vor einigen tagen hat der künstler jake chapman dem tagesspiegel ein interview gegeben und unter anderem folgendes gesagt:
Nehmen Sie den Widerstand gegen genmanipulierte Nahrung. Es ist ein natürlicher Prozess biologischen Lebens, sich selbst zu verändern. Die Idee, Leute davon abzuhalten, hat mit dem Glauben zu tun, dass jedes einzelne Gen eine reine DNA hat, dass es eine reine Spezies darstellt, die man schützen muss. In der Wirklichkeit gibt es aber keine reine Spezies, nichts ist rein. Alles ist in fortwährender Verunreinigung. Alles ist eine fortwährende Krankheit. Ich denke, diese absoluten Werte sind auf beunruhigende Weise wie Reinheitsgesetze, der Ökologiediskurs ist sehr erschreckend.
ich erschrecke immer wieder über diese „reinheitsdiskussionen“ die auch oft in diskussionen über das internet oder das blogdings auftauchen. da wird manchmal vom „streben nach reinheit“ gesprochen, der müll, der kommerz solle „draussen“ gehalten werden, manchen blogger fordern ein neues internet weil das alte zu kommerziell oder zu wenig subversiv sei und manche podcaster beklagen sich, dass die öffentlich rechtlichen sender die kanäle mit ihren inhalten „verstopften“. ich mag „vielfalt, chaos, freiheit“, ich mag den mischwald, den müll und den schmutz. zumindest denke ich, saubermaännern, egal aus welcher ecke sie nun kommen, aus der öko-, der werbehasser- oder möchtegern-punk-szene (mit riemchen), aus der politisch linken oder rechten ecke, man sollte ihnen immer mit ganz viel skepzis begegnen.
p.s.: natürlich ist „subversiv“ gut, ein bisschen ordnung auch, aber ohne vielfalt, schrott und schmutz ist das alles nix wert und wird kontrastlos.
p.p.s: ich habe mal einen kollegen der mir sagte „ordnung ist das halbe leben“ gefragt, was denn die andere hälfte sei. er meinte „auch ordnung“. witzig kann man das freilich nur finden, wenn man seine wohnung kennt.
That is all, i think: I hope you enjoy this nifty, bendy little number and if you spot any mistakes, be sure to write them all out in an email, print it out, fold it up an pop it up your bottom.
Der grundsätzliche Gedanke, dass man sich bestimmte Bereiche des Alltags nicht von irgendwelchen Arschlöchern wegnehmen lassen sollte, ist aber ein kluger. [weiterlesen]
zeitungen werden nicht wegen dem internet oder der wirtschaftskrise oder wegen dem boulevardesquen schrott mit dem sie ihre leser langweilen untergehen. sie werden untergehen, weil sie — oder genauer ihre macher — ihre leser tief im inneren für dumm halten und ihnen das auf eine zwar verlogen-verdeckte art, aber doch mit einem colgate-lächeln direkt ins gesicht sagen.
sie schreiben ihren lesern briefe, auf denen aussen steht: „ihre meinung ist uns wichtig“ und innen ein als fragebogen getarntes abo-angebot steht. oder sie schicken all denen derer adressen sie habhaft werden konnten suggestiv formulierte emails, in denen steht, das man „ausgewählt“ wurde an einer wichtigen umfrage teilnehmen könne und dass man auch noch ein handy oder ein „reiseset“ geschenkt bekommen könnte. und auch das ist, bei genauerem lesen, wieder nichts anders als abo-werbung.
immer das gleiche motto: persönliche anrede, schmieriges, anbiederndes bild des chefredakteurs (samt unterschrift), ekliges anschleimen mit worten wie „wichtig“, „ausgewählter personenkreis“ oder gespielter wertschätzung, geschickte formulierungen, die vorteile oder geschenke suggerieren — alles um am ende nur ein abo zu verticken.
heute zum beispiel in meinem postfach:
nicht nur das grinsebacken-bild nervt, vor allem der unvollständige und fehlleitende satzbau:
Als Dankeschön bieten wir Ihnen die FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND 6 Wochen lang mit 33% Ersparnis!
