mir fällt auch kein grund ein, warum die tagesschau nicht auch in zukunft so funktionieren sollte wie vor 20 jahren. aber ich bin auch alt.
abgesehen davon weiss ich dass das frühstücksfernseh-getue, das ich in den 19-uhr-nachrichten im 2DF hin und wieder sehe, ganz sicher die jüngere generation anspricht. klebers moderationsstil finde ich erträglich, aber die meisten nachrichten-, sport- oder sonstwassprecher bekommen das nicht unverkrampft hin. und verkrampfte lockerheit ist neben carmen nebel das schlimmste was einem fernsehsender passieren kann.
Es lief in diesem Fall, glaube ich, gleich wie mit den Mädchen in unglaublich kurzen Miniröcken, die nachmittags um drei das Tram betreten, geschminkt und gekleidet, als kämen sie von der Kokainparty eines Milliardärs. Sie sehen verruchter und eleganter aus, als du je sein wirst. Aber sobald sie den Mund aufmachen, hört man an ihren Gesprächen: Es sind noch Kinder.
Hier geht es so wenig um Sex wie vorher um Gewalt. Sondern um etwas anderes: Sie haben ein paar Effekte entdeckt, die sie einsetzen müssen, damit seriöse Herren Würde und Autorität verlieren. Während sie ihre Augen auf dem Fussboden zusammensuchen müssen.
unten in den kommentaren reagiert constantin seibt mit folgenden worten auf leise kritik („sie sind narzisstisch!“):
Bitte. Das ist der berühmte Blick in die Restaurantküche. Es gibt einen guten Grund, warum man Gäste selten dort hinführt.
und damit nennt er auch einen grund, warum blogs niemals massenkompatibel werden: sie zeigen sehr, sehr oft den blick in die küche, wie und warum sachen entstehen — und das ist nicht jedermanns sache. aber umgekehrt ist das genau der grund, warum ich blogs oft so grossartig finde.
aus irgendeinem grund habe ich den futurefeeder.com abonniert. und aus irgendeinem anderen grund verlinkt der futurefeeder weder eine quelle, noch die projektseite der architekten des sogenannten „strawscrapers“ in stockholm. die strohhalme oder haare des haarigen wolkenkratzers sollen aus winzigen bewegungen eletrische energie erzeugen.
ich vermute das gebäude würde sehr eigenartige geräusche von sich geben, aber bestimmt auch ein super vine-motiv abgeben.
schönes video zum 150sten geburtstag von hans-jochen vogel.
aber mal im ernst, dafür dass er fast 90 jahre alt ist, ist hans-jochen vogel noch ganz schon auf zack. und keinen humor hatte er vermutlich schon als 30igjähriger. aber er hat etwas, was ich bei allen jüngeren politikern aller parteien vermisse: überzeugungen die er vehement und überzeugend vertritt und verteidigt. und angriffslust.
gut gemachter spot, aber bin ich der einzige, den das geflimmer auf dem windows-startbildschirm wahnsinnig macht? warum muss sich das alles bewegen und flimmern?
johannes scheller kann kurze petitionstexte formulieren. hier das vollzitat:
Der Deutsche Bundestag möge ein Gesetz beschließen, das Internetanbieter („Provider“) verpflichtet, alle Datenpakete von Nutzern unabhängig von Ihrem Inhalt und Ihrer Herkunft gleich zu behandeln. Insbesondere sollen keine Inhalte, Dienste oder Dienstanbieter durch diese Provider benachteiligt, künstlich verlangsamt oder gar blockiert werden dürfen.
heute dürfte die petition die 50k-marke überschreiten. trotzdem sollte die jetzt alle unterzeichnen, die es noch nicht getan haben.
ich fasse das mal kurz zusammen: teenager posten sehr viele private informationen online, sind sich aber auch gleichzeitig sehr bewusst darüber was sie da tun und wie sie ihre überwacher (eltern, lehrer, zulassungsbehörden, personalchefs) im dunkeln lassen. unter anderem benutzen sie dazu „soziale steganographie“, verschlüsseln also teile ihrer nachrichten mit insiderwitzen und -andeutungen, bzw. indem sie die wahre bedeutung eines bildes oder einer nachricht hinter der vermeintlich offensichtlichen bedeutung verstecken.
