trans­pa­renz

felix schwenzel

ich mag trans­pa­renz. bei der pi­ra­ten­par­tei kann man alle mög­li­chen sit­zungs­pro­to­kol­le von orts­ver­bands­sit­zun­gen oder bun­des­par­tei­ta­gen in wi­kis ver­fol­gen, der par­tei­tag wur­de live ge­streamt, in al­ler sei­ner chao­ti­schen und un­ge­schön­ten pracht.

nach­dem sich nun am pi­ra­ten­par­tei-mit­glied und funk­tio­när bodo thie­sen so eine art „sturm aus scheis­se“ ent­facht hat, ver­sucht der vor­stand ohne scheis­se am re­vers aus dem sturm her­aus­zu­kom­men, in­dem er sich von bodo thie­sen „di­stan­ziert“:

Durch die er­neut laut ge­wor­de­ne Kri­tik in­ner­halb der Par­tei so­wie in der Blog- und Twit­ter­sphä­re hält der Vor­stand eine noch kla­re­re und deut­li­che­re Di­stan­zie­rung für nö­tig. Soll­te Bodo Thie­sen die­ser Auf­for­de­rung nicht bin­nen 24 Stun­den nach­kom­men, wird der Bun­des­vor­stand die ent­spre­chen­den Maß­nah­men er­grei­fen.

„ent­spre­chen­den Maß­nah­men“? das ist al­les an­de­re als kris­tall­klar. ist es viel­leicht eine „ent­spre­chen­de Maß­nah­me“ sich er­neut deut­lich von bodo thie­sen zu di­stan­zie­ren? will der vorstnd ihm viel­leicht den er­ho­be­nen zei­ge­fin­ger zei­gen? schimp­fen? bodo thie­sens el­tern an­ru­fen?

was ist dar­an so schwer, klar, ein­fach und trans­pa­rent zu sa­gen, wenn sich bodo thie­sen nicht von sei­nen wir­ren ge­fa­sel di­stan­ziert, wird er aus der par­tei aus­ge­schlos­sen?

[mehr dazu und auch ein vi­deo von bodo thie­sens pein­li­cher „recht­fert­gung“ auf dem #bpt09 bei mal­te wel­ding.]


dem papst schwebt ei­ne welt­re­gie­rung vor

felix schwenzel

da hab ich doch sehr ge­lacht, po­lit­platsch­quatsch schreibt:

„Der Papst“,ana­ly­siert die Il­lus­trier­te „Spie­gel“, „hat of­fen­sicht­lich das Ver­trau­en in die be­stehen­de Ord­nung ver­lo­ren“. An­stel­le des wil­den, von Ei­gen­in­ter­es­sen ge­trie­be­nen Wirt­schaf­tens auf der Welt stellt sich Be­ne­dikt eine zen­tral ge­steu­er­te Welt­wirt­schaft vor, über die „eine ech­te po­li­ti­sche Welt­au­to­ri­tät“ jen­seits von Uno und WTO be­stimmt. In­fra­ge käme bei­spiels­wei­se Ger­hard Schü­rer, der als ehe­ma­li­ger Pla­nungs­chef der DDR Er­fah­rung da­mit hat, die Her­stel­lung der tau­send klei­nen Din­ge, nach de­nen es den Men­schen im­mer wie­der und häu­fig ohne wirk­li­chen Grund ver­langt, zu or­ga­ni­sie­ren.

hier wei­ter­le­sen.


bun­des­par­tei­tag der pi­ra­ten­par­tei deutsch­land

felix schwenzel

heu­te vor­mit­tag war ich für ein paar stun­den auf dem bun­des­par­tei­tag der pi­ra­ten­par­tei deutsch­land (#bpt09) und bin da­nach mit ei­nem gros­sen teil der de­le­gier­ten zum mit­tag­essen zu mc­do­nalds ge­gan­gen.

der ver­an­stal­tungs­ort, das bür­ger­haus wil­helms­burg, liegt ma­le­risch mit­ten im ham­bur­ger ha­fen in wil­helms­burg, bei­na­he wie eine burg von ei­nem was­ser­gra­ben mit see­ro­sen um­ge­ben. di­rekt am ein­gang zum saal emp­fing mich eine freund­li­che pres­se­frau, die mir um­stands­los eine pres­se­ak­kre­di­tie­rung zum um­hän­gen aus­hän­dig­te und mir viel spass wünsch­te. das war bei­na­he so ein­fach wie beim par­tei­tag der CSU 2005 in nürn­berg (dort muss­te ich noch mei­nen per­so­nal­aus­weis vor­zei­gen).

der saal war pro­pe­voll mit auf­fäl­lig vie­len pfer­de­schwanz- und iro­ke­sen­trä­gern und schwar­ze kla­mot­ten-trä­gern. es roch ein biss­chen nach red bull. vie­le der an­we­sen­den wirk­ten sehr jung, ei­ni­ge äl­te­re wa­ren auch an­we­send, auf den lap­tops lief über­durschnitt­lich viel li­nux, eine dame vor mir boo­te­te ihr ubun­tu alle 10 mi­nu­ten neu. we­ni­ge der an­we­sen­den hat­ten ide­al­ge­wicht, ei­ner trug ei­nen schlips und freu­te sich un­ab­läs­sig, ein paar tru­gen eine pi­ra­ten­flag­ge als cape. es lie­fen eine men­ge jour­na­lis­ten rum, die man ent­we­der an den fern­seh­ka­me­ras, no­tiz­blö­cken oder leh­rer-out­fits er­kann­te.

vor­ne auf der büh­ne sass der vor­stand und am red­ner­pult las je­mand die ta­ges­or­dung aus ei­nem wiki vor. ein haar­knäul auf der büh­ne schien pro­to­koll zu füh­ren. hin und wie­der wur­de über ta­ges­ord­nungs­punk­te ab­ge­stimmt, hin und wie­der bran­de­te ap­plaus auf, re­gel­mäs­sig gab es wort­mel­dun­gen an den im saal auf­ge­stell­ten mi­kro­fo­nen. al­les ging sehr ge­sit­tet und or­dent­lich von stat­ten, über jede klei­nig­keit wur­de ab­ge­stimmt und dis­ku­tiert, so­gar über den of­fi­zi­el­len hash­tag des #bpt09 wur­de kurz dis­ku­tiert.

ge­nau so stel­le ich mir die jah­res­haupt­ver­samm­lung des zen­tral­ver­bands deut­scher ka­nin­chen­züch­ter vor. or­dent­lich, dis­zi­pli­niert und zum um­fal­len lang­wei­lig.

wie vie­le twit­te­rer, mach ich es mir aber auch ein­fach, wenn ich sage: „lang­wei­lig!“. denn an und für sich ist das was man dort im bür­ger­zen­trum wil­helms­burg se­hen konn­te al­les an­de­re als lang­wei­lig: es bil­det sich eine par­tei, die dem gros­sen un­be­ha­gen das sich bei vie­len „on­line­com­mu­ni­ty­be­nut­zern“ breit­macht, eine stim­me und hoff­nung auf bes­se­rung ver­leiht. und dass ein sol­ches vor­ha­ben, eine or­dent­li­che po­li­ti­sche wil­lens­bil­dung nicht von oben her­ab ver­ord­nen lässt kann oder sich an ei­nem cha­ris­ma­ti­schem heils­ver­kün­der kris­tali­sie­ren kann ist auch klar. mar­kus merz drückt das in we­ni­ger wor­ten als ich aus:

De­mo­kra­tie ist schon ein müh­sa­mes Ge­schäft so ganz ohne Dik­ta­tor :) #bpt09

man könn­te jetzt sei­ten­lang rum­nör­geln und alt­klug die an­geb­li­chen feh­ler der pi­ra­ten aus­leuch­ten, sich dar­über lus­tig ma­chen, wie we­nig straff der par­tei­tag or­ga­ni­siert ist, wie un­pro­f­fe­sio­nell es wirkt, wenn de­li­gier­te von hin­ten im saal am mi­kro ein­fach mit­glie­der des bun­des­vor­stands kri­ti­sie­ren und zur recht­fer­ti­gung zwin­gen und sich ein­fach je­der zu al­lem zu wort mel­den darf. aber ei­nes ist si­cher, es wirkt nicht so ab­ge­klärt und po­li­tisch ab­ge­fuckt(*) wie in an­de­ren par­tei­en oder ech­ten ka­nin­chen­züch­ter­ver­ei­nen. gstolt:

alle die hier ein­fach nör­geln. wir sind noch jung und die meis­ten sind nicht er­fah­ren in po­li­ti­scher ar­beit. #bpt09

mir ist die­se über­mo­ti­vier­te nai­vi­tät je­den­falls zwei­tau­send­mal lie­ber als die ab­ge­klärt­heit und ar­ro­ganz mit der das po­li­ti­sche es­tab­lish­ment der pi­ra­ten­par­tei zur zeit be­geg­net.

