fachlich sachlich auf dem boden des grundgesetzes
ich habe nachdem ich ein zitat vom vorsitzenden der gewerkschaft der polizei (konrad freiberg) zur vorratsdatenspeicherung las, eine email an die gewerkschaft der polizei geschrieben. mich interessierte vor allem, ob es stimmt, dass die GDP sich gegen GPS-sender in polizeiwagen ausgesprochen habe. heute hat mir ein herr zielasko von der GDP geantwortet, die antworten habe ich unter meinen fragen eingefügt:
ich habe ein paar fragen zu einer äusserung des vorsitzenden der GDP. in der presse wird er zitiert, dass sich die bürger um die vorratsdatenspeicherung keine sorgen machen müssten:
Der Bürger kann sicher sein, dass die Polizei verantwortungsvoll mit diesen Daten umgeht.frage: ist es wahr, dass konrad freiberg bürgerrechte auf vertrauen gegenüber der exekutiven aufbauen möchte, statt auf deren verfassungsmässig garantierten rechten?
antwort: Die Polizei arbeit auf dem Boden des Grundgesetzes.
frage: ist es wahr, dass die GDP sich dagegen ausgesprochen hat GPS-sender in alle polizei-wagen zu montieren?
antwort: Nein, das Thema wurde bisher - zumindest auf GdP-Bundesebene - noch nicht diskutiert.
frage: wenn das so ist, mit welcher begründung?
antwort: -
frage: kann es sein, dass die GDP zumindest bei der wahrung der eigenen (datenschutz-) rechte andere massstäbe anlegt als bei den rechten der übrigen bürger?
antwort: Nein.
frage: sieht die GDP die wahrung der vom verfassungsgericht 1984 bestätigten informationellen selbstbestimmung aller bürger als vernachlässigigbar an?
antwort: Nein.
frage: ist es üblich, dass der vorsitzdende der gdp sich an der diskussion von gesetzesvorhaben öffentlich beteiligt und dabei partei für die regierung ergreift?
antwort: Die GdP bewertet Gesetzesvorhaben fachlich sachlich.
faber, krempl, spd
*** Trauern wir einen Moment lang dem informationellen Selbstbestimmungsrecht nach, wie es imVolkszählungsurteilformuliert ist: „Das Grundrecht gewährleistet insoweit die Befugnis des Einzelnen, grundsätzlich selbst über die Preisgabe und Verwendung seiner persönlichen Daten zu bestimmen.“ Was daraus eine sozialdemokratische Ministerin macht, die nach dem öffentlichen Mutterschaftstest für den Entwurf der Vorratsdatenspeicherung verantwortlich ist, grenzt an diesystematische Verdummung der Zuhörer: „Aber das Recht auf informationelle Selbstbestimmung heißt ja nur, dass Bürger darüber informiert werden müssen, wer was von ihnen speichert.“ Es mag ja sein, dass eine Juristin nicht wissen muss, was ein Browser ist, aber eine gewisse Kenntnis der Gesetze wär nicht schlecht. Sonst müssen bei solch radikaler Ahnungslosigkeit am Ende die von der SPD verfügten „Grundsätze zur Frage der verfassungsfeindlichen Kräfte im öffentlichen Dienst“ neu formuliert werden. Zumindest wird klar, warum eine Brigitte Zypries wunderbar zwischen EU-ScharfmacherFranco Frattini und Ernst Uhrlaupasst, dem Chef der Südmilch-Truppe.
Der Bundesrat hat auch keine Einwendungeng gegenden Gesetzesentwurf(PDF-Dokument) zur Ratifizierung derCybercrime-Konventiondes Europarats erhoben. Das Abkommen soll zur Bekämpfung der Computerkriminalität dienen. Der Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung warnte dagegen jüngst davor, dass das Abkommen Deutschland dazu verpflichte, jeglichen Anforderungen von Telefon- und Internetdaten durch ausländische Ermittlungsbehörden unverzüglich und „im größtmöglichen Umfang“ nachzukommen. Daher sei der Völkervertrag unvereinbar mit dem deutschen Grundgesetz und der Europäischen Menschenrechtskonvention – ebenso wie die gerade vom Bundestag beschlosseneVorratsdatenspeicherung.
