Trotzdem will ich nicht das Etikett "Feministin" tragen. Warum, fragen Freundinnen und Bekannte.
Leider wirkt der moderne Feminismus zunehmend wie eine Bewegung, die nicht überzeugen, sondern mit dem Vorschlaghammer bekehren will. Kluge und wichtige Argumente werden überlagert von aggressiven Tönen, ob im Netz oder im Café. Kluge und wichtige Wortführerinnen, die betont behutsam auftreten, werden gleich mit übertönt. […]
Wieder mehr zuhören
Durch dieses Prinzip macht sich der moderne Feminismus angreifbar. Er macht dicht, er grenzt sich ab, er grollt und schlägt um sich. Dabei sollte er wieder mehr zuhören, auch wenn es schwerfällt, nach Gründen fragen, nach Motiven. […]
Es wird für all das Argumente geben. Indem man sie ignoriert oder mit Verachtung überzieht, verschwinden sie nicht. Ganz im Gegenteil. […]
Wer es tut, wird sofort zum geistigen Feind deklariert. Es gibt dann richtig und falsch, und viel zu wenig Raum für alles, was dazwischen liegt. Im Eifer der Auseinandersetzung ziehen dann nicht nur Pöbler (zu Recht!) Zorn auf sich, sondern mitunter auch Menschen, die einfach ihre Sicht der Dinge beschreiben wollen. Feministinnen, die ständig und überall den "Kampf gegen die Maskus" ausrufen - dazu möchte ich nicht gehören.
Ich glaube nicht, dass der Feminismus eine neue Führungsfigur braucht, wie die "Zeit" kürzlich forderte. Was er braucht, ist eine neue Willkommenskultur. Eine klare Haltung mit klaren Botschaften kann auch mal laut und wütend artikuliert werden. Aber dann bitte klug dosiert, nicht reflexhaft.
ich habe (auf twitter) mal testweise die worte feminismus gegen journalismus getauscht (und „Kampf gegen die Maskus“ mit „Kampf gegen irgendwas“ getauscht). das kommt dann dabei raus:
Trotzdem will ich nicht das Etikett "Journalistin" tragen. Warum, fragen Freundinnen und Bekannte.
Leider wirkt der moderne Journalismus zunehmend wie eine Bewegung, die nicht überzeugen, sondern mit dem Vorschlaghammer bekehren will. Kluge und wichtige Argumente werden überlagert von aggressiven Tönen, ob im Netz oder im Café. Kluge und wichtige Journalisten, die betont behutsam auftreten, werden gleich mit übertönt. […]
Wieder mehr zuhören
Durch dieses Prinzip macht sich der moderne Journalismus angreifbar. Er macht dicht, er grenzt sich ab, er grollt und schlägt um sich. Dabei sollte er wieder mehr zuhören, auch wenn es schwerfällt, nach Gründen fragen, nach Motiven. […]
Es wird für all das Argumente geben. Indem man sie ignoriert oder mit Verachtung überzieht, verschwinden sie nicht. Ganz im Gegenteil. […]
Wer es tut, wird sofort zum geistigen Feind deklariert. Es gibt dann richtig und falsch, und viel zu wenig Raum für alles, was dazwischen liegt. Im Eifer der Auseinandersetzung ziehen dann nicht nur Pöbler (zu Recht!) Zorn auf sich, sondern mitunter auch Menschen, die einfach ihre Sicht der Dinge beschreiben wollen. Journalisten, die ständig und überall den "Kampf gegen Irgendwas" ausrufen - dazu möchte ich nicht gehören.
Ich glaube nicht, dass der Journalismus eine neue Führungsfigur braucht, wie die "Zeit" kürzlich forderte. Was er braucht, ist eine neue Willkommenskultur. Eine klare Haltung mit klaren Botschaften kann auch mal laut und wütend artikuliert werden. Aber dann bitte klug dosiert, nicht reflexhaft.
1) laut url lautete die überschrift vorher: „Feminismus — warum Aggressivitaet nicht funktioniert“
hannah lühmann nörgelt auf zeit.de an anne wizorek rum und fordert gleichzeitig mehr ernst und mehr humor für „den neuen feminismus“ (und weniger nörgelei). der tagesspiegel hat den artikel „Warum der neue Feminismus so humorlos ist“ übertitelt, was leider zu viel versprochen ist, denn hannah lühmann klärt nicht warum der „neue feminisms“ humorlos sei, sondern nur das sie ihn humorlos findet. andererseits ist der artikel im tagesspiegel ehrlicher überschrieben, weil man gleich erkennt um was es hannah lühmann geht: provokation und eine klickreiche empörungswelle. das wird sicherlich auch ganz funktionieren, oder funktioniert schon. ich reagiere ja auch auf den artikel, obwohl er voller widersprüche, verallgemeinerungen und ohne jeden humor ist. obwohl eine art humor enthält der artikel schon, den humor von markus lanz; lanz-humor ist humor von dem der emittent glaubt er sei witzig, bei dem die rezipienten aber lediglich peinlich berührt lächeln:
Nahezu jeder Mann, den ich kenne (und ja, ich bin weiß, jung, habe keinen sogenannten Migrationshintergrund und eine akademische Bildung genossen, auch lebe ich nicht in Maseru oder Rio de Janeiro oder Kerzendorf, sondern in Berlin, wo angeblich jeder machen darf, was er will) ist durch und durch durchgegendert, malt brav seine Anführungsstriche in die Luft, wenn er „Mann“ oder „Frau“ oder „biologisches Geschlecht“ sagt. Die Reflektionsbereitschaft ist prinzipiell total gut und richtig. Die Anführungsstriche sind es nicht.
Aber niemand von diesen Menschen würde sagen, dass er Feminist ist.
naja, ich kenne hannah lühmann nicht, aber ich würde mich natürlich feminist nennen. oder, weil ich das witziger finde: feministin oder emanze. ich kenne übrigens auch frauen, die sich selbst emanzen nennen und die total witzig sind. ich bezeichne mich auch, wo wir gerade beim nennen sind, im ausland als deutscher. ich tue das, obwohl ich nicht mit allem und jedem detail einverstanden bin was andere deutsche so sagen oder tun.
was ich aber nicht sagen würde, vor allem weil es total dumm wäre: „Warum Deutschland so humorlos ist“ oder „ich finde deutsch sein ist total unverständlich für viele, das muss mal jemand besser (anders, humorvoller, ernster) erklären, sonst bringt das nix“. solche groben verallgemeinerungen eignen sich natürlich prima zum provozieren, bringen aber kaum erkenntnisgewinn.
das eigentliche problem mit hannah lühmanns artikel ist aber: man merkt ihm an, dass hannah lühmann unbedingt mal der welt sagen wollte, dass sie anne wizorek doof findet, sie aber gleichzeitig weiss, dass man so eine aussage wenigstens ein bisschen begründen muss, damit sie auf zeit-online erscheinen kann. dabei ist es sehr vorteilhaft für hannah lühmann (oder, zum beispiel, harald martenstein), dass die stringenz, logik oder nachvollziehbarkeit der begründung, bei der zeit oder bei zeit-online egal sind. auch deshalb ist die einzige kluge antwort auf diesen artikel eigentlich ein katzengif, bzw. symbolgif für ihren artikel. das fiel mir allerdings erst zu spät ein. hoffentlich fällt es anderen früher ein.
