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BBQ und pe­li­kan tramp

felix schwenzel

ges­tern wa­ren wir mit ei­ner freun­din bei pig­nut in moa­bit pul­led pork, chi­cken wings und süss­kar­tof­fel­pom­mes es­sen. ich emp­feh­le den la­den ger­ne wei­ter, das pul­led pork war le­cker, die süss­kar­tof­fel­pom­mes knusp­rig und heiss und mayo, ket­chup und selbst­ge­mach­te sos­sen in aus­rei­chen­den men­gen vor­han­den. die bei­fah­re­rin war sehr un­zu­frie­den mit der sitz­si­tua­ti­on, weil wir an ei­nem steh­tisch mit bar­ho­ckern sas­sen. sie mein­te so kön­ne sie nicht es­sen, was sich, so­bald das es­sen auf dem tisch war, als falsch her­aus­stell­te. die kin­der der freun­din be­klag­ten sich ent­ge­gen der er­war­tung der bei­fah­re­rin auch nicht über die sitz­si­tua­ti­on.

wes­halb ich das auf­schrei­be ist aber we­ni­ger die sitz­si­tua­ti­on, als das was die kin­der mit­brach­ten. et­was aus mei­ner ju­gend, des­sen exis­tenz ich schon lan­ge ver­ges­sen hat­te: pe­li­kan tramp büch­lein.

die wit­ze wa­ren (na­tür­lich) we­ni­ger zum mit­la­chen, son­dern eher prall ge­füllt mit ab­ge­stan­de­nen ste­reo­ty­pen (schot­ten, haus­frau­en), aber den ei­nen will ich doch nach­er­zäh­len ab­tip­pen:

Ein Pa­ti­ent kommt zum Arzt und klagt über Leib­schmer­zen. Der Dok­tor un­ter­sucht ihn und fragt: »In wel­cher Ge­gend ha­ben Sie den Schmerz denn zu­erst ge­spürt?« — Nach kur­zer Über­le­gung lau­tet die Ant­wort: »Am Bahn­hofs­platz, Herr Dok­tor.«


Wes­halb wir­res.net kei­ne Zu­kunft hat. Lei­der.

felix schwenzel

ich habe die­sen text („Wes­halb die Kraut­re­por­ter kei­ne Zu­kunft ha­ben. Lei­der.“) von mar­cus schul­er mal ent­krau­tet und ein paar ego­i­sie­ren­de an­pas­sun­gen vor­ge­nom­men.


Jetzt mal ehr­lich: So rich­tig glaubt kei­ner an den Er­folg von wir­res.net. Dazu ist die Idee zu kon­fus und mischt gute mit mit­tel­mä­ßi­gen und manch­mal auch lang­wei­li­gen Tex­ten. Der Aus­stieg von Ste­fan Nig­ge­mei­er, der mit Ab­stand der bes­te Au­tor auf wir­res.net war, dürf­te das lang­sa­me Ende der Web­site be­deu­ten.

Fe­lix Schwen­zel hat es nicht ver­stan­den, sich selbst ein Pro­fil zu ge­ben. Dazu wa­ren die Tex­te zu un­ter­schied­lich und zu be­lie­big. Er ist schon jetzt ge­schei­tert, auch wenn er es noch nicht wahr­ha­ben will.

Ge­ra­de Au­toren wie Ste­fan Nig­ge­mei­er wol­len ver­wöhnt und ge­hät­schelt wer­den. Sie wol­len – ob sie es zu­ge­ben oder nicht – mit Ab­stand deut­lich sicht­bar wahr­ge­nom­men wer­den. Wir­res.net war und ist für Leu­te wie Nig­ge­mei­er nicht das rich­ti­ge Dis­tri­bu­ti­ons­me­di­um, weil ih­nen so ein Blog ver­mut­lich kei­ne nen­nens­wert neu­en Le­ser lie­fert, die sie mit ih­rer ei­ge­nen Web­site nicht oh­ne­hin er­rei­chen.

Wir­res.net er­strahl­te durch Tex­te von Nig­ge­mei­er und nicht um­ge­kehrt. Wel­chen Nut­zen bringt wir­res.net also für Nig­ge­mei­er und an­de­re, wenn sie durch ihre Tex­te der Platt­form zu mehr Glanz ver­hel­fen?

Ge­schei­tert ist Fe­lix Schwen­zel mit wir­res.net, weil er bis­lang nicht re­dak­tio­nell ge­dacht und ver­öf­fent­licht hat; und weil es doch die gro­ßen Na­men wie SZ, FAZ oder SPIE­GEL sind, die pu­bli­zis­tisch den Takt in die­ser Re­pu­blik vor­ge­ben, weil sie zu­neh­mend auch im Netz, an EI­NEM The­ma ar­bei­ten, ei­nen Pool von Jour­na­lis­ten auf EIN The­ma an­set­zen. Es gründ­lich re­cher­chie­ren, do­ku­men­tie­ren und viel­leicht so­gar mul­ti­me­di­al auf­be­rei­ten.

Nach wie vor fehlt wir­res.net eine Aus­rich­tung, ein Haupt­the­ma, mit dem es sich aus­ein­an­der­setzt. Mei­net­we­gen auch zwei oder drei The­men­blö­cke, um die alle Ge­schich­ten krei­sen. Es braucht Re­cher­che-Power, Zu­sam­men­ar­beit an EI­NEM The­ma, eine or­dent­li­che Re­dak­ti­on von Tex­ten und viel­leicht so­gar ein Team im Hin­ter­grund, das die Au­toren-Tex­te über­prüft und Zah­len und Fak­ten kon­kre­ti­siert.

Ich glau­be, nur dann hat die­ses An­ge­bot eine Chan­ce, zu über­le­ben. Und viel­leicht kann es dann ir­gend­wann auch wie­der in­ter­es­sant wer­den für gro­ße Schrei­ber wie Nig­ge­mei­er, weil es dann als er­stre­bens­wert¹ gel­ten könn­te, bei wir­res.net zu ver­öf­fent­li­chen.


1) Ver­glei­che mit den Kraut­re­por­tern, mar­cus-schul­er.com, me­di­um.com oder po­li­ti­co kann sich je­der selbst zu­sam­men­rei­men.

(zu­erst auf mar­cus-schul­er.com ver­öf­fent­licht)


ge­hö­ren sel­fies ins blog?

felix schwenzel

da­ni­el pe­ter hat mei­nen vor­trag auf der ne­ben­an bei den netz­pi­lo­ten zu­sam­men­ge­fasst:

Zu Be­ginn sei­nes Vor­trags, räumt Fe­lix Schwen­zel gleich ein, dass der ge­wähl­te Ti­tel ei­gent­lich to­ta­ler Quatsch sei, da er im Rah­men sei­nes Vor­trags ei­gent­lich zei­gen möch­te, war­um das In­di­web sei­ner Mei­nung nach die Zu­kunft ist.

be­son­ders hat mir die stel­le ge­fal­len, in der er über mei­ne klei­ne de­mons­tra­ti­on schreibt, von der ich dach­te, dass je­der der sie sieht laut aha ru­fen wür­de:

Für Leu­te die nicht ge­ra­de tief in der [In­die­web-] Ma­te­rie ste­cken, ist es in die­ser kur­zen Zeit so gut wie un­mög­lich, ei­nen Durch­blick zu er­lan­gen.

Als Bei­spiel für die gu­ten Aspek­te der Platt­for­men, macht Schwen­zel ein Sel­fie und pos­tet es auf In­sta­gram. Durch eine Funk­ti­on wird der Post an­schlie­ßend so­wohl bei Face­book, als auch auf Twit­ter ge­teilt. Al­ler­dings pas­siert das Gan­ze so schnell, dass man we­der ver­steht wie es funk­tio­niert, noch wor­in der Sinn bzw. der Be­darf da­hin­ter liegt. [link von mir hin­zu­ge­fügt]

gute fra­ge, auch wenn er ver­ges­sen hat den ent­schei­den­den punkt zu er­wäh­nen: der sel­fie lan­de­te hier im blog.

ich hol mal aus. als flickr vor vie­len, vie­len jah­ren neu war, war das der to­tal heis­se scheiss. 2006 hat­te ich eine pres­se­ak­kre­di­tie­rung für die bam­bi-ver­lei­hung (da­nach wur­de ich wit­zi­ger­wei­se nie wie­der ein­ge­la­den) und habe zwei akku-la­dun­gen lang am ro­ten tep­pich ge­stan­den und sehr viel mit mei­nem no­kia n70 fo­to­gra­fiert — und die bil­der zu flickr ge­la­den. das ging da­mals per e-mail und fühl­te sich da­mals ul­tra­mo­dern und su­per be­nut­zer­freund­lich an. ge­bloggt hbe ich auch von der ver­an­stal­tung (meh­re­re „live“-ar­ti­kel und ei­nen nach­ge­scho­be­nes fa­zit, ich ver­lin­ke aber nur die­sen hier), aber ein gross­teil der bil­der wan­der­te aus­schliess­lich auf flickr. als flickr ein paar jah­re spä­ter an ya­hoo ver­kauft wur­de und vor al­lem we­gen dumpf­ba­cki­ger ma­nage­ment-ent­schei­dun­gen un­er­träg­lich, un­se­xy und un­ver­ein­bar mit mei­nem ge­wis­sen wur­de, habe ich mein flickr-kon­to ge­löscht.

die bil­der konn­te man da­mals zwar mit ein paar tricks und scrip­ten si­chern (run­ter­la­den), aber der gross­teil mei­ner bil­der ver­schwand da­mit aus dem netz. ir­gend­wo habe ich die si­che­rung be­stimmt noch als ar­chiv auf ei­ner mei­ner fest­plat­ten und ein paar sind auch noch in mei­nem blog, näm­lich ge­nau die, die ich ver­bloggt habe. alle an­de­ren sind aber de-fak­to weg.

war die kon­to­lö­schung bei flickr da­mals mei­ne ei­ge­ne ent­schei­dung, gibt es auch ei­ni­ge bei­spie­le von web-diens­ten die ab­ge­schal­tet oder um­ge­wid­met wur­den. er­in­nert sich noch je­mand an stu­diVZ? uboot? geo­ci­ties? my­space? twit­pic? oder gar watch­ber­lin? es ist ein my­thos, dass das in­ter­net nicht ver­gisst. so vie­les was ich auf an­de­ren sei­ten als mei­nem blog ge­pos­tet habe, ist ver­schwun­den oder nicht mehr auf­find­bar.

selbst bei diens­ten de­nen es gut geht, von face­book, über in­sta­gram oder twit­ter, sind mei­ne in­hal­te kei­nes­wegs si­cher. soll­te sich face­book — aus wel­chen grün­den auch im­mer — ent­schei­den dass ich ge­gen de­ren richt­li­ni­en ver­stos­sen hät­te, könn­ten sie mich von ei­nem tag auf den an­de­ren sper­ren oder raus­schmeis­sen. in­sta­gram und face­book sind da­für be­kannt in­hal­te die ih­nen nicht in den kram pas­sen zu lö­schen. alle mei­ne müh­sam mit me­ta­da­ten, bild­un­ter­schrif­ten oder blö­den witz­chen ver­se­he­nen bil­der (oder tex­te) in die­sen pri­vat­si­los, könn­ten von ei­nem tag auf den an­de­ren mit al­les li­kes oder be­nut­zer­kom­men­ta­ren ver­schwun­den sein — wenn face­book das woll­te. des­halb ver­su­che ich spä­tes­tens seit dem flickr-de­sas­ter al­les was mir wich­tig ist auch auf mei­nem blog zu pos­ten — und erst dann auf twit­ter, face­book oder sonst­wo. das funk­tio­niert na­tür­lich nicht im­mer.

es­sens­bil­der? un­wich­tig, fand ich noch vor ein paar mo­na­ten, und stell­te sie aus­schliess­lich auf face­book ein. wenn ich aber ein be­stimm­tes re­zept su­che, wer­de ich meis­tens nur dann fün­dig, wenn ich mir die mühe ge­macht habe das re­zept zu blog­gen. su­chen und fin­den auf face­book oder in­sta­gram? ha! twit­ter hat­te jah­re­lang nur eine völ­lig ver­korks­te such­funk­ti­on (die von flickr hin­ge­gen war im­mer schon ganz gut, aber was nützt ei­nem das, wenn man sei­ne bil­der ge­löscht hat?

und das ist der grund, war­um ich von der mög­lich­keit ein in­sta­gram­bild mit sämt­li­chen me­ta­da­ten, au­to­ma­tisch auf mein blog zu syn­di­zie­ren be­geis­tert bin. auf in­sta­gram mag das bild sein pu­bli­kum und li­kes fin­den, auf mei­nem blog fin­det es sei­ne hei­mat (sor­ry für den pa­thos). und wenn das bild erst­mal bei mir im blog ist, kann ich ma­chen was ich will da­mit: es per RSS wei­ter­ver­tei­len, es zu face­book und twit­ter wei­ter­syn­di­zie­ren, wenn ich woll­te auch zu flickr und wenn goog­le es woll­te, auch zu goo­gle­plus.

bei twit­ter tau­chen die bil­der auch gleich un­term tweet auf, ohne dass der ge­neig­te be­trach­ter sich erst zu in­sta­gram durch­kli­cken müss­te oder ei­nen spe­zi­el­le twit­ter-app nut­zen müss­te, die das in­sta­gram di­rekt un­ter dem tweet an­zeigt.

das be­deu­tet für mich kon­trol­le über mei­ne ei­ge­nen da­ten: nicht dass ich den da­ten re­strik­tio­nen an­le­gen woll­te, son­dern dass ich mit mei­nen da­ten ma­chen kann was ich will — und sie im zwei­fels­fall auch wie­der­fin­den kann.

dass un­ter den instra­gram-bil­dern, die ich auf mein blog ge­zo­gen habe, auch die kom­men­ta­re, li­kes oder ret­weets an­de­rer er­schei­nen (bei­spiel) fin­de ich in die­sem zu­sam­men­hang auch fol­ge­rich­tig, auch wenn das ge­nau­ge­nom­men gar nicht mei­ne da­ten sind. aber weil ich die­se da­ten auch kon­trol­lie­re, kann ich sie, bei be­darf, auch (se­lek­tiv) aus­blen­den, lö­schen oder an­ders prä­sen­tie­ren.


das schö­ne ist aber auch, dass ich theo­re­tisch auch stil­le ar­ti­kel (oder bil­der) ver­öf­fent­li­chen kann, die nur auf mei­nem blog er­schei­nen. ben werd­mül­ler hat das kürz­lich so for­mu­liert:

One re­ason to pu­blish on the web is to make a name for yours­elf, and crea­te an au­di­ence for your con­tent or ser­vices. But tha­t's not the only re­ason, or even the best one. I think struc­tu­red self-re­flec­tion is more va­luable - with or wi­t­hout feed­back.

We'­ve been trai­ned to worry about au­di­ence and ana­ly­tics for our posts. How many peo­p­le read a pie­ce about X vs a pie­ce about Y? Is it bet­ter to post at 2pm on a Thurs­day or 10pm on a Sun­day? Which de­mo­gra­phic seg­ments are most in­te­res­ted?

Tha­t's fine and dan­dy if you'­re a brand, but not all of us need to be brands. Not every pie­ce of con­tent needs to be a per­for­mance. If we un­du­ly worry about au­di­ence, we run the risk of di­luting our work in or­der to ap­peal to a per­cei­ved seg­ment. So­me­ti­mes the au­di­ence is you, and tha­t's en­ough.

noch­mal: die kon­trol­le habe ich. ich kann ma­chen was ich will. und im mo­ment will ich vor al­lem eins: das blog zu­erst, aber auf die reich­wei­te der netz­wer­ke, die mög­lich­keit men­schen aus­ser­halb mei­ner fil­ter­bla­se zu er­rei­chen, möch­te ich (mo­men­tan) nicht ver­zich­ten. aus­ser manch­mal.


14 von 66 seen

felix schwenzel

der letz­te spa­zier­gang auf un­se­rem 66 seen rund­wan­der­weg­vor­ha­ben war eher kurz, die­ser war ziem­lich lang: um die 25 ki­lo­me­ter. es ging von wand­litz­see zum bahn­hof bie­sen­thal, vor­bei an ziem­lich vie­len seen, ich glau­be es wa­ren so um die sie­ben.

