auch ein grund, warum sich sehr wenige frauen für DIY & heimautomatisierung interessieren, ist wahrscheinlich der altherrenhumor der männer die sich damit beschäftigen und drüber schreiben. ich musste diesen artikel hier aufhören zu lesen und darüber nachdenken …
Vorher kannst du die Chance nutzen und eventuell noch weitere Dinge vergraben, z. B. Stromkabel für die Gartenbeleuchtung oder die Exfreundin.
Hab mich im Nachgang wahnsinnig geärgert das ich es nicht gemacht habe. Also das mit den Stromkabeln.
… überlegt hat vielleicht sowas zu schreiben:
Vorher kannst du die Chance nutzen und eventuell noch weitere Dinge vergraben, z. B. Stromkabel für die Gartenbeleuchtung oder den Hund der Nachbarn.
Vorher kannst du die Chance nutzen und eventuell noch weitere Dinge vergraben, z. B. Stromkabel für die Gartenbeleuchtung oder den Hamster der Kinder.
die sache ist ja, über die misshandlung von hunden macht man im internet keine witze, weil man sich damit garantiert und dauerhaft bei ungefähr allen menschen sofort unbeliebt macht; mindestens so unbeliebt wie bei tatsächlicher misshandlung von hunden. darüber, die hamster der kinder zu vergraben oder eben den nachbarshund, würde auch deshalb niemand witze machen, weil jeder, der einigermassen bei sinnen ist, beim schreiben sofort merken würde wie grausam und gemein das wäre. so ein witz wäre das risiko sich zum idioten zu machen nicht wert, zumal der gag wahrscheinlich sogar für luke mockridge zu schlecht gewesen wäre.
bei witzen über frauen ist das anders. da muss man sich keine grossen sorgen machen sich zum idioten zu machen, wenn man schenkelklopfend mit tötungsabsichten der „ex“ spielt oder im kopf des lesers potenziel misshandlungsphantasien anregt. solche witze haben doch schon die vatersväter gemacht, macht doch jeder, selbst mario barth wagt es gelegentlich bei diesem thema die selbstgesetzten grenzen zu überschreiten. wird man ja wohl noch …?
es scheint tatsächlich noch immer so zu sein, dass viele männer bei witzen über misshandlung von frauen nach wie vor fest mit dem verständnis der leser rechnen und damit ein ziemlich tief sitzendes strukturelles problem sichtbar machen.
und dieses problem ist nicht, dass im internet niemand ironie erkennen würde, sondern auch, dass frauen, wenn sie sich von männern abwenden (zur „ex“ werden) schnell unter das respekt-level von hunden und hamstern zu rutschen scheinen.
es gibt viele serien, die die beifahrein liebt und die ich nicht ertrage. und umgekehrt. auch deshalb schauen wir getrennt fernsehen. von better things war die beifahrerin allerdings so begeistert, dass sie mich quasi dazu zwang die serie auch anzusehen, nachdem sie drei staffeln in wenigen tagen eingeatmet hatte (nachdem ihr die serie von stefan niggemeier und sarah kuttner empfohlen wurde).
tatsächlich hat die serie viele elemete die ich sehr schätze: jede folge ist kurz und funktioniert für sich selbst, es gibt aber einige rote fäden die sich durch die staffeln ziehen. die serie behandelt probleme und ist teilweise dramatisch, aber keine folge endet mit einem schlechten gefühl. die serie erklärt nichts, keine gags, keine andeutungen oder referenzen, sie erklärt noch nicht mal was gerade passiert. sie zeigt es einfach und wenn man das was passiert, einen gag, eine andeutung nicht versteht, dann ist das ok, weil gleich wieder was passiert. so wie in jedermanns und jederfraus alltag.
die serie hat keinen soundtrack, aber ab und zu spielt musik. die serie hat einen vorspann, manchmal wird der tatsächlich auch am anfang gezeigt, meistens mittendrin.
