fe­der­be­las­tung

felix schwenzel

so ne fe­der kann schon ziem­lich be­las­tend sein.


po­tem­kin­scher schloss­platz

felix schwenzel

[nach­trag 20.10.2009]
der schloss­platz in ber­lin steht voll mit lee­ren hül­len und ku­lis­sen.
da ist die schin­kel­schen bau­aka­de­mie-ku­lis­se, eine ecke ge­mau­ert, der rest aus ge­rüs­ten und kunst­off­fo­li­en zu­sam­men­ge­stöp­selt. die kunst­hal­le ist ein be­mal­ter oder mit fo­li­en be­kleb­ter schuh­kar­ton, im­mer­hin fin­dest sich in ih­rem in­ne­ren mehr in­halt als tau­ben­scheis­se, müll und kies. da­ne­ben, ganz neu, eine aus­sichts­platt­form aus ge­rüst­tei­len, die mit ei­ner fo­lie be­hängt wur­de, die die schloss-fas­sa­deku­lis­se zeigt, die hier an­geb­lich bald wie­der­erste­hen soll.

ist das ein aus­druck der zeit, dass man die land­schaft mit hoh­len kör­pern voll­stellt, mit nix drin, aber ei­ner ge­schwät­zi­gen, bun­ten, auf­ge­mal­ten hül­le? und war­um häu­fen sich die­se ku­lis­sen ge­ra­de am schloss­platz, in der mit­te ber­lins?


zwerg­hüh­ner

felix schwenzel


pac­man? bist du das?

felix schwenzel


su­san­ne gasch­ke stillt ih­ren kom­mu­ni­ka­ti­ons­hun­ger im fal­ter

felix schwenzel

ich ver­ste­he su­san­ne gasch­ke nicht. im fal­ter hat sie ei­nen ar­ti­kel ge­schrie­ben, in dem sie ih­rem hob­by nach­geht das in­ter­net scheis­se zu fin­den. sie fin­det email zwar „prak­tisch“, schätzt die „schier un­er­schöpf­li­chen Re­cher­che­mög­lich­kei­ten“ und ver­mu­tet, dass das in­ter­net „Wis­sen­schaft­lern“ vor­züg­li­che ge­le­gen­heit zur „Ko­ope­ra­ti­on“ bie­tet. was sie aber am in­ter­net aber stört, ist dass das schlech­te der welt auch dort zu fin­den ist:
da fin­det „be­lang­los-plap­pern­den Zeit-Tot­schla­ge­rei“ statt, es wird ge­stoh­len, ge­gei­fert, ge­pö­belt, es gibt „so­zi­al ge­stör­te jun­ge Män­ner“ und ideo­lo­gen. was sie be­son­ders zu stö­ren scheint: im „netz“ wird „netz­kri­tik“ nicht ein­fach nur zur kennt­nis ge­nom­men, son­dern de­ba­tiert — und manch­mal es­ka­lie­ren die­se de­bat­ten auch noch!

das kann man ja auch mal ru­hig an­pran­gern, dass das in­ter­net kein pa­ra­dies ist und nicht alle su­s­a­ne gasch­kes mei­nung sind. was ich aber nicht ver­ste­he, ist dass su­san­ne gasch­ke auf der ei­nen sei­te ein über­mass an kom­mu­ni­ka­ti­on fest­stellt, die sie ei­ner­seits „be­lang­los“ fin­det, an­der­seits aber auch all­ge­gen­wär­tig („über­all, zu je­der Zeit“). auf der an­de­ren sei­te führt sie die­ses über­mass an kom­mu­ni­ka­ti­on dar­auf zu­rück, dass „die Men­schen“ sehr ver­ein­zelt und aus ih­ren fa­mi­li­en und so­zia­len be­zü­gen ge­ris­sen sind und ein „rie­sen­gro­ßes“ kom­mu­ni­ka­ti­ons­de­fi­zit ent­stan­den ist.

ist das lo­gisch? wie kommt sie dar­auf, dass in­tak­te so­zia­le und fa­mi­liä­re be­zü­ge das be­dürf­nis nach kom­mu­ni­ka­ti­on stil­len wür­den? plap­pern glück­li­che men­schen nicht? re­den men­schen aus in­tak­ten fa­mi­li­en kei­nen blöd­sinn oder zu viel? strei­ten men­schen, die aus sta­bi­len fa­mi­li­en stam­men, nicht? oder an­ders ge­fragt, ha­ben nicht auch men­schen aus in­tak­ten so­zia­len ge­fü­gen und fa­mi­li­en ei­nen „kom­mu­ni­ka­ti­ons­hun­ger“?

vor al­lem, was ist schlecht an kom­mu­ni­ka­ti­on? kann man zu­viel kom­mu­ni­zie­ren? wie er­kennt man be­lang­lo­se kom­mu­ni­ka­ti­on? ist be­lang­lo­se kom­mu­ni­ka­ti­on schlecht? und wenn ja, war­um soll­te ei­nen das stö­ren?

für mich hö­ren sich su­san­ne gasch­kes er­klä­run­gen für die schlech­tig­keit des in­ter­net nicht wie ar­gu­men­te an, son­dern wie die bil­li­gen, schein­hei­li­gen und kon­ser­va­ti­ven pa­tent­re­zep­te aus dem va­ti­kan oder dem bi­bel-tv an: ist die fa­mi­lie in­takt, ist die welt ge­ret­tet und das in­ter­net füllt sich mit re­le­vanz und güte. aber viel­leicht ist su­san­ne gasch­ke nicht schein­hei­lig und kon­ser­va­tiv, son­dern nur naiv?


of­fi­zi­ell: die meis­ten ar­men le­ben am bran­den­bur­ger tor

felix schwenzel


kaf­fee­tas­se und -kan­ne

felix schwenzel


„An­ti-so­wje­ti­scher Schasch­lik“

felix schwenzel

chris­ti­an esch über „anti-so­wje­ti­schesn schasch­lik“:

Anti-So­wjet­ska­ja stand da­mals noch in ro­ten Let­tern über Wanins Re­stau­rant und dar­un­ter in gol­de­nen Buch­sta­ben Schasch­lyt­schna­ja - Anti-So­wje­ti­scher Schasch­lik-Im­biss. Ei­gent­lich führt Alex­an­der Wa­nin gar kei­nen Im­biss, son­dern ein an­spruchs­vol­les Re­stau­rant, das wie vie­le in Mos­kau mit dem Re­tro-Chic spielt. Zu es­sen gibt es post­so­wje­tisch ver­edel­te Volks­kost, zum Bei­spiel den Fisch-Sa­lat „He­ring im Pelz“, er­gänzt mit Rote-Bee­te-Eis und Scho­ko-Sprit­zern. […]

Die Or­ga­ni­sa­ti­on „Rat der Ve­te­ra­nen“, Ab­tei­lung Mos­kau, hat­te sich am Na­men des Re­stau­rants ge­sto­ßen. Das „un­an­ge­mes­se­ne po­li­ti­sche Wort­spiel“ pro­vo­zie­re „alle Bür­ger, die die so­wje­ti­sche Epo­che in un­se­rer Ge­schich­te re­spek­tie­ren“, schrieb sie dem Prä­fek­ten von Nord-Mos­kau. Der Prä­fekt, frisch im Amt und ohne Skru­pel, schlug zu. Schließ­lich ist Wahl­kampf, und Pa­trio­tis­mus zieht im­mer. „Da­bei hat der Name mit Po­li­tik gar nichts zu tun", er­klärt Wa­nin. „Hier war über Jahr­zehn­te ein be­lieb­ter Im­biss, und der hieß im Volks­mund 'an­ti-so­wje­ti­sch' - weil ge­gen­über das Ho­tel So­wjet­ska­ja liegt.“ (wei­ter­le­sen)


peer stein­brück hat ver­stan­den

felix schwenzel

Mei­ne per­sön­lich schärfs­ten Kri­ti­ker, die viel nä­her als ihr glaubt in mei­nem un­mit­tel­ba­ren Fa­mi­li­en- und Freun­des­kreis sind, wer­fen mir vor, dass ich zwar eine ei­ni­ger­ma­ßen stich­hal­ti­ge Ge­gen­warts­ana­ly­se vor­tra­gen kann, aber we­nig fas­zi­nie­ren­de An­ge­bo­te zur Zu­kunfts­ge­stal­tung vor­le­ge. Das mag an un­si­che­ren und un­über­sicht­li­chen Zei­ten und Ver­hält­nis­sen lie­gen, aber der Kern der Kri­tik trifft nicht nur auf mich, son­dern un­se­re ge­sam­te Par­tei zu: Wor­in liegt das Zu­kunfts­ver­spre­chen und die Auf­stiegs­per­spek­ti­ve, wel­che die SPD ins­be­son­de­re auch jün­ge­ren Ge­ne­ra­tio­nen ma­chen kann? Wel­che Kom­mu­ni­ka­ti­ons­platt­for­men und Ver­an­stal­tungs­for­ma­te bie­ten wir da­für an?

naja. ein biss­chen zu­min­dest hat er ver­stan­den: peer stein­brücks ab­schieds­re­de vor dem SPD-vor­stand auf spon.


der drei­fa­che stöl­zel-ab­satz

felix schwenzel

kann mir mal ei­ner er­klä­ren was an die­ser ge­schich­te von tho­mas stöl­zel „ex­klu­siv“ sein soll?

ex­klu­siv, weil tho­mas stöl­zel in sei­ner schreib­übung die aus­sa­gen zwei­er ver­bands­spre­cher so ver­stüm­melt und ver­öf­fent­licht hat, dass man sie nir­gend­wo an­ders in die­ser form le­sen kann? oder ex­klu­siv, weil der ar­ti­kel in der wiwo er­scheint und sonst nir­gend­wo? oder ex­klu­siv weil hier dar­über ge­schrie­ben wird, dass ir­gend­ein ver­ein an­geb­lich plant künf­tig ir­gend­wo ir­gend­was zu ver­öf­fent­li­chen?

das ist der drit­te ab­satz des ar­ti­kels:

Auch in Deutsch­land wächst der Wi­der­stand ge­gen die Ju­bel-Blog­ger. „Das gibt es auch in Deutsch­land, dass Blog­ger käuf­lich sind“, sagt Falk Lüke, Re­fe­rent für die di­gi­ta­le Welt beim Bun­des­ver­band der Ver­brau­cher­zen­tra­le. So plant die Pu­blic-Re­la­ti­ons-Bran­che, von 2010 an schwar­ze Scha­fe öf­fent­lich an­zu­pran­gern.

das sen­sa­tio­nel­le (oder mei­net­we­gen auch „ex­klu­si­ve“) an die­sem ab­satz ist, dass je­der ein­zel­ne satz in kei­ner­lei zu­sam­men­hang zur über­schrift, dem vor­her ge­hen­den oder dem dar­auf fol­gen­den satz steht.

der ers­te satz pos­tu­liert ei­nen an­geb­li­chen wi­der­stand ge­gen „Ju­bel-Blog­ger“, ohne ihn wei­ter zu spe­zi­fi­zie­ren oder zu be­le­gen. dann ein sprung zu ei­ner bin­sen­weis­heit, die aber nichts mit der über­schrift („Schleich­wer­bung in Blogs soll öf­fent­lich an­ge­pran­gert wer­den“) oder dem wi­der­stand ge­gen „Ju­bel-Blog­ger“ zu tun hat. (ab­ge­se­hen da­von ist es doch nichts schlech­tes wenn bloger käuf­lich sind. ich habe mich zum bei­spiel von watch-ber­lin be­zah­len las­sen, von zeit on­line oder von leu­ten die eine web­sei­te ha­ben wol­len. ge­nau wie die wiwo ver­kau­fe ich wer­be­plä­ze. käuf­lich zu sein, hat erst­mal rein gar nichts mit schleich­wer­bung zu tun, ge­nau­so­we­nig wie au­to­fah­ren zwangs­läu­fig et­was mit auf­fahr­un­fäl­len zu tun hat.) dann, so als ob das vor­her ge­hen­de zi­tat des ver­brau­cher­schüt­zers falk lüke et­was da­mit zu tun hät­te, lei­tet stöl­zel über zu zu ei­nem an­geb­li­chen vor­ha­ben der PR-Bran­che.

