minkmar, weldung und camüntefering
nils minkmar, autor einer meiner lieblingszeitungen schreibt über eine meiner lieblingssendungen im fernsehen:
Christian Rach ist Saarländer. Er hat daher einen guten Draht zu Leuten auf jedem Level. Da gibt es keine Attitüde, aber auch keine bemühte Leutseligkeit. Es geht um die Sache, ohne die Personen dabei gering zu schätzen. Rach verliert bei solchen Besuchen zwar oft die Fassung, aber er brüllt und tobt nie, wie sein britischer Kollege Gordon Ramsay, sondern findet für seine Empörung deutliche, aber nie demütigende oder herabsetzende Worte.
[…]
Rachs Kriterien sind, wie die eines jeden guten Kritikers, klar und für jeden nachvollziehbar: Einrichtung übersichtlich halten, viel selber kochen, viel sparen und allgemeine Sauberkeit und Umsicht walten lassen. Es sind Kriterien, die sich auf nahezu alle Branchen übertragen lassen.
das ist ganz grossartig geschrieben und der text kommt zudem ganz ohne katzen aus. würde man mich in die grimme online jury wählen, würde ich minkmar für diesen artikel einen goldenen dings verleihen.
ebenso verdient malte welding allein für diesen satz einen preis:
Wir sind im Arsch, aber dafür riecht’s hier gar nicht schlecht.
eigentlich verdient er für jeden satz dieses artikels einen preis.
um den bogen zu schliessen, zitiert malte am ende des artikels nils minkmar, der sagt, dass der letzte satz in camus „Der Mythos des Sisyphos” unsinn sei (der satz lautet „Man muß sich Sisyphos als glücklichen Menschen vorstellen.“). er schliesst sich minkmar an und sagt:
So einfach, so wahr. Man muss sich Franz Müntefering als unglücklichen Menschen vorstellen.
ich habe camus übrigens nie verstanden. ich wollte ihn immer verstehen, weil ich ahnte, dass das was er schreibt klug sein könnte und weil er immer so schicke klamotten trug. aber ich habe ihn nie wirklich verstanden. trotzdem glaube ich, dass eher camus als welding und minkmar recht haben. den stein muss sisyphos eh hochrollen, dazu hat ihn ja irgendein arschloch verdammt. wäre er unglücklich, hätte er eine doppelte last zu rollen: den stein und sein unglück. sich bei dieser scheiss-arbeit glücklich zu fühlen, darin eine erfüllung zu sehen, macht die ganze sache erheblich einfacher. ich arbeite im übrigen auch daran, künftig glücksgefühle beim erstellen meiner steuererklärung zu erleben. noch schaffe ich das nicht, aber ich weiss, ich kann es. irgendwann einmal.
es weht ein neuer wind in berlin mitte
heute abend war ich um 20 uhr mit zwei freunden im prassnik verabredet. ich habe in den letzten 5 jahren in berlin nicht herausfinden können, wann das prassnik aufmacht, ausser, dass es immer zu ist, ausser es ist nach 20 uhr. also habe ich mich die zweieinhalb stündchen bis acht in die neue odessa bar in der torstrasse gesetzt. das habe ich im sommer hin und wieder gemacht, wenn ich im prassnik verabredet war oder wenn die bvg streikte und ich zu fuss nach hause laufen musste und auf dem weg ein, zwei bierchen zu mir nehmen wollte. das eine oder andere mal habe ich mich auch gleich in der neuen odessa bar verabredet, es soll ja leute geben, die auch gerne schon vor 20 uhr bier trinken. beim biertrinken schaue ich — zumindest solange ich alleine bin — bevorzugt in meinen laptop. da stehen meistens dinge drin, die mich interessieren, manchmal schreibe ich beim biertrinken auch dinge in meinen laptop rein. so verbringe ich im übrigen meinen feierabend am liebsten. biertrinkend in den laptop schauend. (arbeit ist, kaffee-trinkend in den laptop zu schauen.)
nachdem ich heute abend dann in der odessa bar nach zwei stunden und zwei bier (mit zwanzig prozent trinkgeld) bezahlte, kam die bedienung nach 5 minuten nochmal angetrippelt, beugte sich zu mir herunter und sagte mir „eigentlich sind hier laptops nicht so gerne gesehen“.