na­tür­lich steht im par­tei­pro­gramm oder den ent­wür­fen dazu viel dum­mes zeug. nur was wäre das, wenn eine par­tei aus dem stand ein kon­sens­fä­hi­ges, glatt­ge­schlif­fe­nes, es al­len recht­ma­chen­des und un­glaub­lich pro­fes­sio­nel­les par­tei­pra­gramm, in­klu­si­ve zwei drei her­aus­ra­gen­den klu­gen, be­dach­ten po­li­ti­schen köp­fen prä­sen­tie­ren könn­te? da wäre was faul dran.

es ist wie beim men­schen. der wird un­schul­dig aber ein biss­chen ner­vig und an­stren­gend ge­bo­ren, fängt dann ir­gend­wann an sich wie ein fle­gel zu be­neh­men und al­les alt­her­ge­brach­te ab­zu­leh­nen, be­vor er durch selbst­ge­mach­te er­fah­run­gen lang­sam zu et­was ver­nünf­ti­gem und im all­tag zu ge­brau­chen­dem wird. bis da­hin hat er ein paar mal kräf­tig auf die fres­se be­kom­men, das le­ben, die rea­li­tät, der all­tag hat ecken und kan­ten ab­ge­schlif­fen.

na­tür­lich wird sich die rech­te kampf­pres­se (und wahr­schein­lich auch die lin­ke) wei­ter die fin­ger wund schrei­ben und ver­su­chen die par­tei mit halb­wahr­hei­ten, sug­ges­ti­on und ein­sei­ti­ger be­richt­erstat­tung zu dis­kre­di­tie­ren. die vor­bo­ten da­für kann man bei joa­chim hu­ber im ta­ges­spie­gel, su­san­ne gas­cke und bernd ul­rich in der zeit oder tho­mas stein­feld in des SZ be­reits er­ken­nen. man hört es fast, wie man sich in den re­dak­ti­ons­stu­ben der re­pu­blik die hän­de reibt und dar­auf freut, die künf­ti­gen po­li­ti­schen feh­ler und tap­sig­kei­ten der pi­ra­ten aus­zu­schlach­ten. man wird im­mer wie­der le­sen, dass man die pi­ra­ten nicht ernst­neh­men kann, dass sie kul­tur­fein­de sind, das sie ge­fähr­lich sind und das sie ei­nen po­lit­ker in ih­ren rei­hen ha­ben, ge­gen den we­gen des ver­dachts auf den be­sitz von kin­der­por­no­gra­phi­schen ma­te­ri­al er­mit­telt wird. wit­zi­ger­wei­se wird man das auch oft von mit­glie­dern ei­nes sehr viel grös­se­ren ver­eins hö­ren, in dem hun­der­te, wenn nicht so­gar tau­sen­de, teil­wei­se lei­ten­de mit­glie­der un­ter dem ver­dacht des kin­des­miss­brauchs ste­hen und auch da­für ver­ur­teilt wur­den. trotz­dem wird kei­ner der jörg-tauss-kri­ti­ker des­halb aus der ka­tho­li­schen kir­che aus­tre­ten.

ich will we­der das pro­blem kin­des­miss­brauch all­ge­mein oder den ver­dacht ge­gen jörg tauss spe­zi­ell ba­ga­tel­li­sie­ren, er­war­te aber eine rege und bi­got­te in­stru­men­ta­li­sie­rung des kin­der­schut­zes im auf­bran­den­den po­li­ti­schen kampf ge­gen die pi­ra­ten­par­tei. gleich­zei­tig den­ke ich, dass das der par­tei gut tun wird und sie dar­an rei­fen wird. und mit­glied in der pi­ra­ten­par­tei zu sein (bin ix üb­ri­gens nicht), heisst ja auch nicht, kei­ne kri­tik an ihr üben zu kön­nen oder zu sol­len. der von mir über­aus ge­schätz­te bov bjerg ist kürz­lich in die pi­ra­ten­par­tei ein­ge­tre­ten („Par­tei­ne sind doof.“, „Die Pi­ra­ten­par­tei ist doof.“, „Und trotz­dem.“) und pflückt be­reits jetzt mehr oder we­ni­ger ge­nüss­lich de­ren pro­gramm und zi­ta­te der vor­stän­de aus­ein­an­der. ein kom­men­ta­tor bei bov bjerg mut­masst be­reits, dass bov bjerg am „Ende […] noch der Jörg Tauss der Pi­ra­ten­par­tei“ wird.

über­haupt par­tei­pro­gram­me, wozu sonst als zur er­stel­lung des wahloma­ten sind die über­haupt gut? sie bie­ten eine ori­en­tie­rung und hil­fe um das ge­rings­te übel zu wäh­len. an die ex­ak­te um­set­zung ei­nes wahl­pro­gramms glaubt ja noch nicht mal lies­chen mül­ler. jour­na­lis­ten le­sen wahl­pro­gram­me eh nicht, blog­ger auch nicht. ich habs mal ver­sucht und bin nach zwei sät­zen ein­ge­schla­fen.

zu­mal es mei­ner mei­nung nach auch ex­trem naiv ist, zu hof­fen, dass nach dem par­tei­tag all die schwie­ri­gen fra­gen zum ur­he­ber­recht, den bür­ger­rech­ten, dem da­ten­schutz und der zu­kunft ab­schlies­send und be­frie­di­gend be­ant­wor­tet wä­ren. die dis­kus­si­on dar­über geht doch ge­ra­de erst los. jetzt kommt es dar­auf an eine brei­te ge­sell­schaft­li­che dis­kus­si­on zu die­sen fra­gen aus­zu­lö­sen, law­rence les­sigs the­sen und ideen auf­zu­grei­fen, zu prü­fen oder zu ver­wer­fen, lö­sun­gen und kom­pro­mis­se aus­zu­lo­ten.

ich bin da ger­ne mit da­bei, al­ler­dings der­zeit nicht als mit­glied der pi­ra­ten­par­tei. und den spruch „klar­ma­chen zum än­dern“ fin­de ich gar nicht mal so doof.

auch über den par­tei­tag:

(*): apro­pos po­li­ti­sche ab­ge­klärt­heit. wer ein­mal auf ei­nem par­tei­tag ei­ner eta­blier­ten par­tei war, weiss wie ner­vig po­li­ti­sche kor­rekt­heit in der frei­en rede sein kann. bei der SPD wird in je­den ab­satz min­des­tens ein „lie­be ge­nos­sin­nen und ge­nos­sen“ ein­ge­floch­ten, was bei gros­ser auf­re­gung auch oft als „lie­be ge­nos­sen und ge­nos­sen“ aus­ge­spro­chen wird. in der CDU sind es „die lie­ben freun­de und freun­din­nen“, „wäh­ler und wäh­le­rin­nen“. bei der pi­ra­ten­par­tei hab ich das heu­te kein ein­zi­ges mal ge­hört, wo­durch ich mich zu ei­nen blö­den gag hin­reis­sen liess: näm­lich, dass bei den pi­ra­ten nie­mand die po­li­tisch kor­rek­te, aber blöd­sin­ni­ge gruss­for­mel „lie­be pi­ra­ten und pi­ra­tin­nen“ in sei­ne re­den ein­baut, weil eh kei­ne frau­en an­we­send sind.

lei­der hat mir jörg tauss laut pro­to­koll des bpt09 ei­nen strich durch mei­nen (oh­ne­hin über­flüs­si­gen) gag ge­macht: er hat es wirk­lich ge­sagt!

