This is possibly the best three-minute demonstration of anything I've ever seen. Derek Sivers takes a shaky video of a lone dancing guy at a music festival and turns it into a lesson about leadership.
Leadership is over-glorified.
Yes it started with the shirtless guy, and he'll get all the credit, but you saw what really happened: It was the first follower that transformed a lone nut into a leader.
There is no movement without the first follower.
frank patalong hat mal wieder ins internet geweint. zuletzt hat er das, soweit ich das mitbekommen habe, 2010 auf spiegel online. damals sprach er noch von einem „16 Jahre alte Deal zwischen Online-Medien und Mediennutzern“ der angeblich lautete:
Wir liefern Ihnen kostenfrei Inhalte, und Sie sehen sich dafür im Umfeld Werbung an.
ich habe damals leicht polemisch, aber mit nach wie vor gültigen argumenten geantwortet. damals wunderte ich mich vor allem darüber, dass der deal mit mir gar nicht geschlossen wurde. im gegenteil, den deal den ich gerne mit online-medien abschliessen würde lautet:
wen du willst dass deine leser dich ernstnehmen und unterstützen, musst du sie auch ernst nehmen.
das habe ich, wie gesagt, 2010 geschrieben und ich glaube das mit dem ernstnehmen ist nach wie vor ein problem. alles was patalong zur adblocker diskussion, damals wie heute, einfällt ist publikumsbeschimpfung:
die leser ignorieren die wirklichkeit (die der verlage, vermute ich mal)
die leser sind nicht bereit dauerhaft im netz zu zahlen
die leser sind auch am kiosk nicht mehr bereit zu zahlen
die leser ertragen noch nichtmal ein „wenig Bling-Bling“
leser, die fordern werbung weniger störend zu gestalten, sind bescheuert und begriffstutzig
viele „vor sich hinsalbadernde“ leser waren 1994 noch nicht mal im netz und wagen es jetzt eine institution die es seit 1994 ist, zu kritisieren
die leser machen alles kaputt
immerhin hat patalong in der aktuellen publikumsbeschimpfung nicht wieder die olle deal-kamelle aufgewärmt. jetzt ist apokalypse angesagt. wie 1983 im spiegel beim waldsterben. da war es zwar ein hiroshima das den deutschen wäldern wegen saurem regen bevorstand, jetzt ist es die apokalypse die den deutschen online-medien (oder wie patalong es ausdrückt: „populären Webseiten“) bevorsteht, wegen werbefiltern.
kurz ein wort zu werbefiltern. ich benutze zwar auch einen werbefilter, aber viele „populäre Webseiten“ sind dadrin auf einer weissen liste. trotzdem sehe ich — auch bei komplett deaktiviertem werbefilter — fast keine werbung. aus dem einfachen grund, dass ich zusätzlich noch ghostery benutze. ghostery filtert anfragen dritter auf webseiten weg. das heisst zum beispiel, dass die facebook- und twitter-buttons die viele betreiber „populärer Webseiten“ in ihre seiten einbauen damit einfach weggefiltert werden. so können weder twitter, noch facebook, aber auch unzählige andere dienste nicht mehr meine wege im netz und mein surf- und klickverhalten verfolgen und auf ihren servern protokollieren.
in einem normalen browserfenster bin ich stets bei facebook, twitter, aber auch, besipielsweise, amazon, pinterest und hinz und kunz angemeldet. das finde ich angenehm, denn so kann ich ohne weitere anmeldung direkt mein facebook, mein amazon oder mein twitter aufrufen, wenn mir danach ist. wonach mir allerdings nicht ist, ist hinz und kunz ohne mein zutun zu erzählen wo ich mich im netz rumtreibe. ich möchte selbst bestimmen wer etwas über mich erfährt und wer nicht. ich bin mit meinen daten überaus grosszügig, was der spiegel im übrigen immer wieder in ellenlangen tiraden anprangert und als extrem dumm darstellt, aber ich möchte die kontrolle behalten. ich möchte die kontrolle nicht an die werbeabteilung oder die vermarkter von „populären Webseiten“ abgeben.
also habe ich ghostery recht undurchlässig konfiguriert. das führt bei manchen amerikanischen oder britischen webseiten dazu, dass auch die anzeige von inhalten nicht mehr funktioniert, weil die betreiber mancher „populärer Webseiten“ nicht nur die auslieferung von werbung an dritte ausgelagert haben, sondern auch die auslieferung von inhalten. in solchen fällen wechsle ich dann in den anonymen browsermodus (im übrigen eine der grossartigsten erfindungen von chrome), in dem weder ghostery, ein adblocker, noch irgendein anderer plugin aktiv ist. aber ich bin im anonymen browserfenster eben auch nicht bei facebook, twitter oder amazon angemeldet.
der spiegelverlag (bzw. einer seiner tochterverlage) war übrigens vor etwa 15 jahren der meinung, dass man mit einem ordentlich gemachten wirtschaftsmagazin kein geld verdienen kann. nach nur drei ausgaben stoppte der spiegelverlag das projekt econy. mittlerweile ist das nachfolgemagazin „brandeins“ auch wirtschaftlich ein knaller. so was fällt mir immer ein, wenn leute andere als ahnungslos, salbadernd oder kurzsichtig argumentierend beschimpfen um ihren vor weisheit strotzenden und innovation berstenden arbeitgeber zu verteidigen.
offensichtlich funktioniert der werbeblocker-sniffer der zeit nicht so toll.
Mit Mutter telefoniert. Sie wollte lernen, wie man #AdBlocker installiert. Hat sie auf Spon gelesen. Gut gemacht @spiegelonline!
nochmal zurück zu ghostery, bzw. zum thema, dass die adblocker-diskussion auch eine bugblocker, flashblocker oder sogar javascript-blocker diskussion sein sollte, bzw. eine um datenkraken (übrigens eins der lieblingsthemen des gedruckten spiegels, zumindest wenn es sich um kraken anderer handelt). wenn ich das richtig mitbekommen habe, hat lediglich die süddeutsche in ihrem bitte-machen-sie-eine-blockierausnahme-für-uns-text auf die tracker-problematik hingewiesen. stefan plöchinger:
Wir haben außerdem in unseren Datenschutzregeln erklärt, wie Sie personalisierte Werbung aussteuern können, falls Sie sich daran stören - auch dies im Sinne von Ihnen, unseren Nutzern.
in den datenschutzregeln der süddeutschen, die ich im übrigen ziemlich beispielhaft finde, wird dann auch tatsächlich in allgemeinverständlichem deutsch auf die tracker-problematik hingewiesen:
Die Kehrseite dieses Vorgehens ist, dass die sozialen Netzwerke faktisch auch Ihr Leseverhalten auf unserer Seite analysieren können - wie auch Ihr Verhalten auf vielen anderen Seiten, denn das Vorgehen ist Marktstandard. Wenn Sie dieses sogenannte Tracking verhindern wollen, müssen Sie sich entweder auf den Plattformen wie Facebook und Google abmelden, wenn Sie unbeobachtet durch das Internet surfen wollen, oder in den Privatmodus Ihres Browsers wechseln.
