in der ersten szene in dark matter (neue, selbstgemachte serie auf syfy) spielen falscher funkenschlag, lächerliche disconebelschwaden, flackernde neonlichter und elektro-knister-geräusche die hauptrolle. gefühlte 10 minuten um, wie im schülertheater, szenische spannung aufzubauen, in denen ich dreimal kurz davor war die sendung bereits abzuschalten. danach folgt eine willkürliche anaeinanderreihung von kampfszenen und ausgiebigigen andeutungen von weltraumfilm-stereotypen (der trailer gibt davon einen ganz guten eindruck).
das ist alles so billig und hilflos aneinandergereiht wie in die ersten star-trek-folgen in den frühen sechziger jahren. das einzige was mich (ein bisschen) motivierte weiterzugucken: die charaktere und die sich langsam entfaltenden geheimnisse der charakterere und des raumschiffs. deshalb gucken wir ja schliesslich fernsehen: um andere menschen zu sehen mit denen wir uns potenziell identifizieren können und um uns hier und da auf die folter spannen zu lassen. das problem ist nur: das ist alles so durchschaubar und lieblos zusammengesetzt, dass es mich nicht überzeugen kann, der serie mehr zeit zu schenken als die 43 minuten die die pilotfolge dauert.
ich bin immer wieder erstaunt wie einfach und unkompliziert die welt für manche menschen zu sein scheint. hier versucht harald martenstein die welt den deutschen wohlstand mit der logik einer schwäbischen hausfrau zu erklären. das funktioniert erstaunlich gut, wenn man die logischen fähigkeiten und den sinn für komplexität einer schwäbischen hausfrau hat.
was mich aber wirklich irritiert, das wort europa („europ…“) kommt in martensteins text einmal vor, deutschland („deutsch…“) neun mal. möglicherweise ist martenstein deshalb irritiert, weil er nicht begriffen hat, dass ein geeintes und funktionierendes europa sehr im deutschen interesse ist und unser wohlstand sehr viel enger mit europa verknüpft ist, als allein mit dem „deutschen Steuerzahler“.
jemand der lange zeit davon lebte sich über andere lustig zu machen, die äusserungen anderer als dumm oder unbedacht oder flach zu entlarven, beklagt sich darüber, dass sich jetzt andere über ihn lustig machen oder seine äusserungen als dumm oder flach bezeichnen? ein komiker fordert als reaktion auf eine provozierende ironisch/satirische äusserung sachlichkeit und das unterlassen von polemik?
das peinlichste auf der welt ist glaube ich ein hauptberuflicher clown, der sich zu ernst nimmt. (via)
das traurige an dieter nuhr und harald martenstein ist genau betrachtet ihre extreme ich-bezogenheit. zwei menschen die seit langer zeit davon leben widersprüche in der welt aufzuspüren, zu vereinfachen, zuzuspitzen und sich in der öffentlichkeit darüber lustig zu machen, deren job es sozusagen ist wind zu machen, sehen sich plötzlich in einer welt, in der sie plötzlich auch hin und wieder einen windhauch am eigenen körper spüren. statt zu erkennen, dass da jetzt andere wind machen, mit den gleichen mitteln und werkzeugen wie sie selbst, empören sie sich über ideologische propaganda (martenstein) oder unzivilisiertheit und sehen das windmachen plötzlich als „einen zivilisatorischen Rückschritt in Richtung Faschismus und Mittelalter, Pogrom und Hexenverbrennung“ (nuhr).
humor, ironie, sarkasmus, zuspitzung, vereinfachung, all das ist für menschen wie dieter nuhr eine einbahnstrasse. diese werkzeuge, meint er, sind in seinen eigenen händen gut aufgehoben — aber in den händen anderer gefährliche waffen. abstrakt, auf andere bezogen, erkennt harald martenstein dieses prinzip sehr hellsichtig:
Je stärker ein Mensch in abstrakter Hinsicht für Respekt und Sensibilität eintritt, desto weniger ist derselbe Mensch im Umgang mit einem Gegenüber zu Sensibilität und Respekt aufgelegt. (quelle)
es ist natürlich ein bisschen respektlos (und falsch) von mir martenstein und nuhr hier zu vermischen. der eine von beiden ist beispielsweise gar nicht mal so dumm und martenstein reagiert auf kritik nicht empört, sondern meistens nur pampig (er selbst würde das natürlich humorvoll nennen).
