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dis­cla­im, das lass lie­ber sein

felix schwenzel

man kann nicht aus­schlies­sen, dass wor­te bei ge­nü­gend druck ir­gend­wann mal ihre be­deu­tung än­dern. das pas­siert mit spra­che ja stän­dig. so be­deu­te­te blöd vor gar nicht all­zu lan­ger zeit mal schüch­tern. mit am­peln be­zeich­ne­te man mal klei­ne fla­schen.

weil deutsch­spra­chi­ge au­toren (auch) lie­ber kur­ze wor­te be­nut­zen, schrei­ben vie­le, wenn sie auf mög­li­che in­ter­es­sens­kon­flik­te oder ver­bin­dun­gen hin­wei­sen wol­len, statt ei­ner „of­fen­le­gung“ ei­nen „dis­clai­mer“ un­ter ihre tex­te. das pro­blem ist al­ler­dings, dass dis­clai­mer haf­tungs­aus­schluss (oder ver­zichts­er­klä­rung) be­deu­tet. woll­te man eine of­fen­le­gung verd­eng­li­schen, müss­te man dis­clo­sure schrei­ben.

zu­letzt ist mir das bei ei­nem text von frank schmie­chen auf­ge­fal­len, der mal „stellv. Chef­re­dak­teur“ von di­ver­sen sprin­ger-blätt­chen war und jetzt „Chef­re­dak­teur“ von gruen­der­sze­ne.de ist. un­ter sei­nem text schreibt er:

Dis­clai­mer: Axel Sprin­ger ist Ge­sell­schaf­ter der Ver­ti­cal Me­dia GmbH, dem Me­di­en­haus von Grün­der­sze­ne. Wei­te­re In­for­ma­tio­nen zur Ver­ti­cal Me­dia GmbH hier: www.vm­pu­bli­shing.com.

na­tür­lich ist es erst­mal lo­bens­wert, dass es sich auch bei deutsch­spra­chi­gen jour­na­lis­ten durch­setzt, auf mög­li­che in­ter­es­sens­kon­flik­te hin­zu­wei­sen. aber wenn noch nicht mal ein aus­ge­bil­de­ter jour­na­list in der lage ist, für eine of­fen­le­gung das kor­rek­te wort zu fin­den und ein­fach eins wählt das sich rich­tig an­hört und das an­de­re auch be­nut­zen, wer dann?

ich hab ja nichts ge­gen schlam­pig­keit oder deng­lisch in der spra­che, das kann sehr er­hel­lend und un­ter­halt­sam sein. ich bin auch ein gros­ser freund von wort-neu­schöp­fun­gen, vom zu­sam­men­set­zen und der re­kom­bi­na­ti­on von wör­tern, egal ob das re­gel­kon­form ab­läuft oder nicht. spra­che lebt und muss stän­dig neu ge­schöpft wer­den, von mir aus kann auch je­der der blog sa­gen. aber die ge­dan­ken­lo­se nut­zung von flos­keln, die be­nut­zung von wör­tern, die alle an­de­ren be­nut­zen, ohne auch nur ei­nen mo­ment über sie nach­zu­den­ken, das nervt. es ist na­tür­lich nach­voll­zieh­bar, dass auch deutsch­spra­chi­ge au­toren ihr mau­en tex­te hin und wie­der mit et­was an­g­lo-ame­ri­ka­ni­schem news­room-flair ver­se­hen wol­len und dann blind in die ihre deng­lisch­kis­te grei­fen.

fremd­wör­ter zu be­nutz­ten, um sei­ne ei­ge­ne be­le­sen­heit oder fremd­wort­kennt­nis zu de­mons­trie­ren, ist schon bei kor­rek­ter fremd­wort­nut­zung eher pein­lich. be­son­ders pein­lich wird’s aber, wenn man dann auch noch das fal­sche fremd­wort be­nutzt. des­halb emp­feh­le ich, im zwei­fel ein­fach bei der deut­schen be­zeich­nung zu blei­ben, vor al­lem wenn das ei­ge­ne eng­lisch mi­se­ra­bel ist.


ser­vice­teil: lis­te mit be­grif­fen zur ein­lei­tung ei­ner of­fen­le­gung, ohne dis­clai­mer zu nut­zen:

  • of­fen­le­gung: …
  • hin­weis: …
  • dis­clo­sure: …
  • btw: …
  • üb­ri­gens: …
  • ein­ge­ständ­nis: …
  • er­klä­rung: …
  • dar­le­gung: …
  • hin­weis auf mög­li­che in­ter­es­sens­kon­flik­te: …

an­de­rer­seits; scheiss drauf. viel­leicht soll­ten ge­ra­de ehe­mail­ge oder im­mer noch an­ge­stell­te sprin­ger-mit­ar­bei­ter, ihre un­kennt­nis of­fen­le­gen und ihre mög­li­chen in­ter­es­sens­kon­flik­te mit dem wort dis­clai­mer ein­lei­ten. alle an­de­ren, sie­he oben.

frank schmie­chen könn­te dann auch gleich drei flie­gen mit ei­ner klap­pe schla­gen: un­kennt­nis de­mons­trie­ren, un­pas­sen­de an­gli­zis­men nut­zen und sich schön kurz fas­sen:

Dis­clai­mer: Sprin­ger owns us.


[nach­trag 07.09.2015]

@di­plix Wir schrei­ben jetzt "Hin­weis" statt "Dis­clai­mer". Viel bes­ser. Thanks again.

Frank Schmie­chen (@gruen­der­kom­pakt07.09.2015 10:09

ist zwar im text noch nicht um­ge­setzt (stand 12:08), aber das wird dann be­stimmt noch.


was wol­len wir ei­gent­lich?

felix schwenzel

wolf­gang lü­nen­bür­ger will nicht mit na­zis re­den, un­ter an­de­rem weil: „To­le­ranz en­det mit z“.

pe­ter breu­er meint: „wir wer­den wohl oder übel mit ih­nen re­den müs­sen.“

und ich weiss es nicht, glau­be aber pa­ra­do­xer­wei­se, dass bei­de recht ha­ben. vor al­lem, weil die gren­zen eben nicht so klar zu zie­hen sind, wie wolf­gang lü­nen­bür­ger das dar­stellt. an­de­rer­seits bin ich ziem­lich rat­los. ich weiss noch nicht mal mehr, ob ich es gut fin­de, sich über hass­dep­pen lus­tig zu ma­chen, auch wenn das sehr gut ge­macht ist, wie hier von „just luca“.

viel­leicht ist auch was ganz an­de­res wich­tig. so wie sich vie­le seit jah­ren ab­mü­hen nar­ra­ti­ve ge­gen die über­wa­chung zu fin­den, soll­ten wir uns alle viel­leicht künf­tig ab­mü­hen, nar­ra­ti­ve für die ein­wan­de­rung und die in­te­gra­ti­on deutsch­lands in eu­ro­pa und die welt zu fin­den.

so wie der be­griff des da­ten­schutz si­cher­lich nicht be­son­ders ge­eig­net ist, um ge­gen die aus­ge­feil­ten nar­ra­ti­ve der über­wa­chungs­be­für­wor­ter an­zu­ge­hen („wer nichts zu ver­ber­gen hat, hat auch nichts zu be­fürch­ten“, „si­cher­heit!“), dürf­ten die­se (rich­ti­gen und wich­ti­gen) wor­te von bodo ra­me­low kaum ge­gen idio­ti­sche nar­ra­ti­ve wie „das boot ist voll“ an­kom­men:

Soll­te in die­sem Zu­wan­de­rungs­ge­setz fest­ge­legt wer­den, wie vie­le aus­län­di­sche Fach­kräf­te be­nö­tigt wer­den?

Nein. Ich leh­ne so­wohl eine Quo­te als auch eine Nütz­lich­keits-De­bat­te ab. Es geht viel­mehr dar­um, dass Deutsch­land ein Ein­wan­de­rungs­land ist. Wir müs­sen ein­fach zur Kennt­nis neh­men, dass un­se­re Ge­bur­ten­ra­te zu nied­rig ist, um die Ster­be­ra­te aus­zu­glei­chen.

was uns auch fehlt, ist ein po­si­ti­ves nar­ra­tiv um un­ser deutsch­land­bild zu be­schrei­ben. ich bin zum bei­spiel nie in mei­nem le­ben auf die idee ge­kom­men, zu be­haup­ten ich sei „stolz“ dar­auf deut­scher zu sein. im ge­gen­teil, in mei­ner ju­gend­zeit emp­fand ich un­ser land (und sei­ne po­li­tik) eher be­schä­mend (deutsch­land­hass, über den alan po­se­ner hier re­flek­tiert, hat­te ich al­ler­dings auch nie). ich habe aber wäh­rend mei­nes ers­ten län­ge­ren aus­lands­auf­ent­halt ge­merkt, dass ich deutsch­land und vie­le der le­bens­wei­sen hier doch sehr schät­ze, vor al­lem die kri­ti­sche und un­pa­the­ti­sche hal­tung un­se­rer ei­ge­nen ge­schich­te ge­gen­über, aber auch eine ge­wis­se ra­tio­na­li­tät und di­stanz zu un­se­rer rol­le in der welt.

aber ich glau­be wir ha­ben alle auf hal­ben weg auf­ge­hört uns ge­dan­ken dar­über zu ma­chen, wie man ein po­si­ti­ves deutsch­land­bild auf­bau­en könn­te oder deutsch-sein neu, kon­struk­tiv, in­klu­siv und men­schen­freund­lich de­fi­nie­ren könn­te. uns fällt es im­mer noch irre schwer, men­schen mit an­de­rer haut­far­be oder her­kunft als deut­sche zu be­zeich­nen. noch im­mer muss man durch bü­ro­kra­ti­sche, kaf­ka­es­ke müh­len lau­fen, um als deut­scher staats­bür­ger an­er­kannt zu wer­den, statt ein­fach zu sa­gen, wer in deutsch­land ge­bo­ren wur­de, ist deut­scher. war­um fällt es uns so schwer die eu­ro­päi­sche in­te­gra­ti­on, das zu­sam­men­rü­cken der eu­ro­päi­schen staa­ten po­si­tiv dars­zu­stel­len oder gar als er­stre­bens­wer­tes na­tio­na­les ide­al an­zu­se­hen? war­um fällt es uns so schwer uns zu­erst als welt­bür­ger, als eu­ro­pä­er und dann als deut­sche zu be­grei­fen? so wie je­mand in dal­las zu­erst ame­ri­ka­ner ist und erst dann te­xa­ner.

war­um glau­ben wir in ei­ner ver­netz­ten, von­ein­an­der wirt­schaft­lich und po­li­tisch auf al­len ebe­nen ver­wo­be­nen welt, im­mer noch, na­tio­na­le in­ter­es­sen sei­en wich­ti­ger als eu­ro­päi­sche? wie kommt es, dass wir glau­ben, deutsch­land sei ohne dich­te wur­zeln und ver­äs­te­lun­gen in alle tei­le der welt ir­gend­wie über­le­bens­fä­hig?

war­um glau­ben wir im­mer noch, wir müss­ten ar­men län­dern („afri­ka“) hel­fen, statt zu er­ken­nen, dass wir uns der welt öff­nen müs­sen und an­de­re, schwä­che­re, staa­ten oder men­schen zur ab­wechs­lung auch mal ge­recht und fair be­han­deln müss­ten, statt im­mer nur auf un­se­re (wirt­schaft­li­chen, po­li­ti­schen) vor­tei­le zu be­dacht sein?

oder ganz an­ders ge­fragt: kann es sein, dass wir in den letz­ten jahr­zehn­ten ver­passt ha­ben, trag­fä­hi­ge ideen zu ent­wi­ckeln, wel­che rol­le wir in der welt spie­len wol­len und wel­che rol­le die welt in uns spie­len soll? war­um glau­ben wir im­mer noch, iso­la­ti­on sei eine al­ter­na­ti­ve zur glo­ba­li­sie­rung? war­um glau­ben wir im­mer noch, deutsch-sein habe et­was mit der haut­far­be oder her­kunft zu tun?

ich glau­be ei­nes der (vie­len) pro­ble­me, des­sen aus­wir­kun­gen wir jetzt zu spü­ren be­kom­men, ist die un­be­ant­wor­te­te fra­ge nach un­se­rer iden­ti­tät, die fra­ge nach dem, was wir ei­gent­lich wol­len, als na­ti­on, als eu­ro­pä­er, als men­schen. die­se de­bat­te ha­ben wir nie nach­voll­zieh­bar und kon­struk­tiv ge­führt — oder zu­min­dest nie zu ei­nem greif­ba­ren er­geb­nis ge­führt.


aus­fall wir­res.net vom 20. bis zum 23. au­gust

felix schwenzel

die von can­dan.eu (oder can­host.eu) sind wit­zig. nach bald 48 stun­den #‎ser­ver­aus­fall las­sen sie ihre kun­den wis­sen, dass vor­aus­sicht­lich 4-5 mo­na­te ih­rer da­ten (da­ten­ban­ken, emails, web­da­ten) weg sind, weil sie „aus­drück­lich kei­ne Back­ups aus­füh­ren“ und ihr „RADI10 ab­ge­schmiert“ ist. zi­tat aus der kun­den­mail:

Wir be­dau­ern dies sehr und sind selbst ge­schockt, da es (zum Glück) äu­ßerst sel­ten zu sol­chen Aus­fäl­len mit Da­ten­ver­lust kommt, doch auch ein RAID10 ist nur teu­er, und bie­tet kei­nen Schutz vor Da­ten­ver­lust. Wir ver­si­chern Ih­nen je­doch, dass die Ser­ver­struk­tur von uns nun akri­bisch über­prüft wird, um die Si­cher­heit Ih­rer Da­ten zu ge­währ­leis­ten, wir wer­den nach und nach die Fest­plat­ten SSD in an­de­ren Sto­rage-Sys­te­me prü­fen, und aus­wech­seln, so dass es nicht er­neut zu solch ei­ner Stö­rung kom­men wird.

je­mand der bei wahr­schein­lich sehr, sehr vie­len kun­den die da­ten meh­re­rer mo­na­te ver­dad­delt hat meint, er kön­ne ei­nem weis­ma­chen er wer­de _nun_ akri­bisch prü­fen und die si­cher­heit der da­ten „ge­währ­leis­ten“? sehr gu­ter witz!


wir­res.net hat den plat­ten­aus­fall jetzt nach fast 3 ta­gen off­line-sein ohne grös­se­re da­ten­ver­lus­te über­lebt (ein paar no­ti­zen vom tag des plat­ten­aus­falls sind weg). die web­sei­ten der bei­fah­re­rin (und un­zäh­li­gen an­de­re) ha­ben jetzt ein vier-mo­na­ti­ges loch, bzw. sind auf dem stand vom april märz die­sen jah­res.

can­dan habe ich jah­re­lang an freun­de und kun­den emp­foh­len. von die­ser emp­feh­lung möch­te ich ab so­fort aus­drück­lich ab­stand neh­men. vor drei mo­na­ten war ich be­reits von den stän­di­gen pro­ble­men mit mei­nem hos­ter can­dan ex­trem ge­nervt, habe aber (vor al­lem aus be­quem­lich­keit) noch ab­stand ge­nom­men kon­kre­te um­zugs­plä­ne für mein zu­hau­se in an­griff zu neh­men. das dürf­te sich jetzt än­dern. aus­fäl­le und tech­ni­sche pro­ble­me sind das eine, ver­lo­re­nes ver­trau­en ist was ganz an­de­res. das kunst­stück, mich nach 13 jah­ren dazu zu brin­gen mir ei­nen neu­en hos­ter zu su­chen, ist can­dan jetzt aber ge­lun­gen.


blend­le.de

felix schwenzel

vor ein paar ta­gen wur­de ich von blend­le ge­fragt, ob ich für blend­le beta-tes­ten und ar­ti­kel ku­ra­tie­ren möch­te. geld be­kä­me ich da­für nicht, aber da­für ei­nen „ei­nen Free-Ac­count, mit dem du so­viel le­sen kannst wie du möch­test“. da ich mich — in al­ler be­schei­den­heit — für ei­nen ganz gu­ten tes­ter, feed­back-ge­ber und ku­ra­to­ren hal­te, war ich na­tür­lich ein biss­chen ent­täuscht, nicht auch noch ein fürst­li­ches ho­no­rar an­ge­bo­ten zu be­kom­men.

seit sams­tag habe ich jetzt zu­griff auf blend­le und ob­wohl ich jetzt schon 26 ar­ti­kel ge­kauft habe, sind mei­ne zwei euro fünf­zig blend­le-be­grüs­sungs­geld noch bei € 2,50. of­fen­bar kann ich also so viel le­sen wie ich möch­te.

le­sen kann ich in den je­weils ak­tu­el­len aus­ga­ben (und de­ren ar­chiv, das bei blend­le un­ge­fähr 2 mo­na­te zu­rück­geht) vom spie­gel, der FAZ und FAS, der süd­deut­schen, der zeit, dem ta­ges­spie­gel, im stern, der neon, der bri­git­te, der gala und ein paar sprin­ger-kack­blät­tern. es gibt auch ein paar eng­lisch­spra­chi­ge blät­ter, die wa­shing­ton post, das wall street jour­nal und den eco­no­mist, von dem man ja sehr viel gu­tes hört, aber in dem ich bis­her eher we­nig ge­le­sen habe.

die links in die­sem ab­satz füh­ren alle die noch kei­ne blend­le-mit­glie­der sind in eine sack­gas­se, sor­ry. so lan­ge blend­le nicht of­fi­zi­ell ge­launcht ist, kommt man of­fen­bar noch nicht rein. noch­mal sor­ry.
[nach­trag 24.08.2015]
blend­le-be­nut­zer die die links kli­cken, be­kom­men of­fen­sicht­lich ohne wei­te­re rück­fra­ge die kos­ten der ar­ti­kel von ih­rem kon­to ab­ge­zo­gen.

tat­säch­lich habe ich heu­te zum ers­ten mal wie­der die frank­fur­ter all­ge­mei­en sonn­tags­zei­tung ge­le­sen, un­ter an­de­rem die­sen er­staun­lich dif­fe­ren­zier­ten, aber auch enorm un­ent­schlos­se­nen ar­ti­kel über das wohl und wehe des ur­he­ber­rechts­schut­zes, ste­fan nig­ge­mei­er über kon­struk­ti­ve nach­rich­ten, oder die­se von ju­li­an traut­hig um­ge­schrie­be­ne und in der FAS ver­öf­fent­lich­ten pres­se­mit­tei­lung von joey’s piz­za. ach, und noch ei­nen FAS/FAZ-text übers tro­pi­cal is­land (mög­li­cher­wei­se hört das erst auf, wenn alle die re­dak­ti­on kom­plett durchs tro­pi­cal-is­land ge­schleust wur­de).