um ein haar habe ich die serie nicht angefangen zu sehen, weil nicht wenige die serie mit louis cks louie vergleichen und die hauptdarstellerin und produzentin der serie mit louis ck befreundet ist. die imdb listet louis ck auch tatsächlich als co-produzenten auf, aber das merkt man zum glück nicht.
statt mit louis ck würde ich die serie am ehesten mit frasier vergleichen. der minimalsimus, die brillianten drehbücher, aber vor allem die menschenfreundlichkeit der serie setzen in den neunzigern masstäbe. auch den autoren von frasier war es egal, wenn nicht alle einen gag oder eine andeutung verstanden — und auch wenn hin und wieder gags ausgewalzt wurden, war die serie gespickt mit andeutungen und versteckten referenzen. aber vor allem fand man in frasier immer jemanden, mit dem man sich identifizieren konnte. die serie, die geschichten, die probleme und situationen waren nahbar, nachvollziehbar, echt und auf eine art authentisch.
better things transformiert das gute von frasier aus den 90ern ins jetzt, lässt das publikum weg, verzichtet aufs komödiantische (aber nicht den witz) und konzentriert sich auf das verdichten von alltag.
und genau darum geht es in better things: alltag. der verdichtete alltag von sam fox, der möglicherweise autobiografische elemente aus dem leben von pamela adlon enthält, was aber wiederum völlig egal ist, weil dieser alltag eben nahbar, nachvollziehbar, identifizierbar ist. die wenigsten menschen arbeiten in hollywood als mittelerfolgreiche schauspielerïn, nicht alle menschen haben drei töchter und erziehen die alleine, aber jeder scheitert hin und wieder an seinen ansprüchen und versucht im alltag das beste draus zu machen und dabei möglichst ein bisschen spass zu haben.
weil dieser alltag durch die brilliante, unprätentiöse und zeigefingerlose erzählweise verdichtet ist und diesen gescripteten alltag nach subtilen gags und absurditäten abklopft, macht das zusehen wirklich spass. weil das alles zutiefst menschklich, menschenfreundlich, ohne häme, nur mit gelegentlicher self-depreciation und gags auf eigene kosten, nie mit boshaftigkeit oder sarkasmus erzählt wird, macht die serie süchtig.
in deutschland findet die serie auf magenta tv statt, findet also quasi nicht statt. bei amazon kann man die staffel 1 für 10,00 €, staffel 2 für 20,00 € und staffel 3 nicht kaufen. das ist furchtbar schade, abner ich kann jedem serienjunkie empfehlen die serie für sich persönlich stattfinden zu lassen und sich zugang zur serie zu verschaffen. weil es spass macht, weil es erhellt und froh macht.
dieser ausschnitt ist nicht exemplarisch, wie übrigens nichts an better things exemplarisch oder stereotyp ist, aber er zeigt wie die serie funktioniert: sie spielt mit klischees und stereotypen und bricht sie auf überraschend frische und nahbare weise (und manchmal walzt sie bestimmte gags auch aus).
letzter punkt der mich begeistert: das ensemble. nicht nur die besetzng der figuren ist briliant, die figuren sind auch wunderbar in sich. selbst die langweiligen rollen haben tiefe und authentizität.
der entscheidende anstoss, die serie dann tatsächlich anzufangen zu gucken, war übrigens ein aufritt von pamela adlon bei jimmy kimmel in diesem jahr. dieser ausschnitt ist vom letzten jahr, aber ich hoffe er überzeugt ganz viele die serien zu gucken, egal wie und koste es was es wolle.
wir brauchten einen neuen ventilator, weil die sommer zu heiss geworden sind und mir der alte ventilator zu laut und der beifahrerin zu energie-fressend wurde. das angebot im sommer in deutschland ist enttäuschend. billiger mist, für den man viel geld zahlen soll. keine vernetzungsfähigkeiten oder fernsteuerungen der ventilatoren im preissegment unter 1000 euro.
