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  jazz­blog.de: kei­ne fal­schen fra­gen

sehr gut, nicht nur we­gen der klein­schrei­bung. ein gast­bei­trag bei jo­han­nes kor­ten:

ich er­hal­te ei­nen an­ruf in mei­ner ar­beit. eine frau, die ei­nen un­be­glei­te­ten min­der­jäh­ri­gen flücht­ling auf­ge­nom­men hat, druckst her­um ja es sei ihr jetzt sehr un­an­ge­nehm und sie wol­le auf gar kei­nen fall ir­gend­wie rechts­ra­di­kal wir­ken, aber der jun­ge mann wür­de die toi­let­te bei ih­nen im haus­halt nicht be­nut­zen. oder viel­mehr so be­nut­zen, wie er es kennt, wie sie es aber nicht möch­te. aus grün­den. sie traue sich jetzt aber nicht, das an­zu­spre­chen, weil sie sor­ge habe, dass er sich dann nicht will­kom­men fühlt und wir den­ken, sie sei ein nazi. eine frau mit ei­ner 15 jäh­ri­gen toch­ter mel­det sich bei mir. sie lebt ne­ben ei­ner erst­auf­nah­me­ein­rich­tung. sie sagt sie möch­te wirk­lich nicht schlech­tes sa­gen, sie hilft dort sel­ber mit und sie weiss auch nicht, wie sie es aus­drü­cken soll, ohne dass ich den­ken müs­sen sie sei ir­gend­wie rechts. aber ihre toch­ter hät­te angst an die­ser ein­rich­tung vor­bei zu lau­fen, sie sei be­reits mehr­fach an­ge­spro­chen wor­den, was ihr un­an­ge­nehm sei und jetzt woll­ten sie mal nach­fra­gen, was wir denn mei­nen wie sie und ihre toch­ter mit dem the­ma um­ge­hen sol­le „man will ja nicht, dass alle gleich den­ken, man sei ge­gen flücht­lin­ge, das sind wir nicht, aber das ist so neu und wir wis­sen nicht wei­ter“.


sind ad­block-be­nut­zer „pack“?

felix schwenzel in artikel

ich fin­de es völ­lig OK be­nut­zer von ad­blo­ckern auf wer­be­fi­nan­zier­ten sei­ten aus­zu­schlies­sen. zu­min­dest ist das blo­ckie­ren von ad­blo­ckern fol­ge­rich­tig, wenn man sich als au­tor oder in­hal­te-pro­du­zent von ad­block-nut­zern „be­klaut“ fühlt. so wie ste­phan gold­mann:

Das Mie­se an Ad­blo­ckern ist aus mei­ner Sicht, dass sie dem Le­ser er­lau­ben, dass er mei­ne Diens­te (In­hal­te) in An­spruch nimmt, ohne mir da­bei eine Fi­nan­zie­rung die­ser In­hal­te zu er­mög­li­chen.

Kurz: Al­les neh­men, nichts da las­sen – eine sol­che Hal­tung be­zeich­ne­te Kol­le­ge Jan Gleits­mann wie­der­holt als aso­zi­al.

ich fin­de es eine fai­re lö­sung tech­ni­sche mass­nah­men zu tref­fen um in­halts­be­trach­tung nur ge­gen das an­neh­men von tra­ckern und wer­bung zu er­mög­li­chen.

die fol­ge da­von ist dann ge­nau die, die sich die sei­ten­be­trei­ber wün­schen: leu­te die kei­ne wer­bung se­hen möch­ten, be­su­chen die sei­te dann nicht mehr. laut ei­ner un­ter­su­chung von gold­me­dia ver­lässt die mehr­heit der ad­block-nut­zer ab­block-ge­block­te sei­ten wie­der (via).

jetzt könn­ten ei­gent­lich alle zu­frie­den sein. aus­ser ste­phan gold­mann viel­leicht, der es dann viel­leicht auch wie­der „mies“ fin­det, dass plötz­lich we­ni­ger leu­te sei­ne diens­te in an­spruch neh­men und es ihm da­mit schwer ma­chen, sei­ne in­hal­te zu fi­nan­zie­ren.

noch­mal ste­phan gold­mann:

Fin­den Sie es rich­tig, eine Leis­tung in An­spruch zu neh­men, ohne dem Dienst­leis­ter et­was da­zu­las­sen?

kei­ne scherz­fra­ge: hat schon­mal je­mand dar­über nach­ge­dacht, für auf­merk­sam­keit zu be­zah­len? die wer­be­trei­ben­den ma­chen das. sie zah­len viel geld da­für, um an auf­merk­sam­keit zu kom­men, sie ken­nen den wert von auf­merk­sam­keit. bis­her zah­len sie eher auf­merk­sam­keits­er­re­ger, als auf­merk­sam­keits­ge­ber. aber auf­merk­sam­keit zu ge­ben, sich zeit und kon­zen­tra­ti­on aus dem all­tag ab­zu­zwa­cken, um sie je­man­dem zu ge­ben, ist doch auch eine leis­tung die me­di­en­schaf­fen­de in an­spruch neh­men. ok, ok, sie ge­ben da­für et­was: un­ter­hal­tung, oder, wie con­stan­tin seibt das nennt: kom­pri­mier­te zeit:

Das Kon­zept von kom­pri­mier­ter Zeit ist auch das der Grund, war­um Leu­te gern le­sen: Sie ma­chen ein blen­den­des Ge­schäft. In ei­ner Mi­nu­te ha­ben sie eine Stun­de frem­de Denk­ar­beit oder mehr ge­won­nen.

zu­ge­ge­ben: die auf­merk­sam­keit der le­ser/nut­zer wird also in ei­ni­gen fäl­len gross­zü­gig kom­pen­siert, durch kom­pri­mier­te zeit oder un­ter­hal­tung, für de­ren er­stel­lung der her­stel­ler ent­lohnt wer­den möch­ten, zum bei­spiel per auf­merk­sam­keits­ab­zwa­ckung durch wer­bung.

also ein fai­rer deal?

ja­mes wil­liams fin­det das nicht. er warnt in ei­nem et­was aben­teu­er­li­chen ar­ti­kel da­vor, die sys­te­ma­ti­sche aus­rich­tung von vie­len web­sei­ten auf wer­bung und auf­merk­sam­keits­er­re­gung als ge­ge­ben hin­zu­neh­men.

Think about the web­sites, apps, or com­mu­ni­ca­ti­ons plat­forms you use most. What be­ha­vi­oral me­tric do you think they’re try­ing to ma­xi­mi­ze in their de­sign of your at­ten­tio­nal en­vi­ron­ment? I mean, what do you think is ac­tual­ly on the da­sh­boards in their weekly pro­duct de­sign mee­tings?

Wha­te­ver me­tric you think they’re nud­ging you toward—how do you know? Wouldn’t you like to know? Why shouldn’t you know? Isn’t the­re an en­ti­re re­alm of trans­pa­ren­cy and cor­po­ra­te re­spon­si­bi­li­ty go­ing un­de­man­ded here?

I’ll give you a hint, though: it’s pro­ba­b­ly not any of the goals you have for yours­elf. Your goals are things like “spend more time with the kids,” “learn to play the zi­ther,” “lose twen­ty pounds by sum­mer,” “fi­nish my de­gree,” etc. Your time is sc­ar­ce, and you know it.

Your tech­no­lo­gies, on the other hand, are try­ing to ma­xi­mi­ze goals like “Time on Site,” “Num­ber of Vi­deo Views,” “Num­ber of Pa­ge­views,” and so on. Hence click­bait, hence auto-play­ing vi­de­os, hence ava­lan­ches of no­ti­fi­ca­ti­ons. Your time is sc­ar­ce, and your tech­no­lo­gies know it.

But the­se de­sign goals are pet­ty and per­ver­se. They don’t re­co­gni­ze our hu­ma­ni­ty be­cau­se they don’t bo­ther to ask about it in the first place. In fact, the­se goals of­ten clash with the mis­si­on state­ments and mar­ke­ting claims that tech­no­lo­gy com­pa­nies craft for them­sel­ves.

ge­ra­de die zie­le der gros­sen web­sei­ten und platt­for­men rich­ten sich im kern nicht nach mensch­li­chen be­dürf­nis­sen, son­dern nach der lo­gik der auf­merk­sam­keits­ver­mark­tung. ja­mes wil­liams sieht wer­bung nicht als or­na­ment oder über­ge­stülp­te mo­ne­ta­ri­sie­rungs­form, son­dern als trei­ben­de und ma­ni­pu­la­ti­ve kraft hin­ter den in­hal­ten. aben­teu­er­lich bis ge­wöh­nungs­be­dürf­tig ist sein be­griff der auf­merk­sam­keits­frei­heit (free­dom of at­ten­ti­on), den man si­cher­lich noch be­klopp­ter als at­ten­tio­na­le selbst­be­stim­mung über­set­zen könn­te. sei­ne schluss­fol­ge­rung lau­tet, dass man sich nicht nur fra­gen soll­te, ob es in ord­nung sei wer­bung zu blo­ckie­ren, son­dern ob es nicht auch eine mo­ra­li­sche pflicht sei.

