der wahrscheinlich zeitloseste und beste text über das internet und kulturpessimismus und klugscheisser den kenne. kathrin passig schreibt sehr lang und brilliant über „Standardsituationen der Technologiekritik“:
Ähnlich unbegeistert scheinen die Pariser die 1667 unter Louis XIV. eingeführte Straßenbeleuchtung begrüßt zu haben. Dietmar Kammerer vermutet in derSüddeutschen Zeitung, es habe sich bei der häufigen Zerstörung dieser Laternen um einen Protest der Bürger gegen den Verlust ihrer Privatsphäre gehandelt, weil ihnen klar war, »das ist eine Maßnahme des Königs, um die Straßen unter seine Kontrolle zu bringen«. Eine einfachere Erklärung wäre, dass der Bürger auf unbeaufsichtigt in der Gegend herumstehende Neuerungen generell aggressiv reagiert.
in köln versammeln sich die leute sonntags in der fussgängerzone um in den schaufenstern der örtlichen kaufhof-filiale eine „spielzeug-schau“ von animierten stofftieren anzusehen. offenbar gibts in köln sonntags wenig kulturelle herausforderungen.
wenn man vom hauptbahnhof die severinsstrasse richtung süden entlangläuft, präsentiert sich die ganze strasse, bis in die südstadt, als baustelle. als ich zuletzt selten, aber regelmässig in köln weilte, so um das jahr 2004, gabs die baustellen auch schon. wenn ich das richtig verstehe, vergraben die kölner unter der severinsstrasse gleise um darauf ihre strassenbahn fahren zu lassen. strassenbahnen die unter der strasse fahren heissen in köln u-bahnen. manchmal verwandlen sich die kölner u-bahnen plötzlich in strassenbahnen. das ist ziemlich faszinierend. das problem mit den kölner u- und strassenbahnen ist allerdings nicht wo sie fahren oder wie lange an ihnen gebaut wird, oder wieviel diese bauarbeiten kosten, sondern, das die bahnen in köln fast nie fahren. der takt der kölner bahnen fühlt sich in etwa so an wie der der berliner s-bahn, als im sommer nur noch zehn (oder so) s-bahnen fuhren, weil die andern entweder kaputte achsen, kaputte räder oder ungenügende wartungsintervalle hatten.
eine viertelstunde fussweg vom hauptbahnhof entfernt tut sich das loch auf, wo früher das kölner stadtarchiv stand.
der einsturz des stadtarchivs hing mit einem wassereinbruch in den u-bahn-stollen zusammen. als ich das loch sah und die traurigen vertrockneten blumen am rande des lochs und auf einer stützmauer mitten im loch, fürchtete ich plötzlich, dass vielleicht die ganze stadt baufällig sei. plötzlich sah ich an allen möglichen wänden und ecken risse. und ich fragte mich, was eigentlich gegen strassenbahnen auf der strasse spricht.
die neue eisenbahntrasse auf der thalys demnächst von köln über aachen nach brüssel fährt ist übrigens auch quasi eine art u-bahn, allerdings ohne deckel. zwischen köln und aachen konnte ich die trasse tief in die landschaft eingegraben nicht sehen. nur ein kilometerlanges, tiefes loch.
eigenartig fand ich wie man in köln milchkaffee serviert: mit zucker, buchenholz und dosenmilch.
wahrscheinlich wird in köln auch das kölsch mit becks, krautsalat mit essig, currywurst mit salami und das gulasch mit frikadelle serviert.
malte lässt sich im aktuellen blogblik über die „gefühlt gescheiterte Professionalisierung“ der deutschen blogs aus. kann man ja mal machen, auch wenn das bereits seit gefühlten 100 jahren immer wieder in regelmässigen abständen gemacht wird.
