einiges los hier heute im #Büro

nikolaiviertel #aufdemwegzurarbeit

nikolaiviertel #aufdemwegzurarbeit
nebenan.hamburg
noch ein paar worte zur nebenan-konferenz letztes wochenende. freundlicherweise hatte mich ole reißmann gefragt ob ich zum thema indieweb und reclaim etwas erzählen konnte, was im effekt zu wochenlanger recherche führte, die mir grossen spass machte und zu einigen technischen änderungen an diesem blog führten. das ergebnis habe ich hier aufgeschrieben: indie war gestern — oder umgekehrt.
Da könnt ihr noch so die Nase rümpfen: Helvetica - gerade bold/narrow in Kombination - geht einfach immer. #nebenan pic.twitter.com/6i0VYYplF0
(weitere reaktionen zu meinem vortrag auf twitter)
die konferenz war klein, aber freundlich und vor allem freundlich organisiert. es gab leberwurst- und erdbeermarmeladenbrote zum selberschmieren, für die vortragenden ein paar getränkegutscheine und mittags einen veganen foodtruck, dem ich allerdings zwei selbstgeschmierte leberwurstbrote vorzog. aber die süsskartoffel-pommes waren toll (ich hab eine einzelne probiert). ulrike klode hat über die organsation der konferenz sehr nachvollziehbar gebloggt:
ulrikeklode.de: Die acht Hürden auf dem Weg zur nebenan
Ursprünglich hatten wir nur Leute angefragt, deren Sessionvorschläge von der re:publica 2015 (rp15) abgelehnt worden waren (…). Doch in Gesprächen mit anderen wurde ziemlich schnell klar: Wir sollten uns von der rp15 lösen. Und so haben wir eine eigene thematische Richtung entwickelt. Herausgekommen ist dann zwar ein Programm, das wir spannend finden.
ich fand das programm überraschend, aber insgesamt eher durchwachsen. ich konnte nicht mit allem etwas anfangen und das ist ja auch gut so und bei der #rp15 oder bei netflix nicht anders. dafür waren aber auch ein paar highlights im programm, von dem ich an dieser stelle nur eins herauspicken möchte. den vortrag von frau crafteln. sie redete über das bloggen in sehr belebten und lebendigen nischen (am beispiel der #nähnerds) darüber dass das internet und die nischen im internet aus menschen bestehen und wie wichtig mut und respektvoller umgang miteinander sind. sie schreibt drüben, bei sich selbst, darüber. das kann man lesen und staunen und wenn die vortragsvideos online sind, weise ich hier auch darauf nochmal darauf hin und dann kann man sich vortrefflich unterhalten fühlen, so wie ich am samstag.
Ich beschloss davon zu berichten, worüber ich mich auskenne: unsere gemütliche Nähnerd-Nische im Internets. Ich erzählte, dass wir eine Teilmenge der DIY-Blogs sind und dass es viele andere Nähblogs gibt, die andere Dinge nähen. […] Mir ging es darum, von unserer Ecke des Internets zu berichten, wo sich Frauen gut vernetzt und mit konstruktivem Miteinander bloggen, die ihre eigene Kleidung nähen. Ich erzählte, dass ich es wichtig finde, dass wir nett miteinander umgehen, ohne oberflächlich zu sein, dass wir voneinander lernen und dass wir uns alle ständig weiterentwickeln. Ich berichtete von dem Mut, den es die Einzelne kostet, Bilder von sich und dem Werk ins Internet zu stellen. Ich bin der festen Überzeugung, dass dieser Mut nur aufgebracht wird, weil wir einen wertschätzenden Umgang pflegen und uns gegenseitig ernst nehmen - auch wenn wir alle unterschiedlich sind und uns im „echten“ Leben möglicherweise nie begegnen würden, weil wir so unterschiedliche Leben leben.
vom respektvollen umgang miteinander redeten eigentlich fast alle vortragenden und speziell jürgen geuters vortrag über die ethik des nicht-teilens war geradezu ein musterbeispiel dafür, wie viel arbeit wir noch vor uns haben, einen gesellschaftlichen konsens und regeln über das leben im cyberspace vernetzte zusammenleben finden (darüber habe ich im prinzip auch auf der rp15 gesprochen). ich bin sicher, @tante spielt bei diesem prozess weiter eine wichtige rolle.
