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malte spitz bei TED: „Your phone company is watching“

felix schwenzel

mal­te spitz hat auf der TED-kon­fe­renz sein vor­rats­da­ten­speich­rungs­pro­jekt vor­ge­stellt, für das er sei­ne vor­rats­da­ten bei t-mo­bi­le her­aus­klag­te und mit hil­fe von Open­Dat­a­Ci­ty und der zeit vi­sua­li­sier­te.

(via, sie­he auch)

ich habe vor knapp 5 jah­ren auch mal was zur vor­rats­da­ten­spei­che­rung bei watch ber­lin er­zählt. nicht so ein­dring­lich und plas­tisch wie mal­te spitz, ist aber auch schon 5 jah­re her.


sorkinisms — a supercut

felix schwenzel

youtube-video laden, info, direktlink


( via , via )


schlossbaustelle

felix schwenzel


dummheit und thilo baum

felix schwenzel

ich weiss nicht ob das wort dumm­heit zu thi­lo baums lieb­lings­wor­ten ge­hört, er be­nutzt es auf je­den fall recht häu­fig. goog­le fin­det auf sei­ner web­site un­ge­fähr 168 fund­stel­len (da sei­en be­reits ei­ni­ge dopp­lun­gen aus­ge­fil­tert, sagt goog­le). die an­geb­li­che dumm­heit an­de­rer men­schen be­schäf­tigt thi­lo baum je­den­falls sehr, sehr stark (es ist im­mer die dumm­heit der an­de­ren, nie sei­ne ei­ge­ne). selbst mein lieb­lings­wort arsch­loch habe ich in 10 jah­ren nur 68 mal auf wir­res.net ge­braucht (thi­lo baum auf thi­lo-baum.de nur ein­mal).

mir fiel thi­lo baums ob­ses­si­on mit der dumm­heit der an­de­ren kürz­lich mal wie­der auf, als er die­se kri­tik von tina groll an sei­nem jüngs­ten buch als „das dümms­te“, was er je­mals über sein buch „Denk mit!“ ge­le­sen habe. lei­der hat er die­se kri­tik an der kri­tik sei­nes bu­ches wie­der von sei­ner web­sei­te ge­löscht. so fing das da­mals an:


vor ein paar ta­gen wo­chen schrob thi­lo baum über die dumm­heit des men­schen. ganz ge­ne­rell, des men­schen. die gan­ze mensch­heit also, aus­ser thi­lo baum na­tür­lich wahr­schein­lich.

in die­sem ar­ti­kel (ein­sor­tiert in „all­tags­phi­lo­so­phie“) ste­hen auch sehr schö­ne sät­ze, de­nen ich un­ein­ge­schränkt zu­stim­men mag:

Ich erkenne an und respektiere folgerichtig, dass auch mir genetisch oder auch im Verhalten eher ferne Tiere ein Wesen haben, spüren, leben, eine Würde haben. Voraussetzung dafür ist das bisschen Demut anzuerkennen, dass wir nicht der Nabel der Welt sind und dass es um uns nicht geht. Und das ist eigentlich ganz leicht.

leicht ist es ganz of­fen­sicht­lich nicht, denn zwei ab­sät­ze spä­ter be­weist er, dass er den (dum­men) men­schen, doch als den na­bel der welt an­sieht:

Das Gegenteil von Egozentrik ist die Fähigkeit, die Perspektive eines anderen einzunehmen. Aus Sicht anderer Tiere überleben wir Menschen einen Winter nicht ohne Hilfsmittel, brauchen sogar zum Hinsetzen ein Werkzeug und sind dabei, den Planeten zu zerstören. Warum sollten wir mehr Würde haben als Tiere, die den Planeten nicht zerstören?

(her­vor­he­bung von mir)

wir zer­stö­ren den pla­ne­ten? fal­scher, an­thro­po­zen­tri­scher kann man das fast nicht aus­drü­cken. das was wir um­welt­zer­stö­rung nen­nen, ist ei­gent­lich die zer­stö­rung un­se­rer na­tür­li­chen le­bens­grund­la­gen. wir zer­stö­ren uns selbst, ge­fähr­den un­ser über­le­ben. die na­tur über­lebt uns men­schen alle, für die na­tur sind wir nicht schlim­mer als ein paar na­tur­ka­ta­stro­phen. ganz ohne den men­schen ha­ben na­tur­ka­ta­stro­phen es in der erd­ge­schich­te ge­schafft, 99 pro­zent al­ler je­mals exis­tie­ren­den ar­ten von le­ben aus­ster­ben zu las­sen. trotz­dem ha­ben na­tur­ka­ta­stro­phen es in den letz­ten 3,5 mil­li­ar­den jah­ren nicht ge­schaft die na­tur, oder ge­nau­er das le­ben auf die­sem pla­ne­ten zu zer­stö­ren. im ge­gen­teil, vie­le ka­ta­stro­phen er­mög­lich­ten vie­len le­bens­for­men erst das en­ste­hen. ge­nau­so wird es der mensch nicht schaf­fen „den pla­ne­ten zu zer­stö­ren“ oder das le­ben auf die­sem pla­ne­ten aus­zu­lö­schen.

den pla­ne­ten zer­stö­ren wird die son­ne, in ca. 5 mil­li­ar­den jah­ren, ganz si­cher nicht der mensch. für den pla­ne­ten ist der mensch eine art juck­reiz, nicht viel mehr. die na­tur braucht uns nicht und der mensch stört die na­tur auch nicht über­mäs­sig. der bio­lo­ge jo­nas salk soll das ein­mal so aus­ge­drückt ha­ben:

If all the insects were to disappear from the earth, within 50 years all life on earth would end. If all human beings disappeared from the earth, within 50 years all forms of life would flourish.

(quel­le)

trotz­dem, bis auf die­se bei­den denk­feh­ler, dass er selbst nicht auch dumm sein könn­te und dass der mensch den pla­ne­ten zer­stö­ren könn­te, hat thi­lo baum na­tür­lich in al­lem was er sagt, und noch nicht ge­löscht hat, recht. ego­zen­trik, oder ge­nau­er an­thro­po­zen­trik ist ein klas­si­sches mensch­heits­pro­blem.


ken ro­bin­son ist üb­ri­gens gar nicht dumm, aber da­für von be­rufs we­gen an­thro­po­zen­trisch. aus die­ser gran­dio­sen TED-prä­sen­ta­ti­on habe ich auch das zi­tat von jo­nas salk. der vor­trag von ken ro­bin­son ist üb­ri­gens ex­trem phil­an­throp und kommt trotz al­ler kri­tik an uns men­schen ohne das wort dumm­heit aus.


queens in hamburg

felix schwenzel

am sonn­tag wa­ren die queen mary 2 und die queen eli­sa­beth ge­mein­sam in ham­burg, wahr­schein­lich güns­tig tan­ken oder so. ich be­kom­me das manch­mal mit, weil un­ser schlaf­zim­mer ei­nen blick auf den ha­fen er­laubt und ich manch­mal von mei­nem lap­top auf­ste­he wenn ich län­ger als 5 mi­nu­ten ne­bel­horn­ge­tu­te höre. ne­bel­hör­ner kön­nen be­deu­ten, dass ein schiffs­füh­rer kei­ne aus­rei­chen­de sicht hat, dass eine schiffs­kol­li­si­on be­vor­steht oder dass ein eit­les, fet­tes kreuz­fahrt­schiff in den ha­fen ein- oder aus­fährt. al­les drei sehe ich mir ger­ne aus dem fens­ter an, ob­wohl es bis­her je­des­mal ein kreuz­fahrt­schiff war. ne­bel hab ich bis­her auch nur ein­mal in ham­burg er­lebt.


ei­gent­lich woll­ten wir am sonn­tag kir­schen pflü­cken ge­hen. da mein te­le­fon aber von ho­her re­gen­wahr­schein­lich­keit aus­ging (die aber nicht wirk­lich ein­traf), sind wir dann in die deich­tor­hal­len ge­gan­gen. dort gab es frei­en ein­tritt zum ho­ri­zon field von ant­o­ny gorm­ley und schlaich ber­ger­mann und part­ner. das ho­ri­zon field ist eine fuss­ball­feld gros­se platt­form die sie­ben­ein­halb me­ter hoch in ei­ner der deich­tor­hal­len an acht sei­len auf­ge­hängt ist.