na gut, dass der hinweis auf blocker wie ghostery fehlt, kann ich nachvollziehen, da ghostery auch den ganzen anderen scheiss blockiert. wie man den ganzen anderen scheiss die webtracker, bugs, cookies ausoptiert, wird über viele absätze hinweg, mit grosser detailliebe in der sz-datenschutzerklärung erklärt:
Mehr Informationen zu nutzungsbasierter Online-Werbung: www.meine-cookies.org. Wenn Sie sie deaktivieren wollen: www.youronlinechoices.com. […] mehr über Ihre Rechte und die Privatsphären-Einstellungen finden Sie in den Datenschutzhinweisen von Facebook. […] Genauere Informationen zu Art, Zweck und Umfang sowie der weiteren Nutzung Ihrer Daten durch Twitter, mehr über Ihre Rechte und die Privatsphären-Einstellungen finden Sie in den Datenschutzhinweisen von Twitter. […] Genauere Informationen zu Art, Zweck und Umfang sowie der weiteren Nutzung Ihrer Daten durch Google, mehr über Ihre Rechte und die Privatsphären-Einstellungen finden Sie in den Datenschutzhinweisen von Google. […] Wenn Sie die Datenanalyse verhindern wollen, können Sie dieses Browser-Plugin herunterladen und installieren oder die Speicherung von Cookies in Ihrem Browser generell deaktivieren. […] Detaillierte Informationen zum Datenschutz der Firma Comscore finden Sie auf dieser Seite. […] Detaillierte Informationen zum Datenschutz bei Chartbeat finden Sie auf dieser Seite. […] Details zum Datenschutz finden Sie bei der Firma Infonline, die für das SZM zuständig ist, und der Datenschutzwebsite der IVW. Sie können die Datenverarbeitung auf dieser Seite unterbinden. Die Reichweiten-Statistiken sind öffentlich hier einsehbar. […] Auch [bei der VG Wort] werden IP-Adressen nur anonymisiert verarbeitet und keine personenbezogenen Daten gespeichert, ein Unterbinden ist derzeit nicht möglich. […]
es folgen noch hinweise zum datenschutz und zur deaktivierung von trackern bei der AGOF, iq digital, google adsense, nugg.ad, und plista. man könnte also, wenn man als nutzer zwei bis drei stunden zeit investiert durchaus viele der tracker die einen auf süddeutsche.de verfolgen und beobachten deaktivieren oder entschärfen. das geht indem man sich die datenschutzbestimmungen der sz und ihrer 15 partner durchliest und dann ebensoviele konfigurationsseiten besucht, die einen cookie setzen und hoch und heilig versprechen, einen nicht mehr zu beobachten. das gleiche kann man dann noch für die anderen „populäre Webseiten“ machen und in zwei bis drei tagen hat man alles hinkonfiguriert.
dass die verlage ghostery nicht erwähnen kann ich nachvollziehen. neben ghostery gibt es noch eine weitere alternative, auf die keine der „populären Webseiten“ die sich an der adblocker-ausnahme-kampagne beteiligt haben hinweist; nämlich auf eine unterstützung der „do not track“ anweisung. das liegt natürlich daran, dass die vielen hundert werbepartner, also datensammler und auswerter mit denen viele „populäre Webseiten“ zusammenarbeiten, diese anweisung offenbar nicht beachten. ich glaube, dass das ein schlüssel sein könnte: weniger, angenehmere und (auf wunsch) die privatsphäre respektierende werbung. adblockplus sieht das in seinen hinweisen auf kriterien akzeptabler werbung“ auch so:
Diese Kriterien sind noch nicht final, wir arbeiten an ihrer Verbesserung. Insbesondere wollen wir vorraussetzen, dass die Privatsphäre der Nutzer respektiert wird (verpflichtende Unterstützung von Do Not Track).
die verachtung die patalong einem teil seiner leser an den kopf wirft ist nicht nur für ihn typisch. was die leser wollen, entscheidet im verlagswesen immer noch der gesetzgeber und die verlagsleitung. keiner der beteiligten verlage hat meines wissen jemals bei seinen lesern nachgefragt welche art von werbung sie aktzeptabel finden. ausser der taz bittet kein verlag um spenden oder finanzielle unterstützung. kein verlag bietet eine werbe- und trackerfreie webversion seiner seiten für abonnenten oder unterstützer.
obwohl: im grunde genommen befragen die verlage ihre nutzer. mit analysesoftware und trackern. so erkennen sie, was ihre leser besonders oft anklicken, was nicht, welche überschriften funktionieren, welche nicht. und sie erkennen, dass die leser so genervt von der geschalteten werbung sind, dass sie sie ausfiltern. redaktionell reagieren die „populären Webseiten“ auf das nutzerverhalten indem sie entsprechende inhaltliche schwerpunkte setzen, kompakter schreiben oder an den überschriften feilen. konsequenzen aus der popularität von werbefiltern sind nicht etwa versuche die werbung akzeptabler zu gestalten, sondern aufrufe die werbung so wie sie ist zu akzeptieren. was akzeptabel ist, bestimmt hier nicht der benutzer, sondern der vermarkter.
ich glaube nicht dass diese haltung langfristig zum erfolg führt.
benjamin birkenhake über werbung und tracking:
Das ganze Tracking wird von den Vermarkter und Werbekunden gemacht, weil sie es können und weil bei den Verlagen das nötige Wissen und daher auch das entsprechende Problembewußtsein fehlt. Man unterwirft sich widerstandslos hier halt den Vorgaben der Vermakter. Technisch ist das alles nicht nötig und könnt ohne weitere anders umgesetzt werden. Dann würde die Werbung auch nichteinmal von Ad-Blocker geblockt werden (können).
wenn ich es richtig verstanden habe, ist diese kampage das erste mal, dass die digitalegesellschaft.de und d-64.org etwas zusammen machen:
die website, die auf den (wie ich finde) völlig missratenen kampagnen-motiven beworben wird, echtesnetz.de, trägt allerding nur das digiges-siegel. aber ich muss ja nicht alles verstehen. auch wenn mathias richel, der die motive entworfen hat, mir die motive als „Türöffner“ zu erklären versucht hat.
david foster wallace hat 2005 vor einer abschlussklasse des kenyon college eine rede gehalten, die einen sehr wichtigen weg die welt zu verbessern aufzeigt: sensibilisierung. sehr, sehr grossartig, obwohl es von the glossary stark pathetisiert wurde:
the glossary:
In 2005, author David Foster Wallace was asked to give the commencement address to the 2005 graduating class of Kenyon College. However, the resulting speech didn’t become widely known until 3 years later, after his tragic death. It is, without a doubt, some of the best life advice we’ve ever come across, and perhaps the most simple and elegant explanation of the real value of education.
We made this video, built around an abridged version of the original audio recording, with the hopes that the core message of the speech could reach a wider audience who might not have otherwise been interested.
Bloggerinnen-Typ:
witzelsüchtig. oder differenzierter ausgedrückt, ich möchte nicht langweilen. das gelingt mir wahrscheinlich nicht immer, aber ich versuche es.
Gerätschaften analog:
ein tisch, manchmal ein notizblock. bier.
Arbeitsweise:
chaotisch und impulsiv, aber mit langem atem.
