lobomobil

übrigens: die frisur hat auf dem bild bereits zwei nächte (ohne morgendliche restaurierung) überlebt. autofahren geht laut sascha lobo auch auch mit geschlossenem dach, allerdings leidet dann die sitzhaltung.
übrigens: die frisur hat auf dem bild bereits zwei nächte (ohne morgendliche restaurierung) überlebt. autofahren geht laut sascha lobo auch auch mit geschlossenem dach, allerdings leidet dann die sitzhaltung.
die veranstaltung gestern abend war vor allem eine erklärbär-veranstaltung zum web2.0 für „entscheider“. das publikum bestand vorwiegend aus lokalgrössen und honoratioren. so richtig knackige neuigkeiten oder erkenntnisse zum web2.0 kamen nicht ans licht, aber das war ja auch auf dem o’reilly-kongress nicht viel anders. wahrscheinlich ist das sowieso ein ding der unmöglichkeit web2.0 auf irgendeine formel zu bringen. andererseits ist „web2.0“ ja genau diese formel: ein nebulöser begriff um alles was sich zur zeit so im internet bewegt mit einem schlagwort zusammenzufassen. das beste synonym für web2.0 ist demnach „dings“.
und — ich wiederhole mich — dieses dings wurde auf dieser veranstaltung sehr bemüht aus allen möglichen perspektiven beleuchtet. beeindruckend war wie gewissenhaft sich die moderatorin nova meierhenrich vorbereitet hatte. zu 62-78 prozent war ihre vorbereitung auch fundiert. ihre anmoderation war in etwa deckungsgleich mit dem, was sie vor der veranstaltung in ihr blog schrob. dass ihr während der veranstaltung ein paar ungenauigkeiten rausrutschten wurde von den teilnehmern der runde geflissentlich übergangen, also werde ich auch nicht darauf rumreiten, dass die firma kryptonite keinesfalls „pleite“ ging nachdem „kürzlich“ ein video durch die blogs geisterte auf dem zu sehen war wie einfach die angeblich sicheren schlösser zu knacken sind. immerhin widersprach sascha lobo, nachdem sie ihn als „urgestein des internets“ und „kultblogger“ bezeichnete.
ebenfalls beeindruckend fand ich, dass der gastgeber, der vorstandsvorsitzende der sparkasse hannover, die veranstaltung ausgerechnet mit einem zitat von jean-remy von matt eröffnete. man müsse die normalspur schon verlassen um andere zu überholen, soll der gesagt haben. dabei sprach er allerdings nicht über das internet oder blogs oder web2.0, sondern über die zukunft des wirtschaftsstandorts hannover. „die hoffnung stirb zuletzt“ hat er leider nicht gesagt.
dass sascha lobo sich danach, scheinbar lispelnd, mit einer einfachen erklärung und zehn steilen thesen zur zukunft des internets abmühte, hab ix ja schon erwähnt. die zehn steilen thesen habe ich hier nochmal extra zum nachlesen abgeschrieben. allerdings verwirrte mich schon die erste steile these: „TV und Print wird es immer geben.“ denn danach sagte er, dass das netz sämtliche anderen medienformen bis auf das buch und buchähnliche zeitschriften ablösen werde. letztlich war das dann auch in der anschliessenden diskussion der einzige streitpunkt: wie verteilt sich künftig die aufmerksamkeit der „nutzer“, wer erzielt die grössten oder hochwertigsten „reichweiten“, wer erreicht wie seine zielgruppe und wie kann man das zu geld machen?
dazu gab es einen hübschen kleinen wortwechsel zwischen sascha lobo und stefan behrendt von t-online. sascha lobo sprach davon, dass die zeit grosser portale oder reichweitenstarker fernsehsendungen, also eigentlich die zeit des massengeschmacks vorbei sei, bzw. dass es den „massengeschmack“ eigentlich eh nie gegeben hätte und dass sich das jetzt zeige und der markt sich zersplittere, zerfasere und immer kleinteiliger werde. behrend fragte lobo dann: „und woher kommt das geld?“ lobo: „werbung!“ behrend: „aber dafür braucht man reichweite.“ lobo: „nicht wenn man die zielgruppe exakt erreichen kann.“ behrend warf lobo dann vor die markgesetze zu ignorieren, für den „revenue stream“ bräuchte man halt die reichweite. lobo stimmte ihm zu, dass er die marktgesetze ignoriere und brachte dann das beispiel des adical-bloggers „psp-freak“. dort würden sich täglich bis zu 15000 menschen über die mobile playstation informieren, so eine genaue zielgrupenansprache könne man selbst mit den 1,5 millionen besuchern auf t-online nie hinbekommen. leicht angesäuert korrigierte behrend ihn, es seien 14 millionen. lobo meinte daraufhin er beziehe sich auf die zukunft. wenn ich mich recht erinnere habe ich als einziger darüber gelacht. torsten muth von cisco versuchte dann den schlichter zu spielen: „es ist reichweite und zielgruppe!“.
