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mos­kau 3/5 — gros­ser mos­kau­er staats­zir­kus

felix schwenzel in gesehen

am zwei­ten oder drit­ten tag un­se­res mos­kau auf­ent­hal­tes ha­ben uns freun­de mei­nes schwa­gers in den mos­kau­er staats­zir­kus ein­ge­la­den. da die mos­kau­er freun­de mei­nes schwa­gers mit kin­dern un­ter­wegs wa­ren, war das fol­ge­rich­tig. ich mag zir­kus aber auch sehr ger­ne. mein ers­ter be­rufs­wunsch war — na­tür­lich — clown, auch wenn die clowns mich bei mei­nem mei­ner ers­ten zir­kus­be­su­che zum wei­nen ge­bracht ha­ben.

nach ei­nem pick­nick im frei­en sind wir hin zum rie­si­gen be­ton­zelt. die wi­ki­pe­dia sagt, dass be­ton­zelt sei an­fang der sieb­zi­ger jah­re er­baut wor­den. das kommt de­fi­ni­tiv hin, die ein­gangs­be­rei­che und die fas­sa­de se­hen ein­deu­tig nach sieb­zi­ger-jah­re aus.

ins­ge­samt scheint das ge­bäu­de in gu­tem schuss zu sein und vor al­lem der ei­gent­li­che thea­ter-/vor­stel­lungs­raum scheint vor zehn oder zwan­zig jah­ren kräf­tig mo­der­ni­siert wor­den zu sein. oben, über den rän­gen ist eine durch­ge­hen­de LED-wand an­ge­bracht, die zwar nied­rig-auf­lö­send ist, aber wäh­rend der vor­stel­lung für vi­deo-ein­spie­lun­gen oder stim­mungs­licht be­nutzt wird. die sit­ze auf den rän­gen sind re­la­tiv eng, zu­min­dets da wo wir sas­sen, aber ins­ge­samt ist die sitz­si­tua­ti­on ziem­lich ge­schickt ge­macht. die zu­schau­er sit­zen im prin­zip im kreis, le­dig­lich un­ter­bro­chen von pu­bli­kums- und ar­tis­ten­ein­gän­gen

sitz­auf­tei­lung great­cir­cus.ru

im klas­si­schen zir­kus­zelt ist die sitz­si­tua­ti­on ja eher U-för­mig, der ma­ne­gen­ein­gang, und das or­ches­ter dar­über, neh­men da ziem­lich viel platz weg und ma­chen die plät­ze ne­ben dem ma­ne­gen­ein­gang eher bil­lig. im mos­kau­er staats­zir­kus wirk­te das ge­schick­ter auf­ge­teilt, zu­mal die ein­gangs­fluch­ten meh­re­re eta­gen hat­ten, oben fürs pu­bli­kum, un­ten für künst­ler und tech­ni­ker und tie­re.

rus­si­scher staats­zir­kus von in­nen. ge­gen­über, was aus­sieht wie ein bun­ga­low, sitzt (und steht) das or­ches­ter

die ma­gie vom thea­ter, eben­so wie vom zir­kus, wird ja meist durch ge­schickt ge­setz­tes licht er­zeugt. das funk­tio­nier­te hier zu­nächst ganz her­vor­ra­gend. zu be­ginn der vor­stel­lung (zu­min­dets in mei­ner er­in­ne­rung) wur­de es stock­dun­kel, bis ein spot eine klei­ne, mi­ni­ma­lis­ti­sche sze­ne in der ma­ne­ge be­leuch­te­te: ein kin­der­bett. ein star­kes, mi­ni­ma­lis­tisch in­sze­nier­tes bild, das aber nach kur­zer zeit von ei­ner alt-män­ner-phan­ta­sie zer­stört wur­de, denn her­ein kam ein kind und eine frau, wie sich der re­gis­seur oder pro­du­zent der ak­tu­el­len schau, wohl müt­ter nach ein paar wod­ka vor­stel­len: schlank, jung, adrett, per­fekt fri­siert und in ein leich­tes kleid­chen ge­hüllt. als die mut­ter das kind ins bett ge­bracht hat ging er­neut das licht aus — und dann wie­der an. der ku­schel­bär war zwi­schen­zeit­lich zum le­ben er­wacht, von der de­cke seil­te sich ein weiss­ge­klei­de­ter hip­hop-en­gel ab, dann fiel eine weis­se fe­der von der de­cke und es zeig­te sich, dass der rus­si­sche staats­zir­kus kei­ne be­rüh­rungs­ängs­te mit kitsch und pa­thos hat. es wur­de hem­mungs­los in jede kli­scheeschub­la­de ge­grif­fen, die ge­ra­de of­fen­stand. im­mer­hin tech­nisch per­fekt.

zir­kus ist ja im­mer (ein biss­chen) pa­the­tisch, und das ist auch völ­lig OK und ge­hört dazu, aber wie im­mer, macht hier die do­sis das ver­gnü­gen. für mich war die pa­thos- und kitsch­do­sis eine spur zu hoch.

wie das un­ge­fähr aus­sieht, zeigt die­ser trai­ler zu der schow die wir ge­se­hen ha­ben (mes­sen­ger, al­ters­frei­ga­be 0 jah­re).

youtube-video laden, info, direktlink

was man im trai­ler auch sieht: in der show tre­ten auch wil­de tie­re auf (aber auch ein paar do­mes­ti­zier­te). wild­kat­zen, kro­ko­di­le, schlan­gen und see­ele­fan­ten. mein ers­ter ge­dan­ke war dann nicht mal un­be­dingt: „das ist aber nicht be­son­ders tier­ge­recht“ son­dern: „hm, das ist ganz schön lang­wei­lig und sinn­be­freit“. bei den schlan­gen und den kro­ko­di­len war das be­son­ders auf­fäl­lig: erst wur­den die kro­ko­di­le in die ma­ne­ge ge­schau­felt, ein paar tän­zer tän­zel­ten um sie rum und rie­fen wahr­schein­lich auf rus­sisch: „guckt mal, wir ha­ben kro­ko­di­le!“ — und dann wur­den sie wie­der aus der ma­ne­ge ge­schauf­felt. glei­ches spiel mit ein paar schlan­gen: schlan­ke frau­en tru­gen sie in die ma­ne­ge, tän­zel­ten ein biss­chen — und dann wie­der raus. der leo­pard an der lei­ne: rein, in ei­nem körb­chen durch die man­ge ge­schwenkt, wie­der raus. bei den lö­wen war das ein biss­chen auf­wän­di­ger, kam aber aufs glei­che raus: rein, hop­pe­dih­opp, wie­der raus.

die ein­zi­ge tier­num­mer die un­ter­halt­sam war, war die mit den see­ele­fan­ten. dort sah ich zwar das, was ich schon un­zäh­li­ge male vor­her ge­se­hen hat­te, aber es war un­ter­halt­sam, lus­tig und gut in­sze­niert. al­ler­dings blieb mir schön wäh­rend der see­len­aten-num­mer das la­chen im hal­se ste­cken, weil ich mir kras­sen an­thro­po­mor­phis­mus dia­gnos­ti­zier­te und mich plötz­lich un­sym­pa­thisch und naiv fand. muss ich wirk­lich la­chen, wenn ab­ge­rich­te­te, ein­ge­sperr­te tie­re sa­chen ma­chen, und durch ge­schick­te na­ra­ti­ve mensch­li­che ei­gen­schaf­ten auf sich pro­ji­zie­ren las­sen? ja, muss­te ich wohl, ich war ja im zir­kus.

wirk­lich gut wa­ren sämt­li­che ar­tis­ten, auch wenn sie im rah­men der in­sze­nie­rung in teil­wei­se enorm pein­li­che kos­tü­me ge­zwängt wur­den. auch hier war die tech­ni­sche um­set­zung ein­wand­frei; die sei­le der seil­tän­zer wur­den un­be­merkt ge­spannt und um­ge­spannt, die ar­tis­ten zo­gen ihre num­mern feh­ler­frei durch und brach­ten ihre teils be­acht­li­chen kraft- und ge­schick­lich­keits­übun­gen mit schein­ba­rer leich­tig­keit rü­ber. aber bei all der pro­fes­sio­na­li­tät und per­fek­ti­on, spür­te ich — oder bil­de­te mir ein — dass die ar­beit in der ma­na­ge den dar­stel­lern nicht be­son­ders viel freu­de be­rei­tet. un­ter all dem kitsch, dem per­fekt ge­setz­ten licht, trotz des gran­dio­sen live-or­ches­ters, lag ein di­cker schlei­er trau­rig­keit und zwang.

kann na­tür­lich auch sein, dass ich trau­rig­keit nicht mehr von ef­fekt-ne­bel un­ter­schei­den kann, aber ir­gend­wie war ich froh, als das al­les vor­bei war, auch wenn am ende noch­mal kräf­tig auf die kitsch­tu­be ge­drückt wur­de.

es gibt ne­ben der mes­sen­ger-show, die wir sa­hen, wohl noch an­de­re auf­füh­run­gen im rus­si­schen staats­zir­kus, aber die pro­mo­ti­on­bil­der sug­ge­rie­ren alle eine sehr gros­se af­fi­ni­tät zum kitsch.

im­mer­hin er­freu­lich, dass die wer­bung ge­gen zir­kus­se, wie den rus­si­schen staats­zir­kus, in deutsch­land auch kaum ei­nen deut bes­ser ist.

wer­bung ge­gen wild­tie­re im zir­kus

ich hof­fe mein ein­druck vom rus­si­schen staats­zir­kus klang jetzt nicht zu ne­ga­tiv. ich fürch­te ein biss­chen, dass ich aus dem zir­kus-al­ter viel­leicht ein­fach ein raus bin — und das muss gar nicht mal mit mei­nem al­ter zu­sam­men­hän­gen. ich glau­be mein ge­schmack hat sich ein­fach ge­wan­delt. als ich jün­ger war, dach­te ich die af­fek­tier­te, thea­tra­li­sche art kunst­stü­cke im zir­kus zu prä­sen­tie­ren, sei eben die art, wie man kunst­ü­cke prä­sen­tiert. mitt­ler­wei­le hal­te ich ge­nau die­ses thea­tra­li­sche mo­ment nicht mehr so gut aus. ich pro­bie­re es trotz­dem im­mer wie­der ger­ne aus, zu­letzt vor drei oder vier jah­ren imn ber­lin, im ron­cal­li win­ter­zir­kus, auch im be­ton­zelt, im tem­po­drom. den win­ter­zir­kus fand ich un­term strich eher ent­täu­schend, ob­wohl der zir­kus ron­cal­li vor 25 jah­ren eine of­fen­ba­rung für mich war. in den letz­ten jah­ren habe ich ein­fach das ge­fühl, im zir­kus ein­fach nichts neu­es mehr zu se­hen und das alte kann ich noch nicht wie­der schät­zen. ob­wohl, wenn ich recht nach­den­ke, bin ich auch vom neu­en teil­wei­se ge­nervt. vor 20 jah­ren war der cir­que du sol­eil ja auch noch neu und als ich die show da­mals in den USA sah, war ich auch eher un­der­whel­med und over­kit­sched.

aber das be­ton­zelt ist wirk­lich schön und enorm funk­tio­nal.

 


mehr blogs le­sen

felix schwenzel in artikel

Read more blogs“ sagt seth go­din, mehr blogs zu le­sen sei der bes­te weg schlau­er, ef­fek­ti­ver und bes­ser in­for­miert zu sein. wer mag da wi­der­spre­chen?

seth go­din emp­fiehlt mög­lichst vie­le blogs mit feed­ly.com zu abon­nie­ren. feed­ly funk­tio­niert wirk­lich gut, feed­ly hat ei­nen an­stän­di­gen web-rea­der, mit dem man die abon­nier­ten blogs per brow­ser le­sen kann, ne ei­ge­ne app und lässt sich vor al­lem mit mei­ner lieb­lings feed-lese-app ree­der auf dem han­dy an­zei­gen.

die­ser link öff­net feed­ly mit mei­nem RSS-feed, mit dem an­ge­bot wir­res.net zu fol­gen. da­nach muss man sich (na­tür­lich) auch noch an­mel­den, falls man noch kein feed­ly-kon­to hat (oder es mit sei­nem face­book- oder goog­le-kon­to ver­knüpft hat). und da­nach kann man sich auf feed­ly sehr ein­fach wei­te­re blog-abos zu­sam­men­kli­cken.

ich hos­te mir mein feed­ly seit vie­len jah­ren selbst, mit fe­ver°. das ist et­was kom­pli­zier­ter, kommt aber aufs glei­che raus: mit fe­ver ver­wal­te ich mei­ne abos, so wie das mit feed­ly auch geht, mit dem ree­der lese ich die abos.