SPD:
Jede zusätzliche Forderung nach neuen Maßnahmen oder schärferen Gesetzen muss nicht nur dahin gehend geprüft werden, ob sie tatsächlich mehr Sicherheit bringen könnten, sondern sie müssen auch mit den Grundwerten unserer bewährten Verfassung vereinbar sein.
Die SPD ist die Partei der inneren Sicherheit und der Bürgerrechte. (via 1,via 2)
Demokratie ist langweilig
[gastartikel von lobotom]
Demokratie ist langweilig. Eigentlich ist es ein Wunder, dass sie überhaupt funktioniert. Denn nicht mal die, die sie von Berufs wegen machen, gehen gerne hin. Zum Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung beispielsweise. Seit Monaten wird darüber diskutiert, immer wieder meinte jemand, endlich sei Deutschland aufgewacht und seit der Volkszählung habe es nicht mehr so viel Aufmerksamkeit für Bürgerrechte gegeben. Naja.
Als im Bundstag die Aussprache begann, war der Saal nicht einmal zu einem Drittel gefüllt. Viel zu groß wirkte die riesige Halle für das Häuflein Vertreter des Volkes. Dabei gab es richtig was zu wettern. Die Regierungskoalition war dafür, die Opposition geschlossen dagegen. Und Kameras waren auch genug auf die blauen Stühle gerichtet.
Das Gesetz aber war verabschiedet, bevor es im Parlament überhaupt debattiert wurde. So ist es immer. Eigentlich geht es im Plenarsaal nur darum, abzunicken, was vorher in langen Runden ausgehandelt wurde. Hätte die Opposition nicht eine namentliche Abstimmung verlangt, wäre das ach so umstrittene Gesetz von ein paar müde gehobenen Händen beschlossen worden.
So aber drängten sich plötzlich Hunderte, als die Saaldiener die Urnen brachten. So schnell wie möglich wollten sie ihre blauen und roten Kärtchen in die Kisten stecken. Die meisten setzten sich gar nicht erst.
Als Bundestagspräsident Lammert zwanzig Minuten später das Ergebnis verkündete, waren alle längst wieder weg. In den Reihen der Grünen saßen noch fünf Abgeordnete, bei der SPD zehn, die Union brachte es auf 21 Sitze.
Und was waren nicht in der Aussprache zuvor für Reden gehalten worden. Die Linkspartei hatte es einen „traurigen Tag für die Demokratie“ genannt, die Grünen fanden, es sei „ein schwarzer Tag für die Bürgerrechte“, die SPD sah darin „einen guten Tag für den Rechtsstaat“.
Eigentlich aber war es vor allem der Tag der Bürokratie. Haufenweise Gremien haben sich mit dem 200 Seiten dicken Gesetz befasst. Und nun muss sich das Bundesverfassungsgericht auch noch mit 7000 Klagen beschäftigen.
366 stimmen
leck mich, SPD
es ist selten, aber heute möchte ich fonsi mal fast vorbehaltslos zustimmen. ich rufe der SPD nicht nur in der überschrift, sondern auch im haupttext zu: fick dich leck mich.
dass kurt beck und seine ihm offenbar in völliger fraktionsdiziplin ergebenen abgeordneten nun seinem wunsch den menschen näher zu sein und weitreichenden neuen überwachungsmassnahmen zusammen mit der CDU nahezu geschlossen zugestimmt haben ist ja nicht überraschend. was überraschend ist, wie sorglos die abgeordneten mit der verfassung und berechtigten protesten umgehen. was sind das für leute die einem innenminister und einer in bürgerrechten komplett ahnungslosen justizministerin einfach blind folgen und an einem relativ historischen datum deren vorstellungen eines überwachungsstaates einfach so zustimmen? sieben SPD-abgeordnete haben gegen den gesetzentwurf gestimmt. der rest der abgeordneten denkt sich offenbar, die verfassungsrechtlichen bedenken, die anstehende verfassungsklage und die proteste sitzen wir einfach aus. das problem was diese SPD-abgeordneten nicht sehen ist: sie verprellen und verhöhnen ihre wähler. die wähler die für einen sogenannten „starken“ staat sind und nichts gegen einen abbau von bürgerrechten unter der flagge des kampfes gegen den terror haben, diese wähler sind traditionell eher bei der CDU.