ich habe mir lange zeit wenig sorgen um überwachung und daten-bergbau gemacht, weil ich der meinung war, dass ich algorithmen und neugierige ausreichend mit widersprüchlichen aussagen über mich, undurchdringbaren ironie- und sarkasmusgeflechten und tatsächlichen oder potenziellen falschinformationen aus dem tritt bringen könnte. ich bin mir mittlerweile nicht mehr so sicher, wie weit das trägt oder funktioniert. aber darüber würde ich gerne etwas mehr nachdenken und ich glaube dieses thema taugte für einen ziemlich interessanten republica-vortrag.
Blogging is a way of editing the world and presenting it to my community, and that means everything from photos, links, tweets and videos, in addition to sharing my raw thoughts and fully packaged features, scoops and even basic news. Every act of sharing tells you what I am interested in and what I am willing to learn and talk about.
weigert, rösler, diekmann, keese. alle treiben sich in der bay-area rum und glauben das es ihnen bei irgendwas nützen würde. ich glaube das ist ein irrglaube.
tolle fotos von einem verlassenen freizeitpark. ursprünglich stammen die bilder von diesem tumblr, aber ich kapier das mit dem rebloggen auf tumblr wahrscheinlich nie.
[nachtrag 10:21]
die bilder stammen teilweise aus anderen freizeitparks als den aus new orleans. da hat wohl jemand die ergenisse seiner google-bildsuche getumblert. hat sven bemerkt.
peer schader über alnatura. einen zweiten teil gibts auch schon. wir kaufen das alnatura-zeug eigentlich immer im dm-markt oder budnikowski. abgesehen davon dass wir keinen alnatura-laden in der nähe haben, finde ich die läden auch ziemlich beunruhigend. vor lauter ocker und wohlfühlfarbtönen komme ich mir so manipuliert vor, dass sich mir immer alle gänsehaare sträuben, wenn ich in so nem laden bin. aber auf viele der alnatura-produkte mag ich mittlerweile nicht mehr verzichten. via peer schaders facebook, erinnert von maximilian buddenbohm
erklärbären-artikel für episode 8 der dritten staffel game of thrones. wenn das mal in dieser form mit einer deutschen fernsehserie passiert, sagt mir bitte bescheid.
ein mir nahestehender frauenarzt meinte kürzlich eine präventive brustamputation sei quatsch. die früherkennung per ultraschall sei vollkommen ausreichend, wenn man das regelmässig mache. wenn ich dann allerdings bei maike lese wie schwer es ist überhaupt einen termin für eine ultraschall-untersuchung zu bekommen — und dass die krankenkassen das auch nicht gerade bereitwillig präventiv bezahlen — dann weiss ich auch nicht mehr was ich darüber denken soll. wider die angst ist aber immer ein gutes motto.
ein neues news dings das sich retro report nennt, hat sich vorgenommen ältere nachrichten nochmal nüchtern und mit distanz zu betrachten. unter anderem ein weiteres beispiel der furchtbaren dinge die passieren können, wenn journalisten über wissenschaftliche studien berichten, wie zum beispiel berichte über sogenannte „crack babies“.
Ob diese Kinder jemals aufholen werden, was Crack ihnen im Mutterleib zugefügt hat, ist ungewiß; erste Studien stimmen pessimistisch. Und dann die Kosten: 100 000 Dollar und mehr kann die medizinische Betreuung eines Crack-Babys allein in den ersten Wochen nach der Geburt kosten.
ich finde übrigens, dass das was die zeit für mich vor 25 jahren war, heutzutage fast komplett fehlt; ein reflektierter, unhysterischer und verlässlicher rückblick auf die themen der letzten woche (und darüber hinaus). aktualität langweilt mich. ich will tiefe, vernunft und abgehangene analysen.
marco arment hat vor ein paar jahren mit david karp tumblr gegründet und programmiert. tumblr hat er schon länger verlassen, aber jetzt schreibt er ein bisschen aus dem nähkästchen. und ist offenbar sehr begeistert vom yahoo-tumblr-deal:
Buying Tumblr is a big enough deal for Yahoo that they clearly aren't intending to ruin it or shut it down -- like YouTube and Google, Tumblr will probably become an extremely important part of Yahoo indefinitely. And I believe they'll do a good job with it. Yahoo today is a very different company than the Yahoo that neglected Flickr for years -- it has extremely competent new leadership making bold changes. (Including fixing Flickr.)