Zusätzlich schenken wir Ihnen ein LG KP100 CallYa Prepaid-Handy oder ein 3-teiliges Reiseset.
klar erkennbar, dass es die geschenke nur mit abschluss des papier-abos gibt, ist es aus der formulierung nicht. is ja auch eigentlich nicht weiter schlimm, von gegelten vertrieblern und verkäufern an der haustür ist es ja bekannt, dass man deren angebote und versprechen mindestens eine nacht überschlafen sollte oder am besten mit einem anwalt besprechen sollte, dass sie einem vor dem kauf das blaue vom himmel vorschwärmen und danach nicht mehr zu sprechen sind.
nur warum gibt sich jemand für solche halbseidenen werbeversuche her, der sich journalist oder „chefredakteur“ nennt, ein beruf dem es — so dachte ich naiverweise lange — auf glaubwürdigkeit ankommt, darauf, dass die leser ihm vertrauen schenken? warum unterschreibt so jemand ein anschreiben, dass ganz offensichtlich auf die dummheit des lesers baut oder ihm zumindest falsche intentionen vorspielt (exklusivität, interesse, bereitschaft etwas zu verschenken)?
auch wenn ich pauschalisieren fast so scheisse finde wie anschleimen, manchmal habe ich den eindruck, dass journalisten noch verlogener sind als politiker und autopolitur-verkäufer.
guten abend. ich esse seit dem 1.januar auch jeden morgen bircher müsli, selbstgemacht. gute vorsätze und so. jetzt hängt es mir schon aus den ohren raus und ich würde gern nach deinem rezept fragen, vielleicht variiert es ja und ist leckerer als meins. und vielleicht könnte das dann doch noch was werden mit mir und dem frühstücken... viele grüße, lucy
also, wenns jemanden interessiert: ich reibe mir abends einen apfel (grob) und streue 3-4 esslöffel 5-korn-flocken-mischung und 3 esslöffel kokosraspeln (beides von alnatura/budnikowski) drauf. dazu kommt milch, bis alles bedeckt ist. die schale stelle ich über nacht in den kühlschrank. morgens quetsche ich mir entweder eine banane dazu oder pürriere mir eine banane in ein wenig milch (bananen mag ich, aber ich mag nicht auf bananen kauen). wenn ich welche da habe, streue ich 3-4 esslöffel tiefgefrorene heidelbeeren oder himbeeren dazu, ausserdem 2 esslöffel geschroteten leinsamen. sehr lecker, aber leider fast nie im kühlschrank ist auch en halber becher mango lassi dazu. oder gelegentlich ein paar hafer- oder weizenkeine. manchmal auch getrocknete und kleingewürfelte aprikosen oder datteln. ausserdem ein paar kräftige spritzer süssstoff und ganz am ende entweder kornflakes oder pseudo-vollkorn-„haferkissen“ von aldi. zur not auch die smacks vom kind, wen nix anderes knuspriges da ist.
montags bis mittwochs kauf ich mir das bircher-müsli fertig bei caras am hackeschen markt. das hat den nachteil, dass da immer ecklige erdbeeren drin sind die ich vorher entfernen muss und manchmal zehen-grosse bananen-stückchen, die ich nur geniessen kann, wenn ich sie zerteile oder zu den erdbeeren lege.
auf die weihnachts-reise nach amerika habe ich drei bücher mitgenommen (dieses prokrastinationsbuch, irgendein fachbuch aus der abteilung „mal lesen wenn man ein bisschen zeit hat“ und einen las-vegas-reiseführer), ein geo-epoche mit dem thema „germany“ „germanen“ (seitdem ich die geo-epoche-hefte bevorzugt in der badewanne lese, bade ich neuerdings knapp ein bis zwei stunden), eine am frankfurter flughafen gekaufte ZEIT (nicht einmal aufgeklappt, habe ich zuhause ungelesen weggeschmissen) und die (damals) aktuelle c’t (auf dem hinflug durchgelesen). im las vegas-reiseführer habe ich ein einziges mal auf dem weg zum frankfurter flughafen gelesen, das prokrastinationsbuch und das fachbuch habe ich nicht angerührt, dafür aber etwas über 100 seiten in der jerry-lewis-autobiografie die ich in palm springs gekauft habe. das geo epoche habe ich, wie gewohnt, zweimal in der badewanne gelesen, alerdings nur jeweils 10 minuten lang.