bisher hat mein laptop in der gastronomie nie zu problemen geführt, ausser einmal glaube ich, da wollte das fellas in der stargarder mal für ne weile laptop-benutzer verscheuchen, damit die anderen gäste besser fussball gucken konnten oder sich nicht von laptops belästigen lassen mussten. ich weiss nicht ob das mittlerweile, wo kaum noch fussball gespielt, bzw. gezeigt wird, geändert hat, ich kanns ja nicht nachprüfen, wenn ich dort nicht mehr hingehe.
auch in der odessa bar kann ich nicht nachprüfen ob dort demnächst handys nicht mehr „so gerne gesehen“ werden, oder ob die betreiber künftig die lektüre der FAZ in ihren räumlichkeiten unterbinden wollen. kann ja sein und ist auch deren gutes recht. wo kämen wir denn hin, wenn jeder selbst bestimmen kann wie und welche medien er in der gastronomie zu konsumiert.
ordnung muss sein, auch in berlin mitte.
twitter
twitter hat, wie das geasamte internet, ungeahnte potenziale. man denkt ja, nicht nur in seriösen redaktionsstuben, dass das was auf twitter so abgesondert wird, völlig irrelvanter quark ist. tatsache ist aber, dass twitter ein kommunikativer sprengsatz innewohnt. befindlichkeiten kann ich nirgendwo effektiver kommunizieren als bei twitter. nur ein beispiel: als ich aus der premiere von „matrix revolutions“ spazierte, fing mich damals ein fernsehteam vom 2DF ab und interviewte mich kurz zu meinen eindrücken. meine unmassgebliche meinung (dass der film scheisse ist) wurde damals wirklich zur primetime im 2DF gesendet. das feedback dazu waren ca. 3 SMS von leuten die mich erkannt hatten. sondere ich meine meinung zu einem gesehenen film über twitter ab, sprechen mich danach mindestens doppelt so viele menschen darauf an, wie damals, zur primetime im 2DF.
ähnlich verhält es sich mit persönlichen mitteilungen. als die beifahrerin achtlos und stark verschlüsselt twitterete, dass wir überlegten uns aus steuerlichen gründen zu vermählen, wusste kurz danach die gesamte verwandschaft bescheid ohne dass wir auch nur einen einzigen angerufen hatte. ein einziger tweet kann in etwa so effektiv wie 60 minuten am telefon sein.
mittlerweile erfahre ich über twitter mehr über die befindlichdlichkeiten und den gesundheitszustand der verwandschaft, als über das telefon (und als mir lieb ist). hier kommt neuerdings ein gehöriges digitales gefälle ins spiel. am wochenende erreichte mich ein besorgter anruf der verwandschaft, dass ich das was ich auf twitter gelesen haben könnte, doch bitte nicht unbedacht telefonisch weitergeben solle, da man es der offline-verwandtschaft doch lieber persönlich, telefonisch mitteilen wolle.
twitter ist beunruhigend effektiv.
die jugend von heute und die von gestern
manchmal wacht das kind morgens schweissgebadet auf und fragt: „wo ist eigentlich mein uropa?“
was ich nicht wusste, offenbar kann dem kind geholfen werden. toll.

„negro“
der neue malte-welding.com
ich lese sowas wahnsinnig gern. malte schrieb vorher, glaube ich, nicht so. immer schon wirklich gut, aber nicht so gut. ich lese das wirklich gerne. aber ich sehe auch geren „wetten dass …?“ und gucke mir auch gerne überfahrene tiere an.
ist das was malte da macht eigentlich hyperreal, surreal oder was ganz was anderes?
fractional horsepower
apropos technik, dave winer schreibt über ein faszinierendes konzept:
Fractional Horsepower is a very powerful idea. It says that sometimes you can make a new product by taking an old one and scaling it down.
technik radikal zu vereinfachen, aus weniger mehr zu machen, ist ein ein paradoxes, aber gut funktionierendes und erprobtes konzept.
einen aspekt dieser idee steckt in mies van der rohes spruch „less is more“. aber es steckt noch ein anderer aspekt dadrin. wenn eine technik oder allgemeiner, ein sache enge grenzen hat, werden ungeahnte kreative kräfte freigesetzt. ich glaube der architekt günter behnisch hat mir das erstmals vor augen geführt, als er vom bau der berliner akademie der künste erzählte. behnisch baut ja gerne mit glas, die berliner bauvorschriften am pariser platz versuchten aber mit allen mitteln genau das zu verhindern, indem sie vorschrieben, dass fensterflächen nur einen gewissen prozentsatz der fassade bedecken dürften und der rest aus stein zu haben sei. die auseinandersetzung mit diesen vorschriften, das reiben an den engen vorgaben setzte ungeahnte kräfte in behnisch frei. er kämpfte schlussendlich eine komplette glas-fassade durch und stellte, wie man sehen kann, einen beachtlichen bau auf den pariser platz.
