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lieb­los ge­gen ama­zon

felix schwenzel

nach et­was über zwei jah­ren, ist der bum­per mei­nes ipho­ne 4s ka­putt ge­gan­gen. mein ipho­ne ohne bum­per fühl­te sich zwar wie ein neu­es te­le­fon an, aber ohne bum­per kam es mir ex­trem fra­gil und ver­letz­lich vor. ich trau­te mich kaum es auf der stras­se zu be­nut­zen, aus furcht es kön­ne zer­schel­len, fie­le es mir aus der hand. das te­le­fon ist mir zwar noch nie hin­ge­fal­len, aber ohne bum­per mach­te mich un­ge­pols­ter­ter bo­den un­ter mei­nen füs­sen ner­vös.

die ap­ple ori­gi­nal-bum­per kos­ten 29 euro. ein stol­zer preis für ei­nen ar­ti­kel der in der her­stel­lung wahr­schein­liuch we­ni­ge cent kos­tet. ei­gent­lich eine un­ver­schämt­heit. trotz­dem, im­mer­hin hat­te das ding fast 30 mo­na­te ge­hal­ten, ent­schied ich mich ei­nen neu­en zu kau­fen. wie­der von ap­ple. letz­te wo­che bin ich in den cy­ber­port store in der fried­rich­stras­se ge­gan­gen um viel­leicht doch noch al­ter­na­ti­ven aus­zu­pro­bie­ren.

weil der la­den erst um 10 uhr auf­macht und ich et­was frü­her da war, konn­te ich mir noch das schau­fens­ter ein biss­chen an­se­hen. er­staun­li­che sa­chen ver­kauft man dort; ei­nen dru­cker mit in­te­grier­tem 27 zoll mo­ni­tor?

in­ter­es­sant. als der la­den dann end­lich um zehn nach zehn öff­ne­te, war ich ein we­nig ent­täuscht. auch die ipho­ne-hül­len-aus­wahl war ein biss­chen lieb­los. es gab nicht ein ein­zi­ges co­ver ohne ver­pa­ckung, dass man hät­te an­fas­sen kön­nen. und auch die aus­wahl war enorm klein. für das ipho­ne 4 gab es ge­ra­de mal 5 oder sechs mo­del­le zur aus­wahl, für das 5er ein biss­chen mehr.

aber das bes­te: für die ori­gi­nal ap­ple bum­per woll­te cy­ber­port noch­mal 5 euro mehr als app­les 29 euro. das war dann selbst mir zu­viel.

bei ama­zon fand ich dann spä­ter eine rie­si­ge aus­wahl, recht aus­sa­ge­kräf­ti­ge kun­den­be­wer­tun­gen, bes­se­re und mehr fo­tos als im cy­ber­s­to­re auf den ver­pa­ckun­gen und vor al­lem bes­se­re prei­se. am ende ent­schied ich mich für ein set mit 6 bum­pern für 10 euro, die de­nen von ap­ple nach­ge­bil­det wa­ren und ganz OK be­wer­tet wa­ren. zwei tage spä­ter wa­ren sie im brief­kas­ten. die din­ger sit­zen gut, nur der ein/aus-knopf ist et­was klem­mig zu be­die­nen.

theo­re­tisch habe ich jetzt 194 euro ge­spart. und prak­tisch habe ich er­fah­ren, war­um der sta­tio­nä­re han­del in deutsch­land vor die hun­de ge­hen wird.


igno­ring le­witschar­off

felix schwenzel

von den of­fen­sicht­lich von ideo­lo­gie, aber­glau­ben und tie­fen men­schen­hass ge­trie­be­nen äus­se­run­gen von si­byl­le le­witschar­off habe ich zu­erst bei ste­fan nig­ge­mei­er ge­le­sen. da­nach ha­ben vie­le klu­ge men­schen et­was dazu ge­schrie­ben, ge­org diez, jo lend­le, mal­te wel­ding, so­pran oder jour­nel­le, um nur ein paar zu nen­nen.

der chef­dra­ma­turg des schau­spiel­hau­ses dres­den, ro­bert ko­all, des­sen text ste­fan nig­ge­mei­er ver­öf­fent­lich­te sag­te in sei­nem of­fe­nen brief an si­byl­le le­witschar­off un­ter an­de­rem, dass die rede le­witschar­offs ge­fähr­lich sei:

Man könn­te aber auch sa­gen, dass man es leid ist, dass im­mer wie­der so ge­tan wird, als wür­den Wor­te nichts be­deu­ten. Es gibt ei­nen Punkt, der die Dresd­ner Rede vom 2. März ge­fähr­lich macht. Das ist das Ten­den­ziö­se, die Stim­mungs­ma­che, das trop­fen­wei­se ver­ab­reich­te Gift.

ich fand den of­fe­nen brief von ro­bert ko­all wun­der­bar, dif­fe­ren­ziert und auf den punkt. trotz­dem fra­ge ich mich, ob es stimmt, dass sol­che re­den „ge­fähr­lich“ sind. zu­min­dest hat die re­ak­ti­on auf die rede von si­byl­le le­witschar­off nicht we­ni­ge bril­li­an­te, per­sön­li­che oder über­zeu­gen­de tex­te her­vor­ge­bracht, die sonst viel­leicht nicht das licht der welt er­blickt hät­ten.

mir, und wahr­schein­lich vie­len an­de­ren, war nicht klar, dass es noch men­schen mit ei­nem IQ von über 40 gibt, die sol­chem men­schen­feind­li­chen und ideo­lo­gi­schem aber­glau­ben re­li­giö­ser fun­da­men­ta­lis­ten aus den ver­gan­ge­nen jahr­hun­der­ten auch heut­zu­ta­ge noch an­hän­gen. mir war nicht klar, dass man auch heut­zu­ta­ge noch für die un­an­tast­bar­keit der men­schen­wür­de und das recht auf selbst­be­stim­mung ar­gu­men­tie­ren muss.

viel­leicht soll­ten wir si­byl­le le­witschar­off des­halb auch ein biss­chen dank­bar sein, dass sie uns dar­an er­in­nert hat, dass frei­heit, selbst­be­stim­mung und men­schen­freund­lich­keit kei­ne selbst­ver­ständ­lich­kei­ten sind, son­dern je­den tag neu ver­tei­digt wer­den müs­sen. nicht si­byl­le le­witschar­offs hass­re­de ist ge­fähr­lich, son­dern un­se­re träg­heit, un­ser un­wil­len für un­se­re (und an­de­rer) frei­heit und selbst­be­stim­mung ein­zu­tre­ten und zu strei­ten.

re­den wie die von si­byl­le le­witschar­off sind mög­li­cher­wei­se nicht die ur­sa­che für ein von man­chen wet­ter­füh­li­gen men­schen ge­fühl­tes re­ak­tio­nä­res kli­ma, son­dern nur ein sym­tom. die ur­sa­che ist un­se­re be­quem­lich­keit.

oder um ein bild zu be­nut­zen, wir soll­ten uns nicht über die sar­ra­zins, le­witschar­offs oder ma­tus­seks be­kla­gen, die mit bren­nen­den streich­höl­zern durch den wald lau­fen, son­dern im­mer da­für sor­gen, dass der wald nicht aus­dörrt, son­dern spriesst, grünt und vor le­ben dampft. die streich­holz­trä­ger su­chen sich na­tür­lich im­mer die aus­ge­dörr­ten stel­len, weil das feu­er dort schnel­ler zu ent­fa­chen ist. aber das soll­te um so mehr ein grund sein, uns be­son­ders um die aus­ge­dorr­ten stel­len zu küm­mern.


ich las­se mich von arsch­lö­chern nicht be­lei­di­gen. das habe ich mir zu­min­dest vor­ge­nom­men — und meis­tens klappt das auch. war­um soll­te ich bei leu­ten de­ren an­sich­ten ich nicht tei­le, ge­ra­de die an­sicht die sie mir ge­gen­über äus­sern ak­zep­tie­ren? das sagt sich na­tür­lich leicht, vor al­lem wenn leu­te von po­di­en an­de­re leu­te als ei­nen selbst krän­ken oder de­mü­ti­gen. aber auch hier ist es wich­tig, sich nicht auf die tä­ter, also auf die arsch­lö­cher, zu kon­zen­trie­ren und sie mit auf­merk­sam­keit zu adeln, son­dern auf die op­fer. den op­fern soll­te man auf­merk­sam­keit wid­men, ih­nen so­li­da­ri­tät und sym­pa­thie zu­kom­men zu las­sen und sie ent­schlos­sen ver­tei­di­gen. (ver­ba­le) an­grif­fe auf die tä­ter hel­fen nicht den op­fern, son­dern den tä­tern, die sich dann selbst als op­fer dar­stel­len kön­nen.


wenn man ge­gen künst­li­che be­fruch­tung oder ge­gen ona­nie ist, ist man dann ei­gent­lich auch ge­gen pflas­ter oder blind­darm-ope­ra­tio­nen? ist es nach den ge­set­zen der kle­ri­ker nicht auch ein ein­griff in din­ge die nur gott ent­schei­den soll, wenn man sich dem schick­sal ent­ge­gen­stellt und eine fleisch­wun­de des­in­in­fi­ziert, näht und ver­bin­det — wo­mög­lich auch noch mit den ei­ge­nen hän­den? wo ist da der un­ter­schied zur ona­nie?

wo fängt die „selbst­er­mäch­ti­gung“ an, die le­witschar­off im faz in­ter­view als ka­ta­stro­pha­le ent­wick­lung an­pran­gert? beim zahn­ersatz? beim by­pass? bei der krebs­the­ra­pie? oder bei der in­se­mi­na­ti­on? beim hör­ge­rät, der bril­le oder beim kon­dom? ist hor­mon­the­ra­pie ge­gen os­teo­po­ro­se oder wech­sel­jahr­be­schwer­den ok, ge­gen un­ge­woll­te schwan­ger­schaf­ten aber nicht?

ich ver­steh die­se ideo­lo­gien wahr­schein­lich ein­fach nicht.

(bild von fer­di­nand pi­lo­ty, bild­quel­le)


[nach­trag 09.03.2014]
ant­je schrupp dif­fe­ren­ziert sehr schön (und im ge­gen­teil zu mir ohne pa­thos):

Si­byl­le Le­witschar­off hat also Recht, wenn sie eine „Selbst­er­mäch­ti­gung der Frau­en“ dia­gnos­ti­ziert. Aber die­se Selbst­er­mäch­ti­gung be­zieht sich nicht dar­auf, ei­nem tech­no­lo­gi­schen Mach­bar­keits­wahn zu frö­nen und da­bei die Be­dingt­heit und Be­grenzt­heit der Welt zu miss­ach­ten (wie Le­witschar­off es ih­nen vor­wirft). Um es in Le­witschar­offs re­li­giö­sem Be­zugs­rah­men aus­zu­drü­cken, den sie ja aus­drück­lich zu ih­rer Recht­fer­ti­gung ins Feld führt: Frau­en setz­ten sich mit ih­rer Selbst­er­mäch­ti­gung kei­nes­wegs selbst an die Stel­le Got­tes, sie las­sen bloß nicht mehr zu, dass Män­ner sich (ih­nen und ih­ren Kin­dern ge­gen­über) an die Stel­le Got­tes set­zen.


re­cla­im so­cial me­dia — FAQ

felix schwenzel

ges­tern schrieb ich ein paar zei­len über die ent­ste­hung von re­cla­im so­cial me­dia und das ak­tu­el­le test-re­lease auf git­hub. auch wenn es ei­gent­lich noch nicht all­zu vie­le fre­quent­ly as­ked ques­ti­on gibt, be­ant­wor­te ich im fol­gen­den mal ein paar fra­gen die mög­li­cher­wei­se dem­nächst öf­ter ge­stellt wer­den könn­ten.

was ist reclaim social media?

kurz ge­sagt kann man da­mit sei­ne ei­ge­nen in­hal­te, die man auf so­cial-me­dia- oder an­de­ren web­sei­ten hin­ter­las­sen hat, in ein selbst­ge­hos­te­tes word­press-blog zie­hen. man kann sich da­mit also sei­ne ei­ge­nen da­ten in eine da­ten­bank zie­hen, die man selbst kon­trol­liert. pro­fa­ner for­mu­liert nennt man das ko­pie­ren, auf deng­lisch re­clai­men.