was ich insgesamt an der #nebenan angenehm fand, war der fokus; nur ein track, keine parallelveranstaltungen, eine übersichtliche anzahl an teilnehmern. die teilnehmerzahl war zwar immer noch zu gross um mit allen zu sprechen, mit denen ich gerne gesprochen hätte, aber das kann auch an meinen schlechten smalltalk-skills liegen. trotzdem habe ich mit erstaunlich vielen menschen geredet die ich vorher noch nicht kannte oder die ich vorher noch nicht in der fleischwelt getroffen hatte. ausnahmslos alle waren dem motto entsprechend extrem freundlich. nicht auf der konferenz gesprochen hat ulrike bartos. aber mit mir. und ich kam aus dem staunen nicht mehr heraus: ulrike bartos führt ein blog mit dem sie ihren lebensunterhalt bestreiten kann: missbartoz.de. erstaunlich, aber auch folgerichtig, dass ich in meiner kleinen internet-wahrnehmungs-blase noch nie von ihrem blog gehört hatte; ich brauche zwar auch übergrössen, interessiere mich aber weder für männer- noch für frauen-mode. aber gerade dieses beispiel eines äusserst erfolgreichen blogs zeigt, dass man mit vorurteilen wie: „niemand bloggt mehr“ oder „das bloggen stirbt“, sehr vorsichtig sein muss.
auch interessant und vielleicht auch für die freundliche atmosphäre mitverantwortlich, war der anteil der frauen auf der konferenz. bei den vortragenden waren sie sogar in der mehrheit, im publikum schien es nicht viel anders zu gewesen zu sein.
ich habe viel gesehen und viel gelernt am samstag. die konferenz war nicht nur freundlich, sondern auch eine prima gelegenheit über den tellerrand zu schauen. etwas was ich selbst viel öfter machen sollte. danke dafür und danke für die leberwurstbrote!


hashtag #nebenan auf twitter.
So ähnlich wie Cloud Atlas ist also auch Sense8 eine sehr ambitionierte Genreübung, die nur leider mit den plattesten Stereotypen arbeitet und den breitesten aller Pinselstrichen gemalt ist. Keine dieser Einzelgeschichten ist irgendwie besonders fesselnd oder clever, es werden keine Details ausgearbeitet, sondern die flachste und bereits am häufigsten erzählte Variante dieser Geschichte erzählt. Das ist ganz schön frustrierend und langweilig.
ix habe nach 1,13 folgen aufgehört zu gucken, die beifahrerin bereits nach 3-4 minuten. ich glaube mich haben vor allem die stereotypen gestört, die flachen schauspielerischen leistungen und der grässliche, unsubtile holzhammer-pathos. die wachowskis haben sich in meiner vermeidungsstrategie mittlerweile den gleichen status wie lars von trier erarbeitet. nachdem ich in den letzten 10 jahren nur quatschkram von den beiden (oft in kooperation mit tom tykwer) gesehen habe, werde ich mir jetzt trotz der freundlichen empfehlung von @batz auch jupiter ascending nicht ansehen. habe ich jetzt (9. und 10. juni) jupiter ascending doch angeguckt und muss leider sagen, dass das ganz okayes, buntes, überdrehtes quatschkino war, gegen das ich nichts einzuwenden habe.
zeit spoiline
die @zeitonline spoilerte am montag früh s05e09 von game of thrones in der überschrift. die beifahrerin war darüber so empört, dass sie den „scheissladen“ entfolgt hat. wer die folge schon gesehen hat, kann sich den artikel ja mal ansehen (spoiler nach dem klick), die URL spoilert noch nicht: zeit.de/kultur/film/2015-06/game-of-thrones-staffel-5-folge-9.
auf das spoilern scheint dirk peitz auch noch stolz zu sein:
Unser Autor muss nun also jeden Montag verdammt früh aufstehen — um zu verraten, was in der Fantasy-Serie passiert.
well, kann man so machen, aber beliebt macht man sich damit genauso wenig, wie mit dem häuten oder dem emaskulieren von gegnern.
links vom 09.06.2015
frau-mutter.com: Eine schöne Mama: Das große Beauty Interview mit....Patricia! #
eine etwas sperrige einleitung, aber ein sehr witzig beantworteter fragebogen.
styling spielt für mich übigens eine eher untergeordnete rolle, mein gesicht pflege ich gelegentlich mit einer creme die die roten flecken in meinem gesicht reduzieren soll, aber die creme würde ich nicht empfehlen, dass sollte ein arzt machen. geschminkt habe ich mich zuletzt mit 17, damals fand ich es cool mir einen schwarzen strich unters auge zu kajalen. einmal, als ich besoffen war, bin ich ne halbe Nacht mit lippenstift in stuttgart rumgelaufen. selten bin ich so seltsam angesehen worden. make-up-produkte kann ich dementsprechend nicht empfehlen und ich halte mehr oder weniger alle „beauty-produkte“ für sinnlos. ich habe ein paar parfums in meinem schrank, aber ausser zu altern tun die eigentlich nichts. eigentlich finde ich mit zunehmendem alter jeden duft immer aufdringlicher und unerträglicher. mit meinen haaren gebe ich mir grosse mühe: ich wasche sie alle 2-3 tage, rubbel sie mir trocken und schmiere mir dann ein bisschen taft power wax rein. den rest überlasse ich den umständen.