Wenn man einen Freund hat, der nach der Arbeit ein wenig malt, dann wird man in der Regel gewillt sein, die Bilder zu mögen, wenn er sie einem zeigt, man wird bewundern, dass jemand neben seiner eigentlichen Profession noch so talentiert auf einem ganz anderen Gebiet ist. Lädt derselbe Freund zu einer Ausstellung ein, dann wird er es sich gefallen lassen müssen, nach den Maßstäben des Malbetriebs beurteilt zu werden. Und häufig nicht so gut abschneiden.
ich weiss zwar nicht genau was malte damit zum ausdruck bringen will, aber ich bin sicher er irrt. es zeigt nämlich ein naiv verklärtes bild der „profession“ oder des professionalismus. gerade die kunst ist das schlechteste beispiel um dem blogdings mangelden professionalismus nachzuweisen. so gut wie alle künstler sind das gegenteil von professionell: sie verdienen kein geld mit kunst, sie werden kaum anerkannt und fast alle haben nebenbei einen brotjob von dem sie leben. schaute man sich die deutsche kunstszene an, müsste man zur gleichen, blödsinnigen und inhaltsleeren aussage wie der von malte zitierte maingold kommen:
Der Traum der Professionalisierung, und somit der Monetarisierung von Blogs im großen Umfang ist ausgeträumt.
exakt so, könnte man das sagen, wenn man das wort „blogs“ gegen „kunst“ tauscht. ist die kunst deshalb tot? doof? langweilig? von schlechter qualität?
ich glaube das gegenteil ist der fall.
und ich glaube dass die kategorie „professionalität“ genau die falsche ist um die qualität von blogs (oder kunst) zu bewerten. ob ein werk zum geldverdienen oder „nebenbei“ entsteht, ob es einem freund oder der öffentlichkeit zugänglich gemacht wird sagt doch nichts über die qualität aus. und vor allem was sollen die „Maßstäbe des Malbetriebs“ sein, nach denen bilder beurteilt werden? absolute masstäbe gibt es weder im kunstbetrieb, noch im blogbetrieb, noch im journalismus. genausowenig wie dieter bohlen masstäbe für musik festlegen kann (auch wenn er behaptet es zu können), existieren allgemeine masstäbe für blogs, kunst oder musik nach denen irgendeine betriebsjury beurteilungen fällt. genau wie die künstler (blogger, musiker, wasauchimmer) selbst, sind auch die kunstkritiker, galeristen, käufer und zaungäste in einem ständigen wettbewerb um aufmerksamkeit, relevanz, autorität und anerkennng. ich glaube man nennt das markt.
In dem Moment, in dem Blogger Magazin sein wollen oder Nachrichtendienst, sieht man auf einmal, wie es in den Sätzen knirscht, die Fakten gebogen werden, die Flickr-Bilder hässlicher sind als die der Agenturen, das Expertenwissen dann eben doch nicht von Fußball bis Philosophie reicht. Es ist derselbe Grund, warum jeder Deutsche vermutlich mehrere komische Freunde hat, es aber keine deutschen Comedians gibt, die man vor seinem ersten Schlaganfall erträgt.
blödsinn. die tatsache, dass malte seinen fernseher einschaltet und nur blöde, unwitzige komiker sieht ist doch kein beweis dafür, dass es in deutschland keine witzigen menschen gibt oder dass es in anderen ländern mehr und witzigere gibt. es kann allerdings ein hinweis sein, dass die professionalisierung und monetarisierung gift für die kunst sein kann. hans werner olm hab ich vor 25 jahren mal in aachen auf einer winzigen bühne gesehen. da war er vermutlich ein armer schlucker, der sein geld als gagschreiber oder redakteur verdienen musste, aber ich habe mich bepisst vor lachen. in dem moment als dank privat-fernsehen seine „professionalisierung“ startete, vermochte er noch nichtmal ein lächeln auf meine lippen zu zaubern.
die tatsache, dass es die bild-zeitung oder mario barth gibt, ist weder ein zeichen dafür, dass in deutschland der journalismus noch die komik am ende ist. das gegenteil ist der fall. es gibt grossartige presseerzeugnisse, mare, brandeins, dummy, oft genug finde ich wirklich brauchbares in der FAS, der SZ, der ZEIT oder in blogs, über leute wie fil, helge schneider, konrad beikircher, anke engelke, johann könig, kurt krömer kann ich mir nach wie vor muskelkater lachen.
