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wer­be­fuz­zis die her­bert feu­er­stein zi­tie­ren

felix schwenzel

nach­dem ich eben ei­nen ar­ti­kel von zwei der deut­schen spra­che lei­der nicht be­son­ders mäch­ti­gen wer­be­fuz­zis ge­le­sen habe, in dem sie dar­auf be­stehen, dass der scheiss, den sie pro­du­zie­ren un­ter­halt­sam ist und min­des­tens so gut wie die su­per­bowl-wer­bung die sie ko­piert ha­ben, bin ich auf die­ses spie­gel-in­ter­view von 1994 mit her­bert feu­er­stein ge­stos­sen. in dem in­ter­view sagt feu­er­stein un­ter an­de­rem:

Mir sind Leu­te su­spekt, die ihre Mo­ral als Ser­vi­et­te um­ge­bun­den ha­ben, um sich nicht sel­ber schmut­zig zu ma­chen. Bei uns setzt sich kei­ner ans Kla­vier und singt dazu ein Lied für die Frei­heit und gibt dem Tür­ken die Hand. Auch der Be­hin­der­te hat bei uns ein Recht auf Ver­ar­schung.

[die bei­den wer­be­fuz­zis mei­nen, dass ha­rald schmidt und „dem gro­ßen Her­bert Feu­er­stein […] der wei­se Satz […], auch Be­hin­der­te hät­ten ein Recht auf Ver­ar­schung“ zu­ge­schrie­ben wer­de. da­bei ist feu­er­stein eher klein, oder wie er selbst sagt: „Mir war das egal [dass Schmidt sich die Haa­re kurz ge­schnit­ten hat­te], weil ich Schmidt nur bis zum Adams­ap­fel wahr­neh­me. Hö­her guck’ ich nicht.“]

und apro­pos alte her­bert-fe­ruer­stein-in­ter­views, hier ist noch eins aus der ti­ta­nic von 1995, über feu­er­steins zeit als MAD-ma­cher.


ei­gent­lich soll­te die über­schrift lau­ten: „links mit aus­drucks­schwa­chen wer­be­fuz­zis die mei­nen man kön­ne prü­geln­de män­ner ru­hig lus­tig fin­den und sich nicht ent­schei­den kön­nen, ob ein zi­tat von schmidt oder feu­er­stein ist“
lei­der ist mein CMS nicht in der lage über­schrif­ten die län­ger als 100 zei­chen sind zu ver­ar­bei­ten. das habe ich jetzt auf mei­ne todo-lis­te ge­setzt. so­bald das nach­pro­gram­miert ist, mach ich ganz oft ganz lan­ge über­schrif­ten.


die her­me­ti­sche talk­show

felix schwenzel

vor ein paar ta­gen schrob ich eine re­plik zu peer scha­ders über­schwäng­li­cher kri­tik von tim mäl­zers „gros­sem er­näh­rungs­check“:

viel­leicht bin ich aber auch ein­fach zu kon­ser­va­tiv. ich mag wie die maus mir fake­frei sa­chen er­klärt. oder wie ho­imar von dit­furt oder vol­ker arzt mir frü­her sa­chen er­klärt ha­ben.

dazu woll­te ich ei­gent­lich noch schrei­ben, wie sehr mir die talk­shows im fern­se­hen feh­len, in de­nen ge­quartzt wird, der hin­ter­grund nicht ir­gend­wel­che holz­ge­tä­fel­ten ku­lis­sen oder pu­bli­kums­bän­ke sind, son­dern ein­fach nur schwarz und wo, wie an ei­nem bil­li­ard­tisch, das licht knall­hart von oben run­ter­scheint und man im prin­zip nur die rau­chen­den und spre­chen­den ober­kör­per von re­den­den leu­ten sah. das war mir dann aber zu kom­pli­ziert aus­zu­drü­cken und ich liess es weg. aus­ser­dem weiss ich gar nicht, ob talk­shows frü­her wirk­lich so aus­sa­hen, oder ob ich mich nur so an sie sie er­in­ne­re.

kurz­kri­tik ro­che und böh­mer­mann e01: su­per!

18 mi­nu­tes ago via web Re­p­ly Ret­weet Fa­vo­ri­te 

@di­plix fe­lix schwen­zel

eben habe ich ro­che und böh­mer­mann ge­se­hen (hier in der 2DF-me­dia­thek) und ich muss sa­gen, mei­ne sehn­sucht nach ei­ner schwarz weiss ab­ge­film­ten talk­show am bil­li­ard­tisch, mit schwar­zem, pu­bli­kums­lo­sen hin­ter­grund hat sich so­eben er­füllt. al­lein für den ein­druck, dass die sen­dung schwarz-weiss ab­ge­filmt wur­de muss ix ro­che und böh­mer­mann über­schwäng­lich lo­ben. ob­wohl in der sen­dung nie­mand ge­raucht hat und die sen­dung in far­be ge­filmt wur­de, blieb in mei­ner er­in­ne­rung das bild ei­nes ver­rauch­ten schwarz-weis­sen stu­di­os hän­gen.

al­lein we­gen des büh­nen­bilds und der bild­far­ben hat ro­che und böh­mer­mann das po­ten­zi­al mei­ne lieb­lings­talk­show im fern­se­hen zu wer­den.

char­lot­te ro­che und jan böh­mer­mann sind der an­de­re grund, war­um die sen­dung mei­ne lieb­lings­talk­show wer­den könn­te. meis­tens ist es ja so, dass kon­zep­tio­nel­le vor­ankün­di­gun­gen ei­ner sen­dung nichts als phra­sen­dre­sche­rei sind. bei ro­che und böh­mer­mann sind alle an­kün­di­gun­gen die ix ge­le­sen habe um­ge­setzt wor­den. die gäs­te wur­den un­ter­bro­chen wenns lang­wei­lig wur­de, die mo­de­ra­to­ren sperr­ten sich ge­gen je­den jour­na­lis­ten­dar­stel­le­ri­schen an­spruch und wa­ren hem­mungs­los sub­jek­tiv und hoch­gra­dig be­lei­di­gend ih­ren gäs­ten und sich selbst ge­gen­über.

böh­mer­mann, der an schwe­rer wit­zel­sucht lei­det, ver­hast­pel­te sich kräf­tig, als er britt ha­ge­dorn auf die füs­se tre­ten woll­te und sich beim vor­wurf, sie wür­de in ih­rer sen­dung „men­schen am ran­de zur geis­ti­gen be­hin­de­rung“ vor­füh­ren, völ­lig ver­ar­gu­men­tier­te. man merk­te, er hat­te sich fest vor­ge­nom­men dies­mal britt ha­ge­dorn vor­zu­füh­ren und es war ein fremd­schäm-ver­gnü­gen ihm da­bei zu­zu­se­hen. das gan­ze war des­halb ein ver­gnü­gen, weil böh­mer­mann sich nicht ver­such­te raus­zu­wulffen, son­dern sei­ne nie­der­la­ge und sein ver­sa­gen ein­ge­stand.

char­lot­te ro­che ist so un­ei­tel, dass man sich auch da­für bei­na­he fremd­schämt. nur zum fremd­schä­men kommt es dann doch nicht, weil man es ihr ab­nimmt, dass sie eben so ist. über­haupt. alle teil­wei­se def­ti­gen gäs­te-be­lei­di­gun­gen, alle über­in­sze­nie­run­gen und blö­den spiel­chen wie der pseu­do-zen­sur-knopf in der mit­te des tischs die sich die re­dak­ti­on aus­ge­dacht hat, wur­den durch die schlag­fer­tig­keit und die auf-den-punk­tig­keit der bei­den mo­de­ra­to­ren kom­pen­siert.

ich er­wisch­te die bei­den mehr­fach da­bei, wie sie im lau­fe der ge­sprä­che mei­ne ge­dan­ken laut aus­spra­chen und mei­ne an­ge­dach­ten witz­chen aus­for­mu­lier­ten (ein grös­se­res kom­pli­ment habe ich glau­be ich noch nie je­man­dem ge­macht).

am an­fang der sen­dung be­kam ich ei­nen leich­ten schreck, als zur vor­stel­lung des ers­ten gas­tes ein ein­spiel­film an­ge­kün­digt wur­de. glück­li­cher­wei­se blieb der ein­spie­ler im her­me­ti­schen re­tro-rah­men der sen­dung. be­son­ders schön die ein­spiel-be­lei­di­gung für den nu­klear­öko­lo­gen und top-mo­del-dings jor­ge gon­zá­lez:

je­der ein­spie­ler be­inhal­te­te min­des­tens eine def­ti­ge be­lei­di­gung. ich mag den ver­such, die gäs­te so aus der re­ser­ve zu lo­cken, der teil­wei­se so­gar ein biss­chen zün­de­te. über­haupt die gäs­te. kei­ne ah­nung ob ich mich von dem re­tro-ge­döns und der schlag­fer­tig­ket der mo­de­ra­to­ren habe ein­lul­len las­sen, aber ich fand die mi­schung der gäs­te und das drauf­sein der gäs­te enorm pas­send. alle brach­ten ein min­dest­mass an in­ter­essanz mit — aber eben auch je­weils eine rie­sen­por­ti­on ei­gen­schaf­ten über die man sich lus­tig ma­chen konn­te und die man ih­nen um die oh­ren schla­gen konn­te — und das auch tat.

ich tue mir et­was schwer das fol­gen­de kom­pli­ment aus­zu­spre­chen, aber ich leh­ne mich mal weit aus dem fens­ter. wenn es et­was gibt, mit dem man ro­che und böh­mer­mann ver­glei­chen könn­te, dann ist es das was craig fer­gu­son in sei­nen sen­dun­gen macht: al­bern und fä­kal­wort­ver­liebt ver­bal­hoch­seil­ba­lan­cie­ren und sei­ne gäs­te re­spekt­los, aber sehr lie­be­voll aus der re­ser­ve zu lo­cken ver­su­chen und das schei­tern und je­den mis­glück­ten witz als sen­dungs­zweck zu ver­kau­fen. schei­tern als sen­dung, ohne heck­meck. so muss das sein.


ich habe be­vor ich das hier schrob kei­ne an­de­re kri­tik von ro­che und böh­mer­mann ge­le­sen. ich habs ei­gent­lich auch nicht vor. aber wenns eine kri­tik gibt die ix le­sen soll­te, freu ich mich über hin­wei­se.


char­lot­te ro­che und jan böh­mer­mann re­den

felix schwenzel

pri­ma in­ter­view mit char­lot­te ro­che und jan böh­mer­mann auf dwdl.de in dem sie für ihre neue fern­seh­show wer­ben, die heu­te abend ir­gend­wann ir­gend­wo im fern­se­hen läuft und nächs­te wo­che hof­fent­lich auch im in­ter­net zu se­hen sein wird. [nach­trag: hier in der 2DF-me­dia­thek]

Fra­ge: Sie schau­en der­zeit also gar kei­ne Talk­shows?