aber lobo war nicht der einzige der steile thesen aufstellte. der vertreter der verlagsgruppe madsack der andreas arntzen vertrat und dessen namen ich nicht im veranstaltungsprogramm finden oder aufschnappen konnte, fabulierte während der diskussion über den freiheitsgrad des papieres: „papier ist frei. papier macht unabhängig. papier bietet einen weit grösseren freiheitsgrad als elektronische medien.“ sein killerargument lautete: „papier braucht keinen strom.“ sehr überzeugend. wenn es keinen strom mehr gäbe, sprach sascha lobo meine assoziation aus, dann hätten wir sicher ganz andere probleme als dass wir auf papier nachlesen wollten was angela merkels kabinett beschlossen habe. und wie man druckereien ohne strom betreiben wolle oder dass der vertrieb von zeitungen ohne energie auch nicht so ganz einfach ist wollte dann eigentlich auch keiner im detail diskutieren. ich bin mir auch sicher, dass die verlagsgruppe madsack zeitungen nicht mehr im bleisatz herstellen kann (und selbst der bleisatz braucht soweit ix weiss strom). bleibt natürlich die haptik des papieres als überzeugendstes argument übrig. obwohl ich seitdem ich die haptik des iphone-browsers ausprobiert habe, auch bald so weit bin, in bezug auf webseiten von haptik zu reden.
eine weitere steile these aus dem hause madsack (und t-online) lautete: die granulierten, zerfaserten informationen aus den weiten des internets interessierten eigentlich niemanden, niemand wolle sich durch hunderte blogs oder webseiten arbeiten um an informationen zu kommen. die grossen verlage veredelten informationen und präsentierten diese glaubwürdig und mit hohem qualitätsanspruch unter einer grossen marke. da war es wieder das gute alte gatekeeper-argument und die überzeugung, dass glaubwürdigkeit und qualität von den grossen playern gepachtet sei. sascha lobo war so feundlich auf diese schaumschlägerei mit einem plädoyer für medienkompetenz zu antworten. dankenswerterweise ohne dieses furchbare wort in den mund zu nehmen, sondern einfach indem er darauf hinwies, dass blödsinn keinesfalls nur in blogs oder „im internet“ stehe, sondern durchaus auch in zeitungen oder agenturmeldungen. alles was gegen blödsinn helfe sei distanz und bildung.
zusamenfassen kann man die diskussion so: alle sehen wie sich die aufmerksamkeiten und zielgruppen zerfasern, zersplittern und vermischen (steile lobo-these nummer 10), wie sich gemeinschaften — wie im echten leben — zusammenclustern (steile lobo-these nummer 9) und wie nutzer immer mehr inhalte selbst produzieren (steile lobo-these nummer 3). alle die mitspielen versuchen ein stück von grossen kuchen abzubekommen. wie das funktionieren soll weiss keiner so genau. offenbar stehen wir noch am anfang von phase eins, in der alle versuchen zu verstehen was überhaupt los ist und wie man die krümmel des kuchens die man bereits zu haben meint, verteidigen kann. also ganz kurz zusammengefasst: „schaun mer mal.“
[nachtrag 23.11.2007]
mittlerweile hat sich inka burow in der hanoverschen allgemeinen zu der veranstaltung geäussert und meine texte auf auf rechtschreib und zeichensetzungsfehler abgeklopft. drei tage später? die drei tage haben zumindest nicht dafür gereicht mal einen blick in die riesenmaschine zu werfen, um zu erkennen, dass die nicht sascha lobos „Internettagebuch“ ist.
auf den seiten des veranstalters hat sich auch etwas getan, dort kann man jetzt einen „Bilderbogen Podium“ und einen „Bilderbogen Gäste“ betrachten. der name des abwesenden andreas arntzen von der verlagsgruppe madsack ziert dort allerdings immer noch das podium, mitterweile hat mir ein entscheider aus hannover aber geflüstert, dass der name des vertreters auf dem podium hans-jürgen theinert lautete.