Gi­ven all this, the ques­ti­on should not be whe­ther ad blo­cking is ethi­cal, but whe­ther it is a mo­ral ob­li­ga­ti­on. The bur­den of pro­of falls squa­re­ly on ad­ver­ti­sing to ju­s­ti­fy its in­tru­si­ons into users’ at­ten­tio­nal spaces—not on users to ju­s­ti­fy exer­cis­ing their free­dom of at­ten­ti­on.

ganz so ab­surd wie sich ja­mes wil­liams the­se denkauf­for­de­rung auf den ers­ten blick an­hört, ist sie aber viel­leicht doch nicht. ge­ra­de die gros­sen platt­for­men tun wirk­lich al­les um ihre be­nut­zer so­lan­ge wie mög­lich auf der platt­form zu hal­ten. vor­der­grün­dig, in­dem sie mensch­li­che be­dürf­nis­se, vor al­lem das nach kom­mu­ni­ka­ti­on und aus­tausch mit freun­den und be­kann­ten er­mög­li­chen. im hin­ter­grund und als ge­stal­tungs-ma­xi­me der platt­for­men gilt aber die steue­rung, ma­xi­mie­rung und aus­beu­tung der auf­merk­sam­keit.

aber auch die gros­sen platt­for­men bie­ten, wie klei­ne­re wer­be­fi­nan­zier­te in­hal­te­pro­du­zen­ten, ei­nen deal an: un­ter­hal­tung, op­ti­mier­te kom­mu­ni­ka­ti­on über die gan­ze welt, be­weg­te bil­der, emo­tio­nen und emo­ti­cons oder „kom­pri­mier­te zeit“ ge­gen auf­merk­sam­keit.

ob der deal wirk­lich so gut ist, ob wir ei­nen an­ge­mes­se­nen preis für un­se­re auf­merk­sam­keit zu­rück­be­kom­men, dar­über soll­ten wir alle mal nach­den­ken. ich glau­be ja, aber ich irre mich ger­ne.


noch­mal zu­rück zu ste­phan gold­mann, der be­haup­tet, ad­block-be­nut­zer wür­den „Al­les neh­men, nichts da las­sen“. ist das wirk­lich so? erst­mal las­sen gold­manns le­ser, egal ob mit oder ohne ad­blo­cker, zeit zu­rück. viel zeit. man­che hin­ter­las­sen auch kom­men­ta­re, an­re­gun­gen, fra­gen, wo­für sie nicht be­zahlt wer­den, aber gold­mann als sei­ten­be­schrei­ber und -be­trei­ber sich auch nichts kau­fen kann. aber was ist, wenn ein ad­block-be­nut­zer eine sei­te von ste­phan gold­mann sei­nen freun­den und be­kann­ten emp­fiehlt? per email oder auf ei­ner (so­cial me­dia) platt­form? oder per link in ei­nem blog, wie hier. was ist mit goog­le, das die web­sei­te in­de­xiert und in sei­nen such­ergeb­nis­sen auf­lis­tet ohne den sei­ten­be­trei­ber da­für zur kas­se zu bit­ten? was ist mit den le­sern, die zwar an­zei­gen und tra­cker blo­cken, aber gold­manns vg-wort-pi­xel durch­las­sen? nicht nur sei­nen vg-wort-zäh­ler in­kre­men­tie­ren ad­block-nut­zer, sie tau­chen auch in der be­nut­zer­zäh­lung auf, mit der es un­ter um­stän­den ein­fa­cher wird, neue wer­be­kun­den zu ak­qui­rie­ren. selbst „aso­zia­le“ ad­block-nut­zer hin­ter­las­sen also durch­aus et­was.

es ist üb­ri­gens auch bei jour­na­lis­ten gang und gäbe, zu neh­men ohne da­für eine ge­gen­leis­tung zu ge­ben. in in­ter­views mit fach­leu­ten wird de­ren wis­sen und ex­per­ti­se ab­ge­saugt, ein biss­chen auf­be­rei­tet und dann mo­ne­ta­ri­siert. jour­na­lis­ten neh­men al­les, las­sen dem in­ter­view­part­ner aber nie et­was da, aus­ser ein paar krü­mel­chen auf­merk­sam­keit, von dem sich ein in­ter­view­ter aber eben­falls nichts kau­fen kann.

ich will hier na­tür­lich nicht vor­schla­gen, dass in­ter­views be­zahlt wer­den müss­ten, es ist nur fas­zi­nie­rend zu be­ob­ach­ten, wie jour­na­lis­ten pam­pig wer­den, wenn sie sich mit auf­merk­sam­keit ab­spei­sen las­sen sol­len und ihre an­zei­gen ge­blockt wer­den, bei an­de­ren aber dar­auf be­stehen, sich doch bit­te aus grün­den™ mit ein biss­chen auf­merk­sam­keit zu­frie­den zu ge­ben. ich will auch nicht be­haup­ten, dass an­zei­gen-blo­ckie­rung eine mo­ra­li­sche ver­pflich­tung sei, aber ge­nau­so we­nig kann ich eine mo­ra­li­sche ver­pflich­tung se­hen, sich den scheiss an­zu­gu­cken.

wenn man sei­ne tex­te und bil­der schützt, kann man in­ter­es­sier­ten re­geln vor­schrei­ben: ei­nen kauf­preis, abo­ge­büh­ren, wer­bung, eine be­stimm­te kör­per­hal­tung beim le­sen, wha­te­ver. wenn man sein werk aber frei zu­gäng­lich und ma­schi­nen­les­bar in die öf­fent­lich­keit stellt, soll­te man da­mit le­ben kön­nen, dass die leu­te es igno­rie­ren, blo­ckie­ren, le­sen wie und wo sie es le­sen möch­ten, es tei­len, kom­men­tie­ren, es nach be­lie­ben um­for­ma­tie­ren, in­de­xie­ren, durch­such­bar ma­chen, ver­lin­ken oder es gar aus­dru­cken und ab­hef­ten.

wal­dorf und stat­ler tho­mas stad­ler weist üb­ri­gens noch­mal dar­auf hin, dass die dis­kus­si­on für oder ge­gen wer­be­aus­blen­dung recht­lich völ­lig un­er­he­bich ist. nie­mand kann per ge­setz dazu ge­zwun­gen wer­den sich frei zu­gäng­li­che web­sei­ten nur mit ei­ner be­stimm­ten tech­ni­schen kon­fi­gu­ra­ti­on an­zu­se­hen. wem das nicht passt, kann eben­falls nicht dar­an ge­hin­dert wer­den tech­ni­sche (oder ab­sur­de ju­ris­ti­sche) ge­gen­mass­nah­men ein­zu­lei­ten, wenn er das für rich­tig hält.

wor­auf ich aber un­be­dingt noch hin­wei­sen woll­te: das ge­ben und neh­men im netz, wie in der welt, ist et­was kom­ple­xer als „et­was da las­sen“, in­dem man sich wer­bung an­sieht. das er­zeu­gen und len­ken von auf­merk­sam­keit ist tief in un­se­rer ge­sell­schaft ver­an­kert und wer­bung rei­tet da le­dig­lich pa­ra­si­tär mit. wie weit wir die­sem auf­merk­sam­keits­pa­ra­si­ten ge­stal­tungs­ho­heit über die welt ge­ben wol­len, soll­ten wir uns even­tu­ell öf­ter fra­gen.

und: wer den cha­rak­ter von men­schen da­nach be­ur­teilt, ob sie be­reit sind sich wer­bung an­zu­se­hen, dürf­te noch ganz an­de­re pro­ble­me als die fi­nan­zie­rung sei­ner web­sei­te ha­ben.


ich be­nut­ze kei­nen ad­blo­cker. bis vor ein paar mo­na­ten habe ich ghos­tery be­nutzt (ar­ti­kel dazu von vor zwei jah­ren), das tra­cker de­ak­ti­viert und da­mit auch di­ver­se wer­be­for­ma­te aus­blen­det, vor al­lem die, die von drit­ten aus­ge­lie­fert wer­den. für re­cher­che­zwe­cke und aus neu­gier, habe ich den blo­cker seit ein paar wo­chen de­ak­ti­viert — und sehe nun mehr von al­lem — und bin gleich­zei­tig bes­ser sicht­bar. hier auf wir­res.net blen­de ich ge­le­gent­lich auch wer­bung ein, die ich als we­nig stö­rend emp­fin­de, aber de­ren blo­ckie­rung mir auch ziem­lich egal ist. ich bie­te mei­nen le­sern be­reits seit 10 jah­ren die mög­lich­keit, die­se ge­le­gent­lich ein­ge­blen­de­te wer­bung dau­er­haft aus­zu­blen­den. ich fin­de das aus­blen­den auch nicht „aso­zi­al“, son­dern freue mich über je­den der mir oder mei­nen tex­ten auf­merk­sam­keit schenkt.



da issn biss­chen die luft raus. #aus­wär­ti­ge­samt #auf­dem­weg­zurar­beit


Photo by felix schwenzel in Foreign Office (Germany). Keine Fotobeschreibung verfügbar..

da issn biss­chen die luft raus. #aus­wär­ti­ge­samt #auf­dem­weg­zurar­beit


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  an­dre­as­von­gun­ten.com: Die bard­geld­lo­se Ge­sell­schaft und ihr to­ta­li­tä­res Po­ten­zi­al

ich glau­be auch, wie an­dre­as von gun­ten, dass es kei­ne gute idee ist, das bar­geld ab­zu­schaf­fen.

aber … an­dre­as von gun­ten sagt:

In ei­ner bar­geld­lo­sen Ge­sell­schaft mit staat­li­cher di­gi­ta­ler Wäh­rung wäre es je­der­zeit mög­lich – per Knopf­druck qua­si – ei­nem Bür­ger oder ei­ner Bür­ge­rin das Be­zah­len zu ver­un­mög­li­chen, oder die Geld­mit­tel zu kon­fis­zie­ren.

so wie ich das ver­ste­he, ist das jetzt schon sehr ein­fach mög­lich je­dem per knopf­druck das be­zah­len zu „ver­un­mög­li­chen“. aus­ser man hat ein paar tau­send euro bar­geld ir­gend­wo un­auf­find­bar ver­steckt, ist man mit der pfän­dung sei­nes kon­tos im prin­zip zah­lungs­un­fä­hig. oder an­ders­rum, je­dem dem in deutsch­land die teil­nah­me an bar­geld­lo­sen zah­lungs­ver­fah­ren ver­wei­gert wird, je­dem dem ein gi­ro­kon­to ver­wei­gert wird, ist ein nor­ma­les le­ben so gut wie un­mög­lich. ge­häl­ter wer­den in deutsch­land schon lan­ge nur noch in ab­so­lu­ten aus­nah­me­fäl­len in bar aus­ge­zahlt, mie­ten nimmt kaum noch ein ver­mie­ter in bar an. im netz, in das sich un­ser le­ben mehr und mehr ver­la­gert, funk­tio­niert bar­geld auch eher schlecht.

ich glau­be, wir ha­ben uns in der west­li­chen welt schon sehr, sehr weit vom bar­geld ent­fernt — wei­ter als an­dre­as von gun­ten es of­fen­sicht­lich wahr ha­ben will. ich weiss zwar, dass es auch an­de­re mög­lich­kei­ten gibt an bar­geld zu kom­men, aus­ser es am geld­au­to­ma­ten zu kau­fen, aber so­weit ich das ver­ste­he ist es zum bei­spiel be­reits heu­te (in deutsch­land) so, dass man grös­se­re men­gen bar­geld kaum un­be­merkt durch die ge­gend schlep­pen kann, ge­schwei­ge denn über lan­des­gren­zen brin­gen kann. es ist be­reits heu­te so, dass jede ver­si­che­rung, jede bank, aber auch recht­an­wäl­te, no­ta­re oder wirt­schaft­prü­fer die hohe bar­geld­ein­zah­lun­gen ent­ge­gen­neh­men, eine ver­dachts­an­zei­ge we­gen geld­wä­sche auf­ge­ben müs­sen.

