17 behauptungen (teil 1 von 2)
ein paar journalisten und blogger haben haben über das was sie tun nachgedacht und den kleinsten gemeinsamen nenner auf den sie sich einigen konnten aufgeschrieben und es „internet-manifest“ genannt. dieser kleinste gemeinsame nenner soll zeigen „wie journalismus heute funktioniert“ — oder könnte oder sollte. ich schliesse mich martin recke an, der das ergebnis „enttäuschend“ findet und die behauptungen und beweisführung als „geballte mittelmässigkeit“ sieht.
mir fehlt die prägnanz, die stichhatigkeit und die brilianz die man von einem „manifest“ erwarten könnte. das manifest animiert die, die von den qualitäten des internets eh schon überzeugt sind, zu mildem nicken, wird aber niemanden der das internet scheisse findet, vom gegenteil überzeugen. aber vielleicht ist es ein anfang.
behauptung #1: „Das Internet ist anders.“

ein satz der dazu auffordert sofort das weiterlesen einzustellen. eine platitüde. erdbeermarmelade ist anders als himbeermarmelade. bier ist anders als wein. natürlich müssen die medien „ihre Arbeitsweise der technologischen Realität anpassen, statt sie zu ignorieren oder zu bekämpfen“. aber doch nicht weil das internet anders (als was eigentlich?) ist. sondern weil die mangelnde anerkenung der realität zu realitätsverlust führt. wer in der vergangenheit lebt, wird nichts neues erfinden können und wer zu spät kommt, der versteht das leben nicht mehr. das internet ist realität.
behauptung #2: „Das Internet ist ein Medienimperium in der Jackentasche.“

eine steile these mit wahrheit im kern. nur ist das gegenteil genauso wahr: wer im internet publiziert wird zu 99 prozent nicht wahrgenommen, geht im rauschen unter. das internet ist im gleichen masse ein „Medienimperium in der Jackentasche“, wie das geld auf der strasse liegt. oder anders gesagt, wer im internet publiziert kann genauso scheitern wie auf papier. und es bleibt keinesfalls „nur die journalistische Qualität, die Journalismus von bloßer Veröffentlichung unterscheidet“, sondern journalistische qualität ist nur eine von ungefähr zwanzig millionen arten im internet erfolg zu haben (beziehungsweise ein medienimperium aufzubauen). glaubt wirklich einer der unterzeichner, dass hugh heffner oder larry flynt ihre medienimperien auf „journalistischer qualität“ aufgebaut haben? es bleiben neben journalister qualität ebenso tratsch, voyeurismus und schund. natürlich sind keine hohen investitionen mehr mit „der Veröffentlichung und Verbreitung medialer Inhalte“ verbunden. mit dem erfolg aber schon, wenn auch nicht unbedingt und ausschliesslich finanzieller art. das internet macht einiges einfacher und schneller, aber es verschenkt nichts.
behauptung #3: „Das Internet ist die Gesellschaft ist das Internet.“

WTF? das internet fördert den dialog, klar, nur tritt man plötzlich in den dialog mit menschen denen man zuvor weder „zuhören“ wollte noch auf sie „reagieren“, man hört plötzlich stammtischsprüche, obwohl man noch nie im leben eine kneipe betreten hat. die gesellschaft ist (wie immer) im umbruch. das internet gehört für viele zum alltag. dass heisst aber nicht, dass medienschaffende oder die gesellschaft dem nicht unter umständen etwas entgegen setzen sollten. kritische distanz tut (nicht nur im internet) manchmal mehr gutes, als blindes nachäffen oder hinterlaufen. das internet deckt die vorhandenen dunklen und hellen seiten der gesellschaft gleichermassen auf.
behauptung #4: „Die Freiheit des Internet ist unantastbar.“

steile these, die die provokations-werber-handschrift von sascha lobo trägt. leider eine blödsinnige, indiskutable schwer vermittelbare these. natürlich muss das internet geregelt werden. das „wie“ ist die entscheidende frage. selbstreguliert, staatlich, wilkürlich, hierarchisch? auch das „was“ ist entscheidend: wie wird die technik reguliert, welche gremien oder organe steuern die entwicklung? wohin geht die entwicklung? das internet ist voller (mehr oder weniger) zentral gesteuerter meschnaismen, ohne die es schlecht funktionieren würde. ich bezweifle auch, dass sich „das internet“ seine infrastruktur selbst baut. da ist nach wie vor „der staat“ gefragt, der dann erklärt bekommen möchte, warum er die von ihm finanzierte infrastruktur nciht mehr antasten sollen darf. gewisse anarchische, unkontrolierbare mechanismen im internet, vor allem auch die sogenannte „netzneutralität“ sind entscheidende qualitäten des internets und seines erfolgs, die vehement geschützt werden sollten. nur wie erklär ichs meiner oma, einem politiker oder einem medienfürsten? selbstregulierung und die unkontrolierbarkeit des internets in vielen bereichen sind entscheidende qualitäten des internets.
behauptung #5: „Das Internet ist der Sieg der Information.“