Welche Tools nutzt du zum Bloggen, Recherchieren und Bookmark-Verwaltung?
hier läuft nach wie vor meine über 10 jahre alte ezpublish 2.x version die ich mit allerlei helferchen erweitert habe. vor dem bloggen steht das lesen, viel lesen, wovon ich das meiste im reeder auf dem telefon weglese. bis vor kurzem synchronisierte sich der reeder mit dem google-reader, seit neuestem — und zu meiner vollen zufriedenheit — synchronisiert der jetzt mit fever. im reeder, aber auch im desktop-browser, werfe ich alles was mir interessant vorkommt in pinboard. im reeder nativ mit der bookmarkfunktion, auf dem desktop per bookmarklet. ein paar mal pro tag räume ich die bookmarks auf und verschlagworte und kommentiere sie für die weiterverarbeitung. ein teil taucht später automatisch in meiner linkliste im blog auf, der andere verbleibt in pinboard und wird dort alt.
für recherche ist meine standard-suchmaschinen-einstellung nach wie vor duckduckgo, aber gerade für bildrecherche lande ich auch immer wieder auf google.
ich schreibe alle meine notizen, aber auch alle blogeinträge, in yojimbo. eigentlich landet da seit vier jahren alles drin. beim schreiben hilft mir ausserdem typinator, der tippfehler wie „udn“ automatisch zu „und“ macht und mir beim markup zum verlinken, zitieren, fetten und so weiter hilft. auf eine automatische rechtschreibkontrolle verzichte ich zum kummer vieler leser, aber erstens funktioniert das nur wenn man auch mal grossbuchstaben zu nutzen bereit ist und zweitens wird rechtschreibung eh überbewertet.
Wo sammelst du deine Blogideen?
im internet, auf veranstaltungen, beim duschen. ich notiere mir viele ideen in yojimbo, blogge aber auch spontan los, wenn ich mich über irgendetwas aufrege.
Was ist dein bester Zeitspar-Trick/Shortcut fürs Bloggen/im Internet?
der beste trick zeit im internet zu sparen ist nicht zu bloggen. ich habe mal ein video von „wetten, dass…?“ zusammengeschnitten, das nur aus den lachern von michelle hunziker bestand. das schneiden hat mich 1-2 stunden gekostet. das feedback auf das video war zum grossen teil: wo nimmst du die zeit her, so einen scheiss zu machen? dabei ist das schreiben von artikeln um ein vielfaches aufwändiger als video-schneiden. aber solange das keiner merkt, ist das auch nicht schlecht.
ansonsten emfinde ich das kommentieren von links als relativ zeitsparend. es kommt mir jedenfalls, auch wenn die kommenatre hin und wieder umfangreicher werden, so vor als sei es weniger mühevoll schnell was zu einem link zu schreiben, als einen ganzen artikel zu schreiben.
Benutzt du eine To-Do List-App? Welche?
ich finde die ins ios und osx eingebaute erinnerungen.app von apple sehr angenehm. ich habe alle erinnerungen auf dem handy und dem desktop synchronisiert, kann sie mit der beifahrerin teilen (für die einkaufsliste beispielsweise) und erinnerungen lassen sich genialerweise auch mit orten verknüpfen. ich kann auch emails in die app ziehen und sie macht daraus eine erinnerung mit link zurück zur email.
Gibt es neben Telefon und Computer ein Gerät ohne das du nicht leben kannst?
mein macbook. ich könnte eigentlich auf alles andere verzichten solange ich mein macbook und internet habe.
Gibt es etwas, das du besser kannst als andere?
nein. meine stärkte ist, glaube ich, dass ich alles ein bisschen kann und nichts richtig.
Was begleitet dich musikalisch beim Bloggen?
nichts. ich hasse musik. beim arbeiten.
Wie ist dein Schlafrhythmus – Eule oder Nachtigall?
beides. ich liebe den frühen morgen und stehe fast immer vor der beifahrerin auf. und meistens bleibe ich auch lange wach, weil ich die ruhe der nacht sehr mag. was fehlt ist ein bett im büro für 10 minuten mittagsschlaf. ich sollte wieder öfter homeoffice machen.
Eher introvertiert oder extrovertiert?
ich weiss nicht. eher introvertiert, aber auch ein bisschen extrovertiert.
Wer sollte diese Fragen auch beantworten?
angela merkel, peer steinbrück und jan böhmermann.
Der beste Rat den du je bekommen hast?
alles was schnellgehen muss ist scheisse. und der beste rat den ich mir mal selbst gegeben habe: mach nur das, was du gerne machst, aber achte darauf, dass du vieles gerne machst.
Noch irgendwas wichtiges?
verzeifelung ist kein guter ratgeber, zweifel schon.
es gibt eine konstante seit 7 jahren republica, die mir jedes jahr auffällt. es wird immer wieder versucht den eindruck zu erwecken, dass die leute die zur republica gehen eine homogene masse seien. „die szene“ sei dies, die netzgemeinde wolle das, die community beschäftige sich dieses jahr mit jenem. auch sätze wie „die republca [ist|war|sollte|hätte] …“ konnte ich mir eben in 5 minütiger recherche googelei zu hunderten zusammensuchen.
dabei ist das alles quatsch. die republica ist eigentlich wie twitter. je nachdem welche timeline man sich zusammengeklickt hat, hat jeder sein eigenes, individuelles twitter. die stimmen einiger grosstwitterer werden zwar regelmässig — ob man will oder nicht — in die timeline gespült, aber nirgendwo spielt die gleiche musik. ausser bei der verabschiedung.
[nach dem schreiben gemerkt, dass meine idee oben gar nicht meine ist, sondern ein mem dass sich aus einem tweet von kathrin passig in mein unterbewusstsein gewunden hat.]
Es klingt immer so schlimm wichtigpopichtig wenn man sagt, dass man von der re:publica nicht so viel mitbekommen habe, weil man selbst einen Vortrag halten musste. Aber nun ja, ich habe leider längst nicht so viel von der #rp13 mitnehmen können, wie ich gerne gewollt hätte, weil da eben dieser Talk war. Ich war zumindest am Montag unfassbar neidisch auf alle, die es schon hinter sich hatten […].
am montag war ich nicht nur verzweifelt, weil ich übers ganze wochenende meinen vortrag konzeptionell nicht in den griff bekommen hatte, sondern auch noch von einem tödlichen männerschnupfen angeschlagen. der schnupfen hatte am wochenende meinen kopf mit grossen mengen antimaterie gefüllt. ich hatte anfangs versucht die erkrankung vor mir und der beifahrerin geheimzuhalten, aber am sonntag brachen dann meine nasendämme.
am montag versuchte ich meinem körper dann wieder normalität vorzugaukeln, verzichtete aber — auf empfehlung der beifahrerin — darauf freunden und bekannten die hand zu geben. erfreulicherweise habe ich viele freunde und bekannte, die mir auch gar nicht die hand geben möchten. es ist auch gut möglich, dass ich den einen oder anderen gar nicht grüsste, das aber nicht aus gründen der hygiene, sondern weil ich am montag noch sehr verpeilt war.
der erste tag der republica half dann aber super meine verzweiflung zu überwinden. die (wenigen) sessions die ich mir ansah (dueck, passig, 20 minuten lineham (video mittlerweile gesperrt), lobo) und die paar gespräche die ich führte (unter anderem passig, richel, dentaku, pritlove, krell, winde) halfen mir zumindest meinen kopf wieder in gang zu kriegen.
trotz der permanenten angespanntheit bin ich froh jedesmal auf der republica erst am letzten tag gesprochen zu haben. dadurch konnte ich immer gags anderer klauen mich immer inspirieren lassen und auf sachen, die in den vorherigen tagen gesagt wurden, eingehen. sollte ich nochmal auf der republica sprechen, würde ich das wieder gerne am dritten tag tun. möglicherweise ist die republica ohne eine solche anspannung auch langweilig. obwohl das ist quatsch. dann würde ich wahrscheinlich die ganze zeit ins internet schreiben, statt an meinem vortrag.