2005 konnte man mit 1 gigabyte freiem emailspeicher noch (beinahe jeden) journalisten und blogger dazu bringen über das eigene produkt zu schreiben. 2013 braucht man dazu 1 terrabyte freien fotospeicher.
In erster Linie wirft [George R. R. Martin seine Figuren] in Verzweiflung. Jede einzelne von Ihnen. Eine Verzweiflung die weit über das Erträglich hinausgeht. Er konfrontiert sie mit Enttäuschung, Verlust, Frustration, Hass, Ungerechtigkeit, Ausweglosigkeit - kurz mit dem Absurden. Der zerschmettert sie regelrecht. Und obschon er als Autor seinen Figuren doch auch oft genug, und fast immer ohne große Vorwarnung den Tod bringt, läßt er doch die meisten weiterleben.
Diese Erfahrungen sind es, die die Figuren drehen (und ja, auch korrumpieren) und diese Bewegungen sind es, die ihnen mehr Plastik verleihen als es sonst im Genre üblich ist. Ich mag dieses Einsicht, weil sie mich ein wenig mit Martin versöhnt.
jens scholz ist die republica zu gross geworden:
Aber ich habe so viel vermisst dieses Jahr: Das Gefühl, die Familie zu treffen wollte sich nicht einstellen. Ich habe so viele Menschen, die ich gerne mal wieder gesehen hätte schlicht nicht gefunden, obwohl ich wußte, dass sie da waren.
ich gucke den tatort zwar nicht, finde @tatortwatch aber super. obwohl ich es mir in blogform wünsche — wegen mir auch für jedes erdenkliche serien- oder spielfilm-genre.
geil, endlich können wir uns mit den ausgefeilten yahoo-jugendschutzfiltern gegen diese porno-tumblr schützen. der von yahoo konsequent durchgezogene jugendschutz hat flickr vor ein paar jahren ja auch gerettet.
Die meiner Meinung nach beste neue Serie, die der vergangene Herbst hervor brachte, ist zweifelsohne The Americans.
ich fand die erste staffel auch sehr grandios. obwohl die serie einem etwas die spannung nimmt, weil sie einem früh beibringt, dass jede folge relativ happy endet.
Alle hier untersuchten Medien nutzen externe Dienste, die Daten sammeln, im zweistelligen Bereich - das ist extrem viel. Auch bei den Anzeigen wird mehr auf Masse als auf Klasse gesetzt.
Es ist also kein Wunder, dass die Leser lieber AdBlocker nutzen als sich diesen Werbemüll anzutun.
mich hat gewundert, dass keiner der beteiligten an der „bitte schaltet eure adblocker ab“-mitleidskampagne darauf hingewisen hat, dass sie eventuell vorhandenen nofollow-anweisungen des browsers folgen. aus einem einfachen grund: das tracking der user und was die user davon halten, ist allen beteiligten online-medien scheissegal.
maximilian buddenbohm beantwortet einen total bescheuerten fragebogen bei auf zeit.de, landet bei dieser frage einen volltreffer auf die zwölf:
Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger?
Ich habe Leute zum Lachen gebracht. Ich glaube, das ist erstrebenswert.
so isses. schön das das mal jemand sagt, dass leute zum lachen zu bringen eine erstrebenswerte eigenschaft oder gar errungenschaft ist.
ein fragenpaar des fragebogens lautet:
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen?