also, nach langem hin und her, habe ich mir einen ventilator in china bestellt, für 77,00 € ohne zusätzliche versandkosten. heute kam der ventilator an, er wurde aus england geliefert.
der zusammenbau war wie bei ikea: nicht ganz trivial, aber gut erklärt und sauber und verständlich abgepackte einzelteile. der ventilator lässt sich mit ein paar knöpfen bedienen und überzeugte auch die beifahrerin, die fürchete, dass er nicht gut genug wind machen könne. der direkte vergleich überzeugte sie: der alte bläst genau wie der neue in einem ziemlich engen strahl, aber beide blasen gleich stark, obwohl der alte grösser und lauter ist.
mit der mi-app lassen sich nach dem verbinden des ventilators mit dem wlan ein paar mehr features am ventilator bedienen: man kann den winkel, in dem er ozilliert einstellen (in schritten von 140° bis 30°), man kann einen „natürlichen wind“-modus einschalten, in dem der ventilator auch auf höchster stufe nur leise und wenig bläst, bis auf manchmal, wenn er eine oder zwei leichte böen simuliert. sehr angenehm, sehr verspielt. eine timer-funktion ist über die app, aber auch die tasten am ventilator bedienbar.
in der fritzbox meldete sich der ventilator als „ESP-5AB785“ an, xiaomi/mi hat hier also einen esp8266 verbaut. später, sobald ich das zugangstoken aus einem iphone-backup extrahiert habe, überlasse ich die steuerung und fernbedienung home-assistant, mit dieser komponente.
in der fritzbox habe ich dem wlan-ventilator allerdings gleich den internetzugang gesperrt. die chinesische firmware muss ja nicht unbedingt nach hause telefonieren.
ich bin jetzt schon sehr glücklich mit dem teil. die feine justierbarkeit der windstärke, der wind-simulationsmodus, die beinahe unbemerkbare geräuschentwicklung, die wlan-fähigkeit und (hoffentlich) problemlose lokale steuerbarkeit ohne app, per wlan. der ventilator ist zwar zum grossen teil aus plastik gefertigt, mit ein bisschen metal im fussbereich, der stange und im motorbereich, wirkt aber trotzdem, wie alle anderen xiaomi-produkte die ich bisher gekauft habe, ziemlich solide und fein und genau gearbeitet.
damit konnte ich den ventilator in die haus-automatisierung integrieren, snips sagen, dass sie den ventilator für x minuten oder stunden anstellen soll, den ventilator ausschalten wenn das zimmer leer ist oder den ventilator, wenns sein muss, über homekit oder das steuerungs-dashboard-tablet im zimmer steuern.
die beifahrerin legt wert darauf zu vermerken, dass sie einen punktabzug vergibt, weil der ventilator so niedrig ist und sich nicht mit der stange weiter hoch stellen kann. ich hingegen möchte gerne mehr als die volle punktzahl vergeben: ich bin sehr zufrieden. die letzte chance, dass der ventilator jetzt noch einige meiner sympathie-punkte verliert wäre der stromverbrauch. den messen wir demnächst.
eben den stromverbrauch gemessen, der ventilator braucht, wie vom hersteller angegeben, auf der nidrigsten stufe unter 2 watt und auf der höchsten ca. 5 watt. wenn der „natprliche windmodus“ aktiviert ist, also die stärke variert, schwankt der verbrauch auf höchster stufe zwischen 2 und 5 watt. das ist ziemlich beeindruckend, wenn man bedenkt, dass das alte metallmonster wohl gut das zehnfache verbraucht hat.
also unser staubsaugerroboter parkt unterm bett. das ist mindestens genauso beeindruckend wie im video, wenn wir „hey @snips, kannst du mal markus holen?“ sagen und er fröhlich pfeiffend und lärmend unterm bett hervorkriecht.