→ weiterlesen[von sascha lobo verfasst, von mir ausgeliehen]
[nachträgliche anmerkung 22.11.2007: die thesen wurden einer präsentation entnommen die sascha lobo auf einer veranstaltung in hannover gehalten hat (bericht davon hier und hier). ursprünglich wollte ich den vortrag mit meinen eigenen notizen und erinnerungen zusammenfassen, habe mich dann aber umentschieden und hier die originalvorlage veröffentlicht. dass so nur ein kleiner teil des vortrages wiedergegeben wird und die thesen so teilweise missverständlich wirken, habe ich vorher nicht 100prozentig bedacht.]
TV und Print wird es immer geben.
Schallplatten gibt es ja auch noch. Das Netz löst sämtliche anderen Medienformen bis auf das Buch und buchähnliche Zeitschriften ab.
Die total verworbene Gesellschaft.
Konsumenten suchen sich ihre allgegenwärtige Werbung selbst aus. Manchmal freiwillig, manchmal nicht. Wichtig werden Strategie, Idee und Technik. Excel verliert.
[Beispiel: „Will It Blend?“]
Here we are now. We entertain us.
Der Unterhaltungsindustrie bleibt nur Qualität als Ausweg, so unwahrscheinlich das klingt. Trash können die Nutzer selbst und schlechter bzw eben besser.
[Beispiel: Kanye West Medley By David Sides.]
Willkommen im Produktparlament.
Die Zielgruppe wird Teil der Entwicklungsabteilung. Technologie verschiebt sich von Hardware zu Software und werden so von den Nutzern immer besser angepasst.
[Beispiel: crowdspirit]
Von fühlenden Nutzern empfohlen.
Wie Konsum in den 90ern eine Event-Komponente bekam, entwickelt sich eine Community-Komponente: Social Commerce. Die emotional gefärbte Empfehlung ist der Konsum-Motor der Zukunft.
Das Netz als KMS.
Die Vernetzung von Wissen erlebt eine Renaissance. Im Netz geht Idee vor Institution, die Weisheit der Masse kreuzt sich mit dem Fleiss der Vielen.
Die Flexibilität frisst ihre Väter.
Je gebildeter, desto leichter kann man sich eine Nische schaffen, die die Technologien für eigenen Freiraum nutzt – ob digitale Bohème oder festangestellt.
Man wird nicht nicht kommunizieren.
Die Kommunikation der Zukunft wird mobiler, ortsbezogener, vernetzter und spontaner. Vor allem aber: pausenlos und teilautomatisiert.
[Beipiel: aka-aki.com]
Community über alles.
Community ist nur ein hässliches Wort dafür, dass sich alle möglichen und unmöglichen Bereiche der Gesellschaft online organisieren.
Zerfasert, zersplittert, vermischt.
Das Netz fördert die Atomisierung der Kultur und die unkontrollierbare Neuzusammensetzung der Moleküle. Ist das nicht famos?
[Beispiel: functionalfate.org]
heute früh lag die welt vor meiner hotel-zimmertüre. also die zeitung, nicht das grosse ganze.
zum frühstück habe ich darin geblättert, unfassbar viel blödsinn gelesen, aber auch interessantes. gut gefallen hat mir dieser satz aus diesem artikel im kulturteil:
Der Freiheitsgrad eines Gemeinwesens ist umgekehrt proportional zu der Häufigkeit, mit der man sich legitimieren muss.
allerdings geht es nicht darum, dass die mautbrücken auf deutschen autobahnen jetzt auch zur verbrechensbekämpfung eingesetzt werden sollen oder um datensammelwut (und deren möglichen folgen), sondern um einen film der in ceausescus rumänien spielt. was wollte ich nochmal sagen?
vergessen.
zum teppich in meinem hotelzimmer fällt mir ehrlichgesagt auch nichts ein. nur dass frauen dieses muster nicht in ihren business-class-zimmern finden.
ich lese ein lesbenblog [via].
ich wurde nach hannover eingeladen um hier über eine veranstaltung der sparkasse hannover zu schreiben. gestern gabs dazu schon eine pressmeldung. es geht um ein klassisches sparkassen-thema: web2.0.
auf dem podium, das witzigerweise einer tastatur mit aufgesetzen hockern nachempfungen ist, sitzen andreas arntzen, geschäftsführer der verlagsgruppe madsack der stellvertreter von andreas arntzen dessen namen ich nicht mitbkommen habe, sascha lobo, werbefuzzi und mild adipöser, genialer aufmerksamkeitserzeuger in eigener sache, stefan behrendt, von t-online, torsten muth, marketing-chef von cisco. moderiert wird die veranstaltung von nova meierhenrich, die auf der wegmarken-website als „TV-Moderatorin, Lifestyle-Reporterin, Kolumnistin und Schauspielerin“ vorgestellt wird und sascha lobo erst nach der veranstaltung duzen möchte.
