hinter kleinen sichtblenden kacken
ich erinnerte mich kürzlich als ich auf dem klo sass, dass jeff jarvis kürzlich ein „deutsches privatshären paradoxon“ postulierte. unter anderem wunderte er sich darüber, dass deutsche problemlos nackt in gemischten saunen rumhängen, sich aber darüber beklagen, dass man von ihnen in der öffentlichkeit fotos macht und sich kollektiv über facebook, google analytics, nacktscanner oder (ganz aktuell) über fotografien ihrer hausfassaden aufregen.
ich persönlich gehe weder in eine gemischte noch eine nach geschlechtern getrennte sauna, weil ich auch ohne sauna wie eine sau schwitze. trotzdem hat jarvis natürlich recht, wenn er sich über so eine vermeintliche paradoxie wundert, übersieht aber vielleicht den aspekt, dass es deutschen durchaus unangenehm ist, wenn sie in der sauna oder am FKK-strand fotografiert werden, bzw. das gefühl haben, ihre privatshäre nicht autonom kontrollieren zu können.
ctrl-verlust hin und her, kontrollverlust ist nunmal unangenehm.
als ich da auf dem klo sass, fiel mir ein amerikanisches paradox auf: amerikaner gelten ja allgemein als recht prüde. weibliche brüste auf tageszeitungstitelseiten oder im fernsehen sind verpönt, selbst stillende mütter gelten mitunter als obzön. gemischte saunen, öffentlich zugängliche FKK-strände, öffentliche werbetafeln mit nackten, all das lässt die amerikaner genauso staunen, wie das fehlende tempolimit auf deutschen autobahnen.
die amerikanische prüderie endet aber auf öffentlichen toiletten. wer in in amerika in ruhe auf einer restaurant- oder büro-toilette kacken will ist aufgeschmissen. erstens sind die kabinen in amerika fast nie geschlossen sondern unten und oben offen (das kennt man aus amerikanischen krimis, man kann immer bequem unter den türen durchgucken oder, wenn man aufs klo steigt, mit dem nebenmann von angesicht zu angesicht plaudern. symbolbild 1, symbolbild 2) und zweitens haben die türen spaltmasse, die meistens mehrere finger dick sind.
so kann man beim kacken zwar gut beobachten was vor der eigenen kabine los ist, fühlt sich als deutscher, der geschlossene und einfach abschliessbare kabinen gewohnt ist, aber auch unangenehm beobachtet oder zumindest beobachtbar.
als ich mal für ein paar wochen in new york war, bin ich zum kacken immer ins four-seasons-hotel gegangen. dort befinden sich meines wissens die einzigen blick- und ich glaube auch luftdichten öffentlichen toiletten-kabinen der USA.
wie verträgt sich einerseits die prüderie der amerikaner und diese wer nichts zu verbergen hat, kann auch hinter einer kleinen sichtblende kacken-haltung?
liebloses setdesign, liebloser film
gerade die DVD mit „daybreakers“ angeworfen. gleich in der ersten szene wird ein kalender gezeigt:
leider haben die setdesigner sich nichtmal die mühe gemacht den kalender ordentlich auszurechnen, was ja heutzutage mit computern gar nicht mal so schwer sein sollte.
solche lieblosigkeiten können einem echt das filmvergnügen kaputtmachen. schon nach 1 minute film, muss man was drüber ins internet schreiben.
[nachtrag 21:55h]
was für ein blöder mistfilm. und ich habe ihn auch noch bis zum ende durchgesehen, obwohl es nach einer minute absehbar war, wie lieblos der film ist. ein langweiliger, absehbarer versuch, einen plot für daybreakers teil zwei und drei aufzubauschen.
bullerdeich 7, baustelle 10
heute abend, bzw. seit heute nachmittag um 16 uhr, findet am bullerdeich 7 in hamburg die freilicht-ausstellung „baustelle 10“ statt. ich war heute nachmittag mal kurz da.
