sexuelle behandlung?
ist man beim freitag zu blöd zum übersetzen oder ist „behandlung“ jetzt die neue „belästigung“?

[nachtrag 16.5.]
die studentin wurde jetzt auch in der freitag-übersetzung belästigt und nicht behandelt.
ist man beim freitag zu blöd zum übersetzen oder ist „behandlung“ jetzt die neue „belästigung“?
[nachtrag 16.5.]
die studentin wurde jetzt auch in der freitag-übersetzung belästigt und nicht behandelt.
Jede Generation hat seinen grossen eigenen Aufbruch. Es geht dabei immer um die Freiheit und Selbstbestimmung. Gegen Hierarchien und Fremdbestimmungen. Es ist erstaunlich mit welcher Regelmässigkeit diese historischen Aufbrüche entstehen und sich entwickeln. Die jeweils aufbrechende Generation reift im Laufe ihrer Entwicklung, verkrustet, wird erneut aufgebrochen, zerfleischt sich, aus Idealisten werden Realisten, und wandelt sich immer mehr in das nächste neue Establishment, das anfängt seine neu erworbenen Vorrechte und Vorgärten zu verteidigen… bis die nächste grosse neue Generation kommt.
Es ist lächerlich, als Konsequenz aus Winnenden ein nur für Erwachsene erlaubtes Spiel zu verbieten – aber auch bedrohlich. Der Staat betritt mit Gewalt eine Welt, in der er nichts zu suchen hat. Paintball wird auf privatem Gelände gespielt. Man mag es blöd oder abstoßend finden, aber wer nicht will, wird davon nicht belästigt. In folgerichtiger Konsequenz kann diese Regierung auch Paaren erklären, welche sexuellen Verhaltensweisen in ihrem Schlafzimmer in Ordnung sind und welche menschenverachtend oder sittenwidrig und deshalb verboten. Unter dieser Regierung wird der Staat zur Moralinstanz – er maßt sich an, darüber zu richten, was gut ist und schlecht. Damit aber löst der Staat kein Problem. Er wird selber zu einem.
In Kreuzberg, offenbar auch in Schöneberg, gibt es seit ein paar Jahren Gesinnungs-Bullen. Sie schicken Rollkommandos. Man muss Regenbogenfahnen hissen, um nicht verprügelt zu werden, man darf nicht für die CDU sein, man soll nicht bei McDonald’s essen, es ist das perfekte Spießertum. Ein Spießer ist jemand, der andere Lebensweisen und andere Gesinnungen nicht aushält. Diese Leute sind ungefähr so, wie in den 50er Jahren die schlimmsten Hausmeister waren.
spiegel-video-dings über die tiefflug-heinis im hamburger hafen:
den einsatz der derpatrouille suisseüber hamburg zahlt die schweiz, denn als werbebotschafter soll die staffel im ausland mit ihren fliegerischen kunststücken für die eidgenossenschaft sympathiepunkte sammeln, gerade auch in deutschalnd und ungeachtet der aktuellen steuerparadis-kritik von bundesfinanzminister steinbrück.
das mit dem sympathiepunkte sammeln ist bei mir persönlich völlig daneben gegangen. ich kann da nix sympathisches dran finden, wenn 6 kampfbomber 100 meter von meinem schlafzimmerfenster entfernt und über tausenden von zivilisten angeber-kunststückchen vorführen. im gegenteil. ich finde das äusserst unsympathisch.
→ weiterlesenkann sich noch jemand an die zeit erinnern, als die „digitale boheme“ noch „urbane penner“ genannt wurden? mercedes bunz hat diese komische spezies die vor allem in berlin mit laptop am existenz-minimum „projekte“ am laptop erledigte so genannt. damals, anfang 2006, hoffte mercedes bunz noch, dass der begriff „am Ende des Jahres […] im Lexikon des »SZ-Magazins« stehen“ würde und „in zwei Jahren im Duden“.
da hatte sie die rechnung ohne sascha lobo und holm friebe gemacht, die das phänomen in ihrem buch „wir nennen es arbeit“ griffiger als „digitale boheme“ prägten.
jetzt isses vielleicht wieder zeit den begriff „urbane penner“ wieder auszumotten: es gibt jetzt eine parkbank für penner mit laptop.
[bildquelle, via]
gestern habe ich die festplatte eines alten 12-zoll ibook G4 ausgetauscht. das dauerte etwa drei stunden und führte nach dem anschliessenden zusammenbau zu einer tiefen befriedigung, als das ibook wieder zusammengebaut war und keine der vorher entfernten 80 schrauben übrig war. noch besser, das ibook funktionierte danach tadellos.
vor ein paar tagen habe ich die festplatte in meinem macbook ausgetauscht. dafür brauchte ich nur ungefähr 5 minuten und drei schrauben zu lösen. der einkauf der platte hat länger gedauert, als der einbau.
das ibook steht seit gestern zum verkauf. gut — 350 euro ist ein optimistischer preis, aber damit habe ich dann doch nicht gerechnet:
heute mittag eine mail:
Betreff: iBook 12“
Hallo würden sie auch tauschen?
ich so, mit ebensowenig grussformelgedöns:
gegen was denn?
die antwort:
Hallo ich hätte einen iMac G3 und einen iPod 2G
ich war begeistert:
ja, die würde ich eventuell gegen ein oder zwei vollkornbrote tauschen.
