ein rütteliger oder meinetwegen auch aufrüttelnder text im tagesspiegel vom lieblingsrussen der deutschen wladimir kaminer garri kasparow. er schreibt über putin und nennt sein regime „mafiös“. und er schreibt über die unterstützer dieses regimes, gerhard schröder, silvio berlusconi und nicoolas sarkozy:
Die Versuchung, sich an den Kreml zu verkaufen, ist bei den heutigen Energiepreisen so etwas wie ein Angebot, das man nicht ablehnen kann. Gerhard Schröder ließ sich von Putin die Geschäftsbedingungen diktieren, und nachdem er als Kanzler die Ostsee-Pipeline durchgedrückt hatte, wartete nach seiner Abwahl ein Gasprom-Job auf ihn. Auch Silvio Berlusconi setzte sich für Putin ein. Und heute erleben wir, wie Nicolas Sarkozy eine Teilhabe der französischen Energiefirma Total am russischen Stokman-Gasfeld ermöglichen will. Kann Sarkozy sich noch für die Interessen Großbritanniens stark machen, wenn er mit Putin dicke Deals abschließt? Er könnte sein blaues Wunder erleben, wenn Gordon Brown eines Tages Putin ans Telefon bekommt und anbietet, die Ermittlungen gegen Lugowoj fallen zu lassen: Plötzlich könnte beim Stokman-Deal BP den Vorzug vor Total erhalten. (quelle)
warum sich gerade sarkozy für die interessen von frankreichs erbfeind grossbritanien stark machen sollte ist zwar eine ganz grosse frage, aber karsparows text zu lesen lohnt sich in jedem fall. und es zeigt sich, dass es auf der welt noch viel mehr zum aufregen als studivz oder adical gibt. ich überlege im übrigen, ob ich mir die haare schrödern soll. meine kottletten sind in 6 monaten sicher schlohenweiss. hat jemand ein gutes mittel?
[die überschrift ist übrigens vom tagesspiegelk geklaut.]
apropos, die betonstelen des holocaust-denkmals in berlin haben zwei jahre nachdem das denkmal eingeweiht wurde risse bekommen. in der zeitung steht das sei nicht schön und würde die leute stören. uwe neumärker, der geschäftsführer der holocaust-mahnmals-stiftung, sagt die öffentliche meinung tue sich schwer mit rissen in betonstelen. der architekt hingegen, sagt er könne gut damit leben: „Im Eisenmanschen Verständnis könnte man mit der Verwitterung leben.“ in der tat scheint der architekt weder überrascht noch abgeneigt zu sein, dass sein werk risse bekommt: „So what? ... Das Alte Rom! Nothing is forever!“
jetzt will man die risse mit kunstharz zukleben. steht in der zeitung. in der gleichen zeitung steht einen tag später, dass eisenman sagt, das sei noch gar nicht entschieden, man wäge noch verschiedene möglichkeiten ab. andere zeitungen befragen führende betonexperten und suchen meinungen zu rissen zusammen. man konnte die risse zwar schon seit monaten sehen, berichtet wird aber erst jetzt - warum eigentlich?. so kann man das sommerloch mit kunstharz und betonstelen füllen.
statt das denkmal würdevoll alt werden zu lassen, will man also daran herumdoktern. im urlaub, in porto veccio habe ich in der altstadt eine frau gesehen die ziemlich alt gewesen sein muss. das ist ja nix schlimmes. irritierend fand ich nur, dass ihre lippen wie schlauchboote aussahen, ihr ganzes gesicht nach hinten gezogen war, vor allem der bereich unter der nase. sie sah aus wie ein verzerrtes alien. menschen bekommen auch risse, falten, schuppen, adern und punkte — überall am körper. aber ist das würdevoll, wenn sich alte menschen den schönheitsidealen von 20jahrigen oder 15 jährigen unterwerfen und sich selbst, ihre spuren, ihre vergangenheit, die spuren die ihr leben hinterlassen hat leugnen?