mit dem nachäffen von linker, arbeitnehmerfreundlicher, populistischer verteilungspolitik und dem auf dem letzten parteitag vorgenommenen grünen anstrich, also mit dem durchsichtigen versuch die grünen mit wind- und alternativenenergie geladenener politik wegzublasen, schafft die SPD nicht ihre bröckelnde wählerbasis zu stabilisieren. 20 jahre nach dem aufkommen der umweltschutzbewegung, gefühlte 100 jahre nach den ersten warnungen vor einem treibhauseffekt macht sich die SPD plötzlich solche ökologischen forderungen zu eigen. wenn die SPD jetzt auch 20 jahre braucht um sich in fragen der bürger- und freiheitsrechte zu profilieren, wird die SPD bald mit der fünf-prozent-hürde zu kämpfen haben. ach. hat sie im osten schon? na gut, dann eben bald auch bundesweit.
man muss sich das mal vorstellen. die SPD lässt immer noch irgendwelche bergmannschöre auf ihren parteitagen auftreten um ihre rückwartsgewandheit zu demonstrieren. wie verquast muss man sein um eine solche scheissegal- und kapier-ich-eh-nicht-haltung gegenüber der gegenwart, gegenüber den brennenden fragen der informationsgesellschaft zu haben und einen so ungeheuren paradigmenwechsel im umgang mit dem bürger und seinen rechten einfach abzunicken — gegen den widerstand in vielen schichten der gesellschaft?
politiker die ahnungslos und inkompetent sind, die ihre wähler gängeln und überwachen (verraten — verarschen?) — wer wählt die schon? ix nicht.
eins noch, da ich ihn persönlich, bzw. direkt gewählt habe, möchte ix noch ein paar worte an den „bürgerrechtler“ wolfgang thierse richten, der heute für das gesetz gestimmt hat: •••• •••• •• •••••!
schäuble macht einen auf herman
Innenminister Schäuble provozierte mal wieder, diesmal mit einem Hitler-Vergleich. “Wir hatten den ‘größten Feldherrn aller Zeiten’, den GröFaZ, und jetzt kommt die größte Verfassungsbeschwerde aller Zeiten”, assoziierte er am Mittwochabend vor Journalisten und Richtern in Karlsruhe. (via)
warum müssen menschen die sich auf einer mission sehen eigentlich immer hitler aus ihren geistigen schubladen rauskramen, absurde vergleiche zusammenbasteln und sich damit öffentlich demontieren? macht schäuble das eigentlich auch im alltag, hitler als alltagskonstante?
„sag mal ingeborg, findest du auch dass dieses brötchen wie oller hitler schmeckt?“ — „mensch guck mal die hitlerveilchen blühen wieder!“ — „ingeborg, reich mir doch mal die hitlercreme [anm. d. r.: nuss-nougat-creme] rüber!“
wer sich gross mitbeschweren will geht hier entlang (via).
[zur überschrift: gemeint ist natürlich eva herman, nicht hermann göring]
[nachtrag]

[bild ahoipolloi, via]
gucktipp
dieses video ist wirklich ganz grossartig.
[allein der süffisante hinweis, dass ein amerikanisches gericht mal den „common sense“, den gesunden menschenverstand in einer seiner urteilsbegründungen zur argumentation heranzog versöhnt mich zumindest teilweise mit der verkackten kaste der juristen.]
morgen scheisst der bundestag aufs grundgesetz …
… oder zumindest auf die verfassungsmässig garantierte informationelle selbstbestimmung und wird aller voraussicht nach die gesetzesvorlage zur verschärfung der telekomunikationsüberwachung abnicken.