Ro­che: Ich schaue fast alle Talk­shows, aber rege mich meis­tens dar­über auf, weil die Gäs­te zu lan­ge re­den dür­fen. Es stört mich sehr, nie zu wis­sen, was der Mo­de­ra­tor ei­gent­lich denkt. Ganz gleich ob man nun Bar­ba­ra Schö­ne­ber­ger oder Gio­van­ni di Lo­ren­zo nimmt: Alle neh­men sich jour­na­lis­tisch to­tal zu­rück. Das macht mich wahn­sin­nig.

Böh­mer­mann: Da­bei sind das al­les gar kei­ne Jour­na­lis­ten. Be­son­ders nicht die­ser Gio­van­ni di Lo­ren­zo.

Ro­che: Was ist er denn?

Böh­mer­mann: Ich glau­be, er ist Ita­lie­ner.

alex­an­der krei gibt ei­nen gu­ten stich­wort­ge­ber, ro­che und böh­mer­mann sind aber ganz of­fen­bar selbst­läu­fer. sehr le­sens­wert: Wir ma­chen Fern­se­hen für die Ge­ne­ra­ti­on „Ge­fällt mir“.


den ar­ti­kel hab ich oben nicht mit der ori­gi­nal-url ver­linkt, son­dern mit ei­nen durch das „clear read API“ ge­r­en­der­ten link, der das auf drei sei­ten ze­ris­se­ne in­ter­view auf ei­ner sei­te dar­stellt.

die drei-sei­ten-dar­stel­lung auf dwdl.de hat üb­ri­gens zwei grün­de: laut alex leg­ge und tho­mas lü­cker­ath hat das „in ers­ter Li­nie was mit dem De­sign zu tun - die rech­te Spal­te wäre sonst er­heb­lich zu kurz.“ kein witz. so hat leg­ge mir das in den kom­men­ta­ren zu die­sem ar­ti­kel er­klärt. tho­mas lü­cker­ath se­kun­dier­te da­mals (eben­dort), dass „aus­führ­li­che und ar­beits­in­ten­si­ve In­hal­te wie ex­klu­si­ve In­ter­views“ halt auf meh­re­re sei­ten auf­ge­teilt wer­den müs­sen, sonst ma­che das „we­der de­sign­tech­nisch Sinn“, noch sei es „be­triebs­wirt­schaft­lich sinn­voll“. da ich laut lü­cker­ath „al­bern“ ar­gu­men­tie­re, „ein er­staun­li­ches Un­ver­ständ­nis“ für die „Fi­nan­zie­rung jour­na­lis­ti­scher In­hal­te“ habe und ne­ben reicht­lich „Nai­vi­tät“ eine „er­schre­ckend kurz grei­fen­de Sicht“ de­mons­trie­re, wenn ich nach le­ser- und le­se­freund­lich­keit fra­ge, ver­lin­ke ich DWDL.de-ar­ti­kel ab jetzt nur noch de­sign­los und ohne ver­ständ­nis für die fi­nan­zie­rung jour­na­lis­ti­scher in­hal­te. vor al­lem über­zeugt mich aber lü­cker­aths phra­sen­dre­sche­rei we­nig.

aber ich glau­be alex leg­ge ge­ällt die­ser link. denn ohne de­sign er­gibt dwdl.de dann näm­lich auch auf ei­ner sei­te sinn. oder so.


jaja. sol­che links (z.b. mit der clear-API) ma­chen das in­ter­net ka­putt. goog­le kann kei­ne emp­feh­lun­gen mehr er­ken­nen, riv­va (und an­de­re ag­gre­ga­to­ren) kann den link nicht ein­ord­nen. ge­nau der glei­che mist wie das bit.ly, sm.fy, j.mp oder was weiss ich.y-ge­döns. nur eins noch. ich habe das in­ter­view heu­te zu­erst auf dem ipho­ne ge­le­sen und den link dann (auf dem ipho­ne) bei pin­board ge­spei­chert. so ist der dort ge­lan­det: http://mo­bi­le.dwdl.de/?sto­ry­id=35058. der witz dar­an ist, dass die url auf ei­nem desk­top-brow­ser ka­putt ist und auf www.dwdl.de/mo­bil­por­tal/ lan­det. ich glau­be was mich bei dwdl.de so fas­sungs­los macht ist die dis­kre­panz zwi­schen laut­stark be­haup­te­ter pro­fes­sio­na­li­tät und web­af­fi­ni­tät und der wirk­lich­keit, die sich dann in wort und bild und tech­nik zeigt. gru­se­lig.


pa­trio­ti­scher jo­ghurt

felix schwenzel

pa­trio­ti­scher jo­ghurt [m]

für wei­te­re kin­di­sche bild­ma­ni­pu­la­tio­nen sie­he auch:


zau­be­rei-let

felix schwenzel

das in­sta­pa­per-book­mar­klet war im­mer schon nicht nur prak­tisch, son­dern auch faz­si­nie­rend, weil es auch im goog­le-rea­der funk­tio­nier­te. sol­che book­mar­klets sind der grund, war­um ich bis heu­te ja­va­script als „zau­be­rei“ be­zeich­ne.

vor al­lem habe ich mich im­mer ge­fragt, wenn das in­sta­pa­per book­mar­klet das kann, war­um kann das kein an­de­res book­mar­klet? ein one-click-pin­board-book­mar­klet, das im goog­le rea­der funk­tio­nier­te (und viel­leicht noch kon­fi­gu­rier­bar wäre) hiel­te mich künf­tig da­von ab den ge­kill­ten kil­ler­fea­tures des rea­ders hin­ter­her­zu­trau­ern.

also ich das in­sta­pa­per-book­mar­klet heu­te be­nut­ze, hab ich mich kurz ein biss­chen er­schro­cken. vom 90er-jah­re-style, ist das book­mar­klet plötz­lich in den bon­bon-hoch­glanz-style ge­wech­selt. mar­co ar­ment hat es ak­tua­li­siert und ihm ein neu­es fea­ture spen­diert: es kann jetzt auch arsch­loch­sei­ten sei­ten er­fas­sen, die zur klick­meh­rung auf meh­re­re sei­ten ver­teilt sind. und man muss es nicht neu in­stal­lie­ren:

You don’t need to re­install your Read La­ter book­mar­klet to get this up­date. It ap­pli­es au­to­ma­ti­cal­ly to the one you al­re­a­dy have.

weil das in­sta­pa­per-book­mar­klet so ein­fach und idio­ten­si­cher funk­tio­niert, er­wi­sche ich mich üb­ri­gens im­mer da­bei, wie ich es be­nut­ze um mal eben urls vom rech­ner zum ipho­ne (und um­ge­kehrt) zu schi­cken. ob­wohl es seit kur­zem auch ei­nen an­de­ren ele­gan­ten, kos­ten­lo­sen weg gibt, der aber ein paar klicks mehr er­for­dert.

ich glau­be das re­ver­se en­gi­nee­ring des in­sta­pa­per-book­mar­kelt wäre ein su­per fort­ge­schrit­te­nen ja­va­script-lehr­gang.


deut­sche da­ten­schutz pa­ra­dox-pa­ra­do­xien

felix schwenzel

ri­chard gut­jahr woll­te ein the­ma „ins Licht der Öf­fent­lich­keit rü­cken“, das, wie er sagt, „über die letz­ten Jah­re wäh­rend der gan­zen In­ter­net-Hys­te­rie in den Me­di­en und in der Po­li­tik kom­plett aus­ge­blen­det wur­de.“

nein, nicht das schick­sal der nackt­mulle das seit min­des­tens fünf jah­ren aus den au­gen der (netz)öf­fent­lich­keit ver­schwun­den ist, son­dern die sa­che mit dem adress­han­del. ich fin­de zwar nicht, dass das the­ma „kom­plett aus­ge­blen­det“ wur­de, wenn selbst ich in den letz­ten zwei jah­ren zwei­mal drü­ber schrob, muss das als the­ma ir­gend­wo an­de­res ein­ge­blen­det ge­we­sen sein, da­mit ich über­haupt drauf kom­me.

trotz­dem ist das the­ma na­tür­lich in­ter­es­sant, weil es die bi­got­te­rie — oder bes­ser ze­ris­sen­heit — von uns al­len zeigt, nicht nur die der me­di­en­kon­zer­ne, auf die ri­chard gut­jahr nicht ganz zu un­recht und dras­tisch hin­weist:

Ne­ben käuf­li­cher Lie­be und Waf­fen­ex­por­ten dürf­te das Ge­schäft mit Kun­den­da­ten zu den ver­schwie­gens­ten Bran­chen über­haupt ge­hö­ren. Min­des­tens ein­mal im Jahr klärt uns der Spie­gel über das Böse im Netz auf. Wann aber ha­ben wir zum letz­ten mal eine Spie­gel-Ti­tel­sto­ry zum The­ma Adress­han­del Deut­scher Fir­men ge­le­sen? War­um brin­gen deut­sche Me­di­en Ar­ti­kel zu die­sem The­ma – wenn über­haupt – un­ter fer­ner lie­fen?