und zack sind wir wieder bei der würde! da hatte ich ja schonmal drüber geplaudert. darüber, dass politiker ständig von der würde von orten schwadronieren (und weniger von der menschenwürde) und ich eigentlich gar nicht weiss, was sie damit meinen.
das holocaust-denkmal ist ja so ein „ort der würde“. hier verstehe ich auch ein bisschen was das bedeuten könnte. es geht um symbolik. allerdings wird die würde des ortes am holocaust-denkmal ziemlich liberal und offen ausgelegt. da wird gepicknickt, gegessen, rumgesprungen, laut und leise geredet, aber auch still und leise nachgedacht, meditiert, abgetaucht. es ist ein stiller und lauter ort zugleich! mitten im leben. mir gefällt das. ich denke es ist eine gute sache gedenken nicht an einem sterilen, toten, abgeschlossenem ort stattfinden zu lassen, sondern mitten in der stadt, mitten im grossstadt-dreck und lärm, mitten im leben! und nach jedermans façon.
warum irgendeinen schein wahren und sommerlöcher, bzw. risse zukleistern? warum nicht das denkmal altern lassen, es aus seinen rissen kalk weinen lassen? es unberührt altern lassen wie einen jüdischen friedhof? es aushalten, dass nichts für ewig gleich bleibt, sondern sich stets verändert?
das macht für mich die würde dieses ortes aus. die offenheit, die verankerung im grossstadtleben und die ehrlichkeit. auch der beton hat eine würde die nichts mit kunstharz am hut hat. ix finde, die risse und die kalktränen müssen bleiben!
[und das ist wohl auch das problem mit der würde von orten: jeder interpretiert das was würde beudeutet komplett anders.]
ich wollte gerade, nach dem betrachten von zweifolgen des elektrischen reporters eine eloge auf mario sixtus formulieren. mir fleuchten folgende sätze durch den kopf: „ich bewundere mario sixtus, wie mit ziemlich geringen mitteln die nägel auf den kopf trifft, und besser noch, allein durch die auswahl seiner gesprächspartner und die richtigen, im film stumm gestellten fragen, das sagen lässt was einem die augen öffnet.“
mir ist das allerdings zu prekär, so öffentlich anderen leuten in den hintern zu kriechen. deshalb erweitere ich den kreis derjenigen die ich abgrundtief bewundere einfach mal: ich bewundere harald martenstein für seinen humor, der die pointen im kopf des lesers und betrachters entstehen lässt, ich bewundere anke gröner für ihren schamlosen pathos den ich normalerweise hasse, bei ihr aber liebe, ich bewundere stefan niggemeier für seine fähigkeit dinge so zu sagen wie man sie selbst gerne sagen würde und die fähigkeit immer den exakt kern der sache herauszuarbeiten. ich bewundere peter turis renitenz und schamlosigkeit konsequent und fast ausnahmslos falsch und verfälschend zu zitieren, ich bewundere den mut der korsen auf landstrassen die linke fahrspur auch bei gegenverkehr zu benutzen und caren migosas fähigkeit mit so einem kleinen mund so klare und uneitle sätze zu sprechen.
[was ich übrigens gar nicht abkann, sind leute die sich weigern andere leute zu bewundern.]
weitere bewunderungen in den kommentaren.
den paar leute die mich in diesen tagen fragen wie es denn im urlaub war, antwortete ich immer wieder: „das obst! das gemüse!“ das korsische obst das man in stinknormalen korsischen supermärkten findet ist der absolute hammer. wirklich. ganz korsika ist enorm stolz auf korsika und so hat jeder korsische supermarkt ganze regale voll mit korsischen produkten. korsischer käse, korsisches obst, unübersehbar plaziert, mit fetten aufklebern auf denen „Corse“ steht oder der bekannte maurenkopf. die melonen sind so reif, dass sie nach 5 tagen lagerung faul sind, wenn man sie aber innerhalb von drei tagen verspeist lösen sie aber soetwas wie einen orgasmus im mund aus. die mangos die man in korsischen supermärkten kaufen kann schmecken nach frucht, nach mango und nicht wie die mangos die man in deutschland bekommt nach harter gurke. der knoblauch ist fett und saftig und brennt auch tausendfach verdünnt wie feuer im mund, die pfirsiche sind weiss und knackig und implodieren im mund. selbst das korsische eis und die korsischen marmeladen (mandarine und feige!) sind besser als alles was ich jemals ass. selbst die kaugummis mit wassermelonengeschmack schmecken zehntausendmal besser als deutsche wassermelonen. nur die korsischen gurken, die schmecken wie die mangos in deutschland, nach harter, ausgetrockneter, bitterer pappgurke.