dazu eine kleine linksammlung:
- heute.de: »Ricardo Cristof Remmert-Fontes im heute.de-Interview« [das ist der typ auf der demo mit den schlechten witzen und dem pferdeschwanz — trotzdem lesenswert]
- heute.de: »Zypries verteidigt Datenspeicherung«
- neuegegenwart.de: peter glaser im interview über datenschutz [ist ungeil]
- tagesspiegel.de: sabine leutheusser-schnarrenberger über schritte in den präventionsstaat
- vorratsdatenspeicherung.de: »Das Internet trauert um das Telekommunikationsgeheimnis«
- gulli.com: »Lebenslange Steuernummer in zentraler Datenbank abgesegnet«
- blog.handelsblatt.de/indiskretion: »Die Frage des Rückgrats der Abgeordneten des Deutschen Bundestages«
- hanno.de: »Statistik ist nicht einfach«
- heutejournal: bericht über die demo am dienstag
ccc-jabber spende
ix spende ja gern. vor allem für den excellenten ccc-jabber server. aber in welcher welt lebt der ccc eigentlich, dass er die kontonummer und bankleitzahl mit leerzeichen garniert, was für omas und opas augen sicherlich hilfreich ist, aber für copy&paste in ein online-banking-formular eine qual ist? wo sind wir gelandet, wenn selbst der ccc so deppert und technik-feindlich rumdilettiert? oder sind die auch gegen online-banking?
alles was google hat …
… ist viel geld, gute entwickler und vertrauen. naja. vielleicht noch ein bisschen mehr. gerade gestern habe ich noch irgendwem erzählt, dass google sehr genau weiss wie wichtig das vertrauen der benutzer ist. vor allem natürlich bei den suchergebnissen. werden googles suchergebnisse irrelevant oder schlecht wandern die user zur konkurenz ab. der vertrauensbonus ist in einem solchen fall ganz schnell aufgebraucht.
bis heute dachte ich auch, dass der umgang mit den benutzerdaten von google aus genau diesem grunde sehr verantwortungsvoll gehandhabt wird. niemand wird google seine daten mehr anvertrauen wollen, wenn google wie yahoo diese einfach auf anfrage an regierungsorgane abgibt.
wie ix mich irren kann! google scheint sich im falle des inders lakshmana kailash k. persönliche daten, bzw. seine IP-adressen an indische ermittlungsbehörden herausgegeben zu haben:
Nart Villeneuveberichtet, dass Google die IP-Adresse eines Orkut-Users an indische Polizeibehörden auslieferte. Lakshmana Kailash K. hatte angeblich “beleidigende” Bilder des indischen Nationalhelden Chhatrapati Shivaji hochgeladen - ein fragwürdiges Delikt. (quelle)
wenn das stimmt, könnte das ein schwer schlag für google sein. zumindest meines vertrauens in google. ich will nicht sagen, google ist jetzt zu einem verantwortungslosem, rückgratlosem, überheblichen, selbstgerechten, regierungs-arschkriecherischem, schweinebacken-unternehmen geworden ist. aber ich frage mich wie google die scheisse an den händen wieder loswerden will.
zitat des tages
der vorsitzende der gewerkschaft der polizei (GdP), konrad freiberg meint „datenschützer“ würden „panikmache“ beteiben:
Der Bürger kann sicher sein, dass die Polizei verantwortungsvoll mit diesen Daten umgeht.
das erklärte er in anbetracht der häufig geäusserten angst vor dem „gläsernen bürger”. (zitat gefunden bei simon columbus)
wie wäre es umgekehrt? die polizei und der staat kann sicher sein, dass die mehrheit der bürger rechtschaffend sind und keine terroristischen ziele verfolgten. die häufig geäusserte angst vor terroranschlägen ist vor allem panikmache. ein präventiver überwachungsstaat der die kommunikationsdaten seiner bürger gegen ihren willen speichert und darauf zugriff verlangt ist verfassungsfeindlich.
wieso sollen die bürger dem staat mehr vertrauen schenken als der staat es selber tut? das erklärt konrad freiberg nicht.
meine erste demo

ich glaube ich war echt noch nie auf einer demonstration. ich kann mich zumindest gerade nicht daran erinnern. das hat nichts zu bedeuten, ich vergesse auch manchmal meinen eigenen namen. eben war ich am reichstag, dort, auf der anderen strassenseite, in einem kleinen park, war eine bühne aufgebaut, davor standen, als ich kam, so ungefähr 300 leute. vielleicht auch 400 oder 500.
