heute abend habe ich mir mal wieder top gear angesehen. die aktuelle folge auf BBC two. das geht offiziell natürlich nicht, ausser man hat einen VPN-tunnel der der BBC die anwesenheit in grossbritanien vorgaukelt. den hab ich ja.
geguckt hab ich die sendung weil ich ich aus meiner zeit in stuttgart einen der designer des bac mono kenne. der bac mono ist ein offenes formel-eins-artiges rennauto mit strassenzulassung — wenn man 120tausend euro übrig hat. der wurde jedenfalls in der sendung getestet. obwohl man von tests bei top gear ja nicht wirklich sprechen kann, sondern von inszenierungen — die teilweise ganz amüsant sind, teilweise auch nicht.
von dem bac-mono-test gibt es nicht viel zu erzählen, ausser dass jeremy clarkson den natürlich (zuerst) wieder ohne helm teste und beinahe wieder so aussah wie beim test des ariel atom:
was ich aber eigentlich sagen wollte, war der sensationelle BBC-live player mit dem man das BBC-programm einerseits im livestream sehen kann, den live-stream aber auch — wenn man will — auf den sendungsanfang zurückspulen kann. was ich natürlich machen musste, weil ich zu spät eingeschaltet hatte. und das erstaunlichste: es funktioniert.
wobei genau betrachtet eigentlich schon bemerkenswert ist, dass die BBC ihr gesamtes programm live ins internet streamt. soweit ich weiss machen das deutsche sender nicht. warum eigentlich nicht? genau betrachtet finde ich es ganz grossartig, dass die BBC und die meisten deutschen öffentlich rechtlichen sender ihr gesamtes programm ins internet strömen (ARD, ZDF auch mit rückspulfunktion, WDR, danke für den hinweis, alexander). per BBC lässt sich sogar die formel1 live im internet, im browser ansehen. hoffentlich erährt bernie eccelstone nichts davon, dass ich einen VPN benutzt habe um letzte woche 20 minuten formel1 zu gucken, um die RTL-werbepausen zu überbrücken. oder — schlimmer noch — hoffentlich erfährt friedrich küppersbusch nichts davon.
nachdem ich kürzlich schrob, dass mich „das nervöse körper-gewackel von tilo jung“ in einem interview „nervös gemacht“ habe, antworte er:
tilo jungs erklärung liess mich spontan an wolfgang korruhn denken. wolfgang korruhn? genau der aus ZAK, der in seinen kurzinterviews den interviewten beachtlich nahe rückte, sie allerdings nie duzte und nicht nervös zappelte. und weil mich tilo jung jetzt an wolfgang korruhn erinnerte, habe ich mir ein paar seiner interviews auf youtube angesehen. der benutzer „bestofkorruhn“ hat einige dieser interviews auf youtube geladen (und damit hoffentlich keine geistigen eigentümer von irgendwem geklaut).
damals in den 80er und 90er jahren fand ich die interviews von wolfgang korruhn irre toll. und heute finde ich sie immer noch sehr toll. möglicherweise hat er das sympathischste interview mit hans-jochen vogel geführt das es im fernsehen je gab. oder eins der nichtssagensten interview mit joschka fischer, was auch so einiges über joschka fischer verrät. das mit bischhof dyba ist glaube ich ziemlich berühmt geworden, vor allem weil der nicht wie ein fanatischer fundamentalist argumentierte, sondern wie ein 12 jähriger schüler. wolfgang korruhn hat es sogar geschafft, franz beckenbauer zum schweigen zu bringen.
über wolfgang korruhn steht in der wikipedia, dass dass sein arbeiten von dem motto bestimmt seien, „an dem [zu] zweifeln, was die Mehrheit für wichtig oder wahr hält.“ leider ist das motto nicht t-shirt-kompatibel, sonst würde ich es mir gleich auf ein t-shirt drucken.
ein anderer journalist der kürzlich mit mir sprach, verriet mir übrigens ein paar seiner interview-geheimnisse: am besten setzt man sich nicht gegenüber, sondern seitlich vom interviewten hin. das und gut dosiertes schweigen, inspiriere den interviewten oft dazu mehr zu sagen, als er eigentlich wolle. zwei tricks die möglicherweise nicht im fernsehen funktionieren, die aber friedrich küppersbusch ganz sicher nie beherrschte, wie man, apropos ZAK, in diesem ausschnittsweisen „gespräch“ von küppersbusch mit (apropos) hans-jochen vogel sieht.
die wikipedia sagt über diese sendung folgendes:
Gleich zu Beginn der Sendung entwickelte sich ein heftiges Streitgespräch, das die gesamte Sendezeit und alle Beiträge überdauerte und welches – laut Friedrich Küppersbusch – auch noch bis weit in die Nacht nach der Sendung fortgeführt wurde. „Und das nächste Mal, wenn Sie mich wieder einladen, dann komme ich und dann kloppen wir uns wieder“, sollen Vogels abschließende Worte an diesem Abend gewesen sein.
ein anderer gedanke, den ich in den letzten tagen wochen tagesschaum hatte: war der küppersbusch schon immer so? oder war er damals besser? die antwort ist ein klares jein, wie man in diesem zusammenschnitt von angeblich 21 wortspielen von küppersbusch aus den 80er und 90er jahren sieht:
und noch was ganz anderes. dieses video von russel brand, in dem er drei msnbc-moderatoren ziemlich alt aussehen lässt, geht ja gerade durch die sozialen netzwerke und auch zum beispiel facebook. sehr sehenswert und erstaunlich zu beobachten, wie flink russel brand denken kann, nicht nur im vergleich zu den moderatoren-schnarchnasen. noch erstaunlicher finde ich allerdings dieses interview, dass die australierin marlena katene mit ihm vor ein paar wochen führte. marlena katene benutzt zur kommunikation etwas das im englischen „augmentative and alternative communication“ genannt wird und was ich beim besten willen nicht übersetzen kann aber unter anderem mit synthetischer sprachausgabe arbeitet. wie russel brand damit und mit den auswirkungen von marlena katenes zelebraler kinderlähmung umgeht — nämlich gar nicht weiter — ist so grossartig anzusehen, dass ich es auch gleich nochmal einbette:
schreckliche sendung. auf sehr vielen ebenen. ich habe mir die sendung angesehen, weil stefan winterbauer sie als „beste journalistische Aufarbeitung der NSA-Affäre im TV“ anpries. ich habe da was anderes gesehen. daniel domscheit-berg ist zwar angenehm ruhig und sachlich im ton, liess sich von markus lanz aber schon zu ein paar hanebüchenden übertreibungen und aluhutphorismen treiben. einzig der manchmal auch zu übertreibungen neigende zdf-journalist elmar theveßen relativierte die aussagen von domscheit-berg hin und wieder („Wir sind da unterschiedlicher Meinung“).
besonders ärgerlich fand ich die ansatzweise paranoiden halbwahrheiten die daniel domscheit-berg verbreitete:
smartphones liessen sich nicht abschalten und sammelten weiter daten, wenn sie ausgeschaltet seien? erklärung: weil man die akkus nicht entfernen könne. für einen berufs-misstrauischen kommt mir das neben der panikmache ziemlich naiv vor. auch ohne hauptakku kann ein mobilgerät durchaus noch (versteckt) mit strom versorgt werden.
alles, auch smartfones, lässt sich hacken? ja klar, nur ist die wahrscheinlich das einem das smartfone von einem geheimdient gehackt wird in etwa so hoch wie die vom blitz erschlagen zu werden.
was hat die übertragung von wlan- oder positionsdaten an apple nochmal mit der NSA oder geheimdientsen zu tun? sind die daten der funkzellen in denen ich mich aufhalte, die bereits seit 20 oder 30 jahren an die mobilfunkanbieter in echtzeit und ständig übertragen werden, harmloser?
ja, bei der benutzung von computern fallen unmengen daten an. so wie bei der benutzung von autos ortswechsel anfallen. und natürlich ist alles im leben mit risiken behaftet, die wir mal aus dem bauch, mal nach einigem nachdenken ständig abwägen.
was domscheit-berg sich bei lanz aus der nase ziehen liess war nicht hilfreich bei der risikoabschätzung der internetnutzung. es war die klassische verbreitung von angst und unsicherheit (fudding), mit dem gewünschten ergebnis: das publikum und marc bator sassen mit offenem mund im fernsehen.
so sieht das aus, wenn ahnungslosigkeit, paranoia, komplexität und technik aufeinander stossen: das publikum schüttelt empört bis fassungslos die köpfe, kann es gar nicht fassen, was technisch alles möglich ist und lassen künftig lieber die finger von diesem teufelszeug.
daniel domscheit-berg gefällt mir sehr viel besser, wenn er nicht von lanz nicht zu irrsinnigen aussagen peitschen lässt, zum beispiel im gespräch mit ben schwan.
was ich mindestens ebenso irritierend fand: lanz wirkte auf mich wie max giermann der lanz parodiert, nur das lanz selbst seine lanzheit noch etwas dicker aufträgt. ist mir ein rätsel wie man lanz’ prätentiöse art zu sprechen länger als 30 minuten aushält.
da google den google reader getötet hat, ist auch meine alte blogrolle auf der rückseite von wirres.net verschwunden. die war nämlich die liste meiner abonnierten blogs denen ich das schlagwort „blogrolle“ zugeordnet hatte. ich habe das gleiche jetzt einfach in meinem pinboard gemacht, hier ist eine liste all der links mit dem schlagwort „blogrolle“: pinboard.in/u:diplix/t:blogrolle/. weil die sich auch als RSS auslesen lässt, wird die liste jetzt auf der rückseite automatisch aktualisiert, wenn ich blogs im pinboard entsprechend verschlagworte. und wo sie einmal im pinboard sind, kann ich den stand von heute auch einfach mal als lange linkliste ausgeben, voilá, meine kommentierte blogrolle. (die reihenfolge ist zufällig alphabetisch und willkürlich)
wir sollten dem arbeitgeber von alexander svensson sehr dankbar sein, das er ihm ab und zu zeit lässt für sein blog. dafür zahle ich gerne rundfunkgebühren.