[W]enn fi­nan­zi­el­le Trans­ak­tio­nen nur noch in­ner­halb ei­nes di­gi­ta­len und über­wach­ten Sys­tems statt­fin­den kön­nen, ist eine ele­men­ta­re Grund­la­ge für eine to­ta­li­tä­re Ge­sell­schaft ge­legt.

so ar­gu­men­tie­ren üb­ri­gens auch die be­für­wor­ter des zwei­ten zu­satz zur US-ver­fas­sung. wenn den bür­ger das recht ge­nom­men wird waf­fen zu tra­gen, wie sol­len sie sich dann ge­gen eine to­ta­li­tä­re re­gie­rung weh­ren?

un­ser wohl­erge­hen ist, ob wir das wol­len oder nicht, sehr eng mit staat­li­chem han­deln ver­knüpft. im lau­fe der letz­ten jahr­hun­der­te ha­ben wir un­zäh­li­ge frei­heits­rech­te an den staat ab­ge­tre­ten, in der (be­rech­tig­ten) hoff­nung, dass sie dort bes­ser auf­ge­ho­ben sind und zu mehr ge­rech­tig­keit füh­ren. strei­tig­kei­ten kön­nen wir nicht mehr mit ge­walt oder nach stär­ke oder gut­dünk­ten be­en­den, wir kön­nen nicht ein­fach ent­schei­den un­se­re kin­der nicht zur schu­le zu schi­cken, wir müs­sen un­ser ge­sam­tes ein­kom­men dem staat of­fen­le­gen und ei­nen er­heb­li­chen teil da­von abe­ge­ben. wir kön­nen noch nicht­mal ein­fach so ein haus bau­en oder ei­nen baum pfla­zen ohne die ent­spre­chen­den ge­neh­mi­gun­gen da­für ein­zu­ho­len. selbst die hei­zung muss je­des jahr ein­mal von ei­nem staat­lich ge­prüf­ten schorn­stein­fe­ger ge­prüft wer­den, der für die­sen zweck, staat­lich le­gi­ti­miert, un­se­re woh­nung be­tre­ten darf.

an­dre­as von gun­ten macht wiki­leaks, bzw. die wiki­leaks „ban­king-blo­cka­de“, zum kron­zeu­gen für sei­ne the­se, dass ohne bar­geld alle frei­heit den bach run­ter­geht:

Die US-Be­hör­den ha­ben so­fort mit mas­si­vem Druck re­agiert und ha­ben in­nert we­ni­ger Tage er­reicht, dass die Geld­flüs­se von und zu Wiki­leaks un­ter­bro­chen wur­den. Pay­pal, Visa, Mas­ter­card und in der Schweiz die Post­fi­nan­ce ha­ben da­mals kur­zer­hand ent­schie­den, kei­ne Zah­lun­gen mehr an Wiki­leaks an­zu­neh­men oder ha­ben zum Teil so­gar die Ver­mö­gens­wer­te ein­ge­fro­ren, ohne dass eine Ver­ur­tei­lung durch ein Ge­richt, ja nicht ein­mal eine for­ma­le An­kla­ge vor­han­den war. Die­se Ban­king-Blo­cka­de, wie Wiki­leaks sie nennt, gibt uns ei­nen Vor­ge­schmack dar­auf, was uns blüht, soll­te das Bar­geld der­einst wirk­lich ab­ge­schafft bzw. ver­bo­ten wer­den.

der witz ist al­ler­dings, dass wiki­leaks auf sei­ner spen­den­sei­te kei­ne bar­geld­zah­lun­gen vor­sieht. dort sind le­dig­lich bar­geld­lo­se zah­lungs­ver­fah­ren vor­ge­se­hen.

ich bin ger­ne da­bei, beim frei­heits­kampf kampf ge­gen die bar­geld­ab­schaf­fung, wich­ti­ger ist es mei­ner mei­nung nach aber sich für den due pro­cess, für die recht­staat­lich­keit beim ein­frie­ren von ver­mö­gens­wer­ten ein­zu­set­zen. dass wir uns da­für ein­set­zen, dass bei der ver­bre­chens­be­kämp­fung nicht alle recht­staat­li­chen grund­sät­ze über bord ge­wor­fen wer­den, nur weil es „or­ga­ni­sier­tes ver­bre­chen“ oder „ter­ro­ris­mus“ gibt. auch wenn es kaum noch je­mand glaubt, der staat sind nicht „die da oben“, son­dern wir alle. wir müs­sen und kön­nen der angst­ma­che der rech­ten law-und-or­der-frak­tio­nen et­was ent­ge­gen­set­zen, aber bit­te kei­ne angst­ma­che, auch wenn sie dem gu­ten zweck dient.


ich habe vor ei­ner wei­le ge­schrie­ben, dass bar­geld nervt, wo­mit ich mich mög­li­cher­wei­se in­di­rekt als bar­geld-ab­schaf­fungs-„Be­für­wor­ter aus der Tech-Sze­ne“ qua­li­fi­zie­re. ich wür­de mir die hose in die­ser form al­ler­dings nicht an­zie­hen wol­len.

(bild­quel­le: fried­rich.krom­berg po­to­gra­po: w.j.pil­sak [GFDL, CC-BY-SA-3.0])


hier geht’s wei­ter …


rin­der-rou­la­den (klas­sisch) mit kar­tof­fel­brei und tief­kühl­rot­kohl. per­fek­te ein­stim­mung aufs na­hen­de weih­nachts­fest.


to go or to stay?

felix schwenzel in artikel

sit­zen ein paar leu­te im café und un­ter­hal­ten sich. ir­gend­wann kom­men ein paar wer­ber, jour­na­lis­ten und ver­le­ger rein und fra­gen, ob sie sich mit an den tisch set­zen kön­nen. kön­nen sie. die ge­sprä­che am tisch ge­hen wei­ter, die ver­le­ger, wer­ber und die jour­na­lis­ten be­tei­li­gen sich an den ge­sprä­chen, ko­mi­scher­wei­se stö­ren sie gar nicht, das kann aber auch dar­an lie­gen, dass sie sich mühe ge­ben eher in­ter­es­san­te ge­schich­ten und wit­ze zu er­zäh­len und sich ein biss­chen zu­rück­neh­men und mühe ge­ben, den pas­sen­den ton zu tref­fen.

man könn­te den­ken: das ist doch per­fekt. ein café, ein ort an dem sich leu­te mit freun­den tref­fen und aus­tau­schen kön­nen und frem­den auf glei­cher auf­gen­hö­he und mit neu­gier be­ge­net wird, wenn sie in­ter­es­san­tes bei­zu­tra­gen ha­ben. der la­den könn­te für alle zum stamm­la­den wer­den.

die wer­ber, die ver­le­ger und ein paar jour­na­lis­ten be­trei­ben aber auch selbst ca­fés oder sind dort an­ge­stellt. die­se ca­fés sind nicht so gross und nicht so gut zu er­rei­chen. und alle wis­sen: dort läuft ko­mi­sche mu­sik und der der kaf­fee schmeckt nicht ganz so le­cker. vor al­lem kann man sich dort nicht so gut mit vie­len un­ter­schied­li­chen leu­ten un­ter­hal­ten. man lernt dort auch meis­tens kei­ne neu­en leu­te ken­nen und die be­die­nun­gen sind auch oft ko­misch.

ir­gend­wann fan­gen die wer­ber und die jour­na­lis­ten am tisch zu drän­geln an. hier im café sei es zwar ganz schön, aber, fra­gen sie, „wollt ihr nicht mal mit­kom­men in un­se­ren la­den?“ der sei auch ge­ra­de um­ge­baut wor­den und auch voll schick. ist nur ein paar schrit­te ent­fernt. „hört mal auf zu quat­schen hier und kommt ein­fach mal mit!“

jetzt fragt man sich na­tür­lich, war­um soll­ten café-be­trei­ber zu­erst in an­de­ren lä­den lau­fen und dort die gäs­te un­ter­hal­ten, mit ih­nen re­den, ih­nen ge­schich­ten er­zäh­len und sich ge­schich­ten von ih­nen er­zäh­len las­sen, wenn sie ei­gent­lich nur wer­bung für ihre ei­ge­nen lä­den ma­chen wol­len? klar sie müs­sen auch geld ver­die­nen und ihre mie­te be­zah­len. sie wol­len vor al­lem auch be­stim­men, wel­che mu­sik ge­spielt wird und ihr selbst­ge­brau­tes ver­kau­fen. aber wenn der la­den, wo sich ge­ra­de alle mit ih­ren freun­den und be­kann­ten tref­fen, ge­ra­de bes­ser läuft, soll­te man das dann nicht ein­fach als chan­ce be­grei­fen net­te, in­ter­es­san­te leu­te ken­nen­zu­ler­nen, statt zu ver­su­chen sie aus dem la­den zu lo­cken? soll­te man sich nicht dar­über freu­en, hier von leu­ten auf au­gen­hö­he an­ge­nom­men zu wer­den und auf­merk­sam­keit ge­schenkt zu be­kom­men?

soll­te man sei­nen ei­ge­nen la­den nicht ein­fach schlies­sen, wenn er nicht läuft? oder soll­te man in­ves­tie­ren und den ei­ge­nen la­den re­no­vie­ren und bes­ser als den der­zei­gi­ten in-la­den auf­zie­hen? oder soll­te man das ord­nungs­amt an­ru­fen und dar­auf hin­wei­sen, dass der la­den, in den alle ren­nen, schmut­zi­ge toi­let­ten und dunk­le ecken hat?


das ist kei­ne ant­wort auf die­sen face­book-ein­trag von ma­thi­as ri­chel, son­dern der ver­such die glei­chen ge­dan­ken wie er, an­ders zu for­mu­lie­ren. ich fin­de café-me­ta­phern funk­tio­nie­ren fast im­mer su­per, bzw. ich habe im­mer die hoff­nung, dass man aus sol­chen me­ta­phern viel­leicht et­was ler­nen könn­te. kei­ne ah­nung ob das hier funk­tio­niert, aber ich fin­de es un­ge­heu­er wich­tig, ins­be­son­de­re für leu­te die von auf­merk­sam­keit le­ben, sich zu fra­gen ob es sinn­voll ist dort hin zu ge­hen wo die men­schen sind, oder was ei­ge­nes zu ma­chen. vor al­lem: wie kann das funk­tio­nie­ren? was funk­tio­niert nicht?


fern­se­hen im sep­tem­ber und ok­to­ber

felix schwenzel in artikel

ste­phen col­bert in der late show nervt un­fass­bar. lei­der und für mich un­er­war­tet. ein paar der ge­sprä­che die er führt sind se­hens­wert, ganz gräss­lich sind der stan­dup und die wit­ze nach dem stan­dup.

ganz gran­di­os ist da­ge­gen john ste­warts nach­fol­ger tre­vor noah in der dai­ly show. gu­tes ti­ming, gute tex­te, gute ge­sprä­che und ein un­prä­ten­tiö­ser auf­tritt. sehe ich ger­ne und muss im ge­gen­teil zu col­bert auch stän­dig ki­chern.