das kind der beifahrerin erstaunt mich immer wieder. es ist (fast) 12 jahre alt und ich frage mich ob es ein besonders weit entwickeltes humorverständnis entwickelt hat oder ob meins auf dem stand eines 12-jährigen stehen geblieben ist. denn das kind macht immer mehr witze die ich wortgleich auch so machen würde. das führt zu erstaunlichen situationen beim essen, beispielsweise mit meinen eltern. da schnapppt mir das kind einfach witze weg, verdreht den anwesenden die worte im mund, hört doppeldeutigkeiten und lacht über witze die ausser mir niemand versteht.
auf die knie bin ich gegangen als das kind nach unserem rückflug von korsika (mit germnanwings) fragte ob es auch eine fluggesellschaft gäbe die „chickenwings“ hiesse.
logisch, dass ich dem kind nicht sagen musste, es sollte sich mal überlegen ins internet zu schreiben. das kind kam von selbst auf die idee und macht das nun seit einem halben jahr, unregelmässig zwar, aber komplett alleine, aus eigenem antrieb und schreibt dann unter anderem solche sachen auf:
Im Stuttgarter Hauptbahnhof bellt ein Hund, Mutter sagt: „oh ein Weimaraner.“ Daraufhin frage ich „was ist das?“ Mutter sagt „eine Hundemarke.“
neuerdings liegt das kind manchmal stundenlang ruhig in seinem zimmer rum und wenn man dann fragt was es macht sagt es: „stör mich nicht, ich überlege gerade was ich bloggen könnte.“
heute ein portrait im tagesspiegel über die scientology-„fluchthelferin“ ursula caberta und ihr neues „schwarzbuch“ ([amazon-werbelink] bei amazon kaufen) gelesen. das ist insofern witzig (oder gar nicht witzig), weil ich gestern in hamburg an einer feuerwehrwache vorbeigelaufen bin und am eingang ein grosses schild gelesene habe, auf dem stand „Arbeitsgruppe Scientology“. die arbeitsgruppe scientology sitzt neben der hamburger feuerwehr. ok. nicht witzig. das buch bestellt hab ich trotzdem.
reggae macht mich aggressiv, zweidrittelhosen mit sandalen, egal ob mit oder ohne socken, käsebeinen oder haarlosen braunbrandbeinen lassen mich die faust in der tasche ballen, gäste in einem restaurant die versuchen durch geschrei die laute raggae-musik zu übertönen lassen mich ebenso wie schwachmaten die billige zigarren in restaurants rauchen überlegen ob ich aufstehen und das gewaltmonopol der exekutiven brechen sollte. wenn aber eine pappnase mit zweidrittelhose, käsebeinen, flipflops an den füssen in einem restaurant sitzt in dem raggae-musik läuft, sein gegnüber anschreit und eine billige fusel-zigarre raucht und dann auch noch die ganze zeit zu mir rüberschaut, dann ist es wirklich zeit aufzustehen.
one-night-stands sind ja so eine sache. nicht nur blondinen packen morgens, nach dem aufstehen, ihre sachen und gehen nach hause. ich habe mir sagen lassen, dass machen sogar leute aus meinem bekanntenkreis. das vornehmliche motiv dafür ist die paarung ohne fortpflanzung. morgens soll es nach solchen aktionen hin und wieder böses ein erwachen geben und von erfahrenen einmalfickern habe ich mir sagen lassen, dass es immer vorteilhaft ist one-night-stands dort durchzuführen von wo man morgens unkompliziert verschwinden kann.
