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kaltakquiseanruf von 1und1 um viertel vor neun

felix schwenzel

kal­ter ak­qui­se­an­ruf von 1und1 um 08:45 uhr. eine 0800er num­mer wird an­ge­zeigt, die dame stellt sich mit na­men vor und mich fragt ob ich mei­ne home­page in ei­ge­nen hän­den hiel­te oder bei ei­nem dienst­leis­ter sei. es gin­ge um die home­page fe­lix.schwen­zel.de. ich bin ir­ri­tiert weil ich mei­nes wis­sen nach kei­nen ver­trag bei der mar­ke­ting- und ak­qui­se-fir­ma 1und1 habe.

ich ant­wor­te dass ich die home­page fe­lix.schwen­zel.de in ei­ge­nen hän­de hiel­te, was aber na­tür­lich nicht be­deu­ten wür­de, dass ich an­fra­gen von brow­sern selbst be­ant­wor­ten wür­de, das wür­de ein apa­che für mich er­le­di­gen.

ob die home­page pri­vat oder ge­werb­lich sei. bin wie­der ir­ri­tiert, weil ich fin­de, dass man das ganz gut er­ken­nen kann, wenn man die home­page be­sucht. ich sage die sei pri­vat, ich wür­de aber auch ne qua­si ge­werb­li­che sei­te be­trei­ben, um was es denn gin­ge, ob sie mir tol­le dienst­leis­tun­gen an­bie­ten wol­le?

das scheint das stich­wort zu sein, bei dem sie an­fängt ihr script run­ter zu rat­tern. 1und1 hät­te ein neu­es an­ge­bot, home­peidsch bei ex­pörts, bei dem ich von ei­nem ex­per­ten be­ra­ten wür­de, um mein sys­tem in ein pro­fes­sio­nel­les CMS zu über­tra­gen, ich kön­ne bil­der aus­wäh­len, wür­de ein­ge­wie­sen, al­les sei irre pro­fes­sio­nell und der ge­sam­te ser­vice wür­de nur 79,99 pro mo­nat kos­ten. ich kön­ne auch je­der­zeit kün­di­gen, die ver­trags­lauf­zeit sei nur ein mo­nat.

ich glau­be nach 3 oder 4 mi­nu­ten habe ich sie dann un­ter­bro­chen und ge­sagt, dass sie mir eine dienst­leis­tung an­bie­tet, die ich selbst auch an­bie­te und dass sie bei mir lei­der sehr, sehr falsch sei. ich wür­de in ver­schie­de­nen be­rei­chen durch­aus ex­per­ti­se be­nö­ti­gen, aber ge­ra­de in die­sem nun gar nicht. in wel­chen be­rei­chen ich denn be­ra­tung be­nö­tig­te? ich ant­wor­te­te, weil mir ge­ra­de nichts bes­se­res ein­fiel: im ju­ris­ti­schen be­reich. ich woll­te dann aber doch nicht sa­gen, dass mich in­ter­es­sie­ren wür­de wie man mit kalt­ak­qui­se­an­ru­fen umege­hen könn­te, son­dern sag­te wahr­heits­treu, dass es mir un­mög­lich ist ver­trags­tex­te oder an­de­re ju­ris­ti­sche schrei­ben zu le­sen, ohne ein­zu­schla­fen. da bräuch­te ich im­mer je­man­den, der mir beim über­set­zen in für men­schen ver­ständ­li­che spra­che hül­fe.

was mich dann aber doch noch in­ter­es­sier­te war, wo­her sie mei­ne da­ten hät­te. das, sag­te sie, wüss­te sie wirk­lich nicht, die da­ten hät­te sie von der mar­ke­ting-ab­tei­lung vor­ge­legt be­kom­men. ich habe ihr das dann ge­glaubt und jetzt freue ich mich auf den an­ruf, in dem mir eine kol­le­gin von frau s. ver­sucht ein de-mail-kon­to an­zu­dre­hen.


Der Unterschied zwischen Schwulen-Gegnern und Schwulen-Gegner-Gegnern

Stefan Niggemeier

die­ser bei­trag von ste­fan nig­ge­mei­er hat hier asyl be­kom­men, weil der ser­ver von ste­fan nig­ge­mei­er ge­ra­de off­line ist.


nach­trag 13.02.2014: der ar­ti­kel ist jetzt auch wie­der bei ste­fan nig­ge­mei­er on­line.


Ge­gen Ende ih­rer Talk­show woll­te San­dra Maisch­ber­ger de­mons­trie­ren, wie hoch die Emo­tio­nen auf bei­den Sei­ten der De­bat­te ge­hen.

Sie zi­tier­te aus Kri­tik, die das Pu­bli­kum ge­gen­über dem Deutsch­land­funk ei­ner­seits und ih­rer Re­dak­ti­on an­de­rer­seits äu­ßer­te. »Dem Deutsch­land­funk wur­de im Prin­zip vor­ge­wor­fen, zu schwu­len­freund­lich zu sein«, sag­te sie. »Uns wur­de im Vor­feld der Sen­dung vor­ge­wor­fen, zu schwu­len­feind­lich zu sein. Und das In­ter­es­san­te ist da­bei« — sie zö­ger­te und schau­te be­trof­fen in die Ka­me­ra — »die Wahl der Wor­te.«

Dann zeig­te sie Bei­spie­le. Ei­ner­seits:

»Homosexualität ist und bleibt pervers. In vielen Ländern ist sie bei Strafe verboten. Sie war es bei uns auch, als es noch keine falsch verstandene Liberalität gab.«
»Homosex ist nicht die Norm der Schöpfung.«
»Mich würde interessieren, wie eine Gesellschaft, die einheitlich auf die gleichgeschlechtliche Ehe setzt, die späteren Renten finanzieren will.«

An­de­rer­seits:

»Keine Plattform für Homo– und Transhasser.«
»Von Lesben und Schwulen geht keine Gefahr aus! Hier wird keiner umerzogen! Es droht auch nicht der Niedergang des Abendlandes, nur weil man über sexuelle Vielfalt informiert.«
»Beim Thema Homosexualität darf jeder zu Wort kommen, egal welchen Hass er predigt.«

Sie las hin­ter­her noch wei­te­re Bei­spie­le vor, von der »ei­nen Sei­te« und von der »an­de­ren Sei­te«, und sug­ge­rier­te, dass die Ex­tre­me auf bei­den Sei­ten na­tür­lich glei­cher­ma­ßen zu ver­ur­tei­len sei­en.

Und lösch­te da­mit die Rest­hoff­nung aus, dass sie we­nigs­tens im An­satz ver­stan­den ha­ben könn­te, was so kri­tik­wür­dig an der Kon­stel­la­ti­on der Sen­dung und ih­rer An­kün­di­gung war.

Die Deutsch­land­funk-Kri­ti­ker ver­ur­tei­len Men­schen für das, was sie sind: ho­mo­se­xu­ell.

Die »Maisch­ber­ger«-Kri­ti­ker ver­ur­tei­len Men­schen für das, was sie tun: Ho­mo­se­xu­el­le dis­kri­mi­nie­ren.

Das ist nicht das­sel­be. Das hat nicht die­sel­be Qua­li­tät. Ob­jek­tiv nicht.

Wir kön­nen dar­über strei­ten, was der rich­ti­ge Um­gang mit Men­schen wie Bir­git Kel­le und Hart­mut Steeb ist. Ob ihre Po­si­tio­nen rich­tig sind oder we­nigs­tens sa­tis­fak­ti­ons­fä­hig oder nicht. Wir kön­nen dar­über strei­ten, ob die Schmä­hun­gen, de­nen sie aus­ge­setzt wa­ren, an­ge­mes­sen oder über­trie­ben wa­ren. Aber Ge­gen­stand der Dis­kus­si­on ist, wel­che Po­si­tio­nen sie ver­tre­ten.

Wir kön­nen auch über dar­über strei­ten, ob die Kri­tik an Maisch­ber­ger be­rech­tigt war. Sie ent­zün­de­te sich vor al­lem an der Art, wie sich ihre Re­dak­ti­on im Vor­feld die The­sen der Ver­fech­ter ei­ner ver­meint­lich tra­di­tio­nel­len Mo­ral zu ei­gen mach­te.

Es sind An­grif­fe dar­auf, wie Men­schen han­deln und wel­che Po­si­tio­nen sie ver­tre­ten. Das ist die eine Sei­te.

Und die an­de­re Sei­te sagt: Ihr seid we­ni­ger wert, weil ihr les­bisch oder schwul seid. Ihr seid krank. Eure Lie­be müss­te man ver­bie­ten (wie es in vie­len Län­dern ge­schieht). Es sind An­grif­fe auf die Iden­ti­tät von Men­schen.

Das ist nicht das­sel­be. Das sind nicht zwei gleich­ar­ti­ge Ex­tre­me, hier die über­trie­be­nen Schwu­len­has­ser, da die über­trie­be­nen Schwu­len­freun­de. Es sind zwei völ­lig un­ter­schied­li­che Ar­ten von An­grif­fen.

Nicht für San­dra Maisch­ber­ger. Sie prä­sen­tier­te ver­meint­lich schlim­me Zi­ta­te von bei­den Sei­ten und war scho­ckiert über die Wahl der Wor­te, auf bei­den Sei­ten.

(Ich wüss­te gern, was an dem zwei­ten Zi­tat der Maisch­ber­ger-Kri­ti­ker über­haupt pro­ble­ma­tisch ist, aber um das zu ver­ste­hen, muss man viel­leicht in ei­ner Re­dak­ti­on ar­bei­ten, die es tat­säch­lich zu­nächst un­pro­ble­ma­tisch fand, der Sen­dung den Ti­tel zu ge­ben: »Ho­mo­se­xua­li­tät auf dem Lehr­plan: Droht die mo­ra­li­sche Um­er­zie­hung?« Es gab da in der Sen­dung selbst nicht den Hauch ei­ner An­deu­tung von Ein­sicht, war­um das hei­kel sein könn­te, oder gar Selbst­kri­tik.)

Ich hal­te den »Wald­schlöss­chen-Ap­pell ge­gen die Ver­harm­lo­sung ho­mo­se­xua­li­täts­feind­li­cher Dif­fa­mie­run­gen«, wie ge­sagt, für pro­ble­ma­tisch. Weil man ihn so ver­ste­hen kann, als soll­ten be­stimm­te, miss­lie­bi­ge Po­si­tio­nen aus der öf­fent­li­chen De­bat­te aus­ge­schlos­sen wer­den. Aber er hat das Ziel, ge­nau das zu ver­hin­dern, was bei Maisch­ber­ger nicht nur pas­sier­te, son­dern von der Mo­de­ra­to­rin auch noch ak­tiv ge­för­dert wur­de: Dass der Ein­druck ent­steht, Dis­kri­mi­nie­rung von Min­der­hei­ten und Nicht-Dis­kri­mi­nie­rung von Min­der­hei­ten sei­en zwei gleich­wer­ti­ge Po­si­tio­nen oder »Mei­nun­gen«, die man in ei­nem Du­ell ge­gen­ein­an­der an­tre­ten las­sen kann. Als sei »zu schwu­len­freund­lich« ein na­tür­li­cher und sinn­vol­ler Ge­gen­satz zu »zu schwu­len­feind­lich« und das ge­sun­de Maß ir­gend­was in der Mit­te. Und als sei nicht »schwu­len­feind­lich« an sich schon eine Hal­tung, die im öf­fent­li­chen Dis­kurs so in­ak­zep­ta­bel sein soll­te wie »aus­län­der­feind­lich«, »frau­en­feind­lich« oder »schwar­zen­feind­lich«, ohne dass man sie über­haupt stei­gern müss­te.