dieses (und letztes) jahr habe ich, entgegen meiner gewohnheit, nicht meinen eigenen rechner für die präsentation benutzt, sondern den des veranstalters. was mich dieses und letztes jahr gewundert hat war, dass vor mir offenbar niemand die moderationsnotizen von keynote benutzt hat. der keynote „moderatormonitor“ des stage-2-rechners war am dritten tag noch jungfräulich auf standardeinstellung, ohne notizen. so sieht die aus:
ich weiss gar nicht wie man eine präsentation ohne moderatornotizen halten kann. obwohl doch: ich habe leute gesehen (doctorow) die ihre notizen auf papier hatten (doctorow hat entweder ein drittes auge oder nie auf die notizen geblickt) oder auf nem ipad (casasola merkle & lison).
ich schreibe alles in die moderator-notizen, so dass ichs als stichworgeber nutzen kann oder mich zur not vorlesend daran entlanghangeln zu können. seit einem veritablen blackout vor sechs jahren, wirken meine vorträge nur schlecht vorbereitet, sind es aber nicht. so sieht mein moderatormonitor aus:
was mich auch wunderte, wie viele ihre präsentationen auf den bühnen eins bis drei (oder gar vier?) im 4:3-format ablieferten (statt 16:9).
tanja haeusler meint hier im gespräch mit philip banse einen neuen trend auf der republica festgestellt zu haben: den talk vor dem talk fertigzustellen. ich glaube der trend ist gar nicht mal so neu.
das interview hab ich schon nach 4 minuten gemocht. tolle tanja, tolles interview. der rant zum gleichen thema war nicht so mein ding, was aber eher an der form, als am inhalt lag.
ich las in vielen republica-rückblicken, dass sich die republica sehr professionalisiert habe. fand ich auch. es fiel auf, dass das wlan fast durchgängig funktionierte und dass die videos der sessions teilweise schon 30 bis 40 minuten nach der veranstaltung sauber verschlagwortet und beschrieben auf youtube lagen. sehr respektabel. keine ahnung ob es auch ausdruck dieser professionalisierung war, dass die leitfarbe der republica 2013 die der next-konferenz war.
johannes mirus hat sich für seine republica rückschau die mühe gemacht jede session die er gesehen hat zu kommentieren und zu videolinken. sehr beispielhaft.
ich habe auf der republica keine einziges vine-video gedreht, ungefähr acht oder neun fotos gemacht (davon drei instagramme, 1, 2, 3) und nicht mehr als 10 tweets gefunkt.
blick von stage 2
vielen dank übrigens für das ziemlich überwältigende feedback zu meinem vortrag. wenns um lob geht, finde ich pauschalisieren übrigens total töffte. kritik wünsch ix mir immer voll differenziert, aber das ist leider ein frommer wunsch (beweisstück 1).
sehr beeindruckt hat mich übrigens die gefasstheit von anne wizorek. anders beeindruckt hat mich jan-uwe fitz (der vergrämer). bei kate darlings vortrag fiel mir auf, dass englisch, zumindest wenns muttersprachlich und amerikanisch gefärbt ist, eine angenehmere vortragssprache als deutsch sein könnte. ganz grandios johnny als interviewer von 3 menschen, die auf youtube extrem erfolgreich sachen machen. sehr tolle fotos von teymur madjderey auf dickehipster.de (via). (wird fortgesetzt …)
kürzlich bin ix im netz darüber gestolpert, dass inger nilsson, die in den 60er jahren pipi langstrumpf spielte, 2009 in der schwedischen version von „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ mitgespielt hat („Kändisdjungeln“).
dann eben stefanie powers in der glaserei mit einer katze gesehen und kurz darauf gesehen, dass stefanie powers 2011 in der britischen version des australischen dschungels eine folge lang mitgespielt hat.
ich bin sicher mit einem nachmittag recherche fände ich mindestens 20 fernsehhelden der 80er, die zwischenzeitlich in den dschungel gegangen sind.
seitdem quote.fm RSS-feeds einzelner nutzer anbietet (hier die ode von martin weigert auf die quote.fm-RSS-feeds) habe ich ein paar quote.fm-nutzer in meinem RSS-dings (früher google reader, jetzt auf meiner eigenen fever installation) aboniert. und lieben gerlernt. das liegt zum einen natürlich an den jeweiligen nutzern. abonniert hatte ich bisher:
aber ich habe mich schon immer gefragt, warum bietet mir quote.fm nicht alle leute denen ich auf quote.fm folge als RSS-feed an? warum sollte ich alle 140 leute denen ich folge einzeln abonnieren? kürzlich fiel mir dann beim duschen ein, dass das ja nicht so schwer sein könnte sowas zu scripten.
die quote.fm-API abfragen nach denen denen ich folge (quote.fm/api/user/listFollowings?username=ix), aus dieser liste feed-URLs konstruieren und diese feed-liste SimplePie zum frass vorwerfen und neu rausschreiben. hier ist das ergebnis:
That means: Philipp, Marcel, Flo and I are saying our good-byes and sometime in the (quite near) future elbdudler will take over and hopefully build this thing here into something that you guys will appreciate.
hoffentlich wird das nicht so schlimm wie es sich anhört, aber noch funktioniert dieses quote.fm-dings ja noch.
das script hat als abhängigkeit lediglich SimplePie (download) und einen cache-ordner auf der gleichen ebene in der das script liegt:
das script ist nicht elegant gescriptet, funktioniert aber. fehler schliesse ich wie immer ausdrücklich nicht aus.
eigentlich sollen es 3 kleine zwiebeln sein, ich habe aber 3 mittelgrosse zwiebeln in halbe ringe geschnitten und zusammen mit (leider nur) 2 kleinen in ringe geschnittenen spitzpaprika in 90 millilitern olivenöl 10 minuten an- und weichgebraten.
danach habe ich 2 esslöffel tomatenmark, 2 EL koriandersamen, ein teelöffel sechuan pfeffer (ottolenghi schlägt rosa pfeffer vor), etwas zucker, salz und pfeffer und 100 gramm korinthen nochmal 2 minuten mitgebraten.
400 gramm mittelgroben bulgur habe ich wie beim risotto auch nochmal ein bisschen glasiggebraten und dann mit einem halben liter wasser abgelöscht und aufgekocht. das ganze dann 20 minuten ohne hitze quellen lassen, petersilie (statt schnittlauch), fertig. mit einem klecks jogurt schmeckts besser als ohne.
vor ein paar tagen veröffentlichte gabe weatherhead einen artikel mit dem titel „TweetFeeder Script: From Twitter to RSS“. gabe weatherhead hat sich ein script gebastelt das ein paar twitter accounts sporadisch nach links die keine bilder sind überprüft und diese links dann in eines seiner pinboard-accounts schreibt. der artikel hätte also genauer „From Twitter to Pinboard“ heissen müssen.
gestern bookmarkte sascha lobo den (neuen?) dienst twitter-rss.com, der genau das tut was er im domainnamen ankündigt: er macht beliebige twitter-konten per RSS abonnierbar.
in den letzten monaten habe ich mich auch immer wieder mit dem thmea twitter und RSS beschäftigt, was daran liegt, dass twitter sich zu meinem bedauern mehr und mehr einigelt und abschottet. im september wurden die möglichkeiten per ifttt daten aus twitter rauszuholen von twitter empfindlich eingeschränkt und seit diesem frühjahr arbeitet twitter daran die relativ offene API der version 1.0 mit der version 1.1 zu ersetzen, die für jede kleinigkeit authentifizierung benötigt und die eh noch versteckt vorhandenen twitter-RSS-feeds beseitigt.