ein typ mit pferdeschwanz machte auf der bühne doofe witze und kündigte dann petra pau an. die sprach enorm langsam und erzählte zuerst ein märchen. über eine regierung die anno 1983 ihre bürger zählen wollte, die aber ihre „zahlen“ nicht herausgeben wollten und vor gericht zogen und die vor diesem gericht, dem bundesverfassungsgericht recht bekamen, dass sie nämlich über ihre „zahlen“ selbst bestimmen sollten und nur sie und nicht die regierung. weil sie so langsam sprach war das ein sehr langes märchen. sie zog auch parallelen zur DDR, in der die bürger auch nicht über ihre „zahlen“ selbst bestimmen konnten. und dass sie und ihre partei mit uns (?) vor das bundesverfassungsgericht ziehen werde.
alles was sie sagte stimmte und irgendwie wirkte sie auch überzeugt von dem was sie sagte, aber mir fällt es irgendwie irre schwer PDS-politikern zu vertrauen. mir riecht das immer alles zu populistisch. nicht dass die westerwellige FDP da weniger verdächtig scheint, aber für politiker wie gerhard baum oder sabine leuthäusser-schnarrenberger mache ich gerne ne ausnahme und schenke denen mein volles vertrauen. leuthäusser-schnarrenberger erwähnte auch noch ein aar frappierende details. die bundesregierung behauptet ja, sie müsse das gesetzt zur vorratsdatenspeicherung aufgrund eines EU-beschlusses umsetzen. pustekuchen, gegen das gesetz sind mehrere klagen (oder zumindest eine von irland) offen. und es sieht ganz danach aus, dass die europäische verfassungsklage erfolgreich sein wird und den beschluss der die mitgliedsstaaten zur umsetzung von vorratsdatenspeicherung-gesetzen anhält kippt. das muss man sich mal vorstellen: die regierung verschanzt sich hinter einem eu-beschluss von dem nicht sicher ist dass er bestand hat und will dieses gesetz mit dem sämtliche kommunikationsdaten aller deutschen für 6 monate gespeichert werden durch den bundestag peitschen.
auch hans-christian ströbele, der ein wenig wirr redete, wies noch darauf hin, dass das gesetz auch die lockerung von weitergehenden überwachungsmassnahmen beinhaltet. zur zeit seine 50tausend überwachungsmassnahmen in deutschland richterlich abgesegnet, dass heisst die kommunikation von 50tausend menschen wird in diesem moment mitgeschnitten. diese zahl sei in den letzten jahren rapide angestiegen und mit dem neuen gesetzt werde es noch schlimmer. meinte ströbele. als ich ströbele so zuhörte wurde mir einerseits sehr kalt, was nicht an der vorratsdatenspeicherung sondrn am wetter lag, aber auch ein bisschen langweilig. am ende seiner rede fing er an ganz fürchterlich zu schwadronieren, zu stammeln und unrund zu formulieren. vielleicht war ihm auch kalt, aber vielleicht sollte er seine reden auch einfach besser vorbereiten und von irgendjemandem straffen lassen. 10 minuten hätte man einfach rausschneiden können. die cutter von watchberlin machen das mit meinen beiträgen auch immer, was den beiträgen meiner meinung nach sehr, sehr gut tut.
insgesamt war das eine sehr traurige veranstaltung. das publikum war zwar anährend so gross wie das auf tim o’reillys keynote, also so um die 1700 menschen, aber mit ein bisschen mehr betroffenen hätte ix schon gerechnet. dieses gesetz ebnet den weg aus deutschland einen präventiven überwachungsstaat zu machen und ist meiner meinung nach völlig absurd. jeder wird davon betroffen sein. wenn ich das richtig verstanden habe, bekommen behörden auch für geringste anlässe zugriff auf die daten. hinz und kunz können mit verleumdungsklagen oder anzeigen ermittlungen in gang setzen die dann das schnüffeln von ermittlungsbehörden in jedermanns privatleben zur folge haben. die verfassungsmässig garantierten rechte zur informationellen selbstbestimmung und auf die unverletzbarkeit der privatsphäre kann man sich dann in den hintern stecken.