Und so bleibt von die­ser ARD-Talk­show dank San­dra Maisch­ber­ger die Bot­schaft, dass wir es nicht über­trei­ben soll­ten: Nicht mit der Ak­zep­tanz von Schwu­len und Les­ben und nicht mit ih­rer Ab­leh­nung.

Und wenn Sie die­sen letz­ten Satz für sinn­los hal­ten, dann ha­ben Sie es schwer in der Re­dak­ti­on von San­dra Maisch­ber­ger, die je­den Diens­tag im öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funk in Deutsch­land eine Talk­show mo­de­riert.


im radio

felix schwenzel

weil ich im ra­dio er­wähnt wur­de und mehr­fach dar­auf hin­ge­wie­sen wur­de (sie­he @stoe­wha­se oder @text­und­blog), habe ich mir eben die mühe ge­macht, die url des ak­tu­el­len fluxfm.de spree­blick pod­casts mit chris­ti­an ja­ku­betz zu er­ra­ten. denn die sen­dung wird erst nach­dem sie heu­te abend zum zwei­ten mal aus­ge­strahlt wird (22 bis 24 uhr) als pod­cast-da­tei auf fluxfm.de ver­öf­fent­licht.

in der of­fi­zi­el­len pod­cast-rss-da­tei steht zur letz­ten sen­dung:

also müss­te die ak­tu­el­le da­tei der sen­dung vom 02. fe­bru­ar mit chris­ti­an ja­ku­betz fi­ol­ge­rich­tig so lau­ten:

www.fluxfm.de/wp-con­tent/uploads/au­dio/spree­blick/20140202-spree-ja­ku­betz-web.mp3

tut sie auch. kei­ne ah­nung war­um man bei flux fm den pod­cast 2 tage nicht ver­lin­ken mag. egal, die wege des ma­nage­ments sind un­er­gründ­lich.

ab ca. mi­nu­te 20:45 re­den john­ny haeus­ler und chris­ti­an ja­ku­betz über mich. chris­ti­an ja­ku­betz outet sich als fan von mir und john­ny haeus­ler sagt, er un­ter­schät­ze mich nicht. aus­ser­dem nennt er die of­fen­le­gung, dass er die re­pu­bli­ca mit­or­ga­ni­siert, aus­ver­se­hen haf­tungs­aus­schluss („dis­clai­mer“). trotz­dem, pri­ma sen­dung, die man sich mit mu­sik heu­te abend an­hö­ren kann und ohne mu­sik jetzt.


mein vortragsvorschlag für die #rp14

felix schwenzel

ei­gent­lich woll­te ich die­ses jahr auf der re­pu­bli­ca nicht über über­wa­chung, snow­den oder sa­scha lobo re­den. ich fand das the­ma wahr­heit und wahr­neh­mung in zei­ten der ver­net­zung ei­gent­lich viel span­nen­der. da­für hät­te ich aber ein drit­tes w-wort fin­den müs­sen, um eine ei­ni­ger­mas­sen kon­se­quen­te ti­tel-al­li­te­ra­ti­on hin­zu­be­kom­men. an­de­rer­seits passt das the­ma auch in den rah­men, den ich mit mei­nem vor­schlag für ei­nen rück­tritts­vor­trag für die re­pu­bli­ca 2014 ab­ge­steckt habe. ir­gend­wie.

Wie ich lernte, die Überwachung zu lieben
Die fiktionale Figur Andrew (Ender) Wiggins sagt in Orson Scott Cards Buch (und Film) Das große Spiel:

In dem Moment in dem ich meinen Feind verstehe, ihn gut genug verstehe um ihn zu schlagen, in genau diesem Moment liebe ich ihn auch.

Hilft uns diese pop-philosophische Erkenntnis möglicherweise den Überwachungsstaat zu schlagen und zu überwinden und wieder mehr Grundrechte garantiert zu bekommen?

Oder ist die überbordende staatliche Überwachung, die mit Hilfe von Edward Snowden aufgedeckt wurde, nicht einfach nur eine weitere Disruption, die uns die Vernetzung, das Internet gebracht haben? Ist das was Amazon mit dem Buchmarkt, das Internet mit dem stationären Einzelhandel macht, vergleichbar mit dem was die Geheimdienste der Welt mit unserer Privatsphäre anstellen?

Warum heissen wir die Disruption etlicher Wirtschaftszweige durch das Internet willkommen und fordern Veränderung und Anpassung an die neuen Gegebenheiten, weigern uns aber, unser Bild von Privatsphäre an die neuen Gegebenheiten anzupassen?

Anders gefragt, sind wir von glühenden Internet-Fans zu Fortschrittsskeptikern geworden, weil wir uns plötzlich persönlich vom Fortschritt bedroht fühlen — oder ist die Lage wirklich ernst?

dank an kath­rin pas­sig, die mir das wort dis­rup­ti­on ins ohr ge­setzt hat und pa­trcia camma­ra­ta, die mir ihre ideen so ge­schickt in den kopf ge­bracht hat, dass ich sie für mei­ne ei­ge­nen hielt.


[nach­trag]
mein vor­trag in schrift­form und als you­tube-vi­deo.


kurz vor ende …

felix schwenzel

ich glau­be das ist, ohne über­trei­bung, ei­ner der span­nensten kurz­fil­me die ich je (in HD) ge­dreht habe. in­klu­si­ve ei­nem kur­zen schreck­mo­ment und ei­nem hap­py end.

youtube-video laden, info, direktlink

indieweb und reclaim social media

felix schwenzel

an­mer­kung/nach­trag 04.02.2014: zum ak­tu­el­len re­po­si­to­ry vom re­cla­im so­cial me­dia plug­in gehts hier­lang. mei­ne re­cla­im-test­si­te ist hier: wir­res.net/re­cla­im/.


vor ein paar ta­gen hat da­ni­el nix mich auf POS­SE hin­ge­wi­sen („POS­SE is an acro­nym/ab­bre­via­ti­on for Pu­blish (on your) Own Site, Syn­di­ca­te El­se­whe­re“). POS­SE be­deu­tet, man sol­le auf sei­ner ei­ge­nen web­site pu­bli­zie­ren und die­se in­hal­te dann in die pas­sen­den ka­nä­le (twit­ter, face­book, gemnein­schafts­blogs, flickr, …) ver­tei­len.

die in­die­web­camp-sei­te zum the­ma ist schwe­rer le­se­stoff. ich habe dar­an lan­ge ge­le­sen ge­kaut und ge­dacht: WTF? bis ichs ei­ni­ger­mas­sen ver­stan­den hat­te.

im prin­zip ist POS­SE das ge­gen­teil von dem was wir uns für re­cla­im so­cial me­dia aus­ge­dacht ha­ben. das was re­cla­im macht, nen­nen die leu­te vom in­die­web näm­lich PE­SOS („Pu­blish El­se­whe­re, Syn­di­ca­te (to your) Own Site“).

der pro­to­typ des neu­en re­cla­im so­cial me­dia-plug­ins (ent­wick­lung auf git­hub) zieht mitt­ler­wei­le ganz zu­ver­läs­sig und ei­ni­ger­mas­sen leicht zu kon­fi­gu­rie­ren alle ei­ge­nen in­sta­gram-bil­der aus dem silo, eben­so alle ei­ge­nen face­book-sta­tus­mel­dun­gen, vi­nes, tweets oder goog­le-plus-ein­trä­ge. das kann man un­ter an­de­rem hier se­hen oder hier. (das ist al­les nicht so furcht­bar neu, an­sät­ze und plug­ins gibts da­für be­reits ei­ni­ge. ein bei­spiel wei­ter un­ten.)

mir ge­fällt nach wie vor die re­cla­im-idee, in­hal­te mit op­ti­mier­ten apps, web­an­wen­dun­gen, web­in­ter­faces zu er­stel­len, zu tei­len oder ins netz zu la­den und die­se dann in ko­pie auf ei­nem ei­ge­nen ser­ver per­ma­nent zu spei­chern. je­weils mit mög­lichst vie­len me­ta­da­ten, wie den bil­dern, geo­ko­or­di­na­ten, ori­gi­nal-adres­se, even­tu­ell na­ti­vem em­bedcode. was da­bei un­ter um­stän­den auf der stre­cke bleibt ist der kon­text. die kom­men­ta­re, die li­kes, favs, shares oder re-pu­bli­zie­run­gen. in­sta­gra­te pro macht das ähn­lich (also auf PE­SOS-art) und syn­chro­ni­siert seit der neu­es­ten ver­si­on auch kom­men­ta­re und li­kes auf den ei­ge­nen ser­ver. da aber alle so­cial-me­dia-si­los eine spe­zi­el­le schnee­flo­cke sind, müss­te man die­sen me­cha­nis­mus, der ab­ge­se­hen da­von auch nicht an­näh­rend in echt­zeit funk­tio­niert, für je­des silo neu pro­gram­mie­ren. kann man ma­chen, aber …

POS­SE ist wahr­schein­lich auch nicht die lö­sung, aber der an­satz ist eben ge­nau um­ge­kehrt. zum bei­spiel twit­ter: statt ei­nen tweet zu schrei­ben, schreibt ein gu­ter POS­SEr eine no­tiz auf dem ei­ge­nen ser­ver. so macht das bei­spiels­wei­se aa­ron pare­cki, hier. die­se no­tiz wird dann von p3, pare­ckis CMS, auf twit­ter ko­piert, hier. so hat man im prin­zip eine art twit­lon­ger, lan­ge tweets, die auf dem ei­ge­nen ser­ver le­ben (hier zum bei­spiel twit­ter und aa­ron­pare­cki.com).

be­son­ders schön ist aber, dass die­ser an­satz es er­laubt, re­pli­es oder fa­vo­ri­ten oder ret­weets ein­zu­fan­gen.

das geht mit ei­nem web­men­ti­on-pro­xy wie brid.gy, auf den mat­thi­as pfef­fer­le hier hin­weist. im prin­zip ba­siert das auf ei­nem ver­ein­fach­ten ping­back-, bzw. track­back-pro­to­koll, web­men­ti­on ge­nannt.

nächs­tes bei­spiel: an­statt auf se­bas­ti­an gre­gers twit­ter-fra­ge auf twit­ter zu ant­wor­ten, tut aa­ron pare­cki es auf sei­ner ei­ge­nen sei­te. trotz­dem taucht die ant­wort auch (ver­kürzt) auf twit­ter auf:

@sebastiangreger Thanks for asking! I've added the GPL2 license to the project, so please feel free! Looking... aaron.pk/r4U61

— Aaron Parecki (@aaronpk) 16. Januar 2014

mit ein, zwei plug­ins kann man das auch mit word­press nach­bil­den. der ma­nu­el­le ar­beits­ab­lauf sieht so aus:

  • notiz schreiben
  • notiz mit einem backlink twittern
  • (ich glaube optional) den tweet in der notiz verlinken (mit rel="syndication"-auszeichnung)

die ant­wor­ten dru­deln dann, wenn man sich bei brid.gy re­gis­triert hat, au­to­ma­tisch un­ter der no­tiz ein.

grund­sätz­lich geht das auch mit in­sta­gram-bil­dern, ist aber viel kom­pli­zier­ter.

so vie­le mög­lich­kei­ten, so vie­le po­ten­zia­le. mir raucht der kopf.


