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nebenan.hamburg

felix schwenzel in artikel

noch ein paar wor­te zur ne­ben­an-kon­fe­renz letz­tes wo­chen­en­de. freund­li­cher­wei­se hat­te mich ole reiß­mann ge­fragt ob ich zum the­ma in­die­web und re­cla­im et­was er­zäh­len konn­te, was im ef­fekt zu wo­chen­lan­ger re­cher­che führ­te, die mir gros­sen spass mach­te und zu ei­ni­gen tech­ni­schen än­de­run­gen an die­sem blog führ­ten. das er­geb­nis habe ich hier auf­ge­schrie­ben: in­die war ges­tern — oder um­ge­kehrt.

Da könnt ihr noch so die Nase rümpfen: Helvetica - gerade bold/narrow in Kombination - geht einfach immer. #nebenan pic.twitter.com/6i0VYYplF0

Ralf Stockmann (@rstockm06.06.2015 15:51

(wei­te­re re­ak­tio­nen zu mei­nem vor­trag auf twit­ter)


die kon­fe­renz war klein, aber freund­lich und vor al­lem freund­lich or­ga­ni­siert. es gab le­ber­wurst- und erd­beer­mar­me­la­den­bro­te zum sel­ber­schmie­ren, für die vor­tra­gen­den ein paar ge­trän­ke­gut­schei­ne und mit­tags ei­nen ve­ga­nen food­truck, dem ich al­ler­dings zwei selbst­ge­schmier­te le­ber­wurst­bro­te vor­zog. aber die süss­kar­tof­fel-pom­mes wa­ren toll (ich hab eine ein­zel­ne pro­biert). ul­ri­ke klo­de hat über die or­gan­sa­ti­on der kon­fe­renz sehr nach­voll­zieh­bar ge­bloggt:

  ul­ri­ke­klo­de.de: Die acht Hür­den auf dem Weg zur ne­ben­an

Ursprünglich hatten wir nur Leute angefragt, deren Sessionvorschläge von der re:publica 2015 (rp15) abgelehnt worden waren (…). Doch in Gesprächen mit anderen wurde ziemlich schnell klar: Wir sollten uns von der rp15 lösen. Und so haben wir eine eigene thematische Richtung entwickelt. Herausgekommen ist dann zwar ein Programm, das wir spannend finden.

ich fand das pro­gramm über­ra­schend, aber ins­ge­samt eher durch­wach­sen. ich konn­te nicht mit al­lem et­was an­fan­gen und das ist ja auch gut so und bei der #rp15 oder bei net­flix nicht an­ders. da­für wa­ren aber auch ein paar high­lights im pro­gramm, von dem ich an die­ser stel­le nur eins her­aus­pi­cken möch­te. den vor­trag von frau craft­eln. sie re­de­te über das blog­gen in sehr be­leb­ten und le­ben­di­gen ni­schen (am bei­spiel der #näh­nerds) dar­über dass das in­ter­net und die ni­schen im in­ter­net aus men­schen be­stehen und wie wich­tig mut und re­spekt­vol­ler um­gang mit­ein­an­der sind. sie schreibt drü­ben, bei sich selbst, dar­über. das kann man le­sen und stau­nen und wenn die vor­trags­vi­de­os on­line sind, wei­se ich hier auch dar­auf noch­mal dar­auf hin und dann kann man sich vor­treff­lich un­ter­hal­ten füh­len, so wie ich am sams­tag.

  craft­eln.de: „Sneak Pre­view“ - mein Vor­trag über Näh­blogs auf der #ne­ben­an In­ter­net­kon­fe­renz

Ich beschloss davon zu berichten, worüber ich mich auskenne: unsere gemütliche Nähnerd-Nische im Internets. Ich erzählte, dass wir eine Teilmenge der DIY-Blogs sind und dass es viele andere Nähblogs gibt, die andere Dinge nähen. […] Mir ging es darum, von unserer Ecke des Internets zu berichten, wo sich Frauen gut vernetzt und mit konstruktivem Miteinander bloggen, die ihre eigene Kleidung nähen. Ich erzählte, dass ich es wichtig finde, dass wir nett miteinander umgehen, ohne oberflächlich zu sein, dass wir voneinander lernen und dass wir uns alle ständig weiterentwickeln. Ich berichtete von dem Mut, den es die Einzelne kostet, Bilder von sich und dem Werk ins Internet zu stellen. Ich bin der festen Überzeugung, dass dieser Mut nur aufgebracht wird, weil wir einen wertschätzenden Umgang pflegen und uns gegenseitig ernst nehmen - auch wenn wir alle unterschiedlich sind und uns im „echten“ Leben möglicherweise nie begegnen würden, weil wir so unterschiedliche Leben leben.

vom re­spekt­vol­len um­gang mit­ein­an­der re­de­ten ei­gent­lich fast alle vor­tra­gen­den und spe­zi­ell jür­gen ge­uters vor­trag über die ethik des nicht-tei­lens war ge­ra­de­zu ein mus­ter­bei­spiel da­für, wie viel ar­beit wir noch vor uns ha­ben, ei­nen ge­sell­schaft­li­chen kon­sens und re­geln über das le­ben im cy­ber­space ver­netz­te zu­sam­men­le­ben fin­den (dar­über habe ich im prin­zip auch auf der rp15 ge­spro­chen). ich bin si­cher, @tan­te spielt bei die­sem pro­zess wei­ter eine wich­ti­ge rol­le.


was ich ins­ge­samt an der #ne­ben­an an­ge­nehm fand, war der fo­kus; nur ein track, kei­ne par­al­lel­ver­an­stal­tun­gen, eine über­sicht­li­che an­zahl an teil­neh­mern. die teil­neh­mer­zahl war zwar im­mer noch zu gross um mit al­len zu spre­chen, mit de­nen ich ger­ne ge­spro­chen hät­te, aber das kann auch an mei­nen schlech­ten small­talk-skills lie­gen. trotz­dem habe ich mit er­staun­lich vie­len men­schen ge­re­det die ich vor­her noch nicht kann­te oder die ich vor­her noch nicht in der fleischwelt ge­trof­fen hat­te. aus­nahms­los alle wa­ren dem mot­to ent­spre­chend ex­trem freund­lich. nicht auf der kon­fe­renz ge­spro­chen hat ul­ri­ke bar­tos. aber mit mir. und ich kam aus dem stau­nen nicht mehr her­aus: ul­ri­ke bar­tos führt ein blog mit dem sie ih­ren le­bens­un­ter­halt be­strei­ten kann: miss­bar­toz.de. er­staun­lich, aber auch fol­ge­rich­tig, dass ich in mei­ner klei­nen in­ter­net-wahr­neh­mungs-bla­se noch nie von ih­rem blog ge­hört hat­te; ich brau­che zwar auch über­grös­sen, in­ter­es­sie­re mich aber we­der für män­ner- noch für frau­en-mode. aber ge­ra­de die­ses bei­spiel ei­nes äus­serst er­folg­rei­chen blogs zeigt, dass man mit vor­ur­tei­len wie: „nie­mand bloggt mehr“ oder „das blog­gen stirbt“, sehr vor­sich­tig sein muss.

auch in­ter­es­sant und viel­leicht auch für die freund­li­che at­mo­sphä­re mit­ver­ant­wort­lich, war der an­teil der frau­en auf der kon­fe­renz. bei den vor­tra­gen­den wa­ren sie so­gar in der mehr­heit, im pu­bli­kum schien es nicht viel an­ders zu ge­we­sen zu sein.


ich habe viel ge­se­hen und viel ge­lernt am sams­tag. die kon­fe­renz war nicht nur freund­lich, son­dern auch eine pri­ma ge­le­gen­heit über den tel­ler­rand zu schau­en. et­was was ich selbst viel öf­ter ma­chen soll­te. dan­ke da­für und dan­ke für die le­ber­wurst­bro­te!


hash­tag #ne­ben­an auf twit­ter.


indie war gestern — oder umgekehrt

felix schwenzel

vor­trag über das blog­gen und das in­die­web, den ich am 6. juni 2015 auf der ne­ben­an.ham­burg ge­hal­ten habe. auf you­tube gibt es eine auf­zeich­nung.


den ti­tel für die­sen vor­trag, habe ich mir nicht selbst aus­ge­dacht, son­dern ole reiß­mann. so lau­te­te die an­kün­di­gung auf der ver­an­stal­tungs­sei­te:

Indie war gestern. Warum niemand mehr bloggt oder seine eigene Seite fürs Publizieren nutzen möchte und warum sich niemand für das Indieweb und reclaim.fm interessiert.

und be­vor ich er­klä­re was „in­die­web“ und „re­cla­im“ über­haupt sind, wür­de ich ger­ne dar­auf hin­wei­sen, dass der ti­tel und der an­reis­ser­text to­ta­ler quatsch sind.

ich wür­de näm­lich ger­ne be­haup­ten, dass „in­die“ eine gros­se zu­kunft hat und dass man ei­gent­lich nicht be­haup­ten kann, dass „nie­mand mehr bloggt“. ich glau­be näm­lich mitt­ler­wei­le, dass das blog­gen in be­stimm­ten be­rei­chen boomt, nur nicht so sehr im main­stream, bzw. un­sicht­bar in ni­schen ver­steckt, die wir ge­le­gent­lich ab­fäl­lig mit mut­ti-, strick, food- oder wha­te­ver-blogs ab­tun.

die­se fra­ge hin­ge­gen

warum sich niemand für das indieweb und reclaim.fm interessiert

ist leicht zu be­ant­wor­ten: für das in­die­web und re­cla­im in­ter­es­siert sich nie­mand weil’s zu kom­pli­ziert istnie­mand kaum je­mand, hat den sinn sinn vom in­die­web ver­stan­den. kaum je­mand hat den sinn sinn von re­cla­im ver­stan­den.

ich habe mich, als ich vor zwei, drei jah­ren ver­sucht habe re­cla­im zu bau­en, mal in­ten­si­ver mit dem in­die­web aus­ein­an­der­ge­setzt und da­bei we­ni­ger als die hälf­te ver­stan­den. nor­ma­ler­wei­se wer­fe ich an­de­ren ger­ne vor, dass ih­nen bei der ent­wick­lung von web-pro­jek­ten oft das abs­trak­ti­ons­ver­mö­gen und die fä­hig­keit po­ten­zia­le zu er­ken­nen fehlt. die po­ten­zia­le des in­die­webs habe ich da­mals an­satz­wei­se ver­stan­den, die kon­zep­te, pro­to­kol­le und tech­no­lo­gien da­hin­ter hin­ge­gen kaum. mir fehlt teil­wei­se im­mer noch das abs­trak­ti­ons­ver­mö­gen, um auf man­chen in­die­websei­ten ei­nen sinn, po­ten­zia­le oder struk­tur zu er­ken­nen.

die web­sei­ten von aa­ron perecki sind ex­em­pla­ri­sche und vor­bild­li­che in­die­websei­ten — und wäh­rend gut nach­voll­zieh­bar ist was ar­ti­kel oder no­ti­zen (kur­ze, tweet­ar­ti­ge ar­ti­kel ohne über­schrift) sind, ist die fra­ge bei ant­wor­ten schon schwie­ri­ger. ant­wor­ten? auf wen? war­um? war­um dort?

was steht auf die­ser sei­te? eine ant­wort auf ne ant­wort? kann ich auf die ant­wort auch ant­wor­ten? wo? wie? kann ich auf die­se ant­wort auch auf twit­ter ant­wor­ten?

kann ich hier auch kom­men­tie­ren? wo ist das kom­men­tar­feld? was ist ein web­men­ti­on, den ich von dort aus sen­den kann? wo­hin geht das? an wen?

das glei­che galt und gilt für das re­cla­im-pro­jekt: da ha­ben ich und ei­ni­ge an­de­re po­ten­zia­le, sinn und prak­ti­schen nut­zen er­kannt, aber vie­le an­de­re nicht.

ich sehe schon, ich kom­me nicht drum rum, kurz zu er­klä­ren was in­die­web und re­cla­im ei­gent­lich sind. ob­wohl ich ei­gent­lich vor­her noch klä­ren soll­te was blog­gen ist. denn die wur­zeln des in­die­webs ste­cken na­tür­lich im blog­gen — glau­be ich zu­min­dest. zum blog­gen habe ich vor al­lem eins zu sa­gen:

ich blog­ge in ers­ter li­nie erst­mal nur für mich.

vor al­lem um din­ge, ideen, mo­men­te fest­zu­hal­ten — und mich spä­ter dran zu er­in­nern oder das ver­flos­se­ne wie­der­zu­fin­den. wenn ich din­ge auf­schrei­be ist das eine art ver­dau­ungs­vor­gang. ich struk­tu­rie­re die ge­dan­ken, for­mu­lie­re sie aus, be­ar­bei­te sie tie­fer, als wenn ich nur in der du­sche oder auf dem weg zur ar­beit drü­ber nach­den­ken wür­de. tat­säch­lich habe ich vor 15 jah­ren an­ge­fan­gen mit dem schrei­ben, dem re­gel­mäs­sig ins in­ter­net schrei­ben, als mich mei­ne ar­beit, mein stu­di­um an­fin­gen zu lang­wei­len und zu frus­trie­ren. schrei­ben war ein krea­ti­ver ge­gen­pol. ne­ben dem fest­hal­ten von ge­dan­ken, er­leb­tem, war (und ist) das schrei­ben eine form der krea­ti­ven selbst­be­frie­di­gung.

ant­je schrupp sieht das ähn­lich: für sie ist das do­ku­men­tie­ren ih­rer ideen eine neue, eine an­de­re art zu den­ken.

Das Wesentliche ist das Dokumentieren meiner Einfälle und Wahrnehmungen, wofür es seit dem Internet eine technologische Möglichkeit gibt, die es früher nicht gab. Mit „Mikropostings“ im Internet denke ich sozusagen öffentlich. Früher gab es nur die Möglichkeit, diese Eindrücke mit denjenigen zu teilen, die zufällig in der betreffenden Situation ebenfalls anwesend sind – he, guck mal hier! Ich denke dazu das, was meinst du?

sie er­wei­tert den do­ku­men­ta­ti­ons­ge­dan­ken hier al­ler­dings noch um ei­nen wich­ti­gen aspekt, den der kom­mu­ni­ka­ti­on, des ge­sprächs, des plau­derns. tech­no­lo­gie er­mög­licht es uns mit leu­ten zu plau­dern die ge­ra­de nicht kör­per­lich an­we­send sind. und das ist der aspekt, der blog­gen erst wirk­lich in­ter­es­sant macht — im ge­gen­teil zum bei­spiel zum ta­ge­buch-, oder ge­nau­er, nicht-öf­fent­li­chen schrei­ben.

und noch span­nen­der ist na­tür­lich das gan­ze blog­ding als eine art ge­hirn­erwei­te­rung, als ex­ter­nes denk­werk­zeug zu se­hen:

Dieser kleine, tägliche, unspektakuläre Austausch ist für mich inzwischen so eine Art Werkzeug meines Denkens geworden, ein Tool, auf das ich nicht verzichten möchte. Denken funktioniert ja nicht im abgeschlossenen Gehirn einer isolierten Persönlichkeit, sondern im permanenten Austausch mit der Welt und mit anderen Leuten.

das ist kei­ne all­ge­mein­gül­ti­ge de­fi­ni­ti­on des blog­gens, aber eine mög­li­che, mei­ne:

ver­dau­en — den­ken — ver­öf­fent­li­chen

oder an­ders: ich ver­öf­fent­li­che, also den­ke ich …

der witz ist al­ler­dings, dass die ver­ständ­nis­pro­ble­me schon ge­nau hier an­fan­gen:

  • warum machst du das?
  • was sagt dein arbeitgeber dazu?
  • was ist mit deiner privatsphäre?
  • mir wäre das zu anstrengend!
  • liest das denn überhaupt jemand?
  • das gibt doch nur ärger …

die fas­zi­na­ti­on des blog­gens ist in der tat wahn­sin­nig schwer zu ver­mit­teln und die ein­stiegs­hür­den (gar nicht mal un­be­dingt die tech­ni­schen) schei­nen irre hoch zu sein. als ich an­ge­fan­gen habe zu blog­gen dach­te ich: „mann! die­ses blog­gen ist toll, das will be­stimmt je­der.“

und mei­ne ent­täu­schung dar­über, dass das nach wie vor so we­ni­ge tun, ist seit 15 jah­ren auf ei­nem gleich ho­hen ni­veau.

