es ist ja nicht so als würde Open-Source nicht funktionieren und sogar bestehen. Wenn Joha den aktuellen Produkt-Chef von Mozilla zitiert „[Mozilla] sei der Test, ob eine gemeinnützige Organisation zum Wohl der Öffentlichkeit bessere Produkte bauen kann als die bestgeführten Firmen der Welt“, dann kann ich nur sagen: Der Test ist nicht mehr nötig. WordPress und Drupal haben das längst bewiesen.
sehr guter kommentar zu diesem artikel von johannes kuhn über die mozilla stiftung.
die besucherin hat uns das nopi-kochbuch von ottolenghi mitgebracht. also hab ich gleich heute für uns und die besucherin daraus gekocht: rindfleischkroketten
eigentlich sind das eher „pulled beef buletten“ gewesen, aber die bezeichnung ist egal, denn es war köstlichst. im prinzip bestehen die kroketten aus sehr lange gekochter rinderbrust, ein fleisch das weder besonders teuer, noch in seiner rohform besonders appetitlich aussieht. aber durch das lange köcheln in einer köstlichen sosse zerfällt das fleisch herrlich und nimmt eine ungeheure würze an.
die zubereitung ist nicht besonders kompliziert, aber ziemlich langwierig.
als erstes habe ich aus
2,3 litern wasser (eigentlich hühnerbrühe)
150 mililitern heller sojasosse
200 mililitern shaoxing reiswein (ausm asia laden, €2,50)
50 gramm in streifen geschnittenem ingwer
4 zerdrückten knoblauchzehen
einer zimtstange
einem langen stück orangenschale
2 teelöffeln sichuanpfeffer
und 60 gramm zucker (eigentlich 100 gramm „demerarazucker“)
die „asiatische meisterbrühe“ gekocht (30 minuten).
dann das fleisch (1,2 kilogram rinderbrust vom schlachter) mit einem teelöffel salz und einem teelöffel (frisch) geriebenem pfeffer eingerieben und angebraten (15 minuten). zusammen mit der sosse kam das fleisch dann mit nem teller abgedeckt in den 180° heissen ofen (4 stunden lang).
parallel habe ich noch 1 möhre (150 gramm) und 2 zwiebeln (eigentlich schalotten, 120 gramm) grob gewürfelt 15 minuten lang angebraten. den stangensellerie (75 gramm) hab ich weggelassen, weil ich stangensellerie hasse.
wenn das fleisch fertig ist zerfällt es beinahe und sollte ne stunde in der sosse auskühlen. bei mir hatte sich die sosse bereits auf 250 mililiter reduziert, wenns mehr ist sollte man sie im topf noch ein bisschen reduzieren. die sosse ist sehr salzig, aber das macht nichts, weil sich das bestens verteilt. das angebratene gemüse, das zerfetzte, von fett befreite fleisch kommt dann zusammen mit 100 mililitern der sosse in eine grosse schale, wird verrührt, geknetet und zu ca. 40 bis 50 gramm schweren buletten geformt. ich hab am ende 16 rausbekommen, ottolenghi meint es sollten 24 stück rauskommen. was weiss ich.
vorm frittieren sollen die buletten etwas auskühlen und fest werden, ich hatte es eilig und hab sie gleich paniert, was auch funktionierte: erst in mehl wälzen, dann in eine verquirlte mischung aus drei eiern und 2 esslöffeln milch tauchen und danach mit japanischen semmelbröseln (panko) bestreuen. ich habe die buletten dann von jeder seite ungefähr 2 minuten in (nicht zu heissem) sojaöl frittiert und danach für 8 minuten bei 200° in den ofen gestellt. die restliche sosse hab ich zum servieren in der mikrowelle nochmal aufgewärmt und damit die servierten buletten betropft. allein wegen dieser sosse lohnt sich übrigens die ganze arbeit.
der krautsalat besteht aus jeweils in feine streifen geschnittenem weisskohl (ich habe ein halbes kilo genommen, ottolenghi empfiehlt 300 gramm rotkohl), 170 gramm möhren, 200 gramm zuckerschoten, einer grossen grüne chilischote (ottolenghi meint man sollte zwei rote, von kernen befreite chilischoten nehmen), die mit einer sosse aus
40 gramm palmzucker
3 esslöffeln reisessig
50 mililitern limettensaft
2 esslöffeln olivenöl
½ teelöffel salz und
etwas pfeffer
besteht. ich habe von allem etwas mehr genommen und es in einem töpfchen erhitzt und gerührt, bis sich salz und zucker aufgelöst haben. ich finde, man kann statt des palmzuckers auch gut regulären zucker nehmen, auch wenn der palmzucker einen leichten eigengeschmack hat. die heisse sosse dann über das feingeschnittene gemüse verteilen, einkneten und ein bisschen ziehen lassen. kurz vor dem servieren habe ich noch eine grosse menge minze (ca. 30 gramm) und weniger koriander (20 gramm) gehackt und untergerührt.
viel arbeit aber ein sehr befriedigendes essen.