wenn man be­reit ist, sich die schu­he aus­zu­zie­hen, kann man das feld be­tre­ten. ich fand das ziem­lich un­an­ge­nehm, weil nicht nur die platt­form selbst schwang, son­dern auch der bo­den ex­trem fe­der­te und sich an­fühl­te wie eine leich­te lat­ten­kon­struk­ti­on. ich habe zwar gros­ses ver­trau­en in bau­in­ge­nieu­re, aber leicht­bau ist mei­ne sa­che nicht. ich mags mas­siv, zu­min­dest wenn ich drauf rum­lau­fen soll.

auf der platt­form ver­liess mich dann doch das ver­trau­en in die bau­in­ge­nieu­re, als ich die hal­ter sah, mit de­nen die sei­le an der dach­kon­struk­ti­on an­ge­flanscht wa­ren. ob­jek­tiv si­cher zu un­recht, sub­jek­tiv aber, wie ich fin­de, to­tal nach­voll­zieh­bar.


nach dem ho­ri­zon field sind wir dann durch die spei­cher­stadt nach hau­se ge­lau­fen. dort lag am ende ei­ner fuss­gän­ger­zo­ne, die mich ein biss­chen an main street in dis­ney­land er­in­ner­te, die queen mary 2.

die spei­cher­stadt war höl­lisch voll, am baum­wall stau­ten sich au­tos und men­schen­mas­sen beim ver­such die spei­cher­stadt wie­der zu ver­las­sen. die bei­fah­re­rin be­merk­te mehr­fach sehr ge­nervt, dass es kei­ne gute idee war, durch die spei­cher­stadt nach hau­se zu ge­hen. glück­li­cher­wei­se war es dies­mal ihre ei­ge­ne idee.


am sonn­tag abend war ich dann re­la­tiv früh er­schöpft und schlief aus­nahms­wei­se mal so ge­gen halb elf ein. ich muss mon­tags ja früh raus um den sechs-uhr-zug nach ber­lin zu neh­men. aus mei­ner ers­ten tief­schlaf­pha­se riss mich dann aber das kind, so ge­gen halb zwölf: das kind hat­te sei­nen schlüs­sel ver­ges­sen und rief an, um sich die türe öff­nen zu las­sen.

ich schlief re­la­tiv flott wie­der ein — bis mich so ge­gen ein uhr ein schreck­li­cher ope­ret­ten-alp­traum aus dem schlaf scheuch­te. nur die ope­ret­ten-mu­sik hör­te nicht auf als ich die au­gen auf­schlug. es hör­te sich an, als hiel­te an­drew llyod web­ber ei­nen voll auf­ge­dreh­ten mu­si­cal-blas­ter vor un­ser (ge­öff­ne­tes) schlaf­zim­mer­fens­ter. tat­säch­lich hat­te man wohl so eine art ab­schieds­fei­er an den lan­dungs­brü­cken für die queen mary 2 vor­be­rei­tet und dach­te, das schiff wür­de sich freu­en, wenn es zur aus­fahrt aus ham­burg mit et­was ge­spreiz­ter, kit­schi­ger ope­ret­ten- oder mu­si­cal­mu­sik be­schallt wür­de. um ein uhr nachts! sonn­tags! mit­ten in der stadt! voll auf­ge­dreht!

im­mer­hin hielt sich das schiff selbst zu­rück und trö­te­te nur eine mi­nu­te statt der üb­li­chen fünf auf sei­nen ne­blhör­nern rum. als die mu­sik und das ge­trö­te vor­bei war, konn­te man deut­lich hö­ren, wie un­ge­fähr vier leu­te hef­tig ap­plau­dier­ten und „bra­vo“ rie­fen. ich ver­mu­te das wa­ren olaf scholz und der lei­ter des ham­bur­ger ord­nungs­amts mit ih­ren frau­en.

als ich ein­schlief, dach­te ich noch kurz, hof­fent­lich schi­cken die heu­te nacht nicht noch ne kunst­flie­ger­staf­fel über den ha­fen. war dann aber ru­hig.


kochzauber

felix schwenzel

ges­tern ha­ben wir, die bei­fah­re­rin, das kind und ich, eine kos­ten­lo­se pro­be­box von koch­zau­ber.de mit drei mahl­zei­ten für 4 per­so­nen be­kom­men. die kis­te wur­de um neun uhr abends ge­lie­fert und ne­ben den zu­ta­ten für die drei mahl­zei­ten war ein acht­sei­ti­ges heft­chen mit drei re­zep­ten für die drei­er­box und zwei wei­te­ren für die fün­fer­box da­bei. nor­ma­ler­wei­se kos­tet die­se box 64 euro.

ab­ge­se­hen von den re­zep­ten selbst, ist das re­zept­heft­chen prall mit ad­jek­tiv­schwan­ge­rem sprach­müll ge­füllt:

Jetzt ist Beeren-Saison: Ob süß oder sauer — hier ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Besonders in den Monaten Juli und August verführen uns Beeren verschiedenster Arten in den Genusshimmel.

Damit Sie weder beim Einkauf, noch bei der Rezepteplanung ins Schwitzen kommen, haben wir auch diese Woche raffinierte Leckereien für Sie zusammengestellt.

das mit dem sprach­müll im re­zept­buch ist ei­gent­lich egal, da die re­zep­te gut, knapp und nach­voll­zieh­bar ge­schrie­ben sind. das ers­te, dass ich heu­te mit­tag aus­pro­bier­te, blitz­pfann­ku­chen (aus dem back­ofen) mit zuc­ci­ni-to­ma­ten-sau­ce, hat OK ge­schmeckt und war in we­ni­ger als den an­ge­ge­be­nen 30 mi­nu­ten zu­be­rei­tet. die vier por­tio­nen ha­ben wir mit leich­tig­keit zu dritt weg­ge­putzt und nie­mand klag­te nach dem es­sen über durch­fall.

wo der sprach­müll aber wirk­lich nervt, ist auf der koch­zau­ber-sei­te selbst:

Unsere Kochprofis, Ernährungswissenschaftler und -psychologen entwickeln ständig neue Rezepte, die Sie einfach und schnell zu Hause nachkochen können. Kochen Sie mit Ihrem Partner, Ihren Kindern oder der gesamten Familie. Unsere Rezepte eignen sich ideal für Haushalte mit zwei oder vier Personen. Nie war gesunde Ernährung so einfach und hat zugleich die wertvolle Familienzeit wieder in den Mittelpunkt gerückt.

die ha­ben er­näh­rungs­psy­cho­lo­gen bei koch­zau­ber, die re­zep­te ent­wi­ckeln? oder rü­cken die psy­cho­lo­gen un­se­re wert­vol­le „Fa­mi­li­en­zeit“ wie­der in den mit­tel­punkt? war­um stellt man bei koch­zau­ber ei­gent­lich kei­ne sprach­pro­fis ein?

an an­de­rer stel­le wer­den die „Koch­pro­fis, Er­näh­rungs­wis­sen­schaft­ler und -psy­cho­lo­gen“, die die re­zep­te ent­wi­ckeln, „Re­zept­wich­tel“ ge­nannt:

Die Rezeptwichtel: Unsere Ernährungsberater und Profi-Köche sind dafür zuständig, innovative, leckere Rezepte zu entwickeln, die beim Nachkochen Freude bereiten und gleichzeitig ein gesunder Gaumenschmaus sind.

ein flos­kel­pa­ra­dies. nur die fra­gen die mich wirk­lich in­ter­es­sie­ren, sind auf der koch­zau­ber.de-sei­te nicht her­aus­zu­fin­den:

  • woher kommen die produkte genau?
  • tragen die produkte bio-siegel?
  • wer sind die lieferanten? wer liefert gemüse, wer das fleisch?
  • wie wird die kühlkette während des transports beispielsweise von hackfleisch eingehalten? gut wulksfelde, von denen wir uns vor einiger zeit regelmässig haben beliefern lassen, verzichtete beispielsweise auf die auslieferung von hackfleisch im sommer. kochzauber nicht. hat kochzauber kühlwagen? liefert es besonders schnell aus dem kühlhaus? (wenn der transport wie auf der seite angegeben immer mittwochs ab 17 uhr stattfindet, ist unser hackfleisch immerhin 4 stunden unterwegs gewesen.)
  • woher kommen die rezepte? jetzt mal ehrlich?
  • warum gibts keine fotos vom team, wie sieht ein „ernährungspsychologe“ aus?
  • was passiert mit dem lieferkarton? nimmt der fahrer den bei der nächsten lieferung wieder mit, soll er in den müll? auf der kochzauberseite steht dazu nichts.

statt­des­sen phra­sen:

Die Einkäufer: Unser Einkaufs-Team setzt sich mit vollem Engagement dafür ein, dass unserer Zutaten höchsten Ansprüchen gerecht werden. Biologische Erzeugung, regionale Herkunft und saisonale Trends garantieren höchste Qualität und exquisiten Geschmack.

auch an den wa­ren selbst sind kei­ne hin­wei­se auf die her­kunft oder die er­zeu­ger zu fin­den (aus­nah­me: die mar­ken­pro­duk­te. auf den fleisch­ver­pa­ckun­gen ste­hen die gross­händ­ler­na­men).
dass das auch an­ders geht, zeigt, wie­der mal, gut wulks­fel­de: zu je­dem le­bens­mit­tel (mehr oder we­ni­ger) ge­naue an­ga­ben wo­her es kommt.

an­de­rer­seits gab es an den le­bens­mit­teln von koch­zau­ber.de nichts aus­zu­set­zen. selbst der knob­lauch war OK, auch wenn es wit­zi­ger­wei­se nur zwei ein­zel­ne fuck­ing ze­hen gab.


ich hat­te schon so eine ah­nung als ich das an­ge­bot be­kam, eine kos­ten­lo­se kis­te zu tes­ten: der spass ist teu­er. mal­te prien von deut­sche start­ups hat sich mal die mühe ge­macht die kos­ten von di­ver­sen lie­fer­diens­ten wie koch­zau­ber durch­zu­rech­nen. er kommt auf ma­te­ri­al­kos­ten von un­ge­fähr 40% des kis­ten­prei­ses. nach mei­ner rech­nung sind le­bens­mit­tel im wert von ca. 27 euro in der 64-euro-kis­te drin, also auch um die 40% (rewe-prei­se). mit bio-avo­ca­dos und -zuc­chi­nis, knapp 30 euro. al­ler­dings sind die le­bens­mit­tel von koch­zau­ber mit si­cher­heit nicht „bio“ oder aus „kon­trol­liert öko­lo­gi­schem an­bau“. für uns ist das, für ein biss­chen kom­fort und ein paar re­zep­te, ei­nen ti­cken zu teu­er. 37 euro pro wo­che für die por­tio­nie­rung, lie­fe­rung und re­zep­tur von le­bens­mit­teln ist ein­fach zu­viel. zu­mal ich das ein­kau­fen von le­bens­mit­teln, nicht erst seit ich re­gel­mäs­sig zum wo­chen­markt gehe, sehr ger­ne ma­che. durch das in­ter­net, die­se un­glaub­li­che re­zept­ma­schi­ne, in die man ein paar zu­ta­ten ein­ge­ben kann und manch­mal tol­le re­zep­te aus­ge­wor­fen be­kommt, brin­gen mir star­re re­zept­vor­schlä­ge nicht so irre viel kom­fort­zu­wachs. we­gen des wo­chen­markts ha­ben wir schon vor ein paar jah­ren un­se­re wulks­fel­der ge­mü­se­kis­te auf­ge­ge­ben. der wo­chen­markt ist un­term strich ein­fach güns­ti­ger, di­rek­ter, fle­xi­bler und er­leb­nis­rei­cher.


die blitz­pfann­ku­chen (aus dem back­ofen) mit zuc­ci­ni-to­ma­ten-sau­ce wa­ren sa­hen so aus:

der ge­bra­te­ne blu­men­kohl mit au­ber­gi­nen­pü­ree müss­te ei­gent­lich ge­ba­cke­ner blu­men­kohl mit ei­nem klecks au­ber­gi­nen­pü­ree heis­sen, war aber auch her­vor­ra­gend zu­be­rei­tet. nur die por­tio­nie­rung ist den er­näh­rungs­be­ra­tern und pro­fi-kö­chen nicht so 100% ge­lun­gen. aufs back­blech habe ich nur 1,5 blu­men­köh­le be­kom­men, mit dem au­ber­gi­nen­pü­ree hab ich ge­ra­de mal 3 tel­ler­chen mit klei­nen häuf­chen fül­len kön­nen. das pü­ree war mit der an­ge­ge­be­nen men­ge li­met­ten­saft auch ei­nen gan­zen tick zu sau­er. mit grös­se­ren oder ei­ner au­ber­gi­ne mehr hät­te das si­cher bes­ser ge­passt. da­für stimm­te die zu­be­rei­tungs­zeit auf die mi­nu­te.

beim drit­ten re­zept, der „Hähn­chen­brust an fruch­ti­ger Me­lo­nen-Sal­sa“, ist für mei­nen ge­schmack ein ad­jek­tiv zu viel ent­hal­ten, das re­zept hört sich da­für sehr le­cker an. ich er­zäh­le es mal nach, ohne es bis jetzt ge­kocht zu ha­ben:

zwei me­lo­nen wür­feln, hähn­chen­brüs­te, die vor­her in ge­mah­le­nen ha­sel­nüs­sen ge­wälzt wur­den, an­bra­ten und im ofen aus­ga­ren. zu den me­lo­nen­wür­feln eine fein­ge­schnit­te­ne scha­lot­te, zwei klein ge­wür­fel­te avo­ca­dos, li­met­ten­saft, es­sig, ho­nig, oli­ven­öl, salz und pfef­fer hin­zu­ge­ben.

mich dünkt es al­ler­dings, dass die „Re­zept­ent­wick­ler“ vom koch­zau­ber le­dig­lich re­zept­samm­ler und -va­rie­rer sind. zu­min­dest gibt es ein paar ähn­lich le­cker klin­gen­de re­zep­te im netz (1, 2, 3). das soll jetzt nicht haar­spal­te­risch er­schei­nen, ich wür­de ein­fach ger­ne ge­nau­er er­fah­ren, was bei koch­zau­ber pas­siert. wie „ent­wi­ckelt“ koch­zau­ber die re­zep­te, ko­chen die wirk­lich al­les ein­mal nach oder nur ein food­sty­list, für die re­zept­fo­tos? wel­che koch­bü­cher, koch­blogs, web­sei­ten, fern­seh­kö­che sor­gen für in­spi­ra­ti­on? koch­zau­ber hat doch ein blog. war­um nicht statt mar­ke­ting- und flos­kel­b­lah ein­fach mal die pro­zes­se zei­gen, be­schrei­ben was die „Koch­pro­fis“ so ma­chen? so, dass es sich an­hört als sei es von men­schen ge­schrie­ben.


ich fin­de die idee von koch­zau­ber, die ge­nau be­trach­tet na­tür­lich auch nicht be­son­ders ori­gi­nell ist, nicht schlecht. uns ist das aber viel zu teu­er und un­fle­xi­bel. dazu kommt, dass mir die mar­ke­ting­flos­keln auf den geist ge­hen. der bau­er auf dem wo­chen­markt spricht bei­na­he ohne ad­jek­ti­ve, nimmt wor­te wie „Ge­nuss­him­mel“ nicht in den mund und for­dert mich nicht auf, ihn auf face­book zu be­su­chen, wenn ich mich ge­ra­de mit ihm un­ter­hal­te. wer wert auf öko­lo­gi­sche er­zeu­gung, fir­le­fanz­lo­se an­spra­che und trans­pa­renz legt, ist mit diens­ten wie dem von wulks­fel­de bes­ser auf­ge­ho­ben. re­zept­vor­schlä­ge lie­gen bei den ge­mü­se­kis­ten, die ich ken­ne, auch im­mer bei, man kann sa­chen die man nicht mag aus­schlies­sen und die lie­fe­rung klapp­te zum bei­spiel bei wulks­fel­de auch, wenn nie­mand zu­hau­se war. im­mer­hin, das kern­stück der zau­ber­kis­te, die le­bens­mit­tel und die re­zep­te, wa­ren sehr in ord­nung. nur das drum­rum, das tra­la­la und der preis sind ein pro­blem. für uns.