[nachtrag 11:28]
im artikel fehlte zwischenzeitlich der link zum artikel auf zeit.de. mein fehler. den titel habe ich von „allgemeine verallgemeinerung“ zu „eilmeldung: hannah lühmann findet anne wizorek doof“ geändert
nachdem ich wohl schon ein paar jahre keine CD mehr in den händen hielt, fiel mir wieder auf, wie anachronistisch diese technologie ist: musik erst auf eine scheibe lasern, in eine plastikhülle klemmen und einschweissen, zum amazon-zentrallager fahren, von dort zu meinem nachbarn bringen, die CD beim nachbarn abholen, eine pappverpackung aufreissen, einen geschenkumschlag aufreissen, beim weiteren aufreissen an der folie verzweifeln, feststellen, dass das plastik beim transport zerbrochen ist, CD-laufwerk aus dem schrank holen, an den rechner anschliessen und während ich das hier schreibe die CD wieder in ein benutzbares format konvertieren. was für ein aufwand! an diesem beispiel sehe ich mal wieder plastisch, was komprimierung so bewirken kann.
heute habe ich ein neues wort gelernt („framing“) und wie wichtig es ist auf twitter zu differenzieren („It's not that simple“). framing musste ich nachschlagen, das mit dem differenzieren war mir bekannt, aber ich wusste nicht, dass es auf twitter gefordert ist. ich dachte immer auf twitter soll man vor allem witzig und unterhaltsam sein.
aber der reihe nach. heute früh ist mir ein — wie ich finde — kleines, total pfiffiges wortspiel eingefallen. ich habe es natürlich gleich getwittert und gebloggt.
auf das wortspiel kam ich, nachdem mir heute früh auffiel, wie sehr sich obama (zu recht und sehr gekonnt) bemüht, für seine gesundheitsreform öffentlichkeitswirksame werbung zu machen: gestern bei colbert, wo er sich der gesundheitsreform zu liebe kräftig über sich selbst lustig machte, und vor ein paar monaten, im märz, bei zach galifianakis zwischen zwei farnen. auch dort liess er es sich nicht nehmen, witze über sich selbst zu machen.
luci @autofocus wies mich unter dem bild korrekt darauf hin, dass die folter unter der bush-regierung stattfand — und nicht in obamas amtszeit¹. leider verwechselte sie dann barack obama mit der senatorin dianne feinstein, bzw. den senats untersuchungsausschuss unter feinstein, mit dem weissen haus unter obama:
@diplix war die Folter nicht unter der Bush Administration? Während Obama sie öffentlich macht?
ob sich dieser tweet von @autofocus dann noch auf mich bezog oder auf alle die obama kritisieren oder nur auf republikaer oder leute mit tea-party-stil bezog, weiss ich nicht:
@MeredithHaaf Dieses "schieb alles auf Obama" ist halt auch astreiner Republikaner-Stil.
was, wenn in meinem „beknackten Banner“ tatsächlich schuldzuweisungen, tea-party- oder republikaer-stil zwischen den zeilen steckten?
also schaute ich mal nach:
hm. da scheint tatsächlich was zwischen den zeilen zu stehen — in comic sans?
ach je. ich muss echt ins differenzierungsbootcamp.
1) ist natürlich auch nicht so „simple“: zwangsernährung und misshandlungen gab es auch unter obama, beispielsweise in guantanamo, das entgegen obamas wahlversprechen übrigens auch noch nicht aufgelöst wurde.
bei vodafones kleinem kongress am donnerstag habe ich gelernt, welche chancen schnelle kommunikationsnetze uns jetzt und in zukunft bieten. gerhard fettweis zeigte, welche zukunftschancen in echtzeitkommunikationssystemen mit niedrigen latenzzeiten liegen, jeder zweite vortragende schien sich bereits heute auf die nächste generation mobiler netzwerkarchitekturen zu freuen. niedrige latenzzeiten, grosse datenvolumen, allgegenwärtigkeit und zugänglichkeit — das ist die grundlage der vernetzten gesellschaft.
unser internetzugang zuhause lahmt ein bisschen. auf dem papier hat er 16 mbit/s, praktisch kommt bei uns etwa die hälfte an, raus geht’s mit 750 kbit/s. da über die leitung mittlerweile nicht nur das telefon geht, sondern auch die tagesschau, hd-filme, netflix, youtube, vpn-tunnel zur arbeit — also grosse teile unseres lebens — dachte ich anfang 2014: das könnte ruhig ein bisschen schneller sein.
also habe ich bei o2 angerufen: ja, das geht, technisch könne ich 50 mbit/s haben. natürlich gehe das mit dem derzeitigen vertrag nicht, ich müsse einen neuen vertrag abschliessen. ob ich denn alle vier telefonnummern behalten wolle? das gehe dann leider nicht, die dsl-router könnten das [aus irgendwelchen gründen] noch nicht. urks. dann eben nicht, sagte ich der o2-stimme.
im sommer prüfte ich das angebot von o2 erneut, weil ich plötzlich ein LTE-fähiges handy besass und sah: 50 mbit/s und mehrere telefonnummern funktionieren jetzt. man kann das DSL sogar mit ner fritzbox bekommen. also habe ich mitte august telefonisch einen neuen DSL-vertrag beauftragt. ein paar tage später bekam ich einen rückruf für den „datenabgleich“. die freundliche dame erklärte mir, dass ich demnächst ein paar formulare zugeschickt bekäme die ich zurückfaxen müsste (ich muss immer über das wort „faxen“ lachen) und in 6 wochen würde ich wahrscheinlich meine neue fritzbox zugeschickt bekommen und die umstellung würde dann in den folgenden tagen erfolgen.
jetzt, 4 monate später, zeigt mir die fritzbox immer noch 6,0 mbit/s downstream-geschwindigkeit an. meine vertragsumstellung ist seit 4 monaten bei o2 in bearbeitung. mich stört das im prinzip nur minimal, was mich aber ernsthaft schockiert ist die unfähigkeit von o2 zu kommunizieren. seit dem anruf zum „datenabgleich“ hat o2 keinen kontakt mehr mit mir aufgenommen. eine auftragsbstätigung bekam ich erst auf nachfrage.
ich rufe ungefähr alle 4 wochen bei der hotline an, stelle eine einfache frage („können sie mir etwas zum status meiner bestellung sagen?“) und werde in der regel drei bis viermal zu verschiedenen ansprechpartnern mit unterschiedlichen kompetenzniveaus und berechtigungsstufen durchgestellt; von der hotline zur DSL-abteilung, da die erste DSL-abteilung die vertragsdetails nicht einsehen kann, werde ich dann noch in eine andere DSL-abteilung verbunden, die die vertragsdetails einsehen kann, aber auch nichts sagen kann. vor zwei monaten sagte mir eine mitarbeiterin der DSL-abteilung, die auch vertragsdetails einsehen kann, dass das problem eine andere abteilung sei, die leider mit einem anderen system arbeite und derzeit die interne portierung blockiere.
das war, wie gesagt, im oktober; zwei monate nach der bestellung hing mein vertrag im system- und abteilungschaos bei o2 fest.
hihi; die @o2de hotline so: meine DSL-umstellung verzögert sich, weil o2 auf den eigenen, internen portierungsauftrag nicht antwortet.
@o2de versprach mitte oktober nach diesen tweet per DM:
Vielen Dank, wir schicken das noch mal in die Fachabteilung und machen da etwas Druck.
mitte november liess ich mir bei meinem monatlichen anruf von der DSL-abteilung sagen, dass man das jetzt mal ordentlich eskaliere. meinen wunsch etwas über den status oder die natur der probleme zu erfahren, konnte der mensch am telefon nicht nachkommen. er könne nichts anderes tun, als den fall zu „eskalieren“. auch @o2de versprach erneut:
Dass Du mittlerweile wirklich verärgert und genervt bist, kann ich bei dem Ausmaß an Schwierigkeiten verstehen. Die Kollegen haben Deinen …
Fall an die Fachabteilung weitergeleitet und versuchen so schnell es geht eine Lösung zu schaffen.
seitdem ist wieder beinahe ein monat vergangen, ohne dass ich ein sterbenswörtchen von o2 gehört habe.
Die Telefónica Gruppe zählt mit einer Präsenz in 24 Ländern weltweit und einer Kundenbasis von mehr als 313 Millionen Anschlüssen zu den größten Telekommunikationsgesellschaften der Welt.
ich bin mir mittlerweile nicht mehr sicher, ob grösse etwas gutes ist oder etwas mit dem man sich brüsten sollte. deshalb habe ich bei einen kleinen, bescheidenen vorschlag für eine ergänzung der FAQs oder der firmenselbstbeschreibung:
Bei unserer europäischen Expansion haben wir uns leider total übernommen und die Schwierigkeiten bei der Zusammenführung verschiedener EDV-basierter Verwaltungssysteme und Abteilungen sträflich unterschätzt. Wir entschuldigen uns daher bei unseren Premium- und Bestandskunden, dass wir deren Anregungen und Wünsche derzeit nicht bearbeiten können. Alle unsere zweihundertfünfzigtausend Mitarbeiter sind derzeit mit internen Prozessen, Neukundenakquise und dem Inkasso beschäftigt. Sollten sie Bestandskunde sein, melden sie sich bitte in ein paar Jahren nocheinmal, wenn unsere Umstrukturierung abgeschlossen ist.
tl;dr: seit mitte august schafft o2 es nicht meine vertragsumstellung durchzuführen, vermutlich wegen abteilungshickhack, inkompatibler computersysteme und der unfähigkeit intern und extern zu kommunizieren.
