post von vo­da­fone

felix schwenzel

ges­tern habe ich post von vo­da­fone be­kom­men, von der ab­tei­lung „Pay­ments & En­ab­ling Ser­vices“. die dame be­zog sich auf mei­nen „Post vom 18. De­zem­ber zum The­ma Mi­cro­pay­ment“ und mein­te der „Post“ ent­hal­te „Fehl­in­for­ma­tio­nen“:

"wenn es ein ein­heit­li­ches zah­lungs­sys­tem gäbe, mit dem man be­quem kleinst­sum­men zah­len könn­te, also klas­si­sche, ein­ma­li­ge mi­cro­pay­ments im be­reich we­ni­ger cent könn­te paid con­tent even­tu­ell funk­tio­nier­te. auf mei­ne an­fra­ge bei mpass.de, ei­nem zu­sam­men­schluss von o2 und vo­da­fone zur be­zah­lung per han­dy (mit der­zeit 24 re­gis­trier­ten händ­lern!) ob mit mpass auch ein­fa­che mi­cro­zah­lun­gen von we­ni­gen cent mög­lich sei­en, sag­te mir ein spre­cher man habe das be­reits in pla­nung. in pla­nung sind sol­che mi­cro­pay­ment-me­cha­nis­men al­ler­dings seit mit­te der neun­zi­ger jah­re. al­le­samt sind ge­schei­tert"
 
Bei Vo­da­fone "Mo­bi­les-Be­zah­len" han­delt es sich um klas­si­sches Mi­cro­pay­ment, der Ab­rech­nung von Kleinst­be­trä­gen bis 10€ di­rekt über die Mo­bil­funk­rech­nung:
 
http://www.vo­da­fone.de/busi­ness/ko­ope­ra­tio­nen-part­ner­pro­gramm-af­fi­lia­te/97230.html
 
mpass hin­ge­gen er­mög­licht die Be­zah­lung im On­line Shop über die Han­dy­num­mer und Be­stä­ti­gung des Be­tra­ges per SMS.
 
http://www.vo­da­fone.de/busi­ness/ko­ope­ra­tio­nen-part­ner­pro­gramm-af­fi­lia­te/97231.html
 
Wir möch­ten Sie höf­lich dar­um bit­ten Ihre Dar­stel­lung zu kor­ri­gie­ren.

lei­der habe ich nicht ge­nau ver­stan­den was sie mit „Fehl­in­for­ma­tio­nen“ ge­nau mein­te. des­halb habe ich sie ge­fragt ob sie viel­leicht meint, dass vo­da­fones „Mo­bi­les-Be­zah­len“ etwa ein­heit­lich, also für je­der­mann zu nut­zen sei, ob es ge­eig­net zum wirt­schaft­li­chen ver­kauf von bei­spiels­wei­se ein­zel­nen zei­tungs­ar­ti­keln sei und war­um sie meint, dass es von kei­nen mir be­kann­ten ver­lag da­für ein­ge­setzt wird.

aus­ser­dem hab ich sie ge­fragt, wie sie sich er­klärt, dass eine hal­be stun­de be­vor sie mir die mail schrieb ein an­ony­mer kom­men­tar bei mir auf­schlug, der fast den iden­ti­schen in­halt wie ihre mail hat­te, aber im ge­gen­satz zu ih­rer mail kei­nen hin­weis dar­auf ent­hielt, dass der au­tor für vo­da­fone ar­bei­tet. auf eine ant­wort war­te ich noch.


etc.

felix schwenzel

oli­ver gehrs:

Ich glau­be, dass Zeit­schrif­ten eine gro­ße Zu­kunft ha­ben, aber sie müs­sen au­then­tisch sein. Das darf nicht die­ses un­po­li­ti­sche Hoch­glanz-Wi­schi-Wa­schi sein. Das müs­sen Hef­te sein, die mit Herz­blut ge­schrie­ben wur­den. Da müs­sen sich Leu­te über ge­sell­schaft­li­che Pro­zes­se auf­re­gen, da müs­sen kla­re Mei­nun­gen for­mu­liert wer­den. Und sie müs­sen su­per Fo­tos und lan­ge Tex­te bie­ten. In Ber­lin-Mit­te, wo sich jun­ge Men­schen in ei­nem La­den drän­geln, der Ma­ga­zi­ne aus al­ler Welt ver­kauft, sieht man, dass Ma­ga­zi­ne in be­stimm­ten Mi­lieus so­gar das Zeug zu ei­ner Leit­kul­tur ha­ben. So wie Vi­nyl wie­der­kommt statt der CD, so kommt auch die gute Zeit­schrift wie­der.

nicht be­son­ders lei­den­schaft­lich oder po­li­tisch oder wit­zig hat wolf schnei­der et­was was er sich über blogs ge­dacht hat vor­ge­le­sen. da­bei be­zog er sich un­ter an­de­rem auch auf ei­nen zwei jah­re al­ten ein­trag von mir, aus dem er mein­te „ein­sam­keit“ raus­le­sen zu kön­nen. wit­zi­ger­wei­se war ich an dem tag im kaf­fee­haus mit frau und kind im bal­zac.

apro­pos, im bal­zac gibts jetzt kei­ne stem­pel-ra­batt-gut­schei­ne mehr, son­dern ab so­fort „elek­tro­ni­sche“ bo­nus­kar­ten. aus­ser heu­te, da wa­ren „der­zeit“ kei­ne mehr da.

lus­tig fand ich die über­schrift „Ha­ving fi­xed Af­ri­ca and AIDS, Bono ta­ck­les file­sha­ring“ über bo­nos neu­es­te er­kennt­nis über das elend der welt.

ge­lacht habe ich auch über die par­al­le­le zwi­schen dem „Burj Cha­li­fa“ und „stutt­gart 21“. laut nick im stutt­gart-blog ist man in stutt­gart be­reit „für drei Mi­nu­ten Fahrt­zeit­ver­kür­zung das Vier­fa­che (!!!) an Kos­ten auf­zu­brin­gen“ als für den bau des höchs­ten ge­bäu­des der welt. laut bau­netz be­tra­gen die bau­kos­ten aber nicht 1,5 mil­li­ar­den dol­lar, son­dern „zwi­schen 1,8 (ZEIT) und 4,1 Mil­li­ar­den (Wi­ki­pe­dia) US-Dol­lar“. trotz­dem wit­zig.


brand­eins ge­gen goog­le

felix schwenzel

ich mag die brand­eins und die brand­eins hat auch ei­gent­lich nix ge­gen goog­le*. trotz­dem fand ich den ar­ti­kel von slaven ma­ri­no­vic in der ak­tu­el­len brand­eins über goog­le, bzw. „über den Ver­such ei­nes Un­ter­neh­mens, die Welt auf den Kopf zu stel­len“, är­ger­lich und ten­den­zi­ös.

wo­hin der ar­ti­kel zielt, wird be­reits auf der ers­ten sei­te klar, auf der ma­ri­no­vic das ge­schäfts­mo­dell von goog­le er­klärt:

Goog­le macht frem­de In­for­ma­tio­nen und In­hal­te im In­ter­net zu­gäng­lich und schal­tet da­ne­ben Wer­bung. Als ty­pi­scher Ver­tre­ter der Ge­ne­ra­ti­on In­ter­net sind Brin und Page da­von über­zeugt, dass alle Da­ten kos­ten­los sind. Das gilt selbst­ver­ständ­lich auch für die Ver­öf­fent­li­chung von Links, ohne die eine Na­vi­ga­ti­on durch das In­ter­net nicht mög­lich wäre. Es gilt aber nicht für die Ver­öf­fent­li­chung von frem­den geis­ti­gem Ei­gen­tum. Was Goog­le al­ler­dings nicht son­der­lich in­ter­es­siert.

es fol­gen er­klä­run­gen über den kon­flikt zwi­schen au­toren-ver­ei­ni­gun­gen und goog­le über das scan­nen von bü­chern aus bi­blio­theks­be­stän­den, über das goog­le book sett­le­ment und über „Zei­tungs­ver­la­ge, Pres­se­agen­tu­ren und Jour­na­lis­ten“, die „seit Jah­ren“ ge­gen goog­le-news sturm lie­fen. ma­ri­no­vic schreibt:

Aus­ge­wer­tet wer­den [von Goog­le News] Hun­der­te von Nach­rich­ten­quel­len […], selbst­ver­ständ­lich ohne Ge­neh­mi­gung. […] Für Ro­bert Thom­son vom »Wall Street Jour­nal« sind Un­ter­neh­men, die frem­de In­hal­te nut­zen, ohne da­für zu zah­len, schlicht­weg Pa­ra­si­ten, die den Be­stand von Qua­li­täts­jour­na­lis­mus ge­fähr­den.

Das Ge­gen­ar­gu­ment: Durch die Sei­te wer­den vie­le zu­sätz­li­che Be­su­cher auf die Nach­rich­ten­sei­te ge­lenkt. Was der ame­ri­ka­ni­sche Me­di­en­be­ra­ter Ar­non Mish­kin be­zwei­felt: „Der Traf­fic bei Nach­rich­ten­ag­gre­ga­to­ren ist dop­pelt so hoch wie auf den ei­gent­li­chen Nach­rich­ten­sei­ten. Die meis­ten Nut­zer le­sen nur die Schlag­zei­len und kli­cken nicht wei­ter.“

Das ist ein er­staun­li­ches ar­gu­ment ge­gen goog­le news, das man na­tür­lich auch ge­gen zeit­schrif­ten-händ­ler oder ki­os­ke ver­wen­den könn­te: auch dort le­sen die meis­ten men­schen nur die ti­tel­blät­ter, ohne auch nur ein heft oder eine zei­tung zu kau­fen. nach die­ser denk­art wür­de auch das fern­se­hen den fern­seh­pro­du­zen­ten kaum zu­schau­er ver­schaf­fen, denn fern­seh­zu­schau­er gu­cken auch nur was sie in­ter­es­siert und im­mer nur ei­nen ein­zi­gen ka­nal statt alle 300 vor­han­de­nen. noch blöd­sin­ni­ger wird das pseu­do-ar­gu­ment ge­gen ag­gre­ga­to­ren, wenn man sich an­sieht was zei­tun­gen und zeit­schrif­ten, de­ren on­line­auf­trit­te oder ar­ti­kel in der brand­eins ei­gent­lich ma­chen: sie alle agg­re­gie­ren nach­rich­ten, zi­ta­te, fak­ten aus an­de­ren quel­len („frem­de in­hal­te“) und prä­sen­tie­ren sie oft kos­ten­pflich­tig und mit wer­bung zu­sam­men auf ih­ren sei­ten. im fal­le von slaven ma­ri­no­vics ar­ti­kel auch ohne quel­len­an­ga­ben. so ist das zi­tat von ar­non mish­kin ein „frem­der in­halt“ aus ei­nem blog­ar­ti­kel von mish­kin. bei ei­nem an­de­ren zi­tat muss­te sich ma­ri­no­vic noch nicht mal die mühe ma­chen es zu über­set­zen. so steht in die­sem FAZ-ar­ti­kel:

„Es gibt da ein Mus­ter bei Goog­le: Erst ein­mal vor­pre­schen und spä­ter Fra­gen stel­len“, sagt Ja­mes Grim­mel­mann, Pro­fes­sor an der New York Law School, der auf In­ter­net­recht spe­zia­li­siert ist.

bei ma­ri­no­vic steht:

„Es gibt da ein Mus­ter bei Goog­le“, sagt Ja­mes Grim­mel­mann, Pro­fes­sor an der New York Law School. „Erst mal vor­pre­schen und spä­ter Fra­gen stel­len.“

meh­re­re zi­ta­te von gema-chef ha­rald he­ker hat sich ma­ri­no­vic of­fen­bar in ei­nem spie­gel-in­ter­view be­sorgt, ein zi­tat von con­stan­ze kurz steht wort­gleich in der welt und wäre ich nicht zu faul und zu blöd, wür­de ich si­cher noch die eine oder an­de­re quel­le im in­ter­net fin­den, wo ma­ri­no­vic sich be­dient ha­ben könn­te.

selbst­ver­ständ­lich ist das nichts schlim­mes, nach­rich­ten­quel­len aus­zu­wer­ten, leu­te zu zi­tie­ren oder in­ter­views mit ih­nen zu füh­ren. es ist für jour­na­lis­ten selbst­ver­ständ­lich, ihre in­ter­view­part­ner nicht zu be­zah­len und in­for­man­ten und „frem­de in­hal­te“ zu nut­zen und das ohne jede ge­neh­mi­gung zu tun. das nennt man — so­weit ich weiss — pres­se­frei­heit oder auch in­for­ma­ti­ons­frei­heit. pa­the­tisch aus­ge­drückt, die­ser freie zu­gang zu in­for­ma­tio­nen ist eine der grund­la­gen un­se­rer ge­sell­schaft.

war­um jour­na­lis­ten oder ver­le­ger, die von die­sen prin­zi­pi­en le­ben, an­de­ren, die - eben­so wie sie - in­for­ma­tio­nen agg­re­gie­ren, der­art ab­leh­nen und die pra­xis, mit der sie ih­ren le­bens­un­ter­halt ver­die­nen, bei an­de­ren als „pa­ra­si­tär“ oder den „qua­li­täts­jour­na­lis­mus“ ge­fähr­dend be­zeich­nen, kann ich mir ehr­lich­ge­sagt nicht er­klä­ren. aus­ser viel­leicht mit stan­des­dün­kel oder geld­gier. mit dem ge­schäfts­mo­dell der ver­le­ger und der jour­na­lis­ten soll bit­te kein an­de­rer geld ver­die­nen dür­fen? nach­rich­ten­quel­len aus­wer­ten, frem­de in­hal­te und ideen ohne ge­neh­mi­gung und ohne be­zah­lung zu nut­zen soll nur jour­na­lis­ten und jour­na­lis­ten-dar­stel­lern vor­be­hal­ten sein?

war­um for­dern ver­le­ger neu­er­dings eine be­tei­li­gung an den ein­nah­men die goog­le an­geb­lich an „ih­ren in­hal­ten“ ver­dient, zah­len aber ih­ren in­hal­te­lie­fe­ran­ten nichts? oder ist ir­gend­je­man­dem be­kannt, ob ver­la­ge in­ter­view­part­ner oder zi­t­ate­lie­fe­ran­ten an den wer­be­ein­nah­men die die ver­la­ge mit „frem­den geis­ti­gen ei­gen­tum“ ver­die­nen be­tei­li­gen? wel­cher ver­lag zahlt für zi­ta­te die er an­de­ren pu­bli­ka­tio­nen ent­nimmt? wel­cher ver­lag hat den grund­satz, jede quel­le, die sei­ne jour­na­lis­ten nut­zen, zu ver­lin­ken?

är­ger­lich fand ich an ma­ri­no­vics ar­ti­kel auch, dass er teil­wei­se un­dif­fe­ren­ziert und ir­re­füh­rend be­rich­tet. nicht nur, dass er vie­le sei­ner quel­len ver­schweigt und den ein­druck er­weckt die vie­len ex­per­ten und fach­leu­te hät­ten di­rekt mit ihm ge­spro­chen, er stellt die fak­ten auch ver­zer­rend dar. so schreibt er, dass goog­le desk­top search „Da­ten von pri­va­ten Fest­plat­ten auf Goog­le-Ser­ver“ ko­pie­re. laut goog­le wer­den aber nur „non-per­so­nal usa­ge data“, also an­ony­mi­sier­te nut­zungs-sta­tis­ti­ken vom goog­le desk­top an goog­le ge­sen­det. gut mög­lich, dass das un­ter um­stän­den an­ders ist, aber dann hät­te ich ger­ne eine quel­le oder ein paar hin­wei­se, wie er dazu kommt, zu be­haup­ten, da­ten wür­den „ko­piert.

oder wie er dazu kommt, ei­nen el­len­lan­gen ar­ti­kel zu schrei­ben, in dem er sei­ten­wei­se auf­führt, wie goog­le in eu­ro­pa und ame­ri­ka der wind ent­ge­gen weht, wie er über goo­gles kämp­fe mit ver­wer­tungs­ge­sell­schaf­ten, au­toren und ver­le­gern be­rich­tet, dar­über schreibt wie die deut­sche bun­des­re­gie­rung beim ame­ri­ka­ni­schen jus­tiz­mi­nis­te­ri­um in sa­chen „goog­le book sett­le­ment“ in­ter­ve­nier­te, wie via­com, die in­di­sche und die ame­ri­ka­ni­sche re­gie­rung goog­le zur her­aus­ga­be von nut­zer­da­ten zwan­gen und dann auf der letz­ten sei­te schreibt:

An­ders als de­mo­kra­ti­sche Rechts­staa­ten zö­gern au­to­ri­tä­re Re­gime kei­ne Se­kun­de, un­bot­mä­ßi­ge Un­ter­neh­men an die kur­ze Lei­ne zu neh­men.

ent­we­der hat slaven ma­ri­no­vic sei­nen ei­ge­nen ar­ti­kel nicht ge­le­sen, oder nie da­von ge­hört, dass die deut­sche rechts­la­ge durch­aus, wie bei „au­to­ri­tä­ren Re­gi­men“ üb­lich eine zen­sur von sucherg­er­geb­nis­sen vor­sieht. wie burk­hard schrö­der es ein biss­chen dif­fe­ren­zier­ter aus­drückt:

In je­dem Land der Welt, auch in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land, wer­den aus­län­di­sche In­ter­net­sei­ten ge­sperrt. Jede Re­gie­rung glaubt, ihre Un­ter­ta­nen vor In­hal­ten, die ihr nicht ge­nehm sind, schüt­zen zu müs­sen, mal mehr, mal we­ni­ger. De­mo­kra­tien fol­tern, wie die USA, ge­nau­so wie Dik­ta­tu­ren, aber nicht so oft. De­mo­kra­tien zen­sie­ren das In­ter­net, wie Deutsch­land, ge­nau­so wie Dik­ta­tu­ren, aber nicht so oft.

ich bin mir nicht si­cher was den qua­li­täts­jour­na­lis­mus mehr ge­fähr­det. so ein hum­bug mit ama­teur­haft zu­sam­men­ge­strick­ten zi­ta­ten, satz­fet­zen und halb­wis­sen wie auf den sei­ten 19 bis 26 in der brand­eins 01/10 oder such­ma­schi­nen wie goog­le oder ag­gre­ga­to­ren die un­ge­fragt „frem­des geis­ti­ges ei­gen­tum“ zu­gäng­lich ma­chen.

[nach­trag 28.12.2009, 23:36h]
*) die on­line-re­dak­ti­on der brand­eins scheint goog­le wirk­lich zu mö­gen. so wird dem goog­le-bot nicht nur bis auf ei­ni­ge aus­nah­men die ge­sam­te site ex­pli­zit als kom­plett in­de­xier­bar de­kla­riert (auf al­len typo3-ge­ne­rier­ten sei­ten steht eine meta name="ro­bots" con­tent="in­dex, fol­low"-an­wei­sung). auch der ve­ri­fy-code der goog­le web­mas­ter-tools ist im quell­text zu fin­den (meta name="ve­ri­fy-v1"), was eine nut­zung der goog­le web­mas­ter-tools na­he­legt. aus­ser­dem wird goog­le-ana­ly­tics auf brand­eins.de ge­nutzt. das ist in­so­fern er­staun­lich, weil slaven ma­ri­no­vic schreibt, dass Ana­ly­tics von da­ten­schüt­zern für un­zu­läs­sig ge­hal­ten wird. zi­tat ma­ri­no­vic:

Für Ge­raldRenschlRei­schl, den Au­tor des Bu­ches „Die Goog­le-Fal­le“, geht die größ­te Ge­fahr aber von Goog­le Ana­ly­tics aus. […] Da­ten­schüt­zer in Bund und Län­dern hal­ten es nach deut­schem Recht für un­zu­läs­sig und wol­len Web­site-Be­trei­ber dazu be­we­gen, auf den Ein­satz die­ses Tools zu ver­zich­ten — not­falls auch mit Sank­tio­nen.

[nach­trag 01.02.2010]
der brand­eins ar­ti­kel ist jetzt on­line und ich habe ein paar links hin­zu­ge­fügt. aus­ser­dem hab ich vor acht ta­gen mit ei­nem wei­te­ren ein­trag zum the­ma noch­mal nach­ge­fasst.


stoff­tier mit arsch­loch

felix schwenzel

das hab ich ehr­lich­ge­sagt noch nicht ge­se­hen, gibts aber: ein stoff­tier mit arsch­loch. ge­fun­den im kin­der­zim­mer des pa­ten­kin­des.


eins zu eins

felix schwenzel

seit ich die pu­ber­tät hin­ter mir liess, also seit knapp 10 jah­ren, plä­die­re ich je­des weih­nachts­fest da­für ent­we­der ganz auf den weih­nachts­baum zu ver­zich­ten, auf den schmuck zu ver­zich­ten oder al­ter­na­tiv ei­nen wie­der­ver­wert­ba­ren weih­nachts­baum zu be­nut­zen. mit mei­ner letz­ten for­de­rung konn­te ich mich jetzt end­lich durch­set­zen.

im wohn­zim­mer steht seit heu­te der weih­nachts­baum den wir be­reits letz­tes jahr in ei­nem ho­tel­zim­mer in las ve­gas ver­wen­det hat­ten. beim baum konn­te ich mich durch­set­zen, beim schmuck die bei­fah­re­rin.