er so:
Ah okay
kaffee
der kaffee war, wie am ersten tag, sehr gut, bis auf die tatsache, dass das h der milch geschmacklich ein bisschen doll durchkam. auch mit der geschwindigkeit war es am zweiten tag viel besser geworden, auch weil die bedienungen einen drauf hinwiesen, dass cappuccini schneller gehen als milchkaffees. in die cappuccini formten die bedienungen manchmal mit dem schaum kleine herzchen.
englisch
fast alle hielten ihre vorträge auf englisch. das war auf der next viel besser auszuhalten als beispielsweise auf der republica. warum mich das englisch auf der next überhaupt nicht störte, auf der republica aber schon, kann ich auch nicht erklären. was mir auffiel, war allerdings, dass manche sprecher sprachen als hätten sie vorher helium inhaliert oder als seien sie direkt aus der muppets show entsprungen.
wlan
in track 2 habe ich heute nachmittag einmal keine ip-adresse zugewiesen bekommen. sonst hat das wlan super funktioniert, bis in alexander svenssons wohnung. ausserdem war mein handy der überzeugung, dass ich keien SIM-karte eingelegt hätte. nach 20 bootvorgängen habe ich mal die SD-karte rausgenommen, geboototet und plötzlich hat der verkackte XDA doch die eingelegte SIM erkannt. dafür kann sinnerschrader natürlich nix und interessieren muss das auch niemanden. aber wem soll ich das denn sonst erzählen? und wo?
journalisten
ich hatte den eindruck, dass kaum von der next gebloggt wurde. ich bin zumindest öfter über klassische presseartikel gestolpert, als über blogeinträge. kann aber auch daran liegen, dass technorati komplett im arsch ist, rivva müde und ich blind. getwittert wurde soviel, dass es mir aus den ohren wieder rausgekommen ist.
witzig war es in der kaffeepause neben einem haufen meedia-journalisten zu sitzen. schwanzvergleich, klickzahlen-geilheit und -angeberei scheint bei den journalisten, im vergleich zu bloggern, nochmal um den faktor zweitausend verstärkt zu sein.
scholz and friends
nachdem sich gestern, dank einer albernen trennwand, kaum jemand in die sogenannte „blogger-lounge“ verirrt hat, war sie heute, nachdem die trennwand entfernt wurde und die lounge offen war, voll. allerdings nicht mit bloggern. auch toll (das fiel entweder herrn bosch oder mspro auf), dass scholz and friends mit ihrer twitterwall noch nicht einmal das kernfeature von twitter darstellen konnte: 140 zeichen. die tweets auf der scholz and friends twitterwall waren auf ungefähr 112 zeichen begrenzt. das wirkte genauso professionell wie die in die breite verzerrte darstellung der twitterwall auf einem bildschirm in der lounge. das gegenteil von gut ist bekanntermassen gut gemeint.
auch wenn matthias schmidt bei seinem vortrag die werber-arroganz aus jeder seiner poren quoll, gefiel mir seine gespielte demut. schmidt gab zu, dass die werbebranche und speziell scholz and friends, das internet komplett verpennt hat. sehr schön illustrierte er das mit einem bild des matterhorns: ganz oben in der hierarchie die werber, gerade mal überragt von picasso, mozart und gott, darunter die kunden, darunter die konsumenten, ganz weit darunter das internet, noch weiter unten alle „die was mit dem internet zu tun haben“ und ganz unten rechts die fotografen von stock-fotos.
man habe den schuss jetzt gehört (früher „zzzz“, jetzt „ooops“) und die potenziale des internets, des crowd-sourcing, des empfehlungsmarketings und des „user generated advertisings“ erkannt. und wer hat den werbern dabei geholfen? schmidt meinte: nico lumma und barack obama.
abgesehen davon finde ich es wirklich interessant werbern bei der selbstdarstellung zuzusehen.
essen
am ersten tag war das essen der hammer. wirklich gut. am zweiten tag qualitativ und quantitativ ein reinfall. zum frühstück lauter ausländische sachen: donuts, muffins, croissants. zum mittagessen kantiniges putenbrust ragout und verkochtes gemüse mit straf-reis. zur zweiten kaffeepause wieder ausländisches süsses, aber auch ganz leckerere, salzige pastetchen. gerissen hat es die erste kaffeepause, die von einem dänisch klingenden hersteller gesüsster und aromatisierter pflanzlicher und tierischer fette gesponsort wurde.
die panels
jan schmidt hielt einen anständigen und gar nicht mal uninteressanten vortrag über seine jüngste studie über jugendliche und wie sie das netz benutzen. am ende blieb für mich die erkenntnis, dass die harten daten, die man mit solchen umfragen gewinnt, zwar ganz interessant sein können, aber fehlinterpretationen unvermeidbar sind. als ian forrester am ende anmerkte, dass die BBC teilweise ganz andere daten herausgefunden hatte, stellte sich später wohl heraus, dass die BBC anders gefragt hatte. wenn ich orgendwo lese, „wissenschaftler in xxx haben herausgefunden, dass yyy“ wende ich meine aufmerksamkeit sofort anderen dingen zu. statistik muss tot-differenziert werden — und das fällt teilweise schon den wissenschaftlern schwer. journalisten sollten die finger davon lassen. mit einer ausnahme.
die von sascha lobo moderierte diskussion zwischen sven markschläger (jägermeister) und martin oetting (trnd) habe ich leider verpasst und hoffe sie auf video sehen zu können. auf twitter stapelten sich die lobeshymnen.
die diskussion zwischen jaiku-gründer jyri engeström und chris messina war teilweise ganz witzig, weil engeström robin wauters von techcrunch belgien teilweise die moderation abnahm, aber ansonsten leider ohne tiefgreifenden erkenntnisgewinn. ebenso wenig beeindruckten mich tim leberecht, simone brunozzi und die diskussion zwischen ian forrester und robert amlung. wen das, was stowe boyd erzählt interessiert (der übrigens unglaublich viele „dear friends“ hat), werde ich mich wohl bis an mein lebensende fragen.