scoutingny.com: A Peek Inside The World’s Largest Armory #
was es in nyc alles gibt. viele fotos, tolles blog eines location-scouts in new york.
vimeo.com: Avalanche! Run Rabbit Run! #
ich glaube, für den hasen gab es ein happy end.

wie gemalt. #aufdemwegzurarbeit #bauakademie #sorryfürdenfiter

wie gemalt. #aufdemwegzurarbeit #bauakademie #sorryfürdenfiter
[nachtrag 09.06.2015]
sieht so aus, als müsse ich doch nicht noten lernen und als könne man facebook instant articles jetzt oder demnächst auch bei apple machen, als blogger, als verlag, als veröffentlicher. apple nennt das news publisher:
News Publisher makes it easy to distribute interactive and engaging stories in News, the all-new app built right into iOS 9. News delivers news and magazine stories to millions of users. With the Apple News Format, you’ll be able to create beautifully crafted layouts with custom typography, rich photo galleries, videos, and animations — all optimized for iPhone, iPad, and iPod touch.
sich selbst als „publisher“ und seine RSS-feeds kann man bei apple bereits anmelden, das apple news format ist angekündigt als eine art POSSE-dienst:
The new Apple News Format lets you create stunning content for News. You can author once and News will optimize your content for all iOS devices, so your readers will have a great experience no matter which device they use. It's easy to connect to existing content management systems, and you get access to a rich suite of tools to measure user engagement with your content.
hört sich an, als gäbe es neue optionen fürs indieweb.
siehe auch:
dasfilter.com: Apple Music ist da - Streaming kann so oldschool sein
thaddeus herrmann:
Aber das soziale Netzwerk ist interessant. Nicht nur, weil Apple vor Jahren mit Ping schon so heftig auf die Schnauze gefallen ist. „Connect“ bietet Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit, jegliche Arten von Inhalten bei Apple Music einzustellen. Videos, Texte, Bilder. Das betrifft nicht nur die Musiker, die bereits einen Plattenvertrag haben, sondern auch solche, die gerade erst anfangen. Apple verfolgt hier also ein ähnliches Prinzip wie Tidal mit dem „Discovery“-Service.
I can’t wait to see Daring Fireball’s beautiful imagery and rich pullquotes animating into the News app.
journelle.de: Hoffnungslosigkeit in Serie
journelle über game of thrones:
Die Serie ist ein trister, trauriger und ziemlich hoffnungsloser Blick auf die Welt. Womöglich fällt das bei den vielen Szenenwechseln, der straffen Handlung, bei den opulenten Kostümen, den vielen interessanten Charakteren und den Verliebtheiten und Loyalitäten – die der Lebenssituation zum Trotz entstehen – nicht auf, aber zieht man all das ab, ist die Welt ein elendes Shithole. Eins, dass die Menschen mit einem autoritäten patriarchalischen System selbst gegraben und mit Scheiße gefüllt haben.
Und nimmt man einmal die mittelalterlich anmutende Kulisse weg, dann sieht man ganz schnell das Gerüst der Welt, in der wir auch leben.

kann so bleiben, von mir aus. #schlossplatz #schloss #berlin #dom #spree

rotes-rathaus-passagen, quasi. #aufdemwegzurarbeit

rotes-rathaus-passagen, quasi. #aufdemwegzurarbeit
links vom 08.06.2015
esquire.com: What It's Like to Be a Clown #
mike sager über sparky den clown:
His voice takes a serious tone: "The kind of thing that makes a person a clown—that's who I am. Growing up, I never really fit in anywhere. Everyone would ask, 'Where's your mom and dad?' Having foster parents made you feel like a freak, basically. I used to have to fight every day in high school. People thought I was a wimp or a nerd. I guess you could say my whole life has been about otherness. That's why I'm the clown."
nicobruenjes.de: Benblogging Archives #
fyi: nico brünjes zieht das mit dem regelmässigen benbloggen durch. bin beeindruckt. das hier habe ich besonders gerne gelesen.
katiakelm.de/blog: kategorie liebes tagebuch #
fyi: die beifahrerin zieht das mit dem täglichen tagebuchbloggen durch. bin beeindruckt.
nytimes.com: Seven Leading Architects Defend the World’s Most Hated Buildings #
grossartig, sieben architektinnen verteidigen sieben hässliche bauten (wobei ich jeden einzelnen der aufgezählten bauten grossartig finde, auch ohne verteidigung). ansonsten wird vermeintlich hässliche architektur leider viel zu selten verteidigt. ich hätte sowas gerne täglich.