[nach­trag 05.07.2009] hier ist ein vi­deo vom live­stream von tauss rede zu se­hen [via]. als tauss von den „lie­ben pi­ra­ten und pi­ra­tin­nen“ spricht ver­has­pelt er sich ganz or­dent­lich und gibt zu, dass er fast „ge­nos­sin­nen und ge­nos­sen“ ge­sagt hät­te. ein zwi­schen­ru­fer wen­det ein: „pi­ra­ten ist ge­schlechts­neu­tral.“


blaue fens­ter, qua­si

felix schwenzel

auf die­sem bild kann man meh­re­re din­ge er­ken­nen (oder auch nicht):

  • dass der o2-XDA eine lau­si­ge ka­me­ra hat
  • dass ix ein lau­si­ger fo­to­graf bin
  • dass die DB-re­gio-züge nicht nur mit blau­en sit­ze aus­ge­stat­tet sind, son­dern auch mit blau­em licht be­leuch­tet wer­den
  • dass die kon­kur­renz von me­tro­nom die re­gio­nal­bah­nen noch gelb be­leuch­tet

klo­pa­pier, müll, „ballum“, jean-luc und ein schö­ne­res deutsch­land

felix schwenzel

an­drea schrul: „Bei dem ers­ten Film, den ich pro­du­zier­te, han­del­te es sich um ei­nen 10-mi­nü­ti­gen Kurz­film über das Le­ben ei­ner Toi­let­ten­pa­pier­rol­le.“

fon­si: „Aber die Lö­sung des Mülls ist nicht die bes­se­re Fi­nan­zie­rung des Ab­falls, son­dern ein bes­se­res, müll­frei­es An­ge­bot.“

mer­lix: „Der Sohn hat ei­nen Luft­bal­lon ge­schenkt be­kom­men, groß, oran­ge und ziem­lich groß­ar­tig, zu­min­dest aus sei­ner Sicht. Stolz sitzt er im Bug­gy und hält ihn in der Hand, wäh­rend ich mit ihm durch die Stadt schie­be. Er hält ihn ge­le­gent­lich hoch und er­klärt den Men­schen, die uns ent­ge­gen­kom­men und die es ja viel­leicht nicht wis­sen: »Ballum!«“ [hab ich schon ge­sagt, dass mer­lix lang­sam zu mei­nem lie­bings­blog­ger wird? ach­ja.]

jean-luc go­dard in­ter­viewt woo­dy al­len. [go­dard! nicht pi­card! via]

mal­te wel­ding stellt fest: „Mar­kus Ma­jow­ski hat in den letz­ten Jah­ren also fest­ge­stellt, dass wäh­rend der Re­gie­rungs­zeit von An­ge­la Mer­kel Deutsch­land ein­fach schö­ner ge­wor­den ist.“ [mit vi­de­os]


kos­ten­los-kul­tur

felix schwenzel

die­se so­ge­nann­te „kos­ten­los-kul­tur“ nimmt ja lang­sam über­hand. ges­tern habe ich im ge­druck­ten ta­ges­spie­gel ge­le­sen ohne et­was da­für zu be­zah­len.

ich fand den ar­ti­kel „Die Ideen der an­de­ren“ von jens müh­ling aber trotz­dem sehr gut. muss man ja auch mal sa­gen, bei all dem müll der hin und wie­der im ta­ges­spie­gel steht.


hu­bert bur­da will lie­ber neh­men als ge­ben

felix schwenzel

hu­bert bur­da hat in sei­ner ei­gen­schaft als VDZ-prä­si­dent eine rede ge­hal­ten und meint die zeit­schrif­ten- und zei­tungs­ver­le­ger wür­den „schlei­chend ent­eig­net“.

det­lef bor­cherts fasst es auf hei­se.de fol­gen­der­mas­sen zu­sam­men: „Ver­le­ger for­dern Schutz vor und Geld von Such­ma­schi­nen.“

ich wür­de das was hu­bert bur­da sagt eher als höchst bi­zar­re und vor al­lem bi­got­te pfrün­den­kei­le­rei be­zeich­nen. hu­bert bur­da for­dert:

Such­ma­schi­nen, aber auch Pro­vi­der und an­de­re An­bie­ter pro­fi­tie­ren über­pro­por­tio­nal von un­se­ren teu­er er­stell­ten In­hal­ten. Doch wer die Leis­tung an­de­rer kom­mer­zi­ell nutzt, muss da­für be­zah­len.

da stellt sich na­tür­lich die fra­ge, zahlt fo­cus für ein­ge­bet­te­te you­tube vi­de­os? und an wen? zahlt bur­da für be­nut­zer­ge­ne­rier­te in­hal­te, kom­men­ta­re, fo­tos und vi­de­os?

bei live.fo­cus.de kann je­der­mann fo­tos und vi­de­os hoch­la­den. die fo­tos und vi­de­os wer­den dann von fo­cus in wer­bung ein­ge­bet­tet ge­zeigt. zahlt bur­da für die kom­mer­zi­el­le nut­zung der krea­ti­ven leis­tung der nut­zer? in den AGBs von to­mor­row-fo­cus steht:

Mit dem Hoch­la­den von Fo­tos, Vi­de­os oder Tex­ten räumt der Nut­zer der TO­MOR­ROW FO­CUS Por­tal GmbHun­ent­gelt­lichdas Recht ein, die Ma­te­ria­li­en zeit­lich un­be­grenzt zu spei­chern, öf­fent­lich zu­gäng­lich zu ma­chen, zum Down­load an­zu­bie­ten und in On­line- und Print­me­di­en zur Be­wer­bung des An­ge­bots zu nut­zen.

[in den AGBs fin­det man auch ein dep­pen­apo­stroph: „6.4 Die AGB’s zur Nut­zung von SHOP­SHOP fin­den Sie hier.“]

er­in­nert mich an den gu­ten al­ten lehr­satz von kom­mu­nis­ti­schen ka­dern: „alle sind gleich, aber ei­ni­ge sind glei­cher“ (und sol­len da­für auch mehr geld und pri­vi­le­gi­en be­kom­men). die pro­le­ten brau­chen kein geld zu be­kom­men wenn sie so doof sind ihre auf­wän­dig er­stell­ten in­hal­te kos­ten­los ins netz stel­len, die ed­len ver­le­ger aber, wenn sie ihre „teu­er er­stell­ten“ in­hal­te nicht an­ders als kos­ten­los und mit hil­fe von such­ma­schi­nen an den mann brin­gen kön­nen, sol­len fürst­lich ent­lohnt wer­den. ich fra­ge mich ob hu­bert bur­da bei sei­nem vor­trag rot ge­wor­den ist.

na gut. mal an­ge­nom­men hu­bert bur­da wäre ein an­stän­di­ger kerl und wür­de sei­ne jour­na­lis­ten und con­tent-lie­fe­ran­ten an­stän­dig ent­loh­nen. was ver­dient goog­le denn mit der kom­mer­zi­el­len nut­zung von zei­tungs­in­hal­ten? goog­le-news, über das sich ver­le­ger im­mer be­son­ders ger­ne auf­re­gen ist bis­her noch wer­be­frei. bei der goog­le-su­che selbst, ver­dient goog­le kräf­tig mit ein­ge­bet­te­ten an­zei­gen. das ist selbst­ver­ständ­lich le­gi­tim, denn goog­le bie­tet eine leis­tung die von su­chen­den und ge­fun­de­nen hoch ge­schätzt wird. die­je­ni­gen die su­chen schen­ken den goog­le-er­geb­nis­sen eine hohe auf­merk­sam­keit, weil goog­le gute such­ergeb­nis­se bie­tet. die­se auf­merk­sam­keit ver­wan­delt goog­le über an­zei­gen in geld. die ver­le­ger und an­de­ren con­tent-pro­du­zen­ten schät­zen den traf­fic den goog­le bringt. wenn ich mich recht er­in­ne­re sind das bei­spiels­wei­se beim fo­cus über 50% al­ler be­su­cher. das ist ba­res geld wert, das fo­cus bei­spiels­wei­se auch mit goog­le-an­zei­gen mo­ne­ta­ri­siert. die ver­le­ger in­ves­tie­ren so­gar geld in such­ma­schi­nen-op­ti­mie­rung, um bei goog­le weit oben ge­fun­den zu wer­den.

wo ge­nau ist das pro­blem? es gibt kein pro­bem, die ver­le­ger wol­len ein­fach nur mehr geld.

wie ab­surd die­se for­de­rung ist, er­kennt man wenn man goog­le mit ei­nem ki­osk ver­gleicht. in ei­nem ki­osk lie­gen hun­der­te zei­tun­gen und zeit­schrif­ten aus („un­se­re teu­er er­stell­ten In­hal­te“). das ki­osk macht die­se in­hal­te zu­gäng­lich und ver­kauft die me­di­en­er­zeug­nis­se. die ver­le­ger ge­ste­hen dem ki­osk so­gar zu, ei­nen teil des er­lö­ses zu be­hal­ten. wenn ein ki­osk nun ein be­son­ders lu­kra­ti­ves ge­schäfts­mo­dell ge­fun­den hat, zum bei­spiel in­dem ne­ben den ver­lags­er­zeug­nis­sen auch lot­to-schei­ne, kaf­fee, be­leg­te bröt­chen oder selbst­ge­mach­tes pes­to ver­kauft wer­den, soll­ten die ver­le­ger dann auch an die­sen er­lö­sen be­tei­ligt wer­den? schliess­lich sind es doch die „teu­er er­stell­ten In­hal­te“ die die men­schen­mas­sen in das ki­osk trei­ben. oder?