sascha wird hier geich einen vortrag wiederholen den er eben vor ein paar studenten gehalten hat und danach wird man wohl reden, trinken und essen.
ich selbst habe einen etwas fischigen geschmack im mund, weil ich gerade mehrere portionen matjes-tartar vom „fliegenden“ buffet genommen habe, was bekanntermassen 8 stunden lang (gut) schmeckt.
um halb sieben strömten die „entscheider“ in den saal und wurden erstmal mit google-epic berieselt. ok. nicht der schlechteste einstieg in die thematik — für entscheider. tosender applaus danach. jetzt wird erstmal moderiert und ich mach mir glaub ich mal notizen auf papier. oder zuhören. oder fotografieren.
[19:25]
nachdem die moderatorin demonstriert hat, dass sie sich gewissenhaft vorbereitet hat und den gastgeber, den vorstandsvorsitzenden der sparkasse hannover ein paar worte an die entscheider hat richten lassen, stellt sie sascha lobo als „urgestein des internets“ vor. sascha lobo wird beim plaudern voll durchgesiezt. als er dann anfängt zu reden, ein riesen-schreck: sascha lobo lispelt. das hat er vorher nicht. ich hoffe es ist ein technisches problem. hört sich echt schlimm an.
im vortrag möchte er 1 einfache erklärung und 10 steile thesen zur zukunft des internets vorstellen. die einfache erklärung lautet: „web2.0 bedeutet: die nutzer interagieren, ob man will oder nicht.“ zur weiteren erklärung benutzt er das einleuchtende (aber leicht ausgetrampelte) web2.0 trampelpfad-bild der universität oregon.
die 10 thesen spare ich mir für die zusammenfassung. derzeit ist er bei these nummer 7. der grösste lacher bisher: sascha lobo zeigt ein bild vom st. oberholz (symbolbild). er habe das bild bereits im jahre 2005 gemacht, „morgens, so gegen 14 uhr 30“. darüber lachen entscheider.
[19:43]
die moderatorin hat 20 cm hohe absätze. kann aber gut darauf laufen. alle 5 diskutanten sitzen jetzt zusammen und ix hab keine ahnung ob es wirklich eine gute idee war die teilnehmer auf schrägen hockern sitzen zu lassen. sieht echt schräg aus.
[20:25]
bin gerade kurz rausgekommen aus dem notizen schreiben. die moderatorin hat angefangen über mich zu reden. ich würde ja live alles mitbloggen, ob denn schon diskutiert würde. ich so: „neee“. konnte ja nicht sagen, dass der einzige kommentar bisher um das matjes-tartar ging und das ich gar nicht alles live mitschreibe.
erfreulich: sascha lobo lobote mich: er habe über mich zum bloggen gefunden. früher hätte er immer gedacht blogs seien doof und als er anfing mich zu lesen, bemerkte er, das ist ja nett. auch doof, aber eben auch nett. nachdem die auf dem podium über mich geredet hatten, wurde ich ca. 40 mal fotografiert.
[20:30]
die erste publikumsfrage. mich beschleicht das gefühl, es wird die einzige frage bleiben. die entscheider scheinen hungrig.
[01:46]
es blieb tatsächlich die einzige publikumsfrage, was die moderatorin zu der vermutung antrieb, dass das an der vielschichtigkeit der diskussion gelegen haben müsse. ich bleibe dabei, die entscheider waren hungrig. erstaunlich fand ich wieviele leute sich nach der veranstaltung an sascha lobo ranwanzten um ihn zu loben. da auch ich öfter in seiner nähe stand weil dort das „fliegende büffet“ am regelmässigsten vorbeiflog, konnte ich zeuge von einigen dieser vorgängen werden. später lief zum ausklang des abends im veranstaltungssaal das „fliegende büffet“ umher, phil collins und das star-wars-theme (leise) aus den lautsprechern und das bier in strömen. morgen fasse ich nochmal die veranstaltung und ein paar griffige zitate zusammen, hab mir dafür extra einen tag urlaub genommen.
irre. erst stimmt die SPD im bundestag für die anlasslose, komplette speicherung aller telekommunikationsdaten aller bürger (vorratsdatenspeicherung) um danach die verfassungswidrigkeit des gerade beschlossenen zu beklagen. kurz darauf schiebt sie eine alibi-initiative für ein „grundrecht auf informationsfreiheit“ nach. schizophren, krank, unredlich, bigott und enorm unglaubwürdig.
