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felix schwenzel


„ganzheitliche, patentierte HoloTrack-Technologie“

felix schwenzel

letz­te wo­che don­ners­tag las ich auf dwdl.de eine pres­se­mit­tei­lung der fir­ma la­ter­pay (ori­gi­nal PDF). wäh­rend dwdl, die sich ge­ra­de selbst gross ge­fei­ert ha­ben, ge­nau wie ho­ri­zont.net, die pres­se­mit­tei­lung für sich spre­chen lässt, re­cher­chiert und hin­ter­fragt das on­line-ma­ga­zin kloa­ke gul­li in ei­ner mel­dung zur pres­se­mit­tei­lung ein biss­chen:

Ab 2012 soll es bei dem Nachrichtenportal Stern.de eine tiefgreifende Veränderung geben. Konkret sollen spezielle journalistische Inhalte ab dann über ein Bezahlsystem abgerufen werden können. Die Bezahlung wickelt der Münchner MicroPayment-Entwickler LaterPay ab.

[…]

Ebenfalls nicht gänzlich uninteressant ist in diesem Zusammenhang, dass das Unternehmen keine bisherigen Nutzer des Systems vorstellt und sich solche bei einer schnellen Suche auch nicht finden lassen. Laut dem Handelsregisterauszug wurde der Unternehmenszweck auch erst vor wenigen Monaten explizit hinsichtlich "Payment Interaktionsverfahren" erweitert.

in der pres­se­mit­tei­lung zi­tiert sich la­ter­pay-grün­der und -ge­schäfts­füh­rer cos­min-ga­bri­el ene wie folgt:

Von Anfang an wurde LaterPay konsequent aus Sicht des Users entwickelt und auf die Bedürfnisse der Paid-Content- Anbieter ausgerichtet. Wesentliches Ziel von LaterPay ist die Heranführung des Users an Paid-Content über niedrige Einstiegsschwellen.

aha. nach­dem sich also im­mer wie­der gros­se und klei­ne un­ter­neh­men dar­an ver­sucht ha­ben, ein mi­cro­pay­ment-sys­tem zu ent­wi­ckeln das so­wohl von den nut­zern, als auch den an­bie­tern ak­zep­tiert wird — und bis jetzt alle dar­an ge­schei­tert sind (2005: Pay­Pal: Neu­es Preis­sche­ma spe­zi­ell für Mi­cro-Pay­ments, 2010: Pay­pal führt Mi­cro­pay­ment ein — wer be­nutzt Vo­da­fone „Mo­bi­les-Be­zah­len“ oder mpass.de?) — kommt jetzt la­ter­pay und löst alle pro­ble­me an de­nen so vie­le vor­her ge­schei­tert sind?

nichts ge­gen mi­cro­pay­ment, im ge­gen­teil, ein funk­tio­nie­ren­des sys­tem wäre gross­ar­tig.

ich bin al­ler­dings skep­tisch. ganz all­ge­mein, wenn ich mir die web­site von la­ter­pay an­se­he, wenn ich an­kün­di­gun­gen von un­ge­leg­ten ei­ern lese und vor al­lem, wenn ich sät­ze lese wie die­se:

LaterPay kombiniert die Benutzerfreundlichkeit von kostenlosem Content mit einer Zahlungsverpflichtung und senkt dadurch die Einstiegshürde in die Welt des bezahlten Contents signifikant. LaterPay wandelt unbekannte User in zahlende User.

la­ter­pay be­haup­tet, dass man sich als be­nut­zer „we­der vor­her re­gis­trie­ren“ muss, noch „vor­ab per­sön­li­che Da­ten oder Kon­to­da­ten be­kannt ge­ben“ müs­se. so­lan­ge der wa­ren­korb noch kei­ne fünf euro er­rei­che, ent­stün­den kei­ne kos­ten und es sei­en we­der eine re­gis­trie­rung, noch die an­ga­be „per­sön­li­cher da­ten“ not­wen­dig.

wie das funk­tio­nie­ren soll?

LaterPay bedient sich der ganzheitlichen, patentierten HoloTrack-Technologie, um das Endgerät des Users zu begleiten: vom Zeitpunkt der ersten Nutzung von kostenpflichtigem Content bis zur Zahlung.

gni­hihi. ganz­heit­li­che ho­lo­tra­ck-tech­no­lo­gie. was mich wun­dert: war­um nicht auch noch „nach­hal­tig“?

am 29.09.2011 schronb ix eine email an la­ter­pay, um nach­zu­fra­gen was denn an kos­ten auf be­nut­zer zu­kom­me, wenn sie mehr als €5 im wa­ren­korb ha­ben und wel­che per­sön­li­chen da­ten dann an­ge­ge­ben wer­den müss­ten, die mail kam aber als un­zu­stell­bar zu­rück. wohl­ge­merkt: ich habe die email an die auf der web­site an­ge­ge­be­ne email­adres­se ge­schrie­ben.

im­mer­hin wur­de die email an den „Kon­takt für Pres­se“ zu­ge­stellt und ei­nen tag spä­ter be­ant­wor­tet: „wir ha­ben Ihre Fra­gen an La­ter­Pay wei­ter­ge­lei­tet und mel­den uns mit den Ant­wor­ten, so­bald uns die­se vor­lie­gen.“

drei werk­ta­ge spä­ter: kei­ne ant­wort, aber da­für wur­de die er­wäh­nung der „ganz­heit­li­chen, pa­ten­tier­te Ho­lo­Tra­ck-Tech­no­lo­gie“ von der web­site ge­stri­chen. im goog­le-cache ist sie noch zu fin­den (sie­he screen­shot un­ten), auf der web­site heisst es jetzt „La­ter­Pay be­dient sich ei­ner zum Pa­tent an­ge­mel­de­ten Tech­no­lo­gie, um das End­ge­rät des Users zu be­glei­ten.“ statt „La­ter­Pay be­dient sich der ganz­heit­li­chen, pa­ten­tier­ten Ho­lo­Tra­ck-Tech­no­lo­gie, um das End­ge­rät des Users zu be­glei­ten.“ scha­de um das schö­ne buz­zwor­ding.

ich ver­mu­te mei­ne fra­gen wer­den noch ei­ni­ge mo­na­te un­be­ant­wor­tet blei­ben. heu­te (06.10.2011) schick­te mir die pr-agen­tur von la­ter­pay fol­gen­de ant­wor­ten. wer die ge­nau be­ant­wor­tet hat ist nicht er­sicht­lich, ich pa­cke die ant­wor­ten als zi­tat un­ter mei­ne fra­gen:

sehr geehrte damen und herren,

ich würde auf wirres.net gerne etwas über „ihre ganzheitliche, patentierte HoloTrack-Technologie“ schreiben, bzw. das das micropayment-bezahlsystem das sie gerade (zusammen mit stern.de?) entwickeln. dazu habe ich ein paar fragen, die sich auf ihrer website nicht beantworten liessen:

HoloTrack heisst nun Fair Track.

* sie schreiben, dass keine kosten entstehen, bevor „der warenkorb“ nicht mehr als 5 euro erreicht. welche kosten entstehen mir als nutzer, wenn der warenkorb mehr als 5 euro erreicht?

Ihnen als Nutzer entstehen niemals Kosten für die Nutzung derTechnologie. Sie bezahlen nur für den Wert der Waren. Ähnlich wie am Zeitschriftenkiosk. Da bezahlen Sie auch nur die Zeitschrift – die Kosten für den Bezahlprozess trägt der Produzent der Zeitschriften. 
Wenn Sie also Artikel im Gesamtwert von für 5 Euro konsumiert haben, bezahlen Sie die 5 Euro. Wenn Sie einen Warenkorb von z.B. 5,12 Euro haben, bezahlen Sie die 5,12 Euro Rechnung und die Rechnung wird dann auf 0 gestellt.

* wenn ich mich registriere, welche daten müsste ich ihnen dann angeben?

Die Mindestinformationen, die für einen Onlinekauf notwendig sind.

* welche zahlungsmöglichkeiten bieten sie an? (kreditkarte, paypal, überweisung, handy?)

Die Auswahl an klassischen Bezahlanbietern wird beim Markteintritt bekanntgegeben und laufend erweitert werden. 

* welche kosten entstünden mir als anbieter? könnte ich beispielsweise einen artikel für 10 cent verkaufen? welche provision würden sie von 10 cent oder beispielsweise einem euro einbehalten?

Für das Pay per Use Modell rein erfolgsabhängige Kosten. Inhalteanbieter können bei LaterPay die Preise ihrer Produkte völlig selbständig und frei bestimmen. Vorgaben zu Preisgruppen und Mindetspreise wie bei iTunes, Android Marketplace etc. gibt es bei LaterPay nicht. Aus wirtschaftlichen Gründen empfiehlt LaterPay aber Preise von über 5 Cent. Bei Preisen von z.B. 5 Cent und abhängig von dem abgewickelten Volumen erhalten Contentanbieter bis zu 90% ausgeschüttet – bei 5 Cent Einzelpreis für einen Artikel also eine Ausschüttung von 4 bis 4,50 Cent.

Bei Metered Model / Abo Modellen werden bis zu 90% ausgeschüttet.

