man kann deutlich ablesen an welchen tagen ich mehr als einen artikel veröffentlicht habe (die pageviews, also artikelansichten gehen in die höhe) und an welchen tagen ich nichts schrob (visits und pageviews gehen als flache linie in den keller).
die regulären besuchszahlen auf wirres.net zeigen das nicht so deutlich, hier gibt es ein viel grösseres grundrauschen — zumindest bei den besucherzahlen und seitenansichten.
klar scheint auch: ich habe um ein vielfaches mehr RSS-leser und artikelansichten als besucher der website. ausserdem war die letzten 30 tage auch nicht besonders viel los auf wirres.net. mein umzug, renovierung und umbauten haben viel zeit gefressen.
mit einer erweiterung der functions.php-datei im jeweiligen themes-ordner, sollte das piwik-RSS-gedöns übrigens auch mit wordpress-blogs funktionieren. den code habe ich von hier, leicht modifiziert und nicht ausprobiert:
von einem begehbarem schrank habe ich immer schon geträumt. zwar eher in form eines geheimraumes, mit vielen monitoren, knöpfen und steuerknüppeln um die geschicke der welt aus dem geheimen zu lenken, aber so eine begehbare rumpelkammer ist ja schonmal ein anfang.
die abgehängte decke haben wir vom vormieter mitsamt den 90er jahre spots übernommen. ohne grossrenovierung werden wir die decke auch nicht mehr los, weil darüber alle heizungsrohre, kabel und sonstigen leitungen verlegt sind.
die eingezogene wand sieht aus wie 2 meter pax, ist aber in echt nur 50 zentimeter pax. wenn ich mich nicht verrechnet habe, sind pax-spiegel-türen die günstigste methode um an zwei mal zwei meter geschliffene spiegel zu kommen. hinter den spiegeln sind dann neben dem 50 zentimetern pax noch ungefähr 2,3 meter ivar und 80 zentimeter billy; platz für ungefähr fünf bis sechs kubikmeter rumpel.
vorher
rohbau
gipskarton-verkleidung (pünktlich zu halloween)
fertig - naja, fast
jetzt aber fertig, bis auf das teppichgedöns
mein letzter umzug war allerdings gar kein echter umzug. als ich die beifahrerin in berlin kennenlernte, fing ich an regelmässig nach hamburg in ihre wohnung zu pendeln. irgendwann verbrachte ich auch die wochenenden dort. gearbeitet habe ich weiterhin in berlin und natürlich habe ich auch meine kleine ein-zimmer wohnung behalten, in der seit meinem einzug im jahr 2002 auch noch ein paar umzugskisten und umzugssäcke unausgepackt an die wand gestapelt standen. der umzug nach hamburg zur beifahrerin bestand im wesentlichen darin, dass ich meine zeitschriften-abos dorthin ausliefern liess, meinen laptop dort aufbaute (und wieder abbaute) und regelmässig schmutzige wäsche mitbrachte.
die umzugkisten in berlin blieben eingepackt, von meinem haushalt hat ausser meinem nagelknipser nichts den weg nach hamburg gefunden.
in berlin war die beifahrerin auch gelegentlich, dass einzige worauf sie bestand war die anschaffung einer 140cm breiten matraze, die die 90cm breite matraze auf dem boden ablöste.
mein erster umzug war 1986, als ich als 17-jähriger für ein jahr nach amerika zog. umgezogen bin ich mit einem koffer und einem rucksack. als ich ein paar jahre später für meinen zivildienst nach fulda zog, passte der umzug auch in einen koffer und einen rucksack. 1994 bin ich dann nach stuttgart gezogen, um dort zu studieren. dorthin bin ich mit unwesentlich mehr sachen umgezogen als vorher, zum koffer und rucksack gesellten sich ein sofa, ein alter küchentisch und ein paar alte ikea-regale meiner eltern und von freunden. in stuttgart bin ich dann noch zweimal umgezogen beim zweiten mal verzichtete ich bereits auf das auspacken der kisten.
die kisten habe ich jetzt knapp 12 jahre später ausgepackt, weil die beifahrerin darauf bestand „den alten scheiss“ nicht mit in die neue berliner wohnung mitzunehmen. den grossteil habe ich weggeschmissen, nur von den büchern kann ich mich (leider) nicht trennen. das sofa mit dem ich mal nach stuttgart zog und der alte küchentisch werden demnächst bekanntschaft mit einem recyclinghof in berlin machen, der rest meiner kisten dürfte in einen VW-bulli passen.
in hamburg haben sich allerdings durch die dorthin ausgelieferten zeitschriften-abos, buch- und möbelneukäufe — und natürlich die bestände der beifahrerin — ca. 30m³ materal angehäuft. das wird jetzt alles am samstag in die neue wohnung im wedding geschafft.
in der neuen wohnung würde ich gerne alt werden. zuhause ist für mich der ort an dem ich ikea-möbel aufbaue und lampen an die wand oder decke schraube. in meiner berliner wohnung habe ich nicht „gewohnt“, sondern geschlafen. ein zuhause war das nie. gefrühstückt habe ich am liebsten in cafés, abend gegessen habe ich entweder ausserhalb oder etwas zubereitet, was ich nur in den ofen schieben musste. besuch habe ich dort nur empfangen, wenn es sich nicht vermeiden liess.
