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vom potsdamer platz zum teufelsberg

felix schwenzel in artikel

weil die bei­fah­re­rin in der bo­ti­cel­li-aus­stel­lung ver­ab­re­det war und es ei­lig hat­te, hab ich sie heu­te zur ge­mäl­de­ga­le­rie ge­fah­ren, den miet­wa­gen dort ab­ge­stellt und mich zu fuss auf den weg zum teu­fels­berg ge­macht. auf dem teu­fels­berg ist die­se ehe­ma­li­ge ab­hör­sta­ti­on mit den ku­geln, die man aus film und fern­se­hen und netz­po­li­ti­schen in­ter­views kennt. aus­ser­dem ist der teu­fels­berg qua­si ex-ber­lin. laut wi­ki­pe­dia lie­gen un­ter der ex-ab­hör­sta­ti­on „26 Mil­lio­nen Ku­bik­me­ter Trüm­mer­schutt“. das ent­spre­che „grob ei­nem Drit­tel der Trüm­mer zer­bomb­ter Ber­li­ner Häu­ser“. tat­säch­lich sah ich bei mei­nem auf­stieg auf den teu­fels­berg im­mer wie­der schutt und bau­ma­te­ri­al zwi­schen den pflan­zen lie­gen.

zu­erst kam ich auf mei­nem weg an dem ge­bäu­de vor­bei, in dem holtz­brinck vor sie­ben jah­ren mit ei­nem nach­rich­ten­por­tal für jun­ge men­schen (zoo­mer.de) ge­schei­tert ist. ge­nau, aus­ge­wach­se­ne jour­na­lis­ten, die ihre le­ser du­zen und ih­nen bun­te tex­te vor­wer­fen, in der hoff­nung, dass sie von der ziel­grup­pe ge­teilt wer­den, gibt’s nicht erst seit ze.tt oder ben­to.de. zoo­mer ist le­dig­lich sie­ben jah­re frü­her ge­schei­tert als ze.tt und ben­to.

da­mals er­klär­te man mir bei zom­mer.de, dass das ge­du­ze so sein müs­se:

das rumgeduze will die zielgruppe übrigens so haben, liess ich mir erklären. 21 bis 35 jährige sind so. sie wollen auf nachrichtenportalen geduzt werden. marktforschung, doo!

der witz ist, dass ben­to.de und ze.tt den glei­chen quark wie zom­mer.de da­mals ma­chen: in ar­ti­keln und über­schrif­ten wild du­zen, aber im im­pres­sum und der da­ten­schutz­er­klä­rung — why so se­rious? — wird plötz­lich steif ge­siezt.

ben­to:

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ze.tt:

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ein paar häu­ser wei­ter gabs das glei­che fas­sa­den-mo­tiv an ei­nem neu ge­bau­ten wohn­haus.

un­ten in dem haus streif­ten ein paar sehr jun­ge si­cher­heits-/wach­män­ner rum, ei­ner von ih­nen sass an ei­nem klei­nen tisch und schau­te auf ei­nem por­ta­blen DVD-spie­ler fil­me an. hät­te der arme mann nen lap­top ge­habt, hät­te er ein biss­chen ze.tt oder ben­to le­sen kön­nen.

ein paar blö­cke wei­ter, ich glau­be nach dem ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um, war noch ein jun­ger mann zu se­hen, auf ein ex-mau­er­stück ge­malt:




weil ich kurz da­nach pink­len muss­te, bin ich ins in­ter­con­ti­nen­tal aufs klo ge­gan­gen. in gros­sen ho­tels kann man pri­ma aufs klo ge­hen. ei­gent­lich soll­te das in je­dem rei­se­füh­rer ste­hen. die toi­let­ten gros­ser ho­tels sind im­mer top ge­pflegt, bie­ten gute pri­vat­s­hä­re — wo be­kommt man die heut­zu­ta­ge sonst noch? — und fast im­mer or­dent­li­che hand­tü­cher. und blu­men.

selbst in den USA, wo man auf toi­let­ten we­gen der gros­sen spalt­mas­se der tü­ren qua­si im frei­en sitzt, ha­ben die gros­sen ho­tels meist sehr an­ge­nehm ge­schlos­se­ne WC-ka­bi­nen.

an der har­den­berg-/kant­stras­se spries­sen der­zeit die hoch­häu­ser. dort wird so viel ge­baut, dass man sich fast in den os­ten ver­setzt fühlt. lei­der muss ich sa­gen, fin­de ich das so­gar re­la­tiv schick.

auch das bi­ki­ni-ein­kaufs­zen­trum hat dem vier­tel gut ge­tan, selbst das zoo-pa­last-kino sieht wie­der vor­zeig­bar aus. ne­ben dem zoo-pa­last hat kürz­lich ein jim-block-re­stau­rant auf­ge­macht, wie in ham­burg, di­rekt un­ter dem va­ter-re­stau­rant, dem block haus. weil ich jim block mag und aus­ser­dem hun­ger hat­te, hab ich mir dort ei­nen bur­ger ge­kauft. zum bur­ger gabs ei­nen win­zi­gen gur­ken­sa­lat aus gur­ken-wür­feln, was ich scha­de fand, den das co­les­law im jim block war frü­her über­ra­gend gut.

lei­der konn­te ich die klei­ne scha­le gur­ken­sa­lat nicht auf­es­sen, da sie mir nach dem ers­ten bis­sen aus der hand glitt. of­fen­bar ist der sa­lat mit viel glit­schi­ger sah­ne an­ge­macht. der bur­ger (bbq) war lei­der auch scheis­se. roch ko­misch, schmeck­te ko­misch und die bröt­chen­hälf­ten wa­ren eis­kalt. die pom­mes und die ma­yo­nai­se wa­ren al­ler­dings su­per. was mir auch auf­fiel: das licht dort hat das po­ten­zi­al ei­nen in den wahn­sinn zu trei­ben; als ich mir das be­rühmt-be­rüch­tig­te block-steak-pfef­fer-salz auf die pom­mes streu­te, gab es ei­nen op­ti­schen ef­fekt wie bei dis­ko stro­bo­skop­licht. man sah die pfef­fer­kör­ner beim fal­len im­mer nur kurz auf­blit­zen, dann wur­den sie un­sicht­bar. das müs­sen ir­gend­wel­che in­ter­fe­renz-ef­fek­te der LED oder neon-be­leuch­tung dort ge­we­sen sein.

der steak-pfef­fer ist üb­ri­gens das ein­zi­ge was bei jim block um­sonst ist, bzw. was es ohne zu fra­gen gibt. auch nach ser­vi­et­ten muss man fra­gen, von ket­chup und mayo gar nicht erst zu spre­chen.


ver­lässt man den ku­damm über die joa­chim­s­ta­ler stras­se, bzw. bun­des­al­lee wird’s wie­der ty­pisch west­ber­li­ne­risch schrot­tig und ab­ge­nutzt. er­staun­lich wie ein paar hun­dert me­ter fuss­weg den cha­rak­ter ei­nes quar­tiers ver­än­dern kön­nen. tra­shig kann man die mö­bel­ge­schäf­te an der bun­des­al­lee üb­ri­gens un­ge­straft nen­nen:

an den wohn­blocks in der ge­gend kann man aber im­mer­hin im­mer wie­der hüb­sche schat­ten- und licht­spie­le be­ob­ach­ten:

am ho­hen­zol­lern­damm dann das sym­bol­bild für west-ber­lin schlecht­hin:

wei­ter nach (ich glau­be) zehlen­dorf. ich glau­be dort gibt es vie­le an­tro­po­so­phi­sche ein­rich­tun­gen, die ar­chi­tek­tur be­müht sich dort je­den­falls sehr um die ver­mei­dung von rech­ten win­keln:

auch die adams fa­mi­ly hat hier of­fen­bar eine ber­lin-re­si­denz:

zu­cker­süs­se, far­ben­pral­le herbst­bil­der sind heu­te wahr­schein­lich zehn­tau­sen­de ent­stan­den, ich habe auch ei­ni­ge ge­macht. sie­he auch oben. hier noch zwei:




am s-bahn­hof gru­ne­wald habe ich mir eine fla­sche frisch­ge­press­ten oran­gen­saft ge­kauft und mir vor­ge­nom­men den auf dem teu­fels­berg zu trin­ken. der bahn­hofs­vor­platz fühl­te sich an wie in der düs­sel­dor­fer city. alt­ge­wor­de­ne, ar­ri­vier­te pop­per in se­gel­schu­hen, sau­be­ren lu­xus-SUVs, die mal eben draus­sen ein sekt­chen schlür­fen ge­hen, wenn das wet­ter so prall ist. auf dem bahn­hofs­vor­platz! ich staun­te sehr. den bah­hofs­vor­platz habe ich nicht fo­to­gra­fiert, da­für aber die un­ter­füh­rung.

hin­ter dem bahn­hof geht’s di­rekt in den gru­ne­wald. al­les sehr un­spek­ta­ku­lär, wald eben. den teu­fels­berg lie­fen ne­ben mir auch sehr vie­le an­de­re spa­zier­gän­ger hoch. oben an­ge­kom­men sah ich, dass die an­la­ge mit den ku­geln sehr ge­wis­sen­haft um­zäunt ist. ich war zu er­schöpft um eine run­de um die an­la­ge zu dre­hen, um zu se­hen ob es da ir­gend­wo ei­nen ein­lass gab.

also setz­te ich mich auf eine bank in die pral­le son­ne, fo­to­gra­fier­te die son­ne, trank mei­nen oran­gen­saft und in­sta­gramm­te ein paar bil­der. gre­gor klar kün­dig­te an, dort wo ich sass, auch bald vor­bei­zu­kom­men, ich war dann aber schon lan­ge wie­der auf dem weg zur s-bahn, als er dann da war.

ins­ge­samt war ich heu­te 16 ki­lo­me­ter und 5 stun­den zu fuss un­ter­wegs.


photochrome

felix schwenzel in artikel

schö­ne fo­tos von „um 1900“ auf ei­nes ta­ges: Als Deutsch­land Far­be be­kam

die fo­tos sind aus aus der pri­vat­samm­lung des gra­fi­kers marc wal­ter, der laut ta­schen-wer­bung „eine der größ­ten Samm­lun­gen [von] Rei­se­fo­to­gra­fien, vor al­lem Pho­to­chro­me“ be­sitzt. of­fen­bar sind vie­le der bil­der post­kar­ten von „um 1900“, die da­mals mil­lio­nen­fach ge­druckt wur­den.

da das 19te jahr­hun­dert jetzt schon ein paar jah­re her ist, ist auf den meis­ten (al­len?) die­ser bil­der auch der ur­he­ber­schutz ab­ge­lau­fen. auf­ge­fal­len ist mit das vor ein paar wo­chen, als phil­ipp jah­ner ei­ni­ge ge­nau der bil­der die auch bei ei­nes ta­ges zu se­hen sind für buzzfeed auf­ar­bei­te­te. als li­zenz-/quel­len­an­ga­be hat phil­ipp jah­ner bei den meis­ten bil­dern ein flickr-ac­count an­ge­ge­ben, dass die bil­der aus der wi­ki­pe­dia zu flickr im­por­tiert hat. lei­der ist die such­funk­ti­on von flickr to­tal ka­putt, so dass ein klick auf ein­zel­ne schlag­wor­te, zum bei­spiel die­ses bil­des, ins lee­re führt (nach­trag: funk­tio­niert jetzt).

goog­le fin­det ei­ni­ge der bil­der, aber in die­sem fall scheint mir die wi­ki­pe­dia am bes­ten sor­tiert: die ka­te­go­rie „19th cen­tu­ry pho­to­chro­me prints of Ger­ma­ny“ ist prall ge­füllt mit über 2000 da­tei­en (von de­nen al­ler­dings vie­le ge­dop­pelt sind). dort zu blät­tern macht be­stimmt auch spass und man spart sich die 150 euro für das buch. und die bil­der aus der wi­ki­pe­dia kann man im ge­gen­teil zu de­nen aus dem buch leicht tei­len, ver­lin­ken oder ko­pie­ren.

die wis­sower klin­ken auf rü­gen

der köl­ner haupt­bahn­hof

der köl­ner dom

der aa­che­ner dom

schif­fe im ham­bur­ger ha­fen

noch mehr schif­fe im ham­bur­ger ha­fen

blick auf aa­chen

eli­sen­brun­nen in aa­chen


erste erfahrungen mit apple news

felix schwenzel

in ei­nem wort: örgs.

vor etwa ei­nem mo­nat habe ich mich über den news pu­blisher auf icloud.com für die teil­nah­me be­wor­ben. ich habe da­für ei­nen eng­li­schen ka­nal an­ge­mel­det und ein logo nach den stren­gen ap­ple-richt­li­ni­en ge­baut. am mon­tag, also nach ca. 30 ta­gen, wur­de mein ka­nal frei­ge­schal­tet.

nach der frei­schal­tung war mein ka­nal (link funk­tio­niert nur auf ios und ap­ple news lässt sich nur be­nut­zen, wenn man die re­gi­on auf dem ios-ge­rät auf USA ein­ge­stellt hat) erst­mal leer, ob­wohl der RSS feed für die eng­li­schen news-items be­reits mit ein paar ar­ti­keln ge­füllt war.

nach ein oder zwei stun­den wur­de dann der RSS-feed ab­ge­ru­fen und der ka­nal füll­te sich. was mir auf­fiel:

  • die artikel waren nicht umgekehrt chronologisch nach dem veröffentlichungsdatum sortiert, sondern nach offenbar nach gutdünken.
  • ein eingebettetes video (in diesem artikel) lässt die news-app abstürzen
  • der RSS-feed wird nicht besonders oft aktualiisiert, das letzte update brauchte andertalb stunden bis es in der app auftauchte.
  • die artikel werden nicht aktualisiert. vor zwei tagen haben ich diesen artikel leicht verändert, die änderungen sind in der apple-news-app noch immer nicht sichtbar.
  • der letzte artikel wird in der apple-news-app angezeigt, aber ohne bild. das scheint erratisch, da es mit diesem bild kein problem gab.
  • einen zugang zur apple-news-api habe ich noch nicht bekommen, kann also auch noch nicht aber mit meiner channel-id und der news-preview-app kann ich bereits mit dem apple-news-format experimentieren.
  • der vorhandene wordpress-plugin für apple news funktioniert im moment, mit verlaub, miserabel.
  • für das apple-news-format hat sich apple etwas ganz besonderes einfallen lassen. kein html, alle styling-informationen und inhalte möchte apple per json geliefert bekommen, die inhalte können aber mit markdown formatiert werden. insgesamt kommt mir das alles furchtbar kompliziert vor.
  • die suche in apple-news funktioniert derzeit nicht, weder auf dem telefon, noch im ios-simulator.

tech­nisch fin­de ich die an­sät­ze der face­book-in­stant-ar­tic­les und amp sehr viel in­ter­es­san­ter, al­ler­dings schei­nen alle drei an­sät­ze ei­nes ge­mein­sam zu ha­ben: sie schei­nen alle noch sehr beta, wenn nicht so­gar al­pha zu sein. was wohl auch der grund da­für ist, dass der zu­gang zu ih­nen noch so ein­ge­schränkt ge­währt wird. um da­mit zu ex­pe­ri­men­tie­ren, muss man sehr, sehr ge­dul­dig und gleich­mü­tig sein. im­mer­hin wur­de mein bug re­port sehr freund­lich von ei­nem men­schen be­ant­wor­tet: „We app­re­cia­te your pa­ti­ence.“


mangel als geschäftsidee

felix schwenzel in artikel

ti­mo­theus hött­ges, vor­stands­vor­sit­zen­der deut­sche te­le­kom, in ei­ner pres­se­mit­tei­lung zur netz­neu­tra­li­tät (via):

Gegner von Spezialdiensten behaupten, kleine Anbieter könnten sich diese nicht leisten. Das Gegenteil ist richtig: Gerade Start-Ups brauchen Spezialdienste, um mit den großen Internetanbietern überhaupt mithalten zu können. Google und Co. können sich weltweite Serverparks leisten, damit die Inhalte näher zu den Kunden bringen und die Qualität ihrer Dienste so verbessern. Das können sich Kleine nicht leisten. Wollen sie Dienste auf den Markt bringen, bei denen eine gute Übertragungsqualität garantiert sein muss, brauchen gerade sie Spezialdienste. Nach unseren Vorstellungen bezahlen sie dafür im Rahmen einer Umsatzbeteiligung von ein paar Prozent. Das wäre ein fairer Beitrag für die Nutzung der Infrastruktur. Und es sorgt für mehr Wettbewerb im Netz.

till fai­da, ge­schäfts­füh­rer der eyeo gmbh, in ei­nem in­ter­view über die zie­le sei­nes pro­dukts ad­block plus:

Wir haben sehr gute und erfolgreiche Ideen, wie Online-Werbung besser und nachhaltiger werden kann. Das können wir allerdings nicht alleine umsetzen, weil wir selbst keine Werbung gestalten, suchen daher nach Partnern, um mit ihnen an der Zukunft der Online-Werbung zu arbeiten. Dazu zählt jeder Vermarkter, jedes Werbenetzwerk, große Publisher und jeder Marktteilnehmer, der die Möglichkeit hat, Werbeformen zu bestimmen und an neuen und altenativen Produkten zu arbeiten.

er­staun­lich wie ähn­lich bei­de aus­sa­gen klin­gen. man könn­te den ein­druck ge­win­nen, fai­da und hött­ges ar­bei­te­ten für hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen oder be­ra­tungs­un­ter­neh­men, der eine für ver­la­ge, der an­de­re für „start­ups“.

über die aus­sa­gen von fai­da sagt ur­su­la scheer in der faz:

Mafiamethoden? Wegelagerei? […] Wie anders soll man das Geschäftsmodell seiner Firma Eyeo beschreiben?

Faida würde niemals von Erpressung sprechen. Er nennt es „Zusammenarbeit mit Partnern“ und formuliert Sätze wie: „Wir schaffen Lösungen für Publisher.“ Lösungen für ein Problem allerdings, das Eyeo selbst mit seinem Produkt allein zu dem Zweck schafft, um es für zahlende Kunden wieder aus der Welt zu räumen.