eine gute mischung aus totalem quark und klugen gedanken. und auch wenn es ein mehrautoren-blog ist, schreibt dort eigentlich nur stefan schulz.
maximilian buddenbohm hat eine herausragende eigenschaft: er kann über dinge von denen er keine ahnung hat besser schreiben, als leute die von diesen dingen ahnung haben. das sollte eigentlich einigen leuten zu denken geben, hat aber wahrscheinlich eher was mit dem genie von maximillian buddenbohm zu tun.
constantin seibt betreibt eine art journalismus-forschungslabor und ist hochgradig zitierbar. man muss aber, glaube ich, seine liebe zum journalismus teilen, um von deadline ähnlich begeistert zu sein wie ich.
malte welding beherrscht die deutsche sprache auf eine art und weise, die mich manchmal vor neid erblassen lässt. ins blog schreibt er aber leider viel zu selten.
eins der witzigsten gezeichneten blogs des planeten. manchmal möchte ich jojo anrufen und ihm immer wieder sagen, wie witzig ich ihn finde. ich kann seine nummer aber nicht finden.
früher hat don dahlmann die herzzereissensten geschichten aufgeschrieben. jetzt schreibt er nur noch kluge sachen auf. leider zu selten.
genausowenig wie mich musik hinter dem ofen hervorlockt, lockt mich sport. aber jens weinreich was er über die welt der sportpolitik schreibt beobachte ich sehr genau.
jörg kantel hat sich selbst ein blogsystem gebaut. das besondere ist unter anderem, dass unter allem was er schreibt steht: „Mehr hier ...“
meine arbeitskollegin und lieblingsbloggerin; unter anderem weil sie genau die richtige mischung aus ironischer distanz und überspitzung, leidenschaft und ehrlichkeit an den tag legt.
peer schader schreibt ganz grossartig über supermärkte und wie sie funktionieren. eine art blog mit der maus ohne maus über den einzelhandel.
anne roths blog sollte man genau beobachten. das dachte sich vor ner weile auch mal der verfassungsschutz. weshalb sie (auch) anfing zu bloggen.
hier schreibt lukas heinser alles rein, was nicht ins bildblog oder twitter passt. das ist, ausser wenns um musik geht (ich kann schon mit musik wenig anfangen, noch weniger aber mit texten über musik), immer sehr lesenswert.
john gruber ist so eine art amerikanischer stefan niggemeier. allerdings schreibt er nicht über medien, sondern über apple. aber mit ähnlich viel leidenschaft, kenntnis und argumentationsvermögen.
ich finde den blogtitel grandios, die beifahrerin hasst ihn (den titel). was benjamin birkenhake so schreibt ist fast immer sehr lesenswert, tiefgründig und gegen den strom gedacht — und voll mit rechtschreibfehlern, was mir das ganze noch sympathischer macht.
jede woche die zeichnung am rande der gesellschaftsseite in der FAS. sehr witzig und ich verstehe die gags auch fast immer, obwohl die zeichnungen oft ohne pointe sind.
frau gröner ist diejenige die ihre twitterlieblinge immer als screenshot und trotzdem korrekt auf den originaltweet verlinkt veröffentlicht. und wenn sie mal was schreibt, ist es fast immer ganz, ganz grossartig.
ich weiss nicht ob mir dieser gedanke beim einschlafen oder im traum kam, aber als ich heute früh dran dachte, kam er mir gar nicht so abwegig vor wie die meisten anderen gedanken die ich mir im schlaf denke. deshalb schreibe ich ihn mal auf.
politiker, zumindest die etwas exponierteren, sind ständige überwachung und beobachtung gewohnt. so werden politiker oft von personenschützern begleitet und sitzen beispielsweise über lange zeiträume mit einem fahrer zusammen in einem stahlkäfig auf gummireifen. die beamten die für den schutz von politikern zuständig sind, wissen jederzeit wo sie sind, mit wem sie sich treffen und reden und wo sie in den nächsten tagen sein werden. nicht selten werden sie auch den inhalt von gesprächen mitbekommen.
auf der anderen seite sind sie ständig unter beobachtung der medien. privatsachen werden zwar oft von der veröffentlichung zurückgehalten (zumindest solange bis eine veröffentlichung opportun scheint), aber registriert und aufgezeichnet wird auch die kleinste private regung.
politiker können sich allerdings recht gut auf die diskretion der sie umgebenden menschen verlassen. trotzdem wundert es mich nicht, wenn politiker ein verzerrtes verhältnis zur privatshäre oder der beobachtung und aufzeichnung von kommunikations- oder verbindungsdaten haben.
gestern „Jung & Naiv – Folge 63: Der Bundesregierungsprecher“ angesehen. ich habe gelernt, dass steffen seibert findet, dass die „Twitter-Gemeinde“ einen ganz schön dogmatisch erziehe und dass er auf twitter alles selber mache, ausser links, weil er sich „immer noch keine“ links selbst machen könne.
ich wollte dann noch suchen was es zur sendung sonst so gibt — und duckduckgo hat mich mal wieder überrascht:
eigenartig. auf der strasse, am kiosk, überall wo der müll ausliegt, kann man die wichtigsten informationen zu den gagen von ein paar c-promis erkennen.
auf bild.de soll man für diese müden infos zahlen und ein abo abschliessen. man kann auf dem teaser nicht erkennen dass gina-lisa lohfink 4000 euro für einen auftritt kassieren soll. oder joey heindle 1500 euro für eine autogrammstunde.
wenn man das faktoid, was welcher c-promi wohl verdient, ohne bild-plus-abo erfahren will, zeigt sich, dass google zwar der weg (so wie jede andere suchmaschine), aber nicht das eigentliche problem ist. das problem des bild-„journalismus“ ist der „journalismus“ den man selbst, aber auch bei gmx.de (web.de), top.de oder msn.de betreibt. scheisse veredeln, indem man sie überall wo sie rumliegt oder aufgeschrieben wurde aufsammelt, glattstreicht, bebildert und verklickstreckt.
Denn die Geschichte, die [von Prominenten aus Krisengebieten] erzählt wird, ist oft genug eine Verzerrung der Wirklichkeit und zwar eine, die besonders lange in den Köpfen der Leser hängen bleibt: „Haste gelesen, der Liefers findet es auch schlimm in Syrien?“
einerseits verstehe ich nicht was daran schlimm sein soll, etwas schlimmes schlimm zu finden und andererseits könnte man sich jetzt natürlich fragen, ob florian guckelsberger wirklich glaubt, man könne über ereignisse berichten, ohne die wirklichkeit zu verzerren. das wäre meines wissens eine mittlere sensation, in etwa so sensationell wie fotografien, die die wirklichkeit abbildeten (und nicht nur einen verzerrten, vom fotografen gewählten ausschnitt aus dem sichtbaren lichtspektrum).
aber weder hilmar klute noch florian guckelsberger geht es um erkenntnistheorie oder aufmerksamkeitslenkung, sondern um die jahrhunderte alte frage an den spiegel an der wand: wer sind die klügsten im ganzen land?
klute und guckelsberger plädieren dafür, journalisten als die klügsten anszusehen und den rest des landes als eben nicht so klug. guckelsberger:
Journalisten – insbesondere jene, die in die gefährlichsten Gegenden der Welt reisen – haben meist jahrelange Erfahrung. Sie wissen um die Macht der Bilder, sie sind in der Materie, sie haben ein professionelles Netzwerk aus Quellen aufgebaut, sprechen die Landessprache, beherrschen Dialekte, kennen die Geschichte des Landes und erst dann, ganz am Ende, erzählen sie ihre Version der Wirklichkeit. Wissend, dass allein ihr Dabeisein als Beobachter die Wahrnehmung schon verändert.
auch wenn florian guckelsberger hier natürlich schamlos übertreibt, hat er natürlich auch recht; unsere ansprüche an die professionalität von journalisten können gar nicht hoch genug sein. journalismus sollte immer versuchen alle seiten zu beleuchten und journalisten sollten sich von niemandem aufs glatteis führen lassen. dass das trotzdem immer mal wieder passiert, ist ein ganz anderes thema, mit dem man ein ganzes blog füllen könnte.
was mich aber an klutes und guckelsbergers texten neben den undifferenzierten lobgesängen von purem, echtem und edlem journalismus stört, ist das fehlen genau dieser journalistischen ansprüche. ausser auf jan josef liefers rumzuprügeln, das was er sagt als „Papperlapapp“, „Banalitäten“, „zynisch“, „kindisch“ oder „Einmischung“ abzutun, geben sie sich kaum die mühe das was er konkret sagt zu widerlegen oder die fragen, die sie ihm rhetorisch stellen, selbst zu beantworten: „Also, was muss denn jetzt bitte gemacht werden?“ es ist kompliziert, ja klar, aber deshalb behindert man als amateur doch die „professionellen Berichterstatter“ nicht bei ihrer arbeit, wie florian guckelsberger am ende seiner tirade andeutet:
[Wenn sich Bürger um Obdachlose, ein Kinderhospiz oder erbarmungswürdige Tierhaltung kümmern,] können die professionellen Berichterstatter weiter ungestört ihrer Arbeit nachgehen und versuchen, Stück für Stück die Wurzel des Unglücks freizulegen und Lösungen zu erarbeiten. Und wie bei einem alten Baum handelt es sich immer um ein sehr komplexes Wurzelgeflecht, das dem oberflächlichen Blick entzogen ist.
mich stört an jan josef liefers reise nach syrien vor allem, dass er sich von der bildzeitung begleiten liess. das zieht das anliegen was er mit seiner reise verfolgt haben könnte (für mich) leider sofort ins sensationsgeile und unglaubwürdige.
was aber trotz alledem auffällt, ist die widersprüchlichkeit mit der wir (alle) politik betrachten. einerseits mit schweren oben/unten wahrnehmungsstörungen (die da oben wissen doch gar nicht was wir hier unten so denken), andererseits mit unerfüllbaren erwartungen: wenn sich jemand mit politik beschäftigt muss das von null auf hundert hochprofessionell und fehlerfrei passieren. ausserdem fordern hinz und kunz, dass sich eigentlich viel mehr menschen politisch engagieren sollten und wenn sie es tun, beklagen sich hinz und kunz darüber dass sie es tun.