ABER! … in den letz­ten fünf, sechs jah­ren hat sich et­was ver­än­dert. die leu­te schrei­ben plötz­lich ins in­ter­net! al­ler­dings nicht in blogs. son­dern ins face­book. und ganz ehr­lich: ich finds gross­ar­tig. ich finds gross­ar­tig das plötz­lich ganz vie­le ins in­ter­net schrei­ben.

dass face­book funk­tio­niert liegt üb­ri­gens nicht nur an nied­ri­ge­ren tech­ni­schen hür­den, son­dern dar­an dass face­book be­stimm­te psy­cho­lo­gi­sche hür­den sen­ken konn­te: dort zu re­den, zu schrei­ben wo nie­mand oder we­ni­ge sind, ist kom­mu­ni­ka­ti­on eher frus­trie­rend. dort re­den wo alle sind, ist par­ty.

face­book hat das je­den­falls ganz gut hin­be­kom­men. ich hat­te vor vie­len jah­ren mein face­book-kon­to auch ru­hen ge­las­sen, bis ich merk­te: auf face­book sind mitt­ler­wei­le „alle“. face­book ist ku­sche­lig und freund­lich. blogs, das in­ter­net, wir­ken auf vie­le kalt und ab­wei­send.

aber ich schwei­fe ab. ich woll­te er­klä­ren was re­cla­im ist und was das in­die­web ist. aber ei­gent­lich bin ich gar nicht ab­ge­schwif­fen, denn das gross­ar­ti­ge was face­book, twit­ter, in­sta­gram oder das hier be­wirkt ha­ben (nied­rig­schwel­li­ger zu­gang zum ver­öf­fent­li­chen, ge­mein­schafts­bil­dung, kom­mu­ni­ka­ti­on über gren­zen hin­weg) ist gleich­zei­tig auch der grund für be­stimm­te frus­tra­tio­nen.

ich woll­te zum bei­spiel im­mer ger­ne mei­ne letz­ten tweets, twit­pics, in­sta­gram­me auf der rück­sei­te von wir­res.net sam­meln. und auch wenn die meis­ten die­ser diens­te eine API-schnitt­stel­le bie­ten, war es doch irre kom­pli­ziert die da­ten dort zur ei­ge­nen ver­wen­dung raus­zu­ho­len. ich habe mir über mo­na­te hin­weg scrip­te zu­sam­men­ge­schraubt, die ein paar mei­ner da­ten aus den si­los der gros­sen an­bie­ter per API raus­hol­ten, um sie auf mei­ner rück­sei­te an­zu­zei­gen. (die „wid­gets“ der her­stel­ler woll­te ich da­für nicht be­nut­zen, da sie fast aus­nahms­los scheis­se aus­se­hen und ton­nen­wei­se ja­va­script in die ei­ge­ne sei­ten in­je­zie­ren.)

ir­gend­wann frag­te mich sa­scha lobo ob er auch so­was ha­ben könn­te und ich habe ver­sucht die scrip­te die ich zu­sam­men­ge­häm­mert hat­te ein biss­chen zu sys­te­ma­tis­sie­ren und pro­fes­sio­na­li­sie­ren. dar­aus ist dann das pro­jekt re­cla­im ge­wor­den, ein auf word­press ba­sie­ren­der plug­in, mit dem man sich tat­säch­lich alle sei­ne ak­ti­vi­tä­ten aus so­zia­len netz­wer­ken zie­hen kann (tweets, face­book- und goo­gle­plus-ak­ti­vi­tä­ten, pins, flickr-bil­der, in­sta­gram­me, you­tube­vi­de­os, favs und li­kes) und auf ei­nem/sei­nen word­press-blog re­pu­bli­zie­ren kann.

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wir konn­ten plötz­lich al­les was wir in die si­los blie­sen durch­su­chen, sor­tie­ren, ar­chi­vie­ren oder dar­stel­len.

aber aus­ser uns uns sa­hen es eher we­ni­ge als er­stre­bens­wert an, all die in­hal­te die man favt, lik­ed, shared oder manch­mal selbst ver­öf­fent­licht auf der ei­ge­nen sei­te zu sam­meln. dazu kam, dass die tech­ni­schen hür­den für die soft­ware sehr hoch wa­ren (und sind) und es vie­le un­ge­klär­te recht­li­che fra­gen gibt. vor al­lem aber hat­te ich furcht­bar we­nig zeit und mo­ti­va­ti­on um die ent­wick­lung vor­an­zu­trei­ben. die APIs än­dern sich stän­dig. ir­gend­was war stän­dig ka­putt. alle woll­ten ein fer­ti­ges pro­dukt, aber nur we­ni­ge woll­ten mit­ent­wi­ckeln.


als eine der ers­ten ver­sio­nen von re­cla­im fer­tig war ent­deck­te ich das in­die­web. ich er­fuhr, dass die in­die­webleu­te das was re­cla­im macht „PE­SOS“ nann­ten (post el­se­whe­re, syn­di­ca­te [to your] own site). den rest ver­stand ich nur so halb. ich las fas­zi­nie­ren­de ideen und kon­zep­te, konn­te aber nicht al­zu­viel da­mit an­fan­gen. was ich ver­stand: das be­vor­zug­te kon­zept bei den in­die­webleu­ten lau­te­te üb­ri­gens nicht PE­SOS, son­dern „POS­SE“ (post [on your] own site, syn­di­ca­te el­se­whe­re). ich habe das da­mals fas­zi­niert be­ob­ach­tet, aber kon­zep­tio­nell kri­tisch ge­se­hen. denn ei­ner der vie­len vor­tei­le von PE­SOS ist ja, dass man teil­wei­se sehr tol­le und be­nut­zer­freund­li­che web- oder app-in­ter­faces nut­zen kann um in­hal­te zu ver­öf­fent­li­chen und dann zu sich rü­ber­zie­hen:

mein ein­druck da­mals, wie heu­te, war: al­les furcht­bar kom­pli­ziert.

dazu kam, in den letz­ten mo­na­ten fehl­te mir für re­cla­im ein ech­ter, be­frei­di­gen­der nut­zen. so habe ich zum bei­spiel in den letz­ten mo­na­ten re­la­tiv vie­le es­sens­bil­der auf face­book ge­pos­tet. das gab dort er­freu­lich viel feed­back und reich­wei­te. ich mag auch die ein­fa­che, un­kom­pli­zier­te me­tho­de bil­der auf FB pos­ten zu kön­nen. klick, klick, fer­tig. die es­sens­bil­der wur­den von mei­ner re­cla­im-in­stanz ko­piert, aber die es­sen­bil­der dann auch dort in ko­pie zu ha­ben, war un­be­frie­di­gend, leb­los. ich hät­te die es­sens­fo­tos und das feed­back und die re­ak­tio­nen ger­ne auf mei­nem rich­ti­gen blog. aber wir­res.net läuft eben nicht auf word­press, son­dern auf ei­nem 14 jah­re al­ten CMS.

dann wur­de ich auf die ne­ben­an.ham­burg-kon­fe­renz ein­ge­la­den. ole reiss­mann schlug mir vor über das in­die­web und re­cla­im und das blog­gen zu re­den. also muss­te ich über den gan­zen scheiss noch­mal nach­den­ken und re­cher­chie­ren, was ich, wäh­rend ich es­sens­fo­tos auf face­book ver­öf­fent­lich­te, stark ver­nach­läs­sigt hat­te.

Womöglich gehe ich nur zu "nebenan", um @diplix zu fragen, wieso wirres.net weder h-card noch h-entry noch webmention macht.

Hendrik Mans (@hmans10.04.2015 18:41

und dann so­was: kri­tik an mei­nem vor­trag, mei­ner the­ma­ti­schen-kom­pe­tenz, noch be­vor ich den vor­trag über­haupt vor­be­rei­tet hat­te. das war aber in der tat ne gute fra­ge. bis zu die­sem tweet wuss­te ich näm­lich, wie 99,99999 % der welt­be­völ­ke­rung nicht, was h-card und h-ent­ry sind.

vor­ab: sie sind to­tal prak­tisch! und sie sind grund­bau­stei­ne des in­die­webs. h-card und h-ent­ry sind teil der so­ge­nann­ten mi­cro­for­ma­te. im prin­zip ma­chen sie web­sei­ten für ma­schi­nen, für pro­gram­mie­rer, für craw­ler, für scrip­te les­bar.

so kann man zum bei­spiel aus die­ser sei­te, das hier ma­chen — wenn die sei­te mi­cro­for­ma­te ent­hält. das sind struk­tu­rier­te da­ten. an­ga­ben über den au­tor, den ti­tel, die ent­hal­te­nen bil­der, die ar­ti­kel-art und so wei­ter und so fort.

das glei­che lie­fert twit­ter üb­ri­gens über je­den tweet, wenn man den pas­sen­den schlüs­sel hat, kann man die­se da­ten über die twit­ter-API für je­den tweet ab­ru­fen:

aber statt ei­ner API hat eine web­sei­te, die mit mi­cro­for­ma­ten for­ma­tiert ist, ma­schi­nen­les­ba­res, se­man­ti­sches HTML. aa­ron pare­cki nennt das fol­ge­rich­tig: HTML is my API — oder an­ders ge­sagt: wenn je­der zu­griff auf die struk­tu­rier­ten da­ten ei­ner web­site hat, kann je­der da­mit sa­chen ma­chen.

zum bei­spiel fa­ven. weil so­wohl mein blog, als auch aa­ron pare­ckis blog mi­cro­for­ma­te ent­hal­ten, bzw. „in­die­web-re­a­dy“ sind, kann ich die­se sei­te ein­fach fa­ven:

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ich ver­su­che mal kurz, schritt für schritt, zu er­klä­ren was da pas­siert ist:

mit ei­nem quill-book­mar­klet habe ich per klick ei­nen ar­ti­kel auf wir­res.net er­stellt der per mi­cro­for­mat-aus­zeich­nung (like-of) die in­for­ma­ti­on ent­hält: fe­lix schwen­zel mag ei­nen art­kel mit der url https://aa­ron­pare­cki.com/ar­tic­les/2015/04/26/1/html-is-my-api. sen­de ich jetzt ei­nen web­men­ti­on von wir­res.net zu aa­ron­pa­re­ki.com guckt aa­ron­pa­re­ki.com was der schwen­zel da ge­macht hat — aha — ein like, und ver­merkt das un­ter dem ar­ti­kel.

ge­nau­so funk­tio­nier­te das mit ei­nem kom­men­tar, den ich auf mei­ner sei­te ver­öf­fent­li­che und dann ei­nen web­men­ti­on ver­schi­cke oder ei­nem re­post.

ein­fach, ne?

in wirk­lich­keit ste­cken da­hin­ter na­tür­lich ein paar tech­ni­sche fein­hei­ten die nicht ganz ohne sind, aber leicht ge­nug, dass ich sie als nicht-pro­gram­mie­rer an ein paar aben­den um­set­zen konn­te und mein al­tes CMS da­mit auf­rüs­ten konn­te. wich­tig ist aber: die an­wen­dung an sich ist ein­fach — und ist im prin­zip auch mit but­tons mög­lich.

das pro­blem sind beim in­die­web aber nicht nur die tech­ni­sche hür­den und noch nicht ganz aus­ge­reif­te tech­no­lo­gien, son­dern wie beim blog­gen kon­zep­tio­nel­le hür­den. oder an­ders ge­sagt: die fra­ge war­um man das mit in­die­web-tech­no­lo­gien al­les auf sei­nem ei­ge­nen blog ma­chen soll, wenn es doch mit face­book, twit­ter oder tumb­lr al­les viel ein­fa­cher und per knopf­druck geht.

nut­zungs­be­din­gun­gen ver­sus zi­vil­ge­sell­schaft

das ist ei­ner von vie­len grün­den, et­was hoch­tra­bend for­mu­liert, das trifft aber ei­nen ganz wich­ti­gen punkt. face­book, twit­ter, blog­ger.com se­hen so aus wie öf­fent­li­cher raum, sind aber pri­va­te räu­me in de­nen der haus­herr oder die haus­frau tun kann was sie will.

jüngs­tes bei­spiel po­lit­wo­ops, eine platt­form die tweets sam­melt, die po­li­ti­ker wie­der zu lö­schen ver­sucht ha­ben. twit­ter hat de­nen ein­fach den saft ab­ge­dreht, un­ter hin­weis auf de­ren nut­zungs­be­din­gun­gen. aus­ser­dem gibt es fäl­le bei de­nen auf face­book oder in­sta­gram ein­trä­ge ge­löscht wur­den, die müt­ter beim stil­len zeig­ten oder von frau­en, die mei­nen sie soll­ten die glei­chen rech­te wie män­ner ha­ben und bil­der von ih­rem un­be­klei­de­ten ober­kör­per ver­öf­fent­li­chen dür­fen. die lis­te, war­um es vor­tei­le ha­ben könn­te auf der ei­ge­nen sei­te zu ver­öf­fent­li­chen und sich nicht zu ab­hän­gig von silo-an­bie­tern zu ma­chen, lässt sich be­lie­big fort­set­zen. hier nur ein paar er­ra­ti­sche bei­spie­le:

webdienste die schliessen (geocities, twitpic), sich ständig ändernde AGB oder APIs, absurde nutzungsbedingungen, nicht vorhandene oder bekloppte suchfunktion, mangelhafte GIF-unterstützung, keine übersicht über reaktionen über dienste hinweg, geringe auffindbarkeit, geringe zugänglichkeit, keine möglichkeit suchmaschinenoptimierung für silo-inhalte zu betreiben, selbstermächtigung, keine unterstützung von microformaten, keine webmention-unterstützung.

auf der ne­ben­an-kon­fe­renz habe ich an die­ser stel­le des vor­trags ei­nen et­was un­vor­teil­haf­ten sel­fie mit in­sta­gram ge­macht und auf in­sta­gram ver­öf­fent­licht. we­ni­ge se­kun­den spä­ter war der sel­fie auf wir­res.net, twit­ter und face­book ver­öf­fent­licht. al­les au­to­ma­tisch ge­trig­gert durch die ver­öf­fent­li­chung auf in­sta­gram.

die ma­gie ba­sier­te auf di­ver­sen in­die­web-tech­no­lo­gien und dem gran­dio­sen own­y­our­gram.com von aa­ron pare­cki.

im de­tail funk­tio­niert das so: in­sta­gram pingt nach der ver­öf­fent­li­chung own­y­our­gram an, own­y­our­gram ver­öf­fent­licht per mi­cro­pub-schnit­stel­le das bild auf mei­nem blog und mein blog pingt bridgy an das bild auch auf twit­ter und face­book zu pos­ten.

das al­les ist je­den­falls dann ein­fach, wenn man sein blog ein biss­chen ge­pimmt hat, sprich, für das in­die­web vor­be­rei­tet hat. das kann man schritt für schritt auf in­die­web­i­fy.me durch­ge­hen und tes­ten. was dann ne­ben den mass­nah­men die auf in­die­web­i­fy.me auf­ge­zählt sind fehlt: ein mi­cro­pub-end­punkt und eine an­mel­dung per in­die­auth bei own­y­our­gram. mein mi­cro­pub-end­punkt ba­siert auf die­sem script und ei­ner an­pas­sung der XMLRPC-funk­ti­on mei­nes CMS.

was ich am in­die­web be­son­ders an­ge­nehm fin­de ist, dass man un­ter ar­ti­keln auf der ei­ge­nen sei­te die re­ak­tio­nen auf die syn­di­zier­ten ko­pien per bridgy wie­der ein­sam­meln kann (zu­min­dest die von twit­ter, in­sta­gram, g+ und face­book). das sieht man auch un­ter dem po­di­ums-sel­fie.

zum prin­zip der syn­di­zie­rung von ei­ge­nen in­hal­ten habe ich vor ein paar wo­chen schon­mal was ge­schrie­ben. das prin­zip ist auch schon mit dem gu­ten al­ten voll­text-RSS eta­bliert: wenn ich mich als le­ser ent­schei­de ei­ner sei­te per RSS zu fol­gen, muss ich die sei­te zum kon­su­mie­ren nicht ex­tra ansur­fen. ich kann im RSS-rea­der blei­ben. auch face­book hat die vor­tei­le er­kannt, die es ha­ben kann, wenn man den le­sern ent­ge­gen kommt und ih­nen klicks und war­te­zeit er­spart. bei face­book nennt man die­se art von in­hal­te-syn­di­zier­uzng in­stant ar­tic­les.

ich fin­de, in­die­web-tech­no­lo­gien wie POS­SE oder syn­di­zie­ren, soll­ten sich auch um die be­ant­wor­tung die­ser fra­ge dre­hen: wie kann ich le­ser bes­ser er­rei­chen?

und in der tat ist das auch ei­nes der prin­zi­pi­en die sich die in­die­web-men­schen aus­ge­dacht ha­ben:

POSSE lets your friends keep using whatever they use to read your stuff (e.g. silo aggregators like Facebook, Tumblr, Twitter, etc.).