RSS ist und bleibt mein favorisierter weg daten zu verarbeiten, sei es meine rückseite zu bestücken, meine monatlichen twitter-favoriten-listenautomatisch zu erzeugen oder per RSS-reader den überblick zu behalten. deshalb habe ich mir meinen eigenen php-basierten twitter-zu-RSS-übersetzer, bzw. proxy gebaut.
ein eigener, selbstgescripteter und selbstgehosteter übersetzer hat ein paar vorteile gegenüber lösungen wie twitter-rss.com:
ich mache mich nicht von einem weiteren drittanbieter abhängig
ich kann bestimmen wie die ausgabe aussieht oder formatiert ist
ich kann alles selbst steuern und erweitern
der beste teil ist natürlich: wenn viele dieses oder andere scripte nutzen um twitter-ströme auszulesen, kann twitter nicht einfach die schotten dicht machen, wie bei ifttt. ifttt ein paar berechtigungen zu entziehen ist einfach, den selbstgehosteten scripten oder webapps von hunderten oder tausenden nutzern rechte zu entziehen ist schon sehr viel schwerer.
mit meinem script lese ich den twitter-strom meines eigenen accounts aus. technisch passiert nichts aufregendes:
ich authentifiziere mich mit meiner eigens definierten twitter-app, bzw. deren schlüsseln
twitter liefert mir json-codiert die letzten 20 meiner tweets, exklusive retweets
aus der json-antwort baue ich mir meinen RSS-feed zusammen und gebe ihn aus
wenn ich die anfrage etwas anpasse kann ich auf diese art und weise beispielsweise auch meine twitter-favoriten auslesen und als RSS ausgeben:
mit einer twitter-such-anfrage sollte das ähnlich klappen, das habe ich aber noch nicht ausprobiert.
als grössten vorteil sehe ich, dass ich die RSS-ausgabe selbst steuern und formatieren kann. das script wandelt bespielsweise die verkackten t.co-links die die twitter-api zurückliefert in klartext-adressen um, hashtags in suchlinks und twitter-namen in profillinks. der titel eines RSS-items liefert den rohen volltext eines tweets, die description des RSS-items liefert hingegen das offizielle embed-format eines tweets zurück, also nach diesem schema:
das ausgabeformat lässt sich bei bedarf natürlich leicht anpassen. in einem tweet eingebettete bilder bette ich per HTML in die tweet-description ein. das ist nicht besonders schön, aber effektiv (demo):
das alles ist natürlich lange nicht perfekt. der universal feed generator generiert derzeit beispielsweise keine mehrfachen RSS-kategorien, so dass bei mehreren hashtags eines tweets immer nur der letzte als RSS-kategorie im RSS-feed landet. ich hoffe das dieser feed-generator das künftig besser erledigt. caching wäre irgendwann auch keine schlechte idee, um die twitter API nicht über gebühr zu strapazieren. eine zentrale konfiguration und eine flexibilisierung, so dass ich mir alle möglichen feeds mit dem script erzeugen kann, nicht nur twitter-favoriten und die eigenen tweets.
vor 6 tagen habe ich von der telekom einen newsletter mit „medieninformation“ bekommen. diesen newsletter bekomme ich seit ein paar monaten aus gründen die mir unbekannt sind. dadrin stand unter anderem:
Die De-Mail setzt sich weiter durch. Bereits mehr als hundert Großkunden möchten ihre Vorteile nutzen, zeitraubende Arbeitsschritte sparen und im Endeffekt den bundesdeutschen Bürgerinnen und Bürgern das Leben bequemer machen. Den Weg dorthin beschreiten sowohl Städte und Kommunen wie Düsseldorf und Bonn als auch beispielsweise die Allianz Deutschland AG, die LVM Versicherung, TARGOBANK sowie die Volks- und Raiffeisenbanken im nord- und westdeutschen Raum.
Der FC Bayern München hatte sich bereits für die De-Mail entschieden, jetzt setzt auch der Deutsche Fußball Bund (DFB) darauf.
dass sich die de-mail durchsetzt hatte ich bisher nicht mitbekommen. vielen dank als für die information, man lernt ja nie aus. ich habe mir dann mal die info-seite der telekom zur de-mail angesehen. dort erfährt man beispielsweise:
Für De-Mail gelten jedoch ganz klare gesetzliche Vorgaben, die die Nachweisbarkeit regeln. Dazu gehört vor allem, dass sich alle Teilnehmer klar identifizieren müssen.
in einem video erklärt mir ein extrem schlechter schauspieler, dass das internet nicht wirklich sicher sei: „da gibts so viele, die sich mit falschen identitäten ins internet schleichen. […] und was machen die? die greifen die privaten daten ab, melden sich dann unter falschen namen an und sagen »ich bin deine bank, überweis mir 150 euro.«“ dabei wackelt er die ganze zeit mit dem kopf und lässt sich hin und wieder von kindern in seinem redefluss unterbrechen.
ich habe vor sechs tagen die versender der telekom „medieninformation“ gefragt, ob ihnen die grandiose ironie ihrer de-mail-werbekampagne bewusst sei. mit gefakten menschen namenlosen schauspielern für ein produkt zu werben, mit dem identitätdienbstahl oder vorgaukelung fremder identitäten ausgeschlossen werden sollen. gegen lügen anwerben mit leuten, die so tun als seien sie etwas, was sie gar nicht sind. für authentizität werben und dafür schauspieler anstellen. grandios.
wenn werbung so offensichtlich lügt und sich selbst widerspricht ist das irgendwie eine erfrischend ironische art der meta-kommunikation durch die blume. möglicherweise also eine art versteckter botschaft der marketing-abteilung an die menschen im lande: „sorry, unsere chefs wollten dass wir dieses nutzlose und überteuerte witzprodukt bewerben und wir konnten leider nicht nein sagen“. kann natürlich auch ein coup der werbeagentur sein, die noch eine rechnung mit der telekom offen hatte und sich so, dank der merkbefreitheit des telekom-managements, bei der telekom hintenrum rächen wollte.
eigentlich finde ich diese art der werbung ganz grossartig, auf eine meta-hinterfotzige art und weise ehrlich und defensiv. das ist wie hackfleischwerbung die von einem dressierten pferd gesprochen wird („100% rind vertrauen sie mir!“). oder werbung für milchprodukte mit offen laktose intoleranten menschen („i’m loving it, the farting“). werbung für legale downloads mit transportablen gefängniszellen. wurstwerbung mit niki lauda.
die frage ob die schauspieler in der werbung wirklich de-mailer sind, hat mir die telekom noch nicht beantwortet. auch meine frage, ob die tatsache dass der FC bayern münchen de-mail vielleicht deshalb benutzt, weil er werbepartner der telekom ist und nicht weil er einen bedarf oder nutzen davon hat. ich finde das enttäuschend bis unprofessionell. erst flutet man mich ungefragt mit informationen und wenn ich mal auf den werbemüll reagiere ist plötzlich niemand zuständig.
[nachtrag 18.03.2013]
eben mit einem sprecher der telekom telefoniert und fast alle meine fragen beantwortet bekommen, bis auf die, zu denen er keine ausskunft geben durfte oder wollte. fragen deren antworten den datenschutz verletzen, konnte er natürlich auch nicht beantworten. ebenso blieben fragen offen, zu denen die telekom aus wettbewerbsgründen nichts sagt. aber das gespräch war trotzdem sehr informativ und professionell. ich versuche in den nächsten tagen nochmal etwas konkreteres dazu nachzutragen.
auf eienm anderen bild auf der kampagnen-site ist jemand abgebildet der in der gebrüder grimm bibliothek der humbold universität berlin sitzt und ein schild hält auf dem steht:
Ich bin De-Mailer.
