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pre:pu­bli­ca

felix schwenzel

  • fast alle tra­gen schon ihre #rp15-bad­ges um den hals. war­um?
  • mei­ne ipho­ne ka­me­ra boo­tet nicht. nur die sel­fie-ka­me­ra funk­tio­niert. das wird ne sel­fie:pu­bli­ca. das bild ist auch ein sel­fie-ka­me­ra-schuss.
  • jens best trägt die glei­che ja­cket­far­be wie ich. wein­rot.
  • als die son­ne noch schien, litt ich un­ter star­ker mis­an­thro­pie. seit die son­ne we­ni­ger in­va­siv am ho­ri­zont steht, lie­be ich wie­der fast alle men­schen. mis­an­thro­pie scheint also licht­in­du­ziert zu sein. bei mir.
  • tors­ten kleinz hat mir ver­spro­chen schrei­end aus mei­nem vor­trag zu lau­fen wenn ich ein „usafe-word“ sage.
  • es gibt wie­der nur ber­li­ner pil­se­ner. lei­der. schlimm. die tank­stel­le ne­ben­an wird mich öf­ter se­hen.
  • das wlan ist auch schon vor der re­pu­bli­ca löch­rig. lei­der.

mo­ser roth spa­zier­gang

felix schwenzel

auf den aldi mo­ser roth scho­ko­la­den­pa­ckun­gen steht, dass die scho­ko­la­de in der wald­stras­se 27 in 13403 ber­lin her­ge­stellt wird.

gute ge­le­gen­heit für ei­nen sonn­tags-spa­zier­gang um das mal an­zu­gu­cken, zu­mal goog­le maps sagt, dass es nur un­ge­fähr 50 mi­nu­ten fuss­weg sei­en. statt ein­fach in der wi­ki­pe­dia nach­zu­schla­gen, mach ich mich also auf zu ei­nem in­ves­ti­ga­tiv-spa­zier­gang. nach ei­ner stun­de sehe ich, dass wir of­fen­bar eine scho­ko­la­den­fa­brik in der nach­bar­schaft ha­ben und dass storck die mo­ser-roth-scho­ko­la­de für aldi her­stellt.


der weg zur scho­ko­la­den­fa­brik war trotz der an­kün­di­gung ver­eis­ter park­plät­ze son­nig und un­spek­ta­ku­lär.

wie über­all im wed­ding, lief ich auf dem weg zur wald­stras­se im­mer an der flug­schnei­se vom flug­ha­fen te­gel vor­bei.

die deko ei­nes thai-mas­sa­ge-la­dens er­in­ner­te mich an die schau­fens­ter deko ei­nes thai-fri­seurs
open ist das neue ge­schlos­sen
licht­loch
ex­pres­si­ves dach
feed­back [sic!]

ins­ge­samt wa­ren es 10 ki­lo­men­ter und zwei stun­den fuss­marsch. (auf­schrei­ben und „syn­di­zie­ren“ hat fast ge­nau­so lan­ge ge­dau­ert.)


ich tes­te das mit der syn­di­ka­ti­on, des­halb sind die bil­der teil­wei­se auch auf in­sta­gram („licht­loch“, „open“, „storck“, „mo­ser-roth-adres­se“), twit­ter („wo­her?“, „feed­back“, „flug­zeu­ge“, „kalt“, „2 ta­cken bes­ser“) und me­di­um und goo­gle­plus


leis­tungs­schutz rea­li­ty dis­tor­ti­on field

felix schwenzel

  spie­gel.de: Lau­er kri­ti­siert Ver­lags­ko­ope­ra­ti­on mit Goog­le   #

chris­to­pher lau­er:

Wenn [Goog­le] den Ver­la­gen hel­fen wol­le, dann „könn­te Goog­le doch ein­fach das Leis­tungs­schutz­recht ak­zep­tie­ren.

Mit dem Geld könn­ten die Ver­la­ge dann auch in di­gi­ta­le In­no­va­tio­nen in­ves­tie­ren“. Goog­le hat­te ver­gan­ge­ne Wo­che an­ge­kün­digt, mit ei­ner 150 Mil­lio­nen Euro schwe­ren „Di­gi­tal News In­itia­ti­ve“ In­no­va­tio­nen im di­gi­ta­len Jour­na­lis­mus för­dern zu wol­len. An der Ko­ope­ra­ti­on, die mit acht Grün­dungs­ver­la­gen ge­star­tet ist, sind in­zwi­schen di­ver­se Me­di­en­häu­ser in Eu­ro­pa be­tei­ligt, un­ter an­de­rem DER SPIE­GEL.

als die ver­la­ge in geld schwam­men, weil sie dienst­leis­tun­gen und wer­be­flä­chen na­he­zu kon­kur­renz­los an­bie­ten konn­ten, hat­ten ver­la­ge kaum in­ter­es­se an in­no­va­ti­on oder ver­än­de­rung des an­zei­gen­mark­tes. dass axel sprin­ger sei­nen kon­zern jetzt an­ge­sichts der kri­se und ab­seh­bar ein­bre­chen­der auf­la­gen und er­lö­se im klas­si­schen ge­schäft auf di­gi­tal und in­no­va­tiv trimmt, hat also we­ni­ger mit geld zu tun, als mit kon­ku­renz. mein ein­druck ist ja, dass man mit dem leis­tungs­schutz­recht die hoff­nung ver­knüpft, die­se kon­ku­renz wie­der aus­zu­schal­ten um end­lich mit die­sem an­stren­gen­den wan­del schluss zu ma­chen. aus­ser na­tür­lich, man de­fi­niert bei sprin­ger in­no­va­ti­on als die schaf­fung von rechts­un­si­cher­heit, bü­ro­kra­tie, zwangs­ab­ga­ben und ver­wer­tungs­ge­sell­schaf­ten.

im­mer­hin ist chris­to­pher lau­er of­fen­bar das geld wert, dass man ihm bei axel sprin­ger zahlt; die rea­li­täts­ver­zer­rung fürs leis­tungs­schutz­recht be­kommt er schon ganz gut hin, auch wenn sich das bis jetzt noch ein biss­chen pa­pa­gei­en­haft an­hört.

(björn czies­lik hat die gan­zen spie­gel-mel­dung ge­le­sen)


[nach­trag]

mar­kus be­cke­dahl er­in­nert an das jahr 2012:


lin­ken und ein­bet­ten

felix schwenzel

nau­til.us: The Man Who Beat HIV at Its Own Game for 30 Ye­ars

lan­ger, nicht ganz un­kom­pli­zier­ter text über das evo­lu­tio­nä­re wett­rüs­ten zwi­schen krank­heits­er­re­gern und dem imun­sys­tem und die hoff­nun­gem, rück­schlä­ge und di­lem­ma­ta, die durch be­hand­lung und for­schung die­ser er­re­ger (hier das HIV-vi­rus) ent­ste­hen.

über 15tau­send zei­chen, aber ich fand den text von da­ni­el a. gross (@re­ad­wri­te­radio) le­sens­wert, weil er nicht nur den stand der for­schung gut wie­der­gibt, son­dern auch die ge­schich­ten und die men­schen hin­ter der for­schung sicht­bar macht. ohne pa­thos und ohne über­flüs­si­ge schick­sals­sos­se.


den link oben habe ich, wie im­mer, ganz re­gu­lär als link ge­setzt:

hin­ter dem link steckt ein kur­zer ja­va­script-be­fehl, der ja­va­script­code von emb­edly.com nach­lädt. emb­edly macht dann aus dem ein­fa­chen link eine il­lus­trier­te, bun­te ein­bet­tung. das sieht man al­ler­dings nur bei ak­ti­vier­tem ja­va­script (also zum bei­spiel nicht in RSS-rea­dern) und das sähe dann so aus:

wun­der­bar, bis auf die tat­sa­che, dass die­ses em­bed, wie üb­ri­gens fast alle ein­bet­tungs­me­cha­nis­men, ton­nen­wei­se (ja­va­script) code von drit­ten la­den. da­mit wer­den dann bil­der, wei­te­re scrip­te, tra­cker, zähl­codes, coo­kies nach­ge­la­den, also all das, was auf­rech­ten da­ten­schüt­zer schlaf­lo­se näch­te be­rei­tet (so sähe es üb­ri­gens ohne ja­va­script aus). das ist bei em­beds von you­tube- oder vi­meo-vi­de­os so, bei ein­ge­bet­te­ten tweets, face­book like- oder share-but­tons und so wei­ter und so fort.

ich ver­su­che hier ei­gent­lich sol­che tra­cker zu ver­mei­den und sol­che da­ten­nach­la­der hin­ter ei­nem klick zu ver­ber­gen. you­tube-vi­de­os bet­te ich so ein (bei­spiel), mei­ne flattr, share-, like- oder tweet-but­tons sind alle un­ter slidern ver­steckt und la­den ih­ren schadcode erst nach auf­for­de­rung durch ei­nen klick. bei tweets bin ich eher in­kon­se­quent, de­nen hän­ge ich auch den twit­ter-ja­va­script-schnip­sel an. blo­cken kann man das na­tür­lich al­les brow­ser­seits, zum bei­spiel mit ghos­tery (de­tails und hin­ter­grün­de dazu habe ich mal vor ei­nem jahr auf­ge­schrie­ben und be­spro­chen).

was ich ei­gent­lich sa­gen woll­te: hübsch die­ses emb­edly, da­mit kann man sehr an­spre­chend be­lie­bi­ge links auf­hüb­schen, aber ein­bet­ten nervt auch ein biss­chen. ich ver­su­che mir des­halb mei­ne ein­bet­tungs­codes so­weit mög­lich selbst zu bau­en. mein selbst zu­sam­men­ge­den­gel­ter code für twit­ter sieht üb­ri­gens ohne ja­va­script nach­la­dung von twit­ter.com so aus (und so mit):

Moin!

taz (@taz­ge­zwit­scher01.05.2015 8:22

funk­tio­niert auch ohne nach­träg­li­che ja­va­script-auf­hüb­schung. nennt man das dann als html-ken­ner graceful de­g­re­da­ti­on oder pro­gres­si­ve enhance­ment of graceful stuff?

theo­re­tisch kann ich mir so­gar vor­stel­len für mei­ne ar­ti­kel hier ein­bett­code an­zu­bie­ten. das könn­te dann so aus­se­hen. ich weiss zwar nicht war­um je­mand ei­nen gan­zen ar­ti­kel von mir ein­bet­ten woll­te, aber es be­ru­higt mich zu wis­sen, dass es geht.