das blend­le-le­sen am com­pu­ter-bild­schirm ist we­gen des ho­ri­zon­ta­len scrol­lings et­was ge­wöh­nungs­be­dürf­tig, aber auf dem mo­bil­te­le­fon-brow­ser schmerz­frei und ein­fach — um nicht zu sa­gen vor­bild­lich. eine app ver­mis­se ich hier nicht, so dass ich noch nicht mal ge­prüft habe, ob es eine app gibt. al­les funk­tio­niert so wie man es er­war­tet. an­mel­den kann man sich pass­wort­los, in­dem man sich ei­nen tem­po­rä­ren, ma­gi­schen log­in-link per mail schi­cken lässt, oder sich per face­book oder twit­ter an­mel­det. im ge­gen­teil zu so­books und der spie­gel-ma­ga­zin-brow­ser­an­sicht kann man alle tex­te auch per copy und pas­te ko­pie­ren

die na­vi­ga­ti­on ist über­sicht­lich und mit der emp­feh­lungs­funk­ti­on wer­den po­pu­lä­re ar­ti­kel nach oben ge­spült, bzw. hoch­emp­foh­len. das blend­le-in­ter­ne wei­ter­emp­feh­len geht ein­fach, man kann emp­feh­lun­gen mit tweet­län­ge kom­men­tie­ren, man kann sich au­toren- oder stich­wor­t­al­erts er­stel­len, die such­funk­ti­on funk­tio­niert ganz or­dent­lich …

kurz ge­sagt: blend­le kommt mir vor, wie ein wahr­ge­wor­de­ner traum.

wie oft habe ich mich in den letz­ten jah­ren ge­fragt, war­um der spie­gel kei­ne ein­zel­ar­ti­kel ver­kauft, son­dern mich im­mer nur mit be­scheu­er­ten abo-fal­len nervt oder zum heft-kauf nö­tigt. wie oft habe ich mich ge­fragt, war­um sich zei­tun­gen nicht auf ein ein­heit­li­ches, fai­res zahl­sys­tem für ein­zel­ar­ti­kel ei­ni­gen, son­dern tex­te hin­ter un­durch­dring­ba­ren an­mel­de­sys­te­men und apo­the­ken­prei­sen ver­ste­cken. und plötz­lich geht’s, plötz­lich sind alle re­le­van­ten sehr vie­le deutsch­spra­chi­ge pres­se­tex­te nur noch ei­nen klick ent­fernt.

dem of­fe­nen, frei­en netz, der link­kul­tur, dem of­fe­nen aus­tausch tut ein sol­ches an­ge­bot na­tür­lich nicht gut, wie man an den blend­le-links, die ich oben ge­setzt habe sieht; 99% mei­ner le­ser schi­cke ich mit den links ge­gen eine un­durch­dring­ba­re wand, weil blend­le noch nicht of­fen ist und die we­nigs­ten zu­griff auf blend­le ha­ben. aber selbst wenn blend­le end­lich für je­den zu­gäng­lich sein soll­te, steht vor dem le­sen eine kur­ze an­mel­de­pro­ze­dur und ein ge­schlos­se­nes öko­sys­tem. ex­em­pla­risch ist da­für ein ganz or­dent­lich re­cher­chier­ter ar­ti­kel von phil­ipp sick­mann im ta­ges­spie­gel (den ich zu­erst auf blend­le, dank der emp­feh­lungs­funk­ti­on, ge­fun­den habe). sick­mann fasst dar­in die be­den­ken ei­ni­ger frü­her in­ter­net­nut­zer zu­sam­men, die vor den ge­sell­schaft­li­chen fol­gen war­nen, die ent­ste­hen könn­ten, „wenn die Sicht auf die Welt von we­ni­gen Diens­ten be­stimmt wird.“ sick­mann zi­tiert den ira­ni­schen blog­ger hos­sein der­akhs­han:

In sei­nem Bei­trag „The Web We Have To Save“, er­schie­nen auf Me­di­um.com, kri­ti­siert er die Ent­wick­lun­gen un­se­rer Zeit: Die vor­herr­schen­den so­zia­len Netz­wer­ke wür­den den Hy­per­link ent­wer­ten, der all­ge­gen­wär­ti­ge Stream sei nun die do­mi­nan­te Form, um In­for­ma­tio­nen zu or­ga­ni­sie­ren.

das schreibt er auf ta­ges­spie­gel.de, ganz iro­nie­frei, ohne ei­nen ein­zi­gen link. ok, der text ent­hält zwei hy­per­links auf an­de­re ta­ges­spie­gel-tex­te. auf blend­le fin­det sich im text kein ein­zi­ger link.


ich hole das mit den links mal nach. hier ein paar links die in dem text von phil­ipp sick­mann hät­ten ge­setzt wer­den kön­nen:

  me­di­um.com/mat­ter: The Web We Have to Save

pes­si­mis­ti­sches, lan­ges le­se­stück von hos­sein der­akhs­han, die we­gen sei­nes blogs für 6 jah­re im iran im ge­fäng­nis sass und der das alte web, das vor sei­ner in­haf­tie­rung, ver­misst. zu gros­sen tei­len gebe ich ihm recht, an man­chen stel­len sei­nes tex­tes möch­te ich wi­der­spre­chen und fin­de sei­ne dar­stel­lung zu ein­di­men­sio­nal. aber in ei­nem punkt hat er si­cher­lich recht:

But the sca­riest out­co­me of the cen­tra­liza­ti­on of in­for­ma­ti­on in the age of so­cial net­works is so­me­thing else: It is ma­king us all much less powerful in re­la­ti­on to go­vern­ments and cor­po­ra­ti­ons.

[nach­trag 23.08.2015]

den text gibt’s in der zeit auch auf deutsch.

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 15.07.2015 06:26)

(von jen­ni­fer gra­nick)


die lin­k­lo­sig­keit und der si­lo­charak­ter sind ein ech­ter wer­muts­trop­fen bei blend­le. blend­le ist wirk­lich toll, ein ganz gros­ser schritt nach vor­ne und ein wahr­ge­wor­de­ner traum al­ler ex­zes­si­ven le­ser. ich habe kei­ne ah­nung wann sich blend­le für alle öff­net — aber ich hof­fe bald!


schot­ti­scher whis­ky

felix schwenzel

vor un­ge­fähr 20 jah­ren war ich mal per bus und bahn in schott­land. an die rei­se­rou­te und die orte die ich be­sucht habe, er­in­ne­re ich mich kaum. ich er­in­ne­re mich an edin­burgh, ull­a­pool und dass ich eine whis­ky-bren­ne­rei be­sucht habe. wel­che das war, weiss ich nicht mehr. ich er­in­ne­re mich aber noch an vie­le de­tails, an die mai­sche-be­häl­ter und die pro­be am ende der de­stil­le­rie-tour und dass ich dort be­merk­te, dass ich whis­ky nicht be­son­ders mag. aber da­mals war ich ja auch in mei­nem zwan­zi­gern. an den ge­schmack von whis­ky wur­de ich erst in mei­nem stu­di­um lang­sam her­an­ge­führt, durch den viel­fa­chen ge­nuss von whis­ky-sour und ir­gend­wann mal ei­ner fla­sche ja­pa­ni­schen sin­gle malt whis­kys, die ein kol­le­ge zu ir­gend­ei­nem an­lass mal mit ins büro brach­te.

whis­ky-sour mag ich im­mer noch, aber auf idee whis­ky pur zu trin­ken bin ich in den letz­ten 12 jah­ren nicht ein­mal ge­kom­men.

und dann sind wir im som­mer nach schott­land ge­fah­ren. start­punkt war wie­der edin­burgh, von dort über fort wi­liam auf die in­sel skye, über ull­a­pool und loch­in­ver rich­tung in­ver­ness und wie­der nach edin­burgh. auf der in­sel skye bin in in dun­ve­gan, abends in ei­nem re­stau­rant, zum ers­ten mal seit 12 jah­ren auf die idee ge­kom­men ei­nen (sin­gle malt) whis­ky zu be­stel­len. ich wähl­te den 10 jah­re al­ten ta­lis­ker aus, weil der auf skye her­ge­stellt wird und im ge­gen­teil zu den äl­te­ren whis­kys be­zahl­bar war.

dem ta­lis­ker sagt man nach, dass er sehr tor­fig sei, klär­te mich die bei­fah­re­rin auf, die sehr viel bes­ser auf die rei­se vor­be­rei­tet war als ich. ich fand den whis­ky dann aber nicht tor­fig, son­dern eher tee­rig. ein ge­ruch und ge­schmack mit dem ich durch­aus durch­aus po­si­ti­ve er­in­ne­run­gen ver­bin­de, zum bei­spiel an strand­ur­lau­be in mei­ner kind­heit, bei de­nen ich da­mals öf­ter klei­ne teer­stü­cke auf dem strand oder un­ter mei­nen füs­sen fand. der whis­ky roch qua­si som­mer­lich, ein biss­chen wie von der son­ne auf­ge­weich­ter asphalt. die bei­fah­rein fand den ta­lis­ker scheuss­lich, sie fand den teer/asphalt ge­ruch un­er­träg­lich.

ich er­kann­te aber, dass die­ser doch sehr cha­rak­te­ris­ti­sche ge­schmack ei­nen rie­si­gen vor­teil hat­te: je­des mal wenn ich von jetzt an ta­lis­ker trin­ken wür­de, wer­de ich an dun­ve­gan und die in­sel skye den­ken müs­sen. um die­se prä­gung zu ver­stär­ken, ha­ben wir dann na­tür­lich auch die de­stil­le­rie be­sucht. un­se­re bed and break­fast wir­tin riet uns zwar von dem be­such ab, man wür­de dort ei­nen un­ver­schäm­ten ein­tritts­preis neh­men, der whis­ky sei un­ge­niess­bar und der whis­ky im ta­lis­ker-la­den wäre teu­rer als über­all sonst auf der welt — aber das hielt uns nicht vom be­such ab.

die de­stil­le­rie ist be­mer­kens­wert klein und ab­ge­le­gen und nur über eine ein­spu­ri­ge stras­se zu er­rei­chen. wo­bei die ein­spu­ri­gen stras­sen in den high­lands gar nicht so un­üb­lich sind. glück hat­ten wir auch mit der füh­rung, die zwar 9 pfund pro per­son kos­te­te, aber gleich nach un­se­rer an­kunft los­ging. fo­to­gra­fie­ren war bei ta­lis­ker fast nir­gend­wo er­laubt, des­halb habe ich dort auch kaum fo­tos ge­macht. aber die pro­duk­ti­on wird ei­nem bei ta­lis­ker — und al­len an­de­ren de­stil­le­rien die wir be­sucht ha­ben — sehr de­tail­iert und lie­be­voll er­klärt. bei ta­lis­ker, aber auch vie­len an­de­ren de­stil­le­rien, wird der gers­ten­malz nicht mehr selbst her­ge­stellt. die gers­te wird von zu­lie­fe­rern ge­mälzt (also ge­wäs­sert und nach 2-3 ta­gen kei­mung ge­trock­net) und da­nach über torf­rauch aro­ma­ti­siert. bei tal­si­ker, wie ge­sagt, ver­hält­nis­mäs­sig stark. aber ge­mah­len wird der malz bei ta­lis­ker dann na­tür­lich noch selbst, mit ei­ner ein­zi­gen müh­le die auch schon seit jahr­zehn­ten feh­ler­frei und klag­los ih­ren dienst ver­rich­te.

die de­tails die ei­nem die tour-gui­des so er­zäh­len, sind na­tür­lich von vor­ne bis hin­ten dar­auf aus­ge­rich­tet dem be­su­cher ein nar­ra­tiv in den kopf zu set­zen, dass er dann in sei­nem kopf ab­spie­len kann, wenn er den ent­spre­chen­den whis­ky trinkt. so be­haup­te­te un­se­re tour-füh­re­rin, dass für be­stimm­te pro­duk­ti­ons­schrit­te aus­schliess­lich re­gen­was­ser be­nutzt wür­de und in ei­nem be­son­ders tro­cke­nen som­mer so­gar die pro­duk­ti­on für ein paar tage ge­stoppt wur­de, weil man die­se pro­duk­ti­ons­schrit­te eben nur mit dem was­ser das man „schon im­mer“ ver­wen­det habe durch­füh­ren woll­te. was mir aber vor al­lem im ge­däch­nis blieb — bei je­der ein­zel­nen de­stil­le­rie die wir be­sucht ha­ben — sind die un­ter­schied­li­chen ge­rü­che. der ge­ruch bei den mai­sche-kes­seln, in de­nen der zu­cker in meh­re­ren schrit­ten aus dem malz aus­ge­wa­schen wird (das er­gibt dann die „wür­ze“), der ge­ruch der fer­men­tie­rungs- oder gä­rungs­be­häl­ter, in de­nen dem die wür­ze von he­fen zu ei­ner art bier um­ge­wan­delt wird. wi­ki­pe­dia:

Die ent­ste­hen­de Gär­brü­he (wash) hat ei­nen Al­ko­hol­ge­halt von sechs bis zehn Pro­zent und ist mit ei­nem star­ken Bier ohne Hop­fen ver­gleich­bar.

der ge­ruch der de­stil­lier­kes­sel und um den spi­rit safe, durch den das de­stil­lat zur steu­er­li­chen er­fas­sung fliesst und um die brän­de vom qua­li­ta­tiv min­der­wer­ti­gen vor­lauf und nach­lauf zu tren­nen. der ge­ruch der brän­de in den de­stil­lier­räu­men ist wun­der­bar, fast un­an­ge­nehm in­ten­siv.



vie­le de­stil­lie­ri­en ver­bie­ten dort fo­tos aus „si­cher­heits­grün­den“, weil die be­su­cher an­geb­lich vom al­ko­hol­ge­halt in der luft und der hit­ze der brenn­bla­sen um­ge­hau­en wer­den könn­ten. in ei­ner der vier de­stil­le­rien die wir be­sucht ha­ben (ben­ro­mach) liess uns der tour-füh­rer an den ver­schie­de­nen de­stil­la­ten rie­chen, ein­mal am vor­lauf, ein­mal am nach­lauf und ein­mal am mit­tel­lauf (midd­le cut, he­art). vor- und nach­lauf ro­chen (na­tur­ge­mäss) we­ni­ger gut, aber im mit­tel­lauf, der nach min­des­tens 3 jah­ren rei­fe dann whis­ky ge­nannt wer­den darf, roch man be­reits deut­lich den geist des whis­kys. der tour-füh­rer schlug vor et­was vom mit­tel­lauf-brand auf den hand­flä­chen zu ver­tei­len, den al­ko­hol ver­flie­gen zu las­sen und dann an den hän­den zu rie­chen. er­staun­li­cher­wei­se konn­te man an die­sem de­stil­lat be­reits her­be ei­chen­no­ten er­ken­nen, auch ein biss­chen le­der- und frucht­spu­ren — whis­ky-ge­ruch eben. das roch je­den­falls so gut, dass ich mir vor­nahm, soll­te ich mich je­mals wie­der glatt­ra­sie­ren, whis­ky künf­tig als ra­sier­was­ser zu be­nut­zen.

un­ver­ständ­lich fand ich, war­um man bei ta­lis­ker auf ei­nen gang in die fass­la­ger ver­zich­te­te. wir konn­ten le­dig­lich ei­nen blick durch eine glas­schei­be auf eins der her­ge­rich­te­ten la­ger­häu­ser wer­fen.

spä­ter bei glen mo­ray und glen­fid­dich zeig­te sich, dass der gang in die la­ger olfak­to­risch das tolls­te er­leb­nis ist. da aus den whis­ky-fäs­sern, die fast alle aus ei­chen­holz be­stehen und zum gröss­ten teil im­por­tier­te, ein­mal ge­brauch­te, ame­ri­ka­ni­sche bour­bon-fäs­ser sind, pro jahr etwa 2-3 pro­zent whis­ky ver­duns­ten, rie­chen die la­ger­häu­ser ent­spre­chend in­ten­siv und an­ge­nehm nach whis­ky. al­ko­hol-pro­du­zen­ten nen­nen das den an­gel’s share, also den an­teil der en­gel. sehr schön eso­te­risch.

all die­se ge­ruchs­er­leb­nis­se ha­ben das po­ten­zi­al aus whis­ky-ver­ach­tern lieb­ha­ber zu ma­chen, die be­su­cher so­zu­sa­gen mit whis­ky, durch die nase, an­zu­fi­xen. bei glen mo­ray und glen­fid­dich ging man so­gar so weit uns be­su­cher in ein paar fäs­ser rein­rie­chen zu las­sen.

bei ben­ro­mach konn­ten wir auch die ge­mälz­te, ge­trock­ne­te und ge­räu­cher­te gers­te pro­bie­ren — und in al­len de­stil­le­rien konn­te man na­tür­lich auch, am ende der füh­rung, das fer­ti­ge pro­dukt pro­bie­ren. ich nicht wirk­lich, weil ich ja fah­ren muss­te. auf die fah­rer-si­tua­ti­on war ei­gent­lich nur glen­fid­dich vor­be­rei­tet, die fah­rer be­ka­men für den preis der füh­rung eine mini-fla­sche 12 jah­re al­ten glen­fid­dich ge­schenkt. na­tür­lich habe ich die whis­kys doch alle ein ganz klein biss­chen pro­biert.