rafi haladji von violet.net begeisterte mich wie bereits auf der webexpo 2008. kernsatz: jetzt, wo wir sogar kleine platikhasen vernetzt haben, wollen wir den rest der dinge vernetzen. dinge die sich ausschliesslich im netz abspielen, ohne bezug zur echten welt, ohne verbindung in die welt der dinge oder der politik locken niemanden mehr hinter dem ofen hervor. online communities, nachrichten-seiten, blogs interessieren keinen menschen mehr. was zählt sind echtzeitanwendungen (twitter) und anwendungen die das leben oder die welt erleichtern oder verbessern — oder anders ausgedrückt, dinge die ich mit einem satz auch meinen eltern als nützlich erklären kann. das was violet macht, die welt der dinge zu vernetzen, ist unumgäglich, folgerichtig und voller potenzial.
rafi haladji präsentation war zumindest enorm inspirierend und überzeugend. ich hoffe die präsentation und das video hier später verlinken zu könnnen.
mich hat schliesslich der letzte vortrag des dirigenten itay talgam mit allen schlechten vorträgen und panels versöhnt. einer kleiner, lockerer, alter, wacher mann, dem das kunststück gelang mich für eine welt zu interessieren die mir bisher völlig fremd war und total egal war: die der dirigenten. ihm gelang zusätzlich noch das kunststück, diese welt mit mir bekannten welten zu verknüpfen: dem web, dem organisieren von arbeitsprozessen, motivation, inspiration und kreativität. ein sehr beeindruckender vortrag, von denen ich mir ungefähr 12 gewünscht hätte.
www.next-conference.com/next09
nutzlos. der link zu „videos“ führt bis heute abend (22:22 uhr) zu den videos der letzten next, weder die präsentationen sind dort verlinkt noch habe ich das gefühl, dass die aggregation der twitter- und blog-backchannels funktionierte. wenn überhaupt, habe ich interessante weiterführende informationen oder links zu videos oder präsentationen aus meinem twitterstream gefischt. zum beispiel das speaker-rating für die next09. aber vielleicht bessert sinnerschrader die aufarbeitung dr konferenz im web ja noch nach.
fazit
es gab zwar keinen fisch, aber danke dafür. echt.
entweder ist bei turi das zeitkontinuum kaputt oder man ist zu blöd in den kalender zu gucken: kress.de schreibt „Georg Pagenstedt (Foto) übernimmt ab 1. Juni 2009 bei EliteMedianet als kaufmännischer Geschäftsführer und COO die Verantwortung für Operations und alle kaufmännischen Bereiche.“
turi2 macht daraus „Der Ex-CEO von wallstreet:online führt ab sofort die Geschäfte beim ElitePartner-Betreiber EliteMedianet.“
06:30 uhr
wecker klingelt, frau steht widerwillig auf um das kind zu schmieren und butterbrote zu wecken. herrlich: ich hab urlaub und schlafe weiter.
06:45 uhr
wache wieder auf, weil die frau in der küche flucht.
08:57 uhr
chef ruft an.
09:20 uhr
denke darüber nach, dass urlaub früher auch mal anders gewesen ist.
11:00 uhr
mache feierabend, schneide einen kohlrabi in stifte und esse den kohlrabi mit einem käsebrot.
13:45 uhr
mein tomtom lotst mich die 1,2 kilometer von der ubahn zum „kampnagel“. bin jetzt auf der #next09. nico lumma steht vor dem eingang und isst döner.
13:54 uhr
in sechs minuten spricht jeff jarvis. ich bestelle noch schnell einen milchkaffee.
14:02 uhr
bekomme einen sieben minuten lang gezapften, aber sehr leckeren milchkaffee serviert, trinke ihn hastig aus und frage mich zu „track 1“ durch, wo jeff jarvis bereits seit 8 minuten redet. jeff jarvis erzählt interessante sachen und beschimpft sich selbst als „heuchler“. leider habe ich alles was er erzählt schon vor tagen und wochen im netz gelesen oder gehört. trotzdem ist er ein sehr angenehmer redner, ich muss sogar ein paar mal lachen. am ende nimmt er fragen entgegen und läuft mit dem mikrofon durch den saal zu den fragestellern. jeff jarvis errinnert mich, wenn er läuft, an eine giraffe. wenn giraffen schnell laufen, sehen sie aus als liefen sie in zeitlupe. jeff jarvis auch.
14:55 uhr
stehe auf, rufe laut „was für ein liebloser scheiss!“ und stampfe empört aus der keynote „Capitalism 2.0“ hinaus — leider nur in meiner phantasie. in der realität lausche ich weiter, beobachte wie sich umair haque ungeschickt — aber betont lässig — mit prezi abmüht. um 15:03 uhr halte ich es wirklich nicht mehr aus und schleiche leise zu meinem zweiten milchkaffee.
15:10 uhr
wlan! es gibt funktionierenedes wlan! die entdeckung des tages. schreibe meinem chef eine email.
16:20 uhr
sehe die letzten 10 minuten von andrew keens vortrag [foto]. bin sofort inspiriert und beschliesse die debattenkultur in deutschland neu zu beleben.
[nachtrag, via]
video-aufzeichnung von andrew keens keynote.
16:25 uhr
ich spüre, dass der kohlrabi extrem flatulenz-steigernd wirkt.