immer wenn ich jemanden höre der sagt „der freund eines guten freundes hat …“ geht bei mir ein rotes warnlämpchen an unter dem steht „vorsicht grossstadtlegende!“. ich nehme gerne in kauf, dass am anfang des nächsten satzes einige dieser warnlampen angehen, denn es ist völlig unerheblich ob die folgende geschichte wahr ist, eine legende, eine lüge oder sonstwas, denn sie hat einen ganz anderen sinn: man kann etwas aus ihr lernen.
eine freundin eines guten freundes (scherzhaft hin und wieder „julchen“ genannt), ich nenne sie mal petra, hatte vor einiger zeit soetwas wie einen one-night-stand. eigentlich erhoffte sie sich ein bisschen mehr von dem jungen mann als eine nacht, aber irgendwann ist immer ein erstes mal — und manchmal ist das eben auch das letzte mal. morgens zumindest musste der junge one-night-stand-mann früh raus und da der one-night-stand bei ihm in der wohnung stattfand, sagte er zu petra: „zieh einfach die tür hinter dir zu wenn du gehst.“
petra machte sich dann irgendwann in der fremden wohnung fertig und einen kaffee und als der gastrokolische reflex einsetzte ging sie aufs klo, entleerte ihren darm und stellte fest, dass die klospülung defekt war. nun ist das scheissen in fremden wohnungen an sich schon prekär. noch prekärer ist es jedoch in einer fremden wohnung eine übel riechende wurst zu hinterlassen, erst recht wennn man am besitzer der wohnung ein gewisses interesse hat. weil ihr nichts besseres einfiel, holte petra sich eine plastiktüte aus der küche und füllte ihre fäkalien in die tüte um die tüte in einem mülleimer auf der strasse zu entsorgen. ob diese aktion klug war kann man diskutieren, ich kann mir durchaus andere möglichkeiten vorstellen fäkalien in einer defekten kloschüssel zu beseitigen. aber morgens funktioniert das mit dem denken ja bekannntlich nicht immer auf anhieb.
als petra dann zehn, fünfzehn minuten später die wohnungstüre hinter sich zuzog durchfuhr es sie wie ein blitz: sie hatte die tüte mit den fäkalien auf dem küchentisch stehen lassen!
die beiden haben sich nie wieder gesehen.
[nachtrag 21:20] yetused weist in den kommentaren auf eine alten taz-artikel hin, der exakt die gleiche geschichte erzählt. also eine grossstadtlegende. schade eigentlich.
zuerst wollte ich nen witz konstruieren, so nach dem motto „polizei schlägt randalierer in den schlaf“ oder „anästhesisten im ausseneinsatz“ nachdem ich eben auf der letzten seite im tagesspiegel las: „Die Polizisten seien bei dem nächtlichen Einsatz mit Schlafstöcken und Schutzschildern ausgerüstet gewesen.“ doch dann fragte ich mich ob es der tipppfehler ist in dem der witz steckt oder die trivialität der berichterstattung über die ausstattung der polizisten. trugen sie schwarze springerstiefel oder bequeme turnschuhe, passten die socken zum gürtel? oder was? dann sah ich, dass der tippfehler in der onlineausgabe des tagesspiegels bemerkt und korrigiert wurde und entschied mich dann doch nix drüber zu schreiben.
ich bin zurück aus dem urlaub. die sonnenallergie (dermatitis solaris) klingt bereits ab, ich habe zum ersten mal seit 11 tagen keinen sand mehr zwischen den zehen und wundere mich warum ich überall in alten blogbeiträgen vom „scheiss wetter“ lese — in hamburg scheint die sonne. und die milch im rewe ist immer noch billiger als die in allen korsischen supermärkten in denen ich war: 55 cent.
die emails der letzten 11 tage hatte ich in zwei stunden durch, den feedreader hab ich nach weiten zwei bis drei stunden grob durch. was hängen bleibt ist das gefühl, nichts wirklich wichtiges verpasst zu haben, alles was ich las wirkte auf mich wie mild-hysterisches winken in 500 meter entfernung, mit wenigen ausnahmen berührte mich fast nichts von dem was ich las.