und obwohl ich in hamburg nie offiziell eingezogen bin, im sinne eines umzugs der über das mitbringen meines rucksacks hinausginge, habe ich dort soviele möbel aufgebaut und lampen angeschraubt und sogar ein bett gekauft (in berlin lag 10 jahre lang lediglich eine matraze auf dem boden), dass es für mich zum zuhause wurde. in hamburg habe ich zum ersten mal seit vielen jahren wieder einen ort zum wohnen gehabt. einen platz zum schlafen zu wechseln ist nur ein bisschen mühselig, aber emotional völlig problemlos. etwas dass zu einem zuhause geworden ist zu wechseln ist aber mehr als lästig. man hinterlässt etwas, in das man investiert hat, gefühle und arbeit. die investitionen lösen sich in luft auf. deshalb hasse ich umzüge.
trotzdem freue ich mich auf die neue wohnung, eine wnderbare altbauwohnung mit irre hohen decken im wedding, umgeben von guten einkaufsmöglichkeiten und guter (nah-) verkehrsanbindung. ich habe vor dort sehr viele möbel aufzubauen, sehr viel zu wohnen und nicht mehr so schnell wegzuziehen.
und gäste werden wir dort auch wieder empfangen können.
die idee hatte ich schon länger, umgesetzt habe ich es erst gestern. die idee war, warum nicht mit piwik die anzahl der RSS-feed-leser messen? eigentlich müsste es doch gehen, indem man einfach ein piwik-zählpixel ans ende von jedem artikel in den feed packt. feedburner macht das mit feeds die er ausliefert auch so, warum sollte ich das also nicht selbst machen? zumal piwik nach wie vor eine API hat, mit der ich die zahlen anderswo benutzen kann.
für das RSS-zählpixel habe ich eine neue „site“ in piwik angelgt und füge nun jedem artikel der als RSS das haus verlässt (und nur da) folgendes bild hinzu:
<img src="http://rlog.de/piwik/piwik.php?idsite=5&rec=1&action_name=links vom 30.10.2012" style="border:0" alt="" />
die einzelnen argumente bedeuten:
idsite: das ist die piwik-site für die RSS-messung
rec: erzwingt mit dem wert 1 die zählung. keine ahnung warum, aber ohne diesen parameter ignoriert piwik den aufruf des zählpixels
action_name: ich habe es nicht geschafft piwik custom-variables oder kampagnen mitzugeben, damit ich eine auswertung der pageviews (oder RSS-views) einzelner artikel bekomme. mit action_name setze ich einfach den artikelnamen, was eine prima übersicht von den leserzahlen einzelner artikel ergibt, die ich ausserdem auch per API abfragen kann.
so sieht das nach 1,5 tagen aus:
ich wusste zwar, dass ich viele RSS-leser habe, aber die zahlen haben mich dann doch erstaunt: gestern gabs laut piwik 701 reguläre website-besucher die 870 pageviews generierten. im gleichen zeitraum hat die RSS-messung 1095 besucher gezählt, die 1911 meiner seiten in ihren feedreadern angesehen haben. 2,7 1,5 mal mehr besucher per RSS. sauber.
damit kann ich recht komfortabel die kernmetriken jeder seite abfragen und bekomme eine freundliche json-antwort. zum bespiel für die regulären besucher der links vom 30.10.2012 und die RSS-besucher.
diese zahlen lade ich jetzt auch per ajax in den meta-bereich unter jdem artikel nach. für die anzeige nehem ich natürlich die grössere zahl, weise aber bei einem mausüberflug beide getrennt aus:
bei den mediadaten sind jetzt auch beide grafiken der besucher der letzten 30 tage zu sehen.
letzte woche habe ich tim mälzers greenbox aus der packstation geholt und mich sehr gefreut. gleich das erste rezept schien sehr toll zu sein. vielen dank an steffen bräutigam, der offenbar promt auf meine subtile andeutung reagiert hat und mir das buch von der amazon-wunschliste weggekauft hat.
vorletzte woche war ein mitarbeiter der spedition bei uns die uns schon vor ein paar wochen das günstigste umzugsangebot gemacht hat. vor allem hatte die firma unseren umzugsumfang auf 26-29 m³ geschätzt, die meisten anderen auf 35 m³. nach dem besuch wurde das angebot inklusive der zwei parkverbotszonen einen tick günstiger als ich mir vorher ausverrechnet hatte (um die 1000 euro). verlinken kann ich den laden leider nicht, weil das unternehmen keine webseite hat. gute angebote macht die „Hanseatische Möbel & Spedition“ (so stehts im briefkopf) aber auf jeden fall. wer auch ein angebot für nen umzug aus der region hamburg sucht kanns ja mal probieren: telefon: 04131 / 60 54 661, email: antik-trans at online.de
freitag, samstag und montag habe ich mit dem abschleifen von 75 m² dielenboden in unserer neuen wohnung verbracht. wir hatten angebote bei myhammer von ungefähr 1000 euro, haben uns aber dann doch entschieden das selbst zu machen. die kosten um die nötigen maschinen inklusive schleifmaterial und versiegelung (bei uns öl) für drei bis vier tage zu leihen dürften so um die 400 euro liegen. der laden wo wir die maschinen geliehen haben erklärt auch mit diversen youtube-videos wie das funktioniert. im prinzip ist das auch ganz einfach, was man auf den videos nicht erkennt ist, wie anstrengend das ist. insbesondere das ränderschleifen mit dem winkelschleifer ist irre staubig und unvorstellbar anstrengend (wenn man über 40 ist). ich habe noch nie in meinem leben so sehr am knie geschwitzt wie in den letzten drei tagen. ist aber sehr schön geworden.