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen?
maximilian buddenbohm hat beide passend mit „Humor. Selbstironie.“ beantwortet, aber ich frage mich, was an menschen die man im internet kennenlernt nicht wirklich sein soll. menschen die im netz leben sind doch keine pappmenschen oder attrappen, sondern genauso wirklich wie die über die man in zeitungen liest oder in den nachrichten sieht oder im supermarkt trifft.
peter glaser hat die frage nach dem lieblingsheld in der „wirklichkeit“ übrigens genial beantwortet: donald duck.
mach ich schon seit jahren, wollte es aber mal verlinken, damit es auch andere so machen können. nachrichten (oder adium) im facebookchat anzumelden hat nämlich den vorteil, das alle welt glaubt man sei 24/7 im facebook.
das video von einem päärchen das an einer tankstelle karaoke singt und das vor ein paar tagen von so ungefähr jedermann auf facebook verlinkt wurde, ist höchstwahrscheinlich gefaked.
Ich sehe Fehler. Ich sehe ständig Fehler. Überall. Baumängel, wie Menschen miteinander umgehen, Denkfehler, wie Menschen arbeiten. Kein Fehler entgeht mir. Ausnahme: Fehler bei mir selbst und Rechtschreibfehler.
mir war die markwortesque selbstbeweihräucherung diverser deutscher leitmedien bei den sogenannten „offshore leaks“ zuwider. ich habe das gedöns zum grössten teil ignoriert, wie sich zeigt, wohl mehr oder weniger zu recht.
Während der angebliche Riesenscoop «Offshore Leaks» schon längst verröchelt ist, machte die News, dass staatliche Behörden schon seit Jahren im Besitz dieser Daten sind, keine grossen Schlagzeilen mehr. Sehr verständlich, denn selbst den vor kurzem noch vor Wichtigkeit berstenden beteiligten Journalisten wird es zunehmend blümerant. Schwant ihnen doch: Sie wurden im besten Fall als nützliche Idioten missbraucht - und wissen nicht mal, von wem. Ihre grossartige monatelange und schweisstreibende Auswertungsarbeit war für die Katz.
Als bei der Lotterie des Oberlandesgerichts München die „Brigitte“ einen der Journalistenplätze zugelost bekam, hatte ich eine Idee: Mein Plan war, mich satirisch in die Position des Berichterstatters des Frauenmagazins zu begeben und den Prozess ausschließlich aus Sicht eines - ich gebe es zu - sexistischen Frauenbildes darzustellen.
Leider muss ich mir schon nach dem ersten Prozesstag eingestehen, dass mein Vorhaben absolut gescheitert ist. [...] Ich jedenfalls kann mit meinen Mitteln diese Realität nicht überzeichnen.
Hukinol vertreibt sicher alle Wildarten durch konzentrierten Menschen-schweißgeruch von Flächen, auf denen Wild unerwünscht ist. Hukinol hat einen sehr anhaftenden und dauerhaften Geruch, so daß bereits 1 Flasche pro ha für einen wirkungsvollen Schutz genügt.
mit dem artikel und dem angehängten video kann man 30 minuten seiner lebenszeit verschwenden, danach 30 inuten drüber nachdenken und dann die kunst des ignorierens zu schätzen lernen.
sehr informativ, überraschend und auf eine art auch ein bisschen unterhaltsam, thomas wigold und sascha stoltenow mit ihrem auftritt auf der republica über digital natives, die in den krieg ziehen.
das zitat in der überschrift, kommt in dem interview überhaupt nicht vor. ich habs nur in der überschrift und den kommentaren gefunden. vielleicht sollte die welt erstmal versuchen, die redaktion zu verbessern.
dank hinweis in den kommentaren hab ich die stelle doch noch gefunden. was ich von dem zitat halten soll, hab ich mir noch nicht überlegt:
Welt am Sonntag: Können Sie schauspielern? Kraft: Das will ich gar nicht. Ich mache Politik, um Dinge zu verändern. Mein Ziel ist immer noch, die Welt zu verbessern.
Und das Ergebnis? Nun, wenn man die Zahlen der Telekom zugrunde legt, dann werden zur Umstellung im Jahr 2016 alle Telekom-Durchschnittskunden von der Trossel betroffen sein...