[nachtrag]
- netzpolitik.org: 1500 Berliner demonstrieren bei Regen gegen die Vorratsdatenspeicherung
- heise.de: Tausende demonstrieren bundesweit gegen die Vorratsdatenspeicherung
- spreeblick.com: Freiheit statt Angst - Video
- golem.de: „Wir lassen uns nicht speichern“
web2.0 expolog
10:53 h:
von einem tag auf den anderen stehen im „pressezentrum“ plötzlich imacs. das administrator-kennwort lautet „“. die imacs hängen an einem wlan, das kennwort lautet „0123456789012“ — vielleicht interessiert das ja jemanden.
11:46 h:
warum gibts ne web2expo-ics-datei nicht offiziell? die offizielle website is eh ne zumutung.
12:30 h:
mahlzeit!
13:51 h:
um hier aufs klo zu gehen muss man teilweise fünf schwergängige türen hintereinander öffnen. dahinter stecken sicher irgendwelche brandschutzvorschriften oder der wille dass alle die gleichen viren an den händen haben sollen. open source? ich fordere open klos.
apropos klo. manche sind hier so online affin internetsüchtig, dass sie mit ihren handys am pissoir surfen. ich gebe hiermit eine virenwarnung für (zumindest ein) symbian phone heraus.
14:25 h:
mit dem terminplan kom ich nicht zurecht. ix hab aber eine lösung gefunden. ich guck einfach immer irgendwas an. geht eh alles um web2.0. oder so.
14:35 h:
in kathy sierras präsentation hab ix jetzt zum zehnten mal abbildungen des stinkefingers gesehen. sie illustriert damit kundenunzufriedenheit. trotzdem hat sie mit fast allem irgendwie recht. wie alle hier. platitüden stimmen immer. jaja, ix weiss, die kunst besteht darin platitüden ordentlich zu strukturieren und aufzubereiten. und das können amerikaner wirklich gut.
14:41 h:
kathy sierra fragt „why are you here?“ ihr vortrag wird immer obzöner. eben konnte man sogar einen kleinen penis auf ihren dias sehen. komischer kontrast, ne frau im business-dress die einen schmierigen witz nach dem anderen macht um einen zum nachdenken über platitüden anzuregen.
16:05 h:
ich spreche nicht sonderlich gut französisch. trotzdem glaube ich, dass ich mehr verstehen würde, wenn der franzose auf dem podium statt englisch französisch sprechen würde. oder chinesisch. momentan spricht er javascript. ich glaube ich hätte in der schule besser aufpassen sollen.
16:17 h:
- netzpolitik.org: Web2Expo Berlin
- blog.handelsblatt.de/indiskretion: Abbruchstimmung auf der Web 2.0 Expo
16:28 h:
ix geh mal zum reichstag.
00:10 h:
- blog.handelsblatt.de/indiskretion: Usability-Kurs according to Tim O’Reilly
die plazes party im münzsalon war sehr nett. tim o’reilly war auch da und es war faszinierend zu beobachten wie die webzweinuller sich an ihn ranwanzten. und: alle blogger, ausser thomas knüwer, leiden an adipositas.
wer dem flurfunk lauscht und blogs liest kommt zu dem schluss, dass die web2.0 expo eine der schlechtesten konferenzen seit langem war oder zumindest so wahrgenommen wurde. ich kann mich nicht beschweren. ich hatte anderthalb nette tage. irgendwie.
[07.11.2007, 19:58]
- don.antville.org: Web 2.0 Expo
scheiss-comic
web2.0 expo

ich habe irgendwo gelesen, dass die web2.0 expo nach berlin komme sei eine art ritterschlag für berlin. diese kongress-messe finde ausserhalb der usa nur in tokio statt. new york, tokio, berlin, san fransisco. na toll. der eintrittspreis ist auch ritterlich, wenn nicht gar fürstlich, irgendwas zwischen 1000 und 2000 euro, wenn man alle vorträge hören will. ich habe mich als blogger angemeldet, was natürlich eine lüge ist, denn ich schreibe ja nur ins internet und blogge gar nicht. so habe ich also über tausend euro gespart, einen ausweis auf dem presse steht bekommen und freibier. zahlende teilnehmer müssen also nicht nur den eintrittsreis zahlen, sie müssen auch noch essen und trinken bezahlen. kein wunder, dass pressefuzzis so unbeliebt sind. die kriegen echt alles in den hintern geblasen.
