auch ein grund, war­um sich sehr we­ni­ge frau­en für DIY & heim­au­to­ma­ti­sie­rung in­ter­es­sie­ren, ist wahr­schein­lich der alt­her­ren­hu­mor der män­ner die sich da­mit be­schäf­ti­gen und drü­ber schrei­ben. ich muss­te die­sen ar­ti­kel hier auf­hö­ren zu le­sen und dar­über nach­den­ken …

screen­shot von www.siio.de

… ob chris bert­ko statt  …

Vor­her kannst du die Chan­ce nut­zen und even­tu­ell noch wei­te­re Din­ge ver­gra­ben, z. B. Strom­ka­bel für die Gar­ten­be­leuch­tung oder die Ex­freun­din.
Hab mich im Nach­gang wahn­sin­nig ge­är­gert das ich es nicht ge­macht habe. Also das mit den Strom­ka­beln.

… über­legt hat viel­leicht so­was zu schrei­ben:

Vor­her kannst du die Chan­ce nut­zen und even­tu­ell noch wei­te­re Din­ge ver­gra­ben, z. B. Strom­ka­bel für die Gar­ten­be­leuch­tung oder den Hund der Nach­barn.

Vor­her kannst du die Chan­ce nut­zen und even­tu­ell noch wei­te­re Din­ge ver­gra­ben, z. B. Strom­ka­bel für die Gar­ten­be­leuch­tung oder den Hams­ter der Kin­der.

die sa­che ist ja, über die miss­hand­lung von hun­den macht man im in­ter­net kei­ne wit­ze, weil man sich da­mit ga­ran­tiert und dau­er­haft bei un­ge­fähr al­len men­schen so­fort un­be­liebt macht; min­des­tens so un­be­liebt wie bei tat­säch­li­cher miss­hand­lung von hun­den. dar­über, die hams­ter der kin­der zu ver­gra­ben oder eben den nach­bars­hund, wür­de auch des­halb nie­mand wit­ze ma­chen, weil je­der, der ei­ni­ger­mas­sen bei sin­nen ist, beim schrei­ben so­fort mer­ken wür­de wie grau­sam und ge­mein das wäre. so ein witz wäre das ri­si­ko sich zum idio­ten zu ma­chen nicht wert, zu­mal der gag wahr­schein­lich so­gar für luke mock­ridge zu schlecht ge­we­sen wäre.

bei wit­zen über frau­en ist das an­ders. da muss man sich kei­ne gros­sen sor­gen ma­chen sich zum idio­ten zu ma­chen, wenn man schen­kel­klop­fend mit tö­tungs­ab­sich­ten der „ex“ spielt oder im kopf des le­sers po­ten­ziel miss­hand­lungs­phan­ta­sien an­regt. sol­che wit­ze ha­ben doch schon die va­ters­vä­ter ge­macht, macht doch je­der, selbst ma­rio barth wagt es ge­le­gent­lich bei die­sem the­ma die selbst­ge­setz­ten gren­zen zu über­schrei­ten. wird man ja wohl noch …?

es scheint tat­säch­lich noch im­mer so zu sein, dass vie­le män­ner bei wit­zen über miss­hand­lung von frau­en nach wie vor fest mit dem ver­ständ­nis der le­ser rech­nen und da­mit ein ziem­lich tief sit­zen­des struk­tu­rel­les pro­blem sicht­bar ma­chen.

und die­ses pro­blem ist nicht, dass im in­ter­net nie­mand iro­nie er­ken­nen wür­de, son­dern auch, dass frau­en, wenn sie sich von män­nern ab­wen­den (zur „ex“ wer­den) schnell un­ter das re­spekt-le­vel von hun­den und hams­tern zu rut­schen schei­nen.


bet­ter, not stran­ger things

felix schwenzel in gesehen

es gibt vie­le se­ri­en, die die bei­fah­rein liebt und die ich nicht er­tra­ge. und um­ge­kehrt. auch des­halb schau­en wir ge­trennt fern­se­hen. von bet­ter things war die bei­fah­re­rin al­ler­dings so be­geis­tert, dass sie mich qua­si dazu zwang die se­rie auch an­zu­se­hen, nach­dem sie drei staf­feln in we­ni­gen ta­gen ein­ge­at­met hat­te (nach­dem ihr die se­rie von ste­fan nig­ge­mei­er und sa­rah kutt­ner emp­foh­len wur­de).

tat­säch­lich hat die se­rie vie­le ele­me­te die ich sehr schät­ze: jede fol­ge ist kurz und funk­tio­niert für sich selbst, es gibt aber ei­ni­ge rote fä­den die sich durch die staf­feln zie­hen. die se­rie be­han­delt pro­ble­me und ist teil­wei­se dra­ma­tisch, aber kei­ne fol­ge en­det mit ei­nem schlech­ten ge­fühl. die se­rie er­klärt nichts, kei­ne gags, kei­ne an­deu­tun­gen oder re­fe­ren­zen, sie er­klärt noch nicht mal was ge­ra­de pas­siert. sie zeigt es ein­fach und wenn man das was pas­siert, ei­nen gag, eine an­deu­tung nicht ver­steht, dann ist das ok, weil gleich wie­der was pas­siert. so wie in je­der­manns und je­der­fraus all­tag.

die se­rie hat kei­nen sound­track, aber ab und zu spielt mu­sik. die se­rie hat ei­nen vor­spann, manch­mal wird der tat­säch­lich auch am an­fang ge­zeigt, meis­tens mit­ten­drin.

um ein haar habe ich die se­rie nicht an­ge­fan­gen zu se­hen, weil nicht we­ni­ge die se­rie mit lou­is cks lou­ie ver­glei­chen und die haupt­dar­stel­le­rin und pro­du­zen­tin der se­rie mit lou­is ck be­freun­det ist. die imdb lis­tet lou­is ck auch tat­säch­lich als co-pro­du­zen­ten auf, aber das merkt man zum glück nicht.