pulled beef buletten (quasi) mit krautsalat nach #ottolenghi
seit 1997 treten bov bjerg, horst evers, manfred maurenbrecher, christoph jungmann und hannes heesch wochenlang auf, um 2 stunden vor publikum auf das vergangene jahr zurückzublicken. seit sechs oder sieben jahren schauen wir uns das im januar an. normalerweise, bzw. das jahr über, habe ich wenig interesse an kabarett oder veranstaltungen auf denen menschen singen und tanzen, aber diese veranstaltung schaue ich mir jedes jahr aufs neue gerne an. auch weil der ablauf jedes jahr gleich ist:
christoph jungmann und hannes heesch plaudern als angela merkel und franz münteferig, peer steinbrück oder (dieses jahr) als wolfgang schäuble ein bisschen über das vergangene jahr, dann gibt es einzelauftritte von bov bjerg und horst evers in denen sie meistens relativ witzige texte vortragen, ein oder zwei einzelauftritte von manfred maurenbrecher, in denen er meistens relativ emotionale texte am klavier vorträgt, mindestens einen auftritt von hannes heesch in dem er einen politiker parodiert und relativ witzig aufs jahr zurückblicken lässt und ein, zwei oder gar drei gemeinsame auftritte, in denen gesungen wird.
würde man mich unter aufzählung dieser veranstaltungsvektoren fragen, ob ich mir eine solche veranstaltung ansehen wollte, würde ich spontan immer eindeutig nein sagen. weil bov bjerg uns aber jedes jahr unverdrossen und freundlich zu dieser veranstaltung einlädt, gehe ich jedes jahr aufs neue mit der beifahrerin hin, ein paar jahre lang sogar in hamburg. ich habe es nie bereut und war jedes mal hoch amüsiert und bestens unterhalten — etwas das ich mir in der theorie nie vorstellen häte können.
angenehm ist neben den reizenden (und lustigen) darstellern, vor allem die berechenbarkeit des formats. maurenbrecher erzählt jedes jahr (am klavier) ein weiteres kapitel seiner geschichte, bov bjerg trägt jedes jahr eine gut gedrechselte, angenhem distanzierte und nie zu konkrete tirade vor, die auch in seinem blog stehen könnte und horst evers plaudert, genauso witzig wie in seinen büchern, über seinen alltag und wie er die welt sieht. dabei tut er immer ein bisschen naiv, nicht nur weil es seine masche ist, sondern weil es so doppelbödig witzig und subtil hinterfotzig wirkt. dieses jahr hat er angenehm absurd abstrahierend über den berliner flughafen geplaudert und, dass er das publikum, trotz der abgenudeltheit des themas, zu lachtiraden inspirierte, ist ein kleines kunststück.
bovs auftritt als yanis varoufakis war ebenso grandios, vor allem wegen seines phantasiegriechisch und seiner perfekten varoufakisfrisur. die ersten paar sekunden war ich beeindruck von der perfekten maske — ich brauchte ein paar minuten um zu merken, dass bov die haare jetzt auch sonst so trägt.
manfred maurenbrecher wich dieses jahr ein bisschen von seiner routine ab und erzählte seine geschichte (quasi) im duett mit helmut schmidt. ich mag maurenbrechers lieder sehr gerne, obwohl (auch) das in der theorie eher unwahrscheinlich ist. aber jedes jahr berührt mich maurenbrecher erneut auf irgendeiner ungeschützten emotionalen ebene — dieses jahr waren mir seine lieder aber, glaube ich, zu konkret, um mich emotional zu berühren. nächstes jahr dann wieder.
wie jedes jahr, war ich von der wandlungsfähigkeit von hannes heesch beeindruckt, der dieses jahr, glaube ich, gleich zwei neue, perfekte parodien spielte. ich kann mich bisher jedenfalls nicht an ihn als schäuble oder seehofer erinnern, die er beide auf den punkt imitierte, bzw. auf ihre kernmerkmale runterkochte. christoph jungmanns darstellung von angela merkel ist übrigens jedes jahr erneut tief beeindruckend, vor allem weil er nichts, wirklich nichts tut um sie zu imitieren. er ist wahrscheinlich nur er selbst, mit einer perücke und einem bunten kostüm. das meiste was er dann als angela merkel sagt, wirkt improvisiert und vor allem, als ob ihm das allergrösstes vergnügen bereiten würde. wie die echte merkel, ist er in dieser rolle ungreifbar, über den dingen schwebend. eine eigenschaft die offenbar optimal zur moderation oder kanzlerschaft qualifiziert.
apropos improvisation. in der pause konnte das publikum wunschthemen für ein lied einreichen, was dazu führte, dass es zu einer uraufführung eines lieds über WLAN in der bahn kam, in dem auch die einkommenssituation von psychoanalytikern thematisiert wurde. auch das hört sich in der theorie alles andere als unterhaltsam an, war in der praxis aber grandios.
ich glaube so kann man den kabarettistischen jahresrückblick auch gut zusammenfassen: in der theorie eher unwahrscheinlich, in der praxis aber höchst unterhaltsam und angenehm. nächstes jahr gerne wieder.
journalismusfinanzierung ist manchmal ein drahtseilakt. aber wenn sich spiegel online mit seinen werbepartnern auf bumsblattniveau begibt, kann man nur (wieder) sagen: verleger sollten adblockern eigentlich unendlich dankbar sein, weil sie helfen ihre seiten seriöser aussehen zu lassen.
den vermarktern und anzeigenabteilungen in ihren häusern, ist die wirkung der werbung, die sie in ihre seiten bauen lassen, offenbar schnurz. mich erstaunt das immer wieder.
