ich habe vor knapp 5 jahren auch mal was zur vorratsdatenspeicherung bei watch berlin erzählt. nicht so eindringlich und plastisch wie malte spitz, ist aber auch schon 5 jahre her.
ich weiss nicht ob das wort dummheit zu thilo baums lieblingsworten gehört, er benutzt es auf jeden fall recht häufig. google findet auf seiner website ungefähr 168 fundstellen (da seien bereits einige dopplungen ausgefiltert, sagt google). die angebliche dummheit anderer menschen beschäftigt thilo baum jedenfalls sehr, sehr stark (es ist immer die dummheit der anderen, nie seine eigene). selbst mein lieblingswort arschloch habe ich in 10 jahren nur 68 mal auf wirres.net gebraucht (thilo baum auf thilo-baum.de nur einmal).
mir fiel thilo baums obsession mit der dummheit der anderen kürzlich mal wieder auf, als er diese kritik von tina groll an seinem jüngsten buch als „das dümmste“, was er jemals über sein buch „Denk mit!“ gelesen habe. leider hat er diese kritik an der kritik seines buches wieder von seiner webseite gelöscht. so fing das damals an:
vor ein paar tagen wochen schrob thilo baum über die dummheit des menschen. ganz generell, des menschen. die ganze menschheit also, ausser thilo baum natürlich wahrscheinlich.
in diesem artikel (einsortiert in „alltagsphilosophie“) stehen auch sehr schöne sätze, denen ich uneingeschränkt zustimmen mag:
Ich erkenne an und respektiere folgerichtig, dass auch mir genetisch oder auch im Verhalten eher ferne Tiere ein Wesen haben, spüren, leben, eine Würde haben. Voraussetzung dafür ist das bisschen Demut anzuerkennen, dass wir nicht der Nabel der Welt sind und dass es um uns nicht geht. Und das ist eigentlich ganz leicht.
leicht ist es ganz offensichtlich nicht, denn zwei absätze später beweist er, dass er den (dummen) menschen, doch als den nabel der welt ansieht:
Das Gegenteil von Egozentrik ist die Fähigkeit, die Perspektive eines anderen einzunehmen. Aus Sicht anderer Tiere überleben wir Menschen einen Winter nicht ohne Hilfsmittel, brauchen sogar zum Hinsetzen ein Werkzeug und sind dabei, den Planeten zu zerstören. Warum sollten wir mehr Würde haben als Tiere, die den Planeten nicht zerstören?
(hervorhebung von mir)
wir zerstören den planeten? falscher, anthropozentrischer kann man das fast nicht ausdrücken. das was wir umweltzerstörung nennen, ist eigentlich die zerstörung unserer natürlichen lebensgrundlagen. wir zerstören uns selbst, gefährden unser überleben. die natur überlebt uns menschen alle, für die natur sind wir nicht schlimmer als ein paar naturkatastrophen. ganz ohne den menschen haben naturkatastrophen es in der erdgeschichte geschafft, 99 prozent aller jemals existierenden arten von leben aussterben zu lassen. trotzdem haben naturkatastrophen es in den letzten 3,5 milliarden jahren nicht geschaft die natur, oder genauer das leben auf diesem planeten zu zerstören. im gegenteil, viele katastrophen ermöglichten vielen lebensformen erst das enstehen. genauso wird es der mensch nicht schaffen „den planeten zu zerstören“ oder das leben auf diesem planeten auszulöschen.
den planeten zerstören wird die sonne, in ca. 5 milliarden jahren, ganz sicher nicht der mensch. für den planeten ist der mensch eine art juckreiz, nicht viel mehr. die natur braucht uns nicht und der mensch stört die natur auch nicht übermässig. der biologe jonas salk soll das einmal so ausgedrückt haben:
If all the insects were to disappear from the earth, within 50 years all life on earth would end. If all human beings disappeared from the earth, within 50 years all forms of life would flourish.
trotzdem, bis auf diese beiden denkfehler, dass er selbst nicht auch dumm sein könnte und dass der mensch den planeten zerstören könnte, hat thilo baum natürlich in allem was er sagt, und noch nicht gelöscht hat, recht. egozentrik, oder genauer anthropozentrik ist ein klassisches menschheitsproblem.
ken robinson ist übrigens gar nicht dumm, aber dafür von berufs wegen anthropozentrisch. aus dieser grandiosen TED-präsentation habe ich auch das zitat von jonas salk. der vortrag von ken robinson ist übrigens extrem philanthrop und kommt trotz aller kritik an uns menschen ohne das wort dummheit aus.
am sonntag waren die queen mary 2 und die queen elisabeth gemeinsam in hamburg, wahrscheinlich günstig tanken oder so. ich bekomme das manchmal mit, weil unser schlafzimmer einen blick auf den hafen erlaubt und ich manchmal von meinem laptop aufstehe wenn ich länger als 5 minuten nebelhorngetute höre. nebelhörner können bedeuten, dass ein schiffsführer keine ausreichende sicht hat, dass eine schiffskollision bevorsteht oder dass ein eitles, fettes kreuzfahrtschiff in den hafen ein- oder ausfährt. alles drei sehe ich mir gerne aus dem fenster an, obwohl es bisher jedesmal ein kreuzfahrtschiff war. nebel hab ich bisher auch nur einmal in hamburg erlebt.
eigentlich wollten wir am sonntag kirschen pflücken gehen. da mein telefon aber von hoher regenwahrscheinlichkeit ausging (die aber nicht wirklich eintraf), sind wir dann in die deichtorhallen gegangen. dort gab es freien eintritt zum horizon field von antony gormley und schlaich bergermann und partner. das horizon field ist eine fussballfeld grosse plattform die siebeneinhalb meter hoch in einer der deichtorhallen an acht seilen aufgehängt ist.