die welt ausserhalb der kaffeetasse

felix schwenzel

1989 war in sa­chen nach­rich­ten­strö­men kei­ne all­zu wil­de zeit. es gab ei­ni­ge ta­ges­zei­tun­gen, wo­chen­blät­ter und im fern­se­hen die ta­ges­schau und ein paar an­de­re nach­rich­ten­ma­ga­zi­ne. trotz­dem fiel mir 1989/90 wäh­rend mei­nes zi­vil­diens­tes auf, wie an­ge­nehm es sich le­ben lässt, wenn man von ak­tu­el­len nach­rich­ten­strö­men ab­ge­schnit­ten ist. ra­dio moch­te ich schon da­mals nicht und fern­se­her gab es bei den an­tro­po­so­phen, bei de­nen ich zi­vil­dienst mach­te, auch (an­geb­lich) nicht. was ich aus der welt er­fuhr, er­fuhr ich wö­chent­lich über mein zeit-abo und ge­le­gent­lich aus der re­gio­na­len lo­kal­blatt. mir fiel da­mals auf, wie viel we­ni­ger auf­re­gend die welt sich dar­stell­te, wenn nach­rich­ten ein paar tage ab­hän­gen konn­ten.

seit 1989 ha­ben sich die nach­rich­ten­strö­me um ein viel­fa­ches ver­dich­tet und be­schleu­nigt. gleich­zei­tig sind auch die re­cher­che­mög­lich­kei­ten für jour­na­lis­ten sehr viel bes­ser ge­wor­den, aber der echt­zeit­wahn pro­du­ziert doch so­vie­le halb­wahr­hei­ten, un­ge­nau­ig­kei­ten und spe­ku­la­ti­ves, dass der feu­er­wehr­schlauch aus dem die nach­rich­ten spru­deln auch ei­nen ste­ten em­pö­rungs­wel­len­berg vor sich her treibt.

em­pö­rung bil­det sich meis­tens im af­fekt. das macht für die echt­zeit nach­rich­ten­strö­me auch so an­stren­gend. kaum hat man sich echauf­fiert, kom­men wie­der 20 an­de­re grün­de nach­ge­spru­delt, die em­pö­rens­wert sind. nach­rich­ten­strö­me for­dern uns stän­dig zur re­ak­ti­on auf. das war auch schon ohne tech­ni­sche mög­lich­kei­ten wie twit­ter oder face­book so, man kann sich näm­lich auch sehr gut nicht-öf­fent­lich auf­re­gen. ich be­ob­ach­te das im­mer an fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­gen, die bei der ta­ges­schau oft vor em­pö­rung gar nicht sit­zen- oder still­blei­ben kön­nen.

für ein zu­cker­kris­tall ist eine tas­se kaf­fee eine ziem­lich auf­re­gen­de sa­che. erst wird es auf­ge­löst und dann stän­dig von strö­mun­gen und der brown­schen mo­le­ku­lar­be­we­gung her­um­ge­wir­belt. der­je­ni­ge der die tas­se kaf­fee trinkt be­kommt nichts von der auf­re­gung die der zu­cker elebt mit. er ge­niesst sei­nen kaf­fee ein­fach.

dass es ganz sinn­voll sein kann, sich als zu­cker­kris­tall eine welt aus­ser­halb der kaf­fee­tas­se vor­zu­stel­len, zei­gen die moor­schen news­be­we­gun­gen der letz­ten tage, die die rhein-zei­tung oder die ruhr­nach­rich­ten dan­kens­wer­ter wei­se nach­ge­zeich­net ha­ben. ich habe von der gan­zen sa­che erst bei 6vor9 er­fah­ren. aber ich lebe ja auch hin­ter dem mond. die links un­ten sind aus dem jo­net me­di­en­log vom 3. fe­bru­ar und ich habe nur die bei­den ers­ten selbst ge­le­sen.


  rhein-zei­tung.de: Po­falla ab­surd: Wie der Pos­til­lon das Netz dop­pelt troll­te   #

lars wienand:

Berlin - Pofalla zur Bahn? Oder doch nicht? Plötzlich blickte kaum noch jemand durch: Dem Satire-Magazin "Der Postillon" ist in der nachrichtenarmen Zeit der Coup gelungen - mit einer Meldung, die nur abgeschrieben war. Wie das klappen konnte und wie auch Prominente reingefallen sind.

  ruhr­nach­rich­ten.de: Wie die Sa­ti­re-Sei­te Pos­til­lon das Netz ver­wirr­te   #

jan falk und oli­ver koch:

Das Satire-Magazin Postillon ist eine der erfolgreichsten Internetseiten in Deutschland: Mit Meldungen, die beinahe wahr sein könnten, sorgt Autor Stefan Sichermann regelmäßig für Lacher. Am Donnerstag ist ihm mit einem Verwirrspiel um den Bahn-Job von Ronald Pofalla ein Meisterstück gelungen.

  faz.net: Ge­schich­te ei­ner ver­meint­li­chen Falsch­mel­dung: Fal­sche Ente im Twit­ter­sturm   #

an­drea die­ner:

Wie das Online-Satiremagazin „Postillon“ mit seiner Pofalla-Meldung einmal das halbe Internet veralberte, ganz Twitter in Wallung brachte und die Medien am Ende doch ganz gut dastehen ließ.

  vo­cer.org: Der Po­falla-Meta-Hoax   #

mark heywin­kel:

Was bei wem wann falsch läuft, versteht derzeit kein Medium pointierter abzubilden als die Satire-Nachrichtenseite "Der Postillon".

  ta­ges­spie­gel.de: Was die Po­falla-Pos­se über den On­line­jour­na­lis­mus ver­rät   #

marc röh­ling:

Auf Twitter spotten sie über Spotter, die über Satiremeldungen spotten, die über Nachrichtenmeldungen spotteten. Die Posse um Pofalla ist eigentlich normaler Netzalltag - und zeigt doch, wie weit sich Presse und Empfänger in der digitalen Beschleunigung verloren haben.

  abend­blatt.de: Sa­ti­re-Sei­te - "Pos­til­lon" sorgt mit Po­falla-Ex­klu­siv­mel­dung für Ver­wir­rung   #

chris­topf bock und den­nis lemm:

Die Nachricht, dass Roland Pofalla offenbar zur Bahn wechselt, sorgte nicht nur für Kritik an dem CDU-Mann. Auch viele Nachrichtenseiten mussten hämische Kommentare einstecken. Grund war eine falsche Exklusiv-Meldung der Satire-Seite "Postillon".

  www.ber­li­ner-zei­tung.de: Po­falla-Wech­sel im Pos­til­lon: Das Ende der Po­falla-Ente   #

ro­bert john:

Im Grenzbereich: Satire und Realität lässt sich manchmal nicht mehr so genau auseinanderhalten. Die Verwirrung über einen Postillon-Beitrag zum Pofalla-Wechsel bestätigt das.

  ksta.de: Po­falla: Die dop­pel­te Poin­te des Pos­til­lon   #

chris­ti­an bad­ke:

Verwirrung im Netz: Das Satireportal „Der Postillon“ hat seine Meldung zum Pofalla-Wechsel zur Deutschen Bahn wie Ironie aussehen lassen - und zurückdatiert. Medienberichte über den neuen Job des Ex-Kanzleramtsministers wirkten nun wie abgeschrieben.


sensor-computer zum an den arm schnallen

felix schwenzel

zu weih­nach­ten habe ich er­fah­ren, dass mei­ne mut­ter im­mer ei­nen schritt­zäh­ler am kör­per trägt. sie möch­te wis­sen, wie­viel sie sich be­wegt, wie­vie­le schrit­te sie am tag läuft. mei­ne el­tern sind in der ad­ap­ti­on neu­er tech­no­lo­gien oder ge­rä­te meis­ten ähn­lich lang­sam und skep­tisch wie ich. meis­tens war mein va­ter so­gar et­was schnel­ler als ich, weil er mehr geld zur ver­fü­gung hat­te als ich. er hat seit dem an­fang der neun­zi­ger jah­re ein han­dy. als ich mich noch mit ei­nem per­for­ma her­um­schlug, hat­te er be­reits ei­nen bun­ten bon­bon-imac. er ist ein paar jah­re frü­her auf mac­books, ge­nau­er ibooks, um­ge­stie­gen als ich. mei­ne mut­ter be­sitzt mitt­ler­wei­le ih­ren vier­ten ap­ple lap­top und nutzt die­sen eif­rig.

zum ipad sag­te mein va­ter, als es her­aus­kam, wozu soll man das denn brau­chen? wie ich. mitt­ler­wei­le weiss ich wozu man ein ipad ge­brau­chen kann und wel­che gran­dio­sen an­wen­dun­gen sich durch den form­fak­tor und die be­nut­zer­ober­flä­che er­ge­ben. als das mac­book air raus­kam, konn­te ich mich vor la­chen kaum noch hal­ten: war­um mehr zah­len für we­ni­ger?

mitt­ler­wei­le weiss ich das mac­book air zu schät­zen, auch wenn ich selbst keins habe, son­dern ein 2012er re­ti­na mac­book. aber: ich weiss mitt­ler­wei­le auch, dass ich nie­mand bin der den nut­zen tech­no­lo­gi­scher trends früh er­kennt. oder viel­leicht soll­te ich es an­ders for­mu­lie­ren: ich ten­die­re wohl bei der tech­no­lo­gie-ad­ap­ti­on ab­zu­war­ten, bis die pro­duk­te ei­ni­ger­mas­sen aus­ge­reift sind und die prei­se auf ein er­träg­li­ches ni­veau ge­sun­ken sind. mein ers­tes ipho­ne war ein ipho­ne 4S. ich habe das ipho­ne also 4 jah­re rei­fen las­sen, be­vor ich zu­schlug (und es jetzt nicht mehr aus der hand ge­ben wür­de).

was ich aber sehr deut­lich spü­re ist fol­gen­des: ul­tra-klei­ne, smart­fo­ne-ar­ti­ge, mit sen­so­ren voll­ge­pack­te ge­rä­te, die am kör­per ge­tra­gen wer­den kön­nen, sind un­aus­weich­lich. vor 10 mo­na­ten habe ich mal drü­ber nach­ge­dacht, mar­cel weiss vor 2. und jetzt hat mir mei­ne mut­ter ge­zeigt, dass der markt da­für da ist. sich selbst zu quan­ti­fi­zie­ren, die ei­ge­ne schritt­zahl und die auf­ent­halts­or­te auf­zu­zeich­nen ist nicht nur ein spiel­zeug für ab­ge­ho­be­ne hipps­ter oder nerds. und na­tür­lich kann man das auch al­les mit ei­nem smart­fo­ne ma­chen, so wie man auch al­les was man mit ei­nem ipad ma­chen kann, mit ei­nem lap­top ma­chen könn­te. aber der form­fak­tor und die mög­lich­keit sich so ein ge­rät ans hand­ge­lenk zu ma­chen, da­mit zu du­schen, zu schla­fen, zu ren­nen, zu fah­ren ist dann doch ein ent­schei­den­der fak­tor.

na­tür­lich gibt es das al­les schon, smart­wat­ches, fuel­bands, schritt­zäh­ler. aber ich ver­mu­te ap­ple wird das ähn­lich ma­chen, wie die letz­ten male: idio­ten­si­che­re be­dien­bar­keit und an­fangs sehr ein­ge­schränk­te funk­tio­na­li­tät, die dann von ge­ne­ra­ti­on zu ge­ne­ra­ti­on ver­bes­sert wird. an­fangs wer­den alle, mich ein­ge­schlos­sen, sa­gen: „braucht kein mensch, gibts doch schon!“ und nach ein paar jah­ren folgt die gan­ze in­dus­trie dem kon­zept von ap­ple.