„ex­akt falsch her­um ge­dacht“

felix schwenzel

  hackr.de: How to be kin­der, plea­se?   #

mar­kus spath no­tiert zu mei­nen an­mer­kun­gen zu ei­ner idee von neil gai­man, bzw. zu han­lon's ra­zor fol­gen­des:

(wir­res mit ex­akt falsch her­um ge­dach­ten tipps zum freund­li­cher­wer­den; ge­ra­de die un­ter­stel­lung von dumm­heit, wo man auch bös­ar­tig­keit un­ter­stel­len könn­te, ist mis­an­throp, weil ge­ra­de sie den men­schen nicht ernst nimmt, weil man die dumm­heit eben nicht mal schnell än­dern kann, usw.)

kann dumm­heit nur erb­lich oder so­ma­tisch be­dingt vor­kom­men wie mar­kus spath hier be­haup­tet?
oder kann dumm­heit, wie bös­ar­tig­keit, zum bei­spiel auch durch be­son­de­re um­stän­de, re­ak­tio­nen oder miss­ver­ständ­nis­se aus­ge­löst wer­den?

dumm­heit und bös­ar­tig­keit (und fast alle an­de­ren ver­hal­tens­wei­sen) sind mei­ner mei­nung nach in den sel­tens­ten fäl­len de­ter­mi­niert, wes­halb es lo­gi­scher­wei­se dumm ein fehl­schluss ist, die kul­ti­vie­rung von zwei­feln an der ei­ge­nen wahr­neh­mung als mis­an­throp zu be­zeich­nen — auch wenn man sich das ver­hal­ten an­de­rer mit „irr­tü­mern, kurz­sich­tig­keit, nach­läs­sig­keit oder dumm­heit“ er­klärt.

ab­ge­se­hen da­von gibt es na­tür­lich va­ria­tio­nen von han­lon's ra­zor („Gehe nie­mals von Bös­wil­lig­keit aus, wenn Dumm­heit aus­rei­chend ist.“), die zei­gen, dass es eben ge­ra­de nicht um per­sön­lich­keits­merk­ma­le geht, son­dern pro­zes­se:

Ver­su­che nie durch Kon­spi­ra­ti­on zu er­klä­ren, was auf Cha­os oder In­kom­pe­tenz zu­rück­ge­führt wer­den muss.

dumm­heit ist nicht nur et­was mit dem man den IQ ei­nes men­schen be­schreibt, son­dern et­was mit dem man han­deln von men­schen, aber auch in­sti­tu­tio­nen be­wer­tet. so kann es ge­ra­de in der po­li­tik zu gros­sen dumm­hei­ten, zu fehl­ent­schei­dun­gen kom­men, ohne dass eine „böse“ in­ten­ti­on vor­han­den sein muss. noch­mal an­ders aus­drü­cken lässt sich das pro­blem mit die­sem al­ten spruch: „das ge­gen­teil von gut ist oft gut ge­meint.“


syn­di­ka­ti­on

felix schwenzel

als mei­ne mut­ter vor un­ge­fähr 35 jah­ren mit mir im zir­kus war, er­klär­te sie mir:

das brot der künst­ler ist der ap­plaus.

nicht alle kön­nen vom ap­plaus al­lein le­ben und selbst zir­kus-ar­tis­ten be­kom­men eine gage zu­sa­ätz­lich zum ap­plaus. aber zwi­schen dem ap­plaus und der höhe der gage be­steht wahr­schein­lich ein di­rek­ter zu­sam­men­hang. aber das mit dem geld­ver­die­nen möch­te ich an die­ser stel­le kurz aus­klam­mern, weil es al­les noch kom­pli­zier­ter macht als es eh schon ist.

vor ei­ner wei­le griff john­ny haeus­ler in der deut­schen wired eine dis­kus­si­on auf, die man even­tu­ell mit die­sem satz zu­sam­men­fas­sen kann:

ver­la­ge und au­toren soll­ten dort hin­ge­hen, wo ihr pu­bli­kum ist.

john­ny über­spitz­te die­sen ge­dan­ken et­was, in­dem er ver­la­gen riet, ihre web­sei­ten zu schlies­sen. das dif­fe­ren­zier­te er spä­ter noch ein biss­chen nach, aber ich wi­der­sprach ihm bei­de male (eins, zwei).

grund­sätz­lich hat john­ny aber (na­tür­lich) recht. will ich mein pu­bli­kum gut er­rei­chen, muss ich nicht nur gut er­reich­bar sein, son­dern vor al­lem dort ver­öf­fent­li­chen wo das pu­bli­kum ist. aus ei­ge­ner er­fah­rung weiss ich, dass mir selbst oft schon ein klick mehr als nö­tig zu viel ist, um ei­nen text zu le­sen. ich lebe lese in mei­nem feed­rea­der. ge­kürz­te RSS-feeds ner­ven mich so sehr, dass ich dar­über sei­ten­lan­ge kla­gen ver­fas­sen kann — we­gen ei­nes klicks. weil die­se klicks oft (nicht im­mer) in funk­lö­chern in der bahn statt­fin­den, habe ich an die­ser stel­le ein ge­wis­ses ver­ständ­nis für mich und mei­ne ar­gu­men­te.

wenn ich et­was in mein blog schrei­be (oder jour­na­lis­ten in ihre zei­tung), tease­re ich es nach der ver­öf­fent­li­chung auf twit­ter, face­book (oder was sonst ge­ra­de gut funk­tio­niert) an und ver­lin­ke es dort. auf face­book zwin­ge ich mei­ne le­ser da­mit qua­si zu ei­nem klick auf mein blog. dort sehe ich dann in mei­ner be­su­cher­sta­tis­tik ei­nen be­such und hof­fe vie­le wei­te­re, auf li­kes, kom­men­ta­re und links auf mei­nen ar­ti­kel. im op­ti­mal­fall mul­ti­pli­zie­ren sich die links, li­kes, shares zu ei­nem klei­nen vi­ra­len wind­hauch, der le­ser zu mir rü­ber­weht.

die idee dort zu sein, wo die le­ser sind, ist aber ein biss­chen an­ders ge­meint. sie be­deu­tet, dass ich den ge­sam­ten text (zum bei­spiel) auf face­book — oder eben der platt­form wo mei­ne ziel­grup­pe sizt — ver­öf­fent­li­che und sich der le­ser den klick auf mei­ne sei­te spart und da­mit auch zu­sätz­li­che la­de­zei­ten oder die aus­ein­an­der­set­zung mit ge­wöh­nungs­be­dürf­ti­gem lay­out. oder (noch bes­ser), dass ich mei­nen text für die platt­form wo ich mei­ne le­ser ver­mu­te op­ti­mie­re und nicht nur au­to­ma­tisch vor­han­de­nes ma­te­ri­al rü­ber­spü­le.

auf face­book funk­tio­niert das of­fen­bar ganz gut. pe­ter breu­er ver­öf­fent­licht dort bei­spiels­wei­se oft sehr lan­ge tex­te, weil auf face­book (ver­mu­te ich mal) das feed­back sehr viel­fäl­ti­ger und grös­ser ist als auf sei­nem blog. das ist ei­ner­seits ver­ständ­lich, aber an­de­rer­seits auch scha­de. die tex­te sind nach ein paar ta­gen nicht mehr so gut zu fin­den und aus­ser­halb von face­book so gut wie nicht exis­tent. da­für er­rei­chen sie ein ziem­lich gros­ses pu­bli­kum, kön­nen mü­he­los ge­mocht, ge­teilt und wei­ter­emp­foh­len wer­den.

po­si­tiv aus­ge­drückt kann man sich so auf face­book eine enorm gros­se zahl le­ser und fans er­ar­bei­ten. die­se le­ser in­ter­agie­ren mit den in­hal­ten sehr gross­zü­gig, sie tei­len, li­ken und kom­men­tie­ren dort in sehr viel grös­se­rer zahl als sie es in ei­nem blog tun wür­den. die er­klä­rung da­für liegt auf der hand: auf face­book muss ich mich für ei­nen kom­men­tar nicht erst an­mel­den, ich kann ein­fach los­schrei­ben, li­ken oder sha­ren. ich weiss als kom­men­tie­ren­der, dass ich mei­ne kom­men­ta­re auf face­book edi­tie­ren oder lö­schen kann. die in­ter­ak­ti­on mit in­hal­ten auf face­book ist sehr viel ein­fa­cher als auf je­dem x-be­lie­bi­gen blog. das gilt na­tür­lich auch für vie­le an­de­re so­zia­le netz­wer­ke.

we­ni­ger po­si­tiv ist, dass man die in­hal­te aus der hand gibt und auf platt­for­men stellt über die man als au­tor oder fo­to­graf we­nig kon­trol­le hat. man be­kommt (re­la­tiv) we­nig le­ser le­ser rü­ber­ge­spült und die in­ter­ak­tio­nen (li­kes, favs, kom­me­n­at­re) blei­ben auch in den si­los der gros­sen netz­wer­ke.


wer wie ich jah­re­lang da­für ar­gu­men­tier­te RSS-feeds nicht zu kür­zen und dem le­ser die wahl zu las­sen wo und wie er tex­te oder ein­trä­ge kon­su­miert, an­zeigt oder liest, müss­te die­ser lo­gik auch in sa­chen con­tent-ag­gre­ga­ti­on in so­zia­le netz­wer­ke fol­gen. fol­ge­rich­tig wäre es nach die­ser lo­gik auf face­book nicht nur kurz-teaser mit link zur quel­le zu ver­öf­fent­li­chen, son­dern eben den kom­plet­ten in­halt. so wie man das auch mit RSS macht.

ich habe die­ser lo­gik lan­ge zeit nicht fol­gen wol­len und ging da­von aus, dass es gut und rich­tig sei, leu­te aus so­zia­len netz­wer­ken auf die ei­ge­ne sei­te zu lo­cken. seit ein paar ta­gen ver­su­che ich mit dem ge­gen­teil zu ex­pe­ri­men­tie­ren:

  • zu­erst ver­öf­fent­li­che ich auf wir­res.net
  • dann syn­di­zie­re ich den in­halt halb­au­to­ma­tisch oder ma­nu­ell zu twit­ter oder face­book (an­de­re netz­wer­ke sind auch mög­lich und vor­stell­bar)
  • die in­hal­te dort ha­ben ei­nen zu­rück­link auf wir­res.net, der ori­gi­nal­in­halt be­kommt ei­nen mit rel="syn­di­ca­ti­on" mar­kier­ten link
  • und in ei­ner idea­len welt wür­den face­book und twit­ter mir für die­sen zu­rück­link und alle fol­gen­den in­ter­ak­tio­nen (li­kes, shares/ret­weets, kom­men­ta­re) ei­nen ping oder web­men­ti­on schi­cken, so dass ich die­se in­ter­ak­tio­nen un­ter dem ori­gi­nal­in­halt sam­meln und an­zei­gen könn­te. tun sie aber nicht, also muss ich ei­nen pro­xy, ei­nen stell­ver­tre­ter nut­zen. in die­sem fall heisst der brid.gy und stellt (fast) alle in­ter­ak­tio­nen un­ter syn­di­zier­ten in­hal­ten von mir zu wir­res.net, bzw. mei­nen web­men­ti­on-emp­fän­ger durch.

kon­kret sieht das dann so aus: zum bei­spiel habe ich die­ses bild ei­nes koch­topfs auf wir­res.net ver­öf­fent­licht und dann auf twit­ter, face­book und in­sta­gram syn­di­ziert. die re­ak­tio­nen hat mir brid.gy zu­rück­ge­spielt, so dass ich sie un­ter dem ori­gi­nal­in­halt an­zei­gen kann.

die­se ko­lum­ne habe ich im voll­text auf face­book ko­piert. auf twit­ter konn­te ich sie we­gen des 140-zei­chen li­mits na­tür­lich nur an­teasern. aber so­wohl die twit­ter-re­p­lys, als auch die face­book kom­men­ta­re kön­nen dank brid.gy un­ter dem ori­gi­nal an­ge­zeigt wer­den.