information muss immer be-, ver- und aufgearbeitet werden. ob das durch medienhäuser, journalisten, forscher, blogger, technik, „nachrichtenfilter“ oder sonstwen oder sonstwas geschieht ist nicht entscheidend. entscheidend ist, dass sich ausser der quantität nichts geändert hat. es gibt mehr (frei verfügbare) information, ja. nur ist das kein sieg der information, sondern eine vermehrung der information. dass man diese informationen jetzt technisch besser als jemals zuvor aufarbeiten, ordnen oder finden kann ist ein fortschritt, keine frage, aber analysieren oder bewerten kann sich information immer noch nicht selbst. selbst das beste google-suchergebniss bedarf noch einer interpretation und analyse. oder anders gesagt, die tatsache, dass es auf einmal irre viele statistiken gibt, heisst noch lange nicht, dass es plötzlich mehr richtig interpretierte statistiken gäbe. viel information macht nicht unbedingt klüger, aber definitiv mehr arbeit.
behauptung #6: „Das Internet verändert verbessert den Journalismus.“

wunschdenken. nicht dass ich imun gegen wunschdenken wäre, im gegenteil. aber hier wäre definitiv ein konjunktiv angebracht. thesen oder behauptungen im kunjunktiv machen sich nicht gut, ich weiss. aber hat das bildblog die bild-zeitung verbessert, hat stete blogger-kritik den spiegel-online verbessert? vielleicht, vielleicht aber auch nicht. immerhin hat das internet dem journalismus das durchstreichen geschenkt. aber: auch das internet macht aus scheisse kein gold.
[edit: 08.09.2009: am text zu these #4 ein bisschen rumgedoktert und ein paar formulierungen gestrafft.]
[nachtrag 10.09.209]
zu teil zwei.
starbucks am hackeschen markt hat geschlossen

[nachtrag 08.09.2009]
starbucks renoviert und öffnet wieder, schrieb mir der starbucks-kundenservice per email:
Unser Coffee House am Hackeschen Markt ist nur für eine Woche Geschlossen um diverse renovierungs- und Modernisierungsarbeiten Vorzunehmen.Nächste Woche können Sie dann wieder in einen neuen Starbucks Coffee House am Hackeschen Markt Ihren Kaffee genießen.
wahlomat

irgendwie hatte ich mir das so gedacht. nur die FDP auf platz drei macht mir sorgen. wahlomat bundestagswahl 2009.
waffen verboten!

[grösser]
komfortdusche
bildschirmaufzeichnung von DVDs mit OS X
apple will es sich nicht mit „rechteinhabern“ verscherzen. das ist der grund für viele bedienungsunfreundlichkeiten bei der benutzung von apple-produkten. so wird ipod-nutzern hin und wieder ein schrecken eingejagt, wenn itunes rummäkelt, nachdem man seinen ipod in einen fremden computer gesteckt hat. itunes fragt dann: „soll ich alle inhalte auf dem ipod unwiederbriglich löschen?“ ich meine mich auch erinnern zu können, dass itunes mir einmal beim einstöpseln eines fremden ipod gefängnis oder eine abmahnung androhte. oder auch nicht. so oder so: apple scheint tief im arsch der paranoiden content-industrie zu stecken.

dank der paranoia der „rechteinhaber“ konnte man auf einem apple-rechner, solange im hintergrund eine DVD lief, auch nie screenshots anfertigen. der mac warnte dann, dass das verboten sei.
dass keine screenshots angefertigt werden können, während eine DVD abgespielt wird, ist natürlich gelogen. schaute man sich die DVD mit VLC an, konnte man problemlos bildschirmfotos anfertigen, auch von den DVD-inhalten.
seit der version 10.6 kann man auch bildschirmfotos machen, wenn apples DVD-player läuft. man kann sogar screenshots vom DVD-fenster selbst machen, nur geben diese screenshots dann einen leeren fensterinhalt wieder. das erreicht apple offenbar dadurch, dass man zum zeitpunkt des screenshots ein leeres fenster über das eigentliche DVD-abspielfenster legt.