Die Ant­wort ist so pri­mi­tiv wie ein­fach: Weil die deut­schen Me­di­en­häu­ser selbst Teil die­ses Sys­tems sind. Das Kun­den­re­gis­ter des größ­ten Da­ten­händ­lers des Lan­des liest sich wie das Who-is-Who der deut­schen Me­di­en­sze­ne: Axel Sprin­ger, Frank­fur­ter All­ge­mei­ne, Fi­nan­cial Times, Gru­ner und Jahr, Gong Ver­lag, Han­dels­blatt, Ma­na­ger Ma­ga­zin, Rea­ders Di­gest, Rin­gier Ver­lag, Süd­deut­sche Zei­tung, sky, Der Spie­gel, Welt­bild. Als (frei­er) Mit­ar­bei­ter des Öf­fent­lich-Recht­li­chen Rund­funks möch­te ich hier­bei aus­drück­lich be­to­nen: Auch die GEZ ar­bei­tet mit ge­han­del­ten Adress­da­tei­en.

in den kom­men­ta­ren un­ter ri­chard gut­jahrs ar­ti­kel wird schön her­aus­ge­ar­bei­tet wo das ei­gent­lich pro­blem liegt könn­te. näm­lich dass viel­leicht nicht die ge­sam­mel­ten und ge­han­del­ten da­ten das pro­blem dar­stel­len, son­dern un­se­re völ­li­ge un­ent­schlos­sen­heit was jetzt gu­tes da­ten­sam­meln und was schlech­tes da­ten­sam­meln sein könn­te. mal las­sen wir uns aufs da­ten­sam­meln ein, se­hen es als fai­res ge­schäft, wenn un­se­re da­ten ge­nutzt, ge­sam­melt und agg­re­giert wer­den, ver­tei­di­gen die da­ten­samm­ler so­gar, wenn sie von po­li­tik und me­di­en an­ge­grif­fen wer­den, mal em­pö­ren wir uns dar­über.

ei­ner­seits ge­ben wir ir­gend­wel­chen web­ap­pli­ka­tio­nen vol­len zu­griff auf un­ser face­book-kon­to, re­gen uns aber auf, wenn eine web­ap­li­ka­ti­on un­ser adress­buch mit face­book ab­gleicht. oder auch nicht. ich habe mich auch schon am brief­kas­ten „in­for­ma­tio­nel­le selbst­be­stim­mung“ schrei­en ge­hört, wenn mir je­mand, den ich nicht ken­ne ei­nen brief schreibt.

wenn man ri­chard gut­jahrs ar­ti­kels liest regt man sich dann erst­mal über „die adress­händ­ler“, „die po­li­tik“ und „die me­di­en“ auf, weil die händ­ler mit un­se­ren da­ten geld ver­die­nen, die me­di­en schwei­gen und uns aus­sau­gen auch mit un­se­ren da­ten han­deln und die po­li­ti­ker un­ter lob­by­druck lis­ten­pri­vi­le­gi­en nicht ab­schaf­fen mö­gen.

ver­mut­lich spie­geln die po­li­tik und me­di­en aber nur un­se­re ei­ge­ne schi­zo­phre­nie beim the­ma da­ten­schutz wie­der. wir sind ei­ner­seits ein volk von da­ten­schutz-hys­te­ri­kern (sie­he zum bei­spiel goog­le street­view) und gleich­zei­tig als da­ten­schutz-phleg­ma­ti­ker bald mehr­heit­lich bei face­book, twit­ter und pay­back. ra­batt­kar­ten sind su­per, abo­wer­bung aber scheis­se? die face­book-time­line ist schlimm, bei grou­pon gibts aber su­per deals?

ich glau­be wenn man 3 deut­sche zum the­ma da­ten­schutz be­fragt, be­kommt man 12 dia­me­tral ent­ge­gen­ge­setz­te ant­wor­ten:

  • „man muss die leu­te doch vor sich selbst schüt­zen!“
  • „wir wol­len nicht be­mut­tert wer­den.“
  • „[D]ie Ge­set­ze müs­sen auch drin­gend ge­än­dert wer­den.“ (ri­chard gut­jahr)
  • „kei­ne neu­en ge­set­ze, kei­ne lex goog­le, kei­ne re­gu­lie­rung des in­ter­nets.“

ich glau­be jeff jar­vis nennt das das deut­sche pa­ra­do­xon. ich wür­de da­für den dop­pel­ten pseu­do-plu­ral wäh­len: deut­sche da­ten­schutz pa­ra­dox-pa­ra­do­xien.

ri­chard gut­jahrs ar­ti­kel löst wie die meis­ten sei­ner ar­ti­kel emo­tio­na­le re­ak­tio­nen aus. bei mir schafft das fast im­mer star­ke aver­sio­nen, ich mag das ma­ni­pu­la­ti­ve ele­ment von gut­jahrs schrei­be nicht. die­ses mal hat er mich aber ge­packt, weil ich mich auch im­mer irre über leu­te auf­re­ge, die sich mei­ne adres­se be­sor­gen und sich dann an mich ran­wan­zen*.

was ich aber sa­gen woll­te, man soll­te die­sen ar­ti­kel von ri­chard gut­jahr auf­merk­sam und mit ein biss­chen skep­sis le­sen (nicht die kom­men­ta­re ver­ges­sen) und gut drü­ber nach­den­ken (ohne das dif­fe­ren­zie­ren zu ver­ges­sen). ein paar din­ge sind wirk­lich be­den­kens­wert.


*) ich är­ge­re mich auch über dar­über wenn die FAZ mich für blöd ver­kau­fen will und meint ich wür­de mich von ih­ren ver­kack­ten täu­schungs­ver­su­chen ein­lul­len las­sen, oder der FTD-chef­re­dak­teur stef­fen klus­mann mir ohne rot zu wer­den ei­nen vom pferd er­zählt um mir ein abo zu ver­ti­cken.

ehr­lich­ge­sagt ist adress­han­del aber im­mer noch vor al­lem ko­misch. ein paar busi­ness-kas­per oder chef­re­dak­teu­re la­den schrot­ge­weh­re mit glas­ku­geln, schies­sen da­mit durch die ge­gend und freu­en sich wenn sie nach 2000 schuss drei dep­pen ge­fun­den ha­ben die fra­gen „boah, ham se noch mehr von den glas­per­len?“.


was guckt ihr denn so?

felix schwenzel


noch nie nen un­ra­sier­ten mann der die luft an­hält ge­se­hen?

(hier ge­klaut ge­lie­hen)

[an die feed­le­ser: das ist ein mit­tel­mäs­si­ger witz, der nicht im feed­rea­der funk­tio­niert. auf ipho­nes han­dys und ipads ta­blets üb­ri­gens auch nicht.]


ei­ne mi­mo­se, ein gauck und das in­ter­net

felix schwenzel

kürz­lich hat sich tho­mas knü­wer „ge­är­gert“. weil je­mand ge­sagt hat, knü­wer hät­te et­was ge­sagt, was er aber so gar nicht ge­sagt habe. sein zi­tat wur­de ge­kürzt und da­mit sinn­ent­stellt — oder wie knü­wer es un­ver­gleich­lich aus­drückt: „Das ist mal ge­schmei­dig die ganz an­de­re Rich­tung. Und des­halb habe ich mich ge­är­gert.“

sinn­ent­stel­lend zi­tie­ren scheint aber auch ein hob­by von tho­mas knü­wer zu sein. aus die­sen sät­zen von joa­chim gauck

Das welt­wei­te In­ter­net bie­tet alle Vor­aus­set­zun­gen, um die in den ers­ten zehn Ar­ti­keln un­se­rer Ver­fas­sung ver­an­ker­ten Grund­rech­te al­ler Bür­ger in die­sem Land aus­zu­höh­len. Dies gilt ins­be­son­de­re für das Recht auf freie Mei­nungs­äu­ße­rung und Pres­se­frei­heit in Ar­ti­kel Fünf – eine we­sent­li­che Grund­la­ge un­se­rer funk­tio­nie­ren­den De­mo­kra­tie – und es gilt letzt­lich auch für den Kern­satz un­se­rer Ver­fas­sung, den Ar­ti­kel Eins des Grund­ge­set­zes: Die Wür­de des Men­schen ist un­an­tast­bar.

Um sol­che Ge­fah­ren für un­ser al­ler Frei­heit künf­tig rich­tig ein­schät­zen und Ver­trau­en in das Me­di­um för­dern zu kön­nen, müs­sen wir dem In­ter­net und sei­nen Nut­zern mehr Sen­si­bi­li­tät, mehr Auf­merk­sam­keit und For­schung wid­men. Dazu ver­hilft uns eine In­sti­tu­ti­on wie das „Deut­sche In­sti­tut für Ver­trau­en und Si­cher­heit im In­ter­net“ – und des­halb un­ter­stüt­ze ich die Ar­beit die­ses In­sti­tuts.*

die er im vor­wort ir­gend­ei­ner ver­öf­fent­li­chung (PDF-kurz­ver­si­on) von ir­gend­wem ge­fun­den hat, klöp­pel­te er die­se über­schrift:

Das In­ter­net höhlt die Ver­fas­sung aus, glaubt Joa­chim Gauck

hm. trägt das was gauck ge­sagt hat knü­wers über­schrift? so wie ich gauck ver­ste­he, sagt gauck, dass das in­ter­net das po­ten­zi­al in sich trägt un­ser grund­ge­setz aus­zu­hölen — und nicht, dass es das tue. das hört sich an wie haar­spal­te­rei, ist es aber nicht. der un­ter­schied zwi­schen dem be­stehen ei­ner ge­fahr und dem ein­tre­ten ei­ner ge­fahr ist emi­nent.

man kann zum bei­spiel durch­aus be­haup­ten, dass die vor­rats­da­ten­spei­che­rung die vor­aus­set­zun­gen für eine um­fas­sen­de und an­lass­lo­se über­wa­chung al­ler bür­ger schaf­fe (und da­mit eine po­ten­zi­el­le ge­fahr be­schrei­ben). wenn knü­wer dann aber schrö­be

deutsch­land ist ein über­wa­chungs­staat, glaubt ir­gend­je­mand

dann ist das ge­nau­so ver­dreht und un­red­lich wie das was tho­mas knü­wer hier macht.


ich fin­de den oben zi­tier­ten ab­satz von joa­chim gaucks vor­wort un­nö­tig. denn ge­nau be­trach­tet ist das was er schrob ei­ner auf­ge­bla­se­ne selbst­ver­ständ­lich­keit. ja, die welt, die po­li­tik, die wirt­schaft, die men­schen, das in­ter­net sind po­ten­zi­ell ge­fähr­lich, un­be­re­chen­bar, ego­is­tisch, gie­rig oder ge­mein — und des­halb ist es ganz gut, in ei­ner de­mo­kra­tisch le­gi­ti­mier­ten form des rechts­staats zu le­ben, der die­se ge­fah­ren ab­fe­dert, de­nen uns die welt aus­setzt. und die­ser rechts­staat muss sich selbst­ver­städn­lich neu­en ge­fah­ren und be­dro­hun­gen stel­len und ja, es lohnt sich ihn ver­tei­di­gen. das war aber be­reits vor dem in­ter­net ge­nau­so. des­halb gibt es das grund­ge­setz und den rechts­staat — um uns grund­rech­te zu ga­ran­tie­ren und uns vor den ge­fah­ren der welt zu schüt­zen — so gut es geht. und die ge­fahr, dass die­se rech­te aus­ge­höhlt wer­den ist nun wirk­lich nichts neu­es oder spe­zi­ell in­ter­net­ti­ges.

