Photo by felix schwenzel on May 19, 2017. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

nicht der mond.


Photo by felix schwenzel in Landgericht Hamburg. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

plan­ten, blo­men und fo­to­ta­pe­te.


Photo by felix schwenzel on May 19, 2017. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

tim mäl­zer hat ein ni­vea-creme-koch­buch ge­schrie­ben. sieht be­stimmt gut aus, aber ob das schmeckt?


synthetic sensors

felix schwenzel in notiert

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die­ses kon­zept ei­nes mul­ti­sen­sors mit in­te­grier­ten lern-al­go­rit­men fin­de ich un­fass­bar span­nend. of­fen­bar ist es noch im ent­wick­lungs­sta­di­um und es gibt ihn noch nicht zu kau­fen, aber so­bald es die­sen sen­sor gibt und er be­zahl­bar ist, möch­te ich mit so ei­nem sen­sor rum­spie­len.

das kon­zept habe ich in an­sät­zen und im klei­nen be­reits test­wei­se um­ge­setzt. un­ter an­de­rem habe ich mir, um in der ter­mi­no­lo­gie des vi­de­os zu blei­ben, ei­nen vir­tu­el­len sen­sor zwei­ter ord­nung ge­baut, um of­fe­ne fens­ter zu de­tek­tie­ren. wenn die tem­pe­ra­tur in ei­nem be­stimm­ten zeit­raum, bzw. zwi­schen ei­ner be­stimm­ten an­zahl ver­schie­de­ner mess­punk­te fällt, bzw. ein be­stim­mes del­ta über­schrei­tet, gehe ich da­von aus, dass ein fens­ter of­fen ist. das funk­tio­niert ei­ni­ger­mas­sen, aber hat gros­sen ver­bes­se­rungs­be­darf. vor al­lem müss­te ich fak­to­ren wie aus­sen­tem­pe­ra­tur, luft­feuch­tig­keit und de­ren än­de­run­gen in die be­rech­nung mit ein­be­zie­hen, um wirk­lich zu­ver­läs­si­ge er­geb­nis­se zu be­kom­men. das ist mit den werk­zeu­gen, die mir bis­her zur ver­fü­gung ste­hen, ein­fach noch zu kom­pli­ziert.

mus­ter­er­ken­nung, bzw. ma­chi­ne-lear­ning, wür­de hier wirk­lich hel­fen und mit die­ser tech­no­lo­gie wäre das, was ge­mein­hin „smart-home“ ge­nannt wird, zu­min­dest in an­sät­zen klug. bis jetzt fällt mir kein heim­au­to­ma­ti­sie­rungs-ge­rät oder -sys­tem ein, dass ich wirk­lich smart nen­nen wür­de. ver­netzt: ja, au­to­ma­ti­sie­rungs­fä­hig: auch. aber sonst: eher nichts.

und: hier steckt die smart­ness le­dig­lich in der sen­so­rik. die ak­to­ren, bzw. die steue­rung von sys­te­men, die über ein­fa­che wenn-dann-re­geln hin­aus­geht, ist noch ein sehr un­ter­be­ar­bei­te­tes ge­län­de.

ich bin je­den­falls sehr ge­spannt, wie sich das pro­jekt „syn­the­tic sen­sors“ wei­ter­ent­wi­ckelt.

(via)


Photo by felix schwenzel in Berlin-Kreuzberg, Mehringdamm. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

es sind im­mer die klei­nen de­tails, die al­les ka­putt ma­chen.


sehr gran­di­os. aha’s take on me ohne mu­sik (von ma­rio wie­ner­roi­ther ):

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Photo by felix schwenzel in EsPresto AG. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

als kind hat­te ich vie­le pfer­de­pos­ter in mei­nem zim­mer. jetzt auch im büro.
1 kol­le­ge sag­te eben: „fe­lix, du bist vor­rei­ter.“ qed.


als kind hat­te ich vie­le pfer­de­pos­ter in mei­nem zim­mer. jetzt auch im büro.
1 kol­le­ge sag­te eben: „fe­lix, du bist vor­rei­ter.“ qed.


mein vortrag auf der #rp17

felix schwenzel in artikel

wei­ter un­ten die schrift­fas­sung mei­nes #rp17 vor­trags, hier die vi­deo­fas­sung.

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was mich sehr freut ist das vie­le po­si­ti­ve feed­back. für chris­ti­an de vries war es ei­ner der bes­ten vor­trä­ge der re­pu­bli­ca und in ein paar top-lis­ten, tauch­te mein vor­trag auch auf (eins, zwei, drei, vier). anke trö­der hat’s ge­fal­len, auch wenn sie mir im­mer noch die häf­te mei­ner fo­li­en weg­neh­men möch­te. fre­de­rik fi­scher nann­te mei­nen vor­trag „ni­veau­vol­le Un­ter­hal­tung“, für jol­le lahr-ei­gen hab ich’s nach eli­sa­beth weh­ling auf ih­ren „per­sön­li­chen zwei­ten Rang“ ge­schafft, bei joel.lu habe ich et­was be­rührt.


update: die kunst des liebens

mir ist das al­les ein biss­chen pein­lich.

ich has­se pa­thos und ich has­se vor­trags­ti­tel, die kei­nen iro­ni­schen aus­weg an­bie­ten. die­ser vor­trags­ti­tel ist so pa­the­tisch, dass er bei­na­he platzt vor iro­ni­scher aus­weg­lo­sig­keit.

ka­tia, mei­ne frau, meint, ich müs­se mich vor­ab da­für ent­schul­di­gen, dass der vor­trag so pa­the­tisch und ernst sei.

der witz ist: das ist kein witz.

an­ge­fan­gen habe ich (2010) hier auf der re­pu­bli­ca mit mil­dem sar­kas­mus. ich habe mich — dop­pel­deu­tig na­tür­lich — ge­fragt, war­um das in­ter­net scheis­se ist. der vor­trag lässt sich sehr kurz zu­sam­men­fas­sen: weil die welt scheis­se ist.

dem ge­dan­ken bin ich dann 2013 wei­ter nach­ge­gan­gen, als ich mir „10 vor­schlä­ge um die welt zu ver­bes­sern“ aus der nase zog.

im prin­zip habe ich mir die­se fra­ge jetzt, vier jah­re spä­ter, er­neut ge­stellt. nur dass ich dies­mal in erich fromms bü­chern und nicht im in­ter­net nach ant­wor­ten und lö­sungs­an­sät­zen ge­sucht habe.

weil das mot­to der re­pu­bli­ca die­ses jahr nun mal lie­be ist, habe ich mich er­in­nert, dass ich als sech­zehn/sieb­zehn-jäh­ri­ger, erich fromms buch, die kunst des lie­bens, un­glaub­lich toll fand. und dass ich es doch ei­gent­lich noch­mal le­sen und hier da­von er­zäh­len könn­te.