aber in 10.6 hat apple auch ein weiteres neues features hinzugefügt: quicklook in exposé. quicklook erlaubt es normalerweise im finder eine datei auszuwählen, die leertaste zu drücken, um dann eine grosse voransicht der datei zu sehen. das geht jetzt auch in exposé. wenn man dort eines der fenster auswählt und die leertaste drückt, wird das fenster in originalgrösse angezeigt. das klappt natürlich auch mit laufenden DVD-player-fenstern, nur scheint da das leere fenster, was den DVD-inhalt vor „raubkopierern“ oder „bildschirmschützen“ sichern soll, in exposé etwas aus dem fokus geraten zu sein. schwer zu erklären, deshalb habe ich es aufgezeichnet:
apropos aufzeichnen, die möglichkeit jetzt auf knopfdruck bildschirminhalte in echtzeit aufzeichnen zu können und mit einem weiteren knopfdruck zu youtube zu schicken, ist ziemlich toll. noch praktischer ist die neue autovervollständi.
aus „1/2“ wird automatisch „½“ und aus "udn" wird automatisch „und“. so lassen sich beliebige kürzel definieren.

alte news
gestern machten alle möglichen newsseiten damit auf, dass nachrichten.de erlöse mit den „urhebern“ teilen wolle. es stand auf faz, turi2, meedia und was weiss ich wo. und wo stand es schon am 1.7.2009? richtig.

[siehe auch neunetz.com]
rüttgers kann nicht sagen was er eigentlich sagen will

am 28. august, also vor einer woche postete malte welding ein video von einer rede von jürgen rüttgers die er in duisburg hielt. malte nannte rüttgers einen „volksverhetzer“. ich würde nicht so weit gehen und ihn eher einen politiker nennen, dem die fähigkeit zu reden fehlt. oder so ähnlich. das video habe ich mir angesehen und gelesen was malte dazu kommentierte. das wars für mich eigentlich. meine nicht sehr gute meinung von rüttgers wurde nicht verändert und mein unverständnis dafür, dass leute die rüttgers reden hören sich nicht vor lachen krümmen, sondern applaudieren, blieb.
heute poppte die geschichte wieder in meinem feed-reader auf, bei den ruhrbaronen, die auch darüber berichteten, dass mittlerweile, gut eine woche nach malte welding, spon und sz darüber schrieben. interessant am spon-artikel war eigentlich nur das spin-doctoring von rüttgers parteigenossen:
Der Generalsekretär der CDU Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst, erklärte am Mittag in einer Stellungnahme, das SPD-Video habe die Rüttgers-Rede „völlig aus dem Zusammenhang gerissen und unzulässig verkürzt“.
„SPD-video“ deshalb, weil jusos die rede aufnahmen und auf youtube stellten. als reaktion auf die verkürzungs- und aus-dem-zusammenhangs-these bekam ich heute eine email aus der nordkurve mit einem link zu einem tweet mit zwei links (eins, zwei) zu youtube videos mit „vollständigen zitaten“.
interessant ist daran zweierlei:
- jürgen rüttgers wollte laut spon-artikel eigentlich etwas ganz anderes sagen als sagte. das andere, das was er sagen wollte, stand auch in seinem redemanuskript, aber er hielt sich nicht dran und redete frei. und das ist doch bemerkenswert. ein politiker der nicht sagen kann was er will. sagt die CDU. sagt spon. muss man sich mal auf der zunge zergehen lassen. rüttgers funktioniert nur, wenn er manuskripte vorliest. wenn er frei redet kommen sachen raus, die er unverständlich, missverständlich und ganz anders als die intention des redemanuskriptes sind.
- die SPD setzt auf negative campaining. was bei mir vom SPD-wahlkampf hängenbleibt ist wunschdenken („4 millionen arbeitsplätze!“), schadenfreude („die CDU hat mehr als wir verloren!“) und unterm strich sowas wie: die anderen sind noch schlimmer als wir. die SPD scheint eine schmerzhafte niederlage wirklich bitter nötig zu haben um wieder auf die füsse zu kommen.
zeit.de relaunch
die zeit relauncht ihre webseite.
vor andertalb jahren hat mich die online-redaktion der zeit zu einer blattkritik eingeladen, bei der ich hauptsächlich das gräsliche layout von zeit.de kritisiert habe. gerade die diskrepanz zwischen dem aufgeräumten, luftigen print-layout und dem engen, unübersichtlichen und mit werbung vollgepropften online-layout stört mich bis heute. der erste blick auf zwei screenshots, die die zeit.de-redaktion vorab herrausgab, scheint sich das geändert zu haben. wolfgang blau sprach bereits im märz 2008, als er gerade sein amt als online-chef angetreten hatte, von einem relaunch. andertalb jahre später scheints so weit zu sein.