das ist alles?

im prin­zip ja. re­cla­im ist eine ein­bahn­stras­se: aus dem silo raus, auf die ei­ge­ne web­site. fer­tig.
in­die­web-an­sät­ze wie POS­SE mit dem man ei­ge­ne in­hal­te auf der ei­ge­nen sei­te pos­tet und in die si­los rein­agg­re­giert fin­de ich fas­zi­nie­rend, sind aber nicht das was re­cla­im kann oder kön­nen soll. ich den­ke, vie­le in­hal­te sind in den si­los von face­book oder twit­ter oder in­sta­gram oder flickr gut auf­ge­ho­ben und ent­wi­ckeln dort mit­un­ter auch ein in­ter­es­san­tes ei­gen­le­ben und ei­ge­ne dy­na­mik. das ist ja auch der grund, war­um es sie gibt und das was sie gut kön­nen: das er­stel­len und ver­tei­len von in­hal­ten ein­fach und ef­fek­tiv ma­chen.

was mich im­mer ge­stört hat ist, dass es mit­un­ter schwer ist die in­hal­te dort hin­aus zu ho­len, und sei es nur als über­schrift mit link aufs ori­gi­nal im silo. so wie ich das seit vie­len jah­ren auf mei­ner rück­sei­te ma­che.

wo ich mir noch nicht ganz si­cher bin: soll re­cla­im auch die kom­men­ta­re un­ter ei­ge­nen in­hal­ten ko­pie­ren? für twit­ter und face­book funk­tio­niert das an­satz­wei­se, wenn der so­cial plug­in von alex king in­stal­liert und kon­fi­gu­riert ist. re­cla­im gau­ckelt so­cial dann vor, dass (bei­spiels­wei­se) die von re­cla­im ko­pier­ten face­book-ar­ti­kel von so­cial zu face­book ge­pusht sei­en und syn­chro­niert so die kom­men­ta­re un­ter dem ar­ti­kel. so sieht das dann aus.

von wo kann ich denn jetzt inhalte „reclaimen“?

der­zeit gibt es mo­du­le für

  • book­marks (pin­board, de­li­cious, im­port per RSS)
  • face­book (alle sta­tus-mit­tei­lun­gen und shares, im­port per API)
  • flickr (ko­piert alle bil­der per API auf den ei­ge­nen ser­ver, in­klu­si­ve den meis­ten me­ta­da­ten)
  • fours­qua­re (ko­piert check­ins per API, in­klu­si­ve geo­da­ten und even­tu­ell vor­han­de­nem che­ckin-bild)
  • git­hub (zeigt die ei­ge­nen com­mits)
  • good­reads (im­por­tiert alle bü­cher auf der ge­le­sen-lis­te, der­zeit nur per RSS)
  • goog­le plus (alle sta­tus-mit­tei­lun­gen und shares, im­port per API)
  • in­sta­gram (ko­piert alle bil­der per API auf den ei­ge­nen ser­ver, in­klu­si­ve den meis­ten me­ta­da­ten, op­tio­nal auch fa­vo­ri­ten)
  • mo­ves (zieht per API die ak­ti­vi­tä­ten des letz­ten ta­ges und baut eine zu­sam­men­fas­sung mit vi­sua­li­sie­rung)
  • twit­ter (ko­piert alle ei­ge­nen tweets per API, op­tio­nal auch favs, der­zeit kei­ne ret­weets)
  • vine (ko­piert alle ei­ge­nen vi­nes, bzw. de­ren em­bed code, in­klu­si­ve re­vi­nes; wirk­lich ko­piert wird nur das vi­deo-ti­tel­bild)
  • you­tube (wie bei vine wird hier nicht die ei­gent­li­che film­da­tei ko­piert, son­dern nur der em­bedcode und das vi­deo-ti­tel­bild.op­tio­nal auch die fa­vo­ri­ten)

ge­plant habe ich auch ein ge­ne­ri­sches RSS mo­dul, mit dem man dann zum bei­spiel ei­ge­ne blog­ar­ti­kel ko­pie­ren kann, wie gast­ar­ti­kel auf frem­den blogs, die ei­nen au­toren-RSS-feed an­bie­ten. das könn­te man jetzt schon mit ei­nem wei­te­ren plug­in ma­chen, mit feed­word­press, aber der ist fast noch kom­pli­zier­ter als re­cla­im zu kon­fi­gu­rie­ren. aus­ser­dem möch­te ich bald ein tumb­lr-mo­dul, ein vi­meo-mo­dul, ein twit­lon­ger-mo­dul, ein ei­ge­nes pin­board-mo­dul das die API statt den RSS-feed ab­fragt und even­tu­ell ein qu­o­ra- und ein yelp-mo­dul bau­en.

yelp? die yelp-API bietet so eine möglichkeit doch gar nicht

ja, hab ich auch ge­le­sen. aus ge­nau die­sem grund fin­de ich die idee von re­cla­im so span­nend. da ist ein dienst, der da­von lebt, dass be­nut­zer ihn mit er­fah­run­gen, be­wer­tun­gen, kri­ti­ken, fo­tos fül­len und was gibt der dienst sei­nen be­nut­zern an die hand um ihre ei­ge­nen da­ten an­ders­wo zu be­nut­zen?

ei­nen mi­k­ri­gen RSS-feed mit den letz­ten 10 yelp-emp­feh­lun­gen, ohne bil­der und mit ge­kürz­tem text. yelp ist ein ego­is­ti­sches da­ten­si­lo par ex­cel­lence. re­cla­im soll ge­nau für sol­che welt­ab­ge­wand­ten diens­te werk­zeu­ge an­bie­ten. ein yelp-mo­dul wür­de ich wie folgt bau­en:

  • RSS-feed ein­le­sen
  • ti­tel, link, geo­ko­or­di­na­ten und er­stel­lungs­da­tum spei­chern
  • IDs der emp­feh­lun­gen ex­tra­hie­ren und per simp­le_html_dom den voll­text (und wenn mög­lich auch die ei­ge­nen bil­der) von der yelp-sei­te scra­pen
  • ar­ti­kel bau­en

hört sich kompliziert an. apropos kompliziert. warum muss ich für für so viele module API-schlüssel beantragen und eintragen bevor ich reclaim die daten kopieren lassen kann?

tech­nisch wäre es kein pro­blem ei­nen zen­tra­le au­then­ti­fi­zie­rungs­ser­ver, bei­spiels­wei­se auf re­cla­im.fm auf­zu­set­zen, der als app-pro­xy funk­tio­niert. dann wäre die au­then­ti­fi­zie­rung eine sa­che von ei­nem oder zwei klicks. so wie man das von vie­len web­sei­ten kennt (an­mel­den mit twit­ter, an­mel­den mit face­book, klick, klick). nur wäre es ei­ner­seits für die dienst­an­bie­ter wie twit­ter und face­book ein ein­fa­ches so eine zen­tra­le app, bzw. de­ren schlüs­sel zu sper­ren, wenn es ih­nen nicht passt, was wir da­mit ma­chen. an­de­rer­seits be­stün­de die (theo­re­ti­sche) mög­lich­keit, an die­sem pro­xy be­nut­zer­da­ten, bzw. die zu­gangs­schlüs­sel zu spei­chern oder ab­zu­grei­fen.

ich fin­de den de­zen­tra­len an­satz kon­zep­tio­nell bes­ser. je­der be­trei­ber ei­nes re­cla­im blogs mel­det eine ei­ge­ne app bei den je­wei­li­gen si­los an und re­gelt die an­mel­dung ohne ei­nen drit­ten mit dem dienst­an­bie­ter selbst. wenn bei­spiels­wei­se twit­ter fün­de, dass die­ses re­cla­im ge­gen de­ren nut­zungs­be­din­gun­gen ver­stös­se, müs­sen sie sich mit je­dem ein­zel­nen be­nut­zer der sei­ne ei­ge­nen da­ten ko­pie­ren möch­te aus­ein­an­der­set­zen. ei­ge­ne app- und ent­wick­ler-schlüs­sel zu be­an­tra­gen ist zu­erst ein biss­chen müh­sam, aber so be­hält man al­les in der ei­ge­nen, de­zen­tra­len hand. und: an die­se API-schlüs­sel zu kom­men ist meis­tens nicht be­son­ders schwer und (ei­ni­ger­mas­sen) gut do­ku­men­tiert und goo­g­le­bar.

kann ich den reclaim-plugin einfach in meinem bestehenden wordpress-blog installieren?

im jetz­ti­gen test-sta­di­um wür­de ich das nicht emp­feh­len. aber auch wenn wir ei­nen sta­bi­len stand er­reicht ha­ben, fin­de ich eine mi­schung aus nor­ma­len in­hal­ten und ko­pier­ten, re­claim­ten in­hal­ten nicht op­ti­mal. man könn­te zwar auf word­press­ba­sis gut fil­ter im­ple­men­tie­ren und so die in­hal­te tren­nen, ich fin­de aber, dass es aus meh­re­ren grün­den sinn macht, die ko­pier­ten, agg­re­gier­ten da­ten se­pa­rat zu hal­ten:

  • aus der ei­ge­nen re­cla­im-in­stanz las­sen sich die da­ten leicht re­agg­re­gie­ren, auf RSS-ba­sis, per json, in wid­get-form, etc. die mög­lich­kei­ten von word­press sind hier ziem­lich gross.
  • noch gibt es kein auf re­cla­im ab­ge­stimm­tes word­press the­me, aber ich den­ke die dar­stel­lung der ko­pier­ten in­hal­te muss nicht un­be­dingt den blog-ge­wohn­hei­ten fol­gen. ich den­ke eine an­ge­mes­se­ne dar­stel­lungs­form ist die von sa­schas re­cla­im-pro­to­ty­pen. re­cla­im blogs kön­nen, müs­sen aber nicht wie nor­ma­le word­press-blogs aus­se­hen.

wann ist reclaim denn fertig?

pfft. ich kann mir vor­stel­len auf ers­tes rich­ti­ges re­lease mit dem der­zei­ti­gen fea­ture-stand hin­zu­ar­bei­ten. ein wei­te­rer gros­ser mei­len­stein wäre das gan­ze mul­ti­user- und mul­ti-ac­count fä­hig zu ma­chen. also so, dass man bei­spiels­wei­se mehr als ein twit­ter-kon­to ein­le­sen kann oder eben meh­re­re be­nut­zer ihre ein­stel­lun­gen se­pa­rat ver­wal­ten kön­nen. ein noch grös­se­rer schritt wäre die um­set­zung ei­ner ver­net­zungs­funk­ti­on. also dass man an­de­re re­cla­im-blogs abon­nie­ren kann und de­ren in­hal­te fri­end­feed- oder face­book-mäs­sig in sei­nem ei­ge­nen re­cla­im-blog an sich vor­bei­rau­schen las­sen könn­te. pro­to­ty­pisch ist das be­reits hier um­ge­setzt.

wei­te­re fra­gen be­ant­wor­te ich ger­ne, auch wenn sie nicht oft, son­dern nur ein­mal ge­stellt wer­den.


re­cla­im so­cial me­dia — test­ver­si­on 4

felix schwenzel

vor ein paar mo­na­ten (so um die 9) sind sa­scha lobo und ich am kuh­damm zu be­such bei der di­gi­ta­len hei­mat ge­we­sen. vor der re­pu­bli­ca letz­ten jah­res habe ich mit sacha lobo ein paar php-scrip­te und pro­xy-scrip­te zu­sam­men­ge­stöp­selt, mit de­nen man sei­ne in­hal­te von face­book, twit­ter, you­tube und ein paar an­de­ren diens­ten in ein word­press-blog zie­hen konn­te. wir er­zähl­ten chris­ti­an fen­ner und re­mi­gi illi von un­ser idee, weil sie in­ter­es­se und et­was zeit und et­was mehr word­press-know-how hat­ten als ich.