[I]ch fand Clowns immer, auch schon als Kind, furchtbar, peinlich, zum Weglaufen. Der Clown bei Roncalli war tatsächlich eine mir nie vorgekommene Bestleistung.
ich fand clowns schon immer toll. na gut nicht alle, die weissen clowns fand ich bereits als kind arrogant, unwitzig und prätentiös. aber die dummen auguste, die mochte ich immer. selbstverständlich habe ich mich (als kind) zum karneval auch (fast) immer als clown verkleidet. einmal wollte ich mein clown-kostüm einen schwierigkeitsgrad höher schrauben und mich als charlie chaplin verkleiden. dafür malte ich eine mir eine blaue melone (den hut, nicht das obst) mit filzstift schwarz an, zog einen alten schlafanzug und alte schuhe meines vaters an — und sah leider nicht wie charlie chaplin, sondern wie ein penner aus. dass das der chaplin-figur, dem „tramp“, also einem landstreicher, sehr nahe kam, habe ich mir erst in den letzten jahren zusammengereimt.
meine schwester hingegen hatte schon als dreijährige unbändige angst vor clowns. wenn ich meine clown-perücke¹ anzog lief sie laut schreiend und verängstigt davon. möglicherweise ist die clown-sympathie oder antipathie genetisch veranlagt. aber ich fand clowns nicht nur toll, sondern wollte auch immer selbst einer werden. auch hier fiel mir erst in den letzten jahren auf, dass ich diesen kindheitstraum von mir schon sehr lange wahr gemacht habe; nicht nur dass ich an kaum einer laterne vorbeigehen kann ohne so zu tun als wär ich dagegen gelaufen, mitunter trete ich auch vor ein paar hundert leuten auf, die, wie ich mir das als kind bereits ausgemalt habe, über das was ich sage und mache lachen!
das problem mit kindheitsträumen ist ja das begrenzte vokabular das einem als kind zur verfügung steht. hätte ich die beiden worte bereits als kind gekannt, hätte ich auf die frage was ich später mal werden wollte sicher geantwortet, dass ich gerne ein witzelsüchtiger dilettant werden würde.
und wie alle dilettanten schätze und sehe ich mir die arbeit von profis extrem gerne an.
1) warum clowns rote glatzen-perücken tragen erschliesst sich mir nicht wirklich. und wenn ich nachdenke, erschliesst es sich auch nicht, warum sie rote nasen tragen.
ich frage mich ja, was der reiz daran ist eine sache mit ihrer generischen bezeichnung zu benennen. ein magazin „das magazin“ zu nennen ist offenbar auch in deutschland und der schweiz beliebt — jetzt offenbar auch in iosland. ich glaube es gibt einen autohersteller, der seine autos „das auto“ nennt und sogar einen taschentuchhersteller der seine papiertaschentücher „tempo“ nennt. und obwohl ich diesen generik-scheiss nicht gut finde, finde ich das magazin von marco armend gut.
eben hab ix bei maximilian buddenbohm gelesen, dass er ein spiel zum testen geschickt bekommen hat, es ein paar mal gespielt hat und dann seine söhne gefragt hat wie sie das fanden. er schrob dann ins blog, dass sohn 1 es „gut“ im sinne von „gut gut“ fand. und dann schrob er:
Spiele zu testen finde ich nett – wenn Sie zufällig auch Spiele herstellen, immer her damit. Das ist keine bezahlte Werbung und ich teste nicht alles, aber Spiele passen natürlich tatsächlich ganz gut.
das brachte mich auf die idee (eigentlich brachte es die beifahrerin auf die idee) mal hierhin zu schreiben ob es keine umzugsunternehmen gibt die mal gestestet werden wollen. das muss nicht kostenlos sein, aber vielleicht etwas günstger als es auf dem freien markt ist.
wir haben ein paar umzugsunternehmen angefragt uns angebote zu schicken und inklusive halteverbotszonen in berlin und hamburg rangieren die angebotspreise derzeit zwischen 1052 und 1260 euro. meine überschlagsrechnung für das transportgutvolumen beläuft sich zwischen 26 m³ und 28 m³. das hat auch ein umzugunternehmer geschätzt, ein anderer besteht darauf 35 m³ als kalkulationsgrundlage zu nehmen. das zeug muss in hamburg aus dem dritten, eigentlich vierten, stock verladen werden und in berlin in den ersten stock getragen werden. wir verpacken alles und die meisten schränke sind bereits demontiert und flach verpackt. für einen guten preis setze ich mich gerne einen abend hin und schreibe über den umzug.
meine ansprüche sind bescheiden: wagen beladen, unser zeug von hamburg nach berlin fahren und die wohnung beladen und möglichst wenig aufwand für uns. wenn dan am neunten oder zehnten november klappen würde und ein umzugsunternehmen das selbstbewusstsein und den mut hat gut und günstig zu sein und mich das beurteilen zu lassen, wüsste ich nicht was da schiefgehen sollte. sollte etwas schiefgehen und ich das unternehmen eher kritisch besprechen, anonymisiere ich den namen des unternehmens auch gerne auf wunsch.