[nach­trag 14.07.2012]
ges­tern mit­tag habe ich das letz­te re­zept aus der box zu­be­rei­tet: die hähn­chen­brust mit me­lo­nen-sal­sa. die bei­den me­lo­nen wa­ren ex­trem gut (ge­nau der rich­ti­ge rei­fe­grad, süss, von in­nen duf­tig, von aus­sen ein biss­chen stin­kig). die avo­ca­dos wa­ren auch auf den punkt ge­reift. an den me­lo­nen und avo­ca­dos gabs also nichst aus­zu­set­zen, aber das hüh­ner­fleisch roch lei­der sehr, sehr stark nach fau­len ei­ern, auch nach aus­gie­bi­ger spü­lung un­ter kla­rem was­ser. der ge­ruch ver­lor sich auch nach dem bra­ten nicht ganz, im­mer­hin war der ge­schmack OK. das min­dest­halt­bar­keits­da­tum wäre erst am nächs­ten tag ab­ge­lau­fen.


fake, nicht klassisch

felix schwenzel

chris­toph stock­bur­ger schreibt auf spie­gel.de über „Irre Drifts in den Stra­ßen von San Fran­cis­co“ und meint da­mit ein neu­es vi­deo von je­man­den der ganz gut auto fährt. kann man sich an­gu­cken, find ich.

chris­toph stock­bur­ger schreibt:

In einem Ford Fiesta HFHV mit 660 PS (Von null auf hundert in 1,8 Sekunden) kurvt er durch die kalifornische Metropole, ohne sich dabei um Gegenverkehr, rote Ampeln oder Cops kümmern zu müssen. Nur einige der klassischen Cable Cars tauchen auf den abgesperrten Straßen auf - um von Block mit qualmenden Reifen umkreist zu werden.

(her­vor­he­bung von mir)

im vi­deo sieht man aber kei­ne „klas­si­schen Ca­ble Cars“, son­dern tou­ris­ten-bus­se, die so aus­se­hen wie ca­ble cars:

ech­te, „klas­si­sche“ ca­ble cars ha­ben kei­ne rei­fen, son­dern stahl­rä­der und se­hen ein biss­chen an­ders aus.

nicht, dass das in ir­gend­ei­ner form wich­tig wäre, aber ich woll­te ein­fach mal los­wer­den, dass ich das sehr lieb­los fin­de, was chris­toph stock­bur­ger da ge­schrie­ben hat.

dass es auch an­ders geht, zeigt die bild­un­e­tr­schrift un­ter die­sem mu­schel­vi­deo auf spie­gel.de. statt wie das hal­be in­ter­net von ei­ner mu­schel­zun­ge zu schrei­ben, schreibt spie­gel-on­line:

Ein Internetvideo zeigt eine Venusmuschel mit einer scheinbaren Vorliebe für Salz. Sie schiebt ihren Fuß aus dem Panzer. Doch sofort melden ihre Sinneszellen Gefahr.

mu­scheln ha­ben näm­lich gar kei­ne zun­gen.


ca­ble car bild von ma­rio six­tus, cc li­zen­ziert. bus-bil­der von hier.


werbung

felix schwenzel

ich habe mich ja schon­mal vor ner wei­le ge­fragt, war­um on­line-wer­bung ei­gent­lich ner­ven muss. zap­peln, zu­cken, fla­ckern, wa­ckeln, täu­schen. ich frag­te mich, was ei­gent­lich so schlecht am prin­zip der print­wer­bung war. ein gan­ze, hal­be oder vier­tel sei­te, im op­ti­mal­fall ge­füllt mit ei­nem mo­tiv und ei­nem wer­be­spruch. igno­ri­er- und über­blät­ter­bar, aber manch­mal auch die auf­merk­sam­keits­chwel­le er­rei­chend.

on­line war am an­fang das ban­ner. als die wer­be­trei­ben­den mit­be­ka­men, dass die le­ser von web­sei­ten lern­ten, die­se ban­ner zu igno­rie­ren, fin­gen sie an, sie zu ani­mie­ren. spä­ter, um auf­merk­sam­keit zu be­kom­men, leg­ten sie an­zei­gen über die sei­ten, stör­ten den text­fluss mit ein­ge­scho­be­ner wer­bung. man­che sei­ten wur­den so voll mit wer­bung ge­la­den, dass man den ei­gent­li­chen in­halt mit der lupe su­chen muss­te. ban­ner­wer­bung nerv­te meis­tens nur und frass durch den gross­zü­gi­gen ein­satz von schlecht pro­gram­mier­tem flash auch noch gros­se tei­le der pro­zes­sor­leis­tung.

ei­nen gross­teil von goo­gles frü­hem er­folg kann man si­cher­lich mit der er­fin­dung (oder ge­nau­er ver­mark­tung) der un­auf­drig­li­chen und manch­mal kon­text­sen­si­ti­ven ad­sen­se-text­an­zei­ge be­grün­den. trotz ih­rer nicht-ner­vigkeit und un­auf­dring­lich­keit wur­de sol­chen an­zei­gen teil­wei­se gros­se auf­merk­sam­keit zu­teil. den wer­be­trei­ben­den reicht das aber schon län­ger nicht mehr, auch goog­le-ad­sen­se lie­fert mitt­ler­wei­le bun­te, ani­mier­te nerv-ban­ner aus, trackt die be­nut­zer über web­sei­ten hin­weg, um ih­nen meis­tens ir­rele­van­ten stuss vor­zu­zu­cken.

da­mals frag­te ich mich, war­um on­line-wer­bung nicht auch so aus­se­hen könn­te:

schon klar, on­line­wer­bung ist zum gros­sen teil kei­ne image- oder mar­ken-wer­bung, son­dern will die be­su­cher von web­sei­ten weg­lo­cken, auf die ei­ge­nen an­ge­bo­te. das grund­prom­blem bleibt aber: auf­merk­sam­keit durch schrei­en oder rum­zu­cken funk­tio­niert nur für kur­ze zeit. es ist ein psy­cho­lo­gi­sches pro­blem; wer auf dau­er auf­merk­sam­keit be­kom­men möch­te, muss durch in­ter­essanz und nicht pe­ne­tranz punk­ten. un­ter­hal­tung, statt stö­rung. in­tel­li­genz, statt stumpf­heit und mas­se. wer­bung ge­winnt bei mir glaub­wür­dig­keit durch kon­stanz und selbst­be­schrän­kung.

wer­bung kann so gut sein, dass sich man­che men­schen* wer­bung so­gar in aus­stel­lun­gen an­se­hen oder im kino. on­line pas­siert das den we­nigs­ten men­schen. ich kann mich an kein on­line-ban­ner er­in­nern, von dem ich sa­gen wür­de: wow, das war gut (was auch dar­an lie­gen kann, dass ich sie meis­tens tech­nisch und psy­cho­lo­gisch aus­blen­de). im print oder im fern­se­hen ha­ben ich vie­le ge­se­hen, von de­nen ich sa­gen wür­de: wow. man­che wer­bung hat es ge­schafft sich tief ins kol­lek­ti­ve ge­däch­nis (zu­min­dest meins) ein­zu­gra­ben. on­line-wer­bung eher nicht. war­um ist das so?


vor ein paar ta­gen sah ich auf su­per­le­vel die­se an­zei­ge:

die an­zei­ge er­in­ner­te mich an die „the deck“-wer­bung auf dar­ing-fire­ball: ein bild, ein text, eine an­zei­ge. sonst nix. auf su­per­le­vel er­kann­te ich die an­zei­ge zu­nächst gar nicht als an­zei­ge, was wie­der­um mei­ne auf­merk­sam­keit er­höh­te und dazu führ­te, dass ich mir die an­zei­ge nä­her an­sah. und auf das wort stilan­zei­ge klick­te. dort las ich in den richt­li­ni­en für wer­be­kun­den:

Das Anzeigenbild muss in einer Bilddatei (zB. JPG, PNG, GIF) mit den Maßen 130px (horizontal) zu 100px (vertikal) angeliefert werden.
[…]
Das Erscheinungsbild der Anzeige sollte Aufmerksamkeit auf sich ziehen können, stilanzeigen behält sich aber vor, nach freiem Ermessen zu bunte oder in zu grellen Farben gehaltene Anzeigen abzulehnen.