statt mit lou­is ck wür­de ich die se­rie am ehes­ten mit frasier ver­glei­chen. der mi­ni­mal­si­mus, die bril­li­an­ten dreh­bü­cher, aber vor al­lem die men­schen­freund­lich­keit der se­rie set­zen in den neun­zi­gern mas­stä­be. auch den au­toren von frasier war es egal, wenn nicht alle ei­nen gag oder eine an­deu­tung ver­stan­den — und auch wenn hin und wie­der gags aus­ge­walzt wur­den, war die se­rie ge­spickt mit an­deu­tun­gen und ver­steck­ten re­fe­ren­zen. aber vor al­lem fand man in frasier im­mer je­man­den, mit dem man sich iden­ti­fi­zie­ren konn­te. die se­rie, die ge­schich­ten, die pro­ble­me und si­tua­tio­nen wa­ren nah­bar, nach­voll­zieh­bar, echt und auf eine art au­then­tisch.

bet­ter things trans­for­miert das gute von frasier aus den 90ern ins jetzt, lässt das pu­bli­kum weg, ver­zich­tet aufs ko­mö­di­an­ti­sche (aber nicht den witz) und kon­zen­triert sich auf das ver­dich­ten von all­tag.

und ge­nau dar­um geht es in bet­ter things: all­tag. der ver­dich­te­te all­tag von sam fox, der mög­li­cher­wei­se au­to­bio­gra­fi­sche ele­men­te aus dem le­ben von pa­me­la ad­lon ent­hält, was aber wie­der­um völ­lig egal ist, weil die­ser all­tag eben nah­bar, nach­voll­zieh­bar, iden­ti­fi­zier­bar ist. die we­nigs­ten men­schen ar­bei­ten in hol­ly­wood als mit­tel­er­folg­rei­che schau­spie­lerïn, nicht alle men­schen ha­ben drei töch­ter und er­zie­hen die al­lei­ne, aber je­der schei­tert hin und wie­der an sei­nen an­sprü­chen und ver­sucht im all­tag das bes­te draus zu ma­chen und da­bei mög­lichst ein biss­chen spass zu ha­ben.

weil die­ser all­tag durch die bril­li­an­te, un­prä­ten­tiö­se und zei­ge­fin­ger­lo­se er­zähl­wei­se ver­dich­tet ist und die­sen ge­scrip­te­ten all­tag nach sub­ti­len gags und ab­sur­di­tä­ten ab­klopft, macht das zu­se­hen wirk­lich spass. weil das al­les zu­tiefst menschklich, men­schen­freund­lich, ohne häme, nur mit ge­le­gent­li­cher self-de­pre­cia­ti­on und gags auf ei­ge­ne kos­ten, nie mit bos­haf­tig­keit oder sar­kas­mus er­zählt wird, macht die se­rie süch­tig.

in deutsch­land fin­det die se­rie auf ma­gen­ta tv statt, fin­det also qua­si nicht statt. bei ama­zon kann man die staf­fel 1 für 10,00 €, staf­fel 2 für 20,00 € und staf­fel 3 nicht kau­fen. das ist furcht­bar scha­de, ab­ner ich kann je­dem se­ri­en­jun­kie emp­feh­len die se­rie für sich per­sön­lich statt­fin­den zu las­sen und sich zu­gang zur se­rie zu ver­schaf­fen. weil es spass macht, weil es er­hellt und froh macht.

die­ser aus­schnitt ist nicht ex­em­pla­risch, wie üb­ri­gens nichts an bet­ter things ex­em­pla­risch oder ste­reo­typ ist, aber er zeigt wie die se­rie funk­tio­niert: sie spielt mit kli­schees und ste­reo­ty­pen und bricht sie auf über­ra­schend fri­sche und nah­ba­re wei­se (und manch­mal walzt sie be­stimm­te gags auch aus).

letz­ter punkt der mich be­geis­tert: das en­sem­ble. nicht nur die be­setzng der fi­gu­ren ist bri­li­ant, die fi­gu­ren sind auch wun­der­bar in sich. selbst die lang­wei­li­gen rol­len ha­ben tie­fe und au­then­ti­zi­tät.

der ent­schei­den­de an­stoss, die se­rie dann tat­säch­lich an­zu­fan­gen zu gu­cken, war üb­ri­gens ein auf­ritt von pa­me­la ad­lon bei jim­my kim­mel in die­sem jahr. die­ser aus­schnitt ist vom letz­ten jahr, aber ich hof­fe er über­zeugt ganz vie­le die se­ri­en zu gu­cken, egal wie und kos­te es was es wol­le.

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(via)


neu­er, lei­ser wlan-ven­ti­la­tor aus chi­na

felix schwenzel in artikel

wir brauch­ten ei­nen neu­en ven­ti­la­tor, weil die som­mer zu heiss ge­wor­den sind und mir der alte ven­ti­la­tor zu laut und der bei­fah­re­rin zu en­er­gie-fres­send wur­de. das an­ge­bot im som­mer in deutsch­land ist ent­täu­schend. bil­li­ger mist, für den man viel geld zah­len soll. kei­ne ver­net­zungs­fä­hig­kei­ten oder fern­steue­run­gen der ven­ti­la­to­ren im preis­seg­ment un­ter 1000 euro.

also, nach lan­gem hin und her, habe ich mir ei­nen ven­ti­la­tor in chi­na be­stellt, für 77,00 € ohne zu­sätz­li­che ver­sand­kos­ten. heu­te kam der ven­ti­la­tor an, er wur­de aus eng­land ge­lie­fert.

der zu­sam­men­bau war wie bei ikea: nicht ganz tri­vi­al, aber gut er­klärt und sau­ber und ver­ständ­lich ab­ge­pack­te ein­zel­tei­le. der ven­ti­la­tor lässt sich mit ein paar knöp­fen be­die­nen und über­zeug­te auch die bei­fah­re­rin, die fürche­te, dass er nicht gut ge­nug wind ma­chen kön­ne. der di­rek­te ver­gleich über­zeug­te sie: der alte bläst ge­nau wie der neue in ei­nem ziem­lich en­gen strahl, aber bei­de bla­sen gleich stark, ob­wohl der alte grös­ser und lau­ter ist.