zwei mo­na­te spä­ter hat­te remi eine frü­he al­pha ei­nes word­press-plug­in fer­tig, der in etwa das glei­che tat wie mei­ne pro­xy-scrip­te. der plug­in war mo­du­lar auf­ge­baut, mit mo­du­len für face­book, goog­le-plus, twit­ter und you­tube. aus ver­schie­de­nen grün­den, die auch mit man­gen­der zeit und kön­nen zu tun hat­ten, dau­er­te es noch­mal ein paar mo­na­te bis ich es end­lich schaff­te, die vor­ar­beit von re­mi­gi illi auf git­hub zu stel­len.

ein biss­chen half da­bei, dass mein ar­beit­ge­ber es­pres­to, bzw. mei­ne chefs und ein paar ent­wick­ler auch in­ter­es­se an re­cla­im so­cial me­dia hat­ten und mir er­laub­ten, auch wäh­rend mei­ner ar­beits­zeit an dem pro­jekt zu ar­bei­ten.

vor ver­si­ons­kon­troll­sys­te­men stand ich im­mer ein biss­chen wie der ochs vorm ber­ge. ich glau­be ei­ner der grün­de war, dass mir das vor­stel­lungs­ver­mö­gen fehl­te die­se sys­te­me zu ver­ste­hen, die ja fast im­mer über die kom­man­do­zei­le be­dient wer­den. git­hub und vor al­lem der idio­ten­si­che­re os x cli­ent ha­ben es mir aber re­la­tiv leicht ge­macht das nicht nur zu ver­ste­hen, son­dern auch in­ten­siv zu nut­zen. ei­gent­lich ist das nicht viel kom­pli­zier­ter als FTP, was ich über die kom­man­do­zei­le al­ler­dings auch nicht nut­zen kann — mir fehlt da­für ein­fach das abs­trak­ti­ons­ver­mö­gen.

zu­sam­men mit mei­nem kol­le­gen sa­scha kranz habe ich mich dann an die ar­beit ge­macht. ein biss­chen ge­plant, ein biss­chen do­ku­men­tiert und ein biss­chen den code auf­ge­räumt und er­wei­tert und an­ge­passt. es ist re­la­tiv fas­zi­nie­rend zu se­hen, was pas­siert, wenn man halb­öf­fent­lich zu meh­re­ren an ei­ner ge­mein­sa­men code­ba­sis ar­beit. es spornt an und in­spi­riert. ich wur­de fast ein biss­chen ma­nisch. das fas­zi­nie­ren­de am pro­gram­mie­ren ist ja, dass man ver­sucht pro­ble­me zu lö­sen, eins nach dem an­de­ren — und dann oft auch tat­säch­lich löst. lei­der bin ich re­la­tiv schlecht dar­in, pro­ble­me lie­gen zu las­sen — zu­min­dest pro­ble­me die mich in­ter­es­sie­ren. pro­ble­me wie ma­tus­sek oder sar­ra­zin kann ich re­la­tiv gut igno­rie­ren. pro­ble­me wie oAuth-au­then­ti­fi­zie­rung oder mul­ti­di­men­sio­na­le ar­rays, kann ich aber sehr schwer igno­rie­ren, un­ter an­de­rem weil de­ren lö­sung (und ver­ständ­nis) tü­ren öff­net. tü­ren zu bei­na­he un­end­li­chen mög­lich­kei­ten — und wei­te­ren pro­ble­men.

ir­gend­wann im de­zem­ber frag­te so­gar die bei­fah­re­rin, wann ich denn wie­der auf­hö­ren wür­de zu pro­gram­mie­ren und zu ei­nen nor­ma­len schlaf- und all­tags­rhyt­mus zu­rück­keh­ren wür­de. tat­säch­lich war ge­nau das auch ei­ner der grün­de, war­um ich die kon­kre­te ar­beit an dem pro­jekt im letz­ten jahr ein biss­chen vor mir her­ge­scho­ben habe; weil ich wuss­te, dass es mich schlaf und frei­zeit kos­ten wür­de und vor al­lem, mich vor fas­zi­nie­ren­de pro­ble­me stel­len wür­de, von de­nen ich so­gar träu­men soll­te.

mit­te ja­nu­ar ka­men plötz­lich, aus hei­te­rem him­mel, pull re­quests, also neu­er code von chris­ti­an muehl­haeu­ser (chris.de) in das pro­jekt. um das noch­mal zu wie­der­hol­den: ich fin­de das wirk­lich be­ein­dru­ckend, dass man an ei­nem pro­jekt halb­öf­fent­lich ar­bei­tet und plötz­lich ma­chen ei­nem vor­her un­be­kann­te leu­te ein­fach mit. chris­ti­an muehl­haeu­sers in­put hat sehr ge­hol­fen, das pro­jekt vor­an­zu­brin­gen. er hat die idee vor­an­ge­trie­ben, dass die ein­zel­nen klas­sen nicht nur die letz­ten 20 oder 50 oder 100 ein­trä­ge per API ab­ho­len, son­dern die gan­ze time­line, bei­spiels­wei­se von twit­ter. er hat den code auf­ge­räumt und zu­sam­men mit sa­scha kranz die klas­sen in­stan­zi­iert — et­was von dem ich mir noch im­mer nicht si­cher bin wie man es schreibt, aber im­mer­hin an­satz­wei­se er­ken­ne wie nütz­lich es sein kann.

ein pro­blem ha­ben wir al­ler­dings noch ge­habt, denn ein paar tau­send tweets oder face­book ein­trä­ge ab­zu­ho­len, zu be­ar­bei­ten und in word­press zu spei­chern dau­ert ein paar mi­nu­ten. und nach ein paar mi­nu­ten, meis­tens we­ni­ger, be­en­den null­acht­fünf­zehn ser­ver die man als nor­ma­ler blog­ger so zum blog­gen mie­tet, die im­port­scrip­te. man müss­te ei­nen weg fin­den, den im­port ir­gend­wie auf­zu­tei­len um den ser­ver zu scho­nen.

aus dem blau­en lös­te ein wei­te­rer frem­der die­ses pro­blem: cars­ten senf (csenf.de). sei­ne lö­sung fand ich zu­erst to­tal un­wahr­schein­lich: ajax. der im­port wird ein­fach vom brow­ser ge­steu­ert, lässt sich un­ter­bre­chen und wie­der­ho­len. das funk­tio­niert so gut, dass ich seit kur­zem ein gros­ser ajax-fan bin.

aus dem blau­en kam auch da­ni­el nix (nxd4n.nixe­kin­der.be). er hat vie­le blö­de feh­ler ge­fun­den, gute fra­gen ge­stellt und den plug­in auf fran­zö­sisch über­setzt.


ich schrei­be das al­les auf, weil ich heu­te ei­nen zwi­schen­stand vom pro­jekt ver­öf­fent­lich habe, von dem ich glau­be, dass es frust­stra­ti­ons­to­le­ran­te und word­press­af­fi­ne in­ter­es­sier­te tes­ten könn­ten. das kann man zwar je­der­zeit, der code ist ja of­fen (und GPL li­zen­siert), aber wenn man noch nie et­was vom com­po­ser ge­hört hat (wie ich noch vor ein mo­na­ten), ist die in­stal­la­ti­on nicht ganz tri­vi­al. mit dem re­lease ist das ein­fa­cher: run­ter­la­den, aus­pa­cken, den ord­ner in wp-con­tent/plug­ins wer­fen, ak­ti­vie­ren, kon­fi­gu­rie­ren, fer­tig.

es gibt noch vie­le of­fe­ne punk­te, aber die­se re­cla­im-ver­si­on soll­te be­reits ganz gut funk­tio­nie­ren. vie­le der of­fe­nen punk­te sind in form von is­sues im git­hub-pro­jekt an­ge­legt. wer sich am pro­jekt be­tei­li­gen will, soll­te sich auf der git­hub-pro­jekt­sei­te zu­recht­fin­den. wer den plug­in tes­ten möch­te, soll­te das auf ei­ner fri­schen word­press-in­stal­la­ti­on tun — zu­min­dest nicht auf ei­ner in­stal­la­ti­on, auf der wich­ti­ge da­ten lie­gen.

ich und die an­de­ren am pro­jekt be­tei­lig­ten freu­en uns sehr über feed­back oder hil­fe. in den nächs­ten ta­gen schrei­be ich et­was mehr über den plug­in selbst, was er kann, was er (noch) nicht kann und wie er funk­tio­niert und funk­tio­nie­ren soll. mei­ne test­in­stal­la­ti­on läuft auf wir­res.net/re­cla­im.


kalt­ak­qui­se­an­ruf von 1und1 um vier­tel vor neun

felix schwenzel

kal­ter ak­qui­se­an­ruf von 1und1 um 08:45 uhr. eine 0800er num­mer wird an­ge­zeigt, die dame stellt sich mit na­men vor und mich fragt ob ich mei­ne home­page in ei­ge­nen hän­den hiel­te oder bei ei­nem dienst­leis­ter sei. es gin­ge um die home­page fe­lix.schwen­zel.de. ich bin ir­ri­tiert weil ich mei­nes wis­sen nach kei­nen ver­trag bei der mar­ke­ting- und ak­qui­se-fir­ma 1und1 habe.

ich ant­wor­te dass ich die home­page fe­lix.schwen­zel.de in ei­ge­nen hän­de hiel­te, was aber na­tür­lich nicht be­deu­ten wür­de, dass ich an­fra­gen von brow­sern selbst be­ant­wor­ten wür­de, das wür­de ein apa­che für mich er­le­di­gen.

ob die home­page pri­vat oder ge­werb­lich sei. bin wie­der ir­ri­tiert, weil ich fin­de, dass man das ganz gut er­ken­nen kann, wenn man die home­page be­sucht. ich sage die sei pri­vat, ich wür­de aber auch ne qua­si ge­werb­li­che sei­te be­trei­ben, um was es denn gin­ge, ob sie mir tol­le dienst­leis­tun­gen an­bie­ten wol­le?

das scheint das stich­wort zu sein, bei dem sie an­fängt ihr script run­ter zu rat­tern. 1und1 hät­te ein neu­es an­ge­bot, home­peidsch bei ex­pörts, bei dem ich von ei­nem ex­per­ten be­ra­ten wür­de, um mein sys­tem in ein pro­fes­sio­nel­les CMS zu über­tra­gen, ich kön­ne bil­der aus­wäh­len, wür­de ein­ge­wie­sen, al­les sei irre pro­fes­sio­nell und der ge­sam­te ser­vice wür­de nur 79,99 pro mo­nat kos­ten. ich kön­ne auch je­der­zeit kün­di­gen, die ver­trags­lauf­zeit sei nur ein mo­nat.

ich glau­be nach 3 oder 4 mi­nu­ten habe ich sie dann un­ter­bro­chen und ge­sagt, dass sie mir eine dienst­leis­tung an­bie­tet, die ich selbst auch an­bie­te und dass sie bei mir lei­der sehr, sehr falsch sei. ich wür­de in ver­schie­de­nen be­rei­chen durch­aus ex­per­ti­se be­nö­ti­gen, aber ge­ra­de in die­sem nun gar nicht. in wel­chen be­rei­chen ich denn be­ra­tung be­nö­tig­te? ich ant­wor­te­te, weil mir ge­ra­de nichts bes­se­res ein­fiel: im ju­ris­ti­schen be­reich. ich woll­te dann aber doch nicht sa­gen, dass mich in­ter­es­sie­ren wür­de wie man mit kalt­ak­qui­se­an­ru­fen umege­hen könn­te, son­dern sag­te wahr­heits­treu, dass es mir un­mög­lich ist ver­trags­tex­te oder an­de­re ju­ris­ti­sche schrei­ben zu le­sen, ohne ein­zu­schla­fen. da bräuch­te ich im­mer je­man­den, der mir beim über­set­zen in für men­schen ver­ständ­li­che spra­che hül­fe.

was mich dann aber doch noch in­ter­es­sier­te war, wo­her sie mei­ne da­ten hät­te. das, sag­te sie, wüss­te sie wirk­lich nicht, die da­ten hät­te sie von der mar­ke­ting-ab­tei­lung vor­ge­legt be­kom­men. ich habe ihr das dann ge­glaubt und jetzt freue ich mich auf den an­ruf, in dem mir eine kol­le­gin von frau s. ver­sucht ein de-mail-kon­to an­zu­dre­hen.