 

den GPX-track habe ich von gpsies.com. hier noch eine an­de­re an­sicht des glei­chen tracks auf trails.io

die stre­cke war wun­der­bar ab­wechs­lungs­reich, auch wenn es fast aus­schliess­lich durch den wald ging. die meis­ten wald­stü­cke un­ter­wegs schie­nen un­ter na­tur­schutz zu ste­hen, bzw nicht be­wirt­schaf­tet zu wer­den; über­all la­gen um­ge­stürz­te bäu­me im wald, im was­ser, auf den we­gen und zum teil auch auf den häu­sern.

auf häu­ser ge­fal­le­ne bäu­me

auch vie­le der häu­ser an de­nen wir vor­bei­ka­men schie­nen un­ter na­tur­schutz zu ste­hen, bzw. nicht be­wirt­schaf­tet zu wer­den.

ein haus, das un­ter na­tur­schutz zu ste­hen scheint

auch wenn die stre­cke durchs brie­se­tal wirk­lich wun­der­schön ist, fan­den wir die­sen stre­cken­ab­schnitt fast noch schö­ner. der wald wirk­te an sehr vie­len stel­len sehr dra­ma­tisch und in­sze­niert. das licht war sehr gut ge­setzt und die ar­bei­ten von pil­zen, wind und wet­ter wa­ren teil­wei­se so be­ein­dru­ckend, dass sich die bei­fah­re­rin ein paar mal dazu hin­reis­sen liess zu sa­gen: „wer braucht bei so­was noch kunst?“

dra­ma­ti­sches licht im wald
ba­lan­ce­akt
wer macht denn so­was?
pil­ze wie ele­fan­ten­füs­se
ge­teil­ter baum der wei­ter lebt
noch mehr dra­ma­ti­sches licht
bäu­me mit farb­ver­läu­fen

spu­ren vom bi­ber gabs auch dies­mal zu se­hen, ich fin­de den fleiss und die ak­ku­ra­tes­se von den tie­ren sehr be­ein­dru­ckend.

des bi­bers ar­beit

auf die­sem stre­cken­ab­schnitt war die aus­schil­de­rung, also die blau­en punk­te des 66-seen-we­ges, her­vor­ra­gend aus­ge­schil­dert. zur si­cher­heit habe ich mir al­ler­dings noch­mal eine off­line-ver­si­on des stre­cken­ab­schnitts in mein trails ge­la­den. da­mit funk­tio­niert die na­vi­ga­ti­on auch off­line ganz her­vor­ra­gend und wir ha­ben uns kein mal ver­lau­fen. ob­wohl wir die han­dys die meis­te zeit off­line im flug­zeug­mo­dus hat­ten, reich­ten un­se­re ak­kus ge­ra­de so die neun stun­den die wir un­ter­wegs wa­ren. das nächs­te ge­rät das ich mir kau­fe wird ein mo­bi­les akku-pack sein, um un­ter­wegs die han­dys la­den zu kön­nen.

schil­der auf­hän­gen auf ei­ge­ne ge­fahr
blan­ko-schild zum selbst aus­fül­len

die sie­ben seen an de­nen wir vor­bei­ka­men wa­ren alle ex­trem ma­le­risch. der liep­nitz­see soll zu­dem noch ei­nes der sau­bers­ten ge­wäs­ser deutsch­lands bran­den­burgs sein. auf dem liep­nitz­see gibt’s auch ne fäh­re.







noch mehr ge­fal­le­ne bäu­me
ei­ner von 66 seen
noch ei­ner von 66 seen

auf der hälf­te der stre­cke ha­ben wir rast bei uli’s fisch­haus ge­macht. das war OK, aber für die prei­se zu we­nig be­frie­di­gend und sät­ti­gend. da­für is­ses aber wun­der­schön ge­le­gen und elek­tro­ly­te ha­ben wir auch zu uns ge­nom­men.

steg am ober­see (von uli’s fisch­haus aus fo­to­gra­fiert)

wir ha­ben bei­de so vie­le fo­tos ge­macht, dass un­se­re te­le­fo­ne sich stän­dig über man­geln­den platz be­klag­ten. ich habe jetzt auf dem te­le­fon nur noch apps, die ich in den letz­ten 6 mo­na­ten mal be­nutzt habe, al­les an­de­re ist ge­löscht.

dra­ma!
die ro­sen rie­chen of­fen­bar

nächs­tes mal ba­cken wir dann wie­der klei­ne­re bröt­chen. die 25 ki­lo­me­ter wa­ren zwar nicht all­zu un­an­ge­neh­me, aber die letz­ten 3-4 ki­lo­me­ter ha­ben sich dann doch sehr ge­zo­gen. was auch an der bahn­hofs­stras­se in bie­sen­thal lie­gen kann, die sich 3 ki­lo­me­ter lang ker­zen­fra­ge ker­zen­gra­de zieht, bis am dorf­aus­gang der bahn­hof kommt. die bahn­hofs­stras­se ist zwar sehr di­vers und ab­wechs­lungs­reich be­baut, von wun­der­bar sa­nier­ten alt­bau­ten, de­nen man eine glän­zen­de ver­gan­gen­heit an­sieht, über gräss­lich tot-sa­nier­te alte häu­ser, zu neu­rei­chen-klim­bim mit elek­tri­schen hof­to­ren und car­port, ver­fal­le­nen flach­bau­ten und vil­la kun­ter­bunts.

was sich auch als enorm toll her­aus­stellt: dass wir von bahn­hof zu bahn­hof wan­dern ist zwar mit­un­ter eine et­was län­ge­re stre­cke, aber prak­tisch ohne ende: kein im kreis lau­fen, kei­ne ge­dan­ken wo man parkt. ein­fach in den zug, raus und wie­der in den zug.


ne­ben­an.ham­burg

felix schwenzel in artikel

noch ein paar wor­te zur ne­ben­an-kon­fe­renz letz­tes wo­chen­en­de. freund­li­cher­wei­se hat­te mich ole reiß­mann ge­fragt ob ich zum the­ma in­die­web und re­cla­im et­was er­zäh­len konn­te, was im ef­fekt zu wo­chen­lan­ger re­cher­che führ­te, die mir gros­sen spass mach­te und zu ei­ni­gen tech­ni­schen än­de­run­gen an die­sem blog führ­ten. das er­geb­nis habe ich hier auf­ge­schrie­ben: in­die war ges­tern — oder um­ge­kehrt.

Da könnt ihr noch so die Nase rümp­fen: Hel­ve­ti­ca - ge­ra­de bold/nar­row in Kom­bi­na­ti­on - geht ein­fach im­mer. #ne­ben­an pic.twit­ter.com/6i0VYY­plF0

Ralf Stock­mann (@rstockm06.06.2015 15:51

(wei­te­re re­ak­tio­nen zu mei­nem vor­trag auf twit­ter)


die kon­fe­renz war klein, aber freund­lich und vor al­lem freund­lich or­ga­ni­siert. es gab le­ber­wurst- und erd­beer­mar­me­la­den­bro­te zum sel­ber­schmie­ren, für die vor­tra­gen­den ein paar ge­trän­ke­gut­schei­ne und mit­tags ei­nen ve­ga­nen food­truck, dem ich al­ler­dings zwei selbst­ge­schmier­te le­ber­wurst­bro­te vor­zog. aber die süss­kar­tof­fel-pom­mes wa­ren toll (ich hab eine ein­zel­ne pro­biert). ul­ri­ke klo­de hat über die or­gan­sa­ti­on der kon­fe­renz sehr nach­voll­zieh­bar ge­bloggt:

  ul­ri­ke­klo­de.de: Die acht Hür­den auf dem Weg zur ne­ben­an

Ur­sprüng­lich hat­ten wir nur Leu­te an­ge­fragt, de­ren Ses­si­on­vor­schlä­ge von der re:pu­bli­ca 2015 (rp15) ab­ge­lehnt wor­den wa­ren (…). Doch in Ge­sprä­chen mit an­de­ren wur­de ziem­lich schnell klar: Wir soll­ten uns von der rp15 lö­sen. Und so ha­ben wir eine ei­ge­ne the­ma­ti­sche Rich­tung ent­wi­ckelt. Her­aus­ge­kom­men ist dann zwar ein Pro­gramm, das wir span­nend fin­den.

ich fand das pro­gramm über­ra­schend, aber ins­ge­samt eher durch­wach­sen. ich konn­te nicht mit al­lem et­was an­fan­gen und das ist ja auch gut so und bei der #rp15 oder bei net­flix nicht an­ders. da­für wa­ren aber auch ein paar high­lights im pro­gramm, von dem ich an die­ser stel­le nur eins her­aus­pi­cken möch­te. den vor­trag von frau craft­eln. sie re­de­te über das blog­gen in sehr be­leb­ten und le­ben­di­gen ni­schen (am bei­spiel der #näh­nerds) dar­über dass das in­ter­net und die ni­schen im in­ter­net aus men­schen be­stehen und wie wich­tig mut und re­spekt­vol­ler um­gang mit­ein­an­der sind. sie schreibt drü­ben, bei sich selbst, dar­über. das kann man le­sen und stau­nen und wenn die vor­trags­vi­de­os on­line sind, wei­se ich hier auch dar­auf noch­mal dar­auf hin und dann kann man sich vor­treff­lich un­ter­hal­ten füh­len, so wie ich am sams­tag.

  craft­eln.de: „Sneak Pre­view“ - mein Vor­trag über Näh­blogs auf der #ne­ben­an In­ter­net­kon­fe­renz

Ich be­schloss da­von zu be­rich­ten, wor­über ich mich aus­ken­ne: un­se­re ge­müt­li­che Näh­nerd-Ni­sche im In­ter­nets. Ich er­zähl­te, dass wir eine Teil­men­ge der DIY-Blogs sind und dass es vie­le an­de­re Näh­blogs gibt, die an­de­re Din­ge nä­hen. […] Mir ging es dar­um, von un­se­rer Ecke des In­ter­nets zu be­rich­ten, wo sich Frau­en gut ver­netzt und mit kon­struk­ti­vem Mit­ein­an­der blog­gen, die ihre ei­ge­ne Klei­dung nä­hen. Ich er­zähl­te, dass ich es wich­tig fin­de, dass wir nett mit­ein­an­der um­ge­hen, ohne ober­fläch­lich zu sein, dass wir von­ein­an­der ler­nen und dass wir uns alle stän­dig wei­ter­ent­wi­ckeln. Ich be­rich­te­te von dem Mut, den es die Ein­zel­ne kos­tet, Bil­der von sich und dem Werk ins In­ter­net zu stel­len. Ich bin der fes­ten Über­zeu­gung, dass die­ser Mut nur auf­ge­bracht wird, weil wir ei­nen wert­schät­zen­den Um­gang pfle­gen und uns ge­gen­sei­tig ernst neh­men - auch wenn wir alle un­ter­schied­lich sind und uns im „ech­ten“ Le­ben mög­li­cher­wei­se nie be­geg­nen wür­den, weil wir so un­ter­schied­li­che Le­ben le­ben.

vom re­spekt­vol­len um­gang mit­ein­an­der re­de­ten ei­gent­lich fast alle vor­tra­gen­den und spe­zi­ell jür­gen ge­uters vor­trag über die ethik des nicht-tei­lens war ge­ra­de­zu ein mus­ter­bei­spiel da­für, wie viel ar­beit wir noch vor uns ha­ben, ei­nen ge­sell­schaft­li­chen kon­sens und re­geln über das le­ben im cy­ber­space ver­netz­te zu­sam­men­le­ben fin­den (dar­über habe ich im prin­zip auch auf der rp15 ge­spro­chen). ich bin si­cher, @tan­te spielt bei die­sem pro­zess wei­ter eine wich­ti­ge rol­le.


was ich ins­ge­samt an der #ne­ben­an an­ge­nehm fand, war der fo­kus; nur ein track, kei­ne par­al­lel­ver­an­stal­tun­gen, eine über­sicht­li­che an­zahl an teil­neh­mern. die teil­neh­mer­zahl war zwar im­mer noch zu gross um mit al­len zu spre­chen, mit de­nen ich ger­ne ge­spro­chen hät­te, aber das kann auch an mei­nen schlech­ten small­talk-skills lie­gen. trotz­dem habe ich mit er­staun­lich vie­len men­schen ge­re­det die ich vor­her noch nicht kann­te oder die ich vor­her noch nicht in der fleischwelt ge­trof­fen hat­te. aus­nahms­los alle wa­ren dem mot­to ent­spre­chend ex­trem freund­lich. nicht auf der kon­fe­renz ge­spro­chen hat ul­ri­ke bar­tos. aber mit mir. und ich kam aus dem stau­nen nicht mehr her­aus: ul­ri­ke bar­tos führt ein blog mit dem sie ih­ren le­bens­un­ter­halt be­strei­ten kann: miss­bar­toz.de. er­staun­lich, aber auch fol­ge­rich­tig, dass ich in mei­ner klei­nen in­ter­net-wahr­neh­mungs-bla­se noch nie von ih­rem blog ge­hört hat­te; ich brau­che zwar auch über­grös­sen, in­ter­es­sie­re mich aber we­der für män­ner- noch für frau­en-mode. aber ge­ra­de die­ses bei­spiel ei­nes äus­serst er­folg­rei­chen blogs zeigt, dass man mit vor­ur­tei­len wie: „nie­mand bloggt mehr“ oder „das blog­gen stirbt“, sehr vor­sich­tig sein muss.

auch in­ter­es­sant und viel­leicht auch für die freund­li­che at­mo­sphä­re mit­ver­ant­wort­lich, war der an­teil der frau­en auf der kon­fe­renz. bei den vor­tra­gen­den wa­ren sie so­gar in der mehr­heit, im pu­bli­kum schien es nicht viel an­ders zu ge­we­sen zu sein.


ich habe viel ge­se­hen und viel ge­lernt am sams­tag. die kon­fe­renz war nicht nur freund­lich, son­dern auch eine pri­ma ge­le­gen­heit über den tel­ler­rand zu schau­en. et­was was ich selbst viel öf­ter ma­chen soll­te. dan­ke da­für und dan­ke für die le­ber­wurst­bro­te!


hash­tag #ne­ben­an auf twit­ter.


in­die war ges­tern — oder um­ge­kehrt

felix schwenzel

vor­trag über das blog­gen und das in­die­web, den ich am 6. juni 2015 auf der ne­ben­an.ham­burg ge­hal­ten habe. auf you­tube gibt es eine auf­zeich­nung.


den ti­tel für die­sen vor­trag, habe ich mir nicht selbst aus­ge­dacht, son­dern ole reiß­mann. so lau­te­te die an­kün­di­gung auf der ver­an­stal­tungs­sei­te:

In­die war ges­tern. War­um nie­mand mehr bloggt oder sei­ne ei­ge­ne Sei­te fürs Pu­bli­zie­ren nut­zen möch­te und war­um sich nie­mand für das In­die­web und re­cla­im.fm in­ter­es­siert.

und be­vor ich er­klä­re was „in­die­web“ und „re­cla­im“ über­haupt sind, wür­de ich ger­ne dar­auf hin­wei­sen, dass der ti­tel und der an­reis­ser­text to­ta­ler quatsch sind.

ich wür­de näm­lich ger­ne be­haup­ten, dass „in­die“ eine gros­se zu­kunft hat und dass man ei­gent­lich nicht be­haup­ten kann, dass „nie­mand mehr bloggt“. ich glau­be näm­lich mitt­ler­wei­le, dass das blog­gen in be­stimm­ten be­rei­chen boomt, nur nicht so sehr im main­stream, bzw. un­sicht­bar in ni­schen ver­steckt, die wir ge­le­gent­lich ab­fäl­lig mit mut­ti-, strick, food- oder wha­te­ver-blogs ab­tun.

die­se fra­ge hin­ge­gen

war­um sich nie­mand für das in­die­web und re­cla­im.fm in­ter­es­siert

ist leicht zu be­ant­wor­ten: für das in­die­web und re­cla­im in­ter­es­siert sich nie­mand weil’s zu kom­pli­ziert istnie­mand kaum je­mand, hat den sinn sinn vom in­die­web ver­stan­den. kaum je­mand hat den sinn sinn von re­cla­im ver­stan­den.

ich habe mich, als ich vor zwei, drei jah­ren ver­sucht habe re­cla­im zu bau­en, mal in­ten­si­ver mit dem in­die­web aus­ein­an­der­ge­setzt und da­bei we­ni­ger als die hälf­te ver­stan­den. nor­ma­ler­wei­se wer­fe ich an­de­ren ger­ne vor, dass ih­nen bei der ent­wick­lung von web-pro­jek­ten oft das abs­trak­ti­ons­ver­mö­gen und die fä­hig­keit po­ten­zia­le zu er­ken­nen fehlt. die po­ten­zia­le des in­die­webs habe ich da­mals an­satz­wei­se ver­stan­den, die kon­zep­te, pro­to­kol­le und tech­no­lo­gien da­hin­ter hin­ge­gen kaum. mir fehlt teil­wei­se im­mer noch das abs­trak­ti­ons­ver­mö­gen, um auf man­chen in­die­websei­ten ei­nen sinn, po­ten­zia­le oder struk­tur zu er­ken­nen.

die web­sei­ten von aa­ron perecki sind ex­em­pla­ri­sche und vor­bild­li­che in­die­websei­ten — und wäh­rend gut nach­voll­zieh­bar ist was ar­ti­kel oder no­ti­zen (kur­ze, tweet­ar­ti­ge ar­ti­kel ohne über­schrift) sind, ist die fra­ge bei ant­wor­ten schon schwie­ri­ger. ant­wor­ten? auf wen? war­um? war­um dort?

was steht auf die­ser sei­te? eine ant­wort auf ne ant­wort? kann ich auf die ant­wort auch ant­wor­ten? wo? wie? kann ich auf die­se ant­wort auch auf twit­ter ant­wor­ten?

kann ich hier auch kom­men­tie­ren? wo ist das kom­men­tar­feld? was ist ein web­men­ti­on, den ich von dort aus sen­den kann? wo­hin geht das? an wen?

das glei­che galt und gilt für das re­cla­im-pro­jekt: da ha­ben ich und ei­ni­ge an­de­re po­ten­zia­le, sinn und prak­ti­schen nut­zen er­kannt, aber vie­le an­de­re nicht.

ich sehe schon, ich kom­me nicht drum rum, kurz zu er­klä­ren was in­die­web und re­cla­im ei­gent­lich sind. ob­wohl ich ei­gent­lich vor­her noch klä­ren soll­te was blog­gen ist. denn die wur­zeln des in­die­webs ste­cken na­tür­lich im blog­gen — glau­be ich zu­min­dest. zum blog­gen habe ich vor al­lem eins zu sa­gen:

ich blog­ge in ers­ter li­nie erst­mal nur für mich.

vor al­lem um din­ge, ideen, mo­men­te fest­zu­hal­ten — und mich spä­ter dran zu er­in­nern oder das ver­flos­se­ne wie­der­zu­fin­den. wenn ich din­ge auf­schrei­be ist das eine art ver­dau­ungs­vor­gang. ich struk­tu­rie­re die ge­dan­ken, for­mu­lie­re sie aus, be­ar­bei­te sie tie­fer, als wenn ich nur in der du­sche oder auf dem weg zur ar­beit drü­ber nach­den­ken wür­de. tat­säch­lich habe ich vor 15 jah­ren an­ge­fan­gen mit dem schrei­ben, dem re­gel­mäs­sig ins in­ter­net schrei­ben, als mich mei­ne ar­beit, mein stu­di­um an­fin­gen zu lang­wei­len und zu frus­trie­ren. schrei­ben war ein krea­ti­ver ge­gen­pol. ne­ben dem fest­hal­ten von ge­dan­ken, er­leb­tem, war (und ist) das schrei­ben eine form der krea­ti­ven selbst­be­frie­di­gung.

ant­je schrupp sieht das ähn­lich: für sie ist das do­ku­men­tie­ren ih­rer ideen eine neue, eine an­de­re art zu den­ken.