über die such­funk­ti­on der faz fin­det man die wor­te „ma­fia­me­tho­den“, „we­ge­la­ge­rei“ oder „er­pres­sung“ im zu­sam­men­hang mit der te­le­kom in der faz nicht. da­bei liegt die as­so­zia­ti­on nicht weit ent­fernt:

„Schönes Start-up haben Sie da. Wäre doch schade, wenn da mal eine Verbindung wackeln oder abbrechen würde“ twitter.com/ovoss/status/6…

Mathias Schindler (@presroi29.10.2015 9:48

EU-Parlament stimmt gegen Netzneutralität bit.ly/1ND3r87 via @netzpolitik pic.twitter.com/mfIsb4AiMk

Sven (@inselblog29.10.2015 19:15

die grund­sätz­li­che ge­schäfts­idee hin­ter ad­blo­cker-ge­schäft von eyeo und dem in­ter­net-zu­gangs­ge­schäft der te­le­kom äh­nelt sich er­staun­lich. ei­gent­lich steckt da­hin­ter eine ur­alte idee: ak­tiv die ver­knap­pung von re­sour­cen vor­an­trei­ben und die knapp ge­wor­de­nen re­sour­cen für gu­tes geld an re­sour­cen-ab­hän­gi­ge ver­kau­fen.

eyeo li­mi­tiert die aus­lie­fe­rung von an­zei­gen sehr er­folg­reich, so er­folg­reich, dass es sich für die durch­lei­tung von „ak­zep­ta­blen“ an­zei­gen sehr gut be­zah­len las­sen kann.

die te­le­kom (und mehr oder we­ni­ger alle deut­schen te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­an­bie­ter) li­mi­tie­ren und ver­teu­ern den in­ter­net­zu­gang seit jah­ren so er­folg­reich, dass deutsch­land ne­ben un­garn of­fi­zi­ell das teu­ers­te mo­bi­le in­ter­net in eu­ro­pa hat und man sich jetzt, mit ge­setz­li­cher flan­kie­rung, für die „un­ge­stör­te“ durch­lei­tung von in­hal­ten be­zah­len las­sen kann.

wo­bei die te­le­kom die­ses prin­zip nicht nur ge­gen­über kun­den prak­ti­ziert, son­dern das auch schon län­ger ge­gen­über ih­ren „part­nern“ aus der wirt­schaft durch­zu­set­zen pro­biert. so teaser­te go­lem vor über zwei jah­ren:

Wenn Unternehmen wie Googles Youtube an die Deutsche Telekom zahlen, würde ihr Angebot „nicht das Datenvolumen der Nutzer verbrauchen“ und sei nicht von der Drosselung betroffen, sagt die Telekom.

fürs in­ter­net sol­len alle zah­len, die kun­den an den end­ge­rä­ten, die gros­sen platt­for­men, klei­ne start­ups und na­tür­lich sol­len auch steu­er­gel­der in den breit­band­aus­bau flies­sen.

ma­gel schaf­fen und dann kas­sie­ren, das scheint das grund­prin­zip er­folg­rei­chen wirt­schaf­tens im in­no­va­ti­ons­mü­den deutsch­land zu sein.


wo­bei der be­griff der er­pres­sung mitt­ler­wei­le in der wirt­schafts­be­richt­erstattng in­fla­tio­när be­nutzt wird. ver­la­ge be­kla­gen sich, dass ama­zon sie er­pres­se, ge­werk­schaf­ten, bzw. jour­na­li­sen­ver­bän­de be­kla­gen sich, dass ver­la­ge ihre frei­en au­toren er­pres­sen, die ver­le­ger füh­len sich von goog­le er­presst, wirt­schaft­lich stär­ke­re län­der er­pres­sen schwä­che­re län­der ge­wohn­heits­mäs­sig (oder um­ge­kehrt), mit TTIP an­geb­lich bald noch ef­fek­ti­ver. über­all er­pres­sung? oder be­deu­tet der be­griff ein­fach nur „har­te ver­hand­lun­gen“? oder rück­sichts­lo­sig­keit?


mf2 geotagging mashup

felix schwenzel in artikel

seit ei­ni­ger zeit geotag­ge ich ei­ni­ge der fo­tos die hier auf wir­res.net er­schei­nen. an­fangs habe ich die geo­da­ten, also den ort an dem das bild auf­ge­nom­men wur­de, nur aus­ge­le­sen und ge­spei­chert, wenn ich das foto per email ver­öf­fent­licht habe („mo­blog“), seit ei­ni­ger zeit, wenn ich bil­der über in­sta­gramm, bzw. own­y­our­gram ver­öf­fent­li­che, sind sie auch geo­ge­tag­ged. hier die lis­te von ar­ti­keln und bil­dern mit an­ge­häng­ten orts­da­ten. die­ser ar­ti­kel ist auch mit orts­da­ten ver­se­hen, wo­bei das na­tür­lich nur so mit­tel-sinn­voll ist.

aus­ser­dem habe ich, seit ich das in­die­web an­satz­wei­se ver­stan­den habe, mei­ne über­sichts- und ar­ti­kel­sei­ten mit mi­cro­for­ma­ten for­ma­tiert, dass heisst sie sind ma­schi­nen­les­bar, bzw. las­sen sich mit ei­nem mi­cro­for­mat-par­ser le­sen. zum bei­spiel mei­ne start­sei­te, so sieht sie aus sicht ei­nes mf2-par­sers aus.

in den aus­les­ba­ren da­ten ste­cken (na­tür­lich) auch die geo­da­ten. also hab ich mir ge­dacht, wenn mein HTML mei­ne API ist (frei nach aa­ron pare­cki), kann ich doch auch mal ei­nen mas­hup ma­chen. also hab ich mir an zwei aben­den die­ses script pro­gram­miert zu­sam­men­ge­sucht: mf2-to-gmap.php es hat kei­ne ab­hän­gig­kei­ten, aus­ser ei­ner ja­va­script-er­wei­te­rung für goog­le maps, „Over­lap­ping Mar­ker Spi­der­fier for Goog­le Maps“ von ge­or­ge ma­cker­ron.

das script funk­tio­niert in etwa so:

  • zuerst werden die microformate der zielseite ausgelesen und
  • die relevanten daten in einen array geschrieben,
  • der als json-datei zwischengespeichert wird.
  • die json-daten werden von einem javascript eingelesen und
  • mit der standard-google-maps-API als markierungen auf einer karte dargestellt.

das ist al­les sehr un­spek­ta­ku­lär und ei­gent­lich die grund­übung für die goog­le-maps-API be­nut­zung. al­ler­dings über­la­gern sich na­tür­lich vie­le mar­ker. in der über­sicht sieht man ein rie­si­ges clus­ter in ber­lin, wo ich na­tür­lich die meis­ten bil­der und ar­ti­kel er­stel­le, aber auch ein rie­si­ges clus­ter in schott­land, wo wir in die­sem som­mer eine fo­to­sa­fa­ri ge­macht ha­ben.

aber selbst wenn man die kar­te ganz nah ran zoomt, gibt es orte, an de­nen be­son­ders vie­le mar­kie­run­gen lie­gen, teil­wei­se auf ex­akt dem glei­chen punkt. goog­le bie­tet für sei­ne maps zwar di­ver­se clus­ter-funk­tio­nen an, aber die räu­men das bild le­dig­lich ein biss­chen auf und lö­sen das pro­blem der über­ein­an­der­lie­gen­den mar­kie­run­gen nicht. mit dem „Over­lap­ping Mar­ker Spi­der­fier“ lässt sich das pro­blem aber lö­sen:

das vor­läu­fi­ge er­geb­nis sieht so aus: eine kar­te al­ler geo­ge­tagg­ten bil­der seit ca. 24 mo­na­ten oder eine kar­te al­ler geo­ge­tagg­ten ar­ti­kel die auf der start­sei­te ge­lis­tet sind.

be­son­ders prak­tisch ist aber, dass die mi­cro­for­ma­te nicht nur die geo-da­ten leicht aus­les­bar ma­chen, son­dern auch die in­hal­te. so kann ich di­rekt auf der kar­te auch gleich die bil­der, mit­samt den an­mer­kun­gen an­zei­gen:

na­tür­lich funk­tio­niert das gan­ze auch bei an­de­ren sei­ten die ihre da­ten mit mi­cro­for­ma­ten mar­kie­ren und aus­les­bar ma­chen, zum bei­spiel mit ei­ner kar­te von aa­ron pare­ckis rei­se-sei­te.

aus­ser mei­ner sei­te und der von aa­ron pare­cki habe ich al­ler­dings kei­ne sei­te mit ein­ge­bet­te­ten mf2 geo­da­ten ge­fun­den. falls es noch an­de­re gibt, über http://wir­res.net/wid­gets/geo/?url=[hier url ein­ge­ben] könn­te man die da­ten dann vi­sua­li­sie­ren.


sind adblock-benutzer „pack“?

felix schwenzel in artikel

ich fin­de es völ­lig OK be­nut­zer von ad­blo­ckern auf wer­be­fi­nan­zier­ten sei­ten aus­zu­schlies­sen. zu­min­dest ist das blo­ckie­ren von ad­blo­ckern fol­ge­rich­tig, wenn man sich als au­tor oder in­hal­te-pro­du­zent von ad­block-nut­zern „be­klaut“ fühlt. so wie ste­phan gold­mann:

Das Miese an Adblockern ist aus meiner Sicht, dass sie dem Leser erlauben, dass er meine Dienste (Inhalte) in Anspruch nimmt, ohne mir dabei eine Finanzierung dieser Inhalte zu ermöglichen.

Kurz: Alles nehmen, nichts da lassen – eine solche Haltung bezeichnete Kollege Jan Gleitsmann wiederholt als asozial.

ich fin­de es eine fai­re lö­sung tech­ni­sche mass­nah­men zu tref­fen um in­halts­be­trach­tung nur ge­gen das an­neh­men von tra­ckern und wer­bung zu er­mög­li­chen.

die fol­ge da­von ist dann ge­nau die, die sich die sei­ten­be­trei­ber wün­schen: leu­te die kei­ne wer­bung se­hen möch­ten, be­su­chen die sei­te dann nicht mehr. laut ei­ner un­ter­su­chung von gold­me­dia ver­lässt die mehr­heit der ad­block-nut­zer ab­block-ge­block­te sei­ten wie­der (via).

jetzt könn­ten ei­gent­lich alle zu­frie­den sein. aus­ser ste­phan gold­mann viel­leicht, der es dann viel­leicht auch wie­der „mies“ fin­det, dass plötz­lich we­ni­ger leu­te sei­ne diens­te in an­spruch neh­men und es ihm da­mit schwer ma­chen, sei­ne in­hal­te zu fi­nan­zie­ren.

noch­mal ste­phan gold­mann:

Finden Sie es richtig, eine Leistung in Anspruch zu nehmen, ohne dem Dienstleister etwas dazulassen?

kei­ne scherz­fra­ge: hat schon­mal je­mand dar­über nach­ge­dacht, für auf­merk­sam­keit zu be­zah­len? die wer­be­trei­ben­den ma­chen das. sie zah­len viel geld da­für, um an auf­merk­sam­keit zu kom­men, sie ken­nen den wert von auf­merk­sam­keit. bis­her zah­len sie eher auf­merk­sam­keits­er­re­ger, als auf­merk­sam­keits­ge­ber. aber auf­merk­sam­keit zu ge­ben, sich zeit und kon­zen­tra­ti­on aus dem all­tag ab­zu­zwa­cken, um sie je­man­dem zu ge­ben, ist doch auch eine leis­tung die me­di­en­schaf­fen­de in an­spruch neh­men. ok, ok, sie ge­ben da­für et­was: un­ter­hal­tung, oder, wie con­stan­tin seibt das nennt: kom­pri­mier­te zeit:

Das Konzept von komprimierter Zeit ist auch das der Grund, warum Leute gern lesen: Sie machen ein blendendes Geschäft. In einer Minute haben sie eine Stunde fremde Denkarbeit oder mehr gewonnen.

zu­ge­ge­ben: die auf­merk­sam­keit der le­ser/nut­zer wird also in ei­ni­gen fäl­len gross­zü­gig kom­pen­siert, durch kom­pri­mier­te zeit oder un­ter­hal­tung, für de­ren er­stel­lung der her­stel­ler ent­lohnt wer­den möch­ten, zum bei­spiel per auf­merk­sam­keits­ab­zwa­ckung durch wer­bung.

also ein fai­rer deal?

ja­mes wil­liams fin­det das nicht. er warnt in ei­nem et­was aben­teu­er­li­chen ar­ti­kel da­vor, die sys­te­ma­ti­sche aus­rich­tung von vie­len web­sei­ten auf wer­bung und auf­merk­sam­keits­er­re­gung als ge­ge­ben hin­zu­neh­men.

Think about the websites, apps, or communications platforms you use most. What behavioral metric do you think they’re trying to maximize in their design of your attentional environment? I mean, what do you think is actually on the dashboards in their weekly product design meetings?

Whatever metric you think they’re nudging you toward—how do you know? Wouldn’t you like to know? Why shouldn’t you know? Isn’t there an entire realm of transparency and corporate responsibility going undemanded here?

I’ll give you a hint, though: it’s probably not any of the goals you have for yourself. Your goals are things like “spend more time with the kids,” “learn to play the zither,” “lose twenty pounds by summer,” “finish my degree,” etc. Your time is scarce, and you know it.

Your technologies, on the other hand, are trying to maximize goals like “Time on Site,” “Number of Video Views,” “Number of Pageviews,” and so on. Hence clickbait, hence auto-playing videos, hence avalanches of notifications. Your time is scarce, and your technologies know it.

But these design goals are petty and perverse. They don’t recognize our humanity because they don’t bother to ask about it in the first place. In fact, these goals often clash with the mission statements and marketing claims that technology companies craft for themselves.

ge­ra­de die zie­le der gros­sen web­sei­ten und platt­for­men rich­ten sich im kern nicht nach mensch­li­chen be­dürf­nis­sen, son­dern nach der lo­gik der auf­merk­sam­keits­ver­mark­tung. ja­mes wil­liams sieht wer­bung nicht als or­na­ment oder über­ge­stülp­te mo­ne­ta­ri­sie­rungs­form, son­dern als trei­ben­de und ma­ni­pu­la­ti­ve kraft hin­ter den in­hal­ten. aben­teu­er­lich bis ge­wöh­nungs­be­dürf­tig ist sein be­griff der auf­merk­sam­keits­frei­heit (free­dom of at­ten­ti­on), den man si­cher­lich noch be­klopp­ter als at­ten­tio­na­le selbst­be­stim­mung über­set­zen könn­te. sei­ne schluss­fol­ge­rung lau­tet, dass man sich nicht nur fra­gen soll­te, ob es in ord­nung sei wer­bung zu blo­ckie­ren, son­dern ob es nicht auch eine mo­ra­li­sche pflicht sei.

Given all this, the question should not be whether ad blocking is ethical, but whether it is a moral obligation. The burden of proof falls squarely on advertising to justify its intrusions into users’ attentional spaces—not on users to justify exercising their freedom of attention.

ganz so ab­surd wie sich ja­mes wil­liams the­se denkauf­for­de­rung auf den ers­ten blick an­hört, ist sie aber viel­leicht doch nicht. ge­ra­de die gros­sen platt­for­men tun wirk­lich al­les um ihre be­nut­zer so­lan­ge wie mög­lich auf der platt­form zu hal­ten. vor­der­grün­dig, in­dem sie mensch­li­che be­dürf­nis­se, vor al­lem das nach kom­mu­ni­ka­ti­on und aus­tausch mit freun­den und be­kann­ten er­mög­li­chen. im hin­ter­grund und als ge­stal­tungs-ma­xi­me der platt­for­men gilt aber die steue­rung, ma­xi­mie­rung und aus­beu­tung der auf­merk­sam­keit.

aber auch die gros­sen platt­for­men bie­ten, wie klei­ne­re wer­be­fi­nan­zier­te in­hal­te­pro­du­zen­ten, ei­nen deal an: un­ter­hal­tung, op­ti­mier­te kom­mu­ni­ka­ti­on über die gan­ze welt, be­weg­te bil­der, emo­tio­nen und emo­ti­cons oder „kom­pri­mier­te zeit“ ge­gen auf­merk­sam­keit.

ob der deal wirk­lich so gut ist, ob wir ei­nen an­ge­mes­se­nen preis für un­se­re auf­merk­sam­keit zu­rück­be­kom­men, dar­über soll­ten wir alle mal nach­den­ken. ich glau­be ja, aber ich irre mich ger­ne.


noch­mal zu­rück zu ste­phan gold­mann, der be­haup­tet, ad­block-be­nut­zer wür­den „Al­les neh­men, nichts da las­sen“. ist das wirk­lich so? erst­mal las­sen gold­manns le­ser, egal ob mit oder ohne ad­blo­cker, zeit zu­rück. viel zeit. man­che hin­ter­las­sen auch kom­men­ta­re, an­re­gun­gen, fra­gen, wo­für sie nicht be­zahlt wer­den, aber gold­mann als sei­ten­be­schrei­ber und -be­trei­ber sich auch nichts kau­fen kann. aber was ist, wenn ein ad­block-be­nut­zer eine sei­te von ste­phan gold­mann sei­nen freun­den und be­kann­ten emp­fiehlt? per email oder auf ei­ner (so­cial me­dia) platt­form? oder per link in ei­nem blog, wie hier. was ist mit goog­le, das die web­sei­te in­de­xiert und in sei­nen such­ergeb­nis­sen auf­lis­tet ohne den sei­ten­be­trei­ber da­für zur kas­se zu bit­ten? was ist mit den le­sern, die zwar an­zei­gen und tra­cker blo­cken, aber gold­manns vg-wort-pi­xel durch­las­sen? nicht nur sei­nen vg-wort-zäh­ler in­kre­men­tie­ren ad­block-nut­zer, sie tau­chen auch in der be­nut­zer­zäh­lung auf, mit der es un­ter um­stän­den ein­fa­cher wird, neue wer­be­kun­den zu ak­qui­rie­ren. selbst „aso­zia­le“ ad­block-nut­zer hin­ter­las­sen also durch­aus et­was.

es ist üb­ri­gens auch bei jour­na­lis­ten gang und gäbe, zu neh­men ohne da­für eine ge­gen­leis­tung zu ge­ben. in in­ter­views mit fach­leu­ten wird de­ren wis­sen und ex­per­ti­se ab­ge­saugt, ein biss­chen auf­be­rei­tet und dann mo­ne­ta­ri­siert. jour­na­lis­ten neh­men al­les, las­sen dem in­ter­view­part­ner aber nie et­was da, aus­ser ein paar krü­mel­chen auf­merk­sam­keit, von dem sich ein in­ter­view­ter aber eben­falls nichts kau­fen kann.

ich will hier na­tür­lich nicht vor­schla­gen, dass in­ter­views be­zahlt wer­den müss­ten, es ist nur fas­zi­nie­rend zu be­ob­ach­ten, wie jour­na­lis­ten pam­pig wer­den, wenn sie sich mit auf­merk­sam­keit ab­spei­sen las­sen sol­len und ihre an­zei­gen ge­blockt wer­den, bei an­de­ren aber dar­auf be­stehen, sich doch bit­te aus grün­den™ mit ein biss­chen auf­merk­sam­keit zu­frie­den zu ge­ben. ich will auch nicht be­haup­ten, dass an­zei­gen-blo­ckie­rung eine mo­ra­li­sche ver­pflich­tung sei, aber ge­nau­so we­nig kann ich eine mo­ra­li­sche ver­pflich­tung se­hen, sich den scheiss an­zu­gu­cken.