kurz: das in­ter­net ist scheis­se, weil die welt scheis­se ist (nicht etwa um­ge­kehrt). und wenn man die­ser lo­gik fol­gend gaucks zi­tat ein­mal än­dert und die Wor­te „In­ter­net“ und „Welt“ tauscht, er­kennt man ei­ner­seits die harm­lo­sig­keit und an­de­rer­seits auch die pla­ti­tü­den­haf­tig­keit sei­nes vor­wor­tes:

Die welt­wei­te Welt bie­tet alle Vor­aus­set­zun­gen, um die in den ers­ten zehn Ar­ti­keln un­se­rer Ver­fas­sung ver­an­ker­ten Grund­rech­te al­ler Bür­ger in die­sem Land aus­zu­höh­len. Dies gilt ins­be­son­de­re für das Recht auf freie Mei­nungs­äu­ße­rung und Pres­se­frei­heit in Ar­ti­kel Fünf – eine we­sent­li­che Grund­la­ge un­se­rer funk­tio­nie­ren­den De­mo­kra­tie – und es gilt letzt­lich auch für den Kern­satz un­se­rer Ver­fas­sung, den Ar­ti­kel Eins des Grund­ge­set­zes: Die Wür­de des Men­schen ist un­an­tast­bar.

Um sol­che Ge­fah­ren für un­ser al­ler Frei­heit künf­tig rich­tig ein­schät­zen und Ver­trau­en in die Welt för­dern zu kön­nen, müs­sen wir der Welt und ih­ren Nut­zern mehr Sen­si­bi­li­tät, mehr Auf­merk­sam­keit und For­schung wid­men. Dazu ver­hilft uns eine In­sti­tu­ti­on wie das „Deut­sche In­sti­tut für Ver­trau­en und Si­cher­heit in die Welt“ – und des­halb un­ter­stüt­ze ich die Ar­beit die­ses In­sti­tuts.

OK, das wirkt jetzt al­bern.

aber die ge­fah­ren die in die­ser welt und ge­ra­de in deutsch­land zum bei­spiel für die men­schen­wür­de lau­ern, sind nicht zu über­se­hen. wenn bei­spiels­wei­se men­schen die hier auf­ge­wach­sen sind, ein­fach in ihre an­geb­li­chen hei­mat­län­der „ab­ge­scho­ben“ wer­den kön­nen, wenn man mal mit harz IV-emp­fän­gern über ihre er­fah­run­gen mit den ar­beits­agen­tu­ren re­det oder mal den fern­se­her an­macht, dann wäre mein ers­ter im­puls jetzt nicht dar­über nach­zu­den­ken wie man im in­ter­net die men­schen­wür­de schützt, son­dern wie man sie über­all schützt.

dass auch im in­ter­net ge­fah­ren lau­ern, weiss, zu­min­dest im in­ter­net, je­der: apps die per­sön­li­che adress­bü­cher nach hau­se schi­cken, such­ma­schi­nen die nut­zer­da­ten agg­re­giert aus­wer­ten, por­no- und web­sei­ten die nut­zer­da­ten nicht or­dent­lich schüt­zen, mo­no­pol­ge­fah­ren im ebook­sek­tor, bom­big gut aus­ge­bil­de­te ver­fas­sungs­schüt­zer die emails mit­le­sen, kom­mu­ni­ka­ti­ons­platt­for­men und com­pu­ter­her­stel­ler die kei­ne tit­ten­bil­der auf ih­ren platt­for­men se­hen wol­len — die ge­fah­ren — oder bes­ser pro­ble­me — die joa­chim gauck be­schreibt sind doch vor­han­den? wir be­schäf­ti­gen und dis­ku­tie­ren sie täg­lich.

aber wenn ein tech­nisch et­was hilf­los wir­ken­der, al­ter mann auf die­se ge­fah­ren hin­weist, dann fin­det tho­mas knü­wer das „un­fass­bar“ und „zum kot­zen“? tho­mas knü­wer:

Ich hal­te Gaucks Aus­sa­gen für un­fass­bar, erst recht, weil es nicht ir­gend­wel­che frei ge­spro­che­nen Aus­sa­gen sind – sie sind schrift­lich fest­ge­hal­ten. Ver­zei­hen Sie die For­mu­lie­rung: Ich fin­de die­se Sät­ze zum kot­zen.

weil tho­mas knü­wer ja ganz ger­ne aus­teilt, bei kri­tik an ihm selbst aber leicht in den em­pör­ten mi­mo­sen-mo­dus schal­tet, be­schimp­fe ich tho­mas knü­wer heu­te mal, auch wenn das et­was un­ent­spannt wirkt, in sei­nen ei­ge­nen wor­ten:
Ich hal­te Knü­wers Blog­ar­ti­kel für un­fass­bar, erst recht, weil es nicht ir­gend­wel­che frei ge­spro­che­nen Aus­sa­gen sind – sie sind schrift­lich fest­ge­hal­ten. Ver­zei­hen Sie die For­mu­lie­rung: Ich fin­de die­sen Ar­ti­kel zum kot­zen.

oder um es (dann doch lie­ber) in mei­nen wor­ten zu sa­gen: ich fin­de es scha­de, dass thi­mas knü­wer lie­ber kotzt, als ar­gu­men­tiert oder strei­tet. ich ahne aber wor­an das liegt, knü­wer deu­tet es be­reits selbst an. er fin­det die aus­sa­gen gaucks „un­fass­bar“. mit an­de­ren wor­ten: er ver­steht sie nicht.


auch die­se wor­te von joa­chim gauck wir­ken auf mich wie pla­ti­tü­den, ich schaf­fe es aber auch mit ge­walt nicht, mich drü­ber auf­zu­re­gen, drü­ber zu „kot­zen“ oder be­le­ge da­für zu fin­den, dass gauck fän­de, dass das in­ter­net die vert­fas­sung aus­höh­le.


*) der zwei­te ab­satz steht in gaucks vor­wort, wur­de aber nicht di­rekt von knü­wer zi­tiert. ich fand ihn aber wich­tig um den zu­sam­men­hang zu er­ken­nen.


die kal­te plat­te auf vi­meo

felix schwenzel

vor ein paar acht jah­ren hat­te ich schon­mal et­was weit aus­ho­lend über den film „die kal­te plat­te“ ge­schrie­ben. jetzt seit acht mo­na­ten ist der film nicht nur auf DVD zu gu­cken, son­dern auch auf vi­meo.

vimeo-video laden, info, direktlink

manch­mal mag ich die con­tent-ma­fia dann aber doch. sehr.

felix schwenzel


phil­ip king

felix schwenzel

ich hab ge­ra­de nichts zu tun und hab mir die breit­band-sen­dung an­ge­se­hen und an­ge­hört in der sich phil­ip ban­se, john­ny haeus­ler und wolf­gang mi­ch­al über ir­gend­was mit me­di­en un­ter­hal­ten. ziem­lich un­er­träg­lich weil alle 3 mi­nu­ten eine wer­be­spot ein­ge­blen­det wird. frü­her war das im nacht­fern­se­hen an­ders, da lief nachts mit­un­ter eine gan­ze sen­dung frasier im pri­vat­fern­se­hen ohne ei­nen ein­zi­gen wer­be­clip durch.

mir fiel auf je­den­fall auf, dass die hal­tung von phil­ip ban­se mich an je­man­den er­in­ner­te.


ABC über app­les pro­duk­ti­ons­be­din­gun­gen

felix schwenzel

ABC night­li­ne spe­cial über die pro­duk­ti­ons­be­din­gun­gen von ap­ple (und vie­len an­de­ren high-tech fir­men) in chi­na. an­geb­lich ist das das ers­te mal, dass jour­na­lis­ten die fa­bri­ken von fox­conn von in­nen be­tre­ten durf­ten und fra­gen durf­ten was und wen sie woll­ten.

lei­der nur mit ei­ner ame­ri­ka­ni­schen IP-adres­se zu se­hen, man braucht also ir­gend­ei­nen ei­nen VPN-zu­gang. /via

[be­son­ders gut hat mir die dis­clo­sure des re­por­ters am an­fang des spe­cials ge­fal­len.]


[nach­trag 23.02.2012]
ups, ver­ges­sen mal auf you­tube zu schau­en. dan­ke „gast“ in den kom­men­ta­ren, hier ist die you­tube-ver­si­on .


ami­gos

felix schwenzel

fas­zi­nie­rend der bild-zei­tung qua­si live beim fak­ten­dre­hen und (harm­lo­sen) rum­de­nun­zie­ren zu­zu­se­hen. bei ei­ner ver­an­stal­tung da­bei sein (war ix) und da­nach dar­über in der bild-zei­tung zu le­sen (hab ix), lässt durch­aus den schluss auf eine art par­al­lel-uni­ver­sum zu. in die­sem uni­ver­sum herr­schen im­mer­hin kur­ze sät­ze vor. aber es scheint dort auch ziem­lich trü­be zu sein.

beim GAL-chef von ham­burg-mit­te, mi­cha­el os­ter­burg, bin ich mir noch nicht ganz si­cher was ich von ihm hal­ten soll. es ist ja durch­aus le­gi­tim für ein bau­pro­jekt zu sein und fest auf der sei­te ei­nes in­ves­tors zu ste­hen, vor al­lem wenn da­bei ein paar so­zi­al­woh­nun­gen für den be­zirk ab­fal­len. aber des­halb auf ex­trem sach­li­che kri­tik von an­woh­nern pam­pig re­agie­ren, lässt mich dann schon stark an der eig­nung als volks­ver­tre­ter zwei­feln. sind die grü­nen in ham­burg alle so ab­ge­ho­ben?


thier­ry cher­vel über geis­ti­ges ei­gen­tum

felix schwenzel

ron­nie grob:

2. „Die­sen Kuss der gan­zen Welt“
(per­len­tau­cher.de, Thier­ry Cher­vel)
Thier­ry Cher­vel zeigt auf, wie die deut­schen Ver­la­ge den Be­griff „geis­ti­ges Ei­gen­tum“ deu­ten und nut­zen. „Ei­gen­tum be­zeich­net die Ver­fü­gungs­ge­walt über eine Sa­che, also ei­gent­lich das Recht, sie zu zer­stö­ren. Den Stuhl, den ich be­sit­ze, kann ich auch zer­ha­cken und ver­hei­zen. Nicht ein­mal der Ur­he­ber ei­nes Wer­kes aber hat die­se Ge­walt­op­ti­on und die­ses Recht, zu­min­dest wenn das Werk ver­öf­fent­licht ist. Ist ein Werk in der Welt, ge­hört es ihr auch. Tho­mas Mann kann nicht in die Na­tio­nal­bi­blio­thek ge­hen und auf die Her­aus­ga­be des 'Zau­ber­bergs' drän­gen, weil er den Schluss über­ar­bei­ten will.“

fe­lix schwen­zel:

ganz gross­ar­tig. un­be­dingt le­sen.


joa­chim gauck

felix schwenzel

jetzt wo joa­chim gauck bun­des­prä­si­dent wer­den soll, habe ih mei­nem ar­ti­kel vom juni vor­letz­ten jah­res ei­gent­lich nichst hin­zu­zu­fü­gen. hier sind noch ein paar wei­te­re ar­ti­kel die ich 2010 zu joa­chim gauck schrob.


na gut. zwei klei­nig­kei­ten möch­te ich doch noch hin­zu­fü­gen. den witz den joa­chim hauck in der pres­se­kon­fe­renz eben mit mer­kel, rös­ler und ga­bri­el mach­te, dass er ein biss­chen ver­wirrt und noch nicht­mal ge­wa­schen sei war nicht nur wit­zig, son­dern zeigt wel­ches ver­ständ­nis joa­chim gauck von wür­de hat: näm­lich nicht das ge­spreiz­te, et­was stei­fe und in­sze­nier­te von chris­ti­an wulff, son­dern ei­nes das sich aus selbst­be­wusst­sein und ent­spannt­heit zu­sam­men­setzt. und was mir auch auf­fiel: gauck höre ich, auch wenn er ein biss­chen pas­to­ral klingt, ger­ne zu. er be­tont die wor­te so, dass man ihm ger­ne zu­hört und nicht beim zu­hö­ren stol­pert, wie es pas­sie­ren konn­te, wenn chris­ti­an wulff sprach.

ich glau­be joa­chim gauck wird ein gu­ter prä­si­dent, der kei­ne un­schuld­ver­mu­tun­gen für sich in an­spruch neh­men wer­den muss.

[nach­trag 20.02.2012]
da es in den kom­men­ta­ren und an­ders­wo ein the­ma ist, ko­pie­re ich mal ei­nen kom­men­tar von mir wei­ter un­ten hier­ein: ob man aus ein paar aus dem zu­sam­men­hang ge­ris­se­nen zi­ta­ten (aber sie stan­den doch in­ner zei­tung!) auf gaucks cha­rak­ter schlies­sen kann weiss ich nicht. ich habe aber das ge­fühl eher nicht.


fil­ter bubble

felix schwenzel

die idee von eli pa­ri­sers fil­ter­bla­sen-pro­blem habe ich bis­her im­mer in­tui­tiv ab­ge­lehnt, ob­wohl ich bis­her nichts von pa­ri­ser ge­le­sen habe oder ihn selbst über sei­ne idee habe re­den hö­ren (an­de­re schon). heu­te floss mir die­ses book­mark von der tech­nik­ab­tei­lung des guar­di­ans in den RSS-rea­der*. das book­mark ver­link­te auf ei­nen kur­zen vor­trag von eli pa­ri­ser auf ei­ner TED-kon­fe­renz im früh­jahr 2011. hier die you­tube-ver­si­on:

guar­di­an­tech war von dem vor­trag ziem­lich be­geis­tert:

Stun­ning talk, just nine mi­nu­tes long, who­se key mes­sa­ge is em­bo­di­ed by com­pa­ring two peo­p­les' sear­ches on one word: Egypt. [The best use you'll make of nine mi­nu­tes to­day.]

mich hat das nicht wirk­lich über­zeu­gen kön­nen. ich glau­be es geht wie im­mer um die wahl der werk­zeu­ge und um kom­pe­tenz im um­gang mit die­sen werk­zeu­gen. wenn ich eine zei­tung als werk­zeug um an in­for­ma­tio­nen zu kom­men an­se­he, dann brau­che ich be­stimm­te fä­high­kei­ten um das sinn­voll zu nut­zen: ich muss le­sen kön­nen, ich soll­te un­ge­fähr wis­sen wie die ar­ti­kel ent­ste­hen (re­cher­chiert und re­di­giert von men­schen die ir­ren kön­nen oder auch mal ir­ren wol­len), ich soll­te im­mer eine kri­ti­sche di­stanz wah­ren und din­ge die ich lese in fra­ge stel­len oder mit an­de­ren quel­len ver­glei­chen. das glei­che gilt für mo­der­ne­re werk­zeu­ge wie such­ma­schi­nen, so­zia­le netz­wer­ke oder on­line pu­bli­ka­tio­nen. will ich mir eine au­to­no­me mei­nung bil­den, soll­te ich im­mer ver­su­chen zu ver­ste­hen wie das was ich kon­su­mie­re ent­steht, es hin­ter­fra­gen, ver­glei­chen und prü­fen.

faul­heit oder in­kom­pen­tenz im um­gang mit werk­zeu­gen führt in zu ab­hän­gig­keit und ein­ge­schränk­ter wahr­neh­mung. das war schon im­mer so. wer nur die bild-zei­tung liest, weiss über die welt nur das, was die bild­zei­tung ihm über die welt er­zählt oder er­zäh­len will. das muss nicht zwangs­läu­fig schlecht sein, es könn­te ja sein, dass die ma­cher der bild­zei­tung den an­spruch ver­fol­gen ih­ren le­sern ein aus­ge­wo­ge­nes und fai­res bild von er­eig­nis­sen in der welt zu ver­mit­teln (schon klar, dass das nicht so doll der fall ist). aber der aus­weg aus ei­ner bild­zei­tungs-bla­se (und je­der an­de­ren me­di­en­bla­se) ist ei­gent­lich ganz ein­fach: ne­ben der bild auch an­de­re zei­tun­gen zu le­sen. oder wal­raff le­sen. bü­cher le­sen. rei­sen. stu­die­ren.

es gibt sechs schril­lio­nen aus­we­ge aus fil­ter­bla­sen. aber sie ha­ben alle eine ent­schei­den­de ei­gen­schaft: man muss ak­tiv et­was da­ge­gen tun. da der ers­te schritt um et­was zu un­ter­neh­men na­tür­lich ein ge­wis­ses be­wusst­sein vor­aus­setzt, ist das was eli pa­ri­ser tut eine gute sa­che: er zeigt die po­ten­zi­el­len pro­ble­me die uns in fil­ter­bla­sen füh­ren könn­nen auf.

was pa­ri­ser al­ler­dings nicht deut­lich ge­nug macht: wir selbst müs­sen den arsch hoch­krie­gen.


ich glau­be auch nicht, dass die pro­ble­ma­tischs­ten fil­ter­bla­sen durch me­di­en­kon­sum oder man­geln­de me­di­en­kom­pe­tenz ent­ste­hen. sie ent­ste­hen durch un­se­re le­bens­wei­se. der mensch lebt nun­mal ger­ne in be­stimm­ten so­zia­len ver­bän­den. man kann nicht teil je­der (ge­sell­schaft­li­chen) grup­pe sein. man sucht sich meis­tens eine aus und die­se grup­pen­zu­ge­hö­rig­keit be­stimmt dann auch zu gros­sen tei­len die wahr­neh­mung.

ich habe das als be­son­ders krass emp­fun­den, als ich nach mei­nem ab­itur erst zi­vil­dienst und dann eine aus­bil­dung ge­macht habe. ob­wohl ich in den ers­ten 18 jah­ren mei­nes le­bens nicht we­nig ge­le­sen und ge­se­hen habe, war mein welt­bild doch sehr stark ge­fil­tert. seit dem quer­le­sen von di­ver­sen phi­lo­so­phen wuss­te ich zwar auch, dass ich nichts weiss und auch un­mög­lich die welt so er­ken­nen kann wie sie ist, das hin­der­te mich aber nicht dar­an auch ein über­zeug­ter klug­scheis­ser zu sein (bis heu­te).

wäh­rend mei­nes zi­vil­diens­tes und mei­ner aus­bil­dung emp­fand ich es als aus­ge­spro­chen über­ra­schend zu er­fah­ren wel­che le­bens­wei­sen, an­sich­ten und pro­ble­me aus­ser­halb ei­nes gym­na­si­ums und ei­nes mit­tel­klas­se­haus­halts exis­tie­ren. ich er­kann­te in mei­ner zi­vil­dienst- und aus­bil­dungs­fil­ter­bla­se, dass ich die letz­ten 18 jah­re in ei­ner gym­na­si­ums- und mit­tel­klas­se­fa­mi­li­en­bla­se leb­te.

ich er­kann­te aber auch, dass der be­vor­zug­te le­bens­raum der men­schen bla­sen sind. und der ein­zi­ge weg aus ei­ner bla­se be­steht dar­in, in an­de­re bla­sen zu stei­gen. die werk­zeu­ge, um mög­lichst vie­le bla­sen zu be­tre­ten lie­gen auf der hand: rei­sen, le­sen, neu­gier­de, ex­pe­ri­men­tier­freu­de, ler­nen, kom­mu­ni­zie­ren und le­sen, le­sen und le­sen.

aber das wich­tigs­te werk­zeug ist und bleibt das stän­dig auf­ge­frisch­te be­wusst­sein, dass wir nun­mal in bla­sen le­ben und dass es werk­zeu­ge da­ge­gen gibt, die wir im­mer wie­der ak­tiv nut­zen müs­sen.