[nachtrag 09.12.2014]
es tut sich offenbar etwas, nachdem @o2de zum dritten mal „in den fachabteilungen“ nachgefragt hat:
@o2de schrieb mir eben auf twitter, dass „die Schaltung“ nun für den 15.01.2015 geplant sei. sobald der termin für den telekom-techniker bestätigt sei, bekäme ich nochmal gesondert bescheid. ich finde das sehr erfreulich und muss das twitter-team von o2 ausdrücklich loben (keine ironie). aber dass twitter der einzige funktionierende feedback-kanal eines milliarden-schweren kommunikationskonzerns zu sein scheint, beunruhigt mich dann wieder ein bisschen. aber das wird schon. bestimmt. nach fast fast einem halben jahr.
vodafone hat mich heute auf die veranstaltung digitising europe im gasometer eingeladen. weil die kanzlerin auch auf der konferenz sprechen wollte, waren die sicherheitsvorkehrungen sehr, sehr hoch:
im vorfeld musste ich meinen geburtsort und mein geburtsdatum angeben. wegen dem BKA, wie es hiess.
nachdem wir (ich war mit dem nufdort) uns unsere umhängeausweise abgeholt hatten und um kurz vor 10 ins gasometer gehen wollten, wurden wir dort abgewiesen, weil unsere umhängeausweise keinen roten punkt hatten.
also sind wir 200 meter zurück zum akkreditierungsschalter gegangen, haben uns dort rote punkte auf den umhängeausweis kleben lassen und konnten dann ins gasometer.
im gasometer musste ich meinen laptop einmal einschalten, um zu beweisen, dass mein laptop ein computer ist.
im gasometer haben wir uns dann alle sehr sicher gefühlt.
die rede von angela merkel war erstaunlich fluffig und im gegenteil zu ihren vorrednern, die beide leitende positionen bei vodafone innehaben, auch erstaunlich buzzwordfrei. ich mochte auch, dass merkel IT wie „informations-technologie“ aussprach und nicht wie „information technology“. weil ich mir keinen notizen gemacht habe, sind mir von angela merkels rede nur zwei dinge im gedächnis geblieben: merkel meinte, man solle bei innovationen, IT- und netztechnologien nicht nur die risiken betrachten, sondern auch die chancen. daraus leitete sie unter anderem ab, dass man beim thema datenschutz sowohl gesetzliche möglichkeiten schaffen müsse, die eine weitgehende personalisierung von kommerziellen angeboten ermögliche, als auch die kontrollmöglichkeiten einzelner, was ihre privatsphäre angeht, stärken müsse. auch wenn das natürlich eine sowohl-als-auch-aussage ist, kann man da eigentlich nichts gegen sagen und dieses sowohl-als-auch spiegelt sehr gut meine persönliche meinung zum datenschutz. wie sich das konkret auswirkt, wenn das in gesetzesform gegossen wird, könnte natürlich noch spannend werden.
bei der netzneutralität wurde merkel konkreter. sie wiederholte die seit kurzem bekannte (und falsche) regierungshaltung, dass sowohl das „freie, offene und allgemein zugängliche internet“ geschützt werden müsse, wie auch möglichkeiten für „innovative spezialdienste“ geschaffen werden müssten. heise zitiert merkel wie folgt:
„Innovationsfreundliches Internet heißt, dass es eine bestimmte Sicherheit für Spezialdienste gibt“, sagte sie. „Die können sich nur entwickeln, wenn auch berechenbare Qualitätsstandards zur Verfügung stehen.“ Diese „Spezialdienste“ sollten bevorzugt durchs Netz geleitet werden.
mich erinnert diese haltung ein bisschen an orwells farm der tiere (oder den CIA filmanimal farm)
Alle Dienste sind gleich, aber manche sind gleicher.
die gut lobbyierte regierungs-, bzw. telekomunikationsanbieterhaltung zur netzneutralität ist so absurd und unlogisch, dass sie eigentlich nur von bürokraten oder profitorientierten massanzugsträgern stammen kann. versucht man sie zu verbildlichen, kommt man auf aussagen wie:
wir sind für einen freien, offenen markt, aber bestimmten waren wollen wir zölle auferlegen, um innovationen zu fördern.
oder nochmal anders gesagt: das was merkel und die vO₂dakoms europas sich unter netzneutralität vorstellen, ist nicht der forsche ausbau des autobahnnetzes, sondern investitionen in profitabel erscheinende privatautobahnen, auf denen man, während der autobahnausbau schleppend oder gar nicht vorangeht, fürs vorankommen blechen muss.
das ist ja im prinzip legitim, nur leider haben telekomkonzerne nicht den mut offen zu sagen, dass sie ihre netze nur ausbauen wollen, wenn ihnen die netzneutralität nicht in die quere kommt und ihre geschäftsmodelle gefährdet. stattdessen verschleiern sie ihr profitstreben mit nebelkerzengerede von „innovation“, „sicherheit“ und „zukunftsfähigkeit“.
apropos innovation. wenn man den präsidenten, CEOs, CTOs heute zuhörte, könnte man denken, wow, die telekommunikationsbranche sprudelt ja nur so vor innovation. GSM, 1G, 2G, 3G, 4G und demnächst sogar 5G, smartphones, handys und demnächst noch innovativere, unvorstellbar schnelle dienste — wie toll sind diese konzerne denn bitte? irre, was die in den letzten 30 jahren so geschaffen haben.
und dann fällt einem wieder ein, wie die telekom, vodafone und wie sie alle heissen, jahrelang innovationen gebremst haben, indem sie, zum beispiel, telefonherstellern absurde vorschriften gemacht haben und so telefonfunktionen konsequent kastriert haben, um proprietäre und teure angebote zu pushen, die keiner wollte. errinnert sich noch jemand an WAP? i-mode? vor 14 jahren wurden diese dienste von den telekomunternehmen als heisser scheiss gepusht riesengrosse innovationen gefeiert - und niemand wollte sie und kaum einer nutzte sie.
damals, wie heute bei der aufweichung der netzneutralität durch sogenannte „schnelle überholspuren“, ist die motiviation solcher „innovationen“ in erster linie kaufmännisch. man macht sich hoffnungen, damit ganz viel geld verdienen zu können.
wenn man vodafone, der telekom, telefónica und all den anderen anbietern von netzdiensten die „innovationen“ überlässt, kommen sachen raus wie zur jahrtausendwende vizzavi, sperrung von telefonfunktionen wie bluetooth und infrarot, damit man fotos vom telefon lediglich (teuer) per MMS verschicken kann oder (überteurte und oft abo-basierte) downloadportale für klingeltöne und bilder. wenn man an dieses prä-smartphone-zeit zurückdenkt, assoziert man mit den netzanbietern eher innovationshemmer, als -treiber. wobei das heute nicht anders ist, man denke nur an den routerzwang, willkürliche drosselungen und nicht vorhandenenes internet in grossstadt-ubahntunneln.
die beste visualisierung der innovationskompetenz der grossen netzanbieter ist die absenz eines einfachen und breit akzeptierten mobilen bezahlsystems in europa. obwohl da seit 20 jahren kräftig „innovation“ betrieben wird, ist im endkundenmarkt genau gar nichts angekommen.
das war so ungefähr, was mir bei der selbstbeweihräucherung von vodafone und der telekommunkationsbranche heute im gasometer durch den kopf ging. und ich bin mir sehr, sehr sicher, dass die aufweichung der netzneutralität, die vodafone, die telekom, telefónica (usw.) erfolgreich als innovationsgarantie lobbyiert haben, genau die gleichen folgen haben wird, wie damals™: innovation ersticken, endkunden nerven, gründer ohne kapital benachteiligen und für eine weile ein paar lausige pennys in die taschen der netzanbieteraktionäre spülen.
bis wieder jemand von aussen kommt und die kleinlichen, gemeinwohlfeindlichen geschäftsmodelle der netzanbieter in der pfeife rauchen wird — so wie es apple, google, whatsapp, facebook, aber vor allem das offene, freie internet erst kürzlich getan haben.
renée j. james rede über grosse datenmengen (big data) fand ich relativ beeindruckend, aber ihre folien waren wirklich sehr überambitioniert.
