on­line-wer­bung

felix schwenzel

link­lo­ser ar­ti­kel von fre­de­ric fill­oux (ist der name echt?), ver­mut­lich aus der print­aus­ga­be der wa­shing­ton post, über die scheis­sig­keit von on­line-wer­bung und die un­fä­hig­keit der bran­che in­no­va­tio­nen vor­an­zu­trei­ben: „Why is di­gi­tal ad­ver­ti­sing so lou­sy? In­dus­try is too smug to in­no­va­te.

sie­he auch mei­nen ar­ti­kel zum the­ma vom 24.06.2010. via tho­mas knü­wers book­marks.


jour­na­lis­mu$

felix schwenzel

sehr le­sens­wer­ter ar­ti­kel von jens wein­reich über die fi­nan­zie­rung von jour­na­lis­mus und jens wein­reich. ich weiss zwar nicht ob jens wein­reich ein­ver­stan­den ist, wenn ich den ar­ti­kel wie folgt zu­sam­men­damp­fe, aber ich glau­be es könn­te pas­sen:

er hat das ge­fühl, dass er mehr von sei­nen le­sern zu­rück­be­kommt und dass es dem ar­ti­kel bes­ser tut, wenn er ihn in sei­nem blog ver­öf­fent­licht, als bei ei­ner zei­tung oder ei­nem por­tal wie spie­gel-on­line. und auch wenn es so aus­sieht, als ver­schen­ke er sei­ne ar­beit oder ver­sen­ke sie in ei­nem end­los tie­fen brun­nen, sieht er das blog­gen als den (fast) ein­zi­gen weg, jour­na­lis­mus zu be­trei­ben, weil er ein­fach viel mehr zu­rück­be­kommt, als auf dem her­kömm­li­chen weg. mit ei­nem ent­schei­den­den un­ter­schied: die fi­nan­zie­rung lässt sich so nicht ohne wei­te­res si­chern. nur beim print ist das nicht an­ders:

Zu­dem, sei­en wir ehr­lich, das ist oft ge­nug be­schrie­ben, man schaue sich nur hier um, die Um­sät­ze frei­er Jour­na­lis­ten nä­hern sich ra­sant der Null­mar­ke, vor al­lem im Print­ge­schäft, je­der weiß das.

ob die lö­sung der fi­nan­zie­rungs­fra­ge nun in wer­bung, flattr, kas­hingle, spen­den, stif­tun­gen oder ganz wo­an­ders liegt, kön­nen der­zeit we­der jens wein­reich, noch sa­scha lobo, chris­toph kee­se, ich oder sonst­wer be­ant­wor­ten. ob­wohl, ich für mei­nen teil habe eine vor­läu­fi­ge lö­sung ge­fun­den. ne­ben den 20-40 euro, die ich für ge­druck­ten jour­na­lis­mus im mo­nat un­ge­fähr aus­ge­be, wer­de ich künf­tig min­des­tens 20-30 euro im mo­nat per flattr für nicht ge­druck­ten jour­na­lis­mus aus­ge­ben.

dass ich in den letz­ten bei­den mo­na­ten über flattr mehr ein­ge­nom­men habe als ich aus­ge­ge­ben habe, ist ein net­ter ne­ben­ef­fekt, der aber nach mei­ner ein­schät­zung kei­nen be­stand ha­ben muss (und wird). ich wer­de es si­cher nicht schaf­fen, je­den mo­nat 4-5 ar­ti­kel zu schrei­ben die so kräf­tig ge­ret­weetet wer­den (oder so viel auf­merk­sam­keit er­zeu­gen kön­nen), dass eine nen­nens­wer­te um­wand­lung von auf­merk­sam­keit in flat­trs (oder wer­be­ein­nah­men) statt­fin­den wird. ab­ge­se­hen da­von, dass ich mich auch durch ei­nen voll­zeit-job ge­gen­fi­nan­zie­re und mit dem schrei­ben kein geld ver­die­nen muss.

aber, wie ich schon ein paar mal ge­sagt habe, ich sehe in flattr we­ni­ger die mög­lich­keit geld ein­zu­neh­men (was trotz­dem ein net­ter ne­ben­ef­fekt ist), son­dern als die der­zeit bes­te und sinn­volls­te mög­lich­keit gu­ten jour­na­lis­mus zu be­loh­nen und (mit) zu fi­nan­zie­ren. und mit „jour­na­lis­mus“ mei­ne ich kei­nes­falls nur das was jour­na­lis­ten pro­du­zie­ren, son­dern das was mir an ge­schrie­be­nen tex­ten un­ter­kommt und von de­nen ich ler­ne, die mich un­ter­hal­ten, auf neue sicht­wei­sen brin­gen, zu neu­en er­kennt­nis­sen oder auf den letz­ten stand brin­gen. oder wie jens wein­reich „jour­na­lis­mus“ auf eine wei­se be­schreibt, dass ich das wort erst­mals seit lan­ger zeit nicht als ar­ro­gan­ten oder ver­zwei­fel­ten ver­such der ab­gren­zung ver­ste­he:

Jour­na­lis­mus heißt für mich: Dia­log. Dis­ku­tie­ren. Ler­nen. Ver­net­zen. Feh­ler ein­ge­ste­hen und kor­ri­gie­ren. Quel­len of­fen­le­gen, so­lan­ge nicht Quel­len­schutz ge­währ­leis­tet wer­den muss, weil Hin­weis­ge­ber sonst Pro­ble­me be­kom­men. Jour­na­lis­mus heißt für mich: Wis­sen wei­ter­ge­ben. Ver­lin­ken. Do­ku­men­te zur Dis­kus­si­on stel­len. Ein­ord­nen. Er­klä­ren. Ana­ly­sie­ren. Kom­men­tie­ren. Be­rich­ten. Re­cher­chie­ren. Dran­blei­ben. Bei­ßen. Oder es we­nigs­tens ver­su­chen.
Jour­na­lis­mus heißt: Den Ar­beits­pro­zess trans­pa­rent ge­stal­ten. Den Le­ser/Hö­rer/Zu­schau­er/Dis­kus­si­ons­part­ner/Ex­per­ten mit neh­men auf die Rei­se und im­mer auch er­klä­ren, wie ein Pro­dukt ent­stan­den ist. Ich lie­be und lebe das.
Es heißt auch, mit ei­ner Fach­kom­pe­tenz, die man sich er­ar­bei­ten kann, den Lot­sen zu spie­len, den Mo­de­ra­to­ren.

mit die­ser de­fi­ni­ti­on von jour­na­lis­mus, wür­de ich mich tat­säch­lich auch nicht mehr be­lei­digt füh­len, nann­te mich mal wie­der je­mand „jour­na­list“. wis­sen, er­fah­run­gen, er­kennt­nis­se wei­ter­ge­ben, un­ter­hal­ten, be­rich­ten, ein­ord­nen, es ver­su­chen, sich pla­gen. das sind die din­ge, die ich auch als mei­ne ma­xi­men für das was ich hier tue be­schrei­ben wür­de. mit dem er­klä­ren und mo­de­rie­ren und der fach­kom­pe­tenz ha­perts bei mir noch ein biss­chen — und des­halb wür­de ich mich auch nach die­ser de­fi­ni­ti­on wei­ter­hin nicht „jour­na­list“ nen­nen.

was ich aber ei­gent­lich sa­gen woll­te: war­um re­den alle dar­über, ob und wie man mit flattr oder kas­hingle geld ver­die­nen kann und nicht dar­über was für eine gross­ar­ti­ge, ein­fa­che, ge­rech­te und ziel­ge­rich­te­te mög­lich­keit flattr ist, um gu­ter ar­beit an­er­ken­nung zu schen­ken? oder kurz ge­sagt: geht hin und flat­tert, heu­te vor al­lem jens wein­reich.


aprops jour­na­lis­mus. frank schmie­chen kann man nicht flat­tern, wür­de ich auch nicht tun, aber nach­dem ich ihn heu­te beim bo­cki­gen zu­rück­ru­dern be­ob­ach­tet habe, hab ich ihm spon­tan für sei­nen schluss­satz ei­nen tweet ge­schenkt.


sor­ry für die be­scheu­er­te über­schrift.