mit der mi-app las­sen sich nach dem ver­bin­den des ven­ti­la­tors mit dem wlan ein paar mehr fea­tures am ven­ti­la­tor be­die­nen: man kann den win­kel, in dem er ozil­liert ein­stel­len (in schrit­ten von 140° bis 30°), man kann ei­nen „na­tür­li­chen wind“-mo­dus ein­schal­ten, in dem der ven­ti­la­tor auch auf höchs­ter stu­fe nur lei­se und we­nig bläst, bis auf manch­mal, wenn er eine oder zwei leich­te böen si­mu­liert. sehr an­ge­nehm, sehr ver­spielt. eine ti­mer-funk­ti­on ist über die app, aber auch die tas­ten am ven­ti­la­tor be­dien­bar.

in der fritz­box mel­de­te sich der ven­ti­la­tor als „ESP-5AB785“ an, xiao­mi/mi hat hier also ei­nen esp8266 ver­baut. spä­ter, so­bald ich das zu­gangs­to­ken aus ei­nem ipho­ne-back­up ex­tra­hiert habe, über­las­se ich die steue­rung und fern­be­die­nung home-as­sistant, mit die­ser kom­po­nen­te.

in der fritz­box habe ich dem wlan-ven­ti­la­tor al­ler­dings gleich den in­ter­net­zu­gang ge­sperrt. die chi­ne­si­sche firm­ware muss ja nicht un­be­dingt nach hau­se te­le­fo­nie­ren.

ich bin jetzt schon sehr glück­lich mit dem teil. die fei­ne jus­tier­bar­keit der wind­stär­ke, der wind-si­mu­la­ti­ons­mo­dus, die bei­na­he un­be­merk­ba­re ge­räusch­ent­wick­lung, die wlan-fä­hig­keit und (hof­fent­lich) pro­blem­lo­se lo­ka­le steu­er­bar­keit ohne app, per wlan. der ven­ti­la­tor ist zwar zum gros­sen teil aus plas­tik ge­fer­tigt, mit ein biss­chen me­tal im fuss­be­reich, der stan­ge und im mo­tor­be­reich, wirkt aber trotz­dem, wie alle an­de­ren xiao­mi-pro­duk­te die ich bis­her ge­kauft habe, ziem­lich so­li­de und fein und ge­nau ge­ar­bei­tet.


die in­te­gra­ti­on in home-as­sistant war ein (klei­nes) biss­chen fum­me­lig, weil das mo­del (dma­ker.fan.p5) noch nicht von der kom­po­nen­te un­ter­stützt wird. aber weil der git­hub-nut­zer bie­niu die kom­po­nen­te an­ge­passt hat, geht’s.

da­mit konn­te ich den ven­ti­la­tor in die haus-au­to­ma­ti­sie­rung in­te­grie­ren, snips sa­gen, dass sie den ven­ti­la­tor für x mi­nu­ten oder stun­den an­stel­len soll, den ven­ti­la­tor aus­schal­ten wenn das zim­mer leer ist oder den ven­ti­la­tor, wenns sein muss, über ho­me­kit oder das steue­rungs-da­sh­board-ta­blet im zim­mer steu­ern.

die bei­fah­re­rin legt wert dar­auf zu ver­mer­ken, dass sie ei­nen punkt­ab­zug ver­gibt, weil der ven­ti­la­tor so nied­rig ist und sich nicht mit der stan­ge wei­ter hoch stel­len kann. ich hin­ge­gen möch­te ger­ne mehr als die vol­le punkt­zahl ver­ge­ben: ich bin sehr zu­frie­den. die letz­te chan­ce, dass der ven­ti­la­tor jetzt noch ei­ni­ge mei­ner sym­pa­thie-punk­te ver­liert wäre der strom­ver­brauch. den mes­sen wir dem­nächst.


eben den strom­ver­brauch ge­mes­sen, der ven­ti­la­tor braucht, wie vom her­stel­ler an­ge­ge­ben, auf der ni­drigs­ten stu­fe un­ter 2 watt und auf der höchs­ten ca. 5 watt. wenn der „nat­pr­li­che wind­mo­dus“ ak­ti­viert ist, also die stär­ke va­riert, schwankt der ver­brauch auf höchs­ter stu­fe zwi­schen 2 und 5 watt. das ist ziem­lich be­ein­dru­ckend, wenn man be­denkt, dass das alte me­tall­mons­ter wohl gut das zehn­fa­che ver­braucht hat.









also un­ser staub­sauger­ro­bo­ter parkt un­term bett. das ist min­des­tens ge­nau­so be­ein­dru­ckend wie im vi­deo, wenn wir „hey @snips, kannst du mal mar­kus ho­len?“ sa­gen und er fröh­lich pfeif­fend und lär­mend un­term bett her­vor­kriecht.

A bat­ca­ve for your ro­bot va­cu­um? Ama­zing! 🦇 red­dit.com/r/ho­me­au­to­ma­ti… pic.twit­ter.com/2rqyrgWC4w

Home As­sistant (@home_as­sistant22.08.2019 21:23


heu­te früh ge­träumt, ich kön­ne nicht ein­schla­fen. auf­ge­wacht.


in den letz­ten ta­gen mal flei­scher­sät­ze von lidl pro­biert, un­ter an­de­rem „next ge­ne­ra­ti­on“ bur­ger. es gab kei­nen grund zur kla­ge.