16:30 uhr
sehe mir 30 minuten werbung für t-mobile, simyo und irgendeinem angeblichen „think-tank“ an [foto davon]. im publikum rumort es, weil raimund schmolze es nichtmal ansatzweise peinlich ist einem zahlenden publikum eine wahrscheinlich von seinem 13jährigen sohn erstellte powerpoint-präsentation zu zeigen und mit dummdreister telekom-werbung zuzuschwallen. das kam nicht gut an, knüwer fands sogar imageschädigend. frage mich erstens ob das image von t-mobile oder der telekom noch weiter zu schädigen ist, zweitens warum ich nicht aufstehen konnte sondern fasziniert auf den peinlichen werbemüll auf der bühne starren musste und drittens, was ich gefühlt hätte, wenn ich mehrere hundert euro für die veranstaltung gezahlt hätte.
am ender der diskussion wirds nochmal lustig als raimund schmolze behauptet, t-mobile blockiere skype, weil man die übertragungsqualität des dienstes nicht garantieren könnten. der halbe saal lacht.
17:10 uhr
bier? gibts erst ab 19 uhr. ist ja wie zuhause hier!
17:46 uhr
rufe meine oma an.
18:30 uhr
twitterlesung. noch hat keiner gelacht, obwohl schon seit 15 minuten vorgelesen wird.
19:05 uhr
spreche mit einem gut vernetzen arbeitslosen.
19:20 uhr
mich spricht jemand an, dem ich mal im internet ans bein gepinkelt habe. merke: leuten im internet ans bein pinkeln ist der ultimative persönlichkeitstest aus dem sich sehr angenehme bekanntschaften entwickeln können. oder abmahnungen.
19:30 uhr
auf dem klo zwei business-kasper. der eine so: „hast du nicht noch ein meeting heute abend?“ der andere: „ja. ich muss kellnern.“
19:40 uhr
der typ der am nachmittag auf der bühne als simyo-gründer vorgestellt wurde hat ein iphone. frage mich ob er es geknackt hat und mit ner simyo-SIM benutzt, es in italien gekauft hat oder ob er telekom-kunde ist.
19:55 uhr
spreche mit jemandem der bald arbeitslos ist und esse blumen mit dressing.
20:15 uhr
sinniere darüber wie ich die debattenkultur in deutschland neu beleben soll. die domain wäre noch frei: reaktionaeres.net.
20:20 uhr
spüre den hauch des todes und stelle die steile these auf, dass es die next10 nicht geben wird. sehe peter kabel und michael trautmann rumstehen. mir wird kalt.
20:40 uhr
neben mir sagt jemand, das web sei tot. ich frage mich: was ist eigentlich zum web noch nicht gesagt worden? interessiert sich da noch jemand für? braucht man in einer phase der konsolidierung konferenzen?
21:00 uhr
esse noch mehr blumen mit dressing.
22:00 uhr
sehe, dass ich nicht der einzige bin der sich langweilt und dass die webfuzzis besseres zu tun haben als auf einer party rumzustehen. fernsehen gucken im hotelzimmer zum beispiel. irre wie leer der laden schon ist.
22:30 uhr
gehe sehr zufrieden und ziemlich nüchtern nachhause.
mittwoch, 18:30h
am mittwoch abend im zug habe ich mir angesehen, wie katrin bauerfeind mit harald schmidt plauderte. fremgeschämt habe ich mich auch ein bisschen, aber nicht so doll wie herr schader. eigentlich hab ich mich auch weniger für frau bauerfeind geschämt, sondern für harald schmidt. der sah fast so ungepflegt aus wie ix!
aber harald schmidt hat was schönes gesagt. naja, zitiert. auf die frage von katrin bauerfeind (oder vielleicht auch eine ganz andere frage), was ihn und feuerstein verbinden würde, antwortete er, das feuerstein mal gesagt habe, dass das was er und schmidt gemeinsam hätten der hass auf die menschheit und die liebe zu ihrem publikum sei. misanthropen finde ich übrigens total doof, ausser sie sind unglaublich witzig.
mittwoch, 21:00h
am hamburger hauptbahnhof fiel mir mal wieder auf, dass die stimmung auf dem bahnhofs-vorplatz dort exakt wie in einem casino in las vegas ist. exakt:
freitag, ca. 14:00h
ich habe ein langzeit-experiment zu meiner gestörten selbstwahrnehmung erfolgreich abgeschlossen. die beifahrerin liebt es brot auf meiner lieblingsarbeitsfläche in der küche zu schneiden. oder besser, seitdem wir ausschliesslich vollkornbrot essen, zu sägen. die sägespäne lässt sie dann gerne liegen, was auch vollkommen verständlich ist, denn so ein frisch gesägtes brot will ja sofort verspeist werden. trotzdem stört mich das immer ein bisschen und ich sauge die späne, so wie ich das in meiner schreinerausbildung gelernt habe, weg. denn die berufsgenossenschaften verbieten schon seit vielen jahren das kehren von sägespänen und verlangen den einsatz von staubsaugern für solche zwecke. arbeitsplatzsicherheit und lungenschutz, oder so.
mein versuchsaufbau war recht einfach: nachdem ich die sägespäe der beifahrerin weggesaugt hatte, sägte ich mir selbst ein paar scheiben brot ab und liess die späne liegen. zu meiner sehr grossen verwunderung störten mich meine selbstgemachten sägespäne ganze drei tage lang nicht die bohne.