[I]n Anbetracht des Untergangsszenarios, das die Telekom bisher an die Wand gemalt hat wirken diese Zahlen lächerlich. Und mir drängt sich der Eindruck auf, dass die Telekom hier irgendwo lügt: Hier geht es eindeutig um mehr, als die im Vergleich zum letzten Quartalsumsatz von 13,8 Milliarden Euro lächerlichen 6,6 Millionen Mehreinnahmen.
robert basic hat ein paar pressetexte der firmen toto und villeroy & boch umgeschrieben und mit seinen eigenen worten aufgefüllt. es geht um luxus-toiletten die bis zu 10.000 euro kosten sollen (zum vergleich: reguläre keramik-toiletten kosten ab ca. 50 euro). das liest sich alles sehr vielversprechend und verspielt, allerdings hat robert basic so ein ding, das einem nach dem kacken warmes wasser und luft in die ritze spritzt und pustet, offenbar gar nicht benutzt. oder er ist zu schüchtern, über den entscheidenden punkt zu schreiben.
demnächst schreibt basic sicher einen langen artikel über das aussehen der google glasses.
der kiezneurotiker hat was zu hoeneß zu sagen:
Nach zwei Tagen pflichtgemäßer Empörung darf er sich nun reinwaschen, der Millionär. Von Bild bis Zeit. Von B.Z. bis Welt. Er macht die Hölle durch und jeder soll es wissen.
Jeder Hartz-IV-Empfänger, der im Stützeformular bescheißt, eine geschenkte Zahnbürste verschweigt oder den alten Sparstrumpf von Omma selig unterschlägt, jede Schlecker-Frau, die nicht schnell mal umgeschult als Erzieherin arbeiten möchte, jede Kassiererin, die einen Pfandbon einsteckt, wird durch medialen Schlamm gezogen - ohne sich danach reinwaschen zu dürfen. Und immer wird entrüstet der Zeigefinger erhoben: So geht es mit Deutschland zu Ende, so wird beschissen, der Pöbel, der Pöbel, ach weh, ach weh, was ist das für ein asoziales Volk. Die da unten. Da unten. Immer nach unten treten, da leben die Drecksäcke, immer drauf, immer feste, immer Schlagzeile. Florida-Rolf! Denkt an Florida-Rolf! Die Sau!
The Segway. The Bluetooth headset. The pocket protector.
What do these three technologies have in common? They all pretty much work as promised. They all seem like good ideas on paper. And they're all too dorky to live.
constantin seibt fälschte als 27jähriger mal einen goethe-text und sieben jahre später hält der spiegel seibts text in seiner titelgeschichte für echt:
«Plausibilität ist keine Frage der Fakten, sondern des Stils», schrieb Raymond Chandler. In der Tat ist man ausgeliefert, was echt klingt. Ob man jetzt Wissenschaftsjargon als Beweis für Seriosität oder Fachchinesisch als Beweis für EDV-Kompetenz nimmt - man lebt in einer Welt von tausend Dingen, in der man nicht mehr nach Fakten, sondern nur nach Gehör prüfen kann: Klingt etwas zumindest plausibel? Unverzeihlich am «Spiegel» war, dass sie - in endlosen Verhandlungen - versuchten, die Sache zu vertuschen. Das zum Teil aus Arroganz. Aber auch zum Teil aus Hilflosigkeit: Wegen ihrer behaupteten Unfehlbarkeit hatte der «Spiegel» keine klare Idee, wie man eine Ente im Blatt korrigieren konnte.