klar, es gibt schlechte komiker, öde blogs, doofe kunst, inkompetenten journalismus, unglaublich viel schrott, aber den gibts auch in amerika und dem rest der welt. aber das hat nichts mit „gescheiterter Professionalisierung“ zu tun, sondern mit vielfalt und dem unwillen sich auf diese vielfalt einzulassen. das einzig typisch deutsche an dieser ganzen debatte, ist das lamentieren darüber wie schlecht und unprofessionell das alles in deutschland im gegenteil zum rest der welt ist. das könnte man „unprofessionell“ nennen, ich nenns aber lieber kleinkariert.
das was der psychologe peter kruse der süddeutschen zeitung in form eines interviews gesagt hat, gehört mit zum klügsten, gleichzeitig aber auch binsenweisesten, was ich seit langem über dieses internet-dings gehört habe. in dem interview geht es eigentlich um frank schirrmacher, der vom internet ein bisschen genervt und überfordert ist und statt zu sagen „ich bin vom internet ein bisschen überfordert“ oder „ich bin vom internet ein bisschen genervt“ ein buch und artikel darüber schreibt, warum das gesellschaftlich und politisch relevant ist, dass er vom internet ein bisschen genervt und ein bisschen überfordert ist.
Das Internet ist nur eine Zumutung, wenn man versucht, es im Griff zu haben. […] Wenn ich das Reden verweigere, kann ich kaum der Sprache zum Vorwurf machen, dass niemand meine Gedanken zur Kenntnis nimmt. Die Netzwerke können nicht die Menschen ausgrenzen, sondern nur die Menschen die Netzwerke. Das Internet ist eine Einladung zur Kommunikation in einer neuen Dimension. (quelle)
[kann mir mal jemand erklären, warum der spiegel seine kack suche nicht einfach verschrottet und bedingungslos vor google kapituliert? weder eine allgemeine suche nach „schirrmacher“ noch eine suche nach dem autor „schirrmacher“ findet diesen artikel von „Frank Schirrmacher“. hoffentlich hat die suchfunktion auf spiegel.de nix gekostet.]
sabine beikler macht es sich ganz einfach: erst ein paar frauen auf der strasse fragen ob sie berlusconi „attraktiv“ finden und sich danach von einem professor in england erklären lassen was frauen nu wirklich am berlusconi gut finden und eigentlich meinen.
ein bisschen ist das wie trash-fernsehen in der zeitung: dämliche strassenumfragen über uninteressante themen, am ende garniert mit ein paar worten von jemandem der viele bücher in seinem büro hat.
jetzt bin ich mal gespannt, wann der tagesspiegel strassenumfragen über die pilli-grösse von ulrich wickert, die körbchengrösse von anne will oder das prinz-albert-piercing von lady gaga bringen wird. interessant wäre auch die frage, was die leute auf der strasse so über die verbreitung von „analbleaching“ bei deutschen spitzenpolitikern denken.
Das so häufig als Jauchegrube der Medienlandschaft verschriene Internet hat übrigens noch keine einzige außereheliche Begebenheit eines Politkers enttarnt. Ist am Ende der Mensch als Amateur, selbst wenn er anonym auftreten sollte, dem Professionellen moralisch überlegen? (weiterlesen)
Ach, ich vergaß: wenn es ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen den Parteien gibt, dann braucht man keine Opposition.
prima mini-rant von moni. steinmeier scheint ausgelastet mit seiner begeisterung über sich selbst als staatstragender oppositionsführer.
[sagt mir jemand bescheid, sollte steinmeier mal was treffendes sagen?]
aus diesen drei links könnte man ne schöne aufgabe für journalistik-studenten basteln. oder nen prima artikel für ne medienseite zusammenstöpseln.
sigmar gabriel hat mich überrascht. als ich seine rede hörte dachte ich zwar zuerst, „was hat der denn für eine hohe stimme“ und „kann dem nichtmal jemand ein taschentuch geben“, erwischte mich aber auch gleichzeitig immer wieder beim zustimmenden (leichten) nicken.
gabriel hat es geschafft in seiner rede nicht nur nicht arrogant zu wirken, sondern sogar ein bisschen aufrichtig, offen und teilweise sogar witzig. ich weiss nicht wie er es gemacht hat, aber an irgendeiner stelle hat er mich so gepackt, dass ich ihm das was er sagte abnahm. kann natürlich sein, dass gabriel einfach einen besseren schauspiel- oder rhetorik-trainer als steinmeier hat, dem ich bei seiner rede auf dem letzten SPD-parteitag ungefähr gar nichts abnahm und hinter jedem bekenntnis, jedem satz und jeder geste kalkül witterte.