ich bin wohl noch ein bisschen in urlaubsstimmung, oder im energiesparmodus, den man sich bei 30-40 grad temperatur im schatten zulegt: alles schön langsam, nicht aufregen, wenns allzuheiss wird ins wasser springen oder ruhig in den schatten legen und dösen, spätestens um 23 könnte man wieder klar denken, wenn einen der rotwein und die lethargie nicht dran hindern würden.
dass mein urlaubsblog scheisse aussieht, kommentare zerhackt, neben blauem himmel fast nix zeigt und wahrscheinlich niemanden so recht interessiert hat: genauso egal wie der komplette aufmerksamkeitsschwund und leserzahlen-absturz für wirres.net.
relativ erfreulich fand ich zwar, dass das mein letztes video für watchberlin ein paar zuschauer fand obwohl ich ihm vor meinem urlaub keine zuschauer von hier rüberschicken konnte und dass es trotz enormer kürzung sogar irgendwie sinn ergibt.
ich hatte den schwerpunkt meiner tirade eigentlich auf die unfähigkeit staatlicher institutionen software zu erstellen abgestellt*, übrig blieb nach dem schnitt fast nur das lob der nische. dass ich jetzt lese, dass frau zypries stolz auf eine vertagung des irrsinns sei, der trojaner eher ne wanze sei überzeugt mich nach wie vor nicht davon, dass politiker vernunftgeleitet oder kompetent handeln. im gegenteil.
*) bund und länder entwickelten zehn jahre lang für wahrscheinlich weit mehr als 100 millionen DM das „polizeiliche Informationssystem der deutschen Polizeien“, INPOL-neu, das anfangs zum launch 2001 nicht funktionierte und erst nach zwei jahren nachbesserung 2003 in betrieb gehen konnte, von 1993 bis 2005 butterte die öffentliche hand 900 millionen euro in das „Föderales Integriertes Standardisiertes Computer-Unterstütztes Steuersystem“, fiscus, das 2005 komplett in die tonne getreten wurde und die „elektronische Steuererklärung“, ELSTER kann auch nach neun jahren entwicklungszeit nicht auf mac- oder linux-systemen laufen (siehe auch hier).
ich fahre morgen für zwei wochen in den urlaub. der neue gastblogger bin ix! hier.
die software auf der wirres.net läuft ist eine art antiquität und ix kann die vom handy aus nicht füttern. also fütter ich hier bilder ein. jeden zweiten tag eins. oder so. auch wenn mich die umts-gebühren aus frankreich ruinieren werden.
eben am ubahnhhof eberswalderstrasse fuhr ein typ mit ner bierflasche in einer hand auf seinem fahrad vorbei. danach fuhr mich ein anderer, ganz in weiss gekleideter fahradfahrer fast um und rief „ach nee, herr wirres! sowas!“. er kam mir irgendwie bekannt vor also versuchte ich freundlich zu wirken. er stellte sich als der kulturterrorist vor. aha. daher kannte ich sein gesicht. privat trägt er also keine brillle und keinen trenchcoat. er hätte mich auf watch berlin gesehen („ah, ein neuer, mal gucken was der so macht“) und sich meine fresse gemerkt. er fragte mich ob ich den wenigstens ein, zweimal über das was er auf watchberlin so macht hätte lachen können. ich musste zugeben ihn schon länger nicht mehr angeguckt zu haben. dass ich seine filme gelegentlich gucke und gelegentlich wegschalte weil ich immer ein mulmiges gefühl habe wenn man witze auf kosten von schwachen, dummen oder auf dem falschen fuss erwischten á la carsten van ryssen rysst, sagte ix nicht, dass ich seinen karneval-in-berlin-film grandios fand fiel mir auch nicht ein. das habe ich hiermit nachgeholt. danach, im galllia, setze sich ein nicht mehr ganz junges päärchen vor mich, bestellte einen weisswein und ein bier und starrte 30 minuten lang auf die strasse, ohne dass sich ihre blicke einmal trafen, bis auf einmal beim bezahhlen.