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gross­zü­gi­ges pro­bier­ge­la­ge bei glen­fid­dich. et­was stil­los fand ich, dass man zum whis­ky lei­tungs­was­ser statt des viel ge­lob­ten quell­was­sers (das in je­dem pro­duk­ti­ons­schritt ge­nutzt wer­de) ser­viert. ach, das quell­was­ser wird auch nicht zur de­stil­lats­küh­lung und gers­ten­quel­lung ge­nutzt.

ursprünglich veröffentlicht am 04.08.2015


wie oben in der bild­un­ter­schrift an­ge­deu­tet, die de­stil­le­rien le­gen sehr gros­sen wert auf das was­ser, das sie für die whis­ky-her­stel­lung ver­wen­den. al­ler­dings dann eben doch nicht in je­dem pro­duk­ti­ons­schritt — und auch nicht bei der ver­kos­tung. alle de­stil­le­rien emp­feh­len näm­lich dem whis­ky ein paar trop­fen was­ser zu­zu­fü­gen, weil sich der ge­schmack dann bes­ser ent­fal­te (un­ge­kühlt soll man den whis­ky so­wie­so trin­ken). nur: kei­ne ein­zi­ge de­stil­le­rie schenk­te zur ver­kos­tung das je­weils ver­wen­de­te quell­was­ser aus.

auch eine an­de­re kom­po­nen­te die den ge­schmack des whis­kys ent­schei­dend be­ein­flus­sen dürf­te wur­de bei kei­ner ein­zi­gen füh­rung über eine er­wäh­nung hin­aus wei­ter er­klärt: die hefe die den gers­ten­zu­cker in al­ko­hol, bzw. bier um­wan­delt. klar scheint zu sein, dass alle de­stil­le­rien braue­rei­he­fe ver­wen­den, aber ob sie be­stimm­te he­fe­fa­mi­li­en oder mi­schun­gen ver­wen­den, ob die he­fen ge­ne­tisch mo­di­fi­ziert sind, wie sie her­ge­stellt wer­den — dar­über re­det kei­ner. das in­for­ma­tivs­te was ich zu die­sem the­ma fin­den konn­te war die­ser ar­ti­kel auf whis­ky­sci­ence.blog­spot.com. kom­pli­zier­tes the­ma, aber bei ei­nem pro­dukt das nur aus 3 zu­ta­ten (gers­te, was­ser, hefe) und ge­le­gent­lich torf-rauch her­ge­stellt wird, ist das ei­gen­tüm­lich.


wo wir wa­ren:

  • ta­lis­ker (goog­le-kar­te): ab­ge­le­ge­ne de­stil­le­rie, sehr gute füh­rung, lei­der ohne la­ger-be­sich­ti­gung und ohne fo­to­er­laub­nis. zu pro­bie­ren gabs 10 ml ta­lis­ker storm, die whis­kys im an­ge­schlos­se­nen la­den wa­ren nicht güns­tig, mit tour­ti­cket (9 pfund) gäbe es aber 4 pfund ra­batt auf den ein­kauf.
  • ben­ro­mach (goog­le-kar­te): eher un­schön im ge­wer­be­ge­biet von for­res ge­le­ge­ne, sehr klei­ne de­stil­le­rie mit nur 3 per­so­nen in der pro­duk­ti­on. der whis­ky den die be­sit­zer­fa­mi­lie hier her­stel­len möch­te soll klas­sisch, wie vor den den 60er jah­ren schme­cken. zu pro­bie­ren gabs nen 10 jah­re al­ten sin­gle malt mit sehr leich­ter torf-note, den ich eher un­spek­ta­ku­lär fand, wahr­schein­lich weil ich das nar­ra­tiv und die lage der de­stil­le­rie eher un­spek­ta­ku­lär fand. die tour-ti­ckets kos­te­ten 6 pfund, die füh­rung war eine der bes­se­ren, vor al­lem we­gen dem rie­chen­las­sen an den brän­den. das image-vi­deo am an­fang der füh­rung war gräss­lich (kann man hier se­hen).
  • glen mo­ray (goog­le-kar­te): land­schaft­lich wun­der­bar ge­le­ge­ne, sehr fo­to­ge­ne, alte de­stil­le­rie, die ein­zi­ge in der wir kei­nen ein­tritt zah­len muss­ten und über­all fo­to­gra­fie­ren durf­ten. das la­ger­haus das wir be­sich­ti­gen durf­ten roch sen­sa­tio­nell und man liess uns auch in fäs­ser rein­rie­chen. zur ver­kos­tung gab es 4 ver­schie­de­ne sor­ten, die vier­te sor­te war eine torf­rauch- (peat) las­ti­ge son­der­edi­ti­on (ohne al­ters­an­ga­be), die ich sehr ver­füh­re­risch fand, ei­ner­seits we­gen des ge­schmacks, an­de­rer­seits, weil die son­der­edi­ti­on nur in gross­bri­ta­ni­en ver­trie­ben wür­de.
  • glen­fid­dich (goog­le-kar­te): gröss­te un­ab­hän­gi­ge de­stil­le­rie die wir be­sucht ha­ben, mög­li­cher­wei­se auch in ganz schott­land. wenn ich es recht ver­stan­den habe, macht glen­fid­dich fast al­les selbst, auch die ab­fül­lung. die tour und das be­su­cher­ma­nage­ment war mit ab­stand am pro­fes­sio­nells­ten und sehr de­tail­reich und lie­be­voll. be­son­ders de­tail­liert wur­de die ver­mäh­lung der in ver­schie­de­nen fäs­sern ge­reif­ten spi­rits er­klärt, also der vor­gang in dem die whis­kys, die in ver­schie­de­nen fass­ar­ten ge­reift sind, ver­mischt (ver­mählt) wer­den. ins­be­son­de­re auf das so­le­ra-ver­fah­ren ist man bei glen­fid­dich sehr stolz, zu dem sich ein kel­ler­meis­ter bei ei­nem be­such von spa­ni­schen sher­ry-kel­le­rei­en in­spi­rie­ren hat las­sen. horst lü­ning er­klärt das ver­fah­ren in sei­nem vi­deo zum 15 jah­re al­ten glen­fid­dich so­le­ra ganz gut. hier gabs auch vier sor­ten zu pro­bie­ren.
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zum ab­schied viel son­ne bei glen­fid­dich.

ursprünglich veröffentlicht am 04.08.2015


in schott­land ha­ben wir kei­nen whis­ky ge­kauft. so­wohl der wech­sel­kurs des pfunds, die prei­se der de­stil­le­rien, als auch un­se­re angst vor ge­päck­über­ge­wicht spra­chen da­ge­gen. tat­säch­lich wa­ren die bei­den sor­ten die wir ha­ben woll­ten bei ama­zon am güns­tigs­ten und auch per prime zu be­kom­men:

  • [-wer­be­link] ta­lis­ker storm. die bei­fah­re­rin fand den im ge­gen­teil zum re­gu­lä­ren ta­lis­ker an­ge­neh­mer und nicht so tor­fig/tee­rig. ich mag den auch sehr ger­ne, auch wenn ich mir ir­gend­wann mal den re­gu­lä­ren, tor­fi­ge­ren ta­lis­ker leis­ten wer­de.
  • [-wer­be­link] glen mo­ray clas­sic port cask fi­nish. den hat­ten wir bei glen mo­ray pro­biert und bei­de für an­ge­nehm aus­ge­wo­gen be­fun­den und tat­säch­lich eine spur fruch­ti­gen port­wein­an­klang drin ge­fun­den. mich er­in­nert er je­den­falls in ge­schmack und duft, an den sehr an­ge­neh­men mo­ment, in dem ich mei­ne nase in ein (mit whis­ky ge­füll­tes) port­wein­fass bei glen mo­ray ge­steckt habe.

ich bin wirk­lich kein whis­ky-ken­ner, aber ich ken­ne jetzt ein paar whis­kys. so wie die whis­ky-her­stel­lung in vie­len aspek­ten leicht eso­te­risch an­mu­tet und sich bei­na­he zwang­haft tra­di­tio­nell dar­stellt, so kann ich mir jetzt je­des glas whis­ky mit mei­nen er­in­ne­run­gen auf­la­den. das klappt üb­ri­gens auch ganz gut mit port­wein, nach­dem ich mir vor ziem­lich ge­nau 26 jah­ren ei­nen ziem­lich gu­ten schwipps in di­ver­sen port­wein-kel­le­rei­en an­ge­trun­ken hat­te. mit (ab­ge­ris­se­nem) ba­guette und be­stimm­ten kä­se­sor­ten klappt das auch, da muss ich im­mer an strand­ur­laub in frank­reich den­ken.



[nach­trag 18.08.2015]
auf den tipp von da­ni­el in den kom­men­ta­ren habe ich mir ges­tern die vi­deo-füh­rung durch die laphro­aig de­stil­le­rie an­ge­se­hen und eine fla­sche 10 jah­re al­ten laphro­aig ge­kauft (whis­ky.de-store, mit ver­kos­tungs-vi­deo). schmeckt toll, ich mag das war­me, er­di­ge, gar nicht tee­ri­ge und auch gar nicht so rau­chi­ge. und, oh wun­der, der bei­fah­re­rin schmeckt er auch. dem kind schme­cken we­der ta­lis­ker, noch der laphro­aig, da­für aber der glen mo­ray port cask.


“first open­ly ass­ho­le pre­si­dent”

felix schwenzel in notiert

in den letz­ten ta­gen wur­de ja viel über be­lei­di­gun­gen ge­re­det, zu­min­dest in den dis­kus­si­ons­strän­gen (ins­be­son­de­re auf face­book) zu die­sem ar­ti­kel.

ges­tern habe ich mal wie­der jon ste­warts dai­ly show ge­se­hen und mich er­neut ge­wun­dert, mit wel­cher in­brunst jon ste­wart sei­ne in­tim­fein­de be­schimpft und be­lei­digt. im fall von do­nald trump ist das na­tür­lich to­tal be­rech­tigt, aber über die ass­ho­le-fre­quenz in ei­nem teil der sen­dung (vi­deo) war dann so­gar ich baff.

rol­lings­tone.com:

In a se­cond seg­ment de­di­ca­ted to Trump, Dai­ly Show se­ni­or elec­tion cor­re­spon­dent Jor­dan Klep­per talks about how The Do­nald, if elec­ted, could be “our first open­ly ass­ho­le Pre­si­dent.” Klep­per then says that while Nixon was a “ga­ping ass­ho­le, but clo­se­ted,” Trump “says it loud and proud.” The seg­ment also fea­tured a ca­meo ap­pearance by no­ted “ass­ho­le” Paul Rudd.

in deutsch­land fin­den vie­le (auch ko­mi­ker), dass kri­tik in ers­ter li­nie „sach­lich“ vor­ge­bracht wer­den sol­le. und in der tat kann man hier­zu­lan­de ei­gent­lich nur eine per­son arsch­loch nen­nen ohne mit ei­ner ab­mah­nung zu rech­nen: sich selbst. das ma­che ich dann auch ge­le­gent­lich; bleibt mir ja kaum was an­de­res üb­rig, als mich selbst als arsch­loch zu be­zeich­nen.

das soll jetzt üb­ri­gens auch noch­mal eine er­in­ne­rung sein, wie ah­nungs­los mat­thi­as ma­tus­sek ist, der vor ei­ner wei­le schrieb:

Ich emp­feh­le drin­gend, sich an­de­re Late-Nights rein­zu­zie­hen, For­ma­te wie die Dai­ly Show mit Jon Ste­wart, die be­son­ders die jun­ge Ziel­grup­pe bin­den - die sind tat­säch­lich un­ter­halt­sam und in­tel­li­gent, ohne „Arsch­loch“ und Puff-Wit­ze.

War­um? Weil hier von Kön­nern und Pro­fis an Poin­ten ge­ar­bei­tet wird und an Re­cher­chen über die Gäs­te, statt auf Mo­men­te des Fremd­schä­mens zu hof­fen. Weil Ge­sprä­che ge­führt wer­den, mal mehr, mal we­ni­ger geist­reich, statt den Mob grö­len zu las­sen.

(in die­sem ar­ti­kel schon­mal zi­tiert und durch-de­kli­niert)

ich schrei­be das jetzt noch­mal auf, weil ich ei­ner­seits ein biss­chen nei­disch auf jon ste­wart bin und es mir aus­ser­dem auf­fällt, dass per­so­nen des öf­fent­li­chen in­ter­es­ses vor al­lem dann in deutsch­land „mob“-pro­ble­me dia­gnos­ti­zie­ren, wenn sie nicht aus­tei­len, son­dern selbst in der kri­tik ste­hen oder sich be­lei­digt füh­len.


Nach­hal­tig­keit?

felix schwenzel in artikel

„Nach­hal­tig“ ist das neue, se­riö­se Uni­ver­sal­wort für „su­per­geil“. Su­per­geil zu sa­gen war schon in den Acht­zi­ger­jah­ren ein biss­chen pein­lich. Jetzt kann je­der bes­se­re Un­ter­neh­mens­spre­cher sein Un­ter­neh­men, je­der Po­li­ti­ker sein Par­tei­pro­gramm mit dem All­zweck­syn­onym „nach­hal­tig“ als su­per­geil be­zeich­nen ohne sich eine Acht­zi­ger­jah­reblös­se zu ge­ben oder un­be­schei­den zu wir­ken.

Das Wort „Nach­hal­tig­keit“ er­füllt die höchs­ten An­sprü­che bei der Selbst­dar­stel­lung. Es wirkt be­schei­den, se­ri­ös und glaub­wür­dig und kann mit fast je­der be­lie­bi­gen po­si­ti­ven Be­deu­tung auf­ge­la­den wer­den. Ne­ga­ti­ve Kon­no­ta­tio­nen von „Nach­hal­tig­keit“ sind mir nicht be­kannt, wer das Wort be­nutzt spielt mit ei­nem ein­zi­gen Griff ei­nen viel­stim­mi­gen Ak­kord po­si­ti­ver As­so­zia­tio­nen: nach­hal­ti­ge Un­ter­neh­men sind ar­beit­neh­mer­freund­lich und fair, kli­ma­neu­tral, un­gif­tig, um­welt­be­wusst — und selbst­ver­ständ­lich tier­lieb.

„Wir sind uns un­se­rer Ver­ant­wor­tung be­wusst und han­deln nach­hal­tig“ — so steht es in den Un­ter­neh­mens­leit­li­ni­en von Rewe — und mit Ab­wand­lun­gen wahr­schein­lich bei hun­der­ten an­de­ren Un­ter­neh­men. Liest sich gut und glaub­wür­dig — ist aber min­des­tens so un­kon­kret als ob ich mei­nen Be­ruf mit den Wor­ten „ich sit­ze am Com­pu­ter“ be­schrei­ben wür­de.

Die Fra­ge was „nach­hal­tig“ denn nun für das kon­kre­te Han­deln be­deu­tet kommt ei­nem aber gar nicht in den Sinn, weil das Wort so auf­rich­tig und glaub­wür­dig klingt. Klopft man auf das Wort, klingt es lei­der hohl. Das ist auch kein Wun­der, weil es ur­sprüng­lich (im acht­zehn­ten Jahr­hun­dert) da­für be­nutzt wur­de eine zu­kunfts­fä­hi­ge Forst­wirt­schaft zu be­schrei­ben. Also eine Be­wirt­schaf­tung, die sich nicht durch un­kon­trol­lier­ten und gie­ri­gen Raub­bau den Tep­pich un­ter den Füs­sen weg­zieht. Ei­gent­lich eine Selbst­ver­ständ­lich­keit: eine Be­wirt­schaf­tung die län­ger als als nur kurz funk­tio­niert.

Ge­nau­so de­fi­nie­ren Wör­ter­bü­cher und Vol­ker Hauff, der Vor­sit­zen­de des Ra­tes für Nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung (gibt’s wirk­lich), Nach­hal­tig­keit: „Nach­hal­tig­keit be­deu­tet Zu­kunfts­fä­hig­keit“. Der Witz ist, dass man das Wort Nach­hal­tig­keit aus­nahms­los mit Zu­kunfts­fä­hig­keit er­set­zen kann. Pro­bie­ren Sie es aus, in die­sem Heft oder im In­ter­net kommt das Wort ja ge­häuft vor. Ob­wohl „Zu­kunfts­fä­hig­keit“ qua­si be­deu­tungs­gleich mit „Nach­hal­tig­keit“ ist, will es nie­mand be­nut­zen. Es ist nicht un­scharf ge­nug und lässt sich nicht mit be­lie­bi­gen Be­deu­tun­gen ver­wäs­sern.

Jour­na­lis­ten dürf­ten üb­ri­gens sehr trau­rig dar­über sein, dass sie das Wort Nach­hal­tig­keit nicht zum Ei­gen­mar­ke­ting ver­wen­den kön­nen. Wenn Sie sich selbst als auf­rich­tig, ver­ant­wor­tungs­be­wusst und zu­kunfts­fä­hig dar­stel­len möch­ten, müs­sen sie das leicht ab­ge­wetz­te und pein­li­che Wort „Qua­li­täts­jour­na­lis­mus“ ver­wen­den. Selbst Po­li­ti­ker sind nicht scham­los ge­nug, ihre Ar­beit Qua­li­täts­po­li­tik zu nen­nen.

Pro­duk­te de­ren Qua­li­tät so frag­lich ist, dass sie in der Pro­dukt­be­zeich­nung ihre Qua­li­tät the­ma­ti­sie­ren, sind im­mer ein biss­chen mit­leid­s­er­re­gend. In den Wor­ten „fri­scher Fisch“ schwingt für mich im­mer die As­so­zia­ti­on von Fisch­ge­stank mit, bei „Qua­li­täts­wein“ zwängt sich in mei­nem Geist im­mer das Wort „süß“ zwi­schen die Zei­len, eine „Qua­li­täts­of­fen­si­ve“ er­in­nert in­hä­rent an die min­der­wer­ti­ge Be­schaf­fen­heit der letz­ten Pro­dukt­ge­ne­ra­ti­on.

Ich per­sön­lich hal­te Schaum­wor­te wie Nach­hal­tig­keit oder „Qua­li­täts­jour­na­lis­mus“ nicht für zu­kunfts­fä­hig.

Viel­leicht soll­te man, be­vor sich der Glanz die­ser Be­grif­fe durch in­fla­tio­nä­re und will­kür­li­che Nut­zung ab­ge­wetzt hat, wie­der die Lie­be zu ei­ner plas­ti­schen, kon­kre­ten Spra­che kul­ti­vie­ren um die Qua­li­tä­ten der ei­ge­nen Ar­beit oder Ar­beit­ge­bers her­aus­zu­stel­len. Ein­fach das Suf­fix „Qua­li­tät-“ aus Selbst­be­schrei­bun­gen strei­chen, so wie das je­der gute Jour­na­list mit Ad­jek­ti­ven in Pres­se­mit­tei­lun­gen macht. Auf ge­ne­ri­sche, mo­di­sche und wachs­wei­che Füll­wör­ter kom­plett ver­zich­ten und sa­gen was ist. Of­fen le­gen wie man ar­bei­tet, er­klä­ren war­um man Din­ge tut, Feh­ler ver­mei­den, aber of­fen mit ih­nen um­ge­hen.

Be­neh­me dich an­stän­dig, tu Gu­tes und nen­ne es nicht „Qua­li­täts­ir­gend­was“ oder „nach­hal­ti­ges Han­deln“.