Der Un­ter­schied zwi­schen Schwu­len-Geg­nern und Schwu­len-Geg­ner-Geg­nern

Stefan Niggemeier

die­ser bei­trag von ste­fan nig­ge­mei­er hat hier asyl be­kom­men, weil der ser­ver von ste­fan nig­ge­mei­er ge­ra­de off­line ist.


nach­trag 13.02.2014: der ar­ti­kel ist jetzt auch wie­der bei ste­fan nig­ge­mei­er on­line.


Ge­gen Ende ih­rer Talk­show woll­te San­dra Maisch­ber­ger de­mons­trie­ren, wie hoch die Emo­tio­nen auf bei­den Sei­ten der De­bat­te ge­hen.

Sie zi­tier­te aus Kri­tik, die das Pu­bli­kum ge­gen­über dem Deutsch­land­funk ei­ner­seits und ih­rer Re­dak­ti­on an­de­rer­seits äu­ßer­te. »Dem Deutsch­land­funk wur­de im Prin­zip vor­ge­wor­fen, zu schwu­len­freund­lich zu sein«, sag­te sie. »Uns wur­de im Vor­feld der Sen­dung vor­ge­wor­fen, zu schwu­len­feind­lich zu sein. Und das In­ter­es­san­te ist da­bei« — sie zö­ger­te und schau­te be­trof­fen in die Ka­me­ra — »die Wahl der Wor­te.«

Dann zeig­te sie Bei­spie­le. Ei­ner­seits:

»Ho­mo­se­xua­li­tät ist und bleibt per­vers. In vie­len Län­dern ist sie bei Stra­fe ver­bo­ten. Sie war es bei uns auch, als es noch kei­ne falsch ver­stan­de­ne Li­be­ra­li­tät gab.«
»Ho­mo­sex ist nicht die Norm der Schöp­fung.«
»Mich wür­de in­ter­es­sie­ren, wie eine Ge­sell­schaft, die ein­heit­lich auf die gleich­ge­schlecht­li­che Ehe setzt, die spä­te­ren Ren­ten fi­nan­zie­ren will.«

An­de­rer­seits:

»Kei­ne Platt­form für Homo– und Trans­has­ser.«
»Von Les­ben und Schwu­len geht kei­ne Ge­fahr aus! Hier wird kei­ner um­er­zo­gen! Es droht auch nicht der Nie­der­gang des Abend­lan­des, nur weil man über se­xu­el­le Viel­falt in­for­miert.«
»Beim The­ma Ho­mo­se­xua­li­tät darf je­der zu Wort kom­men, egal wel­chen Hass er pre­digt.«

Sie las hin­ter­her noch wei­te­re Bei­spie­le vor, von der »ei­nen Sei­te« und von der »an­de­ren Sei­te«, und sug­ge­rier­te, dass die Ex­tre­me auf bei­den Sei­ten na­tür­lich glei­cher­ma­ßen zu ver­ur­tei­len sei­en.

Und lösch­te da­mit die Rest­hoff­nung aus, dass sie we­nigs­tens im An­satz ver­stan­den ha­ben könn­te, was so kri­tik­wür­dig an der Kon­stel­la­ti­on der Sen­dung und ih­rer An­kün­di­gung war.

Die Deutsch­land­funk-Kri­ti­ker ver­ur­tei­len Men­schen für das, was sie sind: ho­mo­se­xu­ell.

Die »Maisch­ber­ger«-Kri­ti­ker ver­ur­tei­len Men­schen für das, was sie tun: Ho­mo­se­xu­el­le dis­kri­mi­nie­ren.

Das ist nicht das­sel­be. Das hat nicht die­sel­be Qua­li­tät. Ob­jek­tiv nicht.

Wir kön­nen dar­über strei­ten, was der rich­ti­ge Um­gang mit Men­schen wie Bir­git Kel­le und Hart­mut Steeb ist. Ob ihre Po­si­tio­nen rich­tig sind oder we­nigs­tens sa­tis­fak­ti­ons­fä­hig oder nicht. Wir kön­nen dar­über strei­ten, ob die Schmä­hun­gen, de­nen sie aus­ge­setzt wa­ren, an­ge­mes­sen oder über­trie­ben wa­ren. Aber Ge­gen­stand der Dis­kus­si­on ist, wel­che Po­si­tio­nen sie ver­tre­ten.

Wir kön­nen auch über dar­über strei­ten, ob die Kri­tik an Maisch­ber­ger be­rech­tigt war. Sie ent­zün­de­te sich vor al­lem an der Art, wie sich ihre Re­dak­ti­on im Vor­feld die The­sen der Ver­fech­ter ei­ner ver­meint­lich tra­di­tio­nel­len Mo­ral zu ei­gen mach­te.

Es sind An­grif­fe dar­auf, wie Men­schen han­deln und wel­che Po­si­tio­nen sie ver­tre­ten. Das ist die eine Sei­te.

Und die an­de­re Sei­te sagt: Ihr seid we­ni­ger wert, weil ihr les­bisch oder schwul seid. Ihr seid krank. Eure Lie­be müss­te man ver­bie­ten (wie es in vie­len Län­dern ge­schieht). Es sind An­grif­fe auf die Iden­ti­tät von Men­schen.

Das ist nicht das­sel­be. Das sind nicht zwei gleich­ar­ti­ge Ex­tre­me, hier die über­trie­be­nen Schwu­len­has­ser, da die über­trie­be­nen Schwu­len­freun­de. Es sind zwei völ­lig un­ter­schied­li­che Ar­ten von An­grif­fen.

Nicht für San­dra Maisch­ber­ger. Sie prä­sen­tier­te ver­meint­lich schlim­me Zi­ta­te von bei­den Sei­ten und war scho­ckiert über die Wahl der Wor­te, auf bei­den Sei­ten.

(Ich wüss­te gern, was an dem zwei­ten Zi­tat der Maisch­ber­ger-Kri­ti­ker über­haupt pro­ble­ma­tisch ist, aber um das zu ver­ste­hen, muss man viel­leicht in ei­ner Re­dak­ti­on ar­bei­ten, die es tat­säch­lich zu­nächst un­pro­ble­ma­tisch fand, der Sen­dung den Ti­tel zu ge­ben: »Ho­mo­se­xua­li­tät auf dem Lehr­plan: Droht die mo­ra­li­sche Um­er­zie­hung?« Es gab da in der Sen­dung selbst nicht den Hauch ei­ner An­deu­tung von Ein­sicht, war­um das hei­kel sein könn­te, oder gar Selbst­kri­tik.)

Ich hal­te den »Wald­schlöss­chen-Ap­pell ge­gen die Ver­harm­lo­sung ho­mo­se­xua­li­täts­feind­li­cher Dif­fa­mie­run­gen«, wie ge­sagt, für pro­ble­ma­tisch. Weil man ihn so ver­ste­hen kann, als soll­ten be­stimm­te, miss­lie­bi­ge Po­si­tio­nen aus der öf­fent­li­chen De­bat­te aus­ge­schlos­sen wer­den. Aber er hat das Ziel, ge­nau das zu ver­hin­dern, was bei Maisch­ber­ger nicht nur pas­sier­te, son­dern von der Mo­de­ra­to­rin auch noch ak­tiv ge­för­dert wur­de: Dass der Ein­druck ent­steht, Dis­kri­mi­nie­rung von Min­der­hei­ten und Nicht-Dis­kri­mi­nie­rung von Min­der­hei­ten sei­en zwei gleich­wer­ti­ge Po­si­tio­nen oder »Mei­nun­gen«, die man in ei­nem Du­ell ge­gen­ein­an­der an­tre­ten las­sen kann. Als sei »zu schwu­len­freund­lich« ein na­tür­li­cher und sinn­vol­ler Ge­gen­satz zu »zu schwu­len­feind­lich« und das ge­sun­de Maß ir­gend­was in der Mit­te. Und als sei nicht »schwu­len­feind­lich« an sich schon eine Hal­tung, die im öf­fent­li­chen Dis­kurs so in­ak­zep­ta­bel sein soll­te wie »aus­län­der­feind­lich«, »frau­en­feind­lich« oder »schwar­zen­feind­lich«, ohne dass man sie über­haupt stei­gern müss­te.

Und so bleibt von die­ser ARD-Talk­show dank San­dra Maisch­ber­ger die Bot­schaft, dass wir es nicht über­trei­ben soll­ten: Nicht mit der Ak­zep­tanz von Schwu­len und Les­ben und nicht mit ih­rer Ab­leh­nung.

Und wenn Sie die­sen letz­ten Satz für sinn­los hal­ten, dann ha­ben Sie es schwer in der Re­dak­ti­on von San­dra Maisch­ber­ger, die je­den Diens­tag im öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funk in Deutsch­land eine Talk­show mo­de­riert.


im ra­dio

felix schwenzel

weil ich im ra­dio er­wähnt wur­de und mehr­fach dar­auf hin­ge­wie­sen wur­de (sie­he @stoe­wha­se oder @text­und­blog), habe ich mir eben die mühe ge­macht, die url des ak­tu­el­len fluxfm.de spree­blick pod­casts mit chris­ti­an ja­ku­betz zu er­ra­ten. denn die sen­dung wird erst nach­dem sie heu­te abend zum zwei­ten mal aus­ge­strahlt wird (22 bis 24 uhr) als pod­cast-da­tei auf fluxfm.de ver­öf­fent­licht.

in der of­fi­zi­el­len pod­cast-rss-da­tei steht zur letz­ten sen­dung:

also müss­te die ak­tu­el­le da­tei der sen­dung vom 02. fe­bru­ar mit chris­ti­an ja­ku­betz fi­ol­ge­rich­tig so lau­ten:

www.fluxfm.de/wp-con­tent/uploads/au­dio/spree­blick/20140202-spree-ja­ku­betz-web.mp3

tut sie auch. kei­ne ah­nung war­um man bei flux fm den pod­cast 2 tage nicht ver­lin­ken mag. egal, die wege des ma­nage­ments sind un­er­gründ­lich.

ab ca. mi­nu­te 20:45 re­den john­ny haeus­ler und chris­ti­an ja­ku­betz über mich. chris­ti­an ja­ku­betz outet sich als fan von mir und john­ny haeus­ler sagt, er un­ter­schät­ze mich nicht. aus­ser­dem nennt er die of­fen­le­gung, dass er die re­pu­bli­ca mit­or­ga­ni­siert, aus­ver­se­hen haf­tungs­aus­schluss („dis­clai­mer“). trotz­dem, pri­ma sen­dung, die man sich mit mu­sik heu­te abend an­hö­ren kann und ohne mu­sik jetzt.


mein vor­trags­vor­schlag für die #rp14

felix schwenzel

ei­gent­lich woll­te ich die­ses jahr auf der re­pu­bli­ca nicht über über­wa­chung, snow­den oder sa­scha lobo re­den. ich fand das the­ma wahr­heit und wahr­neh­mung in zei­ten der ver­net­zung ei­gent­lich viel span­nen­der. da­für hät­te ich aber ein drit­tes w-wort fin­den müs­sen, um eine ei­ni­ger­mas­sen kon­se­quen­te ti­tel-al­li­te­ra­ti­on hin­zu­be­kom­men. an­de­rer­seits passt das the­ma auch in den rah­men, den ich mit mei­nem vor­schlag für ei­nen rück­tritts­vor­trag für die re­pu­bli­ca 2014 ab­ge­steckt habe. ir­gend­wie.

Wie ich lern­te, die Über­wa­chung zu lie­ben
Die fik­tio­na­le Fi­gur An­drew (En­der) Wig­gins sagt in Or­son Scott Cards Buch (und Film) Das gro­ße Spiel:

In dem Mo­ment in dem ich mei­nen Feind ver­ste­he, ihn gut ge­nug ver­ste­he um ihn zu schla­gen, in ge­nau die­sem Mo­ment lie­be ich ihn auch.

Hilft uns die­se pop-phi­lo­so­phi­sche Er­kennt­nis mög­li­cher­wei­se den Über­wa­chungs­staat zu schla­gen und zu über­win­den und wie­der mehr Grund­rech­te ga­ran­tiert zu be­kom­men?