ich schloss damals aus behnischs erzählungen über den bau der akademie, dass einschränkung, einengung einen unstillbaren drang die grenzen zu sprengen entfacht und der am besten und am einfachsten zu erlangenden treibstoff für kreativität ist.
das beste beispiel dafür, was die vereinfachung und verknappung von eigenschaften zu entfachen vermag, ist twitter. aber das schreibt winer ja auch, seit jahrzehnten, oder so.
technik
ich habe mal, vor langer zeit, als schreiner gearbeitet. es gibt fast nichts befriedigenderes als aus einem rohen stück holz oder einer nackten spanplatte etwas nützliches oder schönes zu bauen, was danach vor einem steht, sich anfassen und zeigen lässt (und meistens gut riecht). die befriedigung geht übrigens über das werk hinaus. das gefühl etwas bleibendes, physisches zu geschaffen zu haben, ist ziemlich unbeschreiblich gut.
heute befriedigt es mich auch zutiefst, wenn ich grosse oder kleine technische probleme löse, irgendein technisches gadget bei mir oder anderen zum laufen bekommen habe, wenn eine webseite funktioniert, gut aussieht und einfach da ist, wenn ich den alten anrufbeantworter meiner eltern wegschmeissen kann und die fritzbox, die in einem unbenutzten, stillen kämmerchen steht, meinen eltern die nachrichten die anrufer aufsprechen, per email zustellt. oder wenn mein telefon autmatisch ohne manuelles synchronisieren auch alle termine und adressen die auf meinem rechner stehen, anzeigt und mich per GPS und tomtom durch die welt navigiert. es ist irre befreidigend, wenn ich meinem vater statt eines analogen weltempfängers ein kleines internetradio hinstelle mit dem er 50 trilliarden weltweite radiosender ampfangen kann, den WDR oder chinesisches talkradio, alles nur mit wlan und strom, ohne dachantenne oder kurzwellenpfeiffen. oder wenn man über VOIP plötzlich kostenlos und mit den alten telefonen telefonieren kann. oder wenn die netzwerkfestplate beim kunden 100GB dateien in 3 minuten auf ihr RAID6-laufwerk kopiert. über das netzwerk! oder wenn der freund plötzlich statt auf seinen 80GB festplattenrekorder, fernsehsendnungen, filme und DVDs auf einer terrabyte-festplatte speichern und am fernseher angucken und aufzeichnen kann.
das ist alles irre befriedigend. aber leider auch irre fragil. technik ist grossartig, verschafft uns allen ungeahnte freiheiten und ungeahnte möglichkeiten. aber sie geht auch ständig kaputt. früher wurde ab und zu eine DVD zerkratzt oder man verlor mal eine (video-) kassette an den bandsalat, heute ist die ganze sammlung weg, wenn eine festplatte platzt. plötzlich kann man nicht mehr telefonieren, wenn das internet mal klemmt, plötzlich kan mein vater keinen WDR-sender mehr empfangen, weil das noxon-internetradio kryptisch sagt, die seien plötzlich und wer weiss warum „not available“. wenn mein telefon im urlaub abkackt, kann ich keine postkarten mehr schreiben und den weg nicht mehr finden. wenn die fritzbox bei meinen eltern implodiert, ist nicht nur das internet weg, sondern auch das telefon und der anrufbeantworter und wenn microsoft mal wieder nen neuen browser rausbringt sehen 30% der von mir gebauten webseiten plötzlich bei 50% aller benutzer wie bei hempels unterm sofa aus.
mein 15 jahre altes gesellenstück sieht heute noch aus wie am ersten tag. es ist ein bisschen gealtert, aber in würde. technische lösungen, elektronik, webseiten altern nicht in würde. sie gehen einfach kaputt, funktionieren von einem tag zum anderen nicht, sind voller undurchschaubarer abhängigkeiten, müssen geupdated, gepflegt und administriert werden. ständig.
trotzdem. ich liebe technik. unnützes zeug, dass einem vorgaukelt, dass man damit zeit sparen könnte oder das leben vereinfachen könnte. denn unterm strich tut sie das auch, die technik. irgendwie.