Photo by felix schwenzel in Baustelle Berliner Stadtschloss. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

das pflas­ter ist grad ein paar wo­chen alt und wu­chert schon zu. toll!
(bin mal ge­spannt wann die mo­tor­sen­sen­män­ner kom­men)


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Photo by felix schwenzel in U-Bahnhof Mehringdamm. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

‪er­in­nert mich dar­an, dass sprin­ger als pin-ei­gen­tü­mer, noch vor kur­zem ge­gen den min­dest­lohn lob­by­iert hat, um sei­ne „pin­fluen­cer“ wei­ter schlecht be­zah­len zu kön­nen — und jetzt muss man sich auch noch spies­sig ste­chen und arm­tä­to­wie­ren, um in dem la­den ar­bei­ten zu kön­nen.


vol­ker we­ber hat recht.

ap­ple po­si­tio­niert und ver­mark­tet sich seit ei­ner wei­le als pri­vat­s­hä­ren-vor­rei­te­rin, die ein ge­schäfts­mo­del ver­fol­ge, dass es un­nö­tig ma­che be­nut­zer­da­ten zu agg­re­gie­ren, zu spei­chern und zu ver­ar­bei­ten.

mit dem siri-dienst macht ap­ple aber ge­nau das: be­nut­zer­da­ten sam­meln, spei­chern und ver­ar­bei­ten, teil­wei­se auch von men­schen. ja, ap­ple pseu­do- oder a-nony­mi­siert die­se da­ten vor der spei­che­rung und ver­ar­bei­tung, aber ei­nen opt-out aus der spei­che­rung mei­ner stimm­da­ten bie­tet ap­ple nicht an, ge­nau­so we­nig wie trans­pa­renz dar­über, wie lan­ge und wo ge­spei­chert wird.

ich ver­ste­he, dass die­se da­ten­samm­lung ei­ner gu­ten sa­che dient, näm­lich siri und die weck­wort- und sprach­er­ken­nung zu ver­bes­sern. aber im prin­zip macht ap­ple hier nichts an­de­res als die an­de­ren da­ten­sau­ger wie goog­le, face­book oder ama­zon: da­ten­hal­den mit be­nut­zer­da­ten fül­len, ohne ih­nen die mög­lich­keit zu ge­ben die­se da­ten ein­zu­se­hen, zu lö­schen oder — im sin­ne der da­ten­spar­sam­keit — gar nicht erst an­fal­len zu las­sen.

und ge­nau des­halb hat vol­ker we­ber recht, in der stan­dard­ein­stel­lung soll­te die siri-sprach­da­ten-spei­che­rung de­ak­ti­viert sein, auch wenn das be­deu­tet, dass es ap­ple da­mit schwe­rer fällt siri zu ver­bes­sern oder ap­ple an­stren­gun­gen un­ter­neh­men muss, sei­ne kun­den zum da­ten­spen­den, zum opt-in zu er­mun­tern.

und eine mög­lich­keit siri zu be­wer­ten soll­te es für den be­nut­zer selbst auch ge­ben, auch wenn es et­was ir­ri­tie­rend sein wür­de, wenn man stän­dig von sei­ner uhr oder mo­bil­te­le­fon ge­fragt wird: „na? wie war ich?“


Er­wach­sen wie die Ju­gend (t3n 57)

felix schwenzel in t3n

„Tech­nik löst Pro­ble­me, die wir ohne sie gar nicht hät­ten.“ Das ist ein Zi­tat von Ha­rald Lesch, aber ei­gent­lich eine Ab­wand­lung ei­nes sehr al­ten Wit­zes über Com­pu­ter. Ge­nau ge­nom­men ist es vor al­lem eine gro­be Sim­pli­fi­zie­rung der Rea­li­tät. Ver­ein­fa­chung ge­hört nun mal zu Ha­rald Leschs Be­ruf als Fern­seh­er­klär­bär. Denn na­tür­lich löst Tech­nik auch Pro­ble­me, die wir ohne sie hät­ten. An­ders ge­sagt: Ohne Tech­nik hät­ten wir ganz an­de­re Pro­ble­me – vor al­lem nicht we­ni­ger.

Der­sel­ben Lo­gik fol­gend könn­te man üb­ri­gens auch sa­gen, dass wir mit ge­sell­schaft­li­cher Wei­ter­ent­wick­lung auf Pro­ble­me ant­wor­ten müs­sen, die wir ohne den vor­an­ge­gan­ge­nen ge­sell­schaft­li­chen Fort­schritt gar nicht hät­ten. Vie­le Witz­bol­de, Kon­ser­va­ti­ve, Sprach­schüt­zer oder Di­gi­tal­ver­äch­ter tun das auch. Da­bei sind Re­ak­tio­nä­re ei­gent­lich gar nicht ge­gen das Neue, son­dern nur ge­gen das neue Neue. Sie wün­schen sich Zu­stän­de zu­rück, die in der Ver­gan­gen­heit ein­mal neu wa­ren. Das Pro­blem mit die­ser Welt­sicht ist al­ler­dings, dass wir mit Rück­schrit­ten zu al­tem Neu­en viel­leicht ak­tu­el­le Pro­ble­me ab­räu­men kön­nen, aber da­für auch wie­der sehr vie­le alte, da­mals™ un­ge­lös­te Pro­blem­kis­ten öff­nen müss­ten.

Ob­wohl der Pro­blem­lö­sungs­witz oben eine är­ger­li­che Sim­pli­fi­zie­rung ist, hat er, wie fast je­der Witz, doch ei­nen wah­ren Kern. Der bril­lan­te Den­ker, Di­gi­ta­li­sie­rungs­kri­ti­ker und Ego­ma­ne An­drew Keen, der seit Jah­ren die Hy­bris, Ar­ro­ganz, Maß­lo­sig­keit und Ego­ma­nie der Si­li­con-Val­ley-Un­ter­neh­mer kri­ti­si­ert, weist in der Mar­ke­ting­kam­pa­gne für sein neu­es Buch auf ein grund­sätz­li­ches Pro­blem des Fort­schritts hin:

Die Ge­schich­te der Mensch­heit zeigt, dass wir im­mer in die Zu­kunft hin­ein­stol­pern, al­les ka­putt ma­chen und es an­schlie­ßend wie­der in Ord­nung brin­gen müs­sen. Wir ha­ben 50 bis 100 Jah­re ge­braucht, um die Haupt­pro­ble­me des in­dus­tri­el­len Ka­pi­ta­lis­mus zu lö­sen, und mit ei­ni­gen Pro­ble­men be­schäf­ti­gen wir uns heu­te noch, etwa Um­welt­ver­schmut­zung und Kli­ma­wan­del.