Harper Reed war technischer Leiter von Obamas Wahlkampagne. Im Interview redet er über die heilende Kraft von Daten, transparente Überwachung und deutschen Datenschutz.
man kann das gerede von alan watts auch auf einer anderen ebene verstehen oder versuchen etwas kontext zu dem was er da sagt hinzuzufügen. die tonaufnahme hört sich ein bisschen an, als ob sie aus den 50er oder 60er jahren stammt. damals war der individualismus vielleicht noch nicht „grenzenlos“, aber die solidarität unter den menschen auch nicht so dolle. jeder bekam rollen in der gesellschaft zugewiesen, schwarze wurden wegen ihrer hautfarbe daran gehindert das zu tun was sie wollten, von frauen wurde erwartet, dass sie sich um die familie kümmern und von männern, dass sie karriere und viel geld und ruhm machten.
der gedanke sich nicht entlang gesellschaftlicher normen, sondern persönlicher neigungen, talente oder interessen zu entwickeln, ein selbstbestimmtes leben zu führen hat damals die leute aggressiv gemacht. heute ist es in westlichen gesellschaften ein anerkanntes lebensmodell -- und ich finde nicht das schlechteste.
ich finde den tonfall von alan watts auch irritierend, er hat was pastorales, was ich auch schwer aushalte. aber noch bis vor 20, 30 jahren haben auch bei uns nachrichtensprecher oder tierfilmsprecher so gesprochen.
die ebene auf der ich den text verstehe ist eher, dass man seine berufswahl und seinen lebensweg nicht hauptsächlich danach aussuchen soll, wie man materielle sicherheit erreicht oder stinkend reich wird, sondern indem man das macht was einem liegt, was einem am herzen liegt oder für das man brennt. ich bin mit der entscheidung kein steuerberater zu werden ganz gut gefahren. ich habe meine ausbildung zum schreiner nicht primär gemacht um meine wartezeit zum studium zu überbrücken, sondern weil ich holz toll fand und es unfassbar befriedigend fand anderen leuten schöne sachen zu bauen. mir selbst habe ich so gut wie nie etwas gebaut. dass ich mit dem schreinern auch gelegentlich geld verdient habe war schön, aber nicht der grund zu schreinern. es war genau das, was ich wollte.
was ich sagen will, man muss die aufforderung das zu tun wozu man lust hat nicht als aufforderung zu egoismus oder grenzenlosem individualismus interpretieren. man muss die aufforderung das zu tun was man wirklich möchte nicht als aufforderung verstehen keine windeln zu wechseln, zu kochen oder auch mal einen langweiligen job anzunehmen. man kann es, zum beispiel, auch als aufforderung dazu sehen, trotz kinderaufzucht, haushalt, arbeit und extrem begrenzten resourcen ins internet zu schreiben und anderen eine freude zu machen, aha-erlebnisse zu vermitteln oder sie zu unterhalten. bloggen weil man bock drauf hat -- und auch wenn es andere als zeitverschwendung ansehen, eben nicht als waste of time anzusehen, sondern als befriedigende erfüllung.
allein die tatsache, dass du bei dem satz „You will spend your life completely wasting your time“ aggressiv wirst zeigt, dass du dein leben eben nicht als „wasted“ ansiehst, und genau das leben führst, was alan watts vorschlägt: selbstbestimmt und mit extrem vielen freiräumen für die sachen die dich befriedigen.
sebastian heiser zeigt wie man das mit dem journalismus ausserhalb von beengten zeitungsseiten machen kann: fakten, o-töne, stellungnahmen so objektiv wie möglich sammeln, runterschreiben und danach differenziert, gerne auch subjektiv bewerten.
vielleicht sollte man statt „qualitätsjournalismus“ von differenziertem journalismus sprechen?
tschibo meint das set sei „vergriffen“, aber wenn peta es als erfolg verbuchen möchte den verkauf einer „Beobachtungsdose mit Lupendeckel“, einer lupe, eines „Keschers mit Teleskopgriff“ und einer pinzette bei tschibo verhindert zu haben und so „jungen menschen“ dabei zu helfen „Mitgefühl für die Schwächsten und Kleinsten zu entwickeln“, bitteschön.
bleibt aber die frage ob peta auch gegen die behandlung von läusen auf kinderköpfen ist, spinnen und insekten im haus auch zu schützen und zu respektieren sind. und: bedauern peta-aktivisten eigentlich jedes insekt das der kühler und die winschutzschiebe ihres auto töten? /@svensonsan
wired erklärt ein paar hintergründe über die webcomics von randall munroe. aber der beste hinweis war der auf das explain xkcd wiki. das macht nämlich genau das was der titel suggeriert.