jörg dräger redet englisch wie christoph waltz. sein vortrag war aber trotzdem — oder gerade deshalb — super.
ulf ewaldsson hat das bester sprecher-training aller vortragenden genossen. er hielt sich nicht mit details oder kleinkram auf, sondern wanderte an den grossen innovationslinien der telekomunikationsindustrie entlang, intonierte seine worte wie tim cook und war dabei trotzdem noch überzeugend und glaubwürdig.
matthew kirk hatte neben der moderatorin mishal husain den angenehmsten britischen akzent und könnte ohne kostümwechsel eine rolle in jedem beliebigen remake von 70er-jahre fernsehserien mitmachen. und mishal husain könnte ohne kostümwechsel in the newsroom mitspielen.
kenneth cukiers anzug passte nicht besonders gut, aber sein vortrag war einer der wenigen, in dem es nicht um die eigenen leistungen ging.
auch wenn das was ich oben über innovation und netzneutralität schrieb etwas negativ klingt, ich fand die veranstaltung heute sehr erhellend und für so eine selbstvergewisserungsnabelschau auch sehr divers. es ist erstaunlich, was sich in den letzten 20 jahren in der kommunkationsbranche getan hat und noch erstaunlicher, was sich mit allgegenwärtigen, schnelleren, besseren netzen noch alles denken lässt. vor allem zeigt sich, dass hier, in der netzinfrastruktur, der entscheidende (und kritische) punkt für die zukunft liegt. wie diese zukunft aussieht, wurde heute im inspirirenden, wie im beunruhigenden sinne deutlich. es zeigt sich vor allem, was wir alle, die politik, unternehmen, die gesellschaft, viel zu lange nicht erkannt haben: dass die netzinfrastrukturen viel zu wichtig sind, um sie alleine der profitorientierten privatwirtschaft zu überlassen. danke vodafone, für die erinnerung. vielleicht fasst das ja auch jemand so für angela merkel zusammen. die sz hat es mal versucht.
[nachtrag 05.12.2014] heise meldet, dass die bundesregierung bereits ein konzept in der schublade hat:
Spezialdienste dürften nur „bei ausreichenden Netzkapazitäten erbracht werden“, heißt es demnach in einem Konzept des Bundeswirtschaftsministeriums, auf das sich das Bundeskabinett nun geeinigt habe. Es wolle demnächst einen Vorschlag in die europäischen Verhandlungen einbringen.
Insgesamt plane die Regierung, ein offenes, gleiches Internet für alle und eine garantiert reibungslose Abwicklung von Spezialdiensten wie Video on Demand oder Telemedizin gegen Aufpreis. Spezialdienste dürften nicht diskriminierend auf andere Dienste wirken und andere Internetangebote nicht ersetzen. So soll die Vielfalt im Netz erhalten werden. Die Regulierungsbehörden sollen sicherstellen, dass diese Vorgaben eingehalten werden.
für mich hört sich das nach einem ähnlich undurchsichtigem gewurschtel wie beim leistungsschutzrecht an. wie wird „ausreichend“ definiert? wann genau, diskriminieren „spezialdienste“, wann nicht? hier scheinen sich grosse interpretationsspielräume zu öffnen und in der folge dann rechtsunsicherheiten.
Was immer klarer wird: Diese Bundesregierung möchte mangelnde finanzielle Unterstützung für den Breitbandausbau mit weniger Netzneutralitätsregeln für die Telekommunikationsunternehmen kompensieren.
Mit dem vorgelegten Positionspapier werden Drosselkom-Tarife legalisiert, aber derzeitigen Verletzungen der Netzneutralität nicht wirksam einen Riegel vorgeschoben. Das liest sich erstmal wie eine Mogelpackung.
das risotto habe ich heute zum zweiten mal gemacht. es war schon beim ersten mal ganz lecker, aber mit anlauf, beim zweiten mal wird’s dann oft besser. die geschmacksmischung ist ziemlich wild, aber ziemlich angenehm. wird auch, wie alles frittierte, von 17 und 18 jährigen gegessen.
(der helle flausch auf dem essen ist übrigens kein schimmel oder parmesan, sondern fein geriebene zitronenschale.)
wilde geschmacksmischung, leckere frittere anteile, typisch ottolenghi und trotzdem bodenständig und relativ einfach zu kochen.
zutaten
30 g butter
2 EL olivenöl
2 zwiebeln, fein gehackt
2 knoblauchzehen
2 EL thymianblättchen
2 (bio) zitronen, von einer die schale fein abgerieben, von einer die schale in dünnen streifen abgeschnitten
300 g risottoreis (ich nehm immer milchreis)
500 g geputzter rosenkohl, davon 200 gramm in dünne scheiben geschnitten und den rest geviertelt
200 ml weisswein
900 ml gemüsebrühe (ich hab heisses wasser genommen)
400 ml sonnenblumenöl zum fritieren
40 g parmesan (oder mehr)
60 g dolcelatte (ich hab gotgonzola genommen) in 2 zentimeter-würfeln
10 g frischer estragon, gehackt (ich hab ne handvoll getrockneten aus dem glas genommen)
salz und pfeffer
zubereitung
die butter und das olivenöl hab ich 10 minuten lang mit den zwiebeln bei mittlerer hitze geschwitzt. danach sollen der knoblauch, die zitronenschalenstreifen und der tymian nochmal 2 minuten mitschwitzen. die zitronenschalenstreifen hab ich übrigens mit dem sparschäler von den zitronen abgeschnitten und danach in sehr dünne streifen geschnitten. ottolenghi lässt die, laut kochbuchbildern, in breiten streifen mitschwitzen.
danach habe ich den milchreis eine minute mitschwitzen lassen, mit dem wein abgelöscht und in den reis einziehen lassen. erst dann kamen die in scheiben geschnittenen rosenköhle dazu, nochmal ne minute bei hoher hitze mitschwitzen.
ein teelöfel salz und viel pfeffer dazu und dann das übliche risotto-gewese: alle 3 bis 4 minuten einen kräftigen schwung wasser, rühren, einziehen lassen, weiter. ich hab ungefähr 1200 milliliter gebraucht, bis der reis ok war.
während das risotto köchelt soll man die rosenkohlviertel frittieren. weil mich multitasking allgemein überfordert, heute aber speziell, weil ich die beifahrerin erstmal milchreis kaufen schicken musste, hab ich das frittieren vorher erledigt: in einer kleinen pfanne 2 zentimeter hoch sonnenblumenöl füllen, sehr heiss werden lassen und dann eine handvoll rosenkohlviertel vorsichtig ins fett geben und eine minute frittieren. das spritzt tierisch, auch wenn der rosenkohl trocken ist. letztes mal hatte ich das fett nicht heiss genug, aber wenn das fett heiss genug ist werden die rosenköhle in einer minute schön braun, ein bisschen knusprig und garen fast durch. wichtig ist: immer nur eine handvoll, also wenig rosenkohl, ins siedende fett geben. danach den rosenkohl auf küchenpapier einen teil der enormen menge aufgesogenen fetts abgeben lassen.
wenn das risotto und die rosenkohlviertel fertig sind, das feuer runterdrehen, also ausmachen, die beiden käse und den estragon unterrühren und danach die häfte des fritierten rosenkohls unterheben.
ottolenghi empfiehlt die restlichen rosenkohlviertel, den zitronensaft und die abgeriebene zitronenschale zur deko zu verwenden, es schadet aber meiner meinung nach nichts das alles schon im topf zusammenzurühren.
Zimmermädchen: Oh, sie haben ihr Bett schon gemacht? Ich: Ich schlafe nicht im Bett, ich hänge nachts von der Decke (Sie wirkt irritiert)
Ich glaube, mich kotzt gerade dieses allgemeine Dauerbashing in vielen Blogs an. Alles und jeder scheint blöd zu sein, aber nur wenige können auch ausdrücken, warum genau (oder gar Alternativen andenken). Alle sind schlauer als der Rest, aber nur wenige zeigen’s auch. Und alle haben unheimlich viel Ironie, aber die meisten nutzen sie nur als offene Hintertür.
[E]s [geht] in den Schlauberger-Kolumnen und vielen Kommentaren mal wieder darum, auf möglichst “clevere” Art zu formulieren, wer und was alles Scheiße ist. Ein kleiner Tipp: Es ist nicht etwa Ebola, sondern natürlich der Song, die Macherinnen und Macher. Also die so gehassten “Gutmenschen”, die natürlich alles falsch machen.