die taz schreibt:
Das Gelände zwischen Süderstraße und Bullerdeich ist eine alte Brache. Die Gebäude und das Areal am Hochwasserbassin sind seit 15 Jahren ungenutzt. Alle Initiativen von KünstlerInnen, dies zu ändern, waren bisher erfolglos. Doch ab September 2010 wird dort eine öffentliche Grünfläche entstehen, Verhandlungen über künstlerische Nutzung der Gebäude laufen. Geplant ist auch ein Skulpturenpark, der von KünstlerInnen fortwährend neu gestaltet wird und in dem regelmäßig Ausstellungen stattfinden. Das direkt und indirekt von 42 KünstlerInnen aus den Brachgebieten in Hamburgs Südosten getragene Projekt der heutigen Freiluftausstellung gibt einen Vorgeschmack auf diese Zukunft.
kostenlose äpfel
apfelbauer könig lebte viele jahre ganz gut von seinen äpfeln. sie waren nicht besonders gut, aber er hatte kaum konkurrenz, da der anbau von äpfeln sehr personal-intensiv war und grosse flächen land benötigte. über jahre hinweg konnte er seine äpfel jeden tag wie geschnittenes brot auf dem markt verkaufen. jeden tag verkaufte er grosse mengen zu einem kilo-preis von 10 euro.
irgendwann, vor 5 jahren begannen die einwohner der stadt an allen möglichen stellen selbst äpfel-bäume zu pflanzen. die ersten ernten waren nicht besonders gut, aber jeder konnte sich die äpfel selbst pflücken — und so an kostenlose äpfel kommen. könig verkaufte weiterhin seine äpfel, da die qualität seiner äpfel besser als die der wilden äpfel war.
die qualität der kostenlosen, wilden äpfel wurde aber im laufe der jahre immer besser. da bauer königs umsatz langsam aber stetig zurückging, entschied er zu einer einschneidenden werbemassnahme: er begann damit, äpfel die faule stellen hatten oder deren schale nicht der üblichen qualität entsprach, zu verschenken. überall in der stadt stellte er tische auf mit seinem äpfeln, die besser waren als die frei wachsenden, in der hoffnung die leute so auf den markt locken zu können, wo er weiterhin seine besten äpfel verkaufte. er senkte teilweise sogar die preise und entliess einen teil seiner gärtner um die produktionskosten zu senken.
irgendwann hatten die leute keine lust mehr auf den umweg zum marktplatz und begnügten sich mehr und mehr mit den kostenlosen äpfeln. die waren gut genug, überall in der stadt zu bekommen und kostenlos. das geschäft auf dem marktplatz wurde immer weniger einträglich für könig, er hatte auch bereits mehr als die hälfte seiner gärnter entlassen und liess seine ernte von fereiwilligen ernten und teilweise auch pflanzen. den freiwilligen reichte es, ein kleines fähnchen an die von ihnen geernteten äpfel zu binden, auf dem ihr name stand. für dieses privileg, schuffteten sie tagelang auf königs plantagen und halfen ihm unentgeldlich beim anbau.
könig fing nebenbei auch damit an, mit gebrauchten autos zu handeln. dieses geschäft sollte seine plantagen querfinnzieren, brachte aber bereits nach wenigen monaten gute profite ein. nur die äpfel verkauften sich immer schleppender, obwohl die menschen soviele äpfel wie nie zuvor assen.
da kam könig eine idee. warum sollte er sich mit den mickrigen profiten die er auf dem markt einfuhr und dem geld aus dem gebrauchtwagenhandel zufrieden geben, wenn er auch an den äpfeln die er verschenkte verdienen könnte? er schlug dem bürgermeister vor, für jede tonne äpfel minderer qualität die er verschenkte, 10.000 euro aus den steuereinnamen der stadt zu bekommen. schliesslich seien es seine äpfel, die die stadt so attraktiv machten. der bürgermeister weigerte sich zuerst, er meinte schliesslich habe die stadt die strassen und plätze gebaut (und bezahlt) an denen er seine äpfel auslegte. könig fand aber, dass die stadt von seinen äpfel unrechtmässig profitierte. schliesslich sei die stadt ohne seine kostenlosen äpfel nur halb so attraktiv. ohne seine äpfel, würde die stadt auf qualitativ minderwertige ware, auf „fallobst“ angewiesen sein. ausserdem beschäftige er immer noch 10 gärtner auf seinen plantagen, diese arbeitsplätze seien gefährdet, wenn die stadt ihm nicht entgegen käme. ausserdem solle der bürgermeister nicht vergessen, dass er ihn während seiner wahlkämpfe immer grosszügig finanziell unterstützt habe.
seitdem zahlen die bürger der kleinen stadt steuern für den strassenbau und für kostenlose äpfel — die äpfel von könig sahen mittlerweile alle aus wie früher das sogenannte frei wachsende „fallobst“, schmeckten fade und trocken. immerhin konnte man damit ein anständiges apfelkompott herstellen.