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Ums In­ter­net her­um ge­baut

felix schwenzel

Ich habe mein Palm Pre jetzt zwei Mo­na­te; ich möch­te es nicht mehr her­ge­ben. Das Pre ist ei­nes der ers­ten Te­le­fo­ne, bei dem ich mich nicht stän­dig fra­ge: "Muss das so kom­pli­ziert sein?" Das liegt ei­ner­seits dar­an, dass ich noch nie ein iPho­ne be­ses­sen habe, an­de­rer­seits dar­an, dass das Pre tat­säch­lich ei­ni­ge sehr in­ter­es­san­te Be­dien­kon­zep­te ein­führt.

Es gibt zwar noch vie­les, was nicht op­ti­mal funk­tio­niert oder so­gar nervt, aber eben auch eine er­staun­li­che Men­ge an Din­gen, die leicht zu be­die­nen und zu ver­ste­hen sind. Die frap­pie­rends­te Idee ist, dass man ein­fach et­was auf der Tas­ta­tur in das Ge­rät tip­pen kann und es so­fort be­ginnt, da­nach zu su­chen. Tippt man ei­nen Na­men, wer­den alle Kon­tak­te (mit Foto) ge­zeigt, eben­so in­stal­lier­te Pro­gram­me, wenn sie so hei­ßen.

wei­ter bei zeit.de.


kos­ten­lo­se über­nach­tung oh­ne früh­stücks­buf­fet

felix schwenzel

am sams­tag war ich mit der gan­zen klein­fa­mi­lie zu ei­ner par­ty in ber­lin ein­ge­la­den. mein ers­ter woh­sitz ist zwar mitt­ler­wei­le in ham­burg, aber ich habe noch mei­ne klei­ne ein-zim­mer-woh­nung in ber­lin. die zwei näch­te die ich pro wo­che in ber­lin ver­brin­ge schla­fe ich auch eher in der woh­nung, als das ich in ihr woh­ne. die woh­nung ist klein und wur­de län­ger schon nicht ge­putzt, weil die putz­frau vor zwei jah­ren ir­gend­wann nicht mehr kam. vor letz­tem sams­tag war ich ein biss­chen auf­ge­regt, weil die frau und das kind ja mit auf die par­ty kom­men woll­ten und ich sie zwangs­läu­fig in die woh­nung las­sen muss­te. die ret­tung kam letz­te wo­che per email:

Lie­ber Fe­lix Schwen­zel,
 
wir als On­line­bot­schaf­ter ge­ben Blog­gern die Mög­lich­keit, in­ter­es­san­te Pro­duk­te kos­ten­los zu tes­ten.
 
In un­se­rer ak­tu­el­len Kam­pa­gne geht es um eine neue De­sign­ho­tel-Grup­pe, die im Ok­to­ber die­ses Jah­res ihr ers­tes Haus in Ber­lin er­öff­net hat.
Da Sie in Ih­rem Blog über ver­schie­de­ne The­men in Be­zug auf Ber­lin schrei­ben, ha­ben wir Sie für eine kos­ten­lo­se Über­nach­tung aus­ge­wählt, um das Ho­tel ein­mal tes­ten und an­schlie­ßend dar­über in Ih­rem Blog schrei­ben zu kön­nen.
 
Die Über­nach­tung soll­te kurz­fris­tig zum Ende des Mo­nats statt­fin­den.
 
Bit­te ge­ben Sie mir kurz Be­scheid, ob Sie In­ter­es­se an der Über­nach­tung ha­ben und (falls ja), wann eine Über­nach­tung am Bes­ten pas­sen wür­de.
Selbst­ver­ständ­lich kön­nen Sie auch gern eine Be­gleit­per­son mit­brin­gen.

tat­säch­lich klapp­te die über­nach­tung kurz­fris­tig von sams­tag auf sonn­tag, so dass ich die frau und das kind dann doch nicht in mei­ne woh­nung las­sen muss­te. die über­nach­tung fand im ada­gio city apart­ho­tel ber­lin statt, was ein kom­pli­zier­ter name für eine ein­fa­che sa­che ist: die ho­tel­zim­mer im ada­gio apart­ho­tel sind mit ei­ner kü­che aus­ge­stat­tet und nen­nen sich des­halb „apart­ments“ und das ho­tel „apart­ho­tel“. ob es auch apart ist, ver­mag ich nicht zu be­ur­tei­len, neu und re­la­tiv schick ist es al­le­mal. wenn man es fin­det. die adres­se lau­tet „liet­zen­bur­ger stras­se 89“, was ei­gent­lich die adres­se von ei­nem an­de­ren ho­tel ist und des­halb et­was schwer zu fin­den ist. wir muss­ten im abba-ho­tel fra­gen wo denn das ada­gio apart­ho­tel sei und der mann an der re­zep­ti­on lach­te und sag­te, das frag­ten „alle“. man müs­se ein­fach „zwei­mal links ge­hen“ und kom­me dann dort­hin. ein schild oder deut­li­cher hin­weis der von der liet­zen­bur­ger stras­se sicht­bar ist, fehlt lei­der.

der emp­fang war et­was karg aber auch freund­lich. wir be­ka­men zwei weis­se plas­tik­kärt­chen für ein apart­ment im sechs­ten stock, das uns po­si­tiv an un­ser zim­mer im her­vor­ra­gen­den und güns­ti­gen ho­li­day ex­press in ma­ri­na del ray er­in­ner­te, in dem wir vor knapp ei­nem jahr an­läss­lich un­se­rer hoch­zeits­rei­se für ein paar näch­te über­nach­te­ten: zwei zim­mer, eine kü­che, ein bad, zwei fern­se­her und eine funk­tio­nie­ren­de kli­ma­an­la­ge. al­ler­dings war die kü­che im apart­ho­tel et­was bes­ser aus­ge­stat­tet. ne­ben ei­ner mi­kro­wel­le gab es auch ein ceran-koch­feld, eine spül­ma­schi­ne, töp­fe und pfan­nen, be­steck, mes­ser und vie­le tel­ler und schäl­chen. al­ler­dings spen­dier­te die ho­tel­lei­tung nur ei­nen ein­zi­gen spül­ma­schi­nen-tab. kei­ne ah­nung ob man bei zwei über­nach­tun­gen auch zwei tabs be­kommt. spü­li gabs ohne ende.

der kühl­schrank war leer und sah aus, als sei er noch nie be­nutzt wor­den. ei­gent­lich sah al­les so aus als sei es noch nie be­nutzt wor­den, selbst die kü­chen­mes­ser wa­ren noch in pap­pe ein­ge­packt. wir er­grif­fen die chan­ce, lie­fen zum nächs­ten su­per­markt, der ge­nau wie die s-bahn-sta­ti­on sa­vi­gny­platz, ein paar stein­wür­fe ent­fernt lag und kauf­ten für 40 euro le­bens­mit­tel für das abend­essen und früh­stück ein. da­mit spar­ten wir uns auch gleich die 11 euro pro nase die wir sonst für das früh­stücks­buf­fet hät­ten aus­ge­ben müs­sen.

das abend­essen fand im wohn­zim­mer-teil des apart­ments statt, wo das sofa be­reits als hilfs­bett für das kind zu­recht­ge­macht war. ne­ben dem sofa steht ein schreib­tisch und un­ter dem schreib­tisch war ein ess­tisch, den man be­quem in die mit­te des rau­mes stel­len konn­te.

nach dem es­sen war mir nach wlan, das laut ho­tel site kos­ten­los zur ver­fü­gung ste­hen wür­de. an der re­zep­ti­on frag­te ich da­nach, wie man das wlan nut­zen kön­ne und die dame er­klär­te mir, dass das wlan nur mit ka­bel funk­tio­nie­ren wür­de. ein ka­bel kön­ne ich mir bei ihr lei­hen. wer hät­te das ge­dacht, wlan-ka­bel gibt es also wirk­lich! im tausch ge­gen mei­ne per­sön­li­chen adress­da­ten, funk­tio­nier­te das in­ter­net auch tat­säch­lich kos­ten­los.

auch wenn das zim­mer su­per aus­ge­stat­tet war, ne­ben der kü­che gab es auch ei­nen staub­sauger, ein bü­gel­brett, 5 oder sechs klei­der­schrän­ke und kom­mo­den und ei­nen tre­sor, fehl­ten haus­schu­he und ba­de­män­tel. was ich wit­zig fand, war dass der spül­ma­schi­ne und der mi­kro­wel­le beim hin­aus­zie­hen der kar­te aus dem haupt­licht­schal­ter eben­falls der strom ab­ge­dreht wur­de. beim licht ver­ste­he ich das ja. auch schön: im woh­zim­mer hing ein bil­der­rah­men in den man ei­ge­ne bil­der oder post­kar­ten ste­cken konn­te. die ein­la­dungs­kar­te zur par­ty auf der wir am sams­tag wa­ren steckt üb­ri­gens im­mer noch in dem bil­der­rah­men.

re­gu­lär kos­ten die zim­mer je nach sai­son um die hun­dert euro. da­für zahl ich beim nächs­ten mal lie­ber ne putz­frau.