Oder ist die über­bor­den­de staat­li­che Über­wa­chung, die mit Hil­fe von Ed­ward Snow­den auf­ge­deckt wur­de, nicht ein­fach nur eine wei­te­re Dis­rup­ti­on, die uns die Ver­net­zung, das In­ter­net ge­bracht ha­ben? Ist das was Ama­zon mit dem Buch­markt, das In­ter­net mit dem sta­tio­nä­ren Ein­zel­han­del macht, ver­gleich­bar mit dem was die Ge­heim­diens­te der Welt mit un­se­rer Pri­vat­sphä­re an­stel­len?

War­um heis­sen wir die Dis­rup­ti­on et­li­cher Wirt­schafts­zwei­ge durch das In­ter­net will­kom­men und for­dern Ver­än­de­rung und An­pas­sung an die neu­en Ge­ge­ben­hei­ten, wei­gern uns aber, un­ser Bild von Pri­vat­sphä­re an die neu­en Ge­ge­ben­hei­ten an­zu­pas­sen?

An­ders ge­fragt, sind wir von glü­hen­den In­ter­net-Fans zu Fort­schritts­skep­ti­kern ge­wor­den, weil wir uns plötz­lich per­sön­lich vom Fort­schritt be­droht füh­len — oder ist die Lage wirk­lich ernst?

dank an kath­rin pas­sig, die mir das wort dis­rup­ti­on ins ohr ge­setzt hat und pa­trcia camma­ra­ta, die mir ihre ideen so ge­schickt in den kopf ge­bracht hat, dass ich sie für mei­ne ei­ge­nen hielt.


[nach­trag]
mein vor­trag in schrift­form und als you­tube-vi­deo.


kurz vor en­de …

felix schwenzel

ich glau­be das ist, ohne über­trei­bung, ei­ner der span­nensten kurz­fil­me die ich je (in HD) ge­dreht habe. in­klu­si­ve ei­nem kur­zen schreck­mo­ment und ei­nem hap­py end.

youtube-video laden, info, direktlink

in­die­web und re­cla­im so­cial me­dia

felix schwenzel

an­mer­kung/nach­trag 04.02.2014: zum ak­tu­el­len re­po­si­to­ry vom re­cla­im so­cial me­dia plug­in gehts hier­lang. mei­ne re­cla­im-test­si­te ist hier: wir­res.net/re­cla­im/.


vor ein paar ta­gen hat da­ni­el nix mich auf POS­SE hin­ge­wi­sen („POS­SE is an acro­nym/ab­bre­via­ti­on for Pu­blish (on your) Own Site, Syn­di­ca­te El­se­whe­re“). POS­SE be­deu­tet, man sol­le auf sei­ner ei­ge­nen web­site pu­bli­zie­ren und die­se in­hal­te dann in die pas­sen­den ka­nä­le (twit­ter, face­book, gemnein­schafts­blogs, flickr, …) ver­tei­len.

die in­die­web­camp-sei­te zum the­ma ist schwe­rer le­se­stoff. ich habe dar­an lan­ge ge­le­sen ge­kaut und ge­dacht: WTF? bis ichs ei­ni­ger­mas­sen ver­stan­den hat­te.

im prin­zip ist POS­SE das ge­gen­teil von dem was wir uns für re­cla­im so­cial me­dia aus­ge­dacht ha­ben. das was re­cla­im macht, nen­nen die leu­te vom in­die­web näm­lich PE­SOS („Pu­blish El­se­whe­re, Syn­di­ca­te (to your) Own Site“).

der pro­to­typ des neu­en re­cla­im so­cial me­dia-plug­ins (ent­wick­lung auf git­hub) zieht mitt­ler­wei­le ganz zu­ver­läs­sig und ei­ni­ger­mas­sen leicht zu kon­fi­gu­rie­ren alle ei­ge­nen in­sta­gram-bil­der aus dem silo, eben­so alle ei­ge­nen face­book-sta­tus­mel­dun­gen, vi­nes, tweets oder goog­le-plus-ein­trä­ge. das kann man un­ter an­de­rem hier se­hen oder hier. (das ist al­les nicht so furcht­bar neu, an­sät­ze und plug­ins gibts da­für be­reits ei­ni­ge. ein bei­spiel wei­ter un­ten.)

mir ge­fällt nach wie vor die re­cla­im-idee, in­hal­te mit op­ti­mier­ten apps, web­an­wen­dun­gen, web­in­ter­faces zu er­stel­len, zu tei­len oder ins netz zu la­den und die­se dann in ko­pie auf ei­nem ei­ge­nen ser­ver per­ma­nent zu spei­chern. je­weils mit mög­lichst vie­len me­ta­da­ten, wie den bil­dern, geo­ko­or­di­na­ten, ori­gi­nal-adres­se, even­tu­ell na­ti­vem em­bedcode. was da­bei un­ter um­stän­den auf der stre­cke bleibt ist der kon­text. die kom­men­ta­re, die li­kes, favs, shares oder re-pu­bli­zie­run­gen. in­sta­gra­te pro macht das ähn­lich (also auf PE­SOS-art) und syn­chro­ni­siert seit der neu­es­ten ver­si­on auch kom­men­ta­re und li­kes auf den ei­ge­nen ser­ver. da aber alle so­cial-me­dia-si­los eine spe­zi­el­le schnee­flo­cke sind, müss­te man die­sen me­cha­nis­mus, der ab­ge­se­hen da­von auch nicht an­näh­rend in echt­zeit funk­tio­niert, für je­des silo neu pro­gram­mie­ren. kann man ma­chen, aber …

POS­SE ist wahr­schein­lich auch nicht die lö­sung, aber der an­satz ist eben ge­nau um­ge­kehrt. zum bei­spiel twit­ter: statt ei­nen tweet zu schrei­ben, schreibt ein gu­ter POS­SEr eine no­tiz auf dem ei­ge­nen ser­ver. so macht das bei­spiels­wei­se aa­ron pare­cki, hier. die­se no­tiz wird dann von p3, pare­ckis CMS, auf twit­ter ko­piert, hier. so hat man im prin­zip eine art twit­lon­ger, lan­ge tweets, die auf dem ei­ge­nen ser­ver le­ben (hier zum bei­spiel twit­ter und aa­ron­pare­cki.com).

be­son­ders schön ist aber, dass die­ser an­satz es er­laubt, re­pli­es oder fa­vo­ri­ten oder ret­weets ein­zu­fan­gen.

das geht mit ei­nem web­men­ti­on-pro­xy wie brid.gy, auf den mat­thi­as pfef­fer­le hier hin­weist. im prin­zip ba­siert das auf ei­nem ver­ein­fach­ten ping­back-, bzw. track­back-pro­to­koll, web­men­ti­on ge­nannt.

nächs­tes bei­spiel: an­statt auf se­bas­ti­an gre­gers twit­ter-fra­ge auf twit­ter zu ant­wor­ten, tut aa­ron pare­cki es auf sei­ner ei­ge­nen sei­te. trotz­dem taucht die ant­wort auch (ver­kürzt) auf twit­ter auf:

@se­bas­tiang­re­ger Thanks for as­king! I've ad­ded the GPL2 li­cen­se to the pro­ject, so plea­se feel free! Loo­king... aa­ron.pk/r4U61

— Aa­ron Pare­cki (@aa­ronpk) 16. Ja­nu­ar 2014

mit ein, zwei plug­ins kann man das auch mit word­press nach­bil­den. der ma­nu­el­le ar­beits­ab­lauf sieht so aus:

  • no­tiz schrei­ben
  • no­tiz mit ei­nem back­link twit­tern
  • (ich glau­be op­tio­nal) den tweet in der no­tiz ver­lin­ken (mit rel="syn­di­ca­ti­on"-aus­zeich­nung)

die ant­wor­ten dru­deln dann, wenn man sich bei brid.gy re­gis­triert hat, au­to­ma­tisch un­ter der no­tiz ein.

grund­sätz­lich geht das auch mit in­sta­gram-bil­dern, ist aber viel kom­pli­zier­ter.

so vie­le mög­lich­kei­ten, so vie­le po­ten­zia­le. mir raucht der kopf.


die welt aus­ser­halb der kaf­fee­tas­se

felix schwenzel

1989 war in sa­chen nach­rich­ten­strö­men kei­ne all­zu wil­de zeit. es gab ei­ni­ge ta­ges­zei­tun­gen, wo­chen­blät­ter und im fern­se­hen die ta­ges­schau und ein paar an­de­re nach­rich­ten­ma­ga­zi­ne. trotz­dem fiel mir 1989/90 wäh­rend mei­nes zi­vil­diens­tes auf, wie an­ge­nehm es sich le­ben lässt, wenn man von ak­tu­el­len nach­rich­ten­strö­men ab­ge­schnit­ten ist. ra­dio moch­te ich schon da­mals nicht und fern­se­her gab es bei den an­tro­po­so­phen, bei de­nen ich zi­vil­dienst mach­te, auch (an­geb­lich) nicht. was ich aus der welt er­fuhr, er­fuhr ich wö­chent­lich über mein zeit-abo und ge­le­gent­lich aus der re­gio­na­len lo­kal­blatt. mir fiel da­mals auf, wie viel we­ni­ger auf­re­gend die welt sich dar­stell­te, wenn nach­rich­ten ein paar tage ab­hän­gen konn­ten.

seit 1989 ha­ben sich die nach­rich­ten­strö­me um ein viel­fa­ches ver­dich­tet und be­schleu­nigt. gleich­zei­tig sind auch die re­cher­che­mög­lich­kei­ten für jour­na­lis­ten sehr viel bes­ser ge­wor­den, aber der echt­zeit­wahn pro­du­ziert doch so­vie­le halb­wahr­hei­ten, un­ge­nau­ig­kei­ten und spe­ku­la­ti­ves, dass der feu­er­wehr­schlauch aus dem die nach­rich­ten spru­deln auch ei­nen ste­ten em­pö­rungs­wel­len­berg vor sich her treibt.

em­pö­rung bil­det sich meis­tens im af­fekt. das macht für die echt­zeit nach­rich­ten­strö­me auch so an­stren­gend. kaum hat man sich echauf­fiert, kom­men wie­der 20 an­de­re grün­de nach­ge­spru­delt, die em­pö­rens­wert sind. nach­rich­ten­strö­me for­dern uns stän­dig zur re­ak­ti­on auf. das war auch schon ohne tech­ni­sche mög­lich­kei­ten wie twit­ter oder face­book so, man kann sich näm­lich auch sehr gut nicht-öf­fent­lich auf­re­gen. ich be­ob­ach­te das im­mer an fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­gen, die bei der ta­ges­schau oft vor em­pö­rung gar nicht sit­zen- oder still­blei­ben kön­nen.

für ein zu­cker­kris­tall ist eine tas­se kaf­fee eine ziem­lich auf­re­gen­de sa­che. erst wird es auf­ge­löst und dann stän­dig von strö­mun­gen und der brown­schen mo­le­ku­lar­be­we­gung her­um­ge­wir­belt. der­je­ni­ge der die tas­se kaf­fee trinkt be­kommt nichts von der auf­re­gung die der zu­cker elebt mit. er ge­niesst sei­nen kaf­fee ein­fach.

dass es ganz sinn­voll sein kann, sich als zu­cker­kris­tall eine welt aus­ser­halb der kaf­fee­tas­se vor­zu­stel­len, zei­gen die moor­schen news­be­we­gun­gen der letz­ten tage, die die rhein-zei­tung oder die ruhr­nach­rich­ten dan­kens­wer­ter wei­se nach­ge­zeich­net ha­ben. ich habe von der gan­zen sa­che erst bei 6vor9 er­fah­ren. aber ich lebe ja auch hin­ter dem mond. die links un­ten sind aus dem jo­net me­di­en­log vom 3. fe­bru­ar und ich habe nur die bei­den ers­ten selbst ge­le­sen.


  rhein-zei­tung.de: Po­falla ab­surd: Wie der Pos­til­lon das Netz dop­pelt troll­te   #

lars wienand:

Ber­lin - Po­falla zur Bahn? Oder doch nicht? Plötz­lich blick­te kaum noch je­mand durch: Dem Sa­ti­re-Ma­ga­zin "Der Pos­til­lon" ist in der nach­rich­ten­ar­men Zeit der Coup ge­lun­gen - mit ei­ner Mel­dung, die nur ab­ge­schrie­ben war. Wie das klap­pen konn­te und wie auch Pro­mi­nen­te rein­ge­fal­len sind.

  ruhr­nach­rich­ten.de: Wie die Sa­ti­re-Sei­te Pos­til­lon das Netz ver­wirr­te   #

jan falk und oli­ver koch:

Das Sa­ti­re-Ma­ga­zin Pos­til­lon ist eine der er­folg­reichs­ten In­ter­net­sei­ten in Deutsch­land: Mit Mel­dun­gen, die bei­na­he wahr sein könn­ten, sorgt Au­tor Ste­fan Si­cher­mann re­gel­mä­ßig für La­cher. Am Don­ners­tag ist ihm mit ei­nem Ver­wirr­spiel um den Bahn-Job von Ro­nald Po­falla ein Meis­ter­stück ge­lun­gen.

  faz.net: Ge­schich­te ei­ner ver­meint­li­chen Falsch­mel­dung: Fal­sche Ente im Twit­ter­sturm   #

an­drea die­ner:

Wie das On­line-Sa­ti­re­ma­ga­zin „Pos­til­lon“ mit sei­ner Po­falla-Mel­dung ein­mal das hal­be In­ter­net ver­al­ber­te, ganz Twit­ter in Wal­lung brach­te und die Me­di­en am Ende doch ganz gut da­ste­hen ließ.

  vo­cer.org: Der Po­falla-Meta-Hoax   #

mark heywin­kel:

Was bei wem wann falsch läuft, ver­steht der­zeit kein Me­di­um poin­tier­ter ab­zu­bil­den als die Sa­ti­re-Nach­rich­ten­sei­te "Der Pos­til­lon".

  ta­ges­spie­gel.de: Was die Po­falla-Pos­se über den On­line­jour­na­lis­mus ver­rät   #

marc röh­ling:

Auf Twit­ter spot­ten sie über Spot­ter, die über Sa­ti­re­mel­dun­gen spot­ten, die über Nach­rich­ten­mel­dun­gen spot­te­ten. Die Pos­se um Po­falla ist ei­gent­lich nor­ma­ler Netz­all­tag - und zeigt doch, wie weit sich Pres­se und Emp­fän­ger in der di­gi­ta­len Be­schleu­ni­gung ver­lo­ren ha­ben.

  abend­blatt.de: Sa­ti­re-Sei­te - "Pos­til­lon" sorgt mit Po­falla-Ex­klu­siv­mel­dung für Ver­wir­rung   #

chris­topf bock und den­nis lemm:

Die Nach­richt, dass Ro­land Po­falla of­fen­bar zur Bahn wech­selt, sorg­te nicht nur für Kri­tik an dem CDU-Mann. Auch vie­le Nach­rich­ten­sei­ten muss­ten hä­mi­sche Kom­men­ta­re ein­ste­cken. Grund war eine fal­sche Ex­klu­siv-Mel­dung der Sa­ti­re-Sei­te "Pos­til­lon".

  www.ber­li­ner-zei­tung.de: Po­falla-Wech­sel im Pos­til­lon: Das Ende der Po­falla-Ente   #

ro­bert john:

Im Grenz­be­reich: Sa­ti­re und Rea­li­tät lässt sich manch­mal nicht mehr so ge­nau aus­ein­an­der­hal­ten. Die Ver­wir­rung über ei­nen Pos­til­lon-Bei­trag zum Po­falla-Wech­sel be­stä­tigt das.

  ksta.de: Po­falla: Die dop­pel­te Poin­te des Pos­til­lon   #

chris­ti­an bad­ke:

Ver­wir­rung im Netz: Das Sa­ti­re­por­tal „Der Pos­til­lon“ hat sei­ne Mel­dung zum Po­falla-Wech­sel zur Deut­schen Bahn wie Iro­nie aus­se­hen las­sen - und zu­rück­da­tiert. Me­di­en­be­rich­te über den neu­en Job des Ex-Kanz­ler­amts­mi­nis­ters wirk­ten nun wie ab­ge­schrie­ben.


sen­sor-com­pu­ter zum an den arm schnal­len

felix schwenzel

zu weih­nach­ten habe ich er­fah­ren, dass mei­ne mut­ter im­mer ei­nen schritt­zäh­ler am kör­per trägt. sie möch­te wis­sen, wie­viel sie sich be­wegt, wie­vie­le schrit­te sie am tag läuft. mei­ne el­tern sind in der ad­ap­ti­on neu­er tech­no­lo­gien oder ge­rä­te meis­ten ähn­lich lang­sam und skep­tisch wie ich. meis­tens war mein va­ter so­gar et­was schnel­ler als ich, weil er mehr geld zur ver­fü­gung hat­te als ich. er hat seit dem an­fang der neun­zi­ger jah­re ein han­dy. als ich mich noch mit ei­nem per­for­ma her­um­schlug, hat­te er be­reits ei­nen bun­ten bon­bon-imac. er ist ein paar jah­re frü­her auf mac­books, ge­nau­er ibooks, um­ge­stie­gen als ich. mei­ne mut­ter be­sitzt mitt­ler­wei­le ih­ren vier­ten ap­ple lap­top und nutzt die­sen eif­rig.

zum ipad sag­te mein va­ter, als es her­aus­kam, wozu soll man das denn brau­chen? wie ich. mitt­ler­wei­le weiss ich wozu man ein ipad ge­brau­chen kann und wel­che gran­dio­sen an­wen­dun­gen sich durch den form­fak­tor und die be­nut­zer­ober­flä­che er­ge­ben. als das mac­book air raus­kam, konn­te ich mich vor la­chen kaum noch hal­ten: war­um mehr zah­len für we­ni­ger?

mitt­ler­wei­le weiss ich das mac­book air zu schät­zen, auch wenn ich selbst keins habe, son­dern ein 2012er re­ti­na mac­book. aber: ich weiss mitt­ler­wei­le auch, dass ich nie­mand bin der den nut­zen tech­no­lo­gi­scher trends früh er­kennt. oder viel­leicht soll­te ich es an­ders for­mu­lie­ren: ich ten­die­re wohl bei der tech­no­lo­gie-ad­ap­ti­on ab­zu­war­ten, bis die pro­duk­te ei­ni­ger­mas­sen aus­ge­reift sind und die prei­se auf ein er­träg­li­ches ni­veau ge­sun­ken sind. mein ers­tes ipho­ne war ein ipho­ne 4S. ich habe das ipho­ne also 4 jah­re rei­fen las­sen, be­vor ich zu­schlug (und es jetzt nicht mehr aus der hand ge­ben wür­de).

was ich aber sehr deut­lich spü­re ist fol­gen­des: ul­tra-klei­ne, smart­fo­ne-ar­ti­ge, mit sen­so­ren voll­ge­pack­te ge­rä­te, die am kör­per ge­tra­gen wer­den kön­nen, sind un­aus­weich­lich. vor 10 mo­na­ten habe ich mal drü­ber nach­ge­dacht, mar­cel weiss vor 2. und jetzt hat mir mei­ne mut­ter ge­zeigt, dass der markt da­für da ist. sich selbst zu quan­ti­fi­zie­ren, die ei­ge­ne schritt­zahl und die auf­ent­halts­or­te auf­zu­zeich­nen ist nicht nur ein spiel­zeug für ab­ge­ho­be­ne hipps­ter oder nerds. und na­tür­lich kann man das auch al­les mit ei­nem smart­fo­ne ma­chen, so wie man auch al­les was man mit ei­nem ipad ma­chen kann, mit ei­nem lap­top ma­chen könn­te. aber der form­fak­tor und die mög­lich­keit sich so ein ge­rät ans hand­ge­lenk zu ma­chen, da­mit zu du­schen, zu schla­fen, zu ren­nen, zu fah­ren ist dann doch ein ent­schei­den­der fak­tor.

na­tür­lich gibt es das al­les schon, smart­wat­ches, fuel­bands, schritt­zäh­ler. aber ich ver­mu­te ap­ple wird das ähn­lich ma­chen, wie die letz­ten male: idio­ten­si­che­re be­dien­bar­keit und an­fangs sehr ein­ge­schränk­te funk­tio­na­li­tät, die dann von ge­ne­ra­ti­on zu ge­ne­ra­ti­on ver­bes­sert wird. an­fangs wer­den alle, mich ein­ge­schlos­sen, sa­gen: „braucht kein mensch, gibts doch schon!“ und nach ein paar jah­ren folgt die gan­ze in­dus­trie dem kon­zept von ap­ple.

ich stel­le mir die funk­ti­on von so ei­nem ap­ple-arm­band­sen­sor wie folgt vor: aus­pa­cken, mit dem te­le­fon und/oder ei­nem rech­ner kop­peln, ak­ti­vie­ren, fer­tig. die uhr sam­melt dann da­ten ohne ende, schritt­zahl, arm und kör­per­be­we­gun­gen, geo­da­ten, viel­leicht die tem­pe­ra­tur und den haut­wi­der­stand und über­lässt es ios- oder osx-apps, die­se da­ten aus­zu­wer­ten. das dis­play des dings zeigt le­dig­lich die uhr­zeit an und viel­leicht eine zu­sam­men­fas­sung der schrit­te die man den tag über ge­lau­fen ist. gad­gets wie ka­me­ra, pro­jek­tor, mi­kro­fon oder laut­spre­cher kann ich mir der­zeit nicht vor­stel­len. wohl aber die mög­lich­keit über die be­we­gungs­sen­so­ren und da­mit über ges­ten be­stimm­te ak­tio­nen aus­zu­lö­sen, sei es auf dem arm­band­dings oder ei­nem ge­kop­pel­ten ge­rät. der traum wäre eine ges­ten­er­ken­nung für die ap­ple-tv-be­die­nung.

aber ich wie­der­ho­le mich:

wenn ap­ple ei­nen com­pu­ter zum an den arm schnal­len ver­kau­fen wür­de, dann wäre „uhr“ oder „smart­watch“ si­cher nicht die rich­ti­ge be­zeich­nung. das ding wäre eher ein per­sön­li­cher sen­sor, der na­tür­lich auch die po­si­ti­on, uhr­zeit oder das wet­ter an­zei­gen könn­te. aber die haupt­auf­ga­be die­ses ge­räts wäre es, per­sön­li­che da­ten zu sam­meln und eine mensch-com­pu­ter kom­mu­ni­ka­ti­on zu er­mög­li­chen, bei der sich der com­pu­ter wie ein kör­per­or­gan an­fühlt.

und mei­ne mut­ter hat mich in die­ser an­sicht un­ab­sicht­lich be­stä­tigt. der markt für so­et­was ist reif.


händ­chen­hal­ten von oba­ma und bi­den

felix schwenzel

schö­nes bild von den hän­den von ba­rack oba­ma und joe bi­den auf flickr:


(nach­trag 16:10 uhr: hat sich er­le­digt. ur­sprüng­li­cher ti­tel die­ses ar­ti­kels: „doch kein händ­chen­hal­ten von oba­ma und bi­den“)


ich fol­ge auf flickr dem weis­sen haus per RSS . heu­te wa­ren in mei­nem RSS-rea­der wie­der eine la­dung bil­der von ba­rack oba­mas haus­fo­to­gra­fen pete sou­za. un­ter an­de­rem die­ses:

das bild zeigt wie ba­rack oba­ma und sein vi­ze­prä­si­den­ten joe bi­den hän­de hal­ten. die ori­gi­nal­bild­un­ter­schrift lau­tet:

The Pre­si­dent was mee­ting with faith lea­ders to dis­cuss im­mi­gra­ti­on re­form. At the end of the mee­ting, ever­yo­ne held hands du­ring a group pray­er. I got clo­se to frame the hands of the Pre­si­dent and Vice Pre­si­dent.

der RSS-link führt mitt­ler­wei­le zu ei­ner 404 sei­te. im stream des weis­sen hau­ses ist das bild nicht mehr zu se­hen.

al­ler­dings ist das bild noch in ver­schie­de­nen auf­lö­sun­gen auf den flickr-ser­vern: 1024x683, 500x333, 240x160.