am anfang des offshore-leak-medien-hypes konnte ich die meldungen rund um die offshore-leaks nicht lesen, weil sie vor selbstbeweihräucherung und stolz überquollen und ungeniessabr waren („lesen sie, wie wir und 6 schrillionen andere renomierte journalisten recherchierten ...“, „lesen sie was andere über unsere enthüllungen schreiben ...“). dannn kam lange nichts mehr und offenbar auch nichts handfestes. /bildblog.de
louis theroux fährt nach amerika um dort ein paar der schlüsselfiguren der dortigen nazi-szene kennenzulernen. das ist teilweise sehr schwer zu ertragen, aber vor allem sehr erhellend und entlarvend. im prinzip ist es eine scheinriesen-dokumentation. /@ahoi_polloi
Solidarität heißt, dass Starke Lasten für alle schultern. Und das unterscheidet Solidarität von Mildtätigkeit. Denn bei Mildtätigkeit schultere ich nichts. Sondern verteile gutsherrlich Brotkrumen (oder von mir aus auch ganze Brotlaibe). Spenden und Mildtätigkeit sind wichtig. Und finde ich gut. Aber sie ersetzen keine Solidarität.
Unser Internet wird also nicht funktional kaputt gemacht, weil es sonst überlastet zusammen brechen würde. Sondern nur, weil der Telekom zweistellige Milliarden-Gewinne nicht ausreichen, wenn diese nicht mehr werden. Der Markt hat's gerichtet.
die schlussfolgerung find ix nicht besonders meisterlich. der nettogewinn der telekom 2011 belief sich (laut wiwo.de) auf 2,9 milliarden euro. ich zähle da nur eine stelle. möglicherweise meint andre meister den „Konzernumsatz“ des jahres 2011 von 58,2 milliarden euro den er aus dem offiziellen geschäftsbericht der telekom kopiert hat. 2012 hat die telekom sogar 5,3 milliarden euro verlust gemacht (via).
Weil er gebildet und gewitzt rüberkommen will, sagt er nicht einfach nur “Urheberrecht find ich gut”, sondern bemüht das Lateinische und erklärt, schon Cicero habe mit der Piratenpartei Piraten zu tun gehabt und – ist ja klar – diese zum Feind aller Menschen erklärt: “communis hostis omnium” sagt Scheck und im Überschwang der Überlegenheit ergänzt er mit Blick auf “neue Piraten”: “Gegen alte Feinde helfen altbewährte Mittel.”
beim gebrauch des lateinischen schlägt stets mein prahlerei- und armes-würstchen-sensor heftig aus. manche schecken das aber nicht.
michael angele über den anschlag in boston und die serie homeland und über vertrauen:
Misstrauen ist leider nicht einfach das Gegenteil von Vertrauen. Der Soziologe Niklas Luhmann hat das auf die Formel gebracht: Vertrauen reduziert Komplexität und vereinfacht die Lebensführung. Misstrauen dagegen macht alles kompliziert. Es gibt ja immer die Möglichkeit, dass man Recht haben könnte. Gerade auch gegen den Augenschein.
ich finds grossartig. leuchtende pflanzen! wenn ich solche pflanzen hätte, würde ich sie vielleicht auch mal giessen.
andererseits sind genmanipulierte, leuchtende pflanzen in deutschland wahrscheinlich noch die nächsten 150 jahre lang unmöglich. weil das ja gentechnik ist und gentechnik in deutschland unerwünscht ist — ausser sie nennt sch „zucht“. und aus quallen topfpflanzen zu züchten dauert wahrscheinlich mindestens 150 jahre.
der journalist clive thompson beschreibt, wie der journalist clive thompson arbeitet:
When my back starts to ache, I'll carry my laptop downstairs and work standing up on the counter in my kitchen. If my research involves a lot of reading I'll go to a cafe or the library, too. For writing, I do short pieces at my desk, but for long ones I need to be in a cafe: The extra background noise seems to help
ich mag ja making-ofs oder beschreibungen wie andere leute ihre arbeit organisieren oder welche programme und werkzeuge sie benutzen. bei lifehacker.com gibts noch einige mehr dieser „how i work“-beschreibungen. /boingboing.net
grossartiger, langer text von anita blasberg und kerstin kohlenberg aus der zeit vom 22.11.2012, der erzählt, „wie von der Industrie bezahlte PR-Manager der Welt seit Jahren einreden, die Erderwärmung finde nicht statt“. oder: wie man effektiv und sehr erfolgreich lügen kann:
Nicht einmal jeder zweite Amerikaner glaubt jetzt noch an den Klimawandel.