das schlim­me und gleich­zei­tig gute ist: ich fand’s wie­der toll. toll, weil es wirk­lich ein gran­dio­ses buch ist und weil ich merk­te, wie sehr mich die frü­he lek­tü­re die­ses bu­ches ge­prägt hat. oder an­ders­rum, wie sehr die­ses buch beim wie­der­le­sen mei­ne vor­stel­lun­gen vom le­ben be­stä­tig­te.

ich kann hier nichts iro­nisch bre­chen, kei­nen sar­kas­mus aus­streu­en — son­dern nur auf­rich­tig schwär­men.

das ein­zi­ge was mir ein­fällt um ein­mal kurz aus der pa­thos- und ernst­haf­tig­keitfal­le her­aus­zu­kom­men, ist ein kat­zen­vi­deo zu zei­gen.

aber auch die­ses kat­zen­vi­deo än­dert nichts dar­an, dass ich hier ste­he und sa­gen muss: erich fromms bü­cher sind wun­der­bar und ob­wohl sie ziem­lich alt sind, sind sie zeit­los und auf den punkt. erich fromm ist mein held. und ich ste­he hier, um zu ver­su­chen euch an­zu­ste­cken.

ich habe nicht alle, aber vie­le von fromms bü­chern und auf­sät­zen ge­le­sen. ich glau­be, dass in fromms bü­chern vie­le an­sät­ze zum um­gang mit ge­sell­schafts­kri­sen oder welt­pro­ble­men ste­hen, also an­sät­ze die welt zu ver­bes­sern. weil fromm psy­cho­ana­ly­ti­ker war, fin­det man in sei­nen bü­chern — na­tür­lich — auch wege zu ei­nem glück­li­che­ren, er­füll­te­rem le­ben.

ich könn­te das was ich ge­le­sen habe jetzt hier zu­sam­men­fas­sen, also ein ver­kack­tes schul­re­fe­rat hal­ten, aber das brau­che ich nicht, das hat die wi­ki­pe­dia schon (ziem­lich gut) ge­macht.

ich ver­su­che das ganz an­ders zu ma­chen. statt wie­der­zu­ge­ben, was fromm ge­schrie­ben hat, gebe ich das wie­der, was ich (ver­meint­lich) ver­stan­den habe. ich gebe die ro­si­nen wie­der, die ich mir aus fromms werk her­aus­ge­pickt habe.

ich ma­che mir sein werk ein­fach zu ei­gen.

fromm selbst sagt üb­ri­gens, dass ideen erst dann eine Wir­kung auf den Men­schen aus­üben, wenn sie von dem, der sie lehrt, auch ge­lebt wer­den.

fromm hat das ge­tan, er war dem men­schen ex­trem zu­ge­wandt, en­ga­gier­te sich in der po­li­tik und der frie­dens­be­we­gung und leb­te das, was er schrieb und vor­trug, auch selbst.

ich wäre ger­ne hu­ma­nist. ob ich ei­ner bin oder zu wer­den ver­mag, kann ich nicht be­ur­tei­len. erst recht nicht, ob ich das was ich hier gleich er­zäh­le auch ver­kör­pe­re oder lebe. ich wür­de das ger­ne so se­hen, ich glau­be in der rück­schau, seit ich fromm zum ers­ten mal ge­le­sen habe, dass ich mir im­mer mühe ge­ge­ben habe freund­lich zu sein, an das gute im men­schen ge­glaubt zu ha­ben, nie­man­den in mei­nem um­feld un­ter­drückt oder an sei­nem in­ne­ren wachs­tum ge­hin­dert zu ha­ben.
lei­der weicht die selbst­wahr­neh­mung oft von der fremd­wahr­neh­mung ab.

aber die dis­kre­pan­zen zu fin­den, über­las­se ich ger­ne euch. wo­bei ich für sol­ches feed­back of­fen­bar gut funk­tio­nie­ren­de wahr­neh­mungs­fil­ter habe.
ich habe ge­schla­ge­ne 7 jah­ren ge­braucht, bis vor­letz­te wo­che, als ich nach bil­dern für die­sen vor­trag such­te, um end­lich zu er­fah­ren, dass an­dre­as schae­fer mich für den welt-gröss­ten schnor­rer hält.

glaub­wür­dig­keit bei­sei­te — ich fang jetzt mal an, bei adam und eva.

peter wenzel: adam und eva im irdischen paradies

die al­le­go­rie von der ver­trei­bung aus dem pa­ra­dies wur­de vor vie­len jah­ren von ei­nem un­be­kann­ten, aber ganz klu­gen au­toren­kol­lek­tiv ge­schrie­ben.
sie ist eine al­le­go­rie auf die ent­wick­lung der mensch­heit und des men­schen.

so wie die ent­wick­lung ei­nes em­bry­os un­se­re evo­lu­tio­nä­re ent­wick­lungs­ge­schich­te nach­er­zählt, zeigt uns die al­le­go­rie von der ver­trei­bung aus dem pa­ra­dies die psy­chi­sche ent­wick­lungs­ge­schich­te des men­schen auf. sie ver­sinn­bild­licht den kern und die exis­ten­zi­el­len pro­ble­me des men­schen. oder po­si­tiv aus­ge­drückt: die ge­schich­te be­schreibt die grund­be­din­gung der mensch­li­chen exis­tenz: ei­ner­seits ge­hö­ren wir (ein­deu­tig) zur na­tur, an­de­rer­seits sind wir, im ge­gen­teil zu vie­len tie­ren, mit ver­nunft und er­kennt­nis­fä­hig­keit aus­ge­stat­tet.

wir sind fä­hig die ab­sur­di­tät un­se­rer si­tua­ti­on zu er­ken­nen, ir­gend­wann, ir­gend­wo, an ei­nem zu­fäl­li­gen ort in die welt ge­wor­fen zu wer­den.

CC BY 3.0 Jcesare at English Wikipedia

die ge­schich­te zeigt den zen­tra­len wi­der­spruch der mensch­heit auf: wir er­ken­nen, dass wir der na­tur an­ge­hö­ren, ver­mö­gen die­se zu­ger­hö­rig­keit aber nicht mehr zu spü­ren, weil un­ser ver­stand, un­se­re er­kennt­nis­fä­hig­keit, un­ser be­wusst­sein uns aus dem pa­ra­dies aus­schlies­sen. nicht gott hat uns aus dem pa­ra­dies ge­wor­fen, un­ser ver­stand tut es.

das ist mein lieb­lings­satz aus dem erich-fromm-wi­ki­pe­dia-ar­ti­kel. ein satz, wie ein fran­zö­si­scher spiel­film:

Das größ­te Pro­blem des Men­schen ist sei­ne rei­ne Exis­tenz.

auf psy­cho­lo­gi­scher ebe­ne pas­siert uns al­len ge­nau das, was adam und eva pas­siert ist: am an­fang sind wir eins mit al­lem, ge­nau­ge­nom­men, sind wir tat­säch­lich nur eins; ein ein­zeller.

wenn wir dann, viel zu früh, aus dem mut­ter­leib ge­drückt wer­den (hier ver­sinn­bild­licht von amy schu­mer), …