Das We­sent­li­che ist das Do­ku­men­tie­ren mei­ner Ein­fäl­le und Wahr­neh­mun­gen, wo­für es seit dem In­ter­net eine tech­no­lo­gi­sche Mög­lich­keit gibt, die es frü­her nicht gab. Mit „Mi­kro­pos­tings“ im In­ter­net den­ke ich so­zu­sa­gen öf­fent­lich. Frü­her gab es nur die Mög­lich­keit, die­se Ein­drü­cke mit den­je­ni­gen zu tei­len, die zu­fäl­lig in der be­tref­fen­den Si­tua­ti­on eben­falls an­we­send sind – he, guck mal hier! Ich den­ke dazu das, was meinst du?

sie er­wei­tert den do­ku­men­ta­ti­ons­ge­dan­ken hier al­ler­dings noch um ei­nen wich­ti­gen aspekt, den der kom­mu­ni­ka­ti­on, des ge­sprächs, des plau­derns. tech­no­lo­gie er­mög­licht es uns mit leu­ten zu plau­dern die ge­ra­de nicht kör­per­lich an­we­send sind. und das ist der aspekt, der blog­gen erst wirk­lich in­ter­es­sant macht — im ge­gen­teil zum bei­spiel zum ta­ge­buch-, oder ge­nau­er, nicht-öf­fent­li­chen schrei­ben.

und noch span­nen­der ist na­tür­lich das gan­ze blog­ding als eine art ge­hirn­erwei­te­rung, als ex­ter­nes denk­werk­zeug zu se­hen:

Die­ser klei­ne, täg­li­che, un­spek­ta­ku­lä­re Aus­tausch ist für mich in­zwi­schen so eine Art Werk­zeug mei­nes Den­kens ge­wor­den, ein Tool, auf das ich nicht ver­zich­ten möch­te. Den­ken funk­tio­niert ja nicht im ab­ge­schlos­se­nen Ge­hirn ei­ner iso­lier­ten Per­sön­lich­keit, son­dern im per­ma­nen­ten Aus­tausch mit der Welt und mit an­de­ren Leu­ten.

das ist kei­ne all­ge­mein­gül­ti­ge de­fi­ni­ti­on des blog­gens, aber eine mög­li­che, mei­ne:

ver­dau­en — den­ken — ver­öf­fent­li­chen

oder an­ders: ich ver­öf­fent­li­che, also den­ke ich …

der witz ist al­ler­dings, dass die ver­ständ­nis­pro­ble­me schon ge­nau hier an­fan­gen:

  • war­um machst du das?
  • was sagt dein ar­beit­ge­ber dazu?
  • was ist mit dei­ner pri­vat­sphä­re?
  • mir wäre das zu an­stren­gend!
  • liest das denn über­haupt je­mand?
  • das gibt doch nur är­ger …

die fas­zi­na­ti­on des blog­gens ist in der tat wahn­sin­nig schwer zu ver­mit­teln und die ein­stiegs­hür­den (gar nicht mal un­be­dingt die tech­ni­schen) schei­nen irre hoch zu sein. als ich an­ge­fan­gen habe zu blog­gen dach­te ich: „mann! die­ses blog­gen ist toll, das will be­stimmt je­der.“

und mei­ne ent­täu­schung dar­über, dass das nach wie vor so we­ni­ge tun, ist seit 15 jah­ren auf ei­nem gleich ho­hen ni­veau.

ABER! … in den letz­ten fünf, sechs jah­ren hat sich et­was ver­än­dert. die leu­te schrei­ben plötz­lich ins in­ter­net! al­ler­dings nicht in blogs. son­dern ins face­book. und ganz ehr­lich: ich finds gross­ar­tig. ich finds gross­ar­tig das plötz­lich ganz vie­le ins in­ter­net schrei­ben.

dass face­book funk­tio­niert liegt üb­ri­gens nicht nur an nied­ri­ge­ren tech­ni­schen hür­den, son­dern dar­an dass face­book be­stimm­te psy­cho­lo­gi­sche hür­den sen­ken konn­te: dort zu re­den, zu schrei­ben wo nie­mand oder we­ni­ge sind, ist kom­mu­ni­ka­ti­on eher frus­trie­rend. dort re­den wo alle sind, ist par­ty.

face­book hat das je­den­falls ganz gut hin­be­kom­men. ich hat­te vor vie­len jah­ren mein face­book-kon­to auch ru­hen ge­las­sen, bis ich merk­te: auf face­book sind mitt­ler­wei­le „alle“. face­book ist ku­sche­lig und freund­lich. blogs, das in­ter­net, wir­ken auf vie­le kalt und ab­wei­send.

aber ich schwei­fe ab. ich woll­te er­klä­ren was re­cla­im ist und was das in­die­web ist. aber ei­gent­lich bin ich gar nicht ab­ge­schwif­fen, denn das gross­ar­ti­ge was face­book, twit­ter, in­sta­gram oder das hier be­wirkt ha­ben (nied­rig­schwel­li­ger zu­gang zum ver­öf­fent­li­chen, ge­mein­schafts­bil­dung, kom­mu­ni­ka­ti­on über gren­zen hin­weg) ist gleich­zei­tig auch der grund für be­stimm­te frus­tra­tio­nen.

ich woll­te zum bei­spiel im­mer ger­ne mei­ne letz­ten tweets, twit­pics, in­sta­gram­me auf der rück­sei­te von wir­res.net sam­meln. und auch wenn die meis­ten die­ser diens­te eine API-schnitt­stel­le bie­ten, war es doch irre kom­pli­ziert die da­ten dort zur ei­ge­nen ver­wen­dung raus­zu­ho­len. ich habe mir über mo­na­te hin­weg scrip­te zu­sam­men­ge­schraubt, die ein paar mei­ner da­ten aus den si­los der gros­sen an­bie­ter per API raus­hol­ten, um sie auf mei­ner rück­sei­te an­zu­zei­gen. (die „wid­gets“ der her­stel­ler woll­te ich da­für nicht be­nut­zen, da sie fast aus­nahms­los scheis­se aus­se­hen und ton­nen­wei­se ja­va­script in die ei­ge­ne sei­ten in­je­zie­ren.)

ir­gend­wann frag­te mich sa­scha lobo ob er auch so­was ha­ben könn­te und ich habe ver­sucht die scrip­te die ich zu­sam­men­ge­häm­mert hat­te ein biss­chen zu sys­te­ma­tis­sie­ren und pro­fes­sio­na­li­sie­ren. dar­aus ist dann das pro­jekt re­cla­im ge­wor­den, ein auf word­press ba­sie­ren­der plug­in, mit dem man sich tat­säch­lich alle sei­ne ak­ti­vi­tä­ten aus so­zia­len netz­wer­ken zie­hen kann (tweets, face­book- und goo­gle­plus-ak­ti­vi­tä­ten, pins, flickr-bil­der, in­sta­gram­me, you­tube­vi­de­os, favs und li­kes) und auf ei­nem/sei­nen word­press-blog re­pu­bli­zie­ren kann.

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wir konn­ten plötz­lich al­les was wir in die si­los blie­sen durch­su­chen, sor­tie­ren, ar­chi­vie­ren oder dar­stel­len.

aber aus­ser uns uns sa­hen es eher we­ni­ge als er­stre­bens­wert an, all die in­hal­te die man favt, lik­ed, shared oder manch­mal selbst ver­öf­fent­licht auf der ei­ge­nen sei­te zu sam­meln. dazu kam, dass die tech­ni­schen hür­den für die soft­ware sehr hoch wa­ren (und sind) und es vie­le un­ge­klär­te recht­li­che fra­gen gibt. vor al­lem aber hat­te ich furcht­bar we­nig zeit und mo­ti­va­ti­on um die ent­wick­lung vor­an­zu­trei­ben. die APIs än­dern sich stän­dig. ir­gend­was war stän­dig ka­putt. alle woll­ten ein fer­ti­ges pro­dukt, aber nur we­ni­ge woll­ten mit­ent­wi­ckeln.


als eine der ers­ten ver­sio­nen von re­cla­im fer­tig war ent­deck­te ich das in­die­web. ich er­fuhr, dass die in­die­webleu­te das was re­cla­im macht „PE­SOS“ nann­ten (post el­se­whe­re, syn­di­ca­te [to your] own site). den rest ver­stand ich nur so halb. ich las fas­zi­nie­ren­de ideen und kon­zep­te, konn­te aber nicht al­zu­viel da­mit an­fan­gen. was ich ver­stand: das be­vor­zug­te kon­zept bei den in­die­webleu­ten lau­te­te üb­ri­gens nicht PE­SOS, son­dern „POS­SE“ (post [on your] own site, syn­di­ca­te el­se­whe­re). ich habe das da­mals fas­zi­niert be­ob­ach­tet, aber kon­zep­tio­nell kri­tisch ge­se­hen. denn ei­ner der vie­len vor­tei­le von PE­SOS ist ja, dass man teil­wei­se sehr tol­le und be­nut­zer­freund­li­che web- oder app-in­ter­faces nut­zen kann um in­hal­te zu ver­öf­fent­li­chen und dann zu sich rü­ber­zie­hen:

mein ein­druck da­mals, wie heu­te, war: al­les furcht­bar kom­pli­ziert.

dazu kam, in den letz­ten mo­na­ten fehl­te mir für re­cla­im ein ech­ter, be­frei­di­gen­der nut­zen. so habe ich zum bei­spiel in den letz­ten mo­na­ten re­la­tiv vie­le es­sens­bil­der auf face­book ge­pos­tet. das gab dort er­freu­lich viel feed­back und reich­wei­te. ich mag auch die ein­fa­che, un­kom­pli­zier­te me­tho­de bil­der auf FB pos­ten zu kön­nen. klick, klick, fer­tig. die es­sens­bil­der wur­den von mei­ner re­cla­im-in­stanz ko­piert, aber die es­sen­bil­der dann auch dort in ko­pie zu ha­ben, war un­be­frie­di­gend, leb­los. ich hät­te die es­sens­fo­tos und das feed­back und die re­ak­tio­nen ger­ne auf mei­nem rich­ti­gen blog. aber wir­res.net läuft eben nicht auf word­press, son­dern auf ei­nem 14 jah­re al­ten CMS.

dann wur­de ich auf die ne­ben­an.ham­burg-kon­fe­renz ein­ge­la­den. ole reiss­mann schlug mir vor über das in­die­web und re­cla­im und das blog­gen zu re­den. also muss­te ich über den gan­zen scheiss noch­mal nach­den­ken und re­cher­chie­ren, was ich, wäh­rend ich es­sens­fo­tos auf face­book ver­öf­fent­lich­te, stark ver­nach­läs­sigt hat­te.

Wo­mög­lich gehe ich nur zu "ne­ben­an", um @di­plix zu fra­gen, wie­so wir­res.net we­der h-card noch h-ent­ry noch web­men­ti­on macht.

Hen­drik Mans (@hmans10.04.2015 18:41

und dann so­was: kri­tik an mei­nem vor­trag, mei­ner the­ma­ti­schen-kom­pe­tenz, noch be­vor ich den vor­trag über­haupt vor­be­rei­tet hat­te. das war aber in der tat ne gute fra­ge. bis zu die­sem tweet wuss­te ich näm­lich, wie 99,99999 % der welt­be­völ­ke­rung nicht, was h-card und h-ent­ry sind.

vor­ab: sie sind to­tal prak­tisch! und sie sind grund­bau­stei­ne des in­die­webs. h-card und h-ent­ry sind teil der so­ge­nann­ten mi­cro­for­ma­te. im prin­zip ma­chen sie web­sei­ten für ma­schi­nen, für pro­gram­mie­rer, für craw­ler, für scrip­te les­bar.

so kann man zum bei­spiel aus die­ser sei­te, das hier ma­chen — wenn die sei­te mi­cro­for­ma­te ent­hält. das sind struk­tu­rier­te da­ten. an­ga­ben über den au­tor, den ti­tel, die ent­hal­te­nen bil­der, die ar­ti­kel-art und so wei­ter und so fort.

das glei­che lie­fert twit­ter üb­ri­gens über je­den tweet, wenn man den pas­sen­den schlüs­sel hat, kann man die­se da­ten über die twit­ter-API für je­den tweet ab­ru­fen:

aber statt ei­ner API hat eine web­sei­te, die mit mi­cro­for­ma­ten for­ma­tiert ist, ma­schi­nen­les­ba­res, se­man­ti­sches HTML. aa­ron pare­cki nennt das fol­ge­rich­tig: HTML is my API — oder an­ders ge­sagt: wenn je­der zu­griff auf die struk­tu­rier­ten da­ten ei­ner web­site hat, kann je­der da­mit sa­chen ma­chen.

zum bei­spiel fa­ven. weil so­wohl mein blog, als auch aa­ron pare­ckis blog mi­cro­for­ma­te ent­hal­ten, bzw. „in­die­web-re­a­dy“ sind, kann ich die­se sei­te ein­fach fa­ven:

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ich ver­su­che mal kurz, schritt für schritt, zu er­klä­ren was da pas­siert ist:

mit ei­nem quill-book­mar­klet habe ich per klick ei­nen ar­ti­kel auf wir­res.net er­stellt der per mi­cro­for­mat-aus­zeich­nung (like-of) die in­for­ma­ti­on ent­hält: fe­lix schwen­zel mag ei­nen art­kel mit der url https://aa­ron­pare­cki.com/ar­tic­les/2015/04/26/1/html-is-my-api. sen­de ich jetzt ei­nen web­men­ti­on von wir­res.net zu aa­ron­pa­re­ki.com guckt aa­ron­pa­re­ki.com was der schwen­zel da ge­macht hat — aha — ein like, und ver­merkt das un­ter dem ar­ti­kel.

ge­nau­so funk­tio­nier­te das mit ei­nem kom­men­tar, den ich auf mei­ner sei­te ver­öf­fent­li­che und dann ei­nen web­men­ti­on ver­schi­cke oder ei­nem re­post.

ein­fach, ne?

in wirk­lich­keit ste­cken da­hin­ter na­tür­lich ein paar tech­ni­sche fein­hei­ten die nicht ganz ohne sind, aber leicht ge­nug, dass ich sie als nicht-pro­gram­mie­rer an ein paar aben­den um­set­zen konn­te und mein al­tes CMS da­mit auf­rüs­ten konn­te. wich­tig ist aber: die an­wen­dung an sich ist ein­fach — und ist im prin­zip auch mit but­tons mög­lich.

das pro­blem sind beim in­die­web aber nicht nur die tech­ni­sche hür­den und noch nicht ganz aus­ge­reif­te tech­no­lo­gien, son­dern wie beim blog­gen kon­zep­tio­nel­le hür­den. oder an­ders ge­sagt: die fra­ge war­um man das mit in­die­web-tech­no­lo­gien al­les auf sei­nem ei­ge­nen blog ma­chen soll, wenn es doch mit face­book, twit­ter oder tumb­lr al­les viel ein­fa­cher und per knopf­druck geht.

nut­zungs­be­din­gun­gen ver­sus zi­vil­ge­sell­schaft

das ist ei­ner von vie­len grün­den, et­was hoch­tra­bend for­mu­liert, das trifft aber ei­nen ganz wich­ti­gen punkt. face­book, twit­ter, blog­ger.com se­hen so aus wie öf­fent­li­cher raum, sind aber pri­va­te räu­me in de­nen der haus­herr oder die haus­frau tun kann was sie will.

jüngs­tes bei­spiel po­lit­wo­ops, eine platt­form die tweets sam­melt, die po­li­ti­ker wie­der zu lö­schen ver­sucht ha­ben. twit­ter hat de­nen ein­fach den saft ab­ge­dreht, un­ter hin­weis auf de­ren nut­zungs­be­din­gun­gen. aus­ser­dem gibt es fäl­le bei de­nen auf face­book oder in­sta­gram ein­trä­ge ge­löscht wur­den, die müt­ter beim stil­len zeig­ten oder von frau­en, die mei­nen sie soll­ten die glei­chen rech­te wie män­ner ha­ben und bil­der von ih­rem un­be­klei­de­ten ober­kör­per ver­öf­fent­li­chen dür­fen. die lis­te, war­um es vor­tei­le ha­ben könn­te auf der ei­ge­nen sei­te zu ver­öf­fent­li­chen und sich nicht zu ab­hän­gig von silo-an­bie­tern zu ma­chen, lässt sich be­lie­big fort­set­zen. hier nur ein paar er­ra­ti­sche bei­spie­le:

web­diens­te die schlies­sen (geo­ci­ties, twit­pic), sich stän­dig än­dern­de AGB oder APIs, ab­sur­de nut­zungs­be­din­gun­gen, nicht vor­han­de­ne oder be­klopp­te such­funk­ti­on, man­gel­haf­te GIF-un­ter­stüt­zung, kei­ne über­sicht über re­ak­tio­nen über diens­te hin­weg, ge­rin­ge auf­find­bar­keit, ge­rin­ge zu­gäng­lich­keit, kei­ne mög­lich­keit such­ma­schi­nen­op­ti­mie­rung für silo-in­hal­te zu be­trei­ben, selbst­er­mäch­ti­gung, kei­ne un­ter­stüt­zung von mi­cro­for­ma­ten, kei­ne web­men­ti­on-un­ter­stüt­zung.