ausserdem suchen wir noch zum 15. november oder 1. dezember einen nachmieter meiner 1 zimmerwohnung im prenzlauer berg. das empfahl mir die beifahrerin zu schreiben:
1-zimmer-wohnung, 29,68 m² gesamtfläche (inkl. flur, duschbad und kochnische) zur zeit 289,30€ (incl. NK) in der lychener str. 72, prenzlauer berg, altbau, 1. stock, hinterhaus. die wohnung ist ausgestattet mit herd und spüle und gasetagenheizung.
sie hat 3 grosse fenster zur südseite, deswegen ist sie trotz 1. stock und hinterhof noch relativ hell. der hinterhof ist außerdem ganz hübsch, mit bäumen und weinranken ums fenster und ruhig.
das zimmer hat eine fläche von 17 qm. der fußboden ist hellbraun meliertes linolium, die wände rauhfaser und das duschbad weiss gekachelt.
bei interesse stehen meine kontaktdaten hier.
vor einer weile hat twitter die sogenannten twitter-cards vorgestellt, mit denen sich verlinkte inhalte in einem tweet im tweet anzeigen lassen. mit einigen webistes funktionierte das schon länger, instagram, youtube, bilder die man mit twitter hochgeladen hat. so sieht das aus:
was ich erst vor ein paar wochen erfuhr: das kann wohl jeder machen. ein paar meta-tags, wie hier beschrieben hinzufügen, testen und anmelden. das habe ich gemacht und jetzt sehen tweets die einen link zu wirres.net beinhalten so angezeigt:
wenn jemand, oder ich, eine moblog-artikel verlinkt sieht das so aus:
ich finde das ganz prima und stelle monat für monat fest, dass ein nicht unerheblicher teil meiner besucher über twitter kommt:
der edeka-markt an der fischerinsel ist eine art rentnerzoo. egal ob man morgens, mittags oder nachmittags dorthin geht, im laden stehen stets 30 bis 40 rentner rum. kein scheiss. die stehen dort, ohne sich fortzubewegen. ich bin ziemlich sicher, sie bewegen sich auch irgendwann, aber ich habe das bis heute nicht beobachten können.
soviel ist jedenfalls klar, auch wenn ich es bisher nie sah: die rentner müssen sich bewegen, denn wenn man an die kasse geht sind immer schon 3 bis 4 von ihnen dort. an der kasse entwickeln die rentner einen eigenartigen ehrgeiz: sie wollen immer auf den cent genau bezahlen. das dauert immer eine weile, weil sie schwierigkeiten haben die silber-, kupfer- und messingfarbenen münzen auseinanderzuhalten, die sie in grosser zahl in ihrer geldbörse gesammelt haben.
vor ein paar tagen im edeka habe ich eine rentnerin beobachten können, die das unerhörte wagte, was selbst ich noch nie gewagt habe. die dame wollte mit einem grossen schein zahlen. es war ein fünfziger, allerdings ein fünfzig-mark-schein.
die dame war sehr erstaunt darüber, dass man nicht mehr mit DM bezahlen könnte: „seit wann ist denn die mark nicht mehr gültig? ist das schon länger so?“
sie schien gleichzeitig überrascht und verzweifelt; was sie denn jetzt machen solle? und wie man die mark von diesen euros unterscheiden könne. ob das irgendwo auf diesem schein draufstehe?
die kassiererin blieb relativ stoisch und empfahl der dame den schein im papierkorb zu entsorgen. „aber probiern ses erstnochmal bei der bank.“
ich glaube die dame hat dann ihr schweinemett und die weinbrandpralinen mit einzelnen centstücken bezahlt.
am ende war ich aus verschiedenen gründen etwas ratlos, was ich aber, glaube ich, mit einigen der teilnehmer auf dem podium und im auditorium gemeinsam hatte. erfeulicherweise hatten einige der teilnehmer auf dem podium sogar den mut, ihre ratlosigkeit offen zuzugeben.
am anfang der veranstaltung warfen zuerst thomas lindner (einer der verlagsgeschäftsführer bei G+J) und dann carl bergengruen (vorsitzender der geschäftsführung bei studio hamburg) mit den üblichen ideologisch aufgeladenen kampfphrasen um sich. sie betonten die systemkritische relevanz der kreativwirtschaft als wirtschaftsfaktor, verglichen immaterialgüter und lizenzverletzungen platt mit brötchen und diebstahl, beklagten sich bitter über die untätigkeit der politik und insbesondere der justizministerin und lamentierten über „gratismenatlität“, „rechtsfreie räume“ und riesige materielle schäden durch urheberrechtsverletzungen im internet. carl bergengruen leistete sich auch einen wunderbaren freundschen versprecher, als er sven regener zitierte und ausversehen sagte, dass eine geselleschaft die so mit ihren kunden umgehe nichts wert sei.
ebenfalls unwidersprochen blieb die steile these von bergengruen, dass der gesetzliche schutz des geistigen eigentums eine der grössten errungenschaften der menschheit sei, und dass es ohne diesen schutz keine kultur geben könne. als ob die menschheit vor erfindung des konzepts des geistigen eigentums völlig kulturlos gewesen sei und als ob es unter dem schutz des des urheberrechts niemals hungernde und darbende künstler und kreative gegeben hätte. die üblichen pauschalisierenden, bestandswahrenden und angstdurchwirkten sprüche eben.