/via julian finn
nytimes.com: The Men’s Medium Is Fashion at Frieze New York #
was macht eigentlich dominik wichmann?
(den artikel hab ich in dirk liedtkes facebook gefunden, der diesen tweet retweetete. der nyt-artikel ist ein bisschen prätentiös und portraitiert ein paar männer, die über das reden was sie tragen.
sehr, sehr witzig:
"Every day, about 10 ppl die from Dihydrogen Monoxide, and it's 5th among the leading causes of unintentional injury" pic.twitter.com/NU5J6p7GQr
indie war gestern — oder umgekehrt
vortrag über das bloggen und das indieweb, den ich am 6. juni 2015 auf der nebenan.hamburg gehalten habe. auf youtube gibt es eine aufzeichnung.
den titel für diesen vortrag, habe ich mir nicht selbst ausgedacht, sondern ole reißmann. so lautete die ankündigung auf der veranstaltungsseite:
Indie war gestern. Warum niemand mehr bloggt oder seine eigene Seite fürs Publizieren nutzen möchte und warum sich niemand für das Indieweb und reclaim.fm interessiert.
und bevor ich erkläre was „indieweb“ und „reclaim“ überhaupt sind, würde ich gerne darauf hinweisen, dass der titel und der anreissertext totaler quatsch sind.
ich würde nämlich gerne behaupten, dass „indie“ eine grosse zukunft hat und dass man eigentlich nicht behaupten kann, dass „niemand mehr bloggt“. ich glaube nämlich mittlerweile, dass das bloggen in bestimmten bereichen boomt, nur nicht so sehr im mainstream, bzw. unsichtbar in nischen versteckt, die wir gelegentlich abfällig mit mutti-, strick, food- oder whatever-blogs abtun.
diese frage hingegen
warum sich niemand für das indieweb und reclaim.fm interessiert
ist leicht zu beantworten: für das indieweb und reclaim interessiert sich niemand weil’s zu kompliziert ist — niemand kaum jemand, hat den sinn sinn vom indieweb verstanden. kaum jemand hat den sinn sinn von reclaim verstanden.
ich habe mich, als ich vor zwei, drei jahren versucht habe reclaim zu bauen, mal intensiver mit dem indieweb auseinandergesetzt und dabei weniger als die hälfte verstanden. normalerweise werfe ich anderen gerne vor, dass ihnen bei der entwicklung von web-projekten oft das abstraktionsvermögen und die fähigkeit potenziale zu erkennen fehlt. die potenziale des indiewebs habe ich damals ansatzweise verstanden, die konzepte, protokolle und technologien dahinter hingegen kaum. mir fehlt teilweise immer noch das abstraktionsvermögen, um auf manchen indiewebseiten einen sinn, potenziale oder struktur zu erkennen.
die webseiten von aaron perecki sind exemplarische und vorbildliche indiewebseiten — und während gut nachvollziehbar ist was artikel oder notizen (kurze, tweetartige artikel ohne überschrift) sind, ist die frage bei antworten schon schwieriger. antworten? auf wen? warum? warum dort?

was steht auf dieser seite? eine antwort auf ne antwort? kann ich auf die antwort auch antworten? wo? wie? kann ich auf diese antwort auch auf twitter antworten?
kann ich hier auch kommentieren? wo ist das kommentarfeld? was ist ein webmention, den ich von dort aus senden kann? wohin geht das? an wen?
das gleiche galt und gilt für das reclaim-projekt: da haben ich und einige andere potenziale, sinn und praktischen nutzen erkannt, aber viele andere nicht.
ich sehe schon, ich komme nicht drum rum, kurz zu erklären was indieweb und reclaim eigentlich sind. obwohl ich eigentlich vorher noch klären sollte was bloggen ist. denn die wurzeln des indiewebs stecken natürlich im bloggen — glaube ich zumindest. zum bloggen habe ich vor allem eins zu sagen:
ich blogge in erster linie erstmal nur für mich.
vor allem um dinge, ideen, momente festzuhalten — und mich später dran zu erinnern oder das verflossene wiederzufinden. wenn ich dinge aufschreibe ist das eine art verdauungsvorgang. ich strukturiere die gedanken, formuliere sie aus, bearbeite sie tiefer, als wenn ich nur in der dusche oder auf dem weg zur arbeit drüber nachdenken würde. tatsächlich habe ich vor 15 jahren angefangen mit dem schreiben, dem regelmässig ins internet schreiben, als mich meine arbeit, mein studium anfingen zu langweilen und zu frustrieren. schreiben war ein kreativer gegenpol. neben dem festhalten von gedanken, erlebtem, war (und ist) das schreiben eine form der kreativen selbstbefriedigung.
antje schrupp sieht das ähnlich: für sie ist das dokumentieren ihrer ideen eine neue, eine andere art zu denken.