@cafffm @janjosefliefers @sz Bürger sollen sich engagieren, tun wir es, sollen wir Spezialisten ran lassen. Geht uns piraten nicht anders
ich glaube ja, dass gegen schlechten journalismus oder auch schlechte oder einseitige berichterstattung von nicht-journalisten nur eins hilft: gute berichterstattung, differenzierte, konkrete kritik und gut gemachte reportagen. dieses bemühen kann man florian guckelsbergers bei einem blick in sein autorenprofil übrigens nicht absprechen. vermutlich kann man hilmar klute die absicht die welt differenziert, wahrheitsgetreu, ohne „Papperlapapp“ und banalität darzustellen auch nicht absprechen. immerhin hat er schon „ein kleines Buch, das von der Metaphysik des Hundes und seiner Besitzer handelt“, geschrieben.
ich bin kein grosser freund von bono und bob geldof und ich finde man sollte den weltrettungs-aktivitäten der beiden einiges an skepsis und vorsicht entgegenbringen. statt ihnen nur profilierungssucht zu unterstellen, könnte man beispielsweise live aid ganz konkret und differenziert betrachten. eigentlich ist die süddeutsche bei sowas ganz gut: „Bob Geldofs besserwisserische Ignoranz“, SZ vom vom 23.10.2010, von alex rühle. oder man kann die kritik, bzw. die differenzierte sicht auch in form eines buches giessen, wie peter gill das getan hat: „Famine and Foreigners, Ethopia since Live Aid“
aber wenn zwei journalisten jan josef liefers einfach nur lieblos inkompetenz und profilierungssucht unterstellen, dann ist das keine sternstunde des journalismus, sondern wirkt genau wie das, was sie liefers vorwerfen: wie stümperhafte selbstprofilierung.
florian guckelsberger wirft in seinem artikel jan josef liefers in einen topf mit george clooney, til schweiger, marilyn monroe, angelina jolie und madonna — ohne viel zu differenzieren, etwas das er selbst ja bei politikberichterstattung vehement fordert. gerade bei george clooneys engagement im sudan lohnt sich aber durchaus eine differenzierte betrachtung. was clooney sagt und wie er sich einsetzt ist ziemlich überzeugend. es gibt kritiker, aber ich habe, nach all dem was ich dazu gelesen habe, das gefühl, dass clooney mindestens so viel durchblick hat wie ein mittelgut gebriefter aussenpolitiker, ein sozialpsychologe oder ein krimiautor. ausserdem lässt sich george cloooney von einem journalisten beraten und begleiten: seinem vater.
andererseits; warum nicht einfach das ganze promigesocks das in krisengebiete reist in einen sack stecken, wenns die botschaft so in den köpfen der leser hängen bleibt: „Haste gelesen, der Guckelsberger findet Promis in Krisengebieten gefährlich?“
das bild habe ich von carta geliehen. es passt natürlich noch besser, wenn man „blogger“ mit „das internet“, „schauspieler“, „kostenloskultur“ oder „dings“ ersetzen würde.
Markus Ehrenberg fasst im tagesspiegel zusammen, was jan josef liefers im spiegel gesagt hat: „Ich bin, mit Verlaub, nicht in einer Karrierephase, in der ich ein paar zusätzliche Schlagzeilen nötig hätte.“
[nachtrag 17.06.2013] thomas lückerath fasst den spiegel-artikelauf dwdl.de auch zusammen und begibt sich am artikelende weit nach rechts aussen in ein sprachliches minenfeld:
Den Vorwurf, seine Reise sei zynisch, weist Liefers in seinem Beitrag zurück und schwingt offenbar berauscht vom eigenen Gutmenschentum nach seiner Reise die Keule der Moral. Er wünsche sich, dass sich möglichst viele Menschen über den Krieg in Syrien informieren "und dann für sich entscheiden, was zynischer ist: zuzuschauen oder sich fragen, was man tun kann, und sei der Beitrag noch so klein".
immerhin schiebt lückerath nicht hinterher: „das muss man ja auch mal sagen dürfen!“.
robert basic versuchte vor ein paar tagen den eindruck zu erwecken, dass er ein arschloch sei und will auch mal seine „miesen Seiten“ zeigen:
… glaubt Ihr, dass ich immer nur der nette, liebe tolle Schüler war? Klar habe ich Scheidungskinder in der Grundschule in die Mitte unseren “netten” Gruppe gestellt, gehänselt, bis das Gegenüber geflennt hat. Klar habe ich es sogar mal geschafft, dass eine Schülerin nie wieder in unser ach so tolles humanistisches Gymnasium zurückkehrte, weil ich ein Mobbingspacko war. Klar komme ich nicht in den Himmel, was meinen Atomteilchen herzlich egal ist. Klar habe ich gelernt, wie deppert wir Menschen zueinander sein können. […] Doch eines habe ich gelernt: Man wächst, indem man den Mut und die Stärke entdeckt, auch eigene, unangenehme Seiten zu zeigen. Wem das zu wackelig ist, auch vielleicht, weil man doch nur ein beruflicher Schönwetterschlaublogger ist, der sollte die Finger davon lassen. Es gibt auch andere Wege, anstatt in der Öffentlichkeit seinen eigenen Pranger zu bauen.
schwer lesbar (basic: „Wie ich das zu bloggen pflege? Eigentlich easy: Ich rotze es heraus.“), aber sehr lobenswert das robert basic sein inneres arschloch ein bisschen herausstellt und dazu aufruft, nicht immer nur seine guten seiten darzustellen, sondern auch die dunklen.
ich habe in den paar jahren in denen ich ins internet schreibe einiges gelernt. über mich, über andere, über das öffentliche schreiben und darüber, dass es sich immer lohnt harte kritik in der sache zu üben oder streitlustig zu sein, aber noch mehr lohnt auch zu versuchen seine (vermeintlichen) gegner zu verstehen oder für ihre stärken zu schätzen (und sie dann trotzdem zu kritisieren).
das hat alles noch nichts mit „miesen Seiten“ zu tun. denn öffentliche, harte oder gar gemeine kritik muss gar nicht mit boshaftigkeit oder arschloch-sein zu tun haben. im gegenteil. kritik ist mein liebster arschlochfilter. viele leute zeigen unter kritik-druck ihr wahres gesicht, und das kann mitunter sehr freundlich oder sogar souverän sein. einige meiner erfreulichsten freundschaften sind aus phasen einseitiger oder gegenseitiger kritik (oder beschimpfungen) entstanden.
dass stärke und überlegenheit auszuspielen meistens viel mehr über einen selbst aussagt, als über den schwächeren, ist natürlich eine beinahe unerträgliche binsenweisheit. noch binsiger ist der spruch, dass sich wahre stärke erst zeigt, wenn man überlegene angreift. was aber leider nur zu einem kleinen teil stimmt, ist der glaube, schwächen zu zeigen sei ein zeichen von stärke. die eigenen schwächen und fehler oder „miesen Seiten“ zu offenbaren, kann und wird meistens strategisch oder berechnend eingesetzt. mit dieser strategie kann man mitunter pflastersteine in der hand des gegners in daunenkissen wandeln und gleichzeitig sein eigenes image stärken. schwäche zeigen ist oft nichts anderes als angeberei und imagepolitur.
über das eigene versagen zu schreiben kann aber auch eine (selbst) reinigende wirkung haben. so hat mich ein blackout bei einem wortbeitrag auf einer öffentlichen veranstaltung von der hybris, bzw. dem glauben befreit, ich könne unvorbereitet frei und flüssig vorträge halten. ganz besonders reinigend wirkt es, wenn man sich mit einer sache gemein macht und dann über das nicht vorhandene interesse an dieser sache berichtet. reinigend wirkt es auch sich geschlagen zu geben, wenn eine anderer die besseren argumente hat:
ix gebe mich geschlagen. @oetting hat mich per kommentar niedergerungen. polemik kann er viel subtiler & besser als ix. wirres.net/article/articl…
was ich sagen möchte ist natürlich, dass auch das aufzeigen der eigenen „miesen Seiten“ oft keinem anderen zweck als der selbstbeweihräucherung dient; schaut her ich bin ein arschloch, aber weil ich dazu stehe bin ich kein besonders schlimmes arschloch. und voll ehrlich.
insgesamt lohnt es sich aber nicht besonders ein arschloch zu sein. ich habe die erfahrung gemacht, dass man mit freundlichkeit und hilfsbereitschaft meistens weiter kommt. das schliesst natürlich nicht aus, anderen leuten, auch freunden, ständig ans bein zu pinkeln — wenn man einen guten grund dazu hat. das schliesst auch nicht aus, andere zu provozieren, zu ärgern und zu nerven. solange man auch beim provozieren freundlich wirkt.
ich hatte viele jahre meines lebens die tendenz zu arschigem verhalten. ich kann mich noch gut erinnern einen neuen insassen im kinderhort mit spiel-magneten durch das gebäude gejagt zu haben, weil ich ihm vorher mit meinem freund klargemacht hatte, dass diese magneten stark vergrössernde wirkung auf seine ohren haben würden.
ich habe mal ein wochenende bei freunden verbracht, ohne dass meine eltern wussten, dass ich das wochenende bei freunden verbringen würde. ich habe mit diesen freunden unter anderem grosses vergnügen dabei gehabt, in kaffeetassen zu pinkeln und den inhalt aus dem zweiten stock, mit der absicht passanten zu treffen, aus dem fenster zu kippen.
ich habe meine schwester, die ich oft gebabygesittet habe, regelmässig vor dem einschlafen zum weinen gebracht, weil sie dann besser und vor allem schneller einschlief (allerdings war sie auch sehr leicht zum weinen zu bringen).
