kategorie: artikel ×

ralf hoppe ist irgendwas peinlich

felix schwenzel

der sei­ten­ti­tel des neu­es­ten spie­gel-blog-ar­ti­kels lau­tet: „Ralf Hop­pe über Ge­nau­ig­keit im Jour­na­lis­mus und sei­ne Is­land-Re­cher­che“. lei­der geht es ge­nau dar­um in hop­pes ar­ti­kel, in dem er auf eine re­cher­che¹ von alex­an­der svens­son re­agiert (üb­ri­gens ziem­lich un­ge­nau auf die wort­feld-start­sei­te ver­linkt), gar nicht. es geht um die re­la­ti­vie­rung von hop­pes un­ge­nau­ig­keit und den hin­weis, dass es ei­gent­lich um et­was ganz an­de­res geht.

hop­pe schreibt:

Meine Gesprächspartner erzählten mir in großer Übereinstimmung, wie wichtig und gleichzeitig schwierig es sei, in dieser Krisensituation an stabile Informationen zu gelangen. Das Fehlen verlässlicher Quellen wurde als großes Manko erlebt. Da ich kein Isländisch spreche oder lese, kann ich die Qualität der traditionellen Medien, Zeitungen, Rundfunk, nicht beurteilen.

im spie­gel schrob er al­ler­dings, als kön­ne er es be­ur­tei­len:

In Island war man sehr stolz darauf, eine vernetzte, bloggende Gesellschaft geworden zu sein, die althergebrachten Medien fristeten ihr Dasein, staubige Staats-Rundfunksender, von Untoten bewohnt, sklerotische Zeitungen.

egal. was mich be­ein­druckt, ist wie er ein „Ge­rücht“ auf­griff und da­mit sei­ne ge­schich­te zu un­ter­mau­ern ver­such­te:

Ich konnte aber, entsprechend meiner Rolle als Reporter, Fragen stellen. […] Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich von jenem Gerücht: Regierung und Banker wollten die Goldschätze außer Landes bringen, Startbahn oder Flughafen müssten blockiert werden. Ich nahm mir ein Taxi und fuhr zum Flughafen. Dort traf ich Isländer, die dort standen, weil sie verhindern wollten, dass die Regierung irgendwelche Schätze außer Landes fliegt. Sie waren da, um die Startbahn zu blockieren, sie standen vor dem Flughafen. Der Abend blieb mir in Erinnerung, denn die Leute schienen mir irgendwie typisch in ihrer gereizten Orientierungslosigkeit. Ich sprach mit einigen von ihnen, stand eine Weile frierend herum und fuhr dann wieder zurück ins Hotel. Dass sie ihr Vorhaben nicht umgesetzt haben, ist mir inzwischen klar geworden. Um so peinlicher, dass mir so ein Fehler in einem Text passiert, der sich mit der Genauigkeit von journalistischer Arbeit beschäftigt.

sel­ten habe ich eine so trot­zi­ge ent­schul­di­gung ge­le­sen. ge­nau­ge­nom­men ist es ja auch gar kei­ne kei­ne ent­schul­di­gung, son­dern wahr­schein­lich selbst­mit­leid. selbst­mit­leid ei­nes of­fen­bar manch­mal un­ge­nau ar­bei­ten­den jour­na­lis­ten, der sich ger­ne als präz­sise und ver­läss­lich ar­bei­ten­den jour­na­lis­ten dar­stel­len wür­de und die­sen ruf nun vor da­her­ge­lau­fe­nen, auf­ge­bla­se­nen po­pan­zen ver­tei­di­gen soll. ihm ist das jetzt pein­lich, nicht etwa, als er es un­ge­prüft aus sei­ner er­in­ne­rung hin­schrob. hop­pe ent­schul­digt sich nicht für die­sen „Feh­ler“, son­dern er er­klärt: die ge­schich­te sei in ei­nem for­mat er­schie­nen, in dem spie­gel-jour­na­lis­ten „per­sön­li­che Ge­schich­ten er­zäh­len, ei­ge­ne Er­fah­run­gen und Be­ob­ach­tun­gen.“ lo­gisch, wer ei­nen text liest der per­sön­li­che er­fah­run­gen und be­ob­ach­tun­gen er­zählt, muss doch qua­si mit un­ge­nau­ig­kei­ten und klei­nen feh­lern rech­nen. tz. ma­chen die­se blog­ger doch auch alle.

aus­ser­dem sei das das was alex­an­der svens­son da be­han­delt gar nicht re­le­vant, er­klärt er den spie­gel-blog le­sern, wich­tig sei et­was ganz an­de­res: es geht um die

durch das Netz und die sozialen Medien beförderte Neigung, sich schnell, aber oberflächlich zu empören, irgendwas zu liken oder eben jemanden als Lügner und Arschloch abzustempeln.

und da­mit es auch das hin­ter­letz­te in­ter­net-arsch­loch ver­steht, er­klärt er es noch­mal für doo­fe:

Was machen die sozialen Medien mit der Generation der Jungen? Wie modelliert das Netz ihre Kommunikation, ihr Denken, Fühlen? Das ist, so habe ich es jedenfalls beabsichtigt, das eigentlich wichtige Thema der Kolumne.

ich wür­de mich mal über eine ko­lum­ne freu­en in der be­leuch­tet wird, wel­che nei­gun­gen der nie­der­gang ei­ner einst irre reich­wei­ten­star­ken, re­le­van­ten und bei­na­he all­mäch­ti­gen re­dak­ti­on, bei ih­ren selbst­ver­lieb­ten mit­glie­dern be­för­dert. wie re­agie­ren leu­te, de­ren ex­klu­si­ves pri­vi­leg es einst war, leu­te hoch- oder nie­der­zu­schrei­ben, kam­pa­gnen zu fah­ren, skan­da­le zu ent­fa­chen und an­de­re men­schen als lüg­ner zu ent­lar­ven, wenn sie nicht mehr die ein­zi­gen sind die es kön­nen? wie mo­del­liert ein sol­cher ver­lust ihre kom­mu­ni­ka­ti­on, ihr den­ken, füh­len?

hier kann man es nach­le­sen.


1) in alex­an­der svens­sons re­cher­che en­steht der ein­druck, dass ralf hop­pe sich eine ge­schich­te aus­ge­dacht hat, um den man­gel an „gu­ten Jour­na­lis­ten“ in is­land zu il­lus­trie­ren (ix schrob mehr­fach drü­ber, hier und hier und auch hier).


her­vor­he­bun­gen in den zi­ta­ten von mir. die an­de­ren her­vor­he­bun­gen sind auch von mir.


dirk von geh­len sieht das viel mil­der als ich.


blasser blauer punkt (pathos am dienstag)

felix schwenzel


/ the­cu­riou­s­as­tro­no­mer.word­press.com


[nach­trag 10:08 uhr]
via paul der text von carl sa­gan als co­mic .


mein vortragsvorschlag für die rp13

felix schwenzel

ende ja­nu­ar habe ich den ruf nach pa­pie­ren der re­pu­bli­ca 13 be­ant­wor­tet und fol­gen­de ses­si­on vor­ge­schla­gen:

10 Vorschläge um die Welt zu verbessern

Molière liess in seiner Komödie „Der Menschenfeind“ den einzigen Freund von Alceste (dem Menschenfeind) sagen: „Weltverbesserung, das ist ein Ziel, für das nur Tore sich begeistern.“ Getreu diesm Motto will ich mich mindestens 30 Minuten vor Publikum für Weltverbesserung begeistern und 10 konkrete Vorschläge oder Wege zeigen, mit denen man sich zum Tor machen kann und Misathropen in die Schranken weisen kann. Über das Internet werde ich nur am Rande sprechen.

nach­dem ich 2010 fest­ge­stellt habe, dass die welt scheis­se ist, habe ich mich in den fol­gen­den jah­ren in­ten­siv mit pla­ti­tü­den be­schäf­tigt: 2011 habe ich bei­spiels­wei­se fest­ge­stellt, dass die „Zu­kunft [das] ist, was wir aus der Ge­gen­wart ma­chen“ und 2012, dass das in­ter­net und die welt aus men­schen be­stehen und real sind.

ne­ben der tat­sa­che, dass ich mir das the­ma für den ses­si­on-vor­schlag die­ses jahr aus­ge­dacht habe, ge­fällt mir an dem the­ma, dass es et­was of­fe­ner für re­cher­che ist, dass es also um ein the­ma geht, von dem ich über­haupt kei­ne ah­nung habe.

zu dem the­ma kann man si­cher sehr aus­gie­big und sehr sub­jek­tiv rumm­ei­nen, aber ich hof­fe mich mit die­sem the­ma, soll­te es an­ge­nom­men wer­den, in zug­zwang zu brin­gen: ich wür­de ger­ne ech­te an­sät­ze für welt­ver­bes­se­rung fin­den, men­schen fin­den, die ex­pli­zit ver­su­chen, die welt oder tei­le der welt in ord­nung zu brin­gen. ein biss­chen möch­te ich das in eine rich­tung brin­gen, die ich bei sa­rah lacy 2011 auf der next-kon­fe­renz be­ob­ach­tet habe: von din­gen be­rich­ten, die men­schen un­ter­neh­men um an­de­ren zu hel­fen. frei von pa­thos, aber nicht frei von fas­zi­na­ti­on. ich fürch­te und ich hof­fe, dass die­ses the­ma ei­ni­ges an re­cher­che mit sich bringt. und ich hof­fe, dass mir die eine oder der an­de­re mei­ner le­ser mich mit hin­wei­sen auf in­ter­es­san­te men­schen oder in­itia­ti­ven an­stos­sen könn­te.


empfehlungsschreiben (2)

felix schwenzel

nach­trag zu die­ser sei­te, die ich vor fünf jah­ren mal zu­sam­men­ge­sucht habe. viel­leicht auch hilf­reich, soll­te je­mals je­mand nen nach­ruf auf mich ver­fas­sen wol­len. an­sons­ten is­ses na­tür­lich selbst­be­zo­ge­ner blog­ger­scheiss.

ju­dith hor­chert (2012):

Felix Schwenzel hat auf alle Fragen eine Antwort - auch wenn ihm die richtigen Worte fehlen.