ich stel­le mir die funk­ti­on von so ei­nem ap­ple-arm­band­sen­sor wie folgt vor: aus­pa­cken, mit dem te­le­fon und/oder ei­nem rech­ner kop­peln, ak­ti­vie­ren, fer­tig. die uhr sam­melt dann da­ten ohne ende, schritt­zahl, arm und kör­per­be­we­gun­gen, geo­da­ten, viel­leicht die tem­pe­ra­tur und den haut­wi­der­stand und über­lässt es ios- oder osx-apps, die­se da­ten aus­zu­wer­ten. das dis­play des dings zeigt le­dig­lich die uhr­zeit an und viel­leicht eine zu­sam­men­fas­sung der schrit­te die man den tag über ge­lau­fen ist. gad­gets wie ka­me­ra, pro­jek­tor, mi­kro­fon oder laut­spre­cher kann ich mir der­zeit nicht vor­stel­len. wohl aber die mög­lich­keit über die be­we­gungs­sen­so­ren und da­mit über ges­ten be­stimm­te ak­tio­nen aus­zu­lö­sen, sei es auf dem arm­band­dings oder ei­nem ge­kop­pel­ten ge­rät. der traum wäre eine ges­ten­er­ken­nung für die ap­ple-tv-be­die­nung.

aber ich wie­der­ho­le mich:

wenn apple einen computer zum an den arm schnallen verkaufen würde, dann wäre „uhr“ oder „smartwatch“ sicher nicht die richtige bezeichnung. das ding wäre eher ein persönlicher sensor, der natürlich auch die position, uhrzeit oder das wetter anzeigen könnte. aber die hauptaufgabe dieses geräts wäre es, persönliche daten zu sammeln und eine mensch-computer kommunikation zu ermöglichen, bei der sich der computer wie ein körperorgan anfühlt.

und mei­ne mut­ter hat mich in die­ser an­sicht un­ab­sicht­lich be­stä­tigt. der markt für so­et­was ist reif.


händchenhalten von obama und biden

felix schwenzel

schö­nes bild von den hän­den von ba­rack oba­ma und joe bi­den auf flickr:


(nach­trag 16:10 uhr: hat sich er­le­digt. ur­sprüng­li­cher ti­tel die­ses ar­ti­kels: „doch kein händ­chen­hal­ten von oba­ma und bi­den“)


ich fol­ge auf flickr dem weis­sen haus per RSS . heu­te wa­ren in mei­nem RSS-rea­der wie­der eine la­dung bil­der von ba­rack oba­mas haus­fo­to­gra­fen pete sou­za. un­ter an­de­rem die­ses:

das bild zeigt wie ba­rack oba­ma und sein vi­ze­prä­si­den­ten joe bi­den hän­de hal­ten. die ori­gi­nal­bild­un­ter­schrift lau­tet:

The President was meeting with faith leaders to discuss immigration reform. At the end of the meeting, everyone held hands during a group prayer. I got close to frame the hands of the President and Vice President.

der RSS-link führt mitt­ler­wei­le zu ei­ner 404 sei­te. im stream des weis­sen hau­ses ist das bild nicht mehr zu se­hen.

al­ler­dings ist das bild noch in ver­schie­de­nen auf­lö­sun­gen auf den flickr-ser­vern: 1024x683, 500x333, 240x160.

war­um hat man die­ses bild nach we­ni­ger als zwei stun­den wie­der ent­fernt?


mittelgute amerikanische fernsehserien

felix schwenzel

mit­tel­gu­te ame­ri­ka­ni­sche fern­seh­se­ri­en sind re­la­tiv ein­fach ge­strickt. durch die se­rie geht ein ro­ter fa­den, des­sen ende ganz of­fen­sicht­lich aus ei­nem mit­tel­gros­sesn ge­heim­nis be­steht. am se­ri­en­en­de wird die­ses ge­heim­nis oft ge­lüf­tet und führt ge­le­gent­lich zu mit­tel­gros­ser ent­täu­schung. be­vor der rote fa­den in ei­ner der letz­ten fol­gen ge­löst wird, hält er die ein­zel­nen epi­so­den zu­sam­men und vor al­lem die an­span­nung im zu­schau­er auf­recht.

vie­le mit­tel­gu­te ame­ri­ka­ni­sche fern­seh­se­ri­en ha­ben auch meh­re­re rote fä­den und da­zu­ge­hö­ri­ge ge­heim­nis­se. man­che die­ser ge­heim­nis­se wer­den be­reits nach ein paar fol­gen oder staf­feln auf­ge­löst und von neu­en fä­den ab­ge­löst.

ne­ben dem ro­ten fa­den ist die zwei­te zu­tat für mit­tel­gu­te se­ri­en die epi­so­den­hand­lung. sie muss nicht un­be­dingt im zu­sam­men­hang mit dem oder den ro­ten fä­den ste­hen, tut es aber oft. für die epi­so­den-hand­lung wird am an­fang der epi­so­de ein pro­blem skiz­ziert oder ein ver­bre­chen ge­zeigt, das dann im lau­fe der epi­so­de, mach­mal auch im lau­fe von zwei epi­so­den, von den prot­ago­nis­ten der se­rie ge­löst wird. ist das pro­blem am epi­so­den­en­de ge­löst, ist das ge­heim­nis, der rote fa­den, oft et­was we­ni­ger ge­heim­nis­voll. manch­mal wirds auch ge­heim­nis­vol­ler. aber, und das un­ter­schei­det die mit­tel­gu­ten von den sehr gu­ten se­ri­en, in den mit­tel­gu­ten bis gu­ten se­ri­en gibt es am epi­so­den­en­de im­mer eine art hap­py end, ei­nen mehr oder we­ni­ger be­frie­di­gen­den ab­schluss. gibt es ei­nen cliff­han­ger, ist der meis­tens le­dig­lich aus dem ma­te­ri­al des ro­ten fa­den ge­wo­ben (und nicht aus dem ma­te­ri­al der epi­so­den­hand­lung).

sehr gute ame­ri­ka­ni­sche fern­seh­se­ri­en ver­zich­ten zu­neh­mend auf die­se be­frie­di­gung. oft hat noch nicht­mal das staf­fel­en­de eine art hap­py end, son­dern, un­ter um­stän­den, so­gar ei­nen cliff­han­ger.

mit­tel­gu­te ame­ri­ka­ni­sche fern­seh­se­ri­en ha­ben den vor­teil, dass man auch mal ein oder zwei fol­gen ver­pas­sen kann. und, wie ge­sagt, sie ge­ben dem zu­schau­er, nach 30 oder 45 mi­nu­ten, eine ge­wis­se art von be­frie­di­gung.

eine die­ser mit­tel­gu­ten fern­seh­se­ri­en ist bo­nes. ich habe sie vor drei oder vier jah­ren oft ge­schaut, um vom här­te­ren stoff der sehr gu­ten se­ri­en wie­der run­ter­zu­kom­men. eine die­ser sehr gu­ten se­ri­en ist bei­spiels­wei­se brea­king bad. brea­king bad, the wire oder lost wirk­ten auf mich ähn­lich wie he­ro­in. mit bo­nes kam ich wie­der run­ter. mit­tel­gu­te ame­ri­ka­ni­sche fern­seh­se­ri­en wir­ken wie bier zum ein­schla­fen. beim se­hen mun­tern sie ei­nen auf, da­nach kann man her­vor­ra­gend schla­fen.

mit­tel­gu­te ame­ri­ka­ni­sche fern­seh­se­ri­en kön­nen durch die prot­ago­nis­ten, die ge­schich­ten oder die qua­li­tät des ro­ten fa­dens durch­aus sehr gut sein. für eine wei­le fand ich bo­nes (zum er­stau­nen der bei­fah­re­rin) sehr gut. ir­gend­wann hat es mich dann aber ge­lang­weilt, weil das strick­mus­ter und die ro­ten fä­den mir zu lang­wei­lig wur­den.

im mo­ment gibt es zwei mit­tel­gu­te ame­ri­ka­ni­sche fern­seh­se­ri­en die ich sehr ger­ne sehe: agents of s.h.i.e.l.d und the black­list. bei­de se­ri­en ha­ben strin­gen­te und so­li­de kom­po­nier­te rote fä­den und über­ge­ord­ne­te ge­schich­ten und ha­ben gleich­zei­tig gute (z.b. nicht zu bil­lig) er­zähl­te und ge­film­te epi­so­den­hand­lun­gen. bei agents of s.h.i.e.l.d sind die­se teil­wei­se so­gar recht ge­schickt mit das mar­vel-uni­ver­sum ver­wo­ben und schwap­pen hand­lungs­mäs­sig bei­spiels­wei­se in die thor-spiel­film­rei­he hin­ein.

bei the black­list trägt ja­mes spa­der den ro­ten fa­den sehr ge­konnt, so wie er das auch schon bei bos­ton le­gal ge­tan hat. (bos­ton le­gal ist üb­ri­gens auch ein her­vor­ra­gen­des bei­spiel für eine sehr gute mit­tel­gu­te ame­ri­ka­ni­sche fern­seh­se­rie.)

wenn man ein ame­ri­ka­ni­sches itu­nes-kon­to hat, kann man sich den pi­lo­ten von the black­list auch kos­ten­los an­se­hen. das wirkt tat­säch­lich wie an­fi­xen. zu­min­dest hat es das bei mir.

und das ist ei­gent­lich auch al­les was ich ur­sprüng­lich sa­gen woll­te: the black­list ist eine sehr gute mit­tel­mäs­si­ge ame­ri­ka­ni­sche fern­seh­se­rie.


frohes fest

felix schwenzel

frohes fest wünschen die beifahrerin, das kind und ix

ölsardinen-spagetti à la ezra caldwell

felix schwenzel

vor ein paar ta­gen hat mir die bei­fah­re­rin die­se sei­te mit koch­vi­de­os von ezra cald­well emp­foh­len. ein re­zept war ir­gend­was mit sar­di­nen:

bei ezra cald­well konn­te ich die re­zep­te nir­gend­wo fin­den, aber für die sar­di­nen-pas­ta wur­de ix bei kit­chen col­la­bo­ra­ti­on fün­dig. ich habe das heu­te mit­tag nach­ge­kocht und na­tür­lich ein biss­chen ab­ge­wan­delt. für 2 per­so­nen habe ich fol­gen­de zu­ta­ten be­nutzt:

  • 2 dosen ölsardinen, also den inhalt, abgetropft und zerkleinert
  • 2-3 esslöffel sultaninen (10 minuten in warmen wasser eingeweicht)
  • viel olivenöl
  • 2-3 esslöffel zedernüsse, eigentlich pinienkerne, aber die zedernüsse hatte ich noch (danke sascha!). zerkleinerte walnüsse funktionieren erfahrenungsgemäss übrigens auch
  • 2 handvoll kleine kirschtomaten
  • 2 kleine zwiebeln, fein gewürfelt
  • 4 zehen frischen knoblauch, gewürfelt
  • 2 getrocknete rote chili/pfefferschoten, fein zerrieben
  • 1 büschel petersilie, fein geschnitten
  • salz und pfeffer
  • 1 packung spagetti
  • eine scheibe brot

die zu­be­rei­tung der sar­di­nen ist durch die do­sen­va­ri­an­te ziem­lich ein­fach: dose öff­nen, öl ab­trop­fen las­sen, sar­di­nen aus der dose be­frei­en. letz­te­res ist bei­na­he der kom­pli­zier­tes­te teil.

da­nach habe ich eine schei­be voll­korn­brot, in mei­nem fall ei­nen dünn ge­schnit­te­nen kan­ten de­me­ter-ha­sel­nuss-se­sam-voll­korn­brot, in sehr klei­ne wür­fel ge­schnit­ten (ins­ge­samt ca. 332 stück) und die in ei­ner pfan­ne mit but­ter leicht an­ge­rös­tet. kurz vor ende habe ich noch eine klein ge­wür­fel­te, fri­sche knob­lauch­ze­he und eine pri­se salz mit­ge­rös­tet. (das müss­te auch mit toast­brot oder ge­rie­be­nem knä­cke­brot ge­hen.)

die ze­dern-, pi­ni­en- oder walnuss­ker­ne kön­nen theo­re­tisch in der glei­chen pfan­ne an­ge­rös­tet wer­den.