Das Wesentliche ist das Dokumentieren meiner Einfälle und Wahrnehmungen, wofür es seit dem Internet eine technologische Möglichkeit gibt, die es früher nicht gab. Mit „Mikropostings“ im Internet denke ich sozusagen öffentlich. Früher gab es nur die Möglichkeit, diese Eindrücke mit denjenigen zu teilen, die zufällig in der betreffenden Situation ebenfalls anwesend sind – he, guck mal hier! Ich denke dazu das, was meinst du?
sie erweitert den dokumentationsgedanken hier allerdings noch um einen wichtigen aspekt, den der kommunikation, des gesprächs, des plauderns. technologie ermöglicht es uns mit leuten zu plaudern die gerade nicht körperlich anwesend sind. und das ist der aspekt, der bloggen erst wirklich interessant macht — im gegenteil zum beispiel zum tagebuch-, oder genauer, nicht-öffentlichen schreiben.
und noch spannender ist natürlich das ganze blogding als eine art gehirnerweiterung, als externes denkwerkzeug zu sehen:
Dieser kleine, tägliche, unspektakuläre Austausch ist für mich inzwischen so eine Art Werkzeug meines Denkens geworden, ein Tool, auf das ich nicht verzichten möchte. Denken funktioniert ja nicht im abgeschlossenen Gehirn einer isolierten Persönlichkeit, sondern im permanenten Austausch mit der Welt und mit anderen Leuten.
das ist keine allgemeingültige definition des bloggens, aber eine mögliche, meine:
verdauen — denken — veröffentlichen
oder anders: ich veröffentliche, also denke ich …
der witz ist allerdings, dass die verständnisprobleme schon genau hier anfangen:
- warum machst du das?
- was sagt dein arbeitgeber dazu?
- was ist mit deiner privatsphäre?
- mir wäre das zu anstrengend!
- liest das denn überhaupt jemand?
- das gibt doch nur ärger …
die faszination des bloggens ist in der tat wahnsinnig schwer zu vermitteln und die einstiegshürden (gar nicht mal unbedingt die technischen) scheinen irre hoch zu sein. als ich angefangen habe zu bloggen dachte ich: „mann! dieses bloggen ist toll, das will bestimmt jeder.“
und meine enttäuschung darüber, dass das nach wie vor so wenige tun, ist seit 15 jahren auf einem gleich hohen niveau.
ABER! … in den letzten fünf, sechs jahren hat sich etwas verändert. die leute schreiben plötzlich ins internet! allerdings nicht in blogs. sondern ins facebook. und ganz ehrlich: ich finds grossartig. ich finds grossartig das plötzlich ganz viele ins internet schreiben.
dass facebook funktioniert liegt übrigens nicht nur an niedrigeren technischen hürden, sondern daran dass facebook bestimmte psychologische hürden senken konnte: dort zu reden, zu schreiben wo niemand oder wenige sind, ist kommunikation eher frustrierend. dort reden wo alle sind, ist party.
facebook hat das jedenfalls ganz gut hinbekommen. ich hatte vor vielen jahren mein facebook-konto auch ruhen gelassen, bis ich merkte: auf facebook sind mittlerweile „alle“. facebook ist kuschelig und freundlich. blogs, das internet, wirken auf viele kalt und abweisend.
aber ich schweife ab. ich wollte erklären was reclaim ist und was das indieweb ist. aber eigentlich bin ich gar nicht abgeschwiffen, denn das grossartige was facebook, twitter, instagram oder das hier bewirkt haben (niedrigschwelliger zugang zum veröffentlichen, gemeinschaftsbildung, kommunikation über grenzen hinweg) ist gleichzeitig auch der grund für bestimmte frustrationen.
ich wollte zum beispiel immer gerne meine letzten tweets, twitpics, instagramme auf der rückseite von wirres.net sammeln. und auch wenn die meisten dieser dienste eine API-schnittstelle bieten, war es doch irre kompliziert die daten dort zur eigenen verwendung rauszuholen. ich habe mir über monate hinweg scripte zusammengeschraubt, die ein paar meiner daten aus den silos der grossen anbieter per API rausholten, um sie auf meiner rückseite anzuzeigen. (die „widgets“ der hersteller wollte ich dafür nicht benutzen, da sie fast ausnahmslos scheisse aussehen und tonnenweise javascript in die eigene seiten injezieren.)