ich habe regelmässig die stofftiere meiner schwester verprügelt (als sie eines tages ihren teddy selbst an die wand kreuzigte, habe ich damit aufgehört).
ich habe im zeltlager einen offensichtlich schwächeren mitbewohner mit brille so lange „gustl“ genannt, bis ihn alle gustl riefen und er auf diesen namen reagierte.
ich habe während des studiums meine fähigkeit entdeckt in betrunkenem zustand andere betrunkene so hinterhältig zu provozieren, dass sie sich vor publikum lächerlich machten.
ich habe mich wiederholt über robert basic schreibstil lustig gemacht, obwohl ich selbst vor allem legasthenisch begabt bin.
ich habe wiederholt [irgendeinen namen einsetzen] für sachen die er geschrieben oder gesagt hat kritisiert, obwohl ich weiss dass er sich dann stets mit seiner reaktion öffentlich lächerlich macht.
ich trinke nespresso-kaffee aus alu-kapseln und möchte nie mehr in meinem leben darauf verzichten.
man kann vieles in das was ich gestern abend oben geschrieben habe reininterpretieren. so wie kiki in ihrem antworttext. ich war heute früh einigermassen überrascht, dass sich mein text als mobbing-verharmlosung oder als rumprotzerei interpretieren lässt:
Felix nutzt dann leider die Gelegenheit zu seiner eigenen Beichte der anderen Art; er protzt mit all seinen Verfehlungen die er gewillt ist zu teilen und also de facto nicht als soooo schlimm ansieht, darunter auch diverse Mobbingaktivitäten aus der Schulzeit und damit wirklich noch der letzte Trottel mitkriegt, daß das alles nur Spaß und nix zu drüber aufregen ist, zieht er die Liste noch ins Lächerliche indem er Dinge daraufsetzt wie „ich trinke Nespresso-Kaffee aus Alukapseln“.
ich fand meine distanzierung vom arschlochverhalten und handlungsempfehlung eigentlich unmissverständlich:
insgesamt lohnt es sich aber nicht besonders ein arschloch zu sein. ich habe die erfahrung gemacht, dass man mit freundlichkeit und hilfsbereitschaft meistens weiter kommt.
damit, dass meine texte interpretationsoffen sind und kiki (und die meisten ihrer kommentatoren dort) den text und meinen charakter so interpretieren wie sie es tun muss ich wohl leben. aber ich finde kiki (oder mela eckenfels oder thomas gigold oder willsagen) gehen mit ihrer interpretation etwas zu weit. ich schreibe über dinge die ich mit sechs oder zwölf jahren getan habe, also ist klar dass ich noch schlimmere „verfehlungen“ auf dem kerbholz habe? weil ich mich als kind oder jugendlicher auch mal wie ein arschloch verhalten habe, bin ich also auch selbst nie opfer gewesen, nie verletzt oder bedroht worden? wegen fehlender eindeutiger distanzierung von meinem verhalten als sechs oder zwölfjähriger und dem abschliessenden nespresso-gag verharmlose ich mobbing und ziehe die gefühle betroffener ins lächerliche? folglich bin ich jetzt genauso ein „armes würstchen“ und „arschloch“ (kikis worte) wie ich als kind und jugendlicher war? wenn es sich zwischen die zeilen projezieren lässt, muss es also stimmen?
kikis hauptindiz dafür, dass ich mobbing verharmlose und gutheisse ist der nespresso schluss-gag. nach dieser interpretation würde ich es dann auch gutheissen oder harmlos finden passanten auf den kopf zu pinkeln und das minderjährige jugendliche ohne das wissen ihrer eltern ein paar tage verschwinden und sie in sorgensuppe kochen lassen.
ein fehler von mir war sicher zu glauben, dass niemand auf die völlig absurde idee kommen würde zu denken dass ich es als (angeheirateter) vater eines 17 jährigen toll finden würde, wenn der mal ein paar tage ohne ankündigung verschwinden würde. ich habe in der tat nicht antizipiert, dass man auf die idee kommen könnte, dass ich auf köpfe pinkeln oder schwächeren angst einzujagen toll, prahlenswert oder gar empfehlenswert finden würde. ich dachte darauf hinzuweisen dass sich arschlochsein meiner erfahrung nach nicht lohnt, sei ausreichend distanzierung oder einordnung (manchen leuten treibt sogar diese formulierung die zornesröte ins gesicht).
kiki fand in einer diskussion auf facebook, dass es für sie für eine bessere einschätzung meiner armes-würstchen- und arschlochigkeit wichtig gewesen sei zu wissen, dass ich auch mal auf der „der Empfängerseite von Mobbingaktionen“ (kikis worte) gestanden habe (eines dieser erlebnisse hab ich hier mal geschildert). echt? sollte man in jedem artikel immer alles erwähnen? sollte man unter jedem artikel sagen, dass die realität immer ein bisschen komplexer und komplizierter ist, als man sie möglicherweise nach 3 oder 4 absätzen interpretiert?
hätte ich lust darauf texte zu schreiben die jedermann und jedefrau mühelos verstehen und die nicht misszuverstehen sind, würde ich wohl in einer redaktion oder bei spreeblick arbeiten. meine weigerung durchdifferenzierte erklärbären-texte zu schreiben, oder mich beim schreiben von anderen gefühlen, assoziationen oder sensibilitäten als meinen eigenen leiten zu lassen mag dann in der konsequenz dazu führen, dass mich hinz und kunz als arschloch sehen und meine moralischen und menschlichen qualitäten ferndiagnostizieren. das ist unangenehm, aber auch lustig (siehe oben, mela eckenfels oder unten, lars fischer).
wen es interessiert: die farbe einer empörungswelle ist vornehmlich schwarz/weiss und sie riecht teilweise ein bisschen nach selbstgerechtigkeit.
lars fischer fordert dazu auf, beim schreiben von blogartikeln besser auf die sensibilitäten anderer zu achten:
sollte ich noch weitere relevante beiträge zur mobbing-debatte oder aufforderungen zum differenzierteren und sensibleren publizieren übersehen haben, freu ich mich über hinweise.
[nachtrag 10.06.2013]
robert basic hat, wie ich finde, gestern einen verständlichen und nachvollziehbaren artikel zum thema geschrieben, in dem er sich unter anderem fragt, wie man auf die idee kommen könnte er sei stolz auf den mist den er als kind gebaut hat. ich hatte das heute früh schon kurz mal kommen- und zitiert. patricia cammarata weist in einem wunderbar differenzierten und rationalen artikel darauf hin, dass es manchmal unangenehm ist, teil einer gemeinschaft zu sein. und sie nimmt mich öffentlich in schutz, was mich auf sehr vielen ebenen freut. gegen 14:20 uhr veröffentlichete kiki thaerigen einen artikel auf facebook den sie mit „tl;dnr: Ich bitte um Entschuldigung“ überschrieb. den artikel hat sie nur mit ihren freunden geteilt, weshalb er vielleicht nicht von allen gelesen werden kann. wegen eines technischen defekts hat die den artikel noch nicht verbloggt. auch dieser artikel freut mich auf sehr vielen ebenen.
über blackvpn habe ich vor einer weile mal geschrieben. blackvpn bietet VPN-tunnel in alle möglichen länder an, in die man sich mit seinem rechner mit einer VPN-software einwählen kann. mit einem tunnel in die USA oder die niederlande kann man beispielsweise das blöde youtube-GEMA-geoblocking in deutschland umgehen. auf dem mac klappt das einwählen in VPN-tunnel ganz hervorragend mit tunnelblick.
ich nutze blackvpn seit drei jahren. die ersten drei jahre hatte ich US und UK tunnel kostenlos, weil sich damals so viele über meinen referrer-code angemeldet haben, so dass ich den tunnel jahrelang über diese vermittlung verlängert bekommen habe. mittlerweile ist das referrer-program von blackvpn eingestellt und ich zahle jetzt den tunnelzugang für einen tunnel ins europäische ausland und bald wieder für den in die USA. diese tunnel lassen sich auch hervoragend nutzen, wenn man sich in einem öffentlichen WLAN anmeldet und potenzielle mithörer vermeiden will.
so einfach die einwahl mit einer VPN-software auch sein mag, das problem ist, das man es tun muss und vorher auch noch konfigurieren muss. das geht auf einem laptop oder schreibtischrechner vielleicht noch, auf einem telefon oder ios-gerät wirds schon schwerer. auf einem apple-tv, „smart“-tv oder einer konsole isses ohne jailbreak so gut wie unmöglich.
seit ein paar monaten verkauft blackvpn vorkonfigurierte router von cisco an (in europa werden die cisco-dinger als linksys-geräte verkloppt). theoretisch sollte man so einen cisco-blackvpn-router also zuhause in seinen DSL-router stöpseln können, wo der blackvpn-router anschliessend ein WLAN aufspannt, dass getunnelten internet-zugang für alle WLAN-fähigen geräte bietet.
anders gesagt: mit einem blackvpn-router kann man beliebige geräten vorgauckeln sie seien in den USA, in grossbritanien oder, beispielsweise, den niederlanden ans internet angeschlossen. das funktioniert vor allem auch mit iphones, ipads, konsolen (oder was auch immer) einfach indem man das blackvpn-WLAN auswählt. oder ein netzwerkkabel zur blackvpn-box legt. zum heimischen DSL-anschluss wechselt man einfach indem man das heimische WLAN wieder auswählt oder das kabel umstöpselt.
anfang des jahres schrieb mich ein mr. green von blackvpn an und fragte mich ob ich so einen VPN-router mal ausprobieren wollte. ich könne die kiste behalten, wenn ich etwas drüber schreiben würde. das interessierte mich in der tat.
versandkarton des blackvpn-routers
mitte märz schickte blackvpn den router dann los. ende märz traf er in deutschland ein, wurde allerdings vom zoll in schöneberg zurückgehalten. anfang april schaffte ich es dann irgendwann nach schöneberg zum zoll. der warenwert des routers wurde von blackvpn mit $30 dollar angegeben, allerdings werden sie auf der webseite inklusive einem jahr tunnelzugang für ab €99 angeboten.