* benötige ich als nutzer von laterpay einen browser-plugin oder funktioniert der einkaufsvorgang mit allen üblichen browsern — ohne proprietäre erweiterung?

Sie benötigen keinen Browser Plugin. LaterPay funktioniert mit allen üblichen Browsern.

* verstehe ich das recht, dass ich beispielsweise an einem öffentlichen internetterminal „artikel“ für ≤ 5 euro einkaufen könnte und die verkäufer um diesen betrag betrügen könnte, wenn ich wollte?

LaterPay hat intelligente Technologien eingebaut, um solchen Missbrauch auf ein Minimum zu reduzieren. Aber es wird – wie in der Offlinewelt, in der man seine Zeitschrift im Supermarkt auch unbezahlt lesen kann – auch im Internet nicht ausgeschlossen sein, dass sehr fachkundige User den Content-Anbieter "prellen".
Die allermeisten Menschen sind aber nicht bereit und oft gar nicht in der Lage wegen 5 Cent den Aufwand zu betreiben um den Verlag zu hintergehen – das ist auch die Zielgruppe von LaterPay: Menschen die bereit sind einen nachvollziehbaren Preis für Content zu bezahlen, so lange das Bezahlen einfach ist.

Wir sind sehr nutzerfreundlich, geben uns aber gleichzeitig große Mühe den Missbrauch im Sinne des Verlags so gering wie möglich zu halten.

* wenn ich einen artikel bei stern.de kaufte, würde stern.de niemals erfahren, dass felix schwenzel diesen artikel gekauft hat, sondern nur ein john doe? kann ich als benutzer steuern welche daten sie ihren b2b-partnern weitergeben?

Nein, stern.de erfährt nicht einmal von „john doe“. LaterPay ist ein Dienstleister für Content-Anbieter und wird deswegen den höchsten Verbraucherschutzstandards entsprechen. Der Datenaustausch zwischen Content-Anbieter und LaterPay besteht aus einer rein monetären Abrechnung der gekauften Produkte – ähnlich einer Abrechnung eine Kiosks an einen Verlag, bei der ein Verlag auch nicht erfährt, welcher, dem Kioskbesitzer  bekannte Kunde das Magazin oder die Zeitung gekauft hat.

* wann planen sie ihr system zur marktreife gebracht zu haben?

stern.de ist das erste namhafte Haus, mit dem wir das marktreife LaterPay-System, das seit Anfang 2010 programmiert wird, unter Marktbedingungen testen wollen, um ggf. weitere Anforderungen von Usern und Contentanbietern zu integrieren. Im nächsten Jahr wird es eine schnelle, gestaffelte Einführung neuer Produkte mit weiteren Kunden geben.

(auf wirres.net beobachte und berichte ich seit einigen jahren über pläne und ankündigungen von micropayment-systemen und habe dazu auch artikel auf screen.tv, zeit.de und jungle-world.com veröffentlicht. an grösstenteils gescheiterten versuchen ist dieses genre, wie sie sicher wissen, nicht arm.)

gruss,
felix schwenzel

[links habe ich für die­sen ar­ti­kel hin­zu­ge­fügt, auf zeit.de habe ich ar­ti­kel ver­öf­fent­licht, al­ler­dings kei­nen über mi­cro­pay­ment, aber mit der zeit lässt sich halt gut prah­len.]


[nach­trag 06.10.2011]
zu den oben nach­ge­tra­ge­nen ant­wor­ten von la­ter­pay möch­te ich noch an­mer­ken, dass la­ter­pay die bis­her in­ter­es­san­tes­te va­por­wa­re ist, von der ich die­ses jahr ge­hört habe. die feh­len­de kon­kre­te ant­wort auf mei­ne fra­ge nach der markt­rei­fe lässt mich je­doch ver­mu­ten, dass das jahr 2012 sehr lang wer­den wird. über­haupt fra­ge ich mich, wozu eine der­art frü­he an­kün­di­gung ei­nes un­fer­ti­gen pro­dukts dient. aqui­se? prah­le­rei? auf­scheu­chen des wett­be­werbs? die im stil und mit der tech­nik der 80er jah­re ge­stal­te­te web­site, dürf­te bei der aqui­se al­ler­dings nicht so irre hilf­reich sein.


schwenzelflektion

felix schwenzel


preisklarheit und klare lügen

felix schwenzel

ich weiss nicht ob ich die neue me­dia markt-kam­pa­gne ver­ste­he. sie schreit „Das Ende des Preis-Irr­sinns“ aus und be­haup­tet, me­dia markt ma­che „den klars­ten Preis“. was ein kla­rer preis sein soll weiss ich nicht. der nied­rigs­te preis ist es de­fi­ni­tiv nicht, wie der me­dia-sa­turn-chef horst nor­berg im FAZ-in­ter­view be­tont. um den preis zu be­schrei­ben wählt er ad­jek­ti­ve wie „hoch at­trak­tiv“, „tief“, „klar“, „sta­bil“, „real“. das wort „güns­tig“ kommt ihm im zu­sam­men­hang mit der me­dia-markt-preis­ge­stal­tung nicht über die lip­pen. statt­des­sen:

Wir bekennen uns zu Preiswahrheit und -klarheit.

was auch im­mer das heis­sen soll.

auf der kam­pa­gnen-site sieht man auf die hy­po­the­ti­sche fra­ge „Da sind doch be­stimmt Ir­gend­wel­che Zu­satz­kos­ten ver­steckt?“ fol­gen­des:

(Ant­wort: „Bei uns gibt es nur ei­nen Preis — und der ist von An­fang an klar. Da müs­sen Sie kei­ne Nach­nah­me-, Kre­dit­kar­ten­ge­bühr oder an­de­ren Klim­bim da­zu­rech­nen“)

schau­en wir uns mal ei­nen preis an. bei den ak­tu­el­len DSL-bund­le-an­ge­bo­ten steht für t-on­line en­ter­tain com­fort schon­mal kein kla­rer preis, son­dern zwei:

In den ersten 12 Monaten 39,95 statt 44,95

da­drun­ter steht klein ge­schrie­ben und in schwar­zer schrift (statt wie sonst auf der ge­sam­ten me­dia-markt-site mit weis­ser schrift) fol­gen­de fuss­no­te auf die an fünf stel­len mit ei­ner (1) hin­ge­wie­sen wird:

1) Bei Buchung bis 31.10.2011 kostet Entertain Comfort für Neukunden in den ersten 12 Monaten 39,95 €/Monat, der Festplattenrekorder MR 303 ist inklusive. Die Ersparnis von 10,– €/Monat wird vom Grundpreis des Entertain Paketes abgezogen. Ab dem 13. Monat beträgt der Grundpreis für Entertain 44,95 €/Monat. Voraussetzung für Entertain sind der Festplattenrekorder und ein IPTV-fähiger Router (ggf. zzgl. Versandkosten in Höhe von 6,99 €). Der Festplattenrekorder MR 303 kostet 4,95 €/Monat als Endgeräte-Servicepaket, Kündigungsfrist 6 Werktage. Die Mindestvertragslaufzeit des Entertain Paketes beträgt 24 Monate. VDSL 25 kann für 10,– €/Monat, VDSL 50 für 15,– €/Monat hinzugebucht werden. Bei Buchung von Entertain Comfort bis 31.10.2011 kostet VDSL 50 nur 10,– €/Monat. Einmaliger Bereitstellungspreis für neuen Telefonanschluss 59,95 € (entfällt bei IP-basiertem Anschluss). Entertain ist in vielen, VDSL ist in einigen Anschlussbereichen verfügbar. Voraussetzung für 3D ist ein 3D-fähiges Fernsehgerät sowie eine entsprechende 3D-Brille.

rech­nen wir also mal den preis, die lie­fer­kos­ten und das gan­ze an­de­re klim­bim zu­sam­men:

  • 12 monate zu 39,95€
  • 12 monate zu 44,95€ (mindestvertragslaufzeit 24 monate)
  • versandkosten 6,99€ (steht als posten im kleingedrucken)
  • festplattenrekorder 4,95€ (muss man laut kleingedrucktem ab dem 13ten monat bezahlen, für 12 monate mindestens)
  • bereitstellung telefonanschluss 59,95€

das macht ins­ge­samt 1.145,14€, also pro mo­nat 47,71€. lässt man den ver­trag 48 mo­na­te lau­fen, er­ge­ben sich in den 48 mo­na­ten mo­nat­li­che kos­ten von 48,81€.

mein ver­ständ­nis von ei­nem kla­ren preis wäre 48 euro pro mo­nat. me­dia markt ver­steht un­ter kla­ren prei­sen of­fen­bar wei­ter­hin kun­den­ver­wir­rung, schlecht les­ba­res klein­ge­druck­tes und zählt nach wie vor dar­auf, dass die kun­den sich von trick­se­rei­en, täu­schun­gen und schlecht les­ba­rem klein­ge­druck­tem ver­wir­ren las­sen.

mir fällt als neu­er me­dia markt cla­im ei­gent­lich nur noch ein: ver­ar­schen kann ich mich auch sel­ber.


sie­he auch was mat­thi­as schr­a­der , ste­fan win­ter­bau­er oder pa­trick brei­ten­bach zur kam­pa­gne zu sa­gen ha­ben.