Willkommen im Wohlstand des 21. Jahrhunderts, in dem die Wortbestandteile “Gut” und “Mensch” offiziell zur Beleidigung geworden sind. Und in dem man am wenigsten Risiko eingeht, wenn man besonders gut im “Allesscheißefinden”, “Bloßfürnichtseinstehen” und “Auchkeinelösunghaben” ist. Wir sind so irre ironisch. Nur leider nicht witzig
alle jahre wieder, wenn bob geldof und bono irgendwas machen, finden leute das scheisse und das findet johnny haeusler dann scheisse (ausser manchmal). jetzt hat johnny haeusler die weit verbreitete und publizierte ablehnung der jüngsten band-aid-wiedervorlage zum anlass genommen, brutalstmöglich zu differenzieren: „Band Aid 30: Alles scheiße?“
ich finde bob geldof leider, völlig unironisch, total scheisse doof. aus sehr vielen verschiedenen gründen, die ich in den letzten jahren auch ein paar mal hier im detail besprochen, beschrieben oder verlinkt habe (1, 2, 3, 4, 5, 6, 7). bono übrigens auch, der (genau wie zum beispiel apple, amazon, aol oder die huffington post) elaborierte steuersparmodelle nutzt, aber sich darüber beklagt, dass die länder der welt nicht genug hülfen. die huffington post und campino finde ich auch doof, ebenfalls völlig unironisch. meine ablehnung basiert vor allem darauf, dass ich lese was die huffington post veröffentlicht oder was campino (oder bono oder geldof) so in interviews oder artikeln sagen.
ich finde meine ablehnung von solcherlei trallalla (wie band aid, live8, der huffington post), oder mein dooffinden von leuten wie bono, geldof oder campino völlig legitim.
johnny haeusler finde ich nicht scheisse, im gegenteil. ich finde es super, wenn er sich aufregt, weil dann manchmal auch sehr, sehr tolle texte aus ihm rauskommen. dieser text ist zwar meiner meinung nach nicht so toll, auch wenn er mit vielem was er sagt natürlich recht hat — aber eben nicht in allen punkten.
ich finde nämlich sehr wohl, dass man sowohl ebola scheisse finden kann, als auch die art und weise — und vor allem die haltung und motivation — mit der geldof und seine mitstreiter ihre hilfsaktion aufziehen. und ich finde auch nicht, dass irgendwer, der sich entscheidet etwas für einen guten zweck zu tun (oder für irgendwas geld zu sammeln), vor kritik behütet werden sollte. im gegenteil. aktionismus, irgendetwas tun ist zwar grundsätzlich löblich, aber nicht zwangsläufig richtig oder hilfreich oder unumstritten. wenn das so wäre, müssten wir alle das leistungsschutzrecht total knorke finden, denn dessen initiatoren haben uns glaubhaft versichert, dass es unsere demokratie und presselandschaft stärken würde. wie kann man dann gegen so etwas gutes sein, das sich lediglich gegen böse firmen und menschen richtet?
apropos politik. ich glaube (ganz unironisch), dass die meisten politiker es auch nur gut meinen. zweifellos reissen sich sehr viele politiker ihre ärsche für ihre überzeugungen auf.
soll man politiker deshalb auch nur kritisieren, sich nur über ihre vermeintlich bescheuerten ideen lustig machen, wenn man bessere ideen hat, wenn man lösungen parat hat oder sich konstruktiv an debatten beteiligt hat? soll man die motive von politikern aus der diskussion ausschliessen, weil sie es doch offensichtlich (und nach eigenem bekunden) nur gut meinen?
was bono, geldof oder campino hier veranstalten ist ja keine reine spendenaktion, sondern eine politische unternehmung: sie kritisieren ihrerseits „die politik“ die nicht genug täte, die angeblich tatenlos sei und der man jetzt („leider“) zeigen müsse wie „es“ richtig gehe (zitate von bob geldof aus dem gedächnis). wer mit ernster miene so dick aufträgt, sollte sich natürlich nicht über kübelladungen von spott wundern — so wie sich dick auftragende deutsche politiker übrigens auch nicht über kübelladungen spott auf spreeblick.com wundern.
johnny haeusler sagt kurz vor seinem, leider sehr sarkastischen, schlusssatz:
Es ist so leicht, Aktionen wie Band Aid scheiße zu finden, so leicht, dumme Sprüche darüber zu machen, sich den einen oder anderen Lacher abzuholen. Viel schwerer ist es, sich einfach mal für eine Sache einzusetzen im vollen Bewusstsein, dass sie uncool wirken kann und vielleicht sogar nicht zu 100% hieb- und stichfest ist.
auch wenn er sich hier ein bisschen wie der sprecher der jungen union bei der rechtfertigung seiner mitgliedschaft anhört, hat johnny haeusler natürlich recht. sich für etwas einsetzen, von dem man überzeugt ist, ist eine tugend, die durchaus öfter geübt werden könnte. aber schwer und leicht sind erstens nicht unbedingt indikatoren für richtig und falsch, genauso wie das richtige ziel noch lange nicht den richtigen weg garantiert.
ich würde sehr gerne meine skepsis gegenüber organisationen oder menschen behalten, die das öffnen von geldbeuteln mit übermässigem pathos und emotionalisierung einfordern. ich werde ganz besonders skeptisch wenn die organisatoren anfangen die ablehnung ihrer aktion, mit ablehnung der sache für die sie sich einsetzen gleichzusetzen. so ein vorgehen mag zwar effektiv sein, aber ich halte es für genauso falsch, wie das rekrutieren von mitgliedern oder spendern in der fussgängerzone.
the good wife hat in der letzten folge eine andeutung wie die geschichte in der nächsten staffel weitergehen könnte gemacht, die ich spannend finde. möglicherweise hat es nicht jeder gemerkt (die serienjunkies habens jedenfalls nicht gemerkt), aber eine kleine bemerkung alicias gegenüber peter hat spannende neue erzähloptionen aufgezeigt. nachdem alicia peter wegen eines gut dokumentierten techtelmechtels mit seiner justiziarin zur rede stellt, sagt sie sinngemäss, dass er künftig versuchen sollte seine hormone in den griff zu bekommen und nicht alles, was bei fünf nicht auf den bäumen ist, zu ficken — nicht ihr zu liebe oder aus anstand, sondern aus politischem instinkt. wenn er wiedergewählt werden wolle, solle er:
Zip your pants, shut your mouth, and stop banging the help.
mir schoss bei dieser szene in den kopf, dass, egal wie das rennen um den posten der generalstaatsanwältin ausgeht, das drehbuch in der nächsten staffel den kreis schliessen könnte und alicia ins rennen um das amt des gouverneurs schicken könnte.
What I'd love to see is the election come down to the wire and Prady's group releases a devastating ad about Peter's affairs and hints about Alicia & Quinn. Her advisers put together a brilliant attack plan to refute everything to take down Prady but Alicia realizes Peter didn't listen this week. She goes along until the press conference like in the first episode only this time she isn't the good wife. She takes Peter down on national TV and the backlash kills her campaign
The publicity is so great that Alicia's recognition is greater than ever albeit for the wrong reasons. The democratic party decides it doesn't want Peter to run for reelection next year but he does it anyway. Which causes them to turn to Alicia to take him down.
I know it's totally implausible but I really want a Florick vs Florick campaign. It would be an amazing way to cap the series.
manche leute kaufen sich ja autos wegen des satten schliessgeräuschs der türen. wenn man online ne spülmaschine kauft, kann man das natürlich nicht vorher wissen, aber diese maschine hat ein beeindruckend sattes ins-schloss-fallen-geräusch. da die tür, dank der aufgeschraubten deko-tür, sehr schwer ist und die feder entsprechend stark, schliesst die tür auch immer selbst, ausser man lehnt sie ganz vorsichtig ans schloss. als die beifahrerin mich kürzlich dabei erwischte, wie ich die dichtungen sanft mit einem feuchten lappen abwischte, brachte sie es auf den punkt: „du liebst die neue spülmaschine sehr, oder?“
ich nerve seit geraumer zeit (oder zwei wochen) meine facebooktimeline mit fotos von essen das ich nach diesen zwei kochbüchern von yotam ottolenghi gekocht habe. die beiden bücher hab ich mir kürzlich gekauft und ich kann sie wirklich jedem ans herz legen (bücherlinks sind amazon-werbelinks):
weil der kuchen so extrem lecker war, schreib ich mal auf wie ich ihn gemacht habe.