war­um hat man die­ses bild nach we­ni­ger als zwei stun­den wie­der ent­fernt?


mit­tel­gu­te ame­ri­ka­ni­sche fern­seh­se­ri­en

felix schwenzel

mit­tel­gu­te ame­ri­ka­ni­sche fern­seh­se­ri­en sind re­la­tiv ein­fach ge­strickt. durch die se­rie geht ein ro­ter fa­den, des­sen ende ganz of­fen­sicht­lich aus ei­nem mit­tel­gros­sesn ge­heim­nis be­steht. am se­ri­en­en­de wird die­ses ge­heim­nis oft ge­lüf­tet und führt ge­le­gent­lich zu mit­tel­gros­ser ent­täu­schung. be­vor der rote fa­den in ei­ner der letz­ten fol­gen ge­löst wird, hält er die ein­zel­nen epi­so­den zu­sam­men und vor al­lem die an­span­nung im zu­schau­er auf­recht.

vie­le mit­tel­gu­te ame­ri­ka­ni­sche fern­seh­se­ri­en ha­ben auch meh­re­re rote fä­den und da­zu­ge­hö­ri­ge ge­heim­nis­se. man­che die­ser ge­heim­nis­se wer­den be­reits nach ein paar fol­gen oder staf­feln auf­ge­löst und von neu­en fä­den ab­ge­löst.

ne­ben dem ro­ten fa­den ist die zwei­te zu­tat für mit­tel­gu­te se­ri­en die epi­so­den­hand­lung. sie muss nicht un­be­dingt im zu­sam­men­hang mit dem oder den ro­ten fä­den ste­hen, tut es aber oft. für die epi­so­den-hand­lung wird am an­fang der epi­so­de ein pro­blem skiz­ziert oder ein ver­bre­chen ge­zeigt, das dann im lau­fe der epi­so­de, mach­mal auch im lau­fe von zwei epi­so­den, von den prot­ago­nis­ten der se­rie ge­löst wird. ist das pro­blem am epi­so­den­en­de ge­löst, ist das ge­heim­nis, der rote fa­den, oft et­was we­ni­ger ge­heim­nis­voll. manch­mal wirds auch ge­heim­nis­vol­ler. aber, und das un­ter­schei­det die mit­tel­gu­ten von den sehr gu­ten se­ri­en, in den mit­tel­gu­ten bis gu­ten se­ri­en gibt es am epi­so­den­en­de im­mer eine art hap­py end, ei­nen mehr oder we­ni­ger be­frie­di­gen­den ab­schluss. gibt es ei­nen cliff­han­ger, ist der meis­tens le­dig­lich aus dem ma­te­ri­al des ro­ten fa­den ge­wo­ben (und nicht aus dem ma­te­ri­al der epi­so­den­hand­lung).

sehr gute ame­ri­ka­ni­sche fern­seh­se­ri­en ver­zich­ten zu­neh­mend auf die­se be­frie­di­gung. oft hat noch nicht­mal das staf­fel­en­de eine art hap­py end, son­dern, un­ter um­stän­den, so­gar ei­nen cliff­han­ger.

mit­tel­gu­te ame­ri­ka­ni­sche fern­seh­se­ri­en ha­ben den vor­teil, dass man auch mal ein oder zwei fol­gen ver­pas­sen kann. und, wie ge­sagt, sie ge­ben dem zu­schau­er, nach 30 oder 45 mi­nu­ten, eine ge­wis­se art von be­frie­di­gung.

eine die­ser mit­tel­gu­ten fern­seh­se­ri­en ist bo­nes. ich habe sie vor drei oder vier jah­ren oft ge­schaut, um vom här­te­ren stoff der sehr gu­ten se­ri­en wie­der run­ter­zu­kom­men. eine die­ser sehr gu­ten se­ri­en ist bei­spiels­wei­se brea­king bad. brea­king bad, the wire oder lost wirk­ten auf mich ähn­lich wie he­ro­in. mit bo­nes kam ich wie­der run­ter. mit­tel­gu­te ame­ri­ka­ni­sche fern­seh­se­ri­en wir­ken wie bier zum ein­schla­fen. beim se­hen mun­tern sie ei­nen auf, da­nach kann man her­vor­ra­gend schla­fen.

mit­tel­gu­te ame­ri­ka­ni­sche fern­seh­se­ri­en kön­nen durch die prot­ago­nis­ten, die ge­schich­ten oder die qua­li­tät des ro­ten fa­dens durch­aus sehr gut sein. für eine wei­le fand ich bo­nes (zum er­stau­nen der bei­fah­re­rin) sehr gut. ir­gend­wann hat es mich dann aber ge­lang­weilt, weil das strick­mus­ter und die ro­ten fä­den mir zu lang­wei­lig wur­den.

im mo­ment gibt es zwei mit­tel­gu­te ame­ri­ka­ni­sche fern­seh­se­ri­en die ich sehr ger­ne sehe: agents of s.h.i.e.l.d und the black­list. bei­de se­ri­en ha­ben strin­gen­te und so­li­de kom­po­nier­te rote fä­den und über­ge­ord­ne­te ge­schich­ten und ha­ben gleich­zei­tig gute (z.b. nicht zu bil­lig) er­zähl­te und ge­film­te epi­so­den­hand­lun­gen. bei agents of s.h.i.e.l.d sind die­se teil­wei­se so­gar recht ge­schickt mit das mar­vel-uni­ver­sum ver­wo­ben und schwap­pen hand­lungs­mäs­sig bei­spiels­wei­se in die thor-spiel­film­rei­he hin­ein.

bei the black­list trägt ja­mes spa­der den ro­ten fa­den sehr ge­konnt, so wie er das auch schon bei bos­ton le­gal ge­tan hat. (bos­ton le­gal ist üb­ri­gens auch ein her­vor­ra­gen­des bei­spiel für eine sehr gute mit­tel­gu­te ame­ri­ka­ni­sche fern­seh­se­rie.)

wenn man ein ame­ri­ka­ni­sches itu­nes-kon­to hat, kann man sich den pi­lo­ten von the black­list auch kos­ten­los an­se­hen. das wirkt tat­säch­lich wie an­fi­xen. zu­min­dest hat es das bei mir.

und das ist ei­gent­lich auch al­les was ich ur­sprüng­lich sa­gen woll­te: the black­list ist eine sehr gute mit­tel­mäs­si­ge ame­ri­ka­ni­sche fern­seh­se­rie.


fro­hes fest

felix schwenzel

fro­hes fest wün­schen die bei­fah­re­rin, das kind und ix

öl­sar­di­nen-spa­get­ti à la ez­ra cald­well

felix schwenzel

vor ein paar ta­gen hat mir die bei­fah­re­rin die­se sei­te mit koch­vi­de­os von ezra cald­well emp­foh­len. ein re­zept war ir­gend­was mit sar­di­nen:

bei ezra cald­well konn­te ich die re­zep­te nir­gend­wo fin­den, aber für die sar­di­nen-pas­ta wur­de ix bei kit­chen col­la­bo­ra­ti­on fün­dig. ich habe das heu­te mit­tag nach­ge­kocht und na­tür­lich ein biss­chen ab­ge­wan­delt. für 2 per­so­nen habe ich fol­gen­de zu­ta­ten be­nutzt:

  • 2 do­sen öl­sar­di­nen, also den in­halt, ab­ge­tropft und zer­klei­nert
  • 2-3 ess­löf­fel sul­ta­ni­nen (10 mi­nu­ten in war­men was­ser ein­ge­weicht)
  • viel oli­ven­öl
  • 2-3 ess­löf­fel ze­der­nüs­se, ei­gent­lich pi­ni­en­ker­ne, aber die ze­der­nüs­se hat­te ich noch (dan­ke sa­scha!). zer­klei­ner­te wal­nüs­se funk­tio­nie­ren er­fah­re­nungs­ge­mäss üb­ri­gens auch
  • 2 hand­voll klei­ne kirsch­to­ma­ten
  • 2 klei­ne zwie­beln, fein ge­wür­felt
  • 4 ze­hen fri­schen knob­lauch, ge­wür­felt
  • 2 ge­trock­ne­te rote chi­li/pfef­fer­scho­ten, fein zer­rie­ben
  • 1 bü­schel pe­ter­si­lie, fein ge­schnit­ten
  • salz und pfef­fer
  • 1 pa­ckung spa­get­ti
  • eine schei­be brot

die zu­be­rei­tung der sar­di­nen ist durch die do­sen­va­ri­an­te ziem­lich ein­fach: dose öff­nen, öl ab­trop­fen las­sen, sar­di­nen aus der dose be­frei­en. letz­te­res ist bei­na­he der kom­pli­zier­tes­te teil.

da­nach habe ich eine schei­be voll­korn­brot, in mei­nem fall ei­nen dünn ge­schnit­te­nen kan­ten de­me­ter-ha­sel­nuss-se­sam-voll­korn­brot, in sehr klei­ne wür­fel ge­schnit­ten (ins­ge­samt ca. 332 stück) und die in ei­ner pfan­ne mit but­ter leicht an­ge­rös­tet. kurz vor ende habe ich noch eine klein ge­wür­fel­te, fri­sche knob­lauch­ze­he und eine pri­se salz mit­ge­rös­tet. (das müss­te auch mit toast­brot oder ge­rie­be­nem knä­cke­brot ge­hen.)

die ze­dern-, pi­ni­en- oder walnuss­ker­ne kön­nen theo­re­tisch in der glei­chen pfan­ne an­ge­rös­tet wer­den.

eben­so die kirsch­to­ma­ten. die müs­sen eine wei­le un­zer­schnit­ten in der pfan­ne rum­rut­schen. das er­zeugt manch­mal ganz lus­ti­ge ge­räu­sche. wenn die to­ma­ten et­was far­be ha­ben und schrum­pe­lig sind, kön­nen sie bei­sei­te ge­stellt wer­den.

jetzt un­ge­fähr könn­te man an­ge­fan­gen die spa­get­ti zu ko­chen. (mei­ne wa­ren schon fer­tig.)

in eine pfan­ne mit heis­sem oli­ven­öl kom­men jetzt: die fein ge­wür­fel­ten zwie­beln, der fein ge­wür­fel­te knob­lauch, die chi­li­flo­cken, die ge­rös­te­ten nuss­ker­ne und die sul­ta­ni­nen. so­lan­ge an­bra­ten, bis al­les ein biss­chen fet­tig gla­sig ist. dann kann das sar­di­nen­fleisch mit­ge­bra­ten wer­den, bis es in der kü­che aus­rei­chend nach fisch riecht.

jetzt die fein ge­schnit­te­ne pe­ter­si­lie noch kurz mit­an­bra­ten, dann wer­den auch die even­tu­ell mit­ge­schnit­te­nen di­cke­ren stän­gel ge­niess­bar. am ende kom­men die spa­get­ti dazu, al­ler­dings nicht die gan­ze pa­ckung, nur zwei klei­ne por­tio­nen. ich habe an die­ser stel­le noch zwei tas­sen von dem gut ge­sal­ze­nem spa­get­ti­was­ser in die pfan­ne ge­kippt und al­les kräf­tig ge­mischt. die to­ma­ten kön­nen jetzt auch dazu.

fast fer­tig: zum ser­vie­ren die nu­deln auf ei­nen tel­ler, die brot­wür­fel­chen drü­ber­streu­en und den tel­ler par­me­sa­nie­ren.

ich fand das äus­serst le­cker, die bei­fah­rein auch. das bes­te ist: die pas­ta schmeckt kaum nach fisch. die mund­hap­tik ist hoch­in­ter­es­sant, weil sich alle kon­sis­ten­zen von cre­mig, nussig und knä­ckig ge­mein­sam im mund be­fin­den. und ge­schmack­lich so­wie­so.


the grand bu­da­pest ho­tel

felix schwenzel


wie sig­mar ga­bri­el die fra­ge „War­um lü­gen Sie?“ be­ant­wor­tet

felix schwenzel

sig­mar ga­bri­el bes­sert bei sei­nem lob­lied auf die vor­rats­da­ten­spei­che­rung im ARD-brenn­punkt am 27. no­vem­ber 2013 ein biss­chen nach. da­mals hat­te er noch ge­sagt (zi­tat nach kai bier­mann):

