bob geldoof

felix schwenzel

ix hab mich vor fünf jah­ren schon­mal et­was un­ge­lenk über bob geldof und sei­nen ge­wis­sen-be­ru­hi­gungs-scheiss den er mit hil­fe von schwer­rei­chen mu­si­kan­ten ver­an­stal­tet auf­ge­regt. ähn­lich un­ge­lenk wie geldof, der sich da­mals über kri­tik an sei­nem vor­ge­hen echauf­fier­te. die kri­tik an geldof kas­per­le­thea­ter ist nicht neu, im ge­gen­teil, aber die­ser ar­ti­kel über ein buch des jour­na­lis­ten pe­ter gill, scheint ein paar schwer­wie­gen­de ar­gu­men­te da­für zu­sam­men­ge­tra­gen zu ha­ben, dass bob geldof ein quak­sal­ber ist.

Das Bit­te­re an die­ser zwei­ten Hilfs­ak­ti­on aber war, dass der äthio­pi­sche Prä­si­dent Me­les Ze­na­wi von Geldof, Bono und Tony Blair auf dem Edin­burg­her Gip­fel ho­fiert wur­de. Gill kann sich nur wun­dern, wie der Mann, der kurz zu­vor die Wah­len in Äthio­pi­en in ei­nem Blut­bad hat­te en­den las­sen, als neu­es Role Mo­del des afri­ka­ni­schen Staats­füh­rers au­ra­ti­siert wur­de. Bono schwärm­te von sei­nen öko­no­mi­schen Kennt­nis­sen, Blair fei­er­te ihn als Vor­zei­ge­po­li­ti­ker. Seit­her durf­te Me­les, wie Da­vid Rieff in ei­ner ex­zel­len­ten Be­spre­chung des Bu­ches von Gill an­merkt, "Afri­ka auf ei­nem nach dem an­de­ren Pa­nel ver­tre­ten, von G8 über G 20 bis Ko­pen­ha­gen 2009." Was be­deu­tet, das Live8 vor al­lem ei­nem ge­hol­fen hat: Dem Des­po­ten Me­les Ze­na­wi. (quel­le)

bei mu­si­kan­ten (und schau­spie­lern) die sich po­li­tisch be­tä­ti­gen soll­te man sehr, sehr vor­sich­tig sein.


geht doch!

felix schwenzel

ma­rio six­tus blin­ken­lich­ten pro­duk­tio­nen haut ei­nen sen­dungs-dum­my nach dem an­de­ren raus. mit dem an­schau­en kom­me ich noch nach, mit dem kri­ti­sie­ren kaum noch. so ge­fiel mir der dum­my für „web-wis­sen kom­pakt“ vor ein paar wo­chen ganz gut, zu­min­dest un­ge­fähr zwei­hun­dert mal bes­ser als der un­säg­lich doo­fe „hy­per­land“-dum­my. da­mals klag­te ich vor al­lem über den gan­zen tand, mit dem der „hy­per­land“-dum­my (und an­de­re blin­ken­li­chen-send­unegn) auf­ge­pimpt wur­de (unö­ti­ge ani­ma­tio­nen, mo­de­ra­ti­on, sinn­freie sym­bol­bil­der, der „ba­ro­cke über­fluss an bil­dern, schnit­ten, split­screens, trans­for­ma­ti­ons­ef­fek­ten und al­lem was das schnitt­pro­gramm“ her­gibt), steht seit ges­tern ein sen­dungs-dum­my on­line, der ganz nach mei­nem ge­schmack ist.

ein biss­chen elek­tri­scher re­por­ter 1.0, schö­ne art­di­rek­ti­on und gra­fik, kein tand, vie­le in­ter­views und — ganz neu und mal was neu­es — nicht im­mer die glei­chen pap­na­sen die sich zu den im­mer­sel­ben the­men zum hun­dert­tau­sends­ten male äus­sern. sehr schön, sehr in­for­ma­tiv, gute the­men­wahl und — end­lich — eine sen­dung ohne hek­ti­sches, elek­tri­sches hy­per­ven­ti­lie­ren: der „epo­li­tik“-dum­my.


re­gu­la­to­ren

felix schwenzel

am wo­chen­en­de war ich bei mei­nen el­tern zu be­such, weil die un­ter an­de­rem hil­fe brauch­ten eine erb­schaft un­ter­zu­brin­gen und an die wän­de zu na­geln. un­ter an­de­rem woll­ten sie di­ver­se „re­gu­la­to­ren“ im haus un­ter­brin­gen. mei­ne el­tern woll­ten ei­nen bis­her leer­ste­hen­den raum mit den erb­stü­cken, aber auch den res­ten der stu­den­ten­bu­de mei­ner schwe­se­ter ein­rich­ten. ich ent­schied mich zwei der re­gu­la­to­ren aus der erb­mas­se an eine wand zu hän­gen und wie­der gang­bar zu ma­chen.

mein va­ter war et­was ent­setzt über mei­ne art der hän­gung, er mein­te so­was habe er ja, aus­ser in ei­nem uh­ren­la­den, noch nie ge­se­hen, zwei re­gu­la­to­ren ne­ben­ein­an­der. das ent­schei­den­de de­tail war je­doch das stu­den­ten­bu­den­bett mei­ner schwes­ter ne­ben den uh­ren. ich habe lan­ge nicht mehr so et­was me­di­ta­ti­ves er­lebt, wie den bei­den ti­cken­den­den re­gu­la­to­ren auf dem al­ten bett mei­ner schwe­setr lie­gend zu lau­schen.

das ti­cken der bei­den uh­ren war um ei­ni­ge hun­derts­tel se­kun­den ver­scho­ben, was man beim lau­schen des tick-tick-tack-tack, tick-tack-tack-tick, tack- tick-tack-tick und tack-tack-tick-tick-ge­räuschs leicht er­ken­nen konn­te, wenn man sich auf das ti­cken kon­zen­trier­te. lan­ge habe ich das ver­ge­hen der zeit nicht mehr so sinn­lich er­lebt, wie an die­sem wo­chen­en­de, wo ich im bett lie­gend dem ti­cken der bei­den uh­ren lausch­te und die bei­den pen­del beim aus­schla­gen be­ob­ach­te­te. auch wenn ich die­ses gan­ze di­gi­tal-ge­döns lie­be und schät­ze, die­se bei­den uh­ren sind für mich das sinn­bild all des­sen, was uns durch die di­gi­ta­li­sie­rung an sinn­li­chen er­fah­run­gen ver­lo­ren geht. wer in der letz­ten zeit ei­ner pen­del­uhr ge­lauscht hat, wird ver­ste­hen was ich mei­ne. alle an­de­ren nicht.


lo­ki schmidt

felix schwenzel

hel­mut schmidt sieht loki schmidt an

der tod von loki schmidt macht mich trau­rig, geht mir emo­tio­nal aber nicht wirk­lich nahe, auch wenn ich sie und ihre un­prä­ten­tiö­se art un­heim­lich moch­te.

wenn ich aber ge­mein­sa­me in­ter­views mit hel­mut und loki schmidt sehe, er­schüt­terts mich, wie hel­mut schmidt, der olle eis­klotz, sie hin und wie­der an­sieht und da­bei tie­fe ver­traut­heit und zu­nei­gung zu ihr au­strahlt. das schwers­te ist im­mer das zu­rück­blei­ben. ich füh­le tie­fes mit­leid mit hel­mut schmidt.

[bild­quel­le ARD, „wir schmidts“, me­dia­thek-link]


hand-witz

felix schwenzel

höhö.