Nicht sel­ten fällt es uns schwer, die­se Pro­ble­me über­haupt zu er­ken­nen, weil un­se­re Wahr­neh­mung und der ge­sell­schaft­li­che Fort­schritt nicht mit tech­ni­schen Wei­ter­ent­wick­lun­gen mit­hal­ten kön­nen. Eben­so schwer fällt es uns, be­reits er­kann­te Pro­ble­me an­zu­ge­hen: Lie­ber stol­pern wir wei­ter vor­an – und hal­ten uns, weil wir in Rich­tung Zu­kunft stol­pern, für pro­gres­siv.

Ich glau­be durch­aus, dass wir die Pro­ble­me, die uns Fort­schritt und Tech­no­lo­gie ein­ge­brockt ha­ben, mit mehr ge­sell­schaft­li­chem und tech­ni­schem Fort­schritt lö­sen kön­nen. Die ver­gan­ge­nen Jahr­tau­sen­de ha­ben ge­zeigt, dass das müh­sam ist, aber grund­sätz­lich funk­tio­niert. Die Welt, die Le­bens­si­tua­ti­on der Men­schen, hat sich in den letz­ten Jahr­hun­der­ten durch tech­ni­schen Fort­schritt enorm ver­bes­sert:

  • Wir wer­den mitt­ler­wei­le im Schnitt über 70 Jah­re alt
  • Die Zahl der Men­schen, die in ex­tre­mer Ar­mut le­ben, hat sich in den letz­ten 20 Jah­ren fast hal­biert

Die ak­tu­el­le Kli­ma­kri­se zeigt aber auch, dass Pro­ble­me nicht al­lein über per­sön­li­che (Kon­sum-)Ent­sch­ei­dun­gen ge­löst wer­den kön­nen, son­dern auch ge­sell­schaft­lich, po­li­tisch, am bes­ten glo­bal, an­ge­gan­gen und re­gu­liert wer­den müs­sen.

Nach­dem wir alle die Kli­ma­kri­se jahr­zehn­te­lang ver­drängt und mög­li­che Lö­sungs­an­sät­ze auf­ge­scho­ben und ver­stol­pert ha­ben, ist in den letz­ten Mo­na­ten Er­staun­li­ches ge­sche­hen: Die (frei nach An­drew Keen) an­geb­lich so nar­ziss­ti­sche, Fast-Food-, Ni­ko­tin-, Spiel-, Por­no- und Gad­get-süch­ti­ge Ju­gend for­dert, dass wir un­se­re po­li­ti­sche Ver­ant­wor­tung für die Zu­kunft über­neh­men.

Die Ju­gend, um de­ren Wohl­erge­hen wir uns an­ge­sichts der Di­gi­ta­li­sie­rung und Ver­net­zung, der All­ge­gen­wart von seich­ter Un­ter­hal­tung, Ge­walt und Por­no­gra­fie so gro­ße Sor­gen ge­macht ha­ben, ent­sch­ei­det sich er­staun­lich be­wusst, wel­che Apps oder On­line-Diens­te sie nutzt und auf wel­che sie ver­zich­tet. Sie hat er­kannt, dass die Zu­kunft nicht vor­dring­lich mit Ju­gend­schutz, son­dern mit po­li­ti­schem Han­deln zum Kli­ma­schutz ge­ret­tet wer­den muss. Es ist pa­ra­dox, aber wir le­ben in ei­ner Zeit, in der Ju­gend­li­che den Er­wach­se­nen zei­gen, was es be­deu­tet, er­wach­sen zu han­deln: Näm­lich Tech­no­lo­gie und Fort­schritt nicht als Selbst­zweck zu se­hen, son­dern als Ge­stal­tungs­mit­tel für die Zu­kunft. Wenn wir end­lich so er­wach­sen wer­den wie die Ju­gend, kön­nen wir mit Tech­no­lo­gie auch wie­der Pro­ble­me lö­sen, die wir ohne Tech­no­lo­gie nicht lö­sen könn­ten.


Photo by felix schwenzel on July 28, 2019. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

das ist aus sa­men von ikea ge­wach­sen, die an­geb­lich ro­ter ra­dic­chio (ci­cho­ri­um in­ty­bus fo­lio­sum gra­na­to) sein sol­len. schmeiß ich wohl nach­her zu­sam­men mit cham­pi­gnons in die pfan­ne.


Photo by felix schwenzel on July 27, 2019. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

long term su­per­markt-ba­si­li­kum — ich weiß ja nicht wie es bei an­de­ren läuft, aber mir sind die­se su­per­markt-pflan­zen im­mer nach ein paar ta­gen auf der fens­ter­bank oder dem bal­kon ein­ge­gan­gen. in der kam­mer, un­ter led-licht, ver­sorgt uns die­ses ex­em­plar jetzt schon seit über drei mo­na­ten mit blät­tern. #ltsb


long term su­per­markt-ba­si­li­kum

felix schwenzel in bilder

ich weiß ja nicht wie es bei an­de­ren läuft, aber mir sind die­se su­per­markt-pflan­zen im­mer nach ein paar ta­gen auf der fens­ter­bank oder dem bal­kon ein­ge­gan­gen. in der kam­mer, un­ter led-licht, ver­sorgt uns die­ses ex­em­plar jetzt schon seit über drei mo­na­ten mit blät­tern.

(al­ler­dings dün­ge ich den ba­si­li­kum auch im­mer mit der ikea-vä­xer nähr­lö­sung, die auch die an­de­ren (hy­dro­po­nisch le­ben­den) pflan­zen be­kom­men. aber das licht machts, glau­be ich.)