das war dann wohl auch die berechnungsgrundlage für den zoll, der €15 von mir nachverzollt oder -steuert haben wollte. das netzteil des routers war amerikanisch mit einem billigen platik-steckadapter für deutsche steckdoseneinlässe. das netzteil und den adapter wollte der zoll mir nicht aushöndigen, wegen vorschriften, prüfsiegel und so. ob ich einverstanden wäre, dass der zoll das netzteil für mich vernichtet? ich war einverstanden (welche alternative hätte ich auch gehabt) und nach 45 minuten anfahrt, 60 minuten wartezeit und verzollungs-gedöns, 45 minuten rückfahrt hatte ich einen blackvpn-router ohne netzteil in meiner tasche (die netzteile die blackvpn liefert sollen mittlerweile eu-konform sein. der versand findet wohl nach wie vor ohne vorab geklärte zoll-formalitäten statt. das heisst, wer bei blackvpn einen router bestellt, muss den beim zoll abholen und nachverzollen).
zuhause hatte ich, wie in jedem gut sortierten haushalt, natürlich noch ein passendes netzteil für den router in der netzteil- und kabelkiste. der router liess sich dann tatsächlich per plug and play anschliessen: strom aus der steckdose, internet per lankabel aus der fritzbox.
der router war mit einem neuen US-tunnel-account vorkonfiguriert und funktionierte auf anhieb. leider ruckelte die verbindung anfangs etwas. kann sein, dass das an der uhrzeit, WLAN-störungen, dem wetter oder meinem DSL-lag, mittlerweile ist die verbindung in die USA (oder nach england) durchgängig ausreichend schnell. am sonntag nachmittag habe ich durch den US-tunnel 3500kbit/s downloadgeschwindigkeit erreichen können (hier gemessen).
katastrophal empfinde ich als langjähriger fritzbox-benutzer und -advokat das dd-wrt-router-interface. ich empfinde das in seiner optionsvielfalt ohne informatik-studium als nahezu unbedienbar. die voreingestellten WLAN- und router-passworte habe ich allerdings ändern können.
die IP-konfiguration der blackvpn-box würde ich gerne ändern, bin damit aber konzeptionell und fachlich völlig überfordert. meine fritzbox hat ein 192.168.168.xxx IP-netz, die blackvpn-box eines im 10.0.221.xxx IP-netz. das funktioniert im prinzip ganz OK, durch die unterschiedlichen netze werden allerdings keine bonjour-autodiscovery-anfragen versendet. das heisst, wenn ich im blackvpn-WLAN bin, sehe ich meine lokalen server und geräte zuhause nicht. verbinden konnte ich mich anfangs mit ihnen, nach dem letzten firmware-update ging das nur mit geräten die mit IP-netz der blackvpn-box direkt verbunden waren. angeblich soll sich das beheben lassen, indem man ein paar iptables konfiguriert. bei mir hat das aber nicht funktioniert:
für das zusammenspiel von apple-tv und ios-geräten im lokalen und dem blackvpn-router netz birgt das leider ein mittelgrosses problem-potenzial.
ich konnte das aus mangel eines apple-tvs nicht ausprobieren, aber wenn das apple-tv sich über die blackvpn-box ins netz einklinkt können im regulären netz eingewählte iphones oder ipads möglicherweise nicht per airplay auf die apple-tv-kiste zugreifen. was ja doof wäre, bzw. heisst, dass alle geräte mit der blackvpn-box verbunden sein müssen.
möglicherweise kann man die IP-konfiguration der blackvpn-kiste an sein loakles netz anpassen, aber ich fürchte die recherche dafür kostet ein paar tage aufwand. in den blackvpn-FAQs habe ich dazu bisher nichts finden können, auf anfrage sagte man mir, das liesse sich eventuell mit ein paar „static routes“ machen, die man im router konfigurieren müsse. wenn ich mal ein wochenende nichts vorhabe, schau ich mir die möglichkeiten oder die konfiguration des blackvpn-routers vielleicht mal näher an. hier sollte blackvpn aber noch nachbessern, midestens mit einer erweiterung der FAQs.
seit mitte mai hat blackvpn die router-oberfläche aufgebohrt, bzw. ein eigenes frontend davorgeschaltet. so sieht die erste beta-version davon aus:
das ist ungefähr zweitausend mal besser als im dd-wrt-backend rumzuirren und vereint alle wichtigen einstellungen (ausser das mit den IP-netzen) auf einer seite:
auswahl des tunnels
knopf zum neustarten
änderung der benutzerdaten
statusanzeige
knopf für firmware-, bzw. blackvpn benutzerinterface-aktualisierung
seit dem firmware-update mitte mai funktioniert auch der tunnelaufbau besser. ich hatte das gefühl, dass die alte blackvpn-firmware aus dem tritt geriet, wenn die fritzbox und die internetverbindung kurz verschwand. hin und wieder muss ich die fritzbox ja neustarten. jetzt scheint ein fritzbox-neustart die blackvpn-box nicht mehr grossartig zu stören. die IP-konfiguration kann man leider noch nicht idiotensicher über das angeflanschte neue blackvpn-frontend anpassen.
herren minirock-uniform in star-trek TNG, gesehen auf hulu.com
dadurch dass man den endpunkt seiner internetverbindung per WLAN auswählen kann, ist die VPN-benutzung zuhause am laptop und allen anderen geräten (bei uns derzeit nur die itelefone) wirklich einfach geworden. die beifahrerin konnte sich letzte woche ohne mein zutun ins VPN einwählen und irgendwelche geo-geblockten youtube filme ansehen. ich habe mir am wochenende die erste folge der ersten staffel star trek tng auf hulu angesehen. lediglich bei der der werbung ruckelte das bild hin und wieder, die sendung selbst lief im vollbildmodus ruckelfrei. erstaunlich ist dabei etwas ganz anderes: wieviele und wie lange werbeunterbrechungen es auf hulu gibt. das kommt in etwa an das werbeaufkommen im amerikanischen kabel-fernsehen ran. und: in der ersten folge von star trek TNG laufen männer in minirock-uniformen auf dem raumschiff rum.
auch der UK-VPN-tunnel funktioniert einwandfrei. sherlock lief über den VPN ruckel- und werbefrei und ohne geo-blockierung, die man aus deutschland sähe.
die nutzung mit einem apple-tv, das ich nicht habe, ist theoretisch auch vielversprechend. wenn man sich ein netflix-account besorgt hat, könnte man damit und einem US-tunnel über den blackvpn-router in deutschland netflix sehen. wenn ich mich recht erinnere geht das auch mit der wii, die ich aber schon seit 2 jahren nicht mehr angeschlossen habe und für dass ich, wollte ich das testen, wahrscheinlich ein konfigurationswochenende opfern müsste. ausserdem ruht mein netflix-account gerade.
soweit ich das verstehe bekommt man für €99 den router mit einem ein jährigen zugang zu einem US- oder UK-VPN-tunnel. den tunnel, bzw. die zugangsdaten die mit dem router kommen, kann man leider nicht parallel am desktoprechner oder laptop benutzen. ich habe das ausprobiert: wenn die box sich mit den zugangsdaten einwählt die der desktoprechner oder laptop benutzt, wird dessen tunnelverbindung gekappt.
der router mit globalem zugang, zu allen blackvpn-tunnelausgängen, kostet €149. nach einem jahr muss der globale zugang für €99 pro jahr oder knapp €10 pro monat verlängert werden. der zugang zu einem einzelnen endpunkt kann mit monatlich knapp €5 oder jährlich €50 verlängert werden. nicht ganz billig aber ich kann seit drei jahren nichts schlechtes über die zuverlässigkeit der blackvpn-tunneldienste sagen.
seit heute, gestern oder ein paar tagen, bietet der freitag einen eigenen adblocker. also einen button, mir dem die werbung auf freitag.de deaktiviert werden kann. jakob augstein:
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ich habe einen solche möglichkeit seit 8 jahren auf wirres.net eingebaut. derzeit kann man die werbung mit der taste w ausschalten oder im menü hinter dem menü-knopf oben rechts. allerdings ist diese abschaltung permanent. das heisst es wird ein cookie gespeichert, der diese sich diese einstellung merkt bis der cookie ausläuft oder die werbung wieder manuell aktiviert wird. ist die werbung deaktiviert, werden auch die ad-codes und entsprechend die tracker nicht geladen.
diese funktion traf, wenn ich mal darauf hinwies, meist auf unverständnis. das sei doch doof, albern oder idiotisch. ich habe nie verstanden, warum man so eine möglichkeit nicht toll finden sollte. jemand der sich entscheidet keine werbung sehen zu wollen, sollte diese möglichkeit auch haben. wenn man sie ihm nicht bietet, findet der oder diejenige auch ohne die möglichkeit die ein webseitenbetreiber bietet einen weg die werbung auszublenden. in den letzten jahren, vor allem über adblocker oder ghostery oder ganz klassisch, per banner-blindheit.
ich habe leider die argumente die gegen einen solchen button sprechen könnten vergessen, deshalb würde ich mich über einen hinweis oder über argumente pro oder contra in den kommenatren freuen. mein hauptargument ist und bleibt: warum sollte ich jemanden der keine werbung sehen will welche aufnötigen? selbst wenn 25% oder mehr der leute adblocker nutzen oder meinen button nutzten, verdiene ich noch ausreichend mit der zeitweilig eingebundenen werbung. /via neunetz.com.
bei mir wirkt die benutzung von englischen buzzwords und firmenbezeichnungen dazu, dass ich englische worte sehe. also lese ich diese bauchbinde auch auf englisch:
natürlich ist nico lumma nicht kriegs-direktor soziale medien bei scholz und freunde sondern er war mal direktor bei scholz und freunde.
gefunden hab ich das bei nico lumma und der sagt, dass er in diesem video „kompetente Fragen von Cherno Jobatey“ beantwortet und dass cherno jobatey „übrigens ein total feiner bengel“ sei. na dann guck ich mir das heute abend mal an.