aber brigitte zypris reicht das noch nicht. sie verpflichtet privatunternehmen per gesetz, gegen deren erklärten willen, unmengen an daten ihrer kunden zu sammeln und 6 monate zu speichern und beschwert sich, keine zwei wochen nachdem das gesetz unter federführung ihres ministeriums verabschiedet wurde darüber, dass unternehmen „unüberschaubare Datenmengen“ sammeln und damit — das sind ihre worte — einen „gläserne Kunden“ schaffen würden. ich versteh das nicht. gesetzlich angeordnetes privates datensammeln ist gut gegen verbrechen und terror, privates datensammeln ohne explizite gesetzliche anordnung ist böse? kann hier jemand eine logik erkennen?
echt. mir scheint mittlerweile selbst eine bigotter trendwellenreiter wie kai diekman redlicher, wahrhaftiger und ehrlicher als dieser mittlerweile völlig durchgeknallte populismusladen mit obrigkeitshöriger, schizophrener grundtendenz. noch nie habe ich eine partei für peinlicher und unwählbarer gehalten als die SPD. aber sowas von.
ich sollte mich ja eigentlich nicht darüber beschweren, dass die in vielen blogs die sprache zunehmend verroht. ich verrühre sie ja selbst ganz gerne.
trotzdem: darüber dass sobald irgendwer unerwünschte werbung oder blödes zeug in seinem kommentarbereich löscht irgendein depp „zensur“ schreit habe ich mich schon öfter aufgeregt. zensur ist und bleibt für mich der versuch „eines Staates, einer einflussreichen Organisation oder eines Systemträgers, um durch Medien vermittelte Inhalte zu kontrollieren“. dazu gehören abmahnungen, drohungen oder einschüchterung, aber ganz sicher nicht das löschen von kommentaren oder der blödsinn den flickr unter der fahne des jugendschutzes veranstaltet. das wort zensur wird durch inflationären gebrauch völlig ausgewaschen. dazu könnte man seitenweise brandschriften verfassen und den leuten die bei jedem furz zensur schreien müsste man die dann um die ohren hauen.
um die ohren hauen sollte man robert basic auch seinen gebrauch des begriffs „informationelle selbstbestimmung“: erst schreibt er es falsch (informell! informell!) und dann benutzt er es auch noch für die umschreibung von freiem zugang zu informationen:
Siehe auch Frank Helmschrotts Argument wegen “informeller Selbsbestimmung” der Nutzer: Folglich ist das Aussperren von Google für mich gleichzusetzten mit der Ausgrenzung eines großen Benutzerkreises. (quelle)
dass die justizministerin brigitte zypris keine ahnung hat (oder zumindestso tut) was informationelle selbstbestimmung ist kann ich ja noch verstehen. sie hat politische gründe und weiss auch nicht was ein browser ist. robert basics gründe sind sprachschlampige. informationelle selbstbestimmung ist und bleibt:
Im deutschen Recht bezeichnet die Informationelle Selbstbestimmung das Recht des Einzelnen, grundsätzlich selbst über die Preisgabe und Verwendung seiner personenbezogenen Daten zu bestimmen. (quelle)
dass die worte „zensur“, „informationelle selbstbestimmung“ oder meinetwegen auch „vorratsdatenspeicherung“ oder „online durchsuchung“ sperrig und im prinzip unbenutzbar sind und dass man für sie dringend griffigere, drastischere und benutzbarere synonyme finden sollte, ist vielleicht ein interessanter nebenanspekt, aber kein grund sie dermassen zu entstellen.
vielleicht findet sich hier einer der gründe warum die diskussion über vorratsdatenspeicherung, onlinedurchsuchungen, abmahnungen und was weiss ich noch allem sich so wenig in der breiten öffentlichen diskussion wiederfinden. auser „stasi2.0“ ist mir kein griffiger slogan bekannt der die probleme und herausforderungen der informationsgesellschaft (und dem was die hilflose, inkompentente politische klasse gerade daraus macht) zusammenfasst und bildlich beschreibt.
vielleicht sollten wir uns nicht die bürokratische sprache der politik aufdrücken lassen und statt von „vorratsdatenspeicherung“ oder „informationeller selbstbestimmung“ eben (mehr) von entmündigtem bürgern, überwachungswahn und maximal inkompetenten und feigen politikern reden. neue worte braucht das land. wenn wir es nicht auf eine formel bringen können, wer soll es sonst tun?