4GB pom­mes

felix schwenzel


frap­pie­rend le­cke­rer eis­kaf­fee (frap­puc­ci­no)

felix schwenzel

ges­tern ver­lang­te die bei­fah­re­rin nach ei­nem kaf­fee. er soll­te am bes­ten so schme­cken, wie die­se frap­puc­ci­no bei star­bucks, nur ohne zu­cker und ohne fett. also habe ich alle ver­füg­ba­ren eis­wür­fel, zwei es­pres­si aus un­se­rer nes­pres­so-ma­schi­ne und die glei­che men­ge milch wie kaf­fee in den mix­xer ge­wor­fen, ein paar sprit­zer süss­stoff hin­ter­her und ge­mixxt.

bei die­sem ers­ten ver­such ha­ben sich lei­der nicht alle eis­wür­fel auf­ge­löst, so dass noch eine men­ge eis­split­ter­chen in der kaf­fee-mas­se steck­ten, die aber doch eine er­staun­lich fluf­fi­ge kon­sis­tenz hat­te. er war auch ei­ni­ger­mas­sen ge­niess­bar, aber so rich­tig zu­frie­den wa­ren wir nicht: zu fest (und gleich­zei­tig zu wäss­rig), zu we­nig stark, nicht süss ge­nug.

heu­te woll­te ich es bes­ser ma­chen und goo­gel­te vor der zu­be­rei­tung ein re­zept. die vor­be­spre­chung mit der bei­fah­re­rin er­for­der­te all mein ver­hand­lungs­ge­schick. sie woll­te we­der den va­nil­le­zu­cker (ich han­del­te sie von zwei tüt­chen auf eins run­ter), noch den ka­kao (ich han­del­te sie von 4 tee­löf­feln auf ei­nen run­ter), er­setz­te den zu­cker durch süss­stoff und ver­sprach nicht so viel milch zu be­nut­zen.

hier das mo­di­fi­zier­te re­zept für zwei per­so­nen:

  • 12 eis­wür­fel
  • 3 es­pres­si (ca. 110 ml)
  • ca. 110 ml fett­ar­me milch
  • 1 tüt­chen va­nil­le­zu­cker
  • 1 tee­löf­fel ka­kao­pul­ver (ech­tes ka­kao­pul­ver, kein nes­quick oder so)
  • 2 sprit­zer flüs­si­ger süss­stoff

al­les zu­sam­men in den mi­xer wer­fen und ca. 3 mi­nu­ten rö­deln las­sen. da­nach ist der mi­xer voll mit ca. 4 be­chern fluf­fi­gen, kal­tem kaf­fee­schaum.

die bei­fah­re­rin liess sich an­schlies­send durch die kaf­fee­mas­se dazu hin­reis­sen zu sa­gen, dass das der bes­te frap­puc­ci­no ge­we­sen sei, den sie je­mals ge­trun­ken hät­te. ich fand ihn auch an­ge­nehm süss und herb.

so sa­hen die tas­sen und tei­le der kü­che nach dem aus­trin­ken aus:


„sou­ve­rän, an­spruchs­voll und klug“

felix schwenzel

Der Frei­tag de­fi­niert Qua­li­täts­jour­na­lis­mus im di­gi­ta­len Zeit­al­ter für den deutsch­spra­chi­gen Raum neu. Sou­ve­rän, an­spruchs­voll und klug for­dert der Frei­tag zum ge­sell­schaft­li­chen Dia­log und zur Dis­kus­si­on auf. Und trägt selbst mit kri­ti­schen und kon­struk­ti­ven Mei­nun­gen dazu bei. Der Frei­tag bie­tet sei­nen Le­sern weit mehr als ak­tu­el­le Nach­rich­ten: Er zeigt Hin­ter­grün­de auf, ver­netzt In­for­ma­tio­nen in­ter­na­tio­nal und aus al­len Me­di­en­ka­nä­len. Da­mit er­laubt er eine re­le­van­te Sicht auf die heu­ti­ge Welt – on­line und off­line glei­cher­ma­ßen.
[quel­le]

der frei­tag, das selbst­er­nann­te, „ver­net­zen­de“ „mei­nungs­me­di­um“ ko­ope­riert mit dem bri­ti­schen guar­di­an und über­nimmt re­gel­mäs­sig ar­ti­kel aus dem guar­di­an, über­setzt und ver­öf­fent­licht sie, auf pa­pier und im print. of­fen­sicht­lich er­streckt sich die­se ko­ope­ra­ti­on auch auf blog­ar­ti­kel die auf guar­di­an.co.uk er­schei­nen. so hat frei­tag.de die­sen ar­ti­kel von roy greens­la­de über­setzt und über­nom­men und auf frei­tag.de ver­öf­fent­licht.

das ist ja auf den ers­ten blick enorm lo­bens­wert. nur: der ori­gi­nal-ar­ti­kel von roy greens­la­de über das me­di­en­echo der gran­dio­sen re­por­ta­ge von mi­cha­el has­tings im rol­ling stone über den af­gha­ni­stan-krieg und ge­ne­ral stan­ley mc­chry­tal und sei­nen stab („The ama­zing me­dia sto­ry be­hind the as­to­nis­hing Mc­Chrys­tal in­ter­view“) ent­hält un­ge­fähr 12 links auf ex­ter­ne sei­ten, ein ein­ge­bet­te­te­tes you­tube-vi­deo und fasst am ende über­sicht­lich die quel­len zu­sam­men. der re­pro­du­zier­te und über­set­ze ar­ti­kel im frei­tag ent­hält hin­ge­gen ge­nau null links, kein ein­ge­bet­te­tes you­tube-vi­deo und ver­zich­tet so­gar auf ei­nen link zum ori­gi­nal-ar­ti­kel.

das ist in­so­fern er­schüt­ternd, weil es in dem ar­ti­kel un­ter an­de­rem um die un­fä­hig­keit des rol­ling stone ging, on­line ade­quat auf das enor­me me­di­en­echo zu re­agie­ren (sie­he auch emi­ly bells ein­schät­zung dazu), weil er es eine gan­ze wei­le lang nicht on­line ver­öf­fent­lich­te. im frei­tag liest man dann:

Und so kam es, dass ei­ni­ge Stun­den lang der ein­zi­ge Ort im Netz, an dem man nichts über das Rol­ling-Stone-Sück le­sen konn­te, die Web­sei­te des Rol­ling Stone war.

und so kam es dann, dass der frei­tag ei­nen wun­der­ba­ren, link­rei­chen und lehrei­chen blog­ar­ti­kel wo­chen­lang (bis jetzt), schwer kas­triert auf sei­ner web­sei­te ste­hen hat.

ja­kob aug­stein be­haup­tet zwar, dass der frei­tag sei­ne „User“ ernst neh­me, aber die­ses ernst neh­men geht wohl nicht so weit, dass sie sich eine mei­nung aus­ser­halb von frei­tag.de bil­den sol­len.

kann na­tür­lich auch sein, dass das al­les durch die irre tol­le ver­schrän­kung von on­line und off­line ent­stan­den ist und beim frei­tag im­mer noch ir­gend­wie off­line first gilt, die be­schrän­kun­gen des print­for­mats also auch on­line an­ge­wen­det wer­den. was na­tür­lich nicht ge­ra­de für das kon­zept des frei­tag spricht.

das gan­ze ist, wie ge­sagt, be­son­ders pein­lich, weil greens­lades ar­ti­kel ge­nau um das nicht­ver­ste­hen von on­line­me­cha­nis­men und de­ren dy­na­mik beim rol­ling stone ging, aber auch um das ver­sa­gen der nach­rich­ten­agen­tur ap, die die den spreng­stoff, der in has­tings re­por­ta­ge in ei­ner vor­ab­mel­dung des rol­ling stones stand, nicht er­kann­te.

wie um die­se on­line-aver­si­on des frei­tag zu ver­tu­schen, wan­delt sich der „on­line news cy­cle“ mit dem man­che print-ma­ga­zi­ne laut greens­la­de of­fen­bar nicht um­ge­hen kön­nen, in der frei­tag-über­set­zung zu ei­nem stink­nor­ma­len „Nach­rich­ten­zy­klus“.

