allesfahrer [mit werbung]
seit ich mein letztes auto während meines studiums in stuttgart verschenkt habe, bin ich froh kein auto zu besitzen. bevor ich es verschenkt habe, bin ich die knapp 2000 meter von meiner wohnung zum uni-gebäude oft mit dem auto gefahren (weil es ging). das führte oft zu stundenlangen parkplatzsuchen und nicht wenigen strafzetteln. nachdem ich einmal ungefähr 34 stunden an der uni verbracht hatte, konnte ich morgens mein auto nicht mehr dort finden, wo ich dachte es abgestellt zu haben. da ich mich von der durchgemachten nacht im arbeitraum nicht mehr für besonders zurechnungsfähig hielt, lief ich nach hause und nahm mir vor den parkplatz am nächsten tag oder abend zu suchen. als ich das auto auch nach 2 tagen nicht finden konnte, war ich mir relativ sicher, dass es wohl geklaut wurde. obwohl ich das eigentlich gar nicht glauben konnte — wer klaut einen alten golf II diesel?
ich meldete das auto bei der polizei als gestohlen und ein paar tage oder wochen später meldete die sich tatsächlich wieder. das auto wurde an einer autobahn-raststätte gefunden, vollgetankt und vom müll im innenraum befreit. auch die antenne wurde repariert. leider hatten die deppen die mir das auto geklaut haben den diesel-golf mit benzin vollgetankt. ich liess den tank leerpumpen, füllte diesel nach und fuhr wieder nachhause. zuhause wurde mir klar: in einer stadt brauche ich kein auto.
seitdem bin ich dankbarer nutzer des öffentlichen nahverkehrs, der bahn und diverser mietauto-anbieter.
seit ich bis vor ein paar jahren regelmässig mit der bahn zwischen hamburg und berlin pendelte und dafür eine bahncard 100 nutzte, bin ich auch nutzer von flinkster, dem car-sharing dienst der bahn. das ist praktisch, wenn wir mal grössere besorgungen machen müssen oder mittel-spontan zu ikea müssen. leider sind gerade die flinkster-autos zu ikea-stosszeiten schwer zu bekommen, ausserdem sind sie stationär: man holt sie an zentralen parkplätzen ab und stellt sie dort auch wieder ab.
da die bahn, bzw. flinkster auch den multicity-dienst von citroën verwaltet, habe ich seit dem start des dienstes auch zugriff zu den multicity-autos. die kann man in der stadt verteilt finden und im prinzip auch überall abstellen — ausser im wedding. das ist natürlich doof, wenn man im wedding wohnt, aber oft stelle ich die kisten trotzdem im wedding ab und sehe auch, dass sie dort meistens nicht lange stehen bleiben, weil sie meist sofort wieder weggeliehen werden.
vor ein paar wochen, wir wollten mit einem picknickkorb zu einem gartenfest am anderen ende der stadt fahren, versagte meine flinkster-identifikationskarte. zwei multicity-wagen liessen sich nicht öffnen. keine ahnung warum, meine karte war weder gesperrt noch kaputt, die wagen zeigten keine fehlfunktion und erschienen in der app als unreserviert. jedenfalls hatte ich die schnauze voll davon, nur mitglied bei einem dieser carsharing-anbieter zu sein und beschloss mich auch bei anderen diensten anzumelden. schliesslich gibts in berlin ja viele andere solche anbieter, teilweise mit noch bescheuerteren namen als flinkster: drive-now, car2go oder citee.
den ausschlag mich auch noch andereswo anzumelden hat dann eine app gegeben, die noch kein flinkster unterstützt, sondern bis jetzt nur drive-now und car2go: allryder.
als don dahlmann auf facebook verkündete, jetzt pressesprecher von allryder zu sein, habe ich mir die app, von der ich vorher noch nie gehört hatte, runtergeladen. (so einfach ist das, liebe startups, einfach einen blogger als pressesprecher einstellen und schon gibts aufmerksamkeit und neugier.)
allryder hat den anspruch eine app zu sein, die alle anderen beherrscht. ich mag trotz der blöden werbesprüche die einfachheit der bedienung: man gibt einen startpunkt an (in der regel den momentanen standort) und ein ziel an und bekommt als antwort eine übersicht mit möglichkeiten zum ziel zu gelangen (wohlgemerkt, nach drei klicks).

in den ersten spalten stehen die öffentlichen verkehrsmittel mit umsteigemöglichkeiten, fahrtzeit und fahrtkosten. dass die app die laufzeit zum nächsten bahnhof oder zur bushaltestelle berechnet ist nicht ungewöhnlich. ungewöhnlich fand ich aber die übersichtliche darstellung und idiotensichere bedienung. ein klick auf den fussweg zeigt eine karte, metainformationen wie der bahnsteig — falls das nötig sein sollte — werden mitangezeigt. weiter rechts werden die kosten und die dauer einer taxifahrt angezeigt und falls mietautos in der nähe sind, wird der fussweg, die fahrtzeit, die kosten und die (geschätzte) parkzeit für den mietwagen mitangezeigt.
was ich gut finde ist, dass jede fahroption die wichtigsten metadaten und zusatzinfos mitanzeigt. ein klick auf die taxifahrt bietet neben der vermutlichen fahrtroute die rufnummern und telefonsymbole der wichtigsten taxizentralen (allerdings keinen mytaxi-link). ein klick auf eine carsharing-fahroption zeigt neben den wichtigen geographischen informationen auch einen link in die jeweilige app des car-sharing-anbieters. die karte in der allryder-app bietet bei den car-sharing fahroptionen an, die routenführung mit einem klick an apples karten programm oder google maps zu übergeben. das kommt einem, wenn man auf der strasse steht alles sehr gut durchdacht vor.