RSS funk­tio­niert üb­ri­gens wirk­lich gut. ges­tern früh habe ich ei­nen ar­ti­kel ge­pos­tet. am abend hat­te der ar­ti­kel un­ge­fähr 10 bis 30 views über die web­sei­te und un­ge­fähr 400 über RSS-rea­der. für mich be­deu­tet das — ne­ben der ver­mu­tung dass of­fen­bar nie­mand den ar­ti­kel in­ter­es­sant fand — dass es dar­um geht in die in­for­ma­ti­ons­strö­me der po­ten­zi­el­len le­ser zu ge­lan­gen. über twit­ter und face­book funk­tio­niert das in der re­gel ganz gut, aber eben auch per RSS. feed­ly macht die be­nut­zung von RSS sehr ein­fach — und RSS ost im­mer noch ei­ner der be­lieb­ten wege, sich sei­ne in­for­ma­ti­ons­strö­me selbst zu or­ga­ni­sie­ren — ab­seits und un­ab­hän­gig von den gros­sen platt­for­men (auch wenn feed­ly eine gros­se platt­form ist).  


web­sei­ten mit GPRS-ge­schwin­dig­keit la­den

felix schwenzel in artikel

das mit der ge­schwin­dig­keit von web­sei­ten, AMP, in­stant ar­tic­les, die­ser web­sei­te und so, hat mich in den letz­ten ta­gen noch­mal in­ter­es­siert. ich habe lan­ge ge­braucht, um zu ver­ste­hen, was das goog­le page speed tool ei­gent­lich von mir will. ich glau­be ich habe es jetzt ein biss­chen bes­ser ver­stan­den und ich habe ei­nen weg ge­fun­den, das re­la­tiv gut nach­voll­zieh­bar zu ma­chen. goog­le chro­me bie­tet mit sei­nen ent­wick­ler­tools (chro­me me­nue → wei­te­re Tools → Ent­wick­ler­tools) ei­nen netz­werk-rei­ter an, mit dem man ei­ner­seits se­hen kann was der brow­ser lädt, aber auch wie schnell und wann. und das tool bie­tet ei­nen dros­se­lungs­mo­dus an, das heisst man kann ver­schie­de­ne netz­werk­ge­schwin­dig­kei­ten tes­ten. von off­line, GPRS, 2G, 3G, 4G, wifi und DSL ist al­les da­bei. lädt man eine sei­te mit ak­ti­vier­ter GPRS-dros­se­lung, kann man ge­nau se­hen, was der brow­ser beim la­den ei­ner sei­te macht — und in wel­cher rei­hen­fol­ge. web­sei­ten-la­den in zeit­lu­pe so­zu­sa­gen.

wir­res.net start­sei­te, ge­la­den am 30. mai mit GPRS

man sieht re­la­tiv gut, dass es ei­nen ent­schei­den­den zeit­punkt gibt, näm­lich der, an dem der brow­ser an­fängt die sei­te an­zu­zei­gen (ren­de­ring). das ist meist der zeit­punkt den der brow­ser mit DOM con­tent loa­ded an­gibt. eine aus­nah­me ist mög­lich: falls noch fonts ge­la­den wer­den, die für das ren­de­ring be­nö­tigt wer­den, war­tet der brow­ser ca. drei se­kun­den mit der an­zei­ge der schrift, auch wenn der DOM-in­halt be­reits in we­ni­ger als 3 se­kun­den ge­la­den sein soll­te. dau­ert das la­den der fonts län­ger, wird die schrift in ei­ner vor­han­de­nen (sys­tem-) schrift­art an­ge­zeigt und spä­ter mit dem nach­ge­la­de­nen font an­ge­zeigt.

wir­res.net ein­zel­ar­ti­kel beim la­den un­ter GPRS, man sieht die bre­via-schrift ist noch nicht da und das bild lädt auch noch

nach dem la­den des DOM-in­halts und dem re­de­ring der sei­te, wer­den dann noch wei­te­re re­sour­cen nach­ge­la­den: bil­der, ja­va­scrip­te, CSS-da­tei­en, noch mehr schrif­ten, etc. ge­nau das ist der ent­schei­den­de zwei­te punkt: je we­ni­ger CSS-da­tei­en und scrip­te für das ren­dern der sei­te ge­la­den wer­den müs­sen, umso bes­ser (schnel­ler) lädt die sei­te. und das ist be­reits das ers­te pro­blem: es galt und gilt als gute pra­xis, CSS und ja­va­script im kopf des HTML-do­ku­ments un­ter­zu­brin­gen. da­mit geht der brow­ser in der re­gel aber da­von aus, dass sie so wich­tig sind, dass sie erst ge­la­den wer­den müs­sen, be­vor der brow­ser die sei­te ren­dert. des­halb soll­te man alle CSS-da­tei­en und ja­va­scrip­te die nicht ent­schei­dend wich­tig sind, asyn­chron oder so spät wie mög­lich la­den.

das ist auch der trick von AMP: die kon­zen­tra­ti­on dar­auf, den ers­ten teil der sei­te so schnell wie mög­lich zu la­den, den rest spä­ter.

das was spä­ter ge­la­den wird, soll­te na­tür­lich auch so op­ti­miert wie mög­lich sein: mög­lichst kom­pri­miert, mög­lichst ein­fach, mit mög­lichst we­nig la­de­vor­gän­gen. und mit den ent­wick­ler­tools und der dros­se­lung kann man dann gut be­ob­ach­ten, wo es mög­li­cher­wei­se klemmt oder was beim la­den pas­siert.

über GPRS lädt die start­sei­te von wir­res.net kom­plett in et­was über vier mi­nu­ten. vier mi­nu­ten um eine sei­te zu la­den ist na­tür­lich irre und ei­gent­lich un­ak­zept­ta­bel. aber im­mer­hin zeigt sich die sei­te be­reits nach knapp 10 se­kun­den, wenn auch ohne bil­der und ohne die bre­via schrift.

ich woll­te na­tür­lich wis­sen, wie mei­ne sei­te so im ver­gleich zu mei­nen lieb­lings­web­sei­ten steht und habe die auch mal ge­mes­sen. ein­mal im chro­me nor­mal ge­la­den, dann auf GPRS ge­dros­selt und dann noch­mal nor­mal. das sind die er­geb­nis­se:

 
dar­ing­fi­re­ball ist die kleins­te sei­te (in ki­lo­byte) und lädt des­halb auch am schnells­ten un­ter GPRS. er­staun­lich schlecht un­op­ti­miert ist die la­de­zeit des DOMS. bei dar­ing fire­ball ste­cken die scrip­te und sti­le of­fen­bar noch alle im kopf. das ist in die­sem fall OK, weil die sei­te ei­ner­seits so klein ist und an­de­rer­seits der ser­ver von dar­ing­fi­re­ball im­mer sehr, sehr schnell ant­wor­tet.

der spie­gel hat sei­ne mo­biel sei­te ki­lo­byte-mäs­sig auch sehr gut op­ti­miert, aber das DOM zu la­den dau­ert un­nö­tig lan­ge.

die start­sei­ten von nerd­core und ueber­me­di­en sind je­weils über 5 me­ga­byte gross. da­mit la­den sie ewig. ich habe das je­weils nach un­ge­fähr 10 mi­nu­ten ab­ge­bro­chen. viel op­ti­mie­rungs­spiel­raum be­steht beim la­den des DOM bei ueber­me­di­en. das ist noch schlech­ter als bei spie­gel-on­line.

was mich wun­dert ist die per­for­mance von an­mut und de­mut. die sei­te sieht ei­gent­lich sehr schlank und mi­ni­ma­lis­tisch aus, aber das DOM lädt nicht in gu­ter ge­schwin­dig­keit und die bil­der schei­nen ex­trem un­op­ti­miert zu sein. ole reiss­mann’s blog lädt mit schnel­ler netz­ver­bin­dung vor­bild­lich, le­dig­lich mit lang­sa­mer netz­werk­ver­bin­dung klemmt es ein biss­chen.

das gilt ei­gent­lich für alle web­sei­ten: fast alle la­den un­ter nor­ma­len be­din­gun­gen kom­plett in un­ter drei se­kun­den, der rest ist spä­tes­tens nach 5 sekd­unen kom­plett da. nerd­core lädt zwar 10 se­kud­nen lang, fühlt sich aber nicht so an.


ich weiss dass der test al­les an­de­re als pro­fes­sio­nell und ge­nau ist. um zu­ver­läs­si­ge wer­te zu be­kom­men, müss­te man gan­ze test­rei­hen durch­füh­ren und die wer­te mit­teln. das ist mir aber zu auf­wän­dig. wie schrot­tig un­ter­schied­lich die wer­te aus­fal­len, sieht man auch an den screen­shots oben. ein­mal lädt das DOM von wir­res.net mit GPRS un­ter 10 se­kun­den, auf dem zwei­ten screen­shot hats 14 se­kun­den ge­dau­ert.

wei­te­re ver­zer­run­gen der mess­ergeb­nis­se kön­nen durch das ak­ti­vier­te ghos­tery kom­men. ghos­tery blo­ckiert ein paar wer­be­scrip­te und tra­cker, das heisst ohne ghos­tery könn­ten man­che der sei­ten oben in der ta­bel­le schlech­ter ab­schnei­den. 


phil­ips hue

felix schwenzel in artikel

vor ei­ner wei­le ist das leucht­mit­tel der schreib­tisch­lam­pe der bei­fah­re­rin ka­putt­ge­gan­gen. das leucht­mit­tel war son ha­lo­gen­stab, mit ei­ni­gen hun­dert watt und der schlech­tes­ten en­er­gie­ef­fi­zi­enz­klas­se die es gibt: E. da­für woll­ten wir kei­nen er­satz mehr kau­fen — also muss­te eine neue leuch­te her. weil die bei­fah­re­rin die leuch­te vor al­lem zum fern­se­hen und so­fa­sit­zen be­nutzt, soll­te sie dimm­bar sein.

dimm­ba­re leuch­ten zu fin­den ist schwie­ri­ger als man denkt. bei ikea gibt’s der­zeit gar kei­ne dimm­ba­ren leuch­ten. ges­tern, um ein last-mi­nu­te-ge­schenk für die bei­fah­re­rin zu kau­fen, hab ich auch bei ha­bi­tat nach dimm­ba­ren leuch­ten ge­schaut und dort gibt’s nur zwei mo­del­le mit ha­lo­ge­nen, pro­prie­tä­ren, ei­gen­tüm­li­chen leucht­mit­teln, die sich per be­rüh­rung in 4 hel­lig­keits­stu­fen schal­ten las­sen. jetzt gibt’s bei ikea und vie­len an­de­ren händ­lern fast nur noch LED-leucht­mit­tel — aber nichts um LED zu dim­men.

im sa­turn fiel mein auge dann auf das phil­ips-hue-sys­tem. das hat­te ich vor ner wei­le be­reits auf mei­nen ama­zon-wunsch­zet­tel ge­setzt. lei­der ist das schwei­ne­teu­er, er­laubt aber die ent­hal­te­nen LED-leucht­mit­tel be­lie­big zu dim­men. ne­ben dem preis, sind die an­ge­bo­te­nen so­ckel ein wer­muts­trop­fen: die gibt’s nur mit der di­cken fas­sung (E27) — und die passt in die we­nigs­ten tisch­lam­pen.

zu­erst dach­te ich, dass ich der bei­fah­re­rin als er­satz für ihre schreib­tisch­lam­pe das phil­ips hue go kau­fen wür­de, eine un­fass­bar häss­li­che halb­kreis­scha­le aus semi-trans­pa­ren­tem plas­tik, die kom­plett dimm­bar ist und in sehr vie­len far­ben leuch­ten kann. aus­ser­dem ent­hält sie ei­nen akku, der sie auch für 3 stun­den ohne ka­bel nutz­bar macht. al­ler­dings hat­te ich den ver­dacht, dass we­der das leucht­mit­tel, noch der akku aus­tausch­bar sind und liess wie­der von dem teil ab.

am ende ent­schied ich mich für ein star­ter-set mit zwei re­gu­lä­ren bir­nen mit e27 so­ckel, ei­nem se­pa­ra­ten, ech­ten (dimm-) schal­ter und der ob­li­ga­to­ri­schen hue-bridge, die das gan­ze sys­tem ver­netzt: [-wer­be­link] phil­ips hue white am­bi­ance star­ter set.

bei ama­zon kos­tet das 133 euro, bei sa­turn habe ich 139 euro be­zahlt, aber aus un­er­find­li­chen grün­den noch ei­nen elf-euro-ra­batt-gut­schein be­kom­men. die ge­spar­ten elf euro habe ich dann für ei­nen so­ckel mit ka­bel und schal­ter bei but­lers aus­ge­ge­ben, da­mit die bei­fah­re­rin die hue-bir­ne auf den schreib­tisch stel­len kann.


zum glück hat sich die bei­fah­re­rin dar­über ge­freut, dass ich ihr et­was ge­schenkt habe, was ich ei­gent­lich selbst ha­ben woll­te. sie gibt ihr geld auch ger­ne für tech­nik-spie­le­rei­en aus, zu­mal das in die­sem fall wirk­lich nütz­lich war: end­lich wie­der dimm­ba­res licht, mit gu­ter en­er­gie­ef­fi­zi­enz auf dem schreib­tisch.

die in­stal­la­ti­on der zwei LED-leucht­mit­tel, der bridge und des tas­ters war wirk­lich ein­fach: bridge per ka­bel an den rou­ter, bir­nen ein­schrau­ben — fer­tig. funk­tio­nier­te auf an­hieb. die phil­ips hue-app für das ipho­ne hat irre schlech­te be­wer­tun­gen, funk­tio­niert aber fürs ers­te sehr gut. mit der bridge be­kannt macht man die app per tas­ten­druck auf die bridge, da­nach kann man die leuch­ten mit dem mit­ge­lie­fer­ten tas­ter oder per app steu­ern, dim­men oder die leucht­far­be an­pas­sen. das white am­bi­ance star­ter­kit hat, wie es auch im na­men steckt, le­dig­lich ver­schie­de­ne weiss­tö­ne im an­ge­bot, von bläu­li­chem weiss, über röt­lich-gel­bes, hin zu gelb­li­chem weiss, wie man es von den gu­ten al­ten glüh­bir­nen kennt. für farb­ef­fek­te müss­ten wir nach­rüs­ten, die bir­nen, die „mil­lio­nen“ far­ben kön­nen, kos­ten [-wer­be­link] um die 60 euro, die [-wer­be­link] bun­ten leucht­strei­fen sind für 2 me­ter noch­mal nen ti­cken teu­rer.

so ein­fach die grund­ein­rich­tung war, kom­pli­ziert wird’s, wenn man die app für geo-fen­cing ein­rich­ten möch­te, also da­für sor­gen, dass die leuch­ten an­ge­hen wenn man nach son­nen­un­ter­gang nach hau­se kommt, oder aus­ge­hen, wenn man das haus ver­lässt. da­für braucht man (lo­gi­scher­wei­se) ein hue-kon­to, was sich auch mit ein paar klicks ein­rich­ten lässt, wenn man die rich­ti­gen but­tons, in der rich­ti­gen rei­hen­fol­ge drückt. das war ins­ge­samt so blöd­sin­nig ge­macht, dass die bei­fah­re­rin nach 10 mi­nu­ten ent­nervt auf­gab und mir das han­dy zu­warf um die an­mel­dung ab­zu­schlies­sen. noch kom­pli­zier­ter ist die ein­rich­tung des hue-sys­tems für das ap­ple home-kit. da­für muss man sich ein drit­tes mal au­then­ti­fi­zie­ren, dies­mal al­ler­dings nicht an der bridge, son­dern per code. die­ser ho­me­kit­code ist in der ver­pa­ckung des star­ter-sets ver­steckt und lässt sich scan­nen oder ma­nu­ell ein­ge­ben. da­nach kann man die leuch­ten auch per siri-sprach­kom­man­do steu­ern. ein­mal ein­ge­rich­tet klappt das er­staun­lich gut, aber kom­pli­ziert wird’s, wenn man das auf meh­re­ren ipho­nes ma­chen will. hier muss­te ich zum ers­ten mal im ein­rich­tungs­pro­zess goo­geln, um zu le­sen, dass man das hue sys­tem nur ein­mal mit ho­me­kit ver­bin­den kann, die be­rech­ti­gun­gen aber tei­len kön­ne. ir­gend­wo in der app sei ein tei­len-sym­bol, mit dem man dann fa­mi­li­en­mit­glie­der ein­la­den kön­ne das ge­ra­de ein­ge­rich­te­te sys­tem mit­zu­nut­zen — so­fern man de­ren icloud-email-adres­se kennt. in­ter­es­sant, dass der ein­rich­tungs­pro­zess ge­nau dann kom­pli­ziert und un­ver­ständ­lich wird, so­bald ap­ple ins spiel kommt. frü­her war das um­ge­kehrt.