die startseite sieht luftig und aufgeräumt aus. die serifen sind aus den überschriften verschwunden, der übermässige gebrauch von trennlinien wurde auf zwei gepunktete linien die den kopf und die marginalspalte trennen reduziert, die restlichen linien kann man sich denken. ein aufgeräumtes, grosszügiges design, das erstmals seitdem die zeit online ist, also seit einer halben ewigkeit, den gleichen wert auf typografie und layout legt, wie es die print-version der zeit tut. die agentur informationarchitects.jp die das neue layout entwicklet haben, postulierte bereits 2006: „Web Design is 95% Typography“. ein lesenswerter artikel und eine haltung, mit der sich informationarchitects.jp bei zeit.de durchgesetzt zu haben scheinen.
auf den vorab freigegebenen screenshots ist kaum werbung zu sehen, ich bin mal gespannt wie sich das im regelbetrieb entwickeln wird.

gespannt bin ich auf die technische umsetzung. hübsches layout alleine sorgt ja bekanntlich nicht für gute zugänglichkeit. entscheidend wird die benutzbarkeit des archivs, der suchfunktion, der autorenseiten, bzw. des autoren-index sein, ob man schlagworte sinnvoll einsetzt und ob und wie die RSS-feeds für einzelne ressorts oder autoren oder vielleicht sogar suchworte funktionieren wird. der eine der screenshots zeigt, dass schlagworte offenbar genutzt werden, dafür aber beispielsweise der autor nicht klickbar ist, was darauf hindeuten könnte, dass autorenseiten die alle anderen artikel des autors zeigen, wegfallen könnten. ebenso nicht zu sehen ist eine funktion, die thematisch verwandte artikel anzeigt.

morgen werden wir sehen, ob und wie die seite funktioniert. optisch scheint die zeit online endlich erwachsen geworden zu sein.
[nachtrag 04.09.2009, 23:19h]
ups. nicht richtig hingeguckt. die serifen sind noch da. die artikel und der artikel-teaser sind auf der neuen zeit.de-seite in serifen gesetzt. sowohl auf der startseite, als auch auf der artikelseite. nur die überschriften (die vorher in serifen gesetzt waren) sind serifenos gesetzt. serifen udn serifenlos hat sich/wird sich einfach nur drehen: serifen von den überschriften in den fliesstext, serifenlose schriften vom fliesstext in die überschriften.
[nachtrag 05.09.2009, 09:49h]
wolfgang blau kündigt den relaunch für heute (mittag) an.
hochzeitspaar mit fotografin
feuerwehrauto, mit microsoft word beschriftet

[nachtrag 13:17]
die kollegin war so nett, mir mit „word art“, einem „grafik“-programm in word, ein schild zu erstellen:

evelin lohbeck — animation video (noteboek)
rot-rote regierungswirklichkeit
moni muss aufhören zu arbeiten [nachtrag: die situation hat sich zum besseren gewendet, siehe unten], weil ihrem sohn die betreuungsstunden zusammenkürzt wurden:
Wenn ich höre, dass Frank-Walter Steinmeier Bildung zu einem Topthema machen möchte, und was die SPD im Wahlkampf verbreitet, dann kann ich wirklich nur noch verzweifelt lachen.
das kommt bei rot-roten-regierung raus: bei den ganz schwachen wird zuerst gespart. die wahlkampf-worthülsen „sozial“ und „für schwache“ schmelzen in der regierungsbeteiligung der SPD ganz schnell zu „asozial“ und „die schwachen haben ja keine lobby“ zusammen. naja, eigentlich bauen die ja schon im wahlkampf scheisse.
siehe auch isabo.
[nachtrag 16:16h]
die initiativen „Elternzentrum Berlin e.V.“ und „Netzwerk Förderkinder und Familien von Kindern mit Behinderungen“ haben einen brief an frank-walter steinmeier geschrieben.
[nachtrag 05.09.2009]
es gab in letzter minute eine „wende“, zumindest für moni:
die Schulleiterin hat einen Anruf der Bildungsverwaltung bekommen, dass John aufgrund der Schwere des Falls die fehlenden Stunden nachbewilligt werden. Ich bin unglaublich erleichtert. Mein Kind kann wieder in die Schule gehen, ich kann wieder arbeiten, puh. (weiterlesen)
hamburger kulturpolitik: konglomerate aus mist, in denen man currywurst essen kann
daniel richter im deutschland-radio kultur:
wen man 20 millionen hat, um die private schiffssammlung vonherrn tammzukaufenund zu nem museum zu erklären, dann sollte man auch in der lage sein, tatsächlich künstler zu halten und nicht nur irgendwie so „konsumistische“ grossprojekte. die kulturpolitik der stadt, im weitesten sinne, ist ja eine die auf den tourismus fixiert ist. unterm strich ist die kulturpolitik dieharley-davidson-tageund dasfleetinsel-festund daskirschblüten-festund dasalster-festund das elb-fest und das sind alles immer nur konglomerate aus mist, in denen man currywurst essen kann und nen hamburger essen kann, wo ne blues-rock-band spielt oder ein feuerwerk stattfindet, es ist die immer gleiche abgeschmackte art von konsum und massenunterhaltung.
gesagt hat er das anlässlich der besetzung von zwölf häusern im hamburger gängeviertels durch um die hundert künstler und kulturschaffer. mehr infos dazu:
- site der hausbesetzer
- interview mit hamburgs kultursenatorin karin von welck
- interview mit daniel richter im 2DF
[via]
kurze URLs
ich habe jetzt auch meinen eigenen URL-kürzer. wer einen kurzen link zum twittern oder mailen eines wirres.net-artikels braucht kann den link einfach selbst kürzen oder weiter unten rauskopieren.
sparrechnung:
- original-link 47 zeichen: http://wirres.net/article/articleview/5325/1/6/
- kurz-link 22 (-25) zeichen: http://wirres.net/5325
- bit.ly-link 19 (-28) zeichen: http://bit.ly/PtaQv
herr preidel hat sich ja auch sowas gebastelt, seine links sind nur 18 zeichen lang. dafür hat er was in PHP gebaut, ich mache es mit einer einfachen .htaccess-anweisung:
RewriteRule ^([0-9]+) http://wirres.net/article/articleview/$1/1/6/ [R,L]
mit wordpress müsste das auch gehen, wenn die anweisung vor den wordpress-anweisungen steht:
<IfModule mod_rewrite.c>
RewriteEngine On
RewriteBase /
RewriteRule ^([0-9]+) http://blog.name/index.php?p=$1 [R,L]
RewriteCond %{REQUEST_FILENAME} !-f
RewriteCond %{REQUEST_FILENAME} !-d
RewriteRule . /index.php [L]
so wird dann aus http://blog.name/1243 http://blog.name/index.php?p=1243. danach versucht wordpress die URL nach den permalink-einstellungen weiterzuleiten. das kann in die hose gehen, wenn die permalinkstruktur beispielsweise nach datum aufgebaut ist; dann verwechselt wordpress die ID gerne mit dem datum:
/%year%/%monthnum%/%day%/%postname%/
wer dann noch short url auto-discovery aktivieren möchte kann im header-template von wordpress etwas in dieser art hinzufügen:
<? if ( is_single() ) { ?>
<link rel="shorturl" href="http://blog.name/<? the_ID(); ?>" />
<? } ?>
„Shop kernenergie“!
so ein wortspiel, aus der „Propagandazentrale der Atomkonzerne“ (zitat sigmar gabriel) ist ja schon fast witzig.