(sie­he auch „kö­ni­ge, kai­ser und la­kai­en“)

(zei­tun­gen lie­gen ja auch nicht nur im ver­lags­haus aus. sie wer­den da­hin ge­karrt, wo die leu­te sind. in kaf­fee­häu­ser. in woh­nun­gen. zu fri­seu­ren.)

das in­sta­gram-bei­spiel ist ei­nes der bei­spie­le, war­um ich glau­be dass das in­die­web zu­kunft hat. ich kann in­hal­te er­stel­len, egal ob per per POS­SE oder PE­SOS, ich las­se die in­hal­te dort kon­su­mie­ren und dis­ku­tie­ren wo die in­ter­es­sen­ten sind.

und auch die tech­ni­sche wei­ter­ent­wick­lung von blogs, die man­che sehr ver­mis­sen, geht hier in gu­tem tem­po vor­an. auch das hat mit in­die­web-prin­zi­pi­en zu tun. dort liegt der fo­kus auf der kon­kre­ten um­set­zung von kon­zep­ten, nicht auf der theo­re­ti­schen aus­ar­bei­tung von ideen. in ei­nem in­ter­view im scre­en­gui­de ma­ga­zin (lei­der nicht on­line ver­füg­bar), sag­te aa­ron pare­cki über die prin­zi­pi­en des in­die­webs:

machen statt reden
benutze deine eigenen tools
kontrolliere deine daten

die­je­ni­gen die das in­die­web vor­an­trei­ben zu ver­su­chen, be­nut­zen die tech­no­lo­gien alle selbst (eat-your-own-dog­food-prin­zip). je­der in an­de­ren ge­schmacks­rich­tun­gen, bei­na­he alle mit ver­schie­de­nen CM­Sys­te­men … aber fast al­les was im rah­men des in­die­webs ent­wi­ckelt wird, ist na­tür­lich open source. das was ich mit der in­die­web­i­fi­zie­rung mei­nes blogs in ein paar wo­chen ge­macht habe, konn­te ich trotz pro­gram­mier-an­alphe­betis­mus in we­ni­gen wo­chen abend­frei­zeit um­set­zen, dank der gran­dio­sen vor­ar­beit von vie­len in­die­web­menschen.

das ist al­les kein er­folgs­ga­rant, oder ein mit­tel schnell die mas­sen, „alle“ zu be­geis­tern und zum mit­ma­chen zu mo­ti­vie­ren, aber es ist eine sehr le­ben­di­ge ge­mein­schaft, die ich als sehr hilfs­be­reit und kom­pe­tent er­fah­ren habe. so ähn­lich hat sich das auch zur früh­zeit (in der stein­zeit) der „blogos­hä­re“ an­ge­fühlt.

in­so­fern ist die fra­ge war­um sich nie­mand für das in­die­web in­ter­es­sie­re ei­gent­lich falsch ge­stellt. für das in­die­web in­ter­es­sie­ren sich nicht alle, aber sehr vie­le. und das ist zum teil auch ab­sicht, weil die tech­no­lo­gie­en alle noch nicht reif für ei­nen mas­sen­markt sind, rich­tet sich das in­die­web bis­her ex­pli­zit nur an ent­wick­ler und de­si­gner.

da ich aber we­der ent­wick­ler, noch de­si­gner bin, hat mit mei­nen in­ter­es­se am in­die­web wohl be­reits die po­pu­la­ri­sie­rung des in­die­webs be­gon­nen. und auch wenn die kon­zep­tio­nel­len zu­gangs­schwel­len noch recht hoch lie­gen, ich rufe ger­ne dazu auf, sich das al­les mal nä­her an­zu­se­hen, denn der nut­zen und der spass an die­sen tech­no­lo­gien ist gross­ar­tig.


re­la­tiv ge­fahr­los und mit nied­ri­ger ein­stiegs­schwel­le kann man sich die­se tech­no­lo­gien üb­ri­gens mit wi­th­known.com an­se­hen. eine ge­hos­te­te und selbst-in­stal­lier­ba­re blog­soft­ware, die vie­le in­die­web­tech­no­lo­gien be­reits ein­ge­baut hat.


[nach­trag 11.09.2015]
auf­zeich­nung des vor­trag auf you­tube:

youtube-video laden, info, direktlink

peter turi über turi2.de: ein hahn ohne libido

felix schwenzel

ist mir jetzt erst auf­ge­fal­len, auf turi2 gibt’s seit ein paar mo­na­ten kei­ne kom­men­tar­funk­ti­on mehr. und was sagt der chef und app-ent­wick­ler pe­ter turi dazu?

Ein Blog ohne Kommentarfunktion ist wie ein Hahn ohne Libido.

hm. das hat er na­tür­lich nicht über sei­ne ei­ge­ne li­bi­do sein ei­ge­nes blog ge­sagt, son­dern über das bild­blog. vor 10 jah­ren.

auf turi2.de (ver­öf­fent­li­chungs­jahr 2007) ist aber auch zu le­sen, dass man sich ohne kom­men­tar­funk­ti­on ei­ner dis­kus­si­on „ent­zie­hen“ wür­de:

… die Lektüre trotz flotter Schreibe mitunter zäh werden lassen. Zumal sich „Bildblog“ einer Diskussion seiner Inhalte entzieht, indem er die Kommentarfunktion abgeschaltet hat.


turi2 ist jetzt ja auch ei­gent­lich turi3, sagt pe­ter turi (ver­öf­fent­li­chungs­da­tum ende 2014):

turi3 ist der Newsstream der Branche. […] Optimiert für Smartphones können Medienmacher zu jeder Tages- und Nachtzeit bei uns sehen, suchen und kommentieren, was weltweit in der Medienbranche gerade passiert und diskutiert wird.

und dann kommt „turi3“ so li­bido­los da­her:


[nach­trag 03.06.2015]

pe­ter tu­ris er­klä­rung: it’a feh­ler, not an ab­sicht.

@diplix Aber Du hast recht, es geht nur zum Teil. Ich erkläre es hier: turi2.de/aktuell/turi2-…

turi2 (@turi203.06.2015 0:34


#netflixselfiepartyberlin

felix schwenzel

net­flix hat­te an­läss­lich des bal­di­gen starts von sen­se8 und der drit­ten staf­fel von oran­ge is the new black zu ei­nem cock­tail-emp­fang ge­la­den. am an­fang gabs ein biss­chen rum­ste­hen …

 füsse auf der netflixpartyberlin

… und lei­der nur ber­li­ner pil­se­ner — das glei­che mist­bier wie auf der re­pu­bli­ca. da muss­te ich halt cock­tails trin­ken. ich habe ir­gend­was mit rum ge­trun­ken, der dem the­ma (net­flix) ent­spre­chend frank un­der­wood hiess.

 frank underwood (cocktail)

screw­dri­ver (wod­ka­hal­tig) gabs auch. die bei­fah­re­rin hat ih­ren ei­ge­nen an­ga­ben nach 7 da­von ge­trun­ken.

 screwdriver (cocktail)

häpp­chen gabs und …

 netflixpartyberlin: essen!

… ne fo­to­wand gabs auch.

 netflixpartyberlin: ix
 netflixpartyberlin: laverne cox, taylor schilling, laura prepon, uzo aduba,
 netflixpartyberlin: die beifahrerin und taylor schilling
 netflixpartyberlin: diverse youtuber und oitnb schauspielerinnen

nicht nur weil die bei­fah­re­rin zum ge­burts­tag ne sel­fie­stan­ge ge­schenkt be­kom­men hat­te, wur­de aus dem emp­fang bald ein sel­fie­fest.

 selfiestangenselfie mit laura prepon
 selfiestangenselfie mit dem nuf und daryl hannah
 das nuf und daryl hannah
 netflixpartyberlin: laverne cox und die beifahrerin

vor dem sel­fie, bzw. bild mit tay­lor schil­ling (die die pi­per chap­man in #oitnb spielt) hat­te die bei­fah­re­rin ein biss­chen — nun denn — zwei­fel.

nach et­was über­zeu­gungs­ar­beit nä­her­ten sich das­nuf und die bei­fah­re­rin lang­sam tay­lor schil­ling, die aber lei­der ge­ra­de in ein ge­spräch ver­tieft war mit je­man­dem der wich­tig er­schien.

 die angst vor dem selfie oder dem promi-gespräch

aber am ende wur­de dann doch al­les gut, als fast alle schon weg wa­ren und tay­lor schil­ling ei­gent­lich ge­ra­de ge­hen woll­te habe ich sie kurz ge­fragt ob sie was ge­gen ein foto hät­te. hat­te sie nicht und sie liess sich auch ge­dul­dig von der bei­fah­re­rin ein biss­chen was aus un­se­rem le­ben er­zäh­len.

 die beifahrerin und taylor schilling
 netflixpartyberlin: die beifahrerin und taylor schilling

das war ein sehr an­ge­neh­mer abend, auch wenn wir über sen­se8 und oran­ge is the new black eher we­nig er­fah­ren ha­ben. ich habe oran­ge is the new black nach der vier­ten oder fünf­ten fol­ge der ers­ten staf­fel üb­ri­gens ab­ge­bro­chen zu gu­cken, aber die schaup­spie­le­rin­nen schie­nen mir alle sehr sym­pa­thisch und leuch­tend — um nicht zu sa­gen wun­der­schön. aber das kann auch am licht oder den frank un­der­woods die ich ge­trun­ken habe ge­le­gen ha­ben.


usability

felix schwenzel

ich kann mich nicht dar­an er­in­nern je­mals eine wet­ter­vor­her­sa­ge im fer­se­hen ge­se­hen zu ha­ben und mich da­nach dar­an er­in­nert zu ha­ben, wie das wet­ter denn nun am nächs­ten tag wird. die in­for­ma­tio­nen die die wet­ter­men­schen ei­nem im fern­se­hen prä­sen­tie­ren sind meis­ten kom­ple­xer als mei­ne er­war­tun­gen ans wet­ter (kalt/warm, son­nig/be­wölkt, re­gen?). ab­ge­se­hen da­von ist es na­tür­lich ge­ra­de im fern­se­hen in­ter­es­san­ter die men­schen die das wet­ter prä­sen­tie­ren an­zu­se­hen und zu be­wer­ten als ih­ren spa­nisch klin­gen­den aus­füh­run­gen kon­zen­triert zu fol­gen.

j sei dank kön­nen die mo­bil­ge­rä­te die wir mitt­ler­wei­le fast alle mit uns her­um­schlep­pen ganz gut zu­sam­men­fas­sen wie das wet­ter ist und wie es wer­den könn­te. aber auch das über­for­dert mich meist. ich habe mein te­le­fon eben ge­fragt und es ant­wor­tet:

Meist bewölkt mit einem Wind aus West mit 35 km/h. Die Höchsttemperatur wird bei 17° liegen. Heute Nacht: Teilweise bewölkt bei einer Tiefsttemperatur von 7°.

al­ter­na­tiv, nach ei­nem wei­te­ren klick, bie­tet mir mein te­le­fon eine an­sicht die das wet­ter ganz gut zu­sam­men­fasst. da­mit schaf­fe ich es meis­ten auf ei­nen blick zu er­ken­nen, wie das wet­ter ge­ra­de draus­sen ist. wie das wet­ter wird, ver­mag ich nur mit ex­tre­mer kon­zen­tra­ti­on zu er­fas­sen.

kürz­lich, nach ei­ner auf­for­de­rung der bei­fah­re­rin („reg­nets heu­te?“ — „häh? weiss nicht …“ — „goog­le mal wet­ter ber­lin!“), habe ich das hier zum ers­ten mal (be­wusst) ge­se­hen:

das ist mal eine zu­sam­men­fas­sung die ich an­se­hen kann und auf ei­nen blick ver­ste­hen. ich fin­de den kon­trast zu, bei­spiels­wei­se, die­ser an­sicht be­mer­kens­wert:

war­um ich das al­les auf­schrei­be? weil es ja auch im­mer wie­der dis­kus­sio­nen um die vor­herr­schaft von goog­le oder an­de­ren an­bie­tern aus über­see geht. aber aus be­nut­zer­sicht ist das ei­gent­lich ganz gut nach­voll­zieh­bar. die be­nutz­bar­keit, die qua­li­tät der be­nut­zer­füh­rung und der such­ergeb­nis­se von goog­le-diens­ten, ste­hen re­gel­mäs­sig in star­kem kon­trast zu be­stehen­den an­ge­bo­ten. goog­le wird nicht ge­wählt weil goog­le so ne tol­le mar­ke ist, son­dern weil es funk­tio­niert. nicht nervt. gut les­bar und gut be­nutz­bar ist. das nur mal am ran­de zum ewi­gen ge­jam­mer, dass goog­le in al­len mög­li­chen be­rei­chen eine „markt­be­herr­schen­de“ stel­lung er­reicht. die­se vor­herr­schaft be­steht nur so lan­ge, bis auch an­de­re an­bie­ter ler­nen, dass es sich lohnt, dem be­nut­zer das ge­fühl zu ge­ben im vor­der­grund zu ste­hen. (ob der be­nut­zer bei goog­le wirk­lich im vor­der­grund steht, ist ne ganz an­de­re fra­ge.)