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neue kom­men­tar­funk­ti­on

felix schwenzel

ha­l­os­can hat die ko­memntar­funk­ti­on ge­up­graded. das sieht jetzt nicht mehr so mi­ni­ma­lis­tisch aus, aber scheint zu funk­tio­nie­ren. bei pro­ble­men oder an­mer­kun­gen neh­me ich auch ger­ne emails ent­ge­gen.


ein eis!

felix schwenzel

till hein schreibt in geo epo­che über die ope­ra­ti­on „schwei­ne­bucht“ bei der eine von den USA un­ter­stütz­te bri­ga­de exil­ku­ba­ner ver­sucht auf kuba zu lan­den und fi­del cas­tro zu stür­zen. zi­tat:

Im De­zem­ber 1962 kauft Ken­ne­dy die Bri­ga­dis­ten tat­säch­lich frei — für Le­bens­mit­tel im Wert von 53 Mil­lio­nen Dol­lar. Man­che Kämp­fer sind so aus­ge­mer­gelt, dass ihre An­ge­hö­ri­gen sie nicht er­ken­nen, als sie in Mi­ami auf dem Flug­ha­fen an­kom­men.
Als Dank da­für, dass sie bei der In­va­si­on in der Schwei­ne­bucht ihr Le­ben ris­kiert ha­ben, spen­diert die Re­gie­rung je­dem ein von ih­nen ein Eis.

lan­ge nicht mehr so ge­lacht. till hein, den na­men merk ich mir.


mi­cro­pay­ment

felix schwenzel

ste­fan nig­ge­mei­er hat an­läss­lich der re­la­tiv plötz­li­chen ein­füh­rung von abend­blatt-in­hal­ten die man nur noch nach ab­schluss ei­nes abos (oder der nut­zung ei­ner hin­ter­tür) le­sen kann, ei­nen tref­fen­den kom­men­tar ver­fasst. ich habe mir für die jungle-world auch ein paar ge­dan­ken zu paid con­tent ge­macht und da­bei ei­gent­lich nur er­neut mei­ne mitt­ler­wei­le auch wis­sen­schaft­lich be­leg­ten skep­sis wie­der­holt, die ich be­reits vor ein paar wo­chen schon­mal hier ge­äus­sert habe. die grund­the­se lau­tet, dass men­schen ei­gent­lich nur be­reit sein wer­den für jour­na­lis­ti­sche in­hal­te zu zah­len, wenn sie das ge­fühl ha­ben da­für et­was zu be­kom­men, was sie an­ders­wo nicht be­kom­men, der preis an­ge­mes­sen ist und ex­trem be­quem zu zah­len ist.

mit an­de­ren wor­ten: ei­nem abo­mo­dell ein­zel­ner ti­tel gebe ich kei­ne chan­ce (sie­he auch „spie­gel.de, zeit.de oder taz.de: Wel­ches Abo gön­ne ich mir denn nun?“).

wenn es ein ein­heit­li­ches zah­lungs­sys­tem gäbe, mit dem man be­quem kleinst­sum­men zah­len könn­te, also klas­si­sche, ein­ma­li­ge mi­cro­pay­ments im be­reich we­ni­ger cent könn­te paid con­tent even­tu­ell funk­tio­nier­te. auf mei­ne an­fra­ge bei mpass.de, ei­nem zu­sam­men­schluss von o2 und vo­da­fone zur be­zah­lung per han­dy (mit der­zeit 24 re­gis­trier­ten händ­lern!) ob mit mpass auch ein­fa­che mi­cro­zah­lun­gen von we­ni­gen cent mög­lich sei­en, sag­te mir ein spre­cher man habe das be­reits in pla­nung. in pla­nung sind sol­che mi­cro­pay­ment-me­cha­nis­men al­ler­dings seit mit­te der neun­zi­ger jah­re. al­le­samt sind ge­schei­tert.

heu­te habe ich ge­le­sen, dass auch pay­pal ein mi­cro­pay­ment-sys­tem ein­ge­füh­ren möch­te, al­ler­dings kos­ten al­lein die trans­ak­ti­ons­kos­ten schon saf­ti­ge 10 cent plus wei­te­re 10% ge­bühr. die hei­se-über­schrift „Pay­pal führt Mi­cro­pay­ment ein“ ist üb­ri­gens ei­ner go­lem-über­schrift von vor vier jah­ren recht ähn­lich: „Pay­Pal: Neu­es Preis­sche­ma spe­zi­ell für Mi­cro-Pay­ments“. ech­te mi­cro­pay­ments wa­ren das we­der da­mals, noch heu­te.

da der ar­ti­kel von mir erst ab sonn­tag on­line in der jungle-world zu le­sen ist da der text in der jungle-world stark ge­kürzt wur­de und ich für den ar­ti­kel auch nur ein „mi­cro­pay­ment“ als ent­loh­nung er­war­ten kann, habe ich mir die frei­heit ge­nom­men den text hier un­ge­kürzt und mit ein paar links zu ver­öf­fent­li­chen:

Der Ver­such im In­ter­net Geld zu ver­die­nen ist so alt wie das In­ter­net selbst. Mit Bü­chern und Han­dels­wa­ren klappt das mitt­ler­wei­le ganz gut. Mit Nach­rich­ten und jour­na­lis­ti­schen Pro­duk­ten we­ni­ger. Lau­si­ge Pen­nys sei­en das, die man im In­ter­net ver­die­nen kön­ne,klag­teder Ver­le­ger Hu­bert Bur­da vor etwa ei­nem Jahr.

Es gab un­zäh­li­ge Ver­su­che im In­ter­net Er­lös­mo­del­le zu eta­blie­ren, Abo-Mo­del­le, die Be­zah­lung ein­zel­ner Ar­ti­kel, der Ver­kauf von so ge­nann­tem elek­tro­ni­schem Pa­pier. Nach­dem die New York Times im Sept­me­ber 2007 ih­ren kos­ten­pflich­ti­gen Dienst „Times­Sel­ect“ ein­stell­te und ihr ge­sam­tes Ar­chiv und die bis da­hin nicht frei zu­gäng­li­chen Tex­te und Kolumm­nen kos­ten­los zu­gäng­lich mach­te, wur­de das Mo­dell be­zahl­ter In­hal­te als ge­schei­tert an­ge­se­hen. In Deutsch­land zog Spie­gel On­line ei­ni­ge Mo­na­te spä­ter nach und öff­ne­te im Fe­bru­ar 2008 das ge­sam­te Ar­chiv des Spie­gels. Die Rech­nung war ein­fach. Durch den kos­ten­lo­sen Zu­gang er­hoff­te man sich mehr Be­su­cher, eine grös­se­re Ver­brei­tung der ei­ge­nen In­hal­te und da­durch mehr Er­lö­se durch Wer­bung.

Heu­te zeigt sich al­ler­dings, dass mit Reich­wei­te und An­zei­gen­erlö­sen auch kei­ne zu­frie­den­stel­len­den Pro­fi­te im On­line­jour­na­lis­mus er­lö­sen las­sen. Vor al­lem die ste­tig fal­len­den Prei­se von On­line­an­zei­gen ma­chen den Ver­la­gen zu schaf­fen. Auf ein­mal geis­selt die hal­be Bran­che die jah­re­lang selbst kul­ti­vier­te „Kos­ten­lo­s­kul­tur“ und sucht wie­der nach We­gen, die Le­ser on­line zur Kas­se zu bit­ten.

Ei­ner­seits sind die Vor­aus­set­zun­gen güns­tig. Jun­ge Le­ser zie­hen mitt­ler­wei­le die di­gi­ta­le Aus­ga­be der Print-Va­ri­an­te vor und mehr Men­schen als je zu­vor sind be­reit di­gi­ta­le jour­na­lis­ti­sche Er­zeug­nis­se am Bild­schirm zu le­sen. Nur da­für be­zah­len mag nach wie vor kaum ei­ner. Das liegt auch an den un­at­trak­ti­ven Preis­mo­del­len der Ver­le­ger. Die FAZ ver­kauft Ein­zel­ar­ti­kel on­line für saf­ti­ge zwei Euro, vie­le Zeit­schrif­ten und Zei­tun­gen ver­kau­fen ihre di­gi­ta­len An­ge­bo­te nur im Pa­ket, als so ge­nann­tes „E-Pa­per“ im Abo. Selbst Abon­nen­ten der Pa­pier­aus­ga­be, müs­sen, um das di­gi­ta­le An­ge­bot nut­zen zu kön­nen, meis­tens noch­mal kräf­tig drauf­zah­len.

Da­bei ist die grund­sätz­li­che Zah­lungs­be­reit­schaft von In­ter­net-Nut­zern durch­aus vor­han­den. Wenn das An­ge­bot und der Preis stimmt und die Be­zah­lung mühlos ist. Das zei­gen die Mu­sik-Down­load-An­ge­bo­te, bei­spiels­wei­se von Ap­ple und Ama­zon. Es gibt so­gar An­zei­chen da­für, dass Kon­su­men­ten den le­ga­len, kos­ten­pflich­ti­gen Mu­sik­down­load dem kos­ten­lo­sen vor­zie­hen. So be­haup­tet der Mu­si­ker Da­vid Gil­le­spie, dass die an­geb­li­che Kos­ten­lo­s­kul­tur im In­ter­net, viel eher eine „Jetzt-Kul­tur“ ist, dass es also nicht dar­um geht et­was kos­ten­los zu be­kom­men, son­dern es so­fort zu be­kom­men. Ent­spre­chend sagt er: „Gi­ven a choice bet­ween FREE and NOW, peo­p­le will sur­pri­se you.“ So könn­te der Er­folg der Mu­sik-Down­load-An­ge­bo­te von Ap­ple und Ama­zon auch dar­in be­grün­det sein, dass man sich dort schnell und un­kom­pli­ziert aus ei­ner rie­si­gen Aus­wahl be­die­nen kann. Dass man da­für auch ein biss­chen be­zah­len muss, stört die In­ter­net­nut­zer of­fen­bar kaum. Dass ein an­ge­mes­se­ner Preis und eine un­kom­pli­zier­te Be­zah­lung die Schwel­le Geld aus­zu­ge­ben senkt, zeigt auch der „App-Store“ für das iPho­ne. Dort zahlt man für iPho­ne-Pro­gram­me fast nie mehr als 1-5 Euro und plötz­lich kau­fen die Leu­te Pro­gram­me als sei­en es war­me Sem­meln.

Könn­te die ein­fa­che Zah­lung von ge­rin­gen Be­trä­gen also ein Ein­nah­me­mo­dell für den On­line-Jour­na­lis­mus sein? Vor al­lem, wie nied­rig müss­ten die Be­trä­ge sein, da­mit die Hemm­schwel­le Geld aus­zu­ge­ben ver­schwin­det? der Me­di­en­be­ra­ter und Jour­na­list Tho­mas Knü­wer mach­te in ei­nem Blog­ein­trag fol­gen­de Rech­nung auf:

„Zeit­schrif­ten wie "Spie­gel", "Fo­cus" oder "Stern" kos­ten so zwi­schen 2,50 und 4 Euro. Sie ent­hal­ten, selbst in schlech­ten Zei­ten min­des­tens 40 Ar­ti­kel oder Ele­men­te von ei­ner Sei­te Um­fang und mehr. Das be­deu­tet: Ein Ar­ti­kel kos­tet dort 10 Cent.“

Wür­den sich Ar­ti­kel für 10 Cent (oder we­ni­ger) on­line ver­kau­fen las­sen? Viel­leicht, es gibt aber min­des­tens ein schwer­wie­gen­des Pro­blem. Es gibt bis­her kei­ne ge­eig­ne­ten Be­zahl­sys­te­me für sol­che ge­rin­gen Be­trä­ge (auch Mi­cro­pay­ment ge­nannt). Es gibt zwar spä­tes­tens seit Mit­te der Neun­zi­ger Jah­re Be­stre­bun­gen Sys­te­me zu ent­wi­ckeln, mit de­nen man un­kom­pli­ziert Kleinst­be­trä­ge zah­len kann, durch­schla­gen­den Er­folg hat­te bis­her aber kei­nes. Sie schei­ter­ten alle an man­geln­dem In­ter­es­se der Kon­su­men­ten und Händ­ler und an zu ho­hen Trans­ak­ti­ons­kos­ten.