wenn man bereit ist, sich die schuhe auszuziehen, kann man das feld betreten. ich fand das ziemlich unangenehm, weil nicht nur die plattform selbst schwang, sondern auch der boden extrem federte und sich anfühlte wie eine leichte lattenkonstruktion. ich habe zwar grosses vertrauen in bauingenieure, aber leichtbau ist meine sache nicht. ich mags massiv, zumindest wenn ich drauf rumlaufen soll.
auf der plattform verliess mich dann doch das vertrauen in die bauingenieure, als ich die halter sah, mit denen die seile an der dachkonstruktion angeflanscht waren. objektiv sicher zu unrecht, subjektiv aber, wie ich finde, total nachvollziehbar.
nach dem horizon field sind wir dann durch die speicherstadt nach hause gelaufen. dort lag am ende einer fussgängerzone, die mich ein bisschen an main street in disneyland erinnerte, die queen mary 2.
die speicherstadt war höllisch voll, am baumwall stauten sich autos und menschenmassen beim versuch die speicherstadt wieder zu verlassen. die beifahrerin bemerkte mehrfach sehr genervt, dass es keine gute idee war, durch die speicherstadt nach hause zu gehen. glücklicherweise war es diesmal ihre eigene idee.
am sonntag abend war ich dann relativ früh erschöpft und schlief ausnahmsweise mal so gegen halb elf ein. ich muss montags ja früh raus um den sechs-uhr-zug nach berlin zu nehmen. aus meiner ersten tiefschlafphase riss mich dann aber das kind, so gegen halb zwölf: das kind hatte seinen schlüssel vergessen und rief an, um sich die türe öffnen zu lassen.
ich schlief relativ flott wieder ein — bis mich so gegen ein uhr ein schrecklicher operetten-alptraum aus dem schlaf scheuchte. nur die operetten-musik hörte nicht auf als ich die augen aufschlug. es hörte sich an, als hielte andrew llyod webber einen voll aufgedrehten musical-blaster vor unser (geöffnetes) schlafzimmerfenster. tatsächlich hatte man wohl so eine art abschiedsfeier an den landungsbrücken für die queen mary 2 vorbereitet und dachte, das schiff würde sich freuen, wenn es zur ausfahrt aus hamburg mit etwas gespreizter, kitschiger operetten- oder musicalmusik beschallt würde. um ein uhr nachts! sonntags! mitten in der stadt! voll aufgedreht!
immerhin hielt sich das schiff selbst zurück und trötete nur eine minute statt der üblichen fünf auf seinen neblhörnern rum. als die musik und das getröte vorbei war, konnte man deutlich hören, wie ungefähr vier leute heftig applaudierten und „bravo“ riefen. ich vermute das waren olaf scholz und der leiter des hamburger ordnungsamts mit ihren frauen.
als ich einschlief, dachte ich noch kurz, hoffentlich schicken die heute nacht nicht noch ne kunstfliegerstaffel über den hafen. war dann aber ruhig.
gestern haben wir, die beifahrerin, das kind und ich, eine kostenlose probebox von kochzauber.de mit drei mahlzeiten für 4 personen bekommen. die kiste wurde um neun uhr abends geliefert und neben den zutaten für die drei mahlzeiten war ein achtseitiges heftchen mit drei rezepten für die dreierbox und zwei weiteren für die fünferbox dabei. normalerweise kostet diese box 64 euro.
abgesehen von den rezepten selbst, ist das rezeptheftchen prall mit adjektivschwangerem sprachmüll gefüllt:
Jetzt ist Beeren-Saison: Ob süß oder sauer — hier ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Besonders in den Monaten Juli und August verführen uns Beeren verschiedenster Arten in den Genusshimmel.
Damit Sie weder beim Einkauf, noch bei der Rezepteplanung ins Schwitzen kommen, haben wir auch diese Woche raffinierte Leckereien für Sie zusammengestellt.
das mit dem sprachmüll im rezeptbuch ist eigentlich egal, da die rezepte gut, knapp und nachvollziehbar geschrieben sind. das erste, dass ich heute mittag ausprobierte, blitzpfannkuchen (aus dem backofen) mit zuccini-tomaten-sauce, hat OK geschmeckt und war in weniger als den angegebenen 30 minuten zubereitet. die vier portionen haben wir mit leichtigkeit zu dritt weggeputzt und niemand klagte nach dem essen über durchfall.
Unsere Kochprofis, Ernährungswissenschaftler und -psychologen entwickeln ständig neue Rezepte, die Sie einfach und schnell zu Hause nachkochen können. Kochen Sie mit Ihrem Partner, Ihren Kindern oder der gesamten Familie. Unsere Rezepte eignen sich ideal für Haushalte mit zwei oder vier Personen. Nie war gesunde Ernährung so einfach und hat zugleich die wertvolle Familienzeit wieder in den Mittelpunkt gerückt.
die haben ernährungspsychologen bei kochzauber, die rezepte entwickeln? oder rücken die psychologen unsere wertvolle „Familienzeit“ wieder in den mittelpunkt? warum stellt man bei kochzauber eigentlich keine sprachprofis ein?
an anderer stelle werden die „Kochprofis, Ernährungswissenschaftler und -psychologen“, die die rezepte entwickeln, „Rezeptwichtel“ genannt:
Die Rezeptwichtel: Unsere Ernährungsberater und Profi-Köche sind dafür zuständig, innovative, leckere Rezepte zu entwickeln, die beim Nachkochen Freude bereiten und gleichzeitig ein gesunder Gaumenschmaus sind.
ein floskelparadies. nur die fragen die mich wirklich interessieren, sind auf der kochzauber.de-seite nicht herauszufinden:
woher kommen die produkte genau?
tragen die produkte bio-siegel?