erinnert mich daran, dass springer als pin-eigentümer, noch vor kurzem gegen den mindestlohn lobbyiert hat, um seine „pinfluencer“ weiter schlecht bezahlen zu können — und jetzt muss man sich auch noch spiessig stechen und armtätowieren, um in dem laden arbeiten zu können.
volker weber hat recht.
apple positioniert und vermarktet sich seit einer weile als privatshären-vorreiterin, die ein geschäftsmodel verfolge, dass es unnötig mache benutzerdaten zu aggregieren, zu speichern und zu verarbeiten.
mit dem siri-dienst macht apple aber genau das: benutzerdaten sammeln, speichern und verarbeiten, teilweise auch von menschen. ja, apple pseudo- oder a-nonymisiert diese daten vor der speicherung und verarbeitung, aber einen opt-out aus der speicherung meiner stimmdaten bietet apple nicht an, genauso wenig wie transparenz darüber, wie lange und wo gespeichert wird.
ich verstehe, dass diese datensammlung einer guten sache dient, nämlich siri und die weckwort- und spracherkennung zu verbessern. aber im prinzip macht apple hier nichts anderes als die anderen datensauger wie google, facebook oder amazon: datenhalden mit benutzerdaten füllen, ohne ihnen die möglichkeit zu geben diese daten einzusehen, zu löschen oder — im sinne der datensparsamkeit — gar nicht erst anfallen zu lassen.
und genau deshalb hat volker weber recht, in der standardeinstellung sollte die siri-sprachdaten-speicherung deaktiviert sein, auch wenn das bedeutet, dass es apple damit schwerer fällt siri zu verbessern oder apple anstrengungen unternehmen muss, seine kunden zum datenspenden, zum opt-in zu ermuntern.
und eine möglichkeit siri zu bewerten sollte es für den benutzer selbst auch geben, auch wenn es etwas irritierend sein würde, wenn man ständig von seiner uhr oder mobiltelefon gefragt wird: „na? wie war ich?“
„Technik löst Probleme, die wir ohne sie gar nicht hätten.“ Das ist ein Zitat von Harald Lesch, aber eigentlich eine Abwandlung eines sehr alten Witzes über Computer. Genau genommen ist es vor allem eine grobe Simplifizierung der Realität. Vereinfachung gehört nun mal zu Harald Leschs Beruf als Fernseherklärbär. Denn natürlich löst Technik auch Probleme, die wir ohne sie hätten. Anders gesagt: Ohne Technik hätten wir ganz andere Probleme – vor allem nicht weniger.
Derselben Logik folgend könnte man übrigens auch sagen, dass wir mit gesellschaftlicher Weiterentwicklung auf Probleme antworten müssen, die wir ohne den vorangegangenen gesellschaftlichen Fortschritt gar nicht hätten. Viele Witzbolde, Konservative, Sprachschützer oder Digitalverächter tun das auch. Dabei sind Reaktionäre eigentlich gar nicht gegen das Neue, sondern nur gegen das neue Neue. Sie wünschen sich Zustände zurück, die in der Vergangenheit einmal neu waren. Das Problem mit dieser Weltsicht ist allerdings, dass wir mit Rückschritten zu altem Neuen vielleicht aktuelle Probleme abräumen können, aber dafür auch wieder sehr viele alte, damals™ ungelöste Problemkisten öffnen müssten.
Obwohl der Problemlösungswitz oben eine ärgerliche Simplifizierung ist, hat er, wie fast jeder Witz, doch einen wahren Kern. Der brillante Denker, Digitalisierungskritiker und Egomane Andrew Keen, der seit Jahren die Hybris, Arroganz, Maßlosigkeit und Egomanie der Silicon-Valley-Unternehmer kritisiert, weist in der Marketingkampagne für sein neues Buch auf ein grundsätzliches Problem des Fortschritts hin:
Die Geschichte der Menschheit zeigt, dass wir immer in die Zukunft hineinstolpern, alles kaputt machen und es anschließend wieder in Ordnung bringen müssen. Wir haben 50 bis 100 Jahre gebraucht, um die Hauptprobleme des industriellen Kapitalismus zu lösen, und mit einigen Problemen beschäftigen wir uns heute noch, etwa Umweltverschmutzung und Klimawandel.