auf der ne­ben­an-kon­fe­renz habe ich an die­ser stel­le des vor­trags ei­nen et­was un­vor­teil­haf­ten sel­fie mit in­sta­gram ge­macht und auf in­sta­gram ver­öf­fent­licht. we­ni­ge se­kun­den spä­ter war der sel­fie auf wir­res.net, twit­ter und face­book ver­öf­fent­licht. al­les au­to­ma­tisch ge­trig­gert durch die ver­öf­fent­li­chung auf in­sta­gram.

die ma­gie ba­sier­te auf di­ver­sen in­die­web-tech­no­lo­gien und dem gran­dio­sen own­y­our­gram.com von aa­ron pare­cki.

im de­tail funk­tio­niert das so: in­sta­gram pingt nach der ver­öf­fent­li­chung own­y­our­gram an, own­y­our­gram ver­öf­fent­licht per mi­cro­pub-schnit­stel­le das bild auf mei­nem blog und mein blog pingt bridgy an das bild auch auf twit­ter und face­book zu pos­ten.

das al­les ist je­den­falls dann ein­fach, wenn man sein blog ein biss­chen ge­pimmt hat, sprich, für das in­die­web vor­be­rei­tet hat. das kann man schritt für schritt auf in­die­web­i­fy.me durch­ge­hen und tes­ten. was dann ne­ben den mass­nah­men die auf in­die­web­i­fy.me auf­ge­zählt sind fehlt: ein mi­cro­pub-end­punkt und eine an­mel­dung per in­die­auth bei own­y­our­gram. mein mi­cro­pub-end­punkt ba­siert auf die­sem script und ei­ner an­pas­sung der XMLRPC-funk­ti­on mei­nes CMS.

was ich am in­die­web be­son­ders an­ge­nehm fin­de ist, dass man un­ter ar­ti­keln auf der ei­ge­nen sei­te die re­ak­tio­nen auf die syn­di­zier­ten ko­pien per bridgy wie­der ein­sam­meln kann (zu­min­dest die von twit­ter, in­sta­gram, g+ und face­book). das sieht man auch un­ter dem po­di­ums-sel­fie.

zum prin­zip der syn­di­zie­rung von ei­ge­nen in­hal­ten habe ich vor ein paar wo­chen schon­mal was ge­schrie­ben. das prin­zip ist auch schon mit dem gu­ten al­ten voll­text-RSS eta­bliert: wenn ich mich als le­ser ent­schei­de ei­ner sei­te per RSS zu fol­gen, muss ich die sei­te zum kon­su­mie­ren nicht ex­tra ansur­fen. ich kann im RSS-rea­der blei­ben. auch face­book hat die vor­tei­le er­kannt, die es ha­ben kann, wenn man den le­sern ent­ge­gen kommt und ih­nen klicks und war­te­zeit er­spart. bei face­book nennt man die­se art von in­hal­te-syn­di­zier­uzng in­stant ar­tic­les.

ich fin­de, in­die­web-tech­no­lo­gien wie POS­SE oder syn­di­zie­ren, soll­ten sich auch um die be­ant­wor­tung die­ser fra­ge dre­hen: wie kann ich le­ser bes­ser er­rei­chen?

und in der tat ist das auch ei­nes der prin­zi­pi­en die sich die in­die­web-men­schen aus­ge­dacht ha­ben:

POS­SE lets your fri­ends keep using wha­te­ver they use to read your stuff (e.g. silo ag­gre­ga­tors like Face­book, Tumb­lr, Twit­ter, etc.).

(sie­he auch „kö­ni­ge, kai­ser und la­kai­en“)

(zei­tun­gen lie­gen ja auch nicht nur im ver­lags­haus aus. sie wer­den da­hin ge­karrt, wo die leu­te sind. in kaf­fee­häu­ser. in woh­nun­gen. zu fri­seu­ren.)

das in­sta­gram-bei­spiel ist ei­nes der bei­spie­le, war­um ich glau­be dass das in­die­web zu­kunft hat. ich kann in­hal­te er­stel­len, egal ob per per POS­SE oder PE­SOS, ich las­se die in­hal­te dort kon­su­mie­ren und dis­ku­tie­ren wo die in­ter­es­sen­ten sind.

und auch die tech­ni­sche wei­ter­ent­wick­lung von blogs, die man­che sehr ver­mis­sen, geht hier in gu­tem tem­po vor­an. auch das hat mit in­die­web-prin­zi­pi­en zu tun. dort liegt der fo­kus auf der kon­kre­ten um­set­zung von kon­zep­ten, nicht auf der theo­re­ti­schen aus­ar­bei­tung von ideen. in ei­nem in­ter­view im scre­en­gui­de ma­ga­zin (lei­der nicht on­line ver­füg­bar), sag­te aa­ron pare­cki über die prin­zi­pi­en des in­die­webs:

ma­chen statt re­den
be­nut­ze dei­ne ei­ge­nen tools
kon­trol­lie­re dei­ne da­ten

die­je­ni­gen die das in­die­web vor­an­trei­ben zu ver­su­chen, be­nut­zen die tech­no­lo­gien alle selbst (eat-your-own-dog­food-prin­zip). je­der in an­de­ren ge­schmacks­rich­tun­gen, bei­na­he alle mit ver­schie­de­nen CM­Sys­te­men … aber fast al­les was im rah­men des in­die­webs ent­wi­ckelt wird, ist na­tür­lich open source. das was ich mit der in­die­web­i­fi­zie­rung mei­nes blogs in ein paar wo­chen ge­macht habe, konn­te ich trotz pro­gram­mier-an­alphe­betis­mus in we­ni­gen wo­chen abend­frei­zeit um­set­zen, dank der gran­dio­sen vor­ar­beit von vie­len in­die­web­menschen.

das ist al­les kein er­folgs­ga­rant, oder ein mit­tel schnell die mas­sen, „alle“ zu be­geis­tern und zum mit­ma­chen zu mo­ti­vie­ren, aber es ist eine sehr le­ben­di­ge ge­mein­schaft, die ich als sehr hilfs­be­reit und kom­pe­tent er­fah­ren habe. so ähn­lich hat sich das auch zur früh­zeit (in der stein­zeit) der „blogos­hä­re“ an­ge­fühlt.

in­so­fern ist die fra­ge war­um sich nie­mand für das in­die­web in­ter­es­sie­re ei­gent­lich falsch ge­stellt. für das in­die­web in­ter­es­sie­ren sich nicht alle, aber sehr vie­le. und das ist zum teil auch ab­sicht, weil die tech­no­lo­gie­en alle noch nicht reif für ei­nen mas­sen­markt sind, rich­tet sich das in­die­web bis­her ex­pli­zit nur an ent­wick­ler und de­si­gner.

da ich aber we­der ent­wick­ler, noch de­si­gner bin, hat mit mei­nen in­ter­es­se am in­die­web wohl be­reits die po­pu­la­ri­sie­rung des in­die­webs be­gon­nen. und auch wenn die kon­zep­tio­nel­len zu­gangs­schwel­len noch recht hoch lie­gen, ich rufe ger­ne dazu auf, sich das al­les mal nä­her an­zu­se­hen, denn der nut­zen und der spass an die­sen tech­no­lo­gien ist gross­ar­tig.


re­la­tiv ge­fahr­los und mit nied­ri­ger ein­stiegs­schwel­le kann man sich die­se tech­no­lo­gien üb­ri­gens mit wi­th­known.com an­se­hen. eine ge­hos­te­te und selbst-in­stal­lier­ba­re blog­soft­ware, die vie­le in­die­web­tech­no­lo­gien be­reits ein­ge­baut hat.


[nach­trag 11.09.2015]
auf­zeich­nung des vor­trag auf you­tube:

youtube-video laden, info, direktlink

pe­ter tu­ri über tu­ri2.de: ein hahn oh­ne li­bi­do

felix schwenzel

ist mir jetzt erst auf­ge­fal­len, auf turi2 gibt’s seit ein paar mo­na­ten kei­ne kom­men­tar­funk­ti­on mehr. und was sagt der chef und app-ent­wick­ler pe­ter turi dazu?

Ein Blog ohne Kom­men­tar­funk­ti­on ist wie ein Hahn ohne Li­bi­do.

hm. das hat er na­tür­lich nicht über sei­ne ei­ge­ne li­bi­do sein ei­ge­nes blog ge­sagt, son­dern über das bild­blog. vor 10 jah­ren.

auf turi2.de (ver­öf­fent­li­chungs­jahr 2007) ist aber auch zu le­sen, dass man sich ohne kom­men­tar­funk­ti­on ei­ner dis­kus­si­on „ent­zie­hen“ wür­de:

… die Lek­tü­re trotz flot­ter Schrei­be mit­un­ter zäh wer­den las­sen. Zu­mal sich „Bild­blog“ ei­ner Dis­kus­si­on sei­ner In­hal­te ent­zieht, in­dem er die Kom­men­tar­funk­ti­on ab­ge­schal­tet hat.


turi2 ist jetzt ja auch ei­gent­lich turi3, sagt pe­ter turi (ver­öf­fent­li­chungs­da­tum ende 2014):

turi3 ist der News­stream der Bran­che. […] Op­ti­miert für Smart­phones kön­nen Me­di­en­ma­cher zu je­der Ta­ges- und Nacht­zeit bei uns se­hen, su­chen und kom­men­tie­ren, was welt­weit in der Me­di­en­bran­che ge­ra­de pas­siert und dis­ku­tiert wird.

und dann kommt „turi3“ so li­bido­los da­her:


[nach­trag 03.06.2015]

pe­ter tu­ris er­klä­rung: it’a feh­ler, not an ab­sicht.

@di­plix Aber Du hast recht, es geht nur zum Teil. Ich er­klä­re es hier: turi2.de/ak­tu­ell/turi2-…

turi2 (@turi203.06.2015 0:34


#net­flix­sel­fie­par­ty­ber­lin

felix schwenzel

net­flix hat­te an­läss­lich des bal­di­gen starts von sen­se8 und der drit­ten staf­fel von oran­ge is the new black zu ei­nem cock­tail-emp­fang ge­la­den. am an­fang gabs ein biss­chen rum­ste­hen …

 füsse auf der netflixpartyberlin

… und lei­der nur ber­li­ner pil­se­ner — das glei­che mist­bier wie auf der re­pu­bli­ca. da muss­te ich halt cock­tails trin­ken. ich habe ir­gend­was mit rum ge­trun­ken, der dem the­ma (net­flix) ent­spre­chend frank un­der­wood hiess.

 frank underwood (cocktail)

screw­dri­ver (wod­ka­hal­tig) gabs auch. die bei­fah­re­rin hat ih­ren ei­ge­nen an­ga­ben nach 7 da­von ge­trun­ken.

 screwdriver (cocktail)

häpp­chen gabs und …

 netflixpartyberlin: essen!

… ne fo­to­wand gabs auch.

 netflixpartyberlin: ix
 netflixpartyberlin: laverne cox, taylor schilling, laura prepon, uzo aduba,
 netflixpartyberlin: die beifahrerin und taylor schilling
 netflixpartyberlin: diverse youtuber und oitnb schauspielerinnen

nicht nur weil die bei­fah­re­rin zum ge­burts­tag ne sel­fie­stan­ge ge­schenkt be­kom­men hat­te, wur­de aus dem emp­fang bald ein sel­fie­fest.

 selfiestangenselfie mit laura prepon
 selfiestangenselfie mit dem nuf und daryl hannah
 das nuf und daryl hannah
 netflixpartyberlin: laverne cox und die beifahrerin

vor dem sel­fie, bzw. bild mit tay­lor schil­ling (die die pi­per chap­man in #oitnb spielt) hat­te die bei­fah­re­rin ein biss­chen — nun denn — zwei­fel.

nach et­was über­zeu­gungs­ar­beit nä­her­ten sich das­nuf und die bei­fah­re­rin lang­sam tay­lor schil­ling, die aber lei­der ge­ra­de in ein ge­spräch ver­tieft war mit je­man­dem der wich­tig er­schien.

 die angst vor dem selfie oder dem promi-gespräch

aber am ende wur­de dann doch al­les gut, als fast alle schon weg wa­ren und tay­lor schil­ling ei­gent­lich ge­ra­de ge­hen woll­te habe ich sie kurz ge­fragt ob sie was ge­gen ein foto hät­te. hat­te sie nicht und sie liess sich auch ge­dul­dig von der bei­fah­re­rin ein biss­chen was aus un­se­rem le­ben er­zäh­len.

 die beifahrerin und taylor schilling
 netflixpartyberlin: die beifahrerin und taylor schilling

das war ein sehr an­ge­neh­mer abend, auch wenn wir über sen­se8 und oran­ge is the new black eher we­nig er­fah­ren ha­ben. ich habe oran­ge is the new black nach der vier­ten oder fünf­ten fol­ge der ers­ten staf­fel üb­ri­gens ab­ge­bro­chen zu gu­cken, aber die schaup­spie­le­rin­nen schie­nen mir alle sehr sym­pa­thisch und leuch­tend — um nicht zu sa­gen wun­der­schön. aber das kann auch am licht oder den frank un­der­woods die ich ge­trun­ken habe ge­le­gen ha­ben.


usa­bi­li­ty

felix schwenzel

ich kann mich nicht dar­an er­in­nern je­mals eine wet­ter­vor­her­sa­ge im fer­se­hen ge­se­hen zu ha­ben und mich da­nach dar­an er­in­nert zu ha­ben, wie das wet­ter denn nun am nächs­ten tag wird. die in­for­ma­tio­nen die die wet­ter­men­schen ei­nem im fern­se­hen prä­sen­tie­ren sind meis­ten kom­ple­xer als mei­ne er­war­tun­gen ans wet­ter (kalt/warm, son­nig/be­wölkt, re­gen?). ab­ge­se­hen da­von ist es na­tür­lich ge­ra­de im fern­se­hen in­ter­es­san­ter die men­schen die das wet­ter prä­sen­tie­ren an­zu­se­hen und zu be­wer­ten als ih­ren spa­nisch klin­gen­den aus­füh­run­gen kon­zen­triert zu fol­gen.

j sei dank kön­nen die mo­bil­ge­rä­te die wir mitt­ler­wei­le fast alle mit uns her­um­schlep­pen ganz gut zu­sam­men­fas­sen wie das wet­ter ist und wie es wer­den könn­te. aber auch das über­for­dert mich meist. ich habe mein te­le­fon eben ge­fragt und es ant­wor­tet:

Meist be­wölkt mit ei­nem Wind aus West mit 35 km/h. Die Höchst­tem­pe­ra­tur wird bei 17° lie­gen. Heu­te Nacht: Teil­wei­se be­wölkt bei ei­ner Tiefst­tem­pe­ra­tur von 7°.

al­ter­na­tiv, nach ei­nem wei­te­ren klick, bie­tet mir mein te­le­fon eine an­sicht die das wet­ter ganz gut zu­sam­men­fasst. da­mit schaf­fe ich es meis­ten auf ei­nen blick zu er­ken­nen, wie das wet­ter ge­ra­de draus­sen ist. wie das wet­ter wird, ver­mag ich nur mit ex­tre­mer kon­zen­tra­ti­on zu er­fas­sen.

kürz­lich, nach ei­ner auf­for­de­rung der bei­fah­re­rin („reg­nets heu­te?“ — „häh? weiss nicht …“ — „goog­le mal wet­ter ber­lin!“), habe ich das hier zum ers­ten mal (be­wusst) ge­se­hen:

das ist mal eine zu­sam­men­fas­sung die ich an­se­hen kann und auf ei­nen blick ver­ste­hen. ich fin­de den kon­trast zu, bei­spiels­wei­se, die­ser an­sicht be­mer­kens­wert:

war­um ich das al­les auf­schrei­be? weil es ja auch im­mer wie­der dis­kus­sio­nen um die vor­herr­schaft von goog­le oder an­de­ren an­bie­tern aus über­see geht. aber aus be­nut­zer­sicht ist das ei­gent­lich ganz gut nach­voll­zieh­bar. die be­nutz­bar­keit, die qua­li­tät der be­nut­zer­füh­rung und der such­ergeb­nis­se von goog­le-diens­ten, ste­hen re­gel­mäs­sig in star­kem kon­trast zu be­stehen­den an­ge­bo­ten. goog­le wird nicht ge­wählt weil goog­le so ne tol­le mar­ke ist, son­dern weil es funk­tio­niert. nicht nervt. gut les­bar und gut be­nutz­bar ist. das nur mal am ran­de zum ewi­gen ge­jam­mer, dass goog­le in al­len mög­li­chen be­rei­chen eine „markt­be­herr­schen­de“ stel­lung er­reicht. die­se vor­herr­schaft be­steht nur so lan­ge, bis auch an­de­re an­bie­ter ler­nen, dass es sich lohnt, dem be­nut­zer das ge­fühl zu ge­ben im vor­der­grund zu ste­hen. (ob der be­nut­zer bei goog­le wirk­lich im vor­der­grund steht, ist ne ganz an­de­re fra­ge.)