… viel frü­her als die meis­ten tier­ar­ten, die sich im mut­ter­leib viel wei­ter ent­wi­ckeln dür­fen, lie­gen wir völ­lig hilf­los und ab­hän­gig von der mut­ter, der fla­sche oder ei­ner sich küm­mern­den per­son in der welt.

aber wir sind, auch wenn es et­was käl­ter und tro­cke­ner ge­wor­den ist, im­mer noch im pa­ra­dies. wir er­ken­nen noch wo­chen­lang kei­nen un­ter­schied zwi­schen uns und der mut­ter, bzw. un­se­rer be­zugs­per­son. brust, fla­sche, dau­men, al­les eins, al­les ist ich, al­les meins.

aber ir­gend­wann mer­ken wir, dass wir gar nicht eins mit der mut­ter sind und wenn wir noch mehr vom er­kenn­nis­ap­fel­brei ge­ges­sen ha­ben, mer­ken wir, dass wir uns ir­gend­wie tren­nen müs­sen von der mut­ter, dem va­ter oder den be­zugs­per­so­nen — und selbst je­mand wer­den müs­sen.

und das ist, wo die gan­zen pro­ble­me an­fan­gen. bei uns al­len. nicht nur bei woo­dy al­len.

da kann man sich drü­ber lus­tig ma­chen, wie woo­dy al­len, meist in ge­wis­sem mas­se selbst­kri­tisch oder wie ge­ne­ra­tio­nen von ka­ri­ka­tu­ris­ten.

aber der kern all un­se­rer pro­ble­me, lässt sich mit die­ser ei­nen al­le­go­rie um­schrei­ben, da­mit, dass wir nach we­gen zu­rück ins pa­ra­dies, nach we­gen zum glück, zur ein­heit mit mut­ter und va­ter oder an­de­ren men­schen su­chen.

fromm geht noch wei­ter, er sagt, dass die­ses be­dürf­nis zu ein­heit der trieb ist, der uns im in­ne­ren an­treibt. freud, sagt fromm, dach­te die­ser dri­ve sei der se­xu­al­trieb. fromm meint, das sei ein freud­scher feh­ler.

die bi­bel um­schreibt die­sen an­trieb mit der ver­trei­bung aus dem pa­ra­dies und der hoff­nung da ir­gend­wann wie­der rein­ge­las­sen zu wer­den. mär­chen er­zäh­len die hoff­nung auf er­lö­sung als su­che nach dem glück und hol­ly­wood hat auch gros­sen ge­fal­len an er­lö­sungs­ge­schich­ten, meist er­zählt als die su­che und die ge­ne­se des ei­nen, des aus­er­wähl­ten, der wie­der al­les in har­mo­nie zu brin­gen ver­mag.

das be­dürf­nis zu ein­heit zu fin­den, die ab­sur­di­tät un­se­rer exis­tenz ir­gend­wie auf­zu­lö­sen, ist auch die grund­la­ge des hu­ma­nis­mus. der hu­ma­nis­mus geht da­von aus, dass die men­schen eine ein­heit sind, weil die grund­be­din­gung, das grund­pro­blem für alle gleich ist.

dar­aus lei­tet sich dann auch der ab­satz eins ab oder der zwei­te satz der ame­ri­ka­ni­schen un­ab­hän­gig­keits­er­klä­rung.

wie die un­ab­hän­gig­keits­er­klä­rung, be­tont der hu­ma­nis­mus, dass der mensch nicht nur das recht hat, son­dern fä­hig ist sich wei­ter zu ent­wi­ckeln und zu ver­voll­komm­nen, sein glück zu fin­den und ver­nünf­tig und fried­lich zu han­deln.

hört sich ein biss­chen wie ein glau­bens­be­kennt­nis an — und ist es wohl auch.

die­se idee vom hu­ma­nis­mus, von der ge­mein­sa­men wur­zel und dem al­len men­schen ge­mein­sa­men be­dürf­nis nach (wie­der) ver­ei­ni­gung oder ein­heit, durch­zieht alle bü­cher von erich fromm.

soll­te mich je­mand fra­gen, wie ich in ei­nem satz fromms bü­cher und auf­sät­ze zu­sam­men­fas­sen wür­de, der satz lau­te­te:

um zu glück­li­che­ren, zu­frie­de­ne­ren men­schen zu wer­den, müs­sen wir an un­se­ren fä­hig­kei­ten zu lie­be, so­li­da­ri­tät, ver­nunft, mut und glau­ben (zum bei­spiel an das gute im men­schen oder den nächs­ten) ar­bei­ten, mit be­to­nung auf ar­beit.

denn ob­wohl die­se fä­hig­kei­ten in uns al­len an­ge­legt sind, sind sie zum teil ver­schüt­tet und wach­sen nicht un­be­dingt von al­lei­ne.

fromm drückt das so aus: der mensch brau­che sein le­ben lang um sich selbst zur ge­burt zu brin­gen, das füh­re zu „wohl-sein“ (well-be­ing) und habe die freu­de am le­ben als be­glei­ter.

zi­tat fromm:

Nur in dem Maße, in dem der Mensch sei­nen Hass, sei­ne Un­wis­sen­heit, sei­ne Gier und sei­ne Selbst­sucht über­win­det und er in sei­ner Fä­hig­keit zu Lie­be, So­li­da­ri­tät, Ver­nunft und Mut wächst, kann er die­ses Ziel er­rei­chen.

als ich am mon­tag hier ca­ro­lin emke sah, sprach sie sehr ein­drück­lich von so­li­da­ri­tät — und was das prak­tisch be­deu­tet:

wer ge­de­mü­tigt und ver­letzt wird, wer ver­ach­tet und an­ge­grif­fen wird, soll sich nicht selbst weh­ren müs­sen müs­sen. es braucht an­de­re, die ein­ste­hen für die wür­de je­der ein­zel­nen per­son. es braucht an­de­re die wi­der­spre­chen, die die nicht ge­meint sind, die sich aber ge­meint füh­len.

eine ge­sell­schaft in der alle nur sich selbst ret­ten und schüt­zen wol­len ist kei­ne. das ist neo­li­be­ra­lis­ti­sches spek­ta­kel.

das hät­te auch ein zi­tat aus ei­nem von erich fromms bü­chern sein kön­nen.

an­ders als fromm, möch­te emke die­se so­li­da­ri­tät, oder den re­spekt für an­ders le­ben­de men­schen aber nicht zur lie­be zäh­len, sie sag­te:

wir brau­chen kei­ne lie­be, uns reicht schon re­spekt

da­mit hat sie na­tür­lich recht, aber fromm auch, für den so­li­da­ri­tät, re­spekt, mut, ver­nunft teil von lie­be sind.

das kon­zept der lie­be nach fromm ist nichts was ei­nem pas­siert, oder ein­fach nur er­wi­dert wird oder sich auf part­ner­schaf­ten be­schränkt, es ist viel mehr eine auf­fas­sung vom le­ben, eine ak­ti­vi­tät:

Lie­be ist eine stän­di­ge Her­aus­for­de­rung, sie ist kein Ru­he­platz, son­dern be­deu­tet, sich zu be­we­gen, zu wach­sen, zu­sam­men­zu­ar­bei­ten.