wobei natürlich die frage bleibt, warum das wort „kernenergie“ für propagandazwecke kleingeschrieben wird. eine industrie die angeblich „sicherheit“ gross schreibt, könnte doch auch „kernenergie“ gross schreiben?
einige der im „Shop kernenergie“ kostenlos angebotenen postkarten steckten gestern in der neuen ausgabe der brandeins*. hundert „Freiexemplare“ jedes motives bekommt man offenbar kostenlos zugeschickt, wenn man sie online bestellt und dem atomforum seine adresse anvertraut.
mit einigen tausend postkarten mit diesem motiv könnte die SPD vielleicht noch ihren wahlkampf in letzter minute rumreissen. farblich und thematisch passt das ja:

andererseits sieht das natürlich doof aus, wenn auf so einem SPD-bettelkärtchen hinten „Lass uns drüber reden. Schau vorbei: http://kernenergie.de/energieverantwortung“ steht.
aber vielleicht wäre es auch lustig, wenn hunderte „onlinecommunitybenutzer“ hunderte von diesen karten kostenlos bestellen würden und der atommülllobby zumindest die sorgen der altpapier-endlagerung abnehmen würden.
*) oha, brandeins.de wurde gerelauncht komplett umgestaltet. sieht aufgeräumt aus.
serifen- und serifenlose sofas
N97

anfang bis mitte august konnte ich, wie rené, das N97 von nokia für 3 wochen testen. mittlerweile habe ich es wieder zurückgeschickt und bin froh, wieder meinen XDA benutzen zu können — obwohl ich den ja auch bekanntlich suboptimal finde.
das N97 ist angeblich das derzeitige spitzenmodell von nokia und eines der ersten nokia smartphones mit touchscreen-bedienung und aufschiebbarer tastatur. es hat beinahe alles eingebaut was man heutzutage technisch in ein telefon reinbekommt, UMTS, HSDPA, GPS, landkarten, einen kompass, WLAN, bluetooth, USB, zwei kameras, einen proximity- und einen lage-sensor, einen elektronischen laden, in dem man programme kaufen und runterladen kann, einen browser, exchange-anbindung, einen musikladen und einen speicherkarten-einschub. was ihm fehlt, ist eine konsitente und verständliche benutzerführung, logik und eleganz.
webseiten scrollt man nach unten, indem man sie nach oben schiebt. das hat nokia offensichtlich von apple gelernt. menüs oder dialogfelder scrollt man nach unten, indem man sie nach unten schiebt. da wollte nokia mal individualität ausdrücken. im browser findet das scrollen geräuschlos und relativ glatt statt, in menüs ruckelt und klackert es beim scrollen. es gibt kaum ein programm das einfach startet und dann das macht wozu es programmiert wurde, auf dem nokia wird man ständig nach irgendwas fragt: wen man den browser startet, fragt er ob man eine netzverbindung aufbauen möchte, wenn ja welche. wenn man den joiku-spot startet fragt er, ob man den joiku-spot starten möchte. wenn man ihn beendet, fragt er, ob man ihn beenden möchte. dafür fragt der browser oft gar nicht bevor er sich komplett beendet, obwohl man nur eines von mehreren browser-fenster schliessen wollte. das email-programm fragt einen, wenn man es startet ob man neue emails lesen möchte, wenn ja, ob man eine verbindung aufbauen möchte und wenn man das will fragt es welche. beim beenden des email-programms, warnt es, dass es jetzt die verbindung trennen würde und ob das ok sei. beim einrichten des email-programms fragte es mich waghalsig, ob ich ich alle emails runterladen wolle, was ich testweise mit ja beantwortete und das N97 dann auch tat. dabei wurde es immer wärmer und immer langsamer bis es sich dazu entschied mich komplett zu ignorieren, bis ich die batterie herausnahm, das email-konto löschte und es instruiert nur noch neue emails runterzuladen.