klaus kusanowsky hat die ungläubige empörung von dieter nuhr sehr hellsichtig (und lang) auseinanderklamüsert:
Interessant ist nun, dass derjenige, der auf diese Weise eine Regel vorschlägt, nämlich die Regel, dass alles nur satirisch-ironisch gemeint ist, beim überraschten Feststellen der Shitbackschleife von dieser Regel gar nichts mehr wissen will. Aus Spaß wurde, hokuspokus, plötzlich Ernst, so jedenfalls will es die Partei des Beleidigten. Und die Frage ist: warum lässt er die vorgeschlagene Regel nicht mehr gelten? (weiterlesen …)
Denjenigen, die die Reichweite nicht haben, bleibt wenig mehr als ihre Kritik über soziale Medien zu äußern. Wenn es ziemlich viele Menschen sind, die das tun, wird diese Kritik dann natürlich zu einem Instrument, Druck auszuüben auf diejenigen, die im Hierarchieverhältnis über dem stinknormalen Nutzer stehen - sei es, weil sie Redakteur einer renommierten Zeitung sind oder eben Komiker, denen ein Millionenpublikum zuhört. Ein Instrument übrigens, das durchaus der klassischen Demo vor dem Verlagsgebäude oder der Parteizentrale ähnelt. Der Shitstorm ist damit, wenn man so will, kein Beitrag zur Debatte im feuilletonistischen Sinn, sondern eine Form von politischem Aktivismus, ein Weg, bestehende Machtverhältnisse in Frage zu stellen.
Wenn Nuhr, der Komiker mit dem Millionenpublikum, davon spricht, dass „die pöbelnde Masse“ heute wieder „selbstbewusst als Handelnder“ auftritt, dann hat das einen bitteren Beigeschmack. Böswillig interpretiert: „Die da unten“ sollen gefälligst unten bleiben, zu seinen Auftritten kommen, aber ihm „da oben“ gefälligst nicht auf die Nerven gehen mit ihrer Kritik.
im sz-artikel habe ich auch dieses zitat von lucie auf kleiner3 gefunden:
Ausserdem stellt sich auch hier wieder die Frage, wer eigentlich den Anspruch erhebt, dass ihre_seine Meinung respektiert und für zuhörenswert erachtet wird? Diejenigen, die sich über den „rauen Ton“ beschweren, sind oft genug auch jene, die sehr daran gewöhnt sind, dass ihre Stimme gehört wird (wie z.B. Journalist_innen) und selbst bei Widerspruch ihre Relevanz nicht grundsätzlich in Frage gestellt wird.
allein schon die (ironiefreie) nutzung des wortes „shitstorm“ sollte als indikator gewertet werden, dass hier jemand das wort ergreift, der gerne seine defizite bei der selbstreflektion, beim nachdenken und analysieren darstellen möchte.
diese tweets hatte ich noch übrig und zufällig passen sie auch:
Am Beispiel Griechenland können Saarland, Berlin, Bremen schon mal sehen, was ihnen bei der Neuverhandlung des Länderfinanzausgleichs blüht.
wer meint es sei bereits alles gesagt zu griechenland und europa, dem empfehle ich noch diesen text von wolfgang michal zu lesen:
Die Inneneinrichtung Europas wird nicht mehr allein den Eliten überlassen. Im griechischen Referendum konnten wir einen ersten zaghaften Ansatz zur Formulierung einer Alternative erkennen. Und durch das Referendum erlebten wir erstmals eine Solidarisierung (und Polarisierung) der Menschen quer zu den europäischen Nationalstaaten: Auf den Straßen von Irland bis Italien feierten die Verteidiger der griechischen „Nein“-Politik ihre Helden; an den Stammtischen von München bis Riga regierten die Anhänger der harten Linie gegen die „Verschwender“ des Südens.
ich finde die populistische (und bequeme) vereinfachung der griechenland-krise auf die fragen nach „unseren“ wohlstand (also steuergeldern) oder „deren“ [faulheit|korruption|verschwendung|über ihre kosten leben] übersieht immer wieder eine der entscheidenden fragen: unser wohlstand, unsere politische zukunft hängt entscheidend vom jahrhundertprojekt der europäischen einigung ab. es ist eben gerade im deutschen interesse europa zu einem funktionierenden model zu machen. die zukunft deutschlands liegt nicht in einem gesunden, reichen und kraftstrotzdenen nationalstaat — sondern in der politischen europäischen union.