50 gramm weizenmehl
1 teelöffel Backpulver (ich hab mehr genommen)
½ teelöffel salz
200 gramm butter
200 gramm zucker
3 eier
2 teelöffel orangenblütenwasser
240 gramm gemahlene mandeln
120 gramm instantpolenta
4 esslöffel orangenmarmelade
für den karamellüberzug
90 gramm zucker
20 gramm butter
2-3 bio-orangen
karamellisieren geht bei mir zu 50 prozent schief. auch diesmal. erst beim zweiten mal hat es bei mir geklappt. deshalb beschreibe ich es mal schritt für schritt: ich habe 2-3 esslöffel wasser zusammen mit den 90 gramm zucker in eine heisse pfanne gekippt und so lange gerührt, bis das wasser verdampft war. auch danach habe ich weitergerührt. man soll die zuckermasse dann vom herd nehmen, wenn sie „eine schöne goldene farbe“ angenommen habe. bei mir ist der schritt von ganz leicht golden zu pechschwarz immer sehr kurz. deshalb habe ich die zuckermasse, glaube ich, kurz bevor sie schön golden war vom herd genommen und die butter (sehr schnell) untergerührt.
sobald die butter gut verrührt ist, sofort die zuckermasse in die backform giessen. dort wird sie sehr schnell zähflüssig und dann steinhart. das ist, soweit ich das verstanden habe, auch so gedacht.
meine kuchenform (ø 20 cm) ist aus silikon und hat sich beim gleichmässigen verteilen auf dem boden etwas angestellt. am ende habe ich aber gewonnen. bei normalen rundformen sollte man unbedingt den boden mit backpapier auslegen, bevor die karamellmasse draufkommt.
danach habe ich die abgewaschenen (bio) orangen mit meinem heute neu gekauften microplane reibe (werbelink) von ihrer haut befreit. die abgeraspelte orangenhaut kann dann beiseite gestellt werden und vor sich hin duften. danach habe ich die orangen grosszügig mit einem scharfen messer geschält, so dass fast nichts weisses mehr dranbleibt, die orangen aber weiter rund sind. jede orange in ungefähr 6 scheiben schneiden und auf dem ausgehärteten karamell verteilen, so dass der boden der backform komplett mit orangenscheiben bedeckt ist.
in anderen rezepten steht hier immer: butter und zucker „schaumig“ rühren. das ist mir noch nie gelungen. wenn ich butter und zucker verrühre, entsteht immer eine buttercreme. niemals schaum
jetzt zum teig. die 200 gramm butter und 200 gramm zucker (uff) hab ich in der langsamlaufenden küchenmaschine zusammengerührt. jetzt sollte die maschine bei niedriger geschwindigkeit weiterlaufen und nach und nach werden die drei eier hinzugefügt, die abgeriebene orangenschale, das orangenblütenwasser (hatte ich nicht und habs folglich weggelassen), die 240 granmm mandeln, die polenta und das mehl, das backpulver und etwas salz. das ergab einen grobkörnigen und schön klebrigen teig.
der sollte jetzt so in die kuchenform gebracht werden, dass die orangenscheiben nicht verrutschen. ich habe mir eingebildet, dass es dem kuchen, bzw. der polenta beim quellen hülfe jetzt noch ne weile durchzuziehen, aber vermutlich kann er gleich in den ofen (170°). da hat die polenta dann zeit ne stunde zu quellen.
nach genau einer stunde hab ich den kuchen mit einem essstäbchen angestochen und er schien perfekt zu sein. nach 5 minuten auskühlen hab ich ihn auf einen teller gestürzt und solange er noch warm war mit orangenmarmelade bestrichen. (ottolenghi meint man solle die marmelade mit etwas wasser in einem topf aufkochen, durch ein sieb passieren und dann auf den kuchen streichen. ich finde das kann man sich sparen.)
tatsächlich ist der kuchen nicht nur sehr geschmackvoll, sondern hat durch die polenta auch ne ziemlich interessante konsistenz zwischen (im sandkuchen-sinn) sandig, saftig und bissig. die monothematische würzung (orangenschale im teig, orangenscheiben oben und bitterere orangenmarmelade ganz oben) ist auch sehr entspannend.
nochmal die werbelinks:
„Das Kochbuch“ („mediterran, orientalisch, raffiniert“), rezept auf seite 205
zapp behauptet hier (ab minute 1:07), john olivers last week tonight sei eine „satiresendung“, bzw. dass man, wenn man sein publikum nicht täuschen wolle, darauf hinweisen müsse, dass last week tonight eine „satiresendung“ sei. dabei gilt gerade diese sendung als glänzendes beispiel für eine neue art von journalismus, der zwar witzig und unterhaltsam präsentiert wird, aber an dessen journalistischer qualität und recherchetiefe es nichts auszusetzen gibt.
[…] Last Week Tonight with John Oliver is clearly, at least in part, a journalistic enterprise. Oliver and his staff should own up to it. Even if they don’t want to, they’ve earned praise from one of the country’s most visible media reporters.
marina weisband findet in john olivers sendung journalismus, den sie sich „in Zukunft wünsche. Investigativ & ernst in Themen, unterhaltsam dargebracht.“
auch sebastian dalkowski glaubt, dass john oliver seine behauptung, er mache unterhaltung und keinen journalimus, nicht mehr lange aufrecht halten könne und nennt john oliver einen „investigativen Komödianten“.
john olivers sendung in eine schublade mit dem postillion zu stecken, wie zapp das in dem ausschnitt tut ist, hat mindestens die qualität dessen, was zapprtdeutsch vorwirft: es täuscht. zapp macht es sich hier ein bisschen zu leicht.
Vermutlich eher in Erinnerung bleiben wird aber leider eine Begegnung zwischen einem Kamerateam von „Zapp“, das sich nicht damit abfinden wollte, kein Interview von „RT deutsch“ zu bekommen, und „RT deutsch“-Mitarbeitern vor dem Firmensitz am Potsdamer Platz in Berlin. Die „RT deutsch“-Leute boten plötzlich ein Interview an, wenn auch der „Zapp“-Mitarbeiter ein Interview geben würde, und filmten zurück, wobei keiner der Beteiligten gut aussah, besonders unglücklich aber der „Zapp“-Mann. Das Zusammentreffen ist nun in zwei Versionen dokumentiert: der von „RT deutsch“ und der von „Zapp“.
ben weist auf dirk hesses (und andreas döllings) manifest 15 hin. vor allem fiel mir dadurch auf, dass aus unerfindlichen gründen dirk hesse mit seinem ligne claire nicht mehr in meinem feedreader ist. das habe ich gleich behoben. ligne claire gehört in jeden feedreader.
das manifest der beiden finde ich auch gut. ich würde es aber gerne trotzdem anpassen und ergänzen.
1
Lass dir von niemandem erzählen, welche allerneuesten Werkzeuge du für deine Arbeit unbedingt brauchst.
sei offen für neues, aber nutze die werkzeuge die du beherrschst und liebst.
2
Die statische HTML-Website ist nicht tot. Behalte sie für kleine Projekte im Repertoire. Sie ist sicher, sie ist flexibel, und sie braucht keine Updates. – Viele Kunden werden es dir später danken, wenn sie sich für eine Textänderung nicht vor das CMS hocken müssen, sondern einfach dir Bescheid geben.
baue bevorzugt websites die autark auf ihrem server leben können. das kann auch eine statische HTML-website sein. vermeide nach kräften websites die du lediglich auf deinem rechner erzeugen kannst, sei es per app oder scriptsammlung. das geht immer schief.
3
Lass dich niemals auf Web-Projekte ein, die von Print-Designern konzipiert wurden. Niemals – egal, wie nötig du das Geld brauchst!
arbeite bevorzugt mit leuten, die wissen was sie tun — oder die bereit sind zu lernen oder umzudenken.
4
Dilettiere deinerseits nicht als Print-Designer. Print-Design ist ein eigenes, großes Fach. – Wenn es dich interessiert, lerne es.
fürchte deinen dilettantismus nicht, aber kenne deine grenzen. lass dich nur für arbeiten bezahlen, die du auch wirklich gut kannst (siehe 12). delegiere alles andere an leute, die wissen was sie tun (siehe 3).