Dazu zäh­len: das Recht, im Netz von den Such­ma­schi­nen nach ob­jek­ti­ven, nach­voll­zieh­ba­ren Kri­te­ri­en ge­fun­den zu wer­den. Das Recht, an den Er­lö­sen der Such­ma­schi­nen fair und zu über­prüf­ba­ren Kon­di­tio­nen zu par­ti­zi­pie­ren.

war­um also eine „par­ti­zi­pa­ti­on“ an den er­lö­sen der such­ma­schi­nen? war­um sol­len nur die ver­le­ger und nicht die lot­to-ge­sell­schaf­ten, bä­cker, kaf­fee­rös­ter oder ba­si­li­kum-bau­ern von den such­ma­schi­nen ent­lohnt wer­den? jetzt kommt das kil­ler-ar­gu­ment von bur­da: weil es sich bei zei­tun­gen und zeit­schrif­ten um ein „Kul­tur­gut“ han­delt, das „be­wahrt“ wer­den müs­se. wohl­ge­merkt, bur­da meint nicht die kul­tur­schaf­fen­den, die au­toren, die künst­ler, die fo­to­gra­fen, die blog­ger, die kom­men­ta­to­ren, die mu­si­ker, die you­tube-vi­deo-er­stel­ler die ei­nes bo­son­de­ren schut­zes und ei­ner ver­gü­tung be­dür­fen, son­dern es geht hu­bert bur­da um „die Rech­te je­ner“, „die die Wer­ke der Au­toren ver­mit­teln.“

in­ter­es­sant ist, dass bur­da ei­gent­lich ein di­rek­ter kon­kur­rent von goog­le ist. 2001 hat bur­da eine „ein­zig­ar­ti­ge find­ma­schi­ne“ na­mens net­gui­de an­ge­kün­digt, die mei­nes wis­sens eben­so ein­zig­ar­tig und gran­di­os ge­schei­tert ist. und jo­chen we­ge­ner hat ein pro­jekt in der schub­la­de, dass wie goog­le-news funk­tio­nie­ren soll und goog­le-news „at­ta­ckie­ren“ soll. ich habe jo­chen weg­ner ge­fragt, ob bei die­sem dienst eine ver­gü­tung der news-quel­len ge­plant ist. ich er­war­te kei­ne ant­wort, wohl aber, dass bur­da hier, eben­so wie goog­le das an­geb­lich tut, kei­nen pfen­nig für die kom­mer­zi­el­le aus­nut­zung von „teu­er er­stell­ten“ in­hal­ten an­de­rer zah­len wird.

[nach­trag 23:15]
herr ka­li­ban meint zum gei­chen the­ma:

…tja, was for­dert [hu­bert bur­da]? Staats­hil­fen? Nein, ein Ge­setz. Ein hüb­sches klei­nes Ge­setz ex­tra für die Ver­la­ge, da­mit die ih­ren, uh, ver­ant­wor­tungs­vol­len Jour­na­lis­mus (wel­ches sei­ner Ma­ga­zin meint Dr. Bur­da hier: Fo­cus, Bun­te, Frau im Trend? Su­per-Illu?) wei­ter wirt­schaft­lich be­trei­ben kön­nen.

[nach­trag 01.07.2009]
nach­rich­ten.de bie­tet laut jo­chen weg­ner „je­dem“ an, sich ge­gen re­ve­nue-share, also ge­gen be­tei­li­gung an den um­sät­zen, an nach­rich­ten.de zu be­tei­li­gen. im­mer­hin.

[nach­trag 02.07.2009]
anja see­li­ger er­klärt im im per­len­ta­cu­her ein biss­chen ge­nau­er was das „er­wei­ter­te leis­tungs­schutz­recht“ das bur­da for­dert ei­gent­lich be­deu­tet.:

Ein Leis­tungs­schutz­recht für Ver­la­ge be­deu­tet, dass Ver­la­ge künf­tig auch ohne Ein­ver­ständ­nis ih­rer Au­toren - ja so­gar ge­gen den Wil­len ih­rer Au­toren - Zi­ta­te aus Ar­ti­keln in ih­ren Zei­tun­gen schüt­zen und da­mit kos­ten­pflich­tig ma­chen kön­nen. […] Ge­grün­det wer­den soll eine „Ver­wer­tungs­ge­sell­schaft der Ver­la­ge. Eine Gema für On­line­tex­te, die im Netz nach il­le­ga­ler Nut­zung fahn­det - und fäl­li­ge Ge­büh­ren ein­treibt“. Nicht für die Ver­brei­tung gan­zer Tex­te, das ist heu­te schon il­le­gal, son­dern für Zi­ta­te!

das ei­gent­lich er­schre­cken­de ist aber die nähe der gros­sen ver­la­ge zum staat:

Hu­bert Bur­da be­haup­tet, all die­se Maß­nah­men sei­en un­um­gäng­lich, um den „Qua­li­täts­jour­na­lis­mus“ und da­mit die De­mo­kra­tie zu schüt­zen. Aber nicht der „Qua­li­täts­jour­na­lis­mus“ ist wich­tig für die De­mo­kra­tie, son­dern die Exis­tenz ei­ner frei­en Pres­se. Die Pres­se ist aber nur frei, wenn sie von staat­li­chen Ein­flüs­sen un­ab­hän­gig bleibt. Doch ge­nau das leh­nen Zei­tungs­ver­le­ger jetzt ab: Sie ru­fen nach dem Staat.

gan­zen ar­ti­kel im per­len­tau­cher le­sen.


ist sa­bi­ne chris­ti­an­sen ein ro­bo­ter?

felix schwenzel

und vor al­lem, ist sat1 ein pro­gram­mie­rer? wur­de sa­bi­ne chris­ti­an­sen ob­jekt­ori­en­tiert pro­gram­miert? wie wur­de sie com­pi­liert? was sind die fea­tures?

ei­nes kann ich aus ei­ge­ner er­fah­rung sa­gen: pro­gram­mie­ren ist kein zu­cker­schle­cken. ich habe ges­tern abend ver­sucht es zu ler­nen und bin gran­di­os ge­schei­tert.


frei­tags­ab­mah­nun­gen

felix schwenzel

da­vid schra­ven hat am frei­tag auch eine ab­mah­nung er­hal­ten, auf die er bis mon­tag re­agie­ren soll.

war­um er kei­ne un­ter­las­sungs­er­klä­rung ab­ge­ben will, bech­reibt er sehr de­tail­iert und nach­voll­zieh­bar selbst.

das nächs­te gros­se ding im in­ter­net sind jetzt wohl nicht mehr hun­de­bil­der am frei­tag, son­dern an­walts­schrei­ben.


valess.de hat ne si­cher­heits­lü­cke und mahnt ei­nen blog­ger ab

felix schwenzel

die­sen screen­shot habe ich eben von der valess.de-site ge­macht:

wenn man auf die­sen link [link ent­fernt] klickt, kann man ge­nau die­se sei­te (bis jetzt, sams­tag 27. juni 2009) auch im ori­gi­nal se­hen. das geht, weil der valess-ser­ver eine si­cher­heits­lü­cke hat.

ste­phan ja­nosch hat die­se kras­se si­cher­heits­lü­cke auf dem valess.de-ser­ver für ei­nen der­ben scherz aus­ge­nutzt und der valess-site ein re­zept für soy­lent green-bur­ger un­ter­ge­scho­ben [link ent­fernt, screen­shot hin­zu­ge­fügt].

eine ähn­li­che si­cher­heits­lü­cke hat spree­blick vor ei­ner wei­le bei spie­gel-on­line ent­deckt. aus „si­cher­heits­grün­den“ und auf bit­ten von spie­gel-on­line ist dort der link und die do­ku­men­ta­ti­on der si­cher­heits­lü­cke ent­fernt wor­den. ab­ge­mahnt wur­de spree­blick des­hab nicht.

beim bun­des­amt für si­cher­heit in der in­for­ma­ti­ons­tech­nik (BSI) kann man eine stu­die run­ter­la­den [via] die ziem­lich de­tail­iert auf das the­ma „data va­li­da­ti­on“ ein­geht. „data va­li­da­ti­on“ be­deu­tet, dass man alle ein­ga­ben die eine web­ap­pli­ka­ti­on ent­ge­gen­nimmt auf schad­code oder mög­li­che ma­ni­pu­la­ti­ons­ver­su­che prü­fen soll­te.