Wer­ner von Sie­mens hat das schon 1884 hin­be­kom­men, als er sag­te:

Für au­gen­blick­li­chen Ge­winn ver­kau­fe ich die Zu­kunft nicht.


an­mer­kung: das ist der text mei­ner ko­lum­ne im (ge­druck­ten) t3n-ma­ga­zin num­mer 40. in ein paar wo­chen kommt die neue aus­ga­be, mit ei­ner neu­en ko­lum­ne von mir. die taucht dann wie­der­rum in ca. drei mo­na­ten hier auf. ei­nen ab­satz aus die­ser ko­lum­ne hab ich vor drei mo­na­ten be­reits ver­öf­fent­licht.

weil ich für die ko­lum­ne be­zahlt wer­de, ent­hält sie auch gross- und klein­schrei­bung.

vor­he­ri­ge ko­lum­nen:


enorm schlech­te, mit­tel­gu­te fern­seh­se­ri­en, teil 23023 von 89382

felix schwenzel

in der ers­ten sze­ne in dark mat­ter (neue, selbst­ge­mach­te se­rie auf syfy) spie­len fal­scher fun­ken­schlag, lä­cher­li­che dis­cone­bel­schwa­den, fla­ckern­de ne­on­lich­ter und elek­tro-knis­ter-ge­räu­sche die haupt­rol­le. ge­fühl­te 10 mi­nu­ten um, wie im schü­ler­thea­ter, sze­ni­sche span­nung auf­zu­bau­en, in de­nen ich drei­mal kurz da­vor war die sen­dung be­reits ab­zu­schal­ten. da­nach folgt eine will­kür­li­che an­a­ein­an­der­rei­hung von kampf­sze­nen und aus­gie­bi­gi­gen an­deu­tun­gen von welt­raum­film-ste­reo­ty­pen (der trai­ler gibt da­von ei­nen ganz gu­ten ein­druck).

das ist al­les so bil­lig und hilf­los an­ein­an­der­ge­reiht wie in die ers­ten star-trek-fol­gen in den frü­hen sech­zi­ger jah­ren. das ein­zi­ge was mich (ein biss­chen) mo­ti­vier­te wei­ter­zu­gu­cken: die cha­rak­te­re und die sich lang­sam ent­fal­ten­den ge­heim­nis­se der cha­rak­te­re­re und des raum­schiffs. des­halb gu­cken wir ja schliess­lich fern­se­hen: um an­de­re men­schen zu se­hen mit de­nen wir uns po­ten­zi­ell iden­ti­fi­zie­ren kön­nen und um uns hier und da auf die fol­ter span­nen zu las­sen. das pro­blem ist nur: das ist al­les so durch­schau­bar und lieb­los zu­sam­men­ge­setzt, dass es mich nicht über­zeu­gen kann, der se­rie mehr zeit zu schen­ken als die 43 mi­nu­ten die die pi­lot­fol­ge dau­ert.

oder wie tom con­roy es tref­fend sagt:

“Dark Mat­ter” doesn’t mat­ter.


hu­mor­lo­se clowns

felix schwenzel

  ta­ges­spie­gel.de: Grie­chen­land-Dra­ma: So­li­da­ri­tät? Ich bin ir­ri­tiert!

ich bin im­mer wie­der er­staunt wie ein­fach und un­kom­pli­ziert die welt für man­che men­schen zu sein scheint. hier ver­sucht ha­rald mar­ten­stein die welt den deut­schen wohl­stand mit der lo­gik ei­ner schwä­bi­schen haus­frau zu er­klä­ren. das funk­tio­niert er­staun­lich gut, wenn man die lo­gi­schen fä­hig­kei­ten und den sinn für kom­ple­xi­tät ei­ner schwä­bi­schen haus­frau hat.

was mich aber wirk­lich ir­ri­tiert, das wort eu­ro­pa („eu­rop…“) kommt in mar­ten­steins text ein­mal vor, deutsch­land („deutsch…“) neun mal. mög­li­cher­wei­se ist mar­ten­stein des­halb ir­ri­tiert, weil er nicht be­grif­fen hat, dass ein ge­ein­tes und funk­tio­nie­ren­des eu­ro­pa sehr im deut­schen in­ter­es­se ist und un­ser wohl­stand sehr viel en­ger mit eu­ro­pa ver­knüpft ist, als al­lein mit dem „deut­schen Steu­er­zah­ler“.

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 19.07.2015 08:29)

  faz.net: Die­ter Nuhr über Shit­s­torms: Di­gi­ta­les Mit­tel­al­ter

je­mand der lan­ge zeit da­von leb­te sich über an­de­re lus­tig zu ma­chen, die äus­se­run­gen an­de­rer als dumm oder un­be­dacht oder flach zu ent­lar­ven, be­klagt sich dar­über, dass sich jetzt an­de­re über ihn lus­tig ma­chen oder sei­ne äus­se­run­gen als dumm oder flach be­zeich­nen? ein ko­mi­ker for­dert als re­ak­ti­on auf eine pro­vo­zie­ren­de iro­nisch/sa­ti­ri­sche äus­se­rung sach­lich­keit und das un­ter­las­sen von po­le­mik?

das pein­lichs­te auf der welt ist glau­be ich ein haupt­be­ruf­li­cher clown, der sich zu ernst nimmt. (via)

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 19.07.2015 08:21)


das trau­ri­ge an die­ter nuhr und ha­rald mar­ten­stein ist ge­nau be­trach­tet ihre ex­tre­me ich-be­zo­gen­heit. zwei men­schen die seit lan­ger zeit da­von le­ben wi­der­sprü­che in der welt auf­zu­spü­ren, zu ver­ein­fa­chen, zu­zu­spit­zen und sich in der öf­fent­lich­keit dar­über lus­tig zu ma­chen, de­ren job es so­zu­sa­gen ist wind zu ma­chen, se­hen sich plötz­lich in ei­ner welt, in der sie plötz­lich auch hin und wie­der ei­nen wind­hauch am ei­ge­nen kör­per spü­ren. statt zu er­ken­nen, dass da jetzt an­de­re wind ma­chen, mit den glei­chen mit­teln und werk­zeu­gen wie sie selbst, em­pö­ren sie sich über ideo­lo­gi­sche pro­pa­gan­da (mar­ten­stein) oder un­zi­vi­li­siert­heit und se­hen das wind­ma­chen plötz­lich als „ei­nen zi­vi­li­sa­to­ri­schen Rück­schritt in Rich­tung Fa­schis­mus und Mit­tel­al­ter, Po­grom und He­xen­ver­bren­nung“ (nuhr).

hu­mor, iro­nie, sar­kas­mus, zu­spit­zung, ver­ein­fa­chung, all das ist für men­schen wie die­ter nuhr eine ein­bahn­stras­se. die­se werk­zeu­ge, meint er, sind in sei­nen ei­ge­nen hän­den gut auf­ge­ho­ben — aber in den hän­den an­de­rer ge­fähr­li­che waf­fen. abs­trakt, auf an­de­re be­zo­gen, er­kennt ha­rald mar­ten­stein die­ses prin­zip sehr hell­sich­tig:

Je stär­ker ein Mensch in abs­trak­ter Hin­sicht für Re­spekt und Sen­si­bi­li­tät ein­tritt, des­to we­ni­ger ist der­sel­be Mensch im Um­gang mit ei­nem Ge­gen­über zu Sen­si­bi­li­tät und Re­spekt auf­ge­legt. (quel­le)

es ist na­tür­lich ein biss­chen re­spekt­los (und falsch) von mir mar­ten­stein und nuhr hier zu ver­mi­schen. der eine von bei­den ist bei­spiels­wei­se gar nicht mal so dumm und mar­ten­stein re­agiert auf kri­tik nicht em­pört, son­dern meis­tens nur pam­pig (er selbst wür­de das na­tür­lich hu­mor­voll nen­nen).

klaus kus­anow­sky hat die un­gläu­bi­ge em­pö­rung von die­ter nuhr sehr hell­sich­tig (und lang) aus­ein­an­der­kla­mü­se­rt:

In­ter­es­sant ist nun, dass der­je­ni­ge, der auf die­se Wei­se eine Re­gel vor­schlägt, näm­lich die Re­gel, dass al­les nur sa­ti­risch-iro­nisch ge­meint ist, beim über­rasch­ten Fest­stel­len der Shit­back­schlei­fe von die­ser Re­gel gar nichts mehr wis­sen will. Aus Spaß wur­de, ho­kus­po­kus, plötz­lich Ernst, so je­den­falls will es die Par­tei des Be­lei­dig­ten. Und die Fra­ge ist: war­um lässt er die vor­ge­schla­ge­ne Re­gel nicht mehr gel­ten? (wei­ter­le­sen …)

ge­nau­so ein­leuch­tend hat han­nah beit­zer das in der sz se­ziert:

Den­je­ni­gen, die die Reich­wei­te nicht ha­ben, bleibt we­nig mehr als ihre Kri­tik über so­zia­le Me­di­en zu äu­ßern. Wenn es ziem­lich vie­le Men­schen sind, die das tun, wird die­se Kri­tik dann na­tür­lich zu ei­nem In­stru­ment, Druck aus­zu­üben auf die­je­ni­gen, die im Hier­ar­chie­ver­hält­nis über dem stink­nor­ma­len Nut­zer ste­hen - sei es, weil sie Re­dak­teur ei­ner re­nom­mier­ten Zei­tung sind oder eben Ko­mi­ker, de­nen ein Mil­lio­nen­pu­bli­kum zu­hört. Ein In­stru­ment üb­ri­gens, das durch­aus der klas­si­schen Demo vor dem Ver­lags­ge­bäu­de oder der Par­tei­zen­tra­le äh­nelt. Der Shit­s­torm ist da­mit, wenn man so will, kein Bei­trag zur De­bat­te im feuil­le­to­nis­ti­schen Sinn, son­dern eine Form von po­li­ti­schem Ak­ti­vis­mus, ein Weg, be­stehen­de Macht­ver­hält­nis­se in Fra­ge zu stel­len.

Wenn Nuhr, der Ko­mi­ker mit dem Mil­lio­nen­pu­bli­kum, da­von spricht, dass „die pö­beln­de Mas­se“ heu­te wie­der „selbst­be­wusst als Han­deln­der“ auf­tritt, dann hat das ei­nen bit­te­ren Bei­geschmack. Bös­wil­lig in­ter­pre­tiert: „Die da un­ten“ sol­len ge­fäl­ligst un­ten blei­ben, zu sei­nen Auf­trit­ten kom­men, aber ihm „da oben“ ge­fäl­ligst nicht auf die Ner­ven ge­hen mit ih­rer Kri­tik.

im sz-ar­ti­kel habe ich auch die­ses zi­tat von lu­cie auf klei­ner3 ge­fun­den:

  klei­ner­d­rei.org: Es kann ein we­nig lau­ter wer­den: Über das Dis­ku­tie­ren im Netz
lu­cie:

Aus­ser­dem stellt sich auch hier wie­der die Fra­ge, wer ei­gent­lich den An­spruch er­hebt, dass ihre_sei­ne Mei­nung re­spek­tiert und für zu­hö­rens­wert er­ach­tet wird? Die­je­ni­gen, die sich über den „rau­en Ton“ be­schwe­ren, sind oft ge­nug auch jene, die sehr dar­an ge­wöhnt sind, dass ihre Stim­me ge­hört wird (wie z.B. Jour­na­list_in­nen) und selbst bei Wi­der­spruch ihre Re­le­vanz nicht grund­sätz­lich in Fra­ge ge­stellt wird.

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 19.07.2015 08:34)

al­lein schon die (iro­nie­freie) nut­zung des wor­tes „shit­s­torm“ soll­te als in­di­ka­tor ge­wer­tet wer­den, dass hier je­mand das wort er­greift, der ger­ne sei­ne de­fi­zi­te bei der selbst­re­flek­ti­on, beim nach­den­ken und ana­ly­sie­ren dar­stel­len möch­te.


die­se tweets hat­te ich noch üb­rig und zu­fäl­lig pas­sen sie auch:

Am Bei­spiel Grie­chen­land kön­nen Saar­land, Ber­lin, Bre­men schon mal se­hen, was ih­nen bei der Neu­ver­hand­lung des Län­der­fi­nanz­aus­gleichs blüht.

Dicht­heit & Wah­rung (@der­kut­ter12.07.2015 13:39

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 17.07.2015 08:33)

Mit nem So­cial Web als Si­cher­heits­ven­til der Ge­sell­schaft wür­de es die DDR heu­te noch ge­ben.

Guen­ter Hack (@guen­ter­hack16.07.2015 19:20

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 17.07.2015 08:30)


[nach­trag 19:20 uhr]

  wolf­gang­mi­ch­al.de Wie Eu­ro­pa wirk­lich ent­steht

wer meint es sei be­reits al­les ge­sagt zu grie­chen­land und eu­ro­pa, dem emp­feh­le ich noch die­sen text von wolf­gang mi­ch­al zu le­sen:

Die In­nen­ein­rich­tung Eu­ro­pas wird nicht mehr al­lein den Eli­ten über­las­sen. Im grie­chi­schen Re­fe­ren­dum konn­ten wir ei­nen ers­ten zag­haf­ten An­satz zur For­mu­lie­rung ei­ner Al­ter­na­ti­ve er­ken­nen. Und durch das Re­fe­ren­dum er­leb­ten wir erst­mals eine So­li­da­ri­sie­rung (und Po­la­ri­sie­rung) der Men­schen quer zu den eu­ro­päi­schen Na­tio­nal­staa­ten: Auf den Stra­ßen von Ir­land bis Ita­li­en fei­er­ten die Ver­tei­di­ger der grie­chi­schen „Nein“-Po­li­tik ihre Hel­den; an den Stamm­ti­schen von Mün­chen bis Riga re­gier­ten die An­hän­ger der har­ten Li­nie ge­gen die „Ver­schwen­der“ des Sü­dens.

ich fin­de die po­pu­lis­ti­sche (und be­que­me) ver­ein­fa­chung der grie­chen­land-kri­se auf die fra­gen nach „un­se­ren“ wohl­stand (also steu­er­gel­dern) oder „de­ren“ [faul­heit|kor­rup­ti­on|ver­schwen­dung|über ihre kos­ten le­ben] über­sieht im­mer wie­der eine der ent­schei­den­den fra­gen: un­ser wohl­stand, un­se­re po­li­ti­sche zu­kunft hängt ent­schei­dend vom jahr­hun­dert­pro­jekt der eu­ro­päi­schen ei­ni­gung ab. es ist eben ge­ra­de im deut­schen in­ter­es­se eu­ro­pa zu ei­nem funk­tio­nie­ren­den mo­del zu ma­chen. die zu­kunft deutsch­lands liegt nicht in ei­nem ge­sun­den, rei­chen und kraft­strotz­de­nen na­tio­nal­staat — son­dern in der po­li­ti­schen eu­ro­päi­schen uni­on.

Es ist ein Trug­schluss zu glau­ben, die Grie­chen hät­ten sich mit der Ei­ni­gung von Sonn­tag wie­der nur Zeit ge­kauft, nein, es ist die Troi­ka, es sind die durch die Troi­ka ver­tre­te­nen Son­der-In­ter­es­sen, die sich im­mer wei­te­re Zeit kau­fen. Der Kon­flikt selbst bleibt un­ge­löst.

Der nächs­te Auf­stand wird des­halb dra­ma­ti­scher aus­fal­len als der jet­zi­ge, der über­nächs­te könn­te in ei­nen Bür­ger­krieg mün­den. Wer die Ge­schich­te der Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka stu­diert, wird se­hen, dass auch die­ses Pro­jekt nicht von heu­te auf mor­gen auf dem Pa­pier ent­stan­den ist, son­dern nach har­ten Aus­ein­an­der­set­zun­gen im Rah­men ei­nes öko­no­misch-po­li­ti­schen Nord-Süd-Kon­flikts.

(bei wolf wit­te ge­fun­den)

in die­sem zu­sam­men­hang ist ei­gent­lich auch die rede von ge­or­ge sor­os in ber­lin von 2010 ganz le­sens­wert.

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 19.07.2015 18:13)


nach­trag ex­pe­dia: hap­py end

felix schwenzel

nach­trag zu die­sem ar­ti­kel: „ex­pe­dia emp­fiehlt uns lie­ber di­rekt zu bu­chen, als über ex­pe­dia

ex­pe­dia hat sich nach dem ar­ti­kel zu­nächst per twit­ter bei uns ge­mel­det und dort hat das „twit­ter-team“ dann (vor knapp ei­ner wo­che) ver­spro­chen das „an das team“ wei­ter­zu­ge­ben, „um zu schau­en was da schief ge­lau­fen ist“ und uns „be­züg­lich der Rück­erstat­tung der Mehr­kos­ten be­hilf­lich“ zu sein.

ges­tern mel­de­te sich dann ein mit­ar­bei­ter der ex­pe­dia „Prio­ri­ty Cus­to­mer Care“ und stell­te noch­mal ein paar nach­fra­gen, die ich be­ant­wor­te­te. mich in­ter­es­sier­te aus­ser­dem, wie das ge­ne­rel­le vor­ge­hen von ex­pe­dia ist, wenn pro­ble­me bei der um­bu­chung auf­trä­ten, ob ex­pe­dia das grund­sätz­lich auf die kun­den ab­wälzt oder ob man sich in der re­gel für eine um­bu­chung ei­ner un­ter­kunft ver­ant­wort­lich fühlt.

die ur­sprüng­li­chen fra­gen, vor al­lem die der rück­erstat­tung von den zu­sätz­li­chen über­nach­tungs­kos­ten die durch die um­bu­chung ent­stan­den, wur­den uns heu­te sehr be­frie­di­gend be­ant­wor­tet: ex­pe­dia zahlt uns die mehr­kos­ten und wir müs­sen uns nicht beim ver­mitt­ler evii­vo selbst dar­um be­mü­hen. auch die be­reits an ex­pe­dia ge­zahl­ten über­nach­tungs­kos­ten wer­den uns zu­rück­be­zahlt. die ant­wort der ex­pe­dia „Prio­ri­ty Cus­to­mer Care“ war su­per pro­fes­sio­nell und höf­lich, aber die ant­wort auf mei­ne fra­ge oben lei­der et­was aus­wei­chend. aber im­mer­hin ist fest­zu­hal­ten:

In Fäl­len von Über­bu­chun­gen bucht Ex­pe­dia eine Er­satz­un­ter­kunft ohne Mehr­kos­ten in Ab­spra­che mit den Kun­den.