Der Text jeder stilanzeige hat die Funktion, das auf dem Bild angezeigte Produkt bzw. Service zu beschreiben. Fassen Sie hier kurz und prägnant die wichtigsten Informationen und Vorteile Ihres Produktes zusammen. Erlaubt sind maximal 80 Zeichen.

in den richt­li­ni­en für blog­ger:

Da wir unseren Werbekunden exklusiv den einzigen Werbeplatz auf den Blogs anbieten möchten, ist andere Bannerwerbung leider nicht erlaubt. Davon ausgenommen sind gesponserte Blogpostings, die Bewerbung von eigenen Produkten und/oder nicht vergütete Anzeigen auf andere Projekte/Websites/Blogs.
Diese Exklusivität bietet den großen Vorteil, dass wir einen höheren TKP für dich aushandeln können.

80 zei­chen text, ein bild. eine ex­klu­si­ve an­zei­ge. gross­ar­tig.


seit ein paar jah­ren bin ich mit­glied im wer­be­netz­werk adi­cal ad­na­ti­on, das vor kur­zem von mo­ko­no auf­ge­kauft wur­de und mo­ko­no dann von po­pu­lis. ad­na­ti­on woll­te blog­gern ein ein­kom­men durch wer­bung si­chern. trotz ei­ni­ger an­stren­gun­gen hat das (bei mir) nie so be­son­ders gut ge­klappt. ei­ner­seits weil es of­fen­bar sehr schwer war, wer­be­trei­ben­de da­von zu über­zeu­gen auf blogs zu wer­ben, an­de­rer­seits weil die wer­bung, wenn es mal klapp­te wer­be­trei­ben­de zu über­zeu­gen, eher kon­ven­tio­nell (fla­shig, zap­pe­lig, schrei­end) da­her­kam. ich habe ein paar hun­dert euro über die jah­re ein­ge­nom­men und weiss nicht ob ich mich mehr über die ab­we­sen­heit oder die an­we­sen­heit von wer­bung är­ger­te. und auch die über­nah­me durch mo­ko­no/po­pu­lis hat dar­an nichts ge­än­dert: es gab kei­ne bis we­nig wer­bung — und wenn es wel­che gab, war die meist so ner­vig, dass ich sie in die­ser form ei­gent­lich gar nicht auf mei­nem blog se­hen woll­te. zu­mal seit der mo­ko­no/po­pu­lis-über­nah­me auch noch ein rei­gen an track­ing­codes mit der wer­bung mit­ge­schickt wur­de, je nach wer­bung bis zu sechs oder sie­ben track­ing­codes.


seit ei­ni­gen mo­na­ten über­leg­te ich die zu­sam­men­ar­beit mit po­pu­lis zu be­en­den oder ru­hen zu las­sen und viel­leicht zu ver­su­chen mich selbst zu ver­mark­ten. letz­te wo­che habe ich mich dann ent­schie­den, wenn man mich dort ha­ben woll­te, bei stilan­zei­gen mit­zu­ma­chen. stilan­zei­gen sag­te mir zu, al­ler­dings auch, dass sie der­zeit nicht be­son­ders vie­le (kei­ne) kam­pa­gnen hät­ten. man ar­bei­te an der aqui­se. auch wenn die er­fah­rung dem wi­der­spricht, hof­fe ich doch sehr, dass vie­le wer­be­trei­ben­de, ver­mark­ter oder auf­merk­sam­keits­be­dürf­ti­ge das ein­leuch­ten­de kon­zept von stilan­zei­gen zu wür­di­gen wis­sen und dort vie­le an­zei­gen kau­fen. und ich hof­fe na­tür­lich, dass vie­le an­de­re blog­ger sich das mal an­se­hen.

ab mon­tag steht hier eine stilan­zei­gen ei­gen­wer­bung. ich bin ge­spannt wie und ob das wei­ter­geht. und wenn das al­les schei­tert, dann mit stil.

hört sich pa­ra­dox an und ist viel­leicht auch dumm, aber ich habe hier lie­ber wer­bung die we­der mich, noch mei­ne le­ser nervt, als da­mit geld zu ver­die­nen. aber, und jetzt wie­der­ho­le ich mich, ich hof­fe sehr, dass das kon­zept der nicht ner­ven­den wer­bung auch in deutsch­land eine chan­ce be­kommt und er­folg hat.


die bei­fah­re­rin er­zähl­te mir kürz­lich, dass sie auf da­wan­da, ein la­den den sie durch und durch sym­pa­thisch fin­det, kürz­lich nach ra­die­run­gen ge­sucht und in den such­ergeb­nis­sen her­um­ge­blät­tert hat. kurz dar­auf wur­de sie auf al­len mög­li­chen dritt­sei­ten (un­ter an­de­rem spie­gel-on­line) mit wer­be­an­zei­gen von da­wan­da kon­fron­tiert, die ihr die ra­die­run­gen die sie vor­her an­ge­se­hen hat­te noch­mal zeig­ten.

da­mit die wer­be­stra­te­gen von da­wan­da und die „tar­ge­ting“-spe­zia­lis­ten, die sich so­was aus­den­ken, ver­ste­hen was für ein kran­ker scheiss das ist, ver­su­che ich das mal in ein bei­spiel aus der al­ten zeit, wo man noch in ge­schäf­ten ein­kauf­te, zu ver­pa­cken: je­mand der in ei­nen an­ti­qui­tä­ten-la­den geht, sich dort ein paar ra­die­run­gen an­sieht und den la­den wie­der ver­lässt, weil er nix ge­fun­den hat, wäre si­cher nicht be­geis­tert, wenn ihn ein clown aus dem la­den hin­ter­her­läuft. wenn die­ser clown ihm dann durch die stadt folgt, vor ihm rum tanzt und ihm die bil­der die er of­fen­bar nicht ha­ben woll­te auf pla­ka­ten zeigt — ist das dann gute wer­bung?

eher nicht. der la­den, der sol­che clowns durch die ge­gend schickt um ehe­ma­li­ge be­su­cher zu ver­fol­gen, wirkt du­bi­os. oder wie die bei­fah­re­rin das aus­drück­te: „ei­nen la­den wie da­wan­da kann man doch ei­gent­lich nicht doof fin­den. aber die ha­ben mit ih­ren an­zei­gen das un­mög­li­che ge­schafft, ich fin­de da­wan­da jetzt sehr, sehr zwei­fel­haft.“


*) ich


bones, duck, brains, chains, muscles, teeth

felix schwenzel


tritt ilse aigner aus dem meldeamt aus?

felix schwenzel

tritt ilse ai­gner jetzt ei­gent­lich öf­fen­ti­ch­keits­wirk­sam aus dem mel­de­amt aus, we­gen dem man­geln­den da­ten­schutz? wie da­mals bei face­book?