wenn man sei­ne tex­te und bil­der schützt, kann man in­ter­es­sier­ten re­geln vor­schrei­ben: ei­nen kauf­preis, abo­ge­büh­ren, wer­bung, eine be­stimm­te kör­per­hal­tung beim le­sen, wha­te­ver. wenn man sein werk aber frei zu­gäng­lich und ma­schi­nen­les­bar in die öf­fent­lich­keit stellt, soll­te man da­mit le­ben kön­nen, dass die leu­te es igno­rie­ren, blo­ckie­ren, le­sen wie und wo sie es le­sen möch­ten, es tei­len, kom­men­tie­ren, es nach be­lie­ben um­for­ma­tie­ren, in­de­xie­ren, durch­such­bar ma­chen, ver­lin­ken oder es gar aus­dru­cken und ab­hef­ten.

wal­dorf und stat­ler tho­mas stad­ler weist üb­ri­gens noch­mal dar­auf hin, dass die dis­kus­si­on für oder ge­gen wer­be­aus­blen­dung recht­lich völ­lig un­er­he­bich ist. nie­mand kann per ge­setz dazu ge­zwun­gen wer­den sich frei zu­gäng­li­che web­sei­ten nur mit ei­ner be­stimm­ten tech­ni­schen kon­fi­gu­ra­ti­on an­zu­se­hen. wem das nicht passt, kann eben­falls nicht dar­an ge­hin­dert wer­den tech­ni­sche (oder ab­sur­de ju­ris­ti­sche) ge­gen­mass­nah­men ein­zu­lei­ten, wenn er das für rich­tig hält.

wor­auf ich aber un­be­dingt noch hin­wei­sen woll­te: das ge­ben und neh­men im netz, wie in der welt, ist et­was kom­ple­xer als „et­was da las­sen“, in­dem man sich wer­bung an­sieht. das er­zeu­gen und len­ken von auf­merk­sam­keit ist tief in un­se­rer ge­sell­schaft ver­an­kert und wer­bung rei­tet da le­dig­lich pa­ra­si­tär mit. wie weit wir die­sem auf­merk­sam­keits­pa­ra­si­ten ge­stal­tungs­ho­heit über die welt ge­ben wol­len, soll­ten wir uns even­tu­ell öf­ter fra­gen.

und: wer den cha­rak­ter von men­schen da­nach be­ur­teilt, ob sie be­reit sind sich wer­bung an­zu­se­hen, dürf­te noch ganz an­de­re pro­ble­me als die fi­nan­zie­rung sei­ner web­sei­te ha­ben.


ich be­nut­ze kei­nen ad­blo­cker. bis vor ein paar mo­na­ten habe ich ghos­tery be­nutzt (ar­ti­kel dazu von vor zwei jah­ren), das tra­cker de­ak­ti­viert und da­mit auch di­ver­se wer­be­for­ma­te aus­blen­det, vor al­lem die, die von drit­ten aus­ge­lie­fert wer­den. für re­cher­che­zwe­cke und aus neu­gier, habe ich den blo­cker seit ein paar wo­chen de­ak­ti­viert — und sehe nun mehr von al­lem — und bin gleich­zei­tig bes­ser sicht­bar. hier auf wir­res.net blen­de ich ge­le­gent­lich auch wer­bung ein, die ich als we­nig stö­rend emp­fin­de, aber de­ren blo­ckie­rung mir auch ziem­lich egal ist. ich bie­te mei­nen le­sern be­reits seit 10 jah­ren die mög­lich­keit, die­se ge­le­gent­lich ein­ge­blen­de­te wer­bung dau­er­haft aus­zu­blen­den. ich fin­de das aus­blen­den auch nicht „aso­zi­al“, son­dern freue mich über je­den der mir oder mei­nen tex­ten auf­merk­sam­keit schenkt.


  an­dre­as­von­gun­ten.com: Die bard­geld­lo­se Ge­sell­schaft und ihr to­ta­li­tä­res Po­ten­zi­al

ich glau­be auch, wie an­dre­as von gun­ten, dass es kei­ne gute idee ist, das bar­geld ab­zu­schaf­fen.

aber … an­dre­as von gun­ten sagt:

In einer bargeldlosen Gesellschaft mit staatlicher digitaler Währung wäre es jederzeit möglich – per Knopfdruck quasi – einem Bürger oder einer Bürgerin das Bezahlen zu verunmöglichen, oder die Geldmittel zu konfiszieren.

so wie ich das ver­ste­he, ist das jetzt schon sehr ein­fach mög­lich je­dem per knopf­druck das be­zah­len zu „ver­un­mög­li­chen“. aus­ser man hat ein paar tau­send euro bar­geld ir­gend­wo un­auf­find­bar ver­steckt, ist man mit der pfän­dung sei­nes kon­tos im prin­zip zah­lungs­un­fä­hig. oder an­ders­rum, je­dem dem in deutsch­land die teil­nah­me an bar­geld­lo­sen zah­lungs­ver­fah­ren ver­wei­gert wird, je­dem dem ein gi­ro­kon­to ver­wei­gert wird, ist ein nor­ma­les le­ben so gut wie un­mög­lich. ge­häl­ter wer­den in deutsch­land schon lan­ge nur noch in ab­so­lu­ten aus­nah­me­fäl­len in bar aus­ge­zahlt, mie­ten nimmt kaum noch ein ver­mie­ter in bar an. im netz, in das sich un­ser le­ben mehr und mehr ver­la­gert, funk­tio­niert bar­geld auch eher schlecht.

ich glau­be, wir ha­ben uns in der west­li­chen welt schon sehr, sehr weit vom bar­geld ent­fernt — wei­ter als an­dre­as von gun­ten es of­fen­sicht­lich wahr ha­ben will. ich weiss zwar, dass es auch an­de­re mög­lich­kei­ten gibt an bar­geld zu kom­men, aus­ser es am geld­au­to­ma­ten zu kau­fen, aber so­weit ich das ver­ste­he ist es zum bei­spiel be­reits heu­te (in deutsch­land) so, dass man grös­se­re men­gen bar­geld kaum un­be­merkt durch die ge­gend schlep­pen kann, ge­schwei­ge denn über lan­des­gren­zen brin­gen kann. es ist be­reits heu­te so, dass jede ver­si­che­rung, jede bank, aber auch recht­an­wäl­te, no­ta­re oder wirt­schaft­prü­fer die hohe bar­geld­ein­zah­lun­gen ent­ge­gen­neh­men, eine ver­dachts­an­zei­ge we­gen geld­wä­sche auf­ge­ben müs­sen.

[W]enn finanzielle Transaktionen nur noch innerhalb eines digitalen und überwachten Systems stattfinden können, ist eine elementare Grundlage für eine totalitäre Gesellschaft gelegt.

so ar­gu­men­tie­ren üb­ri­gens auch die be­für­wor­ter des zwei­ten zu­satz zur US-ver­fas­sung. wenn den bür­ger das recht ge­nom­men wird waf­fen zu tra­gen, wie sol­len sie sich dann ge­gen eine to­ta­li­tä­re re­gie­rung weh­ren?

un­ser wohl­erge­hen ist, ob wir das wol­len oder nicht, sehr eng mit staat­li­chem han­deln ver­knüpft. im lau­fe der letz­ten jahr­hun­der­te ha­ben wir un­zäh­li­ge frei­heits­rech­te an den staat ab­ge­tre­ten, in der (be­rech­tig­ten) hoff­nung, dass sie dort bes­ser auf­ge­ho­ben sind und zu mehr ge­rech­tig­keit füh­ren. strei­tig­kei­ten kön­nen wir nicht mehr mit ge­walt oder nach stär­ke oder gut­dünk­ten be­en­den, wir kön­nen nicht ein­fach ent­schei­den un­se­re kin­der nicht zur schu­le zu schi­cken, wir müs­sen un­ser ge­sam­tes ein­kom­men dem staat of­fen­le­gen und ei­nen er­heb­li­chen teil da­von abe­ge­ben. wir kön­nen noch nicht­mal ein­fach so ein haus bau­en oder ei­nen baum pfla­zen ohne die ent­spre­chen­den ge­neh­mi­gun­gen da­für ein­zu­ho­len. selbst die hei­zung muss je­des jahr ein­mal von ei­nem staat­lich ge­prüf­ten schorn­stein­fe­ger ge­prüft wer­den, der für die­sen zweck, staat­lich le­gi­ti­miert, un­se­re woh­nung be­tre­ten darf.

an­dre­as von gun­ten macht wiki­leaks, bzw. die wiki­leaks „ban­king-blo­cka­de“, zum kron­zeu­gen für sei­ne the­se, dass ohne bar­geld alle frei­heit den bach run­ter­geht:

Die US-Behörden haben sofort mit massivem Druck reagiert und haben innert weniger Tage erreicht, dass die Geldflüsse von und zu Wikileaks unterbrochen wurden. Paypal, Visa, Mastercard und in der Schweiz die Postfinance haben damals kurzerhand entschieden, keine Zahlungen mehr an Wikileaks anzunehmen oder haben zum Teil sogar die Vermögenswerte eingefroren, ohne dass eine Verurteilung durch ein Gericht, ja nicht einmal eine formale Anklage vorhanden war. Diese Banking-Blockade, wie Wikileaks sie nennt, gibt uns einen Vorgeschmack darauf, was uns blüht, sollte das Bargeld dereinst wirklich abgeschafft bzw. verboten werden.

der witz ist al­ler­dings, dass wiki­leaks auf sei­ner spen­den­sei­te kei­ne bar­geld­zah­lun­gen vor­sieht. dort sind le­dig­lich bar­geld­lo­se zah­lungs­ver­fah­ren vor­ge­se­hen.

ich bin ger­ne da­bei, beim frei­heits­kampf kampf ge­gen die bar­geld­ab­schaf­fung, wich­ti­ger ist es mei­ner mei­nung nach aber sich für den due pro­cess, für die recht­staat­lich­keit beim ein­frie­ren von ver­mö­gens­wer­ten ein­zu­set­zen. dass wir uns da­für ein­set­zen, dass bei der ver­bre­chens­be­kämp­fung nicht alle recht­staat­li­chen grund­sät­ze über bord ge­wor­fen wer­den, nur weil es „or­ga­ni­sier­tes ver­bre­chen“ oder „ter­ro­ris­mus“ gibt. auch wenn es kaum noch je­mand glaubt, der staat sind nicht „die da oben“, son­dern wir alle. wir müs­sen und kön­nen der angst­ma­che der rech­ten law-und-or­der-frak­tio­nen et­was ent­ge­gen­set­zen, aber bit­te kei­ne angst­ma­che, auch wenn sie dem gu­ten zweck dient.


ich habe vor ei­ner wei­le ge­schrie­ben, dass bar­geld nervt, wo­mit ich mich mög­li­cher­wei­se in­di­rekt als bar­geld-ab­schaf­fungs-„Be­für­wor­ter aus der Tech-Sze­ne“ qua­li­fi­zie­re. ich wür­de mir die hose in die­ser form al­ler­dings nicht an­zie­hen wol­len.

(bild­quel­le: fried­rich.krom­berg po­to­gra­po: w.j.pil­sak [GFDL, CC-BY-SA-3.0])


hier geht’s wei­ter …


to go or to stay?

felix schwenzel in artikel

sit­zen ein paar leu­te im café und un­ter­hal­ten sich. ir­gend­wann kom­men ein paar wer­ber, jour­na­lis­ten und ver­le­ger rein und fra­gen, ob sie sich mit an den tisch set­zen kön­nen. kön­nen sie. die ge­sprä­che am tisch ge­hen wei­ter, die ver­le­ger, wer­ber und die jour­na­lis­ten be­tei­li­gen sich an den ge­sprä­chen, ko­mi­scher­wei­se stö­ren sie gar nicht, das kann aber auch dar­an lie­gen, dass sie sich mühe ge­ben eher in­ter­es­san­te ge­schich­ten und wit­ze zu er­zäh­len und sich ein biss­chen zu­rück­neh­men und mühe ge­ben, den pas­sen­den ton zu tref­fen.

man könn­te den­ken: das ist doch per­fekt. ein café, ein ort an dem sich leu­te mit freun­den tref­fen und aus­tau­schen kön­nen und frem­den auf glei­cher auf­gen­hö­he und mit neu­gier be­ge­net wird, wenn sie in­ter­es­san­tes bei­zu­tra­gen ha­ben. der la­den könn­te für alle zum stamm­la­den wer­den.

die wer­ber, die ver­le­ger und ein paar jour­na­lis­ten be­trei­ben aber auch selbst ca­fés oder sind dort an­ge­stellt. die­se ca­fés sind nicht so gross und nicht so gut zu er­rei­chen. und alle wis­sen: dort läuft ko­mi­sche mu­sik und der der kaf­fee schmeckt nicht ganz so le­cker. vor al­lem kann man sich dort nicht so gut mit vie­len un­ter­schied­li­chen leu­ten un­ter­hal­ten. man lernt dort auch meis­tens kei­ne neu­en leu­te ken­nen und die be­die­nun­gen sind auch oft ko­misch.

ir­gend­wann fan­gen die wer­ber und die jour­na­lis­ten am tisch zu drän­geln an. hier im café sei es zwar ganz schön, aber, fra­gen sie, „wollt ihr nicht mal mit­kom­men in un­se­ren la­den?“ der sei auch ge­ra­de um­ge­baut wor­den und auch voll schick. ist nur ein paar schrit­te ent­fernt. „hört mal auf zu quat­schen hier und kommt ein­fach mal mit!“

jetzt fragt man sich na­tür­lich, war­um soll­ten café-be­trei­ber zu­erst in an­de­ren lä­den lau­fen und dort die gäs­te un­ter­hal­ten, mit ih­nen re­den, ih­nen ge­schich­ten er­zäh­len und sich ge­schich­ten von ih­nen er­zäh­len las­sen, wenn sie ei­gent­lich nur wer­bung für ihre ei­ge­nen lä­den ma­chen wol­len? klar sie müs­sen auch geld ver­die­nen und ihre mie­te be­zah­len. sie wol­len vor al­lem auch be­stim­men, wel­che mu­sik ge­spielt wird und ihr selbst­ge­brau­tes ver­kau­fen. aber wenn der la­den, wo sich ge­ra­de alle mit ih­ren freun­den und be­kann­ten tref­fen, ge­ra­de bes­ser läuft, soll­te man das dann nicht ein­fach als chan­ce be­grei­fen net­te, in­ter­es­san­te leu­te ken­nen­zu­ler­nen, statt zu ver­su­chen sie aus dem la­den zu lo­cken? soll­te man sich nicht dar­über freu­en, hier von leu­ten auf au­gen­hö­he an­ge­nom­men zu wer­den und auf­merk­sam­keit ge­schenkt zu be­kom­men?

soll­te man sei­nen ei­ge­nen la­den nicht ein­fach schlies­sen, wenn er nicht läuft? oder soll­te man in­ves­tie­ren und den ei­ge­nen la­den re­no­vie­ren und bes­ser als den der­zei­gi­ten in-la­den auf­zie­hen? oder soll­te man das ord­nungs­amt an­ru­fen und dar­auf hin­wei­sen, dass der la­den, in den alle ren­nen, schmut­zi­ge toi­let­ten und dunk­le ecken hat?


das ist kei­ne ant­wort auf die­sen face­book-ein­trag von ma­thi­as ri­chel, son­dern der ver­such die glei­chen ge­dan­ken wie er, an­ders zu for­mu­lie­ren. ich fin­de café-me­ta­phern funk­tio­nie­ren fast im­mer su­per, bzw. ich habe im­mer die hoff­nung, dass man aus sol­chen me­ta­phern viel­leicht et­was ler­nen könn­te. kei­ne ah­nung ob das hier funk­tio­niert, aber ich fin­de es un­ge­heu­er wich­tig, ins­be­son­de­re für leu­te die von auf­merk­sam­keit le­ben, sich zu fra­gen ob es sinn­voll ist dort hin zu ge­hen wo die men­schen sind, oder was ei­ge­nes zu ma­chen. vor al­lem: wie kann das funk­tio­nie­ren? was funk­tio­niert nicht?


fernsehen im september und oktober

felix schwenzel in artikel

ste­phen col­bert in der late show nervt un­fass­bar. lei­der und für mich un­er­war­tet. ein paar der ge­sprä­che die er führt sind se­hens­wert, ganz gräss­lich sind der stan­dup und die wit­ze nach dem stan­dup.

ganz gran­di­os ist da­ge­gen john ste­warts nach­fol­ger tre­vor noah in der dai­ly show. gu­tes ti­ming, gute tex­te, gute ge­sprä­che und ein un­prä­ten­tiö­ser auf­tritt. sehe ich ger­ne und muss im ge­gen­teil zu col­bert auch stän­dig ki­chern.

die fünf­te staf­fel home­land fing okay an, aber schon in der zwei­ten fol­ge der ak­tu­el­len staf­fel war ich un­fass­bar ge­nervt. ste­reo­ty­pe scheis­se bis zum um­fal­len, gräss­li­ches cas­ting. ber­lin wird als ar­chi­tek­to­ni­sche ku­lis­se ge­nutzt, aber die dia­lo­ge der an­geb­li­chen ber­lin-ein­woh­ner hö­ren sich an, wie aus al­ten der­rick-fol­gen aus dem tau­nus oder aus hin­ter­tup­fin­gen. gut in die völ­li­ge ah­nungs­lo­se in­sze­nie­rung von ber­lin oder ara­bi­schen flücht­lings­la­ger­si­tua­tio­nen passt, dass vi­su­el­le hack­ing der home­land ku­lis­sen. tut mir ja leid, aber nach 50 fol­gen muss ich wohl auf­hö­ren home­land zu gu­cken.

ganz gross­ar­tig, wei­ter­hin, ist the good wife. im ge­gen­teil zu home­land schaff­te es the good wife auch im­mer ak­tu­el­le ge­scheh­nis­se glaub­wür­dig in den er­zähl­fluss ein­zu­bau­en und sich wirk­lich in je­der staf­fel neu zu er­fin­den. den cha­rak­te­ren in der se­rie folgt man nicht nur weil’s span­nen­den ist, son­dern weil sie wirk­lich in­ter­es­sant und viel­schich­tig schei­nen.

end­lich mal eine fol­ge der late late show mit ja­mes cor­den, dem nach­fol­ger von craig fer­gu­son, ge­se­hen. was mir ge­fällt ist was er am kon­zept der sen­dung ver­än­dert hat, die gäs­te alle zu­sam­men auf ein sofa zu set­zen, die band, die ein­spie­ler. was ich un­er­träg­lich fin­de ist cordons auf­ge­reg­te, auf­ge­kratz­te art. all das was bei gra­ham nor­ton sym­pa­thisch wirkt, törnt bei cor­don to­tal ab. was mir al­ler­dings ge­fiel, war cordons stan­dup; der war nicht nur gut ge­schrie­ben, son­dern auch gut vor­ge­tra­gen.

nach 20 mi­nu­ten muss­te ich the bas­tard exe­cu­tio­ner von kurt sut­ter we­gen blöd­sin­nig­keit und to­ta­ler über­be­lich­tung ab­bre­chen. wer guckt sich so nen scheiss an?

und wer guckt sich he­roes re­born an? muss­te ich auch nach 20 mi­nu­ten ab­schal­ten. im­mer­hin habe ich die­sen 20 mi­nu­ten 40 cha­rak­te­re oder 26 orte ken­nen­ge­lernt.

schon im sep­tem­ber ge­guckt, alle zwei staf­feln: halt and catch fire. wahr­schein­lich das bes­te was ich seit lan­gem ge­se­hen habe. vor­der­grün­dig geht es um ein paar com­pu­ter-fuz­zis und freaks in den 80er jah­ren, aber in wirk­lich­keit ist die se­rie eine wasch­ech­te soap-ope­ra, die ihre cha­rak­te­re lie­be­voll hegt und pflegt und ent­wi­ckelt. ob­wohl das si­cher nicht leicht ist, in ei­ner se­rie die in den 80zi­gern spielt, schafft es die se­rie ste­reo­ty­pen gut zu um­schif­fen. ganz gros­ses fern­se­hen.

bei der zwei­ten staf­fel the lef­to­vers kann man auch die­ses jahr da­mon linde­l­of da­bei be­ob­ach­ten, wie er — wohl­do­siert — mys­tery-ele­men­te in den ame­ri­ka­ni­schen all­tag ein­streut, bei de­nen man sich nie ganz si­cher ist, ob sie nun mys­tery sind oder nur wahn- oder irr­sinn. die bei­den ers­ten fol­gen der zwei­ten staf­fel ha­ben ein paar schwä­chen, aber was ich sehr moch­te war, dass sie bei­de die glei­che ge­schich­te er­zäh­len, aber aus un­ter­schied­li­chen per­spek­ti­ven. kein welt­be­we­gen­der er­zähl­kniff, aber sehr an­ge­nehm und un­lang­wei­lig weg­zu­gu­cken — auch wenn am ende der s02e02 das mys­tery-ge­döns viel­eicht et­was zu dick auf­ge­tra­gen wird. macht nichts, ich bin ge­spannt auf den wei­te­ren ver­lauf.

die grö­ner fand die er­wach­se­nen mup­pets ja eher doof. ich sehe mir das ger­ne an, auch wenn mir ker­mits mi­mik in die­ser mup­pets-in­kar­na­ti­on et­was zu ex­pres­siv ist, foz­zie noch mehr nervt als sonst und das ste­reo­ty­pen-um­schif­fen an vie­len klip­pen schei­tert und zu stän­di­gen möööp-re­ak­tio­nen beim zu­se­hen führt.

ganz gran­di­os hat, wie er­war­tet, die zwei­te staf­fel far­go an­ge­fan­gen. mir ge­fällt das set­ting in den acht­zi­gern (die acht­zi­ger ha­ben wirk­lich ein der­mas­se­nes come­back) spä­ten sieb­zi­gern, die mu­sik und die ab­sur­di­tät und la­ko­nie die der se­rie aus al­len po­ren quillt.