dass das bei uns nicht ge­klappt hat wur­de uns in der mail da­mit er­klärt, dass es durch die „ge­mein­sa­men Ver­triebs­struk­tur“ von ex­pe­dia mit evii­vo zu ei­ner „be­dau­er­li­chen Ver­zö­ge­rung“ kam. über­set­zen wür­de ich das mit: „wir hat­ten kom­mu­ni­ka­ti­ons­pro­ble­men auf meh­re­ren ebe­nen.“

so er­freu­lich ich das er­geb­nis in die­sem fall fin­de — uns ent­ste­hen kei­ne mehr­kos­ten, wir ha­ben eine un­ter­kunft, die kun­den­be­treu­ung ver­sprach uns zu­sätz­lich zu den er­stat­te­ten kos­ten ei­nen gut­schein aus­zu­stel­len — so be­dau­er­lich fin­de ich zwei aspek­te:

ers­tens: die kom­mu­ni­ka­ti­on mit den kun­den über web­sei­te und sup­port ist al­les an­de­re als ein­deu­tig — man weiss nie ge­nau wo man dran ist, was ex­pe­dia denn nun ex­akt bie­tet oder um was man sich dort küm­mert. auch der be­rech­tig­te ein­wand von sven diet­rich mal ei­nen blick in ex­pe­dia AGB zu wer­fen („[Ex­pe­dia] ist, wie alle an­de­ren auch, nur ein Ver­mitt­ler“) war nicht hilf­reich. denn wäre das so, gäbe es aus mei­ner sicht kei­nen grund bei ex­pe­dia zu bu­chen, son­dern ex­pe­dia wäre dann wohl nur als preis­ver­zeich­nis und such­ma­schi­ne zu nut­zen, um an­schlies­send di­rekt zu bu­chen. aber so wie es aus­sieht ver­mit­telt ex­pe­dia of­fen­bar auch zwi­schen den par­tei­en — wenn man ge­nug lärm macht. was di­rekt zum zwei­ten aspekt führt:

die es­ka­la­ti­on bis zur lö­sung war für bei­de par­tei­en enorm müh­sam. die bei­fah­re­rin hat über wo­chen re­gel­mäs­sig mit dem kun­den­dienst te­le­fo­niert und ge­mailt, ich habe, als es dort nicht mehr wei­ter­ging, drü­ber ge­bloggt und get­wit­tert. dann muss­te erst das twit­ter so­cial me­dia team ak­tiv wer­den, bis sich je­mand mel­de­te, der aus­rei­chend zeit und ent­schei­dungs­frei­raum hat­te um das pro­blem zu lö­sen. das gan­ze zog sich fast über drei wo­chen hin.

ich ver­ste­he dass ex­pe­dia hier ein biss­chen zwi­schen den stüh­len sass, weil un­ser ur­sprüng­li­ches bed and break­fast sich eben über evii­vo als mit­tels­mann ver­mit­teln liess und mög­li­cher­wei­se tat­säch­lich evii­vo das haupt­pro­blem beim lö­sungs­fin­den war, aber es bleibt das dump­fe ge­fühl, dass ex­pe­dia erst dann in den „prio­ri­ty-mo­dus“ schal­tet, wenn die an­zahl der twit­ter-fol­lower, face­book-freun­de oder der goog­le-pa­ge­rank des be­schwer­de­füh­rers ein be­stimm­tes le­vel hat.

so oder so, ich muss mich jetzt lei­der schon wie­der bei ei­nem so­cial-me­dia-team be­dan­ken (vor 4 mo­na­ten hab ich mich bei @o2de be­dankt): vie­len dank ans @ex­pe­dia­de-team für das auf­neh­men des fa­dens und für das wei­ter­lei­ten an die rich­ti­gen stel­len.


ex­pe­dia emp­fiehlt uns lie­ber di­rekt zu bu­chen, als über ex­pe­dia

felix schwenzel in notiert

die­sen som­mer wol­len wir nach schott­land fah­ren. das scheint ge­ra­de ein ding zu sein. im ja­nu­ar hat die bei­fah­re­rin die rou­te ge­plant und ho­tels, bzw. bed-and-break­fast-un­ter­künf­te ge­mie­tet. ge­bucht hat sie die bed and break­fasts un­ter an­de­rem bei ex­pe­dia.

am 2.7 ha­ben wir dann eine email er­hal­ten in der es un­ter an­de­rem hiess, dass un­se­rer im ja­nu­ar ge­buch­tes zim­mer we­gen über­bu­chung lei­der nicht mehr ver­füg­bar sei:

Due to lack of avai­la­bi­li­ty, the Pro­per­ty is unable to ac­com­mo­da­te this boo­king and, ha­ving in­ves­ti­ga­ted the Pro­per­ty­'s dia­ry, we con­firm that the­re are no rooms available.

aber in der email hiess es auch:

We have in­ves­ti­ga­ted pos­si­ble al­ter­na­ti­ves and we would kind­ly re­quest your as­sis­tance in re­lo­ca­ting the guest. Would you plea­se cont­act the guest with the ut­most ur­gen­cy to con­firm that they are pre­pared to ac­cept the al­ter­na­ti­ve ac­com­mo­da­ti­on. Should the guest re­fu­se, plea­se cont­act us to dis­cuss other mu­tual­ly sui­ta­ble op­ti­ons.

of­fen­bar war die mail gar nicht an uns ge­rich­tet, son­dern an un­se­ren rei­se­ver­an­stal­ter, also ex­pe­dia. vom ab­sen­der hat­ten wir bis­her noch nie et­was ge­hört, of­fen­bar ist das eine agen­tur (evii­vo), die die bu­chun­gen für eine rei­he von bri­ti­schen bed and break­fasts durch­führt und ver­wal­tet.

als wir uns ein biss­chen um­hör­ten, er­fuh­ren wir, dass es nicht un­üb­lich ist, dass die un­ter­künf­te sich über­bu­chen, in der an­nah­me, dass eine ge­wis­se an­zahl gäs­te die bu­chun­gen noch stor­niert. der la­den in dem wir ein zim­mer ge­bucht ha­ben, hat­te sich hier of­fen­bar ver­kal­ku­liert. auf un­se­re kos­ten.

als die bei­fah­re­rin bei ex­pe­dia an­rief, hiess es dann (j sei dank): al­les kein pro­blem, ex­pe­dia küm­mert sich drum und wer­de eine er­satz-un­ter­kunft be­sor­gen. eine wo­che nach die­sem te­le­fo­nat hiess es dann bei ei­ner er­neu­ten te­le­fo­ni­schen nach­fra­ge, dass wir jetzt selbst eine er­satz­un­ter­kunft su­chen und bu­chen soll­ten. even­tu­el­le mehr­kos­ten soll­ten wir auch nicht ex­pe­dia, son­dern der ver­mitt­lungs­fir­ma evii­vo in rech­nung stel­len, von der wir erst­mals vor ei­ner wo­che ge­hört ha­ben — und mit der wir auch nie ei­nen ver­trag ab­ge­schlos­sen ha­ben.

ir­ri­tie­rend ist vor al­lem, dass die an­sprech­part­ne­rin von ex­pe­dia uns zu­erst zu­ge­sagt hat, dass ex­pe­dia sich um al­les küm­mern wer­de und die­se an­sprech­part­ne­rin sich dann eine wo­che spä­ter auf ihre vor­ge­setz­te be­ruft und be­haup­tet, das gin­ge doch nicht.

nur war­um soll man dann über­haupt ex­pe­dia be­nut­zen und nicht sich nicht di­rekt bei den bed and break­fasts oder ho­tels oder den je­wei­li­gen ver­mitt­lern bu­chen? wenn ex­pe­dia die un­ter­kunft im ziel­ort nicht ga­ran­tie­ren kann und bei um­bu­chun­gen so­wohl die ar­beit der neu­bu­chung, als auch das ein­trei­ben der even­tu­el­len mehr­kos­ten den end­kun­den über­lässt?

wenn das was uns hier er­zählt wur­de das stan­dard­vor­ge­hen von ex­pe­dia ist, dann wür­de ich sa­gen: der la­den ist für mich als end­kun­den doch kom­plett über­flüs­sig, ein mit­tels­mann der sich mut­mass­lich an ge­büh­ren mäs­tet und aus­ser elek­tro­ni­scher auf­trags­ver­mitt­lung und pro­vi­si­ons­op­ti­mie­rung of­fen­bar nichts tut. ok, ex­pe­dia tut dann doch et­was, näm­lich psy­cho­spiel­chen per hot­line mit den kun­den spie­len:

  • ex­pe­dia-ho­ti­ne wo­che 1: al­les ok, wir küm­mern uns.
  • ex­pe­dia-hot­line wo­che 2: ach nee, wir kön­nen uns da doch nicht drum küm­mern.
  • ex­pe­dia-twit­ter wo­che 2: oh, sie ha­ben pro­ble­me? wen­den sie sich doch ein­fach an die hot­line.

im ja­nu­ar bed&breakt­fast für au­gust bei @Ex­pe­dia­DE ge­bucht.
juli: b&b can­celt zim­mer: über­bucht.
ex­pe­dia: bu­chen se sich doch selbst 1 ho­tel

fe­lix schwen­zel (@di­plix09.07.2015 12:33

mir will kein grund ein­fal­len wo­für @Ex­pe­dia­DE über­haupt gut sein soll. viel­leicht als mo­ti­va­tor pro­ble­me selbst zu lö­sen? oder selbst­zweck?

fe­lix schwen­zel (@di­plix09.07.2015 12:34

@di­plix Hi Fe­lix, das tut uns leid zu hö­ren. Bit­te kon­tak­tie­re uns un­ter der 0800-5894018 und un­ser Kun­den­ser­vice hilft Dir wei­ter. LG, Anna

Ex­pe­dia.de (@Ex­pe­dia­DE09.07.2015 15:22

nach 8 ta­gen am te­le­fon mit dem kun­den­ser­vice schlägt uns @Ex­pe­dia bei twit­ter vor, mal beim kun­den­ser­vice an­zu­ru­fen twit­ter.com/di­plix/sta­tus/…

ka­tia (@kne­tag­abo09.07.2015 17:46


wir ha­ben heu­te abend zim­mer in ei­ner an­de­ren un­ter­kunft di­rekt ge­bucht. das kos­tet für zwei näch­te und zwei per­so­nen etwa 20 pfund mehr. jetzt bin ich mal ge­spannt, ob sich ex­pe­dia doch noch über­zei­gen lässt die mehr­kos­ten selbst bei sei­nem ver­trags­part­ner evii­vo ein­zu­trei­ben, oder ob man bei ex­pe­dia dar­auf be­stehen wird, dass wir bei ei­nem un­ter­neh­men, mit dem wir nie ei­nen ver­trag ab­ge­schlos­sen ha­ben selbst vor­stel­lig wer­den.


@di­plix ließ mal ex­pe­dia.de/p/sup­port/agb
Es ist, wie alle an­de­ren auch, nur ein Ver­mitt­ler.

Sven Diet­rich (@sven­son­san09.07.2015 23:13


[nach­trag 15.07.2015]
nach­trag ex­pe­dia: hap­py end


di­gi­tal bau­haus sum­mit 2015, tag 2

felix schwenzel

ges­tern abend hat fried­rich liech­ten­stein un­ge­fähr das ge­macht, was er nen tag vor­her in der taz an­ge­kün­digt hat. ein biss­chen über buck­mins­ter ful­ler plau­dern und ein biss­chen sin­gen. die gäs­te des sum­mits hat­ten vor­her eine auf­ga­be be­kom­men die sie em­sig den gan­zen Abend be­ar­bei­te­ten. die ver­an­stal­ter nann­ten das „The World Game“. ich war et­was zu spät ge­kom­men und mir war das schau­spiel ein gros­ses rät­sel (nach­trag: mla­den gla­dic er­klärt das spiel in der welt). 5 oder 6 grup­pen er­wach­se­ner men­schen bau­ten mit bas­tel­ma­te­ria­len ir­gend­wel­che sphä­ren und ku­ben und zwi­schen ih­nen lief fried­rich liech­ten­stein in ber­mu­da shorts, knie­strümp­fen, le­der­schu­hen, po­lo­hemd und weis­sem bart um­her und er­zähl­te. oder sang.

  Di­gi­tal Bau­haus - Pho­tos from Di­gi­tal Bau­haus's post

 

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 04.07.2015 06:36)

  Di­gi­tal Bau­haus

{"@con­text": "http://sche­ma.org","@type": "Vi­deo­Ob­ject","name": "The World Game with Fried­rich Liech­ten­stein as god like croo­ner. #DBS15","de­scrip­ti­on": " …","th­umb­nail­Url": "https://root.wir­res.net/vi­deo­t­h­umbs/liech­ten­stein.jpg","upload­Da­te": "2015-07-04T06:43:06+0000","con­ten­tUrl": ""}

The World Game with Fried­rich Liech­ten­stein as god like croo­ner. #DBS15

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 04.07.2015 06:37)

ich fand das sehr gran­di­os und an­ge­nehm und un­prä­ten­ti­ös und ein paar mal muss­te ich auch la­chen. die stim­me von fried­rich liech­ten­stein ist auf­fäl­lig an­ge­nehm. tief und so­nor, aber nicht ver­sof­fen. hell und klar, aber nicht schrill. un­auf­ge­regt und lei­se, aber kein stück ein­schlä­fernd. er ist auch der meis­ter des mi­kro­fons, was man dar­an merk­te, wenn an­de­re das mi­kro­fon kurz über­nah­men um durch- oder an­sa­gen zu ma­chen. da fing es dann an zu plop­pen, die laut­spre­cher fin­gen an zu feed­back­krei­schen, alle stim­men klan­gen plötz­lich schrill und auf­dring­lich. und dann hat liech­ten­stein wie­der an­ge­fan­gen zu re­den oder zu sin­gen und al­les war wie­der gut. kei­ne ah­nung ob das ein kom­pli­ment ist oder eine be­lei­di­gung, aber wie liech­ten­stein die ka­rao­ke-lie­der („ich könn­te auch n lied von mir sin­gen, wo­bei … war­um ei­gent­lich? ist doch gut so …“) sang, er­in­ner­ten mich an bar­ry white. so oder so, seit ges­tern bin ich fried­rich-liech­ten­stein-fan.


es ist sehr, sehr ir­ri­tie­rend, wenn ein mi­nis­ter eng­lisch re­det und dann über im­ma­nu­el kant re­det und „kant“ deutsch aus­spricht. #DBS15

fe­lix schwen­zel (@di­plix04.07.2015 10:09

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 04.07.2015 22:41)

heu­te früh war ich wie­der zu spät, aber die ver­an­stal­tung war glau­be ich auch ein biss­chen spät. das pro­gramm war dicht ge­packt und zwi­schen­durch hielt der wirt­schafts- und wis­sen­schafts­mi­nis­ter von thü­rin­gen, wolf­gang tie­fen­see auch noch statt ei­ner 10 mi­nü­ti­gen an­spra­che eine sechs­stün­di­ge 40 mi­nü­ti­ge rede. der zeit­ver­zug glich sich dann aber doch noch aus, weil ein spre­cher mor­gens um 5 uhr sei­nen auf­tritt ab­ge­sagt hat­te.

der zwei­te ver­an­stal­tungs­tag be­stand nur aus vor­le­sun­gen, von de­nen sich man­che auf ma­gi­sche wei­se er­gänz­ten. so er­zähl­ten am nach­mit­tag co­rin­na sy und se­bas­ti­an däsch­le von ih­rem flücht­lings­hil­fe pro­jekt cu­cu­la. das schrei­ben sie auf ih­rer web­sei­te über das pro­jekt:

Das Wort „cu­cu­la“ stammt aus der Hausa-Spra­che aus West-Zen­tral­afri­ka und be­deu­tet „et­was ge­mein­sam ma­chen“, aber auch „auf­ein­an­der auf­pas­sen“.

CU­CU­LA ist Ver­ein, Werk­statt und Schul­pro­gramm. Für und mit Flücht­lin­gen in Ber­lin. Im Ge­gen­satz zur theo­re­ti­schen De­bat­te über die Si­tua­ti­on von Flücht­lin­gen in Deutsch­land, geht es den In­itia­to­ren dar­um, eine prag­ma­ti­sche und un­mit­tel­ba­re Pra­xis des Han­delns zu er­pro­ben, die nicht „für“ son­dern eben „ge­mein­sam mit“ Flücht­lin­gen ent­steht.

cu­cu­la baut mit den flücht­lin­gen mö­bel nach ent­wür­fen des ita­lie­ni­schen de­si­gners enzo mari. die schil­de­rung ih­rer ar­beit und der pro­ble­me mit de­nen sie zu kämp­fen ha­ben fand ich be­ein­dru­ckend, aber eine der schluss­fol­ge­run­gen ist mir be­son­ders im ge­däch­nis ge­blie­ben: durch die­se ar­beit mit flücht­lin­gen lässt sich sehr viel über uns selbst, über un­se­re ge­sell­schaft und un­se­re vor­ur­tei­le und ver­hal­tens­wei­sen ler­nen.

der vor­trag von da­ni­el ker­ber, der in flücht­lings­camps un­ter an­de­rem in jor­da­ni­en beim auf­bau von in­f­ra- und so­zi­al­struk­tu­ren zu hel­fen ver­sucht, schloss sich an den von cu­cu­la naht­los an. auch die flücht­lin­ge in den flücht­lings­camps dür­fen, wie asyl­be­wer­ber in deutsch­land, nicht ar­bei­ten oder ge­schäf­te er­öff­nen. in den flücht­lings­camps ma­chen sie es aber den­noch, so wie cu­cu­la es auch in ber­lin macht. in die­sen camps le­ben weit über 50tau­send men­schen, in ei­nem der camps, dem za’ata­ri flücht­lings-camp sol­len es so­gar über 100tau­send le­ben. in za’ata­ri gibt es eine stras­se die dort champs ely­see ge­nannt wird und an der vie­le ge­schäf­te er­öff­net ha­ben - im prin­zip il­le­gal, aber of­fen­bar ge­dul­det. vice hat 2013 eine re­por­ta­ge über das camp ver­öf­fent­licht (die ich nicht ge­le­sen habe). auch in­ter­es­sant: im durch­schnitt exis­tie­ren sol­che camps 20 bis 30 jah­re.


.@Jo­hann­aK­Jae­ger to @Holm­frie­be: thanks for ma­king us dis­cuss ro­man­ti­cism in eng­lish, be­cau­se it re­al­ly sucks to talk about this in eng­lish.

di­gi­tal­bau­haussum­mit (@digi_bau04.07.2015 11:27

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 04.07.2015 23:35)

anja baum­hoff er­gänz­te den vor­trag von ni­klas maak in ih­rem vor­trag auch vor­treff­lich, auch wenn sie sich den sei­ten­hieb auf maak, dass sein vor­trag lei­der stel­len­wei­se et­was „ober­fläch­lich“ ge­we­sen sei, nicht ver­knei­fen konn­te. dank der bei­den weiss ich jetzt, dass das bau­haus eben nicht nur ein de­sign­stil ist, son­dern dass es auch eine art kom­mu­ne war, ein ort an dem sich vie­le men­schen ver­schie­dens­ter her­kunft tra­fen und neue for­men des zu­sam­men­le­bens aus­pro­bier­ten. mit ver­schie­dens­ten an­sät­zen ver­such­te das bau­haus er­klär­ter­mas­sen die ge­sell­schaft zu ver­än­dern — nicht das bau­en oder das de­sign al­lei­ne. die mit­glie­der des bau­haus wa­ren min­des­tens so he­te­ro­gen, wie auch es auch die wei­ma­rer re­pu­blik war. al­ler­dings leg­te anja baum­hoff wert auf die an­mer­kung, dass das bau­haus nicht so fort­schritt­lich war, wie ni­klas maak es dar­stellt hat­te.

als bei­spiel führ­te sie die über­kom­me­nen roll­bil­der des bau­haus an, bzw. den ent­wurf des haus am horn vom ma­ler und bau­haus-leh­rer ge­org mu­che. das ein­fa­mi­li­en-haus hät­te zwar ei­nen ei­ge­nen raum für die frau ein­ge­plant, was durch­aus als pro­gres­siv gel­ten könn­te, aber die­ser zim­mer war zwi­schen dem des man­nes und dem der kin­der — mit durch­gangs­tü­ren so­wohl zum mann, als auch zu den kin­dern, „so the wo­man could ser­ve them both“.

aber im­mer­hin liess das bau­haus auch frau­en als stu­den­ten zu.

was mir auch im kopf blieb und was das bau­haus wohl mit je­der avant­gar­dis­ti­schen be­we­gung ge­mein­sam hat: fast alle hass­ten das bau­haus zu sei­ner zeit. ins­be­son­de­re abs­trak­te kunst wur­de ge­hasst und ge­ra­de das bau­haus ver­sam­mel­te be­son­ders vie­le abs­trak­te künst­ler. aber ge­nau die­ser hass habe das bau­haus gross und be­kannt ge­macht.


sehr be­ein­dru­ckend fand ich den auf­tritt von ul­ri­ke gué­rot. wenn ich das rich­tig ver­stan­den habe, war ihr vor­trag eine ge­kürz­te ver­si­on ih­res vor­trags auf der re­pu­bli­ca die­ses jahr (den ich noch nicht ge­se­hen habe, hier die schrift­fas­sung, hier eine il­lus­trier­te text­ver­si­on).

youtube-video laden, info, direktlink

wäh­rend des vor­trags habe ich mir die­se bei­den frag­men­te no­tiert:

  Di­gi­tal Bau­haus - Ul­ri­ke Gué­rot: eu­ro­pe is a wo­man,...

di­gi­tal­bau­haussum­mit:

Ul­ri­ke Gué­rot: eu­ro­pe is a wo­man, ma­ri­an­ne was a wo­man, free­dom is a wo­man. #DBS15.