Es ist ein Trugschluss zu glauben, die Griechen hätten sich mit der Einigung von Sonntag wieder nur Zeit gekauft, nein, es ist die Troika, es sind die durch die Troika vertretenen Sonder-Interessen, die sich immer weitere Zeit kaufen. Der Konflikt selbst bleibt ungelöst.
Der nächste Aufstand wird deshalb dramatischer ausfallen als der jetzige, der übernächste könnte in einen Bürgerkrieg münden. Wer die Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika studiert, wird sehen, dass auch dieses Projekt nicht von heute auf morgen auf dem Papier entstanden ist, sondern nach harten Auseinandersetzungen im Rahmen eines ökonomisch-politischen Nord-Süd-Konflikts.
pando.com hat sich vor ein paar wochen hinter eine bezahlwand zurückgezogen und meldet heute (fast) 1500 zahlende mitglieder. die bezahlwand ist ein bisschen durchlässig, mitglieder können artikel für 48 stunden „teilen“, also für andere öffnen.
ich finde das einerseits gut, weil journalismus und so. muss sich ja irgendwie finanzieren und pando hat sich nie geziert sich auch mit grossen tieren anzulegen. da ist es gut sich unabhängig von investoren und werbefuzzis zu machen.
andererseits erinnert mich das web an das deutsche reich anno 1800: überall muss man zahlen um reinzukommen, jeder regelt die zahlungen, die mitgliederregeln anders. das teilen wird eingeschränkt, links verfallen nach 48 stunden (trotz regel nummer 1), zugänge verfallen nach mitgliedschaft.
um das mal auszuprobieren bin ich eben pando.com-mitglied geworden. die anmeldung funktioniert nur mit kreditkarte und kostet pro monat $10. die anmeldung selbst geht flott — auch wenn ich mir meiner zahlungsdaten nicht ganz sicher bin, wenn ein journalisten-laden die kreditkartendaten von mir höchst selbst in empfang nimmt.
tatsächlich darf ich 20 mal pro monat einen artikel für 48 stunden freischalten. das hier zum beispiel ist die drölfhundertzweiundsechsigste geschichte über die schweinereien die das CIA in den letzten jahrzehnten, bis heute veranstaltet hat: The CIA and the American Psychological Association: Partners in crime
beispielhaft einfach ist die abmeldung von der mitgliedschaft. auf der mitgliederseite einfach „cancel rebill“ klicken und die automatisch verlängernde mitgliedschaft wird umgewandelt in eine bei mir am 18. august ablaufende mitgliedschaft.
werbung und tracker werden übrigens für angemeldete pando-mitglieder weiterhin angezeigt. und einen (volltext) RSS-feed für mitglieder scheint es auch nicht zu geben.
extrem gute analyse von michael seemann zu merkels streicheldesaster. ich stimme nicht bei allen schlussfolgerungen zu, vor allem glaube ich, dass wir alle unter heftigem disconnect leiden. wir sind mindestens genauso disconnected und hilflos gegenüber dem flüchtlingsleiden wie merkel — und vor allem sind wir (leider) alle genauso weit von pragmatischen lösungen entfernt, wie vor 10 oder 20 jahren. ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, dass die rot-grüne koalition vor ein paar jahren menschlichere politische lösungen zum umgang mit flüchtlingen vorgeschlagen oder durchgesetzt hätte, geschweige denn, dass es damals einen abschiebestopp oder eine lockerung der asyl- und bleiberechtregeln gegeben hätte.
das eine ist, sich über merkel lustig zu machen und die widersprüchlichkeiten in die sie sich ständig verstrickt herauszuarbeiten, aber mit dem finger auf merkel zu zeigen und zu implizieren es läge in ihrer hand der deutschen flüchtlingspolitik und allen einwanderungsfragen mit den richtigen politischen entscheidungen ein menschliches antlitz zu verleihen, ist zu einfach gedacht. ich sehe hier auch ein brutales versagen von uns allen, als gesellschaft, als einzelne.