das prin­zip er­streckt sich üb­ri­gens auch in vie­le an­de­re le­bens­be­rei­che. in vie­len deut­schen (ein­zel­han­dels-) ge­schäf­ten habe ich das ge­fühl als kun­de ein stör­fak­tor zu sein, der die ge­sprä­che des ver­kaufs­per­so­nals oder de­ren an­ge­reg­tes rum­ste­hen un­ter­bricht und die ge­schäfts­pro­zes­se durch­ein­an­der­wir­belt. kürz­lich erst wie­der ge­hört: ge­trän­ke nur am sei­ten­fens­ter, es­sen am vor­der­fens­ter und mit dem es­sen vom vor­der­fens­ter dür­fen sie dann aber nicht hier sit­zen. das ist al­les aus der per­spek­ti­ve der ge­schäf­te nach­voll­zieh­bar, ab­rech­nungs­grün­de, or­ga­ni­sa­to­ri­sche fra­gen — nur was in­ter­es­siert mich das als kun­den? als kun­de be­kom­me ich das ge­fühl ein­fach nur zu stö­ren.


kürz­lich ne fuss­wan­ne bei ama­zon be­stellt. die war lä­cher­lich klein und nur für kin­der­füs­se be­nutz­bar, was aber on­line, bei der be­stel­lung, nicht er­kenn­bar war. also hab ich auf der ama­zon-web­site eine re­tou­re be­an­tragt. ama­zon ant­wor­te­te mir: „dan­ke schön, die 5 euro schrei­ben wir ih­nen gut, die wan­ne brau­chen sie nicht zu­rück­zu­schi­cken.“


sehr se­hens­wert fand ich am wo­chen­en­de den pseu­do-do­ku­men­tar­film deutsch­bo­den von mo­ritz von us­lar. der lief im rah­men der „der film zum wo­chen­en­de“-rei­he auf spie­gel-tv. zu­en­de ge­se­hen habe ich ihn nicht, weil ich am wo­chen­en­de ir­gend­wann zu müde war. wei­ter­gu­cken kann ich aber auch nicht, weil er nach dem wo­chen­en­de de­pu­bli­ziert wur­de. na gut, rech­te­fra­gen und so. soll mir recht sein. der ent­schei­den­de­re, stö­ren­de­re punkt war aber die be­nut­zer­füh­rung auf der spie­gel-tv-sei­te. erst­mal soll ich flash be­nut­zen. na gut, star­te ich halt den al­ten chro­me-brow­ser, der hat noch flash. vor­ab­wer­bung — auch ok, auch wenn es na­tür­lich toll wäre, sie über­spring­bar zu ha­ben. full­screen geht. leer­tas­te zum pau­sie­ren al­ler­dings nicht. ob­wohl ich mitt­ler­wei­le (sehr) schnel­les in­ter­net zu­hau­se habe: der film ru­ckelt und buf­fert hin und wie­der. kann ich auch mit le­ben, ge­nau­so wie ich da­mit le­ben kann, dass sich spie­gel-tv nicht die alte ab­spiel­po­si­ti­on merkt, wenn ich die film­sei­te nach ei­nem spa­zier­gang er­neut auf­ru­fe. aber al­les zu­sam­men­ge­nom­men ist das ge­nau be­trach­tet eine usa­bi­li­ty-ka­ta­stro­phe.

der spie­gel-tv-vi­deo-play­er wäre in den 80er jah­ren si­cher­lich eine sen­sa­ti­on ge­we­sen. aber in zei­ten von net­flix, das kein flash ver­langt, (fast) nie ru­ckelt, sich mei­ne ab­spiel­po­si­ti­on nicht nur an ei­nem ge­rät, son­dern auf al­len ge­rä­ten merkt, ein fluf­fi­ges be­nut­zer­inter­face bie­tet, das mei­nen (al­ten) nut­zungs­ge­wohn­hei­ten ent­ge­gen­kommt, in die­sen zei­ten kommt man sich von so ei­ner tech­no­lo­gie wie sie spie­gel-tv on­line bie­tet — ver­arscht vor.

frü­her™ fiel das nicht wei­ter ins ge­wicht. es gab kaum ver­gleichs­mög­lich­kei­ten und wir hat­ten ja nix. aber heut­zu­ta­ge™, wo das netz mit al­len mög­li­chen, über­le­ge­nen, bes­ser funk­tio­nie­ren­den an­ge­bo­ten über­quillt, ist es ei­gent­lich of-the-es­sence al­les da­für zu tun, dass die nut­zer sich nicht ver­kack­ei­ert vor­kom­men und die ei­ge­nen an­ge­bo­te auf ei­nen min­dest­stan­dard an be­nut­zer­freund­lich­keit an­zu­he­ben, da­mit ei­nem die nut­zer nicht weg­lau­fen. das ist nicht ein­fach, ich weiss, aber das kla­gen, dass die nut­zer alle zur kon­ku­renz aus über­see ge­hen, ist auch nicht ein­fach.


7 von 66 seen

felix schwenzel

nach dem letz­ten spa­zier­gang auf un­se­rem 66 seen rund­wan­der­weg­vor­ha­ben, der dann doch ziem­lich lang war, ha­ben wir die­se wo­che eine et­was kür­ze­re stre­cke er­wischt, von wen­si­cken­dorf nach wand­litz­see.

gleich bei der an­kunft (mit der RB26) in wern­si­cken­dorf ha­ben wir et­was ge­se­hen, das ich so noch nie ge­se­hen habe: ein per hand be­dien­ter bahn­über­gang.

da­nach wie­sen, wäl­der und lei­der re­la­tiv vie­le stras­sen. erst­mal kei­ne seen.

die häu­ser wur­den, je nä­her man wand­litz kam, im­mer no­bler und zau­ni­ger. um stol­zen­ha­gen her­um hielt sich die no­bles­se al­ler­dings noch in gren­zen.

an der wen­si­cken­dor­fer­stras­se, kurz vor dem stol­zen­ha­ge­ner see gibt’s ei­nen rot­te­platz auf dem man of­fen­sicht­lich an je­dem ers­ten sams­tag im mo­nat zwi­schen 10 und 13 uhr gar­ten­ab­fäl­le abg­feben kann. gleich ne­ben dem an­de­ren rot­te­platz, dem fried­hof.

manch­mal ist in bran­den­bur­ger dör­fern die dorf­tris­tesse doch sehr greif­bar.

aber kurz be­vor die tris­tesse ei­nem das ge­müt trübt, kommt eine rast. heu­te wars die fi­scher­stu­be am stol­zen­ha­ge­ner see. auf yelp sind die an­sich­ten über die­ses re­stau­rant eher ge­mischt. die kar­te war je­den­falls sehr OK, fi­schig und an­re­gend. wir sas­sen draus­sen, mit blick auf den see und der kell­ner schien sehr viel zu tun zu ha­ben. al­ler­dings er­öff­ne­te er uns, als er dann kam, dass es für das es­sen eine war­te­zeit von min­des­tens ei­ner stun­de gäbe. es­sen gäbe es aber auch am fens­ter vor­ne zum park­platz, ge­trän­ke am sei­ten­fens­ter und wenn man am park­platz­fens­ter es­sen kau­fe, müs­se man mit den par­ty­bän­ken an der sei­te vor­lieb neh­men, die nicht di­rekt am see sind.

tat­säch­lich gab es am park­platz­fens­ter dann fisch­bröt­chen (€2,50), aber kei­ne ge­trän­ke. die gabs nur am sei­ten­fens­ter (bier €3,00).

im „im­biss­be­reich“ der „fi­scher­stu­be“ wird nicht be­dient!
hier gibt’s es­sen
hier gibt’s ge­trän­ke

nach der fi­scher­stu­be bs dann wie­der dorf­tris­tesse, aber im­mer­hin auch den wil­len zum hu­mor:

(auch auf in­sta­gram und hier)

(auch auf in­sta­gram und hier)

müs­li­rie­gel auf ei­nem mo­de­ren zaun
ver­ein der steg­be­nut­zer, was es al­les gibt

5 von 66 seen

felix schwenzel

die bei­fah­re­rin hat sich in den kopf ge­setzt, dass wir ein­mal um ber­lin wan­dern, auf dem 66-seen-wan­der­weg. da­für hat sie sich so­gar die­ses buch ge­kauft und nach ei­ner etap­pe vor 8 mo­na­ten und ei­ner in der letz­ten wo­che, ha­ben wir heu­te die drit­te etap­pe in an­griff ge­nom­men. dies­mal gings von bir­ken­wer­der, durchs brie­se­tal, nach wen­si­cken­dorf.

im wan­der­füh­rer stand, dass dies eine der schöns­ten stre­cken sei und ich kann nicht wi­der­spre­chen. wir sind zwar fast nur durch wald ge­lau­fen, aber der ab­wechs­lungs­reich, tier­reich und re­la­tiv na­tur­be­las­sen. wir ha­ben auch meh­re­re von bi­bern ge­bau­te däm­me ge­se­hen, de­ren echt­heit ich aber erst im in­ter­net ve­ri­fi­zie­ren muss­te be­vor ich es glau­ben konn­te. am we­ges­rand la­gen zwar auch baum­stäm­me, de­ren biss­spu­ren ein­deu­tig nach bi­ber aus­sa­hen — aber glau­ben woll­te ich das, wie ge­sagt nicht.

durch das brie­se­tal fliesst zwar nur ein klei­nes bäch­lein, die brie­se, aber das gan­ze teil ist sehr feucht und moo­rig. frü­her wur­de hier wohl auch torf ab­ge­baut, jetzt kreu­chen und fleu­chen nur noch tie­re und wan­de­rer da durch.

hab ich schon ge­sagt, dass das al­les wun­der­schön war?

tie­re ha­ben wir auch jede men­ge ge­se­hen, mist­kä­fer, wald­amei­sen, rent­ner, ei­nen frosch (oder ne krö­te?), en­ten, en­ten­grüt­ze, …

von man­chen tie­re konn­ten wir nur die spu­ren se­hen (vom bi­ber den damm zum bei­spiel), von an­de­ren konn­te man nur hö­ren:

von den holz-har­ve­s­tern konn­te man die spu­ren se­hen, die ar­beits­er­geb­nis­se und kurz vor wen­si­cken­dorf auch ein real-life-ex­em­plar.

teil­wei­se war auch ver­ar­bei­te­tes holz zu se­hen.

vor al­lem aber wars schön.


ge­ras­tet ha­ben wir nach ei­nem klei­nen ver­lau­fer und schlen­ker dann im al­ten forst­haus wen­si­cken­dorf. das war an­ge­nehm bil­lig (tas­se kaf­fee ein euro, eine fla­sche he­fe­wei­zen zwei euro, le­cke­rer ku­chen, le­ber­wurst­bröt­chen, bock­würs­te für je ein oder zwei euro). da­für das das forst­haus am arsch der welt liegt und kaum mit dem auto zu er­rei­chen ist, war er­staun­lich viel dort los. über­haupt war auf der stre­cke un­ge­wöhn­lich viel wan­der­ver­kehr.

sehr schö­ne stre­cke, nächs­te wo­che wol­len wir an der glei­chen stel­le wei­ter­ma­chen und von wen­si­cken­dorf zum wand­lit­zer see lau­fen. da ist die stre­cke dann auch et­was kür­zer, die 18 ki­lo­me­ter heu­te wa­ren schon recht viel.


fair­rech­net

felix schwenzel

die­ses bild, dass das ra­dio bay­ern 3 auf face­book ver­öf­fent­licht hat, ist stark er­gän­zungs­be­dürf­tig. (ab­ge­se­hen da­von, dass nes­pres­so auch aus­ser­halb deutsch­lands alu-kap­sel-kaf­fee zu re­la­tiv ho­hen prei­sen ver­kauft.)

ra­dio bay­ern drei sagt also:

  • 1 kilo fair ge­han­del­ter kaf­fee kos­tet 30 €
  • 1 kilo kap­sel­kaf­fee kos­tet 90 €

es geht aber noch teu­rer. wenn man zum bei­spiel zu star­bucks geht um dort ei­nen es­pres­so zu ca. 2 euro zu trin­ken, zahl­te man fürs kilo kaf­fee un­ge­fähr 200 euro. in form von cap­puc­ci­no käme man un­ge­fähr auf 350 euro pro kilo. (wenn man da­von aus­geht, dass für ei­nen es­pres­so ca. 10 g kaf­fee ver­braucht wer­den.) er­schwe­rend kommt hin­zu, dass der kaf­fee von star­bucks fair ge­han­delt wird.


vor ner wei­le habe ich mal an was­ser­prei­sen rum­ge­rech­net: ein kas­ten apol­li­na­ris si­lence kos­tet un­ge­fähr 14 euro. das macht pro li­ter 1,55 €. ein li­ter lei­tungs­was­ser kos­tet in ham­burg 0,00376 €. für 100 li­ter apol­li­na­ris si­lence zahlt man also 155 euro, für 100 li­ter lei­tungs­was­ser 38 cent. selbst bei aldi zahlt man für 100 li­ter fla­schen­was­ser noch zwi­schen 13 und 42 euro, also min­des­tens 12,62 euro mehr als aus der lei­tung.


land­lie­be griess­brei kos­tet un­ge­fähr 5 euro pro ki­lo­gramm. kauf­te man sich griess im la­den (ca. 2 €/kg) und milch (ca. 0,79 €/l) könn­te man sich ein kilo griess­brei für knapp 1 euro her­stel­len.


die lis­te lies­se sich ohne ende fort­set­zen. re­stau­rant­be­su­che, spei­se­eis, flei­scher­satz, fast food — über­all zah­len wir für (ver­meint­lich) über­le­ge­nen ge­schmack und vor al­lem be­quem­lich­keit teil­wei­se das viel­fa­che vom roh­stoff­preis. und meis­tens auch ger­ne. in­so­fern hat das ra­dio bay­ern 3 na­tür­lich recht mit sei­ner im­pli­zi­ten bot­schaft: men­schen sind un­fass­bar dumm. naja, oder eben auch nicht


der markt­füh­rer

felix schwenzel

so be­schreibt DHL sich selbst:

Als Markt­füh­rer bie­tet DHL pro­fes­sio­nel­le und welt­wei­te Ex­press-Leis­tun­gen so­wie kun­den­spe­zi­fi­sche Lo­gis­tik­lö­sun­gen an. Mit un­se­ren Pa­ket-, Ex­press- und Lo­gis­tik­an­ge­bo­ten ver­bin­den wir je­den Tag Men­schen und ver­ein­fa­chen und ver­bes­sern das Le­ben un­se­rer Kun­den.

ich bin mir re­la­tiv si­cher, dass die selbst­dar­stel­ler von DHL das nicht iro­nisch mei­nen. wer schon­mal zu­hau­se sass und auf ein pa­ket war­te­te und dann über die sen­dungs­ver­fol­gung er­fährt, dass er zu­hau­se nicht an­ge­trof­fen wur­de, fragt sich na­tür­lich, in­wie­fern das sein le­ben ge­ra­de ver­bes­sert hat. ich habe im­mer wie­der ge­hört, dass der grund für sol­che phan­tom­zu­stell­ver­su­che oft in der völ­li­gen über­las­tung der pa­ket­zu­stel­ler liegt, die ihr ta­ges­pen­sum nur er­fül­len kön­nen, wenn sie täg­lich eine ge­wis­se an­zahl pa­ke­te un­be­ar­bei­tet zu­rück­le­gen und be­haup­ten, der emp­fän­ger sei nicht an­we­send ge­we­sen.

ich hät­te da auch ein ge­wis­ses ver­ständ­nis für, wenn zu­stell­fah­rer aus über­las­tung lü­gen wür­den und be­haup­te­ten, dass die sen­dung nicht zu­ge­stellt wer­den konn­te, ob­wohl sie das gar nicht pro­biert ha­ben. das ver­ein­fach­te und ver­bes­ser­te auf ge­wis­se wei­se auch das le­ben der fah­rer.

ich bin mir auch si­cher, dass lo­gis­tik­an­bie­ter un­ter höchs­tem druck ste­hen, so­wohl un­ter kon­ku­renz- und preis­druck, als auch druck von kun­den. aber ein ge­wis­ses mass an pro­fes­sio­na­li­tät möch­te ich von ei­nem „Markt­füh­rer“ doch er­war­ten kön­nen. also zum bei­spiel, kla­re und nach­voll­zieh­ba­re kom­mu­ni­ka­ti­on.

grund­sätz­lich ist es ja eine tol­le idee, ein pa­ket nach­ver­fol­gen zu kön­nen und dem lo­gis­tik­dienst­leis­ter bei der ar­beit zu­se­hen zu kön­nen. aber war­um, um him­mels wil­len, lässt man dann den ein­druck en­ste­hen, dass es sich bei DHL, dem „Markt­füh­rer“, um ei­nen auf­ge­reg­ten, plan­lo­sen hüh­ner­hau­fen han­delt?

kann na­tür­lich auch sein, dass DHL das le­ben der kun­den durch dra­ma­ti­sche zu­stell-in­sze­nie­run­gen ver­bes­sern will. so nach dem mot­to: „we love to en­ter­tain you.“ qua­li­täts­fern­seh­se­ri­en sol­len ja auch eine er­quick­li­che wir­kung ha­ben.