das sys­tem, das auf web­men­ti­ons und an­de­ren in­die­web-tech­nol­gi­en ba­siert, ist al­les an­de­re als per­fekt. es löst aber an­satz­wei­se das zir­kus­pro­blem: der ap­plaus oder die buh­ru­fe für mei­ne in­hal­te kom­men zu mir zu­rück, bzw. las­sen sich ein­fan­gen. da­mit lässt sich zwar (auch) kein geld ver­die­nen, aber die reich­wei­te dürf­te sich so um ei­ni­ges ver­bes­sern las­sen, so wie das auch mit RSS funk­tio­niert: die an­zahl der le­ser die mei­ne in­hal­te per RSS le­sen ist mei­ner schät­zung und mes­sung nach pro tag an dem ich ver­öf­fent­li­che etwa dop­pelt so hoch wie die zahl der le­ser die wir­res.net be­su­chen. die po­ten­zi­el­le reich­wei­te von un­ge­kürzt ver­öf­fent­lich­ten in­hal­ten in so­zia­len netz­wer­ken dürf­te noch­mal hö­her sein (auch wenn man sie nicht in je­dem fall mes­sen kann).


lan­ge rede kur­zer sinn: wenn man dem in­ne­ren zwang wi­der­steht, le­ser um je­den preis auf die ei­ge­ne web­site zu lo­cken, kann man da­mit le­ser sehr gut er­rei­chen und ih­nen ent­ge­gen kom­men — ohne ganz die kon­trol­le über die in­hal­te zu ver­lie­ren (aber ein biss­chen schon).

die in­die­web-tech­no­lo­gien wie web­men­ti­ons, back­feeds oder POS­SE sind gross­ar­ti­ge an­sät­ze, die ei­nem hel­fen kön­nen ein biss­chen kon­trol­le über ei­ge­ne in­hal­te zu ge­win­nen, aber auch kon­trol­liert ab­zu­ge­ben. es gibt auch span­nen­de an­sät­ze wie man mit in­die­web­tech­no­lo­gien de­zen­tral kom­mu­ni­zie­ren kann oder sich web­sei­ten un­ter­ein­an­der de­zen­tral ver­net­zen las­sen kön­nen. lei­der ha­ben die­se tech­no­lo­gien noch sehr vie­le kin­der­krank­hei­ten und bie­ten sehr hohe tech­ni­sche und kon­zep­tio­nel­le zu­gangs­hür­den. aber ich fin­de das furch­bar span­nend und freue mich hier auf vie­le web­men­ti­ons und dis­kus­sio­nen, wenn nicht hier, dann wo­an­ders oder im juni ne­ben­an.


neun grün­de war­um wir lis­ten mö­gen (mit bo­nus­grund)

felix schwenzel

  bbc.com: Nine psy­cho­lo­gi­cal re­asons why we love lists   #

wun­der­bar iro­nisch, eine lis­te der BBC war­um wir lis­ten gut fin­den. ich habe das mal zu­sam­men­ge­fasst und ein­ge­deutscht, lohnt sich trotz­dem das ori­gi­nal zu le­sen.

  1. vor­her­seh­bar­keit: wir wis­sen was uns er­war­tet
  2. un­wi­der­steh­lich­keit: wenn es schon die­se lis­te gibt, dann will ich die auch nicht ver­pas­sen
  3. ver­dau­lich­keit: das le­sen von lis­ten strengt nicht be­son­ders an
  4. ef­fi­zi­enz: wir er­war­ten und wis­sen, dass lis­ten schnell zu kon­su­mie­ren sind und kön­nen meist di­rekt nut­zen dar­aus zie­hen
  5. er­fass­bar­keit: lis­ten las­sen sich mit we­ni­gen bli­cken er­fas­sen
  6. ori­en­tie­rung: wir wis­sen wo wir ste­hen (wenn wir lis­ten le­sen)
  7. spiel­trieb: lis­ten ma­chen (manch­mal) lust zum mit­den­ken: was könn­te der nächs­te punkt der lis­te sein?
  8. se­lek­ti­ve wahr­neh­mung: wir mö­gen es recht zu ha­ben und lis­ten er­leich­tern uns das über­le­sen von din­gen die uns nicht in­ter­es­sie­ren
  9. end­gül­tig­keit: lis­ten wir­ken de­fi­ni­tiv
  10. schreib­freund­lich­keit: jour­na­lis­ten lie­ben es lis­ten zu schrei­ben: statt ei­nen ar­ti­kel sorg­fäl­tig zu struk­tu­rie­ren, die ab­sät­ze auf­ein­an­der zu be­zie­hen und an über­gän­gen zu fei­len, ge­ben lis­ten be­reits die grund­struk­tur vor. und über den schluss­satz muss man auch nicht nach­den­ken, lis­ten hö­ren ir­gend­wann ein­fach auf.

fa­mi­li­en­sen­dung

felix schwenzel

  das­nuf.de: Die Sen­dung aka ey guck doch ma in die Ka­me­ra   #

das­nuf und cas­par cle­mens mier­au ha­ben bei der sen­der eine (live) test­sen­dung ge­macht (die noch nicht als auf­zeich­nung ver­füg­bar ist). hier schreibt das­nuf über die sen­dung, hier der mann von frau mier­au.

ar­beits­ti­tel der sen­dung ist das fa­mi­li­en­ma­ga­zin. da­mit ist die sen­dung zwar noch na­mens­los, aber ei­gent­lich fin­de ich den ti­tel schon nicht schlecht. die fa­mi­li­en­sen­dung wäre noch ei­nen ta­cken dop­pel­deu­ti­ger und zum sen­der­na­men pas­send.

das the­ma fa­mi­lie (und kin­der) ist zwar nicht so mein (blog) the­ma und blogs die das zum the­ma ha­ben, wer­den oft als mut­ti­blogs ab­ge­tan. war­um das the­ma aber durch­aus in­ter­es­sant sein kann, zeigt das­nuf, fin­de ich, im­mer wie­der sehr be­ein­dru­ckend in ih­rem blog. zum bei­spiel mit ih­rem letz­ten blog­ein­trag …

  das­nuf.de: Die täg­li­che Übung   #

… wo das nuf über un­se­re im­per­fek­ten kör­per und de­ren wahr­neh­mung schreibt:

Kind 2.0 ist of­fen­bar in die Pha­se ge­wach­sen, in der Kör­per kei­ne Werk­zeu­ge mehr sind, son­dern ir­gend­wie be­wer­tet wer­den müs­sen.
Ich fin­de das er­schüt­ternd.
Mein Kind ist die Sports­ka­no­ne der Fa­mi­lie. To­tal drah­tig und be­steht qua­si nur aus Mus­keln. Isst wie ein Vö­gel­chen und klet­tert den gan­zen Tag auf Bäu­me und plötz­lich fragt es mich beim Abend­essen: „Fin­dest du mich dick?“


Das Gärt­ner-Prin­zip

felix schwenzel in artikel

Der Jon­gleur Alex Bar­ron hat es 2012 ge­schafft 11 Bäl­le für eine Wei­le in der Luft zu hal­ten und 23 mal hin­ter­ein­an­der auf­zu­fan­gen. 2013 schaff­te er mit ei­nem Ball we­ni­ger, die Bäl­le 30 mal hin­ter­ein­an­der auf­zu­fan­gen. Mög­li­cher­wei­se wird die­ser Re­kord in den nächs­ten Jah­ren noch um ei­nen Ball ver­bes­sert, aber Alex Ba­ron’s Re­kord scheint die Ka­pa­zi­täts­gren­ze bei der Ball­jon­gla­ge ganz gut zu mar­kie­ren: Men­schen kön­nen ma­xi­mal 10 bis 11 Bäl­le jon­glie­ren.

Wir ken­nen auch die Ka­pa­zi­täts­gren­ze beim Ma­nage­ment von Groß­pro­jek­ten ganz gut. Sie wur­de in den letz­ten Jah­ren sicht­bar, als (wie­der mal) di­ver­se Groß­pro­jek­te schei­ter­ten oder zu schei­tern droh­ten.

Schon das ers­te Groß­pro­jekt, das ich in mei­ner Ju­gend ver­folg­te, der Kli­ni­kums­neu­bau in Aa­chen, kos­te­te statt der ur­sprüng­lich ge­plan­ten 550 Mio. Mark am Ende min­des­tens 1,5 Mrd. Mark. Auch der Ter­min für die Fer­tig­stel­lung wur­de stück­wei­se von 1976 auf 1979, dann auf 1982 und dann schließ­lich auf 1985 ver­scho­ben. Die Kos­ten des Ber­li­ner Kon­gress­zen­trums stie­gen in den sieb­zi­ger Jah­ren um das sie­ben­fa­che (von ur­sprüng­lich rund 120 Mio. Mark auf un­ge­fähr 800 Mio. Mark). Da­mit ist der neue Ber­li­ner Groß­flug­ha­fen Schö­ne­feld noch im klas­si­schen Ber­li­ner Kos­ten­stei­ge­rungs­rah­men: Ak­tu­el­le Pla­nun­gen ge­hen vom acht­fa­chen der ur­sprüng­lich ge­plan­ten Bau­sum­me aus.

War­um ver­lau­fen Groß­pro­jek­te im­mer wie­der in den glei­chen Bah­nen?

Ei­gen­ar­ti­ger­wei­se er­klä­ren wir das Schei­tern von Groß­pro­jek­ten oft mit Füh­rungs­schwä­che („Der Wo­we­reit war’s!“) oder Pla­nungs­feh­lern. In die­ser Er­klä­rung steckt die Über­zeu­gung, dass Pro­jek­te be­lie­bi­ger Kom­ple­xi­tät mit den rich­ti­gen Pla­nungs­werk­zeu­gen und Füh­rungs­me­tho­den in den Griff zu be­kom­men sei­en. Auch un­zäh­li­ge ge­schei­ter­te Groß­pro­jek­te dämp­fen nicht etwa den Grö­ßen­wahn, son­dern in­spi­rie­ren die Pla­ner le­dig­lich zu im­mer aus­ge­feil­te­ren Pla­nungs­me­tho­den. Der neue hei­ße Scheiß für Bau­pro­jek­te lau­tet jetzt Buil­ding In­for­ma­ti­on Mo­de­ling (BIM). Bei BIM pla­nen und ar­bei­ten alle am Bau Be­tei­lig­ten ver­netzt an ei­nem ein­zi­gen Ge­bäu­de­mo­dell. Da­mit, be­haup­ten Ex­per­ten, sol­len miss­lun­ge­ne Bau­pro­jek­te wie die Ham­bur­ger Elb­phil­har­mo­nie oder der Ber­li­ner Groß­flug­ha­fen „in ab­seh­ba­rer Zeit der Ver­gan­gen­heit an­ge­hö­ren.“

Dass die­se Pro­jek­te aber viel­leicht nicht nur we­gen un­zu­rei­chen­der Werk­zeu­ge oder Ver­fah­ren schei­tern, son­dern weil sie dem Ver­such glei­chen, mehr als 11 Bäl­le gleich­zei­tig in der Luft zu hal­ten, kommt uns nicht in den Sinn. Kann es nicht sein, dass Pro­jek­te ab ei­nem ge­wis­sen Kom­ple­xi­täts­grad ein­fach nicht ef­fi­zi­ent vor­ab plan­bar sind? Zu­min­dest nicht mit ge­nau­en Zeit- und Kos­ten­vor­ga­ben?