genau wie angela merkel, leiden und fühlen wir beim sichtbarwerden von einzelschicksalen mit — und wie merkel sind wir überfordert, wenn wir konkrete politische lösungen nennen sollen. wir schaffen es ja selbst kaum, menschen die seit generationen hier leben als deutsche zu sehen — ohne jedes mal einschränkungen hinterherzuschicken, die die worte migration oder herkunft enthalten.
ich fasse das mal mit meinen worten zusammen, was journelle hier geschrieben hat: steckt euch eure diäten, detox-kuren und euren fitnesswahn doch in den arsch. journelle’s text nimmt auch sehr schön bezug auf diese lang-lese-empfehlung von gestern.
spiegel.de: Amazon: Wie der Konzern den Ebook-Markt erobert erstaunlich differenziertes stück über amazon auf spiegel online von christian rickens. im text steht zwar nicht allzu viel neues drin, aber allein dass der text differenziert ist und mehrere facetten zeigt hat mich erstaunt. was an sich schon wieder erstaunlich ist.
Scharf angegegangen wurde Adkisson von Roi Carthy vom israelischen Unternehmen „Shine“, das Werbeblocker in der Infrastruktur von Mobilprovidern installieren will. Er portraitierte die Online-Werbebranche als mafiöse Industrie, die nur Schaden anrichte: „Wir haben festgestellt, dass Werbung die Nutzer mehr beeinträchtigt als Viren“, sagte Carthy. Deshalb sei die als Anti-Viren-Spezialist gestartete Firma auf Adblocking umgestiegen. „Adware ist Malware mit einer Rechtsabteilung“, schimpfte Carthy. Die Adtech-Firmen kämpften mit Fachleuten auf NSA-Niveau gegen die Interessen der normalen Nutzer.
und leider ist da was dran. was mich jedenfalls erstaunt, ist die aggressivität mit der die werbeanbieter vorgehen — aber auch die anbieter von werbeblockern. am ende verlieren alle, weil, vor lauter rumgockelei, niemand interesse an konstruktiven, vernünftigen lösungen hat.
die perlentaucher muss ich auch mal loben. einfach so. ich bekomme zwar nur so die hälfte ihrer arbeit mit, weil sie meinen, dass ein gekürzter RSS-feed vorteilhaft für sie wäre, aber manchmal klick ich mich dann doch durch. in diesem fall allerdings aufgrund einer facebook-empfehlung. den link zum arnulf-baring-interview, in dem er ein paar probleme der währungsunion angeblich voraussah, mag ich hier nicht posten, in dem interview das die perlentaucher verlinken steht mir dann doch zu viel kruder, erz-konservativer kackscheiss. den link auf fotos von einem projekt von MVRDV wiederhole ich allerdings gerne.
im #indieweb-sinne könnte ich die einzelnen link-artikel dieser sammlung im volltext hier auf facebook posten oder auf twitter mit knackigen zusammenfassungen oder steilen thesen anteasern. das funktioniert oft ganz gut und erzeugt eine menge rauschen, insbesondere wenn ein, zwei multiplikatoren den faden aufgreifen.
dazu hab ich aber seit ein paar tagen gar keine lust. ich poste die links auf wirres.net und belasse es in den meisten fällen dabei. poste ich meine anmerkungen zu einzelnen texten auf facebook oder twitter, schwappen dann meistens ganz schnell kleine widerspruchswellen über meine äusserungen. dabei habe ich aber oft das gefühl, dass der diskussionswillen sich bei ganz vielen auf reines widersprechen beschränkt — auf diskussionen oder gar argumente haben viele die ihr disagreement auf twitter oder facebook abschiessen dann keine lust mehr.
ganz besonders nervig finde ich dann auch immer klugscheisser die jede art von öffentlich ausgetragener meinungsverschiedenheit als profilierungssucht, öffentliches anprangern oder blossstellen von anderen oder wichtigtuerei abtun. oder die, die meinen es wäre lustig, wenn sie jetzt so täten als würden sie popcorn essen.
wahrscheinlich ist es ein trugschluss, aber vielleicht ist an der hoffnung doch was dran: was wäre wenn man das (mehr oder weniger) niedrigschwellige kommentieren unter blogeinträgen, facebook-posts oder tweets ausblenden würde und sich nur noch auf diskussionen beschränken würde mit leuten, die sich die mühe machen eine (minimal) strukturierte antwort auf ihrer eigenen webseite zu veröffentlichen? john gruber vertritt diese these ja schon lange, aber ich glaube, dass wäre mir dann doch zu langweilig und ruhig.