zurückbleiben bitte

felix schwenzel

da be­klagt sich die hal­be welt über fach­kräf­te­man­gel und in ber­lin wer­den die in­ge­nieu­re zu­rück­ge­baut.


the network, a headless tail

felix schwenzel

gran­dio­se ana­ly­se von jeff jar­vis über das was un­ter dem schlag­wort #Oc­cu­py­Wall­Street der­zeit pas­siert:

#OccupyWallStreet is a hashtag revolt. […] A hashtag has no owner, no hierarchy, no canon or credo. It is a blank slate onto which anyone may impose his or her frustrations, complaints, demands, wishes, or principles.
So I will impose mine. #OccupyWallStreet, to me, is about institutional failure. And so it is appropriate that #OccupyWallStreet itself is not run as an institution.

ich glau­be, er könn­te recht ha­ben mit sei­ner an­nah­me, dass die ziel­lo­sig­keit, hier­ar­chie­lo­sig­keit und mei­net­we­gen auch die chao­ti­sche er­schei­nung ge­nau die stär­ken die­ses phä­no­mens sind. ein phä­no­men das durch die neu­en, schnel­len, ef­fek­ti­ven und eben­falls de­z­an­tra­len kom­mu­ni­ka­ti­ons­mög­lich­kei­ten des in­ter­net erst mög­lich wur­de. ge­nau­er, ein phä­no­men, dass die struk­tu­ren, die sich on­line be­reits seit ei­ni­ger zeit ab­zeich­ne­ten, jetzt auch in die so­ge­nann­te rea­le welt hin­aus­trägt (wo­bei die un­ter­schei­dung von „real“ und „vir­tu­ell“ na­tür­lich sinn­los ist).

das was ich mal über die blogos­hä­re ge­sagt habe, dass sie die ers­te grup­pe ist, der ich mich zu­ge­hö­rig füh­le, weil sie so un­ge­heu­er he­te­ro­gen ist, dass man sie gar nicht als grup­pe be­zeich­nen kann, zeigt sich jetzt auch bei #Oc­cu­py­Wall­Street — kei­ne grund­sät­ze, kei­ne ideo­lo­gie, kei­ne glau­bens­be­kennt­nis­se. nur der är­ger und frust und das be­dürf­nis das laut und deut­lich zu sa­gen.

man kann das auch ei­nen ra­di­ka­len in­di­vi­dua­lis­mus nen­nen, der tech­nisch und or­ga­ni­sa­to­risch durch das in­ter­net zu­sam­men­ge­klam­mert wird.

jar­vis drückt das so aus:

Now one needs a network. #OccupyWallStreet is that network, the headless tail.

hin­zu kommt, dass wir in­sti­tu­tio­nen nicht mehr trau­en: ban­ken, re­gie­run­gen, me­di­en, bil­dungs­ein­rich­tun­gen, re­li­gio­nen, par­tei­en — sie alle ver­lie­ren ver­trau­en. mit den neu­en tech­ni­schen mög­lich­kei­ten schaf­fen wir es, al­ter­na­ti­ven zu die­sen in­sti­tu­tio­nen zu bil­den, durch netz­wer­ke, ver­net­zun­gen und meme. ge­dan­ken die ei­ner äus­sert, der nächs­te auf­greift, bes­ser, schlag­kräf­ti­ger for­mu­liert — und die ir­gend­wann zu ei­nem schlag­wort (has­tag) wer­den dass die lo­sen ge­dan­ken klam­mert und in die welt trägt.

die im netz­werk ge­schaf­fe­nen al­ter­na­ti­ven ver­klum­pen sich teil­wei­se zu qua­si-in­sti­tu­tio­nel­len ein­rich­tun­gen (zum bei­spiel ei­ner „pi­ra­ten-par­tei“) die dann na­tür­lich pein­lich ge­nau da­r­uf ach­ten müs­sen, ver­trau­en nicht wie­der durch ver­klum­pung oder ge­heim­nis­krä­me­rei oder ku­mapn­ei oder in­sti­tu­tio­na­li­sie­rung wie­der zu ver­spie­len.

wir le­ben ein­deu­tig in ei­ner span­nen­den zeit des um­bruchs.


an­de­rer­seits geht mir das in­sti­tu­tio­nen-ba­shen auch auf den sack. pau­schal­kri­tik ist meis­tens dumm — oder ideo­lo­gisch (oder bei­des). der ein­zel­fall, das de­tail, die sach­fra­ge ge­hört kri­ti­siert. man kann be­grün­den, dass bei­spiels­wei­se frank schirr­ma­cher un­recht hat. schwie­ri­ger wirds, wenn man be­grün­den möch­te, dass die FAZ un­recht hat.

oder kon­kret: zu sa­gen, der da­ten­schutz bal­ka­ni­sie­re das in­ter­net, ist mir zu ideo­lo­gisch. wenn dar­über nach­ge­dacht wird ob die in­ter­pre­ta­ti­on ei­ni­ger da­ten­schüt­zer, dass IP-adres­sen ein per­sön­li­ches da­tum sind, viel­leicht über das ziel hin­aus­schiesst, hört sich das schon ganz an­ders an. über sol­che fra­gen kann man dann auch strei­ten, über die the­se, dass da­ten­schüt­zer doof und ge­fähr­lich sei­en schon we­ni­ger.

was mich teil­wei­se auch an der da­ten­schüt­zer­kri­ti­schen dis­kus­si­on stört: die da­ten­schüt­zer in­ter­pre­tie­ren die ge­set­ze nur. ge­macht wur­den sie von den ver­tre­tern, die wir in die par­la­men­te ge­wählt ha­ben. da wäre es schon ge­nau­er, al­ler­dings auch nicht hilf­rei­cher, zu sa­gen, die deut­sche rechts­la­ge und die un­fä­hig­keit un­se­rer volks­ver­tre­ter bal­ka­ni­sie­re das in­ter­net.

auf der kon­fe­renz der da­ten­schutz­be­auf­trag­ten wur­den ja auch nicht nur blö­de sa­chen be­schlos­sen:

von den oben ge­nann­ten ent­schlies­sun­gen kom­men mir ei­ni­ge durch­aus sinn­voll vor (ei­ni­ge auch we­ni­ger). es soll­te ei­nem zu­min­dest schwer­fal­len auf der ei­nen sei­te da­ten­schutz pau­schal doof zu fin­den und ei­nen ab­satz spä­ter auch die vor­rats­da­ten­spei­che­rung doof zu fin­den. da­ten­schutz in so­zia­len netz­wer­ken pfui, da­ten­schutz bei staat­li­chen stel­len hui? da­ten­schutz nur so lan­ge er die wirt­schaft­li­che ent­wick­lung nicht ge­fähr­det?

manch­mal er­in­nert mich die ak­tu­el­le dis­kus­si­on um den da­ten­schutz an die dis­kus­si­on um die li­be­ra­li­sie­rung der fi­nanz­märk­te um die jahr­tau­send­wen­de. da hiess es auch, wie bei wei­gert, wenn deutsch­land nicht auch wie der rest der welt die fi­nanz­märk­te de­re­gu­lie­re und li­be­ra­li­sie­re, dass die ban­ken dann ein­fach an freund­li­che­re fi­nanz­plät­ze aus­wei­chen wür­den und deutsch­land den an­schluss ver­pas­sen wür­de, tau­sen­de ar­beits­plät­ze ver­lie­ren wür­de und sich ins vor­in­dus­tri­el­le zeit­al­ter zu­rück­ka­ta­pul­tie­ren wür­de. die­se ka­ta­stro­phen-rhe­to­rik, die ka­ta­stro­phen an die wand malt, wenn die da­ten­schüt­zer sich nicht zu­rück­hal­ten, die ban­ken nicht tun dür­fen was sie wol­len oder der ge­setz­ge­ber nicht hoch­ge­schwin­dig­keits-dsl in jede woh­nung bringt hal­te ich, um es freund­lich aus­zu­drü­cken, we­nig über­zeu­gend und we­nig kon­struk­tiv.

was mich auch nervt: stän­dig stel­len wir uns die fra­ge was durch­setz­bar ist, statt uns zu fra­gen, was rich­tig ist. be­son­ders krass fand ich das in ei­nem an­de­ren zu­sam­men­hang, als der nicht ganz un­po­li­ti­sche nico lum­ma laut frag­te:

Ich frage mich allerdings auch, wie der HVV das Alkoholkonsumverbot in den U- und S-Bahnen durchsetzen will. Soll jetzt mehr Wachpersonal eingesetzt werden, um das Verbot durchzudrücken?

sol­len wir jetzt also nur noch ge­set­ze und vor­schrif­ten da­nach er­las­sen, was ein­fach durch­setz­bar ist? kei­ne re­gu­lie­rung der fi­nanz­märk­te, weil das ja gar nicht geht? schrö­der hat da­mals auch so ar­gu­men­tiert. wie nennt man so­was? neo-kon­ser­va­tiv-re­si­gna­tiv? „SPD“ und „re­si­gna­ti­on“ ist schon mal ein pas­sen­des wort­paar, bringt uns aber na­tür­lich auch nicht wei­ter.