die fünf­te staf­fel home­land fing okay an, aber schon in der zwei­ten fol­ge der ak­tu­el­len staf­fel war ich un­fass­bar ge­nervt. ste­reo­ty­pe scheis­se bis zum um­fal­len, gräss­li­ches cas­ting. ber­lin wird als ar­chi­tek­to­ni­sche ku­lis­se ge­nutzt, aber die dia­lo­ge der an­geb­li­chen ber­lin-ein­woh­ner hö­ren sich an, wie aus al­ten der­rick-fol­gen aus dem tau­nus oder aus hin­ter­tup­fin­gen. gut in die völ­li­ge ah­nungs­lo­se in­sze­nie­rung von ber­lin oder ara­bi­schen flücht­lings­la­ger­si­tua­tio­nen passt, dass vi­su­el­le hack­ing der home­land ku­lis­sen. tut mir ja leid, aber nach 50 fol­gen muss ich wohl auf­hö­ren home­land zu gu­cken.

ganz gross­ar­tig, wei­ter­hin, ist the good wife. im ge­gen­teil zu home­land schaff­te es the good wife auch im­mer ak­tu­el­le ge­scheh­nis­se glaub­wür­dig in den er­zähl­fluss ein­zu­bau­en und sich wirk­lich in je­der staf­fel neu zu er­fin­den. den cha­rak­te­ren in der se­rie folgt man nicht nur weil’s span­nen­den ist, son­dern weil sie wirk­lich in­ter­es­sant und viel­schich­tig schei­nen.

end­lich mal eine fol­ge der late late show mit ja­mes cor­den, dem nach­fol­ger von craig fer­gu­son, ge­se­hen. was mir ge­fällt ist was er am kon­zept der sen­dung ver­än­dert hat, die gäs­te alle zu­sam­men auf ein sofa zu set­zen, die band, die ein­spie­ler. was ich un­er­träg­lich fin­de ist cordons auf­ge­reg­te, auf­ge­kratz­te art. all das was bei gra­ham nor­ton sym­pa­thisch wirkt, törnt bei cor­don to­tal ab. was mir al­ler­dings ge­fiel, war cordons stan­dup; der war nicht nur gut ge­schrie­ben, son­dern auch gut vor­ge­tra­gen.

nach 20 mi­nu­ten muss­te ich the bas­tard exe­cu­tio­ner von kurt sut­ter we­gen blöd­sin­nig­keit und to­ta­ler über­be­lich­tung ab­bre­chen. wer guckt sich so nen scheiss an?

und wer guckt sich he­roes re­born an? muss­te ich auch nach 20 mi­nu­ten ab­schal­ten. im­mer­hin habe ich die­sen 20 mi­nu­ten 40 cha­rak­te­re oder 26 orte ken­nen­ge­lernt.

schon im sep­tem­ber ge­guckt, alle zwei staf­feln: halt and catch fire. wahr­schein­lich das bes­te was ich seit lan­gem ge­se­hen habe. vor­der­grün­dig geht es um ein paar com­pu­ter-fuz­zis und freaks in den 80er jah­ren, aber in wirk­lich­keit ist die se­rie eine wasch­ech­te soap-ope­ra, die ihre cha­rak­te­re lie­be­voll hegt und pflegt und ent­wi­ckelt. ob­wohl das si­cher nicht leicht ist, in ei­ner se­rie die in den 80zi­gern spielt, schafft es die se­rie ste­reo­ty­pen gut zu um­schif­fen. ganz gros­ses fern­se­hen.

bei der zwei­ten staf­fel the lef­to­vers kann man auch die­ses jahr da­mon linde­l­of da­bei be­ob­ach­ten, wie er — wohl­do­siert — mys­tery-ele­men­te in den ame­ri­ka­ni­schen all­tag ein­streut, bei de­nen man sich nie ganz si­cher ist, ob sie nun mys­tery sind oder nur wahn- oder irr­sinn. die bei­den ers­ten fol­gen der zwei­ten staf­fel ha­ben ein paar schwä­chen, aber was ich sehr moch­te war, dass sie bei­de die glei­che ge­schich­te er­zäh­len, aber aus un­ter­schied­li­chen per­spek­ti­ven. kein welt­be­we­gen­der er­zähl­kniff, aber sehr an­ge­nehm und un­lang­wei­lig weg­zu­gu­cken — auch wenn am ende der s02e02 das mys­tery-ge­döns viel­eicht et­was zu dick auf­ge­tra­gen wird. macht nichts, ich bin ge­spannt auf den wei­te­ren ver­lauf.

die grö­ner fand die er­wach­se­nen mup­pets ja eher doof. ich sehe mir das ger­ne an, auch wenn mir ker­mits mi­mik in die­ser mup­pets-in­kar­na­ti­on et­was zu ex­pres­siv ist, foz­zie noch mehr nervt als sonst und das ste­reo­ty­pen-um­schif­fen an vie­len klip­pen schei­tert und zu stän­di­gen möööp-re­ak­tio­nen beim zu­se­hen führt.

ganz gran­di­os hat, wie er­war­tet, die zwei­te staf­fel far­go an­ge­fan­gen. mir ge­fällt das set­ting in den acht­zi­gern (die acht­zi­ger ha­ben wirk­lich ein der­mas­se­nes come­back) spä­ten sieb­zi­gern, die mu­sik und die ab­sur­di­tät und la­ko­nie die der se­rie aus al­len po­ren quillt.


ach guck mal, es gibt leu­te, die dru­cken #blend­le aus.


Photo by felix schwenzel on October 15, 2015. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

ach guck mal, es gibt leu­te, die dru­cken #blend­le aus. #w


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  digg.com: Guy Uploads A Ton Of K-Mart Back­ground Mu­sic To The In­ter­net   #

über 60 stun­den fahr­stuhl­mu­sik aus den 90ern für die hin­ter­grund­be­schal­lung von kmarts. das ist so’n biss­chen wie ein 90er­jah­re spo­ti­fy mit gräss­li­chen play­lists. aber wun­der­bar fin­de ich das an­olo­ge rau­schen und ei­ern der di­gi­ta­len ko­pien. das gan­ze zeug liegt im in­ter­net-ar­chi­ve.org.

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  star­ke-mei­nun­gen.de: Wo Avigdor Lie­ber­man Recht hat. Und wo nicht.   #

alan po­se­ner über die et­was kru­den the­sen des ehe­ma­li­gen is­rae­li­schen aus­sen­mi­nis­ters avigdor lie­ber­man. ne­ben­bei er­klärt er noch­mal wie ver­fah­ren und aus­weg­s­los die si­tua­ti­on im na­hen os­ten ist und war­um das abend­land wohl eher in ge­fahr ist un­ter die rä­der von po­pu­lis­ten zu ge­ra­ten als un­ter die von mus­li­men:

Wor­an macht sich der kom­men­de Un­ter­gang des Abend­lan­des fest? Lie­ber­man spricht ei­ni­ge be­denk­li­che Ent­wick­lun­gen in der EU an: Etwa die Wahl des Ha­mas-Freunds Je­re­my Cor­byn zum La­bour-Chef oder die vor­ge­se­he­ne Kenn­zeich­nungs­pflicht für Wa­ren aus der West­bank, da­mit sie leich­ter von Is­ra­el-Fein­den boy­kot­tiert wer­den kön­nen. Aber er sug­ge­riert, die­se Din­ge hät­ten zu tun mit der Zu­nah­me der mus­li­mi­schen Be­völ­ke­rung, was nicht der Fall ist. Cor­byn ist der Lieb­ling wei­ßer Stu­den­ten und Mit­tel­schichts­in­tel­lek­tu­el­ler, die ja auch die trei­ben­de Kraft hin­ter der Boy­kott­be­we­gung sind. Nicht der Is­lam steckt hin­ter die­ser Be­we­gung, son­dern die per­ver­se Ideo­lo­gie des „An­ti­im­pe­ria­lis­mus“ – und ein ganz nor­ma­ler An­ti­se­mi­tis­mus. Sechs bis sie­ben­ein­halb Pro­zent der Be­völ­ke­rung Eu­ro­pas, 42 bis 53 Mil­lio­nen, sind Mus­li­me, wo­von 14-22 Mil­lio­nen in Russ­land le­ben, zehn Mil­lio­nen im eu­ro­päi­schen Teil der Tür­kei und nur 16 Mil­lio­nen in der EU, die 508 Mil­lio­nen Men­schen um­fasst. So­mit könn­ten die Mus­li­me, selbst wenn sie ei­ge­ne Par­tei­en hät­ten und als Lob­by ge­zielt eine Po­li­tik der Is­la­mi­sie­rung be­trei­ben wür­den, was sie nicht ein­mal dort tun, wo sie seit Lan­gem eine be­deu­ten­de ge­sell­schaft­li­che Kraft dar­stel­len, etwa in Frank­reich oder Groß­bri­tan­ni­en, un­mög­lich die Po­li­tik Eu­ro­pas maß­geb­lich be­stim­men. Un­ter­gang des Abend­lan­des? I don’t think so.

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  krebs­on­se­cu­ri­ty.com: Ha­cker Who Sent Me He­ro­in Faces Char­ges in U.S.   #

bri­an krebs über den ha­cker der ihm he­ro­in und dro­hun­gen schick­te und jetzt in un­ter­su­chungs­haft sitzt.

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  mo­ther­board.vice.com: The Che­mist Who Hasnt Show­e­red in 12 Ye­ars Ex­plains Why He Doesnt Stink   #

da­vid whit­lock hat sich seit 12 jah­ren we­der ge­duscht, noch ge­ba­de­te, pflegt aber ge­wis­sen­haft die bak­te­ri­en­flo­ra auf sei­ner haut. hört sich an wie ein witz, aber seit ich darm mit charme ge­le­sen habe, glaub ich al­les.

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  news­ta­tes­man.com: “I was kil­led when I was 27”: the cu­rious af­ter­li­fe of Te­rence Trent D’Arby   #

sehr lan­ges por­trait/in­ter­view mit sanan­da mai­treya, den in den 80ern auf­ge­wach­se­ne noch als te­rence trent d’arby ken­nen dürf­ten.

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  frau­ruth.de: Tei­le und herr­sche   #

[D]ie Prin­zes­sin muss­te dem Frosch […] al­les ab­ge­ben. Er durf­te von ih­rem Tel­ler­chen es­sen und aus ih­rem Be­cher­chen trin­ken. Aber als er in ih­rem Bett­chen schla­fen woll­te, da hat sie ihn an die Wand ge­schmis­sen und dann ist ein Prinz draus ge­wor­den und eine Hei­rat ent­stan­den. Wir müs­sen also erst­mal al­les tei­len, des­we­gen steht ja auch über­all bei Face­book: „Tei­len“ drun­ter. Nach dem Tei­len kommt also erst die Wut und dann die Lie­be. Ver­las­sen Sie sich bit­te dar­auf. Sonst: Dys­to­pie.