samstag, 20:00h
am samstag ist die festplatte in meinem macbook verstorben. dankenswerterweise haben festplatten ja heute einen mechanismus eingebaut, mit dem sie vermelden können, dass sie sterben. s.m.a.r.t heisst das — und ob die abkürzung absichtsvoll mit „SM“ anfängt vermag ich nicht zu beurteilen. freundlicherweise hält apple einem solchen technischen kleinkram vom leib, so dass der tod der platte mich überraschte und völlig ohne vorwarnung kam. tick, tick, tick, waren ihre letzten worte.
aber vielleicht ist dieses ständige erneuern, die endlichkeit, verletzbarkeit und die sterblichkeit von technik ja auch etwas gutes. die antroposophen sind ja grosse fans von natürlichen zyklen und rhytmus. im frühjahr blüht alles auf, lebt den sommer hindurch um im winter wieder abzusterben. weniger pathetisch ausgedrückt: meine neue festplatte ist doppelt so schnell und dreimal so gross wie die alte und viel geiler! ich habe mich auch dagegen entschieden meine alten daten unterzupflügen und neue auszusäen und den den alten stand der festplatte mit einem backup von letzter woche komplett rekonstruiert, timemachine sei dank, mal wieder. man musses ja auch nicht übertreiben, mit der erdverbundenheit.
sonntag, 12:00h
überhaupt. kaum gewöhnt man sich daran, dass technik fragil ist und sich zur entropie sehnt, überrascht sie einen. der akku meines macbooks stemmt sich gegen den trend und will einfach keine kapazität verlieren. 99% prozent restkapazität nach 22 monaten. das ist eigentlich ein wunder, ähnlich wie blut das aus den augen einer gips-madonna fliesst.
montag, 6:00h
im zug hab ich mir eine folge „einsatz in vier wänden spezial“ angeguckt. peinlich aber wahr, mir kamen die tränen. danach hab ich einfach weitergeheult, als ich diese bilder sah [via].
danach wollte ich eigentlich noch die aufzeichnung von „zimmer frei“ ansehen, mit katharina schubert. leider war die aufzeichnung fast komplett im arsch, bis auf ca. 10 minuten, relatv am ende der sendung. das ist nicht weiter schlimm, was schaupsielerinnen über die welt zu sagen haben interessiert mich in der regel eh nicht so arg doll. ich habe mich aber gefragt, warum katharina schubert bei sprechen hin und wieder ihre zunge rausstreckt. das hat mich auch schon damals bei anke engelke gewundert.
montag, 8:30h
ersteigerte ebay-artikel beim verkäufer zuhause abholen hat etwas ernüchterndes. was man nicht alles tut um porto zu sparen. künftig werde ich das porto wieder zahlen, der vorteil der virtuellen internet-welt ist definitiv ihre körperlosigkeit.
montag, 19:00h
tintenherz auf DVD geguckt. leider ein liebloser, vorhersehbarer und wirrer, kreuzöder film. die lieblosigkeit spricht aus jedem detail:
montag, 21:00h
mir ist aufgefallen, dass eine new yorker firma mit einer lybischen domain arbeitet: bit.ly. offenbar ist lybien kein schurkenstaat mehr.
montag, 22:00h
ich habe mich innerlich aufs mein zwanzigjähriges klassentreffen vorbereitet. bei xing. bei den zwei, drei namen die ich gefunden habe nicht ein gesicht wiedererkannt. kaum einer meiner ehemaligen klassenkameraden ist xing- und googlebar. schlimmer noch, kaum einer, mit vier oder sechs ausnahmen, ist mir in irgendeiner form im gedächnis geblieben.
wenn mann diese überschrift liest
Das Recht auf Meinungs- und Pressefreiheit weltweit durchsetzen und der Internetzensur entgegentreten
könnte man meinen, dass das angesichts der debatte um die internet-filter der #zensursula und der bundesregierung bei netzpolitik.de oder auf der homepage der piratenpartei oder des CCC stehen würde.
es ist aber die überschrift eines gemeinsamen dokumentes der CDU/CSU und SPD bundestagsfraktionen vom april letzten jahres. unterschrieben wurde es von „Volker Kauder, Dr. Peter Ramsauer und Fraktion Dr. Peter Struck und Fraktion“.
in dem dokument stehen wahre perlen des politischen wechselbalgentums:
In der Mehrzahl der Staaten dient die Zensur der Machtsicherung der Regierenden.
so kann man die initiative der familienministerin zenzursula von der leyen ja durchaus sehen: als einen durchsichtigen versuch ein delikates und hochkomplexes thema für wahlkampfzwecke, also machterhalt zu instrumentalisieren.
Ein Novum ist, dass sich in China viele ausländische Anbieter von Internetdiensten dem Druck der Behörden gebeugt haben und sich selbst zensieren. Die chinesischen Behörden betreiben zudem ein umfassendes Filternetzwerk, das den Zugang zu brisanten Seiten blockiert.
das ist jetzt kein novum mehr. die inländischen internetprovider wurden mit gezieltem druck dazu angehalten einen vertrag zu unterschreiben und ein umfassendes filternetzwek zu installieren und zu betreiben und das internet nach den vorgaben des BKA zu zensieren.