aber viel­leicht ist das ja das haupt­pro­blem: was wir wirk­lich wol­len, wis­sen wir ein­fach noch nicht. wir soll­ten aber ver­su­chen es raus­zu­fin­den. auch wenn da­ge­gen­sein schon mal ein gu­ter an­fang ist.


apple-store hamburg

felix schwenzel

am sams­tag war ich zum ers­ten mal in ei­nem ap­ple store. also nicht in ei­ner die­ser elek­tro-fach­markt ab­tei­lun­gen in de­nen man ap­ple-pro­duk­te kau­fen kann, son­dern in dem von ap­ple, in ham­burg am jung­fern­stieg.

meh­re­re eher ne­ben­säch­li­che din­ge ha­ben mich schwer be­ein­druckt. ei­ner­seits schei­nen fast alle der mö­bel aus mas­siv­holz ge­fer­tigt zu sein. vie­le mö­bel gibt es zwar nicht, aus­ser bän­ken, ti­schen und the­ken, aber die die es gibt sind äus­sert lie­be­voll ge­baut. dass mas­siv­holz­op­tik schwer im trend ist hat­te ich schon­mal be­schrie­ben, aber das was ap­ple dort im store ste­hen hat ist echt mas­siv.

die bän­ke be­stehen aus ca. 6 zen­ti­me­ter di­ckem (ge­schätzt, nicht ge­mes­sen) bir­ken­holz­ar­ti­gen plan­ken (mög­li­cher­wei­se ahorn) in u-form mit ei­ner stre­be un­ten drun­ter. ein­fach und de­ko­frei.

die ti­sche sind et­was kom­pli­zier­ter kon­stru­iert. die tisch­bei­ne schei­nen mas­siv zu sein, die tisch­plat­te eben­so, aber sie hat ein in­nen­le­ben (fo­tos vom in­nen­le­ben). un­ter den ti­schen sind re­vi­si­ons­öff­nun­gen um den ka­bel­sa­lat un­ter­zu­brin­gen, der in der tisch­mit­te nach un­ten in den bo­den ge­führt wird. die­se art der ka­bel­füh­rung spricht auch da­für, dass die tisch­bei­ne mas­siv, aus voll­holz ge­fer­tigt sind. wä­ren sie das nicht, hät­te man sie da­für nut­zen kön­nen die ka­bel nach un­ten zu füh­ren.

die ei­gent­li­che tisch­plat­te ist nicht wie sie auf den ers­ten blick scheint 10 oder 12 zen­ti­me­ter dick, son­dern nur etwa 4 oder 6 zen­ti­me­ter. das kann man ganz gut er­ken­nen wenn man die öff­nun­gen an der tischo­ber­sei­te an­sieht, durch die ka­bel hin­durch­ge­führt wer­den. und dort sieht man auch: al­les mas­siv. un­ter den ti­schen ist an je­der ecke eine zwei­fach un­ter­putz-steck­do­se ein­ge­las­sen.

ich bin kein gros­ser freund von glas als raum­ele­ment oder ein­rich­tungs­bau­stoff. glas ist im­mer ir­gend­wie dünn, wirkt zer­brech­lich und wenn man es ge­nau be­trach­tet wirkt es gar nicht trans­pa­rent, son­dern mas­siv, weil es halt spie­gelt. die trep­pen in ap­ple stores sind (fast?) im­mer aus glas ge­baut, was ich bis jetzt im­mer eher al­bern fand. als ich so eine trep­pe jetzt erst­mals in echt sah, muss­te ich mein ur­teil re­vi­die­ren. so wie ap­ple das glas ver­wen­det, zu­sam­men­ge­klebt aus meh­re­ren schei­ben zu ei­nem un­ge­fähr fünf zen­ti­me­ter di­cken ding wirkt das glas plötz­lich wie durch­sich­ti­ger stahl. stark, kalt, glatt, glän­zend — und hart so­wie­so. auch die de­tails, wie die edel­stahl-ge­län­der be­fes­tigt sind und wie die glas­wan­gen der trep­pe im bo­den ver­schwin­den kann man bes­ser nicht lö­sen. auch klug, die trep­pen­stu­fen sind zwar auch aus glas, aber un­durch­sich­tig ge­sand­strahlt und mit pi­ckeln ver­se­hen die sie rutsch­fest ma­chen.

ge­nau­so fas­zi­nie­rend wie die we­ni­gen zum ein­satz kom­men­den ma­te­ria­li­en (holz, glas, edel­stahl, graue stein­plat­ten als bo­den­be­lag), ist der um­gang mit dem raum. zwei­di­men­sio­nal nennt man das glau­be ich weiss­raum. drei­di­men­sio­nal könn­te man es ver­ede­lung durch ver­schwen­dung nen­nen.

ver­schwen­de­risch wirkt auch der ein­satz von ipads. je­der mit­ar­bei­ter, so scheint es, hat ein ipad in der hand und ne­ben je­dem aus­stel­lung­s­tück (und es gibt vie­le) liegt ein in ple­xi­glas ein­ge­bet­te­tes ipad mit preis- und tech­nik­in­for­ma­tio­nen. ko­mi­scher­wei­se sind an den preis-dis­play-ipads kei­ne la­de­ka­bel zu ent­de­cken. zau­be­rei? oder bin ich blind?

das er­staun­lichs­te aber ist: der la­den funk­tio­niert. der la­den ist rie­sig, aber prop­pe­voll (ok es war sams­tag, da ist al­les voll, auch die mit­fah­rer in der sbahn). die leu­te in­for­mie­ren sich, las­sen sich be­ra­ten, kau­fen rec­ner und las­sen sich bei der erst­kon­fi­gu­ra­ti­on hel­fen oder sa­chen er­klä­ren.


sa­turn in ham­burg hat vor ein paar wo­chen hat das ge­sam­te un­ter­ge­schoss um­ge­baut. frü­her war dort ein vier­tel der la­den­flä­che für win­dows-soft­ware und spie­le re­ser­viert. da­nach kam die klei­ne ap­ple-in­sel, dann wie­der pc-ge­döns. jetzt ist das ge­sam­te ers­te vier­tel des un­ter­ge­schoss mit ap­ple-ge­döns ge­füllt. ipho­ne-zu­be­hör, ipad-zu­be­hör, ap­ple-soft­ware, ap­ple-pe­ri­phe­rie, dann kommt die ap­ple-in­sel mit der ap­ple hard­ware und dann erst das pc-ge­döns. ir­gend­was scheint ap­ple rich­tig zu ma­chen.


mein erster wordpress-plugin: kommentaromat

felix schwenzel

die kalt­mam­sell hat ihn seit über drei jah­ren im ein­satz, ih­ren kom­men­t­aro­mat. da ich schon län­ger mal, aus prin­zip, ei­nen word­press-plug­in schrei­ben woll­te, habe ich mich ges­tern abend dar­an ge­macht den kom­men­t­aro­mat als plug­in nach­zu­bau­en.

wahr­schein­lich sind noch et­li­che feh­ler drin und man sieht, dass ich nicht be­son­ders gut pro­gram­mie­ren kann, aber in den drei blogs (1, 2, 3) in de­nen ich den kom­men­t­aro­mat ge­tes­tet habe, funk­tio­niert er wun­der­bar. an­pas­sun­gen an den kom­men­t­aro­mat-tex­ten müs­sen al­ler­dings (noch) im quell­text des plug­ins ge­macht wer­den, den schwie­rig­keits­grad der ba­ckend­pro­gram­mie­rung hab ich noch nicht ge­meis­tert.

die in­stal­la­ti­on soll­te aber ein­fach sein: kom­men­t­aro­mat run­ter­la­den, aus­pa­cken, den ord­ner in /wp-con­tent/plug­ins/ ko­pie­ren und den plug­in im word­press-ba­ckend ak­ti­vie­ren. ein­stel­lun­gen an den but­ton tex­ten müs­sen noch in der da­tei kom­men­t­aro­mat.php vor­ge­nom­men wer­den, an­pas­sun­gen am aus­se­hen kön­nen in der kom­men­t­aro­mat.css-da­tei er­gänzt wer­den.

über feh­ler­mel­dun­gen freue ich mich ei­ner­seits nicht, an­de­rer­seits sehr.