[das hier ist die adres­se von frau ruths RSS-feed. bit­te selbst abon­nie­ren. sonst: ver­pass.]

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  ho­pe­sand­fe­ars.com: Can Your Pet Tell That You'­re High?   #

mer­ken haus­tie­re wenn wir high sind? spoi­ler: ja.

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  theat­lan­tic.com: The Most Mys­te­rious Star in Our Ga­la­xy   #

ich glau­be die­se tweet teasert die­sen ar­ti­kel op­ti­mal an:

Plea­se be ali­en me­ga­struc­tures plea­se be ali­en me­ga­struc­tures plea­se be theat­lan­tic.com/sci­ence/ar­chiv…

Ro­bin Slo­an (@ro­bins­lo­an13.10.2015 18:16

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  blaet­ter.de: Der di­gi­ta­le Ki­osk und die ge­blen­de­ten Ver­la­ge   #

da­ni­el lei­se­gang warnt die ver­la­ge vor even­tu­el­len er­fol­gen bei der ko­ope­ra­ti­on mit platt­for­men:

Die Zu­sam­men­ar­beit der Ver­la­ge mit all die­sen di­gi­ta­len Platt­for­men klingt nach ei­ner kla­ren Win-win-win-Si­tua­ti­on: Um die Ar­ti­kel zu le­sen, müs­sen die Kun­den die Kom­fort­zo­ne des je­wei­li­gen so­zia­len Netz­werks nicht mehr ver­las­sen, da­mit ent­fal­len auch läs­ti­ge La­de­zei­ten. Die Ver­la­ge hin­ge­gen er­hal­ten eine grö­ße­re Reich­wei­te für ihre In­hal­te, zu­sätz­li­che Ein­nah­men so­wie An­ga­ben über das Nut­zungs­ver­hal­ten ih­rer Le­ser. Im Ge­gen­zug er­höht sich de­ren Ver­weil­dau­er auf den Platt­for­men und da­mit die Kun­den­bin­dung.

Schaut man je­doch ge­nau­er hin, ent­pup­pen sich die Ko­ope­ra­tio­nen für die Ver­la­ge als exis­ten­ti­el­le Be­dro­hung. Die­se ver­lie­ren da­bei umso mehr an Ein­fluss, je er­folg­rei­cher die di­gi­ta­len An­ge­bo­te wirt­schaft­lich sind.

da­ni­el lei­se­gang meint, die ver­la­ge wür­den sich auf platt­for­men zu „rei­nen In­hal­te­lie­fe­ran­ten“ ma­chen und re­dak­tio­nel­le ho­heit ab­ge­ben, weil sie das um­feld in de­nen ihre ar­ti­kel an­ge­zeigt wer­den, nicht mehr mass­geb­lich be­stim­men könn­ten. da­mit macht er aber das un­bund­ling von zei­tun­gen und zeit­schrif­ten zur ei­gent­li­chen exis­ten­zi­el­len be­dro­hung für ver­la­ge. ab­ge­se­hen da­von dass ich mich die­ser the­se nicht ohne wei­te­res an­schlies­sen wür­de, muss man sich aber fra­gen, was die al­ter­na­ti­ve wäre. die bei­be­hal­tung der bün­de­lung von jour­na­lis­ti­schen in­hal­ten, lo­kal­nach­rich­ten und agen­tur­ma­te­ri­al zu ei­nem ge­samt­pa­ket? mei­nem ge­fühl nach führt so eine hal­tung noch schnel­ler in eine exis­ten­zi­el­le be­dro­hung als alle an­de­ren al­ter­na­ti­ven. mir fällt es je­den­falls schwer zu glau­ben, dass die ver­le­ger noch lan­ge ihre le­ser dar­um bit­ten kön­nen, doch bit­te auch al­les, was sie nicht in­ter­es­siert oder was sie schon an­ders­wo ge­le­sen ha­ben zu kau­fen um die ver­la­ge und de­ren macht zu si­chern.

ich fin­de den sprin­ger-ver­lag ja grund­sätz­lich scheis­se un­er­queick­lich. aber im ge­gen­teil zu da­ni­el lei­se­gang hat man dort ver­stan­den, dass es nicht (nur) dar­um ge­hen kann die al­ten struk­tu­ren zu be­wah­ren, son­dern dar­um er­lös­mo­del­le und un­ab­hän­gig­keit in der di­gi­ta­len, frag­men­tier­ten und ent­bün­del­ten welt zu fin­den.


Bar­geld nervt … (t3n 41)

felix schwenzel in t3n

Ei­gent­lich funk­tio­niert Bar­geld ja ganz gut. Aus­ser an Fahr­kar­ten­au­to­ma­ten, die of­fen­bar alle an ei­ner Art Bar­geld-All­er­gie lei­den. Und wenn man mit gros­sen Schei­nen be­zah­len will, funk­tio­niert Bar­geld auch nicht so gut. Ach ja, im Netz kann man auch nicht mit Bar­geld be­zah­len. Die Ban­ken und der Ein­zel­han­del fin­den Bar­geld üb­ri­gens auch doof. Die Ban­ken spre­chen da­von, dass Bar­geld jähr­lich um die 12 Mil­li­ar­den Euro Kos­ten ver­ur­sacht: Ban­ken müs­sen Geld­au­to­ma­ten auf­stel­len und be­fül­len, das Bar­geld muss trans­por­tiert und ver­si­chert wer­den.

Ge­nau be­trach­tet nervt Bar­geld ei­gent­lich to­tal. Aber die meis­ten Al­ter­na­ti­ven zu Bar­geld ner­ven eben auch. In Deutsch­land kommt die EC-Kar­te wohl ei­ner all­ge­mei­nen Bar­geld­al­ter­na­ti­ve am nächs­ten. Mit der kann ich in fast al­len Su­per­märk­ten oder Tank­stel­len be­zah­len, in man­chen Re­stau­rants, aber da­für in den meis­ten klei­ne­ren Lä­den oder im Netz nicht. Mit Kre­dit­kar­te kann ich fast über­all im Netz be­zah­len, aber da­für will kaum ein Ein­zel­händ­ler in Deutsch­land Zah­lun­gen da­mit ent­ge­gen neh­men.

In Ber­lin ha­ben wir uns auch mit der Flug­ha­fen­si­tua­ti­on ab­ge­fun­den, war­um sol­len wir uns nicht auch mit ei­nem ba­by­lo­ni­schen Zah­lungs­ge­wirr ab­fin­den? So weit ist die­ser Ver­gleich üb­ri­gens nicht her­ge­holt: der Aus­bau des Flug­ha­fen Schö­ne­feld wur­de vor knapp 20 Jah­ren be­schlos­sen. Ge­nau­so lan­ge ver­such­ten Han­del, Ban­ken, Mo­bil­funk­un­ter­neh­men und ver­schie­de­ne Start­ups be­die­nungs­freund­li­che, al­ter­na­ti­ve Zah­lungs­sys­te­me in Deutsch­land zu eta­blie­ren. Die Ge­schich­te die­ser Bar­geld­al­ter­na­ti­ven lässt sich ge­nau­so prä­gnant zu­sam­men­fas­sen wie die Ge­schich­te des Ber­lin-Bran­den­bur­ger Flug­ha­fens: zwei Jahr­zehn­te Murks, Zu­stän­dig­keits­ge­r­an­gel und In­trans­pa­renz.

Nach der An­kün­di­gung von Ap­ple künf­tig in die­sem Markt mit­mi­schen zu wol­len, scheint end­lich ein biss­chen Be­we­gung in die ver­schla­ge­ne ver­schla­fe­ne Bran­che ge­kom­men zu sein: In Ber­lin star­te­te vor ein paar Mo­na­ten eine Kam­pa­gne des mpass-Kon­sor­ti­ums mit dem wit­zi­gen Na­men zahl ein­fach mo­bil. Da die Men­schen an den trag­ba­ren Bild­schir­men of­fen­bar bis jetzt nichts von der Ar­beit des 2008 von O₂ und Vo­da­fone ge­grün­de­ten Han­dy­be­zahl­dienst mit­be­kom­men ha­ben, scheint das Jahr 2015, in dem mit Ap­ple der ers­te ernst­zu­neh­men­de Kon­ku­rent in Er­schei­nung tritt, wohl der rich­ti­ge Zeit­punkt zu sein, um den Ste­alth-Mo­dus zu ver­las­sen.

Wer jetzt al­ler­dings glaubt dass das mpass-Kon­sor­ti­um, bei dem seit ein paar Jah­ren auch die Te­le­kom mit­mischt, in den letz­ten sie­ben Jah­ren ein über­zeu­gen­des Kon­zept oder kun­den­freund­li­ches Zah­lungs­ab­wick­lungs­sys­tem ent­wi­ckelt hät­te, der irrt. Man hat es mit ei­ni­ger Kraft­an­stren­gung zwar ge­schafft ein paar tau­send Zah­lungs­ter­mi­nals zu mo­der­ni­sie­ren und NFC-fä­hig zu ma­chen und zu­dem ein paar gros­se Han­dels­ket­ten über­zeugt mit­zu­ma­chen, aber zu ein­fach woll­te man es po­ten­zi­el­len Kun­den dann doch nicht ma­chen.

Um „ein­fach mo­bil“, also mit dem Mo­bil­te­le­fon, be­zah­len zu kön­nen, muss ich mir näm­lich nicht nur ei­nen RFC-Chip aufs Han­dy kle­ben, son­dern auch ein neu­es Kon­to und eine neue Kre­dit­kar­te bei ei­ner bri­ti­schen Bank (Wire­card) be­an­tra­gen. Das um­fasst eine Schufa-Ab­fra­ge und das Aus­fül­len vie­ler For­mu­la­re mit an­schlies­sen­den mehr­stu­fi­gen und lang­wie­ri­gen Le­gi­ti­mie­rungs­ver­fah­ren. Und das, ob­wohl mein Mo­bil­funk­an­bie­ter, der mir das mo­bi­le Be­zahl­ver­fah­ren an­bie­tet, alle die­se Da­ten von mir vor­lie­gen hat und al­les über mei­ne Bo­ni­tät weiss.

An der zahl ein­fach mo­bil-Ak­ti­on ist — aus­ser dem Be­zahl­vor­gang selbst — nichts ein­fach. Es ist kom­pli­ziert und lang­wie­rig Gut­ha­ben auf mein mpass-Kon­to ein­zu­zah­len, die App die mpass mir emp­fiehlt um Ak­zep­tanz­stel­len zu fin­den spricht nur eng­lisch und sucht be­vor­zugt in den USA.