[nach­trag 28.10.2010]
ist mir erst jetzt auf­ge­fal­len, dass man die hand, den hand-witz, die witz-hand viel­leicht auf dem foto oben gar nicht er­ken­nen kann. auf den fol­gen­den fo­tos zwar auch nicht, aber viel­leicht kann man sie ein biss­chen bes­ser nicht er­ken­nen.


wolf­gang herrn­dorf

felix schwenzel

ich habe die gross­ar­tig­keit des­sen, was schascha lobo in die­sem ar­ti­kel ver­linkt hat, fast über­se­hen, weil sa­scha vor­her fast drei ab­sät­ze über mu­sik ge­schrie­ben hat. und da es mir schon schwer fällt mu­sik an­zu­hö­ren, aber noch schwe­rer fällt über mu­sik zu le­sen, hab ich den ar­ti­kel heu­te früh, als er bei mir im goog­le rea­der auf­tauch­te, nur so über­flo­gen.

die­ser gan­ze schrott mit ir­gend­wel­chen dep­pen die in der ubahn mit ipho­nes mu­sik ma­chen oder die kreuz­lang­wei­li­ge scheis­se die „im­prov ever­y­whe­re“ ver­an­stal­ten, wird mir stän­dig in mei­nen goog­le-rea­der rein­geshared und ploppt über tage im­mer wie­der — wenn ei­ner den müll in sei­nem „rea­der“ oder „buzz“ „shared“ — di­rekt vor mei­ne nase. sa­scha lo­bos ar­ti­kel hat mir heu­te kei­ner in den rea­der geshared, den muss­te ich mir ana­log sha­ren las­sen, von der bei­fah­re­rin, die mich heu­te abend frag­te: „has­te das ge­le­sen, mit dem wolf­gang herrn­dorf, der hat krebs, nicht mehr lan­ge zu le­ben und schreibt jetzt bü­cher und ein blog dass ihm sa­scha lobo ein­ge­rich­tet hat.“

sie hat das glau­be ich völ­lig an­ders ge­sagt, und auch noch fast alle de­tails und poin­ten ge­nannt, aber ge­nau wie bei ei­nem gu­ten kri­mi oder ei­nem gu­ten film ist es scheiss­egal, wenn man die ge­schich­te kennt oder so­gar das ende (vie­le fil­me zei­gen heut­zu­ta­ge ja so­gar das ende des films am an­fang). es kommt nicht auf die sto­ry an (herrn­dorf hat krebs, stirbt mög­li­cher­wei­se bald und schreibt trotz­dem wei­ter bü­cher), son­dern was man aus ihr macht, wie man sie er­zählt. und wie wolf­gang herrn­dorf sei­ne ge­schich­te er­zählt [„däm­me­rung“, zwei kur­ze rück­blen­den (eins und zwei) und „eins“ (le­se­emp­feh­lungs­rei­hen­fol­ge via sa­scha lobo)], haut mich um. ohne pa­thos und doch er­schüt­ternd, er­schüt­ternd, aber doch wit­zig, ich-be­zo­gen ohne ende und doch fin­det man sich in je­dem zwei­ten ab­satz selbst wie­der. al­les dreht sich um den mög­li­chen tod und doch tropft aus je­der zei­le an­ste­cken­de hoff­nung, rea­lis­mus und op­ti­mis­mus.

zum ers­ten mal seit lan­ger zeit be­daue­re ich es mal wie­der am bild­schirm le­sen zu müs­sen und (ab)sät­ze, frag­men­te die ich fest­hal­ten möch­te nicht mit ei­nem text­mar­ker mar­kie­ren zu kön­nen:

Der Ge­sichts­aus­druck des Fünf­zehn­jäh­ri­gen er­in­nert mich auf son­der­ba­re Wei­se an das, was ich ur­sprüng­lich ein­mal ge­wollt habe im Le­ben. Der trot­zi­ge, hell­wa­che, an­ge­wi­der­te Blick, die Er­kennt­nis, daß die­se Welt eine Zu­mu­tung ist und der ab­les­ba­re Wil­le, ihr bei­zei­ten noch mit der Axt den Schä­del zu spal­ten. So gut wie Ham­sun habe ich na­tür­lich nie aus­ge­se­hen, aber ich weiß noch sehr ge­nau, wie sich die­ses Ge­sicht von in­nen an­fühl­te. (quel­le)

Pas­sig steht ir­gend­wann mit der Hüf­te an ei­nen Tisch ge­lehnt und hin­ter­läßt ei­nen Brief, in dem steht, daß bei der Häß­lich­keit mei­ner Bett­wä­sche Krebs die not­wen­di­ge Fol­ge sei. Ich brau­che lan­ge, um her­aus­zu­fin­den, wel­che Bett­wä­sche sie meint und daß sie bei mir zu Hau­se war. (quel­le)

Ge­sprä­che mit den Ärz­ten lau­fen dar­auf hin­aus, daß sie ver­su­chen, mir Er­in­ne­rungs­lü­cken nach­zu­wei­sen, weil ich mich an sie und ihre Na­men nicht er­in­ne­re. Mich nen­nen sie grund­sätz­lich Herns­dorf. (quel­le)

ir­gend­wann hab ich mal ge­le­sen, dass die in­ter­essanz der men­schen, die krea­ti­vi­tät und le­bens­freu­de der mensch­heit in ih­rer sterb­lich­keit (bzw. dem be­wusst­sein der­sel­ben) be­grün­det liegt. bei wolf­gang herrn­dorf ist die­ses phä­no­men kon­zen­triert zu be­ob­ach­ten. so kon­zen­triert dass es ei­nen schüt­telt.

Eine In­fra­ge­stel­lung der Exis­tenz, eine nicht mehr nur bloß abs­trak­te Er­kennt­nis der ei­ge­nen Be­deu­tungs­lo­sig­keit im An­ge­sicht der Un­end­lich­keit und eine Selbst­über­re­dung zum Le­ben. Schließ­lich die Ge­wiß­heit, die Sa­che in den Griff zu be­kom­men.
Eine Selbst­täu­schung, von der ich von An­fang an wuß­te, daß sie eine Selbst­täu­schung ist, und die trotz­dem funk­tio­nier­te. Im Grun­de nichts an­de­res als die Ein­stel­lung, mit der ich im Al­ter von sechs oder sie­ben Jah­ren, nach der Er­kennt­nis des To­des, auch wei­ter­ge­lebt habe: Ich wer­de ster­ben, ja, aber es ist noch lan­ge hin (und der Tag wird nie kom­men).

Es be­ginnt: Das Le­ben in der Ge­gen­wart. (quel­le)

am bes­ten al­les le­sen. jetzt gleich!


son­nen­un­ter­gang

felix schwenzel

ich fand das ge­ra­de ne su­per idee, am mon­tag­mor­gen ein foto vom vor­he­ri­gen mitt­woch mit ei­nem son­nen­un­ter­gang zu pos­ten. schlimm, was ich mir manch­mal so ein­bil­de.


con­do­leez­za ri­ce

felix schwenzel

con­do­leez­za rice, die ehe­ma­li­ge si­cher­heits­be­ra­te­rin und aus­sen­mi­nis­te­rin der ver­ei­nig­ten staa­ten war am don­nerstg bei jon ste­wart zu gast. er­staun­li­cher­wei­se wirk­te con­do­leez­za rice al­les an­de­re als un­sym­pa­thisch. an­de­rer­seits re­de­ten ste­wart und rice auch nicht über po­li­tik (nur ein­mal, als ste­wart rice frag­te ob dick che­ney nicht ein biss­chen un­heim­lich sei und ob die tem­pa­ra­tur, wenn man an sei­nem büro vor­bei­gin­ge, nicht ein we­nig stei­ge), son­dern über ihre au­to­bio­gra­phie. die au­to­bio­gra­phie reicht al­ler­dings nicht in den teil ih­res le­bens, den sie im weis­sen haus ver­brach­te, die­sen teil will sie in ei­nem wei­te­ren buch be­schrei­ben.

die gan­ze (se­hens­wer­te) sen­dung kann man hier se­hen, die zwei tei­le des in­ter­views hier.


sz

felix schwenzel

„gute pla­ka­te“ gibts auch mit be­schis­se­ner ty­po­gra­fie

dass man das klei­ne ß nicht in ver­sa­li­en be­nut­zen soll­te wuss­te ich be­reits, wenn­gleich es mir na­tür­lich auch to­tal egal ist. dass es aber be­reits ein gros­ses es­zett gibt, auch in uni­code-zei­chen­sät­zen, wuss­te ich nicht.

so sieht das aus: ẞ (und so das klei­ne: ß)

mehr dazu in der wi­ki­pe­dia: Gro­ßes ß.


an­wort­ant­wort­ant­wort auf mei­ne buch­fra­ge

felix schwenzel

das hier ist sa­scha lo­bos „an­wort­ant­wort­ant­wort“ auf mei­ne buch­fra­ge an sa­scha lobo. drü­ben woll­te ich die ant­wort nicht mehr drun­ter­kle­ben, ich fand den ein­trag auch schon so po­ten­zi­ell un­über­sicht­lich. trotz­dem hän­gen die­se „an­wort­ant­wort­ant­wort“ und mei­ne ur­sprüng­li­che fra­ge, sa­scha lo­bos ant­wort, mei­ne ant­wort­ant­wort na­tür­lich zu­sam­men und soll­ten un­be­dingt vor die­ser an­wort­ant­wort­ant­wort von sa­scha lobo ge­le­sen wer­den! die kom­men­ta­re da­drun­ter na­tür­lich auch.