(bitte nicht antworten, das sind alles rhetorische fragen …)
wie vor 100 jahren: schankwirte und musikanten schreien sich auf dem gendarmenmarkt an.
dieser link geht aber zu einem klugen, sehr langen artikel über die frage, wie sehr die narrative von pixar kapitalistisch durchwoben sind, oder wie digg.com das zusammenfasst:
In film after film, Pixar presents narratives chiefly concerned with characters trying to be the best at what they do, or otherwise prove their usefulness.
Ulf Poschardt: Welcher BMW hat Sie als Erster begeistert und warum?
Peter Richter: Als Kind natürlich der M1, typisches Autoquartett-Auto, der böse Gegenspieler des Superstechers. Im wirklichen Leben aber der E30. Der 80er-Jahre-Dreier. Das war also die Schuld des Designs von Claus Luthe und seines Vorgängers Paul Bracq. Danach fand ich damals aber auch den Rest der Familie sehr attraktiv. Den Fünfer vor allem. Heute noch überlege ich manchmal, ob ich mir mal den Siebener kaufen soll, wie er auf dem Cover von "Head On" der Band Die Haut zu sehen ist. Ich glaube, in so einem habe ich vor Jahren mal Rainald Goetz im Rückspiegel auftauchen sehen, der Wagen war weiß, ein dramatisch schönes Bild.
ein dramatisch bescheuertes interview. ok, ok, nach hinten hin wird’s noch ganz witzig, wenn peter richter psychologisiert:
Peter Richter: Mit Rammstein verbindet mich vor allem die Vorgeschichte, die Erfahrung von Punk in der DDR. Ich muss die jetzt nicht täglich hören, um mich trotzdem daran zu freuen, dass die in der Rezeption offensichtlich genauso funktionieren wie Dreier-BMWs: Man selbst durchschaut selbstverständlich das Ganze, findet es vielleicht sogar auch ganz unterhaltsam, hat aber schwerste Bedenken gegenüber Gesinnung und Gesittung aller anderen. Was für ein Paternalismus.
tim cushing, angenehm differenziert, über die idee der amerikanischen regierung freedom-of-information-anfragen nicht nur dem fragesteller zu beantworten, sondern die dokumente für alle zu veröffentlichen. einige journalisten sind besorgt, dass ihnen damit die möglichkeit exklusive stories zu veröffentlichen genommen werden könnte, aber tim cushing meint (zu recht, wie ich glaube) dass dem öffentlichen interesse mit einem solchen vorgehen unter umständen besser gedient ist.
expedia hat sich nach dem artikel zunächst per twitter bei uns gemeldet und dort hat das „twitter-team“ dann (vor knapp einer woche) versprochen das „an das team“ weiterzugeben, „um zu schauen was da schief gelaufen ist“ und uns „bezüglich der Rückerstattung der Mehrkosten behilflich“ zu sein.
gestern meldete sich dann ein mitarbeiter der expedia „Priority Customer Care“ und stellte nochmal ein paar nachfragen, die ich beantwortete. mich interessierte ausserdem, wie das generelle vorgehen von expedia ist, wenn probleme bei der umbuchung aufträten, ob expedia das grundsätzlich auf die kunden abwälzt oder ob man sich in der regel für eine umbuchung einer unterkunft verantwortlich fühlt.
die ursprünglichen fragen, vor allem die der rückerstattung von den zusätzlichen übernachtungskosten die durch die umbuchung entstanden, wurden uns heute sehr befriedigend beantwortet: expedia zahlt uns die mehrkosten und wir müssen uns nicht beim vermittler eviivo selbst darum bemühen. auch die bereits an expedia gezahlten übernachtungskosten werden uns zurückbezahlt. die antwort der expedia „Priority Customer Care“ war super professionell und höflich, aber die antwort auf meine frage oben leider etwas ausweichend. aber immerhin ist festzuhalten:
In Fällen von Überbuchungen bucht Expedia eine Ersatzunterkunft ohne Mehrkosten in Absprache mit den Kunden.