Nicht selten fällt es uns schwer, diese Probleme überhaupt zu erkennen, weil unsere Wahrnehmung und der gesellschaftliche Fortschritt nicht mit technischen Weiterentwicklungen mithalten können. Ebenso schwer fällt es uns, bereits erkannte Probleme anzugehen: Lieber stolpern wir weiter voran – und halten uns, weil wir in Richtung Zukunft stolpern, für progressiv.
Ich glaube durchaus, dass wir die Probleme, die uns Fortschritt und Technologie eingebrockt haben, mit mehr gesellschaftlichem und technischem Fortschritt lösen können. Die vergangenen Jahrtausende haben gezeigt, dass das mühsam ist, aber grundsätzlich funktioniert. Die Welt, die Lebenssituation der Menschen, hat sich in den letzten Jahrhunderten durch technischen Fortschritt enorm verbessert:
Wir werden mittlerweile im Schnitt über 70 Jahre alt
Die Zahl der Menschen, die in extremer Armut leben, hat sich in den letzten 20 Jahren fast halbiert
Die aktuelle Klimakrise zeigt aber auch, dass Probleme nicht allein über persönliche (Konsum-)Entscheidungen gelöst werden können, sondern auch gesellschaftlich, politisch, am besten global, angegangen und reguliert werden müssen.
Nachdem wir alle die Klimakrise jahrzehntelang verdrängt und mögliche Lösungsansätze aufgeschoben und verstolpert haben, ist in den letzten Monaten Erstaunliches geschehen: Die (frei nach Andrew Keen) angeblich so narzisstische, Fast-Food-, Nikotin-, Spiel-, Porno- und Gadget-süchtige Jugend fordert, dass wir unsere politische Verantwortung für die Zukunft übernehmen.
Die Jugend, um deren Wohlergehen wir uns angesichts der Digitalisierung und Vernetzung, der Allgegenwart von seichter Unterhaltung, Gewalt und Pornografie so große Sorgen gemacht haben, entscheidet sich erstaunlich bewusst, welche Apps oder Online-Dienste sie nutzt und auf welche sie verzichtet. Sie hat erkannt, dass die Zukunft nicht vordringlich mit Jugendschutz, sondern mit politischem Handeln zum Klimaschutz gerettet werden muss. Es ist paradox, aber wir leben in einer Zeit, in der Jugendliche den Erwachsenen zeigen, was es bedeutet, erwachsen zu handeln: Nämlich Technologie und Fortschritt nicht als Selbstzweck zu sehen, sondern als Gestaltungsmittel für die Zukunft. Wenn wir endlich so erwachsen werden wie die Jugend, können wir mit Technologie auch wieder Probleme lösen, die wir ohne Technologie nicht lösen könnten.
das ist aus samen von ikea gewachsen, die angeblich roter radicchio (cichorium intybus foliosum granato) sein sollen. schmeiß ich wohl nachher zusammen mit champignons in die pfanne.
long term supermarkt-basilikum — ich weiß ja nicht wie es bei anderen läuft, aber mir sind diese supermarkt-pflanzen immer nach ein paar tagen auf der fensterbank oder dem balkon eingegangen. in der kammer, unter led-licht, versorgt uns dieses exemplar jetzt schon seit über drei monaten mit blättern. #ltsb
ich weiß ja nicht wie es bei anderen läuft, aber mir sind diese supermarkt-pflanzen immer nach ein paar tagen auf der fensterbank oder dem balkon eingegangen. in der kammer, unter led-licht, versorgt uns dieses exemplar jetzt schon seit über drei monaten mit blättern.