heiraten in las vegas
heiraten in las vegas ist ganz einfach. ich kann das aus eigener erfahrung berichten. man muss nur hinfahren, sich im „Marriage Bureau“ eine lizenz zum heiraten ausstellen lassen und danach eine kapelle aussuchen. die behörde hat übrigens täglich, auch an feiertagen, bis 24 uhr geöffnet, man zeigt seine ausweise, füllt ein formular aus und fertig.
in las vegas gibt es zehn trillionen kapellen in denen man heiraten kann. allen gemeinsam ist, dass sie mit lizensierten standesbeamten oder pfarrern zusamenarbeiten, die die hochzeit durchführen (und separat, per „spende“ bezahlt werden). aber im prinzip kann man mit seiner heiratslizenz in eine kapelle hereinpsazieren und verheiratet wieder rausgehen.
um die hochzeit danach in deutschland (rückwirkend) anerkennen zu lassen braucht man dann allerdings noch ein paar unterlagen, sehr viel geduld und die fähigkeit, deutsche beamte zu ertragen. einerseits verlangen die deutschen behörden für die rückwirkende anerkennung der hochzeit eine beglaubigte kopie, die man sich mit einer 10 dollar geldanweisung recht einfach auf dem postweg besorgen kann. ausserdem wollen die deutschen behörden, dass man diese offiziell beglaubigte kopie nochmals beglaubigen lässt, mit einer sogenannten „apostille“. andere europäische länder schenken amerikanischen urkunden auch ohne apostille glauben, die deutschen, so sagte uns ein freundlicher mitarbeiter im einwohnermeldeamt in hamburg, tun das nicht, weil hochzeitsurkunden so oft gefälscht würden.
abgesehen davon dass hochzeiten in las vegas in den augen eines mitarbeiters des einwohnermeldeamtes hamburg wahrscheinlich eh ein fake sind, so ganz ohne aufgebot, deutsche stempel und bürokratisches gebimmel — welchen grund gibt es eine hochzeit zu „fälschen“? oder warum sollte die beglaubigte kopie leichter zu fälschen sein als eine apostille?
egal, die apostille kann man ebenfalls per post beantragen, man muss einfach die beglaubigte kopie und eine $20 geldanweisung ans „recorder’s office“ des clark county schicken und bekommt sie innerhalb von zwei bis drei wochen zurück.
im bürgeramt mitte in hamburg, wo wir unsere hochzeit von den deutschen behörden anerkennen lassen wollten, wies man uns allerdings mit unseren unterlagen empört ab. da deutsch schliesslich die amtssprache sei, könnten wir ohne einen ordentliche amtliche übersetzung der urkunde und der apostille leider nicht den deutschen beamtensegen bekommen. erstaunlich fand ich, dass sich eine stadt die sich „das tor zur welt“ nennt, beamte leistet die die sprache dieser welt nicht sprechen. quasi eine weltmetropole mit dem behördengeist von hinterarschheim.
also haben wir nochmal 60 euro und zwei wochen wartezeit in einen amtliche übersetzung investiert und sind dann, das schlimmste ahnend, wieder zum amt gegangen. wie erwartet, war die bedienung im bürgeramt mit unseren unterlagen immer noch nicht zufrieden. die übersetzung würdigte sie komischerweise mit keinem blick, dafür aber die apostille. die sähe nicht richtig aus. die sehe sonst ganz anders aus. ausserdem sei sie nur an die beglaubigte urkunde angetackert und nicht, wie das eigentlich zu sein hätte, mit einem offiziellen siegel befestigt. sie müsste das mal mit ihrem chef besprechen. nach 10 minuten kam sie zurück und sagte uns, kurz bevor unsere köpfe kafkaesk explodierten, dass sie beim standesamt gefragt hätte und dort habe man gesagt, die apostille sei in ordnung so.
merke: deutschen beamten ist nicht nur die beglaubigung und übersetzung der beglaubiten kopie wichtig, sondern auch das aussehen dieser unterlagen. deutsche beamte in einer weltstadt ist das weltstadtimage scheissegal. deutschland hat ein problem mit gefälschten hochzeitsurkunden.
trotzdem. ix bin jetzt nicht nur verheiratet, sondern habe auf der lohnsteuerkarte steuerklasse III und 0,5 kinder.