Felix Schwenzel ist Web-Entwickler und Blogger, auch wenn er das selbst längst nicht mehr so nennt, sondern lieber "einfach so ins Internet" schreibt.


mi­cha­el see­mann (2007):

Felix Schwenzel ist alles andere, als ein selbstgefälliges, arrogantes und ignorantes Arschloch.


sa­scha lobo (2013):

Felix Schwenzel ist der Meister des naheliegenden Witzes.


dede (2005) :

[Felix Schwenzel arbeitet] nicht mit dem Skalpell, sondern mit der Axt.


ha­rald staun (2010):

Felix Schwenzel [kommt] in seiner Zotteligkeit dem Prototyp des Bloggers ziemlich nahe.


ka­ran (2012):

Felix Schwenzel, [der] Meister der Gemeinplatzveredelung.


jens scholz (2012):

Eine re:publica [ist] ohne eine der Predigten von Felix inzwischen nicht mehr vollständig.


den­ta­ku (2012):

Felix Schwenzel erklärt das Internet.


se­bas­ti­an bau­mer (2012):

Felix Schwenzel schreibt auf Wirres.net sehr angenehm sachliche Artikel und Kommentare […].


wolf­gang mi­ch­al (2012):

Felix Schwenzel ist einer der wirklich Unabhängigen.


an­dré krü­ger (2012):

Felix Schwenzel bloggt schon so lange, wohl niemand hat es mehr verdient, als Urgestein der Bloggosphäre bezeichnet zu werden, auch wenn man mit dieser Bezeichnung nichts anfangen kann. Felix war eben schon immer da. Täglich erfreut er mich mit seiner lakonisch kommentierten Linksammlung voller interessanter Lesetipps. Sehr gern mag ich auch seine Berichterstattung von Veranstaltungen, weil Felix nicht den Kram schreibt, der überall zu lesen ist, sondern einen guten Blick für Abseitigkeiten des Lebens hat.


chris­ti­an ja­ku­betz (2012):

[…] Felix Schwenzel aus Berlin [möchte] ich Ihnen aus einer ganzen anderen Reihe von Gründen ohnedies allerwärmstens ans Herz legen […].


pa­tri­cia camma­ra­ta (2012):

Ich lache oft über Felix Schwenzel, weil er so gnadenlos seine Finger in offene Wunden halten kann und hoffe dabei inständig, nie was so dummes zu schreiben, dass mich dieses Schicksal ereilt.


cars­ten her­ken­hoff (2012):

Felix Schwenzel ist ein Bloggerurgestein.


tho­mas stad­ler (2012):

Felix Schwenzels “Fachblog für Irrelevanz” passt in keine Schublade und der Titel ist natürlich blanker Unfug.


ma­rio six­tus (2011):

Felix Schwenzel ist einfach der Bierzeitankündiger.


ma­thi­as ri­chel (2011):

Felix Schwenzel ist […] ein Zwischen-die-Beine-Treter.


alex­an­der endl (2011):

Felix Schwenzel ist ein richtig alter Internet-Hase.


tho­mas gi­gold  (2007):

Felix Schwenzel ist Deuschlands schillernster Blogger.


mon­do­prin­te (2012):

Felix Schwenzel ist da ganz anderer Meinung.


na­di­ne lan­tzsch (2007):

[Stefan Niggemeier] ist trotzdem noch mehrfach besser als diese Tölpel von Felix Schwenzel, Sascha Lobo und Konsorten. Arbeitslose Mediennichtsnutze mit großer Schnauze. Im Biz sicherlich ein Vorteil. Aber das wars dann.

Deswegen mag ich Online manchmal nicht. Weil diese Heinis da mit reinpfuschen. Gerade, wo doch die Schwelle vom Digital- zum Printprodukt so klein geworden ist. Ein Schritt und Schwenzel unterschreibt im Editorial der nächsten [Dummy-]Ausgabe. Muss Online denn ständig das Sprachrohr für diese Deppen sein?

ix kürz das mal:

Felix Schwenzel ist ein Tölpel und ein Depp.


bernd mat­thies (2010):

[Felix Schwenzel ist ein] Kult-Blogger. [anmerkung: vielleicht hat das auch wolf schneider in seinem buch gesagt.]

[Felix Schwenzel ist] in seiner hohlen Redundanz unlesbar für alle, die auf Sinn und nicht auf Sound setzen.


wolf schnei­der ( 2010 in ei­nem vi­deo , frei zi­tiert )

Felix Schwenzel denkt nicht bevor er bloggt.

Felix Schwenzel ist einsam.

(wolf schnei­der be­schäf­tigt sich wohl auch in sei­nem buch „deutsch für jun­ge pro­fis“ mit mir, das ist mir aber noch nicht in die hän­de ge­fal­len.)


falk lüke stei­ner (2012):

Ach Felix …


udo vet­ter (2010):

Felix Schwenzel ist ein Idol von mir was Blogs angeht. Er schreibt nicht viel, aber wenn er etwas schreibt isses extrem unterhaltsam, sehr schön formuliert, wie ich finde, tiefgründig, er denkt nach und er bringt das immer auf eine elegante, humoristische Schiene.

Felix Schwenzel ist kein Mann der grobschlächtigen Sprache. Er kommt eher hintenrum, […] aber wenn er zu nem Schlag ausholt, dann sitzt der auch.


jour­nel­le (2012):

Etwas unfair ist es allerdings schon, Felix Schwenzel nur als Internet-Trüffel-Schwein darzustellen.


deutsch­land­ra­dio (2011):

Felix Schwenzel […] ist ein notorischer Kleinschreiber.


as­trid her­bold (2012):

[Felix Schwenzel bekommt für] seine Offenheit […] viel Zuspruch.


hab ich was ver­ges­sen? möch­te je­mand et­was hin­zu­fü­gen?


jauchschrei

felix schwenzel

sonn­tag, nach­dem ich gün­ther jauchs sen­dung zum the­ma #auf­schrei ge­se­hen habe, war ich leicht be­stürzt. un­ter an­de­rem über wib­ke bruhns, die ich bis­her im­mer für eine klu­ge, of­fe­ne und neu­gie­ri­ge frau ge­hal­ten hat­te, die in der sen­dung aber eine er­staun­li­che igno­ranz und ver­bis­se­ne al­ters­bes­ser­wis­se­rei de­mons­trier­te. ihre ar­gu­men­ta­ti­ons­li­nie war im we­sent­li­chen, dass se­xis­mus und se­xu­el­le be­läs­ti­gung na­tur­ge­ge­ben sei­en und da­mit un­ver­än­der­bar in die­ser welt sei­en. män­ner und frau­en sei­en nun­mal un­ter­schied­li­che spe­zi­es.

eine er­staun­li­che hal­tung für eine jour­na­lis­tin, die sich ja dem­nach auch ihr gan­zes jour­na­lis­ten­le­ben hät­te spa­ren kön­nen und statt über po­li­ti­sche kor­rup­ti­on, stu­den­ten­pro­tes­te, den kal­ten krieg oder mensch­li­che schick­sa­le ein­fach über über die mensch­li­che na­tur hät­te phi­lo­so­phie­ren kön­nen: die men­schen sind macht­be­ses­sen und geld­gie­rig, ost und west ge­trennt, ju­gend­be­we­gun­gen mit ihre welt­frem­den idea­len wer­den im­mer ir­gend­wann ins po­li­ti­sche sys­tem as­si­mi­liert und men­schen lei­den be­reits seit jahr­tau­sen­den in die­ser welt. hat sie aber nicht. statt über die mensch­li­che na­tur und ihre un­ver­än­der­bar­keit hat sie über recht und un­recht be­rich­tet, sich für wil­ly brandt ein­ge­setzt, für ver­än­de­rung ge­kämpft, ge­schrie­ben, ar­gu­men­tiert, ge­re­det. wo­her kam in jauchs sen­dung ihr fa­ta­lis­mus (und her­ab­las­sen­des grin­sen)?

pa­tri­cia camma­ra­ta hat­te am mon­tag, als ich mit mit ihr über die sen­dung un­ter­hielt (und ne­ben­bei ein paar her­ren­witz mach­te), eine er­staun­lich schlüs­si­ge er­klä­rung für wib­ke bruhns ver­hal­ten bei jauch: selbst­schutz. es mag ja sein, dass wib­ke bruhns noch nie eine un­an­ge­neh­me oder be­droh­li­che si­tua­ti­on er­lebt hat, es kann aber auch sein, dass ihre stra­te­gie mit sol­chen si­tua­tio­nen um­zu­ge­hen ein­fach dar­in be­steht be­läs­ti­gun­gen als nor­mal zu ak­zep­tie­ren, sie zu ver­drän­gen, zu leug­nen und zu re­la­ti­vie­ren.

die stra­te­gie mit (se­xu­el­ler) be­läs­ti­gung oder ver­let­zun­gen mit igno­ranz, gleich­mut und an­schlies­sen­der ver­drän­gung zu be­geg­nen wur­de in der mensch­heits­ge­schich­te mil­lio­nen­fach er­probt. na­tür­lich kann man ver­let­zun­gen, be­lei­di­gun­gen, be­dro­hun­gen an sich ab­pral­len las­sen, bzw. sich so ver­hal­ten, dass es nach aus­sen hin so aus­sieht, als be­rüh­re es ei­nen nicht. und man kann sich auch er­folg­reich ein­re­den, dass ei­nen ver­let­zun­gen die man er­fährt gar nicht ver­let­zen. ge­nau­so wie man fröh­lich sin­gend durch den dunk­len wald zie­hen kann — und sich trotz­dem vor angst fast in die hose macht.

wie gut ver­drän­gungs- und selbst­schutz­me­cha­nis­men funk­tio­nie­ren, fiel mir im lau­fe der letz­ten tage auf. den vie­len tweets und blog­ar­ti­keln zum the­ma #auf­schrei kann man ja kaum aus­wei­chen, ge­nau­so wie man kaum ver­mei­den konn­te, in den letz­ten ta­gen über das the­ma nach­zu­den­ken und zu re­den.

mir fiel beim nach­den­ken und er­in­nern ei­ge­ner er­leb­nis­se auf, wie sehr das the­ma mit macht- und stär­kede­mons­tra­tio­nen zu tun hat und wie wich­tig es ist, dar­über nicht zu schwei­gen. die ei­ge­nen ver­let­zun­gen oder trau­ma­ta nicht zu ver­drän­gen schafft ver­ständ­nis und em­pa­thie und führt lang­fr­si­tig si­cher­lich auch zu lö­sungs­an­sät­zen.


seit mei­nem sech­zehn­ten oder sieb­zehn­ten le­bens­jahr sieht man mir an, dass ich an­de­ren weh tun könn­te. was man mir nicht an­sieht ist, dass ich kör­per­li­che ge­walt ver­ab­scheue¹ und nur sehr schwer in ei­nen zu­stand der wut zu ver­set­zen bin (in dem ich mei­ne ab­scheu ge­gen­über ge­walt ver­ges­sen könn­te). mein er­schei­nungs­bild hat mich si­cher­lich vor sehr vie­len un­an­ge­neh­men be­geg­nun­gen be­wahrt.

al­ler­dings war ich auch mal klein und we­nig ab­schre­ckend. und das wur­de nicht sel­ten von leu­ten die sich stär­ker als ich fühl­ten (oder wa­ren) aus­ge­nutzt. ich kann mich noch re­la­tiv gut an ein paar arsch­lö­cher er­in­nern, die sich als ich als 13 oder 14 jäh­ri­ger mit dem bus zum reit­un­ter­richt (!) fuhr, sehr laut über ein paar äus­ser­li­che merk­ma­le von mir lus­tig mach­ten und mir das auf eine sehr un­an­ge­neh­me art und wei­se, sehr nahe vor mir auf­ge­baut, ins ge­sicht sag­ten. was mir beim nach­den­ken über die­ses kur­ze er­leb­nis wie schup­pen von den au­gen fiel, war die in­ten­ti­on der arsch­lö­cher: es ging (na­tür­lich) um de­mü­ti­gung und ein­schüch­te­rung. die im­pli­zi­te an­dro­hung von ge­walt war nicht das ziel, son­dern der weg: ver­giss nicht; wir be­stim­men wo es lang­geht, wir sind stär­ker und wol­len dich das jetzt mal spü­ren las­sen.

arsch­lö­cher ge­nies­sen es an­de­ren ihre (ver­meint­li­che) stär­ke und macht zu de­mons­trie­ren. wenn sich eine ge­le­gen­heit er­gibt und sie nie­mand dar­an hin­dert strei­cheln sie ih­ren klei­nen ego, in­dem sie an­de­re er­nied­ri­gen um sich selbst grös­ser zu füh­len. dass hin­ter die­sen mach­de­mons­tra­tio­nen oft un­si­cher­heit, schwä­che und ver­letz­bar­keit steckt, wuss­te ich als 13 oder 14 jäh­ri­ger na­tür­lich nicht, aber selbst wenn ich es ge­wusst hät­te, wäre es in der si­tua­ti­on we­nig hilf­reich ge­we­sen. aus­ser­dem blei­ben leu­te, die sich aus jäm­mer­lich­keit wie arsch­lö­cher be­neh­men, durch­aus arsch­lö­cher.