Spek­ta­ku­lärs­tes Bei­spiel da­für war das 1999 ge­star­te­te Un­ter­neh­men Pay­box, das mit Be­tei­li­gung der Deut­schen Bank ein un­kom­pli­zier­tes Be­zahl­sys­tem eta­blie­ren woll­te, mit dem so­wohl klei­ne Be­trä­ge für Con­tent und Mi­cro­pay­ments, als auch gro­ße Be­trä­ge si­cher, be­quem und ein­fach ab­ge­wi­ckelt wer­den kön­nen. Zah­lun­gen konn­ten mit je­dem han­de­l­üb­li­chen Han­dy ge­tä­tigt wer­den, aber of­fen­bar konn­ten die Be­trei­ber nicht ge­nü­gend Deut­sche von den Vor­tei­len der Be­zah­lung via Han­dy über­zeu­gen. 2003 wur­de der Dienst in Deutsch­land ein­ge­stellt. In an­de­ren Län­dern, vor al­lem Ös­te­reich, läuft der Dienst wei­ter­hin und vor al­lem in Schwel­len- und Ent­wick­lungs­län­dern gibt es of­fen­bar eine gros­se Nach­fra­ge nach ein­fa­chen Be­zahl­me­tho­den mit dem Han­dy. So be­rich­tet der Spie­gel im Ja­nu­ar 2008, dass auf den Phil­ip­pi­nen rund 3,5 Mil­lio­nen Men­schen die Zahl­funk­ti­on ih­res Han­dys be­nut­zen, in Chi­na gar acht Mil­lio­nen. Der erst im März 2007 ge­star­te­te Dienst „M-Pesa“ der ke­nia­ni­schen Vo­da­fone-Be­tei­li­gung Sa­fa­ri­com hat­te schon nach neun Mo­na­ten eine Mil­li­on Nut­zer ge­won­nen.

Aber selbst wenn sich Pay­box oder an­de­re­re Han­dy­be­zahl­diens­te in Deutsch­land eta­bliert hät­ten, für die Be­zah­lung von Kleinst­be­trä­gen sind die ein­fa­chen Han­dy­be­zahl­diens­te mehr oder we­ni­ger alle un­ge­eig­net, da die Trans­ak­ti­ons­kos­ten viel zu hoch sind. So nimmt Pay­box der­zeit in Ös­te­reich pro Trans­ak­ti­on 10 Cent, plus eine Um­satz­be­tei­li­gung von 3-4%. Alle an­de­ren im In­ter­net eta­blier­ten Be­zahl­diens­te, sei­en es „Pay­pal“, „First­gate“ oder „T-Pay“ er­he­ben ne­ben der Um­satz­be­tei­li­gung Trans­ak­ti­ons­kos­ten von 10-30 Cent, die aus „Mi­cro­pay­ments“ schon al­lein we­gen der Trans­ak­ti­ons­kos­ten bei­na­he „Macro­pay­ments“ ma­chen. Ama­zon und Ap­ple um­ge­hen die Trans­ak­ti­ons­kos­ten­fal­le üb­ri­gens, in­dem sie nicht jede ein­zel­ne Trans­ak­ti­on ab­rech­nen, son­dern über ei­nen be­stimm­ten Zeit­raum sam­meln, be­vor sie sie ab­rech­nen.

So ha­ben Ver­le­ger die ihre Le­ser on­line zur Kas­se bit­ten wol­len gleich meh­re­re Pro­ble­me. Ent­we­der ist die Hemm­schwel­le um mal eben et­was zu be­zah­len zu hoch, wenn die Schwel­le und die Prei­se ge­senkt wer­den, sind die Trans­ak­ti­ons­kos­ten zu hoch. Dann ha­ben die Ver­le­ger das Pro­blem, dass ihr An­ge­bot meist viel zu schmal ist um den Le­ser zum müh­sam­men Über­stei­gen der „Be­zahl­wand“ zu über­re­den. Wenn man sich bei iTu­nes oder bei Ama­zon ein­mal an­ge­mel­det und die For­ma­li­tä­ten er­le­digt hat, steht ei­nem ein Mu­sik­ka­ta­log mit bei­na­he dem ge­sam­ten Mu­sik­re­per­toire der Welt of­fen. Wenn man sich durch den For­mu­lar­dschun­gel der FAZ-An­mel­de­pro­ze­dur ge­quält hat, kann man aus­schliess­lich FAZ-Ar­ti­kel kau­fen und le­sen. Für alle an­de­ren An­ge­bo­te müss­te man sich müh­sam er­neut an­mel­den.

Be­zahl­in­hal­te im In­ter­net könn­ten eine Chan­ce ha­ben, wenn sich alle gros­sen und klei­nen Ver­le­ger zu­sam­men­tun, um ein ein­fa­ches, ein­heit­li­ches und güns­ti­ges Be­zahl­mo­dell zu eta­blie­ren, das den Zu­griff auf ein at­trak­ti­ves und brei­tes An­ge­bot er­laub­te. Aber be­vor alle deut­schen Ver­le­ger an ei­nem Strang zie­hen, herrscht wahr­schein­lich eher Welt­frie­de.

sie­he auch:
http://www.spie­gel.de/netz­welt/web/0,1518,667407,00.html
http://car­ta.info/20447/ma­thi­as-doepf­ner-ma­na­ger-ma­ga­zin/
http://www.netz­po­li­tik.org/2009/sprin­ger-vs-goog­le-mit-cloa­king-zum-er­folg/
http://www.hei­se.de/news­ti­cker/mel­dung/Pay­pal-fuehrt-Mi­cro­pay­ment-ein-888304.html
http://www.ich-par­ti­zi­pie­re.de/spie­gel-de-zeit-de-oder-taz-de-wel­ches-abo-gön­ne-ich-mir-mal
http://car­ta.info/20487/paid-con­tent-ka­chingle/

[nach­trag 05.01.2010]
vo­da­fone möch­te „Fehl­in­for­ma­tio­nen“ in die­sem ar­ti­kel kor­ri­giert wis­sen.


ode an leu­te die mir was schen­ken

felix schwenzel

seit­dem ich ins in­ter­net schrei­be, freu ich mich dar­über, dass mir hin und wie­der leu­te auf­merk­sam­keit schen­ken. ent­ge­gen der weit­läu­fig ver­brei­te­ten mei­nung, dass die lieb­lings­be­schäf­ti­gung von blog­gern (und jour­na­lis­ten), das stän­di­ges prü­fen der zu­griffs­zah­len, dem „schwanz­ver­gleich“ die­ne, dient es ei­gent­lich dem be­sei­ti­gen von zwei­feln. zwei­fel, ob ei­nem über­haupt je­mand auf­merk­sam­keit schenkt, ob sich über­haupt je­mand für das was man schreibt in­ter­es­siert. der blick in die zu­griffs­sta­tis­tik bei­sei­tigt die­se zwei­fel. ja, ich habe mich frü­her dar­über ge­freut, wenn ich hun­dert be­su­cher auf mei­nen sei­ten zäh­len konn­te, so wie ich mich jetzt freue, wenns 2000 pro mo­nat sind.

dass ei­nem leu­te auf­merk­sam­keit und manch­mal auch lob oder links oder ta­del oder kom­men­ta­re schen­ken, ist gross­ar­tig. da­für be­dankt man sich ei­gent­lich viel zu sel­ten.

als ich vor vier jah­ren erst­mals von al­len gros­sen par­tei­ta­gen ge­bloggt habe, habe ich um spen­den zur fi­nan­zie­rung ge­be­ten — und wel­che be­kom­men. ich fand und fin­de das gross­ar­tig. noch gross­ar­ti­ger: alle paar mo­na­te er­fül­len mir meist wild­frem­de men­schen ei­nen wunsch von mei­ner ama­zon wunsch­lis­te. ich neh­me mir zwar im­mer fest vor mich in ei­nem blog­ein­trag da­für zu be­dan­ken, ver­ges­se das dann aber im lauf der zeit meist wie­der. des­halb, für alle male die ich es ve­ges­sen habe: vie­len dank!

stell­ver­tre­tend auch noch mal ex­pli­zit ein dank an san­dra, die mir vor ein paar ta­gen jo­chen reine­ckes „geis­ter ab­schüt­teln“ ge­schenkt hat.

dank auch an old­man für den wein den er mir vor 2 jah­ren ge­schenkt hat, an den such­ma­schi­nen­op­ti­mie­rer der mir ein paar crocks ge­schenkt hat und mir, auch wenn er sich wahr­schein­lich ei­nen goog­le-juice-link er­hofft hat, eine freu­de ge­macht hat. dank an alle le­ser und kom­men­ta­to­ren.

ich neh­me im in­ter­net kei­ne gra­tis­kul­tur oder -men­ta­li­tät wahr, im ge­gen­teil, im in­ter­net kann man zeu­ge von hoch­kom­ple­xen auf­merk­sam­keits-, re­spekt und dank­bar­keits­struk­tu­ren wer­den — und das be­stä­tigt mich im­mer wie­der dar­in, dass es rich­tig ist, an das gute im men­schen zu glau­ben und dass es OK ist ab und zu pa­the­tisch und dank­bar zu sein.