trotz­dem, dank ho­me­kit las­sen sich wohl auch an­de­re sys­te­me in­te­grie­ren, bzw, an­de­re apps nut­zen. die bei­fah­re­rin und ich sind ge­spannt, was sich mit dem sys­tem so al­les ma­chen lässt. aber das wich­tigs­te ist: wir ha­ben end­lich dimm­ba­re, en­er­gie­ef­fi­zi­en­te LED leuch­ten und das in ei­nem hof­fent­lich gut er­wei­ter­ba­ren sys­tem in­te­griert.


wir fin­den das hue sys­tem so­weit sehr su­per. ab­zü­ge in der wer­tung gebe ich für die ir­ren prei­se und die un­über­sicht­li­che an­mel­de­pro­ze­dur für ein hue-kon­to. das reicht aber im­mer noch für vier punk­te. 


ein­kaufs­wan­de­rung

felix schwenzel in artikel

muss­te heu­te ein­kau­fen ge­hen, weil die bei­fah­re­rin mor­gen ge­burts­tag hat und ich nicht bei bei ama­zon be­stel­len konn­te. ei­ner­seits weil ich nicht si­cher war, was ich kau­fen woll­te, an­de­rer­seits, weil ich dem am-glei­chen-tag-lie­fer­dings von ama­zon nicht traue. ein biss­chen zu recht, wie sich in ei­nem pa­ralel­len rea­li­tätstrang zeig­te: da hat­te sich die bei­fah­re­rin näm­lich selbst was bei ama­zon be­stellt (ei­nen son­nen­schirm für den lap­top!), was für fünf euro lie­fer­kos­ten (die gleich­zei­tig per gut­schein er­stat­tet wur­den) heu­te ge­lie­fert wer­den soll­te. das hat ama­zon aber nicht ge­schafft und lie­fert das dann mon­tag, wie sich die bei­fah­re­rin um 20 uhr von der ama­zon web­sei­te sa­gen liess.

ich also in die stadt. das gute an ber­lin ist ja be­kannt­lich, dass man schon in der stadt ist, aber der wed­ding ist eher für all­tags­ein­käu­fe ge­eig­net. also erst­mal in den prenz­lau­er berg. dort wur­de, wäh­rend ich in ei­nem ge­schäft war, eine am­pel an ei­ner haupt­ver­kehrs­stras­se ab­ge­schal­tet. be­vor ich ins ge­schäft ging floss der ver­kehr dort, als ich wie­der raus­kam, war das cha­os aus­ge­bro­chen. ber­li­ner an haupt­ver­kehrs­stras­sen­kreu­zun­gen hei­zen sich emo­tio­nal sehr schnell auf. um das an­zu­gaf­fen, blieb ich eine wei­le dort ste­hen. plötz­lich ka­men po­li­zei­mo­tor­rä­der, die die stras­se sperr­ten. das sieht man in mit­te öf­ter, meis­tens für li­mo­si­nen von staats­gäs­ten, die zum aus­wär­ti­gen amt fah­ren oder von dort wie­der flüch­ten. ich schaue mir das mo­tor­rad­po­li­zis­ten­bal­let im­mer sehr ger­ne an. drei bis vier fah­ren vor, stel­len sich dem ver­kehr in den weg, hal­ten den ver­kehr auf, war­ten bis wei­te­re po­li­zei­mo­tor­rä­der kom­men, las­sen sich von de­nen ab­lö­sen und pre­schen wei­ter vor, um die nächs­te und die über­nächs­te kreu­zung zu sper­ren.

der witz war, dass die po­li­zei­mo­tor­rä­der die stras­se für an­de­re mo­tor­rä­der sperr­ten. hun­der­te, ziem­lich ag­gres­siv aus­se­hen­de mo­tor­rad­fah­rer, auf sich ziem­lich ag­gres­siv an­hö­ren­den mo­tor­rä­dern fuh­ren an mir vor­bei. wie ich eben nach­schlug, ta­ten sie das, um ge­gen ge­walt zu de­mons­trie­ren. wei­ter, mit der ubahn, an den pots­da­mer platz.

in der ubahn sah ich ei­nen jun­gen mit ei­nem t-shirt, auf dem stand: klin­geln ist sil­ber, vi­brie­ren ist gold. das be­zog sich hof­fent­lich auf mo­bil­te­le­fo­ne und nicht auf ir­gend­wel­che se­xu­al­prak­ti­ken. wenn es sich auf mo­bil­te­le­fo­ne be­zog, möch­te ich er­gän­zen, dass blin­ken dann pla­tin ist. mein te­le­fon habe ich vor ei­nem jahr vom vi­brie­ren aufs blin­ken um­ge­stellt. un­ter an­de­rem, weil ich am gan­zen kör­per phan­tom­vi­brie­ren hat­te und stän­dig glaub­te mein te­le­fon zu spü­ren — aus­ser wenn es tat­säch­lich vi­brier­te. seit­dem blitzt der blitz bei be­nach­rich­ti­gun­gen drei­mal, bei an­ru­fen stän­dig. er­staun­li­cher­wei­se funk­tio­niert das wirk­lich gut, auch wenn es mei­ne mit­men­schen sehr stark ir­ri­tiert.

am pots­da­mer platz ging ich kurz zu ha­bi­tat um dort nach ██████ oder █████████ zu gu­cken. gleich am ein­gang be­grüss­te mich ein mit­ar­bei­ter et­was zu über­schwäng­lich mit „gu­ten tag!“. spä­ter frag­te er mich freund­lich, ob er mir zwei fra­gen stel­len kön­ne. er stell­te mir dann zwar drei, war aber sehr freund­lich und kennt jetzt mei­ne post­leit­zahl.

ha­bi­tat hat den ruf, ikea in teu­er und et­was bes­se­rer qua­li­tät zu sein. das ha­bi­tat das aber so of­fen­sicht­lich macht, wun­der­te mich dann aber doch:

le­vel-re­ga­le von ha­bi­tat, die teu­re va­ri­an­te der lack-re­ga­le von ikea

lack-re­gal, die bei ikea 10 euro kos­ten, heis­sen bei ha­bi­tat le­vel und kos­ten um die 100 euro. sie sind auf­wän­di­ger und di­cker la­ckiert, bzw. be­schich­tet und füh­len sich schwe­rer an — und wahr­schein­lich ist auch der be­fes­ti­gungs­me­cha­nis­mus et­was sta­bi­ler, als der von lack. ob das den preis­un­ter­schied von 90 euro recht­fer­tig, will ich mich gar nicht erst fra­gen.

(in mei­ner schrei­ner­leh­re hab ich sol­che re­ga­le öf­ter selbst ge­macht und ver­deckt mit mas­si­ven, rie­si­gen ring­schrau­ben mon­tiert. die din­ger hin­gen dann meist so fest an der wand, dass man sich drauf­set­zen konn­te.)

auf dem weg zum ██████ sah ich wie­der den mo­tar­rad­kor­so ge­gen ge­walt. die am wei­ter­fah­ren ge­hin­der­ten au­to­fah­rer mach­ten ei­nen ag­gres­si­ven ein­druck. ich fuhr, nach­dem ich im ██████ nichts ge­fun­den hat­te, mit der ubahn wei­ter zum alex­an­der­platz. dort war volks­fest und al­les voll. in der ga­le­riea kauf­hof zeig­te sich, dass darth va­der auch eins von die­sen plas­tik­licht­schwer­tern be­nutzt wie das kind es frü­her tat.

darth va­der in der ga­le­ria kauf­hof am alex­an­der­platz

auch der mo­tor­rad­kor­so war schon da:

mo­tor­rad­kor­so ge­gen ge­walt

im tun­nel un­ter dem alex­an­der­platz ver­an­stal­te­ten die mo­tor­rad­fah­rer ei­nen höl­len­lärm mit ih­ren mo­tor­rä­dern, al­les um ge­gen ge­walt zu de­mons­trie­ren.

im ██████ am alex­an­der­platz konn­te ich mich dann end­lich ent­schei­den, was ich der bei­fah­re­rin schen­ken wür­de und wie ich mich da­für recht­fer­ti­gen wür­de. trotz­dem lief ich noch vom alex­an­der­platz zum ha­cke­schen markt, um dort noch nach █████████ oder ████████████ zu se­hen, die das ge­schenk er­gän­zen wür­den.

un­ter­wegs sah ich (of­fen­bar) bau­gru­ben-kunst:

frü­her gab es um den ha­cke­schen markt her­um teil­wei­se noch ganz nütz­li­che ge­schäf­te, mitt­ler­wei­le sind die fast kom­plett mit mode, be­au­ty oder bio-he­alth-life­style-lä­den er­setzt wor­den. trotz­dem fand ich, was ich such­te. jetzt, be­schloss ich, hät­te ich mir ein eis ver­dient. an der neu­en ice-ro­bot eis­die­le (ei­gen­wer­bung: „die wahr­schein­lich mo­derns­ten Eis­die­le Deutsch­lands“) muss­te ich vor­bei­ge­hen, weil dort laut­stark like ice in the suns­hi­ne raus­plärr­te. die an­de­ren lä­den wa­ren von lan­gen (men­schen) schlan­gen blo­ckiert. also wei­ter, zu fuss, zur in­va­li­den­stras­se, zu yoli, ei­nen et­was sau­ren ge­fro­re­nen jo­gurt es­sen. dort sind nie schlan­gen.

da­nach soll­te ich im real im wed­ding noch spru­del­was­ser kau­fen, auf dem weg nach oben, fuhr ein sehr gros­ser, hell­häu­ti­ger und weiss ge­klei­de­ter mann an mir auf der roll­trep­pe vor­bei, mit ei­nem rie­si­gen pa­ket weis­ser rie­se in der rech­ten hand.

(10,3 ki­lo­me­ter fuss­weg, knapp 12tau­send schrit­te heu­te)


[nach­trag 29.05.2016]

was ich wo ge­kauft habe, steht jetzt hier.  


fern­se­hen im märz, april und mai

felix schwenzel in artikel

per­son of in­te­rest, ehe­mals eine mei­ner liebs­ten mit­tel­gu­ten fern­seh­se­ri­en, ist nicht mehr mit­tel­gut, eher schlecht. ich sehe mir die fol­gen an, um zu er­fah­ren wie es wei­ter­geht, und wer­de von den se­ri­en­ma­chern ent­lang stumpf­sin­ni­ger dia­lo­ge und in­sze­nie­run­gen in die irre ge­führt. die fol­gen zie­hen sich ins un­end­li­che und sind meis­ten ent­we­der lang­wei­lig oder stumpf­sin­nig. die letz­te fol­ge (s05e07) warf im­mer­hin ein paar in­ter­es­san­te fra­gen zum the­ma frei­en wil­len und zu den über­le­gun­gen, wel­chen preis wir für si­cher­heit zu zah­len be­reit sind. aber ich bin kurz da­vor, die ab­schluss­staf­fel nicht zu­en­de zu gu­cken.

the good wife hat zu ei­nem gu­ten ende ge­führt. ich habe mich dann aber ir­gend­wie nicht be­müs­sigt ge­fühlt noch eine ab­schluss­kri­tik zu schrei­ben, das ist was ich mir nach dem an­se­hen der letz­ten fol­ge no­tiert habe:

gu­tes ende. nicht ver­söhn­lich, nicht be­son­ders hap­py, of­fen, aber nicht un­ent­schlos­sen. ein ende nach dem mot­to: das le­ben geht wei­ter, auch wenn man nicht ge­nau weiss wie. so war die se­rie auch über 7 staf­feln: sie hat ei­nen un­spek­ta­ku­lär be­glei­tet, das zeit­ge­sche­hen re­flek­tiert und ana­ly­siert, manch­mal ein biss­chen dr­amti­scher, meis­ten eher un­dra­ma­tisch, so wie das le­ben eben.

et­was aus­führ­li­cher und an­ge­mes­sen eu­pho­risch, schreibt das nuf über die se­rie.

deutsch­land 83 zu­en­de ge­guckt. nach den ers­ten drei fol­gen war ich mäs­sig be­geis­tert und noch et­was kri­tisch. oder ge­nau­er, im­mer noch re­la­tiv un­in­ter­es­siert und un­en­ga­giert. dann be­kam ich die grip­pe und habe die rest­li­chen fol­gen mehr oder we­ni­ger im fie­ber­wahn weg­ge­at­met. das funk­tio­nier­te ganz gut und vor al­lem hat es das ge­schafft, mich dann doch ein biss­chen für die se­rie zu be­geis­tern. ich fand ins­be­son­de­re die de­tail­lie­be der ku­lis­sen und re­qui­si­ten sehr, sehr toll und auch die in­sze­nie­rung und dra­ma­ti­sie­rung der ge­schich­te sehr OK. was mich am an­fang et­was ge­nervt hat, hat mich am ende hoch er­freut: das ab­du­deln sämt­li­cher acht­zi­ger-jah­re-hits, an die ich mich er­in­ne­re. man könn­te deutsch­land 83 in ei­nem satz zu­sam­men­fas­sen: ac­tion­rei­che und dra­ma­ti­sier­te acht­zi­ger­jah­re nost­al­gie, mit in­ter­es­san­ten span­nungs­ele­men­ten.

die zwei­te staf­fel way­ward pi­nes ist ge­ra­de an­ge­lau­fen. ich fand die ers­te staf­fel so mit­tel, habe sie aber in­ter­es­siert weg­ge­guckt. ei­gent­lich hat­te die ers­te staf­fel ein ganz gu­tes ende und schloss die geschchi­te ei­gent­lich be­frie­di­gend ab, die zwei­te staf­fel scheint so eine art re­boot zu sein. bin mäs­sig in­ter­es­siert, wer­de aber wohl mal rein­schaun.