(allerdings dünge ich den basilikum auch immer mit der ikea-växer nährlösung, die auch die anderen (hydroponisch lebenden) pflanzen bekommen. aber das licht machts, glaube ich.)
mein mittagessen heute ist in unserer speisekammer gewachsen. #ikeaväxer
zweikauf
das linke teilstück des geländers zum wasser am #humboldtforum ist (fast) fertig und wirkt sehr viel massiver als in der visualisierungen.
mich macht das unreflektierte wiederkauen von vermeintlichen studienergebnissen immer ein bisschen aggressiv, aber journalisten scheinen studien zu lieben. früher auf papier, jetzt im netz oder in emails, reissen journalisten für eine knackige überschrift, einen schlussgag oder aufhänger, sätze aus zusammenfassungen aus dem zusammenhang und werfen sie dem leser oder zuschauer vor. so auch heute im tagesspiegel checkpoint:
[…] Gerade veröffentlichte Zahlen eines französischen Think Tanks sollen belegen, dass Videostreaming jedes Jahr 305 Millionen Tonnen Kohlendioxid verursacht – was fast ein Prozent des weltweiten Ausstoßes sei (laut „The New Scientist“).
lobend erwähnen muss ich natürlich, dass der checkpoint die quelle verlinkt und mit der formulierung „sollen belegen“ darauf hinweist, dass zahlen aus studien, reports oder schlussabsätzen immer mit vorsicht oder ein paar gramm salz zu geniessen sind. auf die furchtbar verunglückte und verklemmte porno-schlusspointe von björn seeling möchte ich eigentlich nicht gesondert hinweisen, weil die pointen von björn seeling immer klemmen. aber ich zitiere sie trotzdem kurz, weil nicht nur die pointe klemmt, sondern auch der inhalt:
Vorschlag des Think Tanks, um CO₂ einzusparen: die Datenmenge durch geringere Auflösung der Videos verkleinern. Gilt natürlich nicht nur für die ganz scharfen.
(2 von mir tiefergesetzt, fettungen von björn seeling)
die studie, oder der report, wie the shift project die veröffentlichung nennt, schlägt nämlich gar nicht vor auflösungen von online-videos zu verkleinern, sondern man schlägt digitale enthaltsamkeit („Digital sobriety“) vor. um den report zu ergänzen, liefert the shift tankthe shift project allerdings drei „werkzeuge,“ um nutzerïnnen und bürgerïnnen die versteckten umweltbelastungen von digitalen technologien zu zeigen („to reveal the hidden environmental impact of digital technology to users and citizens“):
ein youtube-video: „This video is bad for climate change: Thank you for watching“
eine firefox-extension die den energieverbrauch des eigenen surfverhaltens visualisieren soll
ich bezweifle, dass björn seeling oder das shift projekt glauben, dass eine dreiseitge pdf-anleitung etwas ist, auf das youtube, netflix oder amazon prime gewartet haben, um das gewicht ihrer angebote zu reduzieren. tatsächlich stecken die plattformen bereits seit einigen jahren geld und entwicklung in die optimierung von komprimierungsalgorithmen und effizientere auslieferung — nicht nur aufmerksamkeit bedeutet geld für die platformen, auch optimierte geschwindigkeit und resourcennutzung. das pdf richtet sich eher an leute die ihre eigenen pornos drehen ihre selbstgemachten videos erstmal selbst optimieren möchten, bevor sie sie auf youtube oder vimeo laden, um sie dort nochmal optimieren zu lassen und ausliefern zu lassen. im pdf wird übrigens auch erklärt, wie der autor des pdf es schaffte 16 seiner vimeo-videos so zu optimieren, dass er am ende im schnitt 25% der video-dateigrösse einsparte: 11 wurden erfolgreich um 50 bis 90 prozent in der grösse reduziert, zwei liessen sich nicht weiter optimieren und drei hat er gelöscht: „Reducing the weight of videos online therefore begins by asking the question of the usefulness of their online presence.“
das ist die haltung, bzw. der lösungsansatz, der sich durch den ganzen report „The Unsustainable Use Of Online Video“ zieht: digitale, persönliche enthaltsamkeit. statt mit dem SUV mal zu fuss zum supermarkt gehen um quinoa zu kaufen, mülltrennung und das eine oder andere video bei youtube löschen, um das klima zu retten.