es gab in mei­nem le­ben ein paar sol­cher si­tua­tio­nen, was mir aber in die­sem ar­ti­kel egal ist. denn der eine ent­schei­den­de punkt, der mir in den letz­ten ta­gen auf­ge­fal­len ist, ist dass be­läs­ti­gung, de­mü­ti­gung, die re­du­zie­rung auf äus­ser­lich­kei­ten, se­xis­mus, wha­te­ver, sich nie auf au­gen­hö­he ab­spielt, son­dern im­mer mit ei­nem hö­hen­un­ter­schied ein­her­geht. es geht um macht­sym­bo­lik, um macht­ver­hält­nis­se und um un­ter­drü­ckung. zu­fäl­li­ger­wei­se ist das die klas­si­sche for­mel der frau­en­be­we­gung. die for­mel woll­te ich bis­her, bei al­ler sym­pa­thie für die frau­en­be­we­gung, in ih­rer ra­di­ka­li­tät nie ganz wahr­ha­ben. das liegt aber auch dar­an, dass ich op­ti­mist bin und in sa­chen arsch­lochig­keit be­grenz­te phan­ta­sie und er­fah­rungs­ho­ri­zon­te habe.

der an­de­re ent­schei­den­de punkt ist mein ein­ge­ständ­nis, dass ich auch viel zu oft ein arsch­loch war und ver­mut­lich hin und wie­der auch noch bin. dass ich ger­ne die schwä­chen an­de­rer aus­ge­nutzt habe und aus­nut­ze, nur um mich selbst stär­ker oder bes­ser zu füh­len.

Nicht "Män­ner" wer­den über­grif­fig, son­dern Arsch­lö­cher. #auf­schrei

25.01.2013 9:27 via Hoot­Suite Re­p­ly Ret­weet Fa­vo­ri­te 

@Wel­ten­kreu­zer Nils Mül­ler

ich glau­be es geht nicht nur um die arsch­lö­cher, son­dern auch um die me­cha­nik, die struk­tu­ren und die rol­le die wir in ih­nen spie­len. mal als arsch­lö­cher, mal als ziel von arsch­lö­chern, mal als schmier­mit­tel für arsch­lö­cher. viel­leicht bin ich et­was arg ro­man­tisch, aber ich glau­be tat­säch­lich, dass das hö­ren und le­sen von be­rich­ten über all­täg­li­che er­nied­ri­gung, be­läs­ti­gung und ängs­te, das nach­den­ken und er­in­nern, das re­flek­tie­ren, das re­den und dis­ku­tie­ren dar­über was wir alle da­mit zu tun ha­ben hilft lö­sun­gen zu fin­den.


sonn­tag abend brann­te bei mir eine si­che­rung durch, als ka­ra­sek bei jauch ir­gend­et­was über frau­en er­zähl­te, die sich auch mal ge­dan­ken ma­chen soll­ten ob und wann sie sich „auf­rei­zend“ an­zie­hen soll­ten oder nicht. eine sol­che stolz vor­ge­tra­gen­de igno­ranz und selbst­ge­fäl­lig­keit hielt ich bis­her nur in talk­shows am nach­mit­tag für mög­lich.

mir fiel nach der sen­dung nur eine sehr hin­ken­de ana­lo­gie ein. ich dach­te man könn­te mal fra­gen, ob män­nern, die sich au­tos über €10.000 leis­ten ei­gent­lich bei dieb­stahl, van­da­lis­mus oder wenn die kis­te in ber­lin in flam­men auf­geht auch eine mit­schuld ge­ge­ben wird? spricht man in sol­chen fäl­len da­von, dass die sich auch mal ge­dan­ken ma­chen soll­ten, ob sie sich so ein „auf­rei­zen­des“ blech­kleid an­zie­hen? und wo?

die ana­lo­gie, die ana­tol ste­fa­no­witsch hier aus dem in­ter­net auf­ge­ga­belt und über­setzt hat, trifft das aber viel bes­ser als mein hin­ken­der ver­gleich:

Mann: Ich möchte einen Straßenraub melden.
Polizist: Einen Raub, ja? Wo hat der stattgefunden?
Mann: Ich war gerade an der Ecke 21ste und Dundrich Street als ein Mann eine Pistole auf mich richtete und sagte, „Gib mir all dein Geld.“
Polizist: Und, haben Sie das getan?
Mann: Ja, ich habe mich kooperativ verhalten.
Polizist: Sie haben ihm also bereitwillig Ihr Geld gegeben, ohne sich zu wehren, um Hilfe zu rufen oder wegzulaufen?
Mann: Ja, aber ich hatte Angst. Ich dachte, er würde mich töten.
Polizist: Mhm. Aber Sie haben mit ihm kooperiert. Und wie ich höre, sind sie ein ziemlich wohltätiger Mensch.
Mann: Ich spende Geld für gute Zwecke, ja.
Polizist: Sie geben anderen also gerne ihr Geld. Sie geben anderen gewohnheitsmäßig ihr Geld.
Mann: Was hat das mit dieser Situation zu tun?
Polizist: Sie sind wissentlich in Ihrem Anzug die Dundritch Street entlanggelaufen, obwohl jeder weiß, dass Sie ihr Geld gerne hergeben, und dann haben Sie sich nicht gewehrt. Es klingt für mich, als ob Sie Ihr Geld freiwillig hergegeben haben, und jetzt bereuen Sie Ihre Spende nachträglich. Wollen Sie wirklich das Leben dieses Mannes ruinieren, weil SIE einen Fehler gemacht haben?

und auch das fa­zit am ende sei­nes sehr le­sens­wer­ten tex­tes möch­te ich zi­tie­ren:

Und das einzige, was wir konkret tun können, wird sein, nicht eine Sekunde lang zu denken — geschweige denn, ihnen zu vermitteln —, dass SIE etwas dagegen hätten tun können. Wir alle — Frauen und Männer, aber vor allem wir Männer — müssen dafür kämpfen, dass sexuelle Übergriffigkeit in jeder Form als Verantwortlichkeit des Täters betrachtet wird, und als Verantwortlichkeit einer Gesellschaft, die sich mit den Tätern solidarisiert, die die Handlungen der Täter relativiert, die die Situation der Betroffenen trivialisiert.


jauchs ab­schluss­fra­ge an die run­de war völ­lig de­pla­ziert, lau­te­te aber in etwa, ob sich brü­der­le ent­schul­di­gen sol­le oder nicht. er bat die run­de mit ja oder nein zu ant­wor­ten. die vor ei­tel­keit plat­zen­de tal­ker­run­de muss­te ih­rem „ja“ oder „nein“ aber aus­nahms­los je­weils noch ein kur­zes state­ment hin­zu­fü­gen — bis auf anne wiz­o­rek. die hat ein­fach nur „ja“ ge­sagt. ich fand das sehr er­fri­schend und un­ei­tel.


ein paar ar­ti­kel zum the­ma #auf­schrei, die mir gut ge­fie­len.

  sued­deut­sche.de: TV-Kri­tik zu Gün­ther Jauch - Vor Fas­sungs­lo­sig­keit die Spra­che ver­schla­gen   #

  hap­py­schnit­zel.com: Bes­ser spät als nie: Die Se­xis­mus-De­bat­te   #

  as­te­fa­no­witsch.tumb­lr.com: Sagt ih­nen nicht, dass sie sich hät­ten weh­ren sol­len   #

  klei­ner­d­rei.org: Lauch oder Janz   #


1) der haupt­grund für mei­ne ver­ab­scheu­ung kör­per­li­cher ge­walt ist die furcht mich selbst ver­let­zen zu kön­nen. kör­per­li­che ge­walt die ei­nem re­gel­kor­sett un­ter­wor­fen ist, das schlim­me­re ver­let­zun­gen ver­mei­det, mag ich ganz ger­ne. ich habe ein paar jah­re judo be­trie­ben und war ein paar mo­na­te lang mit­glied des rin­ger-teams der steil­a­coom high­school in der nähe von ta­co­ma. was ich dort vor al­lem ge­lernt habe ist, dass es im­mer je­man­den gibt der stär­ker, ge­mei­ner, bru­ta­ler oder ge­schick­ter als man selbst ist.


vine — bewegte 6-sekunden fotos

felix schwenzel

ich moch­te vine noch be­vor ich es mir ge­nau­er an­ge­se­hen habe. ein blick auf ein, zwei oder drei bei­spiel-vine-fil­me ge­nüg­te mir. vine-fil­me füh­len sich im brow­ser ein biss­chen an wie ani­mier­te gifs, lau­fen in ei­ner end­los­schlei­fe und sind ge­nau 6 se­kun­den lang. vine-fil­me fan­gen zwar au­to­ma­tisch an zu spie­len (wie gifs), sind aber stan­dard­mäs­sig laut­los ge­schal­tet (wie gifs). die an­zei­ge in al­len brow­ser fluppt wun­der­bar, die fil­me pas­sie­ren den flash-blo­cker und lau­fen auch im mo­bil­te­le­fon.

für die er­stel­lung der fil­me gibts bis jetzt nur ei­nen ein­zi­gen weg, den über eine ipho­ne- und ipod­touch-app. die läuft noch ein biss­chen ru­cke­lig und zi­ckig und kämpft be­reits jetzt mit or­ga­ni­sa­to­ri­schen pro­ble­men, nimmt aber ziem­lich idio­ten­si­cher sechs-se­kun­den fil­me auf. ohne schnitt- oder fil­ter­ge­döns filmt die app so­lan­ge wie man mit dem fin­ger den bild­schirm be­rührt, beim los­las­sen pau­siert sie, wenn man den bild­schirm wie­der fin­gert filmt sie wei­ter bis die sechs se­kun­den voll sind.

der rest der app funk­tio­niert im prin­zip wie in­sta­gram. in der app auf­neh­men, tei­len, „freun­de“ su­chen und ih­nen fol­gen und de­ren vine-fil­me an­se­hen und li­ken und kom­men­tie­ren. die fer­ti­gen vine-fil­me kann sich auch im netz an­se­hen, die url er­fährt man al­ler­dings nur, wenn man den vine-film nach dem auf­neh­men auch auf twit­ter oder face­book frei­gibt (bei­spiel auf vine.co oder twit­ter.com).

im quell­text der vine-sei­te sieht man dann den code­schnip­sel für den ein­bet­tungs­code:

twit­ter bet­tet so ei­nen vine-film dann so ein:

die­sen code kann man dann auch zum über­all ein­bet­ten neh­men.

tech­nisch steckt da­hin­ter (na­tür­lich) ein HTML5-ab­spiel­script, in die­sem fall das von vi­deo­js.com.