06.07.2012 19:31 via web Re­p­ly Ret­weet Fa­vo­ri­te 

@di­plix fe­lix schwen­zel

ne­ben der tat­sa­che, dass ich in die­sen tweet (na­tür­lich) ei­nen tipp­feh­ler ein­ge­baut habe, woll­te ich dem tweet oben ei­gent­lich nur et­was kon­text zu­teil wer­den las­sen.

ilse ai­gner trat am 3. juni 2010 aus face­book aus (sie­he auch spon dazu), nach­dem sie sich mit dem face­book-ma­na­ger ri­chard al­len ge­trof­fen hat­te. in ih­rem of­fi­zi­el­len state­ment sag­te sie da­mals:

Ich habe mich nach einem Gespräch mit Vertretern von Facebook dazu entschieden, meine Mitgliedschaft zu beenden. Als Verbraucherschutzministerin kann und will ich es nicht akzeptieren, dass ein Unternehmen wie Facebook gegen das Datenschutzrecht verstößt und die Privatsphäre seiner Mitglieder in weiten Teilen ignoriert.

am 29. juni 2012 ver­ab­schie­de­te der bun­des­tag ein ge­setz zur „Fort­ent­wick­lung des Mel­de­we­sens“, von dem pa­trick beuth auf zeit.de meint, dass es „auch Ge­setz zur Rück­ent­wick­lung des Da­ten­schut­zes“ heis­sen könn­te. nicht nur bleibt es da­bei, dass der wei­ter­ga­be pri­va­ter adress­da­ten aus­drück­lich wi­der­spro­chen wer­den muss, ob­wohl die re­gie­rung an­fangs ei­nen opt-in-me­cha­nis­mus für die adress­han­del-er­laub­nis ver­spro­chen hat­te. zu­sätz­lich be­sagt das ge­setz, dass auch bei ei­nem wi­der­spruch, die da­ten „zur Be­stä­ti­gung oder Be­rich­ti­gung be­reits vor­han­de­ner Da­ten“ ge­nutzt wer­den kön­nen. also prak­tisch im­mer.

ma­nu­el hö­fer­lin von der FDP-bun­des­tags­frak­ti­on sagt dazu (via):

Wir haben das Recht der betroffenen Person, einer automatisierten Melderegisterauskunft zu widersprechen, gestrichen. Bevor hier wieder das Geschrei aus der Opposition kommt: Die Entscheidung war richtig.

der grund da­für liegt auf der hand: ge­schäf­te. di­rekt­mar­ke­ting-, in­kas­so­un­ter­neh­men, ver­wer­tungs­ge­sell­schaf­ten wie die GEZ wür­den emp­find­lich in ih­ren ab­läu­fen ge­stört, wenn sie nicht au­to­ma­tisch auf ak­tu­el­le mel­de­re­gis­ter­da­ten zu­grei­fen könn­ten. der da­ten­schutz muss da zu­rück­tre­ten vor dem ge­mein­wohl den ge­schäft­in­ter­es­sen.

noch­mal zu­rück zu ilse ai­gner. die sag­te 2010:

Auch der Umgang im weltweiten Internet braucht Regeln, die Datenschutz und Privatsphäre sichern.

die mel­de­äm­ter sind nicht teil des in­ter­nets und brau­chen des­halb den da­ten­schutz und die pri­vat­sphä­re nicht zu si­chern? wie­so kann ilse ai­gner das bei face­book nicht ak­zep­tie­ren, bei den mel­de­äm­tern aber schon?


sie­he auch:


unabsichtliche ironie?

felix schwenzel

ich muss seit sonn­tag im­mer la­chen, wenn ich auf spie­gel-on­line die wer­bung für den neu­en spie­gel sehe:

mög­li­cher­wei­se ist das aber gar kei­ne un­ab­sicht­li­che iro­nie, wenn man wer­bung für eine „di­gi­ta­le diät“ mit wer­bung für die ei­ge­ne di­gi­ta­len apps, di­gi­ta­len aus­ga­ben und di­gi­ta­len dis­kus­si­ons­fo­ren kom­bi­niert.

viel­leicht wird man mit sol­chen ab­sur­di­tä­ten ein­fach zeu­ge, in was für eine ver­fah­re­ne si­tua­ti­on sich der spie­gel mit sei­ner fun­da­men­ta­len wir-has­sen-di­gi­tal-hal­tung ma­nö­vriert hat. das ist wie ei­nen er­trin­ken­den zu be­ob­ach­ten, der ein t-shirt mit der auf­schrift „FUCK YOU DLRG!“ trägt. dem­nächst dann auf dem spie­gel-ti­tel: „wie sie ihre sor­gen los wer­den, in­dem sie we­ni­ger le­sen“ oder „so kün­di­gen sie ihre zeit­schrif­ten-abos“.


glaubwürdigkeit

felix schwenzel

Als Hort der Glaubwürdigkeit sind Printmedien unersetzlich.
— Hubert Burda

zi­tat­quel­le: „die zeit“, sei­te 35, /via turi2


streitstein

felix schwenzel

am mon­tag im iCE las ich im ta­ges­spie­gel die­sen ar­ti­kel über ein zehn jah­re al­tes, leicht eso­te­ri­sches, aber ganz nied­li­ches pro­jekt von wolf­gang kra­ker von schwar­zen­feld aus fünf stei­nen ir­gend­wo in ei­nem park in ber­lin. in dem ar­ti­kel geht es um in­dia­ner, die den stein zu­rück wol­len, um den künst­ler, der mein­te alle pa­pie­re und ein­ver­ständ­nis­se für die aus­fuhr des steins zu ha­ben und um po­li­tik. schön dif­fe­ren­ziert von kat­ja rei­mann zu­sam­men­ge­schrie­ben. na­tür­lich hab ich den ar­ti­kel im lau­fe der wo­che fast wie­der ver­ges­sen, weil man ta­ges­spie­gel­ar­ti­kel auf pa­pier ja nicht bei pin­board spei­chern kann.

dann fiel mir in mei­nem RSS-fluss die­ser ar­ti­kel auf bo­ing­bo­ing.net auf. er ist vom reu­ters jour­na­lis­ten ste­phen brown, der ihn auf eng­lisch, et­was kür­zer und et­was we­ni­ger dif­fe­ren­ziert als kat­ja rei­mann auf­schrob. be­mer­kens­wert zu­min­dest, dass der brown-ar­ti­kel auf bo­ing­bo­ing eine na­he­zu wort­glei­che über­nah­me aus ste­phen browns blog ist.

ich fin­de das ein kit­ze­klei­nes biss­chen be­mer­kens­wert. ei­ner­seits weil ein kla­rer hin­weis und link auf das cross­post fehlt (im­mer­hin ver­linkt bo­in­bo­ing auf browns blog). an­de­rer­seits frag ich mich, war­um man das nicht ein­fach ver­lin­ken konn­te. ir­gend­we fühlt sich die­ses syn­di­zie­ren von tex­ten (was auch die huf­fing­ton post und car­ta.info ger­ne ma­chen) an wie in den 80er-jah­ren in ame­ri­ka­ni­schen ta­ges­zei­tun­gen ver­tei­len von tex­ten an meh­re­re stel­len voll 80er-jah­re-mäs­sig an.

und jetzt „Ein schö­ner Bro­cken“ von kat­ja rei­mann le­sen.


misanthropie ist scheisse

felix schwenzel

If I’ve learned anything, it’s that we can never let the chaos and injustice make us so blind with anger that we become part of the problem. Understanding, compassion, kindness and love are the only true revolutionary ideals. When we compromise those we become what we despise and we lose our humanity.

bo­nes s03 e02

ein biss­chen pa­the­tisch, aber sehr wahr. ich glau­be ame­ri­ka­ni­sches fern­se­hen schult mich sehr in pa­thos-to­le­ranz und -ingno­ranz. schlimm wird der das pa­thos des ame­ri­ka­ni­schen fern­se­hens erst durtch die syn­chro­ni­sie­rung. glaub ich.


the newsroom

felix schwenzel

eben die ers­te fol­ge von aa­ron sor­kins neu­er HBO-se­rie „the news­room“ ge­se­hen. und ix bin be­geis­tert. sor­kin ist wie­der min­des­tens so gut wie zu the „west-wing“-zei­ten. dia­lo­ge, die bei­des sind, leicht pa­the­tisch und la­ko­nisch. dia­lo­ge vol­ler die am bes­ten funk­tio­nie­ren, wenn die prot­ago­nis­ten wie irre durch die ge­gend lau­fen, schnell, so ge­schlif­fen, dass kein mensch sie sich spon­tan aus­den­ken könn­te, und doch wahr­haf­tig und rea­lis­tisch. sor­kins fern­seh­sen­dun­gen sind voll mit über­durch­schnitt­lich in­tel­li­gen­ten men­schen*, die stän­dig ge­schlif­fe­ne re­den hal­ten und doch wirkt jede si­tua­ti­on, bis ins letz­te au­gen­zwin­kern, rea­lis­tisch.