In Staaten des Nahen und Mittleren Ostens wird eine erhebliche Anzahl unmoralischer Webseiten durch Filter blockiert. In Iran z. B. geschieht dies offiziell aufgrund angeblich pornographischer oder religionsbezogener Inhalte […].
das wort „angeblich“ passt nicht nur für den nahen und mittleren osten. ein vertreter der hessischen landesregierung, heinrich sievers, schlägt vor, gleich „ausländischen Glücksspiel-Anbieter“ mit auf die sperrlisten zu setzen und fordert, laut augenzeugen seines auftritts auf dem kölner forum medienrecht, mal zu prüfen „ob man nicht diese chinesische Technik einführen könne“. (quelle)
II. Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung deshalb auf, […] im Rahmen aller genannten Forderungen auch und insbesondere die Zensur im Internet zu thematisieren und dieser entgegenzutreten.
komischerweise sind sowohl die fraktion als auch die anderen unterzeichner gerade jetzt, nachdem das bundeskabinett am mittwoch den „Entwurf eines Gesetzes zur Bekämpfung der Kinderpornographie im Internet“ verabschiedet hat (PDF des entwurfs), eher zurückhaltend mit ihren forderungen. die bundesregierung beschliesst zensurmassnahmen und sie schweigen.
ralf bendrath verwies heute auch in einem artikel auf das dokument und stellt fest:
Leider hat offenbar in Köln niemand den Mund aufgemacht und gesagt, warum ein freies Internet auch politisch wichtig ist für eine freie Gesellschaft. Für andere Länder hat das ja sogar die CDU/CSU schon eingesehen, nur für Deutschland offenbar noch nicht.
witzigerweise sind die leute im bundestag ja der meinung, dass ihre wähler ihr treiben nicht als rückgratloses, verlogenes, doppelzüngiges treiben wahrnehmen und sie, wenn sie ein paar wochen vor der wahl nur ihr freundliches, verständnisvolles gesicht auzfsetzen wählerstimmen oder an glaubwürdigkeit gewinen könnten. klar, einerseits wohl durch erfahrung, bis jetzt sind sie ja immer mit jeden blödsinn durchgekommen und glauben wahrscheinlich tatsächlich, dass politik nichts mit überzeugungen, richtig oder falsch zu tun hat, sondern mit mehrheiten, kompromissen und machbarkeiten.
deshalb glauben politiker unverdrossen wiedergewählt zu werden, wenn sie sagen:
dieses ganze verlogene und verantwortung von sich weisende kasperletheater das die CDU und SPD derzeit veranstalten hat aber vielleicht doch einen gewaltigen vorteil. nämlich dass sich erstmals seit langem wieder echter widerstand bildet, echte und tatkräftige unzufriedenheit, die der herrschenden kaste zur wahl klar macht, dass sie sich von denen die sie wählen sollen so weit wie nie entfernt haben.
sehr kluge gedanken zur „digitalen spaltung“ haben sich thomas knüwer, ralf bendrath und marcel weiss gemacht.
In Frage gestellt ist tatsächlich nur eines: ein Geschäftsmodell, das darauf fußt, mit privaten Geschichten, mit Vorverurteilungen Geld zu machen.
kai „dann machts halt“ biermann machts einfach, das richtige interview, zur richtigen zeit auf zeit.de. wer kai biermanns interview mit christian bahls, dem vorstand von mogis (MissbrauchsOpfer Gegen InternetSperren) liest, erfährt mindestens genauso eindringlich wie in der c’t, dass die regierung hier eine widerliche wahlkampfshow abzieht und sich nichtmal ansatzweise dafür schämt, ihre wähler für dumm zu verkaufen.
eigentlich sollte ich morgen, am freitag, auch früh aufstehen und bei der „zenzurursula“ vor der tür stehen, statt nur rumzulinken. ix kan aber leider nicht.
→ weiterlesenwolfgang stieler versucht auf peter glasers text „In was für einer digitalen Gesellschaft wollen wir leben?“ zu antworten. stieler erhofft sich „Im Forum“ seines artikels „eine rege Diskussion, so dass wir im Idealfall zu einer neuen, möglicherweise ganz anderen, kollektiven Antwort auf die Frage kommen: In was für einer digitalen Gesellschaft wollen wir leben?“ drei kommentare in vier tagen sprechen für die spritzigkeit und originalität seiner anmerkungen. vielleicht auch ein bisschen für die unlesbarkeit seiner thesen, denn statt eines angemessenen „blockquotes“ setzt er glasers text in den fliesstext und seine anmerkungen kursiv dadrunter. auf dem mobilen opera ist das komplett unlesbar. ist aber auch egal. oder auch gut. ich habe so glasers text nochmal kritischer gelesen, weil ich immer raten mussten, welche these nun von glaser und welche von stieler ist. beispiel:
Das Teilen mit technologischer Hilfe führt nicht nur zur Vermehrung von Ideen, sondern auch zur Vermehrung von Problemen. Computer helfen uns dabei, Dinge schneller zu erledigen, die wir ohne Computer gar nicht hätten erledigen müssen, das wusste Marshall McLuhan schon in den sechziger Jahren... Im übrigen ist die Vermehrung von Problemen nicht unbedingt ein Manko. Von Egon Friedell stammt der Satz „Kultur ist Reichtum an Problemen“. Davon haben wir heute reichlich.
wären diesen sätze von stieler, hätte ich ihm widersprochen, glaser möchte ich nur ergänzen:
denn die art der probleme die wir nun haben (und die wir ohne computer gar nicht hätten) unterscheiden sich qualitativ und quantitativ gar nicht so sehr von denen die wir vorher hatten. oder anders gesagt, technologie löst viele probleme, lässt aber auch viele offen und schafft einige neue. nur neigen wir dazu, die probleme die wir noch vor ein paar generationen hatten aus unserer heutigen, gesättigten perspektive zu vergessen oder zu verdrängen. noch vor ein paar generationen haben uns raubtiere nicht in den zoo getrieben, sondern in lebensgefahr gebracht, haben keime, bakterien und viren millionen von menschen umgebracht oder verstümmelt und die frage „kohl“ oder „kartoffeln“ war keine die man sich an der gemüsetheke gestellt hat, sondern im angesicht des hungers.