wegen der wirklich einfachen bedienung hat sich allryder gleich einen platz ganz oben in meiner fahren-app-liste erobert. davor steht allerdings immer noch die grandiose, meistens auch nur zwei klicks erfordernde, abfahrt-app, die aber lediglich die abfahrtzeiten von bussen und bahnen anzeigt.
auch wenn bei allryder derzeit noch flinkster, call a bike und multicity fehlen, nutze ich die app bereits erstaunlich oft, vor allem da sie sich schneller anfühlt und einfacher zu bedienen ist, als die nativen apps der einzelnen anbieter.
weil ich mich ja nach dem erlebnis des verschlossen gebliebenen multicity fahrzeugs noch bei einem anderen anbieter anmelden wollte, habe ich mich vor ein paar wochen erstmal bei drive-now angemeldet. die online-anmeldung ist relativ einfach, reicht aber natürlich nicht aus, weil man online seinen führerschein und personalausweis nicht so ohne weiteres vorzeigen kann. nach der anmeldung und diversen mails in denen man bestätigungslinks klicken muss, darf man sich dann in einer sixt-filiale die drive-now-mitgliedskarte holen.
was ich bei drive-now im gegenteil zur flinkster-flotte mag: man wird vom auto namentlich begrüsst und fährt schlüssellos. bei flinkster und multicity klappt das mit den schlüsseln im handschuhfach zwar auch problemlos, aber ohne schlüssel fühlt sich autofahren eindeutig besser an. allerdings muss man bei drive-now vor dem fahren noch eine lange liste mit fragen beantworten. ob das auto sauber ist oder beschädigungen aufweist, ob man sich abends auch immer die zähne putzt oder zahnseide benutzt und ob man vielleicht ein paar sonderangebote oder bonus-pakete von drive-now kaufen möchte. so gesehen müsste drive-now eigentlich drive-later heissen, aber das geht schon in ordnung.
ein echtes problem ist erstaunlicherweise die online-anbindung der autos. jede buchung und jedes öffnen und schliessen des autos wird übers internet abgewickelt. ausgerechnet bei meiner ersten fahrt, nachdem ich das auto mitten in berlin parkte, sah sich das auto nicht in der lage sich ins internet einzuwählen und mich vom auto abzumelden. ich persönlich kenne das ja als o2-kunde, aber so ein auto das völlig abhängig vom internet ist und mitten in berlin nicht reinkommt, das ist schon traurig.
die hotline und die presseabteilung von drive-now wollte mir nicht verraten, wer für das löchrige internet der BMW-flotte zuständig ist. immerhin war das system so freundlich, mir nach 3 stunden eine SMS zu schicken, in der ich gefragt wurde, ob das normal sei, dass ich jetzt schon seit drei stunden mit dem auto rumkurven würde. es war mir zwar gelungen das auto zweieinhalb stunden vorher davon zu überzeugen meine abmeldung auch offline anzunehmen und sich zu verschliessen, aber die zentrale wusste das nicht und liess die stoppuhr weiterlaufen.
immerhin habe ich seit der ersten fahrt keine probleme mehr mit den BMW leihautos gehabt, im gegenteil. es zeigt sich aber, dass es nichts schadet, bei mehr als einem anbieter eine kundenkarte zu haben, zumal die verfügbarkeit der autos in berlin auch nicht total optimal ist. mal ist meilenweit kein BMW zu bekommen, mal kein multicity-citroën. demnächst melde ich mich auch noch bei car2go an, zumal die smarts eher lücken zum parken finden.
die preise von drive-now, multicity und car2go sind übrigens nicht besonders günstig. für eine halbe stunde fahrtzeit zahlt man 8 bis 9 euro. für längere mietzeiten ist ein flinkster meistens um einiges günstiger. für grössere autos ist dann wiederum robben und wientjes das günstigste. aber für kurze strecken oder wenn man keine lust hat 20 oder 30 minuten auf den nächsten verspäteten bus zu warten, sind die kurzmietdinger schon sehr praktisch.
alle links zu drive-now (zum beispiel dieser link) sind affiliate-, also werbelinks, die mir möglicherweise prämien oder pekuniäre vorteile verschaffen, den menschen die sich über meine werbelinks anmelden aber keine nachteile entstehen lassen. wenn ich das richtig verstanden habe, ist die anmeldung bei drive-now über meinen werbelink sogar ein bisschen günstiger als bei einer regulären anmeldung (€19 statt €29 anmeldegebühr). mit keiner anderen der hier erwähnten firmen bin ich geschäftlich verbunden. vor allem scheint, ausser drive-now, kein anderer carsharing-anbieter ein affiliate-werbeprogramm aufgelegt zu haben. ich kenne zwar den pressesprecher von allryder, don dahlmann, seit ewigkeiten, habe aber seitdem er pressesprecher bei allryder ist, nicht mehr mit ihm gesprochen (leider).