>> down­load kom­men­t­aro­mat.zip v0.1 (von mir)
>> down­load kom­men­t­aro­mat.zip v0.2 (über­ar­bei­tet von ralf al­bert)


nele besucht

felix schwenzel

1994 habe ich mei­ner freun­din nele ei­nen grab­stein aus holz ge­baut.

letz­tes wo­chen­en­de habe ich ihr grab mal wie­der be­sucht. die holz­um­ran­dung aus mas­si­ver, 5 zen­ti­me­ter di­cker ei­che ist et­was auf­ge­platzt, aber der bir­ken­stamm, auf dem ich da­mals ih­ren na­men ein­ge­ritzt habe steht noch und sieht auch noch gut aus. das grab wird of­fen­bar von ne­les el­tern wei­ter­hin ge­pflegt, sieht aber er­fri­schend le­ben­dig und wild­wüch­sig aus. das bir­ken­holz­stück in das ich 1996 oder 1997 den na­men von ne­les toch­ter ma­lou ein­ge­ritzt habe ist of­fen­bar ver­schwun­den und „ma­lou“ wur­de in den rech­ten arm des schie­fen ei­chen­holz­kreu­zes hin­ter dem bir­ken­stamm ge­ritzt. bis auf den rech­ten arm, ist das kreuz völ­lig vom efeu über­wu­chert und fast un­sicht­bar. auch schön, wenn christ­li­che sym­bo­le über­wu­chert wer­den.

ei­nen tag vor­her war ich mit mei­ner oma am grab mei­nes opas. da­bei fiel mir mal wie­der auf, dass grä­ber nicht für die to­ten­ru­he ge­dacht sind, son­dern für das ge­den­ken. nicht die to­ten brau­chen ein grab, die hin­ter­blie­be­nen brau­chen es.

ei­gen­ar­tig auch, wie schnell er­in­ne­run­gen ver­blas­sen. ich er­in­ne­re mich noch an vie­le de­tails, wie ne­les na­sen­spit­ze beim re­den wa­ckel­te, wie sie lief, wie sehr sie ihre toch­ter lieb­te, wie sie roch. an den na­men ih­res par­füms er­in­ne­re ich mich nicht mehr, aber ich sah den fla­kon kürz­lich mal in ei­ner par­fü­me­rie und roch dar­an. es war als wür­de mir nele kurz ge­gen­über­ste­hen. ich er­in­ne­re mich an ihre te­le­fon­num­mer und ihre art zu rau­chen. aber ei­gen­ar­ti­ger­wei­se er­in­ne­re ich mich nicht mehr an ne­les stim­me.


kürbissuppe mit ingwer und kokosmilch und koriander-pesto

felix schwenzel

ich moch­te kür­bis­sup­pe nie. im herbst zwang mich die bei­fah­re­rin im­mer wie­der ihre zu­ge­ge­be­ner­mas­sen ganz pas­sa­ble kür­bis­sup­pe zu es­sen. die­ses jahr hab ich das kür­bis­sup­pen­ko­chen über­nom­men. das kür­bis­sup­pen­re­zept von tim mäl­zer über­zeug­te we­der mich, noch die bei­fah­re­rin: mit äp­feln und ohne ka­rot­ten, mein­te die bei­fah­re­rin, das gehe gar nicht. also ge­goo­gelt und die­ses re­zept mit ka­rot­ten und ko­kos­milch ge­fun­den.

ich habe die kür­bis­sup­pe mit ing­wer und ko­kos­milch die­ses jahr be­reits 4 mal ge­kocht, sie ist wirk­lich köst­lich. al­ler­dings nur mit zwei klei­nen tricks. ei­ner­seits muss man sie un­be­dingt mit li­met­ten wür­zen — und nicht mit zi­tro­nen. ein­mal habe ich sie aus man­gel an li­met­ten mit zi­tro­ne ab­ge­schmeckt, was zu hef­ti­gem ge­schmacks­ge­mä­kel führ­te. und an­de­rer­seits soll­te das re­zept mit der ko­kos­milch un­be­dingt mit dem ko­ri­an­der­pes­to von tim mäl­zer kom­bi­niert wer­den.

das ko­ri­an­der­pes­to schmeckt ohne die sup­pe ziem­lich scheuss­lich. bit­ter und ko­ri­an­de­rig. aber in kom­bi­na­ti­on mit der kür­bis-ka­rot­ten-ing­wer-ko­kos­milch-sup­pe schmeckt es gött­lich.

zutaten

klei­ner kür­bis (ca. 800 g)
600 g möh­ren
1 gros­se zwie­bel
viel ing­wer
1-1,5 li­ter ge­mü­se­brü­he
500 ml ko­kos­milch
salz, pfef­fer, so­ja­sauce

pesto

1 bund ko­ri­an­der
1-2 knob­lauch­ze­hen
2 ess­löf­fel son­nen­blu­men-, kür­bis- oder pi­ni­en­ker­ne
60 ml oli­ven­öl

den ho­ka­i­do-kür­bis las­se ich im­mer die bei­fah­re­rin wa­schen, da­mit sie sich nicht über sand oder krü­mel in der sup­pe be­schwe­ren kann. so­wohl den kür­bis, als auch die ka­rot­ten und die zwie­bel schnei­de ich in gro­be wür­fel und schei­ben. den ing­wer würf­le ich so fein ich kann.

kür­bis, möh­ren, ing­wer und zwie­beln bra­te ich in reich­lich oli­ven­öl bru­tal an. bis es fast qualmt. dazu neh­me ich in­stant-brü­he (ge­ra­de weil alle kö­che die ich ken­ne oder sehe sie ver­dam­men) und lö­sche das ge­mü­se mit et­was mehr als ei­nem li­ter heis­sem was­ser ab.

das gan­ze 15 bis 20 mi­nu­ten kö­cheln las­sen, pü­rie­ren, ko­kos­milch rein, noch­mal pü­rie­ren und mit salz, pfef­fer, so­ja­sauce und li­met­ten­saft ab­schme­cken.

wäh­rend die sup­pe kocht be­rei­te ich das ko­ri­an­der­pes­to vor. reich­lich ko­ri­an­der, am bes­ten ein gan­zes, zur not ein hal­bes bund (die ko­ri­an­der­wur­zel nehm ix auch) mit ei­ner hand­voll ge­rös­te­ter son­nen­blu­men­ker­ne (oder wenn man so­was hat, kür­bis­ker­nen, pi­ni­en­ker­ne ge­hen aber be­stimmt auch), 60 ml oli­ven­öl und zwei oder drei knob­lauch­ze­hen, et­was zu­viel salz mit dem mix­stab pü­rie­ren.


delicious pinboard

felix schwenzel

auf den ers­ten blick dach­te ich puh, die ha­ben de­li­cious hei­le ge­las­sen mit ih­ren re­launch. die book­mar­klets funk­tio­nie­ren noch, alle mei­ne book­marks sind noch da, der RSS-feed ist ver­steckt und hat sei­ne adres­se ge­än­dert, ist aber noch da (http://www.de­li­cious.com/v2/rss/USER­NA­ME) und so­gar die API funk­tio­niert noch (bei­spiel).

de­li­cious ist aber lei­der trotz­dem ka­putt. für mich. ich kann im book­mar­klet-po­pup nicht mehr die url än­dern (mach ich aber ger­ne um den kran­ken sta­tis­tik-scheiss, den man­che per feedb­ur­ner an ihre urls hän­gen zu ent­fer­nen, zum bei­spiel), ich kann kein HTML mehr in der be­schrie­bung spei­chern (kann ich schon, aber de­li­cious ent­fernt das HTML dann) und die schlag­wort-vor­schlags­funk­ti­on funk­tio­niert nicht mehr. und der play­tag­ger, der aus links auf MP3-da­tei­en ei­nen ein­ge­bet­te­ten MP3-play­er mach­te ist auch nicht mehr da:

http://sta­tic.de­li­cious.com/js/play­tag­ger.js

ka­putt. als ya­hoo erst­mal dar­über schwa­dro­nier­te de­li­cious zu ver­kau­fen habe ich mir ein pin­board.in-ac­count ge­holt. kos­te­te et­was, habs nie be­nutzt, aber mir jetzt noch­mal an­ge­se­hen.

und es ist gross­ar­tig.

  • html funktioniert in der beschreibung und wird nicht rausgefiltert
  • ich kann im bookmarklet-fenster die url ändern
  • ich kann mir meine vielbenutzten schlagworte vorgeschlagen lassen
  • ich habe einen sauberen rss-feed, auch nach tags getrennt, wenn ix will
  • das interface ist schrott-frei (clutter-free)
  • wähle ich text aus und klicke das bookmarklet, taucht die auswahl im description-feld auf!

aber die stacks! de­li­cious hat jetzt stacks! naja. ei­nen stack, eine book­mark­samm­lung hab ich mir auch vor­her schon ma­chen kön­nen, mit schlag­wor­ten. aber das pro­fil­bild! oh ja. das ist na­tür­lich ein kil­ler­fea­ture!

de­li­cious, ich bin dann mal weg bei pin­board. so in ein zwei jah­ren guck ich noch­mal vor­bei.


hab ich schon er­wähnt, wie ich die mor­gen­tli­chen links pro­du­zie­re? mein CMS liest den RSS-feed von pin­board (frü­her den von de­li­cious) und mei­nen kom­men­tier­ten goog­le-rea­der-ar­ti­keln ein und ein cron-job ver­öf­fent­licht alle links und kom­men­ta­re dazu die bis 5 uhr mor­gens da sind in ei­nem rutsch. prak­tisch fin­de ich ins­be­son­de­re die rea­der-funk­ti­on: wenn ich abends im bett lie­ge und noch ein biss­chen zum ein­schla­fen im rea­der lese, kann ich auch im bett noch links hin­zu­fü­gen, in­dem ich ar­ti­kel im rea­der ein­fach kom­men­tie­re. das klappt lei­der nicht be­son­ders bei leu­ten die ih­ren feed von feedb­ur­ner ver­ge­wal­ti­gen um­schrei­ben las­sen und statt links auf ihr blog, links zu feed­pro­xy.goog­le.com ver­öf­fent­li­chen. was für eine scheis­se, lasst das sein ihr sta­tis­tik­gei­len hu­pen. urls sind hei­lig. und so eine url ist doch auch nicht schön:

http://343max.de/2011/09/28/eine-leit­plan­ke-fur-den-da­ten­schutz-bre­chen/?utm_source=feedb­ur­ner&utm_me­di­um=feed&utm_cam­paign=Feed%3A+343max+%28343max%29


internetsucht

felix schwenzel

das­nuf kom­men­tiert be­scheu­er­te stu­di­en zur in­ter­net­sucht:

Ich finde, dass man Sucht als Vertiefungsstufe von Abhängigkeit ansehen kann. Sucht würde im Vergleich zur Abhängigkeit zusätzlich so etwas wie Dosissteigerung beim Konsum und Beschaffungskriminalität umfassen. Da ich noch nie länger als 24 Stunden an einem Tag online war und auch noch nie einem meiner Freunde das Internet geklaut habe […], bin ich beruhigt.
Denn somit bin ich nicht süchtig, sondern lediglich internetabhängig. [alles lesen]


flattr-count-anzeige ohne api

felix schwenzel

seit ei­ni­ger zeit woll­te ich auf den über­sichts­sei­ten (also zum bei­spiel der start­sei­te) von wir­res.net eine an­zei­ge der flat­ters die je­der ar­ti­kel be­kom­men hat se­hen, so wie die an­zahl der re­ak­tio­nen, also kom­men­ta­re, track­backs oder tweets an­ge­zeigt wird. das geht zwar, in­dem man un­ter je­den ar­ti­kel ei­nen but­ton pappt, aber das fand ich vi­su­ell we­nig ver­lo­ckend. spree­blick macht das und ein paar an­de­re sei­ten auch.

flattr-anzeige auf wirres.net
flattr-anzeige auf spreeblick.com

lei­der ist das REST-API von flattr noch nicht fer­tig und flattr kann nur mit ja­va­script in but­ton-form ein­ge­bun­den wer­den.

vor ein paar ta­gen habe ich dann die­se sei­te ge­fun­den, auf der ben coll­ins be­schreibt, wie er die an­zahl der flat­ters in feed­fla­re ein­ge­bun­den hat (also so, dass sei­ne feedb­ur­ner-feed-ar­ti­kel un­ten die zahl der flat­ters an­zeigt). im prin­zip hat er ein php-script ge­schrie­ben, dass den flattr but­ton für ei­nen ar­ti­kel auf­ruft und dar­aus den „flattr-count“ ex­tra­hiert. ich habe das script ein biss­chen an­ge­passt und wenn man ihm eine wir­res-url als ar­gu­ment gibt, zeigt es den flattr-count an:

http://fe­lix.schwen­zel.de/.flattr/flattr-me-sta­tic-v2.php?link=http://wir­res.net/ar­tic­le/ar­tic­le­view/5634/1/6/

die kon­struk­ti­on, wie ich es auf wir­res.net ein­ge­bun­den habe ist völ­lig hirn­ris­sig, funk­tio­niert aber. je­der pro­gram­mie­rer wür­de die hän­de über dem kopf zu­sam­men­schla­gen und wenn ende des jah­res end­lich kath­rin pas­sigs buch „we­ni­ger schlecht pro­gram­mie­ren“ her­aus­kommt und ich es ge­le­sen habe und we­ni­ger schlecht pro­gram­mie­ren ge­lernt habe, wer­de ich wahr­schein­lich auch die hän­de über dem kopf zu­sam­men­schla­gen.

ei­gent­lich schla­ge ich be­reits jetzt die hän­de über dem kopf zu­sam­men. [hier bit­te auf­hö­ren zu le­sen, jetzt wirds lang­wei­lig.] ich habe näm­lich fol­gen­de, ziem­lich un­ele­gan­te um­we­ge ge­hen müs­sen:

in den code mei­nes CMS konn­te ich das script zur ab­fra­ge nicht ein­bau­en, da es nur un­ter php5 läuft und cms nur un­ter php4. dazu kommt, dass mein hos­ter das ab­fra­gen von frem­den web­sei­ten per php un­ter­bin­det, das script also gar nicht auf wir­res.net funk­tio­niert. also habe ich es auf schwen­zel.de zum lau­fen ge­bracht. die ab­fra­ge des scripts und das ein­set­zen des flattr counts er­le­digt jquery, dass das im hin­ter­grund per ajax er­le­digt. al­ler­dings wäre so eine ab­fra­ge von wir­res.net auf schwen­zel.de ein cross-site-scrip­ting-dings, und die ab­fra­ge ei­ner an­de­ren do­main als der auf der das script läuft, er­laubt ja­ca­script aus si­cher­heits­grün­den nicht. also fragt jquery das script auf schwen­zel.de über ein klei­nes pro­xy-script ab.

die ei­gent­li­che (und ha­ne­bü­chend un­ele­gant pro­gram­mier­te) jquery-ab­fra­ge kann man im quell­code der über­sichts­sei­ten le­sen. oder es auch las­sen.

ich weiss nicht war­um, aber das woll­te ich mal los wer­den.


kostenlose äpfel

felix schwenzel

ap­fel­bau­er kö­nig leb­te vie­le jah­re ganz gut von sei­nen äp­feln. sie wa­ren nicht be­son­ders gut, aber er hat­te kaum kon­kur­renz, da der an­bau von äp­feln sehr per­so­nal-in­ten­siv war und gros­se flä­chen land be­nö­tig­te. über jah­re hin­weg konn­te er sei­ne äp­fel je­den tag wie ge­schnit­te­nes brot auf dem markt ver­kau­fen. je­den tag ver­kauf­te er gros­se men­gen zu ei­nem kilo-preis von 10 euro.

ir­gend­wann, vor 5 jah­ren be­gan­nen die ein­woh­ner der stadt an al­len mög­li­chen stel­len selbst äp­fel-bäu­me zu pflan­zen. die ers­ten ern­ten wa­ren nicht be­son­ders gut, aber je­der konn­te sich die äp­fel selbst pflü­cken — und so an kos­ten­lo­se äp­fel kom­men. kö­nig ver­kauf­te wei­ter­hin sei­ne äp­fel, da die qua­li­tät sei­ner äp­fel bes­ser als die der wil­den äp­fel war.

die qua­li­tät der kos­ten­lo­sen, wil­den äp­fel wur­de aber im lau­fe der jah­re im­mer bes­ser. da bau­er kö­nigs um­satz lang­sam aber ste­tig zu­rück­ging, ent­schied er zu ei­ner ein­schnei­den­den wer­be­mass­nah­me: er be­gann da­mit, äp­fel die fau­le stel­len hat­ten oder de­ren scha­le nicht der üb­li­chen qua­li­tät ent­sprach, zu ver­schen­ken. über­all in der stadt stell­te er ti­sche auf mit sei­nem äp­feln, die bes­ser wa­ren als die frei wach­sen­den, in der hoff­nung die leu­te so auf den markt lo­cken zu kön­nen, wo er wei­ter­hin sei­ne bes­ten äp­fel ver­kauf­te. er senk­te teil­wei­se so­gar die prei­se und ent­liess ei­nen teil sei­ner gärt­ner um die pro­duk­ti­ons­kos­ten zu sen­ken.

ir­gend­wann hat­ten die leu­te kei­ne lust mehr auf den um­weg zum markt­platz und be­gnüg­ten sich mehr und mehr mit den kos­ten­lo­sen äp­feln. die wa­ren gut ge­nug, über­all in der stadt zu be­kom­men und kos­ten­los. das ge­schäft auf dem markt­platz wur­de im­mer we­ni­ger ein­träg­lich für kö­nig, er hat­te auch be­reits mehr als die hälf­te sei­ner gärn­ter ent­las­sen und liess sei­ne ern­te von fe­r­ei­wil­li­gen ern­ten und teil­wei­se auch pflan­zen. den frei­wil­li­gen reich­te es, ein klei­nes fähn­chen an die von ih­nen ge­ern­te­ten äp­fel zu bin­den, auf dem ihr name stand. für die­ses pri­vi­leg, schuff­te­ten sie ta­ge­lang auf kö­nigs plan­ta­gen und hal­fen ihm un­ent­geld­lich beim an­bau.

kö­nig fing ne­ben­bei auch da­mit an, mit ge­brauch­ten au­tos zu han­deln. die­ses ge­schäft soll­te sei­ne plan­ta­gen quer­finn­zie­ren, brach­te aber be­reits nach we­ni­gen mo­na­ten gute pro­fi­te ein. nur die äp­fel ver­kauf­ten sich im­mer schlep­pen­der, ob­wohl die men­schen so­vie­le äp­fel wie nie zu­vor as­sen.