SEO-jour­na­lis­mus

felix schwenzel

die jungle-world über klick­schin­der- und SEO-jour­na­lis­mus:

Al­lein da­durch, dass in die­sem Ar­ti­kel hier nun im Fol­gen­den der Satz »Sex mit Brit­ney dank CIA-Rou­ten­pla­ner: Por­no-Les­ben mit Schwei­negrip pe kas­trie­ren blut­jun­ge Hit­ler-Ali­ens in To­kio Ho­tel« un­ter­ge­bracht wor­den ist, wird die An­zahl der Goog­le- und Ya­hoo-Tref­fer in die Höhe schie­ßen.

ich mach mit: SEO als „search en­gi­ne ob­fus­ca­ti­on“. via gies­bert da­maschke.


das ist kun­den­ser­vice!

felix schwenzel

heu­te war im ad­vents­ka­len­der knob­lauch­spray, ge­nau­er ge­sagt „Gour­met-Spray Knob­lauch ge­rös­tet“. qua­si eine art mund­ge­ruchs-spray, dass ei­nen mit „6 mal sprü­hen“ rie­chen lässt, als habe man eine knob­lauch­ze­he ge­ges­sen.

in der spray­do­se be­fin­det sich laut auf­druck „Knob­lauch­ex­trakt, Knob­lauch­ex­trakt ge­rös­tet (Knob­lauch, Son­nen­blu­men­öl), Meer­salz (10%)“. ich fin­de es be­reits be­mer­kens­wert, dass man aus knob­lauch und son­nen­blu­men­öl ge­rös­te­tes knob­lauch­ex­trakt her­stel­len kann.

aber ganz be­son­ders be­mer­kens­wert fin­de ich, dass der her­stel­ler des „gour­met-sprays“, die fir­ma „Easy Gour­met GmbH“ die ord­nungs­ge­mäs­se auf­be­wah­rung des „Gour­met Sprays“ von ei­nem un­ab­hän­gi­gen in­sti­tut kon­trol­lie­ren lässt. denn hin­ten auf der dose steht:

Bit­te nach An­bruch im Kühl­schrank auf­be­wah­ren.
Re­gel­mä­ßig durch ein un­ab­hän­gi­ges In­sti­tut kon­trol­liert.

jetzt bin ich mal ge­spannt ob die kon­trol­leu­re sich vor­her an­mel­den oder un­an­ge­kün­digt kom­men um un­se­ren kühl­schrank zu kon­trol­lie­ren.


gast­blo­cker

felix schwenzel

heu­te um 19 uhr fin­det in der pan­atom ga­le­rie in der tor­stras­se 100 in ber­lin die er­öff­nung der aus­stel­lung #ber­lin block statt. die er­öff­nung fin­det vorm fens­ter statt, es gibt glüh­wein.

wenn ich al­les rich­tig ver­stan­den habe, wird alle paar tage ein block ins schau­fens­ter ge­hängt, auf den je­weils ein text zum the­ma „Stadt, die kei­ner wahr­nimmt“ steht. die blö­cke hän­gen dann um­ge­kehrt chro­no­lo­gisch in der ga­le­rie und um äl­te­re bei­trä­ge zu le­sen muss man qua­si ins ar­chiv, in die tie­fe der ga­le­rie ge­hen. zur er­öff­nung heu­te wer­de ich wohl nicht kom­men kön­nen da­für bin ich „gast blo­cker“, ir­gend­wann wird also auch ein bei­trag von mir auf dem block ste­hen.

Block vs. Blog
Ein grau­er Block in­mit­ten von Mensch und Ma­schi­ne. Wer re­agiert auf wen? Was lässt sich auf­fan­gen, ab­weh­ren oder sicht­bar ma­chen? Zwi­schen Pro­zess­aus­schuss, Strah­lung, Ana­ly­se und Ob­jekt­fund­stü­cken.

Es geht um Stra­ßen in de­nen wir uns all­täg­lich be­we­gen;
Orte die wir nicht mit In­hal­ten be­le­gen kön­nen; Räu­me in de­nen wir in­ter­agie­ren – sicht­bar und nicht sicht­bar.
Städ­ti­sche Ku­ba­tu­ren, die sich aus­tau­schen ohne es zu mar­kie­ren.
(pan­atom-gal­lery)


da­vid gar­ret

felix schwenzel

ich weiss gar nicht was alle ge­gen die­sen da­vid gar­ret ha­ben. da scheint sich ja ne men­ge ag­gres­si­on an­ge­staut zu ha­ben.


ode an mich selbst

felix schwenzel

letz­te wo­che mitt­woch hab ich mich mit öz­gün öz­bey ge­trof­fen weil er der­zeit in ei­ner for­bil­dung zum „bi­kul­tu­rel­len cross­me­dia­len Jour­na­lis­mus“ im bil­dungs­werk kreuz­berg teil­nimmt und ger­ne ein por­trait über mich schrei­ben woll­te. er hab eine paar fra­gen zu mei­ner mo­ti­va­ti­on ins in­ter­net zu schrei­ben und er in­ter­es­sie­re sich für den men­schen, „der hin­ter Fe­lix von Schwen­zel steckt“. das hat er ge­mein­sam mit mir, ich in­ter­es­sie­re mich auch für den men­schen hin­ter mir und hat­te die hoff­nung viel­leicht et­was über mich zu er­fah­ren. so ha­ben wir uns mor­gens im bal­zac in der schön­hau­ser al­lee ge­trof­fen und drei stun­den spä­ter schick­te er mir die­sen text:

„Ich bin nicht dick, ich seh nur so aus“ 09.12.2009
Von Öz­gün Öz­bey

Ich er­kann­te ihn von wei­tem. Schon nach dem ers­ten su­chen­den Blick durch das Café fällt ei­nem der statt­li­che Mann mit der wu­sche­li­gen Lö­wen­mäh­ne und dazu pas­sen­dem Bart auf. Er sticht her­aus. Fe­lix Schwen­zel ist ei­ner der­je­ni­gen, mit de­nen al­les an­ge­fan­gen hat. 8 Uhr 30 hat­ten wir ge­sagt. Ich bin zu früh. Er auch. Passt.

Auch wenn er sich nicht un­be­dingt als Blog­ger be­ti­teln las­sen will, könn­te man ihn als Ur­ge­stein der deut­schen Blogo­sphä­re be­ti­teln. Wir­res.net nennt sich sein Blog, des­sen Logo ei­nen ka­cken­den Hund dar­stellt und in dem er über ver­schie­de­ne The­men sei­ne Mei­nung ab­lässt. Laut „Vi­ral­my­then“ ist es der zweit­äl­tes­te Blog Deutsch­lands, er­stellt im Jah­re 2000. Netz-tech­nisch ge­se­hen war das die ge­fühl­te Stein­zeit des In­ter­net-Zeit­al­ters, im Ver­gleich zu den heu­ti­gen Aus­ma­ßen, die es in­zwi­schen an­ge­nom­men hat. Von po­li­ti­schen The­men, bis hin zu per­sön­li­chen Ge­schich­ten schreibt er über al­les, was er für schreib­wür­dig emp­fin­det. Nicht un­be­dingt um sei­ne Mei­nung zu äu­ßern, son­dern „um be­stimm­te Din­ge zu sam­meln und fest­zu­hal­ten“.

Wenn ihn et­was auf­wühlt oder be­schäf­tigt, emp­fin­de er das Ge­fühl, es ver­ar­bei­ten und da­mit auch los­wer­den zu müs­sen. Auch wenn ein Blog im­mer ir­gend­wo auch jour­na­lis­tisch ist, be­zeich­net er sich selbst nicht als Jour­na­list. „Das ist mir ein zu an­ge­pass­ter Be­griff, ich möch­te mich da nicht mit ein­ord­nen, weil man von ei­nem Jour­na­lis­ten auch eine be­stimm­te Vor­ge­hens­wei­se er­war­ten wür­de“. Mit die­ser Aus­sa­ge be­grün­det er auch sei­nen Wi­der­stand, als Blog­ger ein­ge­ord­net zu wer­den. Er will so nicht ge­nannt wer­den, da er nicht der Mei­nung ist, dass er „bloggt“. „Ich bin nicht dick, ich sehe nur so aus. (Wir­res.net) ist kein Blog, es sieht nur so aus“.

Der Mann er­scheint wie ein le­ben­dig ge­wor­de­nes Pa­ra­dox­um. Ein Cha­rak­ter zwi­schen Ord­nung und An­ar­chie. Ei­ner­seits im säu­ber­li­chen An­zug, aber mit lo­cke­rem Hemd und dazu pas­sen­den Schu­hen, an­de­rer­seits ra­di­ka­ler Wild­wuchs al­ler­orts. Den­noch: Es passt. Ir­gend­wie.

Beim Schrei­ben küm­mert er sich nicht um Satz­auf­bau, Gram­ma­tik oder Recht­schrei­bung. Groß­schrei­bung lässt er ganz weg, schreibt nur in klei­nen Buch­sta­ben. Es scheint ihm egal zu sein. Er schrei­be von der See­le weg, und ma­che sich nicht son­der­lich Ge­dan­ken dar­um, was dies bei dem Le­sen­den er­zeu­gen soll­te oder könn­te.

Doch die Rech­nung scheint auf­zu­ge­hen. Sein Blog zählt zu den er­folg­reichs­ten und meist ver­link­ten Blogs in Deutsch­land. Den­noch be­mü­he er sich, über das The­ma in ei­ner ad­äqua­ten Form zu be­rich­ten. Wenn es zum Bei­spiel über per­sön­li­che Din­ge geht oder Men­schen in sei­ner un­mit­tel­ba­ren Um­ge­bung be­trifft. Doch was auf­ge­schrie­ben wer­den muss, wird auf­ge­schrie­ben.

Ein we­nig Angst be­schlei­che ihn schon, meint er, be­son­ders wenn es um Me­di­en oder Be­trie­be geht, de­ren Hand­lungs­wei­sen er in man­chen Blog-Bei­trä­gen kri­ti­siert. „Bei der Ab­mahn­wel­le, die zur Zeit durchs Land rollt..“. Man lebt heut­zu­ta­ge halt ge­fähr­lich als Blog­ger.

Es war schon ko­misch. Ich schien ihn, schon fast per­sön­lich, zu ken­nen, da ich schon län­ge­re Zeit sei­nen Blog ge­le­sen habe. Doch von mir hat er noch nie ein Wort ge­hört. Eine ein­sei­ti­ge Freund­schaft so­zu­sa­gen. Doch die Art wie er schreibt, passt ir­gend­wie nicht zu der Art, wie er mit mir re­de­te. So ge­ord­net. Man merkt, er weiß von was er re­det, hat sich oft Ge­dan­ken dar­um ge­macht, wer er wirk­lich ist und was er tut. Sei­ne Bei­trä­ge kom­men oft sehr spon­tan und, wie er selbst meint, „hin­ge­rotzt“ rü­ber. Doch egal ob Kri­ti­ken, Link-Tipps, per­sön­li­ches oder Oden über ge­lieb­te Din­ge und Per­so­nen, hin­ter je­dem Bei­trag steckt eine Aus­sa­ge, auch wenn es „nur“ die per­sön­li­che Mei­nung ist.

Trotz all des Ruh­mes, den sein Blog ern­te­te, emp­fin­det er sich nicht als Pro­mi­nent. Im In­ter­net viel­leicht schon. „Man wird schon von an­de­ren Blog­gern er­kannt und auch ab und zu auf der Stra­ße. Aber rich­ti­ge Pro­mi­nenz ist was an­de­res“.