»Morano hat ganze Arbeit geleistet«, sagt Michael Mann im Herbst 2012 in seinem Büro. Morano hat die Erzählung der Leugner verändert. Die Klimaforscher sind nicht mehr bloß im Unrecht - sie sind jetzt Kriminelle, die bewusst betrügen. Große Teile der Öffentlichkeit glauben ihm.
Gemeinsam mit anderen Klimaforschern betreibt Mann jetzt eine eigene Website, realclimate.org. Sie kontern jeden Vorwurf und sind doch hoffnungslos unterlegen: Die Wissenschaftler müssen jede Aussage beweisen, ihre Gegner behaupten, was sie wollen. Die Wissenschaftler sind zu akademischer Langsamkeit gezwungen, ihre Gegner brauchen nur einen Internetanschluss. So treibt ein kleiner Trupp von Radikalen die internationale Wissenschaft in die Defensive, ein von Zeitungen und Fernsehen aufgepumpter Scheinriese, dessen Helfer sich inzwischen auch in der staatlichen Justiz finden.
PS: Die »Zeit« hatte mir die Pressemitteilung mit den Worten geschickt: »Da Sie in Ihrem Blog über den Sachverhalt berichtet haben, wünschen wir, dass Sie diese Meldung zur Kenntnis nehmen und den Artikel aktualisieren.« Das finde ich eine erstaunliche Formulierung, aber den Wunsch habe ich hiermit ja erfüllt.
ich finde die idee von der telekom jetzt vor der bundestagswahl eine ernsthafte und fundierte debatte über die netzneutralität zu starten ganz grandios. wir sollten diese aufforderung zum dialog weise nutzen. sascha lobo macht das ganz gut, torsten kleinz in der zeit auch. jetzt fehlen nur noch kampfbegriffe wie „stasi 2.0“ oder „zensursula“. etwas in der art von defekom oder drosselkom. (nachtrag: #drosselkom war in den letzten tagen wohl schon ne ganze weile trendiger hashtag. zu recht. nachtrag 2: netzpolitik.org sammelt „Kommentare zur Abschaffung von Flatrates und Netzneutralität“)
"Mammals spend an awful lot of energy on infants, on children, they spend nine months of our lives gestating, and then they get two decades of attention from us, because we're putting all of our attention into this one thing we want to grow. Dandelions on the other hand will have thousands of seeds and they let them go where they like, they don't really care. They will let go of 1,000 seeds, and 100 of them will sprout," Gaiman told the Guardian.
Meine Schwester zum Beispiel ist Lehrerin in Griechenland und verdient dort natürlich nur einen Bruchteil dessen, was eine Lehrerin in Deutschland verdient. Sie wird auch einmal nur einen Bruchteil der Rente/Pension bekommen, die sie in Deutschland bekäme. Sie sorgt also erstens privat stärker vor und zweitens haben sie und ihr Mann - wie in Südeuropa üblich - die Wohnung gekauft (in diesem Fall gebaut), in der sie wohnen. Die „Studie“ der EZB wertet sowohl die Wohnung als auch die private Vorsorge als Vermögen, die Rentenansprüche der deutschen Lehrerin aber nicht. So ist meine Schwester plötzlich vermögender als ihre deutsche Kollegin, obwohl sie Zeit ihres Lebens weniger Geld hatte und haben wird.
mindestens einmal im monat verlinke verlinke ich einen richtig schlechten, billigen und vor naheligenden stereotypen triefenden text. bitte schön.