gra­ham nor­tons sen­dung schaue ich im­mer wie­der ger­ne an und sie er­füllt gleich meh­re­re zwe­cke: sie lang­weilt mich fast nie, schafft gute lau­ne und hält ei­nen auf dem lau­fen­den in sa­chen film- und fern­seh­se­ri­en­starts. aus­ser­dem er­zäh­len die gäs­te mit vor­lie­be fä­kal­wit­ze.

game of thro­nes be­rei­tet mir wei­ter­hin gros­ses ver­gnü­gen. ich mag die er­zähl­wen­dun­gen und die er­zähl­art, auch wenn das al­les ei­gent­lich völ­lig blöd­sin­nig ist, was die se­rie ei­nem auf­tischt. aber die blöd­sin­nig­keit ist so ge­schickt ver­packt und er­zählt, dass al­les in sich völ­lig lo­gisch er­scheint, wenn man die se­rie schaut.

der pi­lot von pre­a­cher baut die kom­men­de se­ri­en­ad­ap­ti­on in eine ähn­lich blöd­sin­ni­ge rich­tung auf. ei­ner­seits ein klas­si­sches wes­tern-the­ma, wie im gran­dio­sen ju­s­ti­fied, mit ei­ner prie­se bans­hee, an­de­rer­seits ein biss­chen über­na­tür­li­ches mys­tery- und ver­schwö­rungs­ge­döns um der se­rie pfef­fer in den arsch zu bla­sen. mal schau­en ob das klappt, der pi­lot hat mir zu­min­dest ganz gut ge­fal­len, auch wenn es teil­wei­se zu dick auf­ge­tra­gen war.

ganz gran­di­os fin­de ich die ak­tu­el­le staf­fel si­li­con val­ley. im ge­gen­teil zu den vor­he­ri­gen staf­feln, geht noch mehr den bach hin­un­ter und die prot­ago­nis­ten stel­len sich noch düm­mer an, als in den ver­gan­ge­nen jah­ren. aber zu­ver­läs­sig un­ter­halt­sam und ein ex­zel­len­tes en­sem­ble.

peaky blin­ders ge­fällt mir, egal ob ich der hand­lung fol­gen kann oder nicht. ge­ra­de ge­le­sen, dass die se­rie um staf­fel 4 und 5 ver­län­gert wor­den ist, was ein biss­chen die span­nung raus­nimmt, aber ei­gent­lich hoch­er­freu­lich ist.

mo­dern fa­mi­ly ist nach wie vor in je­der fol­ge ein gros­ses ver­gnü­gen, eben­so die sen­dung mit der maus, die am sonn­tag er­klär­te, wie man aus erde ei­sen ge­winnt, bzw. in der ei­sen­zeit ge­won­nen hat. be­dau­er­lich fin­de ich, dass li­mit­less nicht fort­ge­setzt wird.

se­ri­en die mir zu blöd ge­wor­den sind und die ich nicht mehr gu­cke: big bang theo­ry (phan­ta­sie­lo­ses, kli­schee­be­haf­te­tes rum­ge­druck­se), bo­nes (war das im­mer schon so schlecht und ist mir das erst in die­sem jahr auf­ge­fal­len?), blind­s­pot, mar­vels agents of shield, lu­ci­fer (nach drei fol­gen be­en­det).

se­ri­en die ich dem­nächst wei­ter­se­hen möch­te: the ame­ri­cans (nach der zwei­ten staf­fel pau­siert, fand die se­rie aber ziem­lich gut und span­nend), vi­kings (auch nach der zwei­ten staf­fel pau­siert, auch weil mir die ge­schich­te et­was zu vie­le wil­de wen­dun­gen ge­nom­men hat).

was ich mir dem­nächst noch an­se­hen möch­te: em­pire.

und ihr so?


Learn, teach, re­peat

felix schwenzel in artikel

Für mich sind Bil­dung, Wis­sen und Ler­nen wie Berg­bau. Man kann tief oder ober­fläch­lich gra­ben, man kann im­mer wei­ter gra­ben, es gibt här­te­re Schich­ten und Schich­ten durch die man leicht kommt — aber es gibt kaum Gren­zen. Von der Ober­flä­che er­schliesst sich der Sinn des Berg­baus nicht ohne Wei­te­res. Sich zu über­win­den, über­haupt mit dem Berg­bau zu be­gin­nen, ist be­reits eine der gros­sen Hür­den. Man muss jah­re­lang den Um­gang mit Berg­bau­ma­schi­nen ler­nen und schein­bar un­sin­ni­ge Sa­chen ein­üben, um die obe­ren Schich­ten des Berg­baus be­tre­ten zu kön­nen.

So sehr die­ser Ver­gleich auch hinkt, er be­schreibt re­la­tiv gut mein Ver­hält­nis zur Bil­dung. Ich be­griff die Schu­le in mei­ner Ju­gend nicht als Grund­aus­bil­dung, die mir Kom­pe­tenz und Hand­werks­zeug für die Na­vi­ga­ti­on der Welt bei­brin­gen soll­te, son­dern als un­sin­ni­ge Pflicht. Bis ich ver­stand, dass Ler­nen, Le­sen und Schrei­ben nicht nur müh­sam sind, son­dern mir nie ge­se­he­ne Wel­ten und Ga­la­xien er­schlies­sen kön­nen, muss­te ich drei­mal sit­zen­blei­ben und von un­zäh­li­gen Leu­ten an die Hand ge­nom­men wer­den und zur Schu­le und zum Ler­nen ge­zerrt wer­den.

Das Pro­blem mit Bil­dung ist gar nicht mal so sehr die Bil­dung an sich, son­dern über­haupt In­ter­es­se an ihr zu ent­wi­ckeln. Was mir half Bil­dungs­hun­ger zu ent­wi­ckeln, wa­ren Vor­bil­der, Men­schen die mir zeig­ten, was man mit Bil­dung an­fan­gen konn­te. Leu­te wie Ho­imar von Dit­furth, den ich zu­erst im Fern­se­hen und dann in sei­nen Bü­chern ken­nen lern­te, und der in mir eine flam­men­de Neu­gier auf die Welt weck­te. So ab­surd es klin­gen mag, aber das ver­pön­te Fern­se­hen weck­te in mir in­tel­lek­tu­el­le und wis­sen­schaft­li­che Neu­gier und spä­ter Neu­gier auf Bü­cher, im­mer mehr Bü­cher.

So wie das Fern­se­hen, dient auch das In­ter­net zum gro­ßen Teil der Zer­streu­ung und hat un­ter vie­len In­tel­lek­tu­el­len, wie das Fern­se­hen, den Ruf Men­schen zu ver­blö­den. Aber es hat auch das Po­ten­zi­al Neu­gier zu we­cken. Die Mög­lich­kei­ten auch völ­lig un­wahr­schein­li­che In­ter­es­sen und Lei­den­schaf­ten zu ent­wi­ckeln, Wis­sen zu er­wer­ben oder zu ver­tie­fen, sind dank des Net­zes um ein viel­fa­ches ge­wach­sen — und vor al­lem: um ein Viel­fa­ches ein­fa­cher zu­gäng­lich als je zu­vor.

Al­lein da­für, dass mir das Netz er­laubt, et­was über die Her­stel­lung glän­zen­der Lehm­ku­geln oder wei­chem Rühr­ei zu er­fah­ren, dass ich se­hen kann wie man ef­fek­tiv Zwie­beln schnei­det oder wie man ei­nen funk­tio­nie­ren­den Sech­zy­lin­der­mo­tor her­stellt, bin ich dem Netz un­end­lich dank­bar. Noch dank­ba­rer soll­te man Men­schen sein, die sich die Mühe ma­chen kom­pli­zier­te Din­ge ein­fach zu er­klä­ren, de­tail­liert aus ih­rem Be­rufs­le­ben be­rich­ten, egal ob auf Face­book, in Blogs oder auf You­tube. Ge­ra­de im Soft­ware­be­reich er­le­be ich im­mer wie­der un­glaub­lich hilf­rei­che Men­schen, die nicht nur quell­of­fe­ne Soft­ware schrei­ben, son­dern auch bis zur Be­las­tungs­gren­ze wil­lens sind, ihr Wis­sen zu tei­len und zu er­klä­ren und zu do­ku­men­tie­ren.

Dank des In­ter­nets sind die obe­ren Schich­ten des Berg­baus schon ganz gut be­leuch­tet, der Weg in die Tie­fe ist zwar im­mer noch müh­sam — aber ich glau­be, es war nie ein­fa­cher zu ler­nen und sich von der Lust am Ler­nen, am Wis­sen an­ste­cken zu las­sen. Ich be­dau­re es nur we­nig, dass die­se groß­ar­ti­ge Reiz­über­flu­tung nicht schon zu mei­ner Ju­gend­zeit auf mich ein­pras­sel­te, denn sie pras­selt jetzt ja auf mich ein. Nie in mei­nem Le­ben habe ich so viel ge­lernt, wie in den letz­ten 20 jah­ren im Netz; mir ha­ben die mo­der­nen, ver­net­zen Me­di­en nicht nur 15 Mi­nu­ten Ruhm ge­bracht, son­dern auch 20 Jah­re lei­den­schaft­li­ches, ste­ti­ges (dazu-)ler­nen.

Um die­se Reiz- und Wis­sens­viel­falt am Le­ben zu er­hal­ten, soll­ten wir uns nicht nur auf kom­mer­zi­el­le An­bie­ter ver­las­sen, son­dern, pflicht­be­wusst und ste­tig, un­ser Wis­sen tei­len, do­ku­men­tie­ren, auf­schrei­ben, ver­fil­men, vor­tra­gen. Und, min­des­tens ge­nau­so wich­tig: die vor­han­den Per­len sor­tie­ren, auf­be­rei­ten, zu­gäng­lich ma­chen und an­de­re mit Wis­sens­durst an­ste­cken.

Des­halb: Fra­ge nicht, was das Netz für dich tun kann, fra­ge was du für das Netz tun kannst.

(die ko­lum­ne ist zu­erst auf t3n.de er­schie­nen.)


nach­rich­ten sind flüs­se, kei­ne seen

felix schwenzel in artikel

vor drei jah­ren habe ich mir das ge­wünscht, was face­book in­stant ar­tic­le jetzt lie­fert:

mir ist tat­säch­lich egal ob mein ar­ti­kel im goog­le rea­der, auf flip­board oder sonst­wo ge­le­sen wird. ich hät­te auch nichts da­ge­gen, wenn mei­ne ar­ti­kel im voll­text auf face­book oder twit­ter oder eben da ein­ge­bet­tet wür­den, wo sie sich op­ti­mal le­sen las­sen und zum le­ser kom­men, statt vom le­ser zu ver­lan­gen, dass er zu ei­nem kommt. so­lan­ge alle ba­sis­in­for­ma­tio­nen wie mein name, ein link zum ori­gi­nal, das ver­öf­fent­li­chungs­da­tum be­stehen blei­ben und der voll­text und die an­hän­ge kor­rekt dar­ge­stellt wer­den. gut wäre auch, wenn sich än­de­run­gen am ori­gi­nal auch am ein­ge­bet­te­ten text aus­wir­ken wür­den. mit RSS funk­tio­niert das ja seit jah­ren pri­ma. aber viel­leicht kann das auch noch bes­ser funk­tio­nie­ren?

(von dort habe ich mir auch die über­schrift ge­lie­hen.)

ich bin üb­ri­gens nach wie vor be­geis­tert von den in­stant ar­tic­les. sie wer­den gut an­ge­nom­men, ins­be­son­de­re (na­tür­lich) wenn sie viel auf face­book wei­ter­ge­teilt wer­den. mein letz­ter öf­ter (drei­mal auf face­book, acht­mal auf twit­ter) ge­teil­ter ar­ti­kel hat dem­entspre­chend auch eine ganz gute ver­brei­tung ge­fun­den. so sieht das aus:

950 re­gu­lä­re pa­ge­views, 371 in­stant ar­tic­le pa­ge­views, 940 RSS pa­ge­views

die pa­ge­views der start­sei­te, auf der der ar­ti­kel auch im voll­text steht, wer­den von der ab­ge­bil­de­ten zäh­lung, bzw. an­zei­ge nicht er­fasst, pi mal dau­men er­ge­ben sich hier noch­mal ca. 1000 pa­ge­views, die pi­wik über das con­tent-track­ing er­fasst, was für den ge­denk­blog-ar­ti­kel ca. 3200 pa­ge­views in den letz­ten 4 ta­gen er­gibt.

in der re­gel wer­den mei­ne ar­ti­kel am meis­ten über RSS ge­le­sen, auf wir­res.net kom­men die meis­ten be­su­cher über twit­ter.com — wenn ich ar­ti­kel dort an­tease­re. böte twit­ter ein na­ti­ves werk­zeug an, mit dem die ar­ti­kel auf twit­ter.com ge­le­sen wer­den könn­ten, hat­te ich auch nichts da­ge­ge­gen, je­den­falls, wenn es so rei­bungs­los funk­tio­nie­ren wür­de, wie die face­book in­stant ar­tic­les. in­ter­es­sant fin­de ich üb­ri­gens, dass durch die im­ple­men­tie­rung der in­stant ar­tic­les und die an­for­de­run­gen von face­book, auch klei­ne ver­bes­se­run­gen und an­pas­sun­gen zu­rück in die web­site ge­flos­sen sind.