Bargeld nervt …

felix schwenzel in artikel

Ei­gent­lich funk­tio­niert Bar­geld ja ganz gut. Aus­ser an Fahr­kar­ten­au­to­ma­ten, die of­fen­bar alle an ei­ner Art Bar­geld-All­er­gie lei­den. Und wenn man mit gros­sen Schei­nen be­zah­len will, funk­tio­niert Bar­geld auch nicht so gut. Ach ja, im Netz kann man auch nicht mit Bar­geld be­zah­len. Die Ban­ken und der Ein­zel­han­del fin­den Bar­geld üb­ri­gens auch doof. Die Ban­ken spre­chen da­von, dass Bar­geld jähr­lich um die 12 Mil­li­ar­den Euro Kos­ten ver­ur­sacht: Ban­ken müs­sen Geld­au­to­ma­ten auf­stel­len und be­fül­len, das Bar­geld muss trans­por­tiert und ver­si­chert wer­den.

Ge­nau be­trach­tet nervt Bar­geld ei­gent­lich to­tal. Aber die meis­ten Al­ter­na­ti­ven zu Bar­geld ner­ven eben auch. In Deutsch­land kommt die EC-Kar­te wohl ei­ner all­ge­mei­nen Bar­geld­al­ter­na­ti­ve am nächs­ten. Mit der kann ich in fast al­len Su­per­märk­ten oder Tank­stel­len be­zah­len, in man­chen Re­stau­rants, aber da­für in den meis­ten klei­ne­ren Lä­den oder im Netz nicht. Mit Kre­dit­kar­te kann ich fast über­all im Netz be­zah­len, aber da­für will kaum ein Ein­zel­händ­ler in Deutsch­land Zah­lun­gen da­mit ent­ge­gen neh­men.

In Ber­lin ha­ben wir uns auch mit der Flug­ha­fen­si­tua­ti­on ab­ge­fun­den, war­um sol­len wir uns nicht auch mit ei­nem ba­by­lo­ni­schen Zah­lungs­ge­wirr ab­fin­den? So weit ist die­ser Ver­gleich üb­ri­gens nicht her­ge­holt: der Aus­bau des Flug­ha­fen Schö­ne­feld wur­de vor knapp 20 Jah­ren be­schlos­sen. Ge­nau­so lan­ge ver­such­ten Han­del, Ban­ken, Mo­bil­funk­un­ter­neh­men und ver­schie­de­ne Start­ups be­die­nungs­freund­li­che, al­ter­na­ti­ve Zah­lungs­sys­te­me in Deutsch­land zu eta­blie­ren. Die Ge­schich­te die­ser Bar­geld­al­ter­na­ti­ven lässt sich ge­nau­so prä­gnant zu­sam­men­fas­sen wie die Ge­schich­te des Ber­lin-Bran­den­bur­ger Flug­ha­fens: zwei Jahr­zehn­te Murks, Zu­stän­dig­keits­ge­r­an­gel und In­trans­pa­renz.

Nach der An­kün­di­gung von Ap­ple künf­tig in die­sem Markt mit­mi­schen zu wol­len, scheint end­lich ein biss­chen Be­we­gung in die ver­schla­ge­ne ver­schla­fe­ne Bran­che ge­kom­men zu sein: In Ber­lin star­te­te vor ein paar Mo­na­ten eine Kam­pa­gne des mpass-Kon­sor­ti­ums mit dem wit­zi­gen Na­men zahl ein­fach mo­bil. Da die Men­schen an den trag­ba­ren Bild­schir­men of­fen­bar bis jetzt nichts von der Ar­beit des 2008 von O₂ und Vo­da­fone ge­grün­de­ten Han­dy­be­zahl­dienst mit­be­kom­men ha­ben, scheint das Jahr 2015, in dem mit Ap­ple der ers­te ernst­zu­neh­men­de Kon­ku­rent in Er­schei­nung tritt, wohl der rich­ti­ge Zeit­punkt zu sein, um den Ste­alth-Mo­dus zu ver­las­sen.

Wer jetzt al­ler­dings glaubt dass das mpass-Kon­sor­ti­um, bei dem seit ein paar Jah­ren auch die Te­le­kom mit­mischt, in den letz­ten sie­ben Jah­ren ein über­zeu­gen­des Kon­zept oder kun­den­freund­li­ches Zah­lungs­ab­wick­lungs­sys­tem ent­wi­ckelt hät­te, der irrt. Man hat es mit ei­ni­ger Kraft­an­stren­gung zwar ge­schafft ein paar tau­send Zah­lungs­ter­mi­nals zu mo­der­ni­sie­ren und NFC-fä­hig zu ma­chen und zu­dem ein paar gros­se Han­dels­ket­ten über­zeugt mit­zu­ma­chen, aber zu ein­fach woll­te man es po­ten­zi­el­len Kun­den dann doch nicht ma­chen.

Um „ein­fach mo­bil“, also mit dem Mo­bil­te­le­fon, be­zah­len zu kön­nen, muss ich mir näm­lich nicht nur ei­nen RFC-Chip aufs Han­dy kle­ben, son­dern auch ein neu­es Kon­to und eine neue Kre­dit­kar­te bei ei­ner bri­ti­schen Bank (Wire­card) be­an­tra­gen. Das um­fasst eine Schufa-Ab­fra­ge und das Aus­fül­len vie­ler For­mu­la­re mit an­schlies­sen­den mehr­stu­fi­gen und lang­wie­ri­gen Le­gi­ti­mie­rungs­ver­fah­ren. Und das, ob­wohl mein Mo­bil­funk­an­bie­ter, der mir das mo­bi­le Be­zahl­ver­fah­ren an­bie­tet, alle die­se Da­ten von mir vor­lie­gen hat und al­les über mei­ne Bo­ni­tät weiss.

An der zahl ein­fach mo­bil-Ak­ti­on ist — aus­ser dem Be­zahl­vor­gang selbst — nichts ein­fach. Es ist kom­pli­ziert und lang­wie­rig Gut­ha­ben auf mein mpass-Kon­to ein­zu­zah­len, die App die mpass mir emp­fiehlt um Ak­zep­tanz­stel­len zu fin­den spricht nur eng­lisch und sucht be­vor­zugt in den USA.

Das bar­geld­lo­se Be­zah­len von Be­trä­gen un­ter 25 Euro fühlt sich aber tat­säch­lich sen­sa­tio­nell fu­tu­ris­tisch und kin­der­leicht an (Zah­lun­gen über 25 Euro müs­sen bei mpass mit ei­ner PIN au­to­ri­siert wer­den) — am liebs­ten wür­de ich künf­tig über­all mit mei­nem Te­le­fon­auf­kle­ber be­zah­len. Ein wei­te­rer Licht­blick: die meis­ten der auf­ge­rüs­te­ten RFC-fä­hi­gen Be­zahl­ter­mi­nals sind im Prin­zip mit den Be­zahl­sys­te­men be­lie­bi­ger An­bie­ter — zum Bei­spiel Ap­ple-Pay — kom­pa­ti­bel. Und seit das EU-Par­la­ment die Trans­ak­ti­ons­kos­ten für Kar­ten­bu­chun­gen ge­de­ckelt hat, wächst die Ak­zep­tanz bar­geld­lo­ser Be­zahl­ver­fah­ren auch bei Ein­zel­händ­lern.

Da­mit ist theo­re­tisch der Weg für neue Bar­geld­al­ter­na­ti­ven frei ge­räumt. Dem Wett­be­werb um das am we­nigs­ten ner­vi­ge Ge­samt­an­ge­bot bei der Zah­lungs­ab­wick­lung steht fast nichts mehr im Wege — aus­ser dem of­fen­sicht­li­chen Un­wil­len der Ban­ken oder Mo­bil­funk­an­bie­ter ein­fa­che, kun­den­ori­en­tier­te Lö­sun­gen an­zu­bie­ten. Die­ses letz­te Puz­zle­teil auf­zu­he­ben über­lässt man dann wahr­schein­lich (wie­der mal) Ap­ple.


an­mer­kung: das ist der text mei­ner ko­lum­ne im (ge­druck­ten) t3n-ma­ga­zin num­mer 41. in ein paar wo­chen kommt die neue aus­ga­be, mit ei­ner neu­en ko­lum­ne von mir. die taucht dann bei die­ser aus­ga­be auch erst­mals on­line auf t3n.de auf.

weil ich für die ko­lum­ne be­zahlt wer­de, ent­hält sie auch gross- und klein­schrei­bung.

vor­he­ri­ge ko­lum­nen:


die­sen text habe ich aus re­dak­tio­nel­len grün­den aus der ko­lum­ne raus­kür­zen müs­sen. weil ich ihn re­la­tiv wit­zig — und im­mer noch ak­tu­ell und in­for­ma­tiv fin­de, hän­ge ich ihn hier an.


Nach­dem ich von der zahl-ein­fach-mo­bil.de-Web­sei­te, die von der Be­ra­tungs­fir­ma GS1 Ger­ma­ny GmbH be­trie­ben wird, zu der von O₂, der Te­le­kom und Vo­da­fone be­trie­be­nen Web­sei­te mpass.de ge­lei­tet wur­de, sehe ich zu­nächst, dass mpass.de — trotz des Ap­ple-Weck­rufs — sehr stief­müt­ter­lich ge­pflegt wird. Im Im­pres­sum der Web­sei­te ist noch René Ober­mann als Ver­tre­tungs­be­rech­tig­ter der Te­le­kom auf­ge­führt, ob­wohl der be­reits vor knapp an­der­t­alb Jah­ren sei­nen Pos­ten bei der Te­le­kom ver­las­sen hat.

Mein Klick auf „Jetzt an­mel­den“ führt noch­mal wei­ter zu ei­ner Web­sei­te, die von der in Wales an­säs­si­gen Fir­ma Wire­card Card So­lu­ti­ons Li­mi­t­ed be­trie­ben wird. Weil O₂ le­dig­lich als Ver­mitt­ler und nicht als An­bie­ter auf­tritt, muss ich mich — auch als O₂-Kun­de — dort mehr­fach „le­gi­ti­mie­ren“.

Zu­nächst be­kom­me ich eine PIN-Num­mer aufs Han­dy ge­schickt, da­nach eine PIN (per 1-Cent-Über­wei­sung) auf mein Kon­to. Nach 4 Ta­gen — so­lan­ge dau­er­te die Über­wei­sung aus Wales — bin ich so halb le­gi­ti­miert. Ein wei­te­rer Schritt („mpass plus“) steht noch aus, ist aber of­fen­bar für das Geld­nach­la­den per Last­schrift­ver­fah­ren zwin­gend er­for­der­lich.

5 Tage nach mei­ner An­mel­dung trifft der er­staun­lich di­cke NFC-Sti­cker bei mir ein und auch mei­ne Über­wei­sung von 25 Euro wur­de mir nach 5 Ta­gen auf mei­nem mpass-Kon­to gut­ge­schrie­ben.

In ein paar Su­per­markt­ket­ten und Tank­stel­len kann ich jetzt nach knapp ei­ner Wo­che Vor­be­rei­tungs­zeit „ein­fach be­zah­len“. Ich ent­schei­de mich un­se­ren Wo­chen­end­ein­kauf bei Aldi mit mei­nem neu­en Han­dy­auf­kle­ber zu be­zah­len. Wo­hin ich am Be­zahl­ter­mi­nal mein Han­dy hal­ten soll ist lei­der nicht er­kenn­bar. Die Kas­sie­re­rin weiss es auch nicht. Ich be­we­ge mein Te­le­fon be­schwö­rend um alle Sei­ten des Be­zahl-Ter­mi­nals, drü­cke mein Han­dy ge­gen das Dis­play und die Sei­ten des Ter­mi­nals — nichts pas­siert. Nach­dem die ers­ten Räus­pe­rer aus der War­te­schlan­ge hin­ter mir zu hö­ren sind und ich schon mei­ne EC-Kar­te zü­cken will, piepst das Ter­mi­nal dann doch noch und gibt mei­ne Zah­lung frei. Ein­fach!


amphtml

felix schwenzel in artikel

vor ein paar ta­gen hat goog­le die spe­zi­fi­ka­tio­nen für am­phtml ver­öf­fent­licht und eine demo ver­öf­fent­licht, was sie in et­was da­mit zu tun ge­den­ken. die demo kann man sich hier mit ei­nem mo­bi­len brow­ser (oder ei­nem mo­bi­len user agent) an­se­hen (dort dann nach oba­ma oder zum bei­spiel faz su­chen). die spe­zi­fi­ka­tio­nen für am­phtml hat goog­le auf git­hub ge­packt. goog­le hat auch eine ani­ma­ti­on er­stellt, die zeig­ten soll wie amp-sei­ten in den goog­le-su­che­er­geb­nis­sen funk­tio­nie­ren könn­ten.




was goog­le mit amp be­zweckt ist klar, wenn man sich die demo oder die selbst­be­schrei­bung des pro­jekts an­sieht: schnel­le­re (mo­bi­le) web­sei­ten. oder im sin­ne der glei­chen face­book-idee: so­fort­sei­ten.

jeff jar­vis ist na­tur­ge­mäss be­geis­tert und sieht sei­ne idee der ein­fa­chen ver­tei­lung (dis­tri­bu­ti­on) von pu­bli­zis­ti­schen in­hal­ten im web durch amp ge­stärkt:

But I think AMP and Instant Articles are more than that. They are a giant step toward a new, distributed content ecology on the web.

wolf­gang blau auch:

what excites me most about ampproject.org is how it might allow publishers to not just distribute, but aggregate more seamlessly.

Wolfgang Blau (@wblau07.10.2015 15:16

tim kad­lec for­mu­liert den ge­dan­ken et­was aus­führ­li­cher aus:

It’s the distribution that makes AMP different. It’s the distribution that makes publishers suddenly so interested in building a highly performant version of their pages—something they’re all capable of doing otherwise. AMP’s promise of improved distribution is cutting through all the red tape that usually stands in the way.

This promise of improved distribution for pages using AMP HTML shifts the incentive. AMP isn’t encouraging better performance on the web; AMP is encouraging the use of their specific tool to build a version of a web page. It doesn’t feel like something helping the open web so much as it feels like something bringing a little bit of the walled garden mentality of native development onto the web.

That troubles me.

und ich fin­de ge­nau das span­nend. goog­le zwingt die ver­le­ger, bzw. alle die im netz ver­öf­fent­li­chen dazu, sich zu be­schrän­ken. so wie twit­ter ei­nen zwingt sich kurz zu fas­sen, zwingt amp ei­nen dazu sich den (tech­ni­schen) re­geln der aus­lie­fe­rungs­be­schleu­ni­gung zu un­ter­wer­fen (was un­term strich zu er­höh­tem le­se­kom­fort führt).

das ist an sich schon eine gute sa­che, weil die ver­le­ger nun ei­nen gu­ten grund ha­ben, von ih­ren ver­mark­tern bes­se­re, we­ni­ger arschig pro­gram­mier­te an­zei­gen zu ver­lan­gen. an­zei­gen sind zwar in amp-sei­ten mög­lich, müs­sen sich aber an be­stimm­te re­geln hal­ten (bis die­se wo­mög­lich aus­ge­hel­belt wer­den). fe­lix sal­mon for­mu­liert das im guar­di­an (auf ei­ner amp-sei­te) so:

Ultimately it comes down to power dynamics. Advertisers and media buyers have more power than any individual publisher: they can demand more intrusive ads, trackers, scripts, and publishers will comply, lest they lose revenue. But one entity is even more powerful than the ad industry – Google. If Google tells everybody to turn off those scripts, they will – and advertisers will be forced to compete on the basis of creative output, not technological firepower.

ray daly sagt das glei­che:

So another impact of AMP will be that news organizations will have to re-evaluate their use of third party scripts and demand use of best practices by these vendors.

noch span­nen­der fin­de ich, dass plötz­lich ver­le­ger, de­nen die idee von voll­text-RSS-feeds schon im­mer zu­wi­der war, plötz­lich bei amp an bord zu sein schei­nen. selbst die FAZ pfef­fert jetzt ihre in­hal­te in ei­nem for­mat raus, mit dem le­ser die­se in­hal­te plötz­lich wie mit RSS le­sen kön­nen. denn amp er­laubt, wie RSS, durch ei­nen fes­ten ge­stal­tungs­rah­men ein caching (zwi­schen­spei­chern) der in­hal­te durch apps, rea­der oder, wie oben de­mons­triert, such­ma­schi­nen. kon­zep­tio­nell und tech­nisch sind die par­al­le­len zu RSS of­fen­sicht­lich. je­re­my keith schreibt in sei­ner aus­führ­li­chen und le­sens­wer­ten amp-ana­ly­se:

So if an RSS feed is an alternate representation of a homepage or a listing of articles, then an AMP document is an alternate representation of a single article.