Damit ich meine Hausarbeit noch kurz vor knapp verschicken kann. Aber sicher.
die Liste der partner (privatkunden/wer ist schon dabei?) umfasst neben ein paar versicherungen, banken, einen fertighaushersteller, einen it-dienstleister und die lohndirekt gmbh. auf der seite steht, das seien „alle De-Mail Partner“. ich frage mich, an wen will der unbekannte de-mailer aus der uni seine hausarbeit schicken? an die ergo-versicherung? an die targo-bank? vor allem: warum?
Im SPIEGEL gab es kürzlich eine interessante Grafik zu dem ersten Twittersturm, der die Sexismusdebatte in Gang setzte und vielen nun als Beweis für die Bedeutung dieser neuen sozialen Bewegung gilt. Von den 80.000 Tweets, die in den ersten fünf Tagen abgesetzt wurden, waren 30.000 Retweets, also Weiterleitungen bereits gesendeter Mitteilungen. Zu den am meisten weiterverschickten Nachrichten gehörte der Spruch: "Meine Frau wollte auch etwas zu #aufschrei twittern. Das W-Lan reicht aber nicht bis in die Küche."
in der kolumne beleuchtet er einen interessanten aspekt der #aufschrei-debatte, die fleischhauer „die Sexismusdebatte“ nennt. er nennt das internet eine „Parallelwelt“, in der bekanntheit eine relative grösse sei:
Hier zählen 7000 Follower auf Twitter allemal mehr als 4,5 Millionen Zuschauer an einem Sonntagabend in der ARD. So funktioniert der Hinweis auf das Netz auch in jeder Redaktionskonferenz als Bedeutungsnachweis ersten Ranges. Mit dem Satz, dass dies aber in den sozialen Medien gerade heftig diskutiert werde, lässt sich noch dem abseitigsten Thema Dringlichkeit verleihen.
das ist natürlich etwas ganz neues. in der alten paralellwelt, die der asozialen klassischen medien, bestanden bedeutungsnachweise noch darin, dass andere zeitungen, bzw. ein paar oberchecker die für diese zeitungen schrieben, über ein thema berichteten. dreissig, vierzig leute, vielleicht auch 100, die die oberen plätzen der führenden tageszeitungen befüllen durften, genügten als bedeutungsnachweis in redaktionskonferenzen und parlamenten.
dass mit presseausweisen legitimierte oberchecker jetzt nicht mehr die einzigen sind, die diese debatten auslösen, führen und mit argumenten füllen können, scheint fleischhauer sehr zu bedauern. man hört ihn beim lesen seiner kolumne beinahe murmeln, „da könnte ja jeder kommen“.
die geringschätzung von normalsterblichen menschen, diesen figuren, die früher lediglich abonements bezahlten und werbung in relevanten medien betrachteten, zieht sich konsequent durch fleischhauers argumentation. warum dürfen diese unqualifizierten menschen überall mitreden? wie soll diese person, die gerade mal 7000 follower hat (wie fleischhauer auch), irgendwie für einen führenden journalisten wie fleischhauer relevant sein, der schliesslich schon das eine oder andere mal mehr in talkshows mit millionnen zusehern aufgetreten ist?
ganz besonders dumm finde ich jan fleischhauers steile these, dass die beteiligung „an den in Rede stehenden Debatten“ (im internet) so gering sei, dass „die Zahl oft nicht einmal ausreicht, um den bei herkömmlichen Protesten beliebten Platz vor dem Brandenburger Tor zu füllen“. das ist bei den debatten in talkshows oder zeitungen oder dem bundestag natürlich ganz anders. wenn so eine talkrunde oder redaktion auf den pariser platz tritt, wirkt das ruck zuck wie ein ostermarsch zu zeiten des NATO doppelbeschlusses.
aber eigentlich wollte ich etwas ganz anderes sagen. ich kann mir sehr gut denken welche anstrengungen es bedeutet, wöchentlich eine kolumne zu schreiben und sich stundenlang meinungen aus der nase zu ziehen und sachen die man vom hörensagen im laufe der woche mitbekommen hat entsprechend zu verwursten. bei meinungsstarken stücken, bleibt für recherche natürlich wenig zeit. wenn renomierte blätter wie die augsburger algemeine, die waltroper-zeitung, das pc-magazin, die mainpost, spiegel-online, die taz oder die dpa einen tweet als einen der am häufigsten¹ retweeten beiträge zur #aufschrei-debatte zitieren (ohne den tweet zu verlinken²), dann kann fleischhauer — der sich „Journalist und Autor“ nennt — das natürlich auch. einfach abschreiben, einen bindestrich zwischen w und lan einfügen, keinen link setzen und auf gar keinen fall erwähnen, dass der tweet von gallenbitter gerade mal 201 retweets erzielt hat (stand 12.03.2013), weil sich das nicht gut neben der zahl von „30.000 Retweets“ machen würde:
Mein Frau wollte auch etwas zu #aufschrei twittern. Das WLAN reicht aber nicht bis in die Küche.
so wie es aussieht funktioniert ab morgen weder blackbirdpie, noch das native oembedden von twitter-urls in wordpress. dank twitters api1.1.
das war ein bisschen voreilig. denn entgegen den eigenen ankündigungen hat twitter nun doch noch nicht der API 1.0 am 5. märz das licht ausgeschaltet, sondern führt vor der endgültigen abschaltung irgendwann (twitter legt sich nicht auf ein datum fest) erst noch „blackout tests“ durch, twitter dazu:
What dates should I be aware of?
We will perform the first of what we call "blackout tests" for API v1 on March 5th, 2013. We will not be permanently shutting off API v1 on this date. […]
What are blackout tests?
The blackout tests, which will take place on different days of the week and at varying times of day, are meant to help you better understand the impact the retirement will have on your applications and users. API methods will temporarily respond to requests as if the retirement has already happened -- with an HTTP 410 Gone.
On March 5th, 2013, from around 9:00am to 10:00am PST, we'll perform the first of these tests, limited only to unauthenticated requests. All unauthenticated requests during that time window will be responded to with a HTTP 410 Gone. Be sure to follow @twitterapi to receive notices before, during, and after the blackout test.
sollten die pläne für die abschaltung der API so umgesetzt werden wie geplant, bedeutete das (unter vielen anderem) für wordpress-plugins wie blackbird pie das ende. blackbird pie erlaubt es blogger in wordpress entweder mit einem shortcode oder einer twitter-URL einen tweet einzubetten:
diese anfrage liefert informationen zum twitter-avatar des benutzers, hintergrundbild, verwendeten farben und dem twitter-client zurück
daraus bastelt blackbird pie dann einen tweet in html
wordpress kann das seit ein paar versionen auch nativ, also ohne den blackbird-pie-plugin. aus einer einzelnen zeile mit einer twitter-URL baut wordpress soetwas:
mit der twitter API 1.1 ändert sich an den API-abfragen ein entscheidendes detail. die anfrage muss authentifiziert sein. einfach, könnte man denken, jeder hat ja ein twitter account, dann authentifiziere ich mich halt. nur leider fragt man ja nicht selbst die API ab, sondern wordpress oder die web-app die man zum ins internet schreiben benutzt. damit die sich authentifizieren kann, muss man erst mit seinem twitter account eine twitter app erstellen:
und wenn man den namen der app, die beschreibung und website mit der man die app nutzen will eingegeben hat, die nutzungsbedingungen abgenicjt hat und ein captcha gelöst hat,
kann man sich die „OAuth settings“ erstellen lassen. die bestehen aus einem „Consumer key“ und einem „Consumer secret“
ausserdem muss man dann ein „oAuth token“ erstellen, dass aus einem „Access token“ und einem „Access token secret“ besteht.