und dra­ma­tisch liest sich dass ja schon, wenn ein klei­nes pa­ket nach 2-3 ta­gen rei­se, auch nach zwei zu­stell­ver­su­chen nicht sein ziel er­reicht und dann er­kennt, dass es „fehl­ge­lei­tet“ ist und sei­ne exis­tenz of­fen­bar kei­nen sinn er­gibt. in ei­ner sol­chen si­tua­ti­on hilft es of­fen­bar, sich auf ein mehr­tä­gi­ge rei­se durch das land nach spey­er zu be­ge­ben, um zu sich selbst zu fin­den. das hat, glau­be ich, auch schon karl der gros­se so ge­macht.

als lo­gis­tik-laie freut man sich na­tür­lich, wenn ein pa­ket ir­gend­wann wie­der zu sich selbst fin­det und er­kennt, dass es kei­nes­falls fehl­ge­lei­tet war. ich weiss nicht wie es in bör­ni­cke so ist (sieht nett aus), aber dem pa­ket schien es dort zu ge­fal­len. drei tage lang das le­ben in bör­ni­cke ge­nies­sen und von den stra­pa­zen spey­er-rei­se er­ho­len. ich möch­te das dem pa­ket das von her­zen gön­nen.

trau­rig wur­de es dann wie­der, als wir be­ob­ach­te­ten, dass das pa­ket nach ei­ner sie­ben­stün­di­gen fahrt durch ber­lin wie­der in eine iden­ti­täts­kri­se ge­riet und (nach 12 ta­gen!) er­kann­te, dass es gar nicht den ver­sand­be­din­gun­gen ent­spricht und zu­rück nach hau­se will. ob es dann ge­gen sei­nen wil­len am 19. und 20. wie­der ver­la­den wur­de?

im­mer­hin gab es am 20. (ges­tern) dann auch ein hap­py-end. ob­wohl jetzt mal wirk­lich nie­mand zu­hau­se war, wur­de das pa­ket, trotz fehl­ei­tung und un­kon­for­mi­tät, zu­ge­stellt. das hap­py end lässt sich auch nicht durch die mit­tei­lung trü­ben, die uns der ver­sand­händ­ler heu­te früh um drei uhr zu­ge­stellt hat:

Ich habe ge­ra­de eine Nach­richt von DHL er­hal­ten und­muss Ih­nen lei­der mit­tei­len, dass Ihr Pa­ket auf dem Rück­weg zu uns sich be­fin­det.


man kann das jetzt (wie ich) al­les to­tal lus­tig fin­den, wenn sich der markt­füh­rer als ver­peil­ter pa­ket-hin-und-her­schie­ber dar­stellt. aber das pro­blem ist: nie­mand fühlt sich zu­stän­dig. der ver­sand­händ­ler (der nicht ama­zon war) will mit den ver­sand­pro­ble­men nichts zu tun ha­ben und nicht in­ter­ve­nie­ren. DHL schiebt die schuld auf den kun­den (weil der kun­de nicht an­we­send war, muss­ten wir das pa­ket nach spey­er fah­ren und die rück­sen­dung an­kün­di­gen). der kun­de (wir) fühlt sich von DHL ver­arscht. die aus­lie­fe­rungs­fah­rer sind über­for­dert und un­glück­lich. am ende hat der ver­sand­händ­ler kun­den ver­lo­ren, DHL hat nie­man­dem das le­ben ver­bes­sert und alle kau­fen bei ama­zon, weils da meis­tens klappt und am­zon we­gen sei­ner schie­ren grös­se den ef­fek­tivs­ten druck auf die lo­gis­tik­dienst­leis­ter aus­üben kann. das kann doch auch kei­ne lö­sung sein.


fop­pen und ver­füh­ren

felix schwenzel

vor ein paar wo­chen lä­chel­ten mich im kühl­re­gal die wor­te „GRA­TIS GE­NIES­SEN!“ (mit aus­ru­fe­zei­chen) an. so stand das auf ein paar iglo-fer­tig­ge­rich­ten, die man pro haus­halt ein­mal kos­ten­los pro­bie­ren kön­nen soll­te. sonst esse ich zum mit­tag auf der ar­beit ja meis­tens fros­ta, aber an nem ge­schenk­ten tief­kühl-ge­richt schaut man nicht vor­bei. das es­sen selbst war so mit­tel, aber dan­kens­wer­ter wei­se tut iglo bei der on­line-ak­ti­ons­code-ein­lö­sung so als wür­de sie das in­ter­es­sie­ren:

der rest des on­line-rück­erstat­tungs­an­trags liess sich in knap­pen 10 mi­nu­ten er­le­di­gen:

Ak­ti­ons­code, Pro­duk­ti­ons­code und Kauf­preis ein­tra­gen Kas­sen­bon di­gi­ta­li­sie­ren und hoch­la­den Adress­for­mu­lar und Kon­to­da­ten aus­fül­len Da­ten ab­sen­den

doo­fer­wei­se war zu dem zeit­punkt an dem ich das geld zu­rück­be­an­tra­gen woll­te die ka­me­ra mei­nes te­le­fons ka­putt, also muss­te ich et­was um­ständ­lich die sel­fie-ka­me­ra be­nut­zen um den kas­sen­bon zu fo­to­gra­fie­ren (2 mi­nu­ten). ak­ti­ons- und pro­mo­ti­ons­code ein­ge­ben war ein­fach: 25 zei­chen ab­le­sen und ein­tip­pen (2 mi­nu­ten). dank brow­ser-au­to­füll-funk­ti­on konn­te ich mei­nen na­men und mei­ne adres­se fast au­gen­blick­lich aus­fül­len (20 se­kun­den), nur mei­ne kon­to­da­ten mit der lan­gen IBAN-num­mer muss­te ich nach­schla­gen (2 mi­nu­ten). die teil­nah­me­be­din­gun­gen habe ich tat­säch­lich ge­le­sen über­flo­gen (2 mi­nu­ten), dann muss­te ich nur noch be­stä­ti­gen, dass ein „GRA­TIS GE­NIES­SEN! Ak­ti­ons­pro­dukt“ ge­kauft habe und nach ei­nem kur­zen blick auf das SSL-zer­ti­fi­kat: ab da­mit.

ein paar wo­chen spä­ter (ges­tern) er­reicht mich fol­gen­de mail:

Sehr ge­ehr­ter Herr Schwen­zel,

vie­len Dank für Ihre Teil­nah­me an der Iglo Gra­tis-Tes­ten-Ak­ti­on. Wir über­neh­men für Iglo das Hand­ling der Pro­mo­ti­on.

Lei­der konn­ten wir Ih­nen den Be­trag bis­her noch nicht er­stat­ten, da das Kauf­da­tum auf dem von Ih­nen zu­ge­sand­ten Kas­sen­bon nicht er­sicht­lich ist.

Um Ih­nen den Be­trag den­noch er­stat­ten zu kön­nen, möch­ten wir Sie bit­ten uns ei­nen Kas­sen­bon mit er­sicht­li­chem Kauf­da­tum bis zum 01.06.2015 zu­zu­sen­den.

Mit freund­li­chen Grü­ßen
█████ █████
- Pro­ject Ma­na­ger Hand­ling & Ful­fill­ment -

fol­gen­des habe ich ge­ant­wor­tet:

hal­lo herr █████,

den bon habe ich be­reits weg­ge­schmis­sen.

sie kön­nen sich ent­schei­den ob sie mir glau­ben, dass ich das TK-es­sen an dem tag an dem ich den gut­schein­code ein­ge­löst habe auch ge­kauft und ge­ges­sen habe — oder ob ich mir ir­gend­wel­che ge­nia­len be­trug­sze­na­ri­en aus­ge­dacht habe, um sie, bzw. die iglo gmbh um 3 euro fünf­zig (oder so) zu lin­ken.

tat­säch­lich ist mir der auf­wand schon bei der gut­schein-ein­ga­be ge­hö­rig auf die ner­ven ge­gan­gen (das aus­fül­len des for­mu­lars hat län­ger ge­dau­ert als die zu­be­rei­tung des es­sens), aber wenn sie das al­les noch kom­pli­zier­ter ma­chen wol­len, als es oh­ne­hin schon war, spie­le ich ger­ne noch ein le­vel mit. ich habe mir die teil­nah­me­be­din­gun­gen ge­ra­de noch­mal durch­ge­le­sen. dort steht nichts da­von, dass das da­tum des kas­sen­bons les­bar sein muss, son­dern le­dig­lich, dass dort das „das Ak­ti­ons­pro­dukt ver­merkt“ sein soll­te:

ein Upload ei­nes les­ba­ren Fo­tos oder Scans des Kas­sen­bons, auf dem das Ak­ti­ons­pro­dukt ver­merkt ist, zwin­gend er­for­der­lich.

mir feh­len lei­der so­wohl die ju­ris­ti­schen fä­hig­kei­ten um teil­nah­me­be­din­gun­gen 100% kor­rekt zu in­ter­pre­tie­ren, als auch die phan­ta­sie mir aus­zu­den­ken, wel­che be­trugs­sze­na­ri­en mög­lich sind, wenn man das kauf­da­tum ab­sicht­lich ab­schnei­det. aber ich wun­de­re mich, dass sie die le­gi­ti­mi­tät mei­ner ak­ti­ons­teil­nah­me nicht schon al­lein aus dem pro­duk­ti­ons- und ak­ti­ons­code ab­le­sen kön­nen. aber da steckt man ja nicht drin, in sol­chen pro­duk­ti­ons- und ver­wal­tungs­vor­gän­gen. das ist si­cher al­les viel kom­pli­zier­ter als man sich das so als aus­sen­ste­hen­der vor­stellt.

ich wür­de sie aber dar­um bit­ten, wenn sie mir ohne das kas­sen­bon­da­tum das geld nicht zu­rück­er­stat­ten wol­len, dass sie mir er­satz­wei­se mei­ne mut­mass­li­che be­trugs­ab­sicht form­los be­ur­kun­den. das gin­ge auch ganz schnell in ein oder zwei sät­zen:

wir, die ██████ ██ mün­chen, im auf­trag für die iglo „ge­rührt und ver­führt gra­tis ge­nies­sen ak­ti­on“ han­delnd, be­schul­di­gen fe­lix schwen­zel, wohn­haft in der ka­me­ru­ner str. 9, 13351 ber­lin, sich ir­gend­was aus­ge­dacht zu ha­ben um die iglo gmbh zu fop­pen und zur her­aus­ga­be von 3 euro fünf­zig (oder so) zu ver­füh­ren.

eine ant­wort nach dem mus­ter „re­geln sind nun­mal re­geln“ fän­de ich mass­los ent­täu­schend.

gruss, fe­lix schwen­zel

lei­der habe ich auf die­se mail, die ich ges­tern nach­mit­tag ab­ge­schickt habe, auch nach über 24 stun­den noch kei­ne ant­wort, ge­schwei­ge denn eine be­ur­kun­dung mei­ner mut­mass­li­chen be­trugs­ab­sich­ten be­kom­men. sehr, sehr scha­de.


die fir­ma die mich an­schrieb, wirbt auf ih­rer web­sei­te üb­ri­gens da­mit, dass sie das fi­nan­zi­el­le ri­si­ko für „Geld-zu­rück-Ga­ran­tien oder Mil­lio­nen-Ge­winn­spie­le [sic!]“ ab­si­chert:

Die ██████ ██ hat sich als Ge­winn­spiel­ab­si­che­rer dar­auf spe­zia­li­siert, Mar­ke­ting­ak­tio­nen zu ver­si­chern und so­mit das fi­nan­zi­el­le Ri­si­ko für Un­ter­neh­men zu über­neh­men.

mich er­in­nert das ein biss­chen an eine ge­nia­le ge­schäfts­idee, die sich das­nuf mal vor ei­ner wei­le aus­ge­dacht hat und vor 9 jah­ren im rah­men un­se­res da­mai­li­gen kurz­zei­ti­gen blog­tauschs auf wir­res.net ver­öf­fent­licht hat: Nicht mehr län­ger war­ten! Jetzt reich wer­den!


[nach­trag 21.05.2015]
heu­te hat iglo bei mir (auf face­book) kom­men­tiert und sich ent­schul­digt und die zah­lung ver­an­lasst. das geld war ein paar mi­nu­ten spä­ter auch auf mei­nem kon­to. mei­ne rück­fra­ge ob es gar nicht nö­tig sei das kas­sen­bon­da­tum vor­zu­le­gen und ob das even­tu­ell nur eine bü­ro­kra­ti­sche hür­de zur rück­läu­fer-re­du­zie­rung sei, ist aber noch un­be­ant­wor­tet. und wird es wohl auch blei­ben.


[nach­trag 21.05.2015 17:35h]
iglo sagt:

dan­ke für Dei­ne Rück­fra­ge. Aus ju­ris­ti­schen Grün­den sind bei ei­ner sol­chen Ak­ti­on ge­wis­se Re­geln not­wen­dig. Da uns al­len aber dar­an ge­le­gen ist, ei­nen mög­lichst ein­fa­chen Ab­lauf si­cher­stel­len, ist das Kauf­da­tum für die Rück­erstat­tung nun nicht mehr not­wen­dig. Es wur­den ges­tern alle Er­stat­tung vor­ge­nom­men, bei de­nen das Da­tum auf dem Kas­sen­bon nicht er­sicht­lich war bzw. ist.


3 von 66 seen

felix schwenzel

die bei­fah­re­rin hat sich in den kopf ge­setzt, dass wir ein­mal um ber­lin wan­dern, auf dem 66-seen-wan­der­weg. da­für hat sie sich so­gar die­ses buch ge­kauft und nach un­ge­fähr 8 mo­na­ten, ha­ben wir schon die zwei­te etap­pe in an­griff ge­nom­men. dies­mal gings von hen­nings­dorf nach bir­ken­wer­der.

im wan­der­füh­rer stand, dass das eine der we­ni­ger at­trak­ti­ven stre­cken sei, also eine art über­brü­ckungs­wan­de­rung, aber wir fan­den es ei­gent­lich ganz ok. auf dem weg zur ubahn, fiel uns erst­mal auf, dass das sa­ray of­fen­sicht­lich sein schutz­geld nicht be­zahlt hat. sehr scha­de, ich moch­te das dö­ner dort sehr ger­ne.

das wet­ter in hen­nings­dorf ver­sprach re­gen, hielt sein ver­spre­chen aber dann doch nicht ein. bis auf ein paar trop­fen kam nichts run­ter.

nach ein paar hun­dert me­tern durch hen­nings­dorf und ei­nem stück land­stras­se gings dann mehr oder we­ni­ger stän­dig durch den wald der stol­per hei­de die mit un­ge­fähr 90 tief­brun­nen durch­lö­chert ist, die für die trink­was­ser­ver­sor­gung von ber­lin mit­ver­ant­wort­lich sind.

fürs wan­dern hat­te sich die bei­fah­re­rin im letz­ten jahr ex­tra wan­der­schu­he ge­kauft, die zu un­ge­fähr 4 frü­hen pau­sen führ­ten, bei de­nen die bei­fah­re­rin pa­pier­ta­schen­tü­cher in ihre schu­he stopf­te.

an­sons­ten vor al­lem: wald, ab und zu sah man die ha­vel, eine ei­sen­bahn- oder au­to­bahn­stre­cke.




dann, nach un­ge­fähr 8 ki­lo­me­tern das high­light das mit mes­ser und ga­bel auf der wan­der­kar­te mar­kiert war: das wirts­haus ha­vel­bau­de. ein et­was ab­ge­rock­ter win­ter­gar­ten, aber eine sym­pa­thi­sche spei­se­kar­te, nicht ganz bil­lig, aber auch nicht irre teu­er. wir ent­schie­den uns für das et­was prä­ten­ti­ös be­nann­te „trio vom mat­jes“ mit (ob­vious­ly) drei sor­ten mat­jes mit le­cke­ren brat­kar­tof­feln und ei­nem ap­fel-zwie­bel-gur­ken-dings.

der nach­tisch, ein war­mer scho­ko-brow­nie mit va­nil­le­eis war auch su­per-le­cker, aber nicht so fo­to­gen und mit sinn­lo­ser stern­frucht-deko ver­un­stal­tet. da­nach sind wir noch vier ki­lo­me­ter bis zur s-bahn bir­ken­wer­der ge­lau­fen und wa­ren froh schnell wie­der zu­hau­se zu sein.

mal se­hen ob die nächs­te etap­pe tat­säch­lich, wie ge­plant, nächs­tes wo­chen­en­de statt­fin­det, oder ob sich die wun­den stel­len an den füs­sen der bei­fah­rein noch zu bla­sen ent­wi­ckeln.