da kam kö­nig eine idee. war­um soll­te er sich mit den mick­ri­gen pro­fi­ten die er auf dem markt ein­fuhr und dem geld aus dem ge­braucht­wa­gen­han­del zu­frie­den ge­ben, wenn er auch an den äp­feln die er ver­schenk­te ver­die­nen könn­te? er schlug dem bür­ger­meis­ter vor, für jede ton­ne äp­fel min­de­rer qua­li­tät die er ver­schenk­te, 10.000 euro aus den steu­er­ein­na­men der stadt zu be­kom­men. schliess­lich sei­en es sei­ne äp­fel, die die stadt so at­trak­tiv mach­ten. der bür­ger­meis­ter wei­ger­te sich zu­erst, er mein­te schliess­lich habe die stadt die stras­sen und plät­ze ge­baut (und be­zahlt) an de­nen er sei­ne äp­fel aus­leg­te. kö­nig fand aber, dass die stadt von sei­nen äp­fel un­recht­mäs­sig pro­fi­tier­te. schliess­lich sei die stadt ohne sei­ne kos­ten­lo­sen äp­fel nur halb so at­trak­tiv. ohne sei­ne äp­fel, wür­de die stadt auf qua­li­ta­tiv min­der­wer­ti­ge ware, auf „fall­obst“ an­ge­wie­sen sein. aus­ser­dem be­schäf­ti­ge er im­mer noch 10 gärt­ner auf sei­nen plan­ta­gen, die­se ar­beits­plät­ze sei­en ge­fähr­det, wenn die stadt ihm nicht ent­ge­gen käme. aus­ser­dem sol­le der bür­ger­meis­ter nicht ver­ges­sen, dass er ihn wäh­rend sei­ner wahl­kämp­fe im­mer gross­zü­gig fi­nan­zi­ell un­ter­stützt habe.

seit­dem zah­len die bür­ger der klei­nen stadt steu­ern für den stras­sen­bau und für kos­ten­lo­se äp­fel — die äp­fel von kö­nig sa­hen mitt­ler­wei­le alle aus wie frü­her das so­ge­nann­te frei wach­sen­de „fall­obst“, schmeck­ten fade und tro­cken. im­mer­hin konn­te man da­mit ein an­stän­di­ges ap­fel­kom­pott her­stel­len.

[die ge­schich­te hinkt vor­ne und hin­ten und ist nicht mal an­satz­wei­se strin­gent. ohne ana­lo­gie geht das wahr­schein­lich bes­ser. zum auf­re­gen bit­te wei­ter­ge­hen zu herrn knü­wer. dort kann dann auch zum the­ma ge­mein­sam mit ihm ge­kotzt wer­den.]


heiraten in las vegas

felix schwenzel

hei­ra­ten in las ve­gas ist ganz ein­fach. ich kann das aus ei­ge­ner er­fah­rung be­rich­ten. man muss nur hin­fah­ren, sich im „Mar­ria­ge Bu­reau“ eine li­zenz zum hei­ra­ten aus­stel­len las­sen und da­nach eine ka­pel­le aus­su­chen. die be­hör­de hat üb­ri­gens täg­lich, auch an fei­er­ta­gen, bis 24 uhr ge­öff­net, man zeigt sei­ne aus­wei­se, füllt ein for­mu­lar aus und fer­tig.

in las ve­gas gibt es zehn tril­lio­nen ka­pel­len in de­nen man hei­ra­ten kann. al­len ge­mein­sam ist, dass sie mit li­zen­sier­ten stan­des­be­am­ten oder pfar­rern zu­sa­men­ar­bei­ten, die die hoch­zeit durch­füh­ren (und se­pa­rat, per „spen­de“ be­zahlt wer­den). aber im prin­zip kann man mit sei­ner hei­rats­li­zenz in eine ka­pel­le her­ein­psa­zie­ren und ver­hei­ra­tet wie­der raus­ge­hen.

um die hoch­zeit da­nach in deutsch­land (rück­wir­kend) an­er­ken­nen zu las­sen braucht man dann al­ler­dings noch ein paar un­ter­la­gen, sehr viel ge­duld und die fä­hig­keit, deut­sche be­am­te zu er­tra­gen. ei­ner­seits ver­lan­gen die deut­schen be­hör­den für die rück­wir­ken­de an­er­ken­nung der hoch­zeit eine be­glau­big­te ko­pie, die man sich mit ei­ner 10 dol­lar geld­an­wei­sung recht ein­fach auf dem post­weg be­sor­gen kann. aus­ser­dem wol­len die deut­schen be­hör­den, dass man die­se of­fi­zi­ell be­glau­big­te ko­pie noch­mals be­glau­bi­gen lässt, mit ei­ner so­ge­nann­ten „apos­til­le“. an­de­re eu­ro­päi­sche län­der schen­ken ame­ri­ka­ni­schen ur­kun­den auch ohne apos­til­le glau­ben, die deut­schen, so sag­te uns ein freund­li­cher mit­ar­bei­ter im ein­woh­ner­mel­de­amt in ham­burg, tun das nicht, weil hoch­zeits­ur­kun­den so oft ge­fälscht wür­den.

ab­ge­se­hen da­von dass hoch­zei­ten in las ve­gas in den au­gen ei­nes mit­ar­bei­ters des ein­woh­ner­mel­de­am­tes ham­burg wahr­schein­lich eh ein fake sind, so ganz ohne auf­ge­bot, deut­sche stem­pel und bü­ro­kra­ti­sches ge­bim­mel — wel­chen grund gibt es eine hoch­zeit zu „fäl­schen“? oder war­um soll­te die be­glau­big­te ko­pie leich­ter zu fäl­schen sein als eine apos­til­le?

egal, die apos­til­le kann man eben­falls per post be­an­tra­gen, man muss ein­fach die be­glau­big­te ko­pie und eine $20 geld­an­wei­sung ans „re­cor­der’s of­fice“ des clark coun­ty schi­cken und be­kommt sie in­ner­halb von zwei bis drei wo­chen zu­rück.

im bür­ger­amt mit­te in ham­burg, wo wir un­se­re hoch­zeit von den deut­schen be­hör­den an­er­ken­nen las­sen woll­ten, wies man uns al­ler­dings mit un­se­ren un­ter­la­gen em­pört ab. da deutsch schliess­lich die amts­spra­che sei, könn­ten wir ohne ei­nen or­dent­li­che amt­li­che über­set­zung der ur­kun­de und der apos­til­le lei­der nicht den deut­schen be­amt­ense­gen be­kom­men. er­staun­lich fand ich, dass sich eine stadt die sich „das tor zur welt“ nennt, be­am­te leis­tet die die spra­che die­ser welt nicht spre­chen. qua­si eine welt­me­tro­po­le mit dem be­hör­den­geist von hin­ter­arsch­heim.

also ha­ben wir noch­mal 60 euro und zwei wo­chen war­te­zeit in ei­nen amt­li­che über­set­zung in­ves­tiert und sind dann, das schlimms­te ah­nend, wie­der zum amt ge­gan­gen. wie er­war­tet, war die be­die­nung im bür­ger­amt mit un­se­ren un­ter­la­gen im­mer noch nicht zu­frie­den. die über­set­zung wür­dig­te sie ko­mi­scher­wei­se mit kei­nem blick, da­für aber die apos­til­le. die sähe nicht rich­tig aus. die sehe sonst ganz an­ders aus. aus­ser­dem sei sie nur an die be­glau­big­te ur­kun­de an­geta­ckert und nicht, wie das ei­gent­lich zu sein hät­te, mit ei­nem of­fi­zi­el­len sie­gel be­fes­tigt. sie müss­te das mal mit ih­rem chef be­spre­chen. nach 10 mi­nu­ten kam sie zu­rück und sag­te uns, kurz be­vor un­se­re köp­fe kaf­ka­esk ex­plo­dier­ten, dass sie beim stan­des­amt ge­fragt hät­te und dort habe man ge­sagt, die apos­til­le sei in ord­nung so.

mer­ke: deut­schen be­am­ten ist nicht nur die be­glau­bi­gung und über­set­zung der be­glau­bi­ten ko­pie wich­tig, son­dern auch das aus­se­hen die­ser un­ter­la­gen. deut­sche be­am­te in ei­ner welt­stadt ist das welt­stadt­i­mage scheiss­egal. deutsch­land hat ein pro­blem mit ge­fälsch­ten hoch­zeits­ur­kun­den.

trotz­dem. ix bin jetzt nicht nur ver­hei­ra­tet, son­dern habe auf der lohn­steu­er­kar­te steu­er­klas­se III und 0,5 kin­der.


ringen

felix schwenzel

es war mein ers­ter schul­tag, der schul­bus hielt an und der bus­fah­rer öff­ne­te die türe mit ei­nem hand­he­bel, so wie in ame­ri­ka schul­bus­tü­ren wahr­schein­lich be­reits seit 40 jah­ren ge­öff­net wer­den, als ob es in ame­ri­ka kei­ne hy­drau­lik gäbe. was mich al­ler­dings wun­der­te war, dass der bus­fah­rer mich nach mei­nem na­men frag­te und mich dann mit „good mor­ning fe­lix, my name is mr. da­vis“ be­grüss­te. von die­sem tag an grüss­te mich mr. da­vis je­den mor­gen mit „good mor­ning fe­lix“. mit an­gu­cken. das mach­te er mit je­dem schü­ler. mr. da­vis hat­te ei­nen schlan­ken kopf, mit sehr ge­pfleg­ter, leicht grau­me­lier­ter fri­sur und eben­sol­chem bart. sein ober­kör­per war nur im obe­ren (schul­ter) be­reich schlank, zum schritt hin lief sei­ne fi­gur in die brei­te, eine fi­gur wie ich sie ein­mal als „ty­pisch“ ame­ri­ka­nisch be­zeich­ne­te: ein sehr tief­sit­zen­der bauch der nicht eu­ro­pä­isch über die gür­tel­li­nie hing, son­dern hin­ein­rag­te, nach oben hin ab­ge­schlos­sen mit dem oben er­wähn­ten schlan­ken, fast fett­frei­en kopf, der gar nichts mit dem rest des kör­pers zu tun zu ha­ben scheint. wie ge­sagt, eine sol­che dop­pel­ke­gel-fi­gur ken­ne ich nur aus ame­ri­ka. ob­wohl ich in sa­chen mr. da­vis si­cher­lich auch über­trei­be. die er­in­ne­rung hat ihn auch grau­me­lier­ter ge­macht als die foto-fak­ten es zu­las­sen.