wer sind die lieferanten? wer liefert gemüse, wer das fleisch?
wie wird die kühlkette während des transports beispielsweise von hackfleisch eingehalten? gut wulksfelde, von denen wir uns vor einiger zeit regelmässig haben beliefern lassen, verzichtete beispielsweise auf die auslieferung von hackfleisch im sommer. kochzauber nicht. hat kochzauber kühlwagen? liefert es besonders schnell aus dem kühlhaus? (wenn der transport wie auf der seite angegeben immer mittwochs ab 17 uhr stattfindet, ist unser hackfleisch immerhin 4 stunden unterwegs gewesen.)
woher kommen die rezepte? jetzt mal ehrlich?
warum gibts keine fotos vom team, wie sieht ein „ernährungspsychologe“ aus?
was passiert mit dem lieferkarton? nimmt der fahrer den bei der nächsten lieferung wieder mit, soll er in den müll? auf der kochzauberseite steht dazu nichts.
stattdessen phrasen:
Die Einkäufer: Unser Einkaufs-Team setzt sich mit vollem Engagement dafür ein, dass unserer Zutaten höchsten Ansprüchen gerecht werden. Biologische Erzeugung, regionale Herkunft und saisonale Trends garantieren höchste Qualität und exquisiten Geschmack.
auch an den waren selbst sind keine hinweise auf die herkunft oder die erzeuger zu finden (ausnahme: die markenprodukte. auf den fleischverpackungen stehen die grosshändlernamen).
dass das auch anders geht, zeigt, wieder mal, gut wulksfelde: zu jedem lebensmittel (mehr oder weniger) genaue angaben woher es kommt.
andererseits gab es an den lebensmitteln von kochzauber.de nichts auszusetzen. selbst der knoblauch war OK, auch wenn es witzigerweise nur zwei einzelne fucking zehen gab.
ich hatte schon so eine ahnung als ich das angebot bekam, eine kostenlose kiste zu testen: der spass ist teuer. malte prien von deutsche startups hat sich mal die mühe gemacht die kosten von diversen lieferdiensten wie kochzauber durchzurechnen. er kommt auf materialkosten von ungefähr 40% des kistenpreises. nach meiner rechnung sind lebensmittel im wert von ca. 27 euro in der 64-euro-kiste drin, also auch um die 40% (rewe-preise). mit bio-avocados und -zucchinis, knapp 30 euro. allerdings sind die lebensmittel von kochzauber mit sicherheit nicht „bio“ oder aus „kontrolliert ökologischem anbau“. für uns ist das, für ein bisschen komfort und ein paar rezepte, einen ticken zu teuer. 37 euro pro woche für die portionierung, lieferung und rezeptur von lebensmitteln ist einfach zuviel. zumal ich das einkaufen von lebensmitteln, nicht erst seit ich regelmässig zum wochenmarkt gehe, sehr gerne mache. durch das internet, diese unglaubliche rezeptmaschine, in die man ein paar zutaten eingeben kann und manchmal tolle rezepte ausgeworfen bekommt, bringen mir starre rezeptvorschläge nicht so irre viel komfortzuwachs. wegen des wochenmarkts haben wir schon vor ein paar jahren unsere wulksfelder gemüsekiste aufgegeben. der wochenmarkt ist unterm strich einfach günstiger, direkter, flexibler und erlebnisreicher.
die blitzpfannkuchen (aus dem backofen) mit zuccini-tomaten-sauce waren sahen so aus:
der gebratene blumenkohl mit auberginenpüree müsste eigentlich gebackener blumenkohl mit einem klecks auberginenpüree heissen, war aber auch hervorragend zubereitet. nur die portionierung ist den ernährungsberatern und profi-köchen nicht so 100% gelungen. aufs backblech habe ich nur 1,5 blumenköhle bekommen, mit dem auberginenpüree hab ich gerade mal 3 tellerchen mit kleinen häufchen füllen können. das püree war mit der angegebenen menge limettensaft auch einen ganzen tick zu sauer. mit grösseren oder einer aubergine mehr hätte das sicher besser gepasst. dafür stimmte die zubereitungszeit auf die minute.
beim dritten rezept, der „Hähnchenbrust an fruchtiger Melonen-Salsa“, ist für meinen geschmack ein adjektiv zu viel enthalten, das rezept hört sich dafür sehr lecker an. ich erzähle es mal nach, ohne es bis jetzt gekocht zu haben:
zwei melonen würfeln, hähnchenbrüste, die vorher in gemahlenen haselnüssen gewälzt wurden, anbraten und im ofen ausgaren. zu den melonenwürfeln eine feingeschnittene schalotte, zwei klein gewürfelte avocados, limettensaft, essig, honig, olivenöl, salz und pfeffer hinzugeben.
mich dünkt es allerdings, dass die „Rezeptentwickler“ vom kochzauber lediglich rezeptsammler und -varierer sind. zumindest gibt es ein paar ähnlich lecker klingende rezepte im netz (1, 2, 3). das soll jetzt nicht haarspalterisch erscheinen, ich würde einfach gerne genauer erfahren, was bei kochzauber passiert. wie „entwickelt“ kochzauber die rezepte, kochen die wirklich alles einmal nach oder nur ein foodstylist, für die rezeptfotos? welche kochbücher, kochblogs, webseiten, fernsehköche sorgen für inspiration? kochzauber hat doch ein blog. warum nicht statt marketing- und floskelblah einfach mal die prozesse zeigen, beschreiben was die „Kochprofis“ so machen? so, dass es sich anhört als sei es von menschen geschrieben.
ich finde die idee von kochzauber, die genau betrachtet natürlich auch nicht besonders originell ist, nicht schlecht. uns ist das aber viel zu teuer und unflexibel. dazu kommt, dass mir die marketingfloskeln auf den geist gehen. der bauer auf dem wochenmarkt spricht beinahe ohne adjektive, nimmt worte wie „Genusshimmel“ nicht in den mund und fordert mich nicht auf, ihn auf facebook zu besuchen, wenn ich mich gerade mit ihm unterhalte. wer wert auf ökologische erzeugung, firlefanzlose ansprache und transparenz legt, ist mit diensten wie dem von wulksfelde besser aufgehoben. rezeptvorschläge liegen bei den gemüsekisten, die ich kenne, auch immer bei, man kann sachen die man nicht mag ausschliessen und die lieferung klappte zum beispiel bei wulksfelde auch, wenn niemand zuhause war. immerhin, das kernstück der zauberkiste, die lebensmittel und die rezepte, waren sehr in ordnung. nur das drumrum, das tralala und der preis sind ein problem. für uns.