widerspruch in sich
bedingungsloses rumstreiten um grundloses einkommen
ganz offenbar ist die diskussion um das bedingungslose grundeinkommen in den letzten wochen am hochschwappen. obwohl diskussion mag ich das nicht nennen; die blogger haben wieder mal ein thema gefunden, wegen dem sie sich mal wieder die köpfe einschlagen können.
ich bin vor ein paar jahren, als ich götz werner zum thema bedingungsloses grundeinkommen reden hörte nicht zum anhänger des bedingslosen grundeinkommens geworden, sondern zum anhänger von götz werner. die art und weise wie er für seine idee (die er im übrigen gar nicht als seien idee verkauft) wirbt ist bemerkenswert. er fordert nicht das bedingungslose grundeinkommen in deutschland einzuführen, sondern darüber nachzudenken. und zum nachdenken liefert er ein menge guter argumente, aber auch gleich ein bisschen skepsis mit dazu. ich halte seine strategie die leute zum nachdenken zu bewegen, statt sie zu versuchen zu überzeugen für mehr als einen rhetorischen trick. er pflanzt damit ein langlebiges virus in die köpfe seiner zuhörer.
dieses virus wütet nun schon seit einigen jahren in meinem kopf. ich bin in sachen wirtschaft und steuerrecht jemand der absolutes unwissen und ignoranz für sich reklamiert. mehr noch. wenn ich verträge oder steuerbescheide lese, muss ich nach 2-3 sätzen meine aufmerksamkeit anderen dingen zuwenden oder schlafe ein. ich habe quasi eine finanzallergie (oder genauer eine behördendeutsch-allergie). deshalb würde ich mir auch nicht anmassen zu behaupten ich wüsste was für auswirkungen die einführung eines bedingungslosen grundeinkommens hätte. ich masse mir aber an, zu behaupten, dass das aktuelle steuerrecht exakt folgende wirkung hat: es ist der blanke horror, nicht nur für menschen mit behördendeutsch-allergie.
diese einschätzung setzt sich zusammen aus beobachtungen und eigenen erfahrungen. letzte woche zum beispiel habe ich meinen einkommensteuerbescheid für das jahr 2007 bekommen. einerseits finde ich es grossartig, dass sich ein hochqualifizierter und gut bezahlter steuerbeamter mehrere stunden mit mir und meinen finanzen bschäftigt, sich die angaben, die mein ebenfalls hochqualifizierter und gut bezahlter steuerberater, gemacht hat durchliest, bewertet und mir danach bescheid sagt, was er darüber denkt. meine finanzen sind nicht sonderlich komplex, im gegenteil. ich hatte hier und da ein wenig einkommen, ein paar ausgaben, kein vermögen, wenig abschreibungen oder steuerspargedöns. trotzdem war der bescheid sieben seiten lang.
das problem ist, dass der bescheid mein einkommen für die jahre 2008 und 2009 aus dem einkommen des jahres 2007 hochrechnet, was aber ungefähr rein gar nix mit meiner einkommensituation im jahr 2008 und 2009 zu tun hat. in zwei jahren ändert sich ja manchmal einiges. ich werde dem bescheid natürlich widersprechen. da ich aber nicht weiss wie man das macht, wird mein steuerberater das machen müssen. dem muss ich die sachlage erst wieder erklären, damit er die situation in beamtendeutsch übersetzen kann. dann wird der hochqualifizierte und gut bezahlte steuerbeamte sich wieder einige stunden mit meiner finanzsituation beschäftigen und mir erneut bescheid sagen. wahrscheinlich werden wir uns — über bande — einige zeit lang streiten. mehrere tage wertvolle arbeitszeit und ein paar hundert euro für beratung gehen für diesen quark drauf, nur weil wir so ein kompliziertes steuerrecht haben.
was ich sagen will: unser steuersytem ist so dermassen aufgeblasen, so intransparent und unverständlich, so verästelt und vollgestopft mit ausnahmen und sonderregelungen, dass man es noch nichteinmal im vollrausch als gerecht oder angemessen bezeichnen könnte.
allein schon wegen des steuersystems, aber auch wegen den ungerechtigkeiten und schikanen im schatten von harz IV und allen möglichen anderen bürokratiemonstern muss man sich wünschen, dass menschen weiterhin über einfache, gerechte und verständliche alternativen zum status quo nachdenken.
und auch wenn es nur eine von vielen alternativen ist, die idee des bedingunglslosen grundeinkommens halte ich nach wie vor für sehr nachdenkenswert und diskussionswürdig. nicht nur, aber auch, weil sie tonnenweise bürokratie, sonderregelungen, schlupflöcher und beamtendeutsch überflüssig machen würde.