eben­so die kirsch­to­ma­ten. die müs­sen eine wei­le un­zer­schnit­ten in der pfan­ne rum­rut­schen. das er­zeugt manch­mal ganz lus­ti­ge ge­räu­sche. wenn die to­ma­ten et­was far­be ha­ben und schrum­pe­lig sind, kön­nen sie bei­sei­te ge­stellt wer­den.

jetzt un­ge­fähr könn­te man an­ge­fan­gen die spa­get­ti zu ko­chen. (mei­ne wa­ren schon fer­tig.)

in eine pfan­ne mit heis­sem oli­ven­öl kom­men jetzt: die fein ge­wür­fel­ten zwie­beln, der fein ge­wür­fel­te knob­lauch, die chi­li­flo­cken, die ge­rös­te­ten nuss­ker­ne und die sul­ta­ni­nen. so­lan­ge an­bra­ten, bis al­les ein biss­chen fet­tig gla­sig ist. dann kann das sar­di­nen­fleisch mit­ge­bra­ten wer­den, bis es in der kü­che aus­rei­chend nach fisch riecht.

jetzt die fein ge­schnit­te­ne pe­ter­si­lie noch kurz mit­an­bra­ten, dann wer­den auch die even­tu­ell mit­ge­schnit­te­nen di­cke­ren stän­gel ge­niess­bar. am ende kom­men die spa­get­ti dazu, al­ler­dings nicht die gan­ze pa­ckung, nur zwei klei­ne por­tio­nen. ich habe an die­ser stel­le noch zwei tas­sen von dem gut ge­sal­ze­nem spa­get­ti­was­ser in die pfan­ne ge­kippt und al­les kräf­tig ge­mischt. die to­ma­ten kön­nen jetzt auch dazu.

fast fer­tig: zum ser­vie­ren die nu­deln auf ei­nen tel­ler, die brot­wür­fel­chen drü­ber­streu­en und den tel­ler par­me­sa­nie­ren.

ich fand das äus­serst le­cker, die bei­fah­rein auch. das bes­te ist: die pas­ta schmeckt kaum nach fisch. die mund­hap­tik ist hoch­in­ter­es­sant, weil sich alle kon­sis­ten­zen von cre­mig, nussig und knä­ckig ge­mein­sam im mund be­fin­den. und ge­schmack­lich so­wie­so.


the grand budapest hotel

felix schwenzel


wie sigmar gabriel die frage „Warum lügen Sie?“ beantwortet

felix schwenzel

sig­mar ga­bri­el bes­sert bei sei­nem lob­lied auf die vor­rats­da­ten­spei­che­rung im ARD-brenn­punkt am 27. no­vem­ber 2013 ein biss­chen nach. da­mals hat­te er noch ge­sagt (zi­tat nach kai bier­mann):

… durch die dortige Vorratsdatenspeicherung, wusste man sehr schnell, wer in Oslo der Mörder war (…). Das hat sehr geholfen.

jetzt sagt er, da­mals wie heu­te gel­te in nor­we­gen eine ma­xi­ma­le drei­wö­chi­ge sperr­frist für „Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­bin­dungs­da­ten“. was im üb­ri­gen et­was ganz an­de­res ist, als eine an­wei­sung ver­bin­dungs­da­ten zwangs­wei­se min­des­tens für ei­nen be­stimm­ten zeit­raum zu spei­chern. die­se an­wei­sung, da­ten ma­xi­mal drei wo­chen zu spei­chern, meint ga­bri­el, hät­te ge­hol­fen „wert­vol­le Hin­wei­se etwa auf [Brei­viks] Kom­mu­ni­ka­ti­on“ zu er­lan­gen. zi­tat:

Durch die bereits und auch weiterhin bestehende Möglichkeit der kurzen Vorratsdatenspeicherung bei den norwegischen Providern ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass die zum Tatzeitpunkt (22. Juli 2011) gespeicherten Daten von und über Anders Breivik den ErmittlerInnen wertvolle Hinweise etwa auf dessen Kommunikation in den Wochen vor seinen Anschlägen geliefert haben.

tat­säch­lich ist das was sig­mar ga­bri­el in sei­ner ant­wort als „kur­ze Vor­rats­da­ten­spei­che­rung“ be­zeich­net et­was ganz an­de­res. es ist eben eine an­wei­sung der da­ten­schutz­be­hör­de, die da­ten spä­tes­tens nach drei wo­chen zu lö­schen und kei­ne an­wei­sung die da­ten auf vor­rat zu si­chern. 2009 galt die­se an­wei­sung in nor­we­gen als sieg der da­ten­schüt­zer und der pri­vat­sphä­re. die po­li­zei­be­hör­den emp­fan­den die­se re­ge­lung als ge­fähr­lich und warn­ten da­vor, dass nor­we­gen da­mit zu ei­nem rück­zugs­ort für com­pu­ter­kri­mi­nel­le wer­de. (den af­ten­pos­ten-ar­ti­kel habe ich über netz­po­li­tik ge­fun­den.)

mit sei­ner ant­wort auf ab­ge­ord­ne­ten­watch räumt sig­mar ga­bri­el also of­fen­bar ein, dass die vor­rats­da­ten­spei­che­rung nicht ent­schei­dend war, um zu er­mit­teln wer in oslo der mör­der war, son­dern, dass es in nor­we­gen mög­li­cher­wei­se die mög­lich­keit gab „wert­vol­le Hin­wei­se“ auf ir­gend­was zu er­lan­gen.

mich er­in­nert das an ei­nen welt­un­ter­gangs­pro­phe­ten der vor­her­sagt, dass mor­gen die son­ne nicht auf­ge­hen wür­de. wenn dann am nächs­ten tag die son­ne hell am him­mel steht und ihn alle der lüge be­zich­ti­gen, sagt er ein­fach: „aber es ist doch die erd­ro­ta­ti­on die le­dig­lich den ein­druck macht, die son­ne wäre auf­ge­gan­gen! die son­ne ist auch heu­te nicht auf­ge­gan­gen, ihr un­ge­bil­de­ten fick­ge­sich­ter!“

  ab­ge­ord­ne­ten­watch.de: Sig­mar Ga­bri­el (SPD)   #

ge­fun­den über @a_watch

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rebound-effekt vs. effizienzsteigerung

felix schwenzel

kürz­lich habe ich dar­über ge­schrie­ben, dass ikea zwar hart dar­an ar­bei­tet, den ein­druck ei­nes re­sour­cen­scho­nen­den und nach­hal­tig wirt­schaf­ten­den kon­zerns zu er­we­cken. dass ver­brauchs­ein­spa­run­gen al­ler­dings nicht im­mer öko­lo­gisch und volks­wirt­schaft­lich sinn­voll sein müs­sen, habe ich ver­sucht an ike­as um­gang mit was­ser­spa­ren­den pro­duk­ten beim mar­ke­ting in deutsch­land auf­zu­zei­gen. ob­wohl es in deutsch­land we­nig sinn­voll ist, pau­schal zum was­ser­spa­ren auf­zu­ru­fen und ikea die­se pro­ble­ma­tik be­kannt ist, ver­mark­tet ikea sei­ne was­ser­spa­ren­den pro­duk­te in deutsch­land ex­akt ge­nau­so wie bei­spiels­wei­se in was­ser­ar­men län­dern wie sau­di-ara­bi­en, por­tu­gal oder spa­ni­en.

ikea zeigt sich un­wil­lig län­der­spe­zi­fisch zu dif­fe­ren­zie­ren, was auch auf ein re­sour­cen­pro­blem bei ikea deu­tet: das mar­ke­ting wird of­fen­bar zen­tral ge­steu­ert und die an­pas­sung an lo­ka­le märk­te scheint nicht aus mehr als über­set­zun­gen zu be­stehen.

2012 hat ikea sei­ne glo­ba­le nach­hal­tig­keits­stra­te­gie mit ei­nem auf­wän­dig pro­du­zier­ten wer­be­spot vor­ge­stellt. das fac­to­ry-ma­ga­zin re­zi­tiert die stra­te­gie aus­führ­lich, weist am ende des ar­ti­kels aber noch auf ein wei­te­res pro­blem hin, dass ich er­ahnt hat­te, aber bis­her nicht er­folg­reich goog­len konn­te, weil mir der fach­be­griff da­für fehl­te: der re­bound-ef­fekt.

das nach­hal­tig­keits­le­xi­kon er­klärt den ef­fekt so:

Der Rebound-Effekt bezeichnet den mengenmäßigen Unterschied zwischen den möglichen Ressourceneinsparungen, die durch bestimmte Effizienzsteigerungen entstehen, und den tatsächlichen Einsparungen. Somit führt der Rebound-Effekt dazu, dass das Einsparungspotenzial von Effizienzsteigerungen nicht oder nur teilweise realisiert wird.

das heisst, die neu­an­schaf­fung von ef­fi­zi­en­te­ren ge­rä­ten, kann die er­war­te­ten ein­spar­ef­fek­te mar­gi­na­li­sie­ren oder an­fangs so­gar ge­gen­tei­lig wir­ken.

in­ter­es­sant fand ich, dass das wort re­bound nir­gend­wo im ikea-web­site-kos­mos auf­taucht (stand 8.12.2013). noch nicht ein­mal die lang­fris­tig an­ge­leg­te glo­ba­le nach­hal­tig­keits­stra­te­gie (pdf) er­wähnt das wort. ei­gent­lich kein wun­der, weil das haupt­ziel von ikea, mög­lichst vie­le kon­sum­gü­ter welt­weit zu ver­kau­fen, na­tür­lich nur par­ti­ell zum ne­ben­ziel passt, sich als nach­hal­tig wirt­schaf­ten­des un­ter­neh­men dar­zu­stel­len.

be­son­ders ekla­tant fand ich bei­spiels­wei­se ike­as scheiss­egal-hal­tung, als wir letz­tes jahr eine kü­chen­ab­zugs­hau­be kauf­ten und ikea be­reits nach 7 mo­na­ten nicht mehr in der lage war, da­für ver­brauchs­tei­le zu lie­fern. nach­hal­tig­keit ist leicht zu pa­pier zu brin­gen, aber eben nicht so leicht um­zu­set­zen. das gilt na­tür­lich vor al­lem für un­ter­neh­men wie ikea, die ei­nen nicht un­er­heb­li­chen um­satz mit weg­werf­pro­duk­ten ma­chen.

ich fin­de die nach­hal­tig­keits­stra­te­gie von ikea durch­aus sinn­voll, fin­de aber be­ein­dru­ckend wie löch­rig die um­set­zung be­reits bei ein oder zwei ober­fläch­li­chen bli­cken er­scheint. ich glau­be dass man hier noch in­ter­es­san­te lü­cken zwi­schen an­spruch und wirk­lich­keit fin­den könn­te, wenn man hier wei­ter nach­bohrt.


oldboy

felix schwenzel


ges­tern abend habe ich mir für 3 dol­lar old­boy im ame­ri­ka­ni­schen itu­nes store ge­lie­hen und an­ge­se­hen. hät­te ich da­nach ei­nen tweet ver­fasst, lau­te­te er wie folgt:

was für ein grässlicher, aber unbedingt sehenswerter film.

aber ges­tern stand ich noch un­ter schock. der letz­te film der mir so ein­dring­lich (und gräss­lich) ins be­wusst­sein ein­ge­drun­gen ist, war vor fast 20 jah­ren se7en. den film als dun­kel zu be­schrei­ben ist eine ver­nied­li­chung. der film packt ei­nen auf ei­nem exis­ten­zia­lis­ti­schen ni­veau, bei dem sat­re und ca­mus ein­pa­cken kön­nen.