das prin­zip er­streckt sich üb­ri­gens auch in vie­le an­de­re le­bens­be­rei­che. in vie­len deut­schen (ein­zel­han­dels-) ge­schäf­ten habe ich das ge­fühl als kun­de ein stör­fak­tor zu sein, der die ge­sprä­che des ver­kaufs­per­so­nals oder de­ren an­ge­reg­tes rum­ste­hen un­ter­bricht und die ge­schäfts­pro­zes­se durch­ein­an­der­wir­belt. kürz­lich erst wie­der ge­hört: ge­trän­ke nur am sei­ten­fens­ter, es­sen am vor­der­fens­ter und mit dem es­sen vom vor­der­fens­ter dür­fen sie dann aber nicht hier sit­zen. das ist al­les aus der per­spek­ti­ve der ge­schäf­te nach­voll­zieh­bar, ab­rech­nungs­grün­de, or­ga­ni­sa­to­ri­sche fra­gen — nur was in­ter­es­siert mich das als kun­den? als kun­de be­kom­me ich das ge­fühl ein­fach nur zu stö­ren.


kürz­lich ne fuss­wan­ne bei ama­zon be­stellt. die war lä­cher­lich klein und nur für kin­der­füs­se be­nutz­bar, was aber on­line, bei der be­stel­lung, nicht er­kenn­bar war. also hab ich auf der ama­zon-web­site eine re­tou­re be­an­tragt. ama­zon ant­wor­te­te mir: „dan­ke schön, die 5 euro schrei­ben wir ih­nen gut, die wan­ne brau­chen sie nicht zu­rück­zu­schi­cken.“


sehr se­hens­wert fand ich am wo­chen­en­de den pseu­do-do­ku­men­tar­film deutsch­bo­den von mo­ritz von us­lar. der lief im rah­men der „der film zum wo­chen­en­de“-rei­he auf spie­gel-tv. zu­en­de ge­se­hen habe ich ihn nicht, weil ich am wo­chen­en­de ir­gend­wann zu müde war. wei­ter­gu­cken kann ich aber auch nicht, weil er nach dem wo­chen­en­de de­pu­bli­ziert wur­de. na gut, rech­te­fra­gen und so. soll mir recht sein. der ent­schei­den­de­re, stö­ren­de­re punkt war aber die be­nut­zer­füh­rung auf der spie­gel-tv-sei­te. erst­mal soll ich flash be­nut­zen. na gut, star­te ich halt den al­ten chro­me-brow­ser, der hat noch flash. vor­ab­wer­bung — auch ok, auch wenn es na­tür­lich toll wäre, sie über­spring­bar zu ha­ben. full­screen geht. leer­tas­te zum pau­sie­ren al­ler­dings nicht. ob­wohl ich mitt­ler­wei­le (sehr) schnel­les in­ter­net zu­hau­se habe: der film ru­ckelt und buf­fert hin und wie­der. kann ich auch mit le­ben, ge­nau­so wie ich da­mit le­ben kann, dass sich spie­gel-tv nicht die alte ab­spiel­po­si­ti­on merkt, wenn ich die film­sei­te nach ei­nem spa­zier­gang er­neut auf­ru­fe. aber al­les zu­sam­men­ge­nom­men ist das ge­nau be­trach­tet eine usa­bi­li­ty-ka­ta­stro­phe.

der spie­gel-tv-vi­deo-play­er wäre in den 80er jah­ren si­cher­lich eine sen­sa­ti­on ge­we­sen. aber in zei­ten von net­flix, das kein flash ver­langt, (fast) nie ru­ckelt, sich mei­ne ab­spiel­po­si­ti­on nicht nur an ei­nem ge­rät, son­dern auf al­len ge­rä­ten merkt, ein fluf­fi­ges be­nut­zer­inter­face bie­tet, das mei­nen (al­ten) nut­zungs­ge­wohn­hei­ten ent­ge­gen­kommt, in die­sen zei­ten kommt man sich von so ei­ner tech­no­lo­gie wie sie spie­gel-tv on­line bie­tet — ver­arscht vor.

frü­her™ fiel das nicht wei­ter ins ge­wicht. es gab kaum ver­gleichs­mög­lich­kei­ten und wir hat­ten ja nix. aber heut­zu­ta­ge™, wo das netz mit al­len mög­li­chen, über­le­ge­nen, bes­ser funk­tio­nie­ren­den an­ge­bo­ten über­quillt, ist es ei­gent­lich of-the-es­sence al­les da­für zu tun, dass die nut­zer sich nicht ver­kack­ei­ert vor­kom­men und die ei­ge­nen an­ge­bo­te auf ei­nen min­dest­stan­dard an be­nut­zer­freund­lich­keit an­zu­he­ben, da­mit ei­nem die nut­zer nicht weg­lau­fen. das ist nicht ein­fach, ich weiss, aber das kla­gen, dass die nut­zer alle zur kon­ku­renz aus über­see ge­hen, ist auch nicht ein­fach.


7 von 66 seen

felix schwenzel

nach dem letz­ten spa­zier­gang auf un­se­rem 66 seen rund­wan­der­weg­vor­ha­ben, der dann doch ziem­lich lang war, ha­ben wir die­se wo­che eine et­was kür­ze­re stre­cke er­wischt, von wen­si­cken­dorf nach wand­litz­see.

gleich bei der an­kunft (mit der RB26) in wern­si­cken­dorf ha­ben wir et­was ge­se­hen, das ich so noch nie ge­se­hen habe: ein per hand be­dien­ter bahn­über­gang.

da­nach wie­sen, wäl­der und lei­der re­la­tiv vie­le stras­sen. erst­mal kei­ne seen.

die häu­ser wur­den, je nä­her man wand­litz kam, im­mer no­bler und zau­ni­ger. um stol­zen­ha­gen her­um hielt sich die no­bles­se al­ler­dings noch in gren­zen.

an der wen­si­cken­dor­fer­stras­se, kurz vor dem stol­zen­ha­ge­ner see gibt’s ei­nen rot­te­platz auf dem man of­fen­sicht­lich an je­dem ers­ten sams­tag im mo­nat zwi­schen 10 und 13 uhr gar­ten­ab­fäl­le abg­feben kann. gleich ne­ben dem an­de­ren rot­te­platz, dem fried­hof.

manch­mal ist in bran­den­bur­ger dör­fern die dorf­tris­tesse doch sehr greif­bar.

aber kurz be­vor die tris­tesse ei­nem das ge­müt trübt, kommt eine rast. heu­te wars die fi­scher­stu­be am stol­zen­ha­ge­ner see. auf yelp sind die an­sich­ten über die­ses re­stau­rant eher ge­mischt. die kar­te war je­den­falls sehr OK, fi­schig und an­re­gend. wir sas­sen draus­sen, mit blick auf den see und der kell­ner schien sehr viel zu tun zu ha­ben. al­ler­dings er­öff­ne­te er uns, als er dann kam, dass es für das es­sen eine war­te­zeit von min­des­tens ei­ner stun­de gäbe. es­sen gäbe es aber auch am fens­ter vor­ne zum park­platz, ge­trän­ke am sei­ten­fens­ter und wenn man am park­platz­fens­ter es­sen kau­fe, müs­se man mit den par­ty­bän­ken an der sei­te vor­lieb neh­men, die nicht di­rekt am see sind.

tat­säch­lich gab es am park­platz­fens­ter dann fisch­bröt­chen (€2,50), aber kei­ne ge­trän­ke. die gabs nur am sei­ten­fens­ter (bier €3,00).

im „imbissbereich“ der „fischerstube“ wird nicht bedient!
hier gibt’s essen
hier gibt’s getränke

nach der fi­scher­stu­be bs dann wie­der dorf­tris­tesse, aber im­mer­hin auch den wil­len zum hu­mor:

(auch auf in­sta­gram und hier)

(auch auf in­sta­gram und hier)

müsliriegel auf einem moderen zaun
verein der stegbenutzer, was es alles gibt

5 von 66 seen

felix schwenzel

die bei­fah­re­rin hat sich in den kopf ge­setzt, dass wir ein­mal um ber­lin wan­dern, auf dem 66-seen-wan­der­weg. da­für hat sie sich so­gar die­ses buch ge­kauft und nach ei­ner etap­pe vor 8 mo­na­ten und ei­ner in der letz­ten wo­che, ha­ben wir heu­te die drit­te etap­pe in an­griff ge­nom­men. dies­mal gings von bir­ken­wer­der, durchs brie­se­tal, nach wen­si­cken­dorf.

im wan­der­füh­rer stand, dass dies eine der schöns­ten stre­cken sei und ich kann nicht wi­der­spre­chen. wir sind zwar fast nur durch wald ge­lau­fen, aber der ab­wechs­lungs­reich, tier­reich und re­la­tiv na­tur­be­las­sen. wir ha­ben auch meh­re­re von bi­bern ge­bau­te däm­me ge­se­hen, de­ren echt­heit ich aber erst im in­ter­net ve­ri­fi­zie­ren muss­te be­vor ich es glau­ben konn­te. am we­ges­rand la­gen zwar auch baum­stäm­me, de­ren biss­spu­ren ein­deu­tig nach bi­ber aus­sa­hen — aber glau­ben woll­te ich das, wie ge­sagt nicht.

durch das brie­se­tal fliesst zwar nur ein klei­nes bäch­lein, die brie­se, aber das gan­ze teil ist sehr feucht und moo­rig. frü­her wur­de hier wohl auch torf ab­ge­baut, jetzt kreu­chen und fleu­chen nur noch tie­re und wan­de­rer da durch.

hab ich schon ge­sagt, dass das al­les wun­der­schön war?

tie­re ha­ben wir auch jede men­ge ge­se­hen, mist­kä­fer, wald­amei­sen, rent­ner, ei­nen frosch (oder ne krö­te?), en­ten, en­ten­grüt­ze, …

von man­chen tie­re konn­ten wir nur die spu­ren se­hen (vom bi­ber den damm zum bei­spiel), von an­de­ren konn­te man nur hö­ren:

von den holz-har­ve­s­tern konn­te man die spu­ren se­hen, die ar­beits­er­geb­nis­se und kurz vor wen­si­cken­dorf auch ein real-life-ex­em­plar.

teil­wei­se war auch ver­ar­bei­te­tes holz zu se­hen.

vor al­lem aber wars schön.


ge­ras­tet ha­ben wir nach ei­nem klei­nen ver­lau­fer und schlen­ker dann im al­ten forst­haus wen­si­cken­dorf. das war an­ge­nehm bil­lig (tas­se kaf­fee ein euro, eine fla­sche he­fe­wei­zen zwei euro, le­cke­rer ku­chen, le­ber­wurst­bröt­chen, bock­würs­te für je ein oder zwei euro). da­für das das forst­haus am arsch der welt liegt und kaum mit dem auto zu er­rei­chen ist, war er­staun­lich viel dort los. über­haupt war auf der stre­cke un­ge­wöhn­lich viel wan­der­ver­kehr.

sehr schö­ne stre­cke, nächs­te wo­che wol­len wir an der glei­chen stel­le wei­ter­ma­chen und von wen­si­cken­dorf zum wand­lit­zer see lau­fen. da ist die stre­cke dann auch et­was kür­zer, die 18 ki­lo­me­ter heu­te wa­ren schon recht viel.


fairrechnet

felix schwenzel

die­ses bild, dass das ra­dio bay­ern 3 auf face­book ver­öf­fent­licht hat, ist stark er­gän­zungs­be­dürf­tig. (ab­ge­se­hen da­von, dass nes­pres­so auch aus­ser­halb deutsch­lands alu-kap­sel-kaf­fee zu re­la­tiv ho­hen prei­sen ver­kauft.)

ra­dio bay­ern drei sagt also:

  • 1 kilo fair gehandelter kaffee kostet 30 €
  • 1 kilo kapselkaffee kostet 90 €

es geht aber noch teu­rer. wenn man zum bei­spiel zu star­bucks geht um dort ei­nen es­pres­so zu ca. 2 euro zu trin­ken, zahl­te man fürs kilo kaf­fee un­ge­fähr 200 euro. in form von cap­puc­ci­no käme man un­ge­fähr auf 350 euro pro kilo. (wenn man da­von aus­geht, dass für ei­nen es­pres­so ca. 10 g kaf­fee ver­braucht wer­den.) er­schwe­rend kommt hin­zu, dass der kaf­fee von star­bucks fair ge­han­delt wird.


vor ner wei­le habe ich mal an was­ser­prei­sen rum­ge­rech­net: ein kas­ten apol­li­na­ris si­lence kos­tet un­ge­fähr 14 euro. das macht pro li­ter 1,55 €. ein li­ter lei­tungs­was­ser kos­tet in ham­burg 0,00376 €. für 100 li­ter apol­li­na­ris si­lence zahlt man also 155 euro, für 100 li­ter lei­tungs­was­ser 38 cent. selbst bei aldi zahlt man für 100 li­ter fla­schen­was­ser noch zwi­schen 13 und 42 euro, also min­des­tens 12,62 euro mehr als aus der lei­tung.


land­lie­be griess­brei kos­tet un­ge­fähr 5 euro pro ki­lo­gramm. kauf­te man sich griess im la­den (ca. 2 €/kg) und milch (ca. 0,79 €/l) könn­te man sich ein kilo griess­brei für knapp 1 euro her­stel­len.


die lis­te lies­se sich ohne ende fort­set­zen. re­stau­rant­be­su­che, spei­se­eis, flei­scher­satz, fast food — über­all zah­len wir für (ver­meint­lich) über­le­ge­nen ge­schmack und vor al­lem be­quem­lich­keit teil­wei­se das viel­fa­che vom roh­stoff­preis. und meis­tens auch ger­ne. in­so­fern hat das ra­dio bay­ern 3 na­tür­lich recht mit sei­ner im­pli­zi­ten bot­schaft: men­schen sind un­fass­bar dumm. naja, oder eben auch nicht


der marktführer

felix schwenzel

so be­schreibt DHL sich selbst:

Als Marktführer bietet DHL professionelle und weltweite Express-Leistungen sowie kundenspezifische Logistiklösungen an. Mit unseren Paket-, Express- und Logistikangeboten verbinden wir jeden Tag Menschen und vereinfachen und verbessern das Leben unserer Kunden.

ich bin mir re­la­tiv si­cher, dass die selbst­dar­stel­ler von DHL das nicht iro­nisch mei­nen. wer schon­mal zu­hau­se sass und auf ein pa­ket war­te­te und dann über die sen­dungs­ver­fol­gung er­fährt, dass er zu­hau­se nicht an­ge­trof­fen wur­de, fragt sich na­tür­lich, in­wie­fern das sein le­ben ge­ra­de ver­bes­sert hat. ich habe im­mer wie­der ge­hört, dass der grund für sol­che phan­tom­zu­stell­ver­su­che oft in der völ­li­gen über­las­tung der pa­ket­zu­stel­ler liegt, die ihr ta­ges­pen­sum nur er­fül­len kön­nen, wenn sie täg­lich eine ge­wis­se an­zahl pa­ke­te un­be­ar­bei­tet zu­rück­le­gen und be­haup­ten, der emp­fän­ger sei nicht an­we­send ge­we­sen.

ich hät­te da auch ein ge­wis­ses ver­ständ­nis für, wenn zu­stell­fah­rer aus über­las­tung lü­gen wür­den und be­haup­te­ten, dass die sen­dung nicht zu­ge­stellt wer­den konn­te, ob­wohl sie das gar nicht pro­biert ha­ben. das ver­ein­fach­te und ver­bes­ser­te auf ge­wis­se wei­se auch das le­ben der fah­rer.