ich nenn das mal den drei­fa­chen stöl­zel-ab­satz:
1. pos­tu­lat zu A.
2. zi­tat von X zu B.
3. be­schrei­bung ei­nes vor­ha­bens oder ei­ner tä­tig­keit von Y mit­tels mass­nah­me C.

kön­te man auch zu an­de­ren the­men ma­chen, fern­se­hen zum bei­spiel:

in deutsch­land wächst der wi­der­stand ge­gen volks­mu­sik. „ich habe mal je­man­den ge­spro­chen, der den ZDF-fern­seh­gar­ten scheis­se fin­det“, weiss fe­lix schwen­zel, der schon­mal bei „bou­le­vard bio“ im pu­bli­kum sass. so plant RTL ab 2010 eine neue staf­fel von „deutsch­land sucht den su­per­star“.

tho­mas knü­wer hat auch was zu stöl­zels ar­ti­kel ge­schrie­ben, witz­ger­wei­se greift er nicht stöl­zel an, der den müll aus sinn­freen zi­ta­ten ten­den­zi­ös und ein­sei­tig zu­sam­men­ge­stü­ckelt und -ge­kürzt hat, son­dern alex­an­der güt­ler, den prä­si­den­ten der ge­sell­schaft pu­blic re­la­ti­ons agen­tu­ren, der PR für sei­nen PR-ver­ein macht. an­de­rer­seits hat tho­mas knü­wer na­tür­lich recht, sei­ne sät­ze ste­hen in ei­nem er­kenn­ba­ren zu­sam­men­hang und er hat sich end­lich mal wie­der kurz ge­fasst.


der bes­te …

felix schwenzel


traum vom fern­se­hen und blog­gen

felix schwenzel

ges­tern habe ich zum ers­ten mal im traum ge­bloggt. in mei­nem traum sah ich im fern­se­hen ir­gend­ei­ne sen­dung die aus­sah wie die 2DF-hit­pa­ra­de und in der ir­gend­ei­ne ab­ge­half­ter­te schla­ger­sän­ge­rin ei­nen come­back­ver­such star­te­te. die sän­ge­rin war bei ih­rem auf­tritt um­ge­ben von tän­ze­rin­nen und tän­zern, die im lau­fe des lie­des ihre se­kun­dä­ren ge­schlechts­merk­ma­le ent­blöss­ten. als das lied zu­en­de war konn­te ich auch pri­mä­re ge­schlechts­or­ga­ne se­hen. ich setz­te mich so­fort an den rech­ner um den auf­tritt als auf­merk­sam­keits­hei­schend, bil­li­ge pro­vo­ka­ti­on zu brand­mar­ken. lei­der schrieb ich im traum ge­nau­so schlecht wie im ech­ten le­ben, ich kämpf­te mit den for­mu­lie­run­gen, über­leg­te eine par­al­le­le zum stumpf­sin­ni­gen ramm­stein por­no-mu­sik-vi­deo her­bei­zu­for­mu­lie­ren und bei­de als kal­ku­lier­te und ver­zwei­fel­te bet­tel-ver­su­che um me­dia­le auf­merk­sam­keit ab­zu­stem­peln. so nach dem mot­to, wenn sich schon kei­ner für un­se­re mu­sik in­ter­es­siert, klappts ja viel­leicht mit är­schen, tit­ten und fi­cken.

wo­bei, ge­klappt hats bei ramm­stein ja auch nicht. über das ramm­stein por­no-mu­sik­vi­deo hat sich, so­weit ich mit­be­kom­men habe, nie­mand echauf­fiert oder es gross­ar­tig zur kennt­nis ge­nom­men. zum echauf­fie­ren über den auf­tritt der schla­ger­sän­ge­rin hats bei mir dann auch nicht ge­reicht, weil ich mit­ten im for­mu­lie­ren auf­wach­te und den traum übers früh­stück-ma­chen wie­der ver­gass.


link­satz statt link­dump

felix schwenzel


blö­de sym­bol­bil­der

felix schwenzel

wenn die­ser ap­fel ein zep­ter sein soll …

… dann ist das liz mohn:

[mohn­bild­quel­le]


dann geh ix halt zu fuss, er­satz­ver­kehr

felix schwenzel

[nach­trag]
an der schön­hau­ser al­lee fuh­ren heu­te we­der u- noch stras­sen­bah­nen. die tram fährt da ja schon seit wo­chen nicht mehr, die nicht-fah­ren­de ubahn war ein neu­es fea­ture. als er­satz fuhr alle alle 20 mi­nu­ten ein bus. wer plant so­was? ein bus als er­satz für alle fünf mi­nu­ten fah­ren­de, 100 me­ter lan­ge züge und alle 10 mi­nu­ten fah­ren­de trams?

also lief ich zur ar­beit und mir fiel auf, mprgens aus ham­burg zur ar­beit nach ber­lin zu fah­ren geht fast schnel­ler geht, als aus dem prenz­lau­er berg nach mit­te zu kom­men. da­für be­kommt man mor­gens auf dem ber­li­ner fuss­weg bes­se­ren kaf­fee als im ICE und trifft blog­gi­ge­re leu­te: auf dem weg nach mit­te sah ich noch kos­mar (der sich lo­bend, aber viel­leicht auch ein biss­chen nei­disch, über mei­ne fri­sur äus­ser­te), moni auf dem fahr­rad.

aus­ser­dem be­merk­te ix, dass mor­gens mit lee­rem ma­gen an ei­ner metz­ge­rei vor­bei­zu­ge­hen eher un­an­ge­nehm ist. kal­ter fleisch­ge­ruch hat mor­gens was ziem­lich ek­li­ges. sonst ist nix pas­siert.