mit diesen daten kann sich dann die webapp (das blog, der plugin) gegenüber twitter authentifizieren. einige wordpress-twitter-plugins oder webapps können das bereits und mit einer php oAuth-library kann man das mit ein paar PHP kenntnissen auch selbst nachrüsten. ich habe das in meine blackbird pie implementierung die ich für meine monatlichen twitter-lieblinge benutze kürzlich gemacht. meine monatlichen twitterlieblinge werden also noch eine weile so aussehen können wie sie aussehen (ich nutze aber auch kein wordpress hier). für den blackbird-pie-plugin selbst hat das noch niemand gemacht, der wurde seit über einem jahr nicht mehr aktualisiert.
es gibt auch noch eine weitere hürde die twitter seinen nutzern (bzw. entwicklern) in den weg gelegt hat: die twitter „Developer Display Requirements“.
in den „Display Requirements“ ist bestimmt wie ein tweet auszusehen hat. zum beispiel soll immer das profilbild angezeigt werden, der benutzername muss zuerst angezeigt werden, dann der @twittername. blackbird pie macht das andersrum, so wie twitter das auch vor einigen jahren noch gemacht hat. ausserdem findet twitter, dass der benutzername über dem eigentlichen tweet angezeigt werden muss. das macht blackbird pie auch umgekehrt. blackbird pie tweets wie der ganz oben, sind also aus der sicht von twitter illegal. theoretisch kann das dazu führen, dass twitter die app und die authentifizierung sperrt und man dann wieder auf dem trockenen sitzt.
frank westphal hat aus furcht vor konsequenzen die darstellung von tweets auf rivva entsprechend angepasst. das sieht jetzt ziemlich verhunzt aus. zum beispiel: rivva.de/188861715
andererseits kann man das auch verstehen. twitter will kontrolle über die darstellung von tweets haben und sieht mit dem kontrollierten zugang zum API eine möglichkeit dazu. völlig absurd ist aber die verrammelung des oEmbed-zugangspunktes. hier fragen wordpress und andere systeme ja nach der von twitter sanktionierten, geforderten und geförderten tweet-darstellung. wordpress merkt: oh ich habe hier einen tweet und fragt twitter: „wie soll ich den darstellen?“. das geht per oEmbed idiotensicher und einfach — ohne jede weitere konfiguration die der nutzer vornehmen muss.
immerhin scheint twitter hier ein einsehen zu haben. in einem ticket zur drohenden verrammelung des twitter-oEmbed-zugangs berichtet ein wordpress-entwickler, dass twitter einen rückziehen beim thema authentifiziertes oEmbed zu machen scheint:
Initial response from Twitter is that "the endpoint will continue to operate unauthenticated, as-is the spirit of oEmbed." Still trying to confirm whether that means 1.0's oEmbed endpoint will remain in operation past the 1.0 shutdown, if 1.1's oEmbed endpoint will be changed to be entirely unauthenticated, or both. Either way, we're in the clear in terms of not needing to implement something new.
dieses innehalten beim thema oEmbed ist einerseits beruhigend, andererseits erschreckend, wie kurzsichtig und rücksichtslos twitter beim durchpeitschen seiner API 1.1 vorgeht. benutzerfreundlich und innovationsfördernd ist das alles nicht.
immerhin gibts ja noch die methode gröner lieblingstweets zu verbloggen. mit screenshots.
vor (sehr) vielen jahren träumte ich davon einmal ein kaffeehaus zu betreiben. es war kein sonderlich realistischer wunsch, sondern eine eigentümliche faszination die ich mit einem etwas idealisierten bild von kaffeehäusern verband. das eine bild das mir nicht aus dem kopf ging war ein typisches franszösisches café in dem man morgens im sonnenschein an einem kleinen bistrotisch sass, milchkaffee trank und ein schokocroissant ass. milchkaffee schmeckt nirgendwo so gut wie im frühen sonnenschein an einem bistrotisch unter einer grünen markise.
diese erinnerung muss sich vor ungefähr 25 jahren während meiner ersten interrail-reise in arcachon in mein gedächnis eingebrannt haben. vermutlich hatten wir vorher im schlafsack auf einer düne am strand geschlafen, was den geschmack des milchkaffees im sonnenschein vor dem café wahrscheinlich nochmal verbessert hat.
andere erinnerungen die ich nicht mehr aus meinem gedächnis bekomme sind die an wiener kaffeehäuser. auch dort war es wahrscheinlich nicht so sehr der geschmack des kaffees, sondern das ambiente, die eigentümlich altmodische art bedient zu werden und die gleichzeitigkeit von ohrenbetäubendem lärm von geschirr, stimmengewirr, musik und absoluter ruhe. eine ruhe die einkehrt, wenn einen lärm, mit dem man nichts direkt zu tun hat und der laut, aber nicht wirklich störend ist, wie watte verpackt und zu einer inneren ruhe führt, die ich nur aus cafés oder kaffeehäusern kenne.
natürlich wusste ich immer, dass einen kaffeehausbetreiber diese ruhe nicht unbedingt so erfasst, wie sie die gäste erfassen kann. im gegenteil, ein café zu betreiben ist wahrscheinlich ein ziemlich stressiger job, weshalb ich wohl auch nie ein café eröffnet habe.
aber kaffeehäuser haben noch eine andere eigenschaft die mich vom ersten besuch an fasziniert hat; sie sind das natürliche habitat von intellektuellen. zumindest empfand ich das damals so. ein blick in die geschichtsbücherwikipedia bestätigt meine vermutung allerdings:
Unter anderem Habermas betont in seinem Werk Strukturwandel der Öffentlichkeit die Funktion der Kaffeehäuser als wichtigen Bereich der öffentlichen Sphäre, durch die sich eine bürgerliche Öffentlichkeit etablieren konnte.
Aber nicht nur die Geschäftsleute hatten ihre Kaffeehäuser, es gab ebenso Stammcafés für Literaten (etwa das berühmte „Will’s“, in dem John Dryden Hof hielt, auch Alexander Pope verkehrte hier, oder das „Smyrna“, das Jonathan Swift und Daniel Defoe zu seinen Gästen zählte), für Gelehrte („The Grecian“), Juristen und Spieler. Kennzeichnend für Kaffeehausgesellschaften war die Überwindung von Standesdünkel – hier saßen einfache Leute und Adlige am selben Tisch zusammen und redeten über die Weltlage im Allgemeinen und ihre Geschäfte im Besonderen.
im oben verlinkten artikel heisst es dann weiter, dass kaffeehäuser auch „der Ursprung des Postwesens“ gewesen seien und „hinsichtlich der Entwicklung der Zeitung“ eine bedeutetende rolle gespielt hätten.
dass in modernen kaffeehäusern tageszeitungen und zeitschriften für die gäste auslagen, war zentraler bestandteil meiner jugendphantasie. wie grossartig das wäre, ein café zu betreiben, in dem alle möglichen zeitungen aus aller welt auslagen. wäre ich kaffeehausbetreiber geworden, wäre die zeitungsauswahl sicherlich sehr exquisit gewesen, wahrscheinlich erlesener als die kaffeequalität oder der service.
zeitungen sind, wie bücher, gucklöcher in die welt. man konnte mit ihnen, damals vor 20 jahren, selbst mit käseblättern wie den aachener nachrichten, in die grosse weite welt schauen. oder im urlaub zurück in die heimat blicken. zeitungen wurden auch damals schon zum verpacken von fisch oder porzellan benutzt, aber trotzdem waren sie damals wertvoll. weil sie der beinahe einzige weg waren auf einigermassen vernünftige und reflektierte art und weise in die welt zu schauen, oder einen blick in die maschinenräume zu werfen, die die welt am laufen hielten.