Wenn Journalismus eine Zukunft haben soll, muss der Leser zahlen. Aber der Leser hat im Netz das Zahlen für Inhalte verlernt. Inhalte sind der freiverfügbare Rohstoff der Online-Welt. Ungeachtet ihrer Qualität. Das ist gefährlich. Die Verlage werden ihren Lesern den Unterschied zwischen Qualität und Quantität wieder beibringen müssen.
vor begeisterung für sich selbst und andere menschen die in deutschland mit der staatstragenden rolle der „Herrschaftskontrolle“ betraut sind, übersieht jakob augstein einen wichtigen aspekt: leser zahlen bereitwillig für inhalte wenn das möglich, einfach und nicht völlig überteuert ist.
amazon verkauft 54 schrillionen* ebooks jährlich, apple wahrscheinlich etwas weniger (vermutlich 20 schrillionen*). dafür verkauft apple mehr „Inhalte“ die man nicht nur lesen kann, sondern auch ansehen. marco arment hat gerade sein profitables magazinverkauft, für das anfang des jahres bereits 25tausend leser $1,99 pro monat bezahlten. auch für die inhalte von spielen zahlen die leute wie bekloppt. ich könnte mit 10 minuten recherche mindestens 156* beispiele finden, die belegen wie geil die leute darauf sind, online für inhalte geld zu bezahlen — und es auch tun.
nein, das problem sind nicht die leser die ohne die anleitung von journalistischen wegweisern verblöden und verlernen für qualität zu zahlen. das problem sind die verlage die für einzelartikel im online-einzelverkauf meinen mehrere euro abrufen zu können, die selten faire und niedrigschwellige abo-pakete anbieten und oft die gleichen absurden kündigungsfristen und abo-bedingungen anbieten wie bei ihren print-pendants.
das problem sind nicht leser die etwas verlernen, sondern leute wie jakob augstein, die keine attraktiven angebote gebacken bekommen. mich erinnert das ein wenig an die betreiber von elektro-kaufhäusern, die sich darüber beklagen, dass ihre scheiss-werbung nicht mehr funktioniert und die kunden bei der günstigeren und bequemeren konkurrenz kaufen. ich weiss auch nicht warum augstein und andere leute die auf ihren produkten sitzen bleiben so selten das eigene versagen thematisieren und stattdessen glauben, dass die fliehenden kunden erzogen werden müssten. ist das arroganz oder dummheit — oder etwas ganz anderes?
*) ausgedachte zahlen
christian stöcker auf spiegel online über den hamburger mediendialog:
Optimismus, was die mediale Zukunft angeht, kam in Hamburg übrigens von unerwarteter Seite. Musik-Lobbyist und Urheberrechtsvorkämpfer Dieter Gorny etwa rief den zweifelnden Verlagsmanagern im Saal zu: "Die Leute kaufen!" Bezahlmodelle im Internet könnten also durchaus funktionieren, das habe seine eigene Branche mittlerweile festgestellt. Später sekundierte Joachim Birr vom Bundesverband Audiovisuelle Medien: "Der Kunde ist bereit, für Content zu zahlen."
stadt-bremerhaven.de: Musik: Illegales Laden schadet der Branche nicht; ich weiss zwar nicht warum man studien durchführen muss die zeigen, dass legale angebote genutzt werden wenn sie vorhanden sind und das sie nicht genutzt werden, wenn sie nicht vorhanden sind — aber solche untersuchungen zeigen immer wieder, dass jakob augstein irrt.
stefan niggemeier schreibt heute (2. juni) in der FAS über springers digital-strategie und jakob augsteins irrige annahme, dass die zukunft des spriner-verlages und der „bild“-zeitung im netz irgendetwas mit der zukunft des journalismus und der demokratie zu tun habe:
Es ist ein rührend naiver Glaube, dass die „Bild“-Zeitung, weil sie diese Riesenreichweite hat, einen Kulturwechsel auslösen könnte, der die Menschen mit einem Mal sagen lässt: Ja, ach so, Journalismus stimmt, dafür sollten wir auch online zahlen; besser ist das, für uns, den Journalismus, die Demokratie, dann hol ich mir zum „Bild“-Digitalabo jetzt auch das „Freitag“-Digitalabo. Jedes Medium wird eigene Modelle finden müssen, sich in der digitalen Welt zu finanzieren, eigene Argumente und Angebote, wenn es seine Leser überzeugen will, dafür zu zahlen.
online ist davon noch nichts zu sehen, auf papier ist es aber soweit ich weiss an jeder hausecke zu bekommen.seit montag auch online.
This is possibly the best three-minute demonstration of anything I've ever seen. Derek Sivers takes a shaky video of a lone dancing guy at a music festival and turns it into a lesson about leadership.
Leadership is over-glorified. Yes it started with the shirtless guy, and he'll get all the credit, but you saw what really happened: It was the first follower that transformed a lone nut into a leader. There is no movement without the first follower.
frank patalong hat mal wieder ins internet geweint. zuletzt hat er das, soweit ich das mitbekommen habe, 2010 auf spiegel online. damals sprach er noch von einem „16 Jahre alte Deal zwischen Online-Medien und Mediennutzern“ der angeblich lautete:
Wir liefern Ihnen kostenfrei Inhalte, und Sie sehen sich dafür im Umfeld Werbung an.
ich habe damals leicht polemisch, aber mit nach wie vor gültigen argumenten geantwortet. damals wunderte ich mich vor allem darüber, dass der deal mit mir gar nicht geschlossen wurde. im gegenteil, den deal den ich gerne mit online-medien abschliessen würde lautet:
wen du willst dass deine leser dich ernstnehmen und unterstützen, musst du sie auch ernst nehmen.
das habe ich, wie gesagt, 2010 geschrieben und ich glaube das mit dem ernstnehmen ist nach wie vor ein problem. alles was patalong zur adblocker diskussion, damals wie heute, einfällt ist publikumsbeschimpfung:
die leser ignorieren die wirklichkeit (die der verlage, vermute ich mal)
die leser sind nicht bereit dauerhaft im netz zu zahlen
die leser sind auch am kiosk nicht mehr bereit zu zahlen
die leser ertragen noch nichtmal ein „wenig Bling-Bling“
leser, die fordern werbung weniger störend zu gestalten, sind bescheuert und begriffstutzig
viele „vor sich hinsalbadernde“ leser waren 1994 noch nicht mal im netz und wagen es jetzt eine institution die es seit 1994 ist, zu kritisieren
die leser machen alles kaputt
immerhin hat patalong in der aktuellen publikumsbeschimpfung nicht wieder die olle deal-kamelle aufgewärmt. jetzt ist apokalypse angesagt. wie 1983 im spiegel beim waldsterben. da war es zwar ein hiroshima das den deutschen wäldern wegen saurem regen bevorstand, jetzt ist es die apokalypse die den deutschen online-medien (oder wie patalong es ausdrückt: „populären Webseiten“) bevorsteht, wegen werbefiltern.
kurz ein wort zu werbefiltern. ich benutze zwar auch einen werbefilter, aber viele „populäre Webseiten“ sind dadrin auf einer weissen liste. trotzdem sehe ich — auch bei komplett deaktiviertem werbefilter — fast keine werbung. aus dem einfachen grund, dass ich zusätzlich noch ghostery benutze. ghostery filtert anfragen dritter auf webseiten weg. das heisst zum beispiel, dass die facebook- und twitter-buttons die viele betreiber „populärer Webseiten“ in ihre seiten einbauen damit einfach weggefiltert werden. so können weder twitter, noch facebook, aber auch unzählige andere dienste nicht mehr meine wege im netz und mein surf- und klickverhalten verfolgen und auf ihren servern protokollieren.
in einem normalen browserfenster bin ich stets bei facebook, twitter, aber auch, besipielsweise, amazon, pinterest und hinz und kunz angemeldet. das finde ich angenehm, denn so kann ich ohne weitere anmeldung direkt mein facebook, mein amazon oder mein twitter aufrufen, wenn mir danach ist. wonach mir allerdings nicht ist, ist hinz und kunz ohne mein zutun zu erzählen wo ich mich im netz rumtreibe. ich möchte selbst bestimmen wer etwas über mich erfährt und wer nicht. ich bin mit meinen daten überaus grosszügig, was der spiegel im übrigen immer wieder in ellenlangen tiraden anprangert und als extrem dumm darstellt, aber ich möchte die kontrolle behalten. ich möchte die kontrolle nicht an die werbeabteilung oder die vermarkter von „populären Webseiten“ abgeben.
also habe ich ghostery recht undurchlässig konfiguriert. das führt bei manchen amerikanischen oder britischen webseiten dazu, dass auch die anzeige von inhalten nicht mehr funktioniert, weil die betreiber mancher „populärer Webseiten“ nicht nur die auslieferung von werbung an dritte ausgelagert haben, sondern auch die auslieferung von inhalten. in solchen fällen wechsle ich dann in den anonymen browsermodus (im übrigen eine der grossartigsten erfindungen von chrome), in dem weder ghostery, ein adblocker, noch irgendein anderer plugin aktiv ist. aber ich bin im anonymen browserfenster eben auch nicht bei facebook, twitter oder amazon angemeldet.
der spiegelverlag (bzw. einer seiner tochterverlage) war übrigens vor etwa 15 jahren der meinung, dass man mit einem ordentlich gemachten wirtschaftsmagazin kein geld verdienen kann. nach nur drei ausgaben stoppte der spiegelverlag das projekt econy. mittlerweile ist das nachfolgemagazin „brandeins“ auch wirtschaftlich ein knaller. so was fällt mir immer ein, wenn leute andere als ahnungslos, salbadernd oder kurzsichtig argumentierend beschimpfen um ihren vor weisheit strotzenden und innovation berstenden arbeitgeber zu verteidigen.
offensichtlich funktioniert der werbeblocker-sniffer der zeit nicht so toll.