Am 13.10.2010 um 23:45 schrieb Sa­scha Lobo:

hal­lo lie­ber fe­lix,

ich hielt dich ja im­mer für den pro­to­typ des blog­gers. weil du zwar völ­li­gen un­sinn ge­schrie­ben hast – aber im­mer­hin das, was du woll­test und dich nicht um die le­ser­mei­nung ge­küm­mert hast wie spree­blick oder netz­po­li­tik, wo john­ny und mar­kus für ein wi­der­wär­tig selbst­ge­rech­tes pu­bli­kum schrei­ben, das ju­belt, wenn sei­ne klein­geis­ti­gen er­war­tun­gen er­füllt wer­den. nig­ge­mei­er könn­te auch pro­to­blog­ger sein, aber dann wie­der nicht, weil er eine ei­ge­ne liga dar­stellt, bey­ond blog­ging, nig­ge­mei­er könn­te tex­te in fan­ta­sie­spra­che in die rin­de ei­ner ei­che bei leip­zig ein­rit­zen, sei­ne stump­fen fans wür­den be­geis­tert hin­pil­gern und ihm ein flattr-blüm­chen hin­le­gen. da­bei ist er ganz of­fen­sicht­lich ge­lang­weilt von der stän­di­gen be­schäf­ti­gung mit dem dreck, den er kri­ti­siert. ich möch­te also hof­fen, dass un­se­re freund­schaft auf ei­nem aus­rei­chend fes­ten fun­da­ment steht, be­vor ich dich fra­ge:

willst du mich ver­ar­schen, du er­leb­nis­schrott­blog­ger?

hast du mei­ne ant­wort über­haupt ge­le­sen, be­vor du dei­ne un­ge­len­ken, feh­ler­strot­zen­den buch­sta­ben­ket­ten drun­ter­ge­flanscht hast?

80% dei­ner kom­men­ta­to­ren sind im bes­ten fall schwer ge­stört und im nicht ein­mal schlech­tes­ten fall von der rea­li­tät er­wach­se­ner, ar­bei­ten­der men­schen eine mil­li­on ki­lo­me­ter ent­fernt. und wenn man da­von auf dei­ne le­ser­schaft schliesst, ist ja ei­gent­lich al­les egal, trotz­dem hät­test du dir we­nigs­tens die mühe ma­chen kön­nen, mei­ne ant­wort durch­zu­le­sen.

schwarz­fah­ren ist ver­bo­ten und ich habe kein pro­blem da­mit, wohl aber mit dra­ko­ni­schen stra­fen, wie kin­der nachts an ost­deut­schen land­bahn­hö­fen aus­zu­set­zen, oder schwarz­fah­rer zu ver­prü­geln.

ge­nau das habe ich doch ge­schrie­ben, dass es "eine un­an­stän­dig­keit" ist. war­um tust du so, als hät­te ich die to­des­stra­fe für raub­ko­pie­rer rück­wir­kend zum 1.7. '93 ge­for­dert oder ähn­lich "dra­ko­ni­sche stra­fen"? in den ers­ten von durch­tränk­ter dumm­heit feucht­klam­men blogs steht be­reits, ich wür­de netz­sper­ren für das ur­he­ber­recht for­dern. völ­lig ab­ge­se­hen da­von, dass du selbst in der fra­ge­mail doc­to­row auf so nichts-che­cken­de wei­se falsch ver­stan­den hast, als woll­test du dich da­mit bei mee­dia be­wer­ben (wo der po­kul­tur­jun­kie of­fen­bar die zeit bis zur ren­te hirn­ener­gie­spa­rend durch­brin­gen will):

"oder soll­te ich den wor­ten cory doc­to­rows glau­ben schen­ken, der be­haup­tet, das un­au­to­ri­sier­te ver­tei­len in tausch­bör­sen, bzw. die mög­lich­keit das buch kos­ten­los her­un­ter­la­den zu kön­nen, den ver­kaufs­zah­len hilft?"

du bist ver­wun­dert, dass ich die­se aus­sa­ge von dir "über­in­ter­pre­tie­re"? und be­lehrst mich dann auch noch, dass "äp­fel nicht un­wahr" sein müs­sen? das wür­de ja so­gar noch im blog von ms­pro als un­an­ge­nehm ver­schwur­bel­te me­ta­pher auf­fal­len, der sein zu­sam­men­ge­klau­tes twit­ter­buch na­tür­lich nicht kos­ten­los zum down­load an­bie­tet, ob­wohl er doch so ge­gen das ur­he­ber­recht ist. ja, ich hät­te das doc­to­row-zi­tat über­prü­fen kön­nen, aber für dein lä­cher­li­ches blog mit 12 de­pres­si­ven lang­zeit­stu­den­ten als le­ser und kom­men­tar-imi­ta­to­ren durch­fors­te ich doch nicht die 23 mil­lio­nen in­ter­views von doc­to­row, der über nichts an­de­res spricht als sei­ne ei­ge­ne, un­ge­heu­re su­per­heit, der typ ist eine fast so schlim­me ich-hupe wie be­ra­tungs-con­sul­tant knü­wer. dann aber neh­me ich dir wirk­lich übel:

"dass die ur­he­ber selbst be­stim­men kön­nen sol­len, was mit ih­ren wer­ken ge­schieht ist, glau­be ich, mehr oder we­ni­ger un­strit­tig,"

sehe ich so ver­wirrt aus wie stö­cker von der spon netz­welt oder jo­chen weg­ner, von dem ich nicht wis­sen will, mit wel­chen pil­len er es so lan­ge beim fo­cus ("deutsch­lands bes­te am­peln - das ul­ti­ma­ti­ve ran­king") aus­ge­hal­ten hat und war­um? oder han­delt es sich bei dei­ner fest­an­stel­lung um die haus­meis­ter­li­che be­treu­ung ei­nes wurm­lochs, durch das du die 80er jah­re in stand hal­ten musst? UN­STRIT­TIG? das ist der strit­tigs­te punkt über­haupt in der dis­kus­si­on zwi­schen dem selbst­zu­frie­de­nen po­lit­feuil­le­ton, das wie neo­spies­ser ma­rio six­tus nichts will als bei ge­si­cher­ter ren­te am ka­min den le­bens­abend mit dem neu­en fran­zen zu ver­brin­gen – und den apo­lo­ge­ten der ego­is­ti­schen, dau­er­mas­tur­bie­ren­den file­sha­ring-pu­ber­tä­ter, die noch nie­mals in ih­rem le­ben ge­ar­bei­tet ha­ben, aber glau­ben, die welt müs­se al­les um­sonst für sie be­reit­hal­ten.