Viel­leicht soll­ten wir ein­fach grund­sätz­lich et­was klei­ner den­ken? Oder be­stimm­te Pro­jek­te eher wach­sen und spries­sen las­sen, statt sie mit oft jahr­zehn­te­lan­gem Vor­lauf ver­meint­lich durch­zu­pla­nen? De­zen­tra­li­tät för­dern, vie­le, statt gro­ße Pro­jek­te un­ter­stüt­zen und die, die sich be­wäh­ren, aus­bau­en und wach­sen las­sen. Das hat mit be­stimm­ten Tech­no­lo­gien be­reits gut funk­tio­niert. In Deutsch­land gibt es mitt­ler­wei­le 25.000 klei­ne­re Wind­kraft­an­la­gen, wäh­rend in den acht­zi­ger Jah­ren noch ein Wind­an­la­gen­groß­pro­jekt (Gro­wi­an) kläg­lich an sei­ner Über­di­men­sio­nie­rung und pla­ne­ri­schem Grö­ßen­wahn schei­ter­te.

Das ist auch das Prin­zip nach dem das Si­li­con Val­ley groß wur­de; vie­le der ame­ri­ka­ni­schen Fir­men, die wir heu­te als Gi­gan­ten wahr­neh­men, wa­ren ur­sprüng­lich nicht als Groß­pro­jek­te an­ge­legt, son­dern star­te­ten als Kleinst­pro­jek­te, in Ga­ra­gen oder Uni­ver­si­täts­wohn­hei­men. Die Wachs­tums­im­pul­se im Si­li­con Val­ley funk­tio­nie­ren auch wei­ter­hin nach die­sem Gärt­ner-Prin­zip: die meis­ten Ka­pi­tal­ge­ber ha­ben vie­le klei­ne Pro­jek­te im Port­fo­lio und he­gen die Er­folg­ver­spre­chens­ten, bis die­se aus­ge­wach­sen sind oder von Grö­ße­ren ge­schluckt wer­den.

Statt den Grö­ßen­wahn in den An­fang, in die Pla­nung, zu ste­cken, soll­ten wir den Grö­ßen­wahn viel­leicht eher in das Wachs­tum, in die Wei­ter­ent­wick­lung, ste­cken.


an­mer­kung: das ist der text mei­ner ko­lum­ne im (ge­druck­ten) t3n-ma­ga­zin num­mer 39 (ko­lum­ne aus aus­ga­be #38 hier). in ein paar wo­chen kommt die neue aus­ga­be, mit ei­ner neu­en ko­lum­ne von mir. die taucht dann wie­der­rum in ca. drei mo­na­ten hier auf. ei­nen ab­satz aus der kom­men­den ko­lum­ne hab ich ges­tern schon ver­öf­fent­licht.

weil ich für die ko­lum­ne be­zahlt wer­de, ent­hält sie auch gross- und klein­schrei­bung.


qua­li­täts­ir­gend­was

felix schwenzel

ich habe ne ko­lum­ne für die aus­ga­be 40 der t3n ge­schrie­ben (er­scheint am 27.05.2015). das the­ma ist ei­gent­lich „nach­hal­tig­keit“, aber ich kom­me ja im­mer vom hölz­chen aufs stöck­chen und des­halb auch auf das the­ma „qua­li­täts­jour­na­lis­mus“. und weil ich über eine klei­ne er­kennt­nis selbst la­chen muss­te ver­öf­fent­li­che ich sie hier vor­ab:

Jour­na­lis­ten dürf­ten üb­ri­gens sehr trau­rig dar­über sein, dass sie das Wort Nach­hal­tig­keit nicht zum Ei­gen­mar­ke­ting ver­wen­den kön­nen. Wenn Sie sich selbst als auf­rich­tig, ver­ant­wor­tungs­be­wusst und zu­kunfts­fä­hig dar­stel­len möch­ten, müs­sen sie das leicht ab­ge­wetz­te und pein­li­che Wort „Qua­li­täts­jour­na­lis­mus“ ver­wen­den. Selbst Po­li­ti­ker sind nicht scham­los ge­nug, ihre Ar­beit Qua­li­täts­po­li­tik zu nen­nen.


kurt w. zim­mer­mann meint üb­ri­gens:

Wer dau­ernd von Qua­li­tät re­det, der ver­rät dar­um nur ei­nes. Er hat ein Pro­blem mit sich selbst.


web­men­ti­on.io

felix schwenzel

weil die ver­an­stal­ter der ne­ben­an ham­burg kon­fe­renz sich über­legt ha­ben, dass ich mal was zum in­dy­web und re­cla­im sa­gen kön­ne, hab ich mich auf an­re­gung von hen­drik mans noch­mal mit die­sem web­men­ti­on-ge­döns be­schäf­tigt.
und sie­he da, mit ein paar er­gän­zun­gen am quell­code (un­ter an­de­rem h-ent­ry for­ma­te hin­zu­fü­gen) und ner an­mel­dung bei web­men­ti­on.io und brid.gy läuft das:

was man dort sieht ist ein gePOS­SEtetes in­sta­gram­bild. durch ei­nen back­link auf in­sta­gram mit rel="syn­di­ca­ti­on" er­kennt brid.gy das auf in­sta­gram mein bild ist und pingt die li­kes und (lei­der nicht alle) kom­men­ta­re per web­men­ti­on zu mir. die­se pings/web­men­ti­ons emp­fängt web­men­ti­on.io für mich und ich fra­ge sie dort ab und stel­le sie un­ter dem blog-ein­trag dar (wenn der rei­ter track­backs auf­ge­klappt ist.

bin an­ge­tan, auch wenn’s noch im­mer ne ganz schö­ne fri­kelei ist und man sich sehr ein­ar­bei­ten muss.


mac­a­ro­ni and cheese

felix schwenzel

seit wir in new york bei ei­nem freund mac­a­ro­ni and cheese ge­ges­sen ha­ben, ma­chen wir die auch re­gel­mäs­sig. ich glau­be in new york ha­ben wir die nu­deln nach die­sem re­zept zu­be­rei­tet ge­se­hen, dass man in ei­nem satz zu­sam­men­fas­sen kann:

2 tas­sen nu­deln mit 2 tas­sen milch 20 mi­nu­ten kö­cheln las­sen, vom herd neh­men und 1 tas­se käse ein­rüh­ren.

an­de­re fin­den, dass ech­te mac­a­ro­ni and cheese aus dem papp­kar­ton kom­men und aus nu­deln, pul­ver und milch her­ge­stellt wer­den.

ich habe seit dem som­mer be­reits ein paar­mal die­ses re­zept nach­ge­baut. das ist ei­ner­seits auch nicht viel ar­beit und zeigt über­dies, dass ve­ga­ta­ri­sches es­sen kei­nes­falls ge­sund sein muss.

hier noch­mal wie ich die mac­a­ro­ni and cheese heu­te ge­macht habe.

  • 250 gramm nu­deln (ce­len­ta­ni, mu­schel­nu­deln)
  • 3 tee­löf­fel mehl
  • 3 tee­löf­fel but­ter
  • 1 tee­löf­fel schar­fer senf
  • 550 ml milch
  • 1 zwie­bel, fein ge­wür­felt
  • 1 lor­beer­blatt
  • 1 tee­löf­fel pa­pri­ka­pul­ver
  • 1 ei
  • 300 gramm ge­rie­be­ner käse (ched­dar)
  • 1 tee­löf­fel salz
  • pfef­fer
  • 1 pa­pri­ka, ge­wür­felt
  • 3 tee­löf­fel but­ter
  • 50 gramm pa­nier­mehl

die nu­deln 6 oder acht 8 mi­nu­ten lang ko­chen, so wie’s auf der pa­ckung steht. der­weil (oder da­nach) die but­ter in ei­nem topf schmel­zen, mit dem mehl ver­üh­ren und ne kur­ze wei­le schwit­zen las­sen. da­nach die zwie­beln kurz mit­schwit­zen las­sen, et­was pa­pri­ka­pul­ver und et­was schar­fen senf und dann lang­sam die milch ein­rüh­ren. wenn man das lor­beer­blatt ver­gisst ist nicht schlimm, merkt eh kei­ner. das gan­ze 10 mi­nu­ten leicht kö­cheln las­sen, sal­zen, pfef­fern, lor­beer­blatt raus­neh­men (wenn man ver­gisst das lor­beer­blatt raus­zu­neh­men ist nicht schlimm, merkt eh kei­ner). das ei und und zwei drit­tel des kä­ses ein­rüh­ren — nicht zu lan­ge, nicht zu kurz rüh­ren bis sich der käse fast auf­ge­löst hat.

ja­mie oli­ver schlägt vor jetzt noch ge­wür­fel­te to­ma­ten un­ter­zu­rüh­ren, ich habe gel­be pa­pri­ka ge­nom­men.

jetzt kommt al­les in eine auf­lauf­form und wer mag kann noch die pa­nier­mehl­krus­te drü­ber­ma­chen. da­für noch­mal 3 tee­löf­fel but­ter schmel­zen und mit 50 bis 100 gramm pa­nier­mehl ganz leicht an­rös­ten.

die auf­lauf­form kommt ca. 30 mi­nu­ten bei 200°C in den ofen. das er­geb­nis lässt sich her­vor­ra­gend heiss, warm aber auch kalt es­sen.


TTIP

felix schwenzel

  spie­gel.de: Frei­han­dels­ab­kom­men TTIP: BDI räumt fal­sche An­ga­ben ein   #

die wirt­schaft­ver­bän­de und die re­gie­rung lob­by­ie­ren ge­ra­de mas­siv für TTIP. das ge­plan­te han­dels­ab­kom­men ist stark um­strit­ten und auf bei­den sei­ten, den be­für­wor­tern und den geg­nern, wird aus mei­ner sicht nicht im­mer be­son­ders sau­ber ar­gu­men­tiert. bei­de sei­ten ver­su­chen ängs­te zu er­zeu­gen, die ei­nen vor dem nie­der­gang der eu­ro­päi­schen wirt­schaft falls das ab­kom­men nicht kommt, die an­de­ren vor der de­mo­kra­tie­apo­ka­lyp­se falls es kom­men soll­te.

was mir bis­her bei all der be­richt­erstat­tung über TTIP nicht ge­lin­gen will, ist mir eine ei­ni­ger­mas­sen aus­ge­wo­ge­ne mei­nung zu bil­den. eine art fak­ten­check, eine ge­gen­über­stel­lung der po­si­tio­nen der be­für­wor­ter und der geg­ner und ih­rer ar­gu­men­te. die be­richt­erstat­tung in den me­di­en die mir bis­her zu ge­sicht ge­kom­men ist, be­schränkt sich meis­tens dar­auf zu wie­der­ho­len was die­se oder jene par­tei über TTIP ge­sagt hat oder meint. es man­gelt auch nicht an ver­fah­rens­kri­tik: die ver­hand­lun­gen fin­den hin­ter ge­schlos­se­nen tü­ren statt und of­fen­bar ha­ben in­dus­trie­ver­tre­ter bes­se­ren zu­gang zu den un­ter­händ­lern und in­hal­ten als par­la­men­ta­ri­er, NGOs oder TTIP-geg­ner.

was fehlt ist eine be­wer­tung der kon­kre­ten vor­ha­ben, der stu­di­en dazu und die ein­schät­zung von neu­tra­len ex­per­ten. in dem oben ver­link­ten text geht es ja dar­um, dass der BDI falsch aus ei­ner stu­die zi­tiert hat. wor­um es nicht geht: wie ver­läss­lich sind die zah­len in der stu­die ei­gent­lich? wer hat die stu­die er­stellt? auf ba­sis wel­cher da­ten?

bei der süd­eut­schen zei­tung be­schäf­tig­te sich die re­dak­ti­on mo­na­te­lang mit ge­le­ak­ten steu­er­un­ter­la­gen um am ende her­aus­zu­fin­den, was oh­ne­hin schon je­der weiss: vie­le un­ter­neh­men spa­ren steu­ern in­dem sie ela­bo­rier­te steu­er­spar­mo­del­le am ran­de der le­ga­li­tät er­rich­ten. aber wel­che re­dak­ti­on hat sich bis­her in die­ser aus­führ­lich­keit mit den TTIP vor­ha­ben und un­ter­la­gen (die be­kannt sind) aus­ein­an­der­ge­setzt? habe ich da was ver­passt?

oder noch­mal an­ders­rum ge­fragt: wenn die ge­setz­ge­ber in eu­ro­pa es nicht schaf­fen steu­er­ge­set­ze so zu ge­stal­ten und zu for­mu­lie­ren, dass un­ter­neh­men nicht mehr ohne wei­te­res der be­steue­rung ih­rer pro­fi­te aus dem weg ge­hen kön­nen, wel­che lü­cken, schlupf­lö­cher wer­den sie in TTIP ein­bau­en? ob die­se lü­cken nun ab­sichts­voll ein­ge­baut wer­den oder weil un­se­re ver­tre­ter von in­tel­li­gen­te­ren ver­hand­lungs­part­nern oder lob­by­is­ten über den tisch ge­zo­gen wer­den ist eher se­kun­där. die fra­ge wäre doch eher: kann über­haupt je­mand die fol­gen von TTIP und den dort ver­ein­bar­ten re­geln ein­schät­zen?