 

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 04.07.2015 21:07)

  Di­gi­tal Bau­haus - Time­line Pho­tos | Face­book

Ul­ri­ke Gué­rot mas­hing up rem kool­haas' eu­ro­pean flag pro­po­sal.
en.wi­ki­pe­dia.org/wiki/Flag_of_Eu­ro­pe#Bar­code_flag
oma.eu/pro­jects/2001/eu-bar­code/
the­guar­di­an.com/cul­tu­re/2004/sep/15/2

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 04.07.2015 21:14)

nach ih­rem vor­trag in ei­ner fra­ge und ant­wort-run­de liess ul­ri­ke gué­rot nach ei­nem flam­men­den pro-eu­ro­päi­schen plä­doy­er die­ses ge­rücht fal­len: die un­ter­stüt­zer ei­nes ja beim grie­chi­schen re­fe­ren­dum am sonn­tag wür­den aus­lands­grie­chen (ex­pats) aus der gan­zen welt nach grie­chen­land ein­flie­gen, um stim­men für ein JA zu sam­meln: „tho­se who want the yes have the me­ans to do that.“


die vor­trä­ge von tim le­be­recht, jo­han­na k. jae­ger, lisa ma oder dem schrift­de­si­gner jür­gen hu­ber hat­ten alle ihre qua­li­tä­ten und ein paar high­lights, aber ich be­schrän­ke mich hier auf die frag­men­te die mir be­son­ders in er­in­ne­rung ge­blie­ben sind.

jo­han­na k. jae­ger war die ers­te und ein­zi­ge per­son die ich je­mals bei der be­nut­zung ei­nes sur­face ta­blets von mi­cro­soft ge­se­hen habe. kein wun­der, sie ar­bei­tet auch bei mi­cro­soft. sie hat­te auch ne tol­le fo­lie, auf der sie goe­the's wert­her mit kim ka­da­shi­an ver­glich:

  Di­gi­tal Bau­haus - Di­gi­tal Bau­haus's Pho­tos

LOL: Goe­the's Wert­her is Kim Ka­da­shi­an!

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 04.07.2015 21:19)


tim le­be­recht hat ein buch ge­schrie­ben, spricht per­fekt eng­lisch und fin­det wir bräuch­ten eine neue ro­man­tik:

  tim le­ber­recht: we need a new ro­man­tic mo­ve­ment.

di­gi­tal­bau­haussum­mit:

 

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 04.07.2015 21:26)

sein vor­trag war ex­trem ge­schlif­fen, hu­mor­voll und sehr ame­ri­ka­nisch prä­sen­tiert. ein per­fek­ter pitch für ein mög­li­cher­wei­se gar nicht un­in­ter­es­san­tes buch. der hu­mor lässt sich al­ler­dings nicht ohne wei­te­res aus dem vor­trag ex­tra­hie­ren:

  Di­gi­tal Bau­haus - tim le­be­recht (sinn­ge­mäss): wir su­chen...

di­gi­tal­bau­haussum­mit:

tim le­be­recht (sinn­ge­mäss):

wir su­chen ner­ven­kit­zel wie die stein­zeit­men­schen: die ei­nen sprin­gen aus dem welt­raum zu­rück auf die erde, an­de­re ma­chen leis­tungs­sport der sie an die gren­zen ih­rer leis­tungs­fä­hig­keit bringt, man­che ge­hen ein paar tage in die black rock de­sert für ra­di­ka­le selbst­in­sze­nie­rung beim bur­ning man fes­ti­val.
je mehr wir lei­den, des­to stär­ker füh­len wir sinn und be­deu­tung im le­ben.

das mit dem ner­ven­kit­zel, dem lei­den, dem sich selbst an die gren­zen brin­gen funk­tio­niert auch bei gut bei ikea. ikea als ex­trem­sport.

(bei tim le­be­recht in der gran­dio­sen, gut ge­tak­te­ten #DBS15 prä­sen­ta­ti­on war das na­tür­lich sehr wit­zig.)

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 04.07.2015 21:22)


knob­lauch war am zwei­ten tag so­was wie der run­ning gag des ta­ges:

knob­lauch kalt­scha­le was a thing at bau­haus ac­cor­ding to anja baum­hoff at #DBS15

di­gi­tal­bau­haussum­mit (@digi_bau04.07.2015 9:29

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 04.07.2015 22:42)

  Di­gi­tal Bau­haus

As Anja Baum­hof taught us: ear­ly Bau­hau­si­ans of­ten­ti­mes fain­ted due to the strong gar­lic smell in the can­teen. What could eGar­lic be for the Di­gi­tal Bau­haus? Lunch Break!

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 04.07.2015 21:06)


als fa­zit des zwei­ten ta­ges des di­gi­tal bau­haus sum­mit neh­me ich fol­gen­den satz mit nach­hau­se:

wir müs­sen die ge­sell­schaft ver­än­dern.

aber hier zu­hau­se fra­ge ich mich auch: müs­sen wir das wirk­lich? gibt es bei­spie­le von (ruck­ar­ti­ger) ge­sell­schaft­li­cher ver­än­de­rung, die nicht im to­ta­li­tä­ren en­de­ten? sind die län­der die der­zeit ge­wal­ti­gen (ge­plan­ten) ge­sell­schaft­li­chen wan­del durch­ma­chen (zum bei­spiel chi­na oder ei­ni­ge ara­bi­sche län­der) dazu viel­leicht nur in der lage, weil sie to­ta­li­tär re­giert wer­den? wol­len wir das wirk­lich, un­se­re un­aus­ge­go­re­nen un­ge­tes­te­ten ideen über die ge­sell­schaft stül­pen und se­hen was pas­siert?

wenn ich die bau­haus-ex­per­tin­nen in den letz­ten bei­den ta­gen rich­tig ver­stan­den habe, war die am­bi­ti­on des bau­haus zwar die ge­sam­te ge­sell­schaft zu ver­än­dern, die reich­wei­te je­doch sehr be­grenzt. so wie das bei vie­len vor­her­ge­hen­den und dar­auf fol­gen­den be­we­gun­gen war. so hat die cam­phill-be­we­gung und die dar­auf fol­gen­den an­tro­po­so­phi­schen le­bens­ge­mein­schaf­ten (in ei­ner da­von habe ich mei­nen zi­vil­dienst ge­macht) si­cher­lich viel im heil­päd­a­gischen und bio­lo­gisch dy­na­mi­schen ge­mü­se­an­bau ver­än­dert und auch vie­le men­schen be­rührt und be­ein­flusst (mich zum bei­spiel) — aber auch hier dürf­te die reich­wei­te be­grenzt sein und weit da­von ent­fernt sein, das le­ben von hinz und kunz auch nur an­satz­wei­se be­rührt zu ha­ben. glei­ches dürf­te für die kom­mu­ne I oder gar die 68er-be­we­gung gel­ten, die sann­ya­sins oder wen­n's sein muss auch der ZIA.

ist der grund da­für, dass kei­ne der mir be­kann­ten re­form­be­we­gun­gen (aus­ser viel­leicht den grü­nen) wirk­lich durch­schla­gen­de wir­kung ent­fal­ten konn­te viel­leicht dar­in be­grün­det, dass sie schon im klei­nen nur leid­lich funk­tio­nie­ren? wie vie­le knob­lauch-flücht­lin­ge hät­te es ge­ge­ben, wenn das bau­haus als ge­samt­deut­sche ge­sell­schafts- oder le­bens­form eta­bliert wor­den wäre? wie sähe deutsch­land aus, wenn die an­tro­po­so­phen ernst­haf­te po­li­ti­sche macht er­langt hät­ten oder wür­den? was wäre, wenn ein mit­glied der ZIA nicht den bach­mann­preis, son­dern die kanz­ler­schaft ge­won­nen hät­te?

wol­len wir das?

so toll ich (ins­ge­samt) das was ul­ri­ke gué­rot heu­te sag­te fand, so be­un­ru­hi­gend fand ich ihre aus­sa­ge, dass wir mit kon­sens und kom­pro­mis­sen po­li­tisch nicht mehr wei­ter­kä­men. ich mag ihr durch­aus zu­stim­men, wenn sie for­dert, dass wir wie­der mehr für ideen kämp­fen müss­ten und für un­se­re ideen auf­ste­hen und un­se­re stim­me fin­den müss­ten. aber kon­sens und kom­pro­miss für eine schnel­le­res vor­an­kom­men oder ge­sell­schaft­li­ches re­form­pro­jekt auf­ge­ben? das macht mir angst.

ab­ge­se­hen da­von: wir ha­ben ge­ra­de ra­di­ka­len ge­sell­schaft­li­chen wan­del. der wird der­zeit durch das in­ter­net an­ge­feu­ert und macht (zum bei­spiel) enorm vie­le kon­flik­te sicht­bar, die vor­her un­sicht­bar wa­ren. nur ist die­ser wan­del nicht von ei­ner ge­sell­schaft­li­chen uto­pie ver­ur­sacht wor­den. klar, un­ter­wegs, bei der ent­wick­lung und beim wachs­tum des in­ter­nets, spros­sen al­ler­hand uto­pien, die aber zum gros­sen teil von der wucht oder rea­li­tät des in­ter­nets gleich wie­der er­stickt oder weg­ge­spült wur­den.

das was die ent­wick­lung des in­ter­nets be­feu­er­te war üb­ri­gens, aus mei­ner sicht, eher das werk ei­ner un­sicht­ba­ren hand (die lou­is klein üb­ri­gens ges­tern als in­ef­fek­tiv für wan­del brand­mark­te), als das ei­ner uto­pie oder ge­sell­schaft­li­chen vi­si­on die sich ein mensch­li­cher geist aus­ge­dacht hat. das in­ter­net ist ein­fach pas­siert, weil es plötz­lich tech­no­lo­gisch funk­tio­nier­te.

in die­sem sin­ne fand ich da­ni­el ker­bers schluss­wort ei­gent­lich auch ganz pas­send. so in­spi­rie­rend die dis­kus­sio­nen und vor­trä­ge auf dem di­gi­tal bau­haus sum­mit wa­ren, zum gros­sen teil fan­den sich die dis­kus­sio­nen auf ei­nem ni­veau, das die meis­ten men­schen nie er­rei­chen wer­den und vor al­lem nie er­rei­chen wol­len — und wahr­schein­lich auch im­mer skep­tisch be­ob­ach­ten wer­den:

the dis­cour­se is fly­ing pret­ty high here. i don’t read he­gel to keep up with the dis­cus­sion.
— da­ni­el ker­ber


heu­te habe ich re­la­tiv vie­le club mate ge­trun­ken. was mich wun­der­te: das schmeck­te gar nicht ek­lig. im ge­gen­teil. zwi­schen­durch habe ich — wahr­schein­lich um zu gu­cken ob mei­ne ge­schmacks­ner­ven noch funk­tio­nie­ren — eine cola ge­trun­ken und die schmeck­te wirk­lich ek­lig. nicht so sehr beim schlu­cken, aber kurz da­nach und et­was län­ger da­nach auch. bis der ek­li­ge ge­schmack weg war, ver­ging fast eine stun­de. spä­ter im zug habe ich dann ein bit­bur­ger ge­trun­ken. auch das schmeck­te ei­gen­tüm­li­cher­wei­se nicht ek­lig. bit­bur­ger an sich schmeckt ja auch nicht ek­lig, aber wenn man es län­ger nicht ge­trun­ken hat, meint man es schme­cke ek­lig — mir geht das zu­min­dest so. ich bin mit bit­bur­ger gross ge­wor­den, aber in dem mo­ment in dem ich das rhein­land ver­liess und mich an an­de­re bie­re ge­wöhn­te, war der ers­te schluck bit­bur­ger je­des mal ein schock. heu­te nicht. muss am wet­ter lie­gen.


hier mei­ne ein­drü­cke vom ers­ten tag des #dbs15, hier das twit­ter-kon­to, hier das face­book-kon­to des di­gi­tal bau­haus sum­mit, die ich frei­tag und sams­tag (mit-) ge­füllt habe.


di­gi­tal bau­haus sum­mit 2015, tag 1

felix schwenzel

heu­te war ich den gan­zen tag auf dem di­gi­tal bau­haus sum­mit in wei­mar. die hin­fahrt heu­te früh hat dann al­ler­dings an­der­t­alb stun­den län­ger als ge­plant ge­dau­ert, dank der bahn:

dass n zug aus­fällt, ok. aber „wit­te­rungs­be­dingt“? das is doch kei­ne wit­te­rung heu­te.

@digi_bau Huhu. Just fyi ICE 1005 fällt kom­plett aus, wenn über­haupt je­mand so doof ist wie ich so früh auf­zu­ste­hen. Ber­li­ner ver­spä­ten sich

Jörn Hen­drik Ast (@Jor­ma­son03.07.2015 5:41

(ur­sprüng­lich ver­öf­fent­licht am 03.07.2015 04:49)

im zug set­ze sich dann eine schul­klas­se an mei­nen tisch, die auch nach wei­mar woll­te und auch von dem zug­aus­fall be­trof­fen war. so konn­te ich eine hal­be stun­de dem lau­schen, was teen­ager so re­den, wenn sie mei­nen dass sie al­lei­ne sind, oder der typ ne­ben ih­nen, der wie ein pen­ner aus­sieht und stän­dig in sein han­dy starrt, ih­nen egal ist.

mei­ne schluss­fol­ge­rung nach 30 mi­nu­ten: vor­nehm­lich un­ter­hal­ten sich teen­ager über an­de­re men­schen und sich selbst, mit­schü­ler, freun­de, de­ren el­tern („boar, die mut­ter ist voll an­stren­gend“), dro­gen­to­te aus dem be­kann­ten­kreis, den spie­gel, pein­li­che si­tua­tio­nen in die sie ge­ra­ten sind und über es­sen.

grund­sätz­lich also das glei­che, was ich auch hier ver- und be­hand­le.


mit dem zug­aus­fall und der ver­spä­tung habe ich dann die ers­ten vor­trä­ge ver­passt und konn­te dann noch um 10 uhr den vor­trag von lou­is klein se­hen, ei­nen work­shop der con­nec­tors mal­mö mit­ma­chen, ein re­fe­rat von liss c. wer­ner er­tra­gen und mich vom vor­trag von ni­klas maak über­rol­len las­sen.

um acht geht’s wei­ter, da macht auch fried­rich liech­ten­stein ir­gend­was. bis da­hin hier mei­ne ein­drü­cke.


lou­is klein sprach über „com­pe­ti­ti­ve so­cial de­sign“. der kern sei­ner aus­sa­ge lässt sich wie folgt zu­sam­men­damp­fen: wir ha­ben im letz­ten jahr­hun­dert mas­siv in te­chi­sche for­schung in­ves­tiert. als bei­spie­le nann­te er das kern­for­schungs­zen­trum CERN, das us-ame­ri­ak­ni­sche atom­bom­ben­pro­gramm (man­hat­tan pro­ject) oder das hu­man ge­no­me pro­ject. nach ei­ner um­fang­rei­chen ein­lei­tung von den nürn­ber­ger kriegs­ver­bre­cher pro­zes­sen („we’re cas­ca­ding the risk, the ethi­cal bur­den from the sys­tem down to the in­di­vi­du­al“) und an­de­ren ver­bre­chen ge­gen die mensch­lich­keit („when loo­king at cri­mes against hu­ma­ni­ty, we need to look at sys­tems as ac­tors, not (only) in­di­vi­du­als“), über bank­sy („the grea­test cri­mes are not com­mi­t­ed by peo­p­ly brea­king the ru­les, but by peo­p­le fol­lo­wing the ru­les“) schlussfol­ger­tefrag­te er:

what if we would en­ga­ge like this in so­cial sci­ence?

wir soll­ten uns bei der öko­no­mie und ge­sell­schafts­po­li­tik nicht auf selbst­re­gu­lie­rung und eine un­sicht­ba­re hand, die das al­les schon ir­gend­wie re­gelt, ver­las­sen, son­dern ak­tiv ge­stal­ten und for­schen, wel­che ge­stal­tung er­folg­ver­spre­chend ist.

hört sich al­les sym­pa­thisch und nach­voll­zieh­bar an, aber die po­li­ti­schen im­pli­ka­tio­nen las­sen ei­nen er­schau­dern. das wur­de klar, als er chi­na und die ver­ei­nig­ten ara­bi­schen emi­ra­te als bei­spie­le her­an­zog, die ihr schick­sal in die ei­ge­ne hand ge­nom­men hät­ten und in de­nen eben nicht das in­di­vi­du­um zählt, son­dern der ge­sell­schaft­li­che fort­schritt. bei­de län­der ma­chen das in vie­len be­rei­chen mit enor­men tem­po und be­ein­dru­cken­den wachs­tums­zah­len.