fromm dif­fe­ren­ziert die un­ter­schied­li­chen aus­prä­gun­gen der lie­be in sei­nen bü­chern su­per sorg­fäl­tig, zwi­schen ero­ti­scher, müt­ter­li­cher, vä­ter­li­cher, brü­der­li­cher oder selbst­lie­be.

der lie­be zu gott wid­met er das längs­te ka­pi­tel, stutzt sie aber eher auf to­le­ranz und ei­nen glau­ben an das gute im men­schen und der welt zu­sam­men.

all die­se for­men der lie­be be­din­gen ein­an­der und ha­ben so aus­dif­fe­ren­ziert kaum noch et­was mit dem be­griff der lie­be zu tun, den wir im all­tag be­nut­zen.

hmm. das ist jetzt doch ein biss­chen ein schul­re­fe­rat ge­wor­den.


zur auf­lo­cke­rung — aber auch für frie­de­mann ka­rig — baue ich jetzt ein f-wort ein.

lie­be ist — nach fromm — sehr viel mehr, sehr viel weit­rei­chen­der, als nur ero­ti­sche lie­be.

vor zwei wo­chen habe ich im spie­gel (wie ca­ro­lin emke) ein in­ter­view mit der li­te­ra­tur-no­bel­preis­trä­ge­rin toni mor­ri­son ge­le­sen. eine der fra­gen an mor­ri­son be­zog sich auf die do­ku­men­ta­ti­on „i am not your ne­gro“ über den schrift­stel­ler ja­mes bald­win. dar­in habe bald­win ge­sagt, dass die ame­ri­ka­ner gern dumm­heit und un­rei­fe mit auf­rich­tig­keit ver­wech­sel­ten — der spie­gel frag­te mor­ri­son, ob trump ein tref­fen­des bei­spiel „für die­se fast 40 jah­re alte ana­ly­se“ sei.

ab­ge­se­hen da­von, dass ich glau­be, dass rei­fe oder mensch­lich­keit kei­nes­wegs ei­nen ho­hen in­tel­li­genz­quo­ti­en­ten vor­aus­setz­ten, und ich heu­te gar nicht über den nar­zis­ten trump re­den will, blieb ich am be­griff der rei­fe hän­gen, von dem fromm eben­falls in al­len mög­li­chen schat­tie­run­gen spricht.

ich ver­such­te eine quel­le für das zi­tat von bald­win zu fin­den — und fand, statt ei­nes zi­tats, vor­trags­gold. sei­ten­wei­se zi­ta­te, die ich eine stun­de lang vor­le­sen könn­te.

ich woll­te aber zu­erst auf die­ses zi­tat hin­wei­sen.

The place in which I'll fit will not exist un­til I make it.

bald­win sagt, dass es den ort, an den man passt, erst dann gibt, wenn man ihn sich selbst macht. da­mit sagt er ei­gent­lich das glei­che wie fromm, wenn er da­von re­det, dass wir uns das le­ben lang zur ge­burt brin­gen müss­ten; glück und zu­frie­den­heit, die über­win­dung von angst und trau­rig­keit wach­sen aus uns selbst — wenn wir dran ar­bei­ten.

You wri­te in or­der to ch­an­ge the world ... if you al­ter, even by a mil­li­me­ter, the way peo­p­le look at rea­li­ty, then you can ch­an­ge it.

hier sagt bald­win, dass wir schrei­ben um die welt zu ver­än­dern und wenn wir es schaf­fen, die art, wie die leu­te die rea­li­tät wahr­neh­men, auch nur ei­nen mil­li­me­ter zu ver­schie­ben, dass wir sie dann auch än­dern kön­nen.

die­ses zi­tat ge­fällt mir ei­ner­seits, weil es eine su­per über­lei­tung zu mei­nem nächs­ten the­men­block ist, aber auch, weil es das wie­der­gibt, wor­über vie­le an­de­re (und ich) in den letz­ten jah­ren auf der re­pu­bli­ca ge­re­det ha­ben:

wenn wir die wahr­neh­mung der welt durch ge­schich­ten, nar­ra­ti­ve oder das was wir tun auch nur ei­nen mil­li­me­ter be­we­gen kön­nen, dann kön­nen wir auch die welt ver­än­dern.

der ent­schei­den­de punkt ist — mei­ner mei­nung nach: die welt ver­än­dert sich seit jahr­hun­der­ten, im gros­sen und gan­zen, mil­li­me­ter­wei­se, zum gu­ten. wir se­hen das al­ler­dings nicht im­mer ganz klar, weil die be­we­gung zum gu­ten, zum bes­se­ren, über­deckt wird von schwin­gun­gen.

das sind die schwin­gun­gen der son­ne am ers­ten und zwei­ten märz. (na­tür­lich schwingt die son­ne nicht — es ist nur un­se­re wahr­neh­mung vom son­nen­win­kel)

an­fang märz sind die näch­te län­ger als die tage. viel mehr sieht man nicht.

das ist die ers­te märz-wo­che. wenn man ge­nau hin­sieht, sieht man be­reits eine ten­denz, aber noch sehr un­deut­lich.

wenn man die zeit vom ers­ten zum 15. märz an­sieht, ist die ten­denz zu län­ge­ren ta­gen deut­lich sicht­bar.

und erst recht, wenn man den gan­zen mo­nat be­trach­tet. dann sieht man deut­lich die ten­denz zu län­ge­ren ta­gen.

po­li­tisch ist das ganz ähn­lich. da geht es auf und ab, zwi­schen den po­len.

mal sind pro­gres­si­ve­re kräf­te am he­bel, mal sind es kon­ser­vie­ren­de, eher rück­wärts­ge­wand­te, gest­ri­ge kräf­te.

aber, zu­min­det in de­mo­kra­ti­schen ge­sell­schaf­ten, sind die auf-und-ab-be­we­gun­gen ge­dämpft, durch in­sti­tu­tio­nel­le oder ge­sell­schaft­li­che wi­der­stän­de.

und wenn man die au­gen zu­kneift (oder mei­nen selbst­ge­mal­ten gra­phen glau­ben schen­ken will) kann man auch hier eine ten­denz be­ob­ach­ten. ge­sell­schaft­lich be­we­gen wir uns nach vor­ne, in rich­tung von fort­schritt­li­chen ideen von ge­rech­tig­keit, gleich­be­rech­ti­gung und to­le­ranz.