Mit Mutter telefoniert. Sie wollte lernen, wie man #AdBlocker installiert. Hat sie auf Spon gelesen. Gut gemacht @spiegelonline!
nochmal zurück zu ghostery, bzw. zum thema, dass die adblocker-diskussion auch eine bugblocker, flashblocker oder sogar javascript-blocker diskussion sein sollte, bzw. eine um datenkraken (übrigens eins der lieblingsthemen des gedruckten spiegels, zumindest wenn es sich um kraken anderer handelt). wenn ich das richtig mitbekommen habe, hat lediglich die süddeutsche in ihrem bitte-machen-sie-eine-blockierausnahme-für-uns-text auf die tracker-problematik hingewiesen. stefan plöchinger:
Wir haben außerdem in unseren Datenschutzregeln erklärt, wie Sie personalisierte Werbung aussteuern können, falls Sie sich daran stören - auch dies im Sinne von Ihnen, unseren Nutzern.
in den datenschutzregeln der süddeutschen, die ich im übrigen ziemlich beispielhaft finde, wird dann auch tatsächlich in allgemeinverständlichem deutsch auf die tracker-problematik hingewiesen:
Die Kehrseite dieses Vorgehens ist, dass die sozialen Netzwerke faktisch auch Ihr Leseverhalten auf unserer Seite analysieren können - wie auch Ihr Verhalten auf vielen anderen Seiten, denn das Vorgehen ist Marktstandard. Wenn Sie dieses sogenannte Tracking verhindern wollen, müssen Sie sich entweder auf den Plattformen wie Facebook und Google abmelden, wenn Sie unbeobachtet durch das Internet surfen wollen, oder in den Privatmodus Ihres Browsers wechseln.
na gut, dass der hinweis auf blocker wie ghostery fehlt, kann ich nachvollziehen, da ghostery auch den ganzen anderen scheiss blockiert. wie man den ganzen anderen scheiss die webtracker, bugs, cookies ausoptiert, wird über viele absätze hinweg, mit grosser detailliebe in der sz-datenschutzerklärung erklärt:
Mehr Informationen zu nutzungsbasierter Online-Werbung: www.meine-cookies.org. Wenn Sie sie deaktivieren wollen: www.youronlinechoices.com. […] mehr über Ihre Rechte und die Privatsphären-Einstellungen finden Sie in den Datenschutzhinweisen von Facebook. […] Genauere Informationen zu Art, Zweck und Umfang sowie der weiteren Nutzung Ihrer Daten durch Twitter, mehr über Ihre Rechte und die Privatsphären-Einstellungen finden Sie in den Datenschutzhinweisen von Twitter. […] Genauere Informationen zu Art, Zweck und Umfang sowie der weiteren Nutzung Ihrer Daten durch Google, mehr über Ihre Rechte und die Privatsphären-Einstellungen finden Sie in den Datenschutzhinweisen von Google. […] Wenn Sie die Datenanalyse verhindern wollen, können Sie dieses Browser-Plugin herunterladen und installieren oder die Speicherung von Cookies in Ihrem Browser generell deaktivieren. […] Detaillierte Informationen zum Datenschutz der Firma Comscore finden Sie auf dieser Seite. […] Detaillierte Informationen zum Datenschutz bei Chartbeat finden Sie auf dieser Seite. […] Details zum Datenschutz finden Sie bei der Firma Infonline, die für das SZM zuständig ist, und der Datenschutzwebsite der IVW. Sie können die Datenverarbeitung auf dieser Seite unterbinden. Die Reichweiten-Statistiken sind öffentlich hier einsehbar. […] Auch [bei der VG Wort] werden IP-Adressen nur anonymisiert verarbeitet und keine personenbezogenen Daten gespeichert, ein Unterbinden ist derzeit nicht möglich. […]
es folgen noch hinweise zum datenschutz und zur deaktivierung von trackern bei der AGOF, iq digital, google adsense, nugg.ad, und plista. man könnte also, wenn man als nutzer zwei bis drei stunden zeit investiert durchaus viele der tracker die einen auf süddeutsche.de verfolgen und beobachten deaktivieren oder entschärfen. das geht indem man sich die datenschutzbestimmungen der sz und ihrer 15 partner durchliest und dann ebensoviele konfigurationsseiten besucht, die einen cookie setzen und hoch und heilig versprechen, einen nicht mehr zu beobachten. das gleiche kann man dann noch für die anderen „populäre Webseiten“ machen und in zwei bis drei tagen hat man alles hinkonfiguriert.
dass die verlage ghostery nicht erwähnen kann ich nachvollziehen. neben ghostery gibt es noch eine weitere alternative, auf die keine der „populären Webseiten“ die sich an der adblocker-ausnahme-kampagne beteiligt haben hinweist; nämlich auf eine unterstützung der „do not track“ anweisung. das liegt natürlich daran, dass die vielen hundert werbepartner, also datensammler und auswerter mit denen viele „populäre Webseiten“ zusammenarbeiten, diese anweisung offenbar nicht beachten. ich glaube, dass das ein schlüssel sein könnte: weniger, angenehmere und (auf wunsch) die privatsphäre respektierende werbung. adblockplus sieht das in seinen hinweisen auf kriterien akzeptabler werbung“ auch so:
Diese Kriterien sind noch nicht final, wir arbeiten an ihrer Verbesserung. Insbesondere wollen wir vorraussetzen, dass die Privatsphäre der Nutzer respektiert wird (verpflichtende Unterstützung von Do Not Track).
die verachtung die patalong einem teil seiner leser an den kopf wirft ist nicht nur für ihn typisch. was die leser wollen, entscheidet im verlagswesen immer noch der gesetzgeber und die verlagsleitung. keiner der beteiligten verlage hat meines wissen jemals bei seinen lesern nachgefragt welche art von werbung sie aktzeptabel finden. ausser der taz bittet kein verlag um spenden oder finanzielle unterstützung. kein verlag bietet eine werbe- und trackerfreie webversion seiner seiten für abonnenten oder unterstützer.
obwohl: im grunde genommen befragen die verlage ihre nutzer. mit analysesoftware und trackern. so erkennen sie, was ihre leser besonders oft anklicken, was nicht, welche überschriften funktionieren, welche nicht. und sie erkennen, dass die leser so genervt von der geschalteten werbung sind, dass sie sie ausfiltern. redaktionell reagieren die „populären Webseiten“ auf das nutzerverhalten indem sie entsprechende inhaltliche schwerpunkte setzen, kompakter schreiben oder an den überschriften feilen. konsequenzen aus der popularität von werbefiltern sind nicht etwa versuche die werbung akzeptabler zu gestalten, sondern aufrufe die werbung so wie sie ist zu akzeptieren. was akzeptabel ist, bestimmt hier nicht der benutzer, sondern der vermarkter.
ich glaube nicht dass diese haltung langfristig zum erfolg führt.
benjamin birkenhake über werbung und tracking:
Das ganze Tracking wird von den Vermarkter und Werbekunden gemacht, weil sie es können und weil bei den Verlagen das nötige Wissen und daher auch das entsprechende Problembewußtsein fehlt. Man unterwirft sich widerstandslos hier halt den Vorgaben der Vermakter. Technisch ist das alles nicht nötig und könnt ohne weitere anders umgesetzt werden. Dann würde die Werbung auch nichteinmal von Ad-Blocker geblockt werden (können).
wenn ich es richtig verstanden habe, ist diese kampage das erste mal, dass die digitalegesellschaft.de und d-64.org etwas zusammen machen:
die website, die auf den (wie ich finde) völlig missratenen kampagnen-motiven beworben wird, echtesnetz.de, trägt allerding nur das digiges-siegel. aber ich muss ja nicht alles verstehen. auch wenn mathias richel, der die motive entworfen hat, mir die motive als „Türöffner“ zu erklären versucht hat.
david foster wallace hat 2005 vor einer abschlussklasse des kenyon college eine rede gehalten, die einen sehr wichtigen weg die welt zu verbessern aufzeigt: sensibilisierung. sehr, sehr grossartig, obwohl es von the glossary stark pathetisiert wurde:
the glossary:
In 2005, author David Foster Wallace was asked to give the commencement address to the 2005 graduating class of Kenyon College. However, the resulting speech didn’t become widely known until 3 years later, after his tragic death. It is, without a doubt, some of the best life advice we’ve ever come across, and perhaps the most simple and elegant explanation of the real value of education.
We made this video, built around an abridged version of the original audio recording, with the hopes that the core message of the speech could reach a wider audience who might not have otherwise been interested.
Bloggerinnen-Typ: witzelsüchtig. oder differenzierter ausgedrückt, ich möchte nicht langweilen. das gelingt mir wahrscheinlich nicht immer, aber ich versuche es.
Gerätschaften analog: ein tisch, manchmal ein notizblock. bier.
Arbeitsweise: chaotisch und impulsiv, aber mit langem atem.
Welche Tools nutzt du zum Bloggen, Recherchieren und Bookmark-Verwaltung? hier läuft nach wie vor meine über 10 jahre alte ezpublish 2.x version die ich mit allerlei helferchen erweitert habe. vor dem bloggen steht das lesen, viel lesen, wovon ich das meiste im reeder auf dem telefon weglese. bis vor kurzem synchronisierte sich der reeder mit dem google-reader, seit neuestem — und zu meiner vollen zufriedenheit — synchronisiert der jetzt mit fever. im reeder, aber auch im desktop-browser, werfe ich alles was mir interessant vorkommt in pinboard. im reeder nativ mit der bookmarkfunktion, auf dem desktop per bookmarklet. ein paar mal pro tag räume ich die bookmarks auf und verschlagworte und kommentiere sie für die weiterverarbeitung. ein teil taucht später automatisch in meiner linkliste im blog auf, der andere verbleibt in pinboard und wird dort alt.
für recherche ist meine standard-suchmaschinen-einstellung nach wie vor duckduckgo, aber gerade für bildrecherche lande ich auch immer wieder auf google.
ich schreibe alle meine notizen, aber auch alle blogeinträge, in yojimbo. eigentlich landet da seit vier jahren alles drin. beim schreiben hilft mir ausserdem typinator, der tippfehler wie „udn“ automatisch zu „und“ macht und mir beim markup zum verlinken, zitieren, fetten und so weiter hilft. auf eine automatische rechtschreibkontrolle verzichte ich zum kummer vieler leser, aber erstens funktioniert das nur wenn man auch mal grossbuchstaben zu nutzen bereit ist und zweitens wird rechtschreibung eh überbewertet.