natürlich hat die erfindung des penicillin nicht alle krankheiten verschwinden lassen, natürlich haben weder das internet, wikipedia, das blogdings oder der online-journalismus dummheit, ignoranz und desinformation verschwinden lassen — aber auch nicht verursacht. natürlich sind seit knut aus eisbären keine kuscheltiere geworden, wie manche zu glauben scheinen. weder dünger, noch traktoen haben den hunger ganz aus der welt geschafft.
natürlich können waschmaschinen, computer oder traktoren kaputtgehen, erfordern wartung, kraftstoff, strom, bedienungskompetenz und stetige weiterentwicklung um nutzbringend zu sein, aber war das leben ohne sie wirklich besser oder unproblematischer? natürlich nicht. und deshalb sind probleme, peter glaser und faulheit wichtig.
habe nach dem übermässigem konsum von amerikanischer fersehware gerade eine verschwörungstheorie aufgestellt:
amerikanische fernsehware soll nach übermässigem konsum dazu verleiten, den konsumenten dazu zu bringen leichter an verschwörungstheorien zu glauben. zu glauben, dass ausser den drehbuchautoren amerikanischer fernsehware, auch politiker und emailausdrucker in der lage sind das ende eines irre komplexen planes vorauszusehen und entsprechend zu handeln. was natürlich völliger blödsinn ist und bleibt, aber nach dem konsum amerikanischer fernsehware wahrscheinlicher scheint. (konsumierte fersehware: „XIII“ und „dollhouse“ - empfohlenes gegenmittel „burn after reading“. dank an surfguard für die empfehlung)
ich bin ja wirklich ein grosser fan der fritzbox. die dinger funktionieren gut, werden relativ liebevoll mit regelmässigen firmwareupdates gepflegt und das linux auf dem sie laufen lässt sich relativ gut hacken. hab ix gehört. fritzboxen sind einfach einzurichten und arbeiten klaglos und zuverlässig.
in der fon-variante erlauben sie sehr einfach alte, analoge telefone per voip und festnetz zu benutzen, dass heisst angerufen werden kann man nach wie vor unter der alten festnetznummer, telefonieren kann man mit leicht einzustellenden regeln über billige voip-anbieter. wenn man nen „komplett“-anschluss hat funktonieren sie auch klaglos rein unter voip. besonders toll: auch unter os x lässt sich kinderleicht ein vpn-tunnel einrichten mit dem man dann auf die fritzbox und das dahinterliegende netzwerk aus der ferne zugreifen kann. alles toll soweit.
nur wenn man den alten spruch, „never change a running system“ nicht beachtet und immer die aktuelle firmware aufspielt, kann man ins klo greifen, zumindest mit der FRITZ!Box WLAN 3270 und der aktuellen firmware-version 67.04.70 und freenet-internetzugang. da geht die fritzbox nämlich davon aus, dass man als freenet-kunde auch telefonie betreiben möchte. nur kann die 3270 das eigentlich gar nicht — nur mit dem völlig überteuerten fritz-mini-dings. zumindest hat die fritzbox sich seit dem letzten firmware-upgrade ständig, also ungefähr alle 10 sekunden darüber beschwert, dass pppoe-fehler aufträten und die internetverbindung (telefonie) getrennt wurde:
PPPoE-Fehler: Zeitüberschreitung
Internetverbindung (Telefonie) wurde getrennt.
internet ging zwar noch, aber das log lief voll mit diesen meldungen und die fritzbox und das internet wurden sehr langsam. zumindest in einem forum fand ich einen hinweis auf das problem. die lösung war aber mit der 3270 nicht zu machen.
also habe ich die fritzbox zurückgesetzt und neu eingerichtet. und siehe da, plötzlich war klar, dass die fritzbox mit der aktuellen firmware bei freenet-kunden davon ausgeht, dass voip-telefonie genutzt werden soll:
ohne die eingabe der freenet-telefonnummer, verweigerte der assistent die dsl-einrichtung. wir haben zwar eine freenet voip-nummer, aber auch die eingabe der nummer fürhrte zum gleichen, ätzenden pppoe-fehler und der meldung, dass die voip-verbindung nihct hergestellt werden könne. der einzige ausweg war einen „anderen“ dsl-anbieter bei der einrichtung der fritzbox auszuwählen und die freenet daten in folgender form einzugeben:
frn6/LOGINNAME
PINPASSWORT
dann gehts. ich hoffe AVM nimmt dieses problem zum nächsten firmwareupgrade zur kenntnis.
jochen stahnke schreibt über die republica:
Ein anderes vieldiskutiertes Thema ist das Urheberrecht. Mit dem amerikanischen Rechtsprofessor Lawrence Lessig tritt der prominenteste Verfechter eines weitgehend Copyright-befreiten Internets auf. Lessig hat die „creative commons“-Bewegung gegründet, ein Modell der freien Lizenz für Medienerzeugnisse. Niemand dürfe für vermeintlich urheberrechtsverletzende Downloads kriminalisiert werden, trägt Lessig in einer erstaunlich schlichten Powerpoint-Präsentation vor: Kultur lebe von Freiheit der Gedanken und (kosten-) freier Verwendung von Medienerzeugnissen. Gegenwärtig herrsche ein „Kulturkampf“, in dem Künstler und große Medienhäuser aus Angst vor Veränderung ungerechtfertigt Besitzstand wahren wollten.