[die geschichte hinkt vorne und hinten und ist nicht mal ansatzweise stringent. ohne analogie geht das wahrscheinlich besser. zum aufregen bitte weitergehen zu herrn knüwer. dort kann dann auch zum thema gemeinsam mit ihm gekotzt werden.]
die stargarder strasse strahlt nicht mehr
das strahlende cäsium-haltige ding wurde entfernt. siehe auch frank riegers erste bilder vom „Bleisarkophag aus Stargardobyl“ und bilder vom bergungsloch.
am wochenende hab ich in hamburg von der strahlenden stargarder gelesen, gestern, auf dem nachhauseweg in berlin, hab ich mich dann doch ein bisschen erschrocken, dass das direkt um die ecke von meiner wohnung war.
unbefangener käse
leistungsschutzrecht pro und contra und zusammengefasst
arnd haller, justiziar von google nord und zentraleuropa, schrieb vor ein paar tagen zehn gründe gegen ein press-leistungsschutzrecht auf. kai biermann, resortleiter digital bei zeit online, fasste die zehn gründe zusammen — wie ich fand teilweise falsch oder ungenau. kai biermann hat auch nicht alles verstanden, was arnd haller schrieb, mir geht es da genauso, wenn ich versuche die gründe für das leistungsschutzrecht zu verstehen. was haller schrob fand ich hingegen ganz gut verständlich, wenn auch nicht so brilliant wie das was google der FTC kürzlich zu einem ähnlichen thema schrob.
nichts desto trotz, hier meine ergänzungen zu kai biermanns zusammenfassung
1. Ihr Verlage übertreibt, was Eure Verluste durch das Netz angeht.
nein. haller schreibt, dass die verlage die verluste im printgeschäft übertreiben, dass sich die behauptung, die nutzer wollen für inhalte nicht zahlen, nicht halten lässt und dass es den verlagen insgesamt wirtschalftlich gut geht.
2. Ihr müsst Euren Kram ja nicht ins Netz stellen. Aber wenn Ihr es tut, “ist es geradezu abwegig, dafür andere zur Kasse zu bitten”.
ja, abwegig ist das in der tat, aber er schreibt auch, dass verlage froh sein können, für die infrastruktur die suchmaschinen und soziale netzwerke zur verfügung stellen, nicht zahlen zu müssen.
3. Es gibt keine Gesetzeslücke sondern höchstens ein paar Probleme bei der Verfolgung von Kopisten.
was genau sind denn „kopisten“? was machen die und wie hindert das leistungsschutzrecht sie an der ausübung ihrer tätigkeit?
das urheberrecht solle bei der einführung eines leistungsschutzrechtes nicht angetastet werden, wiederholt zumindest christoph keese unermüdlich. im umkehrschluss bedeuten die aussagen von keese oder den verlagen: „Es gibt keine Gesetzeslücke sondern höchstens ein paar Probleme beim geld verdienen mit kostenlosen inhalten.“ von kopisten oder einer verschärfung beim urheberrecht redet soch keiner. oder hab ich jetzt was falsch verstanden?
4. Ein Leistungsschutzrecht käme alle viel zu teuer zu stehen, alles würde mehr kosten.
stimmt, das sagt er und es ist wohl auch sachlich richtig. denn etwas was jemandem profite beschert kostet andere nunmal etwas. aber mit der zusammenfassung bin ich trotzdem nicht einverstanden. der gedanke, den haller über seine drei absätze von grund 4 ausbreitet, dass ein leistungsschutzrecht weiten teilen der deutschen wirtschaft schaden könnte, fehlt.
5. Eure schönen Texte wären weg und nicht im Netz mehr zu finden.
die zusammenfassung hört sich an, als ob haller drohen würde. die drohung finde ich aber in hallers text weder in, noch zwischen den zeilen.