trust
david gergen (wikipedia eintrag:
many people don’t believe this, but trust remains the coin of the realm in politics. a presidet who is trusted by the people, by the congress, by the press, by foreign countries, is a president who can get a lot of good things done. you break that trust, violate that trust, everything else tumbles around you.
gesagt im west wing bonus material der staffel 3, „documentary special“.
fragen-pops
aha. die „kellog company“ erhebt anspruch auf das wort „POPS“ wie in „Dinkelpops“, „Amaranth-Pops“, „Schokopops“ oder „Weizenhonigpops“. diese kombinationen „seien geeignet, zu Verwechslungen zu führen.“ zu verwechselungen mit kellogsprodukten aus puffgetreide.
beim oberflächlichen lesen (vor allem bem einsatz von versalien), verwechsle ich das wort „POPS“ oft mit „POPOS“ oder „PUPS“. gibts gegen solche verwechselungen ein juristisches mittel?
ix frage mich gerade, was mit worten wie „POPStars“ oder „alkoPOPS“ oder „PUPSflocken“ ist. verletzen die auch kellog-markenrechte?
und heissen die „weizenhonigpops“ aus zucker von kellogs nicht eigentlich „smacks“?
da fällt mir gerade ein, heisst „popcorn“ auf deutsch nicht eigentlich puffmais? wie wärs mit da mit markenrechtsfreiem „puffweizen mit honig“, „puffamaranth“ und „puffdinkel“? oder ist „PUFF“ auch eine geschützte bezeichnung für kellogs?
hardware reset
mittlerweile mache ich mit meinem XDA fast monatlich einen hardware-reset. der hardware-reset am XDA setzt das gerät komplett in den auslieferungszustand zurück, eine dankenswerte funktion, wenn man das handy wegschmeissen oder weggeben möchte, weil danach alle persönlichen daten weg sind. aber eine qual, wenn man liebevoll daten in sein handy eingibt und die wegen firmwareupdates, startverweigerung und mangelhafter, bzw. fehlender backupfunktion verliert.
gestern habe ich den XDA (mal wieder) zurückgesetzt, weil mir die dame an der o2 „daten-hotline“ sagte, dass mit einem hardware-reset der schwarze fleck und die weissen linien die meinen xda seit einer woche zieren weggehen würden. obwohl sie sprach wie eine frühstücksradio-moderatorin, schenkte ich ihr glauben und drückte die windows- und die OK-taste während ich den stift in das reset-loch steckte.
der hardwarefehler blieb, die daten waren wieder weg. immerhin brachte der nächste anruf bei der hotlne dann das versprechen, dass GLS mir innerhalb von 48 stunden ein ersatzgerät bringen würde und das alte mitnehemn würde.
mittlerweile bin ich nach dem jungfräulich-machen des XDAs ziemlich flott darin das ding wieder einigermassen brauchbar zu machen. dank googles und nueva syncs active-sync-dings, sind meine adressen und termine nach 10 minuten wieder so wie vorher auf dem XDA und meine drei IMAP-mail-konten kann ich mittlerweile auch im halbschlaf konfigurieren. nur dass ich alle lesezeichen und passwörter immer wieder neu in den browser geben muss nervt.
aber dafür hat microsoft windows mobile ja auch erfunden. zum nerven.
[nachtrag 17.02.2009, 23h]
o2 hat heuet tatsächlich einen neuen XDA geliefert. das windows dadrauf ist nach wie vor scheisse zu bedienen, aber der bildschirm hat keine flecken. kalender und adressen sind drauf, das tomtom auf der speicherkarte funktioniert und telefonieren und den mac in internet bringen geht auch nach 10 minuten konfiguration.
android auf dem absteigenden vormarsch?
manchmal wenn ich im zug sitze und es draussen dunkel ist, weiss ich auch nicht in welche rcihtung der zug fährt. ich nenne mich aber auch nicht journalist. würde ich mich journalist nennen, würde ich immer behaupten zu wissen in welche richtung ich fahre.