Würde Lessig, einmal anders gefragt, auch von Immobilienmaklern, Steuerberatern und Rechtsprofessoren verlangen, dass sie auf ihren Besitzstand und die Bezahlung ihrer Leistungen verzichten? Dass die Urheber von Gedanken, die nicht bezahlt und geschützt werden, bald keine Zeit und kein Geld mehr haben, diese zu denken, und dass eine Avantgarde, die über 140 Zeichen und den Horizont ihres Privatlebens nicht hinauskommt, kaum geeignet ist, die Weltöffentlichkeit aufzuklären - an diesen Widerspruch mochte Lessig aus Angst vor Veränderung keinen Gedanken verschwenden.
da hat er glaube ich was falsch verstanden.
#1 „Mit dem amerikanischen Rechtsprofessor Lawrence Lessig tritt der prominenteste Verfechter eines weitgehend Copyright-befreiten Internets auf.“
soweit ich lessig verstanden habe, vertritt er keineswegs die meinung, dass das „copyright“ abgeschafft werden solle. im gegenteil, er hält dazu an, die kosten des, wie er es nennt „copyright-krieges“, gegen den nutzen aufzurechnen. was kostet uns die verfolgung angeblicher „copyright“-verstösse? welche freiheiten müssen wir für diesen aufgeben? ist es OK kinder und jugendliche vor gericht zu zerren die ihre videos mit urheberrechtlich geschützter musik untermalen, ist es hinnehmbar dass angebliche rechteinhaber verstösse gegen das urheberrecht als vorwand nehmen, um unliebsame inhalte verschwinden zu lassen? beispiele dafür, dass rechteinhaber die rechte die ihnen der „Online Copyright Infringement Liability Limitation Act“ auf übeleste weise missbrauchen finden sich alleien auf hundertfach. auch in deutschland zeigt sich dieses phänomen mittlerweile.
wie weit lohnt es sich einen (aussichtosen) kampf gegen „copyright“-verstösse zu führen, menschen zu kriminalisieren, bürgerrechte einzuschränken, einer industrie legislative und exekutive rechte einzuräumen fragt lessig und antwortet, dass es in vielen fällen aussichtslos und unsinnig ist.
abgesehen davon gibt es in deutschland kein „copyright“ das abgeschafft werden könnte. hier gilt das sogenannte „urheberrecht“.
#2 „Würde Lessig, einmal anders gefragt, auch von Immobilienmaklern, Steuerberatern und Rechtsprofessoren verlangen, dass sie auf ihren Besitzstand und die Bezahlung ihrer Leistungen verzichten?“
hat lessig gesagt, irgendwer solle auf die bezahlung seiner leistungen verzichten? ich kann mich da nicht dran erinnern. er wies jedoch darauf hin, dass sich geschäftsmodelle stets wandeln und dass es durchaus vorkommen kann, dass ein geschäftsmodell dass unter bestimmten umständen funktioniert, unter anderen nicht funktioniert. saublödes beispiel (von mir): am polarkreis kann man eis auf dem wochenmarkt, offen ausliegend, verkaufen. soll der eisverkäufer vom polarkreis die sonne verklagen, weil er in italien sein eis nicht offen ausliegend verkaufen kann udn sein vom polarkreis erprobtes geschäftsmodell in italien nicht funktioniert?
was hielte herr stahnke davon, wenn imobilienmakler und architekten ihm und seinem stand verbieten würden, ihre gebäude zu fotografieren, wegen ihrer urheberrechte und weil sie die zu geld machen wollen? er würde einen ganzseitigen artkel verfassen, in dem er den niedergang der pressefreiheit beklagen würde. (ach das urheberrecht wird schon benutzt um fotos zu verbieten?)
was hielte herr stahnke davon, dass steuerberater und rechtsprofessoren journalisten verbieten aus ihren arbeiten oder gutachten zu zitieren? wegen ihrer urheberrechte und weil sie die glauben zitate müssten ab einer länge von 20 buchstaben bezahlt werden? naja. wenn man für die faz arbeitet, hält man es wahrscheinlich mit dem herausgeber, der ja den eindruck erweckt, dass ausschliesslich die faz selbst zitieren darf, aber sonst niemand.
#3 „Dass die Urheber von Gedanken, die nicht bezahlt und geschützt werden, bald keine Zeit und kein Geld mehr haben, diese zu denken, […] an diesen Widerspruch mochte Lessig aus Angst vor Veränderung keinen Gedanken verschwenden.“
es geht eben nicht darum jemanden um seinen besitzstand, seine rechte oder seine bezahlung zu bringen, sondern vor allem darum, die bezahlung und den schutz der rechte an die gegebenheiten anzupassen und fair zu gestalten. auch die rechte die mit einer CC-lizenz lizensiert sind, sind durchsetzbar und zu schützen. das beste beispiel wie soetwas funktionieren kann, sind cory doctorows bücher, die er alle unter einer CC-lizenz veröffentlicht und zum download anbietet. trotzdem, oder gerade deshalb, erfreuen sich seine bücher allerbester verkaufszahlen. muss mario sixtus hunger leiden, weil „der elektrische reporter“ und „sixtus vs. lobo“ und „lost in deutschland“ unter CC lizensiert sind? im gegenteil. diese beispielen möchte jochen stahnke nicht mal ansatzweise nachgehen, weil er dann gedanken verschwenden müsste.
ich würde herrn stahnke empfehlen, die vorträg von lessig und doctorow einfach nochmal anzuschauen und zur abwechslung mal zuzuhören. kann natürlich sein, dass er kein englisch versteht.
[thomas knüwer meint auch, dass stahnke was falsch verstanden hat.]
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