50er-jah­re-wit­ze oder -wer­bung funk­tio­niert heu­te nicht mehr, egal ob der gag bra­chi­al oder sub­til ist.

es gibt zwar im­mer noch vie­le men­schen, die sich eine zeit zu­rück­wün­schen, in der sol­che an­zei­gen nor­mal wa­ren. aber ge­sell­schaft­lich, ins­ge­samt, ha­ben wir uns in den letz­ten 60, 70 jah­ren weit weg von sol­chen wit­zen be­wegt.

im fern­se­hen se­hen wir statt­de­sen trans-men­schen in haupt­rol­len, in ne­ben­rol­len, por­trai­tiert als ganz nor­ma­le men­schen — nicht als freaks.

min­des­tens ein schwu­les päär­chen ist seit acht jah­ren in der sehr er­folg­rei­chen fa­mi­li­en co­me­dy-se­rie mo­dern fa­mi­ly zu se­hen, die auf dem zum dis­ney-kon­zern ge­hö­ren­den US-sen­der ABC läuft.

noch vor 20 jah­ren, er­zürn­te das co­ming out von el­len de ge­ne­res in ih­rer da­ma­li­gen, sehr er­folg­rei­chen ABC sit­com el­len, so vie­le zu­schau­er, dass die se­rie we­gen ein­bre­chen­der zu­schau­er­zah­len schliess­lich ein­ge­stellt wur­de.

na­tür­lich gibt es nach wie vor teils er­bit­ter­ten wi­der­stand und par­zi­el­le ra­di­ka­li­sie­run­gen ge­gen sol­chen ge­sell­schaft­li­chen wan­del, aber ich glau­be die rich­tung stimmt, auch wenn auf fort­schrit­te im­mer wie­der eine re­gres­si­on folgt, oder wir manch­mal den­ken, schon wei­ter ge­we­sen zu sein.

fromm fand das üb­ri­gens auch, in den sieb­zi­ger jah­ren hat er in ha­ben oder sein ge­schrie­ben, dass es sich beim „Zu­sam­men­bruch der pa­tri­ar­cha­li­schen Herr­schaft über die Frau­en und der Herr­schaft der El­tern über die Kin­der […] um his­to­ri­sche Ver­än­de­run­gen han­delt, die kaum re­ver­si­bel er­schei­nen“.

er nann­te die re­vo­lu­ti­on „der Frau­en und der Kin­der so­wie die se­xu­el­le Re­vo­lu­ti­on“ sieg­reich, auch wenn sie sich noch im an­fangs­sta­di­um be­fän­den, denn:

Ihre For­de­run­gen wur­den be­reits vom Be­wusst­sein der Mehr­heit ak­zep­tiert, und die al­ten Ideo­lo­gien wer­den mit je­dem Tag lä­cher­li­cher.

ich schlies­se aus dem was fromm sagt und was ich be­ob­ach­te: ideen, ge­sell­schafts­nor­men von min­der­hei­ten kön­nen sich in der brei­te der ge­sell­schaft durch­set­zen — wenn sie hu­ma­nis­tisch ge­prägt sind.

was wir zur zeit, qua­si live, be­ob­ach­ten kön­nen sind wei­te­re ge­sell­schafts­trans­for­ma­tio­nen, vor al­lem be­mü­hun­gen um eine trans­for­ma­ti­on der spra­che zu mehr acht­sam­keit. zum bei­spiel acht­sam­keit dar­auf, an­de­re men­schen nicht zu ver­let­zen oder sie auch sprach­lich an­stän­dig zu be­han­deln.

auch hier gibt es er­bit­ter­ten wi­der­stand, den wir täg­lich bis hin­ein in un­se­re fil­ter­bla­sen be­ob­ach­ten kön­nen. wo­bei wi­der­stand ge­gen sprach­ver­än­de­rung — egal ob nach rechts oder links — der bei wei­ten un­in­tel­li­gen­tes­te vor­stell­ba­re wi­der­stand ist. spra­che ver­än­dert sich ein­fach, un­auf­halt­sam — weil sie lebt.

aber sie lebt na­tür­lich nur, weil wir — wir alle — sie stän­dig mit le­ben füt­tern und sie be­nut­zen.

und weil wir und im­mer neue ge­ne­ra­tio­nen, le­ben, uns wei­te­ren­wi­ckeln, wach­sen, uns ver­än­dern — und spre­chen — kön­nen wir die spra­che mit le­ben fül­len.

wi­der­stand ver­än­dert spra­che nicht. spra­che ver­än­dert sich, wenn sie mit le­ben ge­füllt wird. wir müs­sen aber dar­auf ach­ten, dass sie nicht mit ne­ga­tiv, de­struk­tiv, un­mensch­lich ge­präg­tem hal­tun­gen ge­füllt wird. und das kön­nen wir, in­dem wir po­si­tiv ge­gen­steu­ern. mit ei­ner ein­fa­chen, men­schen­freund­li­chen spra­che, die wir ein­fach im­mer be­nut­zen — und auf sie ach­ten.

im zu­sam­men­hang mit spra­che wur­de auf die­ser re­pu­bli­ca auch viel über hass ge­re­det. für den psy­cho­lo­gen fromm ist hass ein sym­ptom.

hass, sagt fromm, sei auf ei­nen man­gel an selbst­lie­be zu­rück­zu­füh­ren.

ich fin­de es leuch­tet ein und ich hät­te ger­ne ein pumuckl-zi­tat ge­zeigt, das be­weist, dass fromm hier recht hat. ich habe aber keins ge­fun­den und muss (wie­der) ja­mes bald­win zi­tie­ren, der hat das näm­lich ge­nau so ge­sagt, also muss es stim­men:

Hat­red is al­ways self hat­red, and the­re is so­me­thing sui­ci­dal about it.
— ja­mes bald­win

fromm weist dar­auf hin, dass selbst­sucht und selbst­lie­be nicht das glei­che sei­en:

Der Selbst­süch­ti­ge liebt sich selbst nicht zu sehr, son­dern zu we­nig: tat­säch­lich hasst er sich.

Die­ser Man­gel an Freu­de über sich selbst und an lie­be­vol­lem In­ter­es­se an der ei­ge­nen Per­son […], gibt ihm ein Ge­fühl der Lee­re und Ent­täu­schung. Er kann des­halb nur un­glück­lich und eif­rig dar­auf be­dacht sein, dem Le­ben die Be­frie­di­gung ge­walt­sam zu ent­reis­sen, die er sich selbst ver­baut hat.

fromms ant­wort auf die fra­ge, wo­her der hass kommt, näm­lich durch man­gel an selbst­lie­be, ist ähn­lich un­be­frie­di­gend und un­prak­tisch wie die ant­wort auf „die Fra­ge nach dem Le­ben, dem Uni­ver­sum und dem gan­zen Rest“ von dou­glas adams.

viel­leicht stel­len wir die fra­gen nach den grün­den der pro­ble­me der welt nicht dif­fe­ren­ziert ge­nug?
oder viel­leicht su­chen wir die ant­wor­ten an der fal­schen stel­len?

mei­ne schluss­fol­ge­rung aus dem was fromm schreibt und sagt ist je­den­falls, dass wir bei der lö­sung der pro­ble­me der welt nicht aus­schliess­lich bei „den an­de­ren“ an­fan­gen soll­ten — und kön­nen — son­dern bei uns selbst. bei un­se­rer ei­ge­nen fä­hig­keit zu lie­ben, das le­ben zu lie­ben, uns selbst zu lie­ben, an­de­re zu lie­ben.