6 se­kun­den? fin­de ich ge­nau rich­tig. wenn ich mich recht er­in­ne­re hat­te flickr mal so­was ähn­li­ches im an­ge­bot, mit 20 se­kun­den zeit­be­schrän­kung. 6 se­kun­den pas­sen: 6 se­kun­den sind kurz ge­nug um sich den scheiss an­zu­se­hen, 6 se­kun­den sind ein zeit­raum, den man su­per en­los­schlei­fen kann und 6 se­kun­den sind so kurz, dass man sich ge­nau über­le­gen muss, was man in die­sen 6 se­kun­den ei­gent­lich zei­gen, er­zäh­len oder mit­tei­len möch­te. ein­schrän­kun­gen ma­chen krea­tiv, so wie das auch mal mit 140 zei­chen war.

ich mag auch die ein­schrän­kung die (qua­dra­ti­schen) fil­me nur mit der app auf­zu­neh­men. kein im­port von vor­han­de­nen vi­de­os, kein schnei­den, kei­ne mu­sik­un­ter­le­gung (aus­ser der die durch mi­kro­fon kommt), kei­ne spe­zi­al­ef­fek­te (j sei dank!), kein ge­döns. ich glau­be vine und ich wer­den gute freun­de.

weiterlesen

vine.co - 6 sekunden mit der m1

felix schwenzel

ich woll­te nur mal se­hen, wie und ob das mit dem ein­bet­ten von dem ding funk­tio­niert.

weiterlesen

verleger-logik

felix schwenzel

der ver­band deut­scher zeit­schrif­ten­ver­le­ger (vdz) am 22.01.2013:

Verlage sind für freie Links und Überschriften; es ist nur fair, dass etwa Aggregatoren eine Lizenz brauchen, um ihre auf fremden Inhalten basierenden Geschäftsmodelle zu realisieren. Das Prinzip des Leistungsschutzrechts ist also: wer gewerblich nutzen will, muss fragen.

jan hau­ser am 23.01.2013 (via) über äus­se­run­gen des vdz und des bdzv:

Die deutschen Verlegerverbände lehnen die Vorschläge zur Medienüberwachung entschieden ab. Für den Zeitschriftenverlegerverband VDZ lässt die Sicht des Berichts auf Pressefreiheit aufhorchen: Man beklage politische Einflussnahme und übe sie gleichzeitig aus. Man setze auf staatliche Co-Regulierung statt auf Selbstregulierung. „Seit wann braucht freie Presse eine Zulassung, die entzogen werden könnte?", sagte ein Verbandssprecher dieser Zeitung. Wer Lizenzen vergeben möchte, übe Kontrolle aus, teilte der BDZV mit. „Der Weg zu staatlicher Zensur ist dann nicht mehr allzu weit."

ver­le­ger mei­nen also, li­zen­zen sei­en ei­ner­seits der weg in den un­rechts­staat, an­de­rer­seits „nur fair“? staat­li­che zen­sur ist mist, zen­sur durch ver­le­ger ein wich­ti­ger bei­trag für die pres­se­frei­heit in deutsch­land? ich bin da­für das sich der vdz und der bdzv in veb (ver­band ehe­ma­li­ger baum­schü­ler) um­be­nen­nen.

[her­vor­he­bun­gen in den zi­ta­ten von mir.]


„geschwätz“ ins netz stellen

felix schwenzel

ju­dith hor­chert und kon­rad lisch­ka ver­su­chen sich auf spie­gel.de über ei­nen rei­se­be­richt der toch­ter von eric schmidt aus nord­ko­rea zu em­pö­ren. viel­leicht woll­ten sich die bei­den auch nur über die 19 jäh­ri­ge lus­tig ma­chen und sind aus witz­man­gel aufs em­pö­ren aus­ge­wi­chen.

em­pö­rend fin­den die bei­den bei­spiels­wei­se, dass so­phie schmidt schreibt pjöng­jang sei „auf eine selt­sa­me Art char­mant“, ob­wohl sie doch wis­se, „wie die herr­schen­de Eli­te in Nord­ko­rea herrscht - mit Ge­walt, Ab­schot­tung und Pro­pa­gan­da“.

mei­ne lieb­lings­stel­le in hor­cherts und lisch­kas text ist die­se:

Mancher Leser wird sich womöglich fragen, wie Eric Schmidt seiner Tochter erlauben konnte, dieses Geschwätz ins Netz zu stellen.

ge­nau­so kann man sich fra­gen, wie chris­ti­an stö­cker sei­nen bei­den di­gi­tal­res­sort-re­dak­teu­ren hor­chert und lisch­ka er­lau­ben konn­te ihr skan­da­li­sie­ren­des ge­gei­fer auf die an­geb­lich „füh­ren­de Nach­rich­ten-Site im deutsch­spra­chi­gen In­ter­net“ zu kip­pen. vor al­lem da der lisch­ka-hor­chert-ar­ti­kel min­des­tens so ir­rele­vant ist, wie die bei­den glau­ben dass das „ge­schwätz“ von so­phie schmidt ir­rele­vant sei.

ich fand den ar­ti­kel von so­phie schmidt gröss­ten­teils ziem­lich gut, auch weil sie, an­ders als hor­chert und lisch­ka, ohne stock im arsch ohne jour­na­lis­ten­schu­len­über­heb­lich­keit schreibt und stel­len­wei­se fein be­ob­ach­tet, bei­spiels­wei­se als sie über ei­nen com­pu­ter­raum an der kim-il-sung-uni­ver­si­tät in pjöng­jang schreibt:

All this activity, all those monitors. Probably 90 desks in the room, all manned, with an identical scene one floor up.

One problem: A few scrolled or clicked, but the rest just stared. More disturbing: when our group walked in--a noisy bunch, with media in tow--not one of them looked up from their desks. . They might as well have been figurines.

Of all the stops we made, the e-Potemkin Village was among the more unsettling. We knew nothing about what we were seeing, even as it was in front of us. Were they really students? Did our handlers honestly think we bought it? Did they even care? Photo op and tour completed, maybe they dismantled the whole set and went home.

die­ser raum hat auch für spie­gel on­line eine ge­wis­se at­trak­ti­vi­tät. er taucht in der fo­to­stre­cke des hor­chert-lisch­ka-ar­ti­kels als agen­tur­bild auf, aber auch in der fo­to­stre­cke ei­nes ar­ti­kel aus dem de­zem­ber. man ver­glei­che den er­kennt­nis­ge­winn der spie­gel-bild­un­ter­schrift, mit dem oben zi­tier­ten ab­satz aus so­phie schmidts „ge­schwätz“:

In Nordkorea werden die Studenten mit moderner Technik ausgebildet - das soll wohl dieses Bild aus der Bibliothek der Kim-Il-Sung-Universität beweisen. Die Studenten werkeln an Computern - im Anzug.

an va­ter schmidts „knap­pen“ nord­ko­rea-rei­se­be­richt mo­nie­ren ju­dith hor­chert und kon­rad lisch­ka schliess­lich, dass er nicht die „an­de­ren Pro­ble­me“ nord­ko­re­as er­wähnt.

dan­kens­wer­ter­wei­se über­neh­men die bei­den die­se her­ku­les-auf­ga­be und nen­nen alle an­de­ren pro­ble­me nord­ko­re­as beim na­men:

  • unerernährung
  • mangelnder zugang zu leitungswasser
  • zwangsarbeit
  • hunderttausende politische gefangene von denen tausende in menschenunwürdigen gefangenenlagern umgekommen sind
  • brutalität bei hinrichtungen und folter

am ende ih­res ar­ti­kels for­dern ju­dith hor­chert und kon­rad lisch­ka dann et­was über­ra­schend, dass tom grün­weg künf­tig un­ter alle sei­ne ar­ti­kel schreibt, für wel­che pro­ble­me au­tos ver­ant­wort­lich sind. die an­sprü­che, die man an teen­ager stel­le, müss­te man als deutsch­lands füh­ren­de nach­rich­ten-site schliess­lich min­des­tens an­satz­wei­se auch selbst er­fül­len.

[den ar­ti­kel habe ich bei­na­he mit „hor­chert hört ein hu!“ über­schrie­ben, fand das aber ge­gen­über kon­rad lisch­ka ein biss­chen un­fair und aus­ser­dem völ­lig sinn­frei. den in­halt des letz­ten ab­sat­zes habe ich mir aus­ge­dacht be­vor ich ges­tern abend ins bett ge­gan­gen bin. ges­tern abend fand ich das noch wit­zig.]


fil

felix schwenzel

ges­tern im meh­ring­hof­thea­ter mal wie­der, nach acht jah­ren, fil im so­lo­pro­gramm an­ge­guckt. da­bei fiel mir auf, dass fil be­reits vor acht jah­ren über „die schwa­ben“ läs­ter­te und sich jetzt nur noch über die schwa­ben­läs­te­rei lus­tig macht.

eben­falls vor acht jah­ren hat ir­gend­wer in der ti­ta­nic sehr auf den punkt über fil ge­schrie­ben:

Und noch etwas kommt in FIL zusammen: Professionalität und Dilettantismus. Das Resultat ist kultiviertes Chaos. Nahezu vollkommen ist sein Timing, seine Geistesgegenwart, seine Pointensicherheit, sein Talent zum Sprachschöpferischen, seine Bühnenpräsenz. Dazu im reizvollen Kontrast stehen seine beschränkten technischen Fertigkeiten.

das gilt al­les nach wie vor, eine sehr ge­sun­de und un­ter­halt­sa­me mi­schung aus fer­tig ge­schrei­be­nem zeug und im­pro­vi­sa­ti­on und pu­bli­kums­ver­ar­sche. vor acht jah­ren dach­te ich noch, fil habe das zeug ganz gross raus­zu­kom­men, jetzt zeigt sich, fil hat­te das nie vor und das ist auch gut so. fil funk­tio­niert auf der matt­schei­be nicht mal halb so gut wie auf ei­ner klei­nen büh­ne.

ab­ge­se­hen da­von jon­gliert nie­mand so gut mit den me­ta­ebe­nen wie fil. er macht sich über al­les lus­tig, über das lus­tig­ma­chen, müt­ter, vä­ter, zu­ge­zo­ge­ne, ein­hei­mi­sche, sich selbst, sei­ne wit­ze. mit all mei­ner kraft rufe ich je­dem ein­zel­nen (ber­li­ner) le­ser zu (und spen­die­re ein aus­ru­fe­zei­chen): hin­ge­hen!


wahrheiten über …

felix schwenzel

ich bin john­ny sehr dank­bar, dass er mich, also uns, auf die ak­tu­el­len vi­de­os von ze frank hin­ge­wie­sen hat. ich wuss­te zwar das er (ze frank) nach der kick­star­ter in­fu­si­on was neu­es macht, habe aber nie nach­ge­se­hen ob er schon an­ge­fan­gen hat. so wie auch auch nie in den ei­nen kar­ton oben rechts im re­gal rein­gu­cke.

je­den­falls sind da ein paar wirk­li­che per­len des vi­deo­schnitts und der film­schnip­sel­kom­men­tie­rung zu fin­den:

True Facts About Mor­gan Free­man

youtube-video laden, info, direktlink

True Facts About Sloths

youtube-video laden, info, direktlink

True Facts About The Ang­ler Fish

youtube-video laden, info, direktlink

True Facts About Baby Echid­nas

youtube-video laden, info, direktlink

neue wohnung, neue küche

felix schwenzel

zu weih­nach­ten hab ich mal wie­der ne kü­che ge­baut, wie vor zwei jah­ren, nur dies­mal in ber­lin. ge­kauft ha­ben wir das ding trotz der ex­pli­zi­ten war­nung des spie­gels bei ikea, für un­ge­fähr 1500 euro. auf­ge­baut ha­ben wir das ding über weih­nach­ten, nach­dem wir die rau­fa­ser­ta­pe­te ab­ge­kratzt ha­ben, neu ge­stri­chen und ei­nen neu­en PVC-bo­den ha­ben aus­le­gen las­sen.

der kü­chen­auf­bau selbst hat un­ge­fähr drei bis vier tage ge­dau­ert, was vor al­lem am in­stal­la­ti­on­ge­döns, dem an die kor­pus­se ge­schraub­ten blend­werk und dem mal wie­der sehr stark ge­wölb­ten alt­bau­wän­den lag.