Wo sammelst du deine Blogideen? im internet, auf veranstaltungen, beim duschen. ich notiere mir viele ideen in yojimbo, blogge aber auch spontan los, wenn ich mich über irgendetwas aufrege.
Was ist dein bester Zeitspar-Trick/Shortcut fürs Bloggen/im Internet? der beste trick zeit im internet zu sparen ist nicht zu bloggen. ich habe mal ein video von „wetten, dass…?“ zusammengeschnitten, das nur aus den lachern von michelle hunziker bestand. das schneiden hat mich 1-2 stunden gekostet. das feedback auf das video war zum grossen teil: wo nimmst du die zeit her, so einen scheiss zu machen? dabei ist das schreiben von artikeln um ein vielfaches aufwändiger als video-schneiden. aber solange das keiner merkt, ist das auch nicht schlecht.
ansonsten emfinde ich das kommentieren von links als relativ zeitsparend. es kommt mir jedenfalls, auch wenn die kommenatre hin und wieder umfangreicher werden, so vor als sei es weniger mühevoll schnell was zu einem link zu schreiben, als einen ganzen artikel zu schreiben.
Benutzt du eine To-Do List-App? Welche? ich finde die ins ios und osx eingebaute erinnerungen.app von apple sehr angenehm. ich habe alle erinnerungen auf dem handy und dem desktop synchronisiert, kann sie mit der beifahrerin teilen (für die einkaufsliste beispielsweise) und erinnerungen lassen sich genialerweise auch mit orten verknüpfen. ich kann auch emails in die app ziehen und sie macht daraus eine erinnerung mit link zurück zur email.
Gibt es neben Telefon und Computer ein Gerät ohne das du nicht leben kannst? mein macbook. ich könnte eigentlich auf alles andere verzichten solange ich mein macbook und internet habe.
Gibt es etwas, das du besser kannst als andere? nein. meine stärkte ist, glaube ich, dass ich alles ein bisschen kann und nichts richtig.
Was begleitet dich musikalisch beim Bloggen? nichts. ich hasse musik. beim arbeiten.
Wie ist dein Schlafrhythmus – Eule oder Nachtigall? beides. ich liebe den frühen morgen und stehe fast immer vor der beifahrerin auf. und meistens bleibe ich auch lange wach, weil ich die ruhe der nacht sehr mag. was fehlt ist ein bett im büro für 10 minuten mittagsschlaf. ich sollte wieder öfter homeoffice machen.
Eher introvertiert oder extrovertiert? ich weiss nicht. eher introvertiert, aber auch ein bisschen extrovertiert.
Wer sollte diese Fragen auch beantworten? angela merkel, peer steinbrück und jan böhmermann.
Der beste Rat den du je bekommen hast? alles was schnellgehen muss ist scheisse. und der beste rat den ich mir mal selbst gegeben habe: mach nur das, was du gerne machst, aber achte darauf, dass du vieles gerne machst.
Noch irgendwas wichtiges? verzeifelung ist kein guter ratgeber, zweifel schon.
es gibt eine konstante seit 7 jahren republica, die mir jedes jahr auffällt. es wird immer wieder versucht den eindruck zu erwecken, dass die leute die zur republica gehen eine homogene masse seien. „die szene“ sei dies, die netzgemeinde wolle das, die community beschäftige sich dieses jahr mit jenem. auch sätze wie „die republca [ist|war|sollte|hätte] …“ konnte ich mir eben in 5 minütiger recherche googelei zu hunderten zusammensuchen.
dabei ist das alles quatsch. die republica ist eigentlich wie twitter. je nachdem welche timeline man sich zusammengeklickt hat, hat jeder sein eigenes, individuelles twitter. die stimmen einiger grosstwitterer werden zwar regelmässig — ob man will oder nicht — in die timeline gespült, aber nirgendwo spielt die gleiche musik. ausser bei der verabschiedung.
[nach dem schreiben gemerkt, dass meine idee oben gar nicht meine ist, sondern ein mem dass sich aus einem tweet von kathrin passig in mein unterbewusstsein gewunden hat.]
Es klingt immer so schlimm wichtigpopichtig wenn man sagt, dass man von der re:publica nicht so viel mitbekommen habe, weil man selbst einen Vortrag halten musste. Aber nun ja, ich habe leider längst nicht so viel von der #rp13 mitnehmen können, wie ich gerne gewollt hätte, weil da eben dieser Talk war. Ich war zumindest am Montag unfassbar neidisch auf alle, die es schon hinter sich hatten […].
am montag war ich nicht nur verzweifelt, weil ich übers ganze wochenende meinen vortrag konzeptionell nicht in den griff bekommen hatte, sondern auch noch von einem tödlichen männerschnupfen angeschlagen. der schnupfen hatte am wochenende meinen kopf mit grossen mengen antimaterie gefüllt. ich hatte anfangs versucht die erkrankung vor mir und der beifahrerin geheimzuhalten, aber am sonntag brachen dann meine nasendämme.
am montag versuchte ich meinem körper dann wieder normalität vorzugaukeln, verzichtete aber — auf empfehlung der beifahrerin — darauf freunden und bekannten die hand zu geben. erfreulicherweise habe ich viele freunde und bekannte, die mir auch gar nicht die hand geben möchten. es ist auch gut möglich, dass ich den einen oder anderen gar nicht grüsste, das aber nicht aus gründen der hygiene, sondern weil ich am montag noch sehr verpeilt war.
der erste tag der republica half dann aber super meine verzweiflung zu überwinden. die (wenigen) sessions die ich mir ansah (dueck, passig, 20 minuten lineham (video mittlerweile gesperrt), lobo) und die paar gespräche die ich führte (unter anderem passig, richel, dentaku, pritlove, krell, winde) halfen mir zumindest meinen kopf wieder in gang zu kriegen.
trotz der permanenten angespanntheit bin ich froh jedesmal auf der republica erst am letzten tag gesprochen zu haben. dadurch konnte ich immer gags anderer klauen mich immer inspirieren lassen und auf sachen, die in den vorherigen tagen gesagt wurden, eingehen. sollte ich nochmal auf der republica sprechen, würde ich das wieder gerne am dritten tag tun. möglicherweise ist die republica ohne eine solche anspannung auch langweilig. obwohl das ist quatsch. dann würde ich wahrscheinlich die ganze zeit ins internet schreiben, statt an meinem vortrag.
dieses (und letztes) jahr habe ich, entgegen meiner gewohnheit, nicht meinen eigenen rechner für die präsentation benutzt, sondern den des veranstalters. was mich dieses und letztes jahr gewundert hat war, dass vor mir offenbar niemand die moderationsnotizen von keynote benutzt hat. der keynote „moderatormonitor“ des stage-2-rechners war am dritten tag noch jungfräulich auf standardeinstellung, ohne notizen. so sieht die aus:
ich weiss gar nicht wie man eine präsentation ohne moderatornotizen halten kann. obwohl doch: ich habe leute gesehen (doctorow) die ihre notizen auf papier hatten (doctorow hat entweder ein drittes auge oder nie auf die notizen geblickt) oder auf nem ipad (casasola merkle & lison).
ich schreibe alles in die moderator-notizen, so dass ichs als stichworgeber nutzen kann oder mich zur not vorlesend daran entlanghangeln zu können. seit einem veritablen blackout vor sechs jahren, wirken meine vorträge nur schlecht vorbereitet, sind es aber nicht. so sieht mein moderatormonitor aus:
was mich auch wunderte, wie viele ihre präsentationen auf den bühnen eins bis drei (oder gar vier?) im 4:3-format ablieferten (statt 16:9).
tanja haeusler meint hier im gespräch mit philip banse einen neuen trend auf der republica festgestellt zu haben: den talk vor dem talk fertigzustellen. ich glaube der trend ist gar nicht mal so neu.
das interview hab ich schon nach 4 minuten gemocht. tolle tanja, tolles interview. der rant zum gleichen thema war nicht so mein ding, was aber eher an der form, als am inhalt lag.
ich las in vielen republica-rückblicken, dass sich die republica sehr professionalisiert habe. fand ich auch. es fiel auf, dass das wlan fast durchgängig funktionierte und dass die videos der sessions teilweise schon 30 bis 40 minuten nach der veranstaltung sauber verschlagwortet und beschrieben auf youtube lagen. sehr respektabel. keine ahnung ob es auch ausdruck dieser professionalisierung war, dass die leitfarbe der republica 2013 die der next-konferenz war.
johannes mirus hat sich für seine republica rückschau die mühe gemacht jede session die er gesehen hat zu kommentieren und zu videolinken. sehr beispielhaft.
ich habe auf der republica keine einziges vine-video gedreht, ungefähr acht oder neun fotos gemacht (davon drei instagramme, 1, 2, 3) und nicht mehr als 10 tweets gefunkt.
blick von stage 2
vielen dank übrigens für das ziemlich überwältigende feedback zu meinem vortrag. wenns um lob geht, finde ich pauschalisieren übrigens total töffte. kritik wünsch ix mir immer voll differenziert, aber das ist leider ein frommer wunsch (beweisstück 1).
sehr beeindruckt hat mich übrigens die gefasstheit von anne wizorek. anders beeindruckt hat mich jan-uwe fitz (der vergrämer). bei kate darlings vortrag fiel mir auf, dass englisch, zumindest wenns muttersprachlich und amerikanisch gefärbt ist, eine angenehmere vortragssprache als deutsch sein könnte. ganz grandios johnny als interviewer von 3 menschen, die auf youtube extrem erfolgreich sachen machen. sehr tolle fotos von teymur madjderey auf dickehipster.de (via). (wird fortgesetzt …)