kurz: auf papier lesen ging in amerika so gut wie gar nicht. selbst von den drei USA-TODAY die ich dort gekauft habe, habe ich nur jeweils die ersten paar seiten gelesen.
aber auch das elektronische lesen wollte mir keinen so rechten spass machen. zwar hatten wir zum nachhause-skypen und adressen und hotelbewertungen nachschlagen einen eeePC und mein wlan-fähiges handy mitgenommen und vorm ins bett gehen ging ich abend im hotel meistens nochmal 30 bis 60 minuten ins netz um emails und feeds zu lesen, was ich aber irgendwie mühsam und vor allem langweilig fand.
in den knapp zwei wochen reise habe ich neben speise-, eintritts- und landkarten, preis- und ortsschildern eigentlich nur zwei sachen gelesen, die mich wirklich interessierten. die besagte jerry-lewis-autobiographie und ein blogartikel von anke gröner zum thema lesen.
kaum bin ich wieder in deutschland, lese ich wieder wie ein bessessener jeden scheiss. fast alles in meinem feedreader, rückseiten von cornflakes-packungen, zeitungen und tweets — nur keine bücher — obwohl ich mir ankes 2008er leseliste nachher noch komplett bei amazon bestellen werde.
Zugenommen oder abgenommen? letztes jahr um diese zeit wog ix so um die 10, 12 kilo mehr. also wohl abgenommen. sogar über weihnachten (in den USA) hab ich unerklärlicherweise zwei kilo abgenommen.
Haare länger oder kürzer? mal länger, mal kürzer. kommt immer drauf an wie oft und wieviel ich abschneiden lasse. meine körperbehaarung wird allerdings immer länger.
Kurzsichtiger oder weitsichtiger? immer noch keine brille. auch keine sonnenbrille.
Mehr ausgegeben oder weniger? ich geb immer ein bisschen mehr aus, als ich habe. das war auch 2008 so.
Der hirnrissigste Plan? am 25.12.2008 zum grand canyon skywalk zu fahren. erstens zocken einen die hualapai-indianer einen gediegen ab ($20 parkgebühr, dann pro nase $35 zwangs-shuttle gebühr zum skywalk, dann $35 pro nase eintritt auf den skywalk), zweitens war es stürmisch, saukalt und sehr, sehr, feucht und drittens bin ich sowas von nicht schwindelfrei, dass ich schon mit drei meter sicherheitsabstand zur felskante fast vor schwindel kotzen musste. denn der knapp 1000 meter tiefe abgrund am weg zum skywalk ist komplett ungesichert (kann man auf diesem bild gut erkennen). so sind wir nach 5 stunden fahrt, teilweise über feuchte und schlammige lehmwege, feucht und kalt wieder zurückgefahren, ohne auf die glasplattfom gegangen zu sein, ohne souvenirs gekauft zu haben und ohne etwas zu essen. nach weiteren 4 stunden fahrt durch öde wüstenkäffer haben wir im nächstgrösseren ort „kingman“ ein motelzimmer genommen, haben im dortigen truckerstop-restaurant schuhsohlen-artige steaks gewürgt und uns dann im motelzimmer um 21 uhr den strom von einem unwetter ausknipsen lassen. war hirnrissig, aber auch irgendwie schön.
Die gefährlichste Unternehmung? unter vermeintlicher lebensgefahr, auf glitschigem grund, bei sturm, mit 5 metern sicherheitsabstand, ein photo am knapp 1000 meter tiefen abgrund des grand canyon anfertigen.
Das leckerste Essen? selbstgemachtes bircher-müsli. jeden morgen.
Das beeindruckendste Buch? ich finde alle bücher beeindruckend. in palm springs hab ich mir die autobiographie von jerry lewis gekauft. das war das einzige buch 2008, in dem ich mehr als 100 seiten gelesen habe. obwohl. stimmt gar nicht. ich hab 2008 drei harry-potter bücher gelesen, zwei davon laut vorgelesen.