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kö­ni­ge, kai­ser und la­kai­en

felix schwenzel

mi­cha­el han­feld:

Die Tod­ge­weih­ten beu­gen sich vor dem neu­en Kai­ser.

mit den „tod­ge­weih­ten“ meint han­feld jour­na­lis­ten und mit dem kai­ser face­book. er re­det vom spie­gel, der new york times, dem guar­di­an, der BBC, the at­lan­tic und da­von, dass die­se „nun bei ei­nem Pro­gramm von Face­book mit­ma­chen, das sich ‚In­stant Ar­tic­les‘ nennt“. er re­det von „Ob­jek­ti­vi­tät und Wahr­haf­tig­keit“, um die es beim „Qua­li­täts­jour­na­lis­mus“ gehe. und er greift tief in die grab­bel­kis­te mit ab­ge­nutz­ten vo­ka­beln für ober­fläch­li­che on­line-kri­ti­ker und spricht von „kos­ten­lo­s­kul­tur“, fil­ter­bla­sen und „shit­s­torms“.

von wem han­feld wit­zi­ger­wei­se nur ein­mal, in ei­nem ne­ben­satz, spricht, sind „le­ser“. und ei­gent­lich, so scheint es, sind die­se „le­ser“ eine ech­te ge­fahr für den jour­na­lis­mus. denn de­ren „ver­meint­li­che Vor­lie­ben“ wer­den den jour­na­lis­mus ins un­glück stür­zen:

Da gibt es dann vor­nehm­lich an­ge­neh­me Sto­rys im Kat­zen­bil­der-Stil oder ech­te, schnel­le Auf­re­ger, die zum Shit­s­torm wer­den bis zur On­line-Exe­ku­ti­on, dann wie­der weg sind, aber eher nichts da­zwi­schen und nicht zu kom­plex.

nun ist mi­cha­el han­felds ar­ti­kel na­tür­lich auch nicht ge­ra­de be­son­ders kom­plex oder klug, son­dern eher ein schnel­ler, hin­ge­kotz­ter auf­re­ger­text der fleis­sig auf face­book dis­ku­tiert (102 kom­men­ta­re), ge­lik­ed (224 li­kes) und ge­teilt (122 shares) wird (stand 17.05.2015, 8 uhr). aber auf­fäl­lig ist han­felds miss­trau­en ge­gen­über den le­sern schon. ich habe das ge­fühl, er wür­de lie­ber nur für sei­ne kol­le­gen schrei­ben, für kol­le­gen die kat­zen­bil­der doof fin­den, sich nie­mals em­pö­ren oder an em­pö­rungs­wel­len teil­neh­men und je­den tag ge­gen die von der um­welt und den me­di­en auf­er­leg­ten fil­ter kämp­fen, in­dem sie he­gel und kant le­sen und sich täg­lich durch 200 abon­nier­te ta­ges­zei­tun­gen kämp­fen, um ein dif­fe­ren­zier­tes bild der welt zu er­lan­gen.

aber die ab­scheu vor dem pö­bel le­ser ist gar nicht das was mich an han­felds text am meis­ten stört, es ist die un­auf­rich­tig­keit. denn die ge­fahr die er her­auf­be­schwört, die ei­nes po­pu­lis­ti­schen jour­na­lis­mus, der den ver­meint­li­chen in­ter­es­sen sei­ner le­ser hin­ter­her­läuft und sie mit kat­zen­bil­dern, em­pö­rung und flach­hei­ten be­wirft, die­se ge­fahr be­steht nicht erst seit on­line oder face­book.

le­ser und zu­schau­er und ihre vor­lie­ben wer­den seit jahr­zehn­ten ge­mes­sen und in­hal­te wer­den seit jahr­zehn­ten auf ihre vor­lie­ben hin­op­ti­miert. auch die faz ver­sucht die vor­lie­ben ih­rer le­ser mit un­zäh­li­gen tra­ckern und nut­zungs­ana­ly­sen zu er­fas­sen und zu op­ti­mie­ren. 24 sol­cher le­ser­vor­lie­ben-tra­cker wer­den zu­sam­men mit han­felds ar­ti­kel auf­ge­ru­fen.

auch in ei­ner zeit, als jour­na­lis­ten­mei­nun­gen le­dig­lich auf pa­pier und im fern­se­hen zum „nut­zer“ ge­tra­gen wur­den, fan­den wett­ren­nen statt um die „vor­lie­ben“ der emp­fän­ger zu er­fas­sen und zu be­die­nen. der „qua­li­täts­jour­na­lis­mus“ den han­feld vor­ei­lig be­trau­ert war nie ein mas­sen­ge­schäft, er muss­te sich im­mer schon im rau­schen des mas­sen­mark­tes be­haup­ten und ver­su­chen sei­ne ziel­grup­pe zu er­rei­chen. dem jour­na­lis­mus ging es auch nie nur um „Ob­jek­ti­vi­tät und Wahr­haf­tig­keit“, son­dern im­mer auch um po­pu­la­ri­sie­rung und an­näh­rung an den mas­sen­ge­schmack. eben­so ging es dem dem jour­na­lis­mus auch im­mer schon um skan­da­li­sie­rung und emo­tio­na­li­sie­rung. das war und ist im­mer the­ma der me­di­en­kri­tik und wird es auch in die­sen zei­ten blei­ben. aber po­pu­la­ri­sie­rung, un­ter­kom­ple­xi­tät, emo­tio­na­li­sie­rung al­lein mit face­book in ver­bin­dung zu brin­gen ist, nun­ja, un­ter­kom­plex, po­pu­lis­tisch und emo­tio­na­li­sie­rend.

vor al­lem ist es aber grund­falsch, denn ge­ra­de die di­gi­ta­li­sie­rung hat es ge­schafft, ne­ben dem mas­sen­ge­schmack pro­fi­ta­ble ni­schen für spe­zi­al­in­ter­es­sen oder „qua­li­täts­in­hal­te“ zu schaf­fen. das zeigt vor al­lem die re­nais­sance der „qua­li­täts­fern­seh­se­ri­en“, die auch an han­feld nicht vor­bei­ge­gan­gen ist. was er aber of­fen­bar ver­passt hat: die hin­wen­dung zu den „ver­meint­li­chen vor­lie­ben“ der zu­schau­er ist ein ent­schei­den­der bau­stein für den er­folg der neu­en „qua­li­täts­se­ri­en“. eben ge­nau weil zu­schau­er sich ge­gen­sei­tig die­se se­ri­en emp­feh­len kön­nen, weil sich die vor­lie­ben für die­se se­ri­en vi­ral in so­zia­len netz­wer­ken auf­schau­keln kön­nen, fin­den sie ihre zu­schau­er ab­seits des mas­sen­ge­schmacks. auf face­book, in der ver­netz­ten welt, kann man ein mas­sen­pu­bli­kum fin­den, aber eben auch ein spe­zi­al­pu­bli­kum mit ni­schen- oder qua­li­täts­in­ter­es­sen.

es gibt für mich kei­ner­lei hin­wei­se dar­auf, war­um das mit jour­na­lis­ti­schen for­ma­ten an­ders sein soll­te.


apro­pos „wahr­haf­tig­keit“. dar­auf legt han­feld ja in sei­nem text gros­sen wert. trotz­dem scheut er sich nicht, sinn­ent­stel­lend zu ver­ein­fa­chen:

Da­bei stel­len die Ver­la­ge und Sen­der Bei­trä­ge auf Face­book zur Ver­fü­gung, die nicht ver­linkt, also nicht mit der Ori­gi­nal­adres­se des Ur­he­bers ver­bun­den sind. Zah­len muss Face­book da­für nichts. Be­zie­hungs­wei­se: Der Netz­werk­kon­zern zahlt mit den Da­ten sei­ner Nut­zer, auf die die Ver­la­ge und Sen­der zu­grei­fen dür­fen. Sie kön­nen zu den Ar­ti­keln auch in ei­ge­ner Re­gie Wer­bung set­zen.

das stimmt so nicht. die ers­ten bei­spie­le für face­book in­stant ar­tic­les funk­tio­nie­ren an­ders: für je­den ar­ti­kel den ein ver­lag als „in­stant ar­tic­le“ bei face­book an­legt, gibt es auch ein pen­dant auf der ver­lags­web­site. die­ser buzzfeed-ar­ti­kel auf face­book wird auf ei­nem ipho­ne (mit der neu­es­ten face­book-app) zu ei­nem in­stant ar­tic­le. für alle an­de­ren führt er auf buzzfeed.com. das ist bei die­sem nyt-ar­ti­kel nicht an­ders. auf dem ipho­ne ist es ein in­stant ar­tic­le, für alle an­de­ren geht’s zur ny­ti­mes.com.

das zwei­te: auch in der faz wer­den ar­ti­kel nicht mit der „Ori­gi­nal­adres­se des Ur­he­bers ver­bun­den“. die­ser ar­ti­kel von ste­fan nig­ge­mei­er linkt zum bei­spiel nicht zu ste­fan-nig­ge­mei­er.de — ob­wohl ste­fan nig­ge­mei­er der ur­he­ber ist. ich ver­ste­he schon was han­feld meint: er meint ver­wer­ter (nicht ur­he­ber). aber das hör­te sich für ihn wahr­schein­lich zu kom­mer­zi­ell an — und kom­mer­zi­ell, po­pu­lis­tisch oder emö­rungs­wel­len­rei­tend sind ja im­mer nur die an­de­ren.


wor­auf ich aber ei­gent­lich hin­aus woll­te: in­stant ar­tic­les sind ei­gent­lich nichts an­de­res als „Pu­blish (on your) Own Site, Syn­di­ca­te El­se­whe­re“, kurz „POS­SE“. POS­SE be­schreibt eine in­die­web-tech­nik, bei der man (ob­vious­ly) in­hal­te zu­erst auf sei­ner ei­ge­nen web­sei­te ver­öf­fent­licht und sie dann auf be­lie­bi­ge wei­te­re sei­ten syn­di­ziert. das in­die­web­camp-wiki drückt den ent­schei­den­den punkt so aus:

POS­SE lets your fri­ends keep using wha­te­ver they use to read your stuff (e.g. silo ag­gre­ga­tors like Face­book, Tumb­lr, Twit­ter, etc.).

die le­ser so le­sen las­sen, wie sie ger­ne le­sen möch­ten …

das ist ein satz den man lei­der von jour­na­lis­ten oder ver­la­gen viel zu sel­ten hört.

nach mei­nem ver­ständ­nis um­fasst das „POS­SEn“ zum bei­spiel auch RSS, wes­halb ich ges­tern be­haup­te­te, dass die­se in­stant ar­tic­les ei­gent­lich nichts ent­schei­dend neu­es sei­en. schliess­lich lau­tet eine der be­deu­tun­gen von RSS auch: „Re­al­ly Simp­le Syn­di­ca­ti­on“.

syn­di­ka­ti­on ist nichts neu­es. in den USA wer­den zei­tungs­ar­ti­kel oder co­mic strips seit lan­gem syn­di­ziert, also von ver­schie­de­nen zei­tun­gen nach­ge­druckt. wenn jetzt ver­la­ge ihre in­hal­te zu face­book syn­di­zie­ren, ist das un­term strich das glei­che: die in­hal­te wer­den über­nom­men, le­ser­freund­lich ge­stal­tet und prä­sen­tiert und im ge­gen­zug gibt’s da­für wer­be­ein­nah­men und reich­wei­te. man er­reicht so le­ser, die man sonst nicht er­rei­chen wür­de und man kommt dem le­ser ent­ge­gen. was man da­mit ver­liert, will mir nicht so recht ein­leuch­ten, zu­mal der vor­gang je­dem au­tor be­kannt sein soll­te, der schon mal für me­di­en pro­du­ziert hat: wenn man ei­nen text für eine zei­tung schreibt, statt bei­spiels­wei­se für die ei­ge­ne web­sei­te, be­kommt man ein ho­no­rar und reich­wei­te und gibt im ge­gen­zug ein biss­chen kon­trol­le über sein werk auf. der deal ist seit jahr­zehn­ten der glei­che. wenn man es nicht aus ei­ge­ner kraft schafft reich­wei­te auf­zu­bau­en, wenn man es nicht schafft sei­nen le­sern aus ei­ge­ner kraft ent­ge­gen­zu­kom­men, nutzt man eben spe­zia­lis­ten. frü­her wa­ren das ver­la­ge, jetzt sind es (auch) so­zia­le netz­wer­ke und such­ma­schi­nen und mor­gen kann es wie­der ein ganz an­de­rer sein.

wich­tig ist: wer die in­ter­es­sen der le­ser, der kon­su­men­ten, der zu­hö­rer, der zu­schau­er aus den au­gen ver­liert, ver­liert auch reich­wei­te. wer es kon­su­men­ten schwer macht zu kon­su­mie­ren, hat es schwer kon­su­men­ten zu hal­ten.


in­stant ar­tic­les = ge­pimp­tes RSS zu face­book-be­din­gun­gen

felix schwenzel

zu face­books neu­en in­stant ar­tic­les ist in den letz­ten ta­gen ja viel ge­sagt wor­den. vor al­lem auf turi2 (eins, zwei, drei, vier, fünf, etc.). sub­stan­zi­el­ler äus­sert sich john gru­ber, den vor al­lem die ge­schwin­dig­keit der in­stant ar­ti­kel auf face­book fas­zi­niert:

I’m in­trigued by the em­pha­sis on speed. Not only is na­ti­ve mo­bi­le code win­ning for app de­ve­lo­p­ment, but with things like In­stant Ar­tic­les, na­ti­ve is ma­king the brow­ser-ba­sed web look like a re­lic even just for pu­bli­shing ar­tic­les.

tat­säch­lich ist ge­schwin­dig­keit und be­quem­lich­keit („con­ve­ni­ence“) auch eins der haupt­ver­kaufs­ar­gu­men­te der in­stant-ar­ti­kel von face­book. und das aus gu­tem grund. nicht nur die­se web­sei­te lädt mit sub­op­ti­ma­ler ge­schwin­dig­keit, auch die von gros­sen ver­la­gen tun das mit­un­ter. und vie­le gros­sen ver­la­ge ha­ben auch nichts aus den letz­ten 20 jah­ren www ge­lernt und ner­ven ihre le­ser mit po­pup­wer­bung die den gan­zen bild­schirm ein­nimmt und mit schlecht er­reich­ba­ren schliess-knöpf­chen fehl­klicks pro­vo­zie­ren und be­nut­zer ner­ven. statt wer­bung auf eine an­gen­he­me art ner­ven zu las­sen, ha­ben sich vie­le ver­la­ge ent­schie­den auf kon­fron­ta­ti­ons­kurs zu ih­ren be­nut­zern zu ge­hen und ihre mo­bi­len­web­sei­ten un­les­bar und un­be­nutz­bar zu ma­chen.

(ein po­si­tiv­bei­spiel für auf­merk­sam­keits­ge­ne­rie­ren­de mo­bi­le wer­bung kann man auf der mo­bi­len va­ri­an­te der wired.de se­hen. dort ha­ben die sei­ten manch­mal ein sei­ten­gros­ses loch, das die da­hin­ter­lie­gen­de wer­bung beim scrol­len zeigt.)

je­den­falls woll­te ich john gru­ber und vie­len an­de­ren zu­stim­men: ge­schwin­dig­keit und gute be­nutz­bar­keit zäh­len. ob face­book das ver­spre­chen ein­lö­sen kann wird sich zei­gen, die ers­ten bei­spie­le die be­reits zu se­hen sind fin­de ich teil­wei­se zu ver­spielt und man hat den ein­druck, face­book hat 200 ent­wick­ler dran­ge­setzt den be­rühm­ten html-<blink>-tag neu zu er­fin­den. aber schnell sind die­se in­stant-ar­ti­kel in der tat — und gut be­nutz­bar auch — wenn man sich an ein paar ges­ten ge­wöhnt hat.

nur: so rich­tig neu ist die idee nicht. es gibt eine gut eta­blier­te tech­no­lo­gie, die die ver­la­ge al­ler­dings nach lei­bes­kräf­ten ver­mei­den: voll­text RSS. auf dem weg zur ar­beit kann ich trotz funk­loch 30 bis 60 ar­ti­kel über­flie­gen oder durch­le­sen. je­der ar­ti­kel ist in­ner­halb von mi­cro­se­kun­den da, mit bil­dern und an­ge­neh­men, kon­sis­ten­ten be­dien­ele­men­ten. auf mei­nen ipho­ne be­nut­ze ich da­für die ree­der-app, die wie­der­rum ein paar hun­dert RSS-feeds für mich aus mei­ner fe­ver-in­stal­la­ti­on ein­liest und die tex­te und bil­der auf mei­nem ipho­ne zwi­schen­spei­chert. das macht ree­der dan­kens­wer­ter­wei­se im hin­ter­grund, so dass ich auch fast im­mer im ubahn-funk­loch auf dem letz­ten stand der din­ge bin, weil sich der ree­der vor dem ein­tritt selbst ak­tua­liisert hat

der witz ist je­den­falls, dass ver­la­ge und ma­ga­zi­ne die­ses RSS fast noch mehr fürch­ten als goog­le, face­book oder die NSA. voll­tex­te ein­fach weg­ge­ben, so dass der le­ser die le­sen kann wo und wie er will? nie­mals! und of­fen­bar ha­ben die an­zug­trä­ger in den ver­la­gen sich auch mit ih­rer (fal­schen) an­sicht durch­ge­setzt, dass man in RSS-feeds kei­ne wer­bung un­ter­brin­gen kann. statt für eine of­fe­ne tech­no­lo­gie, ha­ben sich jetzt ei­ni­ge ver­la­ge da­für ent­schie­den sich in die ob­hut von face­book und sei­ner ge­schlos­se­nen, opa­ken tech­no­lo­gie zu be­ge­ben um be­nut­zer­freund­lich­keit und -nähe zu üben.

ich ver­knüp­fe da­mit die hoff­nung, dass sich jetzt viel­leicht doch ir­gend­wann die an­sicht durch­setzt, dass man sei­nen le­sern zur ab­wech­se­lung mal ent­ge­gen kom­men könn­te, statt im­mer nur auf die ver­trieb­ler zu hö­ren. aber, ganz ehr­lich, viel hoff­nung ma­che ich mir nicht.


nick heer ver­weist auf die­sen ar­ti­kel von pe­ter-paul koch, in dem er dar­auf hin­weist, dass das was face­book macht, vor al­lem das weg­las­sen von über­flüs­si­gem pro­gram­mier­müll (cruft) ist: kei­ne ton­nen­schwe­ren ja­va­script frame­works, kei­ne tra­cker, wei­ter­füh­ren­de ar­ti­kel:

Re­mo­ve the tools, and we’ll re­co­ver speed.