da sass ich nun 1986 an der steil­a­coom high­school, 2 wo­chen spä­ter als ge­plant, weil die leh­rer am an­fang des schul­jah­res zwei wo­chen streik­ten. ich woll­te sport ma­chen, weil al­len aus­tausch­schü­lern emp­foh­len wird sport zu ma­chen um bes­ser kon­tak­te knüp­fen zu kön­nen. das foot­ball team hat­te aber schon in den som­mer­fe­ri­en an­ge­fan­gen zu trai­nie­ren und dass ich kei­ne ah­nung von ame­ri­can foot­ball hat­te war auch nicht för­der­lich für mei­ne auf­nah­me in das sehr pres­ti­ge-träch­ti­ge team. also ver­such­te ich ins vol­ley-ball team zu kom­men. lei­der fan­den sich nicht ge­nug männ­li­che in­ter­es­sen­ten, so dass nur eine da­men-vol­ley­ball-mann­schaft zu­stan­de kam, in die ich eben­falls nicht durf­te. ich muss­te war­ten bis die foot­ball sai­son vor­bei war und konn­te dann ins „wrest­ling-team“. ich habe als kind mal judo ge­macht und sah mich aus­rei­chend grund­ge­bil­det für die teil­nah­me.

coach hanby fotografiert, coach davis fährt bus (sieht man im rückspiegel)

der coach des wrest­ling-teams war mr. da­vis der bus­fah­rer, wie ich am ers­ten trai­nings­tag zu mei­ner über­ra­schung sah. er be­grüss­te mich mit „hel­lo fe­lix“. ich freu­te mich, den mr. da­vis war eh viel net­ter als der ko­mi­sche foot­ball-coach. al­ler­dings war der ei­gen­ar­ti­ge as­sis­tenz-coach des foot­ball teams, mr. han­by, auch as­sis­tenz-coach des wrest­ling teams. mr. han­by war sehr mus­ku­lös, hat­te aber trotz­dem hän­gen­de schul­tern, viel­leicht weil die mus­keln so schwer wa­ren. ar­nold schwar­zen­eg­ger hat im al­ter auch sol­che schul­tern be­kom­men, aber das wuss­te ich da­mals noch nicht, weil ar­nold schwar­zen­eg­ger da­mals noch nicht alt war.

ja, auch die ringer hatten cheerleader damals

das „wrest­ling“ war dann schon ein biss­chen an­ders als judo. es hat­te zwar nichts mit dem bru­ta­lo-schrott den man im fern­se­hen sieht zu tun, wo sich auf­ge­pump­te män­ner auf­ein­an­der aus grös­ser höhe fal­len las­sen, aber mit dem grie­chisch-rö­mi­schen rin­gen wie man es aus eu­ro­pa kann­te hat­te es auch nicht viel ge­mein — bis auf die al­ber­nen kla­mot­ten die man beim kampf zu tra­gen hat­te. das trai­ning war so­wohl auf aus­dau­er, als auch mus­kel­auf­bau aus­ge­legt. die coa­ches fan­den ich sei zu schwach (oder zu fett) für mei­ne ge­wichts­grup­pe (ich hat­te ja nie in mei­nem le­ben mus­kel­auf­bau­trai­ning ge­macht) und soll­te von der 184 (ame­ri­ka­ni­sche) pfund klas­se in die 178 pfund klas­se ab­neh­men. über 190 pfund war die „un­li­mi­t­ed“-klas­se. lei­der schaff­te ich es nie eine ge­wichts­klas­se run­ter­zu­kom­men und blieb in der 184er klas­se. aus­ser das ich mei­ne gast­el­tern zum wahn­sinn brach­te, weil ich vom viel­frass zum sa­lat­frass wur­de und so sämt­li­che ein­kaufs­plä­ne durch­ein­an­der­brach­te än­der­te sich nicht viel.

links der teddybär der mir das brustbein brach, mitte/rechts jeff howell

trai­nie­ren muss­te ich un­ter an­de­rem auch mit ei­nem rin­ger aus der un­li­mi­t­ed-klas­se, tony. der wog et­was über 200 pfund und sah aus wie ein ted­dy­bär. eine oder zwei wo­chen vor un­se­rem ers­ten öf­fent­li­chen wett­kampf fiel er mir beim trai­ning ein­mal so auf den brust­korb, so, dass es in der mit­te mei­nes brust­korbs knack­te. etwa 200 un­ge­brems­te ame­ri­ka­ni­sche pfund kön­nen also ei­nen brust­korb kna­cken. beim wett­kampf zwei wo­chen spä­ter hat­te ich im­mer noch star­ke schmer­zen, woll­te aber trotz­dem kämp­fen. in ei­ner mi­schung aus an­fän­ger­glück, schmerz­ver­mei­dung und chup­ze ge­wann ich den kampf in­dem ich mei­nen geg­ner in­ner­halb von 12 se­kun­den auf den rü­cken leg­te. das war ein re­kord, der lei­der nur knapp 1 jahr hielt. dass ich die­se al­ber­e­n­en rin­ger-kla­mot­ten vor pu­bli­kum tra­gen muss­te war üb­ri­gens schmerz­haf­ter als das an­ge­knaks­te brust­bein.

links mein damaliger mechanischer laptop, links ix mit der geschwollenen augenbraue, die am hinterkopf des gegners eine 12 cm lange platzwunde verursachte

ein an­de­rer schö­ner trai­nings­un­fall er­eig­ne­te sich bei ei­ner et­was ko­mi­schen kampf-neu­start-po­si­ti­on (par terre) bei der ein rin­ger im nach­teil ist und auf al­len vie­ren kniet und der an­de­re im vor­teil (ich in die­sem fall) über ihn ge­beugt (aber auch auf den knien). der un­te­re ver­sucht sich na­tür­lich mög­lichst schnell und kräf­tig aus die­ser un­ter­le­ge­nen stel­lung zu be­frei­en. mein trai­nings­geg­ner, todd, fing sei­nen be­frei­ungs­ver­such mit ei­ner hef­ti­gen kopf­be­we­gung nach hin­ten an, bei der mich sein hin­ter­kopf mit ziem­li­cher wucht auf mei­ner rech­ten lin­ken au­gen­braue traf. als er sich um­dreh­te fing er an zu la­chen weil mir aus ei­ner klei­nen, fei­nen platz­wun­de un­ter der au­gen­braue blut übers auge lief. ich sah schlimm zu­ge­rich­tet aus, todd lach­te sich ka­putt. wit­zig fand ich es dann, als todd sich an sei­nen hin­ter­kopf fass­te und sich da­bei in eine 20 cm lan­ge platz­wun­de an sei­nem hin­ter­kopf fass­te. er muss­te mit meh­re­ren sti­chen ge­näht wer­den, ich nicht.

larry nelson (was für ein name!)

viel habe ich in der sai­son nicht mehr ge­ris­sen. mein an­fän­ger-er­folg wie­der­hol­te sich nicht und ob­wohl sich mei­ne kon­di­ti­on sich im lau­fe des trai­ning er­heb­lich ver­bes­sert hat­te, reich­te sie bei wei­tem nicht aus um kon­di­tio­nell und kraft­mäs­sig mit jah­re­lang trai­nier­ten kampf­ma­schi­nen mit­zu­hal­ten. ich ver­lor alle wei­te­ren kämp­fe der sai­son. aber lus­tig wars schon, mit jeff und coach da­vis freun­de­te ich mich im lau­fe der zeit so­gar ganz gut an, was im ober­fläch­li­chen ame­ri­ka gar nicht so ein­fach ist. von coach da­vis habe ich ne­ben dem rin­gen noch mei­nen lieb­lings eu­phe­mis­mus fürs „scheis­sen“ ge­lernt: „to pinch a loaf“. und wie er sich die bus­la­dung na­men fürs mor­gend­li­che grüs­sen mer­ken konn­te ist mir ein rät­sel.

[hier noch ein bild von mr. da­vis, für die die den link im text nicht ge­fun­den ha­ben]


dieter thomas heck sucht neue stars

felix schwenzel

wie man sieht ist es schon ne wei­le her (1970) das heck den boh­len ge­macht hat, aber die au­to­ver­käu­fer-ges­tik hat der heck schon da­mals drauf ge­habt. man be­ach­te auch die oh­ren!

isdasdadiedada?