Photo by felix schwenzel on July 25, 2019. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

mein mit­tag­essen heu­te ist in un­se­rer spei­se­kam­mer ge­wach­sen. #ike­a­v­ä­xer


Photo by felix schwenzel on July 23, 2019. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

zweik­auf


Photo by felix schwenzel on July 22, 2019. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

das lin­ke teil­stück des ge­län­ders zum was­ser am #hum­boldt­fo­rum ist (fast) fer­tig und wirkt sehr viel mas­si­ver als in der vi­sua­li­sie­run­gen.


Photo by felix schwenzel on July 17, 2019. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

mal se­hen wie die in zwei wo­chen schme­cken #spei­se­kam­mer


Photo by felix schwenzel on July 15, 2019. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

gar­ten in der spei­se­kam­mer sei dank #ike­a­v­ä­xer


ent­halt­sam­keit ge­gen die kli­ma­ka­ta­stro­phe?

felix schwenzel in artikel

mich macht das un­re­flek­tier­te wie­der­kau­en von ver­meint­li­chen stu­di­en­ergeb­nis­sen im­mer ein biss­chen ag­gres­siv, aber jour­na­lis­ten schei­nen stu­di­en zu lie­ben. frü­her auf pa­pier, jetzt im netz oder in emails, reis­sen jour­na­lis­ten für eine kna­cki­ge über­schrift, ei­nen schluss­gag oder auf­hän­ger, sät­ze aus zu­sam­men­fas­sun­gen aus dem zu­sam­men­hang und wer­fen sie dem le­ser oder zu­schau­er vor. so auch heu­te im ta­ges­spie­gel check­point:

[…] Ge­ra­de ver­öf­fent­lich­te Zah­len ei­nes fran­zö­si­schen Think Tanks sol­len be­le­gen, dass Vi­deo­strea­ming je­des Jahr 305 Mil­lio­nen Ton­nen Koh­len­di­oxid ver­ur­sacht – was fast ein Pro­zent des welt­wei­ten Aus­sto­ßes sei (laut „The New Sci­en­tist“).

lo­bend er­wäh­nen muss ich na­tür­lich, dass der check­point die quel­le ver­linkt und mit der for­mu­lie­rung „sol­len be­le­gen“ dar­auf hin­weist, dass zah­len aus stu­di­en, re­ports oder schluss­ab­sät­zen im­mer mit vor­sicht oder ein paar gramm salz zu ge­nies­sen sind. auf die furcht­bar ver­un­glück­te und ver­klemm­te por­no-schluss­poin­te von björn see­ling möch­te ich ei­gent­lich nicht ge­son­dert hin­wei­sen, weil die poin­ten von björn see­ling im­mer klem­men. aber ich zi­tie­re sie trotz­dem kurz, weil nicht nur die poin­te klemmt, son­dern auch der in­halt:

Vor­schlag des Think Tanks, um CO₂ ein­zu­spa­ren: die Da­ten­men­ge durch ge­rin­ge­re Auf­lö­sung der Vi­de­os ver­klei­nern. Gilt na­tür­lich nicht nur für die ganz schar­fen.

(2 von mir tie­fer­ge­setzt, fet­tun­gen von björn see­ling)

die stu­die, oder der re­port, wie the shift pro­ject die ver­öf­fent­li­chung nennt, schlägt näm­lich gar nicht vor auf­lö­sun­gen von on­line-vi­de­os zu ver­klei­nern, son­dern man schlägt di­gi­ta­le ent­halt­sam­keit („Di­gi­tal so­brie­ty“) vor. um den re­port zu er­gän­zen, lie­fert the shift tank the shift pro­ject al­ler­dings drei „werk­zeu­ge,“ um nut­zerïn­nen und bür­gerïn­nen die ver­steck­ten um­welt­be­las­tun­gen von di­gi­ta­len tech­no­lo­gien zu zei­gen („to reve­al the hid­den en­vi­ron­men­tal im­pact of di­gi­tal tech­no­lo­gy to users and ci­ti­zens“):

ich be­zweif­le, dass björn see­ling oder das shift pro­jekt glau­ben, dass eine drei­seit­ge pdf-an­lei­tung et­was ist, auf das you­tube, net­flix oder ama­zon prime ge­war­tet ha­ben, um das ge­wicht ih­rer an­ge­bo­te zu re­du­zie­ren. tat­säch­lich ste­cken die platt­for­men be­reits seit ei­ni­gen jah­ren geld und ent­wick­lung in die op­ti­mie­rung von kom­pri­mie­rungs­al­go­rith­men und ef­fi­zi­en­te­re aus­lie­fe­rung — nicht nur auf­merk­sam­keit be­deu­tet geld für die plat­for­men, auch op­ti­mier­te ge­schwin­dig­keit und re­sour­cen­nut­zung. das pdf rich­tet sich eher an leu­te die ihre ei­ge­nen por­nos dre­hen ihre selbst­ge­mach­ten vi­de­os erst­mal selbst op­ti­mie­ren möch­ten, be­vor sie sie auf you­tube oder vi­meo la­den, um sie dort noch­mal op­ti­mie­ren zu las­sen und aus­lie­fern zu las­sen. im pdf wird üb­ri­gens auch er­klärt, wie der au­tor des pdf es schaff­te 16 sei­ner vi­meo-vi­de­os so zu op­ti­mie­ren, dass er am ende im schnitt 25% der vi­deo-da­tei­grös­se ein­spar­te: 11 wur­den er­folg­reich um 50 bis 90 pro­zent in der grös­se re­du­ziert, zwei lies­sen sich nicht wei­ter op­ti­mie­ren und drei hat er ge­löscht: „Re­du­cing the weight of vi­de­os on­line the­r­e­fo­re be­g­ins by as­king the ques­ti­on of the useful­ness of their on­line pre­sence.“

das ist die hal­tung, bzw. der lö­sungs­an­satz, der sich durch den gan­zen re­port „The Un­sus­tainable Use Of On­line Vi­deo“ zieht: di­gi­ta­le, per­sön­li­che ent­halt­sam­keit. statt mit dem SUV mal zu fuss zum su­per­markt ge­hen um qui­noa zu kau­fen, müll­tren­nung und das eine oder an­de­re vi­deo bei you­tube lö­schen, um das kli­ma zu ret­ten.