Der ergreifendste Film? the west wing. ist zwar kein kino gewesen, aber das beeindruckenste was ich je auf einem bildschirm sah.
Die beste CD? 2008 hab ich mir keine einzige CD gekauft. zumindest keine an die ich mich erinnere.
Das schönste Konzert? es ist schon sehr lange her, dass ich mich überreden liess in ein konzert zu gehen. wenn ich mich überreden hätte lassen, wäre es wohl knorkator gewesen. vielleicht.
Die meiste Zeit verbracht mit …? meinem macbook, dem kochen und dem bett.
Die schönste Zeit verbracht mit …? Familie.
Vorherrschendes Gefühl 2008? keine zeit.
2008 zum ersten Mal getan? in las vegasgeheiratet, bahncard 100 gekauft, DRM-verseuchte filme und fernsehserien gekauft, am heiligabend kein weihnachten gefeiert, eine schlammpiste mit dem auto entlanggefahren, oatmeal gegessen (und gemocht), in einer stretchlimo gefahren.
2008 nach langer Zeit wieder getan? nach amerika gefahren, converse gekauft, root-beer getrunken, kaugummi das nach kloreiniger schmeckt gekaut, pelikane in freier wildbahn gesehen.
3 Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen? steuern, computerabstürze und microsoft.
Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte? es fällt mir schon ausreichend schwer mich selbst von wichtigen sachen zu überzeugen.
Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe? da müsst ich mal jemanden fragen.
Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat? zuneigung.
Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat? „OK.“
Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe? auch da müsste ich mal jemanden fragen.
ich glaube ich hab irgendwann einmal gesagt, dass das aufregen eine der triebfedern des blogens sei. die wut, der „rant“ sind die essenz des bloggens. meine aufregung wurde in den letzten jahren zwar immer wieder durch pappnasen die meine aufregungungen via google fanden und ihre anwälte fanpost schreiben liessen gezügelt, so dass ich meine wut seitdem anders kanalisiere, aber ich finde wutausbrüche, klagen oder eben „rants“ machen, neben ca. 2000 anderen sachen, das internet entscheidend aus.
lange vorrede, kein sinn: ich fand diesen wutausbruch von „will“ enorm herzerfrischend.
vor ner weile habe ich klebezettel aus papier von den netzpiloten gescheknt bekommen. jetzt, ein jahr später, weiss ix wozu die gut sind: zum wimpern pimpern.
hab gestern im Internet gelesen und muss sagen, dass basicthinking.de gar nicht einmal sooo übel war, wie es viele darstellen. Lesen kann man es, richtig ärgern wird man sich nicht deswegen. Es gibt viel schlimmere Blogs.
Wenn es nach Beiträgen ginge, hätten es ruhig noch viel weniger sein können. Dafür hätte man der schrottigen Ausdrucksweise etwas mehr Schliff geben können, aber vaD die ganzen Abk, die viel mehr Stoff im Grunde genommen bietet. Hr. Robert Basic als einer der Hauptfiguren kommt ziemlich hölzern daher, der offensichtlich zu komplexeren Satzkonstruktionen nicht fähig zu sein scheint (das ist aber nicht so wild). In einem Kommentar steht “Rob” zB Malte Welding gegenüber. Und Malte formuliert mit seinem bloßen Sätzen Rob förmlich an die Wand. Dabei dauert der Wortwechsel nur recht kurz. So fehlt es dem Basicthinking-Blog an mehr Tiefe, die Schreibe ist so lala.