Alle Da­ten, die von au­ßen in die An­wen­dung ge­lan­gen, sind zu va­li­die­ren und zu fil­tern. Ne­ben den of­fen­sicht­li­chen Ein­ga­be­da­ten in Form-Va­ria­blen exis­tie­ren eine Rei­he wei­te­rer Quel­len. Eben­so sind Aus­ga­ben an den Brow­ser zu fil­tern, wenn dies nicht be­reits durch die In­put­fil­te­rung mit ab­ge­deckt ist. [zi­tat BSI-stu­die web­sec.pdf]

„data va­li­da­ti­on“ ist bei­spiels­wei­se der grund, war­um man in blog­kom­men­ta­ren nur ein klei­ne men­ge HTML-tags be­nut­zen darf. die meis­ten HTML-tags wer­den aus­ge­fil­tert, vor al­lem al­les, was mit ja­va­script zu tun hat. wenn die web­ap­pli­ka­ti­on ja­va­script nicht sau­ber aus­fil­tert, ist das schad­po­ten­zi­al sehr hoch, vor al­lem für be­su­cher der site.

ge­nug des lang­wei­li­gen tech­nik­ge­brab­bels. ste­phan ja­nosch hat post von den an­wäl­ten von cam­pi­na, bzw. valess B.V. be­kom­men. die an­wäl­te mei­nen, dass der screen­shot auf ste­phan ja­noschs blog, so­wie der ma­ni­pu­lier­te link „die ab­so­lu­ten Rech­te“ ih­rer „Man­dschaft“ ver­letz­ten, „na­ment­lich den gu­ten Ruf des Un­ter­neh­mens, den ein­ge­rich­te­ten und aus­ge­üb­ten Ge­wer­be­trieb, die Na­mens­rech­te so­wie ge­ge­be­nen­falls be­stehen­de Ge­schmacks­mus­ter­rech­te.“

die weit of­fen klaf­fen­de si­cher­heits­lü­cke des valess-ser­vers für ei­nen der­ben scherz aus­zu­nut­zen, die­sen scherz (und die si­cher­heits­lü­cke) zu do­ku­men­tie­ren sei nicht von der mei­nungs­frei­heit ge­deckt, mei­nen die an­wäl­te.

da ich weiss, dass die ver­öf­fent­li­chung mei­ner mei­nung über die tech­ni­sche kom­pe­tenz der valess-an­wäl­te und die tech­ni­schi­schen fä­hig­kei­ten der valess-web­site-ver­ant­wort­li­chen de­fi­ni­tiv nicht von der mei­nungs­frei­heit ge­deckt sind, sehe ich an die­ser stel­le von ei­ner mei­nungs­äus­se­rung ab. klar ist zu­min­dest, dass der gute ruf der­je­ni­gen die die site er­stellt und tech­nisch zu ver­ant­wor­ten ha­ben, un­ter be­schuss ge­ra­ten könn­te.

ich fin­de es höchst be­mer­kens­wert, dass „valess“, statt zü­gig die si­cher­heits­lü­cke zu stop­fen (die lü­cke be­steht bei der ver­öf­fent­li­chung die­ses ar­ti­kels nach wie vor), erst­mal die an­wäl­te los­schickt, die ihr klas­si­sches re­per­toire auf­fah­ren:

  • ab­mah­nung zum wo­chen­en­de ver­schi­cken, frist bis mon­tag set­zen
  • einst­wei­lieg ver­fü­gung nach dem ab­lauf der frist an­kün­di­gen
  • fi­nan­zi­el­le kon­se­quen­zen an­kün­di­gen, bzw. mög­li­che „scha­dens­er­satz“-for­de­run­gen am ran­de er­wäh­nen
  • ex­tra-di­cke ge­schüt­ze auf­fah­ren und ur­he­ber­rechts­ver­let­zung und per­sön­lich­keits­rechts­ver­let­zung gel­tend ma­chen

er­schreckt habe ich eben fest­ge­stellt, dass es tat­säch­lich mög­lich ist, auf dem valess-ser­ver über die URL [http://www.valess.de/re­zep­te.aspx?Key­word=] ja­va­script-code aus­zu­füh­ren. tech­nisch ist es da­mit ohne wei­te­res mög­lich valess.de-be­su­chern da­mit schad­code un­ter­zu­ju­beln oder zur preis­ga­be von per­sön­li­chen da­ten oder pass­wör­tern zu ver­lei­ten.

ich fra­ge mich, ob die valess-an­wäl­te ähn­lich re­agie­ren, wenn sie mal aus­ver­se­hen die türe zu ihre kanz­lei of­fen ge­las­sen ha­ben soll­ten und sie je­mand dar­auf hin­weist und ein foto da­von ver­öf­fent­licht. erst mal zu­schla­gen, statt kurz zu re­den oder bes­ser: je­man­den fra­gen der sich mit so­was aus­kennt?

[via riv­va]

[nach­trag 28.06.2009]
je län­ger ich dar­über nach­den­ke, des­to un­ver­ständ­li­cher wird es für mich, dass cam­pi­na die­ses pro­blem ju­ris­tisch, statt tech­nisch zu lö­sen ver­sucht. ei­gent­lich ist es er­schre­ckend, dass ein un­ter­neh­men, das le­bens­mit­tel mit enor­men tech­ni­schem auf­wand pro­du­ziert, bei ei­nem tech­ni­schen pro­blem so re­agiert.

die valess-site ist so pro­gram­miert, dass sie es er­laubt be­lie­bi­ge in­hal­te an­zu­zei­gen und wenn es je­mand tut geht man ge­gen den vor? für mich ist das ver­gleich­bar mit ei­ner haus­ver­wal­tung, die feu­er­alarm-mel­der ohne glas­schei­ben in ei­nem kin­der­gar­ten mon­tiert und dann ge­gen die kin­der vor­geht, die die alarm-knöp­fe drü­cken. na­tür­lich könn­te man eine pa­let­te mit bier­käs­ten of­fen und un­ge­si­chert auf ei­nem volks­fest la­gern, statt in ei­nem ge­si­cher­ten la­ger. aber könn­te es nicht sein, dass man sich dann lä­cher­lich macht, wenn man ju­ris­tisch ge­gen den scherz­bold vor­geht, der eine haft­no­tiz mit der auf­schrift „frei­bier“ dran klebt? na­tür­lich brau­chen kuh­wei­den nicht un­be­dingt zäu­ne zu ha­ben, aber ist es dann klug ju­ris­tisch ge­gen die weg­ge­lau­fe­nen kühe vor­zu­ge­hen?

der von cam­pi­na be­auf­trag­te ju­rist hat ei­nes ganz rich­tig er­kannt, es geht um „den gu­ten Ruf des Un­ter­neh­mens“, denn ge­ra­de un­ter­neh­men aus dem le­bens­mit­tel­be­reich sind dar­auf an­ge­wie­sen, dass die kon­su­men­ten ih­nen ver­trau­en. kon­su­men­ten ver­trau­en ih­ren pro­duk­ti­ons­ab­läu­fen, der qua­li­täts­kon­trol­le und dass die pro­duk­te un­ter op­ti­ma­len und bes­ten hy­gie­ni­schen be­din­gun­gen ent­ste­hen und dass bei tech­ni­schen pro­ble­men oder pro­ble­men mit den roh­wa­ren kom­pe­tent und sach­kun­dig — und nicht ju­ris­tisch — re­agiert wird. feh­ler und fehl­ein­schät­zun­gen kön­nen vor­kom­men, aber als kon­su­ment möch­te ich mich, ge­ra­de wenn es um le­bens­mit­tel geht, dar­auf ver­las­sen kön­nen, dass ade­quat re­agiert wird.

bei cam­pi­na habe ich der­zeit noch nicht­ein­mal das ge­fühl, dass das pro­blem als ein haus­ge­mach­tes er­kannt wur­de.

[nach­trag 30.06.2009]
ste­phan ja­nosch hat ein biss­chen auf der sei­te in der er das soy­lent-green-bur­ger-re­zept do­ku­men­tier­te rum­e­di­tiert, be­zü­ge auf die mar­ken ge­löscht, den full­quo­te der un­ter­las­sungs­er­klä­rung ge­löscht und of­fen­bar freund­lich mit dem an­walt von cam­pi­na te­le­fo­niert:

Seit Mon­tag ste­he ich in mehr oder we­ni­ger re­gel­mä­ßi­gen Kon­takt mit den An­wäl­ten von Cam­pi­na. Zu­sam­men­fas­send ist de­ren Wunsch, dass im Ori­gi­nal­ar­ti­kel jeg­li­cher Be­zug zu Cam­pi­na ver­schwin­det und die Sa­che in ei­nem Ver­gleich en­det. Ich brauch nix un­ter­schrei­ben und nix zah­len. Eine Do­ku­men­ta­ti­on des Vor­gangs hier auf dem Blog muss nicht un­ter­blei­ben. Der Um­gangs­ton ist freund­lich und ent­spannt.

die sa­che mit der ab­mah­nung, bzw. un­ter­las­sungs­er­klä­rung scheint sich in ei­nen ver­gleich auf­ge­löst zu ha­ben. die si­cher­heits­lü­cke be­steht aber of­fen­bar wei­ter. was ich jetzt er­staun­li­cher fin­den soll, weiss ich noch nicht.