der direktor des hans-bredow-instituts und mitglied der enquete-kommision internet und digitale gesellschaft wolfgang schulz erdete die diskussion mit seinem vortrag dann ein bisschen. er wies darauf hin, dass im zwischenbericht urheberrecht der enquete kommision bereits ein breiter grundkonsens quer durch alle beteiligten fraktionen und interessensgruppen erreicht worden sei. so sei in dem bericht unter zustimmung aller beteiligten formuliert worden, dass es der schutzrechte bedarf und dass diese schutzrechte nicht aus der nutzerperspektive neuformuliert werden müssten. das gewohnheitsmässige gejammer der rechteverwerter, dass die politik oder die interessenvertreter der nutzer das urheberrecht abschaffen wollten und die urheber kalt abservieren wolle, sei also überflüssig (meine worte). wer will, kann das auch im bericht der enquete-kommision nachlesen:
Nach Auffassung der Enquete-Kommission bieten auch die Umwälzungen, die das Internet mit sich bringt, keinen Anlass, das Urheberrecht aus der Perspektive des Nutzers her zu konstruieren und so vom – auch verfassungsrechtlich geforderten – notwendigen Schutz der ideellen und wirtschaftlichen Interessen des Schöpfers kreativer Güter abzulösen. Es gibt auch keinen Grund, das Konzept grundsätzlich in Frage zu stellen, Immaterialgüter vor allem durch Ausschließlichkeitsrechte der Urheber marktfähig zu machen und darüber die Anreize, Werke zu schaffen, zu erhöhen.
wolfgang schulz forderte in seinem schlusswort auch mehr handfeste argumente. er meinte die politik wäre durchaus bereit zu handeln und lösungen zu suchen, wenn die verwerter mit konkreten „verwertungsproblemen“ an sie herantreten würden. er plädierte auch dafür, mit einem kleinen seitenblick auf den anwesenden aufsichtsratvorsitzenden der GEMA, enjott schneider, pragmatische lösungswege für die aktuellen streitfragen zu finden und nicht immer gleich nach grundsätzlichen lösungen zu suchen.
enjott schneider fühlte sich dann bemüssigt im anschluss an wolfgang schulz vortrag einen langen monolog über die ziele und zwecke der GEMA von sich zu geben und dabei zu betonen dass man kein „moloch“ sei und vor allem die interessen der „kleinen“ urheber vertrete. erstaunlicherweise lachte ihn niemand aus, allerdings wurde ihm sein satz, dass offenbar niemand die strategie der GEMA verstehe im weiteren lauf der veranstaltung mehrfach um die ohren gehauen. neben der fragwürdigen kommunikationsstrategie der GEMA fragte ich mich auch, warum die GEMA nicht transparenter handelt um genau diesen anspruch für die „kleinen“ einzustehen zu untermauern und für jeden sichtbar darzustellen. wenn ich die zahlen richtig lese, ist das was die GEMA für die „kleinen“ komponisten und dichter (angeschlossene mitglieder) ausschüttet mit durchschnittlich 100 euro pro monat (zahlen von 2010) auch nichts was ein ruhiges und beschauliches musikantenleben ermöglicht. da stehen die 3300 „ordentlichen“ und stimmberechtigten mitglieder mit monatlich im schnitt 4800 euro deutlich besser da.
auch die äusserungen von florian drücke, dem geschäftführer des bundesverbands der musikindustrie, im anschluss von wolfgang schulzes vortrag fand ich eher verstörend. er forderte unverdrossen eine wertedebatte und pauschale aufklärungskampagnen, die die musikkonsumenten zur einhaltung von gesetzen anhalten sollten. die forderung nach solchen kampagnen aus dem mund des geschäftsführeres eines verbandes, dessen mitglieder (auch) damit geld verdienen musik von kiffern, hoteleinrichtungszerkloppern oder gewaltverherrlichern zu verkaufen, fand wiederum nur ich witzig.
die contenance entglitt enjott schneider und florian drücke dann entgültig während des nächsten panels, das übrigens wunderbar flapsig, ironisch und witzig von knut foeckler moderiert wurde. in dem panel berichteten unter anderem der 16 jährige schüler jakob meiffert und die 18 jährige schülerin (und schauspielerin) sophie charlotte schirmer über die mendiennutzung von jugendlichen; die meisten wüssten, dass das was sie täten „nicht OK“ sei, täten es aber trotzdem. auch die bequemlichkeit der illegalen angebote sei ein wichtiger faktor. die tatsache dass jugendliche einerseits nicht viel geld hätten und andererseits (ausser mit itunes-prepaidkarten) legale kaufangebote kaum ohne die hilfe ihrer eltern nutzen könnten, spiele auch eine grosse rolle bei der wahl der mediennutzung. simon lange von der piratenpartei und maxim kuphal-potapenko sprachen die mangelnde legale verfügbarkeit von vielen angeboten an. die beobachtungen und berichte der beiden schüler, aber auch die mangelnde distanzierung und ausbleibende verdammung illegaler mediennutzung durch den moderator knut foeckler brachte schneider und drücke offenbar in rage. illegale mediennutzung nicht klar zu verurteilen und nur „lapidar“ zu kommentieren sei fahrlässig und liesse mangelnde durchdringung der materie erkennen. schliesslich gehe es „um verdammt viel“. foeckler blieb lapidar und stellte fest, dass sich hier offenbar viele „befindlichkeiten“ ergiessen würden, speziell über ihn selbst.