greens­la­de schliesst auch im frei­tag mit die­sem satz:

Wie konn­te der Rol­ling Stone im di­gi­ta­len Zeit­al­ter auch nur dar­über nach­den­ken, eine so wich­ti­ge, die Agen­da be­stim­men­de Ge­schich­te nur ge­druckt zu ver­öf­fent­li­chen?

ich fra­ge mich, wie kann man ei­nen ar­ti­kel über eine so so wich­ti­ge, die agen­da be­stim­men­de ge­schich­te, die sich vor­nehm­lich on­line ab­spiel­te, ohne ei­nen ein­zi­gen link ver­öf­fent­li­chen? mei­ne ant­wort lau­tet: durch dumm­heit und ar­ro­ganz. ob­wohl es in wahr­heit wahr­schein­lich nur schlam­pig­keit war.


die re­por­ta­ge von mi­cha­el has­tings im rol­ling stone („ The Ru­na­way Ge­ne­ral “), die zur ent­las­sung ge­ne­ral mc­chrys­tals führ­te, ist üb­ri­gens wirk­lich gran­di­os und sehr, sehr le­sens­wert.


ei­nen wei­te­ren sehr in­ter­es­san­ten aspekt an has­tings re­por­ta­ge be­leuch­tet üb­ri­gens jeff jar­vis. er ver­bin­det mc­chrys­tals de­mis­si­on mit sei­nem lieb­lings­the­men, trans­pa­renz und of­fen­heit. er fragt sich ob mc­chrys­tal (und da­vid wei­gels) rück­tritt nicht nur da­mit zu tun habe, dass er ei­ge­ne mei­nun­gen ver­trat und aus­sprach, son­dern viel­leicht eher mit der angst vor of­fen­heit und den ein­ge­spiel­ten re­geln im po­li­ti­schen ta­ges­ge­schäft.

jar­vis:

One opi­ni­on leaks out of the opi­ni­on­less man and it is shared and lin­ked and spread in­stant­ly. The in­sti­tu­ti­ons tre­at this re­ve­la­ti­on as a shock and scan­dal — as a th­re­at — and they eject the opi­ni­ona­ted men. That is what hap­pen­ed to Mc­Chrys­tal and We­igel.

In my thin­king for my book on pu­blic­ness, I keep try­ing to look at such fe­ars and of­fen­ses and turn them around to ask what they say not about the scan­da­lous but in­s­tead about the scan­da­li­zed — about us and about our myths and rea­li­ties.

jar­vis for­dert auch für die jour­na­lis­ti­sche ar­beit mei­nungs­stär­ke, of­fen­heit und trans­pa­renz. skep­zis sei ohne mei­nungs­stär­ke gar nicht mög­lich und skep­zis ge­gen­über in­sti­tu­tio­nen sei eine der grund­la­gen für an­stän­di­gen jour­na­lis­mus. und er for­dert auch we­ni­ger zu­rück­hal­tung von jour­na­lis­ten, sei es weil jour­na­lis­ten in­for­ma­tio­nen we­gen vor­aus­ei­len­der gen­tle­man’s agree­ments zu­rück­hal­ten, oder aus furcht zu­gang zu ih­ren quel­len zu ver­lie­ren:

I think […] that pri­va­cy for go­vern­ment and tho­se who co­ver it is exact­ly what we do not need, exact­ly what we are working to eli­mi­na­te with suns­hi­ne and pu­blic­ness. Jour­na­lists should have been the ones ope­ning the dra­pes on tho­se dark rooms but they didn’t be­cau­se they were se­du­ced by their in­vi­ta­ti­ons in. So out­si­ders are for­cing them open. Hur­rah. Pri­va­cy is what pro­tects the ty­rants of North Ko­rea and East Ger­ma­ny. Trans­pa­ren­cy is what kills them.


rich­tig in­ter­es­sant wirds dann al­ler­dings nicht bei jar­vis selbst, son­dern bei mayhill fow­ler, auf de­ren eben­falls mc­chry­tal-in­spi­rier­ten ar­ti­kel in der huf­fing­ton post jar­vis linkt. sie schreibt über die kri­tik an has­tings und dass er nach mei­nung ei­ni­ger jour­na­lis­ten-kol­le­gen gar nicht über so über mc­chrys­tal und die auch al­ko­hol-in­du­zier­ten äus­se­run­gen von mit­glie­dern sei­nes sta­bes hät­te schrei­ben dür­fen und dass er mit sei­ner re­por­ta­ge die fei­ne li­nie zum ver­trau­ens­bruch über­schrit­ten hät­te.

in­ter­es­sant ist das des­halb, weil mayhill fow­ler selbst eine sol­che kon­tro­ver­se aus­ge­löst hat­te, als sie wäh­rend des letz­ten prä­si­dent­schafts-wahl­kampfs über eine kon­tro­ver­se äus­se­rung ba­rack oba­mas be­rich­tet hat­te („bit­ter­ga­te“), die er auf ei­ner ge­schlos­se­nen ver­an­stal­tung, die nur für sei­ne un­ter­stüt­zer of­fen war, ge­äus­sert hat­te.

das wirft span­nen­de fra­gen zum jour­na­lis­ti­schen selbst­ver­ständ­nis auf:

In the end, it's not a mat­ter of beat re­por­ters ver­sus free­lan­cers, of brea­king the code and lo­sing ac­cess. Any re­por­ter worth his or her salt would have re­por­ted exact­ly as Has­tings and I did. So­me­ti­mes the sto­ry trumps every other con­side­ra­ti­on. Over time, I've come to see that every litt­le bit of re­por­ta­ge, no mat­ter how quo­ti­di­an, is a small act of be­tra­y­al. The mere chro­nicling of an event, in the act of choo­sing words, in the fi­xing of the ca­me­ra lens, af­fects it. Any­bo­dy who has ever been part of so­me­thing and la­ter seen it in the press has ex­pe­ri­en­ced that mo­ment of dis­as­so­cia­ti­on, the know­ledge that the re­por­ta­ge, no mat­ter how good and ac­cu­ra­te, has not cap­tu­red quite what was seen and felt, and now that the event has been chro­nic­led, has ch­an­ged it. In this way, jour­na­lism is ra­ther like quan­tum phy­sics.


an all die­sem lesestoff kann man sich stun­den­lang fest­na­gen (oder es las­sen), aber mit der ar­ro­gan­ten selbst­wahr­neh­mung als her­me­ti­sches mei­nungs­me­di­um, das nicht nach aus­sen linkt, wird das mit dem „Qua­li­täts­jour­na­lis­mus im di­gi­ta­len Zeit­al­ter“ nichts.


me­di­en­ra­dio

felix schwenzel

heu­te abend war ich bei phil­ip ban­se und jana wut­t­ke zu gast beim me­di­en­ra­dio und hab un­fähr an­der­t­alb stun­den (65 mi­nu­ten) mit den bei­den live ins in­ter­net ge­plau­dert. die auf­zeich­nung kann man sich hier an­hö­ren. das mp3 liegt hier.


flattr-bi­lanz ju­ni 2010

felix schwenzel

im juni habe ich über flattr 77,31 euro „ge­spen­det“ be­kom­men. das über­trifft mei­ne eh schon hoff­nungs­los op­ti­mis­ti­schen er­war­tun­gen bei wei­tem. un­ter an­de­rem, weil mei­ne be­su­cher­zah­len im schnitt weit un­ter 1000 be­su­cher pro tag lie­gen und ich im juni re­la­tiv we­nig ge­schrie­ben habe. ein gross­teil der ein­nah­men kam über den ar­ti­kel über die ruhr­ba­ro­ne, etwa 33 euro. an­bei ein screen­shot der klick- und ein­nah­me­de­tails.

vie­len dank da­für.

die taz hat re­spek­ta­ble 988 euro ein­ge­nom­men. se­bas­ti­an hei­ser schreibt dazu im taz haus­blog:

Am stärks­ten ho­no­riert wer­den die Tex­te, in de­nen es ge­gen die Lieb­lings­fein­de un­se­rer Le­ser geht: Neo­na­zis, der Hoch­adel, die Bild-Zei­tung, die schwarz-gel­be Bun­des­re­gie­rung.