dazu kommt, dass der film un­fass­bar in­ten­si­ve und kom­pro­miss­lo­se bil­der pro­du­ziert, ohne auch nur ein ein­zi­ges mal über­in­sze­niert oder auf­ge­setzt zu wir­ken. in den mo­men­ten, in de­nen er über­in­sze­niert zu wir­ken droht, steu­ert der re­gis­seur chan-wook park sehr ge­konnt mir hu­mor ge­gen. ich habe tat­säch­lich mehr­fach wäh­rend des films laut auf­ge­lacht. bei der sze­ne, in der choi min-sik ei­nen le­ben­den tin­ten­fisch ver­speist, habe ich zwar nicht ge­lacht, muss­te sie mir aber mehr­fach hin­ter­ein­an­der an­se­hen. bei an­de­ren sze­nen muss­te ich zur si­cher­heit mei­ne au­gen be­de­cken.

wenn man die hand­lung des films je­man­dem an­ders er­zählt, hört sie sich un­fass­bar blöd und ab­so­lut un­ver­film­bar an (ich habs aus­pro­biert), aber wenn man den film sieht, zwei­felt man nicht ei­nen au­gen­blick an dem was man sieht und kann der wucht der ge­schich­te un­mög­lich aus­wei­chen.

ich fra­ge mich al­ler­dings, war­um ich fast 10 jah­re ge­braucht habe, um über den film zu stol­pern. ges­tern bin ich, glau­be ich, über den film ge­stol­pert, weil ge­ra­de ein (schlim­mes) re­make des films von spike lee in die ki­nos ge­kom­men ist und ich dazu wohl et­was auf­ge­schnappt ha­ben muss oder die re­dak­teu­re des itu­nes store den film aus eben­die­sem grund nach vor­ne ge­holt ha­ben.

na­tür­lich ist der film nicht im deut­schen itu­nes-store zu fin­den und wäre er das, wahr­schein­lich nur in gräss­li­cher deut­scher syn­chro­ni­sie­rung. im us-store ist der film selbst­ver­ständ­lich im ko­rea­ni­schen ori­gi­nal mit eng­li­schen un­ter­ti­teln zu ha­ben, was ehr­lich­ge­sagt ein gros­ses ver­gnü­gen war. für die­sen film al­lei­ne lohnt es sich üb­ri­gens ein us-ac­count im itu­nes-store ein­zu­rich­ten. wie das geht lässt sich gut goog­len, wenn ge­nü­gend leu­te nach­fra­gen, schrei­be ich aber auch ger­ne noch­mal drü­ber.

[foto: iw­drm.tumb­lr.com]


7000

felix schwenzel


reingedrückte werbung

felix schwenzel

ei­gent­lich ist mir wer­bung egal. es gibt aber in letz­ter zeit öf­ter fäl­le, in de­nen ich das ge­fühl habe, dass wer­bung mich an­spricht — al­ler­dings nicht in dem sin­ne, dass sie mir be­son­ders ge­fällt, son­dern in dem sin­ne, dass sie bei mir zu­hau­se klin­gelt und „hal­lo“ sagt. wer­ber ha­ben da­für si­cher­lich ein fach­wort, mir fällt dazu kei­ne an­ge­mes­se­ne be­zeich­nung ein.

die funk­ti­ons­wei­se sol­cher wer­bung ist un­ter­schied­lich, aber oft funk­tio­niert sie, in­dem sie ei­nen bo­ten nutzt, der mei­nen in­ne­ren wer­be­blo­cker um­ge­hen kann. das gibt es im prin­zip schon län­ger und für die­sen me­cha­nis­mus ken­ne ich so­gar das fach­wort: tes­ti­mo­ni­al. die wer­ber nut­zen ei­nen men­schen, den die ziel­grup­pe sym­pa­thisch fin­det oder gar be­wun­dert oder be­son­ders toll oder ver­trau­ens­voll fin­det. ein bei­spiel da­für war man­fred krug, der 1996 wer­bung für den bör­sen­gang der te­le­kom mach­te. die te­le­kom nut­ze das ver­trau­en und die ver­traut­heit die vie­le men­schen in deutsch­land man­fred krug ent­ge­gen­brach­ten und folg­ten sei­ner emp­feh­lung t-ak­ti­en zu kau­fen. vie­le t-ak­ti­en-käu­fer be­reu­ten nach ei­ner wei­le den kauf der ak­ti­en, weil sie da­mit teil­wei­se enor­me ver­lus­te mach­ten. man­fred krug be­reu­te die wer­bung spä­ter, wohl auch, weil die kri­tik an der te­le­kom sich auch per­sön­lich ge­gen ihn rich­te­te.

ein an­de­res bei­spiel von wer­bung, die sich in mein pri­vat­le­ben ein­schlich und mir am är­mel zog, war die vo­da­fone-kam­pa­gne 2009. an ih­rer ent­ste­hung wa­ren ei­ni­ge leu­te aus mei­nem be­kann­ten- und freun­des­kreis be­tei­ligt, ich be­kam auf ver­schie­de­nen pri­va­ten ka­nä­len in­for­ma­tio­nen zu ih­rer ent­ste­hung ein­ge­speist — al­les vor­bei an mei­nem in­ne­ren wer­be­blo­cker. in der re­gel re­agie­re ich auf wer­bung, ins­be­son­de­re auf schlech­te wer­bung mit ei­nem schul­ter­zu­cken. die­se wer­bung war aber per­so­na­li­siert. of­fi­zi­ell rich­te­te sich die kam­pa­gne an die „Ge­ne­ra­ti­on Upload“. im ei­gens ein­ge­rich­te­ten blog, wanz­te sich vo­da­fone wie folgt an mich her­an:

Doch wer ist das eigentlich, die „Generation Upload“? Die Antwort ist denkbar einfach: Du bist die „Generation Upload“. Warum? Weil alles, was Du startest, heute die Welt bewegen kann!

mein freund sa­scha lobo als tes­ti­mo­ni­al, ei­ni­ge blog­ger, die ich mehr oder we­ni­ger gut kann­te, vor und hin­ter der ka­me­ra; die wer­bung war ein voll­tref­fer und sprach mich voll an. sie stand vor mei­ner tür. es gab nur ein pro­blem. sie kam in form von freun­den und be­kann­ten, war aber ge­nau­so ver­lo­gen, un­dif­fe­ren­ziert und auf ver­blö­dung an­ge­legt, wie wer­bung nun­mal fast im­mer ist.

die wer­ber hat­ten ei­nes ih­rer zie­le er­reicht: sie hat­ten die vol­le auf­merk­sam­keit von blog­gern, men­schen die sich im in­ter­net zu­hau­se füh­len oder die schon­mal eine da­tei ir­gend­wo hoch­ge­la­den ha­ben. und sie nutz­ten die­se chan­ce, um die­sen men­schen den üb­li­chen scheiss zu er­zäh­len und zu ver­su­chen, ih­nen über­teu­er­te pro­duk­te an­zu­dre­hen. das hat­te dann be­mer­kens­wert ne­ga­ti­ve ef­fek­te.


wer­bung die sich an den in­ne­ren ab­wehr­me­cha­nis­men vor­bei drängt ist der neue heis­se scheiss. in den so­zia­len netz­wer­ken wer­den ei­nem die sa­chen die freun­de oder be­kann­te gut fin­den emp­foh­len, blog­ger ver­lo­sen wa­ren die sie von fir­men zur ver­fü­gung ge­stellt be­kom­men ha­ben, be­kann­te twit­tern oder tei­len wer­be­links. oft funk­tio­niert das sehr gut, vor al­lem wenn die pro­duk­te für sich selbst spre­chen kön­nen und nicht in schön­for­mu­lier­ten lü­gen, ir­re­füh­rung oder li­bi­do­kit­zel ein­ge­packt wer­den müs­sen. auch sub­ti­le­re bot­schaf­ten er­rei­chen so die ziel­grup­pe: der la­den kann ja nicht schlecht sein, schliess­lich wür­de der dings ja sonst nicht mit de­nen ko­ope­rie­ren oder mir die emp­feh­len.


ikea hat der­zeit auch mei­ne vol­le auf­merk­sam­keit. ein paar blog­ger die ich mag und schät­ze blog­gen der­zeit für ikea. das blog habe ich des­halb abon­niert und so flies­sen jetzt ne­ben ikea-fa­mi­liy-news­let­tern, ikea in­fo­mails, auf­for­de­run­gen der ika­no-bank bei ih­nen ei­nen kre­dit auf­zu­neh­men, auch ikea wer­be­bot­schaf­ten durch mei­nen feed­rea­der in mein hirn. in den strom der blog­ger-ge­schich­ten, flech­tet ikea hin und wie­der sei­ne wer­be­bot­schaf­ten ein. ikea fin­det das si­cher­lich su­per, dass sie so mei­ne vol­le auf­merk­sam­keit be­kom­men. so habe ich ge­lernt, dass ich bei ikea „Ge­schirr, Kü­chen­uten­si­li­en und Tex­ti­li­en in vie­len ver­schie­de­nen Far­ben und Mus­tern“ fin­de — und dass die nicht nur hübsch aus­se­hen, son­dern auch „gute lau­ne ma­chen“. das ist si­cher­lich der grund, war­um in psych­ia­tri­schen kli­ni­ken vor al­lem ikea-kü­chen­uten­si­li­en und -tex­ti­li­en be­nutzt wer­den. eben­so habe ich ge­lernt, dass ko­chen, ba­cken, spü­len und küh­len nicht so ohne wei­ters funk­tio­nie­ren:

Kochen, Backen, Spülen, Kühlen – ohne Strom und Wasser geht das nicht.

so nutzt man die auf­merk­sam­keit der wer­be­re­le­van­ten grup­pe op­ti­mal: prak­ti­sche tipps und tricks in in­ter­es­san­ter, nicht all­zu blö­der spra­che in le­sens­wer­te, klei­ne ge­schich­ten ver­packt:

Wir glauben: In jedem Geldbeutel ist Platz für die Traumküche.

ich bin meis­tens schon froh, wenn ich alle kre­dit- und ec-kar­ten und die von ikea und ein biss­chen schein- und klein­geld in mei­nem geld­beu­tel un­ter­brin­ge. in schwe­den schlep­pen die leu­te also ihre traum­kü­che mit ins thea­ter oder kino. man kann beim kon­sum von wer­be­bot­schaf­ten also durch­aus et­was über frem­de län­der ler­nen.

über was­ser­spa­ren kann man auch al­ler­hand in der ikea-wer­bung le­sen:

Wusstest du, dass ein Geschirrspüler mit Abstand die sparsamste Methode ist, dein Geschirr zu spülen? Vorausgesetzt, du packst ihn voll. So kannst du im Vergleich zum Handspülen hunderte Liter Wasser im Jahr sparen – und natürlich jede Menge Arbeit. Außerdem kannst du mit einer Mischbatterie von IKEA deinen Wasserverbrauch zusätzlich um bis zu 30% senken – dank integriertem Strahlregler und ohne Wasserdruckverlust.

an­ders­wo for­mu­liert ikea das noch be­ein­dru­cken­der:

Der Wechsel zu einer Mischbatterie für Küche oder Badezimmer von IKEA kann deinen Wasserverbrauch um bis zu 50% senken. Das Geheimnis? Ein Strahlregler im Innern der Mischbatterie sorgt für einen geringeren Wasserdurchfluss bei gleichem Druck. So sparst du Wasser und hoffentlich auch etwas Geld.

als ich das las, ka­men mir tex­te in den sinn, die nicht al­lein den ver­kauf von kon­sum­gü­tern dien­ten. zum bei­spiel die­ser von chris­toph drös­ser, der was­ser­spa­ren auf die­sen kur­zen nen­ner bringt:

Jeden Tag nutzt der Durchschnittsdeutsche 130 Liter Wasser, die Zahl ist rückläufig und liegt unter dem Weltdurchschnitt. Sie weiter zu senken ist ökologisch nicht besonders sinnvoll.

dif­fe­ren­zier­ter und deut­li­cher wird, eben­falls in der zeit, wird pierre-chris­ti­an fink:

Hans-Jürgen Leist vom Hannoveraner Umwelt-Institut Ecolog sagt: »Die Deutschen nehmen das Wasser viel zu wichtig. Sie verleihen ihm fast eine heilige Aura.« Und sie sparen an jedem Tropfen. Das Ergebnis: Kaum ein anderes Industrieland verbraucht pro Kopf so wenig Wasser wie Deutschland.