lies doch mal mei­nen dis­put mit dem un­er­träg­li­chen tur­bo­bes­ser­wis­ser mar­cel weiss, mit des­sen be­leh­rungs­en­er­gie man die po­lar­kap­pen drei win­ter lang eis­frei hal­ten könn­te, der seit sei­nem weg­gang von blog­werk ge­gen den voll­stän­di­gen be­deu­tungs­ver­lust kämpft und der seit jah­ren mit dem eben­falls vier­zehn­jäh­ri­gen mar­tin wei­gert der welt er­klärt, wie sie im di­gi­ta­len ge­fäl­ligst zu funk­tio­nie­ren hat, weil ihre "er­kennt­nis­se" – die je­dem fuss­gän­ger­zo­nen­pre­di­ger pein­lich wä­ren vor platt­heit – sie selbst so sehr be­rau­schen. oder lies, was jetzt.de-jour­na­lis­ten­dar­stel­ler dirk von geh­len dazu mein­te, der glück hat, dass sei­ne chefs von der süd­deut­schen zei­tung das in­ter­net für eine mi­schung aus fax, fern­se­her und elek­tro­ni­schen le­ser­brief­käs­ten hal­ten und des­halb sein blog nicht le­sen: für je­den zwei­ten bei­trag zum the­ma ur­he­ber­recht in dirks selbst­ge­fäl­li­gem blog wür­den sie nicht nur ihn feu­ern, son­dern auch alle, die so ähn­lich heis­sen oder schon mal in der kan­ti­ne mit ihm ge­spro­chen ha­ben.

und im­mer geht es dar­um, dass eben doch strit­tig ist, ob und wie der ur­he­ber be­stim­men darf, was mit sei­nem werk pas­siert. es ist su­per­strit­tig. es ist gi­gast­rit­tig. es ist s21strit­tig. dass du das ver­kennst, lässt dich auf den nai­vi­täts­pfa­den der pi­ra­ten wan­deln (falls dein ge­dächt­nis noch so schlecht ist: das war im jahr 2009 eine par­tei, die ihre kur­ze chan­ce, die po­li­tik für im­mer zu ver­än­dern, so un­fass­bar däm­lich nicht ge­nutzt hat, wie es nur nerds hin­be­kom­men).

und dass du schliess­lich am ende dei­ner ant­wort auf mei­ne ant­wort auf dei­ne fra­ge mit der for­mu­lie­rung um die ecke kommst:

"die fra­ge war eher: ist das auf­tre­ten von schwarz­fah­rern oder blin­den pas­sa­gie­ren nicht ein zei­chen da­für, dass man ein re­le­van­tes, atrak­ti­ves pro­dukt an­bie­tet, […] und ist das ge­gen­teil […] nicht viel­leicht ein zei­chen da­für, dass man et­was an­bie­tet, was nur sehr we­ni­ge leu­te in­ter­es­siert?"

soll ich es doch ganz schnaf­te fin­den, wenn mein buch il­le­gal ko­piert wird? soll ich es dei­ner un­qua­li­fi­zier­ten, ner­vi­gen blog­ger-mei­nung nach gut fin­den, dass sich end­lich je­mand für mich in­ter­es­siert? dass end­lich ir­gend­ein 19jäh­ri­ger in 30 se­kun­den ei­nen drm-kna­cker über das ebook drü­ber­ge­bü­gelt hat und mein quatsch­buch für wich­tig ge­nug er­ach­tet hat, um es in die ego­is­ten-netz­wer­ke ein­zu­pfle­gen? hast du üb­ri­gens ge­se­hen, dass so­gar der an­bie­der­mann olaf kol­brück kom­men­tiert hat, mit ei­ner däm­li­chen spitz­fin­dig­keit, ver­mut­lich, um da­von ab­zu­len­ken, dass er aus mut­lo­sig­keit sein po­ten­zi­al im blog ei­nes zwei­ein­halbt­klas­si­gen me­di­en­ma­ga­zins aus dem 90er jah­ren ver­küm­mern lässt?

"wür­de ich ein buch ge­schrie­ben ha­ben und wür­de es in tausch­bör­sen auf­tau­chen, ich glau­be ich wür­de ne fla­sche re­le­vanz-scham­pus auf­ma­chen und mir auf die schul­ter klop­fen."

ist der ti­tel dei­nes blogs, "fach­blog für ir­rele­vanz" wirk­lich PURE ko­ket­te­rie? wenn es über­haupt je re­le­vanz ge­ben soll­te, lässt sie sich mit si­cher­heit nicht da­durch aus­drü­cken, dass schmie­ri­ge file­sha­ring-ego­is­ten aus lan­ge­wei­le be­schlos­sen ha­ben, files zu sha­ren. wie er­bärm­lich ist das denn? nach die­ser teen­ager­re­le­vanz zu stre­ben, die nicht ei­nen ver­kack­ten fun­ken re­spekt be­inhal­tet, ge­schwei­ge denn zah­lungs­wil­len – und mir kommt es da nur aufs geld an, denkst du, ich schrei­be bü­cher aus über­zeu­gung? kann ich von tausch­bör­sen­re­le­vanz mei­ne teu­ren hob­bies be­zah­len? wenn ich so ärm­lich und ohne je­den stil le­ben wür­de wie nig­ge­mei­er oder kath­rin pas­sig, dann wäre das viel­leicht okay, aber ich brau­che 10.000 net­to im mo­nat, da kann ich mich nicht mit die­sem kin­der-re­le­vanz­shit aus­ein­an­der­set­zen.


herz-bröt­chen und streu­sel­ku­chen

felix schwenzel

bei uns in der fir­ma gibt es eine sehr schö­ne tra­di­ti­on: ein­mal im mo­nat set­zen sich alle an­ge­stell­ten um 11 uhr zu­sam­men und brun­chen. die brunch­wa­ren be­sor­gen die mit­ar­bei­ter selbst, je­der kauft für un­ge­fähr fünf euro et­was ein. mei­ne auf­ga­be ist es zum brunch für 5 euro bröt­chen („schrip­pen“) zu kau­fen. je nach­dem wel­chen weg ich zur ar­beit wäh­le oder je nach­dem wo ich mich durch den je­wei­li­gen er­satz­ver­kehr in ber­lin wie­der­fin­de, wäh­le ich den bä­cker meist spon­tan aus.

letz­te wo­che wähl­te ich ei­nen bä­cker, der sei­ne bä­cke­rei­fach­ver­käu­fe­rin­nen dazu zwingt schürz­chen und häub­chen zu tra­gen. die re­ak­ti­on auf mein an­sin­nen „30 schrip­pen“ war ei­sig und ver­wirrt. die ver­käu­fe­rin re­agier­te, als sei mein an­sin­nen et­was un­ge­hö­ri­ges. ze­ternd be­weg­te sie sich zur bröt­chen­aus­la­ge und be­gann mit ei­ner greif­zan­ge bröt­chen in eine pa­pier­tü­te zu schau­feln, bis sie kurz dar­auf merk­te, dass ihr vor­ge­hen ex­trem in­ef­fek­tiv war. also such­te sie eine grös­se­re plas­tik­tü­te und zog sich ei­nen la­tex-hand­schuh zum ef­fek­ti­ve­ren bröt­chen-grei­fen an.

er­schwe­rend für die ver­käu­fe­rin kam hin­zu, dass kurz vor mei­ner be­stel­lung eine un­ab­läs­sig vor sich hin­re­den­de äl­te­re dame den ver­kauf­raum be­trat. sie ben­n­an­te und kom­men­tier­te al­les was sie sah laut und deut­lich: „ach sie ha­ben das bo­n­aqua-was­ser! das ist gut! sehr le­cker! ist das schin­ken? was kos­ten denn die be­leg­ten bröt­chen? kann man die auch ohne to­ma­te ha­ben?“

die ver­käu­fe­rin stand kurz da­vor zu we­gen über­for­de­rung zu plat­zen. als sie sich in ei­nem ver­zwei­fel­ten ver­such die kon­zen­tra­ti­on zu be­hal­ten der bröt­chen­aus­la­ge zu­wand­te und die plap­pern­de äl­te­re dame aus­zu­blen­den ver­such­te, nahm die­se ihre chan­ce wahr, beug­te sich über die vir­ti­ne in die aus­la­ge und griff sich eine rie­si­ge streu­sel­ku­chen-plat­te aus der vi­tri­ne, ver­stau­te den ku­chen in ih­rer ja­cke und re­de­te wei­ter: „ich schreib das dann auf! die bröt­chen mit dem schin­ken se­hen wirk­lich sehr gut aus.“ und ver­liess lang­sam den la­den.