irgendwann fragte mich sascha lobo ob er auch sowas haben könnte und ich habe versucht die scripte die ich zusammengehämmert hatte ein bisschen zu systematissieren und professionalisieren. daraus ist dann das projekt reclaim geworden, ein auf wordpress basierender plugin, mit dem man sich tatsächlich alle seine aktivitäten aus sozialen netzwerken ziehen kann (tweets, facebook- und googleplus-aktivitäten, pins, flickr-bilder, instagramme, youtubevideos, favs und likes) und auf einem/seinen wordpress-blog republizieren kann.
wir konnten plötzlich alles was wir in die silos bliesen durchsuchen, sortieren, archivieren oder darstellen.
aber ausser uns uns sahen es eher wenige als erstrebenswert an, all die inhalte die man favt, liked, shared oder manchmal selbst veröffentlicht auf der eigenen seite zu sammeln. dazu kam, dass die technischen hürden für die software sehr hoch waren (und sind) und es viele ungeklärte rechtliche fragen gibt. vor allem aber hatte ich furchtbar wenig zeit und motivation um die entwicklung voranzutreiben. die APIs ändern sich ständig. irgendwas war ständig kaputt. alle wollten ein fertiges produkt, aber nur wenige wollten mitentwickeln.
als eine der ersten versionen von reclaim fertig war entdeckte ich das indieweb. ich erfuhr, dass die indiewebleute das was reclaim macht „PESOS“ nannten (post elsewhere, syndicate [to your] own site). den rest verstand ich nur so halb. ich las faszinierende ideen und konzepte, konnte aber nicht alzuviel damit anfangen. was ich verstand: das bevorzugte konzept bei den indiewebleuten lautete übrigens nicht PESOS, sondern „POSSE“ (post [on your] own site, syndicate elsewhere). ich habe das damals fasziniert beobachtet, aber konzeptionell kritisch gesehen. denn einer der vielen vorteile von PESOS ist ja, dass man teilweise sehr tolle und benutzerfreundliche web- oder app-interfaces nutzen kann um inhalte zu veröffentlichen und dann zu sich rüberziehen:
mein eindruck damals, wie heute, war: alles furchtbar kompliziert.
dazu kam, in den letzten monaten fehlte mir für reclaim ein echter, befreidigender nutzen. so habe ich zum beispiel in den letzten monaten relativ viele essensbilder auf facebook gepostet. das gab dort erfreulich viel feedback und reichweite. ich mag auch die einfache, unkomplizierte methode bilder auf FB posten zu können. klick, klick, fertig. die essensbilder wurden von meiner reclaim-instanz kopiert, aber die essenbilder dann auch dort in kopie zu haben, war unbefriedigend, leblos. ich hätte die essensfotos und das feedback und die reaktionen gerne auf meinem richtigen blog. aber wirres.net läuft eben nicht auf wordpress, sondern auf einem 14 jahre alten CMS.
dann wurde ich auf die nebenan.hamburg-konferenz eingeladen. ole reissmann schlug mir vor über das indieweb und reclaim und das bloggen zu reden. also musste ich über den ganzen scheiss nochmal nachdenken und recherchieren, was ich, während ich essensfotos auf facebook veröffentlichte, stark vernachlässigt hatte.
Womöglich gehe ich nur zu "nebenan", um @diplix zu fragen, wieso wirres.net weder h-card noch h-entry noch webmention macht.
und dann sowas: kritik an meinem vortrag, meiner thematischen-kompetenz, noch bevor ich den vortrag überhaupt vorbereitet hatte. das war aber in der tat ne gute frage. bis zu diesem tweet wusste ich nämlich, wie 99,99999 % der weltbevölkerung nicht, was h-card und h-entry sind.
vorab: sie sind total praktisch! und sie sind grundbausteine des indiewebs. h-card und h-entry sind teil der sogenannten microformate. im prinzip machen sie webseiten für maschinen, für programmierer, für crawler, für scripte lesbar.
so kann man zum beispiel aus dieser seite, das hier machen — wenn die seite microformate enthält. das sind strukturierte daten. angaben über den autor, den titel, die enthaltenen bilder, die artikel-art und so weiter und so fort.