[quellen turi2, daring fireball]
e-paper ist fürn arsch
das ist …
kein witz. ix musste trotzdem ein bisschen lachen.
was ich noch zum spreeblick-interview mit peter müller sagen wollte
ideen
vor etwa 6 jahren hatte ich die idee für die huffington post. quasi. wir sollten damals die webseite für ein neues magazin konzipieren und bauen und ich dachte, es könne eine gute idee sein auf der site autoren, aber auch prominente, dazu zu motivieren, über das was sie kennen, lieben oder hassen schreiben zu lassen und so etwas über das gedruckte heft hinausgehende zu schaffen. die idee scheitererte nicht nur an unserer mangelnden vernetzung mit prominenten oder interessanten, schreibwilligen personen, sondern überlebte auch das erste brainstorming nicht. es blieb eine idee von vielen anderen, die auf der hand lag, in den letzten 6 jahren wahrscheinlich von 2000 menschen gedacht wurde und nur von frau huffington so umgesetzt wurde, dass sie am ende zu einer realisierten, grandiosen idee wurde.
das ist das elend an ideen. wenn man nicht weiss wie man sie umsetzt, aus ihnen geld melken kann oder sorgfältig grosszieht dass sie relevant und wahrnehmbar werden, sind sie nicht viel wert. ideen müssen umgesetzt, ausformuliert und grossgezogen werden um zu einer echten, brauchbaren idee zu werden.
anfang dezember hatte ich eine idee, diskutierte sie mit ein paar leuten die ich schätze, vergass sie über weihnachten und meine hochzeit wieder und wurde heute wieder von meinem feedreader und ein paar assoziationen daran erinnert. da ich von anfang an nicht wusste, was ich mit der idee machen sollte und vor allem nicht wusste ob ich die kraft und energie hätte sie grosszuziehen, dachte ich von anfang an darüber nach sie einfach aufzuschreiben und zu veröffentlichen. heute riet mir jemand genau das zu tun, also mache ich es jetzt.
die idee kam mir beim durchblättern irgendeiner FAS im dezember. den artikel finde ich natürlich bei faz.net nicht mehr, macht abr auch nix. es ging um die auf lebensmittel aufgedruckte nährstoff-ampel gegen die sich die lebensmittelindustrie seit jahren erfolgreich wehrt. und um irgendeine nährwert-formel die ein wissenschaftler sich ausgedacht hat, die einfach signalisiert „gesund“ oder „fettmachend“ und die natürlich auch nicht in naher zukunft auf lebensmitteln erscheinen wird.
ix hatte dann die idee, analog zu einer android applikation, die einem glaube ich preise und vergleichstests liefert, sobald man den strichcode scannt, bzw. fotografiert. warum nicht eine mobile applikation bauen die die strichcodes von lebensmitteln scannt und in einer (online-) datenbank nachschaut wie die nährwerte sind und einem das nach dem scan sofort anzeigt.
in der datenbank könnten dann, beispielsweise, die nährstoff-ampel abgespeichert sein, aber auch die kalorien pro packung, portion oder 100 gramm, weight-watcher-punkte oder andere zauberformeln. also quasi point’n’click um an neutrale nährstoffinformationen zu kommen.
die datenbank wird aus vorhandenen (strichcode-) datenbanken und benutzer-eingaben generiert. vielleicht kann man auch partner gewinnen wie foodwatch, das gesundheistministerium, weight-watchers, whatever. aber vor allem sollten die benutzer (eine community) die daten pflegen, modifizieren und anpassen können.
und huch, wie das mit ideen so ist, manchmal hatte sie schon jemand anders. bei codecheck.info muss man den EAN-code noch per hand eingeben, statt ihn fotografieren oder scannen zu können (oder nen laptop mit webcam und installiertem flash dabeihaben). aber es geht im prinzip.
was natürlich fehlt, ist die einfache benutzung und die einfache präsentation der ergebnisse ohne viel blahblah.
in späteren ausbaustufen der plattform und der mobilen applikation könnte man auch per einfachem strichcode-scan alles was man an einem tag gegessen hat zusammenklicken, fotos von sachen die man ass und die noch nicht in der datenbank sind in sein account hochladen und am ende seine kalorien-, ballaststoff- oder vitamin-statistik abrufen. kalorien-zählen mit dem handy.
faszinierend find ich vor allem die kernidee. so ein gerät kann — einfache bedienung vorausgesetzt — eine art „augmented reality“, einen virtuellen overlay aus dem internet auf die realität erzeugen.
naja. wie gesagt ist halt ne idee. vielleicht sollte ich mal anfangen programmieren zu lernen?
lesen und gucken
* watchmen gekauft, weil wil weaton es sehr eindringlich empfohlen hat.