[nachtrag 19.11.2007]
grund für den hausbesuch war das hier. bin ix mal gespannt wie das gehen wird.
warnungen, dass oliver gehrs „gar keine ahnung vom internet“ habe, haben sich als unbegründet gezeigt. er hat zwar kein wlan zuhause, aber internet, er bekommt tatsächlich (meistens) meine emails und zwei artikel hat er schon selbst mit wordpress veröffentlicht.
kann eigentlich fast nix mehr schiefgehen.
nicht nur lukas fragt sich, was denn nun mit der gewaltenteilung und speziell der vierten gewalt los sei. herr batz fängt beim thema vorratsdatenspeicherung und journalismus gleich an zu träumen. als ich anfing seinen bericht über die letzte stern-tv-sendung zu lesen, entwickelte ich bei den ersten zwei absätzen plötzlich wieder sympathien für günther jauch, dann fing ich an zu überlegen wo man online nach der sendung suchen könnte und merkte dann irgendwann, dass das alles zu schön war um wahr zu sein. ich mein: wir reden über RTL!
und mal im ernst. woran liegt das, dass offenbar ausser stefan niggemeier kein ernstzunehmender journalist über die bankrotterklärung von 26 bigotten SPD-clowns berichtet hat? wirklich niemand ausser bloggern?
streiken nicht nur die lokführer, sondern auch die schrankenwärter und die meinungsführer?
[nachtrag 19.11.2007]
lukas hat mal nachgehakt und nachgefragt. sehr interessant, die 26 abgeordneten haben das kunststück vollbracht eine öffentliche erklärung zu veröffentlichen, die der öffentlichkeit komplett verborgen blieb. und natürlich haben ausser stefan niggemeier und günther jauch auch stefan krempl und hal faber bei heise über die 26 jasager berichtet. überhaupt. stefan krempl, was wäre ohne stefan krempl und seine konsequente berichterstattung auf heise.de?
aber vielleicht war ich am montag abend auch wegen der vorratsdatenspeicherung und der verlogenheit der SPD (und 26 ganz speziellen abgeordneten) so dermassen ausser atem.
ix am brandenburger tor bei watchberlin gucken oder eingebettet hier (flv-direktlink).
ich habe nachdem ich ein zitat vom vorsitzenden der gewerkschaft der polizei (konrad freiberg) zur vorratsdatenspeicherung las, eine email an die gewerkschaft der polizei geschrieben. mich interessierte vor allem, ob es stimmt, dass die GDP sich gegen GPS-sender in polizeiwagen ausgesprochen habe. heute hat mir ein herr zielasko von der GDP geantwortet, die antworten habe ich unter meinen fragen eingefügt:
ich habe ein paar fragen zu einer äusserung des vorsitzenden der GDP. in der presse wird er zitiert, dass sich die bürger um die vorratsdatenspeicherung keine sorgen machen müssten:
Der Bürger kann sicher sein, dass die Polizei verantwortungsvoll mit diesen Daten umgeht.frage: ist es wahr, dass konrad freiberg bürgerrechte auf vertrauen gegenüber der exekutiven aufbauen möchte, statt auf deren verfassungsmässig garantierten rechten?
antwort: Die Polizei arbeit auf dem Boden des Grundgesetzes.
frage: ist es wahr, dass die GDP sich dagegen ausgesprochen hat GPS-sender in alle polizei-wagen zu montieren?
antwort: Nein, das Thema wurde bisher - zumindest auf GdP-Bundesebene - noch nicht diskutiert.
frage: wenn das so ist, mit welcher begründung?
antwort: -
frage: kann es sein, dass die GDP zumindest bei der wahrung der eigenen (datenschutz-) rechte andere massstäbe anlegt als bei den rechten der übrigen bürger?
antwort: Nein.
frage: sieht die GDP die wahrung der vom verfassungsgericht 1984 bestätigten informationellen selbstbestimmung aller bürger als vernachlässigigbar an?
antwort: Nein.
frage: ist es üblich, dass der vorsitzdende der gdp sich an der diskussion von gesetzesvorhaben öffentlich beteiligt und dabei partei für die regierung ergreift?
antwort: Die GdP bewertet Gesetzesvorhaben fachlich sachlich.