lou­is klein: down the­re is what you get when you trust the „in­vis­ble hand“. pic.twit­ter.com/pUT­LOt­NU2I

di­gi­tal­bau­haussum­mit (@digi_bau03.07.2015 11:11

lou­is klein: the chi­ne­se are do­ing quite well. pic.twit­ter.com/YTn7duH­c­zI

di­gi­tal­bau­haussum­mit (@digi_bau03.07.2015 11:05

die ra­di­ka­li­tät von lou­is kleins an­re­gun­gen wur­de dann in der an­schlies­sen­den dis­kus­si­on klar. eine so­zi­al­wis­sen­schaft­le­rin stimm­te lou­is klein zu und sag­te (sinn­ge­mäss), die de­mo­kra­tie sei ge­schei­tert. ge­ra­de bei fra­gen wie nach­hal­tig­keit (sic!) habe die de­mo­kra­tie ver­sagt.

grund­sätz­lich ge­hen bei mir ja im­mer die alarm­glo­cken an, wenn dar­über sin­niert wird, dass das in­di­vi­du­um, der ein­zel­ne mensch hin­ter dem grös­se­ren ziel, der welt­ret­tung, der welt­ver­bes­se­rung, der wie auch im­mer ge­färb­ten ge­sell­schaft­li­chen uto­pie zu­rück­ste­hen müs­se. falls also ei­ner in der ses­si­on glo­cken­ge­läut ge­hört ha­ben soll­te: das war ich. trotz­dem — oder ge­ra­de we­gen mei­ner alarm­glo­cken — fand ich den vor­trag ex­trem in­spi­rie­rend, ger­ne wie­der lou­is, auch wenn wir uns nicht mehr er­ken­nen.


der work­shop der bei­den prot­ago­nis­ten der con­nec­tors mal­mö war ein rich­ti­ger work­shop. kei­ne power­point fo­li­en, son­dern selbst­ge­mal­te zet­tel, ste­hen­des pu­bli­kum, ken­nen­lern­spiel­chen und kurz­auf­ga­ben, um da­nach, bei ste­hen­dem pu­bli­kum doch wie­der in die fron­tal-vor­trags-per­spek­ti­ve zu wech­seln. war trotz­dem in­ter­es­sant, vor al­lem weil ich bei den ken­nen­lern­spiel­chen drei leu­te ken­nen­ge­lernt habe, eine er­fah­rung, die ich sonst auf kon­fe­ren­zen, we­gen per­sön­li­chen so­zia­len ei­gen­tüm­lich­kei­ten, nicht ma­che. ich glau­be die bei­den „con­nec­tors“ ma­chen sehr in­ter­es­san­te sa­chen, konn­te aber lei­der de­ren aus­füh­run­gen nicht so­weit fol­gen, um selbst dar­über zu be­rich­ten. mög­li­cher­wei­se gibt de­ren web­sei­te ja de­tail­ier­ter aus­kunft dar­über.


von liss c. wer­ners re­fe­rat bin ich lei­der sehr ent­täuscht ge­we­sen. im prin­zip war das eine prä­ten­tiö­se dia­schau mit hüb­schen bild­chen und ein paar aka­de­mi­schen flos­keln wie ich sie aus der ar­chi­tek­tur­fa­kul­tät ken­ne. wie im­mer will ich nicht aus­schlies­sen, dass ich zu doof für den vor­trag war, je­den­falls habe ich mei­nen ein­druck nach dem vor­trag so zu­sam­men­ge­fasst:

das #DBS15-re­fe­rat von @SYS­TEM­AR­CHI­TEKT war vol­ler be­ob­ach­tun­gen und hüb­schen bild­chen, ent­hielt aber lei­der kei­ne ein­zi­ge schluss­fol­ge­rung.

fe­lix schwen­zel (@di­plix03.07.2015 15:27

die ant­wort von liss c. wer­ner dar­auf war so ge­se­hen fol­ge­rich­tig:

Der Talk hat­te kei­ne Schluss­fol­ge­run­gen zum Ziel son­dern Fra­gen. die Bil­der aus Ge­schich­te und cur­rent Di­gi­tal hu­man.

(klei­ne kor­rek­tu­ren von mir hin­zu­ge­fügt)

das hat­te sie am an­fang ih­res vor­trags (et­was kryp­tisch) auch so an­ge­kün­digt. das ent­täu­sche­de ist aber, dass die fra­gen die der vor­trag auf­warf in etwa die sind, die die vor­trags­an­kün­di­gung auf­warf (voll­zi­tat, die fra­gen ste­hen mit fra­ge­zei­chen mar­kiert am ende):

In 1995 Ni­cho­las Ne­gro­pon­te sta­ted that “The ch­an­ge from atoms to bits is ir­re­vo­ca­ble and un­stoppable”. 30 ye­ars la­ter we may re­view Ne­gro­pon­te’s state­ment and cla­im that atoms and bits will con­ti­nue to mer­ge with the ad­vent of smart skin and weara­ble com­pu­ters. The body as phy­si­cal in­ter­face to the world has been com­ple­men­ted by the smart­phone, the In­ter­net and last but not least wire­less, in­vi­si­ble and fast data-au­to­bahns. The body now acts as a com­mu­ni­ca­ti­on de­vice bet­ween the in­di­vi­du­al and its phy­si­cal and vir­tu­al en­vi­ron­ments. Its mo­di­fi­ca­ti­on, crossing cy­bor­gi­an and hu­ma­no­id ge­nes, de­scri­bes a fun­da­men­tal ch­an­ge of the body’s ac­tu­al ma­te­ri­al and its new role in the lo­cal and ur­ban en­vi­ron­ment, on a macro- and mi­cro-sca­le as semi-au­to­no­mous com­mu­ni­ca­ti­on in­ter­face.

Do we need to re­de­sign de­sign in the age of a ha­cked body?
What are the new chal­lenges for the fu­ture ge­stal­tung of so­cie­ty?
Is the­re a ge­ne­ral sys­tem re­si­ding on a meta-le­vel of de­sign with or wi­t­hout ar­ti­fi­ci­al com­pu­ta­ti­on?

mir war das al­les zu sehr ober­fäch­li­ches krat­zen und zu we­nig boh­ren. ich fin­de die gu­ten fra­gen er­ge­ben sich nicht durch an­fas­sen, di­stan­zier­tes, fach­frem­des be­ob­ach­ten, son­dern beim boh­ren, beim bau­en, beim tes­ten, aus­pro­bie­ren, se­zie­ren, ana­ly­sie­ren und neu zu­sam­men­set­zen. mir er­schien der de­sign­be­griff der hier ver­han­delt wur­de als zu flach, zu sehr auf die rei­ne, ober­fläch­li­che ge­stal­tung kon­zen­triert. lou­is klein hat ge­zeigt wie schmerz­haft boh­ren sein kann, liss c. wer­ner hat ge­zeigt, wie un­er­gie­big das krat­zen an der ober­flä­che sein kann.

für die­sen blö­den witz möch­te ich mich je­doch ent­schul­di­gen.

eine der fo­li­en von @sys­tem­ar­chi­tekt: „do we need to re­de­sign de­sign in the age of a ha­cked body?“
hack­fleisch­be­spre­chun­gen?
#DBS15 #SCNR

fe­lix schwen­zel (@di­plix03.07.2015 14:45


jetzt ni­klas maak auf dem #DBS15 di­gi­tal­bau­haussum­mit.de/talks/#talk-613 pic.twit­ter.com/bA5baX220q

di­gi­tal­bau­haussum­mit (@digi_bau03.07.2015 16:08

ni­klas maak hat bei sei­nem vor­trag stark ge­schwitzt. was aber auch kein wun­der ist, weil er den vor­trag vor­an­ge­trie­ben hat wie ein d-zug. ni­klas maak war der­mas­sen in fahrt, dass es mir un­mög­lich war, pa­ralell zum vor­trag et­was sub­stan­zi­el­les da­von zu do­ku­men­tie­ren. aus­ser dem hier:

gu­ter vor­trag von ni­klas maak, ge­schlif­fe­nes eng­lisch, wucht und speed ei­nes d-zugs und mi­kro­fon-plop­pen wie beim beat­bo­xen. #DBS15

di­gi­tal­bau­haussum­mit (@digi_bau03.07.2015 16:18

ein paar no­ti­zen habe ich mir aber ge­macht und ich fand den vor­trag so be­mer­kens­wert, dass ich dazu noch et­was schrei­ben möch­te — aber erst spä­ter.

hier mei­ne ein­drü­cke vom abend des ers­ten ta­ges und vom zwei­ten tag.

(of­fen­le­gung: ich be­kom­me ein ho­no­rar da­für das twit­ter- und face­book-kon­to des di­gi­tal bau­haus sum­mits zu be­fül­len. in­halt­li­che vor­ga­ben habe ich nicht be­kom­men, hier zen­siert nur mein ei­ge­ner zen­sor in mei­nem kopf)


di­gi­tal bau­haus 2015

felix schwenzel

die­ses wo­chen­en­de fin­det in wei­mar der zwei­te di­gi­tal bau­haus sum­mit statt. ich wur­de von den ver­an­stal­tern ein­ge­la­den von dort zu be­rich­ten. ab frei­tag wer­de ich das twit­ter-kon­to @digi_bau und das face­book-kon­to des di­gi­tal bau­haus sum­mit mit­be­fül­len. der eine oder an­de­re bei­trag wird viel­leicht auch hier oder in mei­nem twit­ter-kon­to auf­tau­chen.

die ver­an­stal­ter (un­ter an­de­rem die zen­tra­le in­tel­li­genz agen­tur) be­schrei­ben das pro­gramm so:

De­sign ist mehr als die Ge­stal­tung von Ober­flä­chen. De­sign lenkt die Nut­zungs­wei­se ei­nes Pro­dukts, den Zu­gang zu In­for­ma­tio­nen und das Ver­hal­ten von Men­schen. De­sign ge­stal­tet Ge­sell­schaft. Un­ter dem Ti­tel „De­sig­ning So­cie­ty“ fragt der Di­gi­tal Bau­haus Sum­mit 2015 nach den Mög­lich­kei­ten und Gren­zen von Ge­sell­schaft­de­sign in der heu­ti­gen De­sign­ge­sell­schaft.

das pro­gramm, die lo­ca­ti­ons und die spre­cher schei­nen viel­ver­spre­chend zu sein. tim le­be­recht will „eine neue ära der ro­ma­tik“ aus­ru­fen, lou­is klein wird über „so­zia­les de­sign“ re­den, ni­klas maak wird über „das bau­haus als kom­mu­ne“ re­fe­rie­ren, liss c. wer­ner will über das „de­si­gnen von de­sign“ re­den und fried­rich liech­ten­stein macht auch ir­gend­was. ich bin sehr ge­spannt auf die vor­trä­ge und work­shops, auch weil ich bei ei­ni­gen vor­trags­an­kün­di­gun­gen auch nach wie­der­hol­tem le­sen nicht her­aus­fin­den konn­te um was es ge­hen wird — und es wohl erst vor ort er­fah­ren wer­de.

auch die ver­an­stal­tungs­or­te an sich schei­nen mir in­ter­es­sant zu sein. am frei­tag fin­det die ver­an­stal­tung in der al­ten staats­bank (bau­jahr 1894) statt, am sams­tag in ei­nem al­ten nazi-bau, der fried­rich nietz­sche ge­dächt­nis­hal­le.

eine hand­voll ti­ckets ist wohl noch ver­füg­bar, wenn ich das rich­tig ver­stan­den habe, ist die teil­neh­mer­zahl auf 150 be­grenzt.

DI­GI­TAL BAU­HAUS SUM­MIT 2015
De­sig­ning So­cie­ty
3. + 4. Juli 2014, Wei­mar

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kunst sam­meln

felix schwenzel in artikel

mit 12 hat­te ich kein ver­ständ­nis für kunst. als mei­ne el­tern mir er­zähl­ten, dass sie eine plas­tik von joa­chim ban­dau ge­kauft hät­ten und mir den preis nann­ten, fand ich das da­mals sehr, sehr doof und liess das auch mei­ne el­tern wis­sen. ich ver­mu­te, ich liess sie da­mals wis­sen, dass ich sie für be­scheurt hielt so viel geld für ein stück po­ly­es­ter zu be­zah­len.

der fuss, wie wir ihn dann meist nann­ten, stand oder hing dann die fol­gen­den jah­re in un­se­ren woh­nun­gen. er war ein­fach da: glatt, schlank und gleich­zei­tig rund­lich, matt­schwarz glän­zend, ohne spe­ckig zu wir­ken. sei­ne form war ori­gi­nell aber gleich­zei­tig ein biss­chen ver­traut, wie aus dem flug­zeug­bau.

auf ge­wis­se wei­se teil­te ich mein le­ben mit dem fuss. mein le­ben ver­än­der­te sich, der fuss nicht. je äl­ter ich wur­de, des­to sym­pa­thi­scher wur­de mir der fuss, sei­ne form, sei­ne ober­flä­che, sei­ne re­flek­ti­ons­ei­gen­schaf­ten. ir­gend­wann um die jahr­tau­send­wen­de sah ich den stream ei­ner key­note, in der ste­ve jobs die neu­en ibooks vor­stell­te und sinn­ge­mäss sag­te, dass ihre form so wun­der­bar sei, dass man sie ab­le­cken woll­te. da fiel mir auf, dass mir das mit der plas­tik von joa­chim ban­dau mitt­ler­wei­le auch so ging.

da­mals, so um die jahr­tau­send­wen­de, fing ich auch an zu ver­ste­hen, war­um es in­ter­es­sant ist kunst zu sam­meln. es geht nicht um die wert­an­la­ge oder -stei­ge­rung, es geht nicht um das ha­ben-wol­len oder be­sit­zen, es geht um das zu­sam­men­le­ben mit kunst. kunst, mit der man zu­sam­men­lebt lädt sich mit be­deu­tun­gen, er­in­ne­run­gen, hoff­nun­gen und pro­jek­tio­nen auf. kunst ver­wi­ckelt sich mit dem ei­ge­nen le­ben.

dar­an muss­te ich je­den­falls wie­der den­ken, als ich die­ses wo­chen­en­de wie­der bei mei­nen el­tern über­nach­te­te und die gan­zen ar­bei­ten sah, die die bei­den im lau­fe der jah­re ge­kauft hat­ten.

der fuss von joa­chim ban­dau stand vie­le jah­re auf dem fuss­bo­den, bis mei­ne mut­ter und ich vor zwei jah­ren dem drän­gen mei­nes va­ters nach­ga­ben und ihn end­lich wie­der an eine wand hin­gen. ich fin­de das tut ihm ganz gut.


die­ses bild von dirk skre­ber moch­te ich von an­fang an. ich glau­be mei­ne mut­ter hat es ge­kauft, als er ge­ra­de die düs­sel­dor­fer kunst­aka­de­mie ab­ge­schlos­sen hat­te. ob­wohl — oder ge­ra­de weil es mit we­nig de­tails und eher grob ge­malt ist, eig­net es sich sich her­vor­ra­gend zum rein­pro­ji­zie­ren von ideen und in­ten­tio­nen. ich fand es im­mer ein biss­chen iro­nisch und gleich­zei­tig ir­ri­tie­rend. als sei es un­fer­tig oder als pas­sie­re im bild gleich et­was. im­mer wenn ich am bild vor­bei­kom­me, mer­ke ich je­den­falls, dass es mich be­schäf­tigt; was ist, was könn­te pas­sie­ren?


die blu­men und die fi­sche sind von wang fu. hin­ten sind sie mit ne­on­far­be ge­stri­chen, so dass sie von ei­ner art aura um­ge­ben wer­den. die ar­bei­ten müss­ten alle so um das jahr 1995 ent­stan­den sein, also bald 20 jah­re bei mei­nen el­tern in der kü­che hän­gen. ich stau­ne also seit knapp zwan­zig jah­ren über sie. je­des mal.

wang fu be­schreibt auch das ge­fühl kunst im­mer wie­der im all­tag aus­ge­setzt zu sein, das ich oben ver­sucht habe aus­zu­drü­cken:

Wang Fu be­ob­ach­te­te im­mer wie­der Men­schen in ih­rer Wahr­neh­mung wäh­rend ei­nes Son­nen­un­ter­gan­ges am Pa­zi­fik. Man­che schlie­ßen die Au­gen, an­de­re füh­len mit der Haut, an­de­re kön­nen sich dem Au­gen­blick nicht auf­merk­sam hin­ge­ben. Je öf­ter und be­wuss­ter Men­schen sol­che Au­gen­bli­cke er­le­ben, je mehr Er­fah­rung sie da­mit be­kom­men, je tie­fer wird das Er­leb­nis. Aus der Wie­der­ho­lung ent­steht Kon­zen­tra­ti­on.

so ist das, glau­be ich, ex­akt mit der kunst. je mehr man sich ihr aus­setzt, des­to tie­fer kann das er­le­ben sein, des­to mehr de­tails und qua­li­tä­ten ent­deckt man. und der idea­le ort sich kunst aus­zu­set­zen, ist wohl in der tat das zu­hau­se, der ort an dem man am meis­ten zeit ver­bringt.

ich möch­te be­haup­ten: kunst zu kau­fen oder zu sam­meln ver­bes­sert die le­bens­qua­li­tät. und wenn man das mit kunst macht, zu der man viel­leicht noch kei­nen zu­gang ge­fun­den hat, kann kunst auch aha-er­leb­nis­se pro­du­zie­ren. so wie ein gu­tes buch oder ein gu­ter film.

(wird fort­ge­setzt)


„schau in mei­ne welt“

felix schwenzel

am frei­tag bin ich nach st. mo­ritz ge­fah­ren um mei­ne mut­ter dort ab­zu­ho­len. sie ist auf dem weg nach kor­si­ka in der schweiz krank ge­wor­den und ich habe für sie chauf­feur ge­spielt. ges­tern auf dem weg von st. mo­ritz (un­ter dem flüela-pass durch) zu­rück ins rhein­land hat­te mei­ne mut­ter ge­le­gen­heit ih­rer liebs­ten tä­tig­keit nach­zu­ge­hen: zu er­zäh­len was sie in den letz­ten mo­na­ten so ge­macht hat.

un­ter an­de­rem er­zähl­te sie, dass sie sich jetzt die kika-sen­dung „schau in mei­ne welt“ auf ihr ipad „ge­packt“ hät­te und ei­ni­ge der sen­dun­gen an­ge­se­hen habe. die sen­dun­gen zei­gen je­weils ei­nen be­son­de­ren tag aus dem le­ben ei­nes kin­des — aus deutsch­land, afri­ka, asi­en, ame­ri­ka — eben aus der gan­zen welt. un­ter an­de­rem er­zähl­te sie von lii­ban und sei­ner flucht nach deutsch­land (me­dia­the­klink) und al­va­ro dem schupt­zer aus la paz (me­dia­the­klink).

weil wir aus der schweiz bis zu mei­nen el­tern nach­hau­se un­ge­fähr 10 stun­den un­ter­wegs wa­ren und mei­ne mut­ter bei ih­ren er­zäh­lun­gen ent­spre­chend weit aus­ho­len konn­te, kann­te ich den in­halt der bei­den sen­dun­gen be­reits — aber ich habe sie mir trotz­dem noch am sel­ben abend an­ge­se­hen — und war ziem­lich an­ge­tan da­von. ich wer­de mir ne­ben den bei­den oben er­wähn­ten fol­gen si­cher­lich noch ein paar wei­te­re fol­gen an­se­hen. ich kann das je­dem an­de­ren auch emp­feh­len, die fil­me sind frei von über­mas­si­gem pa­thos oder pa­ter­na­li­sie­rung und auch wenn sie of­fen­bar nicht ganz frei von in­sze­nie­rung sind, lernt man doch eine men­ge aus dem le­ben an­de­rer men­schen. und das scheint mir nach wie vor eine der vor­an­gi­gen auf­ga­ben von kul­tur, li­te­ra­tur, film, fern­se­hen und in­ter­net zu sein: über an­de­re men­schen zu ler­nen.

das ist die über­sichts­sei­te von schau in mei­ne welt und ge­se­hen habe ich lii­ban und die flucht nach deutsch­land und al­va­ro - der schuh­put­zer von la paz.