auch wenn ich das man­tra­ar­tig wie­der­ho­le: es geht mei­ner mei­nung nach bei der zu­kunft des pu­bli­zie­rens nicht dar­um web­sei­ten ab­zu­schaf­fen und nur noch auf face­book zu pu­bli­zie­ren, son­dern dar­um, in die in­for­ma­ti­ons­strö­me der nut­zer zu ge­lan­gen. die sind im­mer noch viel­fäl­ti­ger als vie­le den­ken, auch wenn face­book sich dank über­le­ge­ner tech­no­lo­gie mehr und mehr vom ku­chen ein­ver­leibt. es geht dar­um dort zu pu­bli­zie­ren, wo die le­ser sind und so tech­nisch zu pu­bli­zie­ren, dass es mit den le­se­ge­wohn­hei­ten der le­ser über­ein­stimmt. bei voll­text-RSS ha­ben sich ver­le­ger lan­ge ge­gen die­se idee ge­wehrt, dank AMP und face­book in­stant ar­tic­les hat sich die­se ab­wehr­hal­tung in den letz­ten mo­na­ten (j sei dank) ab­ge­schwächt. auch das wi­der­ho­le ich stän­dig seit fast ei­nem jahr­zehnt: such­ma­schi­nen- und so­cial­me­dia-op­ti­mie­rung soll­te sich im­mer an den be­dürf­nis­sen der le­ser ori­en­tie­ren. tech­ni­sche schlupf­lö­cher aus­zu­nut­zen lohnt sich ge­le­gent­lich kurz­fris­tig, lang­sfris­tig lohnt sich nur ein: tex­te und ar­ti­kel gut zu­gäng­lich (auch schnell) aus­zu­lie­fern, mehr­wert für le­ser schaf­fen (qua­li­tät, was auch im­mer das kon­kret für ein­zel­ne ziel­grup­pen heisst) und den le­se­ge­wohn­hei­ten der le­ser ent­ge­gen­kom­men (gut les­ba­re und be­dien­ba­re mo­bi­le an­sicht, le­ser nicht über­mäs­sig ver­wir­ren oder mit neu­en/krea­ti­ven be­dien­kon­zep­ten über­for­dern).   


mos­kau 2/5

felix schwenzel in artikel

der kaf­fee hat in mos­kau nir­gend­wo ge­schmeckt, auch nicht bei star­bucks. star­bucks war auch gleich die ers­te sta­ti­on die wir in mos­kau, im flug­ha­fen, an­ge­steu­ert ha­ben. dort gab es zwar grund­sätz­lich die glei­chen sa­chen wie in deutsch­land oder ame­ri­ka, aber ge­schmeckt hat der kaf­fee trotz­dem nicht. was na­tür­lich auch dar­an ge­le­gen ha­ben kann, dass ich noch in der grip­pe-re­kon­va­len­zenz war. al­ter­na­tiv kann es auch am was­ser ge­le­gen ha­ben. lei­tungs­was­ser trin­ken die mos­kau­er nicht, weil sie ihm nicht trau­en. viel­leicht ma­chen sie aber kaf­fee aus lei­tungs­was­ser?

die bei­fah­re­rin mag kei­ne kuh­milch im kaf­fee, und lei­der war die so­ja­milch im mos­kau­er star­bucks im flug­ha­fen ge­ra­de alle. al­ter­na­tiv bot die gut eng­lisch spre­chen­de be­die­nung der bei­fah­re­rin ko­kos­milch an. also ei­nen lat­te mit ko­kos­milch. die bei­fah­re­rin fands scheuss­lich. wir ha­ben trotz­dem al­les aus­ge­trun­ken.


eng­lisch spre­chen in mos­kau die we­nigs­ten, meist sind es die jün­ge­ren, die eng­lisch spre­chen und auch bei den stras­sen- und hin­weis­schil­dern sind le­dig­lich die jün­ge­ren auch eng­lisch, bzw. mit la­tei­ni­schen buch­sta­ben be­schrif­tet. auf der fahrt vom flug­ha­fen nach mos­kau (mit dem ae­ro­ex­press) war ich be­ein­druckt von der plat­ten­bau­dich­te um und in mos­kau.

plat­ten­bau­ten am stadt­rand von mos­kau

mos­kau steht voll mit plat­ten­bau­ten, die auf den ers­ten blick nicht be­son­ders ein­la­dend aus­se­hen. auf den zwei­ten blick er­kennt man aber, dass vie­le woh­nun­gen sich von­ein­an­der un­ter­schei­den: neue­re und äl­te­re fens­ter, man­che be­woh­ner ge­stal­ten den fas­sa­den­an­teil ih­rer woh­nung so­gar in­di­vi­du­ell, die bal­ko­ne sind fast aus­nahms­los zu win­ter­gär­ten ver­glast. beim blick aus un­se­rem ho­tel­zim­mer sa­hen wir selbst­ver­ständ­lich auch auf plat­ten­bau­ten, mich be­ein­druck­te im­mer wie­der, wie dicht be­baut die stadt ist und dass die elek­ti­fi­zie­rung mit lan­gen ka­beln über das dach statt­fin­det — auch und ge­ar­de bei hoch­häu­sern.

blick aus dem ho­tel­zim­mer auf plat­ten­bau­ten

der au­to­ver­kehr in mos­kau ist der wahr­ge­wor­de­ne traum von 60er-jah­re stadt­pla­nern. in mos­kau muss man zum über­que­ren von haupt­ver­kehrs­adern im­mer noch fuss­gän­ger­un­ter­füh­run­gen be­nut­zen — so wie bei uns seit be­stimmt 20 jah­ren nicht mehr. fahr­rad­fah­rer auf den stras­sen habe ich nicht ge­se­hen, ich glau­be das wäre auch le­bens­mü­de. die mos­kau­er ha­ben den ruf re­la­tiv rück­sichts­lo­se au­to­fah­rer zu sein. was ich al­ler­dings ge­se­hen habe, bzw. um 22 uhr am ers­ten abend (und in den fol­gen­den um 23 uhr) zu­erst ge­hört und dann ge­se­hen habe war ein pferd. ein pferd, dass im schritt un­ter un­se­rem ho­tel­fens­ter lang­lief, mit ei­ner rei­te­rin, die beim rei­ten mit ih­rem smart­fo­ne ge­ra­de das in­ter­net leer­las. auf dem foto sind die rei­te­rin und das pferd schon längst ver­schwun­den, ich woll­te die sze­ne aber trotz­dem fest­hal­ten.

blick aus dem ho­tel­zim­mer auf die stras­se

in den su­per­märk­ten gibt es vie­les, was es auch bei uns gibt, zu ähn­li­chen prei­sen wie bei uns: deut­sches bier, fros­ta tief­kühl­kost habe ich ges­he­hen, deut­sches mar­zi­pan und viel hoch­pro­zen­ti­ges. was es bei uns al­ler­dings nicht gibt sind fri­sche, kurz in salz ein­ge­leg­te gur­ken. sehr köst­lich, da­von ha­ben wir sehr vie­le ge­ges­sen und sehr ge­nos­sen. es gibt aber auch sa­chen, die es bei uns wohl nie­mals ge­ben wür­de, weil die deut­schen hu­mor­be­auf­trag­ten sol­che wort­spei­le wohl nie­mals frei­ge­ben wür­den und die wurst­lob­by fisch­wie­ner ganz si­cher ver­bie­ten wür­de.


ganz toll sind die mos­kau­er bä­cke­rei­en. ganz be­son­ders hat­te es uns ein la­den an­ge­tan, der paul hiess. dort gab es herr­li­ches weiss­brot, in­nen weich und duf­tig und aus­sen knusp­rig.

bä­cker „paul“ in mos­kau

wird fort­ge­setzt …


ge­denk­blog

felix schwenzel in artikel

ich bin mir nie ganz si­cher, ob es OK ist über mei­ne to­ten freun­de hier im blog zu schrei­ben. über nele und ih­ren tod vor 23 jah­ren habe ich vor 11 jah­ren ge­schrie­ben und auch ih­ren vol­len na­men ge­nannt. weil ich goog­le un­ter­sa­ge ar­ti­kel, die äl­ter als 3 jah­re sind, zu in­de­xie­ren, ist mein nele-text zwar noch an ort und stel­le, aber nicht mehr über ih­ren na­men goo­g­le­bar. ich fin­de die­ses ver­ne­beln mei­ner al­ten ar­ti­kel ei­gent­lich ganz gut, zu­mal ich mir nicht ganz si­cher bin, wie die an­ge­hö­ri­gen es fin­den, wenn man un­ter dem klar­na­men ei­ner ver­stor­be­nen mei­ne pri­vat­mei­nung goog­len kann.

nach­dem ich vor ein paar mo­na­ten vom tod mei­nes ehe­mals bes­ten ju­gend­freun­des mar­kus er­fah­ren habe, hab ich über ihn ge­schrie­ben und sei­nen vol­len na­men im ti­tel ge­nannt. ich fand das OK, auch weil die an­ge­hö­ri­gen eine „ge­denk­sei­te“ für ihn ins netz ge­stellt ha­ben.

über ei­nen an­de­ren freund, der auch mar­kus hiess, habe ich vor 12 jah­ren ohne den vol­len na­men ein paar er­in­ne­run­gen auf­ge­schrie­ben, auch hier ging es mir ei­gent­lich nicht dar­um, dass der text über mar­kus na­men auf­find­bar ist, son­dern dass ich mei­ne ge­dan­ken über ihn fest­hal­ten konn­te.

berg­fried­hof in aa­chen-kor­neli­müns­ter — ohne nele’s grab

seit os­tern habe ich noch­mal dar­über nach­ge­dacht; ich war im rhein­land und woll­te in aa­chen mal wie­der ne­les grab be­su­chen. das grab war aber nicht mehr da, was mich ziem­lich er­schüt­tert hat, weil es im­mer der ort war, an dem ich am bes­ten an nele (und ihre toch­ter ma­lou) zu­rück­den­ken konn­te. plötz­lich ist die­ser ort weg. wenn also in der fleischwelt kein ort mehr be­steht, an dem ich (und an­de­re) an nele den­ken kön­nen, oder an nele er­in­nert wer­den, war­um nicht im netz, war­um nicht (auch) bei mir? zu­mal — und das ging mir letz­te wo­che auf — die goo­g­le­bar­keit von ge­denk-ge­dan­ken eben auch für an­de­re nütz­lich sein kön­nen — so wie es fried­hö­fe sind.

auch wenn der an­lass tief­trau­rig und er­schüt­ternd ist, hat mir letz­te wo­che je­mand, den ich nicht kann­te, und der of­fen­bar mei­ne un­zu­sam­men­hän­gen­den ge­dan­ken und er­in­ne­run­gen an mar­kus ge­goo­gelt hat­te, eine email ge­schrie­ben:

Ich hab ge­le­sen das Sie da­mals Mar­kus Pöh­lers bes­ter Freund wa­ren... ich habs auf Ih­rer Sei­te ge­le­sen.
Jetzt ist auch sein Sohn ge­stor­ben.
Der Jun­ge der in Bonn tot ge­prü­gelt wur­de.
Ich weiß nicht war­um ich Ih­nen das schrei­be.
ich fin­de die ge­schich­te un­wahr­schein­lich trau­rig.

auch hier habe ich wie­der be­den­ken den (nach-) na­men zu nen­nen, zu­mal die pres­se, die über den fall be­rich­tet, den na­men von mar­kus sohn nicht nennt. ich nenn den na­men jetzt für schlech­te­re goo­g­le­bar­keit gar nicht und ver­lin­ke auch kei­ne pres­se­be­rich­te zum tod von mar­kus sohn, aber die­se mail zeigt mir, dass es rich­tig war mar­kus na­men goo­gel­bar zu nen­nen. mein klei­ner ar­ti­kel über mar­kus hilft nicht nur mir, mar­kus in gu­ter er­in­ne­rung zu be­hal­ten, son­dern viel­leicht auch an­de­ren freun­den, be­kann­ten oder an­ge­hö­ri­gen, um ihr bild von mar­kus zu ver­voll­stän­di­gen oder sich zu er­in­nern.

das gan­ze ist wirk­lich un­wahr­schein­lich trau­rig und tra­gisch und mir tut der tod von mar­kus sohn un­end­lich leid, ob­wohl ich ihn nicht kann­te und bis jetzt auch nichts über sein le­ben wuss­te. ich habe mir letz­te wo­che die face­book­sei­te des soh­nes an­ge­se­hen und war er­staunt, wie ähn­lich er sei­nem va­ter sah. es be­rührt mich sehr und be­schämt mich gleich­zei­tig, dass ich so we­nig über das le­ben mei­nes al­ten freun­des mar­kus wuss­te. es be­drückt mich ins­be­son­de­re, wie we­nig ich mich dar­um be­mü­he, mehr über das le­ben der al­ten freun­de zu er­fah­ren, die noch le­ben. noch mehr be­drückt mich, dass ich die­se ge­dan­ken bei je­dem to­des­fall habe, aber in den sel­tens­ten fäl­len kon­se­quen­zen dar­aus zie­he und alte freun­de ein­fach mal auf­su­che.

vor ein paar jah­ren hat­te ich eine ziem­lich prag­ma­ti­sche idee, um mich dazu zu brin­gen, alte freun­de wie­der mal auf­zu­su­chen, zu tref­fen und neu ken­nen­zu­ler­nen: in­dem ich ein buch dar­aus ma­che, wie ich alte freun­de be­su­che. ein paar alte freun­de habe ich im rah­men die­ses pro­jek­tes be­sucht und das war im prin­zip auch eine ziem­lich gute idee. denn das tol­le an al­ten freun­den ist, dass man sie ja be­reits kennt, sie aber über die jah­re auch zu völ­lig neu­en, an­de­ren men­schen ge­wach­sen sind — und eben doch die al­ten blei­ben. die qua­li­tä­ten al­ter freun­de nach vie­len jah­ren des nicht-se­hens wie­der zu er­ken­nen, ist sehr, sehr be­ein­dru­ckend und fas­zi­nie­rend.

aber es ist auch schwer dar­über zu schrei­ben, denn nicht je­der möch­te ans licht ei­ner (klei­nen) öf­fent­lich­keit ge­zo­gen wer­den. fik­tio­na­li­sie­rung ist ir­gend­wie auch nicht die lö­sung und aus­ge­dach­te, fal­sche na­men füh­len sich für so ein pro­jekt auch ko­misch an. die kon­se­quenz ist, dass ich jetzt zwar ein paar alte freun­de be­sucht habe und plä­ne für wei­te­re be­su­che habe, aber nach wie vor kein kon­zept, wie ich das ver­ar­bei­te — und ob ich das über­haupt will.


was ich mir aber jetzt über­legt habe: ich will zu­min­dest die ge­denk-tex­te für mei­ne ver­stor­be­nen al­ten freun­de wie­der goo­gel­bar ma­chen. ich habe ein at­tri­but zu mei­nem CMS hin­zu­ge­fügt, mit dem ich ein­zel­ne tex­te, die äl­ter als drei jah­re sind, wie­der durch such­ma­schi­nen in­de­xier­bar ma­chen kann. da­mit habe ich qua­si mei­nen klei­nen pri­vat­fried­hof (wie­der) für die öf­fent­lich­keit ge­öff­net und ent­ne­belt. aus­ser­dem habe ich mei­ne „ge­denk­tex­te“ ver­schlag­wor­tet, so dass man sie auch so fin­det.

und weil nele’s grab jetzt weg ist, zum ge­den­ken an sie noch ein bild, dass ich vor etwa 28 jah­ren ge­macht habe, als wir mit ein paar freun­den ein wo­chen­en­de an der nie­der­län­di­schen nord­see wa­ren.

nele

mos­kau 1/5

felix schwenzel in artikel

wenn ich schlech­te lau­ne be­kom­me, ist das ein un­trüg­li­ches zei­chen, dass ix krank wer­de. diens­tag letz­te wo­che war es so­weit. kei­ne ah­nung wo­her die grip­pe­vi­ren, die ich jetzt fast ein gan­zes jahr er­folg­reich ver­mie­den hat­te, her­ka­men. mon­tag war noch al­les ok. es gab re­la­tiv viel druck im büro, aber nicht so viel, dass er mei­ne wit­zel­sucht merk­lich brem­sen konn­te. in der nacht zum diens­tag lief und krib­bel­te die nase et­was, und ich konn­te mich die gan­ze nacht nicht ent­schei­den ob ich schon schlief oder noch wach war. um 3 ent­schied ich mich nach reif­li­cher über­le­gung, dass ich nicht ein­schla­fen konn­te, schenk­te mir ei­nen whis­ky ein und guck­te eine stun­de lang zu, wie sich jon ste­wart mit da­vid axel­rod un­ter­hielt.