(sor­ry für den pos­til­lon-link oben)

  car­ta.info: TTIP: „Kon­zer­ne ge­win­nen an Macht“   #

ei­nen an­satz für ei­ni­ger­mas­sen aus­ge­wo­ge­ne TTIP-be­richt­erstat­tung ver­folgt of­fen­bar car­ta. die­ses kur­ze in­ter­view mit dem ka­na­di­sche ju­ra­pro­fes­sor gus van har­ten ist zwar nicht aus­ge­wo­gen, son­dern, wie alle ein­zel-in­ter­views zu ei­nem the­ma, eher mei­nungs­las­tig, aber car­ta hat of­fen­bar vor mit mit­teln der ru­dolf aug­stein stif­tung aus die­sem the­ma eine län­ge­re rei­he zu ma­chen. bis­her ist ne­ben dem in­ter­view mit van har­ten noch ein wei­te­rer (link­rei­cher) ar­ti­kel von eric bon­se er­schie­nen, der die grund­kon­stel­la­ti­on zu TTIP ganz gut er­klärt: „TTIP: Frei­han­del oder De­mo­kra­tie

als kraut­re­por­ter-mit­glied, bzw. un­ter­stüt­zer fra­ge ich mich na­tür­lich: und die kraut­re­por­ter? ma­chen die auch was zu TTIP? bis­her konn­te ich dazu auf kraut­re­por­ter.de noch nichts fin­den (was aber auch an der web­site-tech­nik lie­gen kann) und alex­an­der von streit hat mei­ne fra­ge da­nach noch nicht be­ant­wor­tet.

  you­tube.com: Last Week To­night with John Oli­ver: To­b­ac­co (HBO)   #

john oli­ver hat sich in die­ser sen­dung mit den prak­ti­ken von ta­bak-kon­zer­nen be­schäf­tigt. auch wenn mir john oli­vers prä­sen­ta­ti­on mitt­ler­wei­le et­was zu be­müht vor­kommt, ist das was er hier zeigt (mal wie­der) ziem­lich gut re­cher­chiert. denn er zeigt wel­che me­tho­den mil­li­ar­den­schwe­re, in­ter­na­tio­na­le kon­zer­ne be­reits jetzt an­wen­den, um ih­ren in­ves­ti­ti­ons­schutz und ihre mar­ken­rech­te durch­zu­set­zen: sie bie­gen sich die wahr­heit zu­recht und dro­hen rück­sichts­los klei­nen und gros­sen staa­ten, trick­sen am ran­de des an­stands — und das mit al­len mit­teln die ih­nen zur ver­fü­gung ste­hen. in die­sem licht er­scheint der durch TTIP an­ge­streb­te „in­ves­ti­ti­ons­schutz durch schieds­ge­rich­te“ (ISDS) umso ab­sur­der. wenn kon­zer­ne staa­ten vor in­trans­pa­ren­ten, ge­schlos­se­nen schieds­ge­rich­ten ver­kla­gen kön­nen, ist zu be­fürch­ten, dass das ähn­lich ab­sur­de fol­gen ha­ben wird, wie das was john oli­ver zeigt.

oder wie gus van har­ten mahnt:

Es fin­det ein Trans­fer von Sou­ve­rä­ni­tät statt – zu Las­ten der Staa­ten, zu­guns­ten der Kon­zer­ne.


blin­de fle­cken bei der jour­na­lis­mus­ret­tung

felix schwenzel

  kraut­re­por­ter.de: Der blin­de Fleck   #

se­bas­ti­an es­ser:

Der bri­ti­sche Au­tor Jon Ron­son hat ge­ra­de ein Buch mit dem Ti­tel „So You'­ve Been Pu­blicly Sha­med“ ver­öf­fent­licht. Er schreibt dar­in über Men­schen, die ei­nen Feh­ler ma­chen und an­schlie­ßend von ei­nem Tor­na­do aus öf­fent­li­cher Kri­tik mit­ge­ris­sen wer­den. Eine Wel­le von Schan­de über­schüt­tet sie. In man­chen Fäl­len spült sie ihr An­se­hen, ih­ren Job, ihr Le­ben weg. [...]

Es wäre eine ein­fa­che Lö­sung, wenn Kraut­re­por­ter sich von Tilo Jung tren­nen wür­de. Aber es wäre nicht die rich­ti­ge. Je­der hat das Recht auf ei­nen be­scheu­er­ten Post - zu­min­dest, wenn er ver­steht, was er falsch ge­macht hat.

auf mei­ne fra­ge:

ver­ste­he ix das rich­tig, dass @Ti­lo­Jung an­se­hen, job und le­ben ver­lie­ren wür­de, wenn er nicht mehr bei @kraut­re­por­ter wäre?

ant­wor­te­te se­bas­ti­an es­ser:

Nein, das ver­stehst Du falsch. Mein Punkt: Kon­se­quen­zen soll­ten an­ge­mes­sen sein und auch et­was be­wir­ken.

weil tilo jung sich nicht mehr er­in­nern kann, was an sei­nem witz lus­tig war, ha­ben die kraut­re­por­ter ihm jetzt zeit ge­ge­ben ei­nen „blin­den fleck“ in sei­nem kopf zu er­leuch­ten:

Wir ha­ben be­schlos­sen, Tilo Zeit zu ge­ben, die­sen „blin­den Fleck“ aus­zu­leuch­ten. Es ist sei­ne Ent­schei­dung, ob und wie er auf die­se Fra­gen ant­wor­ten will. Wir wer­den vor­über­ge­hend kei­ne neu­en Bei­trä­ge von Tilo Jung ver­öf­fent­li­chen, aber er bleibt ein Teil von Kraut­re­por­ter.

ich glau­be al­ler­dings, dass gar nicht der blin­de fleck bei tilo jung ein pro­blem ist, son­dern vie­le blin­de fle­cken bei den kraut­re­por­tern — und ei­ner da­von heisst tilo jung. wenn sich die kraut­re­por­ter nicht ent­schei­den, wie sie zu tilo jung und sei­nem kru­den hu­mor- und qua­li­täts­ver­ständ­nis ste­hen, könn­ten sie ein pro­blem bei der nächs­ten fi­nan­zie­rungs­run­de be­kom­men — oder auch nicht. denn tilo jung hat vie­le fans, wie man un­ter sei­ner ent­schul­di­gung und recht­fer­ti­gung auf face­book se­hen kann. wie bei die­ter boh­len, der auch vie­le fans hat und den vie­le lus­tig und iro­nisch fin­den, kann ich gut da­mit le­ben, dass die welt nicht al­lein nach mei­ner fa­çon ge­formt ist. al­ler­dings kau­fe und kon­su­mie­re ich nichts von die­ter boh­len und ge­nau­so we­nig möch­te ich an der fi­nan­zie­rung von tilo jungs (oder die­ter boh­lens) le­bens­stil, hu­mor­ver­ständ­nis oder auf­trit­ten be­tei­ligt sein.

ich fin­de es gut, nicht im­mer gleich aku­ten druck oder hoch­ge­schau­kel­ten em­pö­rungs­wel­len nach­zu­ge­ben, egal wo­her der druck oder die wel­len kom­men. aber ich wür­de mir wün­schen, dass kraut­re­por­ter-mit­glie­der sich nicht nur in den kom­men­ta­ren, in ih­ren ei­ge­nen blogs, auf di­ver­sen mai­ling­lis­ten oder hin­ter den ku­lis­sen äus­sern und die aus­rich­tung der kraut­re­por­ter mit­steu­ern könn­ten, son­dern dass die kraut­re­por­ter ih­ren mit­glie­dern und le­sern die mög­lich­keit bie­ten, bei­trä­ge auch di­rekt zu be­wer­ten. die­se wer­tun­gen müs­sen nicht öf­fent­lich sein und soll­ten auch kei­ne di­rek­ten in­halts- oder per­so­nal­ent­schei­dun­gen zur fol­ge ha­ben, aber ich wür­de mir als kraut­re­por­termit­glied sehr wün­schen mei­ne kri­tik oder lob de­di­ziert und kon­kret hin­ter­las­sen zu kön­nen. statt­des­sen wer­den, so­weit ich das ver­ste­he, le­dig­lich un­schar­fe si­gna­le ge­mes­sen (wie le­ser­zah­len, klick­pfa­de und ver­wei­se aus den wei­ten des net­zes).

ich möch­te nicht nur ein­mal pro jahr pau­schal an der urne mit der kre­dit­kar­te ab­stim­men dür­fen, ich wür­de mir wün­schen, dass ich und an­de­re mit­glie­der mess­bar und ein­deu­tig quan­ti­fi­zier­bar an je­dem ar­ti­kel ihre stim­me hin­ter­las­sen könn­ten. was die re­dak­ti­on dann dar­aus macht sei dann der re­dak­ti­on über­las­sen, aber im­mer­hin hät­te sie so eine ba­sis für ihre ent­schei­dun­gen und das stim­mungs­bild un­ter ih­ren mit­glie­dern. und ei­gent­lich sieht sich die re­dak­ti­on ja durch­aus ver­pflich­tet, im sin­ne der mit­glie­der mit dem ihr an­ver­trau­ten ver­trau­ens- und geld­vor­schuss um­zu­ge­hen. das schrieb se­bas­ti­an es­ser alex­an­der von streit nach dem raus­wurf von jens schrö­ders da­ten­sport-for­mat:

Wir ha­ben eine gro­ße Ver­ant­wor­tung über­nom­men und müs­sen das uns an­ver­trau­te Geld rich­tig ein­set­zen. In die­sem Fall ist der Ein­satz zu hoch für das, was das Pro­jekt in der Ge­samt­schau auf un­ser Pro­gramm leis­tet.

ab­leh­nung oder des­in­ter­es­se an in­hal­ten, kön­nen bei den kraut­re­por­tern also durch­aus zu per­so­nel­len kon­se­quen­zen füh­ren.

  jour­nel­le.de: Kraut, Schuld und Süh­ne   #

jour­nel­le sieht den um­gang mit, oder ge­nau­er den nicht-raus­wurf von tilo jung bei den kraut­re­por­ter als rich­tig an:

Aus Sicht ei­nes Ar­beit­neh­mers fin­de ich die Re­ak­ti­on der Kraut­re­por­ter fair und rich­tig. Ich wün­sche mir auch, dass mein Ar­beit­ge­ber mich nicht nach ei­nem Feh­ler feu­ert.

trotz­dem sieht sie bei der aus­rich­tung der kraut­re­por­ter das eine oder an­de­re struk­tu­rel­le pro­blem:

Für mich sind die Kraut­re­por­ter eine Grup­pe selbst­ge­fäl­li­ger Jour­na­lis­ten, die glaub­ten, Kraft ih­res emp­fun­de­nen Ge­nies den di­gi­ta­len Jour­na­lis­mus neu zu er­fin­den. Im­mer­hin konn­ten sie ge­nü­gend Geld für ihr Pro­jekt zu­sam­men­tra­gen, aber das Re­sul­tat ist in 95% der Ar­ti­kel der glei­che lang­wei­li­ge Jour­na­lis­mus, den sie ja ur­sprüng­lich re­vo­lu­tio­nie­ren woll­ten. Zu al­lem Übel ha­ben sie nicht nur die Lan­ge­wei­le, son­dern auch den ge­sell­schaft­lich to­le­rie­ren Se­xis­mus der eta­blier­ten Me­di­en über­nom­men.