*** Trauern wir einen Moment lang dem informationellen Selbstbestimmungsrecht nach, wie es imVolkszählungsurteilformuliert ist: „Das Grundrecht gewährleistet insoweit die Befugnis des Einzelnen, grundsätzlich selbst über die Preisgabe und Verwendung seiner persönlichen Daten zu bestimmen.“ Was daraus eine sozialdemokratische Ministerin macht, die nach dem öffentlichen Mutterschaftstest für den Entwurf der Vorratsdatenspeicherung verantwortlich ist, grenzt an diesystematische Verdummung der Zuhörer: „Aber das Recht auf informationelle Selbstbestimmung heißt ja nur, dass Bürger darüber informiert werden müssen, wer was von ihnen speichert.“ Es mag ja sein, dass eine Juristin nicht wissen muss, was ein Browser ist, aber eine gewisse Kenntnis der Gesetze wär nicht schlecht. Sonst müssen bei solch radikaler Ahnungslosigkeit am Ende die von der SPD verfügten „Grundsätze zur Frage der verfassungsfeindlichen Kräfte im öffentlichen Dienst“ neu formuliert werden. Zumindest wird klar, warum eine Brigitte Zypries wunderbar zwischen EU-ScharfmacherFranco Frattini und Ernst Uhrlaupasst, dem Chef der Südmilch-Truppe.
Der Bundesrat hat auch keine Einwendungeng gegenden Gesetzesentwurf(PDF-Dokument) zur Ratifizierung derCybercrime-Konventiondes Europarats erhoben. Das Abkommen soll zur Bekämpfung der Computerkriminalität dienen. Der Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung warnte dagegen jüngst davor, dass das Abkommen Deutschland dazu verpflichte, jeglichen Anforderungen von Telefon- und Internetdaten durch ausländische Ermittlungsbehörden unverzüglich und „im größtmöglichen Umfang“ nachzukommen. Daher sei der Völkervertrag unvereinbar mit dem deutschen Grundgesetz und der Europäischen Menschenrechtskonvention – ebenso wie die gerade vom Bundestag beschlosseneVorratsdatenspeicherung.
SPD:
Jede zusätzliche Forderung nach neuen Maßnahmen oder schärferen Gesetzen muss nicht nur dahin gehend geprüft werden, ob sie tatsächlich mehr Sicherheit bringen könnten, sondern sie müssen auch mit den Grundwerten unserer bewährten Verfassung vereinbar sein.
Die SPD ist die Partei der inneren Sicherheit und der Bürgerrechte. (via 1,via 2)
[gastartikel von lobotom]
Demokratie ist langweilig. Eigentlich ist es ein Wunder, dass sie überhaupt funktioniert. Denn nicht mal die, die sie von Berufs wegen machen, gehen gerne hin. Zum Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung beispielsweise. Seit Monaten wird darüber diskutiert, immer wieder meinte jemand, endlich sei Deutschland aufgewacht und seit der Volkszählung habe es nicht mehr so viel Aufmerksamkeit für Bürgerrechte gegeben. Naja.
Als im Bundstag die Aussprache begann, war der Saal nicht einmal zu einem Drittel gefüllt. Viel zu groß wirkte die riesige Halle für das Häuflein Vertreter des Volkes. Dabei gab es richtig was zu wettern. Die Regierungskoalition war dafür, die Opposition geschlossen dagegen. Und Kameras waren auch genug auf die blauen Stühle gerichtet.
Das Gesetz aber war verabschiedet, bevor es im Parlament überhaupt debattiert wurde. So ist es immer. Eigentlich geht es im Plenarsaal nur darum, abzunicken, was vorher in langen Runden ausgehandelt wurde. Hätte die Opposition nicht eine namentliche Abstimmung verlangt, wäre das ach so umstrittene Gesetz von ein paar müde gehobenen Händen beschlossen worden.
So aber drängten sich plötzlich Hunderte, als die Saaldiener die Urnen brachten. So schnell wie möglich wollten sie ihre blauen und roten Kärtchen in die Kisten stecken. Die meisten setzten sich gar nicht erst.
Als Bundestagspräsident Lammert zwanzig Minuten später das Ergebnis verkündete, waren alle längst wieder weg. In den Reihen der Grünen saßen noch fünf Abgeordnete, bei der SPD zehn, die Union brachte es auf 21 Sitze.
Und was waren nicht in der Aussprache zuvor für Reden gehalten worden. Die Linkspartei hatte es einen „traurigen Tag für die Demokratie“ genannt, die Grünen fanden, es sei „ein schwarzer Tag für die Bürgerrechte“, die SPD sah darin „einen guten Tag für den Rechtsstaat“.