eine ähn­li­che be­ob­ach­tung konn­te auch ich ma­chen, mein ar­ti­kel über zwei ruhr­ba­ro­ne schroe­der und lau­rin setz­te sich kri­tisch mit de­ren pri­mi­ti­ver het­ze be­richt­erstat­tung ge­gen den ex-pi­ra­ten jörg tauss aus­ein­an­der, war also für vie­le in­ter­net-men­schen gut ver­dau­lich. mein ar­ti­kel über sa­turn brach­te mit 9 klicks fast 9 euro ein, eben­so­viel wie mein text über an­geb­li­che grün­de ge­gen flattr. ein mus­ter lässt sich nicht wirk­lich er­ken­nen, aus­ser dass die ar­ti­kel die viel ge­flat­tert wer­den vor­her re­la­tiv viel get­wit­tert oder ver­linkt wur­den und of­fen­bar ir­gend­ei­ne qua­li­tät ha­ben. bil­der wur­den kaum get­wit­tert, was aber auch wie­der mit der qua­li­tät zu tun ga­habt ha­ben kann.

ste­fan nig­ge­mei­er brach­te es auf 352 euro, netz­po­li­tik auf 576 euro. car­ta nahm 201 euro, das law­blog auf 247 euro, das reiz­zen­trum 20,91 euro, kul­tur-flat­rate auf et­was über ei­nen euro.

ins­ge­samt bin ich ernst­haft er­staunt über die sum­men die teil­wei­se zu­sam­men­ge­kom­men sind. ich habe im juni 20 euro, fast mei­ne ge­sam­ten ein­nah­men aus dem vor­mo­nat, ver­flat­tert, ein flattr von mir war knapp 22 cent (mi­nus 10%) wert. die­sen mo­nat wer­de ich wohl wie­der 20 oder 30 euro ver­flat­tern. ich bin sehr ge­spannt und op­ti­mis­tisch, wie sich die­ses flattr-dings wei­ter­ent­wi­ckeln wird.

[nach­trag 02.06.2010, 11:46]
jetzt hab ix auch den screen­shot an­ge­hängt.


volks­park fried­richs­hain

felix schwenzel


kron­kor­ken-vdsl-kis­te

felix schwenzel


sa­turn hasst bil­lig

felix schwenzel

der was­ser­ko­cher den wir in der kü­che ste­hen ha­ben war glau­be ich ziem­lich bil­lig. wenn man ihn et­was zu voll macht, kocht er über. das ist OK, weil ir­gend­wann weiss man, dass man ihn nicht zu voll ma­chen soll­te. ist aber auch doof, wenn man ihn dann doch zu voll macht und ihn sich sel­ber über­lässt. so wie ich das heu­te früh ge­macht habe. als ich wie­der in die kü­che kam, mach­te die den ein­druck ei­nes tür­ki­schen dampf­ba­des. der was­ser­ko­cher hat­te die hälf­te des was­sers aus­ge­spuckt und den rest sorg­fäl­tig in die kü­che ge­dampft. aus­ser­dem stank er ein biss­chen nach plas­tik, weil er leer war, aber noch heiz­te. das über­zeug­te mich und die bei­fah­re­rin heu­te ei­nen neu­en was­ser­ko­cher zu kau­fen.

heu­te abend im sa­turn stan­den wir dann vor ei­nem 100 me­ter lan­gen re­gal mit was­ser­ko­chern im preis­rah­men von 10 bis 150 euro. ein was­ser­ko­cher für 130 euro hat­te es uns be­son­ders an­ge­tan, weil er tas­ten hat­te, mit de­nen man die was­ser­tem­pe­ra­tur ein­stel­len konn­te, in vier schrit­ten von 40 bis 100 grad. der was­ser­ko­cher sah auch toll aus, aber das kind hol­te uns auf den bo­den der tat­sa­chen zu­rück: „ihr seid doch be­kloppt 130 euro für nen was­ser­ko­cher aus­zu­ge­ben!“

die an­de­ren was­ser­ko­cher sa­hen ent­we­der doof aus, hat­ten klapp­ri­ge de­ckel, be­scheu­er­tes re­tro-de­sign, la­b­ri­ges knöpf­chen, wa­ckel­ten oder kos­te­ten auch so um die 80, 90 euro. eine ver­käu­fe­rin die nach 10 mi­nu­ten mal vor­beit­rot­tel­te be­ant­wor­te­te uns miss­mu­tig zwei fra­gen und zog dann wie­der ab und zog die ka­bel der was­ser­ko­cher wie­der straff und räum­te auf.

„guck doch mal bei ama­zon“ mein­te die bei­fah­re­rin. gute idee, vor al­lem da das such­ergeb­nis nach „was­ser­ko­cher“ ge­nau das lie­fer­te, was die ver­käu­fe­rin uns vor­ent­hielt, eine ein­deu­ti­ge emp­feh­lung. den phil­ips was­ser­ko­cher für 55 euro hat­ten wir bis jetzt über­se­hen. und sie­he da, er hat­te auch tem­pe­ra­tur­reg­ler, ei­nen gu­ten stand, ei­nen so­li­den de­ckel und sah nicht völ­lig scheis­se aus. bei sa­turn kos­te­te er al­ler­dings kanpp 15 euro mehr, 69 und ein paar zer­quetsch­te euro.

mal den ver­käu­fer fra­gen der ge­ra­de mit ein paar an­de­ren kun­den re­de­te, [war­ten], ob man an dem preis viel­leicht was ma­chen kön­ne. sa­turn hasst ja an­geb­lich teu­er. zehn, acht euro ab­schlag und wir hät­ten das über­teu­er­te ding gleich mit­ge­nom­men. die ant­wort war dann aber doch über­ra­schend: auf in­ter­net-prei­se kön­ne er nicht ein­ge­hen. nicht ei­nen euro woll­te er vom preis run­ter­ge­hen. was mich dann sehr be­frie­dig­te, war dass ich mei­nem kauf­im­puls trotz­dem so­fort und sehr be­quem nach­ge­hen konn­te und den was­ser­ko­cher knapp 25% güns­ti­ger am was­ser­ko­cher­re­gal von sa­turn bei ama­zon.de be­stell­te.

scheint so, als has­se sa­turn nicht teu­er, son­dern bil­lig. oder hasst sa­turn das in­ter­net?


le­cker be­leg­ter smart

felix schwenzel


on­line-wer­bung

felix schwenzel

nico lum­ma schreibt, dass die zu­kunft der wer­bung, bzw. mar­ken­füh­rung zwangs­läu­fig in so­zia­len netz­wer­ken statt­fin­den wird. glau­be ich. denn ei­gent­lich schreibt er das nicht, son­dern kri­ti­siert, dass ir­gend­je­mand be­haup­tet wer­bung auf face­book, oder da „wo haupt­säch­lich ge­quatscht“ wer­de, wer­de „maß­los über­schätzt“. ich glau­be ja eher, dass so­wohl wer­bung auf face­book, als auch die klas­si­sche on­line-wer­bung mass­los über­schätzt wer­den, ja ich glau­be, dass wer­bung all­ge­mein mass­los über­schätzt wird, zu­min­dest von den wer­be­fuz­zis. wer­bung für über­teu­er­te, den kun­den ver­ar­schen­de pro­duk­te, kann noch so gut ge­macht ge­meint sein, lang­fris­tig wird sie schei­tern. das sieht man mei­ner mei­nung nach ganz gut bei vo­da­fone und de­ren wer­bung.

aber ich will gar nicht über die geis­tes­kran­ken ta­ri­fe und die kl­ein­druck- und fuss­no­ten-ver­ar­sche von vo­da­fone (und an­de­ren te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­un­ter­neh­men) re­den, son­dern über wer­bung. er­in­nert sich noch je­mand an die gute alte ganz­sei­ti­ge (oder dop­pel­sei­ti­ge) wer­bung in zeit­schrif­ten oder zei­tun­gen? die konn­te man we­der kli­cken, noch für an­de­re sicht­bar kom­men­tie­ren oder auf face­book be-li­ken. die hat man sich ein­fach an­ge­guckt oder über­blät­tert (so nann­te man frü­her ad­blo­cker: über­blät­te­rer) und manch­mal ist eine bot­schaft hän­gen­ge­blie­ben. zum bei­spiel, dass es leu­te gibt, die jä­ger­meis­ter trin­ken. oder dass ibm com­pu­ter her­stellt. oder dass print wirkt. oder dass audi ei­nen tech­nik­vor­sprung hat. ein­fa­che, auf ei­nen blick er­kenn­ba­re bot­schaf­ten, manch­mal mit gross­ar­ti­ger foto- oder ty­po­gra­phie, manch­mal ge­ni­al ge­tex­tet und oft eine mar­ke und ihr image für jahr­zehn­te prä­gend.