[nachtrag 14.07.2012]
gestern mittag habe ich das letzte rezept aus der box zubereitet: die hähnchenbrust mit melonen-salsa. die beiden melonen waren extrem gut (genau der richtige reifegrad, süss, von innen duftig, von aussen ein bisschen stinkig). die avocados waren auch auf den punkt gereift. an den melonen und avocados gabs also nichst auszusetzen, aber das hühnerfleisch roch leider sehr, sehr stark nach faulen eiern, auch nach ausgiebiger spülung unter klarem wasser. der geruch verlor sich auch nach dem braten nicht ganz, immerhin war der geschmack OK. das mindesthaltbarkeitsdatum wäre erst am nächsten tag abgelaufen.
In einem Ford Fiesta HFHV mit 660 PS (Von null auf hundert in 1,8 Sekunden) kurvt er durch die kalifornische Metropole, ohne sich dabei um Gegenverkehr, rote Ampeln oder Cops kümmern zu müssen. Nur einige der klassischen Cable Cars tauchen auf den abgesperrten Straßen auf - um von Block mit qualmenden Reifen umkreist zu werden.
(hervorhebung von mir)
im video sieht man aber keine „klassischen Cable Cars“, sondern touristen-busse, die so aussehen wie cable cars:
echte, „klassische“ cable cars haben keine reifen, sondern stahlräder und sehen ein bisschen anders aus.
nicht, dass das in irgendeiner form wichtig wäre, aber ich wollte einfach mal loswerden, dass ich das sehr lieblos finde, was christoph stockburger da geschrieben hat.
dass es auch anders geht, zeigt die bildunetrschrift unter diesem muschelvideo auf spiegel.de. statt wie das halbe internet von einer muschelzunge zu schreiben, schreibt spiegel-online:
Ein Internetvideo zeigt eine Venusmuschel mit einer scheinbaren Vorliebe für Salz. Sie schiebt ihren Fuß aus dem Panzer. Doch sofort melden ihre Sinneszellen Gefahr.
ich habe mich ja schonmal vor ner weile gefragt, warum online-werbung eigentlich nerven muss. zappeln, zucken, flackern, wackeln, täuschen. ich fragte mich, was eigentlich so schlecht am prinzip der printwerbung war. ein ganze, halbe oder viertel seite, im optimalfall gefüllt mit einem motiv und einem werbespruch. ignorier- und überblätterbar, aber manchmal auch die aufmerksamkeitschwelle erreichend.
online war am anfang das banner. als die werbetreibenden mitbekamen, dass die leser von webseiten lernten, diese banner zu ignorieren, fingen sie an, sie zu animieren. später, um aufmerksamkeit zu bekommen, legten sie anzeigen über die seiten, störten den textfluss mit eingeschobener werbung. manche seiten wurden so voll mit werbung geladen, dass man den eigentlichen inhalt mit der lupe suchen musste. bannerwerbung nervte meistens nur und frass durch den grosszügigen einsatz von schlecht programmiertem flash auch noch grosse teile der prozessorleistung.
einen grossteil von googles frühem erfolg kann man sicherlich mit der erfindung (oder genauer vermarktung) der unaufdriglichen und manchmal kontextsensitiven adsense-textanzeige begründen. trotz ihrer nicht-nervigkeit und unaufdringlichkeit wurde solchen anzeigen teilweise grosse aufmerksamkeit zuteil. den werbetreibenden reicht das aber schon länger nicht mehr, auch google-adsense liefert mittlerweile bunte, animierte nerv-banner aus, trackt die benutzer über webseiten hinweg, um ihnen meistens irrelevanten stuss vorzuzucken.
damals fragte ich mich, warum online-werbung nicht auch so aussehen könnte:
schon klar, onlinewerbung ist zum grossen teil keine image- oder marken-werbung, sondern will die besucher von webseiten weglocken, auf die eigenen angebote. das grundpromblem bleibt aber: aufmerksamkeit durch schreien oder rumzucken funktioniert nur für kurze zeit. es ist ein psychologisches problem; wer auf dauer aufmerksamkeit bekommen möchte, muss durch interessanz und nicht penetranz punkten. unterhaltung, statt störung. intelligenz, statt stumpfheit und masse. werbung gewinnt bei mir glaubwürdigkeit durch konstanz und selbstbeschränkung.
werbung kann so gut sein, dass sich manche menschen* werbung sogar in ausstellungen ansehen oder im kino. online passiert das den wenigsten menschen. ich kann mich an kein online-banner erinnern, von dem ich sagen würde: wow, das war gut (was auch daran liegen kann, dass ich sie meistens technisch und psychologisch ausblende). im print oder im fernsehen haben ich viele gesehen, von denen ich sagen würde: wow. manche werbung hat es geschafft sich tief ins kollektive gedächnis (zumindest meins) einzugraben. online-werbung eher nicht. warum ist das so?
vor ein paar tagen sah ich auf superlevel diese anzeige:
die anzeige erinnerte mich an die „the deck“-werbung auf daring-fireball: ein bild, ein text, eine anzeige. sonst nix. auf superlevel erkannte ich die anzeige zunächst gar nicht als anzeige, was wiederum meine aufmerksamkeit erhöhte und dazu führte, dass ich mir die anzeige näher ansah. und auf das wort stilanzeige klickte. dort las ich in den richtlinien für werbekunden:
Das Anzeigenbild muss in einer Bilddatei (zB. JPG, PNG, GIF) mit den Maßen 130px (horizontal) zu 100px (vertikal) angeliefert werden.