ich bin mir auch si­cher, dass lo­gis­tik­an­bie­ter un­ter höchs­tem druck ste­hen, so­wohl un­ter kon­ku­renz- und preis­druck, als auch druck von kun­den. aber ein ge­wis­ses mass an pro­fes­sio­na­li­tät möch­te ich von ei­nem „Markt­füh­rer“ doch er­war­ten kön­nen. also zum bei­spiel, kla­re und nach­voll­zieh­ba­re kom­mu­ni­ka­ti­on.

grund­sätz­lich ist es ja eine tol­le idee, ein pa­ket nach­ver­fol­gen zu kön­nen und dem lo­gis­tik­dienst­leis­ter bei der ar­beit zu­se­hen zu kön­nen. aber war­um, um him­mels wil­len, lässt man dann den ein­druck en­ste­hen, dass es sich bei DHL, dem „Markt­füh­rer“, um ei­nen auf­ge­reg­ten, plan­lo­sen hüh­ner­hau­fen han­delt?

kann na­tür­lich auch sein, dass DHL das le­ben der kun­den durch dra­ma­ti­sche zu­stell-in­sze­nie­run­gen ver­bes­sern will. so nach dem mot­to: „we love to en­ter­tain you.“ qua­li­täts­fern­seh­se­ri­en sol­len ja auch eine er­quick­li­che wir­kung ha­ben.

und dra­ma­tisch liest sich dass ja schon, wenn ein klei­nes pa­ket nach 2-3 ta­gen rei­se, auch nach zwei zu­stell­ver­su­chen nicht sein ziel er­reicht und dann er­kennt, dass es „fehl­ge­lei­tet“ ist und sei­ne exis­tenz of­fen­bar kei­nen sinn er­gibt. in ei­ner sol­chen si­tua­ti­on hilft es of­fen­bar, sich auf ein mehr­tä­gi­ge rei­se durch das land nach spey­er zu be­ge­ben, um zu sich selbst zu fin­den. das hat, glau­be ich, auch schon karl der gros­se so ge­macht.

als lo­gis­tik-laie freut man sich na­tür­lich, wenn ein pa­ket ir­gend­wann wie­der zu sich selbst fin­det und er­kennt, dass es kei­nes­falls fehl­ge­lei­tet war. ich weiss nicht wie es in bör­ni­cke so ist (sieht nett aus), aber dem pa­ket schien es dort zu ge­fal­len. drei tage lang das le­ben in bör­ni­cke ge­nies­sen und von den stra­pa­zen spey­er-rei­se er­ho­len. ich möch­te das dem pa­ket das von her­zen gön­nen.

trau­rig wur­de es dann wie­der, als wir be­ob­ach­te­ten, dass das pa­ket nach ei­ner sie­ben­stün­di­gen fahrt durch ber­lin wie­der in eine iden­ti­täts­kri­se ge­riet und (nach 12 ta­gen!) er­kann­te, dass es gar nicht den ver­sand­be­din­gun­gen ent­spricht und zu­rück nach hau­se will. ob es dann ge­gen sei­nen wil­len am 19. und 20. wie­der ver­la­den wur­de?

im­mer­hin gab es am 20. (ges­tern) dann auch ein hap­py-end. ob­wohl jetzt mal wirk­lich nie­mand zu­hau­se war, wur­de das pa­ket, trotz fehl­ei­tung und un­kon­for­mi­tät, zu­ge­stellt. das hap­py end lässt sich auch nicht durch die mit­tei­lung trü­ben, die uns der ver­sand­händ­ler heu­te früh um drei uhr zu­ge­stellt hat:

Ich habe gerade eine Nachricht von DHL erhalten undmuss Ihnen leider mitteilen, dass Ihr Paket auf dem Rückweg zu uns sich befindet.


man kann das jetzt (wie ich) al­les to­tal lus­tig fin­den, wenn sich der markt­füh­rer als ver­peil­ter pa­ket-hin-und-her­schie­ber dar­stellt. aber das pro­blem ist: nie­mand fühlt sich zu­stän­dig. der ver­sand­händ­ler (der nicht ama­zon war) will mit den ver­sand­pro­ble­men nichts zu tun ha­ben und nicht in­ter­ve­nie­ren. DHL schiebt die schuld auf den kun­den (weil der kun­de nicht an­we­send war, muss­ten wir das pa­ket nach spey­er fah­ren und die rück­sen­dung an­kün­di­gen). der kun­de (wir) fühlt sich von DHL ver­arscht. die aus­lie­fe­rungs­fah­rer sind über­for­dert und un­glück­lich. am ende hat der ver­sand­händ­ler kun­den ver­lo­ren, DHL hat nie­man­dem das le­ben ver­bes­sert und alle kau­fen bei ama­zon, weils da meis­tens klappt und am­zon we­gen sei­ner schie­ren grös­se den ef­fek­tivs­ten druck auf die lo­gis­tik­dienst­leis­ter aus­üben kann. das kann doch auch kei­ne lö­sung sein.


foppen und verführen

felix schwenzel

vor ein paar wo­chen lä­chel­ten mich im kühl­re­gal die wor­te „GRA­TIS GE­NIES­SEN!“ (mit aus­ru­fe­zei­chen) an. so stand das auf ein paar iglo-fer­tig­ge­rich­ten, die man pro haus­halt ein­mal kos­ten­los pro­bie­ren kön­nen soll­te. sonst esse ich zum mit­tag auf der ar­beit ja meis­tens fros­ta, aber an nem ge­schenk­ten tief­kühl-ge­richt schaut man nicht vor­bei. das es­sen selbst war so mit­tel, aber dan­kens­wer­ter wei­se tut iglo bei der on­line-ak­ti­ons­code-ein­lö­sung so als wür­de sie das in­ter­es­sie­ren:

der rest des on­line-rück­erstat­tungs­an­trags liess sich in knap­pen 10 mi­nu­ten er­le­di­gen:

Aktionscode, Produktionscode und Kaufpreis eintragen Kassenbon digitalisieren und hochladen Adressformular und Kontodaten ausfüllen Daten absenden

doo­fer­wei­se war zu dem zeit­punkt an dem ich das geld zu­rück­be­an­tra­gen woll­te die ka­me­ra mei­nes te­le­fons ka­putt, also muss­te ich et­was um­ständ­lich die sel­fie-ka­me­ra be­nut­zen um den kas­sen­bon zu fo­to­gra­fie­ren (2 mi­nu­ten). ak­ti­ons- und pro­mo­ti­ons­code ein­ge­ben war ein­fach: 25 zei­chen ab­le­sen und ein­tip­pen (2 mi­nu­ten). dank brow­ser-au­to­füll-funk­ti­on konn­te ich mei­nen na­men und mei­ne adres­se fast au­gen­blick­lich aus­fül­len (20 se­kun­den), nur mei­ne kon­to­da­ten mit der lan­gen IBAN-num­mer muss­te ich nach­schla­gen (2 mi­nu­ten). die teil­nah­me­be­din­gun­gen habe ich tat­säch­lich ge­le­sen über­flo­gen (2 mi­nu­ten), dann muss­te ich nur noch be­stä­ti­gen, dass ein „GRA­TIS GE­NIES­SEN! Ak­ti­ons­pro­dukt“ ge­kauft habe und nach ei­nem kur­zen blick auf das SSL-zer­ti­fi­kat: ab da­mit.

ein paar wo­chen spä­ter (ges­tern) er­reicht mich fol­gen­de mail:

Sehr geehrter Herr Schwenzel,

vielen Dank für Ihre Teilnahme an der Iglo Gratis-Testen-Aktion. Wir übernehmen für Iglo das Handling der Promotion.

Leider konnten wir Ihnen den Betrag bisher noch nicht erstatten, da das Kaufdatum auf dem von Ihnen zugesandten Kassenbon nicht ersichtlich ist.

Um Ihnen den Betrag dennoch erstatten zu können, möchten wir Sie bitten uns einen Kassenbon mit ersichtlichem Kaufdatum bis zum 01.06.2015 zuzusenden.

Mit freundlichen Grüßen
█████ █████
- Project Manager Handling & Fulfillment -

fol­gen­des habe ich ge­ant­wor­tet:

hallo herr █████,

den bon habe ich bereits weggeschmissen.

sie können sich entscheiden ob sie mir glauben, dass ich das TK-essen an dem tag an dem ich den gutscheincode eingelöst habe auch gekauft und gegessen habe — oder ob ich mir irgendwelche genialen betrugszenarien ausgedacht habe, um sie, bzw. die iglo gmbh um 3 euro fünfzig (oder so) zu linken.

tatsächlich ist mir der aufwand schon bei der gutschein-eingabe gehörig auf die nerven gegangen (das ausfüllen des formulars hat länger gedauert als die zubereitung des essens), aber wenn sie das alles noch komplizierter machen wollen, als es ohnehin schon war, spiele ich gerne noch ein level mit. ich habe mir die teilnahmebedingungen gerade nochmal durchgelesen. dort steht nichts davon, dass das datum des kassenbons lesbar sein muss, sondern lediglich, dass dort das „das Aktionsprodukt vermerkt“ sein sollte:

ein Upload eines lesbaren Fotos oder Scans des Kassenbons, auf dem das Aktionsprodukt vermerkt ist, zwingend erforderlich.

mir fehlen leider sowohl die juristischen fähigkeiten um teilnahmebedingungen 100% korrekt zu interpretieren, als auch die phantasie mir auszudenken, welche betrugsszenarien möglich sind, wenn man das kaufdatum absichtlich abschneidet. aber ich wundere mich, dass sie die legitimität meiner aktionsteilnahme nicht schon allein aus dem produktions- und aktionscode ablesen können. aber da steckt man ja nicht drin, in solchen produktions- und verwaltungsvorgängen. das ist sicher alles viel komplizierter als man sich das so als aussenstehender vorstellt.

ich würde sie aber darum bitten, wenn sie mir ohne das kassenbondatum das geld nicht zurückerstatten wollen, dass sie mir ersatzweise meine mutmassliche betrugsabsicht formlos beurkunden. das ginge auch ganz schnell in ein oder zwei sätzen:

wir, die ██████ ██ münchen, im auftrag für die iglo „gerührt und verführt gratis geniessen aktion“ handelnd, beschuldigen felix schwenzel, wohnhaft in der kameruner str. 9, 13351 berlin, sich irgendwas ausgedacht zu haben um die iglo gmbh zu foppen und zur herausgabe von 3 euro fünfzig (oder so) zu verführen.

eine antwort nach dem muster „regeln sind nunmal regeln“ fände ich masslos enttäuschend.

gruss, felix schwenzel

lei­der habe ich auf die­se mail, die ich ges­tern nach­mit­tag ab­ge­schickt habe, auch nach über 24 stun­den noch kei­ne ant­wort, ge­schwei­ge denn eine be­ur­kun­dung mei­ner mut­mass­li­chen be­trugs­ab­sich­ten be­kom­men. sehr, sehr scha­de.


die fir­ma die mich an­schrieb, wirbt auf ih­rer web­sei­te üb­ri­gens da­mit, dass sie das fi­nan­zi­el­le ri­si­ko für „Geld-zu­rück-Ga­ran­tien oder Mil­lio­nen-Ge­winn­spie­le [sic!]“ ab­si­chert:

Die ██████ ██ hat sich als Gewinnspielabsicherer darauf spezialisiert, Marketingaktionen zu versichern und somit das finanzielle Risiko für Unternehmen zu übernehmen.

mich er­in­nert das ein biss­chen an eine ge­nia­le ge­schäfts­idee, die sich das­nuf mal vor ei­ner wei­le aus­ge­dacht hat und vor 9 jah­ren im rah­men un­se­res da­mai­li­gen kurz­zei­ti­gen blog­tauschs auf wir­res.net ver­öf­fent­licht hat: Nicht mehr län­ger war­ten! Jetzt reich wer­den!


[nach­trag 21.05.2015]
heu­te hat iglo bei mir (auf face­book) kom­men­tiert und sich ent­schul­digt und die zah­lung ver­an­lasst. das geld war ein paar mi­nu­ten spä­ter auch auf mei­nem kon­to. mei­ne rück­fra­ge ob es gar nicht nö­tig sei das kas­sen­bon­da­tum vor­zu­le­gen und ob das even­tu­ell nur eine bü­ro­kra­ti­sche hür­de zur rück­läu­fer-re­du­zie­rung sei, ist aber noch un­be­ant­wor­tet. und wird es wohl auch blei­ben.


[nach­trag 21.05.2015 17:35h]
iglo sagt:

danke für Deine Rückfrage. Aus juristischen Gründen sind bei einer solchen Aktion gewisse Regeln notwendig. Da uns allen aber daran gelegen ist, einen möglichst einfachen Ablauf sicherstellen, ist das Kaufdatum für die Rückerstattung nun nicht mehr notwendig. Es wurden gestern alle Erstattung vorgenommen, bei denen das Datum auf dem Kassenbon nicht ersichtlich war bzw. ist.


3 von 66 seen

felix schwenzel

die bei­fah­re­rin hat sich in den kopf ge­setzt, dass wir ein­mal um ber­lin wan­dern, auf dem 66-seen-wan­der­weg. da­für hat sie sich so­gar die­ses buch ge­kauft und nach un­ge­fähr 8 mo­na­ten, ha­ben wir schon die zwei­te etap­pe in an­griff ge­nom­men. dies­mal gings von hen­nings­dorf nach bir­ken­wer­der.

im wan­der­füh­rer stand, dass das eine der we­ni­ger at­trak­ti­ven stre­cken sei, also eine art über­brü­ckungs­wan­de­rung, aber wir fan­den es ei­gent­lich ganz ok. auf dem weg zur ubahn, fiel uns erst­mal auf, dass das sa­ray of­fen­sicht­lich sein schutz­geld nicht be­zahlt hat. sehr scha­de, ich moch­te das dö­ner dort sehr ger­ne.

das wet­ter in hen­nings­dorf ver­sprach re­gen, hielt sein ver­spre­chen aber dann doch nicht ein. bis auf ein paar trop­fen kam nichts run­ter.

nach ein paar hun­dert me­tern durch hen­nings­dorf und ei­nem stück land­stras­se gings dann mehr oder we­ni­ger stän­dig durch den wald der stol­per hei­de die mit un­ge­fähr 90 tief­brun­nen durch­lö­chert ist, die für die trink­was­ser­ver­sor­gung von ber­lin mit­ver­ant­wort­lich sind.

fürs wan­dern hat­te sich die bei­fah­re­rin im letz­ten jahr ex­tra wan­der­schu­he ge­kauft, die zu un­ge­fähr 4 frü­hen pau­sen führ­ten, bei de­nen die bei­fah­re­rin pa­pier­ta­schen­tü­cher in ihre schu­he stopf­te.

an­sons­ten vor al­lem: wald, ab und zu sah man die ha­vel, eine ei­sen­bahn- oder au­to­bahn­stre­cke.




dann, nach un­ge­fähr 8 ki­lo­me­tern das high­light das mit mes­ser und ga­bel auf der wan­der­kar­te mar­kiert war: das wirts­haus ha­vel­bau­de. ein et­was ab­ge­rock­ter win­ter­gar­ten, aber eine sym­pa­thi­sche spei­se­kar­te, nicht ganz bil­lig, aber auch nicht irre teu­er. wir ent­schie­den uns für das et­was prä­ten­ti­ös be­nann­te „trio vom mat­jes“ mit (ob­vious­ly) drei sor­ten mat­jes mit le­cke­ren brat­kar­tof­feln und ei­nem ap­fel-zwie­bel-gur­ken-dings.

der nach­tisch, ein war­mer scho­ko-brow­nie mit va­nil­le­eis war auch su­per-le­cker, aber nicht so fo­to­gen und mit sinn­lo­ser stern­frucht-deko ver­un­stal­tet. da­nach sind wir noch vier ki­lo­me­ter bis zur s-bahn bir­ken­wer­der ge­lau­fen und wa­ren froh schnell wie­der zu­hau­se zu sein.

mal se­hen ob die nächs­te etap­pe tat­säch­lich, wie ge­plant, nächs­tes wo­chen­en­de statt­fin­det, oder ob sich die wun­den stel­len an den füs­sen der bei­fah­rein noch zu bla­sen ent­wi­ckeln.