*) auf pin­board kann man an­de­ren nut­zern fol­gen, den RSS-feed all der pin­board-ac­counts de­nen ich fol­ge, habe ich abon­niert, was dazu führt, dass ich ziem­lich vie­le book­marks in mei­nen RSS-feed ge­spült be­kom­me.


ger­man in­hal­te al­li­ance

felix schwenzel

als ich heu­te früh die­se pres­se­mit­tei­lung der „deut­schen con­tent al­li­anz“ (war­um ei­gent­lich nicht „ger­man in­hal­te al­li­ance“?) über­flog, blieb ich an die­sen an­der­t­alb sät­zen hän­gen:

Es sei­en jetzt ein­deu­ti­ge Si­gna­le not­wen­dig, die Re­form an­pa­cken und durch­set­zen zu wol­len, da sonst die Ge­fahr ei­ner Kluft zwi­schen der deut­schen Krea­tiv­wirt­schaft und den Grup­pen un­se­rer Ge­sell­schaft, die den Schutz des geis­ti­gen Ei­gen­tums als ei­nen An­griff auf die Frei­heit im In­ter­net dis­kre­di­tier­ten, be­stehe. Die­se Frei­heit sei ein ho­hes, un­be­strit­te­nes Gut, so­lan­ge sie nicht als Recht­lo­sig­keit in­ter­pre­tiert wer­de.

frei­heit ist eine in­ter­pre­ta­ti­ons­sa­che? oder wer sei­ne rech­te nicht an­spruch nimmt, ver­wan­delt sei­ne frei­heit in ein be­streit­ba­res gut? na­tür­lich meint der 13jäh­ri­ge schü­ler­prak­ti­kant der die­se pres­se­mit­tei­lung ver­fasst hat, dass man sei­ne frei­heit ver­lie­ren kann, wenn man recht und ge­setz nicht re­spek­tiert. oder viel­leicht auch (aber das weiss man halt we­gen der un­ge­len­ken spra­che nicht so ge­nau), dass man sei­ne frei­heit ver­lie­ren soll­te, wenn man ge­gen nut­zungs-li­zen­zen ver­stösst.

das wa­ren nur so an­der­t­alb ge­dan­ken, die mir beim ers­ten über­flie­gen in den sinn ka­men. dann bin ich zu ikea und aldi ge­fah­ren und hab ver­ges­sen mich über die pres­se­mit­tei­lung auf­zu­re­gen. ste­fan nig­ge­mei­er hat sich aber j sei dank so über den text auf­ge­regt, dass er ihn nach al­len re­geln der kunst zer­legt hat.

der text von ste­fan nig­ge­mei­er ist üb­ri­gens ein ex­em­pla­ri­sches bei­spiel da­für, was man ma­chen muss, um in die­sem in­ter­net la­wi­nen­ar­tig ver­linkt zu wer­den:

  • am an­fang ein twit­ter­ba­res kurz­zi­tat zur ein­lei­tung:
    In der »Deut­schen Con­tent Al­li­anz« ha­ben sich die Die­ter Gor­nys die­ses Lan­des zu­sam­men­ge­schlos­sen. Sie ver­su­chen, sich vor dem Er­trin­ken zu be­wah­ren, in­dem sie sich ge­gen­sei­tig um­klam­mern und das Was­ser be­schimp­fen.
  • am ende ein ab­satz, den blog­ger zi­tie­ren kön­nen, wenn sie den ar­ti­kel ver­lin­ken:
    Die­se Er­klä­rung ist ein auf­schluss­rei­ches Do­ku­ment. Es macht an­schau­lich, in wel­chem Maße ein Ver­ein, der be­haup­tet, für die Exis­tenz hoch­wer­ti­ger In­hal­te zu ste­hen, nicht ein­mal in der Lage ist, selbst ei­nen In­halt zu for­mu­lie­ren, der ver­ständ­lich, sprach­lich rich­tig und in­halt­lich kor­rekt ist. Die Pres­se­er­klä­rung ist mit all ih­rem Sprach­müll und ih­rer Ge­dan­ken­lo­sig­keit ein Do­ku­ment der Hilf­lo­sig­keit.
  • ei­nen geg­ner, der sich selbst als „con­tent-ir­gend­was“ be­zeich­net
  • ein zi­tat von sa­scha lobo:
    In­hal­te nennt man in Deutsch­land im­mer dann ›Con­tent‹, wenn je­mand da­mit Geld ver­die­nen will.

„werk­statt­ge­spräch“

katia kelm und felix schwenzel

wer sich für den news­let­ter des quar­tiers­ma­na­gers ein­ge­tra­gen hat­te be­kam die ein­la­dung zum work­shop per mail. im vor­feld hiess es zwar, dass wurf­zet­tel ver­teilt wer­den soll­ten, in un­se­rem haus wur­den je­doch kei­ne wurf­zet­tel ver­teilt. auch in an­de­ren häu­sern am kuh­berg und eich­holz nicht.
ein paar tage vor dem work­shop wur­den im­mer­hin zwei auf­stel­ler auf der stras­se an­ge­bracht – dumm nur, dass die aus­stel­lung der ent­wür­fe, die eben­falls auf den auf­stel­lern be­wor­ben wur­de, be­reits am wo­chen­en­de zu­vor statt­ge­fun­den hat­te.

da­für war der work­shop im­mer noch recht gut be­sucht. für ei­nen „work­shop“ fast et­was zu gut, aber es war ja auch kein work­shop mehr: bei der un­ter aus­schluss der öf­fent­lich­keit statt­ge­fun­de­nen son­der­sit­zung des stadt­pla­nungs­aus­schus­ses wur­de er um­be­nannt in „werk­statt­ge­spräch“.

das „werk­statt­ge­spräch“ war dann auch eher eine in­for­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung, bei der im an­schluss fra­gen ge­stellt wer­den konn­ten. fron­tal zum pu­bli­kum sas­sen die in­itia­to­ren (für die fir­ma eu­ro­land die her­ren horx und ro­choll, so­wie herr din­se von din­se feest zurl), da­hin­ter eine lein­wand für die power­point­prä­sen­ta­ti­on. aus­ser­dem gab es ei­nen mo­de­ra­tor, der die wort­mel­dun­gen mo­de­rier­te.

an der hin­te­ren wand wa­ren auch ein paar stuhl-halb­krei­se um im­pro­vi­sier­te flip-charts auf­ge­baut, da aber das in­ter­es­se des pu­bli­kums gar nicht dar­in lag, sich ir­gend­et­was net­tes für das erd­ge­schoss aus­zu­den­ken oder etwa die fas­sa­den­far­be zu be­stim­men son­dern ein­zig, zu er­rei­chen, dass das ding nicht so un­pro­por­tio­nal und hoch ge­baut wird, er­üb­rig­ten sich die stuhl­krei­se.

es gab kaf­fee und bröt­chen, stell­wän­de mit ent­wür­fen, vi­sua­li­sie­run­gen und ver­schat­tungs­stu­di­en so­wie ein stadt­teil-mo­dell. es liess sich je­doch (ab­ge­se­hen von den bröt­chen) nichts ent­de­cken, was nicht schon be­kannt ge­we­sen wäre.

neu­bau im al­ten ha­fen­vier­tel ham­burg (das ding was ein we­nig an ein bröt­chen mit ver­rutsch­tem be­lag er­in­nert)

3 stun­den wa­ren ein­ge­plant. gut das ers­te drit­tel ging für vor­trä­ge der in­ves­to­ren und des ar­chi­tek­ten drauf, da­nach war zeit für fra­gen aus dem pu­bli­kum bzw. eine dis­kus­si­on. als der mo­de­ra­tor nach der ers­ten hälf­te dar­auf hin­wies, dass nun eine mit­tags­pau­se auf dem pro­gramm stün­de, lehn­ten die an­woh­ner mehr­heit­lich dan­kend ab.

eu­ro­land schien sich das mit der bür­ger­be­tei­li­gung ir­gend­wie an­ders vor­ge­stellt zu ha­ben. ein­fa­cher viel­leicht. zu­min­dest ent­stand un­ter den an­woh­nern wäh­rend der ver­an­stal­tung kei­ne all­zu­gros­se be­geis­te­rung für das pro­jekt. der ar­chi­tekt und die in­ves­to­ren wa­ren nach wie vor ziem­lich be­geis­tert von ih­rem pro­jekt, al­ler­dings we­ni­ger an­ge­tan von der im­mer wie­der ar­ti­ku­lier­ten for­de­rung der an­woh­ner nach ei­ner ge­rin­ge­ren bau­hö­he.

die eu­ro­land-ver­tre­ter be­müh­ten sich nach kräf­ten, ihr pro­jekt ins bes­te mög­li­che licht zu rü­cken. auch der achi­tekt plau­der­te mun­ter drauf­los, wie er ex­tra auf den kicht­turm ge­kra­xelt sei, um die si­tua­ti­on mal von dort oben zu be­trach­ten, und wie er sich dar­um küm­mern wol­le, dass das ge­bäu­de auf der ge­gen­über­lie­gen­den stras­sen­sei­te auch noch ein ge­schoss oben­drauf be­kommt und da­mit gleich hoch sei.

in die­sem zu­sam­men­hang wur­den wie­der die­sel­ben vi­sua­li­sie­run­gen ge­zeigt, die in den ver­gan­ge­nen mo­na­ten schon öf­ter mo­niert wur­den. zu­letzt so­gar von mit­glie­dern der sta­p­la-sit­zung im ok­to­ber. wei­te­re vi­sua­li­sie­run­gen, auch aus an­woh­ner­per­spek­ti­ve, wür­den nach­ge­reicht, hiess es da­mals. neu war nun le­dig­lich eine 3D-ani­ma­ti­on, die aber eben­falls fast aus­schliess­lich an­sich­ten aus „tou­ris­ten­per­spek­ti­ve“ um­fass­te.