dass die zahlenden teilnehmer für essen und trinken zahlen müssen stimmt natürlich nicht, ich habe mir sagen lassen, das alle teilnehmer mittags eine mülltüte mit einem sandwich, einem apfel und einem mars oder so ausgehändigt bekommen haben. amerikaner nennen sowas lunch. die begeisterung der lunchtütenempfänger hielt sich angeblich in grenzen.
im sogennanten „pressezenrum“ wo man als pressefuzzi mit seinem guten namen und seiner unterschrift zahlen konnte (und normale teilnehmer ritterpreise in euro zu entrichten hatten) gab es hinter der theke eine sehr freundliche bedienung. ja, leider nur eine, zumindest so lange ich dort ein und aus ging. das führte zu schlangen und unmut. wlan gab im „pressezentrum“ auch nicht, dafür ein paar steckdosen und äusserst geschmackvolle einrichtung aus dem 08/15-messebaukatalog.
aber ich sollte aufhören zu meckern. schliesslich hab ix ja eh nix bezahlt und auf konferenzen geht man ja nicht zum essen und trinken und in den laptop glotzen, sondern — ja warum eigentlich?
achja. um sich vorträge zu „web2.0“ anzuhören. tim o’reilly hat den begriff ja erfunden, extra für diese konferenz vor ein paar jahren. jetzt halten hier experten vorträge und podiumsdiskussionen über web2.0 und die kann man sich angucken um was über web2.0 zu erfahren. deshalb war ich also dort.
ich hab ja nix gegen web2.0. ich mag das internet und bin täglich fasziniert von den potenzialen und überraschungen die sich dort auftun. und seit ein paar jahren lebe ich davon, sachen im internet zu machen, anderen leuten zu erklären was man dort machen kann und ihnen dabei zu helfen dort etwas zu machen. gegen den begriff web2.0 hab ich allerdings doch etwas, der begriff ist mittlerweile im allgemeinen sprachgebrauch zu einem synonym für „mach mal ne kommentarfunktion dadran“ geworden. ursprünglich, das unterstelle ich tim o’reilly jetzt einfach mal, sollte er ein synonym für „die zukunft des internets“ sein, bzw. ausdruck dessen, dass sich im internet in den letzten 10 jahren etwas entscheidendes verändert hat.
witzigerweise haben dion hinchcliffe, dessen vortrag ich zumindest in teilen sah, und tim o’reilly, dessen keynote ich am abend sah mich genau dort abgeholt wo ich genervt vom begriff „web2.0“ war. nämlich indem sie den begriff entwässerten und sich an definitionen versuchten. klingt profan amerikanern beim versuch web2.0 zu definieren zuzuhören, wars dann aber doch nicht.
letztendlich machten hinchcliffe und o’reilly (und wahrscheinlich noch ein paar mehr der vortragenden) nichts anderes als erfolgreiche internet-unternehmen zu analysieren, diese analyse in powerpoint zu tunken und zu präsentieren. und dabei (überraschung!) kann man tatsächlich noch etwas lernen — und sei es nur besser zu argumentieren wenn es um die planung oder die kritik an webprojekten geht.
nicht dass es neu wäre, dass die leute offenbar dahingehen wo sie sachen einfach erledigen können, dass einfache techniken und protokolle sich viel eher durchsetzen als komplizierte, dass offene standards sich besser ausbreiten als proprietäre und dass man, wenn man erfolg haben will, seine inhalte verteilen (syndizieren) muss. es bringt nichts zu versuchen die kunden ausschliesslich auf der eigenen plattform zu halten, man erreicht genügend grosse zielgruppen nur wenn man auf anderen plattformen präsent ist. das versteht eigentlich jeder, der sich anguckt wie google geld verdient. das web ist die plattform, nicht die eigene site.