das gleiche liefert twitter übrigens über jeden tweet, wenn man den passenden schlüssel hat, kann man diese daten über die twitter-API für jeden tweet abrufen:

aber statt einer API hat eine webseite, die mit microformaten formatiert ist, maschinenlesbares, semantisches HTML. aaron parecki nennt das folgerichtig: HTML is my API — oder anders gesagt: wenn jeder zugriff auf die strukturierten daten einer website hat, kann jeder damit sachen machen.
zum beispiel faven. weil sowohl mein blog, als auch aaron pareckis blog microformate enthalten, bzw. „indieweb-ready“ sind, kann ich diese seite einfach faven:
ich versuche mal kurz, schritt für schritt, zu erklären was da passiert ist:

mit einem quill-bookmarklet habe ich per klick einen artikel auf wirres.net erstellt der per microformat-auszeichnung (like-of) die information enthält: felix schwenzel mag einen artkel mit der url https://aaronparecki.com/articles/2015/04/26/1/html-is-my-api. sende ich jetzt einen webmention von wirres.net zu aaronpareki.com guckt aaronpareki.com was der schwenzel da gemacht hat — aha — ein like, und vermerkt das unter dem artikel.
genauso funktionierte das mit einem kommentar, den ich auf meiner seite veröffentliche und dann einen webmention verschicke oder einem repost.
einfach, ne?
in wirklichkeit stecken dahinter natürlich ein paar technische feinheiten die nicht ganz ohne sind, aber leicht genug, dass ich sie als nicht-programmierer an ein paar abenden umsetzen konnte und mein altes CMS damit aufrüsten konnte. wichtig ist aber: die anwendung an sich ist einfach — und ist im prinzip auch mit buttons möglich.
das problem sind beim indieweb aber nicht nur die technische hürden und noch nicht ganz ausgereifte technologien, sondern wie beim bloggen konzeptionelle hürden. oder anders gesagt: die frage warum man das mit indieweb-technologien alles auf seinem eigenen blog machen soll, wenn es doch mit facebook, twitter oder tumblr alles viel einfacher und per knopfdruck geht.
nutzungsbedingungen versus zivilgesellschaft
das ist einer von vielen gründen, etwas hochtrabend formuliert, das trifft aber einen ganz wichtigen punkt. facebook, twitter, blogger.com sehen so aus wie öffentlicher raum, sind aber private räume in denen der hausherr oder die hausfrau tun kann was sie will.
jüngstes beispiel politwoops, eine plattform die tweets sammelt, die politiker wieder zu löschen versucht haben. twitter hat denen einfach den saft abgedreht, unter hinweis auf deren nutzungsbedingungen. ausserdem gibt es fälle bei denen auf facebook oder instagram einträge gelöscht wurden, die mütter beim stillen zeigten oder von frauen, die meinen sie sollten die gleichen rechte wie männer haben und bilder von ihrem unbekleideten oberkörper veröffentlichen dürfen. die liste, warum es vorteile haben könnte auf der eigenen seite zu veröffentlichen und sich nicht zu abhängig von silo-anbietern zu machen, lässt sich beliebig fortsetzen. hier nur ein paar erratische beispiele:
webdienste die schliessen (geocities, twitpic), sich ständig ändernde AGB oder APIs, absurde nutzungsbedingungen, nicht vorhandene oder bekloppte suchfunktion, mangelhafte GIF-unterstützung, keine übersicht über reaktionen über dienste hinweg, geringe auffindbarkeit, geringe zugänglichkeit, keine möglichkeit suchmaschinenoptimierung für silo-inhalte zu betreiben, selbstermächtigung, keine unterstützung von microformaten, keine webmention-unterstützung.
auf der nebenan-konferenz habe ich an dieser stelle des vortrags einen etwas unvorteilhaften selfie mit instagram gemacht und auf instagram veröffentlicht. wenige sekunden später war der selfie auf wirres.net, twitter und facebook veröffentlicht. alles automatisch getriggert durch die veröffentlichung auf instagram.
die magie basierte auf diversen indieweb-technologien und dem grandiosen ownyourgram.com von aaron parecki.

im detail funktioniert das so: instagram pingt nach der veröffentlichung ownyourgram an, ownyourgram veröffentlicht per micropub-schnitstelle das bild auf meinem blog und mein blog pingt bridgy an das bild auch auf twitter und facebook zu posten.
das alles ist jedenfalls dann einfach, wenn man sein blog ein bisschen gepimmt hat, sprich, für das indieweb vorbereitet hat. das kann man schritt für schritt auf indiewebify.me durchgehen und testen. was dann neben den massnahmen die auf indiewebify.me aufgezählt sind fehlt: ein micropub-endpunkt und eine anmeldung per indieauth bei ownyourgram. mein micropub-endpunkt basiert auf diesem script und einer anpassung der XMLRPC-funktion meines CMS.
was ich am indieweb besonders angenehm finde ist, dass man unter artikeln auf der eigenen seite die reaktionen auf die syndizierten kopien per bridgy wieder einsammeln kann (zumindest die von twitter, instagram, g+ und facebook). das sieht man auch unter dem podiums-selfie.