jetzt wo sie fer­tig ist ist sie um ei­ni­ges prak­ti­scher und ef­fek­ti­ver nutz­bar als vor­her — vor al­lem kann man jetzt da­drin mit meh­re­ren per­so­nen am ess­tisch sit­zen. die schub­la­den sind irre prak­tisch, die tür­dämp­fer wei­ter­hin ein ner­ven­schi­nend, vor al­lem weil ich meh­re­re wo­chen die alte kü­che ohne tür­dämp­fer nut­zen muss­te und aus dem neu­en was­ser­hahn schmeckt das was­ser wie aus ei­nem brun­nen in den al­pen.


mitte

felix schwenzel


wenn jemand seine menschenverachtung mit facebookkritik mischt

felix schwenzel

falk lüke schrob (wit­zi­ger­wei­se er­laubt er nur face­book­mit­gie­dern den bei­trag zu le­sen, nor­ma­le, nicht bei face­book ein­ge­logg­te men­schen, dür­fen das nicht le­sen):

Facebook feels like a living corpse to me, everyone's sending, seeking even just a little attention for his/her life, a sad collection of loneliness in modern societies. And those who are listening are the algorithms of an ultra commercial platform run by a bunch of biz kids who never knew what they were doing. Dislike, strong - I'll be off this platform soon next year (as much as Facebook is allowing me and my content to leave it).

nach dem ers­ten kom­men­tar, in dem da­ni­el brö­cker­hoff sag­te, dass man das ei­gent­lich so für alle so­zia­len netz­wer­ke und all­ge­mein auch für das in­ter­net sa­gen könn­te, ant­wor­te­te falk lüke: „Wo­an­ders fin­det In­ter­ak­ti­on statt. Hier kaum.“

als ers­tes fiel mir auf, dass die von falk lüke ver­miss­te in­ter­ak­ti­on auch da­mit zu­sam­men­hän­gen könn­te, dass der der bei­trag auf eng­lisch ver­fasst ist und da­mit zu­min­dest ten­den­zi­ell an der in­ten­dier­ten ziel­grup­pe vor­bei­rauscht. denn auch wenn er das eng­lisch et­was schnip­pisch mit „weil ich hier nicht nur deutsch­spra­chi­ge Kon­tak­te habe...?“ er­klärt, sind doch alle kom­men­ta­re un­ter sei­nem bei­trag aus­nahms­los auf deutsch ver­fasst.

das pro­blem das falk lüke mög­li­cher­wei­se hat, ist das glei­che das ein pas­sio­nier­ter mau-mau-spie­ler in ei­ner bi­ker-knei­pe hat; den kon­text ei­ner mit­tei­lung oder ak­ti­vi­tät soll­te man nie aus den au­gen ver­lie­ren. wer das tut, ist am ende im­mer ent­täuscht.

mei­ne er­fah­rung mit face­book ist eine ganz an­de­re. im pri­va­ten kon­text funk­tio­niert face­book bei mir ganz her­vor­ra­gend. für mich fühlt sich face­book gar nicht wie eine „le­ben­de lei­che“ an, son­dern wie ein al­go­rith­misch op­ti­mier­ter blick durch ein schlüs­sel­loch auf das le­ben mei­ner freun­de, ver­wand­ten und men­schen die ich schät­ze und lie­be. tat­säch­lich fil­tert mir face­book freund­li­cher­wei­se die sta­tus­mel­dun­gen von leu­ten die mich we­ni­ger in­ter­es­sie­ren oder mir nicht son­der­lich nahe sind recht zu­ver­läs­sig aus. von falk lüke ist die­se sta­tus­mel­dung oben bei­spiels­wei­se die ers­te seit mo­na­ten die ich zu ge­sicht be­kam.

und auch falk lü­kes be­ob­ach­tung ei­ner „trau­ri­gen samm­lung von ein­sam­keit“ auf face­book kommt mir eher vor, wie eine pro­jek­ti­on der ei­ge­nen be­find­lich­keit, als eine ob­jek­ti­ve be­ob­ach­tung. ich füh­le auf face­book — oder ge­nau­er durch face­book — ver­bun­den­heit und nähe zu den leu­ten die mich in­ter­es­sie­ren. in­so­fern scheint mir das „bunch of biz kids“ ei­nen ganz gu­ten job zu ma­chen.

für mich ist falk lü­kes bei­trag eher ein grund face­book noch hem­mungs­lo­ser pri­vat zu nut­zen, also leu­te die ich nur vom hö­ren­sa­gen ken­ne zu ent­freun­den und mehr dar­auf zu ach­ten, nur mit leu­ten ver­bun­den zu sein, auf die ich pri­va­ten wert lege. für de­bat­ten und aus­ufern­de dis­kus­sio­nen schei­nen mir blogs eher ge­eig­net zu sein, oder — wie ich von zeit zu zeit höre, aber nicht zu recht glau­be — bei­spiels­wei­se goog­le-plus oder qu­o­ra.

was ich auch gar nicht an falk lü­kes bei­trag mag, ist sei­ne su­san­ne-gasch­ke-mäs­si­ge ver­ach­tung von bei­läu­fi­ger, tri­via­ler kom­mu­ni­ka­ti­on. leu­te wie su­san­ne gasch­ke sind scho­ckiert dar­über, dass je­der­mann das in­ter­net ein­fach voll­schrei­ben kann, auch mit ir­rele­van­ten, blöd­sin­ni­gen oder fla­chen ge­müts­äus­se­run­gen (oder kat­zen­bil­dern). die men­schen­ver­ach­tung die aus dem satz „ever­yo­ne's sen­ding, see­king even just a litt­le at­ten­ti­on for his/her life“ spricht, möch­te ich ger­ne eins zu eins an falk lü­cke zu­rück­ge­ben, den ich für eine der trau­rigs­ten und auf­ge­bla­sens­ten ge­stal­ten hal­te, die ich aus dem in­ter­net ken­ne. al­ler­dings erst nach su­san­ne gasch­ke — aber die nutzt ja eh kein in­ter­net aus­ser für wis­sen­schaft­li­che und hoch­re­le­van­te zwe­cke.

[nach­trag 02.01.2013, 11:30h]
falk lüke heisst jetzt falk stei­ner und hat sein face­book­pro­fil ge­löscht. da­mit funk­tio­niert der link oben auch nicht mehr. hier ist ein screen­shot des ar­ti­kels von ges­tern abend 19 uhr.


capitain-petzel

felix schwenzel

die pe­ter-pil­ler-aus­stel­lung im ca­pi­tain-pet­zel fand ix su­per, aber den raum erst recht.


12.12.2012, 12:12h

felix schwenzel

mög­li­cher­wei­se ist der mo­ment 20.12.2012 20:12 uhr noch ei­nen ti­cken tol­ler als der hier.


maschinenlesbarer keese

felix schwenzel

chris­toph kee­se schreibt:

Immer wenn ich Robots.txt, die von Google bevorzugte Rechtesprache, kritisiere, hagelt es Vorwürfe der Lüge und Dummheit. Manche meinen, ich sei dumm und verlogen zugleich.

und dann zählt er eine lis­te von „In­for­ma­tio­nen“ auf, „die man in [eine] gute ma­schi­nen­les­ba­re Rech­te­spra­che ein­tra­gen kön­nen soll­te, und die von an­de­ren Markt­teil­neh­mern zu be­rück­sich­ti­gen wä­ren“. fast alle in­for­ma­tio­nen die kee­se auf­lis­tet kann man be­reits jetzt in ver­lags­pro­duk­te die von ver­la­gen ins netz ge­stellt wer­den ein­tra­gen oder ge­nau­so wie er for­dert um­set­zen. ei­ni­ge die­ser in­form­tio­nen wer­den vom axel-sprin­ger-ver­lag be­reits auf sei­nen web­sei­ten ge­nutzt, vie­le nicht. was der­zeit kei­ne such­ma­schi­ne und kein ag­gre­ga­tor aus­wer­tet, sind preis­in­for­ma­tio­nen. die­se wä­ren aber ohne wei­te­res ma­schi­nen­les­bar in jede ver­lags­sei­te ein­bett­bar. so­bald ein ver­lag an­fängt die­se ma­schi­nen­les­bar ein­ge­bet­te­ten prei­se für ag­gre­ga­ti­on oder vers­nip­pung oder zu­gäng­lich­ma­chung ein­zu­kla­gen, wer­den such­ma­schi­nen die­se preis­in­for­ma­ti­on ga­ran­tiert sehr schnell be­ach­ten. al­ler­dings ziert sich der axel-sprin­ger-ver­lag bis­her sehr, die­se prei­se ir­gend­je­man­dem zu nen­nen. so sag­te ma­thi­as döpf­ner kürz­lich:

Nach Angaben von Döpfner hat das US-Unternehmen auch nach Jahren der Auseinandersetzung „noch nie nach dem Preis gefragt, der uns vorschwebt“.

auch die men­schen­les­ba­re „rech­te­spra­che“ des axel-sprin­ger-ver­lags, bei­spiels­wei­se die „nut­zungs­re­geln“ die das sprin­ger-blatt „die welt“ ins netz stellt, zäh­len die rech­te die kee­se ger­ne in ei­ner ma­schi­nen­les­ba­ren rech­te­spra­che se­hen möch­te nicht son­der­lich dif­fe­ren­ziert auf:

Der Inhalt der interaktiven Webseiten von DIE WELT ist urheberrechtlich geschützt. Die Vervielfältigung, Änderung, Verbreitung oder Speicherung von Informationen oder Daten, insbesondere von Texten, Textteilen oder Bildmaterial, ist ohne vorherige Zustimmung von DIE WELT nicht gestattet.

die­se nut­zungs­rech­te kom­men mir vor, wie ein un­dif­fer­ten­zier­ter, gro­ber, recht­li­cher klotz oder in kee­ses wor­ten ein „licht­schal­ter“. auf der web­sei­te der welt kann ich aus­ser den oben zi­tier­ten gro­ben nut­zungs­be­din­gun­gen (die de­fac­to al­les ver­bie­ten) kei­ne in­for­ma­tio­nen zur ge­werb­li­chen nut­zung, li­zen­sie­rung, ag­gre­ga­ti­on, ar­chi­vie­rung oder wei­ter­ga­be fin­den.

tat­sa­che ist, dass der gross­teil von dem was kee­se hier for­dert be­reits exis­tiert und in der pra­xis funk­tio­niert. ich gehe kee­ses lis­te wei­ter un­ten mal im de­tail durch.


ich wun­de­re mich in wel­che ka­te­go­rie die ag­gre­ga­ti­on von ver­lags­in­hal­ten durch so­zia­le netz­wer­ke fällt. denn auf fast al­len web­sei­ten des axel-sprin­ger-ver­lags wer­den die nut­zer (üb­ri­gens ohne dif­fe­ren­zie­rung in ge­werb­li­che und pri­va­te nut­zer) auf­ge­for­dert die in­hal­te über so­zia­le netz­wer­ke (twit­ter, goog­le-plus, face­book) zu agg­re­gie­ren. bei der nut­zung die­ser but­tons kann es durch­aus pas­sie­ren, dass ich in­hal­te „an Ge­wer­be“ wei­ter­ge­be. oder als ge­wer­be­trei­ben­der in­hal­te an „Pri­vat­per­so­nen“ wei­ter­ge­be. sol­len twit­ter, face­book, goog­le-plus küf­tig dann auch die ma­schi­nen­les­ba­ren rech­te­spra­che ho­no­rie­ren? muss twit­ter den „tweet“-but­ton künf­tig für ge­wer­be­trei­ben­de de­ak­ti­vie­ren, wenn die sei­te ma­schi­nen­les­bar als nicht-ge­werb­lich-agg­re­gier­bar aus­ge­zeich­net ist?