noch eine beobachtung die eigentich auf der strasse liegt: das web wird geräteunabhängig. das heisst nicht nur, dass webseiten auf handys oder an umts leitungen funktionieren sollten, sondern dass immer mehr geräte als eingabemedien agieren: handykameras die blogs füllen, gps-module zur ortsbestimmung und navigation, bluetooth-geräte mit internetanbindung als sensoren, navigationsgeräte als staumelder. mit 1000 neuen technischen gadgets werden unmengen an daten produziert — wer es schafft die adequat auszuwerten kann darauf mit etwas geschick web2.0-geschäftsmodelle aufbauen. qype (mobil), aka-aki, jaiku, plazes und 1000 andere versuchen das ja alle schon eine ganze weile. und es gibt immer mehr geräte mit denen die menschen inhalte aus dem internet mitnehmen, mobile lesegeräte, mobile musikabspielgeräte. der PC ist schon lange nicht mehr der einzige zugang zu inhalten aus dem netz oder um inhalte ins netz zu spielen. klar, das ist alles mehr oder weniger profanes wissen, aber es schmeckt super, wenn man es sich auf der zunge zergehen lässt.
tim o’reilly hat das alles in seiner keynote um längen eleganter, inspirierender, amerikanischer und ich befürchte auch viel kürzer als ix das je könnte zusammengefasst. wenn er am anfang nicht so cholerisch und unlocker über die deppen die ihm die technik aufgebaut haben rumgeflucht hätte („wär besser gewesen wenn ich das selbst gemacht hätte!“), hätte ich ihm richtig knuddelig gefunden. er ist ja nicht doof, dieser o’reilly. und mir scheints er hat ein feines sensorium für technik und was man damit machen kann. ausserdem hat er ein grosses herz für leute die aus begeisterung, einfach so („just for the heck of it“), mit technik spielen — solange sie nicht für die technik seiner keynote zuständig sind.
[nachtrag]
hübsche zusammenfassung des ersten tage von torsten kleinz auf heise.de.
mahnen, wachen
morgen bundesweit um 17 uhr mahnwachen gegen die vorratsdatenspeicherung. notiz an mich selbst: nicht vergessen.
watchberlin relaunch
zum watchberlin-relaunch könnte ich viel sagen. ich komm nur gerade zu nichts. heute musst eich den ganzen tag in blankenese spazieren und mir den magen vollschlagen. gestern musste ich den ganzen tag kochen und dvds gucken. da kommt man echt zu nichts.
dass nach dem relaunch alle alten eingebetteten filme und links nicht mehr funktionieren ist eine katastrophe und meiner meinung nach auch etwas spät in aller deutlichkeit deutlich gemacht worden. auch den ansatz die ganze site in flash zu machen finde ich enorm eigenartig. zumindest wenn man keine alternativen wege zu den filmen anbietet. immerhin funktionieren die permalinks, das hier ist beispielsweise der link zu wirres bei watchberlin. ich vermute ja, dass die daten mit einem cms verwaltet werden, da wäre es sicher kein problem die filme suchmaschinen- und benutzerfreundlich ohne klimbim navigierbar zu machen. aber das war offenbar nicht gewollt, ebenso wie downloads.
wie gut, dass sich die streaming-daten hinter der flashsite nicht verstecken lassen, mit den richtigen werkzeugen runterladen lassen (ix bei martenstein zum beispiel) oder mit einem opensource player einfach selbst einzubetten sind. das habe ich mal gemacht.
die letzten sieben videos von mir bei watchberlin hab ich in einer playlist zusammengefasst. gestreamt werden sie weiterhin vom watchberlin-server.
demnächst werde ich alle bisherigen artikel oder hinweise auf meine watchberlin filme neu verlinken, einbetten (für das martenstein-video und meinen film über die vorratsdatenspeicherung hab ich das bereits gemacht).
werbung
vor lauter werbung hier auf der seite hab ich keinen platz mehr für das watchberlin-relaunch-banner. also pack ich das banner hierhin, erwähne noch kurz, dass ich von watchberlin für das banner kein geld bekomme, wohl aber ein honorar für die filme die ich für watchberlin mache und dass ich bedaure, dass watchberlin vorerst, nach dem relaunch, kein rss mehr hat.

[diese werbung zerstört sich am 4.11.2007 selbst diese werbung läuft jetzt nach unten aus.]
premium, doo!
alle o2 premium-kundenbetreuer sind zur zeit im gespräch. wir verbinden sie jetzt mit unserer kundenhotline.
regen
als die beifahrerin dieses bild sah, meinte sie ich sei damals aber schlank gewesen. machte mich nachdenklich.

[überhaupt, was man plötzlich für olle kamellen auf der festplatte findet mit diesem neuen betriebsdings]