oder we­ni­ger pa­the­tisch aus­ge­drückt, wir soll­ten uns, un­ser le­ben, un­se­re hal­tung zur welt dar­auf prü­fen, ob da nicht auch sehr viel von dem was wir in der welt ver­ab­scheu­en, das wo­ge­gen wir kämp­fen oder kämp­fen wol­len, ob da­von nicht auch ganz viel in uns selbst steckt.

fromm for­mu­liert in ha­ben oder sein eine re­la­tiv ra­di­ka­le ge­sell­schafts­kri­tik, die ich nicht ganz so su­per fin­de und die sich, ganz grob so zu­sam­men­fas­sen lässt:

un­se­re heu­ti­ge kon­sum­ge­sell­schaft be­tont das ha­ben mehr als das sein. fromm sagt, die schwä­che un­se­rer ge­sell­schaft sei, dass sie kei­ne idea­le mehr bie­te, kei­ne vi­si­on mehr kennt — aus­ser der des mehr-ha­ben-wol­lens. wir le­ben laut fromm in ei­nem ge­sell­schaft­li­chen ex­pe­ri­ment zur be­ant­wor­tung der fra­ge, ob ver­gnü­gen und kon­sum eine be­frie­di­gen­de lö­sung des mensch­li­chen exis­tenz­pro­blems sein könn­te.

er meint, die­ses ex­pe­ri­ment sei be­reits ge­schei­tert.

un­ser wirt­schaft­sys­tem wer­de nicht mehr durch die fra­ge be­stimmt „Was ist gut für den Men­schen“, son­dern durch die fra­ge „Was ist gut für das Wachs­tum des Sys­tems?“

und die­se hal­tun­gen des ge­sell­schaft­sys­tems wir­ken (na­tür­lich) auf uns (alle) ein, auf un­se­re ei­ge­ne hal­tung, auf un­ser den­ken. wir spie­len mit und ver­drän­gen die ei­gent­li­che fra­ge: was ist gut für uns?

vor al­lem aber stel­len wir un­ser wachs­tum ein, un­se­re rei­fungs­pro­zes­se.

die­se kri­tik ist nicht neu, neil post­man hat un­se­rer kon­sum­ori­en­tier­ten me­di­en­ge­sell­schaft kind­li­che re­gres­si­on, ein ste­cken­blei­ben im in­fan­ti­len at­tes­tiert. ich bin ei­gent­lich kein gros­ser freund der post­man’schen me­di­en­ge­sell­schafts­kri­tik, auch wenn da was dran ist.

ich möch­te es eher um­ge­kehrt be­trach­ten, op­ti­mis­tisch, kon­struk­tiv: wenn wir es schaf­fen uns von ge­sell­schaft­li­chen zwän­gen zu be­frei­en, angst­freie per­sön­lich­kei­ten zu wer­den, die nicht nur der her­de fol­gen, son­dern selbst, au­to­nom den­ken, sich von zwän­gen und ängs­ten be­frei­en, dann kön­nen wir auf die ge­sell­schaft zu­rück­wir­ken, dank der mo­der­nen mas­sen­me­di­en so­gar ef­fek­ti­ver als je zu­vor.

wenn wir mut fas­sen, schaf­fen wir es, nicht nur zei­chen zu set­zen und sei­fen­bla­sen zu bla­sen, son­dern auch star­ke, be­ein­dru­cken­de bil­der zu schaf­fen.

ich habe es oben ge­sagt, ge­sell­schaft­li­cher wan­del wird oft von min­der­hei­ten ein­ge­lei­tet und im­mer dann mit be­son­ders gros­ser, an­hal­ten­der wir­kung, wenn der an­ge­stos­se­ne wan­del eben nicht de­struk­tiv, son­dern hu­man, mensch­lich, fried­lich — eben hu­ma­nis­tisch — ist.

das kon­zept ist na­tür­lich nicht neu und vie­le hu­ma­nis­ti­sche pro­jek­te die sich lie­be oder brü­der­lich­keit auf die fah­nen schrie­ben, sind in grau­sa­me, men­schen­feind­li­che ideo­lo­gien ge­mün­det.

ich glau­be (trotz­dem) wir kön­nen welt­pro­ble­me durch hal­tung ver­schie­ben.


vor­le­ben ist ef­fek­ti­ver als pre­di­gen.

vor­bil­der funk­tio­nie­ren her­vor­ra­gend um die kon­sum­ge­sell­schaft auf um­dre­hun­gen zu hal­ten. pro­mi­nen­te, in­fluen­cer, vor­bil­der ha­ben sich als so wirk­sam er­wie­sen, dass die kon­sum­in­dus­trie ih­nen das geld wahl­los in den arsch bläst.

dass min­der­hei­ten — oder ein­zel­ne — oder pro­mi­nen­te — gan­ze ge­sell­schafts­schich­ten be­rüh­ren kön­nen ist aber kein rei­nes phä­no­men der mo­der­nen ko­s­um­ge­sell­schaft. das gab es zum bei­spiel im be­reich der mode schon seit hun­der­ten — tau­sen­den jah­ren.

ir­gend­wann muss ir­gend­wer an­ge­fan­gen habe sich weis­se pe­rü­cken oder gi­gan­ti­sche hüte auf­zu­set­zen, ei­ner oder eine, die den mut hat­te, aus der grup­pe aus­zu­sche­ren.

ir­gend­wer, oder ir­gend­ei­ne grup­pe, muss in den acht­zi­gern da­mit an­ge­fan­gen ha­ben, sich schul­ter­pols­ter un­ter die kla­mot­ten zu ste­cken.
und plötz­lich hat sich nicht nur ei­ner lä­cher­lich ge­macht, son­dern so gut wie alle.

ich wie­der­ho­le mich: ich glau­be die ge­sell­schaft lässt sich viel bes­ser durch vor­bild­li­ches ver­hal­ten be­ein­flus­sen, zum gu­ten (und schlech­ten) ver­schie­ben, als durch das pre­di­gen. die­ses prin­zip kennt je­der der schon­mal mit kin­dern zu tun ge­habt hat: kin­der ma­chen nie das was man ih­nen sagt, son­dern das was sie wol­len und sie ah­men das nach, was man ih­nen vor­lebt.

Child­ren have never been very good at lis­tening to their el­ders, but they have never fai­led to imi­ta­te them.
- ja­mes bald­win

wir kön­nen ver­än­de­rung nicht ver­ord­nen, ver­än­de­rung muss wach­sen, am bes­ten aus sich sel­ber her­aus, ohne zwang und nicht aus ge­hor­sam. das funk­tio­niert durch vor­bil­der und ein­sicht.