links vom 09.07.2014
ankedomscheitberg.de: Terminhinweis: am 09.07.2014 - debattiere ich mit meinem Mann bei Markus Lanz zum Überwachungsskandal #
das beste an diesem artikel von anke domscheit berg ist die überschrift. der rest ist, vorsichtig formuliert, enttäuschend. ein untrügliches warnzeichen für mangelhafte textqualität, ist der gebrauch von mehr als einem satzzeichen hintereinander, dem sogenannten deppenausrufezeichen.
wenn anke domscheit berg dann aber die zivilgesellschaft als zu doof für die rettung der demokratie erklärt („[Diese Wahrheit] nicht ausreichend verstanden“) und ausgerechnet meint, dass die sendung von markus lanz „eine gute Gelegenheit für diese Art von Aufklärung“ sei, dann ist auch meine vorletzte hoffnung zerplatzt, dass sich in der piratenpartei auch kluge köpfe finden lassen.
blogrebellen.de: Christopher Lauer - Bärendienste eines Pfaus #
daniel köhler spricht mit christopher lauer, in einem uslarisch angehauchten, kommentiertem interview. hab ich gerne gelesen und wieder mal ein bisschen verständnis für jemanden gewonnen, der mich in der regel von vorne bis hinten verstört. möglicherweise ist das interview von christopher lauer mit holger klein in dieser hinsicht noch aufschlussreicher, aber nachdem ich 22 vielversprechende minuten dort reingehört habe, hatte ich keine gelegenheit mehr, mir die restliche stunde anzuzuhören.
wo ich aber daniel köhler widersprechen muss: lauer ist kein pfau. wenn ich christopher lauer mit einem tier vergleichen müsste, wäre er zoo-pavian. auf dem affenfelsen fühlt er sich nicht unwohl, ist sich aber durchaus bewusst, dass jede bewegung von ihm von gaffern beobachtet wird. er weiss, dass er hin und wieder mit nüssen oder apfelstückchen geworfen wird. er weiss auch, dass er dem publikum, aber auch den anderen pavianen, zeigen muss, dass er alpha ist. deshalb startet er alle 10 bis 20 minuten laut schreiend und rennend scheinangriffe auf andere affen und alphas. vor allem aber ist sich lauer neben all dem imponiergehabe nicht zu schade dafür, sich auch mal zum affen zu machen.
bildblog.de: Das Drogengeständnis der eingeweihten Kreise #
reinhard breidenbach von der mainzer allgemeine zeitung räumt erstmals ein, zitate von michael hartmann gefälscht zu haben.
sollte im vorhergehenden satz der anschein entstanden sein, dass reinhard breidenbach gesagt habe, er sei ein zitatefälscher, bedauere ich das. denn mit reinhard breidenbach habe ich weder geredet, noch hat er gleichlautendes selbst geäussert. ich habe mir den satz einfach aus dem arsch gezogen.
wolfgangmichal.de: Daddy braucht Daten. Zur Kooperation zwischen BND & NSA #
wolfgang michal zeigt, dass der BND schon immer das ziehkind der US-geheimdienste war:
Die deutsch-amerikanische Geheimdienst-Kooperation existiert seit fast 70 Jahren. Ohne diese „Kooperation“ gäbe es den BND gar nicht. Denn der BND ist das Zieh- und Hätschelkind der US-Army und später der CIA gewesen. Sinnigerweise lautete der interne CIA-Deckname „DAD“, zu deutsch: Papi.
im altpapier gefunden.
wired.com: The Ex-Google Hacker Taking on the World's Spy Agencies #
langes portrait von morgan marquis-boire von andy greenberg. morgan marquis-boire war auch einer der sprecher auf der republica.
wired.com: How Today's F1 Cars Are So Amazingly Safe (And Horribly Uncomfortable) #
warum formel1-autos so sicher sind und wie formel1-fahrer im auto sitzen.
youtube.com/Speakeasy: The Daily Show's John Hodgman Makes His Dreams Come True #
sehr, sehr witzig. john hodgman ist so witzig, dass ich heute nacht von ihm geträumt habe.
gawker.com: Florida Beachgoer Hilariously Confronts Two Women Stealing His Stuff #
das kann man möglicherweise auch bald auf heftig.co, mit einer hochgejazzten überschrift, sehen. ich fand das video von zwei damen, die das strandzelt und die strandstühle von irgendwem zu klauen versuchen, einfach witzig. auch wenn das ende etwas überraschend ist.
thisisnotporn.net: Alfred Hitchcock #
hihi:
Alfred Hitchcock impersonating Ringo Starr, 1964.