Leist findet das »absurd«. Denn Wasser ist hierzulande im Überfluss vorhanden. Die Deutschen könnten mit gutem Gewissen mehr Wasser verbrauchen, findet er, und ihre Sparwut könne der Umwelt sogar schaden statt nützen. Ähnlich sieht das Ingrid Chorus, Wasserexpertin im Umweltbundesamt : »Wassersparen gibt den Verbrauchern das Gefühl, dass sie der Umwelt etwas Gutes tun. Aber wenn man das mal rational betrachtet, kommt das dabei in Deutschland nicht heraus.«

mir ist na­tür­lich klar, dass un­ter­neh­men die kon­sum­gü­ter in deutsch­land ver­kau­fen, ein ge­spal­te­nes ver­hält­nis zum dif­fe­ren­zie­ren ha­ben. die­se un­ter­neh­men has­sen es in ih­rer wer­bung zu dif­fe­ren­zie­ren, schliess­lich geht es ja um den ver­kauf von pro­duk­ten und nicht um ver­brau­cher­infor­ma­ti­on. da ist jede in­for­ma­ti­on oder dif­fe­ren­zie­rung po­ten­zi­ell ge­schäfts­schä­di­gend. des­halb hat die le­bens­mit­tel­in­dus­trie die ein­füh­rung ei­ner le­bens­mit­tel­am­pel ver­hin­dert, des­halb bie­tet ikea ver­brau­chern, wie vor ein paar hun­dert jah­ren beim ab­lass­han­del, ein rei­nes ge­wis­sen, wenn sie was­ser­spa­ren­de ge­rä­te oder misch­bat­te­rie kau­fen. dif­fe­ren­zie­rung wün­schen sich un­ter­neh­men meis­ten nur dann, wenn über sie be­rich­tet wird. da ist es dann plötz­lich wich­tig ganz ge­nau zu un­ter­schei­den und alle mög­li­chen aspek­te zu be­trach­ten, statt grob zu ver­ein­fa­chen.

trotz­dem hat es mich in­ter­es­siert, war­um ikea, das ja gros­sen wert dar­auf legt als un­ter­neh­men das nach­hal­tig und um­welt­scho­nend wirt­schaf­tet wahr­ge­nom­men zu wer­den, in deutsch­land das was­ser­spa­ren pro­pa­giert, ob­wohl es ja be­kannt und re­la­tiv un­strit­tig ist, dass was­ser­spa­ren in deutsch­land „un­sinn“ ist (zi­tat hans-jür­gen leist). ein pres­se­spre­cher von ikea sag­te mir auf mei­ne fra­ge wie sich die un­dif­fe­ren­zier­te pro­pa­gie­rung die­ses öko­lo­gi­schen un­sinns mit ike­as ver­su­chen sich als ein nach­hal­ti­ges un­ter­neh­men dar­zu­stel­len ver­tra­ge, dass ikea „die Her­aus­for­de­run­gen, die auf die Was­ser­ver­sor­ger zu­kom­men und die durch ver­schie­de­ne Ur­sa­chen ent­stan­den sind“ durch­aus be­wusst sei­en:

Jedoch betrachten wir die Technik und Weiterentwicklung von Produkten hin zu mehr Effizienz als positiv, ein ineffizienter Umgang mit Wasser scheint keine langfristige Lösung. Weiterhin geht die Wassernutzung und das Wasser sparen im Haushalt häufig einher mit Energieverbrauch bzw. -einsparung und ist betrachtet unter diesem Aspekt ebenfalls sinnvoll. Denn weniger Nutzung von (Warm-)Wasser bedeutet auch weniger Energieverbrauch. Die Vorteile von effizienteren Produkten und Geräten, u.a. zum Wasser sparen, kommunizieren wir.

über­setzt heisst das, dass ikea aus prin­zip (ef­fi­zi­enz!) zum was­ser­spa­ren auf­ruft und die lö­sung der pro­ble­me (her­aus­for­de­run­gen!) den was­ser­ver­sor­gern und kom­mu­nen in deutsch­land über­las­sen möch­te. lang­fris­tig soll­ten also die was­ser­ver­sor­gungs- und ab­was­ser­sys­te­me um­ge­baut wer­den, die für die der­zeit aufs was­ser­spa­ren ver­ses­se­nen deut­schen zu gross aus­ge­legt wur­den, weil nur ef­fi­zi­en­ter um­gang mit was­ser eine „lang­fris­ti­ge Lö­sung“ ver­spricht.

ich weiss nicht wer zy­ni­scher ist

  • der pressesprecher von ikea, der die probleme die auf die wasserversorger zukommen einfach auf andere abwälzt, um kantenfreie werbung und effizientes image-weisswaschen zu rechtfertigen
  • oder ich, der so tut als sei ikea die einzige organisation die unsinn verbreitet um sich gleichzeitig ein grünes image und saftige umsätze zu sichern.

schliess­lich lebt eine gan­ze in­dus­trie da­von, den deut­schen ein­zu­re­den, was­ser­spa­ren sei nach dem gel­ben sack und bio-huhn das dritt­bes­te was man für die ret­tung der welt tun kön­ne, ohne sei­nen le­bens­wan­del gross­ar­tig zu än­dern oder auf den ur­laubs­flug auf die ma­le­di­ven oder nach ka­tar zu ver­zich­ten.

aber: wer an mei­ner tür klin­gelt oder sich mit hil­fe mei­ner be­kann­ten an mei­nen in­ter­nen wer­be­blo­ckern vor­bei­mo­gelt und mich so di­rekt und per­sön­lich an­spricht, muss schon gute ar­gu­men­te ha­ben, wenn er mich von ir­gend­was über­zeu­gen will. und eben da­mit rech­nen, dass ich stin­kig wer­de, wenn ich das ge­fühl habe, dass da je­mand ver­sucht mich zu ver­schau­keln.

ich ver­mu­te das ist ein sträf­lich ver­nach­läs­sig­tes pro­blem beim emp­feh­lungs­mar­ke­ting und ran­wan­zen über so­zia­le netz­wer­ke: wenn das pro­dukt oder die ar­gu­men­te nicht ein­wand­frei sind, kann das mar­ke­ting ruck-zuck nach hin­ten los ge­hen.


was ich wirk­lich scha­de fin­de: zwei fra­gen hat mir der pres­se­spre­cher nicht be­ant­wor­tet:

die eine war, dass mir auf­fiel, dass ikea kun­den auf der gan­zen web­sei­te (und dem ka­ta­log) duzt, jour­na­lis­ten aber nicht. wahr­schein­lich ist der glei­che grund, war­um ei­nen nie­mand in den ikea-lä­den in deutsch­land duzt: man traut sich das ein­fach nicht.

die an­de­re fra­ge hät­te ich wahr­schein­lich auch igno­riert: die nach­hal­tig­keits­sei­te von ikea ist auf­fäl­li­ger­wei­se mit eine eng­li­schen, spre­chen­den URL aus­ge­stat­tet. tat­säch­lich scheint sie glo­bal iden­tisch zu sein. so­wohl die ame­ri­ka­ni­sche, die ita­lie­ni­sche, por­tu­gi­si­sche und so­gar die ja­pa­ni­sche und sau­di­ara­bi­sche va­ri­an­te schei­nen text­lich, bis hin zu den bil­dern, in­halts­gleich zu sein. da be­ant­wor­tet sich die­se fra­ge wahr­schein­lich von selbst:

Dürfen Sie möglicherweise die Texte die Ihnen vom globalen Marketing vorgelegt werden, gar nicht für das jeweilige Land anpassen, sondern nur übersetzen?

das prin­zip ef­fi­zi­enz scheint ikea un­ter kei­nen um­stän­den zu op­fern be­reit zu sein. selbst wenn das be­deu­tet, dass man hier und da un­sinn kom­mu­ni­ziert.

[bild­idee: ga­ping­vo­id]


demut

felix schwenzel

ich mag das wort de­mut. die bei­fah­re­rin hasst es. das kann na­tür­lich auch an un­ter­schied­li­chen in­ter­pre­ta­tio­nen der be­deu­tung lie­gen. für mich spielt der be­deu­tungs­aspekt der un­ter­wür­fig­keit we­ni­ger eine rol­le, als die be­schei­den­heit. und zwar nicht be­schei­den­heit im sin­ne von un­der­state­ment, son­dern im sin­ne ei­nes ein­ge­ständ­nis­ses der ei­ge­nen fehl­bar­keit. des­halb sehe ich de­mut nicht nur als hüb­sches wort, son­dern vor al­lem als eine hal­tung, die den aus­tausch und die kom­mu­ni­ka­ti­on mit an­de­ren men­schen er­leich­tert, aber auch den um­gang mit und das ver­ständ­nis der welt.

vor ei­ner wei­le schrieb ich mal:

wahrheit ist immer ein kompromiss.

das ist na­tür­lich ein po­ten­zi­ell sehr miss­ver­ständ­li­cher satz, zu­mal ich mein zi­tat völ­lig aus dem zu­sam­men­hang ge­ris­sen habe. auf face­book ver­such­te ich den satz auf nach­fra­ge von cars­ten her­ken­hoff et­was zu prä­zi­sie­ren und sag­te, dass es na­tür­lich wahr­heit gebe, sie uns men­schen aber nicht voll­um­fäng­lich zu­gäng­lich sei. cars­ten her­ken­hoff wies dar­auf hin, dass man wahr­heit na­tür­lich im­mer an der mensch­li­chen er­kennt­nis­fä­hig­keit aus­rich­tet und nicht an din­gen die sich der mensch­li­chen er­kennt­nis­fä­hig­keit ent­zie­hen. man kön­ne also durch­aus wahr­hei­ten fes­te­stel­len oder die rich­tig­keit von theo­rien prü­fen. cars­ten her­ken­hoff hat da si­cher­lich recht und die dis­kus­si­on um den be­griff der wahr­heit und zu­min­dest mein um­gang mit spra­che ist al­les an­de­re als prä­zi­se. aber in der sa­che ging es mir dar­um, so­ge­nann­ten wahr­hei­ten im­mer dif­fe­ren­ziert, skep­tisch und mit de­mut zu be­geg­nen. denn ich bin über­zeugt da­von, dass men­schen, die glau­ben im be­sitz der wahr­heit zu sein, die welt zur höl­le ma­chen.

je­den­falls dach­te ich an das, was ich im vor­he­ri­gen ab­satz schrob, als ich die­sen ar­ti­kel über de­mut von wolf­gang lü­nen­bür­ger-rei­den­bach heu­te früh las.

Manchmal frage ich mich dann […] woher sonst die Vorstellung kommen mag, das Leben, die Gesellschaft, das Netz, die Politik oder was auch immer durchplanen zu können. Ob es wirklich und ernsthaft Menschen geben kann die sich nicht nur einzureden versuchen […], sie könnten die Zukunft vertraglich regeln oder die Funktionsweise von irgendwas mit Menschen oder der Natur mithilfe von Gesetzmäßigkeiten erklären und vorhersagen.