[nach­trag 01.07.2009]
die lü­cke auf dem valess-ser­ver scheint ge­schlos­sen wor­den zu sein.


mar­tin son­ne­born vom SPD-par­tei­tag

felix schwenzel


„die heuch­ler sind wir“

felix schwenzel

kei­ne ah­nung was die über­schrift be­deu­tet, aber trotz­dem ein le­sens­wer­ter ar­ti­kel über po­li­ti­ker und ihre wahl­kampf­bü­cher von mo­ritz schul­ler:

An­ge­la Mer­kel, der Ent­wick­lung wie­der ein­mal ei­nen Schritt vor­aus, hat dar­auf ver­zich­tet, im Wahl­jahr ein ei­ge­nes Buch zu ver­fas­sen. Statt­des­sen hat Mer­kels Lieb­lings­fo­to­gra­fin Lau­rence Cha­pe­ron ei­nen Bild­band mit un­end­lich vie­len Mer­kel-Bil­dern her­aus­ge­ge­ben, dazu ein paar an­bie­dern­de Tex­te über Mer­kel. Ihr Bei­trag zum Gen­re ist da­mit ein qua­li­ta­ti­ver Schritt: Ein Po­li­ti­ker­buch, das man gar nicht le­sen kann – und das doch ihr ge­sam­tes po­li­ti­sches Pro­gramm ab­bil­det.

blu­men­topf-rhe­to­rik

felix schwenzel

apro­pos rhe­to­rik. hier ist ein full-quo­te (sor­ry! bit­te nicht die un­ter­zeich­ner vom hei­del­ber­ger ap­pell vor­bei­schi­cken!) von mar­tin re­cke vom fisch­markt.de:

Wer ver­ste­hen will, war­um Ge­set­ze wie dasZen­sur­su­la-Ge­setzauch ge­gen den Wi­der­stand von über 130.000 Un­ter­zeich­nern derPe­ti­ti­on ge­gen In­ter­net­sper­renbe­schlos­sen wer­den, der hat in die­ser Wo­che zwei Ver­ständ­nis­hil­fen be­kom­men. Am Mon­tag stell­te sichDirk Hill­brecht, im­mer­hin der Vor­sit­zen­de der Pi­ra­ten­par­tei, ei­ner Dis­kus­si­on mit dem al­ten CDU-Fuchs Ru­pert Scholz. Undbe­kam kräf­tig Prü­gel.

Heu­te nun druckt die Zeit ein Ge­spräch zwi­schen Ur­su­la „Zen­sur­su­la“ von der Ley­en höchst­selbst und Fran­zis­ka Hei­ne, der In­itia­to­rin je­ner Pe­ti­ti­on. Sie war der mi­nis­te­ri­el­len Rhe­to­rik nicht ge­wach­sen. Und ging sang- und klang­los un­ter.

Es hilft nichts: Recht zu ha­ben (oder das we­nigs­tens zu mei­nen) und die ver­meint­lich bes­se­ren Ar­gu­men­te ge­nügt nicht. Pi­ra­ten und Pe­ten­ten müs­sen auch rhe­to­risch auf Au­gen­hö­he mit Po­li­ti­kern dis­ku­tie­ren kön­nen. Wenn sie aus der Ni­sche her­aus­wol­len. Beim der­zei­ti­gen Zu­stand ih­rer po­li­ti­schen Rhe­to­rik ist sonst kein Blu­men­topf zu ho­len.

das seh ich an­ders. die dis­kus­si­on mit dirk hill­brecht habe ich nicht ge­se­hen, nei­ge aber dazu mich dem ur­teil vom surf­guard an­zu­schlies­sen:

Ich wür­de sa­gen, die Pi­ra­ten­par­tei hat ges­tern Sen­ge be­kom­men, aber ihre Kog­ge wur­de kei­nes­wegs ver­senkt. Und beim nächs­ten Mal weiß man et­was ge­nau­er, wo der Feind steht und dass er sich nicht scheut, un­fair zu kämp­fen.

das in­ter­view mit fran­zis­ka hei­ne habe ich ge­le­sen und wür­de auch hier sa­gen, dass un­fair ge­kämpft wur­de, hei­ne aber durch­aus die wich­tigs­ten ar­gu­men­te vor­brin­gen konn­te und sich an­stän­dig ge­schla­gen hat. na­gut. ein wich­ti­ges ar­gu­ment fehl­te, näm­lich die fra­ge nach der ge­wal­ten­tei­lung, bzw. war­um für das in­ter­net an­de­res recht gel­ten soll, als für die an­de­ren „räu­me“. war­um das BKA eine ge­hei­me sperr­lis­te er­stel­len soll, die nicht in je­dem ein­zel­fall von ei­nem rich­ter ge­prüft wird, hät­te ich schon ger­ne ge­fragt.

wel­che rhe­to­ri­schen blu­men­töp­fe hat ur­su­la von der ley­en denn im ge­spräch ge­won­nen?

Die Tech­nik der Zu­gangs­sper­ren führt dazu, dass wir jetzt erst­mals sys­te­ma­tisch kin­der­por­no­gra­fi­sche Web­sites iden­ti­fi­zie­ren. Das stärkt auch den Kampf um das Schlie­ßen der Quel­len, den wir über Län­der­gren­zen hin­weg mit In­ter­pol und Eu­ro­pol füh­ren.

wenn das so stimmt ist das eine bank­rott­erklä­rung für das BKA. das BKA be­kämpf­te bis­her den kin­des­miss­brauch un­sys­te­ma­tisch? was spricht da­ge­gen be­reits jetzt eine sys­te­ma­ti­sche lis­te mit il­le­ga­len in­hal­ten zu füh­ren und über die lan­des­gren­zen hin­weg zu ko­or­di­nie­ren? von der ley­en legt noch­mal nach:

Durch die sys­te­ma­ti­sche Su­che, durch den in­ter­na­tio­na­len Aus­tausch und die Er­stel­lung ei­ner Da­ten­bank, die die In­hal­te der Sei­ten ana­ly­siert und ver­gleicht, ist die po­li­zei­li­che Ar­beit der Tä­ter­ver­fol­gung viel ef­fi­zi­en­ter und sys­te­ma­ti­scher.

was ge­nau spricht denn da­ge­gen auch ohne das ge­setz zur sper­rung von sei­ten sys­te­ma­tisch zu su­chen und eine da­ten­bank die in­hal­te im in­ter­net ana­ly­siert und ver­gleicht auf­zu­bau­en? ent­we­der das ist ein schein­ar­gu­ment oder das BKA liegt or­ga­ni­sa­to­risch völ­lig am bo­den — oder von der ley­en lügt.

hei­ne hat dar­auf mei­ner mei­nung nach rich­tig ge­ant­wor­tet:

Das Haupt­pro­blem bleibt - die man­gel­haf­te Aus­stat­tung der zu­stän­di­gen Be­am­ten. Wenn In­hal­te ge­mel­det wer­den, pas­siert wo­chen- und mo­na­te­lang gar nichts.

auf die fra­ge, ob es stimmt, dass die po­li­tik „die Ar­gu­men­te ge­gen die Netz­sper­ren nicht wahr­nimmt“, sagt von der ley­en „Nein, im Ge­gen­teil. Der Pro­zess ist aus­ge­spro­chen po­si­tiv.“ zwei ab­sät­ze spä­ter sagt sie das ge­gen­teil: „[Ich hof­fe sehr], dass Men­schen wie Fran­zis­ka Hei­ne kon­kre­te Vor­schlä­ge ma­chen, wie sie ihre Kom­pe­tenz ein­brin­gen wol­len, da­mit die Kin­der­por­no­gra­fie im In­ter­net auf al­len Ebe­nen be­kämpft wer­den kann.“ da hat sie wohl ein paar ar­gu­men­te oder vor­schlä­ge nicht wahr­ge­nom­men. was na­tür­lich auch ein rhe­to­ri­scher trick ist, der ver­sucht die schuld an der man­geln­den be­kämp­fung von kin­des­miss­brauch den kri­ti­kern ih­rer mass­nah­men in die schu­he zu schie­ben. spä­ter sagt sie:

Es darf kei­nen Be­reich ge­ben, in dem an­de­re Re­geln gel­ten als sonst im All­tag.

so is­ses. im all­tag kommt es im­mer schlecht an, wenn man mit fal­schen zah­len oder frag­wür­di­gen um­fra­gen ar­gu­men­tiert, wenn man das leid an­de­rer für ei­ge­ne zwe­cke in­stru­men­ta­li­siert, wenn man lügt oder aus ei­ner po­si­ti­on der stär­ke an­de­re zu zu­ge­ständ­nis­sen oder zur un­ter­zeich­nung von frag­wür­di­gen ver­trä­gen zwingt oder wenn man men­schen die an­de­re an­sich­ten über die bes­te lö­sung ha­ben mit rhe­to­ri­schen pi­rou­et­ten in die nähe von kin­der­schän­dern rückt.