Now, my own personal take on providing alternate representations of documents is “Sure. Why not?” Here on adactio.com I provide RSS feeds. On The Session I provide RSS, JSON, and XML. And on Huffduffer I provide RSS, Atom, JSON, and XSPF, adding:

If you would like to see another format supported, share your idea.

Also, each individual item on Huffduffer has a corresponding oEmbed version (and, in theory, an RDF version)—an alternate representation of that item …in principle, not that different from AMP. The big difference with AMP is that it’s using HTML (of sorts) for its format.

All of this sounds pretty reasonable: provide an alternate representation of your canonical HTML pages so that user-agents (Twitter, Google, browsers) can render a faster-loading version …much like an RSS reader.

So should you start providing AMP versions of your pages? My initial reaction is “Sure. Why not?”

wie die aus­lie­fe­rung per amp-sei­te funk­tio­niert, zeigt be­reits die rea­der-app nuz­zel. sie agg­re­giert und fil­tert links aus mei­nen so­cial-me­dia-feeds und zeigt mir emp­feh­lun­gen aus mei­nem be­kann­ten­kreis an. kli­cke ich auf den link zu ei­ner sei­te die auch eine amp-ver­si­on an­bie­tet, lädt sie nicht die re­gu­lä­re sei­te, son­dern die mo­bil-op­ti­mier­te amp-ver­si­on. twit­ter hat an­ge­kün­digt das auch so zu ma­chen und, na­tür­lich, auch goog­le wird das das ir­gend­wann in sei­ne mo­bi­le su­che in­te­grie­ren.


ich bin ja schon im­mer ein agres­si­ver ver­fech­ter der voll­text-rss-idee, der idee, in­hal­te so ein­fach wie mög­lich zu­gäng­lich zu ma­chen und nie­man­dem vor­zu­schrei­ben wo oder wie er in­hal­te zu le­sen hat. be­reits vor 4 mo­na­ten habe ich face­books in­stant ar­tic­les-idee mit RSS ver­gli­chen und na­tür­lich schlägt amp in die glei­che ker­be. mit ei­nem un­ter­schied na­tür­lich: face­book und goog­le (und ap­ple) ver­su­chen von an­fang an wege der mo­ne­ta­ri­sie­rung (sprich wer­bung) in ihre lö­sun­gen ein­zu­bau­en.

es dürf­te span­nend sein, wie die ver­le­ger lang­fris­tig zu amp, in­stant ar­tic­les oder ähn­li­chen in­itia­ti­ven von ap­ple und an­de­ren ste­hen wer­den. es ist nicht aus­zu­schlies­sen, dass sie ir­gend­wann muf­fen­sausen be­kom­men, an­ge­sichts des un­ab­wend­ba­ren kon­troll­ver­lusts. mög­li­cher­wei­se sind sie auch ir­gend­wann völ­lig über­for­dert mit dem ir­ren for­ma­te-müs­li, das der­zeit aus dem si­li­con val­ley ge­lie­fert wird: goog­le hat ein ei­ge­nes for­mat, face­book ver­langt ein ei­ge­nes for­mat und ap­ple hat sein „ap­ple-news-for­mat“ noch gar nicht ver­öf­fent­licht.

mir ist das (na­tür­lich) völ­lig egal, ich habe an zwei aben­den das amp-for­mat in die­se sei­te in­te­griert. das war nicht be­son­ders kom­pli­ziert, im prin­zip habe ich die druck­sei­ten­funk­ti­on mei­nes CMS miss­braucht, bzw. um­ge­baut (und um ein paar funk­tio­nen er­wei­tert). sei­ten auf die­ser site las­sen sich dank druck-CSS-style­sheet bes­tens aus­dru­cken (wer auch im­mer so­was macht), also liess sich die ein­ge­bau­te druck­funk­ti­on, die über wir­res.net/ar­tic­le/print/8649/1/6/ er­reich­bar war, zu ei­ner amp-funk­ti­on um­bau­en. weil „print“ in der url aber doof ist, sind mei­ne sei­ten of­fi­zi­ell über /ar­tic­le/amp/ am­pi­fi­zier­bar, na­tür­lich auch die­se: wir­res.net/ar­tic­le/amp/8649/1/6/.

(eine noch sehr frü­he amp-kon­ver­si­ons beta-ver­si­on für word­press gibt es üb­ri­gens be­reits.)


er­staun­lich am amp­pro­ject ist, wie feh­ler­haft es noch ist. die pro­prie­tä­re vi­deo-er­wei­te­rung amp-vi­deo ist noch nicht ganz fer­tig­ge­stellt, bzw. bug­gy, vie­le de­tails schei­nen noch un­aus­ge­go­ren und be­son­ders wit­zig, goo­gles ei­ge­nes be­schleu­ni­gungs­werk­zeug emp­fiehlt dem amp­pro­ject ver­bes­se­rungs­mass­nah­men:

auch die pro­jekt­sei­te hält goog­le für sehr ver­bes­se­rungs­wür­dig.


ins­ge­samt sehe ich das amp-pro­jekt als eine der span­nensten sa­chen die dem web seit dem web 2.0 pas­siert ist. das web 3.0 wird (wie­der) schlan­ker. und das ist in die­sem fall eine gute sa­che.


falkirk wheel

felix schwenzel in artikel

im au­gust, wäh­rend un­se­res schott­land-ur­laubs ha­ben wir auch ei­nen kur­zen ab­ste­cher zum schiffs­he­be­werk in fall­kirk ge­macht. die ge­gend um fall­kirk, das nord­west­lich von edin­burgh liegt, ist von ka­nä­len durch­zo­gen. die ka­nä­le wer­den schon län­ger nicht mehr kom­mer­zi­ell ge­nutzt, wur­den aber vor we­ni­gen jah­ren als tou­ris­ti­sche at­trak­ti­on re­vi­ta­li­siert. die ka­nä­le wer­den also nicht mehr als wa­ren­trans­port­we­ge ge­nutzt, son­dern zur be­s­pas­sung von tou­ris­ten.

so dient auch das fall­kirk wheel vor al­lem dem hoch- und run­ter­he­ben von tou­ris­ten­boo­ten. das än­dert na­tür­lich nichts dar­an, dass die­se ka­nä­le durch wun­der­schö­ne land­schaf­ten füh­ren und das schiffs­he­be­werk selbst eine be­sich­ti­gung lohnt.

blick auf die zu­fahrt zum schiffs­he­be­werk, man sieht hin­ten ei­nen tou­ris­ten­damp­fer, der sich gleich run­ter­he­ben lässt.

blick auf die zufahrt zum schiffshebewerk, man sieht hinten einen touristendampfer, der sich gleich runterheben lässt.

die kon­struk­ti­on des schiffs­he­be­werks ist in­ge­ni­ös. die bei­den gon­deln, im prin­zip gi­gan­ti­sche ba­de­wan­nen mit kom­pli­zier­ten schliess­me­cha­nis­men, wie­gen dank des ar­chi­me­di­schen prin­zips stets gleich­viel, so dass zum dre­hen des rads nur ge­rin­ger kraft­auf­wand nö­tig ist. in der pra­xis ist das dann doch nicht ganz so ein­fach, wer mehr dar­über er­fah­ren will soll­te es ein­fach, wie ich, in der wi­ki­pe­dia nach­le­sen.

die dre­hung des rads ist ziem­lich laut­los und dank der fu­tu­ris­ti­schen bau­wei­se ziem­lich se­hens­wert, auch wenn das gan­ze are­al, ganz schott­land un­ty­pisch, eine ziem­li­che tou­ris­ten­fal­le mit ca­fe­te­ria, sou­ve­nir­shop, kin­der­spiel­plät­zen und kir­mesath­mo­sphä­re ist. im prin­zip kann man beim fal­kirk wheel auch von ei­nem tou­ris­ten­he­be­werk spre­chen.

die bei­fah­re­rin hat das sou­ve­nir­la­den­an­ge­bot trotz­dem von vor­ne bis hin­ten ge­prüft, aber das ein­zi­ge was wir such­ten — kaf­fee­be­cher mit schlicht auf­ge­druck­ter schott­land­fah­ne — hat­te auch der la­den nicht im an­ge­bot.

links das besucherzentrum mit souvenirshop, cafeteria und ticketverkauf für die touristenboote, in denen man sich in einer badewanne 24 meter hoch oder runterheben lassen kann
die relativ einfache mechanik des schiffshebewerks
beide wannen liegen auf vier radlagern auf

ei­gent­lich habe ich den ar­ti­kel „ge­schrie­ben“ weil ich die über­ar­bei­te­ten face­book no­ti­zen mal tes­ten woll­te. hier ist die­ser ar­ti­kel auf face­book. sieht al­les sehr me­di­um aus.


auf dem weg zur arbeit

felix schwenzel in artikel

heu­te früh hat­te ich ne te­le­fon­kon­fe­renz mit nem kun­den um 10 uhr. dach­te ich. sie war aber um 9:30 uhr. kun­de ruft mich zur er­in­ne­rung an, als ich noch un­ter tage bin. um 9:42 wäh­le ich mich in den kon­fe­renz­raum ein.


am gen­dar­men­markt roch es nach schwei­ne­bra­ten, mög­li­cher­wei­se eine vor­be­rei­tung für den ber­lin-ma­ra­thon?


kurz vorm neu­en ti­ta­nic-ho­tel gabs of­fen­bar kern­boh­run­gen.


vor dem john-f.-ho­tel jon­gliert je­mand mit sei­ner son­nen­bril­le. nach dem drit­ten wurf fällt sie auf den bo­den. er ver­sucht sei­ne bei­stän­der da­mit zu amü­sie­ren, dass er so tut als wol­le er auf sei­ne bril­le tre­ten. tut er na­tür­lich nicht, er ist ja nicht blöd, bückt sich um die bril­le auf­zu­he­ben — und sei­ne hose reisst über 30 zen­ti­me­ter län­ge auf der rech­ten po­ba­cke auf.


im büro fest­ge­stellt, dass mei­ne hose im schritt ei­nen 20 zen­ti­me­ter lan­gen riss hat.


spä­ter, auf dem heim­weg, ha­ben sich gros­se be­ton­bro­cken zu den kern­boh­run­gen ge­sellt,

die son­ne ging un­ter …

… und in der ga­le­rie la­fay­et­te hat’s of­fen­bar ge­brannt.


ich bin geblendlet

felix schwenzel in artikel

ich muss vor­aus­schi­cken, dass nichts am fol­gen­den text ob­jek­tiv ist. wie ei­gent­lich al­les, was ich so ins netz schrei­be. aber in be­zug auf blend­le bin ich wahr­schein­lich noch vor­ein­ge­nom­me­ner, als ich es sonst bin. blend­le ist wie ein wahr­ge­wor­de­ner traum von mir. die­ser text ent­hält auch kei­ne pro­gno­sen über den künf­ti­gen er­folg oder miss­erfolg von blend­le (da­für gibt’s ge­nug ober­che­cker), son­dern um mein wunsch­den­ken.

ich habe mir im­mer ge­wünscht ein­fa­chen zu­griff auf tex­te zu ha­ben. die ers­te hür­de auf die­sem weg habe ich be­reits vor 40 jah­ren ge­nom­men, als ich le­sen lern­te. mit bü­chern und zeit­schrif­ten klapp­te der zu­griff auf tex­te dann auch jah­re­lang ganz her­vor­ra­gend, aber seit ich mir bü­cher mit ein bis zwei klicks kau­fen kann und sie, egal wo ich ge­ra­de bin, qua­si so­fort, nach zwan­zig bis dreis­sig se­kun­den, le­sen kann, sind mei­ne er­war­tun­gen an text­lie­fe­ran­ten ex­po­nen­ti­ell ge­stie­gen. ich sehe nicht mehr ein, war­um ich mir tex­te ki­lo­wei­se per abo auf pa­pier nach hau­se lie­fern las­sen soll, um sie dann ir­gend­wann zu le­sen — oder sie nicht le­sen zu kön­nen, wenn ich nicht ge­ra­de den rich­ti­gen pa­pier­sta­pel mit mir her­um­schlep­pe.

als ich mei­ne letz­ten bei­den pa­pier-abos ge­kün­digt habe, die c’t und die brand­eins, gab es von der c’t noch kein rein di­gi­ta­les abo und für die brand­eins kein di­gi­ta­les abo, das ich auf den mir zur ver­fü­gung ste­hen­den ge­rä­ten hät­te be­nut­zen kön­nen (isch abe kein ipad). die ein­zi­ge pu­bli­ka­ti­on die ich mir hin und wie­der, je­des mal ohne reue, auf pa­pier kau­fe, ist die geo-epo­che. auch sie gibt es, bis auf ein paar sam­mel­bän­de, für mich bis­her nicht di­gi­tal zu le­sen.

die c’t lese ich jetzt re­gel­mäs­sig in der fir­ma, die noch ein pa­pier­abo hat, die brand­eins gar nicht mehr — und ta­ges­zei­tun­gen, seit ich nicht mehr zwi­schen ham­burg und ber­lin pend­le, auch nicht mehr. ehr­lich­ge­sagt reicht das was mir mei­ne RSS-, twit­ter oder an­de­ren feeds in mei­ne le­se­apps spü­len auch voll­kom­men aus. da wird na­tür­lich auch viel schrott an­ge­spült, aber auch im­mer wie­der per­len und klei­ne schmuck­stü­cke, die ich so gut wie mög­lich mit mei­nen fast täg­li­chen links mit in­ter­es­sier­ten zu tei­len ver­su­che.

Today: Needed a cab. No black cab around. Downloaded Uber app again. Set up new account. Scanned credit card. Loved the ease of that. Ordered car. Drove away. All within 5 minutes - from realising I needed a cab, to setting up that account and sitting in a car.
Last week: Tried to subscribe to the digital edition of a leading newspaper. Gave up after 9 minutes.
E-Commerce is an art form, not a side job.

Wolfgang Blau 22.09.2015 12:31

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 22.09.2015 20:32)

was ich sa­gen will: das was ex­klu­siv auf pa­pier oder hin­ter den be­zahl­sys­te­men der ver­la­ge an jour­na­lis­mus pro­du­ziert wird ist mei­ner wahr­neh­mung seit ein paar jah­ren kom­plett ent­zo­gen. ich be­kom­me da­von nur in aus­nah­me­fäl­len et­was mit. hin und wie­der ma­chen mich die zeit­schrif­ten-co­ver ein­zel­ner ti­tel neu­gie­rig oder ich lese im netz von leu­ten, die et­was auf pa­pier ge­le­sen ha­ben und es ein­dring­lich emp­feh­len.

vor ei­ni­gen mo­na­ten gab es im spie­gel zum bei­spiel eine ti­tel­ge­schich­te zu ikea. die woll­te ich un­be­dingt le­sen, aber der spie­gel zwang mich zu ei­nem lang­wie­ri­gen re­gis­trie­rungs­pro­zess, in dem ich im­mer wie­der dazu ge­drängt wur­de ein abo ab­zu­schlies­sen. letzt­end­lich muss­te ich mir das gan­ze heft kau­fen, zum bei­na­he glei­chen preis, wie am ki­osk. der ikea-text und das le­se­ver­gnü­gen wa­ren un­ter­ir­disch.

seit­dem habe ich mir kei­ne ein­zi­ge spie­gel-aus­ga­be, we­der auf pa­pier, noch di­gi­tal ge­kauft. das glei­che bei der faz: schlim­mer re­gis­trie­rungs­pro­zess und mond­prei­se. die sz? da weiss ich noch nicht­mal, ob und wenn ja wo man dort ein­zel­ne ar­ti­kel kau­fen kann. ach ja, 2013 woll­te ich für eine gran­dio­se re­por­ta­ge von mi­cha­el obert un­be­dingt et­was be­zah­len (der text war und ist kos­ten­los im netz zu le­sen). das ser­vice­team der sz be­ant­wor­te­te mei­ne fra­ge da­mals so:

Was Ihre Anfrage betrifft, so ist die gesamte Branche zur Zeit im Wandel. Ob es irgendwann einmal möglich sein wird, nur für die Inhalte zu bezahlen, die man auch lesen möchte, ist sicherlich nicht auszuschließen. Dieses Thema wird aktuell in der Verlagswelt ausgiebig diskutiert. Es gibt aber auch die Schattenseite. Kann ein Verlag es sich dann noch leisten eine ganze Zeitung zu produzieren? Würden dann vielleicht nurnoch Artikel veröffentlicht, die auch massentauglich sind? Alle diese Punkte müssen bei der Frage berücksichtigt werden, ob es irgendwann einmal möglich sein wird, auch einzelne Inhalte zu kaufen.