in der über­schrift sei­nes ar­ti­kels re­du­ziert nico lum­ma klas­si­sche on­line-wer­bung ja auf das ban­ner-for­mat („hoch lebe der ban­ner“) und kri­ti­siert (zu recht) on­line-wer­bung als et­was, das „seit über ei­nem Jahr­zehnt die Nut­zer nervt, die kon­zi­piert ist für eine li­nea­res Le­se­ver­hal­ten, wie es aus dem Print­be­reich ge­lernt ist, und die auf­grund des mas­si­ven In­ven­tars zu­neh­mend ver­ramscht wird und Web­sites aus­se­hen lässt wie bil­ligs­te Il­lus­trier­te, zu­ge­pflas­tert mit Wer­bung, auf die kaum je­mand cli­cken mag, oft­mals auch mit zwei­fel­haf­ten An­ge­bo­ten.“

aber muss on­line-wer­bung, müs­sen ban­ner denn ner­ven und bil­lig aus­se­hen? was ge­nau ist schlecht an „li­nea­rem Le­se­ver­hal­ten“? war­um müs­sen ban­ner klick­bar sein? weils geht oder weil die klick-ana­ly­se wich­ti­ger ist als die bot­schaft? war­um ei­nen re­dak­tio­nel­len text mit ei­nem klei­nen, ner­vi­gen, blin­ken­den, um klicks bet­teln­des ban­ner stö­ren, wenn man auch eine an­stän­dig ge­tex­te­te und ge­lay­oute­te wer­bung, etwa in die­sem for­mat den text — wie in ei­ner zeit­schrift — un­ter­bre­chen las­sen könn­te?

war­um soll eine sol­che, un­klick­ba­re an­zei­ge nicht ge­nau­so wirk­sam sein wie auf ei­ner litt­fass­säu­le oder ei­nem pla­kat­stän­der in der stadt (an de­nen man an­geb­lich nicht vor­bei­kommt)? muss on­line-wer­bung blin­ken und ner­ven? ich glau­be, auch on­line­wer­bung kann ohne spas­ti­sche zu­ckun­gen wir­ken und ohne dass sie sich im ste­alth-mo­dus auf so­zia­len netz­wer­ken kum­pe­lig und an­geb­lich dia­log­be­reit an die be­nut­zer ran­wanzt. so wie im print oder auf pla­ka­ten. war­um soll das nicht auch on­line funk­tio­nie­ren?


10 grün­de ge­gen flattr?

felix schwenzel

me­la­nie lerch da­ni­el am frei­tag da­ni­el schnei­der hat 10 grün­de ge­gen flattr auf­ge­lis­tet, die ich lei­der über­haupt nicht über­zeu­gend fin­de.

1. Im End­ef­fekt ist es ein Bet­tel-But­ton. Und das hat, ge­ra­de wenn er nach dem Le­sen, am Ende ei­nes Tex­tes auf­taucht, ei­nen leich­ten Bei­geschmack.

bet­teln wir nicht stän­dig? um auf­merk­sam­keit, um sym­pa­thie, um mit­ge­fühl, um an­er­ken­nung? und wenn man den wunsch nach auf­merk­sam­keit oder an­er­ken­nung wirk­lich bet­teln nen­nen möch­te, was ge­nau ist dar­an so schlimm? ist ein stras­sen­mu­si­kant ein bett­ler, nur weil er kei­nen ein­tritt nimmt, son­dern sei­nen (oft ver­dien­ten) obu­lus als frei­wil­li­ge gabe nimmt?

2. Das Ent­ste­hen der Sche­re im Kopf wird be­güns­tigt – man wird dazu ver­lei­tet, das zu ver­öf­fent­li­chen, was der Mas­se ge­fal­len könn­te.

die sche­re ist so­wie so da. die sche­re? hun­der­te von sche­ren. be­kom­me ich mehr links, mehr le­ser, mehr auf­merk­sam­keit wenn ich be­stimm­te the­men be­hand­le, schär­fer for­mu­lie­re, leu­te be­lei­di­ge oder po­pu­lis­tisch schrei­be? so­bald ich et­was ver­öf­fent­li­che wird es ge­wer­tet, durch auf­merk­sam­keits­strö­me, be­su­cher­zah­len, back­links, die zahl der kom­men­ta­re, li­kes und so wei­ter. die ge­fahr, po­pu­lis­tisch zu wer­den, be­steht seit der er­fin­dung des ge­schich­ten-er­zäh­lens, nicht seit der er­fin­dung von flattr.

3. Man­cher schwärmt schon da­von, wie es sein wird, wenn erst­mal Otto Nor­mal­sur­fer “flat­trt”. Doch für Otto gibt es über­haupt kei­nen An­reiz, sich ei­nen Flattr-Ac­count an­zu­le­gen.

wie­so? sind die 1300 flat­trs die tim pritl­ove be­kom­men hat alle von otto-spe­zi­al­sur­fern? von blog­gern, die sich ge­gen­sei­tig und un­ter­ein­an­der geld zu­schie­ben? und selbst wenn die pritl­ove-flat­te­rer alle blog­ger wä­ren, sind blog­ger nicht auch kon­su­men­ten, ge­nau­so wie sie auch pro­du­zen­ten sind? ich glau­be im ge­gen­teil, dass es mas­sig an­rei­ze gibt zu flat­tern. der wich­tigs­te: an­de­ren et­was gu­tes tun. oder wie ro­bert kin­der­mann es in ei­nem völ­lig an­de­ren zu­sam­men­hang ge­sagt hat: „Denn die Leu­te sind ger­ne be­reit für Din­ge zu be­zah­len, die ihr Le­ben auf­wer­ten.“ und als kon­su­ment von on­line-ge­döns sage ich, dass ich es äus­serst reiz­voll fin­de, tex­te die ich toll fin­de, die mich un­ter­hal­ten oder durch die ich et­was ler­ne oder die mich zum wei­nen brin­gen, zu be­loh­nen. je nied­ri­ger die reiz­schwel­le, des­to lie­ber. das fas­zi­niert mich an flattr ehrt­lich­ge­sagt sehr viel mehr, als die per­spek­ti­ve da­mit even­tu­ell auch geld zu ver­die­nen.

4. Man kas­siert für an­de­rer Leu­te Ar­beit: Blog X gräbt ir­gend­ein tol­les Vi­deo/Text/etc. aus und die un­be­darf­ten Le­ser be­loh­nen den Fin­der für’s Fin­den, nicht den Er­schaf­fer für’s Er­schaf­fen des Vi­de­os/Tex­tes/etc.

sehe ich durch­aus als pro­blem, aber nicht als ei­nen grund der ge­gen flattr spricht. es ist ein­fach eine fra­ge des an­stands, kein geld für frem­de fe­dern zu neh­men, bzw. eine fra­ge des um­gangs mit dem flattr-but­ton. der­zeit bie­tet das stan­dard-word­press-flattr-plug­in (glau­be ich) kei­ne mög­lich­keit be­stimm­te blog­ar­ti­kel vom flattr-but­ton zu be­frei­en. aber das kommt si­cher bald. zu­dem zeigt die pra­xis, so­weit ich sie über­bli­cke, dass vor­nehm­lich lan­ge, gute tex­te ge­flat­trt wer­den und eben nicht die links und vi­deo-posts.