(auf deutsch hiesse alfred hitchcock übrigens alfred ruckpimmel.)
links vom 08.07.2014 (aktualisiert)
dirkvongehlen.de: Echter Rauch ist besser als doofes Internet #
lucky strike hat das moderne äquivalent zur marlboro-werbung erfunden. so wie niemand kaum jemand der marlboro raucht, auf einem pferd durch den amerikanischen westen reitet, wird niemand kaum jemand der luky strike raucht, facebook nicht benutzen. aber die vorstellung das leben zu geniessen, so wie ein cowboy seine pausen oder seinen feierabend geniesst, schien für sehr, sehr viele menschen sehr attraktiv zu sein. genauso ist die vorstellung für sehr, sehr viele menschen sehr attraktiv attraktiv zu sein scheint, mal dem alltagsrauschen, dem geschnatter des netzes zu entfliehen — auch wenn das de-fakto kaum jemand jemals macht.
bildblog.de: Wie die BamS 1978 über die WM in Argentinien berichtete #
ein älterer text von malte welding über ein scheissblatt ein fachblatt für bigotterie.
antjeschrupp.com: „Frauensachen“ sind nicht unbedingt Frauensache - zum Streit um Brandeins #
antje schrupp:
Aber meine Vermutung ist auch schon lange, dass ein hoher Frauenanteil in Führungskreisen genau nicht dazu führt, dass Frauen und das, was sie tun, in den Fokus rücken, dass Frauen und ihre Initiativen und Perspektiven mehr wahrgenommen werden als anderswo. Sondern dass vielleicht gerade im Gegenteil diese Frauen aus einem vermutlich nicht wirklich bewussten, sondern unterschwelligen Anpassungsgestus heraus vermeiden möchten, zu sehr “Frauenkram" zu machen.
brandeins.de: brand eins und die Frauenfrage #
gabriele fischer von der @brandeins erklärt die benachteiligung von frauen für beendet. seit den 90ern.
pando.com: Why did Greenwald agree to government plea to hold major NSA story but the Post didn't? #
gute frage. und noch mehr fragen. ich frage mich vor allem: wie lange bleibt glenn greenwald noch beim intercept?
ofengemüse mit kapernvinaigrette nach ottolenghi
am sonntag ofengemüse mit kapernvinaigrette nach dieser vorlage gemacht.
2 möhren, 6 kleine kartoffeln, 1 rote paprika, 3 kleine zwiebeln hab ich geachtelt oder einfach so kleingeschnitten und mit rosmarin, olivenöl und ein bisschen thymian für 40 minuten in den ziemlich heissen ofen gestellt (und einmal umgerührt). diese menge reicht für zwei personen.
die kapernvinaigrette hab ich aus einem halben glas kleinhackter kapern, ungefähr 50 gramm zitronensaft, 2 esslöffeln senf, 2 esslöffeln honig und 50 gramm olivenöl gemacht. salz und pfeffer habe ich aus ganzen pfefferkörnern und 6 fingerspitzen natriumchlorid feingemörsert.
zum servieren hab ich ein paar geviertelte kirschtomaten und ganze kapern auf dem gemüse verteilt.

sieht nicht irre lecker aus, war aber sehr, sehr schmackhaft und wie fast alles von ottolenghi, sehr befriedigend.
links vom 07.07.2014
taz.de: Debatte Frank Schirrmacher: Das konsequente Paradox #
ulrike herrmann über frank schirrmacher:
Schirrmacher war das konsequente Paradox. Er hat Macht ausgeübt, aber nie die Machtfrage gestellt. Er war ein Seismograf, hat aber keine Trends erspürt. Er hat das Feuilleton entpolitisiert, indem er es scheinbar politisierte. Er gab sich radikal und manchmal links, war aber nur der Schlaueste unter den Konservativen. Er rief die Revolution aus und wollte jeden Wandel verhindern.
bei journelle auf facebook gefunden.
anneschuessler.com: Was Sie schon immer über Frauenzählen wissen wollten, aber nicht zu fragen wagten. #
anne schüssler fasst, unter anderem, sehr gut verständlich zusammen, warum es zu kurz gedacht und beleidigend ist, menschen die den frauenanteil von projekten genauer unter die lupe nehmen „erbsenzähler“ zu nennen.
gerade bei journalistischen projekten, konferenzen oder talkshows zeigt sich übrigens, dass das problem des oft sehr geringen frauenanteils vor allem ein symtom ist. ein symptom für die unfähigkeit über seinen tellerrand hinauszuschauen und über die üblichen verdächtigen, freunde, verwandte oder fick-bekanntschaften hinaus leute zu finden. jeder der schonmal geschafft hat der einen oder anderen fernsehtalkshow zu folgen, weiss, dass man dort immer die gleichen gesichter sieht. das talent- oder gesprächpartner-scouting besteht offenbar im wesentlichen daraus den eigenen rollodex durchzuflippen und zu schauen, wen die kollegen so einladen.
deshalb sollte man nie aufhören den verantwortlichen die talkshowgäste aussuchen, redaktionen zusammenstellen oder konferenzen zusammenstellen in den hintern zu treten. momentan finde ich die frauen-quote ein hervorragendes werkzeug dafür (es gibt mehr) -- und quoten-diskussionen sind darüberhinaus der ultimative arschlochfilter. wie menschen auf quoten-diskussionen reagieren kann sehr entlarvend sein.
golgatha-gnaden- und johannes-evangelist-friedhof
auf meinem sonntags-spaziergang habe ich heute endlich die letzte ruhestätte der toten gefunden. hier ist das also.

auf dem gelände steht auch eine kapelle, der romantische name lautet kapelle 1.

einen der toten, die hier ihre letzte ruhe hier geniessen, kann man an vor der kapelle 1 betrachten.

und man kann auch erkennen, wo man endet, wenn man zuviel gras raucht.