die nächste äusserung des piraten simon lange, dass die disruption der musikbranche ja auch positive aspekte habe, beispielsweise dass jetzt eben viele musiker musik aus passion und nicht aus wirtschaftlichen gründen machten, erzürnte dann den abmahnanwalt björn frommer. der fand die haltung von lange „lebensfremd“ und meinte die diskussion solle sich doch bitte mal mit der frage beschäftigen, warum sich niemand an die gesetze hielte. dass aus dieser fragestellung auch eine gewisse lebensfremdheit durchscheint, hat dann leider niemand laut ausgesprochen. im laufe der immer hitzigeren debatte meinte frommer dann irgendwann, dass die jugend „versaut“ sei und gar nicht mehr wisse, dass man für geistige leistungen anderer bezahlen müsse. er verneinte auch vehement die these, dass menschen die illegal medien konsumieren durchaus auch legale angebote nutzen würden.
an diesem punkt der diskussion implodierte meine ratlosigkiet dann zu einer tiefen hoffnungslosigkeit. rechtevertreter die aggressiv und tief emotional auf die lebenswirklichkeit von jugendlichen reagieren. rechtsanwälte die glauben mit rechtsdurchsetzung liessen sich alle gesellschaftlichen probleme und umwälzungen lösen. ein pirat der kaum zu wort kam und wenn er das wort hatte, die forderungen seiner partei nicht klar rüberbringen konnte. ein GEMA-vertreter der maximalforderungen stellt, aber auch legale angebote wie spotify als unbefriedigend und unzureichend für die urheber darstellt. menschen in leitenden positionen in medienunternehmen und berater die offenbar ratlos sind. medienunternehmer die von legalen angeboten schwadronieren, aber selbst unfähig sind attraktive angebote zu entwickeln.
wie ausserordentlich ausgeprägt die unfähigkeit mit den kunden, der zielgruppe zu kommunizieren bei den rechteverwertern, aber auch den interessen ihrer verlegern ergebenen journalisten ist, zeigte sich dann an einer zwischenbemerkung aus dem publikum, die im krassen kontrast zu den bisherigen theorie- und wunschdurchwirkten äusserungen der vertreter der kreativen stand: jemand mit eindeutig erkennbarem migrationshintergrund erzählte wie er die „kids“ in seiner nachbarschaft fragte, ob sie für ihre musik zahlen würden. niemand von denen die er fragte hatte für die musik die er hörte geazhlt. als ihm dann videos mit rappern von dicken autos und mit goldketten gezeigt wurden, fragte er, wie denn die rapper, die sie so toll fänden, diese dicken kisten bezahlen sollten und ob sie wollten, dass diese rapper demnächst mit nem opel corsa posieren würden. mittlerweile aber seien itunes-pepaidkarten zu kleinen prestige-symbolen geworden. mit einer kleinen intelligenten bemerkung hat hier jemand wahrscheinlich mehr erreicht, als björn frommer mit 100 abmahnungen.
eins der hauptprobleme in der urheberrechtsdebatte ist ganz offenbar die unfähigkeit aller beteiligten miteinander auf augenhöhe zu kommunizieren. die rechteverwerter werden aggressiv und fordern rechtsdurchsetzung und aufklärung zur gesetzestreue, wenn sie mit der lebenswirklichkeit der kundschaft konfrontiert werden. die zielgruppe reagiert mit unverständniss, wenn ihr juristisches kauderwelsch an den kopf geworfen wird und abmahnungen ins haus flattern. die einen fordern respekt gegenüber den künstlern, meinen aber eigentlich respekt vor ihren erodierenden geschäftsmodellen und behandeln ihre (potenziellen) kunden wie verbrecher oder dummköpfe die aufgeklärt oder bestraft werden müssen.
besonders hoffnungslos hat mich der irrglaube gestimmt, dass man die umbrüche, die das internet initiert, allein mit gesetzlichen regelungen und ihrer durchsetzung kitten könnte. offenbar haben die rechteverwerter nicht nur nichts aus den problemen der musikindustrie gelernt, sondern auch nichts aus der prohibition und der drogenpolitik der letzten jahrzehnte gelernt. weder die prohibition, noch das verbot von drogen, noch aufklärungskampagnen haben den alkohol- und drogenkonsum weiter gesellschaftlicher schichten stoppen können. wertedebatten, lobbyismus oder stahlharte durchsetzung von gesetzen lösen gesellschaftliche (oder drogen-) probleme nicht, man kann sie lediglich, wenn überhaupt, durch gesellschaftliche normen kanalisieren oder eindämmen. aber das geht eben nicht mit gesetzen oder rechtsdurchsetzung allein, sondern nur gemeinschaftlich und einem breiten gesellschaftlichen konsens.
der nachmittagsteil der veranstaltung war dann übrigens viel weniger emotional. selbst björn frommer konnte mich in seinem etwas zu langem vortrag an manchen stellen überzeugen. beispielsweise mit seiner forderung, dass bestimmte anpassungen am rechtrahmen durchaus hilfreich sein könnten um besser gegen gewerbsmässige urheberrechtsverletzer oder profiteure von urheberrechtsverletzungen vorgehen zu können. frommer lieferte auch prima nutzwert mit: wer bei vodafone filesharing betreibt ist vor abmahnanwälten sicher, weil vodafone keine IP-adressen rausrückt oder erfasst (glaub ich zwar nicht so ganz, gebe ich aber gerne weiter).