üb­ri­gens woll­ten die kraut­re­por­ter ja nicht nur den jour­na­lis­mus neu er­fin­den, son­dern auch das da­zu­ge­hö­ri­ge con­tent ma­nage­ment sys­tem. al­les nach dem mot­to: wir ma­chen das selbst und wir ma­chen es bes­ser. lei­der ist das er­geb­nis er­nüch­ternd; ein­zel­ne ar­ti­kel kann ich tat­säch­lich auf kraut­re­por­ter.de ganz gut (sprich ohne tech­ni­sche pro­ble­me oder ir­ri­ta­tio­nen) le­sen. so­bald ich aber ei­nen be­stimm­ten ar­ti­kel oder au­toren su­che, ver­zweif­le ich. die web­site treibt mich beim stö­bern in den wahn­sinn. ich glau­be das ist sym­pto­ma­tisch und ein zei­chen da­für, dass beim kraut­re­por­ter-kon­zept tilo jung nicht der ein­zi­ge blin­de fleck ist.


[an­mer­kung]
am ab­satz über die ab­set­zung von jens schrö­ders da­ten­sport-for­mat habe ich nach­träg­lich et­was rum­e­di­tiert: ei­ner­seits hat­te ich alex­an­der von streit mit se­bas­ti­an es­ser ver­wech­selt, jens schrö­der wur­de nicht raus­ge­schmis­sen, son­dern nur sein da­ten­sport-for­mat wur­de ein­ge­stellt und den satz nach dem zi­tat habe ich hin­zu­ge­fügt.


o2 DSL show — vor­letz­te epi­so­de

felix schwenzel

die o2 DSL show ist jetzt (fast) zu­en­de. am 3. märz hat o₂ den in­ter­nen wech­sel vom al­ten o₂-DSL zum neu­en o₂-DSL voll­zo­gen, den ich vor un­ge­fähr 6 mo­na­ten be­auf­tragt hat­te. ich woll­te ei­gent­lich nur mehr als 16mbit/s ha­ben, aber das ging eben nur mit ei­nem wech­sel des DSL-ver­trags, im o₂-sprech: in­ter­ner wech­sel.

beim wech­seln ist of­fen­bar ei­ni­ges schief­ge­lau­fen, was aber gut aus­zu­hal­ten war, weil te­le­fon und (16mbit/s) DSL wei­ter­hin funk­tio­nier­ten. als be­son­ders hilf­reich hat sich üb­ri­gens @o2de auf twit­ter er­wie­sen. ganz ohne iro­nie: ich habe das ge­fühl die leu­te dort ha­ben sich wirk­lich ein­ge­setzt und druck an den rich­ti­gen stel­len an­ge­wandt. vor 4 wo­chen hat @o2de auch den an­schluss­ter­min rich­tig vor­aus­ge­sagt, et­was das die re­gu­lä­re o₂-bü­ro­kra­tie mir erst zwei wo­chen spä­ter mit­tei­len konn­te. vie­len dank also an o2 hil­fe auf twit­ter.

ganz zu­en­de ist die o₂ DSL show noch nicht, weil ich statt des be­stell­ten fritz­box-rou­ters eine zy­xel o₂ home­box als rou­ter be­kom­men habe. das ding funk­tio­niert zwar und mit ein paar tricks konn­te ich auch die fritz­box wei­ter­hin als te­le­fon­an­la­ge für die vier te­le­fon­num­mern und 3 DECT-ap­pa­ra­te ein­rich­ten (home­box und fritz­box per isdn ver­bun­den). das wlan der zy­xel-kis­te funkt sehr schnell auf 2,4 und 5 GHZ, die reich­wei­te ist OK und der an­schluss bringt fast die vol­len 50mbit/s down­link- und 10mbit/s uplink­ge­schwin­dig­keit die der an­schluss theo­re­tisch ha­ben soll. trotz­dem will ich na­tür­lich wie­der eine VDSL-fä­hi­ge fritz­box ha­ben. an­geb­lich soll die in ein paar wo­chen kom­men, ich bin mal ge­spannt ob das jetzt schnel­ler als 6 mo­na­te ge­hen wird.

ein wei­te­res lob an den mit­ar­bei­ter im o₂-flag­ship­s­to­re un­ter den lin­den, der mich sanft in ein paar ver­trags­um­stel­lun­gen für mei­ne han­dy-ver­trä­ge ge­drängt hat. mit den neu­en ver­trä­gen und di­ver­sen ra­bat­ten und pau­schal­ta­ri­fen soll un­se­re kom­bi­nier­te te­le­fon- und DSL-mo­nats­rech­nung im schnitt um 50 euro güns­ti­ger aus­fal­len (von 120 bis 140 euro im mo­nat für 1 mal DSL und fest­netz und 3 han­dy-ver­trä­ge auf ca. 85 euro). ich bin na­tür­lich noch et­was skep­tisch und wer­de jetzt erst­mal die ers­ten paar rech­nun­gen ab­war­ten, be­vor ich eu­pho­risch wer­de und mich im letz­ten le­vel wäh­ne.

[nach­trag]
kbit/s und mbit/s ver­wech­selt. kor­ri­giert; soll­te jetzt stim­men.


aus müll trash ma­chen

felix schwenzel

  se­ri­en­jun­kies.de: Stu­die: Brau­chen wir noch Syn­chro­ni­sa­ti­on?   #

ni­co­le sälz­le ist in ih­rer mas­ter­ar­beit der fra­ge nach­ge­gan­gen, ob se­ri­en oder fil­me ein­gent­lich noch deut­sche syn­chro­ni­sa­ti­on brau­chen: kla­res jein:

Letzt­lich be­wies die Um­fra­ge aber zwei Din­ge, die wi­der­sprüch­li­cher nicht sein könn­ten: Zum ei­nen das gro­ße In­ter­es­se an eng­lisch­spra­chi­gen Ori­gi­nal­ver­sio­nen in Deutsch­land, zum an­de­ren aber auch, dass For­schun­gen im Be­reich der Sprach­kennt­nis­se un­ter­schied­li­cher Län­der al­les an­de­re als falsch lie­gen - die Eng­lisch­kennt­nis­se in Deutsch­land sind weit we­ni­ger aus­ge­prägt als dies in an­de­ren Län­dern der Fall ist.

ich wie­der­ho­le mich na­tür­lich, wenn ich hier wie­der mei­ne ab­nei­gung ge­gen deut­sche syn­chron­fas­sun­gen auf­schrei­be. aber weil ich mich ger­ne wie­der­ho­le: ich hal­te das für eine un­sit­te. nicht nur weil es uns alle da­von ab­hält uns an den klang von frem­den spra­chen zu ge­wöh­nen, son­dern auch, weil ich es teil­wei­se für ei­nen un­er­hör­ten ein­griff in die künst­le­ri­sche frei­heit der se­ri­en- oder fil­me­ma­che­rin­nen an­se­he. ein pa­ra­de­bei­spiel für in­va­si­ve syn­chro­ni­sa­ti­on ist rai­ner brandt, der die sieb­zi­ger-jah­re se­rie the per­sua­ders mit tony cur­tis (und ro­ger moo­re) syn­chro­ni­sier­te und sich da­bei sehr viel ei­ge­ne künst­le­ri­sche frei­heit nahm. in ei­nem in­ter­view sag­te brandt ein­mal: die vor­la­gen (wahr­schein­lich mein­te er die deut­schen dia­lo­ge) sei­en tot­lang­wei­lig ge­we­sen und er habe sich ge­dacht, das müs­se man um­dre­hen, „da müs­se man neue ge­schich­ten draus ma­chen“. in deutsch­land wur­den die­se „neu­en ge­schich­ten“ ein sen­sa­tio­nel­ler er­folg.

al­ler­dings er­schafft man mit die­sem vor­ge­hen eben et­was neu­es. heut­zu­ta­ge nennt man so­et­was ei­nen mas­hup . kann man so ma­chen und in ein­zel­fäl­len kan­n's für sich ge­nom­men auch gut oder bes­ser als das ori­gi­nal wer­den. es kann aber eben auch aus „tot­lang­wei­li­gen“ vor­la­gen oder müll ein­fach nur trash ma­chen. so kann das dann am ende aus­se­hen:

zur ak­tu­el­len si­tua­ti­on sagt rai­ner brandt :

Brandt wun­dert das nicht: „Heu­te fehlt die Muße und das Geld, denn die Qua­li­tät ist den Auf­trag­ge­bern egal“, sagt der 76-Jäh­ri­ge. „Dar­um sind die Leu­te heu­te auch mehr dar­an in­ter­es­siert, das Ori­gi­nal zu hö­ren als die schlech­te Syn­chro­ni­sa­ti­on.“

ei­gent­lich ist es ja um­ge­kehrt: wer se­ri­en syn­chro­ni­sie­ren möch­te, dem ist die qua­li­tät des ori­gi­nals von vor­ne­her­rein egal. wir kön­nen uns ei­gent­lich glück­lich schät­zen, dass mu­se­en in deutsch­land bil­der nicht auch über­ma­len oder mit er­klä­run­gen oder deut­schen mo­ti­ven ver­se­hen, dass bor­deaux-wei­ne nicht mit mo­sel­wei­nen ver­panscht wer­den, um deut­sche zun­gen nicht zu ir­ri­tie­ren oder dass piz­za in deutsch­land nicht aus kar­tof­feln ge­macht wird.


house of cards, hi­de my ass und net­flix

felix schwenzel

über die drit­te staf­fel house of cards habe ich bis­her nicht viel gu­tes ge­le­sen. ob­wohl: ei­gent­lich habe ich nichts dar­über ge­le­sen, son­dern nur ei­nen hau­fen ne­ga­ti­ver sta­tus­nach­rich­ten an mei­nen au­gen­win­keln vor­bei­zie­hen se­hen. ich sehe die drit­te staf­fel aber ger­ne. bin jetzt bei der fünf­ten fol­ge. und ich mag die re­la­ti­ve ruhe in der die hand­lungs­strän­ge er­zählt wer­den. house of cards schafft es die han­deln­den ge­nau­so klug und in­tel­lek­tu­ell über­le­gen dar­zu­stel­len wie da­mals the west wing — mit we­ni­ger pa­thos, aber ähn­lich star­ken dia­lo­gen.