5
Das Web ist für den Menschen da, nicht für Suchroboter.
vergiss suchmaschinenoptimierung. baue sehr gute webseiten.
6
Das Web ist Sprache. Lies noch einmal, was du geschrieben hast. Und noch einmal.
Hab den Mut und Anstand, deine Kunden von Dummheiten abzuhalten. Auch wenn du durch diese Dummheiten mehr Geld verdienen könntest.
sei immer ehrlich. konzentriere dich auf qualität, nicht das honorar. sei anwalt deines kunden.
8
Hässliches und Nichtssagendes wird auch mit 1873 dpi nicht schön.
siehe 7.
9
Niemand stirbt an einer nicht-validen Website. Auch nicht, wenn jemand „Alt-Tag“ sagt.
achte auf qualität, aber bleibe immer pragmatisch.
10
Du sollst nicht lachen, wenn Leute, die mit Design nichts am Hut haben, Comic Sans benutzen.
suche fehler stets zuerst bei dir, nicht bei anderen.
11
Vertraue nicht auf das, was irgendwelche Geeks sagen, sondern auf deine Lebenserfahrung. Dies gilt umso mehr, je mehr Lebenserfahrung du hast.
gestaltung ist mehr als design. versuche nicht nur mit den augen, sondern mit den händen zu sehen.
12
Verkaufe dich nicht unter Wert.
wenn du etwas sehr gut kannst, lass es dir sehr gut bezahlen.
13
Erweitere deinen Horizont.
höre nie auf zu lernen. aber folge nicht nur deinen leidenschaften.
14
Und immer noch und immer wieder: mach es einfach, und mach es elegant.
Deutsche und internationale Konzerne vermeiden mit Unterstützung der Luxemburger Regierung Steuerzahlungen in Milliardenhöhe. Das zeigt die Auswertung von 28 000 Seiten geheimer Papiere.
warum die huffington post eher zurückhaltend über die steuersparmodelle von konzernen berichtet (kein „geht’s noch?“ in der überschrift!) wird schnell klar, wenn man einen blick ins impressum der huffington post wirft:
Huffington Post International:
AOL EUROPE HOLDINGS (2) MEDIA & CIE S.E.N.C., trading as The Huffington Post International, Société en Nom Collectif
Address: 67 Boulevard Grande-Duchesse Charlotte, L-1331 Grand Duchy of Luxembourg
Commercial Register and Registry Number: Registre de Commerce et des Sociétés Luxembourg B 164993
VAT number: LU 25878259
Representative: Hugo Froment (Tel.: +352 26 44 14 99, E-Mail: Luxdistro@teamaol.com)
und warum sitzt die huffington post international in luxemburg, in einem kleinen wohnhaus mit vielen briefkästen vor dem eingang? wahrscheinlich aus dem gleichen grund, wie die konzerne aus der überschrift: um steuern zu „ertricksen“. reuters schrieb dazu vor einem jahr:
AOL told investors in its 2009 annual report that it was experiencing weakness in its European display advertising business.
In 2010, it transferred ownership of several European advertising subsidiaries from a British to a Luxembourg-based company.
Months later, that company, AOL Europe Sarl, wrote down the value of the advertising units as part of a 27-million-euro impairment. It then offset this against royalty income totaling 6 million euros, which could otherwise have incurred tax of almost 2 million euros.
Had AOL left the units with the British holding company and taken the losses there, it would not have received any tax benefit.
Piquard declined to comment on individual companies' tax affairs. AOL also declined to comment.
wenn ichs richtig verstanden habe: in luxemburg kann man wie in der schweiz verluste mit gewinnen gegenrechnen, ohne vorher die gewinne zu versteuern. praktisch.
das wäre doch mal ne recherche-aufgabe für die deutsche huffington post um den frühstücksdirektor herausgeber cherno jobatey. von der eigenen konzernleitung eine stellungnahme erbitten und endlich mal was überraschendes produzieren.
eigentlich wollte ich was ganz anderes schreiben. nachdem mir gestern abend ein irrtum unterlaufen ist und ich den namen in der autorenzeile eines huffington-post-artikels für den namen des autors gehalten habe, hat mir der chefredakteur der huffington post heute früh auf meine frage, warum es bei der huffingtonpost keine konsequent nachvollziehbaren autorennamen gibt, erklärt, dass ich zu doof bin:
@diplix Wenn wir schreiben "Gefunden bei: krautreporter.de" ist die Sache klar. @SimonHurtz
neben einem ausgesprochenen unwillen bei der huffington post dinge richtig zu machen, ist vor allem konsequente inkonsequenz bei der huffington post zu beobachten:
ich finde ja gerade bei einem medium, das von angeblich „tausenden“ autoren gefüllt wird, genau den hinweis auf die autorenschaft — und sei es nur ein link-hinweis — enorm wichtig. andererseits passt die haltung des chefredakteurs schon: ist wirklich egal was die huffington post macht. es führt eh zu nichts, ausser steuerersparnissen für die mutter.
vermutlich ist der artikel nicht von krautreporter.de bei der huffington post eingestellt worden, sondern eben von der huffington post mit einer missverstaändlichen autorenangabe versehen. in einem <div class="author wire"> steht im quelltext zwar krautreporter.de, aber möglicherweise ist das mit der logik einfach nicht die stärke bei der huffington-post. womit sich, wenn das so ist, der folgende artikel auch erledigt hat.
und da sebastian esser von den krautreportern sagt, dass die huffpo den artikel selbst verfasst hat, würde ich sagen, ich kann den artikel unten durchstreichen und mich ganz kurz fassen: die huffington post in deutschland finde ich total doof.
@diplix @krautreporter Den Artikel (und die gute Zeit) hättest du dir tatsächlich sparen können. War alleine Entscheidung der HuffPo.
Warum glauben wir, dass es Krautreporter braucht? Weil vielen Medien Klicks wichtiger sind als Geschichten.
[…]
Anders als bei werbefinanzierten Seiten ist es für Krautreporter nicht so wichtig, welcher Beitrag wie viele Klicks erhält. Stattdessen sind andere Informationen sehr aufschlussreich.
die „geschichten“ scheinen den krautreportern durchaus wichtig zu sein. ich habe dort schon viele schöne geschichten gelesen. aber klicks, auch von totalen drecksblättern besinnungslos brüllenden klickschleudern, scheinen den krautreportern nicht ungelegen zu kommen. im gegenteil, ein „krautreporter.de“-konto bei der huffington post wirbt dort offenbar in eigener sache um klicks:
ich versteh das ehrlichgesagt nicht, warum sich die krautreporter nicht auf die kraft und qualität ihrer geschichten verlassen wollen, sie von lesern weiterempfehlen lassen, oder von kollegen, die sie für relevant genug halten, sie zu empfehlen. stattdessen verfassen die krautreporter gastbeiträge bei der huffington post, um leser zu locken und klicks zu generieren?
oder geht’s den krautreportern, werbung hin oder her, vielleicht doch in erster linie um klicks, um wachstum, um konversion von klickern zu mitgliedern? wenn ja, wäre das schon eine erstaunliche konzeptionelle wende.
vor zwei monaten hatte die mini-webserie von christian ulmen, dem br und puls produzierte webserie mann / frau sendestart. mittlerweile sind alle folgen veröffentlicht, hier gibt es eine playlist mit allen 20 folgen (und ein paar extras). hier ist die facebook-seite zur serie.
ich habe mir, wie versprochen alle folgen angesehen (dafür, bzw. für jenen und diesen artikel habe ich geld bekommen), kann mich aber nach wie vor nicht für die produktion erwärmen.
das eigenartige ist: viele kritiken attestieren der serie „tempo“, aber mir fehlte tempo. mir kamen die folgen beim anschauen teilweise unfassbar lahm vor. mich hat es erstaunt, wie zäh sich 3 minuten-happen anfühlen können, vor allem wenn man sie hintereinander schaut. insgesamt summieren sich die 20 folgen ja auch zu mehr als einer stunde youtube auf.