(hier habe ich die ge­schich­te vor 2 jah­ren auf­ge­schrie­ben)

das, ein­zel­ne ar­ti­kel zu le­sen und ein­fach zu be­zah­len, war 2013, aber auch schon lan­ge da­vor, mein traum. hier noch­mal, in al­ler kür­ze, aus­for­mu­liert. ich möch­te …

  • für besonders tolle (oder auch mittelgute) texte (unkompliziert) etwas zahlen, freiwillig oder wegen eines preisschilds
  • unkompliziert auch an texte herankommen, die nicht ohne weiteres frei zugänglich sind, gerne gegen (angemessene) bezahlung
  • diese texte auch anderen empfehlen können, per link und vor allem mit niedriger zugangsschwelle für andere, gerne gegen (angemessene) bezahlung
  • zugriff auf alle — oder möglichst viele — deutschsprachige oder englischsprachige texte zu haben, ohne mir altpapier liefern lassen oder selbst ins haus schleppen zu müssen — und vor allem ohne abos abschliessen zu müssen

und, eben­falls in al­ler kür­ze: das ist un­ge­fähr das, was seit ein paar wo­chen mit blend­le mög­lich ist.


ich lese wahn­sin­nig viel auf blend­le und bin über­rascht, wie vie­le sehr- und mit­tel­gu­te tex­te ich, in den we­ni­gen wo­chen die ich es nut­ze, dort be­reits ent­deckt habe (link auf mei­ne blend­le-sei­te, in der auch alle mei­ne emp­foh­le­nen tex­te auf­ge­lis­tet sind).

die meis­ten die­ser tex­te sind in der re­gel auf pa­pier oder hin­ter schwer über­wind­ba­ren be­zahl­wän­den und an­mel­de­pro­ze­du­ren ver­steckt und für ot­to­nor­mal-web­nut­zer mehr oder we­ni­ger un­zu­gäng­lich. ob­wohl ich die idee von be­zahl­wän­den und ge­schlos­se­nen räu­men im in­ter­net aus prin­zip blöd fin­de, bin ich be­geis­tert, wie vie­le per­len sich hin­ter der re­la­tiv leicht über­wind­ba­ren blend­le-be­zahl­mau­er of­fen­ba­ren.

es ist ein biss­chen so, als hät­te ich bis jetzt im pa­ra­dies ge­ses­sen, die brat­hähn­chen wa­ren alle in reich­wei­te, je­den tag konn­te ich mich sat­tes­sen und mei­nen RSS-feed­le­ser über­haupt nur so halb lee­ren und den emp­feh­lun­gen mei­ner time­line ge­ra­de mal so zu 0,18 pro­zent fol­gen. und plötz­lich ist da im pa­ra­dies ne tür, hin­ter der es nicht nur brat­hähn­chen gibt, son­dern auch su­shi, rin­der­fi­let und omas sau­er­bra­ten. kos­tet ein biss­chen ex­tra, schmeckt nicht im­mer über­ra­gend, aber ziem­lich oft sehr, sehr gut.


was mir beim le­sen auf blend­le auf­fällt, so schön es ist, am sonn­tag die FAS oder den spie­gel di­gi­tal durch­zu­blät­tern, enorm vie­le tol­le tex­te wer­den dort durch emp­feh­lun­gen nach oben ge­spült. und das manch­mal aus un­wahr­schein­li­chen quel­len. zum bei­spiel, ein gu­ter text im stern. den stern wür­de ich sonst (am ki­osk, in der arzt­pra­xis) nur noch mit hand­schu­hen an­fas­sen, aber auf blend­le lese ich plötz­lich stern-tex­te, wenn sie ein­dring­lich ge­nug emp­foh­len wer­den. glei­ches gilt für die welt, hier die am sonn­tag. ein dif­fe­ren­zier­ter, aus­führ­li­cher und aus­ge­gli­che­ner ar­ti­kel über „bio“ in der welt? un­wahr­schein­lich, pas­siert aber of­fen­sicht­lich ab und an — und auf blend­le mer­ke ich es.

tat­säch­lich ist es die mi­schung aus stö­bern und emp­foh­len be­kom­men, die blend­le so an­ge­nehm macht. bei­des führt im­mer wie­der zu gu­ten tex­ten, aber trotz­dem be­mer­ke ich, wie die mar­ken in den hin­ter­grund rut­schen. schrott, un­in­ter­es­san­tes, wie­der­ge­käu­tes, zu­sam­men­fas­sen­des steht in al­len blät­tern, aber hin und wie­der eben auch be­frie­di­gen­de lang­stre­cken oder re­por­ta­gen. nur muss ich da­für eben nicht mehr die FAS, die FAZ, den spie­gel oder was auch im­mer auf­schla­gen. ich muss nicht gan­ze hef­te kau­fen, von de­nen eh nur ein drit­tel lese, ich muss nicht zu de­ren web­sei­ten na­vi­gie­ren und mich dort an­mel­den, die gu­ten tex­te schwim­men bei blend­le ein­fach an mir vor­bei; die tex­te kom­men an­ge­schwom­men.

na­tür­lich gibt es (um mei­ner the­se von den ver­schwin­den­den mar­ken gleich mal zu wi­der­spre­chen) noch eine men­ge hef­te, die ich schmerz­lich ver­mis­se, die GEO, die GEO-epo­che, die brand­eins. die deut­sche wired ist an­ge­kün­digt bald zu kom­men, aber was ist mir den eng­lisch­spra­chi­gen aus­ga­ben? die ein­zig se­riö­se com­pu­ter­zeit­schrift (die c’t) fehlt noch, eben­so die new york times oder der new yor­ker. und wo ist die mare?


ich möch­te für gu­ten, lei­den­schaft­li­chen jour­na­lis­mus be­zah­len. ich möch­te gu­ten jour­na­lis­mus un­ter­stüt­zen, des­halb habe ich ur­sprüng­lich die kraut­re­por­ter un­ter­stützt, des­halb war ich vie­le jah­re brand­eins- und c’t-abon­nent. ich will aber vor al­lem, dass das gan­ze leicht zu­gäng­lich ist, für mich und an­de­re.

auf blend­le.de bin ich freeri­der, ich kann dort so viel le­sen wie ich will, ohne zu be­zah­len. ich be­zah­le da­mit, dass ich ab und zu tex­te emp­feh­le. (wo­mit wir wie­der am an­fang und der über­schrift die­ses tex­tes sind. ich bin vor­ein­ge­nom­men und ge­blend­let.)

mein kraut­re­por­ter-abo habe ich nach ei­nem jahr ge­kün­digt, auch sonst habe ich der­zeit kei­ne abos mehr. des­halb habe ich mir über­legt, je­den mo­nat 20 bis 30 euro an un­ter­schied­li­che jour­na­lis­ti­sche pro­jek­te zu spen­den. in die­sem mo­nat wird das cor­rec­tiv.org sein, mal se­hen was die kom­men­den mo­na­te an in­ter­es­san­ten jour­na­lis­ti­schen pro­jek­te brin­gen.



niemals auf die leser hören

felix schwenzel

Then
Users: Please DoNotTrack me
AdTech+Publishers: Screw you

Now
AdTech+Publishers: Please DoNotAdBlock me
Users: Screw you

Kontra (@counternotions20.09.2015 15:00

man kann die­sen tweet als naiv an­se­hen (was un­ter dem tweet von „Kon­tra“ auch gleich ge­schah), aber man kann auch mal kurz in­ne­hal­ten und sich die­ses do-not-track-dings mal in ruhe an­se­hen. die do-not-track-in­itia­ti­ve war ein ver­such, brow­ser-be­nut­zern die ein­fa­che mög­lich­keit zu ge­ben, das track­ing, also die ver­fol­gung durch wer­be­ver­mark­ter, auf web­sei­ten zu de­ak­ti­vie­ren. jörg breit­hut auf spie­gel on­line for­mu­liert das so:

Eigentlich sollen Nutzer in ihren Browsern mit der Einstellungen „Do Not Track“ signalisieren können, dass sie nicht von Unternehmen zu Werbezwecken ausgeforscht werden wollen.

und:

Viele Netznutzer waren damals begeistert von der Idee, ohne Datenspuren durchs Netz zu surfen. Doch mit dem Ausstieg von Yahoo scheinen sich die Prognosen der Branchenexperten zu bewahrheiten.

Kritiker sagten damals schon voraus, dass die werbefinanzierten Unternehmen bei „Do Not Track“ nicht mitspielen würden. Zu groß war ihrer Meinung nach das Risiko, die Anzeigen-Kunden zu verprellen. Schließlich können Microsoft, Yahoo und Co. die Werbung wesentlich besser auf die Nutzer zuschneiden, wenn sie deren Klickverhalten und Interessen kennen.

spie­gel on­line ist eben­falls eine wer­be­fi­nan­zier­tes un­ter­neh­men, das sei­ne an­zei­gen­kun­den nicht ver­prel­len möch­te. je­den­falls ar­bei­tet spie­gel-on­line auch mit un­ter­neh­men zu­sam­men, die be­nut­zer „zu Wer­be­zwe­cken“ aus­for­schen. der ar­ti­kel über den aus­stieg von ya­hoo aus der do-not-track-al­li­anz, aus dem ich oben zi­tie­re, wird laut ghos­tery von 17 aus­for­schungs-tra­ckern gar­niert.

ich habe mir mal stich­pro­ben­ar­tig und zu­fäl­lig die da­ten­schutz­er­klä­rung ei­nes die­ser bei spie­gel-on­line ein­ge­setz­ten tra­ckers an­ge­se­hen, von cri­teo. in der eng­lisch­spra­chi­gen ver­si­on sei­ner da­ten­schutz­er­klä­rung, weist cri­teo dar­auf hin, die do-not-track-ein­stel­lung des be­nut­zers nicht zu re­spek­tie­ren:

As described above, we elected to provide mechanisms of choice through our proprietary opt out and through industry platforms and do not respond to web browser do not track signals.

ei­nen ein­fa­chen me­cha­nis­mus, mit dem man glo­bal an­zei­gen kann, nicht er­fasst wer­den zu wol­len, lehnt cri­teo ab, weil man sich für eine „in­dus­trie“-ei­ge­ne im­ple­men­tie­rung ent­schie­den habe.

in der deut­schen ver­si­on der da­ten­schutz­er­klä­rung konn­te ich gar kei­ne hin­wei­se auf den um­gang mit der do-not-track-an­wei­sung fin­den. dort steht:

In diesen Fällen ist es am einfachsten, unsere Werbemittel für diese Browser durch die Verwendung unserer Opt-out-Funktion zu deaktivieren.

wenn ich von der deutsch­spra­chi­gen da­ten­schutz­er­klä­rung von cri­teo auf de­ren „in­dus­trie-ei­ge­ne“ opt-out-funk­ti­on kli­cke, lan­de ich auf ei­ner eng­lisch­spra­chi­gen sei­te, hier. für die deut­sche ver­si­on muss ich ein biss­chen su­chen und lan­de dann hier, bzw. beim „Prä­fe­renz­ma­nage­ment“.

dort be­kom­me ich ei­nen ein­fach zu ver­ste­hen­den hin­weis:

3rd Party Cookies nicht aktiviert: Der Safari-Browser blockiert das Setzen von Cookies für verhaltensorientierte Werbung. Um diese erfolgreich über dieses System deaktivieren zu können, müssen diese Cookies aber aktiviert sein. Sofern Sie diese nicht deaktiviert lassen möchten, geben wir Ihnen Hilfestellungen, diese zu aktivieren. Für weitere Informationen besuchen Sie unsere Hilfe-Seite Opt-out-Hilfe-Seite. Sofern Sie diese Cookies deaktiviert halten, wird ihnen nur verhaltensbasierte Werbung über Webseiten eingeblendet, die Sie besucht haben und nicht von Drittparteien.

ich glau­be das be­deu­tet, dass ich erst track­ing-coo­kies ak­zep­tie­ren muss, be­vor ich die an­bie­ter wis­sen las­sen kann, dass ich de­ren coo­kies, oder was auch im­mer sie be­nut­zen um mich zu ver­fol­gen, nicht ak­zep­tie­ren möch­te. OK. statt coo­kies nur von sei­ten zu ak­zep­tie­ren, die ich be­su­che, ak­zep­tie­re ich dann eben um des da­ten­schutz wil­lens alle coo­kies.

sei­te neu­la­den … war­ten:

“Collecting your status from 0 companies. This may take a while”

nach 40 se­kun­den steht die sei­te. „Nut­zungs­ba­sier­te On­line-Wer­bung“ ist bei al­len an­bie­tern ak­ti­viert, bis auf „Krux“. da is­ses de­ak­ti­viert. war­um auch im­mer. vor zwei jah­ren habe ich das tool schon­mal zu re­cher­che­zwe­cken be­nutzt, viel­leicht habe ich dort ein paar an­bie­ter „de­ak­ti­viert“. egal. ich kli­cke „Bei al­len An­bie­tern de­ak­ti­ve­ren“. das de­ak­ti­vie­ren dau­ert ca. 30 se­kun­den, also lese ich noch ein biss­chen.

Wenn Sie "Deaktiveren" wählen bedeutet das nicht, dass Sie keinerlei Online-Werbung mehr erhalten. Es bedeutet jedoch, dass die Online-Werbung, die Sie auf den Webseiten sehen, nicht auf der Basis Ihrer vermeintlichen Interessen oder Vorlieben (abgeleitet von Ihrer Internetnutzung) angepasst wird. Eine Deaktivierung der nutzungsbasierten Online-Werbung hat keinen Einfluss auf andere Dienste, die Cookies verwenden; bspw. Ihr Warenkorb. Von Ihnen besuchte Internetseiten können überdies auch noch für andere Zwecke Informationen sammeln; bspw. für Marktforschung.

„So­cio­man­tic“ lässt sich nicht de­ak­ti­vie­ren, aber you­ron­line­choices.com be­ru­higt mich:

Wir haben diesen Fehler automatisch protokolliert. Wenn der Fehler weiterhin besteht werden wir uns an die betroffenen Unternehmen wenden.

ei­ni­ge der on­lin­ever­mark­ter, die auch mit spie­gel-on­line zu­sam­men­ar­bei­ten, sind also der mei­nung dass es bes­ser (oder ein­fa­cher) für die ver­brau­cher oder be­su­cher von web­sei­ten sei, sich durch ein le­se­inten­si­ves, ha­ke­lig zu be­die­nen­des, deng­lisch-spra­chi­ges, pro­prie­tä­res bran­chen-werk­zeug durch­zu­kli­cken, als ein häck­chen im brow­ser zu set­zen.

mög­li­cher­wei­se hat das „Screw you“, die ent­schei­dung der wer­be­schnüff­ler sich nicht an „do not track“ zu hal­ten, nicht di­rekt zur po­pu­la­ri­sie­rung von wer­be- und tra­cker-blo­ckern ge­führt, wie @coun­ter­no­ti­ons sug­ge­riert. aber die grund­hal­tung, nut­zer­wün­sche nicht oder nur wi­der­wil­lig — und dann ganz be­son­ders lieb­los — zu re­spek­tie­ren, scheint in der wer­be­bran­che doch sehr aus­ge­prägt zu sein. aber der ei­gent­li­che witz ist, im­mer noch, dass selbst eine er­folg­rei­che, sich durch sei­ne toch­ter selbst ver­mark­ten­de und über­wa­chungs­the­men gegn­über enorm sen­si­ble pu­bli­ka­ti­on wie spie­gel-on­line sich die­sem un- und irr­sinn beu­gen muss. was die wer­be­kun­den wol­len wird ge­macht. auch bei spie­gel-on­line. bloss nie­man­den ver­prel­len! aus­ser die le­ser, die „bling-bling“-kon­su­men­ten, wenn man die ver­prellt hat das kei­ne schwer­wie­gen­den fol­gen, vor al­lem ver­ste­hen die das al­les ja auch gar nicht.


sar­kas­mus zur sei­te. mir ist es wirk­lich ein rät­sel, war­um spie­gel-on­line nicht das on­line-me­di­um ist, das sich mit bei­spiel­haf­ter, an­stands­kon­for­mer wer­bung pro­fi­liert oder die be­fol­gung der do-not-track-an­wei­sung kon­se­quent durch­setzt. mit ei­nem ei­ge­nen wer­be­ver­mark­ter, ei­ner ge­schäfts­fü­he­rin, die in der mo­zil­la-stif­tung sitzt und der die­se pro­ble­ma­ti­ken sehr gut be­wusst sein dürf­ten — und vor al­lem mit ei­ner re­dak­ti­on, die her­vor­ra­gen­de be­richt­erstat­tung rund um pri­vat­sphä­ren- und da­ten­schutz­ver­let­zun­gen macht.


dann widersprech ich mir halt selbst …

felix schwenzel in artikel

ich schrei­be ja ei­ni­ges an stuss ins in­ter­net. nicht nur ab­sicht­lich, manch­mal auch, weil ich man­che din­ge nicht zu­en­de den­ke — oder über­haupt be­dacht habe. aber des­halb schrei­be ich sie ja auch ins in­ter­net, weil ich mich dar­an er­freue, wenn mich je­mand ei­nes bes­se­ren be­lehrt. es kann durch­aus sein, dass ich den ein­druck ma­che, un­be­lehr­bar zu sein, aber man­chen ge­lingt es dann doch mich ei­nes bes­se­ren zu be­leh­ren. mar­tin öt­ting mal, vor vier jah­ren zum bei­spiel. john­ny haeus­ler, im­mer wie­der, sa­scha lobo, dem zu wi­der­spre­chen zu ei­nem mei­ner liebs­ten hob­bys ge­wor­den ist, aber dem ich in dis­kus­sio­nen, pri­vat oder öf­fent­lich, am ende (lei­der) im­mer wie­der recht ge­ben muss. manch­mal so­gar ste­fan nig­ge­mei­er. und, kei­ne witz, vie­len, vie­len an­de­ren. kommt im­mer wie­der vor.

mei­nem letz­ten et­was pro­vo­ka­ti­ve­ren text, zur kraut­mau­er, kann man si­cher­lich zu recht an vie­len stel­len wi­der­spre­chen. al­ler­dings fin­de ich es schwer nach­voll­zieh­bar, mir auf­grund die­ses tex­tes zur kraut­mau­er zu un­ter­stel­len, ich wür­de kos­ten­lo­sen jour­na­lis­mus for­dern. an­de­rer­seits, ich bin’s ja auch selbst schuld, wenn ich mich ei­ner­seits stän­dig über wer­bung be­kla­ge und dann auch noch über be­zahl­wän­de echauf­fie­re. aber gut, das the­ma ist ja eben kom­pli­ziert und nie­mand hat dazu bis­her ab­schlies­sen­de ant­wor­ten oder mei­nungs­bil­der. bis auf die ober­che­cker, aber von de­nen will ich jetzt gar nicht re­den.

ob­wohl. viel­leicht doch. im oben er­wähn­ten text habe ich ei­nen ver­gleich for­mu­liert:

möglicherweise bekommt die gala-redaktion des öfteren anrufe von empörten käufern, die gesehen haben, dass die gala in arztpraxen, friseursalons oder flugzeugen kostenlos ausliegt. wären sebastian esser und philipp schwörbel geschäftsführer der gala, würden sie wahrscheinlich als reaktion auf die 2 bis 3 jährlichen beschwerden, die belieferung von lesezirkeln einstellen und gala-käufer verpflichten, das heft nur an freunde und bekannte (für maximal 48 stunden) leihweise abzugeben.

die­sem ver­gleich kann man mög­li­cher­wei­se sehr klu­ge din­ge ent­geg­nen. aber der ober­che­cker jour­na­list timo rieg, der un­ter an­de­rem das blog spie­gel­kri­tik führt, das an­ders als der name sug­ge­riert, über­haupt nicht selbst­kri­tisch ist, ant­wor­te­te dar­auf:

http://www.vgwort.de/einnahmen-tarife/verleihen-vermieten/lesezirkel.html

das ist das vol­le zi­tat, die ge­sam­te ant­wort auf mei­nen text. mich ma­chen sol­che kom­men­ta­re im­mer sehr trau­rig. und wenn ich trau­rig bin, ant­wor­te ich dann oft umso län­ger, statt ein­fach nur „404“ oder „hä?“ drun­ter­zu­schrei­ben:

da du, timo, dich aus unerfindlichen gründen weigerst kontext oder argumente zu liefern und den link einfach so hier hinkotzt, übernehme ich die einordnung gerne:

die krautreporter haben angefangen als eine art leserzirkel, der von tausenden unterstützern pauschal finanziert wird, damit sie und andere gut recherchierte geschichten lesen können, wo und wann sie wollen. jetzt finden die krautreporter, dass dieses modell leser davon abhält, zu zahlenden kunden zu werden. und dass es ein trittbrettfahrerproblem gebe: lauter leute die lesen, aber nicht zahlen. also werden alle lesezirkel-leser die noch nicht zahlen am lesen gehindert und müssen beim zahnarzt die sprechstundenhilfe fragen ob man die gala lesen könne. oder freunde bitten einen oder zwei texte mit ihnen zu teilen.

wolltest du das in etwa mit dem link zum ausdruck bringen?