Das bar­geld­lo­se Be­zah­len von Be­trä­gen un­ter 25 Euro fühlt sich aber tat­säch­lich sen­sa­tio­nell fu­tu­ris­tisch und kin­der­leicht an (Zah­lun­gen über 25 Euro müs­sen bei mpass mit ei­ner PIN au­to­ri­siert wer­den) — am liebs­ten wür­de ich künf­tig über­all mit mei­nem Te­le­fon­auf­kle­ber be­zah­len. Ein wei­te­rer Licht­blick: die meis­ten der auf­ge­rüs­te­ten RFC-fä­hi­gen Be­zahl­ter­mi­nals sind im Prin­zip mit den Be­zahl­sys­te­men be­lie­bi­ger An­bie­ter — zum Bei­spiel Ap­ple-Pay — kom­pa­ti­bel. Und seit das EU-Par­la­ment die Trans­ak­ti­ons­kos­ten für Kar­ten­bu­chun­gen ge­de­ckelt hat, wächst die Ak­zep­tanz bar­geld­lo­ser Be­zahl­ver­fah­ren auch bei Ein­zel­händ­lern.

Da­mit ist theo­re­tisch der Weg für neue Bar­geld­al­ter­na­ti­ven frei ge­räumt. Dem Wett­be­werb um das am we­nigs­ten ner­vi­ge Ge­samt­an­ge­bot bei der Zah­lungs­ab­wick­lung steht fast nichts mehr im Wege — aus­ser dem of­fen­sicht­li­chen Un­wil­len der Ban­ken oder Mo­bil­funk­an­bie­ter ein­fa­che, kun­den­ori­en­tier­te Lö­sun­gen an­zu­bie­ten. Die­ses letz­te Puz­zle­teil auf­zu­he­ben über­lässt man dann wahr­schein­lich (wie­der mal) Ap­ple.


an­mer­kung: das ist der text mei­ner ko­lum­ne im (ge­druck­ten) t3n-ma­ga­zin num­mer 41. in ein paar wo­chen kommt die neue aus­ga­be, mit ei­ner neu­en ko­lum­ne von mir. die taucht dann bei die­ser aus­ga­be auch erst­mals on­line auf t3n.de auf.

weil ich für die ko­lum­ne be­zahlt wer­de, ent­hält sie auch gross- und klein­schrei­bung.

vor­he­ri­ge ko­lum­nen:


die­sen text habe ich aus re­dak­tio­nel­len grün­den aus der ko­lum­ne raus­kür­zen müs­sen. weil ich ihn re­la­tiv wit­zig — und im­mer noch ak­tu­ell und in­for­ma­tiv fin­de, hän­ge ich ihn hier an.


Nach­dem ich von der zahl-ein­fach-mo­bil.de-Web­sei­te, die von der Be­ra­tungs­fir­ma GS1 Ger­ma­ny GmbH be­trie­ben wird, zu der von O₂, der Te­le­kom und Vo­da­fone be­trie­be­nen Web­sei­te mpass.de ge­lei­tet wur­de, sehe ich zu­nächst, dass mpass.de — trotz des Ap­ple-Weck­rufs — sehr stief­müt­ter­lich ge­pflegt wird. Im Im­pres­sum der Web­sei­te ist noch René Ober­mann als Ver­tre­tungs­be­rech­tig­ter der Te­le­kom auf­ge­führt, ob­wohl der be­reits vor knapp an­der­t­alb Jah­ren sei­nen Pos­ten bei der Te­le­kom ver­las­sen hat.

Mein Klick auf „Jetzt an­mel­den“ führt noch­mal wei­ter zu ei­ner Web­sei­te, die von der in Wales an­säs­si­gen Fir­ma Wire­card Card So­lu­ti­ons Li­mi­t­ed be­trie­ben wird. Weil O₂ le­dig­lich als Ver­mitt­ler und nicht als An­bie­ter auf­tritt, muss ich mich — auch als O₂-Kun­de — dort mehr­fach „le­gi­ti­mie­ren“.

Zu­nächst be­kom­me ich eine PIN-Num­mer aufs Han­dy ge­schickt, da­nach eine PIN (per 1-Cent-Über­wei­sung) auf mein Kon­to. Nach 4 Ta­gen — so­lan­ge dau­er­te die Über­wei­sung aus Wales — bin ich so halb le­gi­ti­miert. Ein wei­te­rer Schritt („mpass plus“) steht noch aus, ist aber of­fen­bar für das Geld­nach­la­den per Last­schrift­ver­fah­ren zwin­gend er­for­der­lich.

5 Tage nach mei­ner An­mel­dung trifft der er­staun­lich di­cke NFC-Sti­cker bei mir ein und auch mei­ne Über­wei­sung von 25 Euro wur­de mir nach 5 Ta­gen auf mei­nem mpass-Kon­to gut­ge­schrie­ben.

In ein paar Su­per­markt­ket­ten und Tank­stel­len kann ich jetzt nach knapp ei­ner Wo­che Vor­be­rei­tungs­zeit „ein­fach be­zah­len“. Ich ent­schei­de mich un­se­ren Wo­chen­end­ein­kauf bei Aldi mit mei­nem neu­en Han­dy­auf­kle­ber zu be­zah­len. Wo­hin ich am Be­zahl­ter­mi­nal mein Han­dy hal­ten soll ist lei­der nicht er­kenn­bar. Die Kas­sie­re­rin weiss es auch nicht. Ich be­we­ge mein Te­le­fon be­schwö­rend um alle Sei­ten des Be­zahl-Ter­mi­nals, drü­cke mein Han­dy ge­gen das Dis­play und die Sei­ten des Ter­mi­nals — nichts pas­siert. Nach­dem die ers­ten Räus­pe­rer aus der War­te­schlan­ge hin­ter mir zu hö­ren sind und ich schon mei­ne EC-Kar­te zü­cken will, piepst das Ter­mi­nal dann doch noch und gibt mei­ne Zah­lung frei. Ein­fach!


am­phtml

felix schwenzel in artikel

vor ein paar ta­gen hat goog­le die spe­zi­fi­ka­tio­nen für am­phtml ver­öf­fent­licht und eine demo ver­öf­fent­licht, was sie in et­was da­mit zu tun ge­den­ken. die demo kann man sich hier mit ei­nem mo­bi­len brow­ser (oder ei­nem mo­bi­len user agent) an­se­hen (dort dann nach oba­ma oder zum bei­spiel faz su­chen). die spe­zi­fi­ka­tio­nen für am­phtml hat goog­le auf git­hub ge­packt. goog­le hat auch eine ani­ma­ti­on er­stellt, die zeig­ten soll wie amp-sei­ten in den goog­le-su­che­er­geb­nis­sen funk­tio­nie­ren könn­ten.




was goog­le mit amp be­zweckt ist klar, wenn man sich die demo oder die selbst­be­schrei­bung des pro­jekts an­sieht: schnel­le­re (mo­bi­le) web­sei­ten. oder im sin­ne der glei­chen face­book-idee: so­fort­sei­ten.

jeff jar­vis ist na­tur­ge­mäss be­geis­tert und sieht sei­ne idee der ein­fa­chen ver­tei­lung (dis­tri­bu­ti­on) von pu­bli­zis­ti­schen in­hal­ten im web durch amp ge­stärkt:

But I think AMP and In­stant Ar­tic­les are more than that. They are a gi­ant step toward a new, dis­tri­bu­ted con­tent eco­lo­gy on the web.

wolf­gang blau auch:

what ex­ci­tes me most about amp­pro­ject.org is how it might al­low pu­blishers to not just dis­tri­bu­te, but ag­gre­ga­te more seam­less­ly.

Wolf­gang Blau (@wblau07.10.2015 15:16

tim kad­lec for­mu­liert den ge­dan­ken et­was aus­führ­li­cher aus:

It’s the dis­tri­bu­ti­on that makes AMP dif­fe­rent. It’s the dis­tri­bu­ti­on that makes pu­blishers sud­den­ly so in­te­res­ted in buil­ding a high­ly per­for­mant ver­si­on of their pa­ges—so­me­thing they’re all ca­pa­ble of do­ing other­wi­se. AMP’s pro­mi­se of im­pro­ved dis­tri­bu­ti­on is cut­ting th­rough all the red tape that usual­ly stands in the way.

This pro­mi­se of im­pro­ved dis­tri­bu­ti­on for pa­ges using AMP HTML shifts the in­cen­ti­ve. AMP isn’t en­cou­ra­ging bet­ter per­for­mance on the web; AMP is en­cou­ra­ging the use of their spe­ci­fic tool to build a ver­si­on of a web page. It doesn’t feel like so­me­thing hel­ping the open web so much as it feels like so­me­thing brin­ging a litt­le bit of the wal­led gar­den men­ta­li­ty of na­ti­ve de­ve­lo­p­ment onto the web.

That trou­bles me.

und ich fin­de ge­nau das span­nend. goog­le zwingt die ver­le­ger, bzw. alle die im netz ver­öf­fent­li­chen dazu, sich zu be­schrän­ken. so wie twit­ter ei­nen zwingt sich kurz zu fas­sen, zwingt amp ei­nen dazu sich den (tech­ni­schen) re­geln der aus­lie­fe­rungs­be­schleu­ni­gung zu un­ter­wer­fen (was un­term strich zu er­höh­tem le­se­kom­fort führt).

das ist an sich schon eine gute sa­che, weil die ver­le­ger nun ei­nen gu­ten grund ha­ben, von ih­ren ver­mark­tern bes­se­re, we­ni­ger arschig pro­gram­mier­te an­zei­gen zu ver­lan­gen. an­zei­gen sind zwar in amp-sei­ten mög­lich, müs­sen sich aber an be­stimm­te re­geln hal­ten (bis die­se wo­mög­lich aus­ge­hel­belt wer­den). fe­lix sal­mon for­mu­liert das im guar­di­an (auf ei­ner amp-sei­te) so:

Ul­ti­m­ate­ly it co­mes down to power dy­na­mics. Ad­ver­ti­sers and me­dia buy­ers have more power than any in­di­vi­du­al pu­blisher: they can de­mand more in­tru­si­ve ads, tra­ckers, scripts, and pu­blishers will com­ply, lest they lose re­ve­nue. But one en­ti­ty is even more powerful than the ad in­dus­try – Goog­le. If Goog­le tells ever­y­bo­dy to turn off tho­se scripts, they will – and ad­ver­ti­sers will be forced to com­pe­te on the ba­sis of crea­ti­ve out­put, not tech­no­lo­gi­cal fire­power.

ray daly sagt das glei­che:

So an­o­ther im­pact of AMP will be that news or­ga­niza­ti­ons will have to re-eva­lua­te their use of third par­ty scripts and de­mand use of best prac­ti­ces by the­se ven­dors.

noch span­nen­der fin­de ich, dass plötz­lich ver­le­ger, de­nen die idee von voll­text-RSS-feeds schon im­mer zu­wi­der war, plötz­lich bei amp an bord zu sein schei­nen. selbst die FAZ pfef­fert jetzt ihre in­hal­te in ei­nem for­mat raus, mit dem le­ser die­se in­hal­te plötz­lich wie mit RSS le­sen kön­nen. denn amp er­laubt, wie RSS, durch ei­nen fes­ten ge­stal­tungs­rah­men ein caching (zwi­schen­spei­chern) der in­hal­te durch apps, rea­der oder, wie oben de­mons­triert, such­ma­schi­nen. kon­zep­tio­nell und tech­nisch sind die par­al­le­len zu RSS of­fen­sicht­lich. je­re­my keith schreibt in sei­ner aus­führ­li­chen und le­sens­wer­ten amp-ana­ly­se:

So if an RSS feed is an al­ter­na­te re­pre­sen­ta­ti­on of a home­page or a lis­ting of ar­tic­les, then an AMP do­cu­ment is an al­ter­na­te re­pre­sen­ta­ti­on of a sin­gle ar­tic­le.