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eu­ro­land be­klag­te, dass das pro­jekt in ver­schie­de­nen be­rich­ten falsch dar­ge­stellt wur­de. so sei zum bei­spiel von ei­gen­tums­woh­nun­gen nie die rede ge­we­sen, man sei so­gar be­reit, dies ver­trag­lich zu­zu­si­chern. dar­auf­hin er­klär­te ein an­woh­ner, dass es für die meis­ten bür­ger über­haupt kei­ne rol­le spie­le, ob dort nun ei­gen­tums­woh­nun­gen oder woh­nun­gen zu hoch­preis­mie­ten ent­stün­den.

ein wei­te­rer aspekt, mit dem eu­ro­land zu punk­ten ver­such­te, war der „bio­super­markt“. im lau­fe der ver­an­stal­tung wur­de der „bio­super­markt“ fast zu ei­ner art run­ning gag.
bei der stadt­teil­kon­fe­renz im sep­tem­ber hat­te ein an­woh­ner als spon­ta­ne idee für die erd­ge­schoss­nut­zung des neu­baus ei­nen bio­super­markt vor­ge­schla­gen und dar­aus mach­te eu­ro­land nun ge­wis­ser­mas­sen das haupt­glied ih­rer ar­gu­men­ta­ti­ons­ket­te: sie woll­ten ei­nen bio­super­markt, wir set­zen das für sie um – wie sie se­hen, hö­ren wir auf sie, also was wol­len sie denn jetzt noch?!
es sei­en so­gar be­reits ge­sprä­che mit po­ten­zi­el­len be­trei­bern ge­führt wor­den und sei zu dem schluss ge­kom­men, dass man an die­sem ort so et­was pro­fi­ta­bel be­trei­ben kön­ne.

doch so auf­merk­sam eu­ro­land auf ei­nen ein­zel­nen ein­wurf wie „bio­super­markt“ hör­te, so taub gab man sich auf mehr­fach ge­äus­ser­te aus­sa­gen wie „zu hoch“ oder „zu klot­zig“.

fast jede an­woh­ner-wort­mel­dung for­der­te ei­nen ver­zicht auf ein bis zwei stock­wer­ke. oh­ne­hin schon schma­le stras­sen wür­den ver­engt, ge­gen­über lie­gen­de ge­bäu­de ver­schat­tet, vor­han­de­ne grün­flä­che über­baut und ver­schie­de­ne blick­ach­se zum ha­fen ver­stellt.

aber nicht­mal das nut­zungs­kon­zept schaf­fe für die be­woh­ner des vier­tels ei­nen er­kenn­ba­ren mehr­wert. we­der in­halt­lich noch for­mal neh­me der ge­plan­te neu­bau ei­nen ech­ten be­zug auf das vier­tel und die in­ter­es­sen der an­woh­ner.
wenn eu­ro­land tat­säch­lich, wie es vor­gibt, an ei­nem gu­ten aus­kom­men mit den be­woh­nern des vier­tels ge­le­gen ist, soll­te es den be­woh­nern ein stück weit ent­ge­gen­kom­men und zwei oder min­des­tens ein ge­schoss nied­ri­ger zu bau­en.

auf die fra­ge „ist es denn für sie denk­bar, ein ge­schoss we­ni­ger zu bau­en?“ hiess es, die pla­nung sei schon zu weit fort­ge­schrit­ten, man müs­se dann ja al­les noch­mal über­ar­bei­ten, das sei schlecht mög­lich. ei­nen al­ter­na­tiv-ent­wurf gebe es lei­der auch nicht. aus­ser­dem kön­ne man schliess­lich auch nicht je­den ein­zel­fall be­rück­sich­ti­gen (bloss weil ein­zel­ne ihre schö­ne aus­sicht ver­lie­ren, kön­ne man ja nicht ein der­art kom­plex­tes pro­jekt ein­fach um­wer­fen).

die bit­te ei­ner an­woh­ne­rin, die mehr­heit­li­che kri­tik an der höhe des ge­plan­ten neu­baus doch ernst zu neh­men und nicht als „ein­zel­fäl­le“ klein­zu­re­den, führ­te in der ant­wort von kars­ten horx auf di­rek­tem wege wie­der zu­rück zum bio­super­markt.

ein wei­te­res ar­gu­ment der eu­ro­land-ver­tre­ter ge­gen eine nied­ri­ge­re ku­ba­tur war die fi­nan­zier­bar­keit. dies wur­de be­reits bei der stadt­teil­kon­fe­renz dis­ku­tiert, als sich eu­ro­land um ver­ständ­nis da­für be­müht hat­te, dass eine ge­wis­se grö­ße und höhe un­um­gäng­lich sei. man habe das grund­stück zu ei­nem sehr ho­hen preis er­wor­ben und ir­gend­wie müs­se das geld schliess­lich auch wie­der rein­kom­men.

was bei dem „werk­statt­ge­spräch“ al­ler­dings ans licht kam war die nicht ganz ne­ben­säch­li­che in­for­ma­ti­on, dass eu­ro­land noch gar nicht die ge­sam­te flä­che ge­hört, auf der sie zu bau­en pla­nen. um so bau­en zu kön­nen wie ge­plant, muss eu­ro­land noch grund und bo­den von der stadt hin­zu kau­fen und ist dar­auf an­ge­wie­sen, dass die stadt ihr da­bei preis­lich ent­ge­gen kommt. tut die stadt dies nicht wür­de das pro­jekt mög­li­cher­wei­se schei­tern.

mit 50% ge­för­der­tem wohn­raum und der wohn­raum-für-men­schen-mit-be­hin­de­rung-trumpf­kar­te hofft eu­ro­land nun die stadt in eine lage zu brin­gen, in der sie ih­nen ent­ge­gen kom­men muss.

vor die­sem hin­ter­grund er­schien die dis­kus­si­on um die höhe in kor­re­la­ti­on zur fi­nan­zier­bar­keit na­tür­lich in ei­nem ganz neu­en licht. ein an­woh­ner mel­de­te sich zu wort und frag­te, wie­so es ei­gent­lich die bür­ger aus­ba­den müss­ten, wenn ein in­ves­tor zu­viel geld für ein grund­stück aus­ge­ge­ben habe. es sei doch be­denk­lich, dass selbst wenn die stadt den in­ves­to­ren ent­ge­gen käme, in­dem sie den hin­zu­kauf von bil­li­gem grund er­mög­li­che, eine op­ti­ma­le ge­schoss­flä­chen­nut­zung trotz­dem nur durch eine ma­xi­mal hohe be­bau­ung er­zielt wer­den kann. eine bau­hö­he, die in die­ser höhe im vier­tel bis­her noch gar nicht mög­lich war und nur durch än­de­rung der be­bau­ungs­plä­ne (der­zeit aus­ge­wie­sen als grün­flä­che) mög­lich wür­de.

im lau­fe der dis­kus­si­on wur­de die be­fürch­tung ge­äus­sert, dass sich mög­li­cher­wei­se nie­mand „traue“ ein pro­jekt, das güns­ti­gen wohn­raum für „be­hin­der­te“ schaf­fe, zu kri­ti­sie­ren. so­ge­se­hen sei ein wohn­kon­zept für men­schen mit be­hin­de­rung und äl­te­re mit­bür­ger auch als eine form von er­pres­sung wahr­nehm­bar.

an die an­we­sen­den po­li­ti­ker wur­de der vor­wurf ge­rich­tet, dass die stadt bis­her kaum ernst­haft an der för­de­rung sol­chen wohn­raums für men­schen mit be­hin­de­rung in­ter­es­siert ge­we­sen sei, da die po­ten­zia­le für sol­che pro­jek­te in der na­he­ge­le­ge­nen ha­fen­ci­ty noch nicht mal an­satz­wei­se aus­ge­schöpft wur­den. auch in der „neu­en mit­te“ von al­to­na sei bis­her von sol­chem ge­för­der­ten wohn­raum nichts zu er­ken­nen.

nichts spre­che ge­gen die ver­ga­be von 50% der §5-schein-woh­nun­gen an ei­nen be­hin­der­ten­ver­band, aber der be­darf des ha­fen­vier­tels könn­te die­sen ge­för­der­ten an­teil des neu­baus eben­falls pro­blem­los fül­len. schliess­lich be­nö­ti­gen nicht nur die al­ler­ärms­ten in un­se­rer ge­sell­schaft hil­fe, son­dern auch die "ein-biss­chen-ar­men" oder kin­der­rei­che fa­mi­li­en.


nicht ganz so klug wie die dis­kus­si­ons­bei­trä­ge aus dem pu­bli­kum wa­ren die des GAL-frak­ti­ons­vor­sit­zen­den mi­cha­el os­ter­burg. die­ser schien auch aus­ge­spro­chen ver­ständ­nis­los für die mehr­heit­li­che ab­leh­nung der 7 ge­schos­se und mach­te aus sei­ner be­geis­te­rung für das pro­jekt und die fir­ma eu­ro­land kei­nen hehl.

ein­zel­nen ge­spächs­bei­trä­gen aus dem pu­bli­kum zu fol­gen ist si­cher auch nicht so ein­fach, wenn man wäh­rend der ge­sam­ten dis­kus­si­on an sei­nem i-pho­ne und i-pad rum­dad­delt oder kaf­fee ho­len ist, dass der GAL-mann sich aber nicht­mal die mühe mach­te, auf­zu­schau­en, als ein teil­neh­mer der ver­an­stal­tung die an­we­sen­den po­li­ti­ker di­rekt an­sprach, war schon et­was ir­ri­tie­rend.

die her­ab­las­sung mit der er das an­we­sen­de pu­bli­kum zu­recht wies: „sie wol­len kei­nen bio­super­markt, kei­ne land­kar­ten, kei­ne gas­tro­no­mie – lang­sam müs­sen sie sich aber schon mal über­le­gen, was sie ei­gent­lich wol­len!“ war eben­falls er­staun­lich.

im­mer­hin sorg­te er auch für ei­nen gu­ten la­cher als er das pu­bli­kum be­lehr­te, dass man sich doch freu­en kön­ne, wenn auf die­se wei­se auch mal men­schen mit be­hin­de­rung ei­nen elb­blick be­kä­men.
was herr os­ter­burg hier­bei über­sah war, dass sich der ge­för­der­te wohn­raum nur über die un­te­ren stock­wer­ke er­stre­cken soll, wäh­rend der elb­blick nur men­schen mit ent­spre­chen­dem ein­kom­men vor­be­hal­ten sein wird. an­de­rer­seits gibt es na­tür­lich auch men­schen mit be­hin­de­rung und ver­mö­gen, viel­leicht mein­te er ja die.

os­ter­burg schien die in­ter­es­sen der an­woh­ner vor al­lem lä­cher­lich, ego­is­tisch und all­ge­mein igno­rie­rens­wert zu hal­ten. man frag­te sich, ob os­ter­burg hin­ter ir­gend­ei­ner un­sicht­ba­ren ka­rot­te her­rennt, die ihm eu­ro­land vor die nase hält, ob er eu­ro­land ein­fach so knor­ke fin­det oder ob ihm bür­ger­be­tei­li­gung ein­fach grund­sätz­lich zu­wi­der ist.