dass das bei uns nicht geklappt hat wurde uns in der mail damit erklärt, dass es durch die „gemeinsamen Vertriebsstruktur“ von expedia mit eviivo zu einer „bedauerlichen Verzögerung“ kam. übersetzen würde ich das mit: „wir hatten kommunikationsproblemen auf mehreren ebenen.“
so erfreulich ich das ergebnis in diesem fall finde — uns entstehen keine mehrkosten, wir haben eine unterkunft, die kundenbetreuung versprach uns zusätzlich zu den erstatteten kosten einen gutschein auszustellen — so bedauerlich finde ich zwei aspekte:
erstens: die kommunikation mit den kunden über webseite und support ist alles andere als eindeutig — man weiss nie genau wo man dran ist, was expedia denn nun exakt bietet oder um was man sich dort kümmert. auch der berechtigte einwand von sven dietrich mal einen blick in expedia AGB zu werfen („[Expedia] ist, wie alle anderen auch, nur ein Vermittler“) war nicht hilfreich. denn wäre das so, gäbe es aus meiner sicht keinen grund bei expedia zu buchen, sondern expedia wäre dann wohl nur als preisverzeichnis und suchmaschine zu nutzen, um anschliessend direkt zu buchen. aber so wie es aussieht vermittelt expedia offenbar auch zwischen den parteien — wenn man genug lärm macht. was direkt zum zweiten aspekt führt:
die eskalation bis zur lösung war für beide parteien enorm mühsam. die beifahrerin hat über wochen regelmässig mit dem kundendienst telefoniert und gemailt, ich habe, als es dort nicht mehr weiterging, drüber gebloggt und getwittert. dann musste erst das twitter social media team aktiv werden, bis sich jemand meldete, der ausreichend zeit und entscheidungsfreiraum hatte um das problem zu lösen. das ganze zog sich fast über drei wochen hin.
ich verstehe dass expedia hier ein bisschen zwischen den stühlen sass, weil unser ursprüngliches bed and breakfast sich eben über eviivo als mittelsmann vermitteln liess und möglicherweise tatsächlich eviivo das hauptproblem beim lösungsfinden war, aber es bleibt das dumpfe gefühl, dass expedia erst dann in den „priority-modus“ schaltet, wenn die anzahl der twitter-follower, facebook-freunde oder der google-pagerank des beschwerdeführers ein bestimmtes level hat.
so oder so, ich muss mich jetzt leider schon wieder bei einem social-media-team bedanken (vor 4 monaten hab ich mich bei @o2debedankt): vielen dank ans @expediade-team für das aufnehmen des fadens und für das weiterleiten an die richtigen stellen.
Gründungsmythen und Ursprungsutopien sind wichtig um etwas neuem genug Schwung mitzugeben, dass es eine Chance hat, genug Fahrt aufzunehmen, Menschen zu begeistern. Aber irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem die alten Erzählungen ins Regal gestellt und durch neue, angemessenere Konzepte ersetzt werden müssen. Leider stoßen nur all zu viele der Dienste und Plattformen, die wir alle täglich nutzen ins Horn der alten Mythen.
mr robot ist eine sendung über einen computer-fuzzi, der seine laptop-kamera abklebt, sozial gestört ist, die tausende von leuten dazu bringen wird, ihre laptop-kamera mit tape abzukleben. unfassbar gut geschrieben, dunkel, vielschichtig und allzu platte stereotypen vermeidend.
in meiner kurzkritik hab ich mr. robot mit fight club (ohne brad pitt und edward norton) verglichen. ich meine das natürlich als kompliment, als eins der grösstmöglichen möglichen komplimente.