safari push notifications
seit einer weile kann os x dieses benachrichtigungs-gedöns, mit dem man sich über neue emails informieren lassen kann, an termine erinnern lassen kann und wenns sein muss auch über den batteriestand des laptops. webseiten können safari jetzt auch bescheid sagen, wenn es etwas neues gibt oder die webseite gerne mal hallo sagen möchte. das geht natürlich erst nach einer einwilligung (opt-in). so sähe der einwilligungsdialog auf wirres.net aus:

das gute an diesen benachrichtigungen: sie funktionieren auch, wenn safari nicht läuft, die benachrichtigungen sind in der betriebssystem-eigenen mitteilungszentrale verankert und lassen sich einfach aktivieren und deaktivieren. das weniger gute ist, dass sie eben nur in safari funktionieren und sowohl schnell nerven, als auch leicht übersehbar sind.
ich habe das jetzt mal testweise mit hilfe von roost eingerichtet. roost kümmert sich nach einer anmeldung um die speicherung der benachrichtigungs-interessenten, um kommunikation mit apple und bietet eine ganz gute datenschnittstelle (API) an. der versand von ein paar tausend benachrichtigungen ist kostenlos, die einzige gegenleistung des website-betreibers ist der einbau eines trackers eines javascriptschnipsels von roost.
ich habe die einbindung so gemacht, dass der roost-javascriptcode erst geladen wird, wenn ein (os x) safari-benutzer auf dieses banner klickt (das nicht safari-nutzer gar nicht erst sehen):

kann sein dass es nach einem klick kurz dauert, bis die einwilligung abgefragt wird.
wie gesagt, das funktioniert nur mit safari auf os x. die benachrichtigungen die ich, bzw. roost, bzw. apple verschickt sind die überschrift und der link zu neu veröffentlichten artikeln auf wirres.net.
links die man unbedingt klicken muss vom 06.07.2014
netzpolitik.org: Washington Post bekommt NSA-Cache von Snowden mit konkreten Überwachungsdaten #
markus beckedahl:
Noch im Mai hatte der ehemalige NSA-Chef General Keith Alexander erklärt, dass Edward Snowden auf keinen Fall auf solche Überwachungsdaten haben zugreifen können und lügen würde, wenn er das behauptet. Jetzt wurde Keith Alexander erneut einer Lüge überführt.
gutjahr.biz: Von der Freiheit, nicht in die Luft gesprengt zu werden #
richard gutjahr:
Am Ende ist Hans-Jürgen Papier bemüht, einen versöhnlichen Abschluss der Diskussion zu finden. Bei aller Kritik sei doch festzuhalten: „Der Rechtsstaat bekämpft seine Gegner und Kritiker ausschließlich mit den Mitteln des Rechtsstaats“. Ein Rechtsstaat, der sich unter anderem auch durch seine Meinungs- und Pressefreiheit auszeichnet. Wenig später sitze ich im Auto, als das Telefon klingelt:
- „Range hier. Sie hatten mich vorhin interviewt...“
boingboing.net: Police Squad! was cancelled because the viewer had to watch it in order to appreciate it #
police squad war quasi der vorläufer der nackte-kanone-reihe von david und jerry zucker und jim abrahams. die sechs folgen der nach sechs folgen abgesetzten fernsehserie aus den früher 80er jahren sind jetzt alle auf youtube (eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs). allein beim vorspann muss ich mich jedesmal wegschmeissen.
links die man nicht unbedingt klicken muss vom 06.07.2014
apple.com: Bedienungshilfen - iOS - VoiceOver #
vor ein paar tagen in der ubahn saß mir eine frau gegenüber, die auf dem bildschirm ihres offenbar ausgeschalteten iphones herumwischte und tippte. hin und wieder legte sie dich das telefon in den schoss und tippte etwas auf einer kleinen funktastatur. von den angeschlossenen kopfhörern hatte sie nur einen ins ohr gesteckt.
wegen ihres blindenstocks wusste ich natürlich sofort, das die frau blind war, aber die nutzung eines iphones ohne beleuchtung, ohne sichtbaren bildschirm fand ich enorm faszinierend.
das spart bestimmt irre viel batterie, wenn man ohne bildschirmbeleuchtung unterwegs ist. andererseits (ich hab das voice-over-feature später mal ausprobiert) quatscht das telefon dann die ganze zeit. das kostet ja möglicherweise auch akku.
das voice-over-feature ist jedenfalls ziemlich faszinierend: wenns aktiviert ist, führen berührungen von bildschimbereichen dazu, dass sie vorgelesen oder beschrieben werden. doppel-tappen, wählt den bereich oder schalter dann aus, scrollen kann man dann mit mehreren fingern.

bimmertoday.de: irgendeinbild.jpg #
vor ein paar tagen hab ix versehentlich ein auto für einen mercedes gehalten, obwohl es ein BMW war.
twitter.com/_cypherpunks_: no comment #
christen die auf fotos mit ner bibel und ner knarre posieren, nennen ihre knarren bestimmt „andere wange“.
aerar.de: Wir müssen was gendern #
ein magazin, dessen aktueller titel „was wäre wenn wir die welt neu denken?“ lautet, wird von vielen leserinnen dafür kritisiert, dass es nicht weiter denkt als bis zum ersten besten gesprächspartner. was liegt da näher, als angesichts dieser zu 90 prozent sachlich vorgetragener kritik „unbehagen“ zu spüren, weil diese aufforderung zum „umdenken“ wie „umerziehen“ ankommen könnte?
und wäre es wirklich besser ein magazin, an dem man einen bestimmten aspekt zu kritisieren hat, nicht mehr zu kaufen, als öffentlich kritik daran zu üben, in der hoffnung dass es besser wird? in meiner welt kann man eine suppe noch als versalzen kritisieren, ohne ein überlegenes rezept vorzulegen oder eine kochmütze zu tragen.
rbb-online.de: Schinkelplatz wird mit Luxuswohnungen bebaut #

zeit.de: Max Schrems: Datenschutz-Aktivist will Irlands oberster Datenschützer werden #
witzig: max schrems will sich als chef der irischen datenschutzbehörde bewerben. oder auch nicht.