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zwi­schen­durch muss­te ich an den bes­ten, oder ge­nau­er, den ein­zig gu­ten april­scherz je­mals, den­ken, in dem jes­se bar­ron über eine an­geb­lich ver­ges­se­ne Tra­di­ti­on des „seg­men­tier­ten“ schlafs fa­bu­lier­te. ich lie­be die nacht­stun­den, die ruhe, den zwi­schen­zu­stand in dem sich al­les und vor al­lem man selbst be­fin­det. nur lei­der bin ich meis­tens zu müde, um ein paar stun­den die­ser be­son­de­ren zeit zu nut­zen — und so scheint es auch den meis­ten an­de­ren men­schen zu ge­hen. trotz­dem bin ich im­mer noch von der seg­ment­schlaf-idee von jes­se bar­ron be­geis­tert (die ich nach wie vor für ei­nen april­scherz hal­te, auch wenn sie ei­nen ei­ge­nen wi­ki­pe­dia­ein­trag hat).

in der nacht zum diens­tag war ich nicht müde, son­dern ein­fach ne­ben der kap­pe. ich woll­te es mir nur nicht so recht ein­ge­ste­hen — was üb­ri­gens eine mei­ner lieb­lings-me­tho­den ist, krank­hei­ten zu be­kämp­fen: igno­rie­ren, in der hoff­nung dass sie weg­ge­hen.

als ste­wart und axel­rod mit dem ge­spräch fer­tig wa­ren und sich den pu­bli­kums­fra­gen wid­me­ten, kam die bei­fah­re­rin aus dem bett und frag­te mich was ich in der kü­che täte: „ich gu­cke fern­se­hen …“ sie über­zeug­te mich, es noch­mal mit dem schla­fen zu pro­bie­ren — und tat­säch­lich schlief ich dann bis halb neun ganz gut durch, ging ins büro und ver­such­te dann mei­ne her­auf­zie­hen­de grip­pe dort wei­ter zu igno­rie­ren, bzw. dort ab­zu­war­ten, dass sie sich als hef­ti­ge heu­schnup­fen­at­ta­cke oder quer­sit­zen­der furz oder so her­aus­stel­len wür­de. das funk­tio­nier­te lei­der nicht. am nach­mit­tag wa­ren sich die kol­le­gin­nen ei­nig, dass ich so scheis­se aus­sä­he, dass ich schleu­nigst nach­hau­se müss­te.

zu­hau­se schlief ich dann mehr oder we­ni­ger 16 stun­den durch und ver­such­te am nächs­ten mor­gen wie­der ge­sund zu spie­len und ein biss­chen zu mi­kro­ma­na­gen, mails an kun­den und das team zu schrei­ben und die vie­le ar­beit aus dem bett her­aus auf­zu­tei­len. lei­der stell­te sich her­aus, dass mir nur eine ein­zi­ge in­tel­lek­tu­el­le fä­hig­keit blieb: ich konn­te her­vor­ra­gend lö­cher in die wand star­ren und mit et­was mehr an­stren­gung, mit hil­fe ei­nes bild­schirms, in die fer­ne se­hen.

im lau­fe des ta­ges woll­te ich mir dann noch eine wei­te­re mei­nung zu mei­nem ge­sund­heits­zu­stand ein­ho­len und lief zu mei­ner haus­ärz­tin. die be­stä­tig­te den ein­druck mei­nes um­felds (dass ich krank sei und auch so aus­sä­he), schrieb mich bis zum ende der wo­che krank und warn­te mich aus­drück­lich in den nächs­ten ta­gen ein flug­zeug zu be­tre­ten. das war in­so­fern be­dau­er­lich, weil wir be­reits vor mo­na­ten ein ver­län­ger­tes wo­chen­en­de in mos­kau ge­plant hat­ten, was dank ei­gen­ar­ti­ger visa-re­geln und ho­tel­bu­chungs­re­geln ein or­ga­ni­sa­to­ri­scher höl­len­ritt war.

ich war ge­neigt der haus­ärz­tin zu­zu­stim­men, denn auf dem rück­flug aus schott­land habe ich eine neue flug­angst ent­wi­ckelt: die angst vor man­gel­haf­tem druck­aus­gleich. in den letz­ten ta­gen in schott­land hat­te ich mich näm­lich er­käl­tet und mich dann nichts­ah­nend ins flug­zeug ge­setzt. dank der er­käl­tung funk­tio­nier­te der druck­aus­gleich in den oh­ren nicht mehr, was bei der lan­dung zu höl­li­schen schmer­zen we­gen über­druck in den oh­ren führ­te. spä­ter, zu spät für den schott­land­heim­flug, las ich, dass man die fol­gen mit ab­schwel­len­den na­sen­trop­fen et­was ab­mil­dern kön­ne, mich be­glei­te­te der oh­ren-über­druck dann zu­hau­se noch ein paar tage.

weil ich das al­les nicht noch ein­mal er­le­ben woll­te, war ich kurz da­vor auf die ärz­tin zu hö­ren und die rei­se ab­zu­sa­gen und das wo­chen­en­de über lie­ber zu­hau­se lö­cher in wand zu star­ren, als mich noch­mal mit ge­schwol­le­nen schleim­häu­ten in ein flug­zeug zu set­zen.

weil ich mich am ende dann doch an­ders ent­schied, und mich mit na­sen­trop­fen und schmerz­mit­teln voll­ge­pumpt doch ins flug­zeug nach mos­kau setz­te, kann ich in den nächs­ten ta­gen an die­ser stel­le und dem hash­tag #mos­kau noch drei bis vier wei­te­re ar­ti­kel über un­se­ren kurz­be­such in mos­kau ver­öf­fent­li­chen. zur ein­stim­mung dazu ein sym­bol­bild, dass die wi­der­sprüch­lich­keit von mos­kau (oder russ­land) ganz gut zu­sam­men­fasst:

brun­nen der völ­ker­freund­schaft auf dem aus­stel­lungs­ge­län­de der er­run­gen­schaf­ten der volks­wirt­schaft aus der so­wjet­zeit, mit ei­nem wlan-hot­spot und ei­nem trans­men­schen im hin­ter­grund.

ads first

felix schwenzel in artikel

ich hat­te gros­se lei­se hoff­nun­gen, dass das goog­le AMP-pro­jekt eine sinn­vol­le al­ter­na­ti­ve zu face­book in­stant ar­tic­les sein könn­te und da­für sor­gen könn­te, mo­bi­le web­sei­ten nicht nur schnel­ler, son­dern auch an­sehn­li­cher und be­nutz­ba­rer ma­chen könn­te. die hoff­nung habe ich mitt­ler­wei­le zwei­fach auf­ge­ge­ben. ei­ner­seits, weil goog­le/AMP, auch fast ein jahr nach dem of­fi­zi­el­len start, le­dig­lich gros­se me­di­en­häu­ser zu un­ter­stüt­zen scheint und an­de­rer­seits, weil das auf­merk­sam­keits-miss­brauchs­po­ten­zi­al bei AMP-sei­ten ge­nau­so hoch ist, wie bei nor­ma­len HTML-sei­ten. wenn schon ein se­riö­ser ver­lag, wie die zeit, eine an­geb­lich mo­bil-op­ti­mier­te AMP-sei­te wie die­se in die goog­le-such­ergeb­nis­se haut, kann man wohl da­von aus­ge­hen, dass die ver­la­ge das AMP-pro­jekt nicht als ac­ce­le­ra­ted mo­bi­le pa­ges an­se­hen, son­dern ac­cer­le­ra­ted mo­bi­le ads, mit de­nen sie wei­ter­hin be­nut­zern den te­le­fon­bild­schirm zu­kle­is­tern kön­nen.

die zeit in­ter­pre­tiert das ac­ce­le­ra­ted mo­bi­le page (AMP) pro­jekt als ads first pro­ject (AFP)

auf der sei­te ist ohne scrol­len nicht eine ein­zi­ge in­for­ma­ti­on sicht­bar. weil die wer­bung auch per AMP, wie ge­wohnt, et­was lang­sa­mer als der rest der sei­te lädt, er­schien die sei­te beim in­itia­len la­den zu­nächst leer. ich habe das eben mit vier amp-sei­ten der zeit on­line aus­pro­biert, die ich in goog­le-such­ergeb­nis­sen ge­fun­den habe. alle sa­hen wie folgt aus:

mit sol­chen ak­tio­nen ar­bei­tet der zeit-ver­lag an der ab­schaf­fung des of­fe­nen webs mit, hier so­gar ex­pli­zit und im­pli­zit. im­pli­zit, in­dem die zeit nut­zern der goog­le-su­che zeigt, das sich der wer­be­irr­sinn auch nicht mit an sich sinn­vol­len pro­jek­ten wie AMP stop­pen lässt und dass das (ver­lags-) web ein­fach scheis­se aus­sieht — und ex­pli­zit, in­dem es son­ne und ge­nuss ver­spricht, wenn man eine app statt des ver­seuch­ten webs be­nutzt. die zeit schreit in die­sem bei­spiel scham­los ins netz: „siehs­te wie scheis­se un­se­re web­sei­te im web aus­sieht? pro­bier doch mal un­se­re APP!“

sol­chen miss­brauch habe ich in an­sät­zen auch schon bei den face­book-in­stant-ar­tic­les ge­se­hen. dort kann man das obe­re drit­tel des bild­schirms mit ei­nem ar­ti­kel­bild oder vi­deo fül­len und der eine oder an­de­re ver­lag hat die­ses bild schon mit wer­bung ge­füllt. aber im­mer­hin ist dann noch die ar­ti­kel­über­schrift und der an­reis­ser sicht­bar — und al­les so­fort da.

wer sol­chen ka­put­ten scheiss an le­ser aus­lie­fert, darf sich wirk­lich nicht über rück­gän­gi­ge auf­merk­sam­keit und flä­chen­de­cken­des ab­blo­cking be­kla­gen. und wo ich ge­ra­de bei worst prac­ti­ces bin, nach­dem ich die zeit-start­sei­te eben drei mi­nu­ten of­fen ste­hen hat­te, er­klärt mich die zeit für zu blöd das web zu be­die­nen:

die zeit er­klärt ih­ren be­nut­zern, ganz sub­til, dass sie dumm sind

mar­seil­le s01e01 (20 ans)

felix schwenzel in gesehen

ich dach­te gé­rard de­par­dieu sei ein gu­ter schau­spie­ler. nach dem an­se­hen der ers­ten fol­ge von mar­seil­le bin ich mir nicht mehr so si­cher. er sieht fan­tas­tisch aus, wird toll ins bild ge­setzt und wenn er in der to­ta­len ge­filmt wird, ist sei­ne prä­senz über­ze­gend und stark. bei nah­auf­nah­men und dia­lo­gen brö­ckelt sei­ne be­herr­schen­de prä­senz ein biss­chen und er wirkt dann nicht mehr wie ein mäch­ti­ger, ge­wief­ter bür­ger­meis­ter, son­dern wie ein thea­ter­schau­spie­ler, der zu lei­se re­det. sein ge­gen­part, ge­spielt von be­noît mag­i­mel, steht ihm da fast nicht nach. er wirkt mit sei­ner auf­ge­setz­ten cow­boy-mi­mik (zu­sam­men­ge­knif­fe­ne au­gen, leicht ge­öff­ne­te lip­pen) wie till schwei­ger, der lu­cky luke spielt.

viel­leicht liegts aber auch am dreh­buch und den dia­lo­gen. die wir­ken auf mich durch­ge­hend so, als sei­en es kei­ne ge­sprä­che, die die prot­ago­nis­ten mit­ein­an­der füh­ren, son­dern er­klä­run­gen für die zu­schau­er, die klä­ren sol­len, was in mar­seil­le ei­gent­lich los ist — und was in den letz­ten 20 jah­ren pas­siert ist. die au­toren sind of­fen­bar irre un­ge­dul­dig und stop­fen al­les an was sie für die ge­schich­te wich­tig hal­ten in die dia­lo­ge in den ers­ten 40 mi­nu­ten. die cha­rak­ter­zeich­nun­gen fal­len ste­reo­typ und eher flach aus — und ab­ge­se­hen da­von kann sich je­der, der den mar­seil­le-trai­ler ge­se­hen hat, den­ken was in die­ser ers­ten fol­ge pas­siert (mög­li­che spoi­ler fol­gen, der trai­ler ver­rät auch hand­lung).

das ist jetzt nur ein hal­ber spoi­ler und, wie ge­sagt, auch im trai­ler deut­lich zu se­hen, wenn ich kurz zu­sam­men­fas­se, was in der se­rie zu se­hen ist: das pim­melfech­ten zwei­er, zu al­lem ent­schlos­se­ner män­ner. das kann un­ter­halt­sam und span­nend sein, wie es ge­ra­de die se­rie bil­li­ons ge­zeigt hat, kann aber auch in die ste­reo­ty­pen-hose ge­hen.

tat­säch­lich macht der trai­ler hoff­nung dar­auf, dass sich die ge­schich­te noch dra­ma­tisch ent­wi­ckelt und de­par­dieu noch warm­läuft. was mir sor­gen macht, ist das hek­ti­sche hin und her schnei­den zwi­schen den hand­lungs­strän­gen. vie­le sze­nen dau­ern nicht viel län­ger als eine mi­nu­te, dann wird in gros­ser eile zur nächs­ten ge­schnit­ten. rich­tig gute, im­mersi­ve stim­mung kommt da­bei nicht auf. was mir hin­ge­gen sehr ge­fällt, ist die ka­me­ra, wie sie mar­seil­le ein­fängt, wie sie (in den to­ta­len) de­par­dieu ein­fängt. die mu­sik ist an­stän­dig und passt wei­tes­ge­hend, auch wenn mich der gan­ze sound sehr an house of cards er­in­nert.

ich weiss nicht ob es ein gu­tes zei­chen ist, wenn ich den trai­ler bes­ser fand als den pi­lo­ten. für den pi­lo­ten geb ich je­den­falls nur drei punk­te. ein, zwei fol­gen schau ich noch, mal gu­cken ob mich mar­seil­le noch zu be­geis­tern oder we­nigs­ten nicht zu lang­wei­len schafft.