über­haupt gibt es ein paar par­al­le­len zu the west wing. ein star­ker, iko­ni­scher mo­ment in the west wing war, als bart­let in der zwei­ten staf­fel (fol­ge 22) gott ver­flucht und eine kip­pe auf dem ka­the­dra­len­bo­den aus­drückt. house of cards nimmt die vor­la­ge in fol­ge 4 auf und lässt un­der­wood in ei­ner kir­che kurz über ge­rech­tig­keit, gott und lie­be phi­lo­so­phie­ren und schafft es in der fol­gen­den sze­ne the west wing sehr alt und lahm aus­se­hen zu las­sen. was in der sze­ne pas­siert ver­ra­te ich nicht (wer’s nach­le­sen/spoi­len will, hier steht’s), aber al­lein we­gen die­ser sze­ne in fol­ge 4 lohnt es sich mei­ner mei­nung nach house of cards zu gu­cken.


house of cards gu­cken? geht in deutsch­land na­tür­lich nicht. hier hat net­flix wohl ver­trä­ge mit sky, das die staf­fel zu­nächst ex­klu­siv in deutsch­land zei­gen darf. wenn man al­ler­dings ne­ben ei­nem net­flix-kon­to auch ei­nen vpn-dienst zur hand hat, mit dem man so tun kann, als sei man mit sei­ner in­ter­net­ver­bin­dung in den USA, kann man house of cards auch in deutsch­land se­hen. ich habe das bis­her mit ei­nem (be­zahl­ten) blackvpn-kon­to oder mei­nem (ge­schenk­ten) blackvpn-rou­ter ge­macht.

vor ein paar wo­chen habe ich kos­ten­los ein­jäh­ri­ges hide-my-ass-kon­to zur ver­fü­gung ge­stellt be­kom­men. da­mit kann man zwar we­der ei­nen esel noch sei­nen arsch ver­ste­cken, aber sich laut ei­gen­wer­bung „on­line be­frei­en“:

Grei­fe welt­weit auf ge­sperr­te In­hal­te zu und er­hal­te die to­ta­le Pri­vat­sphä­re on­line mit un­se­rem top-be­wer­te­ten VPN-Dienst

oder mit an­de­ren wor­ten: bei hide my ass kann man sich für 7 bis 12 dol­lar im mo­nat ei­nen VPN-dienst kau­fen, mit dem man sich on­line (un­ter an­de­rem) als US-in­ter­net­nut­zer aus­ge­ben kann — und da­mit zum bei­spiel auf net­flix house of cards gu­cken kann. ich schrei­be dazu mög­li­cher­wei­se in ei­nem se­pa­ra­ten ar­ti­kel noch­mal de­tail­ier­ter, hier ein paar kur­ze an­mer­kun­gen: hide my ass (HMA) ist gut do­ku­men­tiert, bie­tet vie­le zu­gangs­punk­te, man kann es ohne zu­satz­soft­ware be­nut­zen oder mit hma-ei­ge­ner soft­ware. aber vor al­lem ist es schnell. mei­ne stich­pro­ben­ar­ti­gen tests mit ei­ner ein­zi­gen US-IP an meh­re­ren aben­den zeig­ten, dass HMA fast durch­gän­gig mehr als dop­pelt so schnell wie blackvpn (BVPN) ist. an mei­nem neu­en 50 mbit/s-DSL hat HMA an den aben­den 16 bis 30 mbit/s ge­lie­fert, wäh­rend BVPN meis­tens un­ter 10 mbit/s blieb. wäh­rend ich das schrei­be schwä­chelt HMA ein biss­chen, an den aben­den gab es aber nichts an der ge­schwin­dig­keit aus­zu­set­zen.

(ge­tes­tet mit der US-ser­ver­adres­se 72.8.129.155 über l2tp ohne HMA-cli­ent soft­ware.)


kurz­ver­si­on: die drit­te staf­fel house of cards ge­fällt mir, net­flix und der VPN-dienst hide my ass, mit de­ren hil­fe man das an­gu­cken kann, auch.


pul­lern im stehn

felix schwenzel in gelesen

gross­ar­ti­ges buch. durch­zo­gen von sehr sub­ti­ler wit­zel­sucht und scho­nungs­lo­ser of­fen­heit, mit der sich fil teil­wei­se so lä­cher­lich macht, dass man die ge­schich­ten gar nicht glau­ben will, es aber trotz­dem tut. ich per­sön­lich glau­be ihm tat­säch­lich al­les, was er in das buch ge­schrie­ben hat, vor al­lem weil ich mich in sehr vie­len der ab­sur­den si­tua­tio­nen wie­der­erken­ne. al­lein da­für, dass er der welt (mir) in er­in­ne­rung ruft welch ver­lo­re­nes und ab­sur­des welt- und men­schen­bild in den köp­fen von pu­ber­tie­ren­den men­schen wab­bert, ge­bührt fil dank­bar­keit — und von mir aus auch gros­se li­te­ra­ri­sche an­er­ken­nung.

die ge­hei­men ta­ge­bü­cher des adri­an mole wa­ren in die­sem gen­re ziem­lich wit­zi­ge vor­rei­ter, aber bei fil ist das al­les noch­mal zeh­mal wit­zi­ger und er­schüt­tern­der, weil ich mich viel bes­ser mit der haupt­fi­gur iden­ti­fi­zie­ren konn­te als mit adri­an mole. die le­bens­ge­schich­te von fil ist al­ler­dings auch we­gen der vie­len ein­ge­wo­be­nen iro­nie- und me­ta­ebe­nen um ein viel­fa­ches wit­zi­ger — viel­leicht aber auch dop­pelt so schwer ver­dau­lich. aus­ser fil kön­nen das nicht vie­le: ei­nen text bis zu bers­ten mit ste­reo­ty­pen und dumm­heit voll­pa­cken und dann al­les bis zur un­kennt­lich­keit ver­rüh­ren, mit me­ta­ebe­nen und di­stanz wür­zen und zu ei­nem gros­sen le­se­ver­gnü­gen ma­chen.

es gibt we­nig bü­cher bei de­nen ich beim le­sen laut la­che, bei „pul­lern im stehn“ muss­te ich das alle paar sei­ten. al­ler­dings funk­tio­nie­ren die stel­len die ich mir im ebook mar­kiert habe aus dem kon­text des bu­ches ge­ris­sen über­haupt nicht mehr. ge­nau­so wie üb­ri­gens die live-shows von fil nicht auf­ge­zeich­net oder auf you­tube funk­tio­nie­ren. man muss ich die auf­trit­te von fil schon sel­ber an­se­hen — und das buch eben auch selbst le­sen. ich fin­de das lohnt sich, ich fands bril­li­ant.

[ama­zon-wer­be­link] pul­lern im stehn: die ge­schich­te mei­ner ju­gend von fil.


john­ny haeus­ler hat vor ein paar wo­chen in fluxfm spree­blick mit fil über das buch ge­spro­chen. lohnt sich auch, das an­zu­hö­ren.


die bei­fah­re­rin mein­te eben zu mir:

ge­nia­les buch — müs­sen alle le­sen! das ist ein meis­ter­werk — und auch wenn das kein kom­pli­ment ist: man merkt dem buch die vie­le ar­beit an, die er da rein ge­steckt hat.


senf ge­fähr­det würst­chen

felix schwenzel

  me­di­um.com: Trans­la­ted: THE WORLD GO­VERN­MENT How Si­li­con Val­ley con­trols our fu­ture   #

jeff jar­vis nennt das neue spie­gel-co­ver, bzw. die ti­tel­ge­schich­te sei eine scheis­se­bom­be und pre­war pro­pa­gan­da:

Then co­mes this Schei­ße­bom­be from Der Spie­gel. It goes far bey­ond the pu­blishers’ game. It is not­hing less than pre­war pro­pa­gan­da, try­ing to stir up a po­pu­lace against a boo­gey­man en­e­my in ho­pes of goa­ding po­li­ti­ci­ans to ac­tion to stop the­se peo­p­le. If an­yo­ne would know bet­ter, you'd think they would. Scha­de.

jar­vis lässt ein biss­chen in sei­ner ar­gu­men­ta­ti­ven klar­heit nach, wenn er sich auf­regt. in die­sem ar­ti­kel merkt man, dass er stark emo­tio­na­li­siert ist. ohne auf­re­gung ar­gu­men­tiert er bes­ser, zum bei­spiel hier in die­sem stück ...

  me­di­um.com: Is ever­y­thing in Ger­ma­ny Goo­g­le's fault?   #

hier ar­gu­men­tiert jeff jar­vis ge­gen das ar­gu­ment vom faz-ge­schäfts­füh­rer tho­mas lind­ner, dass goog­le ein senf­händ­ler sei, der dar­an schuld sei, dass die würst­chen­her­stel­ler ihre fleisch­ab­fäl­le kos­ten­los ab­ge­ben. ho­ri­zont.de:

Dann räumt er mit der The­se vie­ler In­ter­net­gu­rus auf, dass das Di­gi­tal­zeit­al­ter In­for­ma­tio­nen im Über­fluss be­sche­re - und Auf­merk­sam­keit das knap­pe Gut sei. Nun, dies sei die Ar­gu­men­ta­ti­on der Goog­le-Lob­by­is­ten, um im­mer mehr freie In­hal­te an­de­rer ver­wer­ten zu kön­nen: „Goog­le ver­hält sich hier wie ein Senf­händ­ler, der das Ver­tei­len von Gra­tis­würs­ten pro­pa­giert.“

Das Ge­gen­teil sei wahr: Wirk­lich ver­läss­li­che In­for­ma­tio­nen sei­en in der „Ge­rüch­te- und Ver­schwö­rungs­theo­rie­schleu­der In­ter­net“ knapp. Und in ei­ner mo­der­nen So­zi­al­staats- und Frei­zeit­ge­sell­schaft habe das Gros der Be­völ­ke­rung au­ßer­dem im­mer mehr Zeit und su­che nach Zer­streu­ung, sie­he die pro­spe­rie­ren­de Un­ter­hal­tungs­in­dus­trie. Nicht Auf­merk­sam­keit sei also das knap­pe Gut, son­dern ver­läss­li­che In­for­ma­ti­on ver­trau­ens­wür­di­ger Ab­sen­der.

das pro­blem der ver­le­ger ist in die­ser ana­lo­gie na­tür­lich, dass in ei­ner zeit in der je­der weiss wie wurst her­ge­stellt wird — und die­ser pro­zess im­mer trans­pa­ren­ter wird — nie­mand mehr an die hei­len­de wir­kung von würst­chen glaubt. wäh­rend die ver­le­ger die kon­su­men­ten glau­ben las­sen möch­ten, dass ihre jahr­gangs-würst­chen aus rei­nem fi­let und aus gol­de­nen käl­bern her­ge­stellt sind, wei­sen tau­sen­de von be­ob­ach­tern täg­lich de­tail­iert dar­auf hin, dass auch (und ge­ra­de) die gros­sen, eta­blier­ten wurst­her­stel­ler nur mit was­ser ko­chen und die glei­chen zu­ta­ten wie alle an­de­ren be­nut­zen.