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könige, kaiser und lakaien

felix schwenzel

mi­cha­el han­feld:

Die Todgeweihten beugen sich vor dem neuen Kaiser.

mit den „tod­ge­weih­ten“ meint han­feld jour­na­lis­ten und mit dem kai­ser face­book. er re­det vom spie­gel, der new york times, dem guar­di­an, der BBC, the at­lan­tic und da­von, dass die­se „nun bei ei­nem Pro­gramm von Face­book mit­ma­chen, das sich ‚In­stant Ar­tic­les‘ nennt“. er re­det von „Ob­jek­ti­vi­tät und Wahr­haf­tig­keit“, um die es beim „Qua­li­täts­jour­na­lis­mus“ gehe. und er greift tief in die grab­bel­kis­te mit ab­ge­nutz­ten vo­ka­beln für ober­fläch­li­che on­line-kri­ti­ker und spricht von „kos­ten­lo­s­kul­tur“, fil­ter­bla­sen und „shit­s­torms“.

von wem han­feld wit­zi­ger­wei­se nur ein­mal, in ei­nem ne­ben­satz, spricht, sind „le­ser“. und ei­gent­lich, so scheint es, sind die­se „le­ser“ eine ech­te ge­fahr für den jour­na­lis­mus. denn de­ren „ver­meint­li­che Vor­lie­ben“ wer­den den jour­na­lis­mus ins un­glück stür­zen:

Da gibt es dann vornehmlich angenehme Storys im Katzenbilder-Stil oder echte, schnelle Aufreger, die zum Shitstorm werden bis zur Online-Exekution, dann wieder weg sind, aber eher nichts dazwischen und nicht zu komplex.

nun ist mi­cha­el han­felds ar­ti­kel na­tür­lich auch nicht ge­ra­de be­son­ders kom­plex oder klug, son­dern eher ein schnel­ler, hin­ge­kotz­ter auf­re­ger­text der fleis­sig auf face­book dis­ku­tiert (102 kom­men­ta­re), ge­lik­ed (224 li­kes) und ge­teilt (122 shares) wird (stand 17.05.2015, 8 uhr). aber auf­fäl­lig ist han­felds miss­trau­en ge­gen­über den le­sern schon. ich habe das ge­fühl, er wür­de lie­ber nur für sei­ne kol­le­gen schrei­ben, für kol­le­gen die kat­zen­bil­der doof fin­den, sich nie­mals em­pö­ren oder an em­pö­rungs­wel­len teil­neh­men und je­den tag ge­gen die von der um­welt und den me­di­en auf­er­leg­ten fil­ter kämp­fen, in­dem sie he­gel und kant le­sen und sich täg­lich durch 200 abon­nier­te ta­ges­zei­tun­gen kämp­fen, um ein dif­fe­ren­zier­tes bild der welt zu er­lan­gen.

aber die ab­scheu vor dem pö­bel le­ser ist gar nicht das was mich an han­felds text am meis­ten stört, es ist die un­auf­rich­tig­keit. denn die ge­fahr die er her­auf­be­schwört, die ei­nes po­pu­lis­ti­schen jour­na­lis­mus, der den ver­meint­li­chen in­ter­es­sen sei­ner le­ser hin­ter­her­läuft und sie mit kat­zen­bil­dern, em­pö­rung und flach­hei­ten be­wirft, die­se ge­fahr be­steht nicht erst seit on­line oder face­book.

le­ser und zu­schau­er und ihre vor­lie­ben wer­den seit jahr­zehn­ten ge­mes­sen und in­hal­te wer­den seit jahr­zehn­ten auf ihre vor­lie­ben hin­op­ti­miert. auch die faz ver­sucht die vor­lie­ben ih­rer le­ser mit un­zäh­li­gen tra­ckern und nut­zungs­ana­ly­sen zu er­fas­sen und zu op­ti­mie­ren. 24 sol­cher le­ser­vor­lie­ben-tra­cker wer­den zu­sam­men mit han­felds ar­ti­kel auf­ge­ru­fen.

auch in ei­ner zeit, als jour­na­lis­ten­mei­nun­gen le­dig­lich auf pa­pier und im fern­se­hen zum „nut­zer“ ge­tra­gen wur­den, fan­den wett­ren­nen statt um die „vor­lie­ben“ der emp­fän­ger zu er­fas­sen und zu be­die­nen. der „qua­li­täts­jour­na­lis­mus“ den han­feld vor­ei­lig be­trau­ert war nie ein mas­sen­ge­schäft, er muss­te sich im­mer schon im rau­schen des mas­sen­mark­tes be­haup­ten und ver­su­chen sei­ne ziel­grup­pe zu er­rei­chen. dem jour­na­lis­mus ging es auch nie nur um „Ob­jek­ti­vi­tät und Wahr­haf­tig­keit“, son­dern im­mer auch um po­pu­la­ri­sie­rung und an­näh­rung an den mas­sen­ge­schmack. eben­so ging es dem dem jour­na­lis­mus auch im­mer schon um skan­da­li­sie­rung und emo­tio­na­li­sie­rung. das war und ist im­mer the­ma der me­di­en­kri­tik und wird es auch in die­sen zei­ten blei­ben. aber po­pu­la­ri­sie­rung, un­ter­kom­ple­xi­tät, emo­tio­na­li­sie­rung al­lein mit face­book in ver­bin­dung zu brin­gen ist, nun­ja, un­ter­kom­plex, po­pu­lis­tisch und emo­tio­na­li­sie­rend.

vor al­lem ist es aber grund­falsch, denn ge­ra­de die di­gi­ta­li­sie­rung hat es ge­schafft, ne­ben dem mas­sen­ge­schmack pro­fi­ta­ble ni­schen für spe­zi­al­in­ter­es­sen oder „qua­li­täts­in­hal­te“ zu schaf­fen. das zeigt vor al­lem die re­nais­sance der „qua­li­täts­fern­seh­se­ri­en“, die auch an han­feld nicht vor­bei­ge­gan­gen ist. was er aber of­fen­bar ver­passt hat: die hin­wen­dung zu den „ver­meint­li­chen vor­lie­ben“ der zu­schau­er ist ein ent­schei­den­der bau­stein für den er­folg der neu­en „qua­li­täts­se­ri­en“. eben ge­nau weil zu­schau­er sich ge­gen­sei­tig die­se se­ri­en emp­feh­len kön­nen, weil sich die vor­lie­ben für die­se se­ri­en vi­ral in so­zia­len netz­wer­ken auf­schau­keln kön­nen, fin­den sie ihre zu­schau­er ab­seits des mas­sen­ge­schmacks. auf face­book, in der ver­netz­ten welt, kann man ein mas­sen­pu­bli­kum fin­den, aber eben auch ein spe­zi­al­pu­bli­kum mit ni­schen- oder qua­li­täts­in­ter­es­sen.

es gibt für mich kei­ner­lei hin­wei­se dar­auf, war­um das mit jour­na­lis­ti­schen for­ma­ten an­ders sein soll­te.


apro­pos „wahr­haf­tig­keit“. dar­auf legt han­feld ja in sei­nem text gros­sen wert. trotz­dem scheut er sich nicht, sinn­ent­stel­lend zu ver­ein­fa­chen:

Dabei stellen die Verlage und Sender Beiträge auf Facebook zur Verfügung, die nicht verlinkt, also nicht mit der Originaladresse des Urhebers verbunden sind. Zahlen muss Facebook dafür nichts. Beziehungsweise: Der Netzwerkkonzern zahlt mit den Daten seiner Nutzer, auf die die Verlage und Sender zugreifen dürfen. Sie können zu den Artikeln auch in eigener Regie Werbung setzen.

das stimmt so nicht. die ers­ten bei­spie­le für face­book in­stant ar­tic­les funk­tio­nie­ren an­ders: für je­den ar­ti­kel den ein ver­lag als „in­stant ar­tic­le“ bei face­book an­legt, gibt es auch ein pen­dant auf der ver­lags­web­site. die­ser buzzfeed-ar­ti­kel auf face­book wird auf ei­nem ipho­ne (mit der neu­es­ten face­book-app) zu ei­nem in­stant ar­tic­le. für alle an­de­ren führt er auf buzzfeed.com. das ist bei die­sem nyt-ar­ti­kel nicht an­ders. auf dem ipho­ne ist es ein in­stant ar­tic­le, für alle an­de­ren geht’s zur ny­ti­mes.com.

das zwei­te: auch in der faz wer­den ar­ti­kel nicht mit der „Ori­gi­nal­adres­se des Ur­he­bers ver­bun­den“. die­ser ar­ti­kel von ste­fan nig­ge­mei­er linkt zum bei­spiel nicht zu ste­fan-nig­ge­mei­er.de — ob­wohl ste­fan nig­ge­mei­er der ur­he­ber ist. ich ver­ste­he schon was han­feld meint: er meint ver­wer­ter (nicht ur­he­ber). aber das hör­te sich für ihn wahr­schein­lich zu kom­mer­zi­ell an — und kom­mer­zi­ell, po­pu­lis­tisch oder emö­rungs­wel­len­rei­tend sind ja im­mer nur die an­de­ren.


wor­auf ich aber ei­gent­lich hin­aus woll­te: in­stant ar­tic­les sind ei­gent­lich nichts an­de­res als „Pu­blish (on your) Own Site, Syn­di­ca­te El­se­whe­re“, kurz „POS­SE“. POS­SE be­schreibt eine in­die­web-tech­nik, bei der man (ob­vious­ly) in­hal­te zu­erst auf sei­ner ei­ge­nen web­sei­te ver­öf­fent­licht und sie dann auf be­lie­bi­ge wei­te­re sei­ten syn­di­ziert. das in­die­web­camp-wiki drückt den ent­schei­den­den punkt so aus:

POSSE lets your friends keep using whatever they use to read your stuff (e.g. silo aggregators like Facebook, Tumblr, Twitter, etc.).

die le­ser so le­sen las­sen, wie sie ger­ne le­sen möch­ten …

das ist ein satz den man lei­der von jour­na­lis­ten oder ver­la­gen viel zu sel­ten hört.

nach mei­nem ver­ständ­nis um­fasst das „POS­SEn“ zum bei­spiel auch RSS, wes­halb ich ges­tern be­haup­te­te, dass die­se in­stant ar­tic­les ei­gent­lich nichts ent­schei­dend neu­es sei­en. schliess­lich lau­tet eine der be­deu­tun­gen von RSS auch: „Re­al­ly Simp­le Syn­di­ca­ti­on“.

syn­di­ka­ti­on ist nichts neu­es. in den USA wer­den zei­tungs­ar­ti­kel oder co­mic strips seit lan­gem syn­di­ziert, also von ver­schie­de­nen zei­tun­gen nach­ge­druckt. wenn jetzt ver­la­ge ihre in­hal­te zu face­book syn­di­zie­ren, ist das un­term strich das glei­che: die in­hal­te wer­den über­nom­men, le­ser­freund­lich ge­stal­tet und prä­sen­tiert und im ge­gen­zug gibt’s da­für wer­be­ein­nah­men und reich­wei­te. man er­reicht so le­ser, die man sonst nicht er­rei­chen wür­de und man kommt dem le­ser ent­ge­gen. was man da­mit ver­liert, will mir nicht so recht ein­leuch­ten, zu­mal der vor­gang je­dem au­tor be­kannt sein soll­te, der schon mal für me­di­en pro­du­ziert hat: wenn man ei­nen text für eine zei­tung schreibt, statt bei­spiels­wei­se für die ei­ge­ne web­sei­te, be­kommt man ein ho­no­rar und reich­wei­te und gibt im ge­gen­zug ein biss­chen kon­trol­le über sein werk auf. der deal ist seit jahr­zehn­ten der glei­che. wenn man es nicht aus ei­ge­ner kraft schafft reich­wei­te auf­zu­bau­en, wenn man es nicht schafft sei­nen le­sern aus ei­ge­ner kraft ent­ge­gen­zu­kom­men, nutzt man eben spe­zia­lis­ten. frü­her wa­ren das ver­la­ge, jetzt sind es (auch) so­zia­le netz­wer­ke und such­ma­schi­nen und mor­gen kann es wie­der ein ganz an­de­rer sein.

wich­tig ist: wer die in­ter­es­sen der le­ser, der kon­su­men­ten, der zu­hö­rer, der zu­schau­er aus den au­gen ver­liert, ver­liert auch reich­wei­te. wer es kon­su­men­ten schwer macht zu kon­su­mie­ren, hat es schwer kon­su­men­ten zu hal­ten.


instant articles = gepimptes RSS zu facebook-bedingungen

felix schwenzel

zu face­books neu­en in­stant ar­tic­les ist in den letz­ten ta­gen ja viel ge­sagt wor­den. vor al­lem auf turi2 (eins, zwei, drei, vier, fünf, etc.). sub­stan­zi­el­ler äus­sert sich john gru­ber, den vor al­lem die ge­schwin­dig­keit der in­stant ar­ti­kel auf face­book fas­zi­niert:

I’m intrigued by the emphasis on speed. Not only is native mobile code winning for app development, but with things like Instant Articles, native is making the browser-based web look like a relic even just for publishing articles.

tat­säch­lich ist ge­schwin­dig­keit und be­quem­lich­keit („con­ve­ni­ence“) auch eins der haupt­ver­kaufs­ar­gu­men­te der in­stant-ar­ti­kel von face­book. und das aus gu­tem grund. nicht nur die­se web­sei­te lädt mit sub­op­ti­ma­ler ge­schwin­dig­keit, auch die von gros­sen ver­la­gen tun das mit­un­ter. und vie­le gros­sen ver­la­ge ha­ben auch nichts aus den letz­ten 20 jah­ren www ge­lernt und ner­ven ihre le­ser mit po­pup­wer­bung die den gan­zen bild­schirm ein­nimmt und mit schlecht er­reich­ba­ren schliess-knöpf­chen fehl­klicks pro­vo­zie­ren und be­nut­zer ner­ven. statt wer­bung auf eine an­gen­he­me art ner­ven zu las­sen, ha­ben sich vie­le ver­la­ge ent­schie­den auf kon­fron­ta­ti­ons­kurs zu ih­ren be­nut­zern zu ge­hen und ihre mo­bi­len­web­sei­ten un­les­bar und un­be­nutz­bar zu ma­chen.