6. Ein Leistungsschutzrecht hilft Journalisten und Journalismus nicht, es macht nur Konzerne reicher.
sehr gute zusammenfassung! allerdings benutzt haller die worte „journalist“ oder „journalisten“ in diesem absatz nicht ein einziges mal.
7. Ein Leistungsschutzrecht braucht Reichweite, damit es Geld bringt. Mehr Reichweite kostenloser Inhalte aber verschlimmert nur Euer Problem, dass Ihr damit nichts verdient.
(Den Punkt verstehe ich nicht, denn wirkt das Recht, werden viele die Inhalte eben nicht mehr nehmen, damit sie nicht zahlen müssen. Die Reichweite sinkt. Entweder hat der Chefjustiziar hier einen Denkfehler gemacht, oder ich bin zu blöd.)
eigentlich ist es doch einfach: haller, oder genauer die gegner des leistungsschutzrechts, fürchten, dass die reichweite der angebote durch das leistungsschutzrecht sinken würde. die verleger fürchten das offenbar nicht, sondern behaupten noch dazu, überhaupt nur mit dem leistungsschutzrecht ihre angebote finanzieren zu können. den denkfehler sieht haller bei den verlegern, die glauben behaupten journalismus im netz nur mit reichenweitenstarken, kostenlosen angeboten und einem leistungsschutzrecht finanzieren zu können.
8. Ihr macht Eure Kunden zu Kriminellen.
sehr gute zusammenfassung!
9. Die einzigen, die wirklich etwas daran verdienen werden, sind die Anwälte, die das seltsame Recht klären und ausfechten müssen.
sehr gute zusammenfassung!
10. Es nutzt nur den Konzernen. (Hatten wir schon bei 6., steht aber noch mal da.) Und Ihr verbaut Euch die Chance auf neue Geschäftsmodelle – die Ihr dringend braucht.
man kanns auch anders zusammenfassen: ein grossteil der journalisten, denen das neue gesetz angeblich nutzen soll, leht das leitungsschutzrecht aus den gleichen gründen wir die anderen gegner ab: das leistungsschutzrecht ist wettbewerbshemmend, wirkt konzentrationsfördernd (hihi) und kommt einer kapitulation der grossen verlage vor den kräften eines freien, unregulierten marktes gleich.
und jetzt wüsste ich noch gerne wie kai biermann zu einem presse-leistungsschutzrecht steht.
wie ich oben schrieb, dass was robert schweizer, rechtsvorstand bei burda, über die gründe für das leistungsschutzrecht schrieb, kann ich nicht in allen punkten nachvollziehen. aber zusammenfassen will ich es dennoch:
1. sinn und zweck des leistungsschutzrechtes ist die unternehmerischen risiken von verlagen abzupuffern und ihnen einnahmen zu garantieren, egal wie verantwortungslos sie unternehmerisch oder journalistisch handeln.
2. die verleger beanspruchen das „ausschließliche Recht“, Presseerzeugnisse oder Teile daraus zu vervielfältigen, zu verbreiten und öffentlich wiederzugeben
3. „ausschliesslich“ soll allerdings nur im gesetz stehen, bedeutet aber gar nicht „ausschliesslich“, sondern was ganz anderes.
4. „Das Leistungsschutzrecht der Presseverlage schützt […] die unternehmerischen Leistungen der Verlage“ — etwas was die letzten 50 jahre völlig ungeschützt der welt ausgesetzt war und zu furchtbaren zuständen im verlagswesen geführt haben muss.
5. ohne verlage sind journalisten arme würstchen.
6. das leistungsschutzrecht dient keinesfalls ausschliesslich dazu, den verlagen viel geld zu verschaffen. das ist lediglich eine sachliche konsequenz des leistungsschutzrechtes.
7. die verlage haben im internet alles richtig gemacht und sind völlig unschuldig an ihrem unternehmerischen scheitern im internet.
8. es geht nicht ums geld, sondern darum mit der technik schritt zu halten — das geht nur mit einem leistungsschutzrecht und dem geld was damit verdient werden kann.