[…]
Das Erscheinungsbild der Anzeige sollte Aufmerksamkeit auf sich ziehen können, stilanzeigen behält sich aber vor, nach freiem Ermessen zu bunte oder in zu grellen Farben gehaltene Anzeigen abzulehnen.
Der Text jeder stilanzeige hat die Funktion, das auf dem Bild angezeigte Produkt bzw. Service zu beschreiben. Fassen Sie hier kurz und prägnant die wichtigsten Informationen und Vorteile Ihres Produktes zusammen. Erlaubt sind maximal 80 Zeichen.
in den richtlinien für blogger:
Da wir unseren Werbekunden exklusiv den einzigen Werbeplatz auf den Blogs anbieten möchten, ist andere Bannerwerbung leider nicht erlaubt. Davon ausgenommen sind gesponserte Blogpostings, die Bewerbung von eigenen Produkten und/oder nicht vergütete Anzeigen auf andere Projekte/Websites/Blogs.
Diese Exklusivität bietet den großen Vorteil, dass wir einen höheren TKP für dich aushandeln können.
80 zeichen text, ein bild. eine exklusive anzeige. grossartig.
seit ein paar jahren bin ich mitglied im werbenetzwerk adical adnation, das vor kurzem von mokono aufgekauft wurde und mokono dann von populis. adnation wollte bloggern ein einkommen durch werbung sichern. trotz einiger anstrengungen hat das (bei mir) nie so besonders gut geklappt. einerseits weil es offenbar sehr schwer war, werbetreibende davon zu überzeugen auf blogs zu werben, andererseits weil die werbung, wenn es mal klappte werbetreibende zu überzeugen, eher konventionell (flashig, zappelig, schreiend) daherkam. ich habe ein paar hundert euro über die jahre eingenommen und weiss nicht ob ich mich mehr über die abwesenheit oder die anwesenheit von werbung ärgerte. und auch die übernahme durch mokono/populis hat daran nichts geändert: es gab keine bis wenig werbung — und wenn es welche gab, war die meist so nervig, dass ich sie in dieser form eigentlich gar nicht auf meinem blog sehen wollte. zumal seit der mokono/populis-übernahme auch noch ein reigen an trackingcodes mit der werbung mitgeschickt wurde, je nach werbung bis zu sechs oder sieben trackingcodes.
seit einigen monaten überlegte ich die zusammenarbeit mit populis zu beenden oder ruhen zu lassen und vielleicht zu versuchen mich selbst zu vermarkten. letzte woche habe ich mich dann entschieden, wenn man mich dort haben wollte, bei stilanzeigen mitzumachen. stilanzeigen sagte mir zu, allerdings auch, dass sie derzeit nicht besonders viele (keine) kampagnen hätten. man arbeite an der aquise. auch wenn die erfahrung dem widerspricht, hoffe ich doch sehr, dass viele werbetreibende, vermarkter oder aufmerksamkeitsbedürftige das einleuchtende konzept von stilanzeigen zu würdigen wissen und dort viele anzeigen kaufen. und ich hoffe natürlich, dass viele andere blogger sich das mal ansehen.
ab montag steht hier eine stilanzeigen eigenwerbung. ich bin gespannt wie und ob das weitergeht. und wenn das alles scheitert, dann mit stil.
hört sich paradox an und ist vielleicht auch dumm, aber ich habe hier lieber werbung die weder mich, noch meine leser nervt, als damit geld zu verdienen. aber, und jetzt wiederhole ich mich, ich hoffe sehr, dass das konzept der nicht nervenden werbung auch in deutschland eine chance bekommt und erfolg hat.
die beifahrerin erzählte mir kürzlich, dass sie auf dawanda, ein laden den sie durch und durch sympathisch findet, kürzlich nach radierungen gesucht und in den suchergebnissen herumgeblättert hat. kurz darauf wurde sie auf allen möglichen drittseiten (unter anderem spiegel-online) mit werbeanzeigen von dawanda konfrontiert, die ihr die radierungen die sie vorher angesehen hatte nochmal zeigten.
damit die werbestrategen von dawanda und die „targeting“-spezialisten, die sich sowas ausdenken, verstehen was für ein kranker scheiss das ist, versuche ich das mal in ein beispiel aus der alten zeit, wo man noch in geschäften einkaufte, zu verpacken: jemand der in einen antiquitäten-laden geht, sich dort ein paar radierungen ansieht und den laden wieder verlässt, weil er nix gefunden hat, wäre sicher nicht begeistert, wenn ihn ein clown aus dem laden hinterherläuft. wenn dieser clown ihm dann durch die stadt folgt, vor ihm rum tanzt und ihm die bilder die er offenbar nicht haben wollte auf plakaten zeigt — ist das dann gute werbung?
eher nicht. der laden, der solche clowns durch die gegend schickt um ehemalige besucher zu verfolgen, wirkt dubios. oder wie die beifahrerin das ausdrückte: „einen laden wie dawanda kann man doch eigentlich nicht doof finden. aber die haben mit ihren anzeigen das unmögliche geschafft, ich finde dawanda jetzt sehr, sehr zweifelhaft.“
tritt ilse aigner jetzt eigentlich öffentichkeitswirksam aus dem meldeamt aus, wegen dem mangelnden datenschutz? wie damals bei facebook?
neben der tatsache, dass ich in diesen tweet (natürlich) einen tippfehler eingebaut habe, wollte ich dem tweet oben eigentlich nur etwas kontext zuteil werden lassen.