5. Ein Bei­trag kann noch so ge­ni­al sein – er sieht ein­fach trotz­dem schlecht und arm­se­lig aus, wenn da­ne­ben ein gro­ßer “Flattr: 0”-But­ton pappt.

ja, sich von drit­ten be­wer­ten zu las­sen kann ex­trem pein­lich sein. wer mit zu­rück­wei­sung oder igno­ranz nicht um­ge­hen kann, soll­te die fin­ger vom pu­bli­zie­ren oder der öf­fent­lich­keit las­sen. ein blog mit nur 30 le­sern — pein­lich. kei­ne kom­men­ta­re un­ter ei­nem ar­ti­kel — pein­lich. ein lied sin­gen und nicht in die charts kom­men — pein­lich. nur 20 freun­de bei face­book — pein­lich. alte PR-fuz­zi weis­heit: nur po­si­ti­ves an die öf­fent­lich­keit las­sen und trans­pa­renz um je­den fall ver­hin­dern.

6. Am An­fang ist “Flat­trn” lus­tig, doch wer denkt schon re­gel­mä­ßig dar­an, sein Flattr-Kon­to wie­der auf­zu­la­den oder In­ter­net­sei­ten zu “be­loh­nen”?

das wird sich zei­gen. abert spricht das ge­gen flattr?

7. Un­ge­klär­te Fra­gen zum Da­ten­schutz.

ja. die sa­che mit dem ver­trau­en ist es­sen­ti­ell. nur spricht die mög­lich­keit, das po­ten­zi­al des miss­brauchs ge­gen je­man­den? ver­trau­en ist eine fra­gi­le sa­che. aber wer ab­so­lu­te si­cher­heit möch­te, soll­te sei­nen in­ter­net-an­schluss kap­pen und das haus nicht ver­las­sen. und CDU wäh­len.

8. An Flattr ver­dient haupt­säch­lich ei­ner: Flattr selbst. (zum Ver­gleich: Pro­vi­si­on Flattr = 10%; Pro­vi­si­on Pay­pal = EU-weit 1,9% plus 35 Cent)

hier gilt das glei­che wie bei 1. wer ei­nen mehr­wert bie­tet soll­te da­für auch et­was be­kom­men kön­nen. und wer et­was auf­baut, braucht geld da­für. dass kann man sich na­tür­lich auch lei­hen oder von raff­gie­ri­gen ri­si­ko­ka­pi­tal­ge­bern vor­schies­sen las­sen, aber war­um sol­len die pro­fi­teu­re von et­was sich nicht auch an des­sen auf­bau be­tei­li­gen? ich gebe ger­ne ei­nen teil mei­nes gel­des ab — so­lan­ge ich glau­be dass das sinn­voll ist. und flattr fin­de ich ziem­lich sinn­voll.

9. Bald gibt es Dut­zen­de sol­cher Diens­te, die dann eben­falls ge­nau wie schon be­reits jetzt Flu­ten von But­tons so­zia­ler Netz­wer­ke in­te­griert wer­den wol­len.

ge­nau. auch ein su­per ar­gu­ment ge­gen blogs. es gibt ja schon flu­ten von blogs die je­den er­denk­li­chen scheiss ver­öf­fent­li­chen. wozu da noch selbst blog­gen?

10. Es gibt preis­wer­te­re Mög­lich­kei­ten, zu zei­gen, dass ei­nem et­was im Netz ge­fal­len hat.

wel­che wa­ren das noch­mal? („ich gebe gern, aber soll das nix.“)

Nach­trag; 6.6.2010:
11. Wenn Flattr aus­fällt, la­den auch die an­ge­schlos­se­nen Sei­ten nicht mehr rich­tig.

da­für kann so­gar ich mir eine tech­ni­sche lö­sung vor­stel­len.


schloss­platz

felix schwenzel


bi­got, dork

felix schwenzel

was sag­te chris von fixmbr nach­dem er über face­book und mark zu­cker­berg ab­läs­ter­te: „sie sha­ren mei­nen scheiss bei face­book, die idio­ten!“

[via boschs goog­le rea­der kom­men­tar]


zer­streu­tes

felix schwenzel

ko­mi­sche sa­chen die ich in den letz­ten ta­gen ge­se­hen habe:

  • in ber­lin am alex­an­der­platz ein mäd­chen in bun­des­wehr-tarn­kla­mot­ten und sprin­ger­stie­feln, mit gir­lie-zöp­fe und ei­nem mund­schutz aus schwar­zem le­der (könn­te das so ne art rave-bur­ka sein?), dazu ne rote tau­cher­bril­le auf der stirn.
  • ei­nen ty­pen in der ham­bur­ger u-bahn, der eine hand­voll han­dys in der hand hat­te und die fahr­gäs­te ein­zeln frag­te ob sie ein han­dy be­nö­tig­ten: „eh, brauchstnhan­dy?“
  • an der schön­hau­ser al­lee, eine zwan­zig­jäh­ri­ge mit ul­tra­kur­zen, weis­sen shorts, throm­bo­se-strüp­fen und mars-at­tacks-fri­sur.

bun­des­weh.


schloch!


spie­gel.de: 30 face­book-fans und ein me­ga­phon.

das mit der „volks­be­we­gung“ wird wohl erst­mal nichts. sie bleibt vor­erst vir­tu­ell. er­staun­li­cher als das ge­rin­ge echo auf der stras­se (1000 de­mons­tran­ten bei der po­li­zei an­ge­mel­det, 50 leu­te ka­men, da­von min­des­tens 20 pres­se), ist das ge­rin­ge echo das das ge­rin­ge echo her­vor­rief.

„like“ kli­cken ist das neue kreuz auf dem wahl­zet­tel. mo­bi­li­sie­rung be­nö­tigt wohl min­des­tens auch ei­nen star­kes „dis­li­ke“-mo­ment. an­de­rer­seits: viel­leicht schaf­fen gysi und und la­fon­taine ja noch leu­te für gauck auf die stras­se zu brin­gen, mit ih­rem stän­di­gen dis­li­ke-but­ton-kli­cken.

[nach­trag 18:00h]
mi­cha­el spreng fragt zu den la­fo­na­taine-at­ta­cken auf gauck: „Wo blei­ben die An­stän­di­gen?

[nach­trag 18:30]
der spie­gel­fech­ter ana­ly­siert mit ein biss­chen viel ver­schwö­rungs­theo­rien den an­geb­li­chen gauck-hype.


könn­te ur­su­la von der ley­en an po­pu­la­ri­tät ge­win­nen, wenn sie eine vu­vuz­ela-sperr-in­fra­struk­tur vor­schlü­ge? zum teu­fel mit der lärm­be­läs­ti­gungs-neu­tra­li­tät. wir fil­tern uns die welt wid­de­wid­de wie sie uns ge­fällt.


der klei­ne de­mons­tra­ti­on­zug mit­ten in der stadt

felix schwenzel

ein pas­sant eben: „mehr pres­se als de­mons­tran­ten“. noch.
der dö­ner-/oran­gen­saft-mann freut sich
chris­toph gie­sa wird von spie­gel-on­line in­ter­viewt
die demo am ber­li­ner dom

my­gauck-de­mo: die po­li­zei ist schon da - 10 de­mons­tran­ten auch

felix schwenzel

die po­li­zei ist schon da
pres­se, po­li­zei, sta­ti­ve und ein paar de­mons­tran­ten für gauck
wir sind vie­le (sagt eine von 20)
„für frei­heit, phan­ta­sie und krea­ti­vi­tät“ (im­mer­hin nicht das wulff­sche „zu­kunft ist für alle gut“)

schlech­te pres­se

felix schwenzel

schö­nes zi­tat in ei­ner ein biss­chen wü­ten­den taz-ko­lum­ne von wolf­gang storz:

„Was soll man da­von hal­ten, wenn vie­le von Ih­nen gern ein Ur­teil über die Dienst­wa­gen­nut­zung der Ge­sund­heits­mi­nis­te­rin zum Bes­ten ge­ben, aber die we­nigs­ten ein kom­pe­ten­tes Ur­teil über die Ge­sund­heits­po­li­tik der Mi­nis­te­rin ab­ge­ben kön­nen?“ Und: „Hal­tung ha­ben. Es ist ein ziem­lich al­tes Wort. Aber ich fin­de, es könn­te mal wie­der in Mode kom­men. Ge­nau wie ein an­de­res, viel schlich­te­res Wort: Ah­nung ha­ben. Zu­sam­men sind sie stark, mei­ne ich.“

das zi­tat oben hat (na­tür­lich) nicht die­ter nuhr, son­dern horst köh­ler ge­sagt. und wolf­gang storz stellt die­se me­di­en­schel­te in ei­nen zu­sam­men­hang mit sei­nem rück­tritt:

Bun­des­prä­si­dent Horst Köh­ler „über­leb­te“ die­se sei­ne An­spra­che (Ti­tel: „Auf­klä­rung braucht Hal­tung“), die er bei ei­ner Ver­an­stal­tung zu „60 Jah­re Bun­des­pres­se­kon­fe­renz“ hielt, nur ein hal­bes Jahr in sei­nem Amt. Ge­schei­tert sei er, heißt es, ge­nau: auch an „sei­ner schlech­ten Pres­se“.

wo­bei das gar nicht die zen­tra­le aus­sa­ge der ko­lum­ne von wolf­gang storz ist, son­dern, dass der po­li­ti­sche journ­ma­lis­mus in deutsch­land der de­mo­kra­tie scha­de, weil er po­li­tik auf per­sön­li­che dra­men re­du­zie­re und ver­stärkt mit in­for­ma­tio­nen und ge­rüch­ten spe­ku­lie­re:

Wie der Fi­nanz­markt mit Geld und Schrott­pa­pie­ren, so spe­ku­liert der Mei­nungs­markt mit In­for­ma­tio­nen und Ge­rüch­ten. Je ris­kan­ter des­to hö­her die Auf­merk­sam­keit. Wer sei­nen Be­ruf noch als In­stanz der Auf­klä­rung ver­steht, lei­det. (gan­zen ar­ti­kel le­sen)

ein biss­chen wü­tend ist auch ste­fan nig­ge­mei­er auf an­ge­la mer­kels spra­che. nach ei­ni­gen bas­ti­an-si­cki­gen ab­sät­zen tut auch er sei­ne me­di­en­jour­na­lis­ti­sche pflicht und tritt dem po­li­ti­schen jour­na­lis­mus bet­ti­na schaus­ten in den hin­tern:

Tra­gisch ist es al­ler­dings, wenn der in­ter­es­sier­te Bür­ger nicht ein­mal mehr in den Jour­na­lis­ten Ver­bün­de­te hat im Kampf ge­gen die er­schüt­tern­de Sprach­lo­sig­keit der Mäch­ti­gen. Nach der trau­ri­gen Prä­sen­ta­ti­on von Wulff als Prä­si­den­ten­kan­di­da­ten, die we­ni­ger als vier Mi­nu­ten dau­er­te, an de­ren Ende die rou­ti­niert vor­ge­tra­ge­nen Leer­for­meln schon wie­der ver­ges­sen wa­ren, zeig­te sich die Haupt­stadt­bü­ro­lei­te­rin des ZDF sehr an­ge­tan. „Die­ses war, wie es sein soll­te“, kom­men­tier­te Bet­ti­na Schaus­ten di­rekt im An­schluss, „näm­lich eine wür­di­ge Prä­sen­ta­ti­on. Alle ha­ben dies kurz und knapp, aber durch­aus mit Freu­de im Ge­sicht ab­sol­viert.“ Als „wür­dig“ müss­te man dem­nach un­ge­fähr je­den öf­fent­li­chen Auf­tritt be­wer­ten, der ohne Ein­satz von Furz­kis­sen aus­kommt. (gan­zen ar­ti­kel le­sen)


in der taz ein in­ter­view mit gre­gor gysi, in dem er sich skep­tisch zeigt, dass joa­chim gauck chan­cen ge­gen chris­ti­an wluff bluff wulff habe:

Sie ver­pas­sen also aus Trotz die Chan­ce, Schwarz-Gelb in Schwie­rig­kei­ten zu brin­gen?
Die Re­gie­rung ins Wa­ckeln zu brin­gen ist un­ge­heu­er reiz­voll. Aber die Me­di­en träu­men doch nur, dass es drei Wahl­gän­ge ge­ben wird. Das wird nicht pas­sie­ren. Wes­ter­wel­le wird den ab­trün­ni­gen FDPlern sa­gen: Wenn ihr die Re­gie­rung stür­zen wollt, wählt Gauck. Wenn nicht, wählt Wulff. Da wer­den den Ost-FDPlern die Händ­chen zit­tern, dann ma­chen sie das Kreuz bei Wulff. Die gan­ze Ak­ti­on ist Zir­kus. (gan­zes in­ter­view le­sen)

jür­gen trit­tin ist da in der faz op­ti­mis­ti­scher:

SPD und Grü­ne schi­cken jetzt Joa­chim Gauck ins Ren­nen um das Amt des Bun­des­prä­si­den­ten. Das war Ihre Idee. Wie sind Sie auf Gauck ge­kom­men?

Nach dem Rück­tritt von Horst Köh­ler ha­ben wir uns ge­sagt: Es macht kei­nen Sinn, ei­nen grü­nen Kan­di­da­ten auf­zu­stel­len, der kei­ne Chan­ce hat. Wir Grü­ne woll­ten auch kei­nen so­zi­al­de­mo­kra­ti­schen Kan­di­da­ten un­ter­stüt­zen, der eben­falls kei­ne Mehr­heit ge­habt hät­te. Es soll­te viel­mehr ein un­ab­hän­gi­ger Kopf sein, der in der Bun­des­ver­samm­lung mehr­heits­fä­hig ist. Und eine Per­son, die streit­bar in der Sa­che ist, ohne die Par­tei­en ge­ring­zu­schät­zen. Für Joa­chim Gauck gilt das in her­vor­ra­gen­der Wei­se. (gan­zes in­ter­view le­sen)


in der faz am sonn­tag gabs aus­ser­dem drei sehr er­staun­li­che din­ge: ers­tens eine kur­ze url (http://faz.net/pe­ti­ti­on). da­hin­ter be­fin­det sich eine „pe­ti­ti­on“ von pro­mi­nen­ten „Per­sön­lich­kei­ten aus dem kul­tu­rel­len Le­ben“, die sich für ei­nen bun­des­prä­si­den­ten joa­chim gauck aus­spre­chen (das war die zwei­te er­staun­lich­keit). und drit­tens, in der ge­druck­ten faz wur­de die lis­te der 146 „Per­sön­lich­kei­ten“ auf 88 ge­kürzt. von den 88 wie­der­um wur­den 15 ge­fet­tet: götz aly, mar­cel bey­er, f.c. de­li­us, her­bert grö­ne­mey­er, da­ni­el kehl­mann, ne­cla kelek, kat­ja lan­ge-mül­ler, mi­cha­el lentz, mo­ni­ka ma­ron, al­bert ober­mai­er, jens reich, pa­trick roth, ha­rald wel­zer und jut­ta win­kel­mann. da bei­spiels­wei­se ro­ger wil­lem­sen nicht ge­fet­tet wur­de, war die fet­tung wohl nicht aqui­va­lent zur pro­mi­nenz. viel­leicht aber zur be­deut­sam­keit? ich kann das ja nicht be­ur­tei­len, denn auf der lis­te der 88 ken­ne ich ge­ra­de mal 3 na­men, bin also höchst­wahr­schein­lich ein kul­tur­ba­nau­se oder zu­min­dest ein kul­tur­schaf­fen­der­ba­nau­se. was mich aber völ­lig durch­ein­an­der­bringt ist die­se lis­te. da­drin die im print ge­fet­te­ten (mi­nus vier), plus drei kul­tur-schaf­fer, die vor­her nicht fett wa­ren: hans-ul­rich trei­chel, ili­ja tro­ja­now und ro­ger wil­lem­sen.

die faz ver­steh ich manch­mal nicht.

küp­pers­busch ver­steh ich üb­ri­gens über­haupt gar nicht mehr.