9. werbung in presseerzeugnissen ist scheisse total unseriös. mit dem leistungsschutzrecht können wir unabhängig von werbung werden und trotzdem weiter riesige werbeeinahmen einehmen, sobald der werbemarkt wieder anzieht.
10. wir schaffen es nicht unsere inhalte im internet zu geld zu machen, also soll ein gesetz die menschen dazu zwingen uns das geld einfach zu geben.
11. qualitätsjourmnalismus und die demokratie ist nur mit geldstrotzenden verlagen am leben zu erhalten.
12. wer nur liest muss nichts bezahlen. alle anderen schon.
13. wir sind nicht zu blöd geschäftmodelle im internet zu finden. wir haben doch das leistungsschutzrecht gefunden!
14. die ordnung der welt ist nur mit dem leistungsschutzrecht zu erhalten. alles andere führt zum ende der welt.
[nachtrag 10:45h]
ich hatte helmut hartung, der das interview geführt hat, mit robert schweizer, dem burda rechtsvorstand verwechselt, der interviewt wurde. ist oben jetzt korrigiert.
antiwerbung
wer zweimal fickt, dem glaubt man nicht
es ist jeder hinsicht unsäglich dumm, was alice schwarzer kürzlich an jörg kachelmann gerichtet gesagt hat:
Vielleicht geht Ihnen aufgrund Ihrer Sexualpraktiken aber auch alles durcheinander.
dieser satz ist nicht nur dumm und arrogant, sondern auch menschenverachtend. welche sexualpraktik wäre es denn nach alice schwarzers meinung, die menschen dazu bringt nicht alles durcheinanderzubringen oder mit der man vermeiden könnte, von ihr als potenzieller verbrecher gesehen zu werden? monogame heterosexualität ohne analsex? monogame homosexualität ausschliesslich mit schmusesex? penisloser geschlechtsverkehr ohne sexspielzeug? missionarstellungssex? enthaltsamkeit? onanie? oder könnte sie die sexualpraktiken meinen, die uns die kirchen empfehlen?
und wer ist schwarzer, dass sie die zurechnungsfähigkeit, vernunft, schuld, gewaltbereitschaft oder den charakter eines menschen mit irgendeiner sexualpraktik, von der sie wahrscheinlich nur vom hörensagen aus publikationen mit seite-1-arsch-und-titten-mädchen erfahren hat, in verbindung bringen kann? die päpstin? die ethikbauftragte der deutschland AG?
was würde schwarzer sagen, wenn man ihr ihren eigenen satz vorhalten würde? „faschistIn“? „schwulenhasserIn“? „pascha“?
vor allem, welche sexualpraktik meint sie überhaupt? promiskuität? macht promiskuität tatsächlich unzurechnungsfähig? sind menschen mit mehr als einem sexualpartner, unfähig moralische kategorien zu werten und zu erkennen?
genauso unsäglich und dumm wie schwarzers geschwätz, finde ich übrigens einen satz aus julia seeligers kommentar zum thema. statt schwarzer zu empfehlen ihr bild-zeitungs-abo zu kündigen, sagt sie:
Es ist Zeit, dass Schwarzer als Feministin Nummer eins abtritt.
erstens frage ich mich wann genau sich alice schwarzer zur „Feministin Nummer eins“ erklärt hat oder wann und wo sie für sich den ersten platz unter den feministinnen beansprucht hat. da schwarzer von einem amt, dass sie nicht innehat oder dass ihr gelegentlich von der deppenfraktion angehängt wird, nicht zurücktreten kann, kann man seeligers satz nur folgendermassen lesen: „die schwarzer soll endlich die schnauze zu feministischen themen halten oder zumindest aus der öffentlichkeit verschwinden.“
dieser spruch ist mindestens genauso arrogant, überheblich und autoritär in seiner haltung, wie das gerede von schwarzer selbst.