eigentlich wollte ich etwas ganz anderes schreiben, nämlich wie spannend ich es finde an mir selbst zu beobachten wie relativ mühelos mir die worte beim schreiben aus den drei fingern die ich dabei benutze fliessen, wie mir die ideen, manchmal auch witze beim oder besser im schreiben einfallen und wie das im gegenteil dazu ist, wenn ich in eine kamera spreche. da fliessen die worte zwar gelegentlich auch einfach so raus, nur viel ungelenker. heute hatte ich beim ersten versuch für einen beitrag für watchberlin ungefähr eine DINA4 seite vorbereitet und aus dem gedächnis vorgetragen. sechs minuten ist das beim ersten versuch lang geworden. es fällt mir irre schwer auf den punkt zu kommen, ja noch schlimmer, beim schreiben fallen mir ständig „punkte“, manchmal auch „punchlines“ ein, beim sprechen schwadronier und tänzel ich um sie herum — und sie kommen nicht raus aus ihren löchern.
erfolgreiche a-blogger sagen ja angeblich, man soll ja so schreiben als ob man mit einem guten freund spricht. keine ahnung ob ich so wie ich schreibe mit freunden sprechen würde, aber so schreibe ich freunden tatsächlich, wenn ix mal nen brief oder ne mail schreibe. eigentlich war wirres das ja mal, briefe an freunde. aber wie spricht man am besten in eine kamera? ist das überhaupt sinnvoll? johnny hat das bei seinem podcast ja auch flott gelernt, dass vor sich hinreden nicht so der bringer sein muss und ist ziemlich schnelll dazu übergegangen zusammen mit anderen leuten vor sich hinzureden. ich mein, das geht ja auch zielgerichteter als in diesem beispiel. aber — und das wollt ich eigentlich sagen — sachen ausprobieren, einfach so, das ist schon was. und das ist tatsächlich etwas ganz grandioses an diesen ganzen ominösen neuen medien. echt jetzt.
hier. jetzt. fiene, franziska und knüwer. live.
[nachtrag 19.07.2007, 9 uhr]
olaf kolbrück sieht potenzial, fand es aber — glaube ich — total scheisse. franziska hat eine zusammenfassung des geschehens von einem gewissen „scheisszuschauer“ aus knüwers kommentarengefischt. für die die es verpasst haben.
toll, die zeit bietet seit heuteautoren-rss-abos an. schade, die feeds sind leider total hastig und lieblos zusammengestrickt. in meinem feedreader erscheinen beispielsweise alle artikel von harald martenstein (rss) mit heutigem datum und ohne description. zuerst dachte ich, naja, wird wohl an meinem schrottigen feedreader liegen (immerhin kann ich den feed von „-“ in „martenstein@zeit“ umbenennen), aber der feedvalidator verriet mir dann doch, dass es an der zeit liegt („pubDate must be an RFC-822 date-time: 2007-07-17T00:00:01Z“). jaja. wirres validiert auch nicht, aber bei der zeit erwarte ich doch ein bisschen mehr fachverstand als bei mir. immer muss man selbst meckern.
ob die schwarzen flecken an der wurst normal seien, fragte die beifahrerin am esstisch. ich betrachtete die wurst: ökotest „sehr gut“ steht auf der verpackung und an der oberfläche sind tatsächlich lauter schwarze flecken. ich antworte trotz leichter unsicherheit und aufkommendem ekel, das sei normal bei leberwurst, das seien halt leberflecken.
gegessen haben wir die wurst dann auf knäckebrot mit einer dicken sichschutzschicht gurckenscheiben auf der wurst. man muss ja nicht alles sehen was man so isst.
in einem land in dem selbst die wichtigste software, die für die steuerabrechnungen, selbst nach vielen jahren entwicklungszeit nur holprig und so gut wie gar nicht für den mac funktioniert, wie will so ein staat der selbst die software für seinen lebensnerv, das geld nicht gebacken bekommt, wie will so ein staat software entwickeln die sogenannte „onlinedurchsuchungen“ privater rechner ermöglicht?