(ein po­si­tiv­bei­spiel für auf­merk­sam­keits­ge­ne­rie­ren­de mo­bi­le wer­bung kann man auf der mo­bi­len va­ri­an­te der wired.de se­hen. dort ha­ben die sei­ten manch­mal ein sei­ten­gros­ses loch, das die da­hin­ter­lie­gen­de wer­bung beim scrol­len zeigt.)

je­den­falls woll­te ich john gru­ber und vie­len an­de­ren zu­stim­men: ge­schwin­dig­keit und gute be­nutz­bar­keit zäh­len. ob face­book das ver­spre­chen ein­lö­sen kann wird sich zei­gen, die ers­ten bei­spie­le die be­reits zu se­hen sind fin­de ich teil­wei­se zu ver­spielt und man hat den ein­druck, face­book hat 200 ent­wick­ler dran­ge­setzt den be­rühm­ten html-<blink>-tag neu zu er­fin­den. aber schnell sind die­se in­stant-ar­ti­kel in der tat — und gut be­nutz­bar auch — wenn man sich an ein paar ges­ten ge­wöhnt hat.

nur: so rich­tig neu ist die idee nicht. es gibt eine gut eta­blier­te tech­no­lo­gie, die die ver­la­ge al­ler­dings nach lei­bes­kräf­ten ver­mei­den: voll­text RSS. auf dem weg zur ar­beit kann ich trotz funk­loch 30 bis 60 ar­ti­kel über­flie­gen oder durch­le­sen. je­der ar­ti­kel ist in­ner­halb von mi­cro­se­kun­den da, mit bil­dern und an­ge­neh­men, kon­sis­ten­ten be­dien­ele­men­ten. auf mei­nen ipho­ne be­nut­ze ich da­für die ree­der-app, die wie­der­rum ein paar hun­dert RSS-feeds für mich aus mei­ner fe­ver-in­stal­la­ti­on ein­liest und die tex­te und bil­der auf mei­nem ipho­ne zwi­schen­spei­chert. das macht ree­der dan­kens­wer­ter­wei­se im hin­ter­grund, so dass ich auch fast im­mer im ubahn-funk­loch auf dem letz­ten stand der din­ge bin, weil sich der ree­der vor dem ein­tritt selbst ak­tua­liisert hat

der witz ist je­den­falls, dass ver­la­ge und ma­ga­zi­ne die­ses RSS fast noch mehr fürch­ten als goog­le, face­book oder die NSA. voll­tex­te ein­fach weg­ge­ben, so dass der le­ser die le­sen kann wo und wie er will? nie­mals! und of­fen­bar ha­ben die an­zug­trä­ger in den ver­la­gen sich auch mit ih­rer (fal­schen) an­sicht durch­ge­setzt, dass man in RSS-feeds kei­ne wer­bung un­ter­brin­gen kann. statt für eine of­fe­ne tech­no­lo­gie, ha­ben sich jetzt ei­ni­ge ver­la­ge da­für ent­schie­den sich in die ob­hut von face­book und sei­ner ge­schlos­se­nen, opa­ken tech­no­lo­gie zu be­ge­ben um be­nut­zer­freund­lich­keit und -nähe zu üben.

ich ver­knüp­fe da­mit die hoff­nung, dass sich jetzt viel­leicht doch ir­gend­wann die an­sicht durch­setzt, dass man sei­nen le­sern zur ab­wech­se­lung mal ent­ge­gen kom­men könn­te, statt im­mer nur auf die ver­trieb­ler zu hö­ren. aber, ganz ehr­lich, viel hoff­nung ma­che ich mir nicht.


nick heer ver­weist auf die­sen ar­ti­kel von pe­ter-paul koch, in dem er dar­auf hin­weist, dass das was face­book macht, vor al­lem das weg­las­sen von über­flüs­si­gem pro­gram­mier­müll (cruft) ist: kei­ne ton­nen­schwe­ren ja­va­script frame­works, kei­ne tra­cker, wei­ter­füh­ren­de ar­ti­kel:

Remove the tools, and we’ll recover speed.

The web’s answer to the native challenge should be radical simplification, not even more tools.

das ist im üb­ri­gen auch das, was RSS macht, bzw. was ein gu­ter RSS-rea­der macht: kein ja­va­script, kein ge­döns, kein oder we­nig track­ing.


sie­he auch: kö­ni­ge, kai­ser und la­kai­en, wo ich wei­ter aus­ho­lend über face­books in­stant-ar­tic­le-dings schrei­be.


das zuhause hosten lassen

felix schwenzel

heu­te früh stand wir­res.net (oder mei­ne re­cla­im-in­stal­la­ton, die hab ich vor­erst mal de­ak­ti­viert) of­fen­bar un­ter ei­ner leich­ten floo­ding­at­ta­cke aus grie­chen­land und der ukrai­ne. der pro­vi­der (can­host.de) hat die web­site zu­erst dicht­ge­macht, dann ge­dros­selt. die „floo­ding-an­grif­fe“ (aus­drucks­wei­se des pro­vi­ders) ka­men of­fen­bar trotz cloud­fla­re durch, als ich cloud­fla­re dann aber auf den „an­griffs­mo­dus“ („un­der at­tack mode“) um­ge­schal­tet hab, hat das wohl das gröbs­te ab­ge­hal­ten. „leich­te“ floo­ding­at­ta­cke schrei­be ich, weil ich kei­ne be­son­ders kras­sen spit­zen bei den zu­grif­fen se­hen konn­te. cloud­fla­re ist da ja ei­gent­lich sehr ak­ku­rat. jetzt fra­ge ich mich na­tür­lich, in­wie­weit ich mich auf mei­nen hos­ter ver­las­sen kann, wenn der schon bei nem mil­den lüft­chen den saft ab­dreht und auf pa­nik­mo­dus um­schal­tet oder ob die at­ta­cke wirk­lich schwer­wie­gend war. oder ob mein al­ter­tüm­li­ches CMS doch viel re­sour­cen­fres­sen­der ist, als ich mir das den­ke.

den gan­zen tag über lief wir­res.net dann un­rund, weil der pro­vi­der die web­site „ge­dros­selt“ hat­te. ab ei­ner be­stimm­ten an­zahl an­fra­gen ant­wor­te­te der web­ser­ver mit ei­nem 503-feh­ler, statt da­tei­en aus­zu­lie­fern. so lu­den ge­le­gent­lich die CSS-da­tei­en nicht oder bil­der oder scrip­te fehl­ten. so­was ver­ur­sacht bei mir wirk­lich schlech­te lau­ne, zu­mal ich mein han­dy heu­te auch noch für 20 stun­den im ap­ple-store las­sen muss­te, um die das ka­me­ra­mo­dul aus­tau­schen zu las­sen.

jetzt läuft wir­res.net je­den­falls wie­der rund, weil eben die „dros­se­lung“ de­ak­ti­viert wur­de.

ich hab ei­gent­lich über­haupt kei­ne lust den pro­vi­der zu wech­seln (sehr viel ar­beit), schliess­lich läuft wir­res.net jetzt schon seit über 13 jah­ren bei can­dan/can­host.de auf ei­nem re­gu­lä­ren shared hos­ting ac­count. aber seit nem ganz­tä­gi­gen strom­aus­fall vor ein paar mo­na­ten, dem um­zug in ein neu­es re­chen­zen­trum und eine um­stel­lung auf 64bit-ar­chi­tek­tur ha­kelt es im­mer wie­der. lang­fris­tig bin ich glau­be ich bald so weit al­ter­na­ti­ven in be­tracht zu zie­hen.

als bud­get will ich ei­gent­lich nicht mehr als 10 bis 15 euro pro mo­nat aus­ge­ben. bei all-in­klu­si­ve das pre­mi­um-pa­ket sieht ja ganz gut aus. wie sind denn eure er­fah­run­gen mit grös­se­ren hos­tern? all-inkl.com scheint ja nen ganz gu­ten ruf zu ha­ben. zu stra­to will ich nie wie­der. bei hetz­ner ir­ri­tiert mich der name.

wirk­lich toll hört sich ja in je­der hin­sicht uber­space an. ich habe nur ein biss­chen be­den­ken, ob ich dort auch noch in 20 jah­ren mein zu­hau­se hos­ten las­sen kann. für mich hört sich das al­les fast zu gut und toll an um wahr zu sein, ob­wohl es sich of­fen­bar ganz gut trägt. wer hat sonst noch er­fah­run­gen mit uber­space.de ge­macht?


„keine angst vor der wahrheit“

felix schwenzel

klaus brink­bäu­mer, chef­re­dak­teur des spie­gel im neu­en image-vi­deo des spie­gel:

der spiegel hat die wahrheit nicht für sich gepachtet, aber er sucht danach.

das image-vi­deo des spie­gel in dem er das sagt, en­det dann mit die­ser ein­stel­lung:

mir ist na­tür­lich klar, dass das brink­bäu­mer-zi­tat als cla­im zu lang ist, aber ich fin­de den un­ter­schied zwi­schen „wir su­chen nach wahr­heit“ und „wir ha­ben kei­ne angst vor der wahr­heit“ schon, nun­ja, auf­fäl­lig.

na­tür­lich be­müht sich der spie­gel, wie kaum ein an­de­res blatt dar­um, jour­na­lis­tisch ein­wand­frei zu ar­bei­ten. aber ich habe grund­sätz­lich ein pro­blem mit dem wort wahr­heit. ich habe da kürz­lich eine hal­be stun­de öf­fent­lich drü­ber nach­ge­dacht (you­tube-link) und ge­gen ende ge­sagt:

wer im politischen, im gesellschaftlichen kontext von „der wahrheit“ spricht, sollte prinzipiell mit skepsis betrachtet werden.

und ich glau­be tat­säch­lich, dass in welt­an­schau­li­chen, po­li­ti­schen fra­gen an die­ser aus­sa­ge was dran ist.

(im zu­sam­men­hang mei­nes vor­trags auf you­tube er­gibt das mehr sinn, als auf der schluss­fo­lie die hier zu se­hen ist.)

et­was dif­fe­ren­zier­ter und tie­fer­ge­hend hat das fried­mann ka­rig kürz­lich im ge­spräch mit phil­ip ban­se be­spro­chen. teil­wei­se plä­diert er für ei­nen prag­ma­ti­schen und kämp­fe­ri­schen um­gang mit dem be­griff der wahr­heit, teil­wei­se mahnt er auch vor­sicht an:

ich glaube wir haben verlernt zu sagen: „ich weiss nicht“. wir sollten versuchen unsicherheit zu umarmen und öfter sagen: „ich weiss es einfach nicht.“
[…]
vorsicht wenn jemand sagt: ich hab die absolute wahrheit und alle anderen lügen. da kann man eigentlich sicher sein, dass er nicht so ganz richtig liegt.

un­be­ding­te an­guck-emp­feh­lung, das ge­spräch ist sehr viel dif­fe­ren­zier­ter und klü­ger als mein her­aus­ge­ris­se­nes zi­tat sug­ge­riert:

youtube-video laden, info, direktlink

und über­haupt, frie­de­mann ka­rigs vor­trag über „di­gi­ta­le lü­gen und die ab­schaf­fung der wahr­heit“ soll­te man sich dann auch gleich an­gu­cken, wenn man un­ge­fähr ne stun­de zeit hat:

youtube-video laden, info, direktlink

frie­de­mann, ich will noch ganz vie­le vor­trä­ge von dir.

[in­spi­ra­ti­on, bzw. an­stup­ser via turi2.]


„digital-hipster“

felix schwenzel

se­bas­ti­an bau­mer schrob am frei­tag:

Mein Aha-Moment auf der re:publica (#rp15) war der Talk von Christine Corbett Moran. Falls euch der Name grade nichts sagt: Das war die Astrophysikerin, die zwei Sessions nach dem Astronauten auf der Hauptbühne gesprochen hat, der seine Weltraumbilder und -selfies gezeigt hat.
Bei Alexander Gerst war die Halle zum Brechen voll, bei Christine Corbett Moran, die sehr gut und ernsthaft den Weltraum erklärt hat, herrschte gähnende Leere. In dem Moment habe ich endgültig gemerkt, dass das Publikum der Konferenz 2015 für meinen Geschmack zu sehr (i.e. gefühlt komplett) aus Digital-Hipstern besteht.

(links und her­vor­he­bun­gen von mir hin­zu­ge­fügt)

die schluss­fol­ge­rung ist na­tür­lich to­ta­ler quatsch. gun­ter dueck wür­de die­se schluss­fol­ge­rung wahr­schein­lich dumm nen­nen („ma­che nie­mals aus ei­ner kor­re­la­ti­on eine kau­sa­li­tät“), ich wür­de sa­gen, sie er­gibt, auch mit gu­tem wil­len, we­ni­ger als gar kei­nen sinn.

das in­ter­es­se an alex­an­der gerst hat­te ganz si­cher nichts da­mit zu tun, dass er „Welt­raum­sel­fies“ ge­zeigt hat, oder dass er aus dem all hat twit­tern las­sen. alex­an­der gerst stiess auf rie­si­ges in­ter­es­se, weil er ei­ner von sehr we­ni­gen men­schen ist, der die erde auf 300 ton­nen kon­trol­liert ex­plo­die­ren­dem flüs­si­gen treib­stoff ver­las­sen hat und ein hal­bes jahr im welt­raum ge­lebt hat. alex­an­der gerst hat ein aben­teu­er er­lebt, von dem vie­le von kind­heits­bei­nen an träu­men, er hat et­was ge­tan, was wir sonst nur aus dem fer­se­hen oder kino ken­nen, er hat sich in le­bens­ge­fahr be­ge­ben und sein aben­teu­er wur­de von ei­ner erst­klas­si­gen pres­se­ar­beit be­glei­tet. ich habe alex­an­der gerst üb­ri­gens nicht zu­erst auf twit­ter wahr­ge­nom­men, son­dern in der di­gi­tal-hipps­ter-sen­dung mit der maus.

wer sich also eher für ei­nen pro­mi­nen­ten as­tro­nau­ten in­ter­es­siert, statt für eine un­be­kann­te theo­re­ti­sche phy­si­ke­rin, die über furcht­bar kom­pli­zier­te din­ge wie „con­cordance cos­mo­lo­gy“ (lei­tet bei der wi­ki­pe­dia auf „Lamb­da-CDM mo­del“ wei­ter), die all­ge­mei­ne re­la­ti­vi­täts­the­rie, den ur­knall, die ex­pan­si­on des welt­alls, dunk­le ma­te­rie und die kos­mo­lo­gi­sche kon­stan­te re­det, out­te sich als „di­gi­tal-hips­ter“?

ich weiss noch nicht mal ge­nau was ein „di­gi­tal-hips­ter“ aus­ser ei­ner be­lei­di­gung sein soll. wa­ren die vie­len kin­der für die die ers­ten rei­hen in der hal­le re­ser­viert wa­ren auch di­gi­tal-hips­ter? mei­ne mut­ter, die sich alex­an­der gerst mit be­geis­te­rung an­ge­se­hen an (nicht aber chris­ti­ne cor­bett mo­ran) wür­de das la­bel di­gi­tal-hips­ter wahr­schein­lich freu­dig als kom­pli­ment an­neh­men, als ges­te, dass sie auch dazu ge­hö­re. und das ist wahr­schein­lich auch die klü­ge­re re­ak­ti­on, als sich über so ei­nen stump­fen, ver­all­ge­mei­nern­den ver­gleich in ei­nem ei­ge­nen blog­ar­ti­kel zu be­schäf­ti­gen.

aber wo ich ge­ra­de da­bei bin, kann ich auch gleich wei­ter­ma­chen. denn wit­zi­ger­wei­se macht se­bas­ti­an bau­mer zwei ab­sät­ze spä­ter ge­nau das, was er vor­her den „di­gi­tal-hip­stern“ vor­ge­wor­fen hat: stolz die ei­ge­ne igno­ranz raus­po­sau­nen:

So wie sie ist, ist die re:publica nur noch ein Zirkus aus oberflächlichen Anrissen verschiedenster Themen, die vor allem für die Was-mit-Medien-Leute interessant ist. Ich geh dann wohl nächstes Jahr lieber zum CCC.