Now, my own per­so­nal take on pro­vi­ding al­ter­na­te re­pre­sen­ta­ti­ons of do­cu­ments is “Sure. Why not?” Here on ad­ac­tio.com I pro­vi­de RSS feeds. On The Ses­si­on I pro­vi­de RSS, JSON, and XML. And on Huff­duf­fer I pro­vi­de RSS, Atom, JSON, and XSPF, ad­ding:

If you would like to see an­o­ther for­mat sup­port­ed, share your idea.

Also, each in­di­vi­du­al item on Huff­duf­fer has a cor­re­spon­ding oEm­bed ver­si­on (and, in theo­ry, an RDF ver­si­on)—an al­ter­na­te re­pre­sen­ta­ti­on of that item …in prin­ci­ple, not that dif­fe­rent from AMP. The big dif­fe­rence with AMP is that it’s using HTML (of sorts) for its for­mat.

All of this sounds pret­ty re­asonable: pro­vi­de an al­ter­na­te re­pre­sen­ta­ti­on of your ca­no­ni­cal HTML pa­ges so that user-agents (Twit­ter, Goog­le, brow­sers) can ren­der a fas­ter-loa­ding ver­si­on …much like an RSS rea­der.

So should you start pro­vi­ding AMP ver­si­ons of your pa­ges? My in­iti­al re­ac­tion is “Sure. Why not?”

wie die aus­lie­fe­rung per amp-sei­te funk­tio­niert, zeigt be­reits die rea­der-app nuz­zel. sie agg­re­giert und fil­tert links aus mei­nen so­cial-me­dia-feeds und zeigt mir emp­feh­lun­gen aus mei­nem be­kann­ten­kreis an. kli­cke ich auf den link zu ei­ner sei­te die auch eine amp-ver­si­on an­bie­tet, lädt sie nicht die re­gu­lä­re sei­te, son­dern die mo­bil-op­ti­mier­te amp-ver­si­on. twit­ter hat an­ge­kün­digt das auch so zu ma­chen und, na­tür­lich, auch goog­le wird das das ir­gend­wann in sei­ne mo­bi­le su­che in­te­grie­ren.


ich bin ja schon im­mer ein agres­si­ver ver­fech­ter der voll­text-rss-idee, der idee, in­hal­te so ein­fach wie mög­lich zu­gäng­lich zu ma­chen und nie­man­dem vor­zu­schrei­ben wo oder wie er in­hal­te zu le­sen hat. be­reits vor 4 mo­na­ten habe ich face­books in­stant ar­tic­les-idee mit RSS ver­gli­chen und na­tür­lich schlägt amp in die glei­che ker­be. mit ei­nem un­ter­schied na­tür­lich: face­book und goog­le (und ap­ple) ver­su­chen von an­fang an wege der mo­ne­ta­ri­sie­rung (sprich wer­bung) in ihre lö­sun­gen ein­zu­bau­en.

es dürf­te span­nend sein, wie die ver­le­ger lang­fris­tig zu amp, in­stant ar­tic­les oder ähn­li­chen in­itia­ti­ven von ap­ple und an­de­ren ste­hen wer­den. es ist nicht aus­zu­schlies­sen, dass sie ir­gend­wann muf­fen­sausen be­kom­men, an­ge­sichts des un­ab­wend­ba­ren kon­troll­ver­lusts. mög­li­cher­wei­se sind sie auch ir­gend­wann völ­lig über­for­dert mit dem ir­ren for­ma­te-müs­li, das der­zeit aus dem si­li­con val­ley ge­lie­fert wird: goog­le hat ein ei­ge­nes for­mat, face­book ver­langt ein ei­ge­nes for­mat und ap­ple hat sein „ap­ple-news-for­mat“ noch gar nicht ver­öf­fent­licht.

mir ist das (na­tür­lich) völ­lig egal, ich habe an zwei aben­den das amp-for­mat in die­se sei­te in­te­griert. das war nicht be­son­ders kom­pli­ziert, im prin­zip habe ich die druck­sei­ten­funk­ti­on mei­nes CMS miss­braucht, bzw. um­ge­baut (und um ein paar funk­tio­nen er­wei­tert). sei­ten auf die­ser site las­sen sich dank druck-CSS-style­sheet bes­tens aus­dru­cken (wer auch im­mer so­was macht), also liess sich die ein­ge­bau­te druck­funk­ti­on, die über wir­res.net/ar­tic­le/print/8649/1/6/ er­reich­bar war, zu ei­ner amp-funk­ti­on um­bau­en. weil „print“ in der url aber doof ist, sind mei­ne sei­ten of­fi­zi­ell über /ar­tic­le/amp/ am­pi­fi­zier­bar, na­tür­lich auch die­se: wir­res.net/ar­tic­le/amp/8649/1/6/.

(eine noch sehr frü­he amp-kon­ver­si­ons beta-ver­si­on für word­press gibt es üb­ri­gens be­reits.)


er­staun­lich am amp­pro­ject ist, wie feh­ler­haft es noch ist. die pro­prie­tä­re vi­deo-er­wei­te­rung amp-vi­deo ist noch nicht ganz fer­tig­ge­stellt, bzw. bug­gy, vie­le de­tails schei­nen noch un­aus­ge­go­ren und be­son­ders wit­zig, goo­gles ei­ge­nes be­schleu­ni­gungs­werk­zeug emp­fiehlt dem amp­pro­ject ver­bes­se­rungs­mass­nah­men:

auch die pro­jekt­sei­te hält goog­le für sehr ver­bes­se­rungs­wür­dig.


ins­ge­samt sehe ich das amp-pro­jekt als eine der span­nensten sa­chen die dem web seit dem web 2.0 pas­siert ist. das web 3.0 wird (wie­der) schlan­ker. und das ist in die­sem fall eine gute sa­che.


ich glau­be die deut­schen fres­sen nicht je­den scheiss, nur weil er kos­ten­los ist.


Photo by felix schwenzel on October 07, 2015. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

ich glau­be die deut­schen fres­sen nicht je­den scheiss, nur weil er kos­ten­los ist.


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  face­book.com: Ma­thi­as Ri­chel - Wenn du 78% dei­nes Ge­samttraf­fics über So­cial...

ma­thi­as ri­chel:

Wenn du 78% dei­nes Ge­samttraf­fics über So­cial hast, da­von 96% über Face­book, bei nur ca.15% Di­rekt­zu­griff, wo­für hast du noch 'ne Web­sei­te?

der ein­trag von ma­thi­as ri­chel ist of­fen­sicht­lich ein et­was kryp­ti­schi­sches nach­den­ken über die stra­te­gie für eine on­line-pu­bli­ka­ti­on. da­mit steht er in ei­ner gu­ten tra­di­ti­on, denn das ma­chen der­zeit un­ge­fähr alle die pu­bli­zie­rend tä­tig sind. john­ny haeus­ler riet vor ein paar mo­na­ten be­reits den ver­la­gen ihre web­sites zu schlies­sen. dar­aus ent­spon­nen sich durch­aus in­ter­es­san­te dis­kus­sio­nen und im an­ge­sicht von ap­ple news, fac­book in­stant ar­tic­les und dem gan­zen so­cial me­dia-ge­döns ist die fra­ge nach dem auf­tritt in der welt, also im in­ter­net, bren­nen­der denn je: wie er­rei­che ich mei­ne ziel­grup­pe?

mir fiel beim nach­den­ken über ma­thi­as ri­chels kryp­tik eine wei­te­re ana­lo­gie ein: der fa­brik­ver­kauf.

auch ver­la­ge pro­du­zie­ren in ih­ren häu­sern pro­duk­te, die sie ver­trei­ben. so wie je­des an­de­re pro­du­zie­ren­de un­ter­neh­men das auch tut. sind die pro­duk­te für (pri­va­te) end­kun­den be­stimmt, sind pro­du­zen­ten dar­auf an­ge­wie­sen, hil­fe beim ver­trieb an­zu­neh­men, sei es durch gross­händ­ler, han­del­ket­ten oder ein­zel­händ­ler. der di­rekt­ver­trieb funk­tio­niert auch oft, bei ap­ple zum bei­spiel, oder bei vor­werk, tup­per oder ein paar tief­kühl­kost­häd­lern.

die ge­gen­sei­ti­gen ab­hän­gig­kei­ten füh­ren nicht sel­ten zu streit oder un­si­cher­hei­ten, aber ge­ra­de gros­se han­dels­ket­ten funk­tio­nie­ren im le­bens­mit­tel­han­del ganz ähn­lich wie die so­zia­len netz­wer­ke in der ver­lags­bran­che: als durch­lauf­er­hit­zer und mas­sen­er­reich­nungs­spe­zia­lis­ten.

aber: jede bes­se­re fa­brik hat auch ei­nen fa­brik­ver­kauf oder bie­tet so­gar fa­brik­füh­run­gen an. das funk­tio­niert zur kun­den­bin­dung ganz her­vor­ra­gend, wie ich kürz­lich am bei­spiel schot­ti­scher whis­ky-di­stil­le­rien fest­stel­len konn­te.

wor­auf ich hin­aus will: auch wenn ei­ge­ne, selbst­ge­pfleg­te und vor al­lem selbst kon­trol­lier­te web­sei­ten im ver­gleich zu an­de­ren ver­triebs­quel­len kei­nen gros­sen durch­satz oder hohe be­su­cher­zah­len ha­ben, so ist ihr wert für die image-bil­dung oder le­ser­bin­dung nicht zu un­ter­schät­zen.

