auf betreiben des FBI in portugal festgenommen wurde. /kottke.org
netzpolitik-interview mit marcel-andré casasola merkle (@zeitweise), auf dessen vortrag ich mich (hoffentlich bald) auf youtube sehr freue. siehe auch dieses interview in der taz. was casasola merkle sagt, ist stellenweise sehr klug und faszinierend. jetzt verstehe ich auch, warum jens best ihm in der republica-akkreditierungsschlange sagte, er (casasola merkle) sei einer der wenigen piraten, die er (jens best) nicht „bashen“ würde.
Dieekt im Anschluss kam dann Felix Schwenzels Vortrag, „Soylent Green, äh, the internet is people!“, den ich zwar recht unterhaltsam fand, aber letztlich nicht lange durchhielt, zumal er auch keine Neuigkeiten enthielt. Bald wurde es für mich langweilig (wahrscheinlich lag es an der etwas leiernd-monotonen Vortragsart, die mir beim Versuch, ein Gähnen zu unterdrücken, fast das Trommelfell zerrissen hätte) und ich bin raus, ab in die Sonne.
bin fast ein bisschen froh, dass jemand auch mal was negatives zu meinem vortrag und vortragsstil sagt.
Da war's hinterher richtig erholsam, sich Felix Schwenzel anzuhören, den Meister der Gemeinplatzveredelung. Natürlich weiß jeder, daß das Internet aus Leuten besteht, aber es so brilliant erklärt zu kriegen, hat wahrlich Spaß gemacht! Zu dumm, daß ich seine Hysteriekurve nicht fotografieren konnte, die war genial. Und wahr.
Besorgte Fragen wie 2008, ob man denn die kritische Masse erreicht habe, werden längst nicht mehr gestellt. Eher gilt die Sorge den Ausgeschlossenen, den Verlierern im Modernisierungwettbewerb, wenn Sascha Lobo in seinem Vortrag halb ironisch einen Weg forderte, wie man dauerhaft mit 30 Millionen Internet-Nichtnutzern umzugehen habe.
Mit ihrer Art, die Station Berlin zu bespielen, dürfte der Kontrast (und die Konkurrenz) dann sichtbar werden, wenn in der nächsten Woche die Next 2012 an gleicher Stelle all die Startup-Stars und Investoren-Schleckermäuler versammelt.
die politik besteht aus menschen. meint michael spreng. und hat natürlich recht, wie immer, wenn er nicht über anonymität im internet schreibt.
Gutes hat seinen Preis - diese Faustregel existiert wohl, seit es Geld gibt. Wir haben sie verinnerlicht und stellen sie kaum noch infrage, weil sie sich in den meisten Fällen bewährt hat. Doch die Gleichsetzung von Qualität und Preis hat einen gravierenden Nachteil. Unterbewusst ziehen wir zugleich den Gegenschluss: Wenn Gutes seinen Preis hat, dann muss Teures auch gut sein.
Das aber ist eine Fehleinschätzung, für die wir vor allem bezahlen, wenn wir von einem Produkt nichts oder nur wenig verstehen. Und mal ehrlich, das kommt ziemlich oft vor, nicht nur bei Spirituosen. Kaum ein Verkäufer hat ein Interesse daran, dass wir alles verstehen. In unserer Unsicherheit orientieren wir uns zwangsläufig am Preis - als Qualitätssignal.
das perfide an werbung ist glaube ich auch, dass sei uns durch ihre oft miserable qualität suggeriert, dass wir ihr widerstehen könnten, sie ignorieren könnten. wir sind aber nicht imun, nicht mal ansatzweise. werber sind wie hacker und spammer; sie finden immer lücken und löcher in unserer software und wir kommen mit dem patchen nicht hinterher.
duckduckgo wird immer toller, ist immer noch meine default-suchmaschine.
That's why today we're announcing DuckDuckHack: an open source platform to create instant answer plugins for DuckDuckGo. Think of them like add-ons for Firefox.
Wenn wir, die Facebook- und Internetnutzer, ihren Ansatz ernst nehmen und uns zugleich der Gefahren des Netzes bewusst sind, die Eli Pariser schildert, wenn wir die Sorgen nicht ausblenden, von denen Sherry Turkle berichtet, dann können wir uns im Vernetztsein austoben und das Internet als das sehen, was es im besten Falle ist: als größten und aufregendsten Weltentwurf unserer Zeit.