bo­do hom­bach will re­gu­lie­ren

felix schwenzel

bodo hom­bach be­schäf­tigt sich ge­fühl­te 3 jah­re nach­dem das in­ter­net-ma­ni­fest er­schien und ein kol­lek­ti­ves schul­ter­zu­cken aus­lös­te, auch mal mit dem ma­ni­fest und schreibt eine „re­plik“.

im teaser steht:

Es­sen. „Es gibt kei­ne Sys­te­me, die ohne Re­geln funk­tio­nie­ren“, sagt Bodo Hom­bach, Ge­schäfts­füh­rer der WAZ Me­di­en­grup­pe, und for­dert eine De­bat­te über Netz-Re­gu­la­ri­en. „Au­gen zu und durch“ ist kei­ne Lö­sung, sagt er - und „Es wird schon al­les gut“ erst recht nicht. Eine Re­plik.

was ge­nau das mit „Es­sen.“ zu tun ha­ben soll, weiss ich nicht, er­in­nert mich aber an eine mei­ner ers­ten ar­chi­tek­tur-vor­le­sun­gen in stutt­gart, als der do­zent am an­fang sei­ner vor­le­sung laut ins mi­kro rülps­te und das mit der sül­ze die er am abend vor­her im spei­se­wa­gen ge­ges­sen hat­te er­klär­te. mei­ne ant­wort auf hom­bachs stei­le the­se:

ham­burg. „es gibt sys­te­me die ohne re­geln funk­tio­nie­ren“, sagt fe­lix schwen­zel, „on­line­com­mu­ni­ty­be­nut­zer“ aus ber­lin und ham­burg und ver­weist auf die letz­ten zwan­zig­tau­send jah­re mensch­heits­ge­schich­te und die phy­sik.

aber mal im ernst, wenn man die be­deu­tung des wor­tes „re­gel“ nach­schlägt, er­fährt man, dass re­geln nor­men, vor­schrif­ten oder ge­setz­mäs­sig­kei­ten sind (wi­ki­pe­dia: „Eine Re­gel ist eine aus be­stimm­ten Re­gel­mä­ßig­kei­ten ab­ge­lei­te­te, aus Er­fah­run­gen und Er­kennt­nis­sen ge­won­ne­ne, in Über­ein­kunft fest­ge­leg­te, für ei­nen be­stimm­ten Be­reich als ver­bind­lich gel­ten­de Richt­li­nie.“). Ich weiss nicht ob es bodo hom­bach über­rascht, aber das gröss­te sys­tem das wir men­schen ken­nen, funk­tio­niert ohne re­geln: das uni­ver­sum un­ter­liegt kei­ner­lei vor­schrif­ten oder über­ein­künf­ten, son­dern aus­schliess­lich den na­tur­ge­set­zen. kei­ne re­gel oder vor­schrift hält die schwer­kraft auf, auch wenn das in vie­len fäl­len wün­schens­wert wäre. auch von men­schen ge­schaf­fe­nen sys­te­me funk­tio­nie­ren ohne re­geln. klar, manch­mal funk­tio­nie­ren sie mit re­geln bes­ser, ge­rech­ter oder men­schen­freund­li­cher, aber sie funk­tio­nie­ren auch ohne re­geln.

der ent­schei­den­de punkt steckt aber tat­säch­lich be­reits in der de­fi­ni­ti­on die ich aus der wi­ki­pe­dia ge­klaubt habe: re­geln wer­den aus er­fah­run­gen und er­kennt­nis­sen ge­won­nen, sie sind über­ein­künf­te und sie wer­den stets nach dem sam­meln von er­fah­run­gen und er­kennt­nis­sen auf­ge­stellt. sys­te­me ohne re­geln sind per de­fi­ni­ti­on selbst­or­ga­ni­siert. gäbe es die­se sys­te­me ohne re­geln nicht, gäbe es auch kei­ne re­geln — oder um es für bodo hom­bach ver­ständ­lich aus­zu­drü­cken: es gab be­reits vor der grün­dung des VDZ BDZV zei­tun­gen und es gab be­reits vor der nie­der­schrift des pres­se­ko­dex qua­li­täts­jour­na­lis­mus.

jetzt habe ich be­reits mit der aus­ein­an­der­set­zung nur ei­nes sat­zes von bodo hom­bach, knapp 400 wör­ter ver­pul­vert. das kann ja lus­tig ein lan­ger ar­ti­kel wer­den, denn der oben zi­tier­te satz ist nicht die ein­zi­ge pseu­do­ar­gu­men­ta­ti­on hom­bachs. statt zu ar­gu­men­tie­ren, pos­tu­liert hom­bach lie­ber: über das in­ter­net wird nicht de­ba­tiert, weil es eine „Ver­drän­gungs­spi­ra­le“ gibt, im ge­gen­satz zu den klas­si­schen me­di­en, sei das in­ter­net von der po­li­tik kaum re­gle­men­tiert, ir­gend­wel­che apos­tel oder leu­te for­dern „un­an­tast­ba­re Frei­heit“ für das in­ter­net und so wei­ter und so fort. mit be­le­gen oder quel­len müht hom­bach sich nicht ab.

hom­bach:

Ein Me­di­um, das mas­sen­haft Op­fer pro­du­ziert, hat sei­ne uni­ver­sel­le Frei­heit längst auf­ge­ge­ben. An­ar­chie führt eben nicht zur herr­schafts­frei­en Ge­sell­schaft, son­dern zur Macht­über­nah­me durch die Rück­sichts­lo­sen. Man kann sich fra­gen, wie man z. B. Kin­der­por­no­gra­fie im In­ter­net ein­dämmt und mög­lichst ver­hin­dert, aber im Sin­ne der un­an­tast­ba­ren Frei­heit gar nichts zu un­ter­neh­men, ist die In­sol­venz­er­öff­nung des Rechts­staa­tes, ei­ner ver­ant­wort­li­chen Po­li­tik und ei­ner of­fe­nen und frei­en Bür­ger­ge­sell­schaft.