war­um ei­gent­lich gel­ten die nor­ma­len an­stand­re­geln in der po­li­tik nicht? war­um gilt der­je­ni­ge, der am bes­ten tak­tiert, rhe­to­risch am ele­gan­tes­ten lügt oder agi­tiert und sich bei sei­nen schwei­ne­rei­en nicht er­wi­schen lässt, als gu­ter po­li­ti­ker und nicht der­je­ni­ge der nicht auf tricks, rhe­to­ri­sches stroh- und stör­feu­er an­ge­wie­sen ist, son­dern auf die kraft sei­ner ar­gu­men­te ver­traut? war­um zielt die po­li­tik fast im­mer auf die dis­kre­di­tie­rung ih­rer geg­ner ab, statt sie mit ar­gu­men­ten nie­der­zu­rin­gen? wenn die deut­sche po­li­tik et­was von ba­rak oba­ma ler­nen kann, dann wie er zu­min­dest den ein­druck er­we­cken konn­te, die wahl mit ar­gu­men­ten und nicht mit dis­kre­di­tie­rung sei­nes geg­ners ge­win­nen zu wol­len.

und das ge­fiel mir an fran­zis­ka hei­nes ant­wor­ten. sie liess sich nicht dar­auf ein, die ne­bel­ker­zen-rhe­to­rik mit ei­ge­nen ne­bel­ker­zen zu kon­tern, sie sprang nicht auf von der ley­ens ar­ro­gant-pro­vo­kan­te tant­chen-rhe­to­rik an („was sind 130tau­send, ver­gli­chen mit 40 mil­lio­nen in­ter­net­nut­zern?“, „sie müs­sen halt ihre kom­pe­ten­zen ein­brin­gen!“, „pro­test mit ei­nem maus­klick ist ja ein­fach, sie müs­sen mehr­hei­ten über­zeu­gen!“). sie ar­gu­men­tier­te ein­fach, ver­ständ­lich und nicht rhe­to­risch auf­ge­bla­sen. ich für mei­nen teil habe die schnau­ze ge­stri­chen voll ge­nug von dem un­er­träg­li­chen po­li­ti­ker­sprech, dass nie­mals schwä­chen oder feh­ler ein­ge­steht, das im­mer selbst­lo­bend und selbst­ver­liebt klingt, stets pau­scha­li­siert und ko­mi­scher­wei­se ge­nau dann als bril­li­ant gilt, wenn es mög­lichst un­ver­ständ­lich ist.

[nach­trag]
sehe ge­ra­de, das tors­ten kleinz be­reits das idio­ti­sche pseu­do-ar­gu­ment von ur­su­la von der ley­en aus­ein­an­der­ge­nom­men hat.


ka­sach­stan

felix schwenzel

die CDU-po­li­ti­ke­rin mar­ti­na krog­mann hat ja vor ei­ner wei­le ge­sagt:

Uns geht es um die por­no­gra­phi­schen In­hal­te in Län­dern in de­nen Kin­der­por­no­gra­phie eben nicht ge­äch­tet ist und auch nicht kon­se­quent be­straft wird und des­halb auch nicht ge­löscht wird. [...] weil wir eben für Din­ge, die auf ei­nem Ser­ver bei­spiels­wei­se in Ka­sach­stan lie­gen, da ha­ben wir kei­nen Zu­griff drauf.

dass das nicht stimmt, hat jörg-olaf schä­fers be­reits ge­klärt (wo­bei man sich fra­gen kann ob ah­nungs­lo­ses rumm­ei­nen gleich­zu­set­zen ist mit lü­gen oder des­in­for­mie­ren).

was aber auch in­ter­es­sant ist, dass in ka­sach­stan ne­ben der an­dro­hung von dra­ko­ni­schen stra­fen für re­gie­rungs­kri­ti­sche mei­nungs­äus­se­run­gen, auch das ar­gu­ment „kin­der­por­no­gra­phie“ für die sper­rung von web­sei­ten her­hal­ten muss. die re­gie­rungs­pro­pa­gan­da be­haup­tet, dass man die ver­brei­tung von kin­der­por­no­gra­phie, „ex­tre­mis­ti­sche li­te­ra­tur“ und an­de­rem „un­ge­eig­ne­ten ma­te­ri­al“ ver­hin­dern wol­le. er­staun­lich ei­gent­lich, dass die bun­des­re­gie­rung sich rhe­to­risch auf das ni­veau der ka­sa­chi­schen re­gie­rung be­gibt.


wo sind sie?

felix schwenzel

don dah­l­mann fragt:

Wo sind die alle? Wo ist die selbst­er­nann­te “geis­ti­ge Eli­te”? Habe ich die Ko­lum­nen in den Ta­ges­zei­tun­gen ver­passt? Die Ar­ti­kel in den Ma­ga­zi­nen über­blät­tert? Den Fern­se­her aus ge­habt, als man sich in ei­ner ge­mein­sa­men Er­klä­rung ge­gen die wei­te­re Ein­mi­schung des Staa­tes ins ei­ge­ne Le­ben ver­be­ten hat?

frag ich mich auch.


su­do

felix schwenzel

bundestag:~ uschi$ inaptitude install –skip-gewaltenteilung 
–ignore=petition –ignore=experts –force zensurinfrastruktur

[ge­klaut bei feint.sub­si­gnal.org]


gu­te grün­de

felix schwenzel

es gibt im­mer ver­meint­lich gute grün­de bö­ses zu tun:

  • rock and roll mu­sik ver­bie­ten, um die ju­gend zu schüt­zen.
  • nu­tel­la mit dem fin­ger es­sen, um hun­ger­at­ta­cken zu be­kämp­fen.
  • mu­sik­fans in grund und bo­den kla­gen, um „die krea­ti­ven“ zu schüt­zen.
  • anti-per­so­nen-mi­nen bau­en, um deut­sche ar­beits­plät­ze zu schaf­fen.
  • atom­bom­ben über zwei ja­pa­ni­schen städ­ten ab­wer­fen um ei­nen krieg zu be­en­den.
  • bel­grad bom­bar­die­ren, um die ser­ben da­von ab­zu­brin­gen, al­ba­ner zu ver­trei­ben und das Ko­so­vo „eth­nisch zu säu­bern“.
  • ei­nen kor­rup­ten und fol­tern­den mon­ar­chen zu un­ter­stüt­zen und eine de­mo­kra­tisch ge­wähl­te re­gie­rung zu stür­zen, um für sta­bi­li­tät im na­hen os­ten zu sor­gen.
  • ter­ror-ver­däch­ti­ge fol­tern, um men­schen zu ret­ten.
  • zur de­nun­zia­ti­on auf­ru­fen, um die na­ti­on zu ret­ten.

und so die­nen auch die ras­ter­fahn­dung, das BKA-ge­setz, die vor­rats­da­ten­spei­che­rung, der gros­se lausch­an­griff, der „bun­destro­ja­ner“ oder der bio­me­tri­sche rei­se­pass vor­der­grün­dig et­was gu­tem, näm­lich der „si­cher­heit“ al­ler bür­ger. es wer­den bür­ger­rech­te ein­ge­schränkt, um den ein­druck zu er­we­cken den ter­ro­ris­mus ent­schlos­sen zu be­kämp­fen und jetzt wird eine zen­sur­in­fra­struk­tur auf­ge­baut, um den ein­druck zu er­we­cken, et­was ge­gen kin­des­miss­brauch zu tun.

sprü­che wie „da­ten­schutz darf kein tä­ter­schutz sein“ und „das in­ter­net ist eben kein rechts­frei­er raum“, die ich un­längst in der emma las [via], sind des­halb so ge­fähr­lich, weil sie sug­ges­tiv, hys­te­risch und un­ver­hält­nis­mäs­sig sind. sie stel­len ein ver­meint­lich grös­se­res wohl über die die rech­te der ein­zel­nen. eine ver­meint­lich „gute sa­che“ über die wür­de, die frei­heit und die rech­te der men­schen zu stel­len, ist fast im­mer ein kris­tall­kla­res zei­chen da­für, dass et­was nicht in ord­nung ist und dass der­je­ni­ge der so­et­was for­dert, zur selbst­ge­rech­tig­keit neigt.

da­ten­schutz ist kein tä­ter­schutz, son­dern ein bür­ger­recht. so wie ein or­dent­li­ches ge­richts­ver­fah­ren kein tä­ter­schutz ist, son­dern ein ver­brief­tes bür­ger­recht, das — so­weit ich weiss — selbst die CDU-mut­tis und „bild“-zei­tungs-freun­dIn­nen der emma nicht in fra­ge stel­len.

das in­ter­net ist kein recht­frei­er raum, ge­nau­so­we­nig wie es die emma ist. eine straf­tat ist und bleibt die­sel­be, ob sie auf pa­pier, in ei­ner stadt oder im in­ter­net be­gan­gen wird und sie wird ent­spre­chend ge­ahn­det.