die folge bricht aus dem üblichen mann / frau-schema aus und lässt den mann in alltagssituationen ungeschreibene gesetze formulieren. hier trauen sich die autoren so etwas wie stellung zu beziehen, also dem publikum sowas wie eine gespielte kolumne vorzusetzen. die ersten 17 sekunden sind super: zack, zack, kurze einleitung, der mann sagt: „es gibt ungeschriebene gesetze, die jeder kennen sollte.“ schnitt, zwei frauen begrüssen sich, eine sagt zur anderen: „du siehst aber müde aus!“. schnitt, aus dem off taucht der mann in die metaebene und ins bild ein und belehrt uns: „jemanden mit dem satz ‚du siehst aber müde aus‘ zu begrüssen, das ist echt unhöflich!“ die eine frau schnippt den mann in der metaebene an: „halt du dich mal daraus, ey!“
bis dahin: perfekt. tempo, witz, absurde situation. dann vermasselt es der mann, bzw. die autoren die ihm die worte in mund legen, indem er einfach weiterspricht: „das fühlt sich doch schlecht an, oder?“ die andere frau in dick aufgetragenem schauspielschulendeutsch: „stimmt, sie haben völlig recht. ich fühl’ mich viel schlechter als vorher.“
sieben sekunden, die den positiven eindruck der ersten 17 sekunden zerstören und anderweitig sinnvoll genutzt werden könnten. eigentlich schade, aber genau an dieser stelle wird sichtbar was der serie (neben witz) fehlt: ein gefühl für timing.
das ist auch das traurige an der serie. viele gute ansätze, nicht so gute ausführung und umsetzung. unter dem clip mit den ungeschriebenen gesetzen hat ein zuschauer (wirklich nur einer) kommentiert:
Hey, erst einmal großen Respekt für diese Serie, ich warte inzwischen schon immer gespannt auf die nächsten Folgen.
na immerhin. ich bin kein massstab. es gibt leute denen das gefällt.
Aber diese Folge fällt mir irgendwie vom Handlungsstrang und der "Erzählart" aus der Reihe...ich finde die ungeschriebenen Gesetze gut und auch witzig umgesetzt, aber nichts steht in Beziehung zu den anderen Folgen, FRAU kommt nicht vor, auch nicht der Barkeeper, ihr könntet mit dem Video genauso gut einen x-beliebigen Vlog für YouTube produziert haben/darstellen wollen.
schon klar. hervorragend beobachtet. trotzdem weiter …
Ich will das Video nicht schlecht reden, es steckt sicher eine Menge Arbeit dahinter und mir gefällt es ja auch, nur eben ein bisschen weniger gut als der Rest ;) Ich freue mich schon auf den Rest der Serie :D
das ist der punkt. wenn in irgendetwas viel arbeit steckt, muss es deshalb nicht gut sein oder vor kritik gefeit sein. das ist wie beim alexa am alexanderplatz. scheussliches gebäude, aber sicherlich mit der guten absicht gebaut, sehr viele geschäftsleute glücklich und zufrieden zu machen und viele unnötige sachen zu verkaufen. da haben hunderte menschen sehr, sehr viel arbeit reingesteckt, in planung, umsetzung und in den betrieb erst recht. der laden ist sogar ganz erfolgreich, aber trotzdem schrecklich scheusslich.
egal wie doof ich das alexa finde, es gehen immer noch sehr viele menschen hin. sogar ich — gelegentlich. und das ist auch gut so, genauso wie offenbar recht viele menschen sich mann / frau angesehen haben und zum allergrössten teil positiv bewertet haben. also guckt’s euch an und bildet euch eure eigene meinung wenn ihr ne stunde zeit habt: zur playlist hierlang.
eine sehr kurze kurzgeschichte von jürg schubiger, die mich vor vielen jahren mal sehr begeisterte. die geschichte erinnert mich daran, dass ich mal ein grosses faible für das selbstverständlich absurde hatte. irgendwie ist das im laufe der jahre verlorenen gegangen. gut, etwas ist von meinem alten faible vielleicht noch übrig: ich mache nach wie vor sehr gerne witze ohne pointe. aber vielleicht hätte ich mich in den letzten 15 jahren doch ab und an mal ins theater quälen sollen? oder mich mehr für literatur interessieren sollen? vielleicht hätte ich in den letzten 15 jahren ab und zu mal mit meinem freund hannes reden sollen, in dessen bibliothek ich diesen text damals fand?
getarnte soldaten
ein hauptmann stand mit seinen soldaten im wald. er sprach: „heute tarnen wir uns. es ist jetzt drei uhr. ich gebe euch zeit bis viertel nach drei.“ die soldaten liefen davon. einer steckte sich federn an und setzte sich ins laub eines baumes. andere kleideten sich in felle von füchsen und rehen und gingen wie diese tiere zwischen den stämmen herum. es gab auch solche, die sich bloss in löchern versteckten. der hauptmann ging durch den wald, als es viertel nach drei war. im gebüsch erblickte er den nackten fuss eines soldaten. doch er achtete nicht darauf, denn der fuss sah aus wie ein schweinsfuss. drei soldaten waren mit laub zugedeckt und zeigten nur ihre bäuche, die aber wie käse aussahen. als die übung vorbei war, rief der hauptmann alle soldaten zu sich. aber keiner hörte die stimme. auch am folgenden tag rief der hauptmann: „kommt alle mal her!“ doch umsonst. nie wurde einer wiedergefunden.
— jürg schubiger, 111 einseitige geschichten von franz hohler (luchterhand literaturverlag, 1981)
nachdem ich den text gestern achtmal gelesen habe, hatte ich lust bekommen ein paar bücher von jürg schubiger zu kaufen. obwohl die wikipedia von einem „umfangreichen literarischen Werk“ spricht, findet sich bei amazon so gut wie nichts von schubiger. ausgewählte werke werden für über 60 euro verwuchert. schubiger texte gibt’s so gut wie nicht online, bei den perlentauchern gibt’s ein paar faktoide über schubiger (auch wennman dort noch nichts von schubigers tod im september mitbekommen hat). aber mich beschleicht das gefühl: irgendwas ist kaputt mit der literatur, wenn man schubigers texte nur zwischen pappdeckeln finden kann.
wir haben uns zwei neue ottolenghi-kochbücher gekauft, weil fast alles was ich nach ottolenghi koche bis jetzt toll geschmeckt hat. diesmal auch eins [amazon-werbelink] mit fleischrezepten. heute wollte ich die lammkebabs (oder meinetwegen auch frikadellen) nachkochen. bei bolu gab’s nur halb und halb hack (rind und lamm) und der beim metzger gabs heute gar kein lamm — und wenn’s welches gibt, müsste ich gehackt gleich ein kilo kaufen. also rinderhack gekauft. ist auch lecker.
am meisten spass hat es gemacht den frikadellenteig herzustellen, neben gerösteten pinienkernen, weissbrot, feta und nem ei sind da überdosiert wirkende gewürzmengen drin: 1 teelöffel zimt, 1½ teelöffel gemahlender piment und je ein halber teelöffel pfeffer und salz.
die zutaten für den teig laut rezept:
2 EL pinienkerne
50 g in wasser eingeweichtes weissbrot ohne kruste
die pinienkerne müssen natürlich erst geröstet werden, in einer pfanne ohne fett. später kommen sie dann mit all den anderen zutaten oben in den teig. wenn der teig gut verknetet ist, soll man laut ottolenghi zwölf 10 x 5 cm grosse „röllchen“ formen. ich hab mich verzählt und einfach 8 würste gemacht, die ich dann in relativ viel sonnenblumenöl von jeder seite zwei minuten fritiert habe.
die zuccinimantel-geschichte sind einfach zwei in dünne scheiben geschnittene und weichgebratene zuccinis. weil ich noch fett vom fleischfrittieren übrig hatte, hab ich die zuccini auch gleich mitfrittiert. danach sollen die zuccinischeiben um die fleischwürste gewickelt werden und die frikadellen nochmal 10 minuten im ofen nachgaren. hab ich alles so gemacht, das kann aber meiner meinung nach gut vereinfacht werden, indem man die frikadellen ein bisschen nachschmoren lässt oder wie üblich in einer pfanne mit wenig fett gart.
die sauce besteht aus einer dose (400g) aldi-pizzatomaten mit öl, salz, chilliflocken und knoblauch, die sich 20 minuten auf kleiner hitze um die hälfte reduziert. langweilig, passt aber.
das fleisch war sehr, sehr super. es hatte eine undefinierbare, aber angenehme schärfe, ich vermute vor allem vom zimt. trotzdem schmeckte der zimt nicht unangenehm raus, aber das essen machte schon ein bisschen lust auf weihnachten.