Also, für einen netten Zeitvertreib reichts, doch ists wie bei der BILD: Oben rein und das belanglose Kurzvergnügen im Kurzzeitgedächtnis verarbeiten.
weil man sich keine namen mehr merkt, sondern sich menschen anhand anderer artefakte einprägt, die sich vielleicht in der form von den ehemaligen unterscheiden, aber doch nicht im zweck. […] und weil man eben von all dem weiß, der inszenierung, und von der möglichkeit von echtheit. weil man so sehr verinnerlicht hat, nirgendwo hundert prozent zu erwarten. weil berechenbarkeit langweilt.
alan shore: „Denny, do you ever worry that when you die people will never have truly known you?“ denny crane: „I don’t want them to know me. I want them to believe my version.“
es ist ein normaler menschlicher wesenszug, das handeln der anderen kurzsichtig, dumm oder falsch zu finden. entgegen landläufiger meinungen ist das keinesfalls auf die beschränkt, die ins internet oder auf papier schreiben. jeder macht das so. dabei ist es oft auch tatsächlich einfacher, bestimmte sachverhalte besser von aussen, aus der aussenperspektive zu beurteilen.
ebenso ist es ein normaler menschlicher wesenszug kritik weitgehend zu ignorieren. auch dafür gibt es viele gründe. von innen sind viele zusammenhänge sehr viel komlexer und sachzwängiger als sie von aussen scheinen. fast alle verhaltensweisen, kurzsichtige, dumme, falsche, aber auch kluge und weitsichtige, haben gründe, manchmal sogar gute. kritik wird von kritisierten öffentlich sogar manchmal willkommen geheissen, oft allerdings mit der einschränkung, solange die kritik „sachlich“ (oder „konstruktiv“) sei. offenbar kann man kritik, wenn sie „sachlich“ ist, besser ignorieren. unsachliche kritik dagegen fällt vielen kritisierten viel schwerer zu ignorieren. sie antworten dann oft ebenso unsachlich, drohen oder ziehen vor gericht.
sachliche (oder konstruktive) kritik funktioniert meisten nicht besonders gut. wenn sachliche kritik nicht mindestens auch ein paar aspekte (unsachliche) emotionalität enthält, entfaltet sie kaum wirkung. davon abgesehen, gibt es sehr viele formen der unsachlichen kritik. man kann kritik zuspitzen oder die sachverhalte stark vereinfachen damit sie wirkung erzielt. auch die die vielzitierte kraft der märkte, ist eigentlich eine unkonstruktive und unsachliche kritik. wenn immer weniger menschen zeitungen oder zeitschriften oder immer weniger musik kaufen ist das um ein vielfaches unkonstruktiver und unsachlicher als beispielsweise ein wütendender blogartikel. selbst marcel reich-ranickis wütende fernsehkritik (so etwa: „alles schrott“) ist um ein vielfaches konstruktiver als jemand der das fernsehen kritisiert, indem er es einfach nicht mehr einschaltet.
aber ich drifte ab. ich wollte eigentlich nur ein bisschen rumkritisieren und -mäkeln und die welt beschimpfen. die vorrede diente nur dazu, meine kritik, auch wenn sie sich nicht so anhört, als konstruktiv und sachlich zu klassifizieren.
tatsächlich bin ich heute beim zeitungs- und internet lesen aus dem kopfschütteln kaum noch herausgekommen. es fing damit an, dass ich las, das die deutschen reeder die deutsche regierung, bzw. marine um den schutz vor piraten bitten. die deutsche reeder, die ihre schiffe in malta, panama oder den bahamas registrieren, um ihren bestzungen weniger geld zahlen zu müssen und um steuern zu sparen, fragen nicht etwa in malta, panama oder den bahamas um schutz vor piraten, sondern in deutschland. was für eine posse, was für eine zutiefst asoziale haltung. die haltung, gewinne zu privatisieren und risiken zu vergesellschaften, der allgemeinheit aufs auge zu drücken, gehört ja mittlerweile bei business-kaspern zum guten ton.
nicht weniger verachtenswert ist es, jahrelang kundenwünsche zu ignorieren, nachfrage auf neuen vertriebskanälen nicht zu stillen und kunden zu kriminalisieren und dann, wenn die jahrelang prophezeite krise da ist, nach staatlichen rettungsprogrammen oder gesetzlichen massnahmen zu rufen um die geldgier weiter zu befriedigen. marcel weiss hat der gesamten medienindustrie eine „unfähigkeit zu lernen“ attestiert. die business-kasper snd sich nicht zu schade, erst die gründe für ihr versagen allen anderen, ausser sich selbst, in die schuhe zu schieben und dann alle anderen auch noch für ihre unfähigkeit zahlen zu lassen.