(aus den referrern gefischt, weil patrick beuth meine rezension von schrems buch im zeit-artikel verlinkt hat.)
links vom 05.07.2014
katjadittrich.de: Die Wahrheit über Gesundbrunnen #
katja dittrich:
Gesundbrunnen hat drei Naherholungsgebiete: Die Panke, den Volkspark Humboldthain und das Gesundbrunnencenter.
Ich weiß nicht, ob das allen schon aufgefallen ist. Das Gesundbrunnencenter sieht aus wie ein riesiges Passagierschiff. Ich stelle mir manchmal vor, wie wir uns dort bei der nächsten Sintflut paarweise einfinden, um die Zeit bis nach dem Regen bei nanu nana zu vertrödeln.
Wobei man als Anwohnerin gar keine Sintflut braucht, um im Gesundbrunnencenterschiff die Zeit zu vertrödeln.
Die zwei größten und wichtigsten Geschäfte im Gesundbrunnencenter sind Saturn und real. Dort hält sich immer ungefähr ein Drittel der fast 90.000 Einwohner auf. Davon die meisten bei Saturn in der Handyabteilung. Dort ballt es sich, als gäbe es in Gesundbrunnen nicht noch 5.000 andere Handygeschäfte.
sehr grandioser text.
elektrischer-reporter.de: Elektrischer Reporter 101 Drohnen, Körpermaße, Lobbyisten #
mit drohnen, @journelle und EDRI.
stefan-niggemeier.de: Lügen fürs Leistungsschutzrecht (7) #
stefan niggemeier:
Die Strategie [...] ist betörend paradox: Google soll gleichzeitig verboten und dazu gezwungen werden, Verlagsinhalte in seinen Suchergebnissen anzuzeigen. Das Leistungsschutzrecht, wie Keese und seine Gefolgsleute es interpretieren, untersagt die ungenehmigte Anzeige von kurzen Textausschnitten und Suchergebnissen. Weil Google aber so marktbeherrschend ist, dass jemand, der hier nicht gelistet ist, im Netz fast unsichtbar wird, dürfe es andererseits die Inhalte, die es mangels einer Genehmigung nicht anzeigen darf, nicht einfach nicht anzeigen, weil das einen Missbrauch seiner Macht darstelle. Der Ausweg aus diesem logischen Dilemma (und, so hoffen die Verleger anscheinend, aus ihren existenziellen Nöten): Google darf die Ausschnitte anzeigen, muss aber dafür zahlen.
boingboing.net: Prince William Portrait #
also ich finde es super.
boingboing.net: Underwater view of polar bears swimming #
ist zwar werbung, aber trotzdem schön.
twitter.com/Mr_Mike_Clarke: "Here you go Grandma..." ... #
eins der grossen zivilisationsprobleme: gelöst.
„Sie können gern 50 intelligente Frauen vorschlagen“ — frank dahlmann

julia mnsk hat auf facebook die brandeins gefragt, warum in den letzten heften so wenige frauen vorkommen.
Noch den Titelmann im Kopf bemerke ich allerdings dann, dass mich noch weitere Herren anstarrten. In meiner Wohnung angekommen, sah ich noch mehr. Und noch mehr. Und noch mehr. Und fragte mich, was eigentlich mit den Damen passiert ist. Bis auf Gabriele Fischer fand ich genau drei Portraits (und natürlich die Dame im kurzen Schwarzen hinten drauf). Meine weitere Recherche trieb mich durch ältere Ausgaben, wo die Quote noch schlechter aussah. Im letzten Heft, beispielsweise, gab es bis auf die Werbedarstellungen keine einzige Frau.
die antwort der brandeins hat auf facebook der online redakteur frank dahlmann übernommen:
Liebe Frau Mnsk, wir sind kein Quotenmagazin, wir suchen nicht nach Männern oder Frauen, wir suchen nach dem interessantesten Gesprächspartner. Nur darauf kommt es an. Wenn wir also viele Männer im Magazin haben, dann ist das ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Nun aber krampfhaft Frauen ins Heft zu heben, erscheint mir nicht die richtige Lösung. Schöne Grüße, Frank Dahlmann
die angemessenste antwort darauf dürfte die von anna luz de león sein:
Um HIMMELS WILLEN. Gute Besserung @brandeins.