als die bä­cker­tei­fach­ver­käu­fe­rin sich wie­der mir zu­wand­te, er­klär­te sie mir, dass ich künf­tig doch bit­te sol­che un­ge­wöhn­li­chen ein­käu­fe vor­be­stel­len sol­le. ich zahl­te wort­los, dach­te lei­se, dass es si­cher­lich kein nächs­tes mal und dem­entspre­chend auch kei­ne vor­be­stel­lung ge­ben wür­de und war dann aber doch ver­wun­dert, als ich beim brunch merk­te, dass die bröt­chen auf ih­rer ober­sei­te alle ein herz ein­ge­ritzt hat­ten.


buch­fra­ge

felix schwenzel

Am 11.10.2010 um 18:56 schrieb fe­lix schwen­zel:

hal­lo sa­scha,

lei­der kann ich dir die­se buch­fra­ge nicht über love­ly­books.de stel­len, da ich mich nicht kurz ge­nug fas­sen kann. des­halb stel­le ich sie dir per email und wir­res.net, wo ich die fra­ge und dei­ne even­tu­el­le ant­wort ger­ne ver­öf­fent­li­chen wür­de.

aus pu­rer neu­gier habe ich eben bei pi­ra­te­bay nach „stroh­feu­er“ ge­sucht. lei­der ken­ne ich mich mit der il­le­ga­len be­schaf­fung von le­se­wa­ren nicht be­son­ders gut aus, so dass ich nach die­ser ei­nen stich­pro­be ein­fach mal an­neh­me, dass dein ro­man (noch?) nicht als ebook raub­ko­piert wird.

mich wür­de aber in­ter­es­sie­ren, was du per­sön­lich dar­über den­ken wür­dest, wenn das der fall wäre. oder an­ders ge­fragt, ich fra­ge mich, was ich den­ken wür­de, wenn ich ein buch ge­schrie­ben hät­te und ich es in un­au­to­ri­sier­ter form, kos­ten­los im in­ter­net her­um­lie­gend fin­den wür­de. ich fra­ge mich ob ich mich dann freu­en wür­de, ein buch ge­schrie­ben zu ha­ben, dass ei­ni­ge leu­te so re­le­vant fin­den, dass sie sich die mühe ma­chen es zu di­gi­ta­li­sie­ren oder den ko­pier­schutz zu kna­cken, oder ob ich mich dar­über är­gern wür­de, weil mir da­durch ein­nah­men oder um­satz- und ab­satz­zah­len ver­lo­ren gin­gen.

mir fehlt lei­der die phat­a­sie, mich in die­se si­tua­ti­on an­ge­mes­sen ein­zu­füh­len, wes­halb mir auch par­tout kein mass­stab ein­fällt, wie ich, wäre ich in die­ser si­tua­ti­on, mei­nen är­ger quan­ti­fi­zie­ren soll­te. wie wür­de ich den mög­li­chen auf­merk­sam­keits­ge­winn ge­gen den po­ten­zi­el­len ein­nah­me­ver­lust ab­wä­gen? spie­len die ein­nah­men aus dem buch­ver­kauf für mich als au­tor über­haupt eine so gros­se rol­le? müss­te ich ne­ben mei­nen in­ter­es­sen, aus fair­ness oder so­li­da­ri­tät, auch die in­ter­es­sen des ver­la­ges be­den­ken? oder soll­te ich den wor­ten cory doc­to­rows glau­ben schen­ken, der be­haup­tet, das un­au­to­ri­sier­te ver­tei­len in tausch­bör­sen, bzw. die mög­lich­keit das buch kos­ten­los her­un­ter­la­den zu kön­nen, den ver­kaufs­zah­len hilft?

des­halb fra­ge ich dich: wie fän­dest du es, wenn dein buch ir­gend­wo in den wei­ten des in­ter­nets un­au­to­ri­siert her­un­ter zu la­den wäre?

wür­dest du dich freu­en oder är­gern? und war­um?

lie­be grüs­se, ix

Am 12.10.2010 um 10:11 schrieb Sa­scha Lobo:

Wenn "Stroh­feu­er" il­le­gal her­un­ter­zu­la­den wäre, wür­de mich das är­gern. Was mich fast noch mehr är­gert, sind Be­haup­tun­gen wie die von Cory Doc­to­row, un­au­to­ri­sier­tes Ver­tei­len in Tausch­bör­sen wür­de ge­ne­rell den Ver­kauf för­dern (über sei­nen spe­zi­el­len Fall hin­aus). Das hal­te ich für eine an­bie­dern­de Schutz­be­haup­tung: er hat Angst, dass sei­ne Nerd-Fans ihn sonst doof fin­den.

Es ist ja nicht so, dass ähn­li­che Me­cha­nis­men für Deutsch­land nicht über­prüft wor­den wä­ren. 2007 ha­ben wir mit der Rie­sen­ma­schi­ne bei Hey­ne (Ran­dom House) ein Pa­pier-Ta­schen­buch auf den Markt ge­bracht, das gleich­zei­tig kos­ten­los her­un­ter­zu­la­den war (und auch im­mer noch ist). Das Er­geb­nis war er­nüch­ternd; das Buch wur­de über 20.000 Mal her­un­ter­ge­la­den, mit ei­nem Klick, ohne ir­gend­wel­che Da­ten hin­ter­las­sen zu müs­sen, was nicht be­son­ders leicht mit Ran­dom House her­aus­zu­ver­han­deln war – und die Ver­kaufs­zah­len wa­ren sehr, sehr ge­ring. Die Über­tra­gung des In­ter­es­ses vom Ebook zum ge­druck­ten Buch hat zu­min­dest in die­sem Fall über­haupt nicht funk­tio­niert. Das habe ich vor­her be­fürch­tet, aber ich hal­te viel da­von, theo­re­ti­sche An­nah­men auch prak­tisch aus­zu­pro­bie­ren, weil ich selbst die Er­fah­rung ge­macht habe, dass man trotz Fach­wis­sen, Er­fah­rung und Ge­fühl im­mer noch grau­en­voll falsch lie­gen kann.

Dass die Ver­brei­tungs­ef­fek­te von il­le­ga­len Tausch­bör­sen für den Ver­kauf von Mu­sik tat­säch­lich an­ders ge­la­gert sein könn­ten und es dort für die­se Ef­fek­te auch so­li­de­re Un­ter­su­chun­gen gibt, steht auf ei­nem an­de­ren Blatt. Al­ler­dings ei­nem Blatt, das mir nicht so wich­tig ist – denn ich hal­te es für rich­tig, für Kul­tur­gü­ter zu be­zah­len, wenn der Ur­he­ber sich das so aus­ge­sucht hat. Ich glau­be an das Recht des Ur­he­bers, über die Be­din­gun­gen der Ver­brei­tung sei­nes Wer­kes zu be­stim­men, zu­min­dest für eine be­stimm­te Zeit. Wer das nicht tut, muss kon­se­quen­ter­wei­se so et­was Gu­tes wie Crea­ti­ve Com­mons ab­leh­nen, denn auch da­für ist die Grund­la­ge, dass der Ur­he­ber be­stim­men darf, was mit sei­nem Werk pas­sie­ren darf und was nicht. Dass das Ur­he­ber­recht in sei­ner ak­tu­el­len Form in vie­len Punk­ten für das di­gi­ta­le Zeit­al­ter un­ge­eig­net ist, ist ab­so­lut rich­tig. Die Ab­schaf­fung von "geis­ti­gem Ei­gen­tum" als Re­ak­ti­on wäre ab­so­lut falsch. Die Ab­schaf­fung wür­de den­je­ni­gen wirt­schaft­lich nüt­zen, die oh­ne­hin die größ­te Wirk­macht ha­ben. Die Funk­ti­on des geis­ti­gen Ei­gen­tums schützt den Ur­he­ber, egal, wie­viel Geld der hat, die­se Schutz­funk­ti­on des Schwä­che­ren ge­gen­über dem Stär­ke­ren wird oft un­ter­schla­gen.