Elliot, the hacker protagonist of USA’s new drama Mr. Robot, looks like the dark corners of the Internet in human form. As played by Rami Malek, he’s pale and nervy-looking, and would be easy to miss in a crowd if it weren’t for his hollow stare. Elliot suffers from crippling social anxiety and mostly interacts with people by stalking them online, but he’s a well-meaning hacker, who despises his day job at a banking conglomerate and works at night to try to overthrow it. This, it seems, is the closest thing the 21st century gets for a hero: Despite airing on a typically stodgy network and being saddled with a ridiculous title, Mr. Robot is an angry, surprisingly effective screed against the current inequities of the world.
pessimistisches, langes lesestück von hossein derakhshan, die wegen seines blogs für 6 jahre im iran im gefängnis sass und der das alte web, das vor seiner inhaftierung, vermisst. zu grossen teilen gebe ich ihm recht, an manchen stellen seines textes möchte ich widersprechen und finde seine darstellung zu eindimensional. aber in einem punkt hat er sicherlich recht:
But the scariest outcome of the centralization of information in the age of social networks is something else: It is making us all much less powerful in relation to governments and corporations.
Sie kombinieren Witz und Depression, Handlung wird in absurden Szenen und Dialogen erzählt. Über die normale Lesebühnengeschichte – so in der Art: »Neulich ist mir dies und das passiert« – geht dies weit hinaus. Ist dies ein rein intuitiver Prozess oder wird auch mal was recherchiert?
Rein intuitiv. Mir sind auch schon Fehler aufgefallen. Es gibt drei Sachen in dem Buch, die nicht stimmen. Ich dachte, Männer kriegen keine Pilze an den Geschlechtsorganen beziehungsweise nicht mit Symptomen. Das ist doof, denn der Anfang meines Buches basiert auf diesem Irrtum. Die zweite »Untatsache«, also Falschmeldung ist: dass die Engländer ihre Unschuld früher verlieren als die Deutschen. Es ist genau umgekehrt. Die dritte falsche Sache ist, dass ich an einer Stelle Sage und Märchen verwechsle. Das Buch ist auch eine klassische Heldinnenerzählung: Ich schreibe, ich bin auf einer Gralssuche, wie die Figur im Märchen. Meine Lektorin sagte: Die Suche nach dem heiligen Gral stammt aus einer Sage. Aber ich habe entschieden: Die Protagonistin ist genauso dumm wie ich, die sagt auch »Märchen«. Ich finde es okay, dass die Quatsch erzählt, darauf kommt es mir nicht immer an. Die Leute sollen das alles googeln, bitte. Also: Kein Mann soll denken, dass er keine Pilze kriegt!
der witz ist, dass das veranstaltungsdatum auf der desktopseite schwer zu erkennen ist, aber auf der mobilversion der seite gar nicht zu erkennen ist (stand 14.07.2015).
veranstaltungstermine werden aber auch überschätzt. einfach irgendwann mal nach hamburg fahren ist auch nett
statt lefloid’s interview mit merkel anzugucken, reicht mir diese zusammenfassung von markus beckedahl. oder gibt’s nen guten grund das doch anzusehen?
apropos fernsehen, wayward pines ist eine ganz gute, neue, mittelgute fernsehserie die ich in den letzten wochen gerne gesehen habe. die handlung ist ordentlich und ausreichend sinnvoll konstruiert, leider sind die dialoge und die schauspielerischen leistungen zum teil unterste schublade, mitunter auf derrick-niveau. in den ersten paar folgen läuft matt dillons charakter durch die folgen, guckt ernst und desorientiert und sagt wechselnden weiblichen charakteren:„you got to trust me!“ — ohne weiter zu erklären was ihn zu dieser aussage veranlasst.
matt dillons ähnlichkeit mit dem fiktionalen johnny „drama“ chase (der von seinem bruder gespielt wird) sind erschütternd. trotzdem kann man sich wayward pines gut angucken. der deutschsprachige wikipedia-artikel enthält auch keine spoiler (im gegenteil zum englischen, der die episoden zusammenfasst).
ich habs ja schonmal gesagt, man muss der piratenpartei für julia redas mandat im EU-parlament dankbar sein. was sie tut — aber vor allem wie sie es regelmässig in ihr blog schreibt (oder schreiben lässt) — ist mitunter das beste an politik-erklärbärinnenarbeit die ich kenne. und am rande: stellt (wie ich) einen dauerauftrag für netzpolitik aus, falls ihr es noch nicht getan habt. ich glaube das geld ist bei netzpolitik.org extrem gut angelegt (abgesehen davon, dass sie das geld für ihre arbeit brauchen).