um in der ana­lo­gie zu blei­ben: die wurst­her­stel­ler glau­ben ihre würst­chen sei­en de­li­ka­tes­sen wie ka­vi­ar, sin­gle malt whis­keys oder cham­pa­gner. aus­ser ih­nen, glaubt das aber mitt­ler­wei­le kaum je­mand, zu­mal sich die meis­ten leu­te der­zeit auch mehr für bun­tes su­shi, raf­fi­nier­te ra­men-sup­pen oder kom­ple­xe cur­rys in­ter­es­sie­ren. die­sen et­was an­ders her­ge­stell­ten spe­zia­li­tä­ten wei­sen vie­le leu­te die ei­gen­schaf­ten zu, die wurst­her­stel­ler ger­ne ih­ren pro­duk­ten at­tes­tier­ten: gut be­kömm­lich, ge­sund­heits­för­dernd, auf­re­gend, be­frie­di­gend. für su­shi oder eine auf­wän­di­ge ra­men sup­pe las­sen die leu­te auch (noch) ger­ne was sprin­gen.

oder um das mal ohne me­ta­pher aus­zu­drü­cken: wenn et­was nicht ver­kauft wer­den kann, ist das oft ein zei­chen da­für, dass sich nie­mand für das pro­dukt aus­rei­chend in­ter­es­siert.

mein lieb­lings-senf­witz han­delt üb­ri­gens von ei­nem ver­le­ger am im­biss:
— „zwei knack­würst­chen bit­te.“
— „fünf­acht­zig.“
— „dan­ke. was kost der senf?“
— „nichts.“
— „dann hätt ich gern nen ei­mer.“


[nach­trag]

Lus­tig. Der #Spie­gel und sein Vor­bild. #Nerd­na­zis Via @jeff­jar­vis
me­di­um.com/ch­an­ge-ob­jects… pic.twit­ter.com/N6R6uBXiY8

— Rü­di­ger Fries (@r_fries) 01.03.2015 8:58


wohl­füh­len im mit­tel­mass

felix schwenzel

  gut­jahr.biz: „Mit­tel­maß ist der klei­ne Bru­der von nett“ - Aus der Mit­te ent­springt nur Frust   #

ri­chard gut­jahr:

Sei der Ers­te oder sei der Bes­te. Wenn du we­der das Eine, noch das An­de­re zu bie­ten hast, hast du ein Pro­blem. Kein Mensch war­tet auf Mit­tel­maß!

Oder wann habt Ihr in der Kaf­fee­kü­che das letz­te Mal den Satz ge­hört: „Du, ges­tern habe ich eine Se­rie ge­se­hen, die war echt un­glaub­lich mit­tel­mä­ßig!“. Im Netz fin­det „geht so“ nicht statt. Mit­tel­maß wird durch Such­fil­ter und das Feh­len von Li­kes von vor­ne her­ein aus­ge­blen­det. An­ders aus­ge­drückt: Mit­tel­maß ist der klei­ne Bru­der von nett.

ich möch­te ger­ne auf die mir ei­ge­ne mit­tel­mäs­si­ge art ant­wor­ten. ich bin ein gros­ser fan von mit­tel­gu­ten fern­seh­se­ri­en. es gibt näm­lich sehr gute mit­tel­mäs­si­ge fern­seh­se­ri­en. das ist auch re­la­tiv lo­gisch, weil es na­tür­lich nicht nur spit­zen qua­li­täts­fern­seh­se­ri­en ge­ben kann. da­von gibt es zwar ei­ni­ges, ich freue mich zum bei­spiel sehr auf die neue staf­fel house of cards auf net­flix und sehe mir eben­dort auch sehr ger­ne bet­ter call saul an. aber eben nicht nur.

eine mei­ner der­zei­ti­gen lieb­lings mit­tel­gu­ten se­ri­en, per­son of in­te­rest, wird in der ak­tu­el­len 4 staf­fel 22 fol­gen ha­ben, vor­he­ri­ge staf­feln hat­ten je 23 fol­gen pro sai­son. das ist eine men­ge, zum bei­spiel im ver­gleich mit bet­ter call saul, das in der ers­ten staf­fel nur 10 fol­gen ha­ben wird. eine an­de­re mit­tel­gu­te fern­seh­se­rie, die ich sehr ger­ne sehe, heisst Agents of S.H.I.E.L.D.. auch sie hat 22 fol­gen pro staf­fel.

mit­tel­gu­te fern­seh­se­ri­en ha­ben nicht im­mer die fi­nes­se, die fi­nan­zi­el­len mit­tel und die pro­duk­ti­ons­zeit von spit­zense­ri­en und müs­sen bei der pro­duk­ti­on jede men­ge kom­pro­mis­se ein­ge­hen. da muss sich das roo­se­velt is­land in new york schon mal als ber­lin ver­klei­den. oder man teilt sich dreh­or­te in und um los an­ge­les die güns­tig zu mie­ten sind mit an­de­ren se­ri­en. aber um auf ri­chard gut­jahrs fra­ge zu­rück­zu­kom­men: ja, mit­tel­mass, gut ge­mach­te mit­tel­mäs­si­ge fern­seh­se­ri­en, sind ge­ra­de der heis­se scheiss. ich er­zäh­le in un­se­rer kaf­fee­kü­che stän­dig von mit­tel­gu­ten fern­seh­se­ri­en.

es gibt na­tür­lich ein paar aus­reis­ser nach oben, wie brea­king bad, vor vie­len jah­ren the wire oder the west wing oder ak­tu­ell die gran­dio­sen se­ri­en broad church, home­land, far­go und the good wife. game of thro­nes mag 18 mil­lio­nen zu­schau­er pro fol­ge ha­ben, aber per­son of in­te­rest hat eben­falls um die 10 mil­lio­nen zu­schau­er pro fol­ge (das sehr mit­tel­mäs­si­ge NCIS und sei­ne ab­le­ger kom­men auf 16 bis 17 mil­lio­nen).

mit­tel­mass fin­det im fern­se­hen (und im netz) auf sehr brei­ter ba­sis statt. al­lein, dass es die­se web­sei­te seit fast 12 jah­ren gibt ist be­weis ge­nug, dass mit­tel­mass ganz gut funk­tio­niert — aber vor al­lem auf­merk­sam­keit ge­ne­rie­ren kann.

wenn ich „bei Work­shops oder Vor­trä­gen [...] von Stu­den­ten“ ge­fragt wür­de, lau­te­te mein tipp statt

Sei der Ers­te oder sei der Bes­te.

wie folgt:

Fut­ter gibt es nicht nur ganz vor­ne. Tu das was du kannst und magst, ver­su­che Lei­den­schaft für das was du tust zu ent­wi­ckeln, aber lass dich nicht vom Ehr­geiz zer­fres­sen. In der Ruhe liegt mehr Kraft als du denkst, bleib in Be­we­gung, aber wer­de nicht hek­tisch. Gehe nicht jog­gen oder sprin­ten, son­dern auf aus­gie­bi­ge Spa­zier­gän­ge. Ler­ne von den Ers­ten und Bes­ten, aber äffe sie nicht nach.


web­site gas­tro­no­mie

felix schwenzel

  wired.de: John­ny Haeus­ler rät Ver­la­gen, ihre Web­sites zu schlie­ßen — rel­oa­ded   #

john­ny haeus­ler hat auf wired.de noch­mal sei­ne emp­feh­lung an ver­la­ge ihre web­sites zu schlies­sen nach­dif­fen­ziert. un­ter an­de­rem schrob er:

Fe­lix Schwen­zel schreibt in sei­ner Re­plik auf mei­nen Text: „Ich hal­te die Idee, dass News-Out­lets auf ei­ge­ne Web­sei­ten ver­zich­ten soll­ten, weil sie dort­hin ge­hen soll­ten, wo die Leu­te sind, für Quatsch. Das ist ein biss­chen so wie zu sa­gen: Wer abends aus­geht um zu trin­ken, Leu­te ken­nen­zu­ler­nen oder ab­zu­schlep­pen, soll­te vor­her sei­ne Woh­nung kün­di­gen."

Ich wür­de den Ver­gleich an­ders for­mu­lie­ren: Wer abends ein Bier trin­ken ge­hen will, geht nicht in die Braue­rei, son­dern in ein Lo­kal sei­ner Wahl. Dort gibt es Bie­re ver­schie­de­ner Mar­ken, von de­nen kei­ne auf die Idee kom­men wür­de, eine ei­ge­ne Knei­pe zu er­öff­nen.

da man auf wired.de nicht kom­men­tie­ren kann, hat john­ny haeus­ler dazu ein­ge­la­den bei ihm im blog zu dis­ku­tie­ren. das habe ich dort hin ge­schrie­ben:

mir ist auch noch ein bei­spiel ein­ge­fal­len: ap­ple hat vor 10 jah­ren auch je­der be­ra­ter da­von ab­ge­ra­ten ei­ge­ne stores zu be­trei­ben. das sei wahn­sinn und zum schei­tern ver­ur­teilt: „lass die ver­tei­lung mal von den ver­tei­lungs­pro­fis ma­chen, nur die sind da wo die men­schen sind und nur so lässt sich ho­hes ver­triebs­vo­lu­men er­zeu­gen.“

in der rea­li­tät hat sich aber ge­zeigt, dass ap­ple bei­des hin­be­kom­men hat, die leu­te zu sich zu ho­len und da­hin zu ge­hen wo sie sind. neu­er­dings sind die be­ra­ter auf dem stand­punkt, dass jede mar­ke die was von sich hält, auch ei­ge­ne stores ha­ben soll­te. bei mi­cro­soft in ber­lin so­gar mit an­ge­schlos­se­ner gas­tro­no­mie.

jetzt kann man na­tür­lich sa­gen: ja-haaa, das was ap­ple sich leis­ten kann, kann sich sonst kaum ei­ner leis­ten und aus­ser­dem hat ap­ple pro­duk­te, die je­der ha­ben will. was dann wie­der die fra­ge auf­wirft: viel­leicht stimmt mit den pro­duk­ten der ver­la­ge was nicht, dass die de­nen nie­mand aus der hand reisst? viel­leicht soll­te man eher an der ziel­grup­pen-ak­zep­tanz und -kom­pa­ti­bi­li­tät als den ver­triebs­ka­nä­len dre­hen? und: geht da über­haupt noch je­mand von den jun­gen leu­ten hin, in knei­pen?

und in der gas­tro­no­mie fin­det man so vie­le ver­triebs- und ge­schäft­mo­del­le, dass man wahr­schein­lich für jede the­se der welt ein bei­spiel fin­den kann: braue­rei­en als ver­la­ge, knei­pen als buch­händ­ler und ama­zon als al­les­fres­sen­der knei­pen und braue­reif­res­ser. oder die gros­sen platt­for­men als sys­tem­gas­tro­no­mie, le­bens­mit­tel­er­zeu­ger als con­ten­ter­zeu­ger, knei­pen oder mi­cro­braue­rei­en als blogs, kan­ti­nen und men­sen als spam­mer, hip­pe clubs mit stren­gen zu­gangs­kon­trol­len und ver­hal­tens­re­geln als snap­chat, na­tri­um­glut­amat als now­this­news.

un­term strich glau­be ich aber, dass wir des­halb so we­ni­ge gu­ten ant­wor­ten auf die ver­lags­kri­se ha­ben, weil wir noch nicht die rich­ti­gen fra­gen stel­len und zu we­nig dif­fe­ren­zie­ren. und wohl auch, weil wir zu sehr mit hin­ken­den bei­spie­len aus der ma­te­ri­el­len welt ar­gu­men­tie­ren, die in welt der im­ma­te­ri­al­gü­ter nicht nur hin­ken, son­dern stol­pern.