Witzigerweise habe ich noch nie eine Naturwissenschaftlerin getroffen, die das Konzept "Naturgesetz" für ihren Expertisebereich für existent gehalten hätte. Sondern allenfalls für eine Näherung, die so lange plausibel ist, bis sie widerlegt wird.

mir ge­fällt die idee, de­mut als eine art ein­ge­ständ­nis zu se­hen, dass wir fehl­bar und gröss­ten­teils macht­los sind, ohne da­durch un­ter­wür­fig oder trüb­se­lig zu wer­den. im ge­gen­teil; das ein­ge­ständ­nis von fehl­bar­keit be­deu­tet kei­nes­falls, dass man nicht fel­sen­fest von et­was über­zeugt sein kann. so­lan­ge man die­se über­zeu­gung, wie ein gu­ter wis­sen­schaft­ler, als hy­po­the­se be­trach­tet, die durch neue fak­ten, an­de­re blick­win­kel oder per­spek­ti­ven neu eva­lu­iert oder for­mu­liert wer­den muss. spas­ses­hal­ber habe ich mei­ne aver­si­on ge­gen be­stimm­te men­schen im­mer als prak­ti­sche tem­po­rä­re vor­ur­tei­le an­ge­se­hen. ich bin der fes­ten über­zeu­gung, dass vie­le von den men­schen die ich als arsch­lö­cher wahr­neh­me auch wirk­lich arsch­lö­cher sind. aber ich bin je­der­zeit be­reit die per­spek­ti­ve zu wech­seln, oder neue er­kennt­nis­se in ein neu­es tem­po­rä­res vor­ur­teil ein­zu­ar­bei­ten. vie­le leu­te die ich frü­her mal als arsch­lö­cher be­zeich­net habe, sind jetzt bes­te freun­de.

ge­n­au­ge­se­hen sind alle un­se­re ur­tei­le vor­ur­tei­le. wir kön­nen ver­su­chen un­se­re ur­tei­le auf eine mög­lichst brei­te ba­sis zu stel­len, aber nie­mals aus­schlies­sen, dass wir et­was über­se­hen oder ver­ges­sen ha­ben. das ein­zu­ge­ste­hen sehe ich üb­ri­gens als ei­nen der we­ni­gen er­folg­rei­chen schrit­te, die ich in rich­tung er­wach­sen­wer­den un­ter­nom­men habe. die meis­ten kin­der sind un­er­träg­li­che klug­scheis­ser. zu­min­dest ich war das. al­les was ich von ei­ner per­son, der ich gröss­te au­to­ri­tät zu­ge­stand, auf­schnapp­te, war für mich die wahr­heit. eine wahr­heit die ve­he­ment ge­gen an­ders­lau­ten­de be­haup­tun­gen ver­tei­digt wer­den muss­te.

de­mut muss man ler­nen. sie ist ein er­kennt­nis­pro­zess und nichts schwer­mü­ti­ges oder trüb­sin­ni­ges. und: das ein­ge­stän­dis von fehl­bar­keit und macht­lo­sig­keit, kann ei­nem durch­aus si­cher­heit ge­ben.

was ich aber ei­gent­lich sa­gen woll­te: ich freue mich, dass ein theo­lo­ge und über­zeug­ter kirch­gän­ger wie wolf­gang lü­nen­bür­ger auf die glei­chen er­kennt­nis­se wie ein über­zeug­ter athe­ist kom­men kann und dass ich als athe­ist, die glei­chen sinn­sprü­che über­zeu­gend und be­deu­tend fin­den kann, wie ein theo­lo­ge. wolf­gang lü­nen­bür­ger zi­tiert am ende sei­nes ar­ti­kels den theo­lo­gen karl barth:

Die einzig mögliche Antwort auf die wirklich gewonnene Einsicht in die Vergeblichkeit alles menschlichen Werkes ist, sich frisch an die Arbeit zu machen.

wun­der­bar!

[bild: ent­wurf für das denk­mal für de­mut zur deut­schen ein­heit von ste­phan bal­ken­hol: „der knie­en­de“, © bun­des­amt für bau­we­sen und raum­ord­nung]


ketten-fragebogen

felix schwenzel

floyd cel­lu­loyd hat mir ein paar fra­gen ge­stellt und ich be­ant­wor­te auch gleich ein paar fra­gen mit, die er be­ant­wor­tet hat und die er mir gar nicht ge­stellt hat. aus­ser­dem bre­che ich die ket­te hier­mit, in­dem ich nie­man­dem neue fra­ge stel­le. das kön­nen an­de­re bes­ser.

Auf ei­ner Ska­la von 1 – 10 wie Schei­ße fin­dest Du Stöck­chen und war­um?
den na­men fin­de ich scheis­se. stöck­chen. das hört sich min­des­tens ge­nau­so doof an wie blog­pa­ra­de. war­um be­nennt man so­was nicht als das was es ist? ein back­link-ge­ne­ra­tor oder goog­le-saf­ter oder ket­ten­fra­ge­bo­gen. oder ein­fach fra­ge­bo­gen?

War­um bloggst du? Könn­test du dei­ne Zeit nicht sinn­vol­ler nut­zen?
nein. für mich ist blog­gen eine art ver­dau­ung. und dar­auf möch­te ich nicht ver­zich­ten, weil ich dann ver­stop­fung be­kä­me. ich ver­ste­he din­ge bes­ser, wenn ich über sie schrei­be, sie kom­men­tie­re oder um sie strei­te. ich strei­te sehr gern und auch wenn es nicht im­mer so aus­sieht, ich ler­ne sehr viel da­durch. mei­ne mei­nung ist wan­del­ba­rer und durch ge­gen­ar­gu­men­te form­ba­rer als man den­ken mag, wenn man mich liest. oder an­ders aus­ge­drückt, es gibt nichts in­ter­es­san­te­res, als leu­te da­bei zu be­ob­ach­ten, wie sie auf kri­tik re­agie­ren. und ich be­ob­ach­te mich auch ger­ne selbst da­bei.

But­ter bei die Fi­sche, wel­ches Blog ist so rich­tig schlimm?! Und war­um ist es okay das in­ner­halb die­ses Stöck­chen Fra­ge­bo­gens zu ver­kün­den?
ich fin­de pau­schal­kri­tik doof. auch wenn man ein mus­ter er­ken­nen kann, soll­te kri­tik im­mer kon­kret sein. meis­tens fin­de ich auch kei­ne blogs doof, son­dern die leu­te die sie schrei­ben. oder ge­nau­er, ich fin­de manch­mal sa­chen doof, die leu­te schrei­ben. meis­tens sage ich das dann auch. und ich ver­su­che das auch bei men­schen zu tun, die ich ger­ne mag: öf­fent­lich sa­gen was man doof fin­det und war­um.

Wel­cher Ar­ti­kel aus an­de­ren Blogs ist dir spon­tan im Kopf ge­blie­ben?
ge­nau­so wie es mir un­mög­lich ist mein lieb­lings­blog zu be­nen­nen, ist es mir un­mög­lich ein­zel­ne ar­ti­kel her­aus­zu­pi­cken. mir ist aber auf­ge­fal­len, dass ich bei­spiels­wei­se von kath­rin pas­sig noch nie et­was lang­wei­li­ges ge­le­sen habe. im­mer nur zu kur­zes. ich er­in­ne­re mich al­ler­dings an eine ge­schich­te bei don dah­l­mann die mich da­mals, vor fast 10 jah­ren, tief be­ein­druckt hat und die hal­be fa­mi­lie zum wei­nen ge­bracht hat, als ich sie beim abend­brot vor­ge­le­sen habe. eben­so blie­ben mir ei­ni­ge ar­ti­kel von brain­f­arts.de im ge­däch­nis. das blog gibt es aber lei­der seit 2007 nicht mehr.

Dein ab­so­lu­ter Lieb­lings-Ar­ti­kel in dei­nem Blog?
ich mag man­che mei­ner wit­ze ganz ger­ne: den oder den zum bei­spiel.

Wel­chem Blog wird aus dei­ner Sicht zu we­nig Auf­merk­sam­keit ge­schenkt?
sa­scha lo­bos blog. dem wird von sa­scha lobo zu we­nig auf­merk­sam­keit ge­schenkt.

Stel­le dir vor, du müss­test über ein tief­grün­di­ges The­ma schrei­ben. Wor­über schreibst du?
gar nicht. ich be­wun­de­re an ei­ni­gen au­toren die fä­hig­keit, über schein­bar pro­fa­ne din­ge zu schrei­ben und da­bei tief­grün­dig zu wer­den. bes­tes bei­spiel da­für ist da­vid fos­ter wal­lace, der über so­et­was pro­fa­nes wie eine kreuz­fahrt, ein un­ge­heu­er tief­grün­di­ges buch schrob. ich hof­fe, dass ich das manch­mal auch an­satz­wei­se schaf­fe: über pro­fa­nes ein biss­chen tief­grün­dig zu schrei­ben.

Freund­schaft. Hast du mehr Freun­de im In­ter­net, oder in dei­nem Zim­mer ne­ben dir?
ich fürch­te ich ver­ste­he die fra­ge nicht. ne­ben mir sitzt ge­ra­de nie­mand. ich den­ke aber, dass ich vie­le freun­de habe. man­che da­von habe ich auch im in­ter­net ken­nen­ge­lernt.

Ganz ehr­lich und un­ter uns: wie oft checkst du die Sta­tis­tik dei­nes Blogs? (falls du eine hast)
vier bis fünf­mal täg­lich. vor al­lem um zu se­hen ob ich mehr be­su­cher habe als üb­lich und wenn ja, wo sie her­kom­men. ganz ein­fach weil ich es mit­be­kom­men möch­te, wenn sich je­mand die mühe macht, auf et­was das ich ge­schrie­ben habe, zu re­agie­ren.

Klar ge­kenn­zeich­ne­te Wer­bung in an­de­ren Blogs? Ja oder nein?
schwie­ri­ge fra­ge. grund­sätz­lich ja. war­um auch nicht? aber die do­sis macht das gift.

Ver­hältst du dich manch­mal noch wie ein Kind? Wenn ja, in wel­cher Si­tua­ti­on?
stän­dig. ich sehe mir bei­spiels­wei­se re­gel­mäs­sig die sen­dung mit der maus an. das ma­che ich ei­ner­seits, weil die din­ge die dort ge­zeigt wer­den manch­mal wirk­lich in­ter­es­sant sind, aber auch, weil ich die di­dak­tik, die er­zähl­s­truck­tur fas­zi­nie­rend fin­de. oder an­ders ge­sagt, ich fin­de es fas­zi­nie­rend, an­de­ren leu­ten da­bei zu­zu­se­hen kom­pli­zier­te din­ge, die ich mög­li­cher­wei­se schon ken­ne, all­ge­mein­ver­ständ­lich zu er­klä­ren. aus­ser­dem hal­te ich mich für ziem­lich neu­gie­rig und ver­su­che stän­dig neue sa­chen zu ler­nen. das ge­lingt mir lei­der oft ge­nau­so schlecht, wie es mir als kind ge­lun­gen ist. aber neu­gier ist glau­be ich die wich­tigs­te kind­li­che ei­gen­schaft, die sich je­der mensch bis ans le­bens­en­de be­wah­ren soll­te.

Was macht dich als Mensch lie­bens­wert und wert­voll?
das zu be­ur­tei­len über­las­se ich ger­ne an­de­ren. ich hal­te mich al­ler­dings für re­la­tiv gleich­mü­tig und un­auf­ge­regt, was durch­aus man­che dazu ver­an­las­sen kann, mich zu has­sen.


werbung vs. wirklichkeit

felix schwenzel

frü­her dach­te ich im­mer, wer­bung und wirk­lich­keit ha­ben nichts mit­ein­an­der zu tun. das hipps­ter­tum und in­sta­gram ha­ben das al­les ver­än­dert.

(h und m und le­an­der wat­tig)