auch hier­zu kei­ne ant­wort von timo rieg, der auf sei­ner ei­ge­nen sei­te „Wi­der­spruch for­dert“.

man­che ge­ben sich dann schon et­was mehr mühe, zum bei­spiel der le­ser „Da­ni­el“ vor zwei ta­gen in den kom­men­ta­ren:

Etwas „wirres“ Beispiel mit den Arztpraxen. Der Lesezirkel ist ja nicht umsonst.

das habe ich frei­lich auch nicht be­haup­tet. ich habe le­dig­lich be­haup­tet, um es mit se­bat­si­an es­sers öko­no­mi­schem fach­ter­mi­nus zu be­zeich­nen, dass es bei den le­se­zir­keln eben­falls sehr vie­le „tritt­brett­fah­rer“ oder „freeri­der“ gibt.

dar­auf da­ni­el:

es geht doch nicht darum, dass ich es nicht bezahle, sondern dass überhaupt jemand für diese exemplare bezahlt. insofern hinkt das beispiel.

auf mei­nen ein­wand, dass für die kraut­re­por­ter mehr als 15tau­send le­ser zah­len, wird ein tau­fri­sches ar­gu­ment von da­ni­el her­aus­ge­kramt:

[dein beispiel hinkt] weil du versuchst, ein digitales mit einem physischen gut zu vergleichen. ausschließbarkeit vs nicht-ausschließbarkeit. natürlich nimmt die zahlungsbereitschaft bei jemandem ab, wenn er in der lage ist, das gut kostenlos zu konsumieren (siehe auch allmendeproblem). bei der zeitung in der arztpraxis ist das nicht der fall, weil er ja keinen sonstigen zugriff auf das produkt hat. außer er ist beim arzt.

na­tür­lich ar­gu­men­tie­re ich auch sehr, sehr oft „wirr“. aber das mit ar­gu­men­ta­ti­vem wa­ckel­pe­ter zu kon­tern ist doch be­kloppt.

da­bei wäre es so ein­fach ge­we­sen mei­nen ver­gleich zu zer­pflü­cken, in drei­ein­halb sät­zen:

  • die krautreporter finanzieren sich nicht mit werbung, an lesezirkeln teilnehmende zeitschriften schon.
  • die hefte in lesezirkeln haben immer noch einen verkaufspreis, die krautreporter-texte nicht.
  • die krautreporter finanzieren sich nicht zusätzlich über heftverkäufe, an lesezirkeln teilnehmende zeitschriften schon.
  • die krautreporter bieten keinen niedrigschwelligen einzelverkauf, der potenzielle spontan-käufe ermöglicht, sondern sind ausschliesslich auf abos und mitgliedschaften aus.

heu­te habe ich zu­fäl­lig ge­se­hen, dass man auf dem (sehr toll) ge­re­launch­ten zeit.de an­zei­gen aus­blen­den kann, in­dem man die fens­ter­grös­se ver­än­dert. nico brün­jes, des­sen ar­beit und blog ich ge­nau­so toll fin­de, wie das neu ge­launch­te zeit-on­line, ant­wor­te­te dar­auf:

nö.

nun muss man ihm zu­gu­te­hal­ten, dass er zur zeit an post launch de­prs­s­si­on lei­det, weil er am launch von zeit.de mit­ge­ar­bei­tet hat. aber was will er mir sa­gen, mit sei­nem nö? es gibt kei­nen „na­ti­ven ad­blo­cker“, wie ich viel zu un­dif­fe­ren­ziert be­haup­tet habe? oder dass die wer­bung auch bei klei­nen fens­tern an­ge­zeigt wird und ich zu doof bin die zu se­hen? oder will er kor­ri­gie­ren und sa­gen, dass stets für das for­mat pas­sen­de an­zei­gen ge­la­den wer­den, wenn man die sei­te neu lädt?

woll­te er das sa­gen? ich wer­de es wo­mög­lich nie er­fah­ren, des­halb schrei­be ich die ant­wort, auch hier, ein­fach selbst:

wir haben anzeigen-formate für jede bildschirmgrösse, die wir einspielen, es werden also immer anzeigen angezeigt. hier von einem adblocker zu reden ist quatsch, es werden lediglich unter bestimmten umständen, die nur in ausnahmefällen auftreten, kurzzeitig keine anzeigen angezeigt (wer, um himmels willen verändert denn heutzutage noch die fenstergrösse?). was du schreibst, ist also blödsinn.


ich möch­te mit die­sem ur­alten ge­spiel­ten witz zu mehr aus­drucks­kraft auf­ru­fen:

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 20.06.2003 12:12)


[nach­trag 17.09.2015]
nico brün­jes wi­der­spricht in sei­nem blog et­was aus­führ­li­cher — aber die ant­wort habe ich schon ganz gut an­ti­zi­piert.


bequemlichkeit / alles strömt

felix schwenzel

der fort­schritts­mo­tor num­mer eins ist — be­quem­lich­keit.

ir­gend­wer hat mal ge­sagt, dass wir 80 pro­zent un­se­rer le­bens­zeit mit dem ver­such ver­brin­gen, zeit zu spa­ren. un­ser le­ben be­steht zum gros­sen teil aus hoff­nung auf und dem drang zu mehr be­quem­lich­keit.

na­tür­lich ist das wis­sen der welt nicht erst seit dem in­ter­net oder seit al­ta­vis­ta oder seit goog­le zu­gäng­lich. es war al­les schon lan­ge da — und zu­gäng­lich — be­vor der ers­te smi­ley durch das in­ter­net floss. es war nur nicht so be­quem. man muss­te rei­sen, in bi­blio­the­ken ge­hen, mit leu­ten re­den. dank des in­ter­nets ist der zu­gang zu in­for­ma­tio­nen viel be­que­mer.

ko­lum­bus ist auch nach ame­ri­ka ge­kom­men, mar­co polo nach chi­na (viel­leicht). das flug­zeug, das auto oder die bahn ha­ben wir ent­wi­ckelt, da­mit das rei­sen be­que­mer (und schnel­ler) wird.

be­quem­lich­keit, oder ge­nau­er, die ver­bes­se­rung der be­quem­lich­keit, hat vie­le ne­ben­ef­fek­te. er­höh­ter CO₂-aus­stoss, sich auf­schau­keln­de ver­netz­te sys­te­me, em­pö­rungs- und agi­ta­ti­ons­wel­len, be­schleu­ni­gung oder kat­zen­bil­der­flu­ten. man­che der ne­ben­ef­fek­te sind vor­her­seh­bar, die meis­ten nicht. trotz­dem wol­len wir in der re­gel nicht zu­rück zum vor­he­ri­gen, un­be­que­me­ren zu­stand, auch wenn die ne­ben­ef­fek­te un­an­gen­hem sind. die neu­en pro­ble­me, glau­ben wir, las­sen sich schon ir­gend­wie lö­sen.

artikelbilder die eine startbahn zeigen, unterstreichen die visionäre qualität des artikels

mo­bil­te­le­fo­ne kön­nen fast nichts, was nicht auch schreib­tisch­com­pu­ter könn­ten. es ist aber um ein viel­fa­ches be­que­mer ein taxi mit dem was man in der hand hat zu be­stel­len, als eine te­le­fon­zel­le da­für zu be­nut­zen oder an den schreib­tisch zu lau­fen. es ist be­que­mer sich das wet­ter in der hand­flä­che an­zei­gen zu las­sen, als ei­nen me­tero­lo­gen an­zu­ru­fen und nach dem wet­ter zu fra­gen.

die vor­tei­le von be­stimm­ten tech­no­lo­gien leuch­ten uns so­fort ein, wenn wir die tech­no­lo­gie se­hen, be­rüh­ren und be­nut­zen, selbst wenn sie noch nicht zu 100% aus­ge­reift sind. die vor­tei­le, die neu­en be­quem­lich­kei­ten von tech­no­lo­gie zu er­ken­nen, be­vor wir sie se­hen, an­fas­sen oder aus­pro­bie­ren kön­nen, fällt uns aber ei­gen­tüm­lich schwer. leu­te die das kön­nen, ver­un­glimp­fen wir ger­ne als „vi­sio­nä­re“, die zum au­gen­arzt müs­sen oder als su­per­bö­se­wich­te oder als irre.

so­lan­ge wir den kom­fort neu­er be­quem­lich­kei­ten nicht am ei­ge­nen leib spü­ren, sind wir oft zu be­quem für neue be­quem­lich­kei­ten.


Die Faulheit ist Mutter der Effizienz. #sixwords für @cervus

Markus Angermeier (@kosmar30.11.2007 9:04

be­vor das jetzt mit mei­nen be­quem­lich­keits-as­so­zia­tio­nen zu ab­surd wird, noch ein letz­tes bei­spiel. das www hat tim ber­ners-lee na­tür­lich auch aus be­quem­lich­keit er­fun­den: ein hy­per­link er­spart eine zu­sam­men­fas­sung oder das zi­tie­ren. ein klick ist be­que­mer als die ein­ga­be ei­ner adres­se oder das nach­schla­gen in ei­nem ka­ta­log. web­sei­ten ha­ben un­ser le­ben be­que­mer ge­macht, seit über 10 jah­ren kön­nen wir, bei­spiels­wei­se, bü­cher per klick auf ei­nen hy­per­link be­stel­len. ge­ne­rell könn­te man sa­gen: die (wei­ter-) ent­wick­lun­gen von web­tech­no­lo­gien in den letz­ten 15 oder 20 jah­ren, dien­ten vor al­lem der be­quem­lich­keit und der be­nut­zer­freund­lich­keit.

face­book macht es be­que­mer sich ge­burts­ta­ge von ver­wand­ten und be­kann­ten zu mer­ken, cloud­ba­sier­te ka­len­der oder pho­to­spei­cher ma­chen es be­que­mer fa­mi­li­en­ge­döns zu or­ga­ni­sie­ren oder zu tei­len. aber dort hört es nicht auf. es geht im­mer wei­ter, im­mer be­que­mer soll es wer­den.

statt auf ei­nen link zu ei­nem ar­ti­kel zu kli­cken und auf den sei­ten­auf­bau und das la­den der an­zei­gen und tra­cker zu war­ten, wol­len ap­ple und face­book und goog­le und vie­le an­de­re das le­sen be­que­mer, kom­for­ta­bler und schnel­ler ma­chen. face­book mit in­stant ar­tic­les, ap­ple mit sei­ner ap­ple news app und goog­le und mi­cro­soft be­stimmt auch mit ir­gend­was.

das kann man gut fin­den und sich über die vorrausscht­li­chen be­quem­lich­keits­ver­bes­se­run­gen freu­en, oder eben nicht:

@diplix Mir gefällt die Vorstellung eines Presse-Systems, das nur noch auf Plattformen von US-Firmen stattfindet, nicht. Dir?

Christian Stöcker (@ChrisStoecker11.09.2015 9:21

[auch po­le­misch, aber trotz­dem auf­fäl­lig, dass die re­cher­che des „Pres­se-Sys­tems“ heut­zu­ta­ge be­reits zum gros­sen teil auf „Platt­for­men von US-Fir­men“ statt­fin­det.]

ge­gen die mul­ti­plen trends zur ver­ein­fa­chung und be­quem­lich­keit kommt man mit ame­ri­ka- und tur­bo­ka­pi­ta­lis­mus-kri­ti­schen schein­ar­gu­men­ten kaum an. das ist ge­nau­so aus­sichts­los wie frei­bier-macht-fett-rufe. wenn’s be­que­mer, bes­ser, schnel­ler oder ab­len­kungs­frei­er ist, wird ein an­ge­bot — mit sehr ho­her wahr­schein­lich­keit — an­ge­nom­men. je mehr ech­te be­quem­lich­keit ein an­ge­bot bie­tet, des­to eher und rai­ka­ler setzt es sich durch.

des­halb wird sich (glau­be ich) blend­le durch­set­zen, des­halb wer­den sich an­ge­bo­te wie face­book in­stant ar­tic­les oder ap­ple news durch­set­zen. nicht weil es sich um „Platt­for­men von US-Fir­men“ oder an­ge­bo­te ei­ner nie­der­län­di­schen fir­ma han­delt, son­dern weil sie plötz­lich da sind und nicht nur be­quem­lich­keit ver­spre­chen, son­dern auch lie­fern.

ir­gend­wann wird chris­ti­an stö­cker auf­schrei­ben, war­um ein „Pres­se-Sys­tems, das nur noch auf Platt­for­men von US-Fir­men“ läuft, un­vor­teil­haft ist. wahr­schein­lich wird er in vie­len, wenn nicht so­gar al­len punk­ten, die er auf­schrei­ben wird, recht ha­ben. aber er wird mit sei­nem text ge­gen die müh­len der be­quem­lich­keit an­ren­nen und wir, die wo­mög­lich be­reits die neue be­quem­lich­keit ge­nies­sen, wer­den ihn dann wohl nur noch aus der ent­fer­nung ru­fen hö­ren — und ganz si­cher nicht um­keh­ren.


die sa­che mit dem kon­troll­ver­lust zeich­net sich seit jahr­zehn­ten, als ein al­les durch­drin­gen­des phä­no­men, in al­len ge­sell­schaft­li­chen be­rei­chen ab. mi­cha­el see­mann weist uns da fast täg­lich drauf hin. wir ver­lie­ren zu­neh­mend die kon­trol­le über un­se­re pri­vat­s­hä­re, die kul­tur­in­dus­trie ver­liert die kon­trol­le über ihre pro­duk­te und der jour­na­lis­mus ver­liert die kon­trol­le über sei­ne ver­triebs­we­ge. in den 80iger jah­ren konn­ten wir uns noch ge­gen eine volks­zäh­lung weh­ren, die film­stu­di­os den ki­nos ihre be­din­gun­gen dik­tie­ren und die ver­le­ger si­cher sein, dass die leu­te ihr be­druck­tes pa­pier kau­fen — und sei es we­gen der klein­an­zei­gen. jetzt strö­men un­se­re da­ten frei durchs in­ter­net, die fil­me und se­ri­en der film­stu­di­os eben­so und jour­na­lis­ten fra­gen sich, wie sie in der to­sen­den bran­dung der in­ter­net­strö­me noch auf­merk­sam­keit oder geld er­rei­chen kön­nen.

al­les strömt und streamt. und ir­gend­wie fin­den wir es alle OK — weil es so furcht­bar be­quem ist.


disclaim, das lass lieber sein

felix schwenzel

man kann nicht aus­schlies­sen, dass wor­te bei ge­nü­gend druck ir­gend­wann mal ihre be­deu­tung än­dern. das pas­siert mit spra­che ja stän­dig. so be­deu­te­te blöd vor gar nicht all­zu lan­ger zeit mal schüch­tern. mit am­peln be­zeich­ne­te man mal klei­ne fla­schen.

weil deutsch­spra­chi­ge au­toren (auch) lie­ber kur­ze wor­te be­nut­zen, schrei­ben vie­le, wenn sie auf mög­li­che in­ter­es­sens­kon­flik­te oder ver­bin­dun­gen hin­wei­sen wol­len, statt ei­ner „of­fen­le­gung“ ei­nen „dis­clai­mer“ un­ter ihre tex­te. das pro­blem ist al­ler­dings, dass dis­clai­mer haf­tungs­aus­schluss (oder ver­zichts­er­klä­rung) be­deu­tet. woll­te man eine of­fen­le­gung verd­eng­li­schen, müss­te man dis­clo­sure schrei­ben.

zu­letzt ist mir das bei ei­nem text von frank schmie­chen auf­ge­fal­len, der mal „stellv. Chef­re­dak­teur“ von di­ver­sen sprin­ger-blätt­chen war und jetzt „Chef­re­dak­teur“ von gruen­der­sze­ne.de ist. un­ter sei­nem text schreibt er:

Disclaimer: Axel Springer ist Gesellschafter der Vertical Media GmbH, dem Medienhaus von Gründerszene. Weitere Informationen zur Vertical Media GmbH hier: www.vmpublishing.com.

na­tür­lich ist es erst­mal lo­bens­wert, dass es sich auch bei deutsch­spra­chi­gen jour­na­lis­ten durch­setzt, auf mög­li­che in­ter­es­sens­kon­flik­te hin­zu­wei­sen. aber wenn noch nicht mal ein aus­ge­bil­de­ter jour­na­list in der lage ist, für eine of­fen­le­gung das kor­rek­te wort zu fin­den und ein­fach eins wählt das sich rich­tig an­hört und das an­de­re auch be­nut­zen, wer dann?

ich hab ja nichts ge­gen schlam­pig­keit oder deng­lisch in der spra­che, das kann sehr er­hel­lend und un­ter­halt­sam sein. ich bin auch ein gros­ser freund von wort-neu­schöp­fun­gen, vom zu­sam­men­set­zen und der re­kom­bi­na­ti­on von wör­tern, egal ob das re­gel­kon­form ab­läuft oder nicht. spra­che lebt und muss stän­dig neu ge­schöpft wer­den, von mir aus kann auch je­der der blog sa­gen. aber die ge­dan­ken­lo­se nut­zung von flos­keln, die be­nut­zung von wör­tern, die alle an­de­ren be­nut­zen, ohne auch nur ei­nen mo­ment über sie nach­zu­den­ken, das nervt. es ist na­tür­lich nach­voll­zieh­bar, dass auch deutsch­spra­chi­ge au­toren ihr mau­en tex­te hin und wie­der mit et­was an­g­lo-ame­ri­ka­ni­schem news­room-flair ver­se­hen wol­len und dann blind in die ihre deng­lisch­kis­te grei­fen.

fremd­wör­ter zu be­nutz­ten, um sei­ne ei­ge­ne be­le­sen­heit oder fremd­wort­kennt­nis zu de­mons­trie­ren, ist schon bei kor­rek­ter fremd­wort­nut­zung eher pein­lich. be­son­ders pein­lich wird’s aber, wenn man dann auch noch das fal­sche fremd­wort be­nutzt. des­halb emp­feh­le ich, im zwei­fel ein­fach bei der deut­schen be­zeich­nung zu blei­ben, vor al­lem wenn das ei­ge­ne eng­lisch mi­se­ra­bel ist.


ser­vice­teil: lis­te mit be­grif­fen zur ein­lei­tung ei­ner of­fen­le­gung, ohne dis­clai­mer zu nut­zen:

  • offenlegung: …
  • hinweis: …
  • disclosure: …
  • btw: …
  • übrigens: …
  • eingeständnis: …
  • erklärung: …
  • darlegung: …
  • hinweis auf mögliche interessenskonflikte: …

an­de­rer­seits; scheiss drauf. viel­leicht soll­ten ge­ra­de ehe­mail­ge oder im­mer noch an­ge­stell­te sprin­ger-mit­ar­bei­ter, ihre un­kennt­nis of­fen­le­gen und ihre mög­li­chen in­ter­es­sens­kon­flik­te mit dem wort dis­clai­mer ein­lei­ten. alle an­de­ren, sie­he oben.

frank schmie­chen könn­te dann auch gleich drei flie­gen mit ei­ner klap­pe schla­gen: un­kennt­nis de­mons­trie­ren, un­pas­sen­de an­gli­zis­men nut­zen und sich schön kurz fas­sen:

Disclaimer: Springer owns us.