nach­dem ich die ers­te fol­ge von the news­room ge­se­hen habe, wünsch­te ich mir nichts sehn­li­cher, als die gan­ze ers­te staf­fel the news­room als uk-im­port DVD ne­ben mir lie­gen zu ha­ben und die nacht über 8 fol­gen nach­ein­an­der se­hen zu kön­nen. wie das manch­mal bei „the west wing“ oder „the wire“ pas­sier­te. is aber nicht. auf die DVD müs­sen wir min­des­tens ein jahr war­ten.

ame­ri­ka­ner kön­nen sich auf you­tube mit der ers­ten fol­ge an­fi­xen las­sen. eu­ro­pä­er müs­sen sich ei­nen VPN-zu­gang be­sor­gen (af­fi­lia­te- und ra­batt-code PVUVGHT für black VPN) und gut eng­lish kön­nen um sich an­fi­xen zu las­sen.


dan ra­ther moch­te den news­room:

I'm aware that my musings run counter to some of the more prominent early reviews in high-profile publications such as The New Yorker and the New York Times. But with all due respect (and I have a lot of it for those reviewers), I just don't think they "get it"; they've somehow missed the breadth, depth and "got it right" qualities –- and importance — of Newsroom. Maybe it's because they are print people. Then, too, maybe they're right and I'm wrong. I never rule out the possibility of that. But I've lived in the world of television newsrooms for most of my adult life. I know the people, the venues and the challenges — the satisfactions of success and the heartbreak when things go awry. From where I sit and based on my experience, Sorkin and crew have got it amazingly right, even when they over talk it.

But if you liked the movies Citizen Kane, Network, and Broadcast News, if you liked the television series West Wing, Mad Men, or The Good Wife, you're going to love Newsroom. At least the first installment. And if Sorkin, his writers and their excellent actors can maintain this level, you'll probably like the full run.

It has the potential to become a classic.


*) jeff da­ni­els wirkt bei sei­nem auf­tritt bei craig fer­gu­son nicht über­in­tel­li­gent, aber in der sen­dung schon. aber ein klas­se schau­spie­ler, das ist er durch­aus.


[nach­trag 27.06.2012]
sa­rah ni­co­le pri­ckett hat mit aa­ron sor­kin ge­spro­chen und die show ganz gut se­ziert:

Months before seeing the pilot, I read its entire (leaked) script. […] The great American dialectic – optimism and realism, faith and reason – is thrillingly animated onscreen, but hardly moreso than on the page. I had to watch the show twice just to believe (a) how good that script was and (b) how incredibly convinced of its goodness, in every sense of “good,” it was.

How to get un­der Aa­ron Sor­kin’s skin (and also, how to high-five pro­per­ly) [/via ste­fan nig­ge­mei­er]


denkmäler

felix schwenzel

alex­an­dra scha­de kri­ti­siert hei­ner geiß­ler, der die sie­ges­säu­le spren­gen möch­te:

[Ich halte] das Abreißen von Denkmälern für den falschen Weg, um sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen. So geraten Ereignisse eher in Vergessenheit, als dass sie ins nationale Gedächtnis übergehen und aufgearbeitet werden. Und wer bitte darf entscheiden, welche Denkmäler stehen bleiben dürfen und welche nicht? Wenn man Geißler konsequent weiterdenkt, müsste man auch andere Preußen-Bauten wie Brandenburger Tor, Staatsoper oder Reichstag abreißen.

in dem vi­deo, in dem sich geiß­ler für die spren­gung aus­spricht, nutzt geiss­ler vie­le wor­te („un­nö­tig“, „sinn­los“, „däm­lich“, „häss­lich“, „künst­le­ri­sches de­sas­ter“) die, wür­den sie als kul­tu­rel­ler mass­stab ge­nutzt, wohl zur be­sei­ti­gung oder spren­gung der hal­ben re­pu­blik füh­ren wür­den. auch wenn geiß­ler die kri­tik an der sie­ges­säu­le im fe­bru­ar noch et­was dif­fe­ren­zier­ter for­mu­lier­te, schrammt er grund­sätz­lich am kern­ge­dan­ken von denk­mä­lern vor­bei:

denk­mä­ler sol­len er­in­nern, nicht glo­ri­fi­zie­ren. denk­mä­ler kön­nen zum den­ken an­re­gen, tun sich aber eher schwer da­mit men­schen zu fa­na­ti­sie­ren oder „rechts­kon­ser­va­ti­ves und deutsch­na­tio­na­les Ge­dan­ken­gut“ zu ver­brei­ten.

mal ernst­haft: ist geiß­ler wirk­lich so merk­be­freit, dass er nicht zu se­hen ver­mag, dass die sie­ges­säu­le (und un­zäh­li­ge an­de­re denk­mä­ler) in ih­rer be­deu­tung längst um­ge­wid­met wur­den? denk ich an die sie­ges­säu­le, fal­len mir zu­erst tech­no-kack und ein schwu­len-ma­ga­zin ein. denk ich an kai­ser wil­helm, fällt mir zu­erst tau­ben­ka­cke ein. denk­mä­ler sind le­dig­lich in der theo­rie und in den köp­fen von sehr al­ten men­schen eh­run­gen.


selbstdemontage mit erklärtexten

felix schwenzel

arno frank hat sich eine oder ein paar fol­gen der doku „Lo­thar - Im­mer am Ball“ an­ge­se­hen und dar­über auf spie­gel-on­line ge­schrie­ben:
Klug wie ein Kühl­schrank

klug wie ein kühl­schrank, da­mit ist lo­thar mat­thä­us ge­meint. arno frank zi­tiert aus­gie­big aus der doku und be­nutzt wahr­schein­lich ziem­lich na­he­lie­gen­de wor­te: „sechs­tei­li­ges Schla­mas­sel“, „an­rüh­rend“, „bi­zarr“.

er be­klagt sich aber, dass die doku es nicht mat­thä­us selbst über­lässt, sich selbst „vor­zu­füh­ren“:

[…] Dieser Moment wird von hämischer Comedy-Musik und der gehässigen Erzählstimme aus dem Off ruiniert, deren stets maliziöser Ton vorgibt, wie man das alles finden soll: dumm.

gleich­zei­tig kann es sich aber auch arno frank nicht ver­knei­fen nach ei­nem lan­gen voll­zi­tat von mat­thä­us vor­zu­ge­ben wie man das al­les zu fin­den hat. näm­lich dass mat­thä­us im „Ober­stüb­chen“ nicht ganz in ord­nung sei.

eine sich selbst und ihre mit­tel kri­ti­sie­ren­de kri­tik. das ist mal in­no­va­tiv. /via riv­va.de


katzenpisse-geruch und jürgen vogel am hackeschen markt

felix schwenzel

am und um den ha­cke­schen markt roch es heu­te leicht nach kat­zen­pis­se. ei­gen­ar­ti­ger­wei­se mag ich den ge­ruch grund­sätz­lich, ob­wohl ich für kat­zen nicht viel üb­rig habe (was wohl auf ge­gen­sei­tig­keit be­ruht). leich­ter kat­zen­pis­se-ge­ruch er­inn­ernt mich an den dach­bo­den des (ehe­ma­li­gen) stalls an un­se­rem da­ma­li­gen haus in aa­chen. dort hat­te ich mich al­ter­na­tiv zu mei­nem kin­der­zim­mer häus­lich ein­ge­rich­tet. ein tisch, ein stuhl, eine de­cke und spiel­zeug nach wahl. ein­mal ha­ben dirk und ich dort die kon­sis­tenz und ad­hä­si­ons­fä­hig­kei­ten von slime ge­tes­tet. die ober­flä­chen­haf­tung von slime war in der tat, wie wir er­war­te­ten, recht ge­ring. mit aus­nah­me der haa­re, wie wir her­aus­fan­den, als ich das zeug in dirks haa­re goss. als so­fort­mass­nah­me ge­gen die grün ver­kleb­ten haa­re über­leg­ten wir uns die so­for­ti­ge ent­fer­nung des slime mit­tels ei­ner sche­re. dirk und ich wa­ren mit dem er­geb­nis zu­frie­den, die mut­ter von dirk, die fri­seu­rin war, emp­fahl mir, als sie dirk sah, sehr nach­drück­lich ei­nen be­rufs­weg in ei­ner an­de­ren bran­che als dem fri­seur­hand­werk.