[nachtrag 06.08.2010]
„promiskurität“ mit „promiskuität“ ersetzt und heuet beim arzt im wartezimmer eine lange geschichte über kachelmann im stern gelesen. dort stand unter anderem, einiges über kachelmann sexualpraktiken. wahrscheinlich stands so auch in einigen anderen schundblättern, die ihre ersten seiten oder andere inhalte mit nackten frauen schmücken. hatte ich vorher nicht mitbekommen und vielleicht sind kachelmann sexualpraktiken dann auch gegenstand des gerichtsverfahrens. kachelmann wegen seiner sexualpraktiken die zurechnungsfähigkeit abzusprechen finde ich nach wie vor unterirdisch. aber mir ist aufgefallen, dass ich für die behauptung diese haltung schwarzers sei menschenverachtend keine argumente geliefert habe. passender wäre wohl das verbohrt, ideologisch oder katholisch zu nennen. in wahrheit ist es wohl einfach nur selbstüberschätzung, intoleranz und arroganz.
felix schwenzel schreibt rote zahlen
geiseln der rechtschreibkorrektur
ein bisschen musste ich schon lachen, als ich am montag im gedruckten tagesspiegel folgendes las:
Jahrhundertelang war sie eine der Geiseln der Menschheit, inspirierte aber auch die Kunst: die Syphilis.
immerhin — und das kann man gar nicht genug loben, hat der tagesspiegel es für die online-version korrigiert.
wir plagieren dazs
toll, häagen-dazs wirbt jetzt mit dem mcdonalds-claim „ich liebe es“. na gut ein bisschen abgewandelt, trotzdem abgenudelt.
demnächst wirbt dann die bäckerinnung mit „ich liebe brot“, bastian sick mit „ich liebe dem“, rocco siffredi mit „ich liebe die“ und beate uhse mit „wir lieben liebesmittel“. oder so.
[nachtrag 20:30h]
so gehts natürlich auch.
charles peugeot arbeitet für citroën
sachen gibts:
charles peugeot appointed as citroën UK sales director.
[via top gear s15e05]
vpn
heute habe ich bei patrick wollny gelesen, wie er sich seinen „Fernseh/Filmtraum“ erfüllte: mit einem VPN. ein VPN-zugang mit dem sich das blödsinnige GEO-Blocking umgehen lässt, dass uns innovationen beschert hat wie youtubes fehlermeldung „This Video is not available in your country“ oder die sperrung des streamings von „the it-crowd“, wenn man ausserhalb von grossbritanien lebt.
patrick wollny hat das umgehen des geo-blockings mit dem kostenpflichtigen service blackvpn.com erreicht, also hab ich das auch mal ausprobiert:
mit dem referral-Code von patrick wollny (PVMYKHR) kostet das „global package“ mit dem man sich anonymisiert als brite, amerikaner oder europäer ausgeben kann für drei monate nur 10 euro (regulär 10 euro pro monat). nachdem vor einer weile ich mit dem kostenlosen (werbefinanzierten) dienst „hotspot shield“ keine so guten erfahrungen gemacht habe (zu langsam, unvollständige integration) hab ich mir also mal das „global package“ von blackvpn besorgt, es konfiguriert (einfach) und getestet. und ich muss sagen, ich bin begeistert, es funktioniert durch die fritzbox sogar mit mehreren individuellen vpn-tunneln von verschiedenen rechnern.
hulu funktioniert, der bbc iplayer und channel4 funktionieren ruckelfrei und zuverlässig. alles anonym (blackvpn fertigt keine logfiles an), sicher (mein provider sieht nicht mehr auf welchen seiten ich surfe) und eben ohne blockwarte die einem sagen, man komme aus der falschen region.
als ich eben beim abendbrot begeistert davon erzählte was man jetzt plötzlich alles sehen könne und wie toll das funktioniere, sagte das kind nur trocken: „VPN? bei mir inner schule haben das schon alle“.
naja. jetzt haben wir es eben auch. und ich kanns nur empfehlen.