mich er­in­nert das fa­tal an die nar­ra­ti­ve die uns die öl­in­dus­trie, die au­to­in­dus­trie oder die kunst­off pro­du­zie­ren­de in­dus­trie ins kol­lek­ti­ve ge­wis­sen ge­häm­mert ha­ben: das elend der welt ist kein po­li­ti­sches pro­blem, son­dern ein pro­blem in­di­vi­du­el­ler schuld. fah­r­ad­fah­ren und zu fuss ge­hen wird si­che­rer, wenn wir vor­sich­ti­ger und um­sich­ti­ger sind und uns bei­spiels­wei­se mit hel­men schüt­zen, nicht etwa durch tem­po­li­mits, fahr­ver­bo­te, ge­trenn­te fahr­rad­weg­net­ze. müll­ber­ge aus kunst­off sind ein pro­blem weil wir den müll nicht gut ge­nug tren­nen, zu ver­pa­ckungs­in­ten­siv ein­kau­fen oder un­se­re plas­tik­zahn­bürs­ten schon nach 6 wo­chen wech­seln, nicht etwa weil die in­dus­trie jede re­gu­lie­rung der kunst­off­pro­duk­ti­on weg­lob­by­iert hat oder sich mit grü­nen punk­ten jahr­zehn­te­lang weiss­ge­wa­schen hat.

und der kli­ma­wan­del: na­tür­lich auch die schuld ei­nes je­den ein­zel­nen, wer net­flix guckt, mal in den ur­laub fliegt oder we­gen nicht vor­han­de­nem oder nicht funk­tio­nie­ren­den öf­fent­li­chem nah­ver­kehr mit dem auto pen­delt ist schuld am kli­ma­wan­del. dass mehr oder we­ni­ger alle po­li­ti­schen fra­ge­stel­lun­gen und in­itia­ti­ven zum kli­ma­wan­del seit jahr­zehn­ten aus­ge­klam­mert, aus­ge­ses­sen, ver­harm­lost oder igno­riert wur­den ist se­kun­där.

ganz iro­nie­los be­schreibt die­ser ar­ti­kel der kli­ma­ak­ti­vis­tin mary an­nai­se he­glar, dass das pro­blem nicht in­di­vi­du­el­le schuld ist, son­dern dass die kli­ma­ka­ta­stro­phe eben nur po­li­tisch ge­löst wer­den kann: »Stop ob­ses­sing over your en­vi­ron­men­tal sins. Fight the oil and gas in­dus­try in­s­tead.«


dass das in­ter­net un­ge­heu­er viel en­er­gie ver­braucht steht aus­ser fra­ge, eben­so, dass vi­deo-strea­ming mitt­ler­wei­le mehr als die hälf­te des ge­sam­ten netz­werk­ver­kehrs aus­macht. der re­port spricht auch the­men an, die in al­ler brei­te dis­kus­si­ons­wür­dig sind, wie „dunk­le de­sign mus­ter“ (dark de­sign pat­terns), die be­nut­zer mög­lichst lan­ge auf den je­wei­li­gen plat­for­men hal­ten sol­len: au­to­play, end­los-scrol­ling, eine ath­mo­sphä­re von dring­lich­keit. nur sind die­se de­sign-mus­ter eben nichts neu­es, auch das alte fern­se­hen nutzt bis heu­te au­to­play, setzt al­les dar­an, den zu­schau­er so lan­ge wie mög­lich am schirm zu hal­ten und die auf­merk­sam­keit ein­zu­fan­gen. auch sen­de­mas­ten und ana­lo­ge fern­seh­ge­rä­te ver­brauch­ten strom und ta­ges­zei­tun­gen (wie der ta­ges­spie­gel) sind, selbst nach ei­ner stu­die die die pa­pier­ver­ar­bei­ten­de in­dus­trie in auf­trag ge­ge­ben hat, eher kei­ne CO₂-mus­ter­kna­ben:

Die Print­zei­tung ver­braucht im Ver­gleich zur On­line-Zei­tung deut­lich mehr Pri­mär­ener­gie. Der Car­bon Foot­print ist eben­falls grö­ßer. Die Ge­samt­um­welt­be­las­tung ist bei der ge­druck­ten Zei­tung auch hö­her. Das al­les spricht ge­gen die ge­druck­te Zei­tung.

(wenn man eine ge­druck­te zei­tung län­ger als eine hal­be stun­de liest oder sie noch von 2,2 an­de­ren leu­ten le­sen lässt ver­bes­sert sich die öko­bi­lanz der ge­druck­ten zei­tung.)

dass vi­deo­strea­ming je­des jahr „305 Mil­lio­nen Ton­nen Koh­len­di­oxid“ ver­ur­sacht, dass die pro­duk­ti­on von zei­tun­gen auch CO₂ ver­ur­sacht, oder, pre­vious­ly, dass bit­co­in-mi­ning irre viel strom ver­braucht, sind fest­stel­lun­gen die dem kli­ma­schutz nicht hel­fen, weil sie stroh­mann-ar­gu­men­te sind. sie sug­ge­rie­ren dass es leicht iden­ti­fi­zier­ba­re schul­di­ge gibt, leu­te die bit­co­ins ab­bau­en, leu­te die net­flix oder por­nos gu­cken oder sich nach­rich­ten auf ge­bleich­tem alta­pa­pier kau­fen. sie sug­ge­rie­ren, dass wir, je­der ein­zel­ne von uns, selbst schuld sind und dass er­zie­hung, auf­klä­rung und ent­halt­sam­keit lö­sun­gen sein kön­nen.