in die­sem dach­bo­den roch es im­mer so, wie es heu­te am ha­cke­schen markt roch. nach kat­zen­pis­se. ob es am ha­cke­schen markt al­ler­dings wirk­lich nach kat­zen­pis­se roch oder ob ich den ge­ruch aus ir­gend­ei­nem un­er­find­li­chen grund selbst emi­tier­te, weiss ich lei­der nicht mit ge­wiss­heit.

an der spar­kas­se am ha­cke­schen markt sit­zen fast im­mer um spen­den bit­ten­de pun­ker. manch­mal sit­zen die auch in der wind­fal­le der bank und öff­nen die tü­ren für die geld­au­to­ma­ten-jun­kies die rein und raus­lau­fen. heu­te sas­sen die pun­ker vor der bank. als jür­gen vo­gel in die bank lief rief ei­ner der pun­ker laut „ist das der dings?“ was mei­ne und die auf­merk­sam­keit von jür­gen vo­gel kurz auf den pun­ker lenk­te. wir sa­hen den pun­ker bei­de kurz an, jür­gen vo­gel im wind­fang der bank, ich im vor­bei­lau­fen an der bank. als der pun­ker jür­gen vo­gels freund­li­ches ge­sicht sah, rief er „ja das is­ser! du bist der bes­te schau­spie­ler von al­len!“

jür­gen vo­gel grins­te, ich lief wei­ter. mir fiel nichts wei­ter auf, aus­ser das jür­gen vo­gel ge­nau­so klein war, wie ich mir das vor­ge­stellt hat­te und dass es leicht nach kat­zen­pis­se roch.


„ich hasse pathos“

felix schwenzel

sehr schö­ne do­ku­men­ta­ti­on sen­dung über her­bert feu­er­stein und bas­ti­an pas­tew­ka und her­bert feu­er­steins 75ten ge­burts­tag: „Herr Feu­er­stein wird 75 und Herr Pas­tew­ka fei­ert ihn

ei­gen­ar­ti­ger­wei­se ist die sen­dung nicht in der ARD-me­dia­thek, son­dern nur von je­man­dem pri­vat hoch­ge­la­den auf you­tube. das ist na­tür­lich auch ein weg der web-de­pu­bli­zie­rung zu ent­ge­hen: gar nicht erst im web pu­bli­zie­ren.

die sen­dung habe ich mir an­ge­se­hen, weil ich die­sen ziem­lich pa­the­ti­schen text von ste­fan kuz­ma­ny ge­le­sen habe. schreibt der ei­gent­lich im­mer mit die­ser ver­krampf­ten lo­cker­heit, der kuz­ma­ny?

ich muss­te wäh­rend sen­dung meh­re­re male in mich hin­ein­ki­chern und fand das zu­sam­men­spiel von pas­tew­ka und feu­er­stein sehr wit­zig. auch wenn feu­er­stein am an­fang der sen­dung sagt, dass er pa­thos has­se, wird er ein­mal doch ein biss­chen pa­the­tisch und dagt ir­gend­wann mal: „das le­ben ist ein ein­zi­ges ab­schied­neh­men.“ viel­leicht woll­te er aber auch ein­fach mal wie­der was doo­fes sa­gen und es rutsch­te ihm aus­ver­se­hen pa­the­tisch raus.


spiegel markenkampagne jetzt hinter paywall?

felix schwenzel

die et­was pein­li­che spie­gel-„mar­ken­kam­pa­gne“ die der spie­gel mit­te mai mit ei­ner pres­se­mit­tei­lung an­kün­dig­te („Die Grund­idee der Mar­ken­kam­pa­gne: [blah] Jour­na­lis­ten, die Wo­che für Wo­che die Re­pu­blik mit ih­ren Ar­ti­keln be­geis­tern und da­bei nicht nur Po­li­ti­ker in Atem hal­ten.“) und über die ich mich letz­ten mo­nat köst­lich amü­siert habe, ist aus dem down­load-ser­vice der spie­gel-grup­pe ver­schwun­den.

der alte down­load­link ist jetzt pass­wort­ge­schützt (goog­le-cache) und die na­vi­ga­ti­on um ei­nen na­vi­ga­ti­ons­punkt („Down­load-Ser­vice Mar­ken­kam­pa­gne“) är­mer ge­wor­den:

über den goog­le cache fin­det man die bild­mo­ti­ve aber nach wie vor:

kei­ne ah­nung ob der spie­gel die mar­ken-kam­pa­gne schon nach 30 ta­gen ein­ge­stampft hat oder hin­ter ei­ner halb­durch­läs­si­gen pay­wall hat ver­schwin­den las­sen. kon­se­quent wäre es ja.


pressefreundlicher keller

felix schwenzel

ste­fan nig­ge­mei­er ist et­was an­ge­säu­ert:

Der Entwurf stand am Vormittag, spätestens 10:26 Uhr, im Netz. Seitdem liegt er dem ganzen fucking Internet vor.

»Spiegel Online«, »Zeit Online« und diverse räudige Blogs legen den Entwurf ihren Lesern per Link vor. Die »Süddeutsche Zeitung« teilt ihren Lesern mit, dass ihr der Entwurf vorliegt.

neu ist die lin­kall­er­gie von gros­sen me­di­en­häu­sern und der SZ im spe­zi­el­len ja nicht ge­ra­de. fas­zi­nie­rend fin­de ich aber, dass blät­ter wie die süd­deut­sche ihre pein­li­chen phra­sen wie „[ir­gend­ein scheiss] liegt die­sem blatt vor“ oder „wie [wir wich­tig­tu­er] aus gut in­for­mier­ten krei­sen er­fuh­ren“ ein­fach nicht mit ei­ner we­ni­ger wich­tig­tue­ri­schen aus­drucks­wei­se er­set­zen wol­len.

ei­gent­lich woll­te ich aber auch nur mei­ne as­so­zia­ti­on zu ste­fan nig­ge­mei­ers über­schrift („Geht ster­ben (10)“) und dem leis­tungs­schutz­recht (all­ge­mein und spe­zi­ell) auf­schrei­ben:

ich muss­te eben auf dem klo auch dar­an den­ken was die ver­le­ger und die stum­pen vom sprin­ger ver­lag ei­gent­lich wol­len. es scheint tat­säch­lich so eine art rück­zug in den kel­ler zu sein, aus angst auf der stras­se, an der fri­schen luft, nicht ge­nü­gend auf­merk­sam­keit und geld ma­chen zu kön­nen. im dunk­len kel­ler, der schwer zu fin­den ist und ein­tritt kos­tet, soll das dann mit dem geld­ver­die­nen mit jour­na­lis­ti­schen in­hal­ten bes­ser wer­den. lo­gisch.


[nach­trag 15.06.2012, 8:35h]

chris­toph kee­se hat ges­tern na­tür­lich auch et­was zum leis­tungs­schutz­recht ge­schrie­ben:

Der Gesetzentwurf des Leistungsschutzrechts für Presseverlage ist in Blogs und Tweets heute lebhaft diskutiert worden. Es überwiegt die Kritik. Das neue Recht werde Bloggern schaden, die Meinungsvielfalt beschränken und das Netz zerstören, heißt es. Unklarheit der Gewerbedefinition führe zu Rechtsunsicherheit, Abmahnwellen und Prozesslawinen. Doch die Sorgen sind übertrieben.

in­ter­es­sant fin­de ich, dass er kei­nen der kri­ti­schen bei­trä­ge in blogs und tweets ver­linkt und nicht etwa schreibt „die Sor­gen sind un­be­grün­det“, son­dern „die Sor­gen sind über­trie­ben“. das lässt wirk­lich schlim­mes be­fürch­ten.

auch amü­sant, dass er meint pri­va­te blog­ger könn­ten mit dem leis­tungs­schutz­recht geld ver­die­nen, in­dem sie ihre tex­te li­zen­sie­ren. klar, 10 se­mes­ter jura-stu­di­um und je­der blog­ger ist dank des leis­tungs­schutz­rechts in der lage li­zen­zen zu ver­han­deln und ab- und an­zu­mah­nen. käuf­män­ni­sches wis­sen scha­det dem pri­vat­blog­ger beim ver­wal­ten der ein­nah­men na­tür­lich auch nicht.