zum prinzip der syndizierung von eigenen inhalten habe ich vor ein paar wochen schonmal was geschrieben. das prinzip ist auch schon mit dem guten alten volltext-RSS etabliert: wenn ich mich als leser entscheide einer seite per RSS zu folgen, muss ich die seite zum konsumieren nicht extra ansurfen. ich kann im RSS-reader bleiben. auch facebook hat die vorteile erkannt, die es haben kann, wenn man den lesern entgegen kommt und ihnen klicks und wartezeit erspart. bei facebook nennt man diese art von inhalte-syndizieruzng instant articles.
ich finde, indieweb-technologien wie POSSE oder syndizieren, sollten sich auch um die beantwortung dieser frage drehen: wie kann ich leser besser erreichen?
und in der tat ist das auch eines der prinzipien die sich die indieweb-menschen ausgedacht haben:
POSSE lets your friends keep using whatever they use to read your stuff (e.g. silo aggregators like Facebook, Tumblr, Twitter, etc.).
(siehe auch „könige, kaiser und lakaien“)
(zeitungen liegen ja auch nicht nur im verlagshaus aus. sie werden dahin gekarrt, wo die leute sind. in kaffeehäuser. in wohnungen. zu friseuren.)
das instagram-beispiel ist eines der beispiele, warum ich glaube dass das indieweb zukunft hat. ich kann inhalte erstellen, egal ob per per POSSE oder PESOS, ich lasse die inhalte dort konsumieren und diskutieren wo die interessenten sind.
und auch die technische weiterentwicklung von blogs, die manche sehr vermissen, geht hier in gutem tempo voran. auch das hat mit indieweb-prinzipien zu tun. dort liegt der fokus auf der konkreten umsetzung von konzepten, nicht auf der theoretischen ausarbeitung von ideen. in einem interview im screenguide magazin (leider nicht online verfügbar), sagte aaron parecki über die prinzipien des indiewebs:
machen statt reden
benutze deine eigenen tools
kontrolliere deine daten
diejenigen die das indieweb vorantreiben zu versuchen, benutzen die technologien alle selbst (eat-your-own-dogfood-prinzip). jeder in anderen geschmacksrichtungen, beinahe alle mit verschiedenen CMSystemen … aber fast alles was im rahmen des indiewebs entwickelt wird, ist natürlich open source. das was ich mit der indiewebifizierung meines blogs in ein paar wochen gemacht habe, konnte ich trotz programmier-analphebetismus in wenigen wochen abendfreizeit umsetzen, dank der grandiosen vorarbeit von vielen indiewebmenschen.
das ist alles kein erfolgsgarant, oder ein mittel schnell die massen, „alle“ zu begeistern und zum mitmachen zu motivieren, aber es ist eine sehr lebendige gemeinschaft, die ich als sehr hilfsbereit und kompetent erfahren habe. so ähnlich hat sich das auch zur frühzeit (in der steinzeit) der „blogoshäre“ angefühlt.
insofern ist die frage warum sich niemand für das indieweb interessiere eigentlich falsch gestellt. für das indieweb interessieren sich nicht alle, aber sehr viele. und das ist zum teil auch absicht, weil die technologieen alle noch nicht reif für einen massenmarkt sind, richtet sich das indieweb bisher explizit nur an entwickler und designer.
da ich aber weder entwickler, noch designer bin, hat mit meinen interesse am indieweb wohl bereits die popularisierung des indiewebs begonnen. und auch wenn die konzeptionellen zugangsschwellen noch recht hoch liegen, ich rufe gerne dazu auf, sich das alles mal näher anzusehen, denn der nutzen und der spass an diesen technologien ist grossartig.
relativ gefahrlos und mit niedriger einstiegsschwelle kann man sich diese technologien übrigens mit withknown.com ansehen. eine gehostete und selbst-installierbare blogsoftware, die viele indiewebtechnologien bereits eingebaut hat.
[nachtrag 11.09.2015]
aufzeichnung des vortrag auf youtube:
die beifahrerin nennt #sense8 auf #netflix „senseo“. und fand es schon nach 3 minuten und 20 sekunden unerträglich.
offensichtlich ne vorgabe für #netflix-serien: mindestens ein darsteller muss aufs grab seines vaters pinkeln. #sense8 #houseofcards #gähn