[nach­trag 07.05.2016]

  • fol­ge zwei ist ei­nen ti­cken span­nen­der, hat aber im­mer noch enor­me schwä­chen.

  


#rp­ten nach­le­se

felix schwenzel in artikel

an­bei mei­ne nach­le­se mit se­hens­wer­ten oder emp­feh­lens­wer­ten vor­trä­gen zur re­pu­bli­ca die­ses jahr. noch habe ich nicht alle vi­de­os ge­se­hen und vor al­lem schei­nen noch nicht alle vi­de­os, die ich ger­ne se­hen wür­de, on­line zu sein. mög­li­cher­wei­se se­ren­di­pi­tie­re ich mich noch an an­de­re vor­trä­ge her­an, die ich dann hier und in mei­nen an­de­ren bei­trä­gen zur #rp­ten (sie­he un­ten) nach­tra­ge und er­gän­ze.

bis­her habe ich fol­gen­de län­ge­ren tex­te zur re­pu­bli­ca 2016 ge­schrie­ben:

gesehen

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tom hil­len­brand: 1684 statt 1984: des kö­nigs NSA

tom hil­len­brand gräbt ein biss­chen in der ver­gan­gen­heit und zeigt eine wie­der­keh­ren­de ten­denz von macht­ha­bern, an­de­re zu über­wa­chen. wahr­schein­lich kann man noch wei­ter als lud­wig den vier­zehn­ten zu­rück­ge­hen und im­mer noch ähn­li­che ten­den­zen zur to­tal­über­wa­chung fin­den. alex matz­keit war nach ei­ge­nen wor­ten „völ­lig be­geis­tert“ von die­sem vor­trag, ich fand ihn sehr so­li­de.


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phil­ip ban­se: netz-pu­bli­zis­ten im ge­spräch

wie im­mer, eine sehr schö­ne run­de ge­sprä­che von phil­ip ban­se, dies­mal mit „netz-pu­bli­zis­ten“, also leu­ten die im netz was ma­chen und im letz­ten jahr phil­ip ban­se auf­ge­fal­len sind. zu­erst pa­tri­cia das­nuf camma­ra­ta, über das blog­gen all­gei­mein, ihr blog, ihr buch und war­um sie sich jetzt auch „mut­ti­blog­ge­rin“ nen­nen lässt. da­nach ni­co­las se­mak über sein pro­jekt vier­tau­send­hertz.de. hört sich al­les in­ter­es­sant an, nuss man aber al­les hö­ren. da­nach in­grid brod­nig über ihr buch und „hass im netz“. das was sie er­zähl­te klang in­ter­es­sant und dif­fe­ren­ziert, aber be­son­ders be­mer­kens­wert fand ich, wie sehr sich das ös­te­rei­chi­sche deutsch vom deutsch, das üb­li­cher­wei­se in ber­lin ge­spro­chen wird, un­ter­schei­det. die vo­ka­beln die in­grid brod­nig be­nutz­te hat­te ich teil­wei­se zu­letzt in theo-lin­gen-fil­men vor 30 jah­ren ge­hört. zu­letzt tilo jung, der er­zähl­te was er in der bun­des­pres­se­kon­fe­renz so macht, dass der re­gie­rungs­spre­cher ihn erst auf die idee brach­te („kom­men sie doch mal vor­bei“) auf die bun­des­pres­se­kon­fe­renz zu kom­men und das jetzt of­fen­bar bit­ter­lich be­reut. als er das so er­zähl­te wur­de er mit bei­na­he wie­der sym­pa­thisch, weil er in der bun­des­pres­se­kon­fe­renz na­tür­lich an­ge­fein­det wird und eine art un­der­dog-sta­tus ge­niesst und ver­gleichs­wei­se dünn auf­trug und be­schei­den­heit übte.

als phil­ip ban­se ihm dann auch mal eine „un­ge­neh­me fra­ge“ stel­len woll­te, pieks­te er in die alte kraut­re­por­ter und femmi­nis­mus­de­bat­te von da­mals™ und un­ter recht­fer­ti­gungs­druck, wirk­te tilo jung dann wie­der so un­sym­pa­thisch wie eh und je. spä­ter ge­rät er dann mit pa­tri­cia camma­ra­ta an­ein­an­der, was ich ziem­lich un­ter­halt­sam fand. die stel­le ist im vi­deo ab se­kun­de 3303 zu se­hen.


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gun­ter dueck: car­go-kul­te

11 mi­nu­ten habe ich das lei­der re­la­tiv un­strin­gen­te ge­re­de von gun­ter dueck aus­ge­hal­ten, dann muss­te ich ab­schal­ten. ich moch­te die art, mit der gun­ter dueck vor­trägt bei den ers­ten bei­den ge­le­gen­hei­ten, bei de­nen ich ihn sah, ganz ger­ne. aber jetzt, heu­te hal­te ich das nicht mehr so gut aus. man kann auch strin­gent und wirr re­den, aber un­strin­gent, un­prä­zi­se und wirr, ist mir dann doch zu viel.

auf meiner watchlist

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kü­bra gümüşay: or­ga­ni­sier­te lie­be

ich hab nur ge­se­hen (und ge­hört) dass es am ende stan­ding ova­tions für die­sen vor­trag gab.


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ruth da­ni­el: art what it good for?


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firas als­ha­ter: was alle flücht­lin­ge wol­len


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ri­chard sen­nett: the city as an open sys­tem

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lau­rie pen­ny: ch­an­ge the sto­ry, ch­an­ge the world

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NET
WEL­CO­ME
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#rp­ten tag 3

felix schwenzel in artikel

wie­der et­was zu spät ge­kom­men und um halb zwölf, also viel zu spät, bei hos­sein der­akhs­han mit the post-web in­ter­net: is this (the fu­ture of) te­le­vi­si­on?

hos­sein der­akhs­han ist vor etwa ei­nem jahr in das blick­feld ge­tre­ten, als er ei­nen ar­ti­kel auf me­di­um/mat­ter ver­öf­fent­lich­te, in dem er den nie­der­gang des webs be­klag­te. dazu schrieb ich da­mals:

pes­si­mis­ti­sches, lan­ges le­se­stück von hos­sein der­akhs­han, die we­gen sei­nes blogs für 6 jah­re im iran im ge­fäng­nis sass und der das alte web, das vor sei­ner in­haf­tie­rung, ver­misst. zu gros­sen tei­len gebe ich ihm recht, an man­chen stel­len sei­nes tex­tes möch­te ich wi­der­spre­chen und fin­de sei­ne dar­stel­lung zu ein­di­men­sio­nal.

den teil sei­ner rede, den ich noch mit­be­kam, fand ich dann nicht nur ein­di­men­sio­nal, son­dern so är­ger­lich, dass ich twit­ter­te:

mich hat die neil-post­ma­ni­sie­rung der ge­sell­schafts­de­bat­te schon 1985 ge­nervt. jetzt schwappt die­ser pes­si­mis­mus täg­lich auf der #rp­ten hoch

tat­säch­lich zi­tier­te hos­sein der­akhs­han ex­pli­zit neil post­man und warn­te sinn­ge­mäss da­vor, dass das in­ter­net uns lang­sam ver­blö­de und wir uns „zu tode amü­sie­ren“ wür­den, weil wir uns „mehr und mehr“ von der schrift­spra­che hin zur bild­spra­che wen­den wür­den und un­se­re in­for­ma­ti­ons­auf­nah­me nur noch häpp­chen­wei­se funk­tio­nie­re.

ich möch­te dem auf meh­re­ren ebe­nen wi­der­spre­chen, aber zum glück stumpf­te hos­sein der­akhs­han in der an­schlies­sen­den fra­ge­run­de sei­ne spit­zen the­sen aus­ver­se­hen et­was ab. so be­rich­te­te er, dass im iran gross­tei­le der nach­rich­ten und be­richt­erstat­tung auf in­sta­gram aus­la­gern wür­den, weil in­sta­gram im iran nicht zen­siert wür­de. so wür­den bei in­sta­gram lan­ge tex­te un­ter den bil­dern er­schei­nen und in­sta­gram da­mit qua­si als text­me­di­um zweck­ent­frem­det. aus­ser­dem wür­de im iran so gut wie je­der te­le­gram nut­zen. das ist ein ver­schlüs­sel­ter nach­rich­ten­dienst, der auch eine grup­pen­funk­ti­on habe, mit der man gros­se le­ser­schaf­ten er­rei­chen kön­ne. kann na­tür­lich gut sein, dass er glaubt, dass nur die men­schen im iran nicht ver­blö­den, weil dort die bild­las­ti­gen diens­te zen­siert sei­en, im rest der welt dank you­tube und face­book dann aber doch? oder er fin­det, dass rich­ti­ger jour­na­lis­mus nur auf pa­pier und rich­ti­ges blog­gen nur in blogs funk­tio­nie­re?

dazu kommt noch eine fehl­ein­schät­zung, der, mei­ner mei­nung, auch schon post­man auf­ge­ses­sen ist. das in­for­ma­ti­ons­be­dürf­nis gros­ser be­völ­ke­rungs­grup­pen war schon im­mer bild­las­tig. ela­bo­rier­te schrift­kom­mu­ni­ka­ti­on war, so­weit ich das sehe, nie ein mas­sen-phä­no­men, son­dern spielt sich bis heu­te eher in bil­dungs­na­hen schich­ten ab. auch vor dem fern­se­hen und dem netz gab es bild­las­ti­ge il­lus­trier­te oder klick­bait (bei­spiels­wei­se in form über­zo­ge­ner schlag­zei­len). blogs ha­ben nie ein mas­sen­pu­bli­kum an­ge­zo­gen, son­dern, schon im­mer, in ni­schen ge­blüht. und selbst das fern­se­hen hat sich mitt­ler­wei­le so weit aus­dif­fe­ren­ziert, dass es in ni­schen (zum bei­spiel der ni­sche der „qua­li­täts­se­ri­en“) mit an­spruchs­vol­len, kom­le­xen ro­ma­nen mit­hal­ten kann. an­ders ge­sagt: wer sich zu tode amü­sie­ren woll­te, konn­te das auch schon vor 200 jah­ren tun, wer buch­sta­ben liebt, fin­det die heu­te in hö­he­rer zahl und viel­sei­ti­ger kom­bi­niert, als je­mals zu­vor in der men­schei­heits­ge­schich­te.

bei dem we­ni­gen was ich von hos­sein der­akhs­han mit­be­kom­men habe, schien mir das was er sag­te eher von ver­bit­te­rung ge­prägt, als von sau­be­rer ana­ly­se. aber viel­leicht soll­te ich mich noch­mal in gän­ze durch den vor­trag quä­len.

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[nach­trag 06.05.2016]
et­was dif­fe­ren­zier­ter als ich setzt sich tho­mas pleil hier mit hos­sein der­akhs­hans the­sen aus­ein­an­der und zieht auch per­sön­li­che kon­se­quen­zen, näm­lich, un­ter an­de­rem, mehr ins ei­ge­ne blog zu schrei­ben und die­se in­hal­te auf an­de­re platt­for­men zu syn­di­zie­ren.

mar­cus ham­mer­schmitt schreibt auf te­le­po­lis auch kri­tisch über hos­sein der­akhs­han.


wir sind dann sit­zen­ge­blie­ben und statt des er­war­te­ten, be­reits zwei tage vor­her ge­lau­fe­nen pro­gramm­punkts art: what is it good for? mit ruth da­ni­el (vi­deo­auf­zeich­nung, noch nicht an­ge­se­hen), kam dann ga­bri­el lif­ton-zo­li­ne mit what you need to see! – im­mersi­ve sto­rytel­ling, das im prin­zip ein pro­dukt­pitch für RYOT war. RYOT ist ein jour­na­lis­ti­sches for­mat, dass viel mit 360°-vi­de­os ar­bei­tet und kürz­lich von der huf­fing­ton-post auf­ge­kauft wur­de.

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mich in­ter­es­siert das aus zwei grün­den nicht son­der­lich: ers­tens huf­fing­ton post und zwei­tens 360°-vi­de­os. die tech­no­lo­gie sei zwar da, be­ton­te ga­bri­el lif­ton-zo­li­ne mehr­fach, aber auf mich wirkt sie we­der aus­ge­reift, noch be­son­ders vor­teil­haft ge­gen­über vi­deo­tech­no­lo­gien mit ge­rin­ger grad­zahl. bei mir sind we­der 360°, noch VR so recht an­ge­kom­men. mit der RYOT app, kann ich zwar pri­ma 360°-vi­de­os auf ei­nem te­le­fon an­se­hen, aber war­um ich mir die vi­de­os mit dem han­dy vor der nase an­se­hen und mich da­bei um die ei­ge­ne ach­se dre­hen soll­te, um die rich­ti­ge per­spek­ti­ve zu fin­den, habe ich noch nicht ver­stan­den. kommt viel­leicht noch, dau­ert bei mir aber si­cher noch ein paar jah­re.


tho­mas fi­scher foto: re­pu­bli­ca/jan zapp­ner CC BY 2.0

wir sind wei­ter sit­zen­ge­blie­ben und dann kam über­ra­schen­der­wei­se tho­mas fi­scher mit straf­recht, wahr­heit und kom­mu­ni­ka­ti­on. das soll­te ei­gent­lich schon am vor­tag ge­zeigt wer­den, aber da hat­te tho­mas fi­scher wohl den flug ver­passt. sein vor­trag war an­ge­nehm und sym­pa­thisch, und han­del­te ge­nau von den the­men, die in der an­kün­di­gung stan­den:

Wie re­kon­stru­ie­ren wir Wahr­heit im Straf­prz­ess? Wie kon­stru­ie­ren wir Wirk­lich­keit von Si­cher­heit, Be­dro­hung, Straf­be­dürf­nis und Schuld?