[hier gibts ne liste von weiteren VPN-diensten]
[nachtrag 31.07.2010]
ich habe jetzt auch einen eigenen referal-code mit dem man blackvpn billiger bekommt (und ich kostenlose blackvpn-zeit wenn sich menschen dadrüber anmelden): PVUVGHT
lügen heisst jetzt „PR“
derwesten schrob (und zitiert damit ein bild-interview mit rainer schaller):
Zu den erwarteten Besucherzahlen von bis 1,4 Millionen sagte Schaller, solche Zahlen vorab seien Schätzungen. Auf so einer langen Veranstaltung „kommen und gehen Menschen“. Fakt sei, dass bis 14.00 Uhr nur 105 000 Menschen mit der Bahn gekommen seien. Und Luftbilder bewiesen, dass der Platz zum Zeitpunkt der Tragödie nur zu 75 Prozent gefüllt gewesen sei. Auf die Frage, ob die hohen Zahlen also nur PR und nicht die echte Teilnehmerzahl gewesen sei, sagte Schaller: „Das kann ich nicht verneinen.“
daran sieht man, dass es eine ganz hervorragende idee ist solcherlei lügen-PR zu machen, denn jetzt geniesst rainer schaller als loveparade-veranstalter natürlich grösstmögliches vertrauen, wenn er sachen sagt wie:
Alle Auflagen, die wir bisher geprüft haben, haben wir zu 100 Prozent erfüllt.
[nachtrag 9:55h]
erst jetzt gesehen, dass derwesten sich bei den schaller-ziaten bei der bild-zeitung bedient hat.
rügen
alles was ich bis vor kurzem über rügen wusste, war geprägt von diesem bild von caspar david friedrich.
nach unserem urlaub auf rügen weiss ich, dass die wirklichkeit, wie so oft, ganz anders aussieht:
na gut. das war polemisch. rügen ist an vielen ecken noch viel schöner als caspar david friedrich es darstellte. wie zum beispiel hier, auf der halbinsel mönchgut.
oder hier, im nationalpark jasmund, an der rügens kreidefelsen steilküste langsam aber sicher abbröckelt.
die kreidefelsen und bäume, die sich caspar david friedrich zum vorbild für sein (höchstwahrscheinlich) konstruiertes bild nahm, dürften schon lange in die ostsee gefallen sein. so hiess es in diversen reiseführern, dass die wissower klinken friedrichs vorbild gewesen sein könnten, dabei existierten sie zu caspar david friedrichs zeiten noch gar nicht, sondern erst später durch das küstenbröckeln entstanden. 2005 sind dann auch die eigentlichen wissower klinken ins meer gestürzt.
die rügener kreidefelsen kann man auf dreierlei art betrachten, von oben, über einen wanderweg durch den nationalpark jasmund, von unten, vom strand aus oder vom meer aus. wir haben sie von oben und vom meer aus betrachtet.
oben auf den kreidefelsen rumzuklettern ist ein bisschen unheimlich, da die felsen teilweise sehr hoch sind und selbst der relativ frisch angelegte wanderweg teilweise opfer der erosion geworden ist.
die küste um den nationalpark jasmund wird übrigens durchaus absichtlich nicht vor der erosion beschützt. es gibt keinerlei küstenschutzmassnahmen, wie wellenbrecher, vor den kreidefelsen. das ist schön anzusehen, aber auch ein bisschen morbide.
prora
prora ist auch ein bisschen morbide. ein mehrere kilometer langer, unvollendeter bau, der den nazis zur volkserholung dienen sollte und der nach dem krieg teilweise gesprengt, teilweise leer stehen gelassen wurde und später der NVA als kaserne diente. oben im norden bröckeln die ruinen als rohbauten vor sich hin, weiter südlich, in dem teil der der NVA als kaserne diente, wird der bau als diskothek, zum softeisverkauf und als musuem genutzt.
über prora und das „NVA-museum“ (oder die „KulturKunststatt Prora“) kann man sich furchtbar aufregen oder einfach reingehen und sich beständig an den kopf fassen.
das museum besticht vor allem durch seine völlig ungeniert zur schau gestellte piefig- und spiessigkeit, aber auch völlige hilflosigkeit und hang zum absurden. dieses bild fasst die absurdität und spiessigkeit auf das treffenste zusammen:
auch die originalgetreu nachgestellten NVA manschafts- und gäste-quartiere stürzten mich vor überbordender DDR-spiessigkeit beinahe in depression:
genauso wie die zahlreichen kopfsteingepflasterten landstrassen auf rügen, die dauercamper auf den campingplätzen und die sächselnden urlauber, weckte das NVA-, KDF und dings-museum mit seinen DDR-gardinen und -tapeten unfassbar viele assoziationen an meine DDR-besuche in den siebziger- und achtziger jahren. das einzige was neben der einlullenden spiessigkeit noch fehlte war der geruch von brennender braunkohle.