Während einige meiner Online-Kontakte sich an diesem Text über das Unterhaltungsdings „Tropical Islands“ ergötzen, packt mich das Fremdschämen: Was veranlasst Journalisten, Ressortleiter dazu, sich über Mangel an Geschmack und „Deprivation“ zu mokieren? Wahrscheinlich würde ich den Ort nicht anders empfinden, aber …
ich hatte ja so ein bauchgefühl („pratentiös“, „dünkelhaft“) gegenüber dem tropical-island-text von andrea diener (hier in den kommentaren etwas ausformuliert und diskutiert), aber christoph kappes hat das, wie ich gestern erst gesehen habe, nochmal viel besser auf den punkt gebracht und (in den kommentaren) komplexer diskutiert als ich.
ich habe dieses interview mit jürgen teller gerne gelesen, zumal ich vorher noch nie etwas von ihm gehört habe und teller zum teil sehr tolle fotos macht.
beim lesen sind bei mir aber viele vorurteils-schubladen aufgegangen. vielleicht weil ich ein paar künstler kenne, an die jürgen teller mich erinnert: laut, emotional, ansatzweise selbstzerstörerisch, masslos, überschwänglich und auf eine gewisse art enthemmt. aus diesen leuten quillt oft extrem gute (künstlerische) arbeit. aber mir fiel beim nachdenken über das interview auch auf (und es ist gut möglich dass ich mich irre oder etwas übersehen habe), dass frauen sich so eine arbeitshaltung, auch heutzutage, kaum erlauben dürfen. und wenn sie es sich doch erlauben, ist es unvorstellbar, dass sie umschwärmt, vergöttert oder auch nur ansatzweise ernst genommen werden wie ihre männlichen lebensstilgenossen.
sehr tolle — ich glaube so nennt man das — reportage vom nuf über jemanden von dem ich — und sie auch — noch nie gehört hat. radikal subjektiv, ohne prätentiöses andrea-diener-wir (nachfrage und antwort dazu), ohne pseudo-kritischen blick von oben herab hemmungslos persönlich und fair. davon will ich gerne mehr lesen.
With our attempts to cultivate nature, humankind causes the rising of a next nature, which is wild and unpredictable as ever. Wild systems, genetic surprises, autonomous machinery and splendidly beautiful black flowers. Nature changes along with us.
FYI: bei real (oder amazon) kann man ungefähr für den preis von echten überwachungskameras auch dummy-überwachungskameras kaufen. der vorteil von den fake-kameras: sie laufen länger mit einem set batterien (mit dem sie ihr rotes licht blinken lassen).
2 rote paprika, in feine streifen geschnitten
1 bund frühlingszwiebeln, in ringe geschnitten
2 rote chili, sehr fein gehackt und entkernt
300 gramm mungobohnenkeimlinge (da mungobohnenkeimlinge exakt wie sojabohnenkeimlinge aussehen, kann man auch sojabohnenkeimlinge nehmen)
die hähnchenbrust hab ich ungefähr 15 minuten in leicht kochendem salzwasser „pochiert“. weils da war, hab ich auch noch ein paar wacholderbeeren und lorberblätter mit ins wasser gegeben.
den rest der zutaten zerkleinern, mit salz und pfeffer würzen, vermischen und zur seite stellen und das dressing herstellen aus:
60 ml limettensaft (das waren bei mir 4 ausgepresste limetten)
100 ml buttermilch
2 esslöffel erdnussbutter
1 esslöffel fischsauce
2 teelöffel geriebenen frischen ingwer
2 knoblauchzehe, gepresst
das alles habe ich in einem becher mit dem pürrierstab pürriert (damit sich die erdnussbutter auflöst) und dann über den salat gekippt.
zum servieren habe ich die zerzupften, pochierten hühnerbrüste auf einem bett aus romasalatherzen (3 stück für 4 personen) gelegt, und dann den gedressten salat aufgelegt. die erdnüsse die anke gröner noch drübergestreut hat habe ich weggelassen und trotzdem sind damit 4 mäuler satt geworden.
besonders gutes zeichen: dem kind und der schwiegertochter hats geschmeckt, obwohl beide keine grossen ingwer-fans sind und das kind eigentlich koriander hasst. ie beifahrerin fand den salat eher so mittelgut, aber ausversehen rutschte ihr nach dem essen ein „das war sehr, sehr gut“ raus.