gabriel nahm ich es heute ab, dass er die SPD öffnen will, dass er, wie er sagt, wieder die „nervenenden“ (nicht die nervenden!) der gesellschaft in die SPD holen will, dass er mit mit den gesellschaftlichen gruppen die sich von der SPD abgewendet haben nicht nur reden will, sondern sie zu einem echten und kritischen dialog einladen will.
zum ersten mal seit langer zeit, hatte ich bei einem spitzenmann der SPD das gefühl, nicht die staatstragende haltung eines staatspartei-sprechers durchzuhören, sondern, wenn auch sehr zwischen den zeilen versteckt, aber durchaus reininterpretierbar, eine beinahe demütige haltung — oder zumindest eine neugierige zu erkennen. was gabriel in seiner rede „politik-werkstatt“ nannte, nannte björn böhning vorher „sowas wie polit-barcamps“. niemand sei zu unwichtig oder klein, als dass es sich nicht lohnen würde mit ihm zu reden. das hört sich schon ein bisschen anders an, als die alte wir-erklären-euch-das-jetzt-mal-haltung, besonders deutlich noch kürzlich beim dialog mit der „internet comunity“ von martin dörmann illustriert.
obwohl sigmar gabriel einen grossen teil seiner redezeit damit verbrachte für eine öffnung der SPD zu argumentieren, alle gesellschaftlichen gruppen und die eigene basis zum mitmachen anzuregen, forderte gabriel die SPD am ende seiner rede, wie jeder gute floskel-liebhaber, zur „geschlossenheit“ auf. offenheit predigen und geschlossenheit fordern? okok, ix bin da vielleicht etwas spitzfindig, aber wahrscheinlich fällt einem das als politiker gar nicht so schwer, sowohl geschlossen als auch offen zu sein.
gefühlte 150mal bezog sich gabriel auf willy brandt, 20 mal sagte er zwischen den zeilen „tschaka“, pisste allen ein bisschen ans bein, den journalisten, den „neunmalklugen BWL-juppies“, seinen vorgängern im amt des parteivorsitzenden, der manchmal unmotiviert und überaltert wirkenden basis, den polit-bloggern die angeblich hinter ihrer anonymität jeden „menschlichen anstand“ verlieren und schaffte es doch gleichzeitig selbstkritisch und motivierend zu wirken.
das ziemlich gute wahlergebnis von 94,2% hat sich gabriel mit seiner ewiglangen rotz und wasser rede zu recht verdient. als ich ihm gestern ein mieses wahlergebnis prophezeite, hab ich seine rhetorischen fähigkeiten, bzw. seinen redenschreiber schwer unterschätzt, aber immerhin meinen wetteinsatz, ein snickers, nicht verloren, weil keiner dagegen gehalten hat. die handvoll SPDler die ich vor der wahl fragte wie sie die lage einschätzten waren vorsichtigt und wollten sich nicht festlegen — und auch kein snickers von mir.
ich jammer ja gerne rum, deshalb werde ich das jetzt mal ausgiebig tun. auf hohem niveau. weil eigentlich bin ich ganz zufrieden damit wie die SPD mit mir umgegangen ist: zwei persönliche einladungen zum parteitag in dresden, eine einladung zum „vorwärts presseabend“, eine einladung zu einem „hintergrundgespräch“ und die aussicht auf ein weiteres und das wahrscheinlich nie in erfüllung gehende versprechen mich mit 100 euro bestechen mir eine unkostenerstattung von 100 euro zahlen zu wollen.
als ich gestern am hauptbahnhof dresden ankam, habe ich zuerst den fahrer der mich mit einem „SCHWENZEL“-schild am zug erwartete arg vermisst. stattdessen musste ich mir mit hilfe von google-maps den weg zu fuss durch die dresdner fussgängerzonen, die altstadt in die neustadt zu meinem hotel durchkämpfen. das hofgarten 1824-hotel liegt zwar verkehrsgünstig gelegen und man könnte es gut mit der strassenbahn und der s-bahn erreichen, aber das sagt mir ja keiner. andererseits wollte ich auch ein bisschen was von dresden sehen, also waren die 3,2 km fussmarsch vom hauptbahnhof schon in ordnung.