immerhin, mit ein bisschen googlen bekam ich es relativ flott hin, meine adress- und kalenderdaten aus der wolke aufs handy zu laden, immerhin wurden diese daten nach der einrichtung ohne ständiges nachfragen regelmässig aktualisiert. das eingebaute adressbuch ist im nachhinein das einzige mitgelieferte programm, das einen einigermassen ausgereiften eindruck hinterliess. es macht genau das, was es machen soll: schnell telefonnummern finden. auch wenn es bei personen, die man zur schnellwahl auf den start-bildschirm gelegt hat, immernoch 3 klicks dauert bis sie angewählt werden: erster klick, kontaktdaten poppen auf, zweiter klick, telefonnummer auswählen, dritter klick entscheiden ob man die nummer anrufen, anessemessen oder sonstwas will. erschütternd, aber wahr, der kalender kennt immer noch keine ganztägigen termine. geburtstage aus meinem kalender dauerten so mal von mitternacht bis null uhr, mal von mitternacht bis halb eins am nächsten tag.
ganz schlimm ist die tastatursperre bildschirmsperre. lobenswert, dass es dafür einen richtigen schiebeschalter an der seite des gerätes gibt, doof nur, dass alle meine taschen mittlerweile den umgang mit schiebeschaltern gelernt haben. ausserdem funktioniert der schiebeschalter nur nach einem murphy-artigen gesetz. wenn das telefon klingelt, verweigert er den dienst und gibt den bildschirm partout nicht frei. klingelt das telefon, kann man es nur mit gesten auf dem berührungsempfindlichen display entsperren. nur manchmal ist der bildschirm nicht empfindlich, sondern unsensibel wie ein stein. dreimal konnte ich anrufe nicht annehmen, weil sich das N97 in einen klingelnden stein verwandelt hatte. aber auch wenn es nicht klingelte, weigerte sich das N97 manchmal den bildschirm zu entsperren. wenn es doch reagierte, bermerkte man, dass der bildschirm mit neonröhren aus den achtziger jahren beleuchtet wird, die einige sekunden zum aufwärmen benötigen. auch die geräusche die das N97 bei berührungen machte, deuten auf die verwendung von neonröhren hin, das metallische klacken soll wohl sowas wie ein haptische feedback auf berührungen liefern.
der mitgelieferte nokia-webbrowser war immerhin der erste browser in einem handy, bei dem echte bilduploads, zum beispiel auf diese seite funktionierten. sogar youtube-videos kann man sich mit dem browser ansehen. dank des anständig aufgelösten bildschirms, kann man auch extrem kleine schrift gut lesen. auf den ersten blick ein vollwertiger browser. was leider nicht geht, ist ein einfaches zurückblättern. also das geht schon, aber dafür meint der browser die seite komplett neu laden zu müssen. leider geht das nicht sonderlich schnell und während die seite lädt ist der browser kaum ansprechbar. auch wenn opera mini kein vollwertiger browser ist, so ist er in der täglichen bedienung doch ungefähr 2000mal angenehmer.
aber es gibt auch ein paar positive dinge zu berichten. das N97 verbindet sich prima per USB und bluetooth mit dem mac, der nokia multimedia transfer funktioniert prima über bluetooth, über USB gibt sich das handy als kamera zu erkennen, mountet sein dateisystem und die UMTS nutzung am laptop über die 30-tage-testversion von joiku-spot, das aus dem N97 einen wlan-hotspot macht, ist stabil und irre schnell. die tastatur funktioniert erstaunlich gut und der akku hält fast den ganzen tag.
insgesamt scheint das symbian S60-betriebsystem, dem nokia mühselig touchscreen-fähigkeiten antrainiert hat, auch nach nokias ansicht ein auslaufmodell zu sein. den eindruck bekommt man zumindest, wenn man sich das neue N900-smartphone ansieht, dass laut gizmondo das N97 „albern“ aussehen lässt und unter linux läuft. für 530 euro würde ich mir dieses auslaufmodell, das nokia derzeit als spitzenmodell bewirbt zumindest nicht kaufen.
geschenkt haben will ichs übrigens auch nicht.
→ weiterlesendonnerbalken