… durch die dor­ti­ge Vor­rats­da­ten­spei­che­rung, wuss­te man sehr schnell, wer in Oslo der Mör­der war (…). Das hat sehr ge­hol­fen.

jetzt sagt er, da­mals wie heu­te gel­te in nor­we­gen eine ma­xi­ma­le drei­wö­chi­ge sperr­frist für „Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­bin­dungs­da­ten“. was im üb­ri­gen et­was ganz an­de­res ist, als eine an­wei­sung ver­bin­dungs­da­ten zwangs­wei­se min­des­tens für ei­nen be­stimm­ten zeit­raum zu spei­chern. die­se an­wei­sung, da­ten ma­xi­mal drei wo­chen zu spei­chern, meint ga­bri­el, hät­te ge­hol­fen „wert­vol­le Hin­wei­se etwa auf [Brei­viks] Kom­mu­ni­ka­ti­on“ zu er­lan­gen. zi­tat:

Durch die be­reits und auch wei­ter­hin be­stehen­de Mög­lich­keit der kur­zen Vor­rats­da­ten­spei­che­rung bei den nor­we­gi­schen Pro­vi­dern ist mit Si­cher­heit da­von aus­zu­ge­hen, dass die zum Tat­zeit­punkt (22. Juli 2011) ge­spei­cher­ten Da­ten von und über An­ders Brei­vik den Er­mitt­le­rIn­nen wert­vol­le Hin­wei­se etwa auf des­sen Kom­mu­ni­ka­ti­on in den Wo­chen vor sei­nen An­schlä­gen ge­lie­fert ha­ben.

tat­säch­lich ist das was sig­mar ga­bri­el in sei­ner ant­wort als „kur­ze Vor­rats­da­ten­spei­che­rung“ be­zeich­net et­was ganz an­de­res. es ist eben eine an­wei­sung der da­ten­schutz­be­hör­de, die da­ten spä­tes­tens nach drei wo­chen zu lö­schen und kei­ne an­wei­sung die da­ten auf vor­rat zu si­chern. 2009 galt die­se an­wei­sung in nor­we­gen als sieg der da­ten­schüt­zer und der pri­vat­sphä­re. die po­li­zei­be­hör­den emp­fan­den die­se re­ge­lung als ge­fähr­lich und warn­ten da­vor, dass nor­we­gen da­mit zu ei­nem rück­zugs­ort für com­pu­ter­kri­mi­nel­le wer­de. (den af­ten­pos­ten-ar­ti­kel habe ich über netz­po­li­tik ge­fun­den.)

mit sei­ner ant­wort auf ab­ge­ord­ne­ten­watch räumt sig­mar ga­bri­el also of­fen­bar ein, dass die vor­rats­da­ten­spei­che­rung nicht ent­schei­dend war, um zu er­mit­teln wer in oslo der mör­der war, son­dern, dass es in nor­we­gen mög­li­cher­wei­se die mög­lich­keit gab „wert­vol­le Hin­wei­se“ auf ir­gend­was zu er­lan­gen.

mich er­in­nert das an ei­nen welt­un­ter­gangs­pro­phe­ten der vor­her­sagt, dass mor­gen die son­ne nicht auf­ge­hen wür­de. wenn dann am nächs­ten tag die son­ne hell am him­mel steht und ihn alle der lüge be­zich­ti­gen, sagt er ein­fach: „aber es ist doch die erd­ro­ta­ti­on die le­dig­lich den ein­druck macht, die son­ne wäre auf­ge­gan­gen! die son­ne ist auch heu­te nicht auf­ge­gan­gen, ihr un­ge­bil­de­ten fick­ge­sich­ter!“

  ab­ge­ord­ne­ten­watch.de: Sig­mar Ga­bri­el (SPD)   #

ge­fun­den über @a_watch

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re­bound-ef­fekt vs. ef­fi­zi­enz­stei­ge­rung

felix schwenzel

kürz­lich habe ich dar­über ge­schrie­ben, dass ikea zwar hart dar­an ar­bei­tet, den ein­druck ei­nes re­sour­cen­scho­nen­den und nach­hal­tig wirt­schaf­ten­den kon­zerns zu er­we­cken. dass ver­brauchs­ein­spa­run­gen al­ler­dings nicht im­mer öko­lo­gisch und volks­wirt­schaft­lich sinn­voll sein müs­sen, habe ich ver­sucht an ike­as um­gang mit was­ser­spa­ren­den pro­duk­ten beim mar­ke­ting in deutsch­land auf­zu­zei­gen. ob­wohl es in deutsch­land we­nig sinn­voll ist, pau­schal zum was­ser­spa­ren auf­zu­ru­fen und ikea die­se pro­ble­ma­tik be­kannt ist, ver­mark­tet ikea sei­ne was­ser­spa­ren­den pro­duk­te in deutsch­land ex­akt ge­nau­so wie bei­spiels­wei­se in was­ser­ar­men län­dern wie sau­di-ara­bi­en, por­tu­gal oder spa­ni­en.

ikea zeigt sich un­wil­lig län­der­spe­zi­fisch zu dif­fe­ren­zie­ren, was auch auf ein re­sour­cen­pro­blem bei ikea deu­tet: das mar­ke­ting wird of­fen­bar zen­tral ge­steu­ert und die an­pas­sung an lo­ka­le märk­te scheint nicht aus mehr als über­set­zun­gen zu be­stehen.

2012 hat ikea sei­ne glo­ba­le nach­hal­tig­keits­stra­te­gie mit ei­nem auf­wän­dig pro­du­zier­ten wer­be­spot vor­ge­stellt. das fac­to­ry-ma­ga­zin re­zi­tiert die stra­te­gie aus­führ­lich, weist am ende des ar­ti­kels aber noch auf ein wei­te­res pro­blem hin, dass ich er­ahnt hat­te, aber bis­her nicht er­folg­reich goog­len konn­te, weil mir der fach­be­griff da­für fehl­te: der re­bound-ef­fekt.

das nach­hal­tig­keits­le­xi­kon er­klärt den ef­fekt so:

Der Re­bound-Ef­fekt be­zeich­net den men­gen­mä­ßi­gen Un­ter­schied zwi­schen den mög­li­chen Res­sour­cen­ein­spa­run­gen, die durch be­stimm­te Ef­fi­zi­enz­stei­ge­run­gen ent­ste­hen, und den tat­säch­li­chen Ein­spa­run­gen. So­mit führt der Re­bound-Ef­fekt dazu, dass das Ein­spa­rungs­po­ten­zi­al von Ef­fi­zi­enz­stei­ge­run­gen nicht oder nur teil­wei­se rea­li­siert wird.

das heisst, die neu­an­schaf­fung von ef­fi­zi­en­te­ren ge­rä­ten, kann die er­war­te­ten ein­spar­ef­fek­te mar­gi­na­li­sie­ren oder an­fangs so­gar ge­gen­tei­lig wir­ken.

in­ter­es­sant fand ich, dass das wort re­bound nir­gend­wo im ikea-web­site-kos­mos auf­taucht (stand 8.12.2013). noch nicht ein­mal die lang­fris­tig an­ge­leg­te glo­ba­le nach­hal­tig­keits­stra­te­gie (pdf) er­wähnt das wort. ei­gent­lich kein wun­der, weil das haupt­ziel von ikea, mög­lichst vie­le kon­sum­gü­ter welt­weit zu ver­kau­fen, na­tür­lich nur par­ti­ell zum ne­ben­ziel passt, sich als nach­hal­tig wirt­schaf­ten­des un­ter­neh­men dar­zu­stel­len.

be­son­ders ekla­tant fand ich bei­spiels­wei­se ike­as scheiss­egal-hal­tung, als wir letz­tes jahr eine kü­chen­ab­zugs­hau­be kauf­ten und ikea be­reits nach 7 mo­na­ten nicht mehr in der lage war, da­für ver­brauchs­tei­le zu lie­fern. nach­hal­tig­keit ist leicht zu pa­pier zu brin­gen, aber eben nicht so leicht um­zu­set­zen. das gilt na­tür­lich vor al­lem für un­ter­neh­men wie ikea, die ei­nen nicht un­er­heb­li­chen um­satz mit weg­werf­pro­duk­ten ma­chen.

ich fin­de die nach­hal­tig­keits­stra­te­gie von ikea durch­aus sinn­voll, fin­de aber be­ein­dru­ckend wie löch­rig die um­set­zung be­reits bei ein oder zwei ober­fläch­li­chen bli­cken er­scheint. ich glau­be dass man hier noch in­ter­es­san­te lü­cken zwi­schen an­spruch und wirk­lich­keit fin­den könn­te, wenn man hier wei­ter nach­bohrt.


old­boy

felix schwenzel


ges­tern abend habe ich mir für 3 dol­lar old­boy im ame­ri­ka­ni­schen itu­nes store ge­lie­hen und an­ge­se­hen. hät­te ich da­nach ei­nen tweet ver­fasst, lau­te­te er wie folgt:

was für ein gräss­li­cher, aber un­be­dingt se­hens­wer­ter film.

aber ges­tern stand ich noch un­ter schock. der letz­te film der mir so ein­dring­lich (und gräss­lich) ins be­wusst­sein ein­ge­drun­gen ist, war vor fast 20 jah­ren se7en. den film als dun­kel zu be­schrei­ben ist eine ver­nied­li­chung. der film packt ei­nen auf ei­nem exis­ten­zia­lis­ti­schen ni­veau, bei dem sat­re und ca­mus ein­pa­cken kön­nen.

dazu kommt, dass der film un­fass­bar in­ten­si­ve und kom­pro­miss­lo­se bil­der pro­du­ziert, ohne auch nur ein ein­zi­ges mal über­in­sze­niert oder auf­ge­setzt zu wir­ken. in den mo­men­ten, in de­nen er über­in­sze­niert zu wir­ken droht, steu­ert der re­gis­seur chan-wook park sehr ge­konnt mir hu­mor ge­gen. ich habe tat­säch­lich mehr­fach wäh­rend des films laut auf­ge­lacht. bei der sze­ne, in der choi min-sik ei­nen le­ben­den tin­ten­fisch ver­speist, habe ich zwar nicht ge­lacht, muss­te sie mir aber mehr­fach hin­ter­ein­an­der an­se­hen. bei an­de­ren sze­nen muss­te ich zur si­cher­heit mei­ne au­gen be­de­cken.

wenn man die hand­lung des films je­man­dem an­ders er­zählt, hört sie sich un­fass­bar blöd und ab­so­lut un­ver­film­bar an (ich habs aus­pro­biert), aber wenn man den film sieht, zwei­felt man nicht ei­nen au­gen­blick an dem was man sieht und kann der wucht der ge­schich­te un­mög­lich aus­wei­chen.

ich fra­ge mich al­ler­dings, war­um ich fast 10 jah­re ge­braucht habe, um über den film zu stol­pern. ges­tern bin ich, glau­be ich, über den film ge­stol­pert, weil ge­ra­de ein (schlim­mes) re­make des films von spike lee in die ki­nos ge­kom­men ist und ich dazu wohl et­was auf­ge­schnappt ha­ben muss oder die re­dak­teu­re des itu­nes store den film aus eben­die­sem grund nach vor­ne ge­holt ha­ben.

na­tür­lich ist der film nicht im deut­schen itu­nes-store zu fin­den und wäre er das, wahr­schein­lich nur in gräss­li­cher deut­scher syn­chro­ni­sie­rung. im us-store ist der film selbst­ver­ständ­lich im ko­rea­ni­schen ori­gi­nal mit eng­li­schen un­ter­ti­teln zu ha­ben, was ehr­lich­ge­sagt ein gros­ses ver­gnü­gen war. für die­sen film al­lei­ne lohnt es sich üb­ri­gens ein us-ac­count im itu­nes-store ein­zu­rich­ten. wie das geht lässt sich gut goog­len, wenn ge­nü­gend leu­te nach­fra­gen, schrei­be ich aber auch ger­ne noch­mal drü­ber.

[foto: iw­drm.tumb­lr.com]


7000

felix schwenzel