[die ersten seiten machen lust das ding in einem rutsch durchzulesen. ich frag mich nur, ist es klug erst die vorlage zu lesen und dann ins kino zu gehen?]
* dasFreitag gekauft und beinahe wegen der blödsinnigen anglizismen, bläh-worten und sprachlicher spackigkeit wieder weggeschmissen.
[allein schon der untertitel „Das Meinungsmedium“, überall steht „Bloggen Sie mit!“ und überall wird „das blog“ „der blog“ genannt. überall hinweise darauf, dass man in der „Community“ leser beim diskutieren beobachten könne oder selbst diskutieren könne. ein proboabo wird unerklärlicherweise „Das meinungsstarke Kurzabo“ genannt, eine stinknormale kolumne von adriane seliger, die einem als in berlin lebenede publizistin vorgestellt wird, wird „Blogkommentar“ überschrieben, wohlgemerkt in der printausgabe. in der eigenwerbung für die freitag.de-site steht ungelogen „Sie wollen mehr als nur kommentieren? Setzen Sie eigene Themen und Akzente! Füllen Sie Ihr Profil aus und starten Sie ihre eigenen Blog.“
klar, das sind alles kleinigkeiten, aber gerade die zeugen normalerweise von der leidenschaft der macher eines dings. details sind wie herpes, wer auf sie scheisst, wird ruckzuck von ihnen zugedeckt. andererseits; auf einige details haben die macher vom freitag sehr sorgfältig geachtet, das layout und format ist enorm liebevoll zusammen- und abgekupfert.
auch die texte selbst, die die ich bis jetzt in der printausgabe gelesen habe, sind ganz ok. selbst der spiegelfechter wirkt im print nicht mehr so langatmig und ausschweifend wie in seinem blogdings. das klugscheisserische und erklärbärige hat er sich freilich beibehalten, passt damit aber auch ganz wunderbar in den print-journalismus.
was ich mich allerdings wirklich frage, wer soll den ganzen meinungsscheiss auf freitag.de lesen? wozu dienen die vielen neuen blogs bei freitag.de? wie und wo erkenne ich relevantes, herausragendes, lesenswertes? nach spätestens 10 klicks auf freitag.de bin ich müde, verloren, verwirrt und habe die schnauze voll vom schrillen und beliebigen rumgemeine auf der site.]
* mal wieder glaser gelesen. ich frage mich wie man solchen massen an text produzieren kann, bei gleichbleibend hoher qualität. sätze die ich in stein meisseln möchte:
- „Bei manchen Mobiltelefonen muss man fast schon aufpassen, sie nicht unabsichtlich einzuatmen.“
- „Dieses sonderbare Bedürfnis, es sich schwerer zu machen als nötig, findet sich in fast jedem modernen Gerät.“
- Lewis Mumford: „In der ganzen organischen Welt beruht Entwicklung auf Anstrengung, Interesse und aktiver Teilnahme - nicht zuletzt auf der stimulierenden Wirkung von Widerständen, Konflikten und Verzögerungen. Selbst bei den Ratten kommt vor der Paarung die Werbung.“
* bauerfeind geguckt. nein, ich habs nicht geguckt, ich hab mich durchgequält.
[allein als katrin bauerfeind ganz am anfang sagte „bäräck obama“, rollten sich schon meine fussnägel hoch. wenn sie schon aus den ersten beiden „a“ ein „ä“ macht, warum nicht auch mit dem dritten „a“? wenn schon falsch, dann bitte ganz falsch, „bäräck obäma“. dann diese blöde nummer, dass sie, offensichtlich von ihrer redaktion getextet und von ihr auswendig aufgesagt, behauptete, in der sendung alles alleine zu machen: „und weil gerade krise ist, haben wir ein paar leute gar nicht erst eingestellt, das heisst ich mach jetzt hier alles selber, bin die personalunion, ich starte beiträge, ich stoppe beiträge […].“ was zur folge hat, dass sie so tut als ob sie mit einer maus und retorten-mausklick-geräuschen beiträge startet, beiträge unterbricht oder beiträge stoppt.
rumfaken, so tun als ob — das ist nicht innovativ, modern oder authentisch, das ist nicht auszuhaltendes, prätentiöses posen.
ich frage mich warum es dem deutschen fernsehen so schwer fällt echte improvisation, echtes mogulusartiges diletieren zu zeigen, statt es zu glätten und zu faken? müll finde ich ok, aber hochglanzmüll läuft im fernsehen ohne dass ich zugucke.]