Ich habe mich nach einem Gespräch mit Vertretern von Facebook dazu entschieden, meine Mitgliedschaft zu beenden. Als Verbraucherschutzministerin kann und will ich es nicht akzeptieren, dass ein Unternehmen wie Facebook gegen das Datenschutzrecht verstößt und die Privatsphäre seiner Mitglieder in weiten Teilen ignoriert.
am 29. juni 2012 verabschiedete der bundestag ein gesetz zur „Fortentwicklung des Meldewesens“, von dem patrick beuth auf zeit.de meint, dass es „auch Gesetz zur Rückentwicklung des Datenschutzes“ heissen könnte. nicht nur bleibt es dabei, dass der weitergabe privater adressdaten ausdrücklich widersprochen werden muss, obwohl die regierung anfangs einen opt-in-mechanismus für die adresshandel-erlaubnis versprochen hatte. zusätzlich besagt das gesetz, dass auch bei einem widerspruch, die daten „zur Bestätigung oder Berichtigung bereits vorhandener Daten“ genutzt werden können. also praktisch immer.
manuel höferlin von der FDP-bundestagsfraktion sagt dazu (via):
Wir haben das Recht der betroffenen Person, einer automatisierten Melderegisterauskunft zu widersprechen, gestrichen. Bevor hier wieder das Geschrei aus der Opposition kommt: Die Entscheidung war richtig.
der grund dafür liegt auf der hand: geschäfte. direktmarketing-, inkassounternehmen, verwertungsgesellschaften wie die GEZ würden empfindlich in ihren abläufen gestört, wenn sie nicht automatisch auf aktuelle melderegisterdaten zugreifen könnten. der datenschutz muss da zurücktreten vor dem gemeinwohl den geschäftinteressen.
Auch der Umgang im weltweiten Internet braucht Regeln, die Datenschutz und Privatsphäre sichern.
die meldeämter sind nicht teil des internets und brauchen deshalb den datenschutz und die privatsphäre nicht zu sichern? wieso kann ilse aigner das bei facebook nicht akzeptieren, bei den meldeämtern aber schon?
ich muss seit sonntag immer lachen, wenn ich auf spiegel-online die werbung für den neuen spiegel sehe:
möglicherweise ist das aber gar keine unabsichtliche ironie, wenn man werbung für eine „digitale diät“ mit werbung für die eigene digitalen apps, digitalen ausgaben und digitalen diskussionsforen kombiniert.
vielleicht wird man mit solchen absurditäten einfach zeuge, in was für eine verfahrene situation sich der spiegel mit seiner fundamentalen wir-hassen-digital-haltung manövriert hat. das ist wie einen ertrinkenden zu beobachten, der ein t-shirt mit der aufschrift „FUCK YOU DLRG!“ trägt. demnächst dann auf dem spiegel-titel: „wie sie ihre sorgen los werden, indem sie weniger lesen“ oder „so kündigen sie ihre zeitschriften-abos“.
am montag im iCE las ich im tagesspiegel diesen artikel über ein zehn jahre altes, leicht esoterisches, aber ganz niedliches projekt von wolfgang kraker von schwarzenfeld aus fünf steinen irgendwo in einem park in berlin. in dem artikel geht es um indianer, die den stein zurück wollen, um den künstler, der meinte alle papiere und einverständnisse für die ausfuhr des steins zu haben und um politik. schön differenziert von katja reimann zusammengeschrieben. natürlich hab ich den artikel im laufe der woche fast wieder vergessen, weil man tagesspiegelartikel auf papier ja nicht bei pinboard speichern kann.
dann fiel mir in meinem RSS-fluss dieser artikel auf boingboing.net auf. er ist vom reuters journalisten stephen brown, der ihn auf englisch, etwas kürzer und etwas weniger differenziert als katja reimann aufschrob. bemerkenswert zumindest, dass der brown-artikel auf boingboing eine nahezu wortgleiche übernahme aus stephen browns blog ist.
ich finde das ein kitzekleines bisschen bemerkenswert. einerseits weil ein klarer hinweis und link auf das crosspost fehlt (immerhin verlinkt boinboing auf browns blog). andererseits frag ich mich, warum man das nicht einfach verlinken konnte. irgendwe fühlt sich dieses syndizieren von texten (was auch die huffington post und carta.info gerne machen) an wie in den 80er-jahren in amerikanischen tageszeitungen verteilen von texten an mehrere stellen voll 80er-jahre-mässig an.
If I’ve learned anything, it’s that we can never let the chaos and injustice make us so blind with anger that we become part of the problem. Understanding, compassion, kindness and love are the only true revolutionary ideals. When we compromise those we become what we despise and we lose our humanity.
ein bisschen pathetisch, aber sehr wahr. ich glaube amerikanisches fernsehen schult mich sehr in pathos-toleranz und -ingnoranz. schlimm wird der das pathos des amerikanischen fernsehens erst durtch die synchronisierung. glaub ich.
eben die erste folge von aaron sorkins neuer HBO-serie „the newsroom“ gesehen. und ix bin begeistert. sorkin ist wieder mindestens so gut wie zu the „west-wing“-zeiten. dialoge, die beides sind, leicht pathetisch und lakonisch. dialoge voller die am besten funktionieren, wenn die protagonisten wie irre durch die gegend laufen, schnell, so geschliffen, dass kein mensch sie sich spontan ausdenken könnte, und doch wahrhaftig und realistisch. sorkins fernsehsendungen sind voll mit überdurchschnittlich intelligenten menschen*, die ständig geschliffene reden halten und doch wirkt jede situation, bis ins letzte augenzwinkern, realistisch.
nachdem ich die erste folge von the newsroom gesehen habe, wünschte ich mir nichts sehnlicher, als die ganze erste staffel the newsroom als uk-import DVD neben mir liegen zu haben und die nacht über 8 folgen nacheinander sehen zu können. wie das manchmal bei „the west wing“ oder „the wire“ passierte. is aber nicht. auf die DVD müssen wir mindestens ein jahr warten.
amerikaner können sich auf youtube mit der ersten folge anfixen lassen. europäer müssen sich einen VPN-zugang besorgen (affiliate- und rabatt-code PVUVGHT für black VPN) und gut english können um sich anfixen zu lassen.