The web’s ans­wer to the na­ti­ve chall­enge should be ra­di­cal sim­pli­fi­ca­ti­on, not even more tools.

das ist im üb­ri­gen auch das, was RSS macht, bzw. was ein gu­ter RSS-rea­der macht: kein ja­va­script, kein ge­döns, kein oder we­nig track­ing.


sie­he auch: kö­ni­ge, kai­ser und la­kai­en, wo ich wei­ter aus­ho­lend über face­books in­stant-ar­tic­le-dings schrei­be.


das zu­hau­se hos­ten las­sen

felix schwenzel

heu­te früh stand wir­res.net (oder mei­ne re­cla­im-in­stal­la­ton, die hab ich vor­erst mal de­ak­ti­viert) of­fen­bar un­ter ei­ner leich­ten floo­ding­at­ta­cke aus grie­chen­land und der ukrai­ne. der pro­vi­der (can­host.de) hat die web­site zu­erst dicht­ge­macht, dann ge­dros­selt. die „floo­ding-an­grif­fe“ (aus­drucks­wei­se des pro­vi­ders) ka­men of­fen­bar trotz cloud­fla­re durch, als ich cloud­fla­re dann aber auf den „an­griffs­mo­dus“ („un­der at­tack mode“) um­ge­schal­tet hab, hat das wohl das gröbs­te ab­ge­hal­ten. „leich­te“ floo­ding­at­ta­cke schrei­be ich, weil ich kei­ne be­son­ders kras­sen spit­zen bei den zu­grif­fen se­hen konn­te. cloud­fla­re ist da ja ei­gent­lich sehr ak­ku­rat. jetzt fra­ge ich mich na­tür­lich, in­wie­weit ich mich auf mei­nen hos­ter ver­las­sen kann, wenn der schon bei nem mil­den lüft­chen den saft ab­dreht und auf pa­nik­mo­dus um­schal­tet oder ob die at­ta­cke wirk­lich schwer­wie­gend war. oder ob mein al­ter­tüm­li­ches CMS doch viel re­sour­cen­fres­sen­der ist, als ich mir das den­ke.

den gan­zen tag über lief wir­res.net dann un­rund, weil der pro­vi­der die web­site „ge­dros­selt“ hat­te. ab ei­ner be­stimm­ten an­zahl an­fra­gen ant­wor­te­te der web­ser­ver mit ei­nem 503-feh­ler, statt da­tei­en aus­zu­lie­fern. so lu­den ge­le­gent­lich die CSS-da­tei­en nicht oder bil­der oder scrip­te fehl­ten. so­was ver­ur­sacht bei mir wirk­lich schlech­te lau­ne, zu­mal ich mein han­dy heu­te auch noch für 20 stun­den im ap­ple-store las­sen muss­te, um die das ka­me­ra­mo­dul aus­tau­schen zu las­sen.

jetzt läuft wir­res.net je­den­falls wie­der rund, weil eben die „dros­se­lung“ de­ak­ti­viert wur­de.

ich hab ei­gent­lich über­haupt kei­ne lust den pro­vi­der zu wech­seln (sehr viel ar­beit), schliess­lich läuft wir­res.net jetzt schon seit über 13 jah­ren bei can­dan/can­host.de auf ei­nem re­gu­lä­ren shared hos­ting ac­count. aber seit nem ganz­tä­gi­gen strom­aus­fall vor ein paar mo­na­ten, dem um­zug in ein neu­es re­chen­zen­trum und eine um­stel­lung auf 64bit-ar­chi­tek­tur ha­kelt es im­mer wie­der. lang­fris­tig bin ich glau­be ich bald so weit al­ter­na­ti­ven in be­tracht zu zie­hen.

als bud­get will ich ei­gent­lich nicht mehr als 10 bis 15 euro pro mo­nat aus­ge­ben. bei all-in­klu­si­ve das pre­mi­um-pa­ket sieht ja ganz gut aus. wie sind denn eure er­fah­run­gen mit grös­se­ren hos­tern? all-inkl.com scheint ja nen ganz gu­ten ruf zu ha­ben. zu stra­to will ich nie wie­der. bei hetz­ner ir­ri­tiert mich der name.

wirk­lich toll hört sich ja in je­der hin­sicht uber­space an. ich habe nur ein biss­chen be­den­ken, ob ich dort auch noch in 20 jah­ren mein zu­hau­se hos­ten las­sen kann. für mich hört sich das al­les fast zu gut und toll an um wahr zu sein, ob­wohl es sich of­fen­bar ganz gut trägt. wer hat sonst noch er­fah­run­gen mit uber­space.de ge­macht?


„kei­ne angst vor der wahr­heit“

felix schwenzel

klaus brink­bäu­mer, chef­re­dak­teur des spie­gel im neu­en image-vi­deo des spie­gel:

der spie­gel hat die wahr­heit nicht für sich ge­pach­tet, aber er sucht da­nach.

das image-vi­deo des spie­gel in dem er das sagt, en­det dann mit die­ser ein­stel­lung:

mir ist na­tür­lich klar, dass das brink­bäu­mer-zi­tat als cla­im zu lang ist, aber ich fin­de den un­ter­schied zwi­schen „wir su­chen nach wahr­heit“ und „wir ha­ben kei­ne angst vor der wahr­heit“ schon, nun­ja, auf­fäl­lig.

na­tür­lich be­müht sich der spie­gel, wie kaum ein an­de­res blatt dar­um, jour­na­lis­tisch ein­wand­frei zu ar­bei­ten. aber ich habe grund­sätz­lich ein pro­blem mit dem wort wahr­heit. ich habe da kürz­lich eine hal­be stun­de öf­fent­lich drü­ber nach­ge­dacht (you­tube-link) und ge­gen ende ge­sagt:

wer im po­li­ti­schen, im ge­sell­schaft­li­chen kon­text von „der wahr­heit“ spricht, soll­te prin­zi­pi­ell mit skep­sis be­trach­tet wer­den.

und ich glau­be tat­säch­lich, dass in welt­an­schau­li­chen, po­li­ti­schen fra­gen an die­ser aus­sa­ge was dran ist.

(im zu­sam­men­hang mei­nes vor­trags auf you­tube er­gibt das mehr sinn, als auf der schluss­fo­lie die hier zu se­hen ist.)

et­was dif­fe­ren­zier­ter und tie­fer­ge­hend hat das fried­mann ka­rig kürz­lich im ge­spräch mit phil­ip ban­se be­spro­chen. teil­wei­se plä­diert er für ei­nen prag­ma­ti­schen und kämp­fe­ri­schen um­gang mit dem be­griff der wahr­heit, teil­wei­se mahnt er auch vor­sicht an:

ich glau­be wir ha­ben ver­lernt zu sa­gen: „ich weiss nicht“. wir soll­ten ver­su­chen un­si­cher­heit zu um­ar­men und öf­ter sa­gen: „ich weiss es ein­fach nicht.“
[…]
vor­sicht wenn je­mand sagt: ich hab die ab­so­lu­te wahr­heit und alle an­de­ren lü­gen. da kann man ei­gent­lich si­cher sein, dass er nicht so ganz rich­tig liegt.

un­be­ding­te an­guck-emp­feh­lung, das ge­spräch ist sehr viel dif­fe­ren­zier­ter und klü­ger als mein her­aus­ge­ris­se­nes zi­tat sug­ge­riert:

youtube-video laden, info, direktlink

und über­haupt, frie­de­mann ka­rigs vor­trag über „di­gi­ta­le lü­gen und die ab­schaf­fung der wahr­heit“ soll­te man sich dann auch gleich an­gu­cken, wenn man un­ge­fähr ne stun­de zeit hat:

youtube-video laden, info, direktlink

frie­de­mann, ich will noch ganz vie­le vor­trä­ge von dir.

[in­spi­ra­ti­on, bzw. an­stup­ser via turi2.]


„di­gi­tal-hips­ter“

felix schwenzel

se­bas­ti­an bau­mer schrob am frei­tag:

Mein Aha-Mo­ment auf der re:pu­bli­ca (#rp15) war der Talk von Chris­ti­ne Cor­bett Mo­ran. Falls euch der Name gra­de nichts sagt: Das war die As­tro­phy­si­ke­rin, die zwei Ses­si­ons nach dem As­tro­nau­ten auf der Haupt­büh­ne ge­spro­chen hat, der sei­ne Welt­raum­bil­der und -sel­fies ge­zeigt hat.
Bei Alex­an­der Gerst war die Hal­le zum Bre­chen voll, bei Chris­ti­ne Cor­bett Mo­ran, die sehr gut und ernst­haft den Welt­raum er­klärt hat, herrsch­te gäh­nen­de Lee­re. In dem Mo­ment habe ich end­gül­tig ge­merkt, dass das Pu­bli­kum der Kon­fe­renz 2015 für mei­nen Ge­schmack zu sehr (i.e. ge­fühlt kom­plett) aus Di­gi­tal-Hip­stern be­steht.

(links und her­vor­he­bun­gen von mir hin­zu­ge­fügt)

die schluss­fol­ge­rung ist na­tür­lich to­ta­ler quatsch. gun­ter dueck wür­de die­se schluss­fol­ge­rung wahr­schein­lich dumm nen­nen („ma­che nie­mals aus ei­ner kor­re­la­ti­on eine kau­sa­li­tät“), ich wür­de sa­gen, sie er­gibt, auch mit gu­tem wil­len, we­ni­ger als gar kei­nen sinn.

das in­ter­es­se an alex­an­der gerst hat­te ganz si­cher nichts da­mit zu tun, dass er „Welt­raum­sel­fies“ ge­zeigt hat, oder dass er aus dem all hat twit­tern las­sen. alex­an­der gerst stiess auf rie­si­ges in­ter­es­se, weil er ei­ner von sehr we­ni­gen men­schen ist, der die erde auf 300 ton­nen kon­trol­liert ex­plo­die­ren­dem flüs­si­gen treib­stoff ver­las­sen hat und ein hal­bes jahr im welt­raum ge­lebt hat. alex­an­der gerst hat ein aben­teu­er er­lebt, von dem vie­le von kind­heits­bei­nen an träu­men, er hat et­was ge­tan, was wir sonst nur aus dem fer­se­hen oder kino ken­nen, er hat sich in le­bens­ge­fahr be­ge­ben und sein aben­teu­er wur­de von ei­ner erst­klas­si­gen pres­se­ar­beit be­glei­tet. ich habe alex­an­der gerst üb­ri­gens nicht zu­erst auf twit­ter wahr­ge­nom­men, son­dern in der di­gi­tal-hipps­ter-sen­dung mit der maus.

wer sich also eher für ei­nen pro­mi­nen­ten as­tro­nau­ten in­ter­es­siert, statt für eine un­be­kann­te theo­re­ti­sche phy­si­ke­rin, die über furcht­bar kom­pli­zier­te din­ge wie „con­cordance cos­mo­lo­gy“ (lei­tet bei der wi­ki­pe­dia auf „Lamb­da-CDM mo­del“ wei­ter), die all­ge­mei­ne re­la­ti­vi­täts­the­rie, den ur­knall, die ex­pan­si­on des welt­alls, dunk­le ma­te­rie und die kos­mo­lo­gi­sche kon­stan­te re­det, out­te sich als „di­gi­tal-hips­ter“?

ich weiss noch nicht mal ge­nau was ein „di­gi­tal-hips­ter“ aus­ser ei­ner be­lei­di­gung sein soll. wa­ren die vie­len kin­der für die die ers­ten rei­hen in der hal­le re­ser­viert wa­ren auch di­gi­tal-hips­ter? mei­ne mut­ter, die sich alex­an­der gerst mit be­geis­te­rung an­ge­se­hen an (nicht aber chris­ti­ne cor­bett mo­ran) wür­de das la­bel di­gi­tal-hips­ter wahr­schein­lich freu­dig als kom­pli­ment an­neh­men, als ges­te, dass sie auch dazu ge­hö­re. und das ist wahr­schein­lich auch die klü­ge­re re­ak­ti­on, als sich über so ei­nen stump­fen, ver­all­ge­mei­nern­den ver­gleich in ei­nem ei­ge­nen blog­ar­ti­kel zu be­schäf­ti­gen.

aber wo ich ge­ra­de da­bei bin, kann ich auch gleich wei­ter­ma­chen. denn wit­zi­ger­wei­se macht se­bas­ti­an bau­mer zwei ab­sät­ze spä­ter ge­nau das, was er vor­her den „di­gi­tal-hip­stern“ vor­ge­wor­fen hat: stolz die ei­ge­ne igno­ranz raus­po­sau­nen:

So wie sie ist, ist die re:pu­bli­ca nur noch ein Zir­kus aus ober­fläch­li­chen An­ris­sen ver­schie­dens­ter The­men, die vor al­lem für die Was-mit-Me­di­en-Leu­te in­ter­es­sant ist. Ich geh dann wohl nächs­tes Jahr lie­ber zum CCC.

viel­leicht hat se­bas­ti­an bau­mer am ein­gang kein pro­gramm mehr be­kom­men, aber mein ein­druck vom pro­gramm der re­pu­bli­ca war die­ses jahr ge­nau das ge­gen­teil von „ober­fläch­lich­keit“ oder „was-mit-me­di­en“-ge­döns. es gab un­ge­wöhn­lich vie­le ar­chi­tek­ten und städ­te­bau­er auf den büh­nen, wie­der vie­le künst­ler die ihre ar­bei­ten oder pro­jek­te zeig­ten, gun­ter dueck hat sich über BW­Ler und busi­ness-kas­per lus­tig ge­macht, se­xua­li­tät, sau­fen und bil­dung wa­ren mehr­fach the­ma auf den büh­nen. (nur ich hab über den glei­chen scheiss wie in den letz­ten jah­ren ge­re­det.)

ich fin­de, dass die re­pu­bli­ca we­der den ver­gleich mit fach­kon­gres­sen, noch mit an­de­ren misch­masch-kon­gres­sen wie dem cha­os com­mu­ni­ca­ti­on con­gress oder (zum bei­spiel) der ars elec­tro­ni­ca scheu­en muss. und auch wenn ich fin­de, dass die or­ga­ni­sa­ti­on und di­ver­si­tät des pro­gramms (na­tür­lich) ver­bes­se­rungs­fä­hig ist, hat die re­pu­bli­ca auch die­ses jahr wie­der mei­ne er­war­tun­gen voll er­füllt: ein pro­gramm bei dem mich nicht al­les in­ter­es­siert, aber ei­ni­ges über­rascht, be­geis­tert oder eu­pho­ri­siert. und das al­les in ei­nem ex­trem an­ge­neh­men und ent­spann­ten rah­men.

reed has­tings hat zu ei­ner kri­tik am pro­gramm von net­flix ge­sagt (wenn ich ihn rich­tig ver­stan­den habe):

we should ce­le­bra­te va­rie­ty.
the in­ter­net is about di­ver­si­ty and tas­te.

mit an­de­ren wor­ten: je­der fin­det im in­ter­net sein plai­sir. ir­gend­wo. nicht al­les muss al­len ge­fal­len. es gibt an­ge­bo­te für den mas­sen­ge­schmack, aber eben auch ge­nau das ge­gen­teil. und wer nichts fin­det was ihm oder ihr ge­fällt, der macht ein­fach sel­ber was. in­so­fern bil­det das pro­gramm der re­pu­bli­ca das in­ter­net — bzw. die ge­sell­schaft — schon ganz gut ab.

ich fän­de es nicht schlimm, wenn se­bas­ti­an bau­mer ver­an­stal­tun­gen be­sucht, die sei­nen be­dürf­nis­sen bes­ser ent­spre­chen. aber bes­ser fän­de ich, wenn se­bas­ti­an bau­mer das was ihm an der re­pu­bli­ca fehlt viel­leicht selbst er­gänzt und zum bei­spiel ei­nen vor­trag hält mit dem „man tie­fer in ei­nen Kom­plex ein­stei­gen kann und dann am Ende auch et­was mit nach Hau­se neh­men kann“. ich wür­de mir das an­gu­cken und mich da­nach wie­der lie­bend gern mit ihm strei­ten. ein paar vor­schlä­ge für the­men gebe ich ihm auch ger­ne gleich mit: „no­ti­zen aus der ver­all­ge­mei­ne­rung­pra­xis“, „war­um hipps­ter so ne seu­che sind“ oder „wie ich es schaff­te, mei­ne schlech­te lau­ne los zu wer­den“.


pre:pu­bli­ca

felix schwenzel

  • fast alle tra­gen schon ihre #rp15-bad­ges um den hals. war­um?
  • mei­ne ipho­ne ka­me­ra boo­tet nicht. nur die sel­fie-ka­me­ra funk­tio­niert. das wird ne sel­fie:pu­bli­ca. das bild ist auch ein sel­fie-ka­me­ra-schuss.
  • jens best trägt die glei­che ja­cket­far­be wie ich. wein­rot.
  • als die son­ne noch schien, litt ich un­ter star­ker mis­an­thro­pie. seit die son­ne we­ni­ger in­va­siv am ho­ri­zont steht, lie­be ich wie­der fast alle men­schen. mis­an­thro­pie scheint also licht­in­du­ziert zu sein. bei mir.
  • tors­ten kleinz hat mir ver­spro­chen schrei­end aus mei­nem vor­trag zu lau­fen wenn ich ein „usafe-word“ sage.
  • es gibt wie­der nur ber­li­ner pil­se­ner. lei­der. schlimm. die tank­stel­le ne­ben­an wird mich öf­ter se­hen.
  • das wlan ist auch schon vor der re­pu­bli­ca löch­rig. lei­der.