sehr gefallen hat mir auch die differenziertheit und das detailwissen von carsten brosda von der hamburger staatskanzlei, der nicht nur die situation und diskussion rund um die verfügbarkeit von game of thrones kannte, sondern auch ein ordentliches th aussprechen konnte. selbst florian dücke konnte am nachmittag auf dem podium seine emotionen im griff behalten und teilweise ganz schlüssig argumentieren. und auch wenn er wortreich und in zweitausend variationen immer den gleichen satz sagte (die GEMA, die komponisten und die autoren brauchen irre viel geld), konnte ich bei enjott schneider neben seiner betonfunktionärshaltung auch echte leidenschaft für die sache erkennen.
und auch der zweite teilnehmende vertreter des studio hamburg, robin houcken, erstaunte mich mit seiner mitunter sehr differenzierten haltung und vernünftigen sätzen, nachdem sein kollege carl bergengruen am vormittag noch ohne besonders stichhaltige argumente auskam. robin houcken sah lösungen für die urheberrechtsproblematik nicht in den haushalten, sondern bei den mittelsmännern. so würden kabelnetzbetreiber schliesslich auch für die einspeisung von fernsehprogrammern zahlen, warum sollten die rechteverwerter also ihr geld nicht bei den zugangsprovidern holen? dass er demensprechend auch ein leistungsschutzrecht befürwortet, bei dem sich die verwerter ihr geld bei den verteilern ihrer werke holen, fand ich schlüssig (aber auch falsch). hier hätte ich mir vom moderator florian güßgen die zwischenfrage gewünscht, was er denn zum amerikanischen markt sagt, wo die rechteinhaber den kabelnetzbeteibern geld für die einspeisung zahlen.
das zweite panel dauerte mit frommers vortrag insgesamt fast zweieinhalb stunden, weshahlb ich es an dieser stelle weder wiedergeben möchte, noch kann. zumal ich lernte, dass das allensbach institut herausgefunden haben will, dass diskussionen über urheberrechte die mehrheit der menschen nicht interessiert und die sache dementsprechend auch nicht als wahlkampfthema funktionieren würde. ich vermute das thema funktioniert auch als blogartikel nicht besonders gut, zumal der jetzt ja auch schon unerträglich lang geworden ist.
abgesehen davon konnte ich eindeutige stylingtrends bei führungskräften aus der medien- und rechtsbranche feststellen: grosse schwarze kunststoffbrillen, lange graumelierte haare, die unauffällig über kahle stellen gekämmt werden. schlips muss nicht sein. dunkle anzüge gehen immer, braune schuhe lassen sich auch mit braunen schlipsen kombinieren.
martin oetting schrieb übrigens gestern zu einem ganz anderen thema folgendes:
Meine einfache Faustregel lautet daher: hören Sie auf darauf zu hoffen und zu warten, dass irgendwelche Konsumenten Sie mögen. Fangen Sie lieber damit an, Ihre Konsumenten zu mögen.
das könnte auch der goldene tipp für alle führungskräfte in der unterhaltungs- und informationsindustrie sein.
der (print-) spiegel ist online unter spiegel.de/spiegel zu erreichen. unter spiegel.de ist spiegel-online zu finden. dafür das der spiegel sehr grossen wert auf seine eigenständige marke, redaktion und vor allem abgrenzung zu diesem online-gedöns legt, ist die mühe die man sich online gibt um sich vom online-pendant abzugrenzen doch erstaunlich mau. spiegel-online und der spiegel unterscheiden sich durch einen subtilen farbunterschied und das logo im header. neben ein paar kleinen layout-unterschieden ist das alles.
besonders erstaunt mich aber, dass die eitlen marken-gockel vom gedruckten spiegel es zulassen, dass alle ihre seiten unter oder neben einem spon-favicon stehen. das ist eine wirklich extrem lieblose markenpflege.
also ich bilde mir ja ein, dass mark beneke in der sendung von heute zu charlotte roche „fotze“ sagte. einfach so.
ich habe die sendung gerne geguckt, bin mir aber noch nicht sicher wen ich in dieser sendung besonders doof fand. ich tendiere ausnahmsweise mal dazu diesmal niemanden auszunehmen.
Und es wäre ein – hoffentlich – abschreckendes Beispiel, wenn neben den Verursachern auch Google zu einem hohen Schadensersatz verurteilt werden würde.
mit „verursachern“ meint michael spreng menschen, die gerüchte in den umlauf gebracht haben, dass bettina wulff eine rotlichtvergangenheit hätte. warum google zu einem hohen schadensersatz verurteilt werden soll ist nicht ganz klar. michael spreng meint, weil eine google suchanfrage nach „bettina wullf“ oder den den drei buchstaben „bet“ bestimmte suchvorschläge macht:
das problem dabei ist, das google genau das gleiche wie michael spreng macht. google zeigt an, dass viele seiten im internet die worte „bettina wulff“ und „prostituierte“ oder „escort“ benutzen. michael spreng macht exakt das gleiche, er schreibt, dass viele seiten im internet diese worte im zusammenhang benutzen (und nennt das, anders als google, „Verleumdungen und üblen Nachreden“). sucht man auf michael sprengs webseite nach den worten „Bettina Wulff Prostituierte“ zeigt google an, dass michael spreng laut google in drei verschiedenen artikeln (und derzeit auf der startseite von sprengsatz.de) die worte „Bettina Wulff“ und „Prostituierte“ benutzt hat.