[nach­trag 07.09.2015]

@diplix Wir schreiben jetzt "Hinweis" statt "Disclaimer". Viel besser. Thanks again.

Frank Schmiechen (@gruenderkompakt07.09.2015 10:09

ist zwar im text noch nicht um­ge­setzt (stand 12:08), aber das wird dann be­stimmt noch.


was wollen wir eigentlich?

felix schwenzel

wolf­gang lü­nen­bür­ger will nicht mit na­zis re­den, un­ter an­de­rem weil: „To­le­ranz en­det mit z“.

pe­ter breu­er meint: „wir wer­den wohl oder übel mit ih­nen re­den müs­sen.“

und ich weiss es nicht, glau­be aber pa­ra­do­xer­wei­se, dass bei­de recht ha­ben. vor al­lem, weil die gren­zen eben nicht so klar zu zie­hen sind, wie wolf­gang lü­nen­bür­ger das dar­stellt. an­de­rer­seits bin ich ziem­lich rat­los. ich weiss noch nicht mal mehr, ob ich es gut fin­de, sich über hass­dep­pen lus­tig zu ma­chen, auch wenn das sehr gut ge­macht ist, wie hier von „just luca“.

viel­leicht ist auch was ganz an­de­res wich­tig. so wie sich vie­le seit jah­ren ab­mü­hen nar­ra­ti­ve ge­gen die über­wa­chung zu fin­den, soll­ten wir uns alle viel­leicht künf­tig ab­mü­hen, nar­ra­ti­ve für die ein­wan­de­rung und die in­te­gra­ti­on deutsch­lands in eu­ro­pa und die welt zu fin­den.

so wie der be­griff des da­ten­schutz si­cher­lich nicht be­son­ders ge­eig­net ist, um ge­gen die aus­ge­feil­ten nar­ra­ti­ve der über­wa­chungs­be­für­wor­ter an­zu­ge­hen („wer nichts zu ver­ber­gen hat, hat auch nichts zu be­fürch­ten“, „si­cher­heit!“), dürf­ten die­se (rich­ti­gen und wich­ti­gen) wor­te von bodo ra­me­low kaum ge­gen idio­ti­sche nar­ra­ti­ve wie „das boot ist voll“ an­kom­men:

Sollte in diesem Zuwanderungsgesetz festgelegt werden, wie viele ausländische Fachkräfte benötigt werden?

Nein. Ich lehne sowohl eine Quote als auch eine Nützlichkeits-Debatte ab. Es geht vielmehr darum, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist. Wir müssen einfach zur Kenntnis nehmen, dass unsere Geburtenrate zu niedrig ist, um die Sterberate auszugleichen.

was uns auch fehlt, ist ein po­si­ti­ves nar­ra­tiv um un­ser deutsch­land­bild zu be­schrei­ben. ich bin zum bei­spiel nie in mei­nem le­ben auf die idee ge­kom­men, zu be­haup­ten ich sei „stolz“ dar­auf deut­scher zu sein. im ge­gen­teil, in mei­ner ju­gend­zeit emp­fand ich un­ser land (und sei­ne po­li­tik) eher be­schä­mend (deutsch­land­hass, über den alan po­se­ner hier re­flek­tiert, hat­te ich al­ler­dings auch nie). ich habe aber wäh­rend mei­nes ers­ten län­ge­ren aus­lands­auf­ent­halt ge­merkt, dass ich deutsch­land und vie­le der le­bens­wei­sen hier doch sehr schät­ze, vor al­lem die kri­ti­sche und un­pa­the­ti­sche hal­tung un­se­rer ei­ge­nen ge­schich­te ge­gen­über, aber auch eine ge­wis­se ra­tio­na­li­tät und di­stanz zu un­se­rer rol­le in der welt.

aber ich glau­be wir ha­ben alle auf hal­ben weg auf­ge­hört uns ge­dan­ken dar­über zu ma­chen, wie man ein po­si­ti­ves deutsch­land­bild auf­bau­en könn­te oder deutsch-sein neu, kon­struk­tiv, in­klu­siv und men­schen­freund­lich de­fi­nie­ren könn­te. uns fällt es im­mer noch irre schwer, men­schen mit an­de­rer haut­far­be oder her­kunft als deut­sche zu be­zeich­nen. noch im­mer muss man durch bü­ro­kra­ti­sche, kaf­ka­es­ke müh­len lau­fen, um als deut­scher staats­bür­ger an­er­kannt zu wer­den, statt ein­fach zu sa­gen, wer in deutsch­land ge­bo­ren wur­de, ist deut­scher. war­um fällt es uns so schwer die eu­ro­päi­sche in­te­gra­ti­on, das zu­sam­men­rü­cken der eu­ro­päi­schen staa­ten po­si­tiv dars­zu­stel­len oder gar als er­stre­bens­wer­tes na­tio­na­les ide­al an­zu­se­hen? war­um fällt es uns so schwer uns zu­erst als welt­bür­ger, als eu­ro­pä­er und dann als deut­sche zu be­grei­fen? so wie je­mand in dal­las zu­erst ame­ri­ka­ner ist und erst dann te­xa­ner.

war­um glau­ben wir in ei­ner ver­netz­ten, von­ein­an­der wirt­schaft­lich und po­li­tisch auf al­len ebe­nen ver­wo­be­nen welt, im­mer noch, na­tio­na­le in­ter­es­sen sei­en wich­ti­ger als eu­ro­päi­sche? wie kommt es, dass wir glau­ben, deutsch­land sei ohne dich­te wur­zeln und ver­äs­te­lun­gen in alle tei­le der welt ir­gend­wie über­le­bens­fä­hig?

war­um glau­ben wir im­mer noch, wir müss­ten ar­men län­dern („afri­ka“) hel­fen, statt zu er­ken­nen, dass wir uns der welt öff­nen müs­sen und an­de­re, schwä­che­re, staa­ten oder men­schen zur ab­wechs­lung auch mal ge­recht und fair be­han­deln müss­ten, statt im­mer nur auf un­se­re (wirt­schaft­li­chen, po­li­ti­schen) vor­tei­le zu be­dacht sein?

oder ganz an­ders ge­fragt: kann es sein, dass wir in den letz­ten jahr­zehn­ten ver­passt ha­ben, trag­fä­hi­ge ideen zu ent­wi­ckeln, wel­che rol­le wir in der welt spie­len wol­len und wel­che rol­le die welt in uns spie­len soll? war­um glau­ben wir im­mer noch, iso­la­ti­on sei eine al­ter­na­ti­ve zur glo­ba­li­sie­rung? war­um glau­ben wir im­mer noch, deutsch-sein habe et­was mit der haut­far­be oder her­kunft zu tun?

ich glau­be ei­nes der (vie­len) pro­ble­me, des­sen aus­wir­kun­gen wir jetzt zu spü­ren be­kom­men, ist die un­be­ant­wor­te­te fra­ge nach un­se­rer iden­ti­tät, die fra­ge nach dem, was wir ei­gent­lich wol­len, als na­ti­on, als eu­ro­pä­er, als men­schen. die­se de­bat­te ha­ben wir nie nach­voll­zieh­bar und kon­struk­tiv ge­führt — oder zu­min­dest nie zu ei­nem greif­ba­ren er­geb­nis ge­führt.


ausfall wirres.net vom 20. bis zum 23. august

felix schwenzel

die von can­dan.eu (oder can­host.eu) sind wit­zig. nach bald 48 stun­den #‎ser­ver­aus­fall las­sen sie ihre kun­den wis­sen, dass vor­aus­sicht­lich 4-5 mo­na­te ih­rer da­ten (da­ten­ban­ken, emails, web­da­ten) weg sind, weil sie „aus­drück­lich kei­ne Back­ups aus­füh­ren“ und ihr „RADI10 ab­ge­schmiert“ ist. zi­tat aus der kun­den­mail:

Wir bedauern dies sehr und sind selbst geschockt, da es (zum Glück) äußerst selten zu solchen Ausfällen mit Datenverlust kommt, doch auch ein RAID10 ist nur teuer, und bietet keinen Schutz vor Datenverlust. Wir versichern Ihnen jedoch, dass die Serverstruktur von uns nun akribisch überprüft wird, um die Sicherheit Ihrer Daten zu gewährleisten, wir werden nach und nach die Festplatten SSD in anderen Storage-Systeme prüfen, und auswechseln, so dass es nicht erneut zu solch einer Störung kommen wird.

je­mand der bei wahr­schein­lich sehr, sehr vie­len kun­den die da­ten meh­re­rer mo­na­te ver­dad­delt hat meint, er kön­ne ei­nem weis­ma­chen er wer­de _nun_ akri­bisch prü­fen und die si­cher­heit der da­ten „ge­währ­leis­ten“? sehr gu­ter witz!


wir­res.net hat den plat­ten­aus­fall jetzt nach fast 3 ta­gen off­line-sein ohne grös­se­re da­ten­ver­lus­te über­lebt (ein paar no­ti­zen vom tag des plat­ten­aus­falls sind weg). die web­sei­ten der bei­fah­re­rin (und un­zäh­li­gen an­de­re) ha­ben jetzt ein vier-mo­na­ti­ges loch, bzw. sind auf dem stand vom april märz die­sen jah­res.

can­dan habe ich jah­re­lang an freun­de und kun­den emp­foh­len. von die­ser emp­feh­lung möch­te ich ab so­fort aus­drück­lich ab­stand neh­men. vor drei mo­na­ten war ich be­reits von den stän­di­gen pro­ble­men mit mei­nem hos­ter can­dan ex­trem ge­nervt, habe aber (vor al­lem aus be­quem­lich­keit) noch ab­stand ge­nom­men kon­kre­te um­zugs­plä­ne für mein zu­hau­se in an­griff zu neh­men. das dürf­te sich jetzt än­dern. aus­fäl­le und tech­ni­sche pro­ble­me sind das eine, ver­lo­re­nes ver­trau­en ist was ganz an­de­res. das kunst­stück, mich nach 13 jah­ren dazu zu brin­gen mir ei­nen neu­en hos­ter zu su­chen, ist can­dan jetzt aber ge­lun­gen.


blendle.de

felix schwenzel

vor ein paar ta­gen wur­de ich von blend­le ge­fragt, ob ich für blend­le beta-tes­ten und ar­ti­kel ku­ra­tie­ren möch­te. geld be­kä­me ich da­für nicht, aber da­für ei­nen „ei­nen Free-Ac­count, mit dem du so­viel le­sen kannst wie du möch­test“. da ich mich — in al­ler be­schei­den­heit — für ei­nen ganz gu­ten tes­ter, feed­back-ge­ber und ku­ra­to­ren hal­te, war ich na­tür­lich ein biss­chen ent­täuscht, nicht auch noch ein fürst­li­ches ho­no­rar an­ge­bo­ten zu be­kom­men.

seit sams­tag habe ich jetzt zu­griff auf blend­le und ob­wohl ich jetzt schon 26 ar­ti­kel ge­kauft habe, sind mei­ne zwei euro fünf­zig blend­le-be­grüs­sungs­geld noch bei € 2,50. of­fen­bar kann ich also so viel le­sen wie ich möch­te.

le­sen kann ich in den je­weils ak­tu­el­len aus­ga­ben (und de­ren ar­chiv, das bei blend­le un­ge­fähr 2 mo­na­te zu­rück­geht) vom spie­gel, der FAZ und FAS, der süd­deut­schen, der zeit, dem ta­ges­spie­gel, im stern, der neon, der bri­git­te, der gala und ein paar sprin­ger-kack­blät­tern. es gibt auch ein paar eng­lisch­spra­chi­ge blät­ter, die wa­shing­ton post, das wall street jour­nal und den eco­no­mist, von dem man ja sehr viel gu­tes hört, aber in dem ich bis­her eher we­nig ge­le­sen habe.

die links in die­sem ab­satz füh­ren alle die noch kei­ne blend­le-mit­glie­der sind in eine sack­gas­se, sor­ry. so lan­ge blend­le nicht of­fi­zi­ell ge­launcht ist, kommt man of­fen­bar noch nicht rein. noch­mal sor­ry.
[nach­trag 24.08.2015]
blend­le-be­nut­zer die die links kli­cken, be­kom­men of­fen­sicht­lich ohne wei­te­re rück­fra­ge die kos­ten der ar­ti­kel von ih­rem kon­to ab­ge­zo­gen.

tat­säch­lich habe ich heu­te zum ers­ten mal wie­der die frank­fur­ter all­ge­mei­en sonn­tags­zei­tung ge­le­sen, un­ter an­de­rem die­sen er­staun­lich dif­fe­ren­zier­ten, aber auch enorm un­ent­schlos­se­nen ar­ti­kel über das wohl und wehe des ur­he­ber­rechts­schut­zes, ste­fan nig­ge­mei­er über kon­struk­ti­ve nach­rich­ten, oder die­se von ju­li­an traut­hig um­ge­schrie­be­ne und in der FAS ver­öf­fent­lich­ten pres­se­mit­tei­lung von joey’s piz­za. ach, und noch ei­nen FAS/FAZ-text übers tro­pi­cal is­land (mög­li­cher­wei­se hört das erst auf, wenn alle die re­dak­ti­on kom­plett durchs tro­pi­cal-is­land ge­schleust wur­de).

das blend­le-le­sen am com­pu­ter-bild­schirm ist we­gen des ho­ri­zon­ta­len scrol­lings et­was ge­wöh­nungs­be­dürf­tig, aber auf dem mo­bil­te­le­fon-brow­ser schmerz­frei und ein­fach — um nicht zu sa­gen vor­bild­lich. eine app ver­mis­se ich hier nicht, so dass ich noch nicht mal ge­prüft habe, ob es eine app gibt. al­les funk­tio­niert so wie man es er­war­tet. an­mel­den kann man sich pass­wort­los, in­dem man sich ei­nen tem­po­rä­ren, ma­gi­schen log­in-link per mail schi­cken lässt, oder sich per face­book oder twit­ter an­mel­det. im ge­gen­teil zu so­books und der spie­gel-ma­ga­zin-brow­ser­an­sicht kann man alle tex­te auch per copy und pas­te ko­pie­ren

die na­vi­ga­ti­on ist über­sicht­lich und mit der emp­feh­lungs­funk­ti­on wer­den po­pu­lä­re ar­ti­kel nach oben ge­spült, bzw. hoch­emp­foh­len. das blend­le-in­ter­ne wei­ter­emp­feh­len geht ein­fach, man kann emp­feh­lun­gen mit tweet­län­ge kom­men­tie­ren, man kann sich au­toren- oder stich­wor­t­al­erts er­stel­len, die such­funk­ti­on funk­tio­niert ganz or­dent­lich …

kurz ge­sagt: blend­le kommt mir vor, wie ein wahr­ge­wor­de­ner traum.

wie oft habe ich mich in den letz­ten jah­ren ge­fragt, war­um der spie­gel kei­ne ein­zel­ar­ti­kel ver­kauft, son­dern mich im­mer nur mit be­scheu­er­ten abo-fal­len nervt oder zum heft-kauf nö­tigt. wie oft habe ich mich ge­fragt, war­um sich zei­tun­gen nicht auf ein ein­heit­li­ches, fai­res zahl­sys­tem für ein­zel­ar­ti­kel ei­ni­gen, son­dern tex­te hin­ter un­durch­dring­ba­ren an­mel­de­sys­te­men und apo­the­ken­prei­sen ver­ste­cken. und plötz­lich geht’s, plötz­lich sind alle re­le­van­ten sehr vie­le deutsch­spra­chi­ge pres­se­tex­te nur noch ei­nen klick ent­fernt.

dem of­fe­nen, frei­en netz, der link­kul­tur, dem of­fe­nen aus­tausch tut ein sol­ches an­ge­bot na­tür­lich nicht gut, wie man an den blend­le-links, die ich oben ge­setzt habe sieht; 99% mei­ner le­ser schi­cke ich mit den links ge­gen eine un­durch­dring­ba­re wand, weil blend­le noch nicht of­fen ist und die we­nigs­ten zu­griff auf blend­le ha­ben. aber selbst wenn blend­le end­lich für je­den zu­gäng­lich sein soll­te, steht vor dem le­sen eine kur­ze an­mel­de­pro­ze­dur und ein ge­schlos­se­nes öko­sys­tem. ex­em­pla­risch ist da­für ein ganz or­dent­lich re­cher­chier­ter ar­ti­kel von phil­ipp sick­mann im ta­ges­spie­gel (den ich zu­erst auf blend­le, dank der emp­feh­lungs­funk­ti­on, ge­fun­den habe). sick­mann fasst dar­in die be­den­ken ei­ni­ger frü­her in­ter­net­nut­zer zu­sam­men, die vor den ge­sell­schaft­li­chen fol­gen war­nen, die ent­ste­hen könn­ten, „wenn die Sicht auf die Welt von we­ni­gen Diens­ten be­stimmt wird.“ sick­mann zi­tiert den ira­ni­schen blog­ger hos­sein der­akhs­han:

In seinem Beitrag „The Web We Have To Save“, erschienen auf Medium.com, kritisiert er die Entwicklungen unserer Zeit: Die vorherrschenden sozialen Netzwerke würden den Hyperlink entwerten, der allgegenwärtige Stream sei nun die dominante Form, um Informationen zu organisieren.

das schreibt er auf ta­ges­spie­gel.de, ganz iro­nie­frei, ohne ei­nen ein­zi­gen link. ok, der text ent­hält zwei hy­per­links auf an­de­re ta­ges­spie­gel-tex­te. auf blend­le fin­det sich im text kein ein­zi­ger link.


ich hole das mit den links mal nach. hier ein paar links die in dem text von phil­ipp sick­mann hät­ten ge­setzt wer­den kön­nen:

  me­di­um.com/mat­ter: The Web We Have to Save

pes­si­mis­ti­sches, lan­ges le­se­stück von hos­sein der­akhs­han, die we­gen sei­nes blogs für 6 jah­re im iran im ge­fäng­nis sass und der das alte web, das vor sei­ner in­haf­tie­rung, ver­misst. zu gros­sen tei­len gebe ich ihm recht, an man­chen stel­len sei­nes tex­tes möch­te ich wi­der­spre­chen und fin­de sei­ne dar­stel­lung zu ein­di­men­sio­nal. aber in ei­nem punkt hat er si­cher­lich recht:

But the scariest outcome of the centralization of information in the age of social networks is something else: It is making us all much less powerful in relation to governments and corporations.

[nach­trag 23.08.2015]

den text gibt’s in der zeit auch auf deutsch.

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 15.07.2015 06:26)

(von jen­ni­fer gra­nick)


die lin­k­lo­sig­keit und der si­lo­charak­ter sind ein ech­ter wer­muts­trop­fen bei blend­le. blend­le ist wirk­lich toll, ein ganz gros­ser schritt nach vor­ne und ein wahr­ge­wor­de­ner traum al­ler ex­zes­si­ven le­ser. ich habe kei­ne ah­nung wann sich blend­le für alle öff­net — aber ich hof­fe bald!