— Anna Luz de León (@berlinmittemom) 4. Juli 2014
was mich aber beim ersten lesen von frank dahlmanns antwort wunderte, ist der grössenwahnsinnige anspruch, den frank dahlmann in seine antwort rein formuliert hat: die brandeins zeige in ihrem heft ein spiegelbild der gesellschaft.
wer solche sachen behauptet, hat es sich entweder in seiner filterblase so gemütlich gemacht, dass er zu müde geworden ist aufzustehen um auch nur ein bisschen über seine tellerränder zu blicken oder er hat es mit ernsthaften wahrnehmungsstörungen zu tun. die vorstellung, die man sich in einer redaktion von der welt macht, mit dem spiegelbild der gesellschaft zu verwechseln, lässt aber vielleicht auch auf ein elitäres selbstbild schliessen: welt ist, was wir bei der brandeins wahrnehmen.
diesen eindruck verstärkte frank dahlmann dann in einem späteren kommentar:
Liebe Alle, offenbar richtet sich die Verärgerung gegen die Begriffe "Quote" und "Spiegel der Gesellschaft". Das war sicher unglücklich formuliert und wenn ich damit jemanden verletzt habe, dann bitte ich gern um Entschuldigung. Aber die Herangehensweise an ein Thema ist nun mal so.
Wir sagen in den Themenkonferenzen nie: Lass uns mal eine Geschichte über Person x machen. Welches Thema könnten wir dazu bringen?
Sondern: Lass uns über dieses Thema schreiben. Welche Person könnte dazu die besten Aussagen treffen?
auch hier legt frank dahlmann nahe, dass die antwort der redaktionskonferenz auf die frage „Welche Person könnte dazu die besten Aussagen treffen?“ die realität abbildet. wenn der redaktion, dem autor oder den gesprächspartnern der redakteure keine frauen einfallen, dann gibt es sie auch nicht.
wäre frank dahlmann ein DJ, würde er möglicherweise auch nicht verstehen, warum sich leute darüber beschweren, dass er immer nur country-musik spielen würde:
Wir spielen jede Musik die wir interessant finden. Nur darauf kommt es an. Dass wir nur Countrymusik spielen ist ein Spiegelbild der Musikszene. Jetzt auch noch krampfhaft Westernmusik abzuspielen, erscheint mir nicht die richtige Lösung zu sein.
das traurige an der haltung, die frank dahlmann in diesem facebook-strang zu verteidigen versucht, ist neben der merkbefreitheit, (mal wieder) die journalistische haltung: nämlich keine (so isses halt). oder genauer eine resignierte (uns fiel nix ein) oder eine wenig neugierige (den jansen haben wir doch schon so oft gehabt, wer weiss ob die lehmann überhaupt was taugt?).
es kann natürlich auch sein, dass frank dahlmann das eigene heft nicht gelesen oder verstanden hat. im aktuellen heft geht es nämlich um „neu-denken“ und „alternativen“. gabriele fischer ruft in ihrem editorial zum zweifel am althergebrachten auf:
Wer zweifelt, muss suchen, streiten, neu denken, Kompromisse schließen, scheitern, wieder neu denken.
wolf lotter beklagt „fundamentalismus“:
[Die] Realität zeigt uns, dass Wirtschaft, Gesellschaft und Organisation umso besser funktionieren, je mehr sie sich auf Komplexität, Vielfalt und damit auf Alternativen einlassen. Wer etwas anderes wissen will, als er schon kennt, ist in der Wissensgesellschaft schlicht im Vorteil.
ich weiss nicht ob der journalist frank dahlmann nur nicht glücklich formulieren kann, oder ob es wirklich seiner haltung entspricht, wenn er auf freundliche kritik und den hinweis auf mangelnde vielfalt antwortet: vielfalt interessiert uns nicht. unsere themenkonferenzen liefern das optimale ergebnis, wir suchen nicht vielfalt, sondern qualität. wir sind uns sehr sicher, dass unsere qualitätsmassstäbe optimal und ausgewogen sind, vielen dank für ihre anregung frau mnsk, aber ihre idee ist quatsch. schöne grüsse, dudilum.
vielleicht ist es auch zeit dafür, dass die brandeins mal wieder scheitert. sich radikal neu denkt, neu erfindet. von bequemlichkeit, selbstverliebtheit und arroganz befreit. und wieder mehr fragen stellt, als antworten zu geben und andere am erfahrungsschatz ihrer redakteure teilhaben zu lassen.
die brandeins ist nach wie vor ein tolles magazin. aber ich lese kaum einen artikel, an dessen ende ich mich nicht frage: und? fehlt hier nicht noch was? wars das? tiefer gehts nicht? zum beispiel die pimmelparade das streitgespräch zwischen stephan noller und nicolas clasen, moderiert von thomas ramge. vier seiten lang über onlinewerbung streiten — und kein einziges mal fällt das wort ad-blocker? ernsthaft?
weitere kommentare aus dem genannten facebook strang.
Für jedwedes Thema nur Männer als Gesprächspartner zu finden ist nicht Spiegelbild der Gesellschaft, sondern Spiegelbild Ihrer Redaktion. Die Idee, dass Sie damit mit den „Besten" sprechen, ist verzerrt, denn Sie folgen längst einer Quote, einer Männerquote nämlich.
Und ich dachte bislang, brand eins würde nicht die Gesellschaft spiegeln, sondern ihr verhelfen, nach vorne zu denken. Gut, dass Frank Dahlmann die Positionierung auf den Punkt bringt. Eine Illusion weniger in der Medienszene.