die fra­ge ist: sind wir be­reit, die rech­te al­ler men­schen zu schwä­chen, um ei­ni­ge we­ni­ge straf­tä­ter ein­fa­cher, mit kür­ze­ren pro­zes­sen oder ein­fa­che­ren po­li­zei­li­chen er­mitt­lun­gen zu fall zu brin­gen? na­tür­lich wür­de es un­zäh­li­ge kin­der schüt­zen, alle pä­do­phi­len ein­fach ohne pro­zess le­bens­lang ein­zu­schlies­sen oder gleich zu er­schies­sen, aber möch­te je­mand in ei­ner ge­sell­schaft le­ben, in der das BKA be­stimmt wer straf­tä­ter oder kin­der­schän­der ist? oder wol­len wir in ei­nem staat le­ben, in dem so­gar kin­der­schän­der ei­nen fai­ren pro­zess be­kom­men, in dem ge­rich­te ent­schei­den was kri­mi­nell und ver­bo­ten ist, statt ei­ner po­li­zei­be­hör­de? möch­ten wir in ei­nem staat le­ben, in dem das BKA ent­schei­den darf, was die bür­ger se­hen und le­sen dür­fen und nicht die ge­rich­te?

na­tür­lich ist es ein­fa­cher tä­ter zu fas­sen, wenn nie­mand ge­heim­nis­se oder eine pri­vat­s­hä­re hat (und nichts zu ver­ber­gen hat). aber wol­len wir in ei­nem staat le­ben, in dem das BKA al­les über die in­tims­hä­re von freaks wie ali­ce schwar­zer weiss?

so wie die frau­en­be­we­gung ein­mal zu recht for­mu­lier­te, „mein bauch ge­hört mir“, ge­hö­ren mei­ne da­ten mir. „in­for­ma­tio­nel­le selbst­be­stim­mung“ ist ein scheiss-wort, aber ein zen­tra­les grund­recht — nicht aus ei­ner lau­ne her­aus oder weil in­ter­net­com­mu­ni­ty­be­nut­zer be­son­ders an­ar­chisch ver­an­lagt sind, son­dern weil bür­ger­rech­te die es­senz un­se­res staa­tes und un­se­rer ge­mein­schaft sind. ja, noch im­mer. es geht nicht um frei­fahr­schei­ne oder rechts­frei­heit, es geht um den schutz je­des ein­zel­nen vor dem zu­griff des staa­tes — und um rechts­staat­lich­keit.

ich habe es schon­mal auf­ge­sagt und es bleibt rich­tig:

ja, das grund­ge­setz spricht von ei­nem grund­recht auf frei­heit und si­cher­heit. da­mit be­grün­de­ten die letz­ten bei­den in­nen­mi­nis­ter im­mer wie­der ihre in­itia­ti­ven zur stär­kung des staa­tes. al­ler­dings ist da­mit eine ganz an­de­re si­cher­heit ge­meint als die die schi­ly und schäub­le im sinn ha­ben. das grund­ge­setz meint die si­cher­heit der bür­ger vor dem staat. ge­set­ze, die re­geln de­nen wir uns un­ter­wer­fen sind in ers­ter li­nie zum schutz der bür­ger vor dem staat ge­dacht! es wird höchs­te zeit, dass wir dem staat ein we­nig luft ab­las­sen und uns un­se­re rech­te wie­der­ho­len. der staat ist kein selbst­zweck, er braucht schran­ken. star­ke schran­ken.

frei nach ben­ja­min frank­lin: po­li­ti­ker die uns nicht vor dem staat schüt­zen wol­len oder kön­nen, ha­ben es nicht ver­dient ge­wählt zu wer­den. [ori­gi­nal: „Tho­se Who Sacri­fice Li­ber­ty For Se­cu­ri­ty De­ser­ve Neither.“]

[ei­gent­lich habe ich den ar­ti­kel an­ge­fan­gen zu schrei­ben, als ich (via twi­ter) im wall street jour­nal und bei der BBC las, dass sie­mens-no­kia tech­no­lo­gie für eine zen­sur­in­fra­struk­tur an den iran ver­kauft hat. sie­mens-no­kia wi­der­spricht die­sen be­rich­ten zwar, ir­gend­wie, aber den­je­ni­gen die nicht er­ken­nen, dass zen­sur­mass­nah­men, mit wel­chem gu­ten zweck auch im­mer be­grün­det, ein grös­se­res übel sind, woll­te ich zu­min­dest das be­ja­min frank­lin zi­tat ent­ge­gen­hal­ten.]

[nach­trag 23.06.2009]
die CDU hat wirk­lich „Das In­ter­net ist kein rechts­frei­er Raum“ in ihr wahl­pro­gramm ge­schrie­ben.


ra­sen da — brü­cke weg

felix schwenzel


blog­ger vs. nyt

felix schwenzel

klar ist nie et­was. schon gar nicht im iran und erst recht nicht wenn man aus­ser­halb des irans vor der glot­ze sitzt. des­halb ist kri­ti­sche di­stanz im­mer von­nö­ten.

aber als ich eben fré­dé­ric va­lins text dar­über las, dass im iran ir­gend­wie al­les un­klar ist („Un­ru­hen im Iran - You don’t know, Jack.“), da roll­ten sich mei­ne fuss­nä­gel hoch:

Un­klar ist al­ler­dings auch, wor­an sich der Kon­flikt ent­zün­det hat. Es soll ein Wahl­be­trug zu­guns­ten Ah­ma­di­ned­schads statt­ge­fun­den ha­ben. Aber kann man ei­nen Vor­sprung von 11 Mil­lio­nen Stim­men fäl­schen? Es wur­de zwarvor­ab vor Ma­ni­pu­la­tio­nen ge­warntundver­schie­dent­lich von mas­si­ven Un­re­gel­mä­ßig­kei­ten be­rich­tet. Aber reicht das als In­di­zi­en?

es mag ja sein, dass sich sämt­li­che klas­si­schen me­di­en und blogs die ich lese ir­ren und dass es blöd­sinn ist zu schrei­ben, dass hun­dert­tau­sen­de auf die stras­se gin­gen um in ers­ter li­nie ge­gen wahl­be­trug zu pro­tes­tie­ren. wozu ge­ra­de jetzt nach der wahr­schein­lich­keit fra­gen ob die wahl ge­fälscht war, wenn hun­dert­tau­sen­de ge­nau des­halb auf der stras­se pro­tes­tie­ren?

auch um zu le­sen, dass mus­sa­wi kein re­for­mer war, son­dern aus dem „es­tab­lish­ment“ kam und dass die lage im iran ex­trem un­über­sicht­lich ist, muss man fré­dé­ric va­lins text nicht le­sen. ich fra­ge mich wozu man sei­nen text über­haupt le­sen soll­te, ei­nen text der wirkt als sei er al­lein des­halb ver­fasst wor­den, um zu zei­gen was fré­dé­ric va­lin al­les zu re­cher­chie­ren und sich an­zu­le­sen im­stan­de ist.

statt fré­dé­ric „guck–mal-was-ich-weiss“ va­lin emp­feh­le ich lie­ber ro­ger „guck-mal-ich-bin-da“ co­hen, der die­se re­por­ta­ge aus te­he­ran schrob:

Kha­men­ei has ta­ken a ra­di­cal risk. He has fac­tion­a­li­zed hims­elf, so lo­sing the ar­bi­ter’s lof­ty garb, by alig­ning hims­elf with Pre­si­dent Mah­moud Ah­ma­di­ne­jad against both Mir Hus­sein Moussa­vi, the op­po­si­ti­on lea­der, and Ali Ak­bar Hash­e­mi Raf­san­ja­ni, a foun­ding fa­ther of the re­vo­lu­ti­on.

He has taun­ted mil­li­ons of Ira­ni­ans by prai­sing their un­pre­ce­den­ted par­ti­ci­pa­ti­on in an elec­tion many now view as a bal­lot-box putsch. He has ri­di­cu­led the no­ti­on that an of­fi­ci­al in­quiry into the vote might yield a dif­fe­rent re­sult. He has tried pa­thos and he has tried poun­ding his lec­tern. In short, he has lost his aura. (wei­ter­le­sen …)

[via dar­ing­fi­re­ball.net]


de­mo in ham­burg ge­gen in­ter­net-zen­sur

felix schwenzel

vor dem re­gen
wäh­rend des re­gens
nach dem re­gen

[nach­trag 23:03]
ri­chard gleim schreibt noch­mal sehr les­bar und schön knapp zu­sam­men um was es bei dem pro­test ei­gent­lich geht und jens scholz zeigt noch­mal, ge­nau wie fie­te ste­gers, den grös­se­ren rah­men der jüngs­ten re­gie­rungs­be­mü­hun­gen auf (Der Frei­heits­kämp­fer im Aus­land ist der Ter­ro­rist im In­land): das es ei­gent­lich um die angst de staa­tes vor kon­troll­ver­lust geht.


t-shirts

felix schwenzel

schon lan­ge kei­ne t-shirts mehr ge­baut. hier zwei neue im spread­shirt-shop:

zen­sur­su­la-t-shirts gibts un­ter an­de­rem hier.