Name des Text­au­to­ren (✓)
mach­bar mit aut­hor­ship-mark­up. wird auch auf vie­len sei­ten des axel-sprin­ger-ver­lags ein­ge­setzt. was ist ei­gent­lich mit au­torin­nen?

Name des Bild­au­to­ren (✓)
so­weit ich sehe der­zeit nicht ma­schi­nen­les­bar mach­bar, al­ler­dings wird das auch in den sel­tens­ten fäl­len men­schen­les­bar ge­macht. meis­ten steht am foto et­was wie „Foto: dpa“, „Fo­tos: © ZDF“, „Foto: AFP“, oft gar nichts (bei­spiel 1, bei­spiel 2)

es spricht aber nichts da­ge­gen, den bild­au­to­ren in die ma­schi­nen­les­ba­re bild­un­ter­schrift ein­zu­tra­gen. das geht be­spiels­wei­se mit ei­ner bil­der-XML-site­map. da­mit kann man auch die bild-li­zenz ma­schi­nen­les­bar an­ge­ben.

[nach­trag 12.12.2012 23:33]
meh­re­re kom­men­ta­to­ren und tors­ten kleinz wei­sen dar­auf hin, dass man au­toren-in­for­ma­tio­nen auch in den EXIF oder IPTC-da­ten von bil­dern ab­spei­chern kön­ne. da­mit kann man wohl auch die li­zenz, bzw. li­zen­in­for­ma­tio­nen ein­bet­ten.

Name des Ver­lags (falls vor­han­den) (✓)
wel­cher ver­lag hat denn in deutsch­land noch kei­nen na­men? ab­ge­se­hen da­von ist es mög­lich den na­men des ver­lags ne­ben dem au­toren­na­men an­zu­ge­ben und wird bei­spiels­wei­se so bei der welt ge­macht. da­für kann kann man ei­ner­seits klas­si­che meta-tags nut­zen, die es — glau­be ich — seit un­ge­fähr 20 jah­ren in die­ser form gibt:

oder wie die welt es be­reits nutzt, mit ei­nem ein­fa­chen, von goog­le aus­ge­wer­te­ten me­ta­tag im hea­der der sei­te:

Name der Web­sei­te (✓)
ist mit meta-tags, og-tags oder di­ver­sen mi­cro­for­ma­ten mög­lich und das wird auch von den meis­ten ag­gre­ga­to­ren und such­ma­schi­nen aus­ge­wer­tet:

Name der be­auf­trag­ten Clea­ring- oder Ab­rech­nungs­stel­le (✘)
Name der das Recht wahr­neh­men­den Ver­wer­tungs­ge­sell­schaft (✘)
da es die­se clea­ring- oder ab­rech­nungs­stel­len of­fen­bar noch nicht gibt, ist das na­tür­lich un­sinn eine an­ge­ben zu wol­len. ich habe auch auf kei­ner web­sei­te des axel-sprin­ger-ver­lags hin­wei­se auf eine sol­che clea­ring­stel­le ge­fun­den, we­der ma­schi­nen­les­bar oder men­schen­les­bar. gäbe es eine clea­ring­stel­le, lässt die sich si­cher­lich gut in die ma­schi­nen­les­ba­ren li­zenz­in­for­ma­tio­nen (sie­he un­ten) ein­bet­ten.

an­de­rer­seits ist das für mich lo­gisch schwer nach­zu­voll­zie­hen; kee­se for­dert, dass such­ma­schi­nen et­was be­rück­sich­ti­gen für das erst durch ein leis­tungs­schutz­ge­setz eine recht­li­che grund­la­ge ge­schaf­fen wür­de?

Ein­zu­hal­ten­de Zeit­ver­zö­ge­rung bei Nut­zung durch Drit­te (✓)
das ist bei­reits jetzt un­pro­ble­ma­tisch um­zu­set­zen. se­riö­se ag­gre­ga­to­ren re­spek­tie­ren die ro­bots.txt an­wei­sun­gen die man auch ei­nem ein­zel­nen ar­ti­kel mit­ge­ben kann. es wäre also kein pro­blem das ver­lags­sei­tig zu lö­sen: je­der ar­ti­kel der erst nach ei­ner be­stimm­ten zeit durch drit­te ge­nutzt wer­den soll, be­kommt ein­fach für die zeit in der er nicht ge­nutzt wer­den darf ei­nen ro­bots-meta-tag:

so­bald der ar­ti­kel durch drit­te ge­nutzt wer­den darf, steht auf der sei­te

Ge­werb­li­che Ko­pie er­laubt / nicht er­laubt (?)
Preis für ge­werb­li­che Ko­pie (✘)
Ma­xi­mal An­zahl der ge­werb­li­chen Ko­pien (?)
ich ver­ste­he nicht was das ge­nau be­deu­ten soll. ich fer­ti­ge ja eine ko­pie in mei­nem brow­ser-cache an, wenn ich eine web­sei­te auf­ru­fe. ma­che ich das be­ruf­lich, hand­le ich ge­werb­lich. die­se rechts­an­wei­sung wür­de nur sinn ma­chen, wenn es ein leis­tungs­schutz­recht gäbe dass die ge­werb­li­che nut­zung (im sin­ne von le­sen oder ab­spei­chern, aus­dru­cken, in ein in­tra­net ko­pie­ren) kos­ten­pflich­tig ma­chen wür­de. da­nach sieht es aber nicht aus, denn selbst die CDU/CSU/FDP-ko­ali­ti­on woll­te sich auf die­sen irr­sinn nicht ein­las­sen.

Ge­werb­li­che Ag­gre­ga­ti­on er­laubt / nicht er­laubt (✓)
ver­ste­he ich auch nicht. 90 pro­zent der mir be­kann­ten ag­gre­ga­to­ren und such­ma­schi­nen han­deln ge­werb­lich. ich ken­ne kei­ne aus pri­vat­ver­gnü­gen be­trie­be­ne such­ma­schi­ne. ag­gre­ga­ti­on wird fast aus­schliess­lich von fir­men be­rie­ben. die­se ge­werb­li­che ag­gre­ga­ti­on lässt sich aber bes­tens mit der ro­bots.txt aus­schlies­sen. ag­gre­ga­to­ren und such­ma­schi­nen die für die ag­gre­ga­ti­on zah­len möch­ten kann ja ein er­wei­ter­ter ro­bots.txt an­ge­bo­ten wer­den:

Preis für ge­werb­li­che Ag­gre­ga­ti­on (✘)
das wun­dert mich jetzt auch. laut ma­thi­as döpf­ner möch­te der sprin­ger-ver­lag gar nicht sa­gen was so­et­was kos­tet, son­dern möch­te da­nach ge­fragt wer­den (sie­he döpf­ner-zi­tat oben).

wozu dann also eine ma­schi­nen­les­ba­re in­for­ma­ti­on for­dern, wenn der axel-sprin­ger-ver­lag die­se in­for­ma­ti­on gar nicht öf­fent­lich (mit)tei­len möch­te?

Ma­xi­ma­le Län­ge der Ag­gre­ga­ti­on (✓)
auch das lässt sich in der re­gel für alle mög­li­chen for­men der ag­gre­ga­ti­on fest­le­gen. face­book, goog­le+, aber in den meis­ten fäl­len auch die goog­le-su­che, nut­zen den text des de­scrip­ti­on-tags. eine an­wei­sung wie die­se:

führt zu ei­ner snip­pet-an­zei­ge wie die­ser:

wäre der de­scrip­ti­on-text kür­zer, wür­de er auch kür­zer an­ge­zeigt.

Ge­werb­li­che Ar­chi­vie­rung er­laubt / nicht er­laubt (✓)
auch die ar­chi­vie­rung lässt sich per ro­bots.txt oder die­ser an­wei­sung steu­ern:

da nie­mand pri­va­te ar­chi­vie­rung dif­fern­zie­ren, ver­bie­ten oder kon­trol­lie­ren kann, reicht die ro­bots.txt hier voll­kom­men aus: sie schliesst in der pra­xis aus­schliess­lich ge­werb­li­che ar­chi­vie­rung aus.

Preis für ge­werb­li­che Ar­chi­vie­rung (✘)
sie­he ge­werb­li­che ag­gre­ga­ti­on.

Ma­xi­ma­le Dau­er der Ar­chi­vie­rung (✓)
sie­he ge­werb­li­che ag­gre­ga­ti­on; soll­te es ag­gre­ga­to­ren oder such­ma­schi­nen ge­ben, die sich dem li­zenz­mo­dell ei­nes ver­la­ges für ar­chi­vie­rung beu­gen wol­len, kann mit die­sen leicht eine an­wei­sung ver­ein­bart wer­den die das re­gelt, für alle an­de­ren gilt no­ar­chi­ve:

Ge­werb­li­che Teaser er­laubt / nicht er­laubt (✓)
Preis für ge­werb­li­che Teaser (✘)
Ma­xi­ma­le Län­ge ge­werb­li­cher Teaser (✓)
war­um un­ter­schei­det kee­se zwi­schen snip­pet und teaser? such­ma­schi­nen und so­zia­le netz­wer­ke zei­gen der­zeit snip­pets an de­ren wort­laut und län­ge man mit dem de­scrip­ti­on meta- oder og-tag fest­le­gen kann. wozu an die­ser stel­le ei­ner er­wei­te­rung auf kom­plet­te teaser? sol­len such­ma­schi­nen mit dem LSR even­tu­ell dazu ge­bracht wer­den nicht nur snip­pets kos­ten­pflich­tig an­zu­zei­gen, son­dern auch teaser?

setzt man der ein­fach­heit hal­ber teaser mit snip­pets gleich, lässt sich die an­zei­ge von teasern bei ge­werb­li­chen (also al­len) such­ma­schi­nen über die ro­bots.txt steu­ern. wenn ein ver­lag die teaser ein­prei­sen möch­te, kann er das ja ma­chen, alle an­de­ren soll­ten dann auch ver­zich­ten dür­fen:

Wei­ter­ga­be an Pri­vat­per­so­nen er­laubt / nicht er­laubt (?)
Preis für Wei­ter­ga­be an Pri­vat­per­so­nen (?)
Wei­ter­ga­be an Ge­wer­be er­laubt / nicht er­laubt (?)
Preis für Wei­ter­ga­be an Ge­wer­be (?)
da­fuck? was könn­te kee­se da­mit mei­nen? was soll wei­ter­ge­ge­ben wer­den dür­fen? ein ar­ti­kel? ein such­ergeb­nis? ein snip­pet? ein teaser? eine url? was be­deu­tet „wei­ter­ga­be“? wie gibt man ar­ti­kel auf web­sei­ten in kee­ses sinn „wei­ter“? auf face­book? per mail? per usb-stick? als schwarz-weiss ko­pie?

An­zei­ge des Au­toren­na­mens zwin­gend / nicht zwin­gend (✓)
ah. hier­mit soll wohl ge­zeigt wer­den: das #lsr ist auch gut für die rech­te der au­toren. auf al­len sei­ten des axel-sprin­ger-ver­la­ges die ich stich­pro­ben­ar­tig ge­prüft habe und auf de­nen aut­hor­ship-mark­up ver­wen­det wur­de, zeigt sich in den such­ergeb­nis­sen auch der au­toren­na­me.