Wenn der Anteil der Artikel über/mit Beteiligung von Frauen sich im Allgemeinen also bei rund einem Drittel bewegen würde (gerne auch mehr, natürlich), könnte man der Brand eins wohl keinen großen Vorwurf machen. Gerade mit einer weiblichen Chefredakteurin ist es aber schon sehr verwunderlich, warum im aktuellen Heft wirklich kaum von Frauen die Rede ist (in nur 5 Artikeln von 24 längeren wird überwiegend von Frauen berichtet, in 14 stark überwiegend von Männern). Klar, Branchen wie Schiffbau oder Fischerei ist es schon mit größerem Aufwand verbunden, Frauen zu finden. Aber dass der Brand-eins-Redaktion auch für die Themen Bürgerlicher Widerstand ("Nahverkehr"), Demokratie ("Demokratie selber machen") oder Gema ("Da ist Musik drin") keine einzige Frau eingefallen ist, ist schon seltsam bis schade. Sieht halt dann leider echt ignorant bis gewollt aus.
I was wrong, I'm sorry. > If I was wrong, I'm sorry. > If I offended you, I'm sorry. > I'm sorry you feel offended. > Fuck you.
— Teju Cole (@tejucole) 28. Juni 2014
links vom 03.07.2014
vocer.org: “Facebook und all der Scheißdreck” I: Lesegewohnheiten #
gegen diese glosse von jan klage ist eigentlich nichts einzuwenden, ausser das, was jan klage selbst über glossen sagt:
Schließlich bringt sie alles mit, was der latent überforderte Leser künftig brauchen könnte: sie ist kurz, weitgehend gedankenfrei und wimmelt nur so von Wiederholungen.
und ein paar der gedankenfreien gedanken, die jan klage in seiner glosse jeden absatz wiederholt, sind meiner meinung nach nicht nur gedankenfrei, sondern auch falsch.
klage meint unsere schreib- und lesegewohnheiten hätten sich durch digitale medien „grundlegend“ verändert:
Mehr als zwanzig Minuten lang, wird sich bald niemand mehr auf ein Buch konzentrieren können.
Die Literatur wird also kürzer.
die these, dass unsere aufmerksamkeitsspanne immer kürzer werde, ist vermutlich erstmals von sokrates aufgestellt worden und wäre dann damals schon quatsch gewesen. ich vermute man kann zu jedem zeitpunkt der literaturgeschichte lange, tiefschürfende texte neben kurzen, verdauungsfreundlich portionierten texten finden. es gab immer ernste kultur und unterhaltsame kultur und vor allem immer leute, die sich über die oberflächlichkeit oder mangelde substanz der unersten kultur beklagten.
natürlich gibt es trends und modeerscheinungen — aber aus der beobachtung von ein paar trends auf eine „grundlegende“ veränderung von verhaltensweisen zu schliessen ist quatsch und gedankenfreies, glossiges rumbehaupten.
gefunden habe ich den text bei maximilian buddenbohm und eben erst gesehen, dass die diskussion dort in eine ähnliche richtung geht: „Ich lese da nur Behauptungen.“ (wibke ladwig)
carta.info: Satire-Simulation „heute-show“ #
leonard novy idealisiert jon stewart anlässlich von (berechtigten) lästereien von harald schmidt über die heute show:
So gesehen verhält sich die heute-show zur Daily Show in etwa wie Annemarie Eilfeld (oder jedes andere Casting-Sternchen aus der RTL-Retorte) zu Aretha Franklin. Das hat weniger mit den teils durchaus gelungenen Einspielfilmen zu tun – wie denen von Martin Sonneborn, oder Sidekicks wie Gernot Hassknecht, der Karikatur öffentlich-rechtlichen Kommentatoren –, als vielmehr damit, dass den einzelnen Teilen ein sie zusammenhaltendes Leitmotiv fehlt, anders formuliert: eine Haltung. Und ein Moderator, der dafür steht.
alles richtig. bei oliver welke eine haltung zu finden, die über „alle sind doof, insbesondere politiker“ hinausgeht, dürfte sehr schwer sein. und jon stewart ist eben nicht nur brilliant und leidenschaftlich, sondern lässt seine haltung auch mal durch seine witze durchschimmern. allerdings leidet auch stewarts sendung an ritualisiertem bashing der üblichen verdächtigen und der klassischen kabarettisten-haltung, die selten über ein „die da oben sind doof und machen sich die taschen voll“ hinausgeht.
mit anderen worten: auch bei der daily show laufen regelmässig unsäglich dumme und stereotype einspielfilmchen, die dialoge mit pseudo-korrespondenten sind meistens so albern und uninspiriert, dass man sie vorspulen muss. man merkt nicht in jeder sendeminute der daily show die von leonard novy attestierte brillianz der autoren.
trotzdem sehe ich mir jon stewart regelmässig an. weil zumindest seine einleitungsmonologe fast immer unterhaltsam und manchmal brilliant und abseitig sind. und manchmal spürt man eben auch, dass ihm das was er macht nicht egal ist.
techdirt.com: Google Alerts Press About Right To Be Forgotten Removals, Putting Those Stories Back In The News #
kurzfassung: alles dumm, sowohl google zu zwingen etwas zu vergessen, weil es unweigerlich zu zensur führt, als auch zu beantragen vergessen zu werden, weil das eben auch ruck-zuck zum streisand-effekt führt.