nach michael sprengs meinung müsste google für ein solches verhalten bestraft werden. nach den gesetzen der logik müsste aber auch michael spreng dafür bestraft werden. michael spreng sagt:
Und williger Helfer ist immmer die Suchmaschine Google, die – völlig neutral natürlich – jedem Verleumder die Plattform verbreitert und die Verleumdung ins Unendliche potenziert.
nun ist michael spreng aber eben einer der „willigen helfer“, der den google-algorithmus davon überzeugt, dass die wortkombination „Bettina Wulff Prostituierte“ derzeit relevant ist. wie hunderte anderer journalisten und blogger: denn der suchwort-vorschlag „Bettina Wulff Prostituierte“ gewinnt derzeit an relevanz, weil leute journalisten wie michael spreng (und ix) in ihrer berichterstattung über bettina wulffs vorgehen gegen google und günter jauch dieser wortkombination relevanz geben.
hinzu kommt, warum möchte michael spreng nur google bestraft sehen? warum nicht auch microsofts suchmaschine bing oder yahoo, die exakt das gleiche machen?
der begriff der neutralität scheint für viele journalisten, verleger und politiker unverständlich zu sein. sie möchten dinge in der öffentlichkeit sagen, regen sich aber furchtbar darüber auf, wenn diese aussagen über suchmaschinen, aggregatoren oder hyperlinks auffindbar und auswertbar gemacht werden. aber vielleicht ist es gar nicht der begriff „neutralität“, mit dem menschen wie michel spreng probleme haben, sondern der begriff der öffentlichkeit.
nur damit keine missverständnisse entstehen. ich kann es gut verstehen und nachvollziehen, gegen die urheber von haltlosen gerüchten vorzugehen. aber gegen die berichterstattung über dieses vorgehen oder die auffindbarkeit dieser berichterstattung vorzugehen geht zwei bis drei schritte zu weit.
für die suchwortkombination „bettina wulff katzenpisse“ findet google übrigens neun resultate. eins davon wurde aus „rechtsgründen“ entfernt.
[nachtrag 09.09.2012, 8:36 uhr]
das mit der neutralität und der autovervollständigenfunktion nimmt google wohl doch nicht so ernst (wie ich anfangs annahm). marcus schwarze macht darauf aufmerksam, dass google für begriffe rund um die menschliche sexualität kaum vervollständigungsvorschläge macht. google selbst sagt dazu:
Warum werden für ein bestimmtes Thema keine Vervollständigungen angezeigt? […] 3. Der Suchbegriff verstößt gegen die Richtlinien der automatischen Vervollständigung. Wir möchten Ihnen möglichst relevante Suchanfragen anbieten, schließen jedoch Begriffe aus, die in engem Zusammenhang mit Pornografie, Gewalt, Hassreden und Urheberrechtsverletzungen stehen.
das hört sich keinesfalls neutral an, sondern danach, als griffe google ohnehin nach gutdünken und eigenem ermessen in den algorithmus ein. je länger ich drüber nachdenke, desto unverständlicher finde ich, dass google hier den prinzipienreiter macht. genauso wie google in deutschland gelegentlich suchergebnisse entfernt, wenn ein anwalt darauf besteht, könnte google doch auch begriffe für die autovervollständigenfunktion auf eine schwarze liste setzen.
in das gleiche horn stösst auf blog.beck.de auch henning ernst müller:
Wenn sich also die Google-Anwälte darauf berufen, das Autocomplete gebe eben nur die häufige Suche nach bestimmten Wortkombinationen objektiv wieder, dann argumentieren sie glatt an der Wahrheit vorbei. Redaktionelle Eingriffe finden statt, Google nimmt Einfluss.
Während Ihrer Eingabe werden mithilfe des Google-Algorithmus basierend auf den Suchaktivitäten anderer Nutzer und auf Inhalten der von Google indexierten Webseiten Suchanfragen vervollständigt und angezeigt. Wenn Sie in Ihrem Google-Konto angemeldet sind und das Webprotokoll aktiviert haben, können Sie auch Suchanfragen von relevanten Suchen sehen, die Sie in der Vergangenheit durchgeführt haben. Darüber hinaus können auch Google+ Profile in der automatischen Vervollständigung erscheinen, wenn Sie nach dem Namen einer Person suchen. Mit Ausnahme der möglicherweise vorgeschlagenen Google+ Profile wurden alle vervollständigten Suchanfragen in der Dropdown-Liste zuvor von Google-Nutzern eingegeben oder erscheinen im Web.
[nachtrag 09.09.2012, 11:33 uhr]
nur mal so zur klarstellung: ich habe michael spreng, wie ich finde zu recht, für sein mangelndes differenzieren angegriffen und dabei selbst ein bisschen zu wenig differenziert. auch weil ich die löchrige, leicht verlogene argumentation von google noch nicht ge- und erkannt hatte. bettina wulffs klageschrift kenne ich nach wie vor nicht, aber wenn es so ist, dass sie tatsächlich lediglich gegen die vorschlagsfunktion von google (und nicht die suchergebnisse) im zusammenhang mit ihrem namen vorgeht, kann ich dafür verständnis aufbringen. für michael sprengs undifferenzierte google-rage kann ich nach wie vor kein verständnis aufbringen.
[nachtrag 12.09.2012] das hatte ich übersehen, dass ich ein s zuviel in der überschrift hatte. jetzt nicht mehr.