viel­leicht hat se­bas­ti­an bau­mer am ein­gang kein pro­gramm mehr be­kom­men, aber mein ein­druck vom pro­gramm der re­pu­bli­ca war die­ses jahr ge­nau das ge­gen­teil von „ober­fläch­lich­keit“ oder „was-mit-me­di­en“-ge­döns. es gab un­ge­wöhn­lich vie­le ar­chi­tek­ten und städ­te­bau­er auf den büh­nen, wie­der vie­le künst­ler die ihre ar­bei­ten oder pro­jek­te zeig­ten, gun­ter dueck hat sich über BW­Ler und busi­ness-kas­per lus­tig ge­macht, se­xua­li­tät, sau­fen und bil­dung wa­ren mehr­fach the­ma auf den büh­nen. (nur ich hab über den glei­chen scheiss wie in den letz­ten jah­ren ge­re­det.)

ich fin­de, dass die re­pu­bli­ca we­der den ver­gleich mit fach­kon­gres­sen, noch mit an­de­ren misch­masch-kon­gres­sen wie dem cha­os com­mu­ni­ca­ti­on con­gress oder (zum bei­spiel) der ars elec­tro­ni­ca scheu­en muss. und auch wenn ich fin­de, dass die or­ga­ni­sa­ti­on und di­ver­si­tät des pro­gramms (na­tür­lich) ver­bes­se­rungs­fä­hig ist, hat die re­pu­bli­ca auch die­ses jahr wie­der mei­ne er­war­tun­gen voll er­füllt: ein pro­gramm bei dem mich nicht al­les in­ter­es­siert, aber ei­ni­ges über­rascht, be­geis­tert oder eu­pho­ri­siert. und das al­les in ei­nem ex­trem an­ge­neh­men und ent­spann­ten rah­men.

reed has­tings hat zu ei­ner kri­tik am pro­gramm von net­flix ge­sagt (wenn ich ihn rich­tig ver­stan­den habe):

we should celebrate variety.
the internet is about diversity and taste.

mit an­de­ren wor­ten: je­der fin­det im in­ter­net sein plai­sir. ir­gend­wo. nicht al­les muss al­len ge­fal­len. es gibt an­ge­bo­te für den mas­sen­ge­schmack, aber eben auch ge­nau das ge­gen­teil. und wer nichts fin­det was ihm oder ihr ge­fällt, der macht ein­fach sel­ber was. in­so­fern bil­det das pro­gramm der re­pu­bli­ca das in­ter­net — bzw. die ge­sell­schaft — schon ganz gut ab.

ich fän­de es nicht schlimm, wenn se­bas­ti­an bau­mer ver­an­stal­tun­gen be­sucht, die sei­nen be­dürf­nis­sen bes­ser ent­spre­chen. aber bes­ser fän­de ich, wenn se­bas­ti­an bau­mer das was ihm an der re­pu­bli­ca fehlt viel­leicht selbst er­gänzt und zum bei­spiel ei­nen vor­trag hält mit dem „man tie­fer in ei­nen Kom­plex ein­stei­gen kann und dann am Ende auch et­was mit nach Hau­se neh­men kann“. ich wür­de mir das an­gu­cken und mich da­nach wie­der lie­bend gern mit ihm strei­ten. ein paar vor­schlä­ge für the­men gebe ich ihm auch ger­ne gleich mit: „no­ti­zen aus der ver­all­ge­mei­ne­rung­pra­xis“, „war­um hipps­ter so ne seu­che sind“ oder „wie ich es schaff­te, mei­ne schlech­te lau­ne los zu wer­den“.


pre:publica

felix schwenzel

  • fast alle tragen schon ihre #rp15-badges um den hals. warum?
  • meine iphone kamera bootet nicht. nur die selfie-kamera funktioniert. das wird ne selfie:publica. das bild ist auch ein selfie-kamera-schuss.
  • jens best trägt die gleiche jacketfarbe wie ich. weinrot.
  • als die sonne noch schien, litt ich unter starker misanthropie. seit die sonne weniger invasiv am horizont steht, liebe ich wieder fast alle menschen. misanthropie scheint also lichtinduziert zu sein. bei mir.
  • torsten kleinz hat mir versprochen schreiend aus meinem vortrag zu laufen wenn ich ein „usafe-word“ sage.
  • es gibt wieder nur berliner pilsener. leider. schlimm. die tankstelle nebenan wird mich öfter sehen.
  • das wlan ist auch schon vor der republica löchrig. leider.

moser roth spaziergang

felix schwenzel

auf den aldi mo­ser roth scho­ko­la­den­pa­ckun­gen steht, dass die scho­ko­la­de in der wald­stras­se 27 in 13403 ber­lin her­ge­stellt wird.

gute ge­le­gen­heit für ei­nen sonn­tags-spa­zier­gang um das mal an­zu­gu­cken, zu­mal goog­le maps sagt, dass es nur un­ge­fähr 50 mi­nu­ten fuss­weg sei­en. statt ein­fach in der wi­ki­pe­dia nach­zu­schla­gen, mach ich mich also auf zu ei­nem in­ves­ti­ga­tiv-spa­zier­gang. nach ei­ner stun­de sehe ich, dass wir of­fen­bar eine scho­ko­la­den­fa­brik in der nach­bar­schaft ha­ben und dass storck die mo­ser-roth-scho­ko­la­de für aldi her­stellt.


der weg zur scho­ko­la­den­fa­brik war trotz der an­kün­di­gung ver­eis­ter park­plät­ze son­nig und un­spek­ta­ku­lär.

wie über­all im wed­ding, lief ich auf dem weg zur wald­stras­se im­mer an der flug­schnei­se vom flug­ha­fen te­gel vor­bei.

die deko eines thai-massage-ladens erinnerte mich an die schaufenster deko eines thai-friseurs
open ist das neue geschlossen
lichtloch
expressives dach
feedback [sic!]

ins­ge­samt wa­ren es 10 ki­lo­men­ter und zwei stun­den fuss­marsch. (auf­schrei­ben und „syn­di­zie­ren“ hat fast ge­nau­so lan­ge ge­dau­ert.)


ich tes­te das mit der syn­di­ka­ti­on, des­halb sind die bil­der teil­wei­se auch auf in­sta­gram („licht­loch“, „open“, „storck“, „mo­ser-roth-adres­se“), twit­ter („wo­her?“, „feed­back“, „flug­zeu­ge“, „kalt“, „2 ta­cken bes­ser“) und me­di­um und goo­gle­plus


leistungsschutz reality distortion field

felix schwenzel

  spie­gel.de: Lau­er kri­ti­siert Ver­lags­ko­ope­ra­ti­on mit Goog­le   #

chris­to­pher lau­er:

Wenn [Google] den Verlagen helfen wolle, dann „könnte Google doch einfach das Leistungsschutzrecht akzeptieren.

Mit dem Geld könnten die Verlage dann auch in digitale Innovationen investieren“. Google hatte vergangene Woche angekündigt, mit einer 150 Millionen Euro schweren „Digital News Initiative“ Innovationen im digitalen Journalismus fördern zu wollen. An der Kooperation, die mit acht Gründungsverlagen gestartet ist, sind inzwischen diverse Medienhäuser in Europa beteiligt, unter anderem DER SPIEGEL.

als die ver­la­ge in geld schwam­men, weil sie dienst­leis­tun­gen und wer­be­flä­chen na­he­zu kon­kur­renz­los an­bie­ten konn­ten, hat­ten ver­la­ge kaum in­ter­es­se an in­no­va­ti­on oder ver­än­de­rung des an­zei­gen­mark­tes. dass axel sprin­ger sei­nen kon­zern jetzt an­ge­sichts der kri­se und ab­seh­bar ein­bre­chen­der auf­la­gen und er­lö­se im klas­si­schen ge­schäft auf di­gi­tal und in­no­va­tiv trimmt, hat also we­ni­ger mit geld zu tun, als mit kon­ku­renz. mein ein­druck ist ja, dass man mit dem leis­tungs­schutz­recht die hoff­nung ver­knüpft, die­se kon­ku­renz wie­der aus­zu­schal­ten um end­lich mit die­sem an­stren­gen­den wan­del schluss zu ma­chen. aus­ser na­tür­lich, man de­fi­niert bei sprin­ger in­no­va­ti­on als die schaf­fung von rechts­un­si­cher­heit, bü­ro­kra­tie, zwangs­ab­ga­ben und ver­wer­tungs­ge­sell­schaf­ten.

im­mer­hin ist chris­to­pher lau­er of­fen­bar das geld wert, dass man ihm bei axel sprin­ger zahlt; die rea­li­täts­ver­zer­rung fürs leis­tungs­schutz­recht be­kommt er schon ganz gut hin, auch wenn sich das bis jetzt noch ein biss­chen pa­pa­gei­en­haft an­hört.

(björn czies­lik hat die gan­zen spie­gel-mel­dung ge­le­sen)


[nach­trag]

mar­kus be­cke­dahl er­in­nert an das jahr 2012:


linken und einbetten

felix schwenzel

nau­til.us: The Man Who Beat HIV at Its Own Game for 30 Ye­ars

lan­ger, nicht ganz un­kom­pli­zier­ter text über das evo­lu­tio­nä­re wett­rüs­ten zwi­schen krank­heits­er­re­gern und dem imun­sys­tem und die hoff­nun­gem, rück­schlä­ge und di­lem­ma­ta, die durch be­hand­lung und for­schung die­ser er­re­ger (hier das HIV-vi­rus) ent­ste­hen.

über 15tau­send zei­chen, aber ich fand den text von da­ni­el a. gross (@re­ad­wri­te­radio) le­sens­wert, weil er nicht nur den stand der for­schung gut wie­der­gibt, son­dern auch die ge­schich­ten und die men­schen hin­ter der for­schung sicht­bar macht. ohne pa­thos und ohne über­flüs­si­ge schick­sals­sos­se.


den link oben habe ich, wie im­mer, ganz re­gu­lär als link ge­setzt:

hin­ter dem link steckt ein kur­zer ja­va­script-be­fehl, der ja­va­script­code von emb­edly.com nach­lädt. emb­edly macht dann aus dem ein­fa­chen link eine il­lus­trier­te, bun­te ein­bet­tung. das sieht man al­ler­dings nur bei ak­ti­vier­tem ja­va­script (also zum bei­spiel nicht in RSS-rea­dern) und das sähe dann so aus:

wun­der­bar, bis auf die tat­sa­che, dass die­ses em­bed, wie üb­ri­gens fast alle ein­bet­tungs­me­cha­nis­men, ton­nen­wei­se (ja­va­script) code von drit­ten la­den. da­mit wer­den dann bil­der, wei­te­re scrip­te, tra­cker, zähl­codes, coo­kies nach­ge­la­den, also all das, was auf­rech­ten da­ten­schüt­zer schlaf­lo­se näch­te be­rei­tet (so sähe es üb­ri­gens ohne ja­va­script aus). das ist bei em­beds von you­tube- oder vi­meo-vi­de­os so, bei ein­ge­bet­te­ten tweets, face­book like- oder share-but­tons und so wei­ter und so fort.

ich ver­su­che hier ei­gent­lich sol­che tra­cker zu ver­mei­den und sol­che da­ten­nach­la­der hin­ter ei­nem klick zu ver­ber­gen. you­tube-vi­de­os bet­te ich so ein (bei­spiel), mei­ne flattr, share-, like- oder tweet-but­tons sind alle un­ter slidern ver­steckt und la­den ih­ren schadcode erst nach auf­for­de­rung durch ei­nen klick. bei tweets bin ich eher in­kon­se­quent, de­nen hän­ge ich auch den twit­ter-ja­va­script-schnip­sel an. blo­cken kann man das na­tür­lich al­les brow­ser­seits, zum bei­spiel mit ghos­tery (de­tails und hin­ter­grün­de dazu habe ich mal vor ei­nem jahr auf­ge­schrie­ben und be­spro­chen).

was ich ei­gent­lich sa­gen woll­te: hübsch die­ses emb­edly, da­mit kann man sehr an­spre­chend be­lie­bi­ge links auf­hüb­schen, aber ein­bet­ten nervt auch ein biss­chen. ich ver­su­che mir des­halb mei­ne ein­bet­tungs­codes so­weit mög­lich selbst zu bau­en. mein selbst zu­sam­men­ge­den­gel­ter code für twit­ter sieht üb­ri­gens ohne ja­va­script nach­la­dung von twit­ter.com so aus (und so mit):

Moin!

taz (@tazgezwitscher01.05.2015 8:22

funk­tio­niert auch ohne nach­träg­li­che ja­va­script-auf­hüb­schung. nennt man das dann als html-ken­ner graceful de­g­re­da­ti­on oder pro­gres­si­ve enhance­ment of graceful stuff?

theo­re­tisch kann ich mir so­gar vor­stel­len für mei­ne ar­ti­kel hier ein­bett­code an­zu­bie­ten. das könn­te dann so aus­se­hen. ich weiss zwar nicht war­um je­mand ei­nen gan­zen ar­ti­kel von mir ein­bet­ten woll­te, aber es be­ru­higt mich zu wis­sen, dass es geht.


„exakt falsch herum gedacht“

felix schwenzel

  hackr.de: How to be kin­der, plea­se?   #

mar­kus spath no­tiert zu mei­nen an­mer­kun­gen zu ei­ner idee von neil gai­man, bzw. zu han­lon's ra­zor fol­gen­des:

(wirres mit exakt falsch herum gedachten tipps zum freundlicherwerden; gerade die unterstellung von dummheit, wo man auch bösartigkeit unterstellen könnte, ist misanthrop, weil gerade sie den menschen nicht ernst nimmt, weil man die dummheit eben nicht mal schnell ändern kann, usw.)

kann dumm­heit nur erb­lich oder so­ma­tisch be­dingt vor­kom­men wie mar­kus spath hier be­haup­tet?
oder kann dumm­heit, wie bös­ar­tig­keit, zum bei­spiel auch durch be­son­de­re um­stän­de, re­ak­tio­nen oder miss­ver­ständ­nis­se aus­ge­löst wer­den?

dumm­heit und bös­ar­tig­keit (und fast alle an­de­ren ver­hal­tens­wei­sen) sind mei­ner mei­nung nach in den sel­tens­ten fäl­len de­ter­mi­niert, wes­halb es lo­gi­scher­wei­se dumm ein fehl­schluss ist, die kul­ti­vie­rung von zwei­feln an der ei­ge­nen wahr­neh­mung als mis­an­throp zu be­zeich­nen — auch wenn man sich das ver­hal­ten an­de­rer mit „irr­tü­mern, kurz­sich­tig­keit, nach­läs­sig­keit oder dumm­heit“ er­klärt.

ab­ge­se­hen da­von gibt es na­tür­lich va­ria­tio­nen von han­lon's ra­zor („Gehe nie­mals von Bös­wil­lig­keit aus, wenn Dumm­heit aus­rei­chend ist.“), die zei­gen, dass es eben ge­ra­de nicht um per­sön­lich­keits­merk­ma­le geht, son­dern pro­zes­se:

Versuche nie durch Konspiration zu erklären, was auf Chaos oder Inkompetenz zurückgeführt werden muss.

dumm­heit ist nicht nur et­was mit dem man den IQ ei­nes men­schen be­schreibt, son­dern et­was mit dem man han­deln von men­schen, aber auch in­sti­tu­tio­nen be­wer­tet. so kann es ge­ra­de in der po­li­tik zu gros­sen dumm­hei­ten, zu fehl­ent­schei­dun­gen kom­men, ohne dass eine „böse“ in­ten­ti­on vor­han­den sein muss. noch­mal an­ders aus­drü­cken lässt sich das pro­blem mit die­sem al­ten spruch: „das ge­gen­teil von gut ist oft gut ge­meint.“