mein kaffeehaustraum stirbt seit einigen jahren, genauso wie die zeitungen sterben. vor zwanzig jahren habe ich gelegentlich noch 10 oder zwanzig mark für eine ein paar tage alte ausgabe der new york times bezahlt. vor 16 jahren habe ich mehrfach 20 oder 30 mark für eine ausgabe der wired bezahlt. seit ein paar jahren mache ich das nicht mehr — oder kaum noch. erstens gibt es internationale magazine und zeitungen ziemlich aktuell und günstig auch überall in deutschland am kiosk und zweitens das internet.
und das internet ist genau das geworden, was ich mir damals als ideales kaffeehaus vorgestellt habe. zeitschriften und zeitungen aus aller welt hängen kostenlos rum, überall sitzen intellektuelle, es herrscht lärm und rauschen — und doch findet man hier seine innere ruhe (beispielsweise wenn man ins internet reinschreibt). das internet ist ein wichtiger bereich der öffentlichen sphäre, in dem sich derzeit eine neue öffentlichkeit etabliert. literaten und kolumnisten halten im internet hof, sind ansprechbar und man redet über die weltlage und geschäfte. auch das postwesen hat sich im internet neu erfunden und es hat bedeutenden einfluss auf neue formen des journalismus.
vielleicht ist diese website genau die erfüllung meines alten traums, nicht nur mein digitales zuhause (oder heimat), sondern mein kleines kaffeehaus. nicht besonders gross oder irre frequentiert, aber meins, so eingerichtet wie ich es mag, ein bisschen gemütlich und durchgehend offen für gäste, die manchmal sogar was in die kaffeekasse werfen. zeitungenveröffentlichungen aus aller welt liegen für alle besucher kostenlos aus, teilweise sogar mit empfehlungen vom wirt.
andererseits gibts im internet keinen kuchen und keine wiener melange.
manche ideen liegen auf der strasse. oder in der luft. nachdem ich kürzlich diesen film aus der sendung mit der maus gesehen habe, in dem es um die funktionsweise von zylinderschlössern geht, hatte ich das starke bedürfnis etwas über lockpicking (warum gibts dafür eigentlich kein deutsches wort? schlossknacken ist zu destruktiv, dietrichen zu gestrig, schlossöffnen zu schlüsselig) zu lernen.
auf youtube kann man sich schnell einen überblick verschaffen wie man mit einem spanner und kleinen zahn- oder hakenbewehrten stiften fast jedes zylinderschloss öffnen kann. wenn ich das im fernsehkrimis gesehen habe hielt ich die einfachheit dieses vorgangs immer für völlig unrealistisch. wenn man die technik hinter dem lockpicking aber ein paarmal per video demonstriert bekommen hat, wird einem angst und bange, was für ein witz zylinderschlösser sind. da kann man die tür auch gleich offen stehen lassen.
zumindest fiel mir dann beim duschen und beim nachdenken darüber, dass ich das auch mal gerne lernen würde, ein, dass ich das ja mal mit unserem kellervorhängeschloss probieren könnte. und beim nachdenken über vorhängeschlösser fielen mir die „liebesschlösser“ die überall in hamburg und berlin rumhängen ein. ich fand die idee witzig, die schlösser mal testweise zu öffnen und neu zu hängen und arrangieren.
und dann les ix eben in diesem internet, dass diese idee von mir keinesfalls originell ist:
zuletzt habe ich hier etwas über eine angeblich geplante neue armbanduhr von apple gelesen. die technik-blogs sind voll mit diesem gerücht.
mir ist ein ding was man sich um den arm schnallen kann eigentlich egal. mir ist auch (noch) das ipad egal, so wie mir lange das macbook air egal war (zu teuer, zu beschränkt) und das iphone (lange zeit kein UMTS, kein tethering). mittlerweile ist mir weder das iphone, noch das macbook air egal, wohl aber arbanduhren, die ich seit mindestens 20 jahren nicht mehr trage.
trotzdem denke ich gerade drüber nach was an so einer armbanduhr dran sein könnte, dass alle so aufgeregt sind. ich glaube ja, dass das wirklich bahnbrechende am iphone an smartfones die sensoren sind. ein modernes smartfone hat nicht nur hypersensible berührungssensoren die völlig neue benutzerschnittstellen, interaktionsmöglichkeiten und bedienungsmetaphern ermöglichen, sondern so ein smartfone kennt auch seine genau lage im raum. nicht nur den ort, auch die richtung in die es zeigt, ob es sich bewegt oder rotiert oder beschleunigt, wie hell es ist, welche geräusche es umgeben — und ein bild kann es sich eigentlich auch jederzeit von seiner umgebung machen.
diese potenziale werden bereits kräftig für smartfone-anwendungen genutzt, die man sich vorher schwer für ein „telefon“ hätte vorstellen können. es gibt apps die tiefschlafphasen messen, wenn man das telefon auf der matraze plaziert¹, man kann spiele steuern indem man das telefon neigt oder bewegt, wenn man das telefon auf den himmel richtet kann man die sterne bei tageslicht sehen oder flugzeuge hinter wolken.
und dann musste ich mir eben vorstellen, was passieren könnte, wenn man sich ein smartfone an den arm schnallt und die bewegungssensoren geschickt auswertet:
man könnte fotos schiessen, indem man den arm ausstreckt und mit dem finger schnippt
man könnte bewegungen wie ein kung-fu-kämpfer machen und dabei geräusche wie kunf-fu-kämpfer in filmen von sich geben (wisch, zusch, wusch)
man könnte telefongespräche annehmen, indem man den sein ohrläppchen anfasst
in dem moment wo man seine linke hand an den mund führt, würde einem siri zuhören
man könnte ein fragezeichen in die luft malen und siri sagt einem wo man gerade ist
im navigationsmodus könnten vibrationen an der jeweiligen armseite signalisieren, ob man in die falsche richtung läuft (so wie lenkräder in oberklasseautos vibrieren wenn man zu weit recht oder links fährt)
das ding am arm könnte bemerken wenn man jemandem die hand schüttelt und versuchen zum ding am arm des gegenübers kontakt aufzunehmen
es könnte erkennen ob man buchstaben mit dem finger auf eine oberfläche zeichnet
eine überwachung der körpertemperatur, des blutdrucks, der schlaf- und aktivitätsphase wäre lückenlos möglich. es soll ja einige leute geben die sich gerne selbst quantifizieren.
nicht nur stephen wolfram könnte jeden seiner schritte zählen, das ding an der hand wäre auch ein pedometer für jedermann, dass auch gleichzeitig jede art von sportlicher betätigung erkennen und aufzeichnen könnte
wenn apple einen computer zum an den arm schnallen verkaufen würde, dann wäre „uhr“ oder „smartwatch“ sicher nicht die richtige bezeichnung. das ding wäre eher ein persönlicher sensor, der natürlich auch die position, uhrzeit oder das wetter anzeigen könnte. aber die hauptaufgabe dieses geräts wäre es, persönliche daten zu sammeln und eine mensch-computer kommunikation zu ermöglichen, bei der sich der computer wie ein körperorgan anfühlt. könnte aber natürlich auch ganz anders kommen.
1) ich hab damit aufgehört als ich mein iphone im schlaf aus dem bett warf und danach eine 4 stündige wachphase mitten in der nacht hatte.