I can't be­lie­ve what you say, be­cau­se I see what you do.
- ja­mes bald­win

ich glau­be, wenn wir, wir alle, dar­an ar­bei­ten uns zu ver­bes­sern, zu uns fin­den, selbst­stän­di­ger den­ken, uns ent-täu­schen, von il­lu­sio­nen oder ra­tio­na­li­sie­run­gen frei ma­chen, des­to wirk­sa­me­re vor­bil­der kön­nen wir wer­den.

selbst­op­ti­mie­rung ist mo­men­tan ja durch­aus im trend, wir zäh­len ka­lo­rien, schrit­te, trep­pen­stu­fen, trai­nings­ein­hei­ten, tau­schen schmink­tipps, nicht im­mer, aber meis­tens um an­de­ren zu ge­fal­len.

das kann auch dar­an lie­gen, dass wir noch kei­ne wege ge­fun­den ha­ben, die rich­ti­gen me­tri­ken zu er­fas­sen.

wie misst man eine wach­sen­de per­sön­lich­keit, wert­schät­zung, mensch­lich­keit, hilfs­be­reit­schaft, freund­lich­keit, de­mut, selbst­lo­sig­keit, wohl­tä­tig­keit, hu­ma­ni­tät? wo sind die apps für so­was?

oder an­ders­rum ge­fragt. war­um wirkt es auf uns im­mer noch la­tent schwäch­lich, kränk­lich oder ir­ri­tie­rend, wenn men­schen kom­pe­ten­te hil­fe in an­spruch neh­men, um tief­sit­zen­de, ver­schüt­te­te pro­ble­me an­zu­ge­hen und an ih­rer fä­hig­keit ar­bei­ten, sich selbst und an­de­re bes­ser zu lie­ben?

un­se­re hel­den und stars sind die, die an ih­rem äus­se­ren ar­bei­ten, nicht die, die an ih­rer be­zie­hungs­fä­hi­ge­keit und mensch­lich­keit ar­bei­ten.

an sei­nen mensch­li­chen qua­li­tä­ten zu ar­bei­ten, ist nichts an­de­res als — mei­net­we­gen — ski­fah­ren zu ler­nen. so wie ski­fah­ren, ist die stän­di­ge ar­beit an sich selbst an­stren­gend, aber bei­des führt zu bes­se­rer le­bens­qua­li­tät.


ich möch­te noch ei­nen satz von ca­ro­lin emke in mei­nem sin­ne zu­recht­bie­gen. sie hat am mon­tag dar­über ge­spro­chen, dass man sich ge­sell­schaft­li­che mehr­hei­ten er­ar­bei­ten kön­ne. sie sag­te:

das geht nicht schnell. das ist müh­sam. das ver­langt wo­mög­lich auch, im­mer wie­der, selbst­kri­tik und das über­ar­bei­ten der ei­ge­nen kon­zep­te und ideen. aber gan­au dar­in be­steht po­li­ti­sches han­deln.

in mei­nen wor­ten wür­de ich das so sa­gen: die rei­se nach in­nen, im sin­ne fromms, ist auch po­li­tisch. sie ist viel­leicht auch eine der vorraus­set­zun­gen für po­li­ti­sches han­deln.

der deut­sche lao-tse, meis­ter eck­hart, sagt:

Die Men­schen sol­len nicht so viel nach­den­ken, was sie tun sol­len; sie sol­len viel­mehr be­den­ken, was sie sind.

wir soll­ten ein­fach mehr nach­den­ken. nicht dass wir nicht den­ken wür­den, aber wir den­ken even­tu­ell zu oft ein­fach nur mit, als selbst, ei­gen, ak­tiv zu den­ken.

un­se­re frei­zeit­ak­ti­vi­tä­ten sind oft pas­siv ge­prägt: wir las­sen so­zia­le me­di­en oder fern­seh­se­ri­en an uns vor­bei­strö­men, re­agie­ren und li­ken. als fort­ge­schrit­ten gilt schon wer ins thea­ter geht und dort ak­kus­tisch, mit den hän­den lik­ed — oder im le­der­ses­sel ein buch liest oder sich se­hens­wür­dig­kei­ten auf rei­sen an­sieht. aber ei­gent­lich sind die­se frei­zeit­ak­ti­vi­tä­ten vor al­lem frei­zeit-pas­si­vi­tä­ten. wir kon­su­mie­ren vor al­lem.

erich fromm, der jude war, sich aber vom glau­ben lös­te, sang in ha­ben oder sein ein lob­lied auf den sab­bat. wie der christ­li­che sonn­tag, sei der sab­bat ein tag der ruhe, aber „im Sin­ne der Wie­der­her­stel­lung voll­stän­di­ger Har­mo­nie zwi­schen den Men­schen und zwi­schen Mensch und Na­tur.“

am sab­bat dür­fe nichts zer­stört und nichts auf­ge­baut wer­den; der Sab­bat sei „ein Tag des Waf­fen­still­stan­des im Kampf des Men­schen mit der Na­tur“.

„Der mo­der­ne Sonn­tag“, sagt fromm, sei da­ge­gen „ein Tag des Ver­gnü­gens, des Kon­sums und des Weg­lau­fens von sich selbst.“

viel­leicht soll­ten wir pro­bie­ren, ei­nen tag in der wo­che zu uns selbst zu kom­men. ei­nen tag pro wo­che lang nicht ver­su­chen, vor uns selbst weg­zu­lau­fen oder uns ab­zu­len­ken, son­dern nach­zu­den­ken oder an uns zu ar­bei­ten, an un­se­ren fä­hig­kei­ten, an un­se­ren ängs­ten.

ich bin ein gros­ser fan von fern­seh­se­ri­en. ich zäh­le die fern­seh­se­ri­en­fol­gen die ich gu­cke mit die­sem klei­nen tool und sehe dar­an, dass ich vor al­lem zu viel fern­se­he (im schnitt 37 fern­seh­se­ri­en­fol­gen pro mo­nat).

an­fang letz­ten jah­res habe ich das da­mit ra­tio­na­li­siert, dass ich so viel gu­cke um viel im blog re­zen­sie­ren zu kön­nen. ab dem som­mer war mir das dann aber egal, und ich habe ein­fach so wei­ter­ge­guckt.

als ich kürz­lich mit mei­ner schwes­ter und ih­ren kin­dern bei mei­nen el­tern war, er­kann­te ich eine par­al­le­le; ich stell­te mal wie­der fest, dass fern­se­hen, ne­ben schnul­lern, auf hand­ge­rä­ten strö­men­des ganz be­son­ders, wirk­lich das bes­te mit­tel zum ab­stel­len von kin­der­lärm ist.

im ame­ri­ka­ni­schen heis­sen schnul­ler üb­ri­gens dop­pel­deu­tig pa­ci­fier. frie­dens­stif­ter.

pa­ci­fier — der Frie­dens­stif­ter | die Frie­dens­stif­te­rin Pl.: die Frie­dens­stif­ter, die Frie­dens­stif­te­rin­nen
pa­ci­fier (Amer.) — der Schnul­ler  Pl.: die Schnul­ler
pa­ci­fier — Mit­tel zur Be­ru­hi­gung

mir fiel auf: das gilt für er­wach­se­ne ge­nau­so! wir be­ru­hi­gen uns mit dem fern­se­hen. es ist das bes­te mit­tel vor uns selbst (und an­de­ren) weg­zu­lau­fen.

um zu zei­gen, was ich mei­ne, lässt sich die­ses zi­tat von ja­mes bald­win wun­der­bar pro­fa­ni­sie­ren:

Peo­p­le can cry much ea­sier than they can ch­an­ge.
— ja­mes bald­win

wir wei­nen lie­ber in­spi­riert durch gut ge­mach­te er­zäh­lun­gen, statt (schmerz­haft) an un­se­rer ei­ge­nen er­zäh­lung zu ar­bei­ten.

un­ser mot­to scheint zu sein: lie­ber fern­se­hen, als in­tro­spek­tie­ren.

al­ler­dings: ich mag es nicht, wenn mir an­de­re sa­gen, dass ich me­di­en falsch oder zu hoch­do­siert oder in­ef­fi­zi­ent oder gar krank­haft kon­su­mie­re. des­halb: igno­riert was ich ge­ra­de ge­sagt habe, das soll kei­ne kri­tik an eu­rem so­cial- oder strea­ming-me­di­en-ver­hal­ten sein. macht was ihr wollt.

aber mir fällt auf: wenn man ei­nen schritt zu­rück­tritt und sich selbst be­ob­ach­tet, dass ei­nem dann durch­aus sa­chen auf­fal­len, die man än­dern könn­te. oder müss­te.

ganz all­ge­mein: ich will nicht sa­gen dass wir et­was falsch ma­chen, zu viel dies, zu we­nig das — zu­min­dest nicht pau­schal.

ich will nicht sa­gen ak­tio­nis­mus, po­li­ti­sches en­ga­ge­ment sei­en falsch.

was ich be­to­nen will ist, dass wir ver­su­chen soll­ten zu wach­sen, uns bes­ser ken­nen­zu­ler­nen, uns zu ent-täu­schen, von ge­sell­schaft­lich an­er­kann­ten denk­sche­ma­ta frei zu ma­chen und selbst­stän­di­ger zu den­ken. wir soll­ten ver­su­chen uns von un­se­ren ra­tio­na­li­sie­run­gen und ängs­ten frei­er zu ma­chen, ver­dräng­tes auf­ar­bei­ten und gan­ze­re men­schen zu wer­den.

wir sind schon OK, da glau­be ich fest dran, mit aus­schlä­gen nach oben und un­ten, rechts und links, aber wir ha­ben po­ten­zi­al, sehr viel po­ten­zi­al, in uns selbst. und wenn wir das he­ben kön­nen, kön­nen wir auch bes­ser an­de­ren hel­fen ihre po­ten­zia­le zu er­ken­nen und zum ein­satz zu brin­gen .

ich fin­de po­ten­zi­al zu ha­ben, zu ent­de­cken oder gar zu he­ben, ist das tolls­te auf der welt. aber da­für müs­sen wir nicht nur ant­wor­ten su­chen, son­dern vor al­lem — fra­gen.

ein letz­tes mal möch­te ich ein zi­tat von ja­mes bald­win für mei­ne zwe­cke mis­brau­chen.
wir soll­ten ver­su­chen fra­gen frei zu le­gen, die von den ant­wor­ten ver­deckt wer­den.


freitag-rezensions-kritik am donnerstag

felix schwenzel in notiert

woh­wol­len­de re­zen­si­on mei­nes #rp17-vor­trags von „Frei­tag-Com­mu­ni­ty-Mit­glied Ju­dith Kers­t­ing“ (die mich vor ein paar ta­gen auch schon por­trai­tiert hat). lei­der sind die zi­ta­te bei­na­he durch­ge­hend sehr un­prä­zi­se. bei­spiel:

„Sieht das nicht däm­lich aus?“, sagt Schwen­zel. „Na­tür­lich. Ein Trot­tel hat ei­nen Trend vor­ge­macht und Hun­der­te wa­ren mit ihm ge­mein­sam Witz­fi­gu­ren.“

ge­sagt habe ich:

ir­gend­wer, oder ir­gend­ei­ne grup­pe, muss in den acht­zi­gern da­mit an­ge­fan­gen ha­ben, sich schul­ter­pols­ter un­ter die kla­mot­ten zu ste­cken. und plötz­lich hat sich nicht nur ei­ner lä­cher­lich ge­macht, son­dern so gut wie alle.

ich hab mir für mei­nen vor­trag die mühe ge­macht, tei­le von ca­ro­lin em­kes vor­trag wort­wört­lich zu tran­skri­bie­ren, be­vor ich sie zi­tiert habe. da ist mir zwar ein­mal ne wort­dopp­lung rein­ge­rutscht, aber ich habe ihr, ab­ge­se­hen da­von, nichts dazu ge­dich­tet.

las­sen wir ein­fach so ste­hen. @di­plix #stage1 #rp17 pic.twit­ter.com/kH8vEb2gn5

Jür­gen Has­lau­er (@jhas­lau­er10.05.2017 17:05

der vor­trag steht zwar noch nicht als ein­zel­da­tei auf you­tube, ist aber im „live“-stream der re­pu­bli­ca seit ges­tern 17:50 uhr on­line: you­tu.be/dnV_PxSWXQ0?t=28273

da könn­te man, mit pau­sen- und sprung­funk­ti­on, pri­ma ab­schrei­ben und prä­zi­se zi­tie­ren.

aber das ende von ju­dith kers­t­ings ar­ti­kel ge­fällt mir (auch wenns die ja­cket­ta­sche war):

Fe­lix Schwen­zel greift in sei­ne Ho­sen­ta­sche, wirft Kon­fet­ti in die Luft und ver­lässt die Büh­ne.


Photo by felix schwenzel in re:publica. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

hin­ter #stage1 #rp17


wer 10 mal aufs po­di­um rennt, ge­hört schon zum es­tab­lish­ment. ix rede zum die­ses jahr ers­ten mal (17:30 uhr) auf der #rp17 #stage1.

youtube-video laden, info, direktlink

oh, ein por­trait über mich in ei­nem mo­de­blog. schö­ner war­mup für mei­nen vor­trag um 17:30h, stage 1, #rp17 wri­ting­ab­out­fa­shion.de/wir­res-zeug


Photo by felix schwenzel in STATION-Berlin. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

trump ar­ri­ves @ #rp17


su­per ar­ti­kel von @tie­res­ind­freaks über die or­ga­ni­sa­ti­on der #rp17. ger­ne ge­le­sen.
ix komm auch kurz zu wort. ta­ges­spie­gel.de/ber­lin/vor-der-ber­li­ner-di­gi­tal­kon­fe­renz-was-die-ma­cher-der…


Photo by felix schwenzel in Bode-Museum. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

das netz ist ein lau­tes (und stil­les) zen­trum der ge­sell­schaft.
— ix


Photo by felix schwenzel on April 24, 2017. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

pol­len­flug.


Photo by felix schwenzel on April 22, 2017. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

april­scherz.


15 jahre wirres.net

felix schwenzel


Photo by felix schwenzel in Museum Ludwig Köln. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

welt­stadt köln; hier kann man so­gar auf aus­stel­lungs­stü­cken sit­zen. 🤦‍♂️


Photo by felix schwenzel in Museum Ludwig Köln. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

hin­ter­dom­si­tua­ti­on.