„Ori­gi­na­le mit und für Men­schen mit Emo­tio­nen“

felix schwenzel

  Ni­co­le Lei­den­frost: „Der Kö­ni­gin hat das blaue Pferd ge­fal­len"

Das Acryl­ge­mäl­de, das Bun­des­prä­si­dent Gauck der Kö­ni­gin schenk­te, stieß in der Öf­fent­lich­keit auf we­nig Be­geis­te­rung. Auch Eli­sa­beth II. re­agier­te ver­hal­ten. Im In­ter­net wird der Künst­le­rin mit Häme und Spott be­geg­net. Sie selbst sieht sich in der Tra­di­ti­on Franz Marcs.

ich fin­de das in­ter­view mit der künst­le­rin ziem­lich ent­lar­vend. und so doof ich es fin­de, kunst mit sprü­chen wie „das kann ich auch“ (kannst du näm­lich nicht) oder „kann das weg, oder ist das kunst?“ (der wohl auf die von putz­frau­en weg­ge­putz­te in­stal­la­ti­on von beuys an­spielt) zu dis­kre­di­tie­ren, möch­te ich doch sa­gen: ich fin­de das bild gräss­lich. bei der faz kann man es se­hen und das in­ter­view mit ni­co­le lei­den­frost le­sen.

und weil ich das bild scheuss­lich fin­de, fin­de ich die­se va­ria­tio­nen von ruth herz­berg und der bei­fah­re­rin um so er­fri­schen­der:

[nach­trag 27.06.2015]

sie­he auch an­ni­ka von tau­be „das ei­gent­lich schlim­me am blau­en pferd der kö­ni­gin“:

Die ei­gent­li­che Ur­sa­che für das zwei­fels­oh­ne pein­li­che Ge­schenk [liegt] nicht in der frag­wür­di­gen Qua­li­tät des künst­le­ri­schen Schaf­fens von Lei­den­frost […]. Son­dern im Um­stand, dass das Äqui­va­lent ei­ner Krit­ze­lei, die Mut­ti vom Kind ge­schenkt be­kommt, über­haupt als für ein Staats­ge­schenk in­fra­ge kom­men­des Kunst­werk klas­si­fi­ziert wer­den konn­te. Dass es nie­man­den zu ge­ben scheint im gan­zen Ap­pa­rat des Bun­des­prä­si­di­al­am­tes, der et­was von Kunst ver­steht oder zu­min­dest ahnt, dass man bei man­geln­der Ei­gen­kom­pe­tenz je­man­den zu Rate zie­hen soll­te, der dies tut. Dass man of­fen­sicht­lich glaubt, Far­be auf Pa­pier oder Lein­wand sei au­to­ma­tisch Kunst.


game of yout­hism

felix schwenzel

  spie­gel.de: Kör­per­dou­ble von „Game of Thro­nes“-Star: „Die schwers­te und bes­te Er­fah­rung mei­nes Le­bens“

Seit Be­ginn der TV-Aus­strah­lung spielt [die Schau­spie­le­rin Lena Hea­dey, 41] die Rol­le der Cers­ei Lan­nis­ter. Für die Nackt­sze­ne wur­de je­doch ein Dou­ble en­ga­giert, und nun ist auch be­kannt, wer den Part be­kam: Schau­spie­le­rin und Mo­del Re­bec­ca Van Clea­ve. Mit „En­ter­tain­ment Weekly“ sprach die 27-Jäh­ri­ge nun zum ers­ten Mal über die Dreh­ar­bei­ten.

schon klar, nach all den ver­ge­wal­ti­gun­gen, ver­bren­nun­gen, ver­stüm­me­lun­gen und emas­ku­la­tio­nen in den letz­ten paar staf­feln von games of thro­nes, kann man den zu­schau­ern nicht den nack­ten kör­per ei­ner 41-jäh­ri­gen frau zu­mu­ten und zeigt er­satz­wei­se lie­ber den ei­ner 27jäh­ri­gen.

[nach­trag]
mir ist klar, dass lena hea­dey sich ent­schie­den hat, die nackt­sze­ne nicht selbst zu spie­len. so steht es im oben ver­link­ten en­ter­tain­ment-weekly-ar­ti­kel. dar­um geht es in die­sem ar­ti­kel aber auch nicht, son­dern al­lein um die cas­ting-ent­schei­dung eine 27 jäh­ri­ge, eine nack­te 41 jäh­ri­ge dar­stel­len zu las­sen. mit dem cas­ting woll­te lena hea­dey üb­ri­gens auch nichts zu tun ha­ben (steht auch im oben ge­nann­ten en­ter­tain­ment-weekly-ar­ti­kel).

bei game of thro­nes herrscht die glei­che be­klopp­te lo­gik wie im rest­li­chen hol­ly­wood: frau­en über 30 gel­ten of­fen­sicht­lich in der film­lo­gik als un­fick­bar. als po­ten­zi­el­le part­ner für fif­ty-so­me­things kom­men frau­en über 30 in hol­ly­wood-pro­duk­tio­nen of­fen­bar nicht in fra­ge. so wur­de das je­den­falls kürz­lich der 37 jäh­ri­gen schau­spie­le­rin mag­gie gyl­len­haal von ei­nem pro­du­zen­ten er­klärt:

I’m 37 and I was told re­cent­ly I was too old to play the lo­ver of a man who was 55. It was as­to­nis­hing to me. It made me feel bad, and then it made feel an­gry, and then it made me laugh.

(be­richt im guar­di­an, in­ter­view mit gyl­len­haal)

für äl­te­re her­ren kommt auf der lein­wand, nach der gän­gi­gen hol­ly­wood-lo­gik, nur ganz fri­sches weib­li­ches fleisch in be­tracht.

wor­an kann das lie­gen, wenn jetzt die pro­du­zen­ten von games of thro­nes eine rol­le, die an­ge­zo­gen von ei­ner 41 jäh­ri­gen frau ge­spielt wird, nackt von ei­ner 27 jäh­ri­gen spie­len las­sen? liess sich kei­ne über-vier­zig-jäh­ri­ge fin­den, die als nackt­dou­ble auf­tre­ten woll­te? oder woll­te man den zu­schau­ern den an­blick von ge­al­ter­ter haut er­spa­ren? in ei­ner se­rie, die sich nicht scheut wirk­lich al­les zu zei­gen (ko­pu­la­ti­on, ver­ge­wal­ti­gung, er­ste­chen und er­schla­gen von schwan­ge­ren, häu­tun­gen und ver­bren­nun­gen von un­schul­di­gen, und so wei­ter und so fort) scheut man sich bei ta­ges­licht eine nack­te frau über 40 zu zei­gen?

die pro­du­zen­ten, die den schön­heits- und ju­gend­wahn un­se­rer zeit in eine mit­tel­al­ter­li­che phat­a­sie­welt rein­pro­jie­zie­ren, ent­lar­ven sich da­mit auch als pro­du­zen­ten „me­lo­dra­ma­ti­scher por­no­gra­fie“, wie aa­ron bady das kürz­lich nann­te. oder wie ich das aus­drü­cken wür­de, als pro­du­zen­ten von ab­ge­dro­sche­nem und glatt­pü­rier­tem gla­mour­scheiss. game of thro­nes wird von zwei über vier­zig­jäh­ri­gen män­nern pro­du­ziert, die ra­di­kal und au­then­tisch tun, sich aber un­über­seh­bar nicht mal zwei zen­ti­me­ter vom klein­geis­ti­gen gla­mour­zeit­geist lö­sen kön­nen oder wol­len, der äl­te­re frau­en ver­ach­tet und ju­gend­li­che frau­en ver­göt­tert und ver­glit­tert.

ei­gen­tüm­li­cher­wei­se le­gen die pro­du­zen­ten und der au­tor ge­or­ge r. r. mar­tin an­sons­ten gros­sen wert dar­auf, die „his­to­ri­sche wahr­heit und mensch­li­che na­tur“ au­then­tisch und scho­nungs­los zu zei­gen. dazu sagt mar­tin laut der new york times:

Ge­or­ge R. R. Mar­tin wro­te that as an ar­tist, he had an ob­li­ga­ti­on to tell the truth about histo­ry and about hu­man na­tu­re.
[…]
As for the books, rea­ders say that Mr. Mar­tin’s pre­sen­ta­ti­on of rape un­ders­cores the harsh­ness of his world, but some ques­ti­on what they say is his over­re­li­ance on it and an of­ten lu­rid tone when wri­ting about se­xu­al mat­ters.
[…]
Mr. Mar­tin said that his phi­lo­so­phy as a wri­ter is to show and not tell, and do­ing so re­qui­res “vi­vid sen­so­ry de­tail.”

al­ler­dings ging es im ny­ti­mes-ar­ti­kel und den äus­se­run­gen von ge­or­ge r. r. mar­tin und sei­nen le­sern um die dar­stel­lung von se­xu­el­ler ge­walt. die sol­le un­be­dingt au­the­tisch, „un­an­ge­nehm“, hart, di­rekt und un­ver­blümt dar­ge­stellt wer­den. wenn es um die dar­stel­lung von nack­ten frau­en geht, scheint man von die­sen grund­sät­zen in der pro­duk­ti­on von game of thro­nes auch mal ab­wei­chen zu kön­nen, um die „wahr­heit“, die mensch­li­che na­tur und die „harsh­ness of his world“ ein biss­chen fri­scher, kna­cki­ger und ju­gend­li­cher dar­stel­len zu kön­nen, als das wohl mit dem kör­per ei­ner über 40 jäh­ri­gen mög­lich ist. was für eine ab­ge­fuck­te bi­got­te­rie.


zen­trum für po­li­ti­sche schön­heit und ei­tel­keit

felix schwenzel

bei me­tro­naut.de ist john f. ne­bel sehr be­geis­tert von „ei­nem wun­der­schö­nen akt des zi­vi­len un­ge­hor­sams“. bei der süd­deut­schen ist han­na beit­zer we­ni­ger be­geis­tert von der ak­ti­on des zen­trums schön­heit und fin­det, dass „die mit­tel dem zweck scha­den“. et­was neu­tra­ler be­rich­tet der ta­ges­spie­gel von der ak­ti­on: „50 De­mons­tran­ten beim ‚Marsch der Ent­schlos­se­nen‘ fest­ge­nom­men“.

ich bin mit mei­ner mei­nung mit­ten­drin. ich fin­de es grund­sätz­lich gut, wie das zen­trum für po­li­ti­sche schön­heit ver­sucht ein sta­chel im ge­wis­sen der an­de­ren zu sein und sei­ne zei­ge­fin­ger be­nutzt um auf die da oben zu zei­gen (ups, da ist aus­ver­se­hen kri­tik in das lob ge­flos­sen). was mich aber doch sehr nervt, ist die ei­tel­keit, oder wie han­nah beit­zer das nennt, „selbst­ver­liebt­heit“ der ak­ti­vis­ten. an­mut ohne de­mut ist nur halb so schön.

trotz­dem: ich bin und blei­be ein fan vom zen­trum für po­li­ti­sche schön­heit. ich kann auch sa­chen gut fin­den, die ich manch­mal doof fin­de.


9 ½ grün­de war­um ich noch­mal die kraut­re­por­ter un­ter­stüt­ze

felix schwenzel


na­ti­ve ad­ver­ti­sing oder naï­ve ad­ver­ti­sing auf spie­gel on­line?

felix schwenzel

auf spie­gel-on­line ist seit ein paar ta­gen ein eher be­scheu­er­tes vi­deo auf der start­sei­te an­ge­teasert: „Wag­hal­si­ges Ma­nö­ver: Im Tief­flug durch den Han­gar

die re­le­vanz des the­mas wird mit 20 wor­ten un­ter dem vi­deo an den haa­ren her­bei­ge­zo­gen:

Zwei Pi­lo­ten ha­ben in Nord­wales ei­nen Welt­re­kord auf­ge­stellt. Ne­ben­ein­an­der sind sie durch ei­nen Flug­zeug­han­gar ge­flo­gen. Ei­nen Me­ter über dem Bo­den.

auch wenn die be­haup­tung ei­nes welt­re­kords et­was ist, was sich spie­gel-on­line of­fen­bar aus­ge­dacht hat (sie­he un­ten), reicht es der re­dak­ti­on an­schei­nend, wenn ir­gend­wer ir­gend­was spek­ta­ku­lä­res wag­hal­si­ges ver­an­stal­tet und das gut do­ku­men­tiert, um dem dann ta­ge­lang platz auf der start­sei­te ein­zu­räu­men.

ei­gent­lich woll­te ich mich nur ein biss­chen dar­über auf­re­gen, dass zwei durch­ge­knall­ten an­ge­bern, die sich und der welt ihre cool­ness be­wei­sen wol­len, über­haupt platz auf spie­gel-on­line ein­ge­räumt wird.

dann woll­te ich mich über mich selbst auf­re­gen, dass ich mir so ei­nen auf­wän­dig pro­du­zier­ten müll über­haupt an­se­he.

aber dann war ich fas­zi­niert von der pro­fes­sio­na­li­tät von red bull, die wirk­lich hart dar­an ar­bei­ten, ihre ex­trem an­spruchs­voll pro­du­zier­ten wer­be­ma­te­ria­li­en in re­dak­tio­nel­le, ver­meint­lich se­riö­se me­di­en zu brin­gen. da­für gibt es ne­ben ei­ge­nen re­dak­tio­nell be­ar­bei­te­ten be­rich­ten, ei­nen so­ge­nann­ten „red bull con­tent pool“ aus dem sich jour­na­lis­ten in­ter­es­san­tes raus­an­geln kön­nen. so gibt es für das be­scheu­er­te flug­mä­no­ver eine ei­ge­ne sei­te auf der man 3 ver­schie­de­ne vi­de­os, 18 bil­der und ei­nen vor­ge­fer­tig­ten text run­ter­la­den kann. die vi­de­os lie­gen in je­weils 4 ver­schie­de­nen for­ma­ten vor, die bil­der („edi­to­ri­al use only“) in 2 auf­lö­sun­gen.

dass spie­gel-on­line ge­schenk­ten gäu­lern of­fen­bar nicht ins maul schaut und pro­fi­lie­rungs- und wer­be­un­ter­la­gen für zwei al­tern­de män­ner und eine ek­lig rie­chen­de brau­se auf sei­ner start­sei­te platz ein­räumt, wun­dert mich nicht wirk­lich, aber dass das so di­stanz­los ge­macht wird, ohne wei­te­re „in­for­ma­tio­nen“ oder min­des­tens ei­nen link für leu­te die sich für le­bens­mü­de pro­fil­neu­ro­ti­ker in­ter­es­sie­ren, macht mich sehr trau­rig. ich hat­te mir bis­her ein­ge­bil­det, dass bei spie­gel-on­line jour­na­lis­ten ar­bei­ten, die das mit dem jour­na­lis­mus ernst mei­nen.


oben hat­te ich die red-bull-ei­ge­ne „be­richt­erstat­tung“ schon ver­linkt, aber weil sich hin­ter dem link tat­säch­lich ganz in­ter­es­san­te (tech­ni­sche) de­tails ver­ber­gen und man gut nach­voll­zie­hen kann, mit wel­chem (tech­ni­schen und lo­gis­ti­schen) auf­wand red bull den quatsch do­ku­men­tiert hat, wei­se ich hier­mit noch­mal ge­son­dert dar­auf hin: „Watch: Red Bull Barn­stor­ming


apro­pos welt­re­kord von dem spie­gel-on­line hier spricht. auf sämt­li­chen red-bull-ei­ge­nen sei­ten ist nichts von ei­nem „re­kord“ oder gar „welt­re­kord“ zu le­sen, bis auf die­se über­schrift:

Bri­tish pi­lots re­cord world first as they fly in for­ma­ti­on th­rough buil­ding

mein sprach­ge­fühl deu­tet dar­auf hin, dass hier kei­nes­falls von ei­nem re­kord die rede ist, son­dern von ei­nem an­spruch oder ei­nem ver­mel­den. eine kur­ze nach­fra­ge auf twit­ter scheint das zu be­stä­ti­gen:

@di­plix „Bri­ti­sche Pi­lo­ten schaf­fen als ers­te welt­weit For­ma­ti­ons­flug durch Ge­bäu­de“ (Wört­li­che Über­set­zun­gen sind sti­lis­tisch un­schön.)

fraen­cko (@fraen­cko20.06.2015 19:16

@di­plix "Welt­weit erst­ma­lig: Bri­ti­sche Pi­lo­ten flie­gen in For­ma­ti­on durch Ge­bäu­de"

Cpt­Le­to (@Cpt­Le­to20.06.2015 18:58

@di­plix Als welt­ers­te ge­lang es Pi­lo­ten aus Eng­land in ei­nem For­ma­ti­ons­flug durch Ge­bäu­de zu flie­gen. be­an­spru­chen is imho bäh

Hic­cup (@al­le­tun20.06.2015 19:30


ich habe die über­schrift nach die­sem tweet von @vier­zu­ein­ser an­ge­passt.


[nach­trag 21.06.2015]

sven chris­ti­an von spie­gel on­line hat sich in den kom­men­ta­ren un­ten ge­mel­det und sich für den hin­weis auf den „über­set­zungs­feh­ler“ be­dankt. die ak­ti­on ist jetzt auf spie­gel.de kein „welt­re­kord“ mehr, son­dern „eine mu­ti­ge ak­ti­on“. aus­ser­dem:

Die Ver­wen­dung von Bild­ma­te­ri­al von Red Bull Me­dia wird bei uns in der Re­dak­ti­on auch rege und kon­tro­vers dis­ku­tiert. Wir ent­schei­den es im­mer Fall zu Fall.

auf der spie­gel-on­line-start­sei­te muss man jetzt neu­er­dings auch ein biss­chen blät­tern, um das red-bull-wer­be­vi­deo zu se­hen.