allein die tatsache das film- und fernsehproduzenten einen für konsumenten völlig undurchdringbaren und unverständlichen rechte- und vertriebsdschungel aufgebaut haben, der es selbst für leute die bereit sind geld für die produkte zu zahlen, unmöglich macht an diese produkte legal heranzukommen, treibt mir die zornesröte ins gesicht. türkisch für anfänger im internet angucken? fehlanzeige (auch nicht weiter schlimm). amerikanische fernsehserien im deutschen itunes-store kaufen? bis auf wenige ausnahmen: unmöglich. DVDs die man in amerika kauft in deutschland gucken? geht nicht. gekaufte DVDs auf einem ipod oder laptop ohne DVD-laufwerk angucken? verboten. selbst serien die es theoretisch online zu erwerben gäbe, kann die filmindustrie einfach so aus den online-läden entfernen, wenn es besser in ihr vertriebskonzept passt.
man könnte ds gefühl bekommen, man sei von schwachmaten umgeben.
apropos schwachmaten. besonders gefressen habe ich ja die schwachmaten die behaupten, dass leute die es vorziehen mit computern und über das internet zu kommunizieren, als entrückt von der „echten welt“ oder sozial minderbemittelt darzustellen. ben hat schön herausgestellt wie lächerlich schwachmatisch das klingt, wenn gerade werbefuzzis, die die „echte“ welt mit schrott der verführen und nicht vorhandene bedürfnisse wecken soll zupflastern, davor warnen, dass computerspiele, virtuelle welten oder das internet mit seinen blogs und foren und comunidings „Verführungen und Süchte“ auslösen könnte:
Ausdrücklich sehe ich diese Gefahren nicht nur für Heranwachsende oder Jugendliche, sondern ebenso für Erwachsene, denen das reale Leben nicht die Anerkennung schenkt, die jeder Mensch braucht und sich wünscht. (Roland Kühl-v.Puttkamer)
sagt ein werber.
wie gesagt. es gibt für jedenm schwachsinn gründe, manchmal gute, manchmal weniger gute. heute habe ich aber keine lust zu differenzieren und will mich noch ein bisschen weiter aufregen. morgen ergebe ich mich dann wieder meinen eigenen sachzwängen und rede selbst weiter schwachsinn.
keine ahnung ob mein kommentar, den ich eben unter diesen spreeblick-artikel gesetzt habe in der moderation festhängt oder in den orkus gewandert ist, weil er zu lang, zu blöd oder zu linkreich war, ich poste ihn jetzt einfach nochmal hier:
ich neige zum ignorieren von dingen von denen ich keine ahnung habe. so lese ich weder chinesische tageszeitungen, noch opposotionelle chinesische blogs. das wallstreet-journal lese ich auch ganz selten und kerphysik-kongresse habe ich bisher auch noch keinen einzigen besucht. obwohl ich mich laienhaft sehr für gynäkologie interessiere, habe ich keine einzige seriöse publikation darüber in meiner bibliothek.
dann neige ich ich auch noch dazu, veranstaltungen oder ereignisse zu ignorieren von denen ich nicht weiss, dass sie stattfinden. manchmal ändere ich zwar meine reisepläne, wenn ich von einer veranstaltung drei tage vorher erfahre, zum beispiel bei einer party meines besten freundes oder einer blitzhochzeit oder so. die einladung zur BOBs-verleihung kam leider sowas von zu spät, dass ich nicht wusste ob ich lachen oder heulen sollte.