Hap­TischML

felix schwenzel

ich habs im­mer ge­sagt: HTML, bzw. web­sei­ten aus HTML ha­ben eine ge­wis­se hap­tik. die art wie scroll­ba­re flä­chen oder die gan­ze sei­te scrol­len, wie ich ein­zen­le ele­men­te aus­wäh­len, mar­kie­ren, ko­pie­ren, zie­hen kann. bei flash habe ich die­ses ge­fühl nie, da fühlt sich al­les zäh und kleb­rig an — oder stumpf, weils gar nicht erst auf mei­ne ges­ten und be­we­gun­gen re­agiert. wie hap­tisch und re­ak­tiv HTML sein kann, zeigt mal wie­der die­se sei­te (via pe­ter gla­ser).


ix im ra­dio bre­men vier

felix schwenzel

ges­tern rief mich da­nie­la sadri vom ra­dio-bre­men sen­der bre­men vier an, um mich um ein in­ter­view heu­te um 11:15 uhr zum the­ma in­ter­net und joa­chim gauck zu bit­ten. freund­li­cher­wei­se hat sie mir die fra­gen, die sie mir heu­te mit­tag stel­len will, vor­ab ge­schickt, so dass ich mir be­reits ein paar ge­dan­ken dazu ma­chen konn­te.


Wie kam eure Gauck-Un­ter­stüt­zungs-Ak­ti­on zu­stan­de?

eure ak­ti­on? es gibt kein „wir“ oder „uns“ oder eine kon­zer­tier­te ak­ti­on. der pro­test im in­ter­net — oder das et­was-gut­fin­den im in­ter­net — ist hoch­gra­dig in­di­vi­du­ell. es gibt ja auch kei­ne ak­tio­nen der mas­sen­me­di­en oder des ra­di­os, son­dern nur ein­zel­ne zei­tun­gen oder re­dak­tio­nen. es mag sein, dass es stim­mun­gen oder un­mut oder hoff­nung, dass sich et­was zum bes­se­ren wen­det, gibt und dass man die als ein­zel­ner oder als re­dak­ti­on auf­greift und wei­ter­trägt. und ge­nau­so ist wohl auch auch die gauck-un­ter­stüt­zung zu­stan­de ge­kom­men.

meh­re­re leu­te ha­ben sich, nach­dem die no­mi­nie­rung von gauck be­kannt wur­de, of­fen­bar spon­tan ge­dacht, dass sie face­book­grup­pen für gauck ein­rich­ten könn­ten. ich habe nach ei­nem ar­ti­kel von det­lef guert­ler, in­dem er zu ei­ner re­nais­sance der mon­tags­de­mons­tra­tio­nen und ei­ner „volks­be­we­gung“ auf­rief, sei­ne idee fas­zi­nie­rend ge­fun­den und dar­über ge­schrie­ben. das wie­der­um könn­te nico lum­ma dazu ver­an­lasst ha­ben, noch am sonn­tag eine un­ter­schrif­ten-sei­te aus dem bo­den zu­stamp­fen. viel­leicht hat mein ar­ti­kel auch ein paar leu­te dazu in­spi­riert ei­ner der face­book-un­ter­stüt­zer­grup­pen bei­zu­tre­ten oder sich selbst ak­tio­nen aus­zu­den­ken.

es gab al­ler­dings auch ei­nen fak­tor, der für eine ge­wis­se grund-mo­bi­li­sie­rung beim the­ma prä­si­den­ten­wahl ge­sorgt hat und das war die tat­sa­che, dass ur­su­la von der ley­en für eine kur­ze wei­le als ka­ni­da­tin im ge­spräch war. für vie­le men­schen (nicht nur) im in­ter­net, ist ur­su­la von der ley­en und wie sie ver­sucht hat miss­brauch­te und miss­han­del­te kin­der für ein un­sin­ni­ges und ge­fähr­li­ches ge­setz zu in­stru­men­ta­li­sie­ren, in ziem­lich schlech­ter er­in­ne­rung. das hat si­cher­lich vie­le für das the­ma prä­si­den­ten­wahl sen­si­bi­li­siert.

War­um un­ter­stützt Ihr Joa­chim Gauck?

ich ver­mu­te dass es vie­len men­schen bit­ter auf­stösst, dass chris­ti­an wulff aus of­fen­bar par­tei­stra­te­gi­schem kal­kül no­mi­niert wur­de — und nicht der ge­eig­ne­tes­te kan­di­dat. ich per­sön­lich hal­te gauck aus un­end­lich vie­len grün­den für ge­eig­ne­ter als wulff. gaucks stär­ken fas­zi­nie­ren ja nicht nur men­schen im in­ter­net, son­dern auch an­ge­la mer­kel. sie lob­te gauck kürz­lich in ei­ner lau­da­tio als ei­nen „her­aus­ra­gen­der Red­ner“, eine „span­nen­de Per­sön­lich­keit“ und ei­nen po­li­ti­schen „Auf­klä­rer und Frei­heits­den­ker“, „Ver­söh­ner und Ein­heits­stif­ter“. mir — und frau mer­kel wahr­schein­lich auch — fal­len sol­che wor­te für chris­ti­an wulff nicht ein. und ver­mut­lich geht das vie­len an­de­ren ge­nau­so.

ich per­sön­lich bin nach wie vor fas­zi­niert von det­lef guert­lers ge­dan­ken ei­ner „volks­be­we­gung“ für gauck — und da­mit letzt­end­lich ge­gen die der­zei­ge re­gie­rung. auch wenn das al­les we­nig aus­sicht auf er­folg hat, mo­ti­vie­rend und hoff­nung-stif­tend ist es al­le­mal.

WIE un­ter­stützt Ihr ihn?

ich bin ein biss­chen lahm­ar­schig in sol­chen sa­chen und ver­fol­ge das in den letz­ten ta­gen gar nicht sooo in­ten­siv. des­halb bin ich da nicht un­be­dingt die ge­eig­ne­tes­te per­son um die­se fra­ge zu be­ant­wor­ten. un­ter an­de­rem des­halb habe ich auch nicht öf­fent­lich zur un­ter­stüt­zung von gauck auf­ge­ru­fen, son­dern in ers­ter li­nie ver­sucht mich selbst zu mo­ti­vie­ren.

so­weit ich das sehe, geht es vor­erst um ver­net­zung, mo­bi­li­sie­rung, in­for­ma­ti­ons­aus­tausch und mitt­ler­wei­le so­gar die or­ga­ni­sa­ti­on von mon­tags­de­mons­tra­tio­nen und ei­nen ak­ti­ons­tag am 17. juni. für die mon­tags­de­mo in ber­lin nächs­te wo­che ha­ben sich auf face­book zwar erst we­ni­ge leu­te an­ge­mel­det, aber da ist si­cher­lich noch ne men­ge luft nach oben drin. in vie­len gros­sen stä­de­ten sind wei­te­re de­mons­tra­tio­nen ge­plant und die face­book­grup­pe, die in we­ni­gen ta­gen fast 30.000 mit­glie­der ge­sam­melt hat, scheint kräf­tig wei­ter un­ter­stüt­zer zu fin­den.

ich glau­be die­ses face­book- und in­ter­net-ge­döns hat das po­ten­zi­al eine gros­se dy­na­mik zu ent­wi­ckeln. mal schau­en. sind ja noch drei wo­chen bis zur wahl.

Da du dich im Netz gut aus­kennst: Gibt es et­was Ent­spre­chen­des auch für Chris­ti­an Wulff?

mag sein, dass ich mich im netz ei­ni­ger­mas­sen aus­ken­ne, aber in sa­chen un­ter­stüt­zung für chris­ti­an wulff kenn ich mich nicht so gut aus. bei face­book gibt es ein paar pro-wulff-grup­pen, aber die gröss­te ist ge­ra­de mal 600 mit­glie­der stark. wenn man das mit den der­zeit 26tau­send un­ter­stüt­zern auf face­book für joa­chim gauck ver­gleicht, kann man, glau­be ich, die stei­le the­se auf­stel­len, dass chris­ti­an wulff im in­ter­net kaum un­ter­stüt­zer fin­det. auf zeit.de habe ich eine lob­hud­de­lei von chris­ti­an wer­wath auf wulff ge­fun­den, aber an­sons­ten ist mir nicht all­zu­viel ak­tio­nis­mus zur wulff-un­ter­stüt­zung über den weg ge­lau­fen. im ge­gen­teil. selbst die sprin­ger-pres­se hält gauck für den ge­eig­ne­te­ren kan­di­da­ten.