Ich habe ihn er­kannt. Auf den ers­ten Blick. Für mich bleibt er Pro­mi­nent und ein Pio­nier der Deut­schen Blogo­sphä­re. In­so­fern muss er sich mei­ner Mei­nung nach ein­ord­nen las­sen. Zu­min­dest von mir.

mir ge­fiel der text und mir ge­fiel der schreib­stil, der sich merk­lich und an­ge­nehm von öz­gün stil emails zu schrei­ben ab­hob und sei­nem teils über­eu­pho­ri­schen und chao­ti­schen auf­tre­ten un­ter­schied. so wirk­te er teils un­kon­zen­triert, teils ver­peilt und choa­tisch, sei­ne auf­nah­me­ge­rä­te ver­sag­ten und er konn­te sich nicht ent­schei­den ob er mich du­zen oder sie­zen soll­te. aber ta­lent zu schrei­ben, das hat er, fin­de ich. und er hat mir er­laubt sei­nen text hier zu ver­öf­fent­li­chen und freut sich si­cher über feed­back.


fra­gen-dings

felix schwenzel

of­fen­bar ma­chen das ge­ra­de alle, mach ix es halt auch.


ham­bur­ger fah­ne

felix schwenzel

hier soll­te ei­gent­lich ein bild ei­ner fah­ne zu se­hen sein. tech­ni­sche pro­ble­me ha­ben das ver­hin­dert. wird nach­ge­lie­fert.


ode an adi­um

felix schwenzel

eins mei­ner ers­ten aha-er­leb­niss im zu­sam­men­hang mit dem in­ter­net hat­te ich mit dem so­ge­nann­ten „IRC-chat“. es muss so um das jahr 1995 ge­we­sen sein, als ich mich mit ei­nem 1und1-14.000-baud-mo­dem über die uni ins in­ter­net ein­klink­te. bis da­hin be­stan­den die in­hal­te auf mei­nem com­pu­ter aus­schliess­lich aus da­ten die ich selbst per flop­py-disk oder CD-ROM ge­la­den und ko­piert hat­te oder aus in­hal­ten die ich über die tat­s­ta­tur ein­gab. an ir­gend­ei­nem tag um das jahr 1995 pas­sier­te dann das bis­her nicht da­ge­we­se­ne. ich logg­te mich in den „in­ter­net re­lay chat“ (IRC) ein, tipp­te ein biss­chen auf der tat­staur rum und plötz­lich er­schie­nen auf mei­nem com­pu­ter­mo­ni­tor die wor­te: „Hal­lo Fe­lix!“

ir­gend­je­mand hat­te mich im IRC be­grüsst und aus mei­ner schreib-, zei­chen oder spiel­ma­schi­ne wur­de mit ei­nem schlag eine kom­mu­ni­ka­ti­ons­ma­schi­ne in der mehr stecck­te als ich hin­ein­ge­steckt hat­te. das in­ter­net mach­te aus mei­nem bis da­hin au­tis­ti­schen rech­ner eine kom­mu­ni­ka­ti­ons­ma­schi­ne.

ein paar jah­re spä­ter nut­zen wir im uni-netz ein pro­gramm na­mens „hot­line“. hot­line be­stand aus ei­nem ser­ver und ei­nem cli­ent der auf ap­ple und win­dows-rech­ner lief und mit dem man chat­ten und da­tei­en tau­schen konn­te. den ser­ver lies­sen wir auf ei­nem ol­len, aus­ran­gier­ten mac lau­fen und ca. 20 oder 30 leu­te logg­ten sich in un­se­rem uni-ar­beits­raum, an­de­ren ar­beits­räu­men in und aus­ser­halb der uni ein. das man per hot­line da­tei­en tau­schen konn­te und ich die grund­la­ge mei­ner MP3-samm­lung le­gen konn­te war an­ge­nehm, aber das ei­gent­li­che kil­ler-fea­ture war, dass ich auf mei­nem desk­top alle mei­ne freun­de se­hen und, wenn ich woll­te, an­spre­chen konn­te, egal ob sie ne­ben­an im raum sas­sen oder wo­an­ders in der stadt oder ganz wo­an­ders. die kon­takt-lis­te war im­mer da. am rech­ner zu sit­zen sieht ein­sam aus, ist aber seit es das in­ter­net gibt das ge­gen­teil: man ist ver­bun­den.

über die jah­re hin­weg wuchs mei­ne kon­takt-lis­te, es än­der­ten sich die pro­gram­me mit de­nen man se­hen konn­te wel­che be­kann­ten ge­ra­de am rech­ner sas­sen (von „IRC“, „hot­line“, „AIM“, „ichat“, „ICQ“ zu „jab­ber“, „goog­le talk“ und al­lem mög­li­chen an­de­ren), aber das be­ru­hi­gen­de ele­ment, je­der­zeit zu se­hen wer ge­ra­de on­line war, blieb. ob­wohl ich seit dem stu­di­um nicht viel öf­ter als ein bis zwei­mal pro jahr mit ihm chat­te oder te­le­fo­nie­re, freut es mich bei­spiels­wei­se je­den tag zu se­hen, dass dirk on­line ist. ich sehe ihn, ich weiss ich kann ihn po­ten­zi­ell an­quat­schen und das reicht.

rein theo­re­tisch muss man für je­des chat-pro­to­koll ei­ge­ne cli­ents auf dem rech­ner lau­fen las­sen. ICQ lief an­fangs nur mit dem ICQ-cli­ent, AIM hat­te ei­nen ei­ge­nen cli­ent, ap­ple koch­te mit ichat an­fangs ein ei­ge­nes süpp­chen, ir­gend­wann kan­men sky­pe und jab­ber hin­zu. mit ichat konn­te man zwar bald so­wohl das AIM-, das .mac-, das ICQ- und das jab­ber-pro­to­koll be­die­nen, aber ir­gend­was fehl­te im­mer.

seit wohl un­ge­fähr fünf jah­ren be­nut­ze ich adi­um zum chat­ten. adi­um kann alle mög­li­chen pro­to­kol­le, setllt die kon­tak­te aber per­so­nen­be­zo­gen dar. wenn also ei­ner mei­ner be­kann­ten gleich­zei­tig bei AIM, ICQ und jab­ber ein­ge­loggt ist, sehe ich nur sei­nen na­men und dass er on­line ist, um­ge­kehrt kann ich mich aber mit adi­um auch gleich­zei­tig mit mei­nen zwei AIM-ac­counts, mit mei­nem ccc-jab­ber-ac­count, dem goog­le-talk-ac­count und mei­nem fir­men-jab­ber-ac­count ein­log­gen.

neu­er­dings kann ich mich in adi­um so­gar mit mei­nem kürz­lich re­ak­ti­vier­ten face­book-ac­count an­mel­den und be­kom­me alle face­book-kon­tak­te und -chats un­ter der glei­chen ober­flä­che wie die von AIM, jab­ber und ICQ an­ge­zeigt. ich muss mir kei­ne sor­gen ma­chen mit wel­chen ac­counts ich mich wo zum chat an­mel­de, wel­che pro­gram­me ich öff­nen muss oder wel­che web­sei­ten ich of­fen ha­ben muss um er­reich­bar, bzw. an­sprech­bar zu sein. ich star­te ein­fach adi­um und bin da.

mit der face­book-in­te­gra­ti­on und zeigt sich die ei­gent­li­che stär­ke von adi­um. für die üb­li­chen chat-pro­to­kol­le muss ich die ge­nau­en ac­count-ko­or­di­na­ten mei­ner kon­tak­te ken­nen, hin­zu­fü­gen und teil­wei­se be­stä­ti­gen las­sen. mei­ne kon­tak­te bei face­book sind be­reits durch face­book ge­fil­tert und in grup­pen sor­tiert, aber die kon­takt­auf­nah­me dort ist ei­ner­seits viel ein­fa­cher als je­man­den eine mail zu schrei­ben, hal­lo zu sa­gen und nach dem AIM-, ICQ- oder jab­ber-ac­count zu fra­gen. so tum­meln sich dort ent­fern­te be­kann­te aus schul- und stu­di­en­zei­ten, be­kann­te die ich auf rei­sen ken­nen­ge­lernt habe oder nur vom hal­lo-sa­gen ken­ne. plötz­lich sind die­se men­schen alle ganz nah - ohne mir auf den sen­kel zu ge­hen. denn ge­nau wie ein vol­les adress­buch nicht zu stun­den­lan­gen und stän­di­gen te­le­fona­ri­en führt, führt eine vol­le kon­takt­lis­te in adi­um zu stän­di­gem ge­plap­per. es ist ein­fach be­ru­hi­gend sei­ne kon­tak­te um sich zu ha­ben — und gleich­zei­tig auf di­stanz.

an­ge­nehm ist auch die be­die­nung von adi­um. chats öff­nen sich nicht in je­weils neu­en fens­tern, son­dern alle in ei­nem gros­sen fens­ter, das die ein­zel­nen chats über­sicht­lich und leicht er­reich­bar in tabs an­zeigt. die be­nach­rich­ti­gungs­ge­räu­sche für neue mit­tei­lun­gen oder chats kann man auf ein ner­ven­scho­nen­des ni­veau her­un­ter­re­geln und die kon­takt­lis­te zeigt, wenn man will, klar­text­na­men (die adi­um sich aus dem ap­ple-adress­buch be­sorgt) statt pseud­ony­me an.

das prin­zip von adi­um, da­ten aus ver­schie­de­nen quel­len un­ter ei­ner ober­flä­che trans­pa­rent zu­sam­men­zu­füh­ren möch­te ich in wei­te­ren be­rei­chen se­hen. palm hat das mit dem pre-adress­buch ähn­lich be­ein­dru­ckend hin­be­kom­men, bei der fritz­box ist das te­le­fo­nie­ren durch die zu­sam­men­füh­rung mei­ner 5 VOIP-kon­ten und der ei­nen ana­log­te­le­fon­lei­tung völ­lig mühe- und sor­gen­los, weil die fritz­box ei­ner­seits im­mer au­to­ma­tisch die güns­tigs­te lei­tung wählt und es mir egal sein kann ob der an­ruf per VOIP oder te­le­kom-lei­tung raus geht.

so muss gute soft­ware sein: ein­mal ein­stel­len und dann ver­ges­sen über wel­chen ka­nal der an­ruf oder der chat geht oder wo­her die adres­se kommt. auch wenn es so scheint, dass wir durch neue tech­no­lo­gien auf im­mer mehr ka­nä­len kom­mu­ni­zie­ren, kom­pli­zier­ter muss es nicht wer­den.