mit dem me­di­um das mas­sen­haft „op­fer“ pro­du­ziert meint hom­bach na­tür­lich nicht etwa die bild­zei­tung, „wild und hund“ oder das feld­te­le­fon, son­dern das in­ter­net. mit „an­ar­chie“ meint er of­fen­bar news­groups, fo­ren, blogs, web­sei­ten, such­ma­schi­nen oder so­zia­le netz­wer­ke die sich welt­weit ge­bil­det ha­ben und dum­mer­wei­se nur in deutschand der deut­schen ju­ris­dik­ti­on un­ter­lie­gen. und wie je­der weiss, sind nur die rück­sichts­lo­sen im in­ter­net er­folg­reich: goog­le, spie­gel on­line, netz­po­li­tik.org, die huf­fing­ton post, ebay, ama­zon. schlim­mer noch ist das bei­spiels­wei­se bei face­book, xing, stu­divz und dem an­archo-netz­werk twit­ter. auch dort sind nur die rück­sichts­lo­ses­ten mit­glie­der an der macht. das al­les muss drin­gend re­gle­men­tiert wer­den, jetzt kommts, weil frei­heit kin­der­por­no­gra­phie er­mög­licht. frei­heit, an­ar­chie, op­fer, rück­sichts­lo­sig­keit, kin­der­por­no­gra­fie. was für eine ar­gu­men­ta­ti­ons­ket­te!

man kann den oben zi­tier­ten hom­bach-satz für ein plä­doy­er für den po­li­zei­staat hal­ten, wenn man den be­griff des „me­di­ums“ und des „in­ter­net“ mal weg­lässt. denn kin­der­por­no­gra­fie und kin­des­miss­brauch ent­steht nun­mal vor al­lem im fa­mi­li­en­um­feld (in der rea­li­tät und nicht im in­ter­net). und trotz­dem: un­ser li­be­ra­les rechts­sys­tem schafft frei­räu­me in de­nen sol­ches un­recht mög­lich ist. der staat über­lässt der fa­mi­lie, der pri­vat­s­sphä­re, dem ein­zel­nen men­schen be­stimm­te un­an­tast­ba­re frei­hei­ten. das we­sen der frei­heit ist, dass sie po­ten­zi­ell miss­ba­rucht wer­den kann. er­staun­li­cher­wei­se nennt hom­bach die­se un­an­tast­bar­keit der fa­mi­lie und der pri­vat­s­s­hä­re nicht „die In­sol­venz­er­öff­nung des Rechts­staa­tes“ — ob­wohl ge­ra­de die­se frei­heit mit­un­ter un­fass­ba­re ver­bre­chen mög­lich macht. die in­sol­venz­er­öff­nung des rechts­staats sieht er nur im in­ter­net. im in­ter­net for­dert er ein­grif­fe in ele­men­ta­re bür­ger­rech­te (oder de­bat­ten dar­über) — zum schutz der kin­der und der ur­he­ber.

das grund­sätz­li­che pro­blem von re­geln ist, dass man sie zwar auf­stel­len kann, aber ihre ein­hal­tung manch­mal nicht durch­set­zen kann, ohne an­de­re re­geln zu ver­let­zen. beim ur­he­ber­recht ist das ziem­lich plas­tisch sicht­bar. laut hom­bach wür­den ur­he­ber­rech­te im in­ter­net „plötz­lich“ nicht mehr gel­ten, weil man sie ja mas­sen­haft ver­let­zen kön­ne. die fra­ge ist, wol­len wir um ur­her­ber­rech­te zu schüt­zen, re­geln auf­stel­len und durch­set­zen die be­stimm­te bür­ger­rech­te auf­wei­chen oder ab­schaf­fen? wol­len wir pri­vat­wirt­schaft­li­che in­ter­es­sen, also ge­schäfts­mo­del­le, über bür­ger­rech­te stel­len? don dah­l­mann hat das di­lem­ma auf­schluss­reich be­schrie­ben.

um es kurz zu ma­chen: hom­bach hat na­tür­lich recht, auch das in­ter­net braucht re­geln, die ge­sell­schaft muss sich wei­ter­hin fra­gen, wie sie ihr zu­sam­men­le­ben ge­stal­ten will. was hom­bach aber über­sieht, ist dass sich die­se re­geln längst eta­bliert ha­ben und wei­ter eta­blie­ren wer­den. es ha­ben sich in de­mo­kra­ti­schen (nicht an­ar­chi­schen) pro­zes­sen er­fah­run­gen und er­kennt­nis­se her­aus­ge­bil­det aus de­nen über­ein­künf­te und re­geln er­wach­sen sind. die­se re­geln schme­cken hom­bach nicht, des­halb igno­riert oder ver­teu­felt er sie. hom­bach:

Jede Ge­sell­schaft steht vor der Fra­ge, wel­che Ge­sell­schaft sie ha­ben will. In der De­mo­kra­tie geht alle Macht vom Vol­ke aus. War­um also soll­ten wir nicht dar­über dis­ku­tie­ren dür­fen, nach wel­chen Re­geln wir das Spiel spie­len wol­len. Wir wol­len es näm­lich nicht in je­dem Fall ver­lie­ren.

wür­de hom­bach zu­ge­ben, dass sich im in­ter­net ganz gut funk­tio­nie­ren­de regeln eta­bliert ha­ben, die teil­wei­se nicht ganz den klas­si­chen re­geln ent­spre­chen, könn­te er sich nicht aufs „volk“ be­ru­fen und hof­fen, dass es sein spiel spielt und für ihn ge­winnt. er müss­te zu­ge­ben, dass sich das volk (oder gros­se tei­le da­von) be­reits über­legt hat, wel­che ge­sell­schaft es ha­ben will. dum­mer­wei­se hat das volk nicht im­mer die in­te­re­es­sen oder die ge­schäfts­mo­del­le der zei­tungs­ver­le­ger, der un­ter­hal­tungs­in­dus­trie, des fi­nanz­mi­nis­te­ri­ums oder der po­li­zei­be­hör­den im sinn, wenn es sich über­legt in wel­cher ge­sell­schaft es le­ben will.