Eigentlich aber war es vor allem der Tag der Bürokratie. Haufenweise Gremien haben sich mit dem 200 Seiten dicken Gesetz befasst. Und nun muss sich das Bundesverfassungsgericht auch noch mit 7000 Klagen beschäftigen.
es ist selten, aber heute möchte ich fonsi mal fast vorbehaltslos zustimmen. ich rufe der SPD nicht nur in der überschrift, sondern auch im haupttext zu: fick dich leck mich.
dass kurt beck und seine ihm offenbar in völliger fraktionsdiziplin ergebenen abgeordneten nun seinem wunsch den menschen näher zu sein und weitreichenden neuen überwachungsmassnahmen zusammen mit der CDU nahezu geschlossen zugestimmt haben ist ja nicht überraschend. was überraschend ist, wie sorglos die abgeordneten mit der verfassung und berechtigten protesten umgehen. was sind das für leute die einem innenminister und einer in bürgerrechten komplett ahnungslosen justizministerin einfach blind folgen und an einem relativ historischen datum deren vorstellungen eines überwachungsstaates einfach so zustimmen? sieben SPD-abgeordnete haben gegen den gesetzentwurf gestimmt. der rest der abgeordneten denkt sich offenbar, die verfassungsrechtlichen bedenken, die anstehende verfassungsklage und die proteste sitzen wir einfach aus. das problem was diese SPD-abgeordneten nicht sehen ist: sie verprellen und verhöhnen ihre wähler. die wähler die für einen sogenannten „starken“ staat sind und nichts gegen einen abbau von bürgerrechten unter der flagge des kampfes gegen den terror haben, diese wähler sind traditionell eher bei der CDU.
mit dem nachäffen von linker, arbeitnehmerfreundlicher, populistischer verteilungspolitik und dem auf dem letzten parteitag vorgenommenen grünen anstrich, also mit dem durchsichtigen versuch die grünen mit wind- und alternativenenergie geladenener politik wegzublasen, schafft die SPD nicht ihre bröckelnde wählerbasis zu stabilisieren. 20 jahre nach dem aufkommen der umweltschutzbewegung, gefühlte 100 jahre nach den ersten warnungen vor einem treibhauseffekt macht sich die SPD plötzlich solche ökologischen forderungen zu eigen. wenn die SPD jetzt auch 20 jahre braucht um sich in fragen der bürger- und freiheitsrechte zu profilieren, wird die SPD bald mit der fünf-prozent-hürde zu kämpfen haben. ach. hat sie im osten schon? na gut, dann eben bald auch bundesweit.
man muss sich das mal vorstellen. die SPD lässt immer noch irgendwelche bergmannschöre auf ihren parteitagen auftreten um ihre rückwartsgewandheit zu demonstrieren. wie verquast muss man sein um eine solche scheissegal- und kapier-ich-eh-nicht-haltung gegenüber der gegenwart, gegenüber den brennenden fragen der informationsgesellschaft zu haben und einen so ungeheuren paradigmenwechsel im umgang mit dem bürger und seinen rechten einfach abzunicken — gegen den widerstand in vielen schichten der gesellschaft?
politiker die ahnungslos und inkompetent sind, die ihre wähler gängeln und überwachen (verraten — verarschen?) — wer wählt die schon? ix nicht.
eins noch, da ich ihn persönlich, bzw. direkt gewählt habe, möchte ix noch ein paar worte an den „bürgerrechtler“ wolfgang thierse richten, der heute für das gesetz gestimmt hat: •••• •••• •• •••••!
Innenminister Schäuble provozierte mal wieder, diesmal mit einem Hitler-Vergleich. “Wir hatten den ‘größten Feldherrn aller Zeiten’, den GröFaZ, und jetzt kommt die größte Verfassungsbeschwerde aller Zeiten”, assoziierte er am Mittwochabend vor Journalisten und Richtern in Karlsruhe. (via)
warum müssen menschen die sich auf einer mission sehen eigentlich immer hitler aus ihren geistigen schubladen rauskramen, absurde vergleiche zusammenbasteln und sich damit öffentlich demontieren? macht schäuble das eigentlich auch im alltag, hitler als alltagskonstante?
„sag mal ingeborg, findest du auch dass dieses brötchen wie oller hitler schmeckt?“ — „mensch guck mal die hitlerveilchen blühen wieder!“ — „ingeborg, reich mir doch mal die hitlercreme [anm. d. r.: nuss-nougat-creme] rüber!“
wer sich gross mitbeschweren will geht hier entlang (via).
[zur überschrift: gemeint ist natürlich eva herman, nicht hermann göring]
[nachtrag]
[bild ahoipolloi, via]
dieses video ist wirklich ganz grossartig.
[allein der süffisante hinweis, dass ein amerikanisches gericht mal den „common sense“, den gesunden menschenverstand in einer seiner urteilsbegründungen zur argumentation heranzog versöhnt mich zumindest teilweise mit der verkackten kaste der juristen.]