Wer "Stroh­feu­er" oder ir­gend­ein an­de­res Buch il­le­gal her­un­ter­lädt, han­delt in mei­nen Au­gen ego­is­tisch. Er nutzt ein Pro­dukt, will aber da­für nicht be­zah­len. Das Ar­gu­ment, er wür­de das Buch sonst gar nicht kau­fen und das eBook bloß ko­pie­ren und nichts weg­neh­men, kann ich eben­so­we­nig gel­ten las­sen wie bei je­man­dem, der im Zug nicht be­zah­len will. Da­durch geht auch nichts ka­putt, man nimmt nichts weg, der Zug fährt so­wie­so, es ent­steht "nur" ein vir­tu­el­ler Scha­den und trotz­dem ist es all­ge­mein als un­an­stän­dig an­er­kannt. Als schwer­wie­gen­des Ver­bre­chen emp­fin­de ich das aber nicht, son­dern eben als Un­an­stän­dig­keit. Kann man un­ter dem Schutz­man­tel der Sieb­zehn­jäh­rig­keit mal ma­chen, aber ir­gend­wann ist es sinn­voll ein­zu­se­hen, dass il­le­ga­les Her­un­ter­la­den ein schmie­ri­ger Akt ist, wenn ei­nen Klick wei­ter das Pro­dukt le­gal zu kau­fen ist. Für den il­le­ga­len Down­load aus ei­ner Art Not­wehr her­aus, wenn das di­gi­ta­le Kul­tur­pro­dukt aus gro­tes­ken An­walts­grün­den erst drei Jah­re spä­ter oder nie ver­füg­bar ist, habe ich aber durch­aus Ver­ständ­nis.

Der mög­li­che Auf­merk­sam­keits­ge­winn, von dem oft ge­spro­chen wird, in­ter­es­siert mich ex­akt null, erst recht von den­je­ni­gen Leu­ten, die il­le­gal her­un­ter­la­den, denn de­ren Auf­merk­sam­keit ist in die­sem spe­zi­el­len Fall nichts wert, und zwar ih­nen selbst nichts wert. Es geht an die­ser Stel­le vor al­lem um Geld, Geld­flüs­se si­chern ei­nen Groß­teil der Kul­tur, in al­len mög­li­chen Be­rei­chen. Wer das ab­lehnt, soll ent­we­der kon­se­quent für die Ab­schaf­fung des ge­sam­ten Sys­tems kämp­fen, das re­spek­tie­re ich po­li­tisch – oder ak­zep­tie­ren, dass man für Kul­tur­gü­ter be­zahlt. Aber nicht den Ka­pi­ta­lis­mus an der Stel­le toll fin­den, wo es ei­nem nützt, und nur dort doof fin­den, wo er der ei­ge­nen Be­quem­lich­keit im Weg steht. Um die­sen sehr, sehr kom­pli­zier­ten Pro­zess zwi­schen Markt und Kul­tur zu or­ga­ni­sie­ren, gibt es Ver­la­ge – Au­toren al­lein könn­ten das nicht. Die Ver­la­ge da al­le­samt un­dif­fe­ren­ziert zu ver­teu­feln und als "blö­de Con­tent­in­dus­trie" zu be­schimp­fen, zeugt von er­heb­li­chem Un­wis­sen und ge­rin­ger Kennt­nis der Funk­ti­ons­wei­se der Kul­tur­land­schaft. Mir ist be­wusst, dass Tei­le der dif­fu­sen "In­ter­net­sze­ne" mei­ne Hal­tung ganz fürch­ter­lich fin­den. Das ist ihr gu­tes Recht, ge­nau­so wie es mein Recht ist, sie da­für fürch­ter­lich zu fin­den.

Am 12.10.2010 um 19:46 schrieb fe­lix schwen­zel:

ich weiss gar nicht so ge­nau, ob doc­to­row ge­sagt hat „un­au­to­ri­sier­tes Ver­tei­len in Tausch­bör­sen wür­de ge­ne­rell den Ver­kauf för­dern“, da hast du mei­ne un­ge­naue wie­der­ga­be von doc­to­rows wor­ten viel­leicht über­in­ter­pre­tiert. ich habe kürz­lich fol­gen­des von doc­to­row ge­le­sen:

For me, the ans­wer is simp­le: if I give away my ebooks un­der a Crea­ti­ve Com­mons li­cence that al­lows non-com­mer­cial sha­ring, I'll at­tract rea­ders who buy hard co­pies. It's work­ed for me – I've had books on the New York Times best­sel­ler list for the past two ye­ars.
What should other ar­tists do? Well, I'm not re­al­ly bo­the­red.

ich lese das eher wie: so­et­was kann funk­tio­nie­ren, oder eben auch nicht. für mich ver­hält sich das ein biss­chen so wie die par­al­le­le von deut­schen und ame­ri­ka­ni­schen tech­blogs. man kann ein paar jah­re lang ein tech-blog auf­bau­en und dann mit et­was glück den la­den für ein paar mil­lio­nen an AOL ver­kau­fen, aber wenn man das in deutsch­land ver­sucht, kann man auch mit 5000 le­sern am tag und knie­tief im dis­po en­den. äp­fel und bir­nen ame­ri­ka und deutsch­land sind schwer zu ver­glei­chen, was aber nicht heis­sen muss, dass äp­fel un­wahr sind.

dass die ur­he­ber selbst be­stim­men kön­nen sol­len, was mit ih­ren wer­ken ge­schieht ist, glau­be ich, mehr oder we­ni­ger un­strit­tig, selbst wenn das werk durch und durch­ge­he­ge­mannt ist, soll­te es dem he­ge­mann über­las­sen blei­ben, wie das buch ver­trie­ben wer­den soll­te (he­ge­mann hat es üb­ri­gens im­mer­hin mit ei­nem film in die tausch­bör­sen ge­schafft). ge­nau­so wie es un­strit­tig ist, dass es hier­zu durch­aus aus­nah­men gibt. kaf­ka wäre ein bei­spiel bei dem es durch­aus (von mir aus „ge­sell­schaft­lich“) sinn­voll er­schien, sich dem wil­len des ur­he­bers zu ent­zie­hen. eben­so von aus­nah­men durch­wo­ben sehe ich ur­he­ber­rechts­fra­gen bei nach­rich­ten oder an­de­ren ge­sell­schaft­lich re­le­van­ten geis­ti­gen (re­cher­che- oder for­schungs-) leis­tun­gen.

aber das war auch nicht mei­ne fra­ge, noch sehe ich es als streit­punkt. schwarz­fah­ren ist ver­bo­ten und ich habe kein pro­blem da­mit, wohl aber mit dra­ko­ni­schen stra­fen, wie kin­der nachts an ost­deut­schen land­bahn­hö­fen aus­zu­set­zen, oder schwarz­fah­rer zu ver­prü­geln.

die fra­ge war eher: ist das auf­tre­ten von schwarz­fah­rern oder blin­den pas­sa­gie­ren nicht ein zei­chen da­für, dass man ein re­le­van­tes, atrak­ti­ves pro­dukt an­bie­tet, dass man et­was ge­schaf­fen hat, was die leu­te un­be­dingt ha­ben oder nut­zen wol­len und ist das ge­gen­teil, kei­ne schwarz­fah­rer, kei­ne blin­den pas­sa­gie­re, kei­ne schwarz­ko­pie­rer nicht viel­leicht ein zei­chen da­für, dass man et­was an­bie­tet, was nur sehr we­ni­ge leu­te in­ter­es­siert?

ich will das nicht ne­ga­tiv klin­gen las­sen, im ge­gen­teil, was ich sa­gen will: wür­de ich ein buch ge­schrie­ben ha­ben und wür­de es in tausch­bör­sen auf­tau­chen, ich glau­be ich wür­de ne fla­sche re­le­vanz-scham­pus auf­ma­chen und mir auf die schul­ter klop­fen.

und noch eine fra­ge (nicht spe­zi­ell an dich, son­dern ein­fach mal so in den raum ge­stellt): wer hat das „geis­ti­ge ei­gen­tum“ an bank­sys simpsons ope­ner, den fox von you­tube hat ent­fer­nen las­sen? fox, bank­sy, groe­ning, spon oder gar ein ein­horn?