I'm aware that my musings run counter to some of the more prominent early reviews in high-profile publications such as The New Yorker and the New York Times. But with all due respect (and I have a lot of it for those reviewers), I just don't think they "get it"; they've somehow missed the breadth, depth and "got it right" qualities –- and importance — of Newsroom. Maybe it's because they are print people. Then, too, maybe they're right and I'm wrong. I never rule out the possibility of that. But I've lived in the world of television newsrooms for most of my adult life. I know the people, the venues and the challenges — the satisfactions of success and the heartbreak when things go awry. From where I sit and based on my experience, Sorkin and crew have got it amazingly right, even when they over talk it.
But if you liked the movies Citizen Kane, Network, and Broadcast News, if you liked the television series West Wing, Mad Men, or The Good Wife, you're going to love Newsroom. At least the first installment. And if Sorkin, his writers and their excellent actors can maintain this level, you'll probably like the full run.
[nachtrag 27.06.2012]
sarah nicole prickett hat mit aaron sorkin gesprochen und die show ganz gut seziert:
Months before seeing the pilot, I read its entire (leaked) script. […] The great American dialectic – optimism and realism, faith and reason – is thrillingly animated onscreen, but hardly moreso than on the page. I had to watch the show twice just to believe (a) how good that script was and (b) how incredibly convinced of its goodness, in every sense of “good,” it was.
[Ich halte] das Abreißen von Denkmälern für den falschen Weg, um sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen. So geraten Ereignisse eher in Vergessenheit, als dass sie ins nationale Gedächtnis übergehen und aufgearbeitet werden. Und wer bitte darf entscheiden, welche Denkmäler stehen bleiben dürfen und welche nicht? Wenn man Geißler konsequent weiterdenkt, müsste man auch andere Preußen-Bauten wie Brandenburger Tor, Staatsoper oder Reichstag abreißen.
in dem video, in dem sich geißler für die sprengung ausspricht, nutzt geissler viele worte („unnötig“, „sinnlos“, „dämlich“, „hässlich“, „künstlerisches desaster“) die, würden sie als kultureller massstab genutzt, wohl zur beseitigung oder sprengung der halben republik führen würden. auch wenn geißler die kritik an der siegessäule im februar noch etwas differenzierter formulierte, schrammt er grundsätzlich am kerngedanken von denkmälern vorbei:
denkmäler sollen erinnern, nicht glorifizieren. denkmäler können zum denken anregen, tun sich aber eher schwer damit menschen zu fanatisieren oder „rechtskonservatives und deutschnationales Gedankengut“ zu verbreiten.
mal ernsthaft: ist geißler wirklich so merkbefreit, dass er nicht zu sehen vermag, dass die siegessäule (und unzählige andere denkmäler) in ihrer bedeutung längst umgewidmet wurden? denk ich an die siegessäule, fallen mir zuerst techno-kack und ein schwulen-magazin ein. denk ich an kaiser wilhelm, fällt mir zuerst taubenkacke ein. denkmäler sind lediglich in der theorie und in den köpfen von sehr alten menschen ehrungen.
klug wie ein kühlschrank, damit ist lothar matthäus gemeint. arno frank zitiert ausgiebig aus der doku und benutzt wahrscheinlich ziemlich naheliegende worte: „sechsteiliges Schlamassel“, „anrührend“, „bizarr“.
er beklagt sich aber, dass die doku es nicht matthäus selbst überlässt, sich selbst „vorzuführen“:
[…] Dieser Moment wird von hämischer Comedy-Musik und der gehässigen Erzählstimme aus dem Off ruiniert, deren stets maliziöser Ton vorgibt, wie man das alles finden soll: dumm.
gleichzeitig kann es sich aber auch arno frank nicht verkneifen nach einem langen vollzitat von matthäus vorzugeben wie man das alles zu finden hat. nämlich dass matthäus im „Oberstübchen“ nicht ganz in ordnung sei.
eine sich selbst und ihre mittel kritisierende kritik. das ist mal innovativ. /via rivva.de
am und um den hackeschen markt roch es heute leicht nach katzenpisse. eigenartigerweise mag ich den geruch grundsätzlich, obwohl ich für katzen nicht viel übrig habe (was wohl auf gegenseitigkeit beruht). leichter katzenpisse-geruch erinnernt mich an den dachboden des (ehemaligen) stalls an unserem damaligen haus in aachen. dort hatte ich mich alternativ zu meinem kinderzimmer häuslich eingerichtet. ein tisch, ein stuhl, eine decke und spielzeug nach wahl. einmal haben dirk und ich dort die konsistenz und adhäsionsfähigkeiten von slime getestet. die oberflächenhaftung von slime war in der tat, wie wir erwarteten, recht gering. mit ausnahme der haare, wie wir herausfanden, als ich das zeug in dirks haare goss. als sofortmassnahme gegen die grün verklebten haare überlegten wir uns die sofortige entfernung des slime mittels einer schere. dirk und ich waren mit dem ergebnis zufrieden, die mutter von dirk, die friseurin war, empfahl mir, als sie dirk sah, sehr nachdrücklich einen berufsweg in einer anderen branche als dem friseurhandwerk.