Liest man den Dreck, der auf Twitter zum #ausnahmslos-Aufruf veröffentlicht wird, möchte man den Autorinnen fast zustimmen. Aber das ist das Einzigartige an dieser Debatte. Sie ist von so viel Sprechverboten und Drohgebärden eingegrenzt, dass es kaum noch möglich ist, Position zu beziehen. Der Selberdenkende fühlt sich sozusagen allseitig angetanzt. Der Aufruf verdient nicht den Dreck, mit dem er beworfen wird, aber sehr wohl eine elaborierte Gegenposition.
die gegenpositionen die chervel in seinem text vertritt sind teilweise nachvollziehbar und valide. aber ich habe meine probleme damit, wenn jemand behauptet, andere würden irgendwas-verbote aussprechen, wenn sie ihre position öffentlich machen und dafür streiten. anderen „sprechverbote“ zu unterstellen, ist nichts anderes als eine elaborierte umformulierung von „das wird man ja wohl noch sagen dürfen“. genau das unterminiert aber das vorhaben von chervel, eine „elaborierte Gegenposition“ zu formulieren.
russell brandom über daniel rigmaiden, einen betrüger, der als er erwischt wurde, jahrelang recherchierte welches überwachungsinstrument ihn zur strecke brachte:
Cell-site simulators are now at least 20 years old, a long time for any one trick to stay secret. Police had been using the devices in secret for 12 years by the time they were trained on Rigmaiden. From there, it took another eight years to drag them into the light. Even that was only possible because of the chance alignment of a stubborn defendant, a legal shortcut, and a sympathetic judge. "If we hadn’t picked up the scent on this, they could have gotten another five or 10 years out of it," Soghoian says.
This is the logic of surveillance, an arms race between police and criminals, but also between police and the legal systems meant to keep them in check. After 10 years off the grid and five years in jail, Rigmaiden is now on the side of those systems — privacy groups, lawyers, judges. It’s a strange place to find himself. How did he make the turn from dodging surveillance to actually fighting it? He’s still not sure, although it probably has something to do with getting older.
sehr lang, aber gut zu lesen und, obwohl es ziemlich genau nachzeichnet, welches ausmass die alltägliche massenüberwachung hat, ohne skandalisierung oder übermässige aufregung geschrieben. und die geschichte zeigt, dass man das US-rechtsystem durchaus zu seinen gunsten ausser atem nerven kann, entsprechende resourcen oder intellektuelle kapazitäten vorausgesetzt.
heute startet uebermedien.de, die neue webseite von stefan niggemeier und boris rosenkranz. neu daran sind eigentlich zwei dinge: die beiden wollen regelmässiger ins internet schreiben und dafür von ihren lesern bezahlt werden. dafür hat blendle den beiden einen blendle-abo-button zur verfügung gestellt, mit dem man, nach der zahlung von 4 euro (monatsabo), zugriff auf alle artikel hat. ich hatte etwas früher zugriff auf uebermedien.de und konnte den button deshalb schon benutzen, bzw. ein blendle/übermedien-abo abschliessen.
es ist ja bekannt, dass die blendle-leute supernett sind und ihr anliegen, den journalismus besser zu machen, sehr ernst nehmen und vor allem technisch elegant umsetzen. bei blendle.de ist das so nahtlos und glatt, dass es mich bereits mehrfach zu öffentlichen begeisterungsstürmen geführt hat. die umsetzung des blendle-buttons auf uebermedien.de ist auch elegant, aber, zumindest gestern noch nicht, nicht ganz so nahtlos wie ich es mir vorgestellt hatte. das abo erforderte immer noch geschätzte 15 klicks. erschwerend kann hinzukommen, dass ich bei blendle noch keine zahlungsinformationen hinterlegt hatte, weil ich bei blendle ja freerider bin und ncht zahle. andererseits kann es gut sein, dass viele potenzielle abonennten von uebermedien.de ebenfalls noch keine zahlungsinformationen bei blendle hinterlegt haben — oder gar schon bledle-mitglied sind.
trotzdem, mir erscheint der blendle-buttons als das bisher eleganteste und freundlichste zahlungssystem für journalistische inhalte und ich bin sicher, das blendle sich hier noch einiges einfallen lässt, um die zahlung weiter zu vereinfachen oder zu verfreundlichen.
ich bin jedenfalls gespannt auf den launch und glaube dass das ding gut ankommen, bzw. fuktionieren wird. und es wird wahrscheinlich meine erste lieblingswebseite mit gekürztem RSS-feed sein. weil: is halt so.