[nach­trag 12.10.2010]
mar­cel weiss hat ein paar ganz klu­ge, le­sens­wer­te an­mer­kun­gen zum sa­schas und mei­nem mail­we­che­sel und zu ein paar der kom­men­ta­re hier.


[nach­trag 16.10.2010]
hier gehts wei­ter mit sa­scha lo­bos ant­wort­ant­wort­ant­wort .


flach­trom­pe­ter al­fons

felix schwenzel

„spies­ser al­fons“ läuft ge­gen ei­nen la­ter­nen­pfahl und fin­det jetzt alle la­ter­nen­pfäh­le doof. un­ter an­de­rem, weil die la­ter­nen­pfäh­le nicht or­dent­lich aus­ge­bil­det sind.

nach vier ab­sät­zen ein­lei­ten­dem schub­la­den-den­ken (aus­ge­bil­de­te jour­na­lis­ten vs. selbst­er­nann­te jour­na­lis­ten), ver­all­ge­mei­nern, klug­scheis­sen und be­schö­ni­gen, wen­det sich „spies­ser al­fons“ ir­gend­ei­nem ty­pen („un­hold“) zu des­sen trei­ben er, wahr­schein­lich so­gar zu recht, ge­löscht se­hen will und des­sen ur­he­ber er hin­ter schloss und rie­gel oder in ei­ner zwags­ja­cke se­hen will. aber war­um phi­lo­so­phiert „spies­ser al­fons“ aus­ufernd über ar­ti­kel 5 des grund­ge­set­zes, pres­se­frei­heit, blog­ger, ärz­te, jour­na­lis­ten oder die ret­tung des abend­lan­des durch pres­se­aus­wei­se? weil der „durch­ge­knall­te Blog­ger“ sich nicht nur hin und wie­der als „Fern­seh­tech­ni­ker” und „Re­ser­ve­of­fi­zier” oder „Elek­tro­in­ge­nieur” be­zeich­net, son­dern auch als „Jour­na­list“?

Doch wäh­rend ein aus­ge­bil­de­ter Jour­na­list auf­grund sei­nes Wis­sen und aus Er­fah­rung weiß, wo sei­ne Gren­zen lie­gen und er in al­ler Re­gel ei­nen Chef­re­dak­teur oder Res­sort­chef vor sich hat, der die Bei­trä­ge vor Ver­öf­fent­li­chung ge­gen­liest, ist das bei ei­nem selbst­er­nann­ten Jour­na­lis­ten kaum der Fall. Zum Bei­spiel bei ei­nem Blog­ger.

ne­ben der tat­sa­che, dass „wis­sen“ und „er­fah­rung“ nur in den sel­tens­ten fäl­len das sind, was arsch­lö­cher von ih­rem arsch­loch­tum ab­hält, fra­ge ich mich im­mer wie­der, wo­her die­ser drang von min­der­be­mit­tel­ten men­schen kommt, din­ge die ih­nen in der welt be­geg­nen nicht nur in lieb­los ka­te­go­ri­sier­te schub­la­den zu ste­cken, son­dern gleich die gan­ze welt als schrank zu be­trach­ten und statt des in­halts, die schub­la­den zu kri­ti­sie­ren.

so geht es beim spies­ser nicht ein­fach um ir­gend­ei­nen depp, der „be­schimpft und be­lei­digt“, son­dern um leu­te die kei­ne aus­bil­dung als jour­na­list ha­ben („Blog­ger“), so sind bei ste­pahnie zu gut­ten­berg nicht pä­do­phi­le straf­tä­ter, in­ef­fek­ti­ve po­li­zei­ar­beit (und zum bei­spiel feh­len­de mit­tel der po­li­zei) eine ge­fahr für „un­se­re kin­der“, son­dern „das in­ter­net“. nicht ein­zel­ne po­li­ti­ker sind kor­rupt, ge­fähr­lich oder blöd, son­dern gleich die gan­ze po­li­tik, nicht ein­zel­ne, (jaja, vie­le) fern­seh­sen­dun­gen sind schrott, nein „das fern­se­hen“ ist ins­ge­samt schrott, nicht ro­bert leicht ver­sagt, son­dern gleich und in gän­ze „die me­di­en“.

dif­fe­ren­zie­ren, ein­zel­ne zu­sam­men­hän­ge oder prot­ago­nis­ten her­aus­ar­bei­ten und zu kri­ti­sie­ren ist müh­sam, klar, und wenn man zu ho­hen puls hat, viel­leicht auch un­mög­lich, aber das man sich mit schub­la­den-den­ken und -spre­chen zum af­fen macht, soll­te man zu­min­dest be­den­ken.

[nach­trag 12.10.2010]
apro­pos or­dent­li­che jour­na­lis­ten-ak­kre­di­tie­rung, für die sich der „spies­ser al­fons“ so lei­den­schaft­lich ein­setzt, hier in ei­nem et­was an­de­rem zu­sam­men­hang:

Wer aus der Is­la­mi­schen Re­pu­blik be­rich­ten will, braucht ein Jour­na­lis­ten­vi­sum. Da sind die Ira­ner nicht zum Scher­zen auf­ge­legt. Sie wol­len kon­trol­lie­ren, was und wor­über die Aus­län­der be­rich­ten und das Vi­sum ist für die Be­hör­den die ef­fek­tivs­te Mög­lich­keit, un­er­wünsch­ten Me­di­en­ver­tre­tern die Tür vor der Nase zu­zu­schla­gen. Eine Mög­lich­keit, von der reich­lich Ge­brauch ge­macht wird.

(via don dah­l­manns buzz)


10.10.2010, 10 uhr

felix schwenzel

bit­te die­sen ar­ti­kel igno­rie­ren. es geht nur um ein biss­chen zah­len­mys­tik.


mitt­woch ist der neue sonn­tag

felix schwenzel

heu­te früh um acht hab ich mich mit ma­thi­as ri­chel und herrn bosch zum kaf­fee-trin­ken mit mi­kro­fon ge­trof­fen. er­staun­li­cher­wei­se wa­ren bei­de pünkt­lich und eben­so un­ra­siert wie ix. wir ha­ben uns dann über an­der­t­alb stun­den über ir­gend­was un­ter­hal­ten, was sehr an­ge­nehm war. ma­thi­as ri­chel hat un­ser ge­spräch auf­ge­zeich­net (nicht mit pa­pier und blei­stift, son­dern mit mi­kro­fon und mac­book) und mit wei­ter­füh­ren­den links ver­öf­fent­licht (47MB mp3 down­load hier).

eine der kaf­fee­zu­be­rei­te­rin­nen hat uns freund­li­cher­wei­se fo­to­gra­fiert. aus­ser dass ich et­was un­vor­teil­haft ge­trof­fen bin, fin­de ich das foto ziem­lich wit­zig, zu­mal wir uns nicht ab­ge­spro­chen ha­ben, son­dern alle spon­tan so be­scheu­ert ge­guckt ha­ben.


„das wird man doch noch­mal sa­gen dür­fen!!“

felix schwenzel

„WIR sind das volk!!“

klaus stutt­mann trifft zwei nä­gel auf den kopf.


re­cy­cling-wit­ze

felix schwenzel

in nord­ko­rea wird kim jong il mit ziem­li­cher si­cher­heit zu­rück­tre­ten, und die macht an sei­nen jüngs­ten sohn über­ge­ben. es ist der nicht so hel­le sohn, dem kim die macht über­gibt, sein name ist üb­ri­gens kim jong w. il.

und es bleibt zu hof­fen, dass die über­nah­me in nord­ko­rea bes­ser läuft als das bei jay leno und co­nan o'­bri­en ge­klappt hat.