eu­ro­land da­ge­gen meint es tat­säch­lich ernst mit der bür­ger­be­tei­li­gung. man will auf je­den fall den ein­druck ver­mei­den, dass man an den in­ter­es­sen der bür­ger vor­bei agie­re. al­ler­dings ist die vor­stel­lung von bür­ger­be­tei­li­gung bei eu­ro­land eine et­was an­de­re als bei den be­trof­fe­nen: eu­ro­land möch­te die bür­ger von ih­ren plä­nen über­zeu­gen, die bür­ger möch­ten die plä­ne än­dern und die ne­ga­ti­ven aus­wir­kun­gen auf das vier­tel mög­lichst ge­ring hal­ten.

der an­schein von bür­ger­be­tei­li­gung und ak­zep­tanz ist na­tür­lich auch enorm wich­tig für die wei­te­ren ver­hand­lun­gen von eu­ro­land mit der stadt und der ver­wal­tung. er ist ne­ben den 50% ge­för­der­ten wohn­raum und der (an­geb­li­chen) ver­bes­se­rung der s-bahn-ein­gangs­si­tua­ti­on das pfund mit dem eu­ro­land in den ver­hand­lun­gen zu wu­chern ge­denkt.

es bleibt zu hof­fen, dass zu­min­dest ein paar der an­we­sen­den ver­tre­ter der ver­wal­tung und der po­li­tik an­ders ge­strickt sind als mi­cha­el os­ter­burg und das, was die an­woh­ner er­staun­lich sach­lich vor­ge­tra­gen ha­ben, ernst­neh­men und mit in die wei­te­ren ver­hand­lun­gen mit eu­ro­land ein­brin­gen. schenkt man den wor­ten des SPD-ver­tre­ters arik will­ner und des lei­ters des zu­stän­di­gen stadt­pla­nungs­amts mi­cha­el ma­the glau­ben, könn­ten die ver­hand­lun­gen für eu­ro­land kom­pli­zier­ter als er­war­tet ver­lau­fen.


cross­post von ka­tia­kelm.de. dort bit­te auch kom­men­tie­ren, falls nö­tig.


„te­le­gra­phen lunch“

felix schwenzel

letz­te wo­che diens­tag fand das zwei­te von mir be­such­te und von der te­le­kom organ­sier­te „te­le­gra­phen lunch“ statt. das an­ge­kün­dig­te the­ma lau­te­te: „Scheu­klap­pen im Netz – Über­neh­men Al­go­rith­men die Kon­trol­le über un­ser Wis­sen?“

das tat­säch­lich dis­ku­tier­te the­ma war dann such­ma­schi­nen-re­gu­lie­rung, ja oder nein. die bei­den dis­ku­tan­ten, oder „im­puls­ge­ber“, wie die te­le­kom das nennt, wa­ren der goog­le-lob­by­ist max sen­ges, der auf sei­nem blog schwie­rig­kei­ten zeigt, zwi­schen den wor­ten „dis­clai­mer“ und „dis­clo­sure“ zu un­ter­schei­den und als im­puls eine von ihm er­stell­te mind­map be­sprach, und der die-welt-jour­na­list ul­rich clauß.

bei sei­nem vor­trag er­wähn­te sen­ges eine men­ge wohl-for­mu­lier­te selbst­ver­ständ­lich­kei­ten und din­ge die man eben von je­man­dem der für goog­le ar­bei­tet er­war­tet. fil­ter und gate­kee­per habe es schon im­mer ge­ge­ben, mo­no­po­li­sie­rung sei kein pro­blem, da die nächs­te such­ma­schi­ne oder der bes­se­re such­al­go­rit­mus im­mer nur ei­nen klick weit ent­fernt sei und die von eli pa­ri­ser be­fürch­te­te „fil­ter-bubble“ sei nicht zu be­fürch­ten, weil die such­al­go­rit­men irre kom­plex und selbst­ler­nend sei­en.

max sen­ges schien mir, ob­wohl ich dazu neig­te ihm in fast je­dem ein­zel­nen punkt zu­zu­stim­men, eine spur zu de­fen­siv und ar­gu­men­ta­tiv flach. ar­gu­men­ta­tiv hol­te ul­rich clauß ganz weit aus, lei­der so weit, dass ihm kaum noch je­mand fol­gen konn­te, wie spä­te­re nach­fra­gen aus dem pu­bli­kum zeig­ten. er ver­brach­te gros­se tei­le sei­nes im­puls­vor­trags da­mit, die fil­ter-bubble-theo­rie von pa­ri­ser noch wei­ter zu in­tel­lek­tua­li­si­ern, was bei mir zeit­wei­se zu schlaf-im­pul­sen führ­te.

trotz­dem hat­te er ein paar ar­gu­men­te im ge­päck, die nicht ganz von der hand zu wei­sen sind. ei­nes lau­te­te, dass neue, freie und un­re­gu­lier­te märk­te fast im­mer zu mo­no­po­len führ­ten — was im fall von goog­le, face­book und dem sprin­ger-ver­lag nicht ganz von der hand zu wei­sen ist. des­halb, so for­der­te er, sol­le der such­ma­schi­nen­markt, ge­nau wie je­der an­de­re me­di­en­markt re­gu­liert wer­den, um kon­zen­tra­ti­on zu ver­hin­dern und kon­ku­renz zu­zu­las­sen. nein, man müs­se die al­go­rit­men die bei goog­le oder an­de­ren such­ma­schi­nen, me­di­en oder gate­kee­pern ar­bei­te­ten nicht ver­ste­hen oder gar of­fen­le­gen — aber man müs­se den wett­be­werb die­ser al­go­rit­men er­mög­li­chen. ich fand das ein­leuch­tend, be­kom­me aber ganz schnell kal­te füs­se, wenn ich mir auch nur an­satz­wei­se vor­stel­le, wie eine sol­che re­gu­lie­rung aus­se­hen soll — und wer die­se re­gu­la­ri­en for­mu­lie­ren soll. un­ser po­li­ti­sches sys­tem scheint mir da­für ex­trem un­ge­eig­net.

im lau­fe der dis­kus­si­on und auf ant­wort auf ei­nen län­ge­ren als fra­ge ge­tarn­ten re­de­bei­trag vom stell­ver­tre­ten­den vor­sit­zen­den der in­ter­net en­quete-kom­mis­si­on ge­rold rei­chen­bach, sag­te ul­rich clauß (sinn­ge­mäss), dass zu je­der form von krea­ti­vi­tät und in­no­va­ti­on auch da­zu­ge­hö­re, kei­ne ah­nung von dem was man ma­che zu ha­ben. was, je län­ger ich drü­ber nach­den­ke, auch nicht un­be­dingt für re­gu­lie­rung und bü­ro­kra­ti­sie­rung von such­ma­schi­nen oder web­diens­ten spricht.

ich glau­be künf­tig soll­ten die ver­an­stal­ter sich ent­schei­den, ob sie „im­pul­se“, sprich kurz­vor­trä­ge oder dis­kus­sio­nen ha­ben wol­len. bei­des zu­sam­men in die­sem zeit­lich et­was en­gen rah­men geht mei­ner mei­nung nach nicht. es wür­de auch nichts scha­den die the­men et­was schär­fer oder kon­tro­ver­ser zu for­mu­lie­ren, so dass sich die dis­ku­tan­ten or­dent­lich strei­ten kön­nen, statt rum­zu­par­lie­ren. mehr kon­tro­ver­se de­bat­te als the­sen­ab­la­dung mit pe­ri­phä­rer mo­de­ra­to­ren-an­bin­dung.

ge­ret­tet hat die ver­an­stal­tung (na­tür­lich) das es­sen und die ge­le­gen­heit 10 mi­nu­ten mit kath­rin pas­sig zu plau­dern.

hier ist ein blog­ein­trag zur ver­an­stal­tung auf dem te­le­kom-blog, der auch mit dem fol­gen­den film­chen ver­ziert wur­de:

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ever­y­thing is a re­mix, teil 4

felix schwenzel

teil 4 der gran­dio­sen se­rie ever­t­hing is a re­mix:

kir­by fer­gu­son:

Our sys­tem of law does­n't ack­now­ledge the de­ri­va­ti­ve na­tu­re of crea­ti­vi­ty. In­s­tead, ide­as are re­gard­ed as pro­per­ty, as uni­que and ori­gi­nal lots with di­stinct boun­da­ries. But ide­as are­n't so tidy. They'­re laye­red, they’re in­ter­wo­ven, they'­re tan­gled. And when the sys­tem con­flicts with the rea­li­ty... the sys­tem starts to fail.

das trans­script des vier­ten teils hier. /via


links und aus­fall vom 15. und 16.02.2012

felix schwenzel

die (fast) täg­li­chen links hab ich heu­te beim bild­blog, bzw. bei 6vor9 ge­pos­tet. das mach ich mor­gen auch noch­mal.


von ges­tern mit­tag bis heu­te mit­tag lief wir­res.net gar nicht bis holp­rig. mein ser­ver-ver­mie­ter (kein ei­gen­tum, kein haus, nur ne klei­ne woh­nung in ei­nem mehr­fa­mi­li­en­haus) hat den ser­ver auf dem ich mich seit fast 10 jah­ren ein­ge­mie­tet habe auf neue hard­ware um­ge­zo­gen. das hat­te auch zur fol­ge, dass die lan­ge an­ge­droh­te um­stel­lung auf php5 und apa­che2 er­folg­te. das hat lei­der al­les nicht so toll ge­klappt, ei­ner­seits weil der apa­che auf ei­ni­ge alte ein­trä­ge in der .ht­ac­cess-da­tei zi­ckig re­agier­te und an­de­rer­seits weil ein paar ein­stel­lun­gen nicht vom al­ten zum neu­en ser­ver mit­ge­zo­gen wur­den. jetzt soll­te al­les wie­der funk­tio­nie­ren.

theo­re­tisch soll­te jetzt auch al­les et­was schnel­ler funk­tio­nie­ren. ob der ser­ver al­ler­dings so sta­bil ist, dass er eine er­wäh­nung in ei­nem tweet von @tim­pritl­ove oder @six­tus ver­kraf­tet, glaub ich noch nicht so ganz. mal schau­en. viel­elicht schreib ich ja mal was aus­rei­chend in­ter­es­san­tes um das zu tes­ten.