da­bei liegt die lö­sung auf der hand: sie ist po­li­ti­scher, ge­sell­schaft­li­cher na­tur. die po­li­tik muss da­für sor­gen ihre viel zu be­schei­de­nen und nied­ri­gen kli­ma­schutz­zie­le zu er­fül­len, wir müs­sen weg vom ver­bren­nungs­mo­tor, wir müs­sen den in­di­vi­du­al­ver­kehr mit re­gu­lie­rung re­du­zie­ren (we­ni­ger au­tos wa­gen) und bes­se­re, viel bes­se­re öf­fent­li­che ver­kehrs­lö­sun­gen schaf­fen. die ma­schi­nen­räu­me des in­ter­nets müs­sen mit po­li­ti­schen mit­teln dazu ge­bracht wer­den en­er­ge­tisch ef­fi­zi­en­ter zu wer­den und aus mehr und mehr re­ge­ne­ra­ti­ven en­er­gie­quel­len ge­speist zu wer­den. goog­le rühmt sich da­mit be­reits 30% ih­rer „an­la­gen“ mit er­neu­er­ba­rer en­er­gie zu ver­sor­gen. mit ent­spre­chen­dem pol­ti­schen druck und ernst­haf­ten schrit­ten in rich­tung ei­ner en­er­gie­wen­de soll­te da noch ei­ni­ges zu ma­chen sein.

wir alle müs­sen am gros­sen po­li­ti­schen rad dre­hen, statt nur ent­halt­sa­mer zu le­ben. nichts ge­gen ent­halt­sam­keit, wer sich da­für ent­schei­det sei­nen öko­lo­gi­schen fuss­ab­druck zu re­du­zie­ren, sei es durch ver­zicht, ver­nunft oder spar­sam­keit, ver­dient re­spekt. mir geht das wort nach­hal­tig­keit nur schwer über die lip­pen, aber wenn wir un­se­ren kon­sum, un­ser ei­ge­nes le­ben et­was mehr auf re­sour­cen­scho­nung und ver­träg­lich­keit mit der zu­kunft ab­stim­men, ist das kein schritt in die fal­sche rich­tung — so­lan­ge es eben nicht der ein­zi­ge schritt ist und wir nicht die po­li­ti­sche di­men­si­on aus den au­gen ver­lie­ren.

und zum the­ma di­gi­ta­le ent­halt­sam­keit: ich glau­be, dass es wirk­lich sehr, sehr we­ni­ge er­folgs­ge­schich­ten der ent­halt­sam­keit gibt. die ka­tho­li­sche kir­che dürf­te das bes­te bei­spiel da­für sein, denn sie hat ei­nen meh­re­re tau­send jah­re lan­gen feld­ver­such un­ter­nom­men, der ziem­lich deut­lich zu zei­gen scheint, dass ent­halt­sam­keit ge­sell­schaft­lich und po­li­tisch kei­ne lö­sung ist, son­dern im ge­gen­teil, die pro­ble­me nur ver­la­gert und ver­schärft.


ich habe ver­sucht den gan­zen re­port von the shift pro­ject zu le­sen. das wur­de er­schwert durch eine un­ge­mein sper­ri­ge spra­che und er­mü­den­de wie­der­ho­lun­gen. ich kann aber gu­ten ge­wis­sens be­haup­ten, dass ich die stu­die sorg­fäl­ti­ger ge­le­sen habe als die au­toren selbst. hät­ten die ihr kon­vo­lut noch­mal vor der ver­öfent­li­chung als PDF ge­le­sen, wä­ren ih­nen viel­leicht auch ab­sät­ze wie die­ser auf­ge­fal­len:

strea­ming sites, of “tube” type (cf. Err­eur ! Source du ren­voi in­trou­va­ble..Err­eur ! Source du ren­voi in­trou­va­ble..Err­eur ! Source du ren­voi in­trou­va­ble. “Err­eur ! Source du ren­voi in­trou­va­ble.”, p. Err­eur ! Si­gnet non dé­fi­ni.), have re­vo­lu­tio­ni­zed the con­sump­ti­on of por­no­gra­phy by ma­king ac­cess to it by any smart­phone, in­clu­ding by child­ren and ado­le­s­cents, simp­le and free.

mir graust es auch vor ar­gu­men­ta­ti­ons­mus­tern wie die­sem, dass mich an die po­li­ti­sche spin­dok­tor-dre­he­rei der te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons-in­dus­trie zur ab­schaff­fung der netz­neu­tra­li­tät er­in­nert:

Not choo­sing me­ans po­ten­ci­al­ly al­lo­wing por­no­gra­phy to me­cha­ni­cal­ly li­mit the band­width available for te­le­me­di­ci­ne, or al­low the use of Net­flix to li­mit ac­cess to Wi­ki­pe­dia.

die ähn­lich­keit der ar­gu­men­ta­ti­ons­mus­ter des shift pro­ject mit de­nen gros­ser in­dus­trie-lob­by-ver­ei­nen macht mich stut­zig. wie sich das pro­jekt fi­nan­ziert habe ich auf the­shift­pro­ject.org nicht her­aus­fin­den kön­nen. die wi­ki­pe­dia deu­tet le­dig­lich an, wo­her das geld kommt: „The Shift Pro­ject is fun­ded by cor­po­ra­te spon­sors.“

wahr­schein­lich sind die ar­gu­men­te des shift pro­jects aber ein­fach nur so schwach, weil man nicht ge­nug in­dus­trie­geld ein­sam­meln konn­te um sich über ent­halt­sam­keit hin­aus­ge­hen­de ge­dan­ken zu ma­chen. po­si­tiv ist üb­ri­gens zu ver­mer­ken, dass das vi­deo des pro­jekts mit bis­her le­dig­lich knapp 4000 views auf you­tube bei­na­he kli­ma­neu­tral ist und da­mit erst 35 ki­lo­gramm CO₂ aus­ge­stos­sen hat. al­ler­dings könn­te das ver­lin­ken des vi­de­os nach an­sicht des shift-pro­jekts ei­ner kli­ma­sün­de gleich­kom­men.