[nachtrag 28.08.2009]
siehe auch „neuköllner taubenkarussell“.
drobo-drösser
eigenartiger artikel von christoph drösser auf zeit.de. ich schätze christoph drösser seit jahren für seine fundierte „stimmt’s?“-kolumne in der zeit. aber heute musste ich doch mal schlucken.
christoph drössers artikel „doppelt hält besser“ weist in den ersten acht absätzen gut verständlich darauf hin, dass wir unseren „digitalen schätze“ gut sichern sollten. die festplatten, denen wir unsere fotos und „auch unsere Film- und Musiksammlung“ anvertrauen, hielten nicht ewig, im gegenteil, die frage sei nicht ob die platte stirbt, sondern wann. also folgert drösser ganz richtig: „Das Rezept gegen den Datenverlust heißt Redundanz – alle Daten sollten mehrmals vorhanden sein.“
immer schön backupen, auch wenns mühsam ist und obwohl externe dienste wie flickr oder picasa die kundendaten redundant und „professionell“ speichern, wisse man auch bei ihnen nicht, ob es sie noch in 20 jahren gäbe. dann nach acht absätzen erklärbärigem vorgeplänkel, dass offenabr auch 60 jährige studienräte verstehen sollen, suggeriert der sonst extrem akkurate und sorgfältige drösser, dass die redundanz von RAID-platten so eine art backup sei.
Raid steht für redundant array of independent disks, zu Deutsch: redundante Anordnung unabhängiger Festplatten. Mehrere Platten sind in einem Gehäuse montiert, auf dem Computer erscheint aber nur ein einziges Laufwerk. Innerhalb des Raids werden die Daten so umkopiert, dass jedes Bit auf mindestens zwei Platten vorhanden ist. Fällt eine davon aus, ist nichts verloren – sie wird ausgetauscht, und die Software sorgt für die Wiederherstellung der Redundanz.
gleich der erste kommentar unter dem artikel warnt: „Vorsicht: RAID ist kein Backup!“. der zweite kommentar warnt ebenso: „RAID != Backup | Thema verfehlt“. schon im vierten kommentar gesteht christoph drösser einen fehler ein:
Raid ≠ Backup
Stimmt. Darauf hätte ich nochmal hinweisen sollen. Ich habe ja auch eher die User angesprochen, die schlampig sind beim Backup aus eigenem Antrieb. Aber ich hätte es schon noch einmal deutlich sagen können!
eigenartiger faux pas, noch eigenartiger sind dann aber die folgenden absätze. da empfiehlt drösser ein gerät der firma data robotics („drobo“), dass besonders einfach zu bedienen sei, in das man bis zu vier „handelsübliche 3,5-Zoll-Festplatten beliebigen Volumens“ schieben könne und dass die daten, die man auf das gerät kopiert, dann „intern redundant“ gespiegelt würden. ausserdem könne man jeweils eine platte sogar im laufenden betrieb herausziehen, ohne dass daten verloren gingen. eigenartig ist allerdings nicht die beschreibung der RAID-funktionsweise, sondern das überzogene und distanzlose lob für den „drobo“, ein gerät das für einen ziemlich hohen preis nur einen bruchteil der features der konkurenz bietet. immerhin erwähnt drösser am rande einen konkurenten, aber dass der markt für solche geräte gerade am explodieren ist, dass es günstigere, mindestens so einfach zu bedienende geräte von ziemlich vielen herstellern gibt, erwähnt er nicht.
noch eigenartiger finde ich aber, dass er bereits vor einem jahr über den drobo schrieb, mit exakt dem gleichen tenor: datenredundanz, enfache bedienung, erweiterbarkeit, befreiung vom „schlechten Back-up-Gewissen“. vor einem jahr erweckte er sogar den eindruck, dass der drobo es jetzt „auch Laien“ ermögliche, „ihre liebsten Daten redundant zu speichern“ und als ob es dazu keine erwähnenswerten alternativen gebe. 2008 erwähnte er die alternativen noch nicht mal am rande. dafür erweckte er aber auch schon damals den eindruck, als ob die RAID-redundanz des drobo so eine art backup sein könne.
mir sind das ein paar eigenartigkeiten zuviel. drösser schreibt regelmässig über ein produkt, erwähnt die konkurenz nicht oder nur am rande und schlampt bei technischen details. da ist dann die tatsache, dass der artikel über ein vier-platten-gerät mit dem pressebild eines acht-platten-gerätes illustriert wird, schon fast nebensächlich (dabei bietet data robotics pressebilder von allen modellen). ich frage mich, woher drössers jahrelange sympathie für data-robotics-produkte kommt. und was er nächstes jahr über den drobo schreiben wird. und warum.
immerhin hören sich drössers drobo-artikel nicht so platt an wie das werbeblättchen vom hersteller, dessen schlagzeilen lauten: „Redundant protection, no headaches“, „Incomparable expandability“ oder „Plug in peace of mind“. naja, vielleicht doch ein bisschen, von der grundhaltung her — aber wenigstens sauber übersetzt, so dass es auch der durchschnittliche zeit-leser versteht.
ich empfehle übrigens aus eigener erfahrung die von haus aus netzwerkfähigen NAS-geräte von qnap. das qnap TS-509 ist pfeilschnell, hat zwei gigabit ethernetschnittstellen, qnap bietet regelmässige firmware-updates und exzellenten support. bei den qnap geräten, auch dem kleineren TS-409, kann man nicht nur die platten im laufenden betrieb tauschen, sondern auch die kapazität aller festplatten im laufenden betrieb erhöhen. gute erfahrungen habe ich auch mit den etwas günstigeren buffalo-geräten gemacht.
[nachtrag 27.08.2009, 9:32]
zwei sätze im drittletzten absatz hinzugefügt, einen albernen hinweis entfernt und aus einem „studienrat“ „zeit-leser“ gemacht.