des­halb, aber auch aus ein paar an­de­ren grün­den, ist die re­plik von bodo hom­bach auf das in­ter­net-ma­ni­fest, in­ter­es­sen­ge­trie­ben und schein­hei­lig und da­mit noch klein­geis­ti­ger und halb­ga­rer als das ma­ni­fest selbst. ab­ge­se­hen von sei­ner in­ter­es­sen­ge­trie­be­nen schein­hei­lig­keit, hat bodo hom­bach na­tür­lich recht.


ga­le­rie oel-früh

felix schwenzel

jetzt weiss ich auch war­um die off-ga­le­rie oel-früh „off-ga­le­rie“ heisst. sie ist am arsch der welt. heu­te abend sind die bei­fah­re­rin und ix mal kurz an den arsch der welt brand­s­ho­fer deich 45 ge­reist um uns dort eine aus­stel­lungs­er­öff­nung an­zu­se­hen. vor der aus­stel­lung ha­ben wir vie­le in­ter­es­san­te sa­chen ge­se­hen:

  • in der s-bahn ei­nen har­ry-ro­wohlt look-ali­ke, der sehr un­an­ge­nehm roch.
  • ein­mal, auf der su­che nach der bus­hal­te­stel­le, um den haupt­bahn­hof rum­ge­lau­fen und 10 be­sof­fe­ne, zwei da­von mit be­piss­ter hose ge­se­hen.
  • im bus ei­nen be­sof­fe­nen der beim an­fah­ren in ei­nen kin­der­wa­gen fiel ge­se­hen.
  • an der schnell­stras­se, an der wir aus dem bus aus­s­ti­gen, eine eben­falls ori­en­tie­rungs­lo­se und auf der su­che nach der ga­le­rie oel-früh be­find­li­che kunst­in­ter­es­sier­te ge­trof­fen, die uns auf un­se­ren um­we­gen durch dunk­le un­ter­füh­run­gen und LKW-park­plät­ze be­glei­te­te.

in der ga­le­rie an­ge­kom­men ha­ben wir uns dann zwei wän­de und vier blatt pa­pier an­ge­se­hen und zwei bier ge­trun­ken. das war al­les sehr abs­trakt, aber auch sehr hübsch und le­cker. nach ca. 30 mi­nu­ten auf­ent­halt sind wir dann nach 30 mi­nu­ten fuss­weg und 15 mi­nu­ten s-bahn­fahrt wie­der aus dem off zu­rück­ge­we­sen.


fla­vio bria­to­re zu be­such in ham­burg

felix schwenzel


der wah­re geg­ner der SPD: die rea­li­tät

felix schwenzel

nach der wahl am sonn­tag wur­de mir klar, was das pro­blem der SPD ist. oder ge­nau­er, was das pro­blem von po­li­tik all­ge­mein ist. die SPD hat mas­si­ve wahr­neh­mungs­stö­run­gen.

man hör­te nach der wahl, wie die SPD ihre mas­si­ven ver­lus­te un­ter an­de­rem da­mit er­klärt, dass sie ihr wäh­ler­po­ten­zi­al nicht habe aus­schöp­fen kön­nen. manch­mal wird die­se blöd­sin­ni­ge aus­sa­ge auch so for­mu­liert: man habe die stamm­wäh­ler der SPD nicht mo­bi­li­sie­ren kön­nen. das ist in etwa so blöd­sin­nig wie wenn mi­cro­soft be­haup­ten wür­de, dass der zune sich nicht or­dent­lich ver­kauft, weil das mar­ke­ting nicht gut ge­nug war oder man nicht aus­rei­chend für den zune ge­wor­ben hät­te. fakt ist, dass nie­mand den zune kau­fen will, weil kaum je­mand glaubt, dass der zune ein gu­tes pro­dukt ist. der grund für die­se an­nah­me ist nicht man­geln­des mar­ke­ting oder op­ti­mie­rungs­wür­di­ge kom­mu­ni­ka­ti­on, son­dern weil der zune DRM-ver­seuch­ter, schlecht zu be­die­nen­der schrott ist. zu­mal nie­mand ei­ner fir­ma glaubt, die ihr „plays for sure“-DRM sys­tem nicht mal selbst be­nut­zen will, weil es zu kom­pli­ziert ist.

die par­al­le­le ist ein­fach zu er­ken­nen, mi­cro­soft kann wie­der­holt be­haup­ten, dass der zune ein tol­les, ein­fach zu be­die­nen­des und über­le­ge­ne­nes pro­dukt ist, wenn das pro­dukt aber nicht hält was mi­cro­soft ver­spricht, kauft es auch kei­ner. die SPD kann so viel ge­rech­tig­keit, wohl­stand und ar­beits­plät­ze ver­spre­chen wie sie will, der bü­ro­krat an der spit­ze kann sich so ein­fühl­sam, kunst­sin­nig und mensch­lich dar­stel­len wie er will, nur wählt nie­mand die SPD, der die SPD elf jah­re da­bei be­ob­ach­tet hat wie sie trotz ge­gen­tei­li­ger ver­spre­chen nichts ge­gen stei­gen­de ar­beits­lo­sen­zah­len un­ter­neh­men konn­te, ein mil­li­ar­den­teu­res bü­ro­kra­tie­mons­ter na­mens „bun­des­an­stalt für ar­beit“ in ein noch teu­re­res bü­ro­kra­tie­mons­ter um­wan­del­te und um­be­nann­te, wie sie bür­ger­rech­te ab­schaff­te und den po­li­zei­staat stärk­te.