mich erinnert das fatal an die narrative die uns die ölindustrie, die autoindustrie oder die kunstoff produzierende industrie ins kollektive gewissen gehämmert haben: das elend der welt ist kein politisches problem, sondern ein problem individueller schuld. fahradfahren und zu fuss gehen wird sicherer, wenn wir vorsichtiger und umsichtiger sind und uns beispielsweise mit helmen schützen, nicht etwa durch tempolimits, fahrverbote, getrennte fahrradwegnetze. müllberge aus kunstoff sind ein problem weil wir den müll nicht gut genug trennen, zu verpackungsintensiv einkaufen oder unsere plastikzahnbürsten schon nach 6 wochen wechseln, nicht etwa weil die industrie jede regulierung der kunstoffproduktion weglobbyiert hat oder sich mit grünen punkten jahrzehntelang weissgewaschen hat.
und der klimawandel: natürlich auch die schuld eines jeden einzelnen, wer netflix guckt, mal in den urlaub fliegt oder wegen nicht vorhandenem oder nicht funktionierenden öffentlichem nahverkehr mit dem auto pendelt ist schuld am klimawandel. dass mehr oder weniger alle politischen fragestellungen und initiativen zum klimawandel seit jahrzehnten ausgeklammert, ausgesessen, verharmlost oder ignoriert wurden ist sekundär.
dass das internet ungeheuer viel energie verbraucht steht ausser frage, ebenso, dass video-streaming mittlerweile mehr als die hälfte des gesamten netzwerkverkehrs ausmacht. der report spricht auch themen an, die in aller breite diskussionswürdig sind, wie „dunkle design muster“ (dark design patterns), die benutzer möglichst lange auf den jeweiligen platformen halten sollen: autoplay, endlos-scrolling, eine athmosphäre von dringlichkeit. nur sind diese design-muster eben nichts neues, auch das alte fernsehen nutzt bis heute autoplay, setzt alles daran, den zuschauer so lange wie möglich am schirm zu halten und die aufmerksamkeit einzufangen. auch sendemasten und analoge fernsehgeräte verbrauchten strom und tageszeitungen (wie der tagesspiegel) sind, selbst nach einer studie die die papierverarbeitende industrie in auftrag gegeben hat, eher keine CO₂-musterknaben:
Die Printzeitung verbraucht im Vergleich zur Online-Zeitung deutlich mehr Primärenergie. Der Carbon Footprint ist ebenfalls größer. Die Gesamtumweltbelastung ist bei der gedruckten Zeitung auch höher. Das alles spricht gegen die gedruckte Zeitung.
(wenn man eine gedruckte zeitung länger als eine halbe stunde liest oder sie noch von 2,2 anderen leuten lesen lässt verbessert sich die ökobilanz der gedruckten zeitung.)
dass videostreaming jedes jahr „305 Millionen Tonnen Kohlendioxid“ verursacht, dass die produktion von zeitungen auch CO₂ verursacht, oder, previously, dass bitcoin-mining irre viel strom verbraucht, sind feststellungen die dem klimaschutz nicht helfen, weil sie strohmann-argumente sind. sie suggerieren dass es leicht identifizierbare schuldige gibt, leute die bitcoins abbauen, leute die netflix oder pornos gucken oder sich nachrichten auf gebleichtem altapapier kaufen. sie suggerieren, dass wir, jeder einzelne von uns, selbst schuld sind und dass erziehung, aufklärung und enthaltsamkeit lösungen sein können.