besonders beeindruckend fand ich die völlige konzeptlosigkeit des musseums. einerseits wird prora und seine geschichte scheinbar neutral und authentisch dokumentiert und erhalten (ein raum rekonstruiert sogar das aussehen der geplanten KDF-urlauberzimmer, selbst die gästetoiletten unterscheiden sich durch nichts ausser den amaturen von den NVA-austellungstoiletten), andererseits sind mehrere räume vollgestellt mit hunderten antiker nähmaschinen, schreibmaschinen oder ausgestopften tieren. warum und wozu (um es mal turiesque auszudrücken): unklar.
völlig unklar auch, warum nachgestellte manöver- oder kriegsszenen mit blutigen spielzeugsoldaten in einem museums-„modellbauzirkel“ mit 11 oder 12jährigen kindern im modell nachgebaut und in einem eigenen raum ausgestellt werden.
obwohl völlig unklar ist es dann doch nicht, in der werbebroschüre des „förderkreises binz jugend aktiv“ schreibt der kursleiter:
Die Teilnehmer/innen lernen so auf spielerische Art den Umgang mit verschiedenen Werkzeugen und Farben, entwickeln handwerkliches Geschick und trainieren ihre Ausdauer und Konzentration auf spielerische Art und Weise und haben nach Fertigstellung ein Erfolgserlebnis.
das mit dem umgang mit den farben muss allerdings noch geübt werden:
essen
auf rügen gibt es an jeder ecke einen discounter und an jeder zweiten ecke einen fischstand, der selbstgeräucherten fisch verkauft. in der hochsaison haben sowohl die rügener discounter, als auch die räucherfischverkäufer jeden tag in der woche geöffnet. das hatte zur folge, dass wir jeden mittag geräucherten fisch assen (das kind möchte übrigens „nie wieder“ fisch essen) und fast jeden abend in alufolie gewickelte und auf holzkohle gelegte kartoffeln, die wir jeden tag mit einem kräuterquark eines anderen discounters (und salat, gemüse und gelegentlich fleisch) kombiniert verspeisten. zum nachtisch gabs fast immer wassermelone.
das hört sich jetzt unglaubwürdig an, aber selbstzubereitetes essen auf dem campingplatz schmeckt ungefähr 20mal besser als anderswo.
und den besten räucherfisch gibts in vitt (qype review).
lupo
erstaunlich was alles in einen lupo passt. drei personen, ein viermann-zelt, ein viermann schlauchboot, ein tisch, zwei luftmatrazen, drei decken und kopfkissen, eine komplette bad und küchenausstattung, ein grill, zwei taschenlampen, sechs stühle, ein wasserkocher, ein kühlschrank, drei reisetaschen, ein laptop, drei handys, zwei ipods, ein navigationssystem, ein sonnenschirm, drei bastmatten, ein ventilator, drei wäscheleinen, ein handfeger, eine spülschüssel, zwei öllampen, sechs paar schuhe, sechs bücher. was keinen platz mehr hatte waren: ein liter milch und drei kilo holzkohle.
strände
rügen hat unglaublich viele strände. alle riechen ein bisschen unangenehm, was an der derzeit stark mit algen belasteten ostsee liegen kann oder an meinem mundgeruch. manche strände muten beinahe karibisch an (zum beispiel westlich vom kap arkona), manche (wie die an den ostseebädern binz, baabe oder göhren) wie überlaufene nordsee- oder sylt-strände und manche wie steinbrüche. manche strände wirken wie das ufer des gartenteichs bei meinen eltern, andere wie die an einem baggersee, andere wirken entrückt und überzeichnet wie strände aus dem spiel „myst“.
[die fotos mit einigermassen realistischen farben hat die beifahrein mit einer richtigen kamera gemacht, die mit den verwaschenen, stichigen farben habe ich mit meinem palm pre gemacht. falls sich jemand wundert.]
datuw und uhrzeit
meta
so ähnlich war es bei mir und der beifahrerin auch
relevanz ist firlefanz
ganz im ernst, lokalblättchen lesen (hier ostsee-zeitung) macht spaß. alles sehr, sehr entschleunigt.