um zu­rück zum wahr­neh­mungs­pro­blem zu kom­men: die SPD scheint nach elf jah­ren öf­fent­li­chem und exes­si­ven wein-kon­sums zu glau­ben, dass die men­schen da­von zu über­zeu­gen sei­en, die SPD stün­de nicht für wein son­dern für was­ser, weil sie das ein paar wo­chen lang im wahl­kampf wie­der­holt be­haup­tet: wir ste­hen für was­ser, die an­de­ren für wein und der wein ist im üb­ri­gen un­ser al­ler un­ter­gang. was kann das an­de­res sein als eine wahr­neh­mungs­stö­rung? die stam­wäh­ler oder po­ten­zi­el­len wäh­ler der SPD kri­ti­sie­ren seit jah­ren den ex­zes­si­ven wein­kon­sum der SPD, sie zeig­ten ih­ren miss­mut bei je­der ein­zel­nen wahl und die SPD mein­te nach je­der ab­wahl das sei eine kla­re er­mun­te­rung im all­tag wei­ter wein zu trin­ken und im wahl­kampf was­ser zu pre­di­gen?

im ernst, wie kann man jah­re­lang die pa­ro­le „auf nach nor­den“ aus­ge­ben, wäh­rend es aus dem un­ter­stüt­zer- und sym­pa­tis­an­ten-la­ger ruft „im sü­den ge­fällt es uns bes­ser“ und sich dann wun­dern, dass ei­nen nie­mand wählt, ob­wohl man meh­re­re wo­chen im wahl­kampf-bus nach nor­den schö­ne lie­der vom sü­den ge­sun­gen hat?

kann na­tür­lich auch sein, dass das gar kei­ne wahr­neh­mungs­stö­rung ist, son­dern hy­bris. oder eine über­schät­zung der ei­ge­nen rhe­to­ri­schen und kom­mu­ni­ka­ti­ven fä­hig­kei­ten. aber er­staun­lich fin­de ich es dann doch, dass man sich in der SPD über das wahl­de­sas­ter wun­dert und meint das jetzt ana­ly­sie­ren zu müs­sen. je­der mensch weiss doch, dass men­schen die man mit „tralafit­ti“-sprü­chen ver­al­bert oder mit wan­zen, bü­ro­kra­ten, wil­kür und po­li­zei droht oder mit un­halt­ba­ren ver­spre­chen ver­äp­pelt, ei­nem bei der stimm­ab­ga­be nicht un­be­dingt un­ter die arme grei­fen wol­len.

jah­re­lang hat die SPD mit der CDU wein ge­sof­fen, weil das not­wen­dig für das land ge­we­sen sei. aus­ser­dem habe man durch das weins­aufen im­mer­hin das schnaps­saufen ver­hin­dern kön­nen. wenn sich jetzt an­de­re mehr­hei­ten bil­den und plötz­lich an­de­re mit der CDU wein sau­fen kön­nen und wer­den, sei das to­tal schlecht. be­lei­digt wen­det man sich von den dum­köp­fen ab, die der SPD kein wort glaub­ten und die jetzt schon noch ihre schwarz-gel­be quit­tung be­kom­men wer­den.

hät­te die SPD auch nur ei­nen hauch rea­li­täts­sinn, hät­te sie mer­ken kön­nen, dass die men­schen un­zu­frie­den sind. nicht nur un­zu­frie­den mit der CDU oder der FDP oder der lin­ken oder den grü­nen, son­dern auch und vor al­lem mit der SPD. statt die­se un­zu­fri­den­heit mit kla­ren, of­fe­nen und ehr­li­chen wor­ten zu be­gen­gen, dach­te man in der SPD man kön­ne die un­zu­frie­den­heit im wahl­kampf auf die an­de­ren len­ken. die FDP neo­li­be­ral und an­ti­so­zi­al, die lin­ken schwät­zer, die das blaue vom him­mel ver­spre­chen, aber nichts hal­ten kön­nen, die CDU ir­gend­wie ein­fach doof und schäd­lich, al­ler­dings nicht so schäd­lich, dass man ncht wei­ter mit ih­nen an ei­nem strang zie­hen wol­le. kein ein­zi­ges selbst­kri­ti­sches wort habe ich im wahl­kampf von der SPD ge­hört. auch nach der wahl üb­ri­gens nicht, da hiess es dann man müs­se jetzt mal ana­ly­sie­ren wor­an es ge­le­gen ha­ben könn­te, dass man sei­ne wäh­ler nicht mo­bi­li­sie­ren konn­te. die höchs­te form der selbst­kri­tik zu der die SPD fä­hig zu sein scheint, ist die aus­sa­ge, jetzt zu ver­su­chen al­les bes­ser zu ma­chen.

was hin­dert die SPD dar­an of­fen und klar zu be­ken­nen, dass sie in den letz­ten elf jah­ren (auch) viel scheis­se ge­baut hat? war­um be­kennt sich die SPD nicht dazu, in der ar­beits­markt-po­li­tik ver­sagt zu ha­ben. war­um sagt nie­mand, wir ha­ben auch kei­ne ah­nung wie man mit die­ser wirt­schafts­kri­se um­ge­hen soll, wir ha­ben nur ver­sucht die lage zu sta­bi­li­sie­ren, ja, man habe auch ge­merkt, das die al­ten pa­tent­re­zep­te nicht mehr funk­tio­nie­ren. war­um kein kla­res be­kennt­nis zur stär­kung der bür­ger­rech­te? war­um über­lässt man jetzt der FDP die­ses feld, statt zu sa­gen: wir ha­ben uns über den tisch zie­hen las­sen, wir wa­ren hys­te­risch, der staat hat im pri­vat­le­ben der bür­ger nichts zu su­chen. statt selbst­kri­tik wird die SPD jetzt, wie im­mer, per­so­nal­kri­tik üben. die al­ten sind schuld, der mün­te, der frank-wal­ter, der schrö­der so­wie­so.