dabei liegt die lösung auf der hand: sie ist politischer, gesellschaftlicher natur. die politik muss dafür sorgen ihre viel zu bescheidenen und niedrigen klimaschutzziele zu erfüllen, wir müssen weg vom verbrennungsmotor, wir müssen den individualverkehr mit regulierung reduzieren (weniger autos wagen) und bessere, viel bessere öffentliche verkehrslösungen schaffen. die maschinenräume des internets müssen mit politischen mitteln dazu gebracht werden energetisch effizienter zu werden und aus mehr und mehr regenerativen energiequellen gespeist zu werden. google rühmt sich damit bereits 30% ihrer „anlagen“ mit erneuerbarer energie zu versorgen. mit entsprechendem poltischen druck und ernsthaften schritten in richtung einer energiewende sollte da noch einiges zu machen sein.
wir alle müssen am grossen politischen rad drehen, statt nur enthaltsamer zu leben. nichts gegen enthaltsamkeit, wer sich dafür entscheidet seinen ökologischen fussabdruck zu reduzieren, sei es durch verzicht, vernunft oder sparsamkeit, verdient respekt. mir geht das wort nachhaltigkeit nur schwer über die lippen, aber wenn wir unseren konsum, unser eigenes leben etwas mehr auf resourcenschonung und verträglichkeit mit der zukunft abstimmen, ist das kein schritt in die falsche richtung — solange es eben nicht der einzige schritt ist und wir nicht die politische dimension aus den augen verlieren.
und zum thema digitale enthaltsamkeit: ich glaube, dass es wirklich sehr, sehr wenige erfolgsgeschichten der enthaltsamkeit gibt. die katholische kirche dürfte das beste beispiel dafür sein, denn sie hat einen mehrere tausend jahre langen feldversuch unternommen, der ziemlich deutlich zu zeigen scheint, dass enthaltsamkeit gesellschaftlich und politisch keine lösung ist, sondern im gegenteil, die probleme nur verlagert und verschärft.
ich habe versucht den ganzen report von the shift project zu lesen. das wurde erschwert durch eine ungemein sperrige sprache und ermüdende wiederholungen. ich kann aber guten gewissens behaupten, dass ich die studie sorgfältiger gelesen habe als die autoren selbst. hätten die ihr konvolut nochmal vor der veröfentlichung als PDF gelesen, wären ihnen vielleicht auch absätze wie dieser aufgefallen:
streaming sites, of “tube” type (cf. Erreur ! Source du renvoi introuvable..Erreur ! Source du renvoi introuvable..Erreur ! Source du renvoi introuvable. “Erreur ! Source du renvoi introuvable.”, p. Erreur ! Signet non défini.), have revolutionized the consumption of pornography by making access to it by any smartphone, including by children and adolescents, simple and free.
mir graust es auch vor argumentationsmustern wie diesem, dass mich an die politische spindoktor-dreherei der telekommunikations-industrie zur abschafffung der netzneutralität erinnert:
Not choosing means potencially allowing pornography to mechanically limit the bandwidth available for telemedicine, or allow the use of Netflix to limit access to Wikipedia.
die ähnlichkeit der argumentationsmuster des shift project mit denen grosser industrie-lobby-vereinen macht mich stutzig. wie sich das projekt finanziert habe ich auf theshiftproject.org nicht herausfinden können. die wikipedia deutet lediglich an, woher das geld kommt: „The Shift Project is funded by corporate sponsors.“
wahrscheinlich sind die argumente des shift projects aber einfach nur so schwach, weil man nicht genug industriegeld einsammeln konnte um sich über enthaltsamkeit hinausgehende gedanken zu machen. positiv ist übrigens zu vermerken, dass das video des projekts mit bisher lediglich knapp 4000 views auf youtube beinahe klimaneutral ist und damit erst 35 kilogramm CO₂ ausgestossen hat. allerdings könnte das verlinken des videos nach ansicht des shift-projekts einer klimasünde gleichkommen.