nicht ok fand ich, dass das hotel kaum zu finden war, der hotelname stand zwar über der hofeinfahrt, war aber unbeleuchtet. günstig wars zwar, 39 euro, aber dafür ging weder das kostenlose WLAN in meinem zimmer noch war das zimmer vorgeheizt. dafür pikobello neu udn sauber. witzig finde ich, dass das hotel damit wirbt, dass „alle Zimmer“ ein eigenes bad mit dusche und wc haben und „Anschluss an die Sat-TV-Anlage“ besitzen. das mag richtig sein, was allerdings fehlt, ist der fernseher. davon gibt es nur ein paar und die die es gab waren bereits vergeben. was mir allerdings gut gefiel, war, dass die steckdosen voll mit strom waren. auch die lage war hervorragend. zum maritim, wo am donnerstag abend die der vorwärts presseabend stattfand waren es 10 minuten fussmarsch, zur messe kommt man auch in ein paar mehr minuten.
heute früh an der messe wieder das übliche spiel am presse-schalter. ich so: „felix schwenzel, ich müsste auf der blogger-liste stehen.“ er so: „ich brauch nur ihren namen und ihren presseausweis.“ ich so: „hab ich nicht, ich bin aber persönlich eingeladen worden.“ die pappnase fragte dann spitzfindig: „von wem denn?“ die namen „björn böhning“ und „sebastian reichel“ überzeugten ihn nicht, denn die seien ja schliesslich nicht in der SPD-pressestelle und könnten deshalb auch gar niemanden einladen. vor allem könne sich im internet ja jeder anmelden, deshalb bräuchte man auch nen presseausweis, sonst könne da ja jeder kommen. auf die diskussion, dass sich jeder so nen verkackten presseausweis kaufen kann und dass es vielleicht gar nicht schlecht wäre, wenn jeder kommen könnte, wollte ich mich nicht einlassen und vor allem war eine weitere diskussion gar nicht nötig, denn er druckte mir mein akkreditierungs-ding dann, wohl in einem anfall von grosszügigkeit, wortlos aus.
im plenum merkte ich dann, dass es vielleicht wirklich nicht so gut ist, wenn „jeder“ kommen kann, es war picke-packe-voll.
plenum: eher voll
die journalisten mit ihren ausweisem reservieren sich ihre arbeitsplätze auf solchen veranstaltungen immer schon um 7 uhr morgens mit handtüchern köfferchen, zettelchen und laptops. auch die arbeitsplätze mit strom im pressezentrum waren alle besetzt.
pressearbeitsplätze: alle weg!
in allen anderen steckdosen die ich fand, steckten bereits iphones, laptops und kaffeemaschinen (in allen laptops steckten übrigens umts-karten oder sticks und kartenlesen, WLAN ist sowas von out). in den etwas knapp bemessenen presse-bereichen war also nicht an arbeiten zu denken. also hab ich mir nen anderen arbeitsplatz gesucht:
DB-lounge im hauptbahnhof dresden
hier gibts strom im überfluss, einwandfreien UMTS-empfang und ruhe. vor allem, der live-stream vom parteitag funktioniert auch prima.
ich weiss nicht ob die SPD auf parteitagen das bier bis 18 uhr sanktioniert, um die leistungsfähigkeit ihrer mitglieder aufrecht zu halten oder ob man das aus (gesundheitlicher) sorge um die anwesenden journalisten tut. andererseits stopft man die journalisten ja auch tagelang mit schweinebraten und kuchen voll und lässt die zigaretten-lobby nach wie vor zigaretten auf dem parteitag verschenken, da ist dann vielleicht eher als die sorge um die gesundheit, die sorge um nüchterne berichterstattung der grund für diese arbeitserschwerung (was journalisten sich alles so bieten lassen).
trotzdem. es ist fast rührend zu sehen, wie sich ein paar leute in der SPD um blogger bemühen. zehn blogger wurden eingeladen, heute nachmittag wurde ein hintergrundgespräch mit björn böhning, kaffee, keksen und obst organisiert, zu dem zwar nur drei blogger und ein „vorwärts“-redakteur kamen, aber immerhin der wille zum dialog betont wurde. später, je nach strom-situation, mehr dazu.