und dann ist da noch die sache mit blogpreisen, so ganz allgeimein. du schreibst, blogs können „wie im Falle der ausgezeichneten Blogs aus China und Cuba mächtige Werkzeuge sein, um [das demokratische] Grundrecht [auf Rede- und Meinungsfreiheit] in Anspruch zu nehmen.“ klar, nur sind blogs das auch ohne den BOBs-, grimme-, oder sonsteines blog-preises. klar gibt es blogs die es verdienen oder denen es gut tut oder deren betreibern es hilft aufmerksamkeit zu bekommen, aber meine bescheidene erfahrung mit, ich sag das mal allgemeiner, medienpreisen ist, dass medienpreise vor allem dazu dienen dem stifter aufmerksamkeit zu verschaffen. im idealfall ist das verhältnis ausgewogen, alle bekommen aufmerksamkeit und alle freuen sich. und im speziellen war das mit den BOBs diese jahr vielleicht sogar besonders lobenswert, dass die deutsche welle den ausgezeichneten blogs alle aufmerksamkeit zuschieben möchte und in einem anfall von überbescheidenheit einfach überhaupt kein eigen-marketing oder -werbung macht.
hinzu kommt, dass ich bisher die auswahlprozesse und jury-entscheidungen fast aller medienpreise von denen ich bewusst etwas mitbekommen habe, als völlig blödsinnig und intransparent empfunden habe. die BOBs vor drei jahren beispielsweise, hatten als kategorie mal „bestes journalistisches“ blog und den preis dann „lyssas lounge“ gegeben. nix gegen lyssa und ihre lounge, echt, aber solche nicht-nachvollziehbaren entscheidungen helfen mir nicht sonderlich den anderen entscheidungen der jury zu trauen. dann mag es schon sein, dass die jury ein unglaublich wichtiges oder lobenswertes oder tolles ausländisches blog herauspickt, dass jedes quäntchen lob und aufmerksamkeit verdient — nur spielt das dann für mich schon lange keine rolle mehr: wenn schon die mir nachvollziehbaren entscheidungen nicht nachvollziehbar sind, wie soll ich dann die für mich nicht nachvollziehbaren entscheidungen nachvollziehen?
neben den marketing- und glaubwürdigkeits-defiziten kranken die BOBs noch an einem weiteren entscheidenden aspekt: wie sollen sich blogger die *nicht* unter lebengefahr bloggen, sondern zum beispiel über fäkalien, fernsehen, musik-charts oder das wetter in hamburg schreiben, mit blogs messen, die unter lebensgefahr, repression und anderen widrigen umständen entstehen?
wie gesagt (wenn auch nur zwischen den zeilen), ich glaube durchaus, dass die BOBs eine gute sache sind, genauso wie gynäkologen-kongresse oder die UN-vollversammlung oder eine klimakonferenz, nur habe ich noch nicht genau verstanden, warum mich das genau interessieren sollte. von daher kommt mir deine vermutung, dass sich in deutschland niemand für die BOBs interessiert, weil „die deutsche Blogosphäre unglaublich selbstverliebt, selbst-referenziell“ ist, ein bisschen wehleidig vor. klar, man kann auch die 99 prozent aller menschen die nicht ins theater gehen oder sich regelmässig deutsches autoren-kino reinziehen als kulturlose, selbstreferenzielle banausen beschimpfen, man kann sich darüber echauffieren, dass die leute lieber MP3s aus dem internet „raubkopieren“ statt sich kopiergeschütze CDs zu kaufen oder dass so viele leute lieber batman als die bachmann-preis-verleihung angucken. nur manchmal isses dann auch ne gute idee mal einen blick auf sich selbst oder die von einem mitmoderierte veranstaltung zu werfen, bevor man mit dem zeigefinger zu fuchtelt.
kurz, bevor du hier allen die nicht zur BOBs-verleihung erschienen sind oder darüber geschrieben haben, mangelnde solidarität mit menschen die ihr „Leben riskieren“ unterstellst, könntest du vielleicht noch ein, zwei gedanken daran verschwenden ob die kommunikation einer so noblen sache wie die BOBs-verleihung nicht noch verbessert werden könnte. wenigstens ein bisschen.
[nachtrag 08.12.2008] irgendwann heut nacht wurde mein kommentar freigeschaltet. ich lasse ihn trotzdem hier stehen. apropos kommunikationsdefizite, offenbar gabs die nciht nur mit dem publikum, sondern auch mit den nominierten. wenn ich mich recht erinnere, ist das auch ein déjà-vu.