so wie der di­rekt­ver­trieb oder der fa­brik­ver­kauf bei pro­du­zie­ren­den un­ter­neh­men nicht zu un­ter­schät­zen ist, auch wenn man da­für mit­un­ter sehr viel ex­per­ti­se und auf­wand be­trei­ben muss.

mit an­de­ren wor­ten: egal wel­che stra­te­gie man für den ver­trieb sei­ner pro­duk­te wählt, über han­dels­ket­ten, gross­händ­ler, so­zia­le netz­wer­ke, die mas­se wird über fremd­kon­trol­lier­te ka­nä­le ab­ge­setzt oder er­reicht. aber die iden­ti­tät wird zu­hau­se, in der fa­brik, im ei­ge­nen schau­fens­ter, auf der ei­ge­nen web­site ge­prägt. das vor­schnell auf­zu­ge­ben, nur weil der ver­trieb über drit­te mehr mas­se ab­setzt, wäre dumm. aber al­lein auf di­rekt­ver­trieb zu set­zen, eben­so.


links vom 07.10.2015

felix schwenzel

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  pan­do.com: I fi­nal­ly found the per­fect per­for­mance in­di­ca­tor for Pan­do. And I wound up in the hos­pi­tal   #

sa­rah lacy über die ent­wick­lung von pan­do.com, ihre wirt­schaft­li­chen sor­gen, die per­fek­ten leis­tungs-schlüs­sel­in­di­ka­to­ren und wie sie sich ins kran­ken­haus ge­schuff­tet hat.

das ziel von pan­do.com, das seit ein paar mo­na­ten nur noch mit ei­ner kos­ten­pflich­ti­gen mit­glied­schaft zu le­sen ist, am ende des jah­res 5000 zah­len­de abon­nen­ten zu ge­win­nen ist laut sa­rah lacy noch in greif­wei­te. aber der weg da­hin, schreibt sa­rah lacy, sei eine irre schuff­te­rei. ih­rer be­ob­ach­tung nach sei­en re­le­van­te, ex­trem gute ar­ti­kel, der weg zu mehr abon­nen­ten — und der täg­li­che zu­ge­winn an abos der schlüs­sel­in­di­ka­tor für die text­qua­li­tät.

beim le­sen die­ses tex­tes sind mir (na­tür­lich) die kraut­re­por­ter in den sinn ge­kom­men. die schä­men sich nicht, sich ex­pli­zit mit pan­do.com zu ver­glei­chen. wenn man aber be­denkt, dass der po­ten­zi­el­le markt an den sich pan­do rich­tet um ei­ni­ges grös­ser ist, pan­do be­reits eine nicht un­er­heb­li­che an­zahl an scoops vor­wei­sen kann und dort ei­ni­ge bril­li­an­te jour­na­lis­ten ar­bei­ten, und dass pan­do trotz­dem nicht mit mehr als 5000 zah­len­den abos rech­net, sehe ich für die kraut­re­por­ter, die das pan­do-fi­nan­zie­rungs­mo­del ab mit­te ok­to­ber ko­pie­ren wol­len, sehr schwarz. und das pro­blem lässt sich auch ganz kurz, mit zwei wor­ten, um­schrei­ben: re­le­van­te tex­te.

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  sz-ma­ga­zin.sued­deut­sche.de: Das neue Le­ben der Ak­ti­vis­tin und Frie­dens­no­bel­preis­trä­ge­rin Ma­la­la You­saf­zai   #

lara fritz­sche über ma­la­la you­saf­zai:

Ma­la­la ist heu­te 18, eine er­wach­se­ne Frau, die mehr Be­ra­ter als Freun­din­nen hat. Hin­ter der eine der größ­ten Image­be­ra­ter­fir­men der Welt steht. Der Vor­wurf, Ma­la­la wer­de von ih­rem Va­ter ge­lenkt, ist ge­ra­de­zu naiv. Sie wird ge­lenkt von Men­schen, die von dem Mäd­chen Ma­la­la stär­ker abs­tra­hie­ren kön­nen, als der ei­ge­ne Va­ter das je könn­te. Die glo­ba­ler den­ken als ein Leh­rer aus Pa­ki­stan. Die di­gi­ta­ler den­ken als ei­ner, der – wie wir im Film ler­nen – nicht weiß, wie man ei­nen Tweet ab­setzt.

Ist Ma­la­la also nur eine Ma­rio­net­te, die zwar Gu­tes tut, aber da­bei nicht frei ist?

mich ir­ri­tiert die kon­struk­ti­on des ar­ti­kels, der un­term strich et­was kon­fus wirkt, als ob sich lara fritz­sche nicht ent­schei­den konn­te, ob sie ma­la­la’s selbst­be­stimmt­heit an­zwei­feln oder sie ein­fach toll fin­den soll­te. über wei­te tei­le liest sich der ar­ti­kel, als wol­le fritz­sche ma­la­la’s pro­fes­sio­na­li­tät und be­ra­tungs­emp­fäng­lich­keit als et­was ne­ga­ti­ves dar­stel­len.

dann, am ende des ar­ti­kels, wird klar, dass die idee hin­ter der ar­ti­kel­kon­struk­ti­on wohl lau­tet: zu­erst alle mög­li­chen zwei­fel an ma­la­la’s selbst­be­stimmt­heit auf­tür­men und sie dann mit ei­nem ab­satz bei­sei­te zu wi­schen:

Und so ist Ma­la­la nicht nur ein Mäd­chen und eine Mar­ke, son­dern hat auch ein sub­ver­si­ves Mo­ment. Denn je­der, der dar­an zwei­felt, dass die­se jun­ge Frau wirk­lich für sich selbst spricht, muss sich fra­gen las­sen, war­um? Muss hin­ter je­der jun­gen Frau, die et­was zu sa­gen hat, je­mand ste­hen, der viel bes­ser weiß als sie, was sie sa­gen will? Und selbst wenn: Ist nicht tat­säch­lich Bil­dung der bes­te Schutz ge­gen Fremd­be­stim­mung? Ma­la­la ist eine Mar­ke, die selbst dann über­zeugt, wenn man Zwei­fel hat.

das pro­blem ist aber, dass die­ser letz­te ab­satz zu schwach, zu un­plau­si­bel ist. trotz­dem le­sens­wert.

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  faz.net: Sieg für die Nut­zer, Nie­der­la­ge für das In­ter­net   #

Das Face­book-Ur­teil des Eu­ro­päi­schen Ge­richts­hofs ist ein Sieg für die Nut­zer des In­ter­nets. Es ver­stärkt aber auch ei­nen be­droh­li­chen Trend, der die Frei­heit und Funk­ti­ons­wei­se des Net­zes fun­da­men­tal ge­fähr­det.

ma­thi­as mül­ler von blum­ne­cron über die strei­chung des safe-har­bour-ab­kom­mens und die un­tä­tig­keit der po­li­tik in sa­chen in­ter­net. dem meis­ten was er sagt, kann ich nicht wi­der­spre­chen. ich fra­ge mich aber, war­um auch er der un­sit­te der deut­schen feuil­le­tons folgt und meint nicht ohne welt­un­ter­gangs­sze­na­ri­en aus­zu­kom­men. es scheint ei­nen fes­ten glau­ben zu ge­ben, dass ar­gu­men­te und hand­lungs­auf­for­de­run­gen nur funk­tio­nie­ren, wenn man ma­xi­ma­le ge­fahr oder apo­ka­lyp­ti­sche sze­na­ri­en in sei­ne ar­ti­kel ein­baut. so auch blu­men­cron am ende sei­nes ar­ti­kels: wenn ihr nicht auf mei­ne wei­sen wor­te hört, dann …:

… heißt es bald: Es war ein­mal das In­ter­net.

die­se art zu ar­gu­men­tie­ren ist, mit ver­laub, zum kot­zen.

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  me­di­um.com: Elon Musk’s sleight of hand   #

ha. pfif­fig. so­wohl elon musk, als auch ga­vin sher­i­dan, der meint die ver­steck­te agen­da von tes­la ent­deckt zu ha­ben. so oder so, sehr le­sens­wert.

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  hie­p­ler-brunier.de: hie­p­ler, brunier, ad­ver­ti­sing,   #

so ge­fällt mir wer­bung. wit­zig und ohne pro­dukt­na­men.

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  me­t­abe­ne.de: #327   #

Dein Le­ben ist doch ganz okay …

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  hu­man­sof­ne­wyork.com: »I li­ved in Mos­ul for five months un­der ISIS. I tried to avo­id …«   #

I li­ved in Mos­ul for five months un­der ISIS. I tried to avo­id trou­ble but one of my neigh­bors re­por­ted me for shaving my be­ard. They came to my house while I was slee­ping. My mo­ther ans­we­red the door and they pu­shed her out of the way and drag­ged me out of bed. They as­ked me why I’d shaved my be­ard. I didn’t know what to tell them. They drag­ged me into the cen­ter of the city and made me kne­el next to five other men. (wei­ter­le­sen …)


heu­ti­ge preis­trä­ger @ster­nen­pod­cast & @gut­jahr


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  hei­se.de/ct: Er­folg­reich blog­gen [€]

viel­sei­ti­ge, sehr aus­führ­li­che ein­füh­rung ins blog­gen von da­ni­el ber­ger in der ak­tu­el­len c’t. für leu­te die schon län­ger blog­gen gibt’s dort we­nig neu­es, für an­fän­ger oder in­ter­es­sier­te kann der text aber hilf­reich sein.

ich schreibs auch bloss auf, weil ich dort er­wähnt wur­de:

Bei ei­nem Blog über „al­les und nichts“ weiß nie­mand so recht, was er er­war­ten kann. Das heißt aber nicht au­to­ma­tisch, dass ein per­sön­li­ches Blog ohne Fo­kus kei­ne Le­ser fin­det; Spree­blick.com und Wir­res.net be­wei­sen das Ge­gen­teil. Die Ber­li­ner Blogs be­fas­sen sich mit der Ba­na­li­tät des All­tags, mit Po­li­tik, mit der Blogo­sphä­re und der Ge­sell­schaft — und zwi­schen­durch han­deln sie vom Ur­laub. In je­dem Ein­trag aber spie­len die Au­toren und ihre per­sön­li­chen An­sich­ten eine wich­ti­ge Rol­le und das macht den Reiz aus.

jetzt weiss ich, dass mein blog ohne „fo­kus“ ist und was sei­nen reiz aus­macht …


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  Lu­kas Hein­ser - Co­ver Pho­tos

 Lu­kas Hein­ser pos­ted this pho­to on 2015-10-06