tolle neue kampagne vom handelblatt. immer ein eitler typ ohne journalistischen hintergrund neben einem eitlen typ mit journalistischem hintergrund abbilden und eitle, wichtigtuende bildunterschriften druntersetzen wie „vordenker“ und „nachdenker“. nur an den fotos müsste man noch ein bisschen arbeiten. den hinrichs erkennt man ja kaum wieder!
ulla schmidt ist gut gelaunt und meint: „dat habta aber schön jemacht!“ steinmeier isst schweinebraten, fisch gibt's auch. die nahles lacht wie die hunziker und es herrscht erstaunlich gute laune auf der andrea doria - äh im maritim dresden.
[nachtrag 22:27]
kurt becks trankt heute abend (viel) bier, steinmeier rotwein und gabriel wasser. ulla schmidt hat zwei personenschützer (hat die eigentlich noch ein amt?), kurz beck nur einen. steinmeier hat entweder unsichtbare, sehr unauffällige oder eine alte frau als personenschützer.
joachim wagner, der heute im tagesspiegel einen treffenden kommentar über die probleme der SPD schrob war auch da, wie überhaupt alle zehn oder elf politik-journalisten die ich kenne. wagner beschrieb in seinem kommentar, wie die SPD sich von der „angebliche Koalition der sozialen Kälte“ in sachen harz IV korrekturen die butter vom brot nehmen liess:
„Union und FDP entschärfen Hartz IV“: Es gab wohl keine Schlagzeile , die die SPD jüngst so ins Mark getroffen hat, wie diese Zuspitzung von Plänen der schwarz-gelben Koalition, das Schonvermögen beim Arbeitslosengeld II zu erhöhen.
hinzu kommt natürlich noch, dass sich die SPD in sachen bürgerrechten und netzkomeptenz — zumindest in der öffentlichen wahrnehmung — auch den schneid wegnehmen liess. ebenfalls im tagesspiegel las ich auf dem weg durchs funkloch nach dresden, dass „die SPD in ihren Kernkompetenzen Arbeit und Soziales deutlich an Vertrauen und Glaubwürdigkeit verloren“ habe. das geht leider am kern der sache vorbei. denn die eigentliche frage ist: wo geniesst die SPD eigentlich überhaupt noch vertrauen und glaubwürdigkeit? ich für meinen teil vertraue der SPD nicht die bohne. wer ohne mit der wimper zu zucken der vorratsdatenspeicherung, dem BKA-gesetz, dem gesetz zur online-durchsuchung und dem „zugangserschwerungsgesetz“ nicht nur zustimmt, sondern es auch noch auf seine fahnen schreibt, den würd ich noch nicht mal im traum wählen. wer weiss was die in regierungsverantwortung sonst noch alles für blödsinn machen.
und ob das mit der wiederherstellung von vertrauen klappt, wenn jemand generalsekretärin wird, die im bundestag gesetzen zustimmt die sie selbst für verfassungswidrg hält? wird sie als generalsekretärin auch weiterhin für initiativen kämpfen und sie beschliessen die sie für dumm, ungerecht, verfassungwidrig oder saudoof hält? und sigmar gabriel? dem vertraut doch noch nichtmal die SPD. ich wette ein snikers, dass gabriel das schlechteste wahlergebniss eines parteivorsitzenden der SPD seit urzeiten einfahren wird. wie kann man so naiv sein und glauben, dass so ein mann vertrauen bei wählern wecken könnte?
wo war ich? achso, ja beim SPD-parteitag in dresden, der morgen losgeht und den ich mir einen oder zwei tage lang angucken werde.
ich habe mal die „wetten dass?“-sendung von samstag auf 1:25" zusammengedampft, um zu zeigen, warum ich die sendung nicht mehr sehen kann. es wird einfach zu viel gegackert:
Wie die 32-Jährige aufgedreht zwischen Moderator und Wettkandidaten herum sprang, dabei grundsätzlich an den falschen Stellen giggelte und in einem kruden Trapattoni-Deutsch mitunter Verwirrung stiftete, das war nur schwer erträglich. (quelle:welt.de)