Ver­än­de­run­gen er­laubt / nicht er­laubt (?)
Mas­hups er­laubt / nicht er­laubt (?)
hat das et­was mit ag­gre­ga­to­ren, such­ma­schi­nen oder ge­werb­li­chen nut­zern zu tun? an wel­cher stel­le ver­än­dern oder mas­hup­pen such­ma­schi­nen oder ag­gre­ga­to­ren ver­lags­er­zeug­nis­se? ist das ernst­haft ein pro­blem? und wenn das so wäre, wäre es nicht ein an­fang das in die nut­zungs­be­din­gun­gen der je­wei­li­gen ver­lags­an­ge­bo­te zu schrei­ben? oder in die nut­zungs­li­zenz, die be­reits jetzt in jede web­sei­te ma­schi­nen- und men­schen­les­abr und ein­bett­bar ist, per dub­lin core me­ta­da­ta oder rel="dc:li­cen­se" (info) oder rel="li­cen­se" (info).


[nach­trag 12.12.2012, 23:33]
vie­le der ar­gu­men­te die ich hier auf­zäh­le hat be­reits mi­cha­el but­scher in ei­nem kom­men­tar un­ter kee­ses ar­ti­kel auf­ge­lis­tet:

“Weitergabe an [...] erlaubt / nicht erlaubt”

Für die meisten Suchmaschinen/Aggregatoren nicht relevant, die geben allenfalls Snippets weiter und die vorherige Prüfung, ob der jeweilige Nutzer gewerblich ist, ist dann doch etwas viel verlangt.
Interessant wäre das allenfalls für Aggregatoren mit zahlenden (meist gewerblichen) Kunden. Für diesen Spezialfall ist das LSR aber überdimensioniert.

und in ei­nem wei­te­ren kom­men­tar, in dem er sich selbst zi­tiert und er­gänzt:

“Sie könnten auch das von mir skizzierte technische Zweistufenmodell verwenden: Wer ACAP unterstützt, darf zu den damit definierten Bedingungen, wer nicht, wird mit robots.txt/Meta-Tags ausgesperrt.”

Inzwischen weiß ich, daß der ACAP-Standard sogar schon einen Schalter enthält, der genau das tut (Ignorieren der robots.txt-Definitionen nach bisherigem Standard).
Dieser Schalter ergibt natürlich nur Sinn, wenn die Autoren von ACAP damit rechneten, daß eben nicht alle Suchmaschinen und Aggregatoren den ACAP-Standard unterstützen würden.

das acap-pro­to­koll, auf das sich kee­se be­reits ein­mal in al­ler län­ge be­zo­gen hat­te, lohnt si­cher ei­nen wei­te­ren blick. ich fra­ge mich aber, war­um der axel-sprin­ger-ver­lag das pro­to­koll nicht ein­fach nutzt. es ist ab­wärts­kom­pa­ti­bel und die im­ple­men­tie­rung dau­ert laut acap-web­site kei­ne 30 mi­nu­ten.

und zu­min­dest goog­le liest die struk­tu­rier­ten da­ten des acap-pro­to­kolls durch­aus ein, wie man in goo­gles rich snip­pet tool sieht (klick auf „Goog­le Cus­tom Search“):


horst evers

felix schwenzel

sie so: horst evers ist schon ge­ni­al.
ich so: das buch kannst du ja heu­te abend le­sen.
sie so: hab ich schon durch. das ist so wit­zig! er hat zum bei­spiel was über früh­jahrs­mü­dig­keit ge­schrie­ben. im früh­jahr … — also man ist ja im­mer müde, aber das schö­ne am früh­ling ist, dass man das dann früh­jahrs­mü­dig­keit nen­nen kann.
ich so: […]
sie so: aber bei horst evers ist das wit­zig!


anspruch und wirklichkeit beim spiegel

felix schwenzel

sie­ben sei­ten in der spie­gel ikea-ti­tel­sto­ry ge­le­sen und schon der ers­te hand­fes­te skan­dal: „De­sign für alle. Das Pro­blem an die­sem Ide­al ist: Es führt dazu dass ir­gend­wann al­les den glei­chen Look hat.“

wow.

nach 10 oder 13 wei­te­ren sei­ten kom­men su­san­ne amann, mar­kus brauck und jan­ko tietz dann zum kern­pro­blem von ikea: „An­spruch und Wirk­lich­keit [sind] nicht de­ckungs­gleich.“

dan­ke dass das mal durch­re­cher­chiert wur­de.

dann, auf sei­te — äh, kei­ne sei­ten­zah­len in der HTML5/epa­per-ver­si­on? — dann also ir­gend­wann bricht das der ti­tel­sto­ry fol­gen­de in­ter­view mit ikea-chef mi­ka­el ohls­son nach drei­ein­halb spal­ten text (oder 10 fra­gen) ab: „Die Lang­fas­sung die­ses In­ter­views le­sen Sie auf www.spie­gel.de.“

da­fuck? erst teasern sich die mar­ke­ting-prak­ti­kan­ten des print-spie­gels den arsch auf spie­gel.de ab, um spie­gel.de le­ser da­von zu über­zeu­gen sich für vier ocken den e-spie­gel zu kau­fen (ar­ti­kel­wei­se ver­kauft man den pre­mi­um-spie­gel nicht) und dann si­mu­liert ir­gend­ein durch­ge­knall­ter re­dak­teur platz­man­gel im epa­per? und ver­weist mich ohne link auf www.spie­gel.de?

ich fin­de das ex­trem fas­zi­nie­rend wie sehr sich der spie­gel be­müht sei­ne le­ser wis­sen zu las­sen, dass er sie für leicht be­schränkt hält. in der ikea-re­por­ta­ge wird ei­nem als le­ser und ge­le­gent­li­chen ikea-käu­fer im­mer wie­der an den kopf ge­wor­fen, wie blöd ma­ni­pu­lier­bar man ist, weil man auf die an­geb­lich hoh­len ver­spre­chun­gen des ikea-mar­ke­tings rein­fällt und im­puls­käu­fen nach­gibt, weil pfif­fi­ge shop­de­si­gner ei­nen dazu ver­lei­ten. die au­toren der re­por­ta­ge wun­dern sich sei­ten­lang, war­um die men­schen wie die blö­den droh­nen zeugs bei ikea kau­fen und kön­nen sich das nur mit ma­ni­pu­la­ti­on, man­geln­der weit­sicht und ge­stör­ter wahr­neh­mung der käu­fer er­klä­ren.

die gan­ze re­por­ta­ge hat ei­nen un­er­träg­lich über­heb­li­chen ton an sich: ihr seid alle op­fer und wir er­klä­ren euch jetzt mal, wie das mit ikea wirk­lich ist. wo­bei man die­se hal­tung ja schon vom spie­gel kennt.

aber dann ei­nem epa­per-käu­fer das vol­le in­ter­view zu kür­zen und auf die spie­gel-on­line-sei­te zu ver­wei­sen dass ist nicht nur hirn­ris­sig, son­dern das sen­det die klar ver­nehm­ba­re bot­schaft: ihr könnt uns alle mal, WIR SIND DER SPIE­GEL! WIR MA­CHEN WAS WIR WOL­LEN!

na gut im­mer­hin stand dort nicht: „Die Lang­fas­sung die­ses In­ter­views le­sen Sie nach­dem sie ge­schwo­ren ha­ben nie wie­der ein bil­ly zu kau­fen.“ wäre so­was tech­nisch um­setz­bar, stün­de das viel­leicht wirk­lich im epa­per.

dass sich am sonn­tag abend um 23:33 na­tür­lich kein in­ter­view mit mi­ka­el ohls­son auf spie­gel.de fin­den lässt, hat­te ich mir dann aber na­tür­lich schon ge­dacht. in dem screen­shot sieht man zwi­schen den zei­len ge­schrie­ben den deut­li­chen hin­weis: „lie­be sonn­tags-epa­per-käu­fer: sie kön­nen uns mal.“

so be­steht also die ak­tu­el­le spie­gel-ti­tel­ge­schich­te in ei­nem 4 euro teu­ren e-spie­gel aus ei­ner halb­ga­ren re­por­ta­ge von drei re­dak­teu­ren de­ren kern­aus­sa­ge lau­tet „An­spruch und Wirk­lich­keit“ sei­en bei ikea nicht de­ckungs­gleich und ei­nem drei­ein­halb­s­pal­ti­gen in­ter­view mit dem ikea-chef.

wer so mit sei­nen zah­len­den le­sern um­geht muss sich nicht über le­ser- und auf­la­gen­schwund wun­dern. das kann ikea wirk­lich bes­ser: den leu­ten geld ab­neh­men, ohne dass sie sich hin­ter­her ver­kack­ei­ert füh­len. preis und leis­tung beim spie­gel, an­spruch und wirk­lich­keit sind wei­ter denn je von­ein­an­der ent­fernt.


[nach­trag 10.12.2012]
das in­ter­view mit dem ikea-chef mi­ka­el ohls­son ist mitt­ler­wei­le on­line. auf der start­sei­te ist das in­ter­view jetzt sicht­bar, über die such­funk­ti­on fin­det man den text al­ler­dings nach wie vor nicht (stand 11:48 uhr).


niklas maak beim grätschen beobachten

felix schwenzel

ni­klas maak hat in der faz ei­nen ziem­lich amü­san­ten ar­ti­kel über ein schnö­sel-im­mo­bi­li­en­pro­jekt in ber­lin ge­schrie­ben. der ar­ti­kel fängt wie folgt an:

Auf Youtube ist zurzeit ein Werbefilm zu sehen, in dem ein unrasierter Mann mit hoher Stimme zur Bevölkerung Berlins spricht.

schon in die­sem ers­ten satz fal­len mir zwei din­ge auf. der you­tube­film auf den maak sei­nen ar­ti­kel auf­baut ist nicht ver­linkt und wo­her zum teu­fel weiss maak ob phil­ip­pe starck ra­siert ist oder nicht? klar, in dem film sieht man dass starck ei­nen bart im ge­sicht trägt, aber we­der sieht man sei­ne brust, sei­ne bei­ne oder sei­nen in­tim­be­reich, die ja durch­aus ra­siert sein könn­ten. bart­trä­ger ra­sie­ren ih­ren bart üb­ri­gens sehr wohl, hat mir die bei­fah­re­rin eben er­klärt.

aber gut, so ein paar körn­chen dif­fa­mie­rung we­gen äus­ser­lich­kei­ten scheint man im feuil­le­ton der faz sehr zu lie­ben. phil­li­pe starck wird mit ei­ner bei­läu­fi­gen, un­ge­nau­en for­mu­lie­rung gleich im ers­ten satz als leicht schmud­de­lig oder lä­cher­lich in die köp­fe der le­ser ge­zeich­net und so für die nach­fol­gen­de kri­tik zu­recht­ge­legt. der sehr adret­te ha­rald staun hat das auch mal an mir ge­übt, als er mich vor ein paar jah­ren mal als zot­te­li­gen be­ton­kopf be­schrob:

Selbst in ihrem Weltbild unerschütterliche Netzmenschen wie der Berliner Felix Schwenzel, der in seiner Zotteligkeit dem Prototyp des Bloggers ziemlich nahekommt, kamen ins Zweifeln.

trotz­dem hat ni­klas maak na­tür­lich recht. das vi­deo in dem starck spricht ist un­fass­bar pein­lich. der protz­bau für rei­che schnö­sel ist eine ge­stal­te­ri­sche ka­ta­stro­phe. die spra­che mit der das pro­jekt im vi­deo und der pro­jekt­web­sei­te be­schrie­ben wird führt zu hand­ab­drü­cken im ge­sicht der re­zi­pi­en­ten. maaks ana­ly­se ist in gros­sen tei­len beis­send scharf und ex­akt auf den wun­den punkt:

Wir alle, sagt Starck, seien Teil einer kulturellen Familie, die sich in vier stilistische Untergruppen aufteilen lasse, welche gleichzeitig den vier Stilkategorien für die Einrichtung eines Apartments im „Yoo“-Haus entsprechen, zwischen denen zu wählen ist, nämlich „Classic“, „Minimal“, „Nature“ und „Culture“. „Your wife will love it“, sagt Starck (offenbar richtet sich der Werbefilm ausschließlich an Männer). „Wer sich für den Culture Style entscheidet“, erläutert die Peach Property Group in einem Dossier, „genießt den Luxus. Er oder sie könnte beispielsweise ein Sammler sein.“ Die Leute vom Theater am Schiffbauerdamm und die Künstler, die hier bis vor kurzem wohnten und den Platz manchmal für Performances und manchmal für ein Picknick nutzten, werden sich die Augen reiben: Wo eben noch Kultur war, ist jetzt Culture.

ich fra­ge mich nach ab­sät­zen wie dem eben zi­tier­ten aber, war­um sich ni­klas maak nicht ein­fach auf sei­nen ge­sun­den ver­stand und sei­ne schar­fe rhe­to­rik ver­lässt und statt­des­sen im­mer wie­der un­ter die gür­t­lel­i­nie ab­rutscht. so schreibt er:

Nichts ist normal, alles ist eine Erfindung, und zwar eine aus den Zentralkammern der Gestaltungseinfallhölle: Teller befinden sich nicht dort, wo man sie braucht, nämlich auf dem Tisch, sondern sie hängen senkrecht an den roten Wänden.

das ist wirk­lich bil­lig. im film sieht man ein­deu­tig, dass die tel­ler an den wän­den de­ko­ra­ti­on sind. das ist nichts was von phil­li­pe starck als ers­ter aus der „Ge­stal­tungs­ein­fall­höl­le“ ge­holt hat. ich glau­be die men­schen hän­gen sich seit ei­ni­gen tau­send jah­ren tel­ler an die wän­de, weil sie mei­nen dass das do­ko­ra­tiv sei.

auch nicht so ge­nau nimmt es maak in die­sem ab­satz:

Die neuen Gebäude drängeln sich mit dem Selbstbewusstsein eines betrunkenen Kneipengängers bis auf fünf Meter an ihre Nachbarin, Schinkels berühmte Kirche, heran, in der während der Bauarbeiten [für das Immobilienprojekt der Kronprinzengärten] der Putz von der Decke krachte. Aus Sicherheitsgründen, teilte die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit, habe man während der Bauarbeiten nebenan sämtliche Skulpturen aus der Kirche auslagern müssen - was seine eigene metaphorische Logik hatte: Wo Culture kommt, muss Kultur einpacken.

das liest sich le­cker und alle schnö­sel­geg­ner, im­mo­bi­li­en­fuz­zi­has­ser und alt­bau­freun­de die­ser welt schla­gen sich auf die schen­kel we­gen maaks wit­zig-iro­ni­scher me­tha­pho­rik. wer aber je­mals an der fried­richs­wer­der­schen kir­che vor­bei­ge­gan­gen ist er­kennt, dass das gan­ze are­al eine ein­zi­ge bau­gru­be ist. aus­ser den kron­prin­zen­gär­ten wird ne­ben­an die staats­oper sa­niert, das neue alte schloss ge­baut, die u5 ge­bag­gert und dem­nächst ein denk­mal für die deut­sche ein­heit ge­baut.

die nicht ganz un­we­sent­li­che in­for­ma­ti­on, dass ein trag­werks­pla­ner schin­kel vor­wirft kon­struk­ti­ons­feh­ler be­gan­gen zu ha­ben die zu kon­struk­ti­ons­be­ding­ten ge­wöl­ber­is­sen ge­führt ha­ben könn­ten (und da­mit den putz von der de­cke kra­chen lies­sen) lässt maak aus rhe­to­ri­schen grün­den ein­fach weg. die ber­li­ner zei­tung schrob dazu vor ein paar ta­gen:

Hügelland kennt die Baugeschichte der Friedrichswerderschen Kirche wie kaum ein anderer. Er hat in der DDR beim VEB Denkmalpflege gearbeitet und war während der Sanierung der Kirche von 1982 bis 1987 und auch danach der verantwortliche Statiker. „Schon damals habe ich auf konstruktionsbedingte Gewölberisse hingewiesen und einen Sanierungsvorschlag unterbreitet, der aber unter anderem aus Kostengründen leider nicht umgesetzt wurde“, sagt er der Berliner Zeitung.

Hügelland rechnete damals die Konstruktion der Gewölbe nach und kam zu dem Ergebnis, dass sie mit einer „übertriebenen Geometrie zu steil gebaut wurden“, so dass sich in den Gewölbedecken Risse gebildet haben. Für diesen Mangel findet Hügelland eine simple Erklärung: „Entweder hatte Schinkel keinen ordentlichen Statiker, oder er hat nicht auf ihn gehört.“

wie ge­sagt, maaks faz-ar­ti­kel ist bril­li­ant ge­schrie­ben, amü­sant und mes­ser­klug. scha­de nur, dass ihm das jour­na­lis­ti­sche ge­wis­sen fehlt und er an so vie­len stel­len so un­sau­ber und un­fair ar­bei­tet. ei­gent­lich hät­te er das nicht nö­tig. an­de­rer­seits ver­steh ich ihn gut. leu­te zu dif­fa­mie­ren und sach­ver­hal­te stark zu ver­ein­fa­chen macht ein­fach irre viel spass.


apropos skateboardfahren mit über dreissig

felix schwenzel

die­ser un­ge­fähr 18 sät­zi­ge ar­ti­kel in der bri­git­te.de von bi­an­ka ech­ter­mey­er in dem sie sagt, dass sie män­ner über dreis­sig die skate­board fah­ren scheis­se fin­det, hat ei­ni­ges an re­ak­tio­nen her­vor­ge­ru­fen. ein paar tau­send kom­men­ta­re, ein paar tau­send li­kes, 16 goog­le plus­se und ei­nen spon-ar­ti­kel. und ei­ni­ge re­ak­tio­nen der bri­git­te-re­ak­ti­onre­dak­ti­on.

nach­dem was ben_ dazu ge­sagt hat, hät­te ich dem ei­gent­lich nichts mehr hin­zu­zu­fü­gen (wäre ich heu­te nicht so mit­teil­sam):

[…] ahnen, dass da was schräg ist in der eigenen Denke und schnell noch einen argumentationsfreien Nachsatz einschiebend: „Das ist nicht spießig, das ist so.“ … das ist die hochverdichtete Essenz des Hamburgseins. Das ist der Kern all dessen, was ich an Hamburg verachtet habe, mich stets abgestoßen hat von der Stadt, die ich immer mochte bevor ich da wohnte, und die ich eigentlich mögen wollte.

nun hat mich we­der die stadt ham­burg noch die leu­te die dar­in woh­nen ab­ge­stos­sen oder ver­ach­tungs­ge­füh­le in mir her­vor­ge­ru­fen, da mei­ne er­fah­rung mir stets sagt, dass in ei­ner stadt (oder ei­nem dorf) der an­teil der idio­ten stets ei­nen aus­rei­chend gros­sen aus­gleich an net­ten leu­ten fin­det und man, um in der stadt oder der welt ein ei­ni­ger­mas­sen an­ge­neh­mes le­ben füh­ren zu kön­nen die idio­ten zu igno­rie­ren oder aus­blen­den ler­nen soll­te. das ist wie bei der leis­tungs­schutz­recht­de­bat­te oder in st. pau­li. die gross­kot­zi­gen, eit­len, selbst­ver­lieb­ten oder be­sof­fe­nen spa­cken spre­chen zwar oft laut und gut ver­nehm­bar, las­sen sich aber, wenn man das will, su­per igno­rie­ren. ei­ner­seits.

an­de­rer­seits ist es aber oft auch sehr lehr­reich den gross­kot­zi­gen und selbst­ver­lieb­ten (oder be­sof­fe­nen) da­bei zu­zu­se­hen wie sie an­de­re schlecht zu ma­chen ver­su­chen um sich selbst in ei­nem et­was bes­se­ren licht dar­zu­stel­len. denn oft er­kennt man da­bei bei­spiel­haft wie ama­teur­haft sie sich da­bei an­stel­len.

pro­fis schaf­fen es an­de­re lä­cher­lich zu ma­chen, in­dem sie ein­fach be­schrei­ben was die­se an­de­ren ma­chen und sie selbst spre­chen las­sen. das ist die hohe kunst. we­ni­ger be­gab­te pro­fis er­rei­chen ihr ziel mit ar­gu­men­ten (statt rum­ge­mei­nen, rum­be­haup­ten oder be­find­lich­kei­ten zu ver­sprit­zen). für min­der­be­gab­te wie mich ist es wich­tig sich beim ver­such an­de­re ins lä­cher­li­che zu zie­hen im­mer ein oder zwei hin­ter­tü­ren of­fen zu hal­ten, da­mit man sich am ende nicht die dümms­te aus­re­de von al­len aus dem schmal­lip­pi­gen mund quet­schen muss:

Es war nicht unsere Absicht, Gefühle zu verletzen, jemanden zu beleidigen oder zu diskriminieren.

wie ver­lo­gen ist das denn bit­te? wenn man sich über eine grup­pe von men­schen lus­tig macht und sagt was die­se men­schen ma­chen sei pein­lich, wel­che an­de­re ab­sicht als die­se men­schen zu be­lei­di­gen und zu ver­let­zen soll­te ei­nen dazu mo­ti­vie­ren? das ist doch der witz; man be­lei­digt um zu be­lei­di­gen.

ohne hin­ter­tür steht man dann al­ler­dings echt blöd da. die ein­fachs­te hin­ter­tür für min­der­be­gab­te be­lei­di­ger ist mei­ner mei­nung nach, sich selbst gleich mit zu be­lei­di­gen oder lä­cher­lich zu ma­chen. hät­ten sich bei­spiels­wei­se die zei­tungs­ver­le­ger in ih­rem brief als pro­fit­ori­en­tier­te, in­ter­es­sens­ge­trie­be­ne und nicht im­mer ganz auf­rich­ti­ge, aber im­mer­hin hin und wie­der ums ge­sell­schafts­wohl be­müh­te wer­be­ver­trei­ber und goog­le-kon­ku­ren­ten dar­ge­stellt, hät­ten sie (für mich) an glaub­wür­dig­keit ge­won­nen. statt­des­sen be­haup­ten sie ohne rot zu wer­den, an­ders als ihre geg­ner, der wahr­heit ver­pflich­tet zu sein. statt zu be­haup­ten gar nicht spies­sig zu sein son­dern die wahr­heit aus­zu­spre­chen („Das ist nicht spie­ßig, das ist so“) hät­te bi­an­ka ech­ter­mey­er wahr­schein­lich nicht halb so viel ge­gen­wind ge­ern­tet, wenn sie sich als spies­si­ge, vom wohl­stand geis­tig auf­ge­dun­se­ne ep­pen­dor­fer fens­t­er­kei­fe­rin dar­ge­stellt hät­te.

was ich aber ei­gent­lich sa­gen woll­te, ich bin auch noch mit weit über dreis­sig skate­board ge­fah­ren. al­ler­dings nicht in ham­burg, son­dern in stutt­gart . mitt­ler­wei­le lass ich das aber.