ich wün­sche mir eine SPD die auf­hört mit dem fin­ger auf an­geb­lich schul­di­ge zu zei­gen, die auf­hört die feh­ler im­mer bei den an­de­ren zu su­chen, bei den neo­li­be­ra­len, dem rech­ten SPD-flü­gel, der wirt­schaft, den ma­na­gern, der FDP, der pres­se oder gar den wäh­lern, die nicht be­grif­fen ha­ben wie irre so­zi­al und pa­tent die SPD ist. ich wün­sche mir eine SPD die selbst­kri­tisch ist, de­mü­tig und vor­wärts statt rück­wärts­ge­wandt, eine SPD die wie­der an das gute im men­schen glaubt und mehr bür­ger­rech­te, mehr frei­heit und we­ni­ger staat wa­gen möch­te, eine SPD die die zu­kunft nicht als be­dro­hung, son­dern als chan­ce sieht und die men­schen ernst nimmt und nicht für dep­pen hält, de­nen man die welt nur rich­tig er­klä­ren muss. eine SPD die ehr­lich zu ih­ren feh­lern und ih­rem schei­tern steht, die nie­der­la­gen nicht mit schlech­tem wahl­kampf oder feh­len­der mo­bi­li­sie­rung, son­dern mit schlech­tem re­gie­ren er­klärt.

ich glau­be es geht gar nicht so sehr um pro­gram­ma­ti­sche fra­gen, son­dern um die hal­tung. wenn die SPD endlch mehr auf­rich­tig­keit wa­gen wür­de, dann könn­te das auch wie­der was wer­den.

dass das mit der auf­rich­tig­keit, dem rea­li­täts­sinn und der SPD so schnell nichts wird scheint aber auch klar. gros­se tei­le der SPD glau­ben of­fen­bar tat­säch­lich, dass leu­te wie nah­les oder sig­mar ga­bri­el wähl­bar sind. das wer­den lan­ge op­po­si­ti­ons­zei­ten.


hard­ware-be­schaf­fung

felix schwenzel

je­der der ins in­ter­net schreibt kennt das wahr­schein­lich. man be­kommt stän­dig un­ge­fragt pres­se­mit­tei­lun­gen von pr-agen­tu­ren oder ir­gend­wel­chen in­itia­ti­ven ins post­fach ge­drückt. start­ups schi­cken ei­nem ger­ne pa­ke­te mit tand oder glas­per­len, in der hoff­nung, dass man über sie schreibt, manch­mal um ir­gend­ei­ne ima­gi­nä­re span­nung zu er­zeu­gen, schi­cken sie ih­ren tand auch an­onym. hin und wie­der kom­men un­an­stän­di­ge an­ge­bo­te von leu­ten die ei­nen link mit vor­ge­ge­be­nen SEO-op­ti­mier­ten wer­be-text ge­gen ir­gend­ei­nen müll ein­tau­schen möch­ten, die wer­bung aber nicht als wer­bung oder mit rel="no­fol­low" ge­kenn­zeich­net ha­ben wol­len. ein such­ma­schi­nen­op­ti­mie­rer hat mir so­gar mal ein paar schu­he ge­schickt, in der hoff­nung da­für ei­nen link zu­rück­ge­schenkt zu be­kom­men.

letz­te wo­che habe ich zur ab­wechs­lung mal eine un­auf­ge­for­der­te pres­se­mit­tei­lung be­kom­men, in der un­ter an­de­rem das wort „test­ge­rät“ stand. zu mei­nem er­stau­nen re­agier­te der pr-mensch auf mei­ne rück­fra­ge „dann schick mal ein test­ge­rät“ so­gar und schick­te mir an­stands­los ein test­ge­rät, ob­wohl ich ihm kei­ne ver­öf­fent­li­chung von ir­gend­was zu­si­cher­te. das fand ich so er­staun­lich, dass ich das ge­rät dann tat­säch­lich be­nutz­te und et­was auf­schrob. noch er­staun­li­cher fand ich dann aber, dass die­ser ver­ein mir den ar­ti­kel ab­kauf­te und ver­öf­fent­lich­te.

scha­de fin­de ich es üb­ri­gens, dass die pres­se­ab­tei­lung von o2 auch nach zwei wo­chen nicht auf mei­ne an­fra­ge nach ei­nem test­ge­rät des palm pre re­agiert hat. jetzt war­te ich mal auf ne pres­se­mit­tei­lung für nen 42" bild­schirm in mei­nem post­fach. oder so.


das schloss ist tot, der pa­last lebt

felix schwenzel

wäh­rend der pa­last der re­pu­blik so­eben am schloss­platz qua­si neu auf­er­stan­den ist, be­rich­tet der ta­ges­spie­gel über das mit al­ler­gröss­ter wahr­schein­lich­keit tot­ge­bo­re­ne pro­jekt der stadt­schloss-re­kon­struk­ti­on am schloss­platz. zu­sam­men­fas­sen lässt es sich in etwa fol­gen­der­mas­sen: un­re­gel­mäs­sig­kei­ten beim wett­be­werb, zu ge­rin­ges spen­den­auf­kom­men, das auch noch vom steu­er­zah­ler mit­fi­nan­ziert wur­de, zu nied­ri­ge kos­ten­schät­zun­gen, zu we­ni­ge stein­met­ze und neu­en­deck­te his­to­ri­sche fun­da­men­te des ori­gi­na­len stadt­schlos­ses, die neue kos­ten­ri­si­ken en­ste­hen las­sen und neue bau­tech­ni­ken er­for­der­lich ma­chen.

das fa­zit des ta­ges­spie­gel-ar­ti­kels fasst das gan­ze elend gut zu­sam­men:

Un­ter­des­sen könn­te man auf dem Ge­län­de schon mal klei­ne Bäum­chen pflan­zen. Die ha­ben in der Zwi­schen­zeit gute Chan­cen, in al­ler Ruhe zu präch­ti­gen Park­bäu­men her­an­zu­wach­sen. Chris­toph In­gen­ho­ven hat 2001 in der Ga­le­rie Aedes das char­man­te Al­ter­na­tiv­pro­jekt „Cen­tral Park Ber­lin“ vor­ge­stellt. Es ist der­zeit das ein­zig rea­lis­ti­sche für die Mit­te Ber­lins. (gan­zen ar­ti­kel le­sen)

[die fi­nan­zier­bar­keit und das kon­zept der schloss-re­kon­struk­ti­on hab ich hier schon mal vor knapp ei­nem jahr stark in zwei­fel ge­zo­gen.]