in diesem dachboden roch es immer so, wie es heute am hackeschen markt roch. nach katzenpisse. ob es am hackeschen markt allerdings wirklich nach katzenpisse roch oder ob ich den geruch aus irgendeinem unerfindlichen grund selbst emitierte, weiss ich leider nicht mit gewissheit.
an der sparkasse am hackeschen markt sitzen fast immer um spenden bittende punker. manchmal sitzen die auch in der windfalle der bank und öffnen die türen für die geldautomaten-junkies die rein und rauslaufen. heute sassen die punker vor der bank. als jürgen vogel in die bank lief rief einer der punker laut „ist das der dings?“ was meine und die aufmerksamkeit von jürgen vogel kurz auf den punker lenkte. wir sahen den punker beide kurz an, jürgen vogel im windfang der bank, ich im vorbeilaufen an der bank. als der punker jürgen vogels freundliches gesicht sah, rief er „ja das isser! du bist der beste schauspieler von allen!“
jürgen vogel grinste, ich lief weiter. mir fiel nichts weiter auf, ausser das jürgen vogel genauso klein war, wie ich mir das vorgestellt hatte und dass es leicht nach katzenpisse roch.
eigenartigerweise ist die sendung nicht in der ARD-mediathek, sondern nur von jemandem privat hochgeladen auf youtube. das ist natürlich auch ein weg der web-depublizierung zu entgehen: gar nicht erst im web publizieren.
die sendung habe ich mir angesehen, weil ich diesen ziemlich pathetischen text von stefan kuzmany gelesen habe. schreibt der eigentlich immer mit dieser verkrampften lockerheit, der kuzmany?
ich musste während sendung mehrere male in mich hineinkichern und fand das zusammenspiel von pastewka und feuerstein sehr witzig. auch wenn feuerstein am anfang der sendung sagt, dass er pathos hasse, wird er einmal doch ein bisschen pathetisch und dagt irgendwann mal: „das leben ist ein einziges abschiednehmen.“ vielleicht wollte er aber auch einfach mal wieder was doofes sagen und es rutschte ihm ausversehen pathetisch raus.
die etwas peinliche spiegel-„markenkampagne“ die der spiegel mitte mai mit einer pressemitteilung ankündigte („Die Grundidee der Markenkampagne: [blah] Journalisten, die Woche für Woche die Republik mit ihren Artikeln begeistern und dabei nicht nur Politiker in Atem halten.“) und über die ich mich letzten monat köstlich amüsiert habe, ist aus dem download-service der spiegel-gruppe verschwunden.
der alte downloadlink ist jetzt passwortgeschützt (google-cache) und die navigation um einen navigationspunkt („Download-Service Markenkampagne“) ärmer geworden:
über den google cache findet man die bildmotive aber nach wie vor:
keine ahnung ob der spiegel die marken-kampagne schon nach 30 tagen eingestampft hat oder hinter einer halbdurchlässigen paywall hat verschwinden lassen. konsequent wäre es ja.
Der Entwurf stand am Vormittag, spätestens 10:26 Uhr, im Netz. Seitdem liegt er dem ganzen fucking Internet vor.
»Spiegel Online«, »Zeit Online« und diverse räudige Blogs legen den Entwurf ihren Lesern per Link vor. Die »Süddeutsche Zeitung« teilt ihren Lesern mit, dass ihr der Entwurf vorliegt.
neu ist die linkallergie von grossen medienhäusern und der SZ im speziellen ja nicht gerade. faszinierend finde ich aber, dass blätter wie die süddeutsche ihre peinlichen phrasen wie „[irgendein scheiss] liegt diesem blatt vor“ oder „wie [wir wichtigtuer] aus gut informierten kreisen erfuhren“ einfach nicht mit einer weniger wichtigtuerischen ausdrucksweise ersetzen wollen.
eigentlich wollte ich aber auch nur meine assoziation zu stefan niggemeiers überschrift („Geht sterben (10)“) und dem leistungsschutzrecht (allgemein und speziell) aufschreiben:
ich musste eben auf dem klo auch daran denken was die verleger und die stumpen vom springer verlag eigentlich wollen. es scheint tatsächlich so eine art rückzug in den keller zu sein, aus angst auf der strasse, an der frischen luft, nicht genügend aufmerksamkeit und geld machen zu können. im dunklen keller, der schwer zu finden ist und eintritt kostet, soll das dann mit dem geldverdienen mit journalistischen inhalten besser werden. logisch.
Der Gesetzentwurf des Leistungsschutzrechts für Presseverlage ist in Blogs und Tweets heute lebhaft diskutiert worden. Es überwiegt die Kritik. Das neue Recht werde Bloggern schaden, die Meinungsvielfalt beschränken und das Netz zerstören, heißt es. Unklarheit der Gewerbedefinition führe zu Rechtsunsicherheit, Abmahnwellen und Prozesslawinen. Doch die Sorgen sind übertrieben.
interessant finde ich, dass er keinen der kritischen beiträge in blogs und tweets verlinkt und nicht etwa schreibt „die Sorgen sind unbegründet“, sondern „die Sorgen sind übertrieben“. das lässt wirklich schlimmes befürchten.
auch amüsant, dass er meint private blogger könnten mit dem leistungsschutzrecht geld verdienen, indem sie ihre texte lizensieren. klar, 10 semester jura-studium und jeder blogger ist dank des leistungsschutzrechts in der lage lizenzen zu verhandeln und ab- und anzumahnen. käufmännisches wissen schadet dem privatblogger beim verwalten der einnahmen natürlich auch nicht.