[theo­re­tisch kann adi­um üb­ri­gens auch twit­ter und sky­pe, aber durch twit­ter und den stän­di­gen strom an tweets flies­sen mir dann doch ein biss­chen vie­le in­for­ma­tio­nen zu und sky­pe ist lei­der noch nicht 100pro­zen­tig in adi­um in­te­griert und be­nö­tigt noch sky­pe selbst als hin­ter­grund­pro­zess. aber viel­leicht än­dert sich das durch die neue stra­te­gie bei sky­pe ja auch bald.]


kunst

felix schwenzel

her­vor­ra­gen­der text von wolf­gang ull­rich in der ak­tu­el­len brand­eins über eine der zen­tra­len funk­tio­nen der kunst: macht- und über­le­gen­heits­de­mons­tra­ti­on. (text lei­der noch nicht on­line)

So wur­den etwa am Hof von Franz I. in den 1530er Jah­ren Künst­ler da­mit be­auf­tragt, viel­deu­ti­ge und ver­schlüs­sel­te Wer­ke zu schaf­fen. Be­su­cher soll­ten ge­zielt in­tel­lek­tu­ell über­for­dert wer­den. Und so war es das Pri­vei­leg des Kö­nigs, sei­ne Kunst­schät­ze zu in­ter­pre­tie­ren, um auf die­se Wei­se sei­ne Über­le­gen­heit zu be­wei­sen und sei­ne her­aus­ge­ho­be­ne Stel­lung zu recht­fer­ti­gen.
[…]
An­stren­gen­de Kunst ruft bei Au­ßen­ste­hen­den Un­ter­le­gen­heits­ge­fühl­te her­vor — und lässt da­für den­je­ni­gen, der sich da­mit um­gibt umso coo­ler und stär­ker er­schei­nen. […] Auf die­se Wei­se wer­den rät­sel­haf­te Kunst­wer­ke zu Sie­ges­zei­chen und ex­klu­si­ven Tro­phä­en: zu Be­wei­sen da­für, dass der Samm­ler ein her­aus­ra­gen­des Maß an Stär­ke und Vi­ta­li­tät be­sitzt. (quel­le)

das bringt die crux vie­ler spiel­ar­ten der kunst auf den punkt. kunst ist in vie­len fäl­len ein ge­schickt in­sze­nier­tes psy­cho­spiel­chen, das die rei­chen und mäch­ti­gen stützt und sich da­mit selbst hoch­jazzt.

an­de­rer­seits ist es na­tür­lich toll, dass es sa­chen gibt, die ei­nen ver­wir­ren oder nicht auf den ers­ten blick ver­ständ­lich sind und ei­nen zur aus­ein­an­der­set­zung rei­zen. man darf sich nur nicht von kunst ner­vös ma­chen las­sen oder gar dem irr­glau­ben ver­fal­len, der künst­ler oder der samm­ler sei ei­nem über­le­gen. meist ist das ge­gen­teil der fall.

mein per­sön­li­cher zu­gang zu kunst ist üb­ri­gens re­leativ ein­fach und auch für den rest des le­bens ganz hilf­reich: ich kann ganz gut da­mit le­ben, be­stimm­te sa­chen nicht zu ver­ste­hen. oder an­ders­rum: zu mei­nen, man müs­se al­les um ei­nen her­um ver­ste­hen, macht ei­nen mit si­cher­heit fer­tig. auch hilf­reich: sich vor au­gen füh­ren, dass vie­les was man an­fangs nicht ver­steht, im nach­hin­ein pro­fan und pri­mi­tiv ist — hat man es erst­mal ver­stan­den. drei­satz ist so ein bei­spiel. wer es nicht ka­piert staunt bau­klöt­ze über leu­te die da­mit pro­zent­zah­len aus­rech­nen kön­nen. wer es ein­mal ka­piert hat, er­kennt wie pri­mi­tiv und ein­fach es ist.

und apro­pos hoch­jazzen. vor ein paar wo­chen lief auf arte die do­ku­men­ta­ti­on „Die Mil­lio­nen­bla­se — Zer­platz­te Träu­me am Kunst­markt“. dar­in zeigt ben le­wis wie die prei­se und hype-bla­sen im kunst­markt en­ste­hen. auf arte kann man es nicht mehr se­hen, da­für aber (noch?) auf you­tube. auch in der ak­tu­el­len aus­ga­be der brand­eins wird das the­ma von pe­ter lau­den­bach auf­ge­grif­fen und wun­der­bar auf den punkt ge­bracht. wie der text von wolf­gang ull­rich ist auch der von pe­ter lau­den­bach noch nicht on­line. es lohnt sich wirk­lich (wie im­mer) das heft zu kau­fen.

[le­sens­wert ist in die­sem zu­sam­men­hang auch noch die­ser text im frei­tag über da­mi­en hirst.]

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ode an die ama­zon-hot­line

felix schwenzel

es ist schon wie­der eine gan­ze wei­le her, dass ich eine ode ver­fasst habe. jetzt in der vor­weih­nachts­zeit, wo sich men­schen von roll­trep­pen stos­sen, christ­li­che sym­bo­le über die sym­bo­le an­de­rer re­li­gio­nen zu stel­len ver­su­chen (der streit um mi­na­ret­te und kirch­tür­me ist ja, ge­nau be­trach­tet, nichts an­de­res als ein schwanz­ver­gleich zwi­schen grös­sen­wahn­sin­ni­gen heuch­lern), sich in fuss­gän­ger­zo­nen an­rem­peln und mit süs­sem, heis­sen wein voll­lau­fen las­sen, wür­de ich dem weih­nachts­ter­ror ger­ne et­was po­si­ti­ves ent­ge­gen­stel­len. alle paar tage möch­te ich ir­gend­et­was über den klee lo­ben. in den kom­men­ta­ren neh­me ich auch ger­ne an­re­gun­gen ent­ge­gen, was ein­mal kräf­tig von mir ge­lobt wer­den soll­te.

das ers­te lob kas­siert ama­zon. seit knapp ei­nem jahr bin ich dort „ama­zon prime“-kun­de. ge­gen eine ge­rin­ge jah­res­ge­bühr be­kommt man von ama­zon alle sen­dun­gen por­to­frei und als DHL-ex­press-sen­dung ge­lie­fert. das hört sich zu­nächst po­si­tiv an, wäre da nicht die­ser win­zi­ge ha­ken na­mens „DHL“. DHL hat sich (nicht nur) bei mir sorg­fäl­tig den schlech­tes­ten mög­li­chen ruf er­ar­bei­tet. von pa­ket­trä­gern die statt zu klin­geln, ein­fach be­haup­ten die sen­dung sei nicht zu­stell­bar, über pam­pi­ge hot­line-na­sen die ei­nen am te­le­fon schon mal zu­recht­wei­sen („frech­heit, sie un­ter­bre­chen mich stän­dig“) über „er­satz­zu­stel­lun­gen“ in ki­lo­m­ter­weit ent­fern­ten zen­tral­la­gern oder ki­os­ken habe ich in den letz­ten mo­na­ten bei­spiel­haft die aus­wir­kun­gen des ri­go­ro­sen kon­zern-spar­kur­ses am ei­ge­nen leib er­lebt. die bei­fah­re­rin steht kurz da­vor eine DHL-psy­cho­se zu ent­wi­ckeln, de­ren sym­to­me von der un­fä­hig­keit die woh­nung zu ver­las­sen (der bote könn­te ja klin­geln) bis zu bei­na­he hys­te­ri­schen, stun­den­lan­gen glücks­an­fäl­len rei­chen, wenn mal eine sen­dung zu­ge­stellt wird.

kürz­lich habe ich eien DVD und ei­nen „fat­boy“ bei ama­zon be­stellt, des­sen ver­pa­ckung fast zwei me­ter hoch ist, und et­was tran­tü­tig erst nach der be­stel­lung be­merkt, dass die lie­fer­adres­se eine pack­sta­ti­on war. gleich am nächs­ten tag rief ich die DHL-ex­press-hot­line an, um zu fra­gen ob man die sen­dung an eine an­de­re adres­se aus­lie­fern las­sen kön­ne. die nase konn­te mir we­der er­klä­ren ob das um­lei­ten mög­lich sei, noch war­um er und ich zeu­gen ei­ner stö­rung des zeit-raum-kon­ti­nu­ums wur­den, denn laut der pa­ket-ver­fol­gung, wur­de die ende no­vem­ber be­stell­te sen­dung be­reits an­fang sep­tem­ber in köln aus­ge­lie­fert.

ne­ben der tat­sa­che, dass DHL nur über eine teu­re und kun­den­un­freund­li­che 0180er-te­le­fon­num­mer er­reich­bar ist, hat die ama­zon-hot­line, die un­ter ei­ner kos­ten­lo­sen und kun­den­freund­li­chen 0800er-num­mer er­reich­bar ist, auch irre freund­li­che und kom­pe­ten­te mit­ar­bei­ter. be­son­ders an­ge­nehm: die mel­den sich nicht mit ir­gend­wel­chen vor­ge­ge­be­nen af­fi­gen mar­ke­ting-sprü­chen, son­dern ein­fach mit ih­rem na­men. das tol­le an der ama­zon hot­line ist aber nicht nur ihre kom­pe­tenz („ach, das ist ne dop­pelt ver­ge­be­ne track­ing-num­mer, das hat­ten wir letz­tes jahr weih­nach­ten schon­mal, dass DHL die num­mern aus­ge­gan­gen sind.“) son­dern dass die ama­zon-mit­ar­bei­ter of­fen­bar die­rek­ten zu­griff auf DHL-mit­ar­bei­ter mit ah­nung ha­ben. man schil­dert dem kos­ten­lo­sen ama­zon-men­schen das DHL-pro­blem, der ruft di­rekt bei DHL an und löst das pro­blem für ei­nen.

dank der ama­zon-hot­line kam dann nicht nur das rie­sen­pa­ket am ver­ab­re­de­ten tag zu­hau­se an, son­dern mich rief so­gar ein DHL-mensch mit ah­nung und de­vo­ter hal­tung zu­rück, um mir zu er­klä­ren, war­um die DVD nicht in der pack­sta­ti­on an­ge­kom­men sei und dass es ihm ein ver­gnü­gen sei die sen­dung eben­falls zu ei­nem ver­ab­re­de­ten zeit­punkt zu mir nach­hau­se zu schi­cken.

was mir auch sehr ge­fällt: un­ge­fähr zwei mi­nu­ten nach­dem man das ge­spräch mit der hot­line be­en­det hat, be­kommt eine email in der der name des hot­line-mit­ar­bei­ters steht und ge­fragt wird, ob der an­ruf bei der hot­line hilf­reich war.

die ama­zon-hot­line ist so gut, dass ich am liebs­ten je­den tag dort an­ru­fen wür­de. und: das soll­te die alarm­glo­cken beim ein­zel­han­del schril­len las­sen, dass ein gross­kon­zern es schafft den ein­druck zu er­we­cken, dass man kom­pe­ten­ter, ver­bind­li­cher und freund­li­cher be­dient wird als bei tan­te emma um die ecke.