(bei­de gags bei da­vid let­ter­man ge­klaut, der sich üb­ri­gens auch selbst be­klaut: der kim jong w. il gag lief schon­mal im juni 2009)


de­mo­kra­ti­sche le­gi­ti­mie­rung

felix schwenzel

süd­deut­sche.de:

Der Vor­stands­vor­sit­zen­de der Deut­schen Bahn, Rü­di­ger Gru­be, hält die Pro­tes­te ge­gen das um­strit­te­ne Bahn­pro­jekt Stutt­gart 21 für nicht ge­recht­fer­tigt. "Ein Wi­der­stands­recht ge­gen ei­nen Bahn­hofs­bau gibt es nicht", sag­te Gru­be der Bild am Sonn­tag. Das Bau­pro­jekt sei de­mo­kra­tisch aus­rei­chend le­gi­ti­miert. "Bei uns ent­schei­den Par­la­men­te, nie­mand sonst. Un­se­re frei ge­wähl­ten Volks­ver­tre­ter ha­ben das Dut­zen­de Mal ge­tan: im Bund, im Land, in Stadt und Re­gi­on. Im­mer mit gro­ßen Mehr­hei­ten", sag­te Gru­be.

seit ges­tern abend muss ich zwang­haft an de­mo­kra­tisch le­gi­ti­mier­te din­ge den­ken, din­ge ge­gen die es des­halb laut rü­di­ger gru­be auch kein „wi­der­stands­recht“ gäbe oder ge­ge­ben habe:

  • so wa­ren ho­mo­se­xua­li­tät und ehe­bruch in deutsch­land de­mo­kra­tisch le­gi­ti­miert bis 1969 straf­bar. ver­ge­wal­ti­gung in der ehe war bis 1997 so­wohl de­mo­kra­tisch le­gi­ti­miert als auch straf­frei. meint gru­be ernst­haft, die schwu­len und die frau­en hät­ten da­ge­gen kei­nen wi­der­stand leis­ten dür­fen?
  • die bom­bar­die­rung hun­der­ter men­schen und zwei­er tank­last­zü­ge in der nähe von kun­dus war, so­weit ich sehe, de­mo­kra­tisch le­gi­ti­miert. meint gru­be des­halb, dass man kriegs­hand­lun­gen wi­der­stands­los hin­neh­men soll­te?
  • die eu­ro­päi­schen zug-zu­las­sungs­kos­ten sind eu­ro­pa­weit de­mo­kra­tisch le­gi­ti­miert. gru­bes vor­gän­ger hat sie trotz­dem deut­lich kri­ti­siert, ge­nau­so wie die ent­schei­dung ge­gen ei­nen bör­sen­gang der bahn. hält gru­be sich neu­er­dings bei der po­li­ti­schen ein­fluss­nah­me zu­rück, um den de­mo­kra­ti­schen kräf­ten von lob­by-in­ter­es­sen un­ver­fäscht ih­ren lauf zu las­sen?
  • in den USA sind und wa­ren wa­ter­boar­ding, gua­ta­na­mo bay oder der viet­nam-krieg durch­aus aus­rei­chend de­mo­kra­tisch le­gi­ti­miert. trotz­dem scha­den oder scha­de­ten sie der de­mo­kra­tie und dem an­se­hen des lan­des. auch die ras­sen­tren­nung in den USA war de­mo­kra­tisch le­gi­ti­miert und ge­setz­lich fest­ge­legt. hat­ten die schwar­zen in den USA des­halb kein wi­der­stands­recht? hät­te rü­di­ger gru­be das nie­der­knüp­peln schwar­zer pro­tes­tie­ren­der da­mals gut­ge­heis­sen?

rü­di­ger gru­be hat ein ver­schro­be­nes de­mo­kra­tie­ver­ständ­nis. ge­wal­ten­tei­lung und scheint dar­in kein the­ma zu sein. im­mer­hin glaubt gru­be von sich selbst, dass er durch sei­nen le­bens­weg wer­te wie „glaub­wür­dig­keit“ oder „re­spekt“ ver­in­ner­licht habe. das mit der glaub­wür­dig­keit soll­te er noch­mal über­den­ken.


[nach­trag 15:00h]
ant­je schrupp hat mei­ner mei­nung nach sehr pas­send zu den the­men „macht“ und „le­gi­ti­mie­rung“ ge­schrie­ben und hoi pol­loi hat den „bun­des­bahn­prä­si­den­ten“ schön il­lus­triert.

[nach­trag 18:15h]
Der frü­he­re Ver­fas­sungs­recht­ler Ernst-Gott­fried Mah­ren­holz spricht im In­ter­view über das Vor­ge­hen der Po­li­zei in Sutt­gart, die Fra­ge der Ver­hält­nis­mä­ßig­keit und ei­nen mög­li­chen Bau­stopp.“ [via]


of­fen­le­gungs-all­er­gie

felix schwenzel

wenn sich ein un­ter­neh­men mit ei­nem an­de­ren un­ter­neh­men so eng be­gat­tet, dass man so­gar ei­nen dop­pel­na­men an­nimmt (stay­fri­ends.spie­gel.de), wür­de ich mir un­ter ei­nem sol­chen ar­ti­kel schon ei­nen hin­weis auf die ge­gen­sei­ti­ge ver­ban­de­lung und ko­ope­ra­ti­on wün­schen.

dass der ar­ti­kel ei­ner­seits sau­sack­blöd und hys­te­risch auf­bau­schend ist und an­de­rer­seits auch selt­sam zu­rück­hal­tend, zum bei­spiel beim hin­weis auf kri­tik der stif­tung wa­ren­test an stay­fri­ends („Im Früh­jahr war das Por­tal in Sa­chen Da­ten­schutz be­reits von der Stif­tung Wa­ren­test kri­ti­siert wor­den.“ - war­um kein link hier­hin?) sei nur ne­ben­bei be­merkt.

das wirk­lich skan­da­lö­se, die jahr­markts-, ver­wir­rungs- und ver­ar­schungs-stra­te­gien von stay­fri­ends um mit­glie­der zu wer­ben und zu kos­ten­pflich­ti­gen „gold“ mit­glie­dern zu ma­chen, blei­ben un­er­wähnt. so fra­ge ich mich im­mer wie­der, wie hin­ter­fot­zig je­mand sein muss, der sich ein „so­zia­les netz­werk“ aus­denkt, dass die nut­zer mit nach­rich­ten wie die­sen kon­fron­tiert:

[E-Mail]
Be­treff: Per­sön­li­che Nach­richt von Kers­tin
»Nach­richt le­sen

[Web­site]
Sie kön­nen die­se Nach­richt noch nicht le­sen! Jetzt Gold-Mit­glied wer­den und alle Nach­rich­ten le­sen

ganz ehr­lich, face­book mag auch et­li­che arsch­loch-kom­po­nen­ten ha­ben und an der ei­nen oder an­de­ren stel­le ver­misst man auch bei face­book den re­spekt vor den nut­zern, aber bei stay­frfri­ends kom­me ich mir vor wie eine milch­kuh der stän­dig gras ver­spro­chen wird, die aber in wahr­heit nur ge­mol­ken wer­den soll.


ap­ple

felix schwenzel

screen­shots aus der do­ku­men­ta­ti­on „die kö­che und die ster­ne“ von lutz hach­meis­ter die auf arte lief, noch ein paar tage 22 stun­den on­line steht be­vor sie de­pu­bli­ziert wird und am frei­tag den 15. ok­to­ber um 01:00 Uhr wie­der­holt wird und sehr se­hens­wert ist und die ich mir nur an­ge­se­hen habe, weil stevan paul sie mir in sei­nem blog ans herz ge­legt hat.


wolf­gang jo­ops kar­ne­vals­bil­der

felix schwenzel

wolf­gang joop fo­to­gra­fiert von and­re ri­val

mehr als fremd­schä­men, ver­spü­re ich mit­leid mit wolf­gang joop. und and­re ri­val ist gar nicht wit­zig.

[mehr bil­der bei welt.de]