Wie pas­sen Trans­pa­renz, Si­cher­heits­be­dürf­nis und Men­schen­rech­te zu­sam­men?

fun­fact am ran­de, die ak­tu­el­le fol­ge von the good wife han­delt (un­ter an­de­rem) ge­nau von die­sem the­men­kom­plex.

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nach dem mit­tag­essen sind wir dann zu kath­rin pas­sig (clash of cul­tures – be­we­gun­gen und ihre or­ga­ni­sa­tio­nen) und drei mit­strei­tern ge­gan­gen. kath­rin pas­sig er­öff­ne­te ihre ein­füh­rung in das the­ma mit ei­nem zi­tat von mir:

kath­rin pas­sig schaue ich mir auch an, wenn sie mit meh­re­ren auf der büh­ne steht und wenn das vor­trags­the­ma sich staub­tro­cken an­hört.

sie wies al­ler­dings dar­auf hin, dass das the­ma uns alle et­was an­ge­he und dass die aus­ein­an­der­set­zung mit or­ga­ni­sa­ti­ons­struk­tu­ren, uns vie­le schwie­rig­kei­ten und trä­nen er­spa­ren könn­te, weil wir uns qua­si stän­dig (im­pli­zit oder ex­pli­zit) or­ga­ni­sier­ten. tat­säch­lich schaff­te kath­rin pas­sig in ih­rer vor­re­de, mich für das the­ma zu in­ter­es­sie­ren und vor al­lem ihr hin­weis auf die­sen, schon et­was äl­te­ren, text von jo free­man habe ich ernst­ge­nom­men und ihn vor dem schrei­ben die­ser zei­len ge­le­sen. hier ein zi­tat aus dem text, das gut zeigt um was es geht:

[T]he idea of “struc­tur­e­less­ness” does not pre­vent the for­ma­ti­on of in­for­mal struc­tures, only for­mal ones. Si­mi­lar­ly “lais­sez fai­re” phi­lo­so­phy did not pre­vent the eco­no­mic­al­ly powerful from es­tab­li­shing con­trol over wa­ges, pri­ces, and dis­tri­bu­ti­on of goods; it only pre­ven­ted the go­vern­ment from do­ing so.

er­staun­lich an jo free­man’s text ist vor al­lem, wie zeit­ge­mäss er ist, und wie ex­akt er pro­ble­me be­schreibt, die wir auch in den 2000er jah­ren sehr gut ken­nen.

die ein­zel­nen wort­bei­trä­ge von vol­ker grass­muck, leo­nard do­busch und mo­nic mei­sel wa­ren nicht er­kennt­nis­los, aber ich muss sa­gen, dass mir die lek­tü­re von jo free­man’s text sehr viel mehr er­kennt­nis­se und aha-ef­fek­te ver­schafft hat, als das pa­nel selbst. so­weit ich sehe, hat kath­rin pas­sig die run­de hier sehr voll­stän­dig tran­skri­biert.

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ei­nen vor­teil hat­te es je­den­falls live beim pa­nel da­bei zu sein, wir hat­ten ei­nen mü­den hund im fuss­raum (foto von der bei­fah­re­rin auf in­sta­gram).


nach et­was her­um­ir­ren und hof-ste­hen woll­ten wir uns dann herrn kretz­schmar an­se­hen, der zu­sam­men mit anna lena schil­ler stif­te spre­chen las­sen woll­te. anna lena schil­ler und beet­le­bum wur­den üb­ri­gens drei­mal vor­ge­stellt, ein­mal vom büh­nen­mo­de­ra­tor, ein­mal auf ei­ner fo­lie und dann noch­mal von anna lena schil­ler. ich bin da ja eher ein freund der me­ta­da­ten, die bei ver­an­stal­tun­gen wie der re­pu­bli­ca sehr zahl­reich vor­han­den sind. aber auch spä­ter, in der you­tube-auf­zeich­nung von sol­chen vor­trä­gen, kann man den na­men der vor­tra­gen­den ei­gent­lich kaum ver­pas­sen. aber was solls? zehn­fach hält ein­fach bes­ser (mein name ist üb­ri­gens fe­lix schwen­zel).

auch wenn ich nur die ein­füh­rung der bei­den und ei­nen kurz­vor­trag von jo­han­nes kret­sch­mar mit­be­kom­men habe (wir muss­ten we­gen platz­angst nach 10 mi­nu­ten raus), habe ich wie­der lust be­kom­men, mal wie­der selbst zu zeich­nen krit­zeln. ei­gent­lich schon seit rand­all mun­roes vor­trag.

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da­nach zu jour­nel­le, die das in­ter­net dick ge­macht hat und zu der ich aus gründen nicht viel mehr sa­gen kann, als dass ich sie gran­di­os, fan­tas­tisch und irre wit­zig fin­de. das war ei­ner der per­sön­lichs­ten und aha-igs­ten vor­trä­ge die­ser re­pu­bli­ca.

"Ich habe nie was ge­gen ge­sun­de Er­näh­rung ge­sagt. Ei­ni­ge mei­ner bes­ten Freun­de er­näh­ren sich ge­sund." @jour­nel­le auf der #rp­TEN

Quark­kro­kett­chen (@an­ne­schuess­ler04.05.2016 16:01

und wenn je­mand so auf die büh­ne kommt, kann ei­gent­lich eh nix mehr schief­ge­hen.


und dann war die re­pu­bli­ca — zack! — auch schon wie­der (fast) vor­bei. john­ny haeus­ler fing das cheese­ga­te sehr wür­de­voll ab („Ain't no suns­hi­ne when cheese gone“) und, ob­wohl ich das seit min­des­tens 13 jah­ren weiss, bin ich im­mer wie­der er­staunt dar­über, was für eine ram­pen­sau john­ny haeus­ler ist. be­son­ders er­freu­lich fand ich, dass die be­su­cher­zahl in die­sem jahr tat­säch­lich, wie er­war­tet, noch­mal um die 1000 men­schen hö­her lag als letz­tes jahr, und dass sich das nicht un­an­ge­nehm be­merk­bar mach­te (aus­ser beim völ­lig über­füll­ten sa­scha-lobo-vor­trag). noch er­staun­li­cher: die zahl der live-stream-zu­schau­er, die, wenn ich mich recht er­in­ne­re, zu spit­zen­zei­ten um die 20.000 be­ström­te lag. das heisst aber auch, dass es noch min­des­tens zwan­zig­tau­send men­schen gibt, die noch flash be­nut­zen.


ich fand die re­pu­bli­ca die­ses jahr sehr ent­spannt (kein vor­be­rei­tungs­stress). ich freue mich dar­auf, noch ein paar vor­trä­ge auf you­tube an­zu­se­hen und noch­mal in ei­nem se­pa­ra­ten ar­ti­kel die ver­an­stal­tungs-high­lights zu­sam­men­zu­fas­sen — und na­tür­lich freue ich mich auf die #rp11 (oder is­ses dann wie­der die #rp17?).


rand­all mun­roe’s sorg­fäl­ti­ge ra­di­ka­li­tät

felix schwenzel in gesehen

rand­all mun­roe’s vor­trag ges­tern abend war, in ge­wis­ser wei­se, der ra­di­kals­te vor­trag den ich auf der re­pu­bli­ca je ge­se­hen habe. der vor­trag war den co­mics, die rand­all mun­roe auf xkcd.com ver­öf­fent­licht, nicht ganz un­ähn­lich. die­se co­mics han­deln aus­schliess­lich von din­gen, die rand­all mun­roe in­ter­es­sie­ren. sie hal­ten sich an kei­ne kon­ven­tio­nen, aus­ser de­nen, die er sich selbst aus­ge­dacht hat. das ist an sich nicht wirk­lich ra­di­kal, son­dern eine hal­tung, die ich mir ei­gent­lich von je­dem blog­ger, je­der pu­bli­zie­ren­den wün­sche: dem mas­sen­ge­schmack, trends, nicht nur nicht zu fol­gen, son­dern den mas­sen­ge­schmack und trends gar nicht erst be­ach­ten. nicht nur „blog­gen als wür­de nie­mand zu­se­hen“, son­dern pu­bli­zie­ren, als wä­ren alle so wie ich. das klingt her­me­tisch, ist es aber nicht, denn das je­wei­li­ge ich ist ja der welt zu­ge­wandt, aber eben fo­kus­siert. wird die­se hal­tung lei­den­schaft­lich und kon­se­quent durch­ge­zo­gen, kön­nen wun­der­ba­re unt­ren­di­ge, un­op­ti­mier­te, ei­ge­ne wer­ke ent­ste­hen, die viel­leicht nicht je­dem ge­fal­len, aber we­ni­gen dann um so mehr.

das ist, so un­ge­fähr, die ra­di­ka­li­tät von xkcd.com. nicht je­der ver­steht auf den ers­ten blick um was es geht, vie­le in­ter­es­siert es erst gar nicht, aber wenn man sich doch in­ter­es­siert und sich mit den din­gen be­schäf­tigt, zur not mit hil­fe von hilf­rei­chen er­klä­run­gen, ent­deckt man wun­der­ba­re wel­ten, ge­dan­ken, lei­den­schaft und — bei xkcd ganz be­son­ders — sorg­falt.

die­se ra­di­ka­li­tät hat rand­all mun­roe in sei­nem vor­trag eins zu eins vom netz auf die stage 1 der re­pu­bli­ca über­tra­gen. mun­roe küm­mert sich um so gut wie kei­ne re­gel für er­folg­rei­ches, en­ga­gie­ren­des öf­fent­li­ches re­den, er klebt hin­ter dem pult, die fo­li­en flies­sen über mit un­les­ba­ren in­for­ma­tio­nen und er wid­met sich den de­tails, die ihn fas­zi­nie­ren, bis ins wirk­lich al­ler­kleins­te ele­ment. in die­sem fall, so­gar im wahrs­ten sin­ne des wor­tes.

(ge­fühlt) eine drei­vier­tel stun­de wid­met er sich der fra­ge, was pas­sie­ren wür­de, wenn man aus den ele­men­ten des pe­ri­oden­sys­tems eine mau­er bau­en wür­de. er geht die ein­zel­nen ele­men­te und rei­hen sorg­fäl­tig durch, be­geis­tert sich über ein­zel­hei­ten und macht kei­ner­lei an­stal­ten ir­gend­et­was zu­sam­men­zu­fas­sen.

das ist ra­di­kal, aber nicht mal an­satz­wei­se eli­tär oder feind­se­lig. es ist ein­fach das, was rand­all mun­roe be­geis­tert, und wer ihm fol­gen möch­te, bit­te schön, kann das tun, und wer ihm nicht fol­gen möch­te, kann das un­ter­las­sen.

die zwei­te (ge­fühl­te) drei­vier­tel­stun­de be­schäf­tigt sich mun­roe mit drei un­über­sicht­li­chen zeich­nun­gen, in de­nen er kom­ple­xe zu­sam­men­hän­ge mit den 1000 meist­be­nutz­ten wör­tern der eng­li­schen spra­che er­klärt. auch hier geht er aus­führ­lich auf je­des noch so klei­ne de­tail ein und ver­zich­tet auf jede art von zu­sam­men­fas­sung oder me­ta­ebe­ne.

rand­all mun­roe kann sich das er­lau­ben, sein pu­bli­kum mit de­tails zu lang­wei­len, weil sei­ne de­tails eben (für vie­le, sehr vie­le) nicht lang­wei­lig sind. sie sind ge­la­den mit witz und hu­mor, aber eben rand­all mun­roes, ganz ei­ge­nem, sehr spe­zi­el­len, sub­ti­len hu­mor, der sich eben nicht um ir­gend­wel­che hu­mor-richt­li­ni­en oder -trends küm­mert.

dass rand­all mun­roe über­haupt so eine gros­se folg­schaft, so vie­le fans sei­ner ar­beit ge­fun­den hat, ver­dankt er (und wir) in ers­ter li­nie dem netz. er hat sei­nen ei­ge­nen stil und sei­ne folg­schaft über etwa ein jahr­zehnt auf­ge­baut, über sei­ne web­site und sehr, sehr viel de­tail­ver­ses­se­ne, klein­tei­li­ge, lie­be­vol­le und sorg­fäl­ti­ge ar­beit. kein ver­lag hät­te die­se auf­bau­ar­beit leis­ten kön­nen oder wol­len, vor al­lem aber hät­te kein ver­lag mun­roes ta­lent und lei­den­schaft er­ken­nen kön­nen. so funk­tio­niert das wohl nur im in­ter­net, dass win­zi­ge ein-per­so­nen-echo­kam­mern sich über jahr­zehn­te lang­sam fül­len, bis plötz­lich mil­lio­nen men­schen in ihr ste­hen und sich plötz­lich die echo-qua­li­tä­ten, auch in an­de­ren echo­kam­mern, her­um­spre­chen.

rand­all mun­roes the­ma­ti­sche klam­mer im vor­trag war (ne­ben flu­or) das kind­lich, nai­ve fra­gen. mir ge­fiel die auf­for­de­rung sehr gut, dar­auf hin­zu­ar­bei­ten sich nicht für din­ge zu schä­men die man nicht weiss und scham­los da­nach zu fra­gen. neu­gier, nai­vi­tät sei wich­ti­ger als bil­dungs­prot­ze­rei, das war so un­ge­fähr das fa­zit von mun­roe’s vor­trag.

mein fa­zit von mun­roes vor­trag ist: tu das was dich in­ter­es­siert, pu­bli­zie­re das mit lei­den­schaft, de­tail­lie­be und sorg­falt, ent­wick­le dich im­mer wei­ter, ar­bei­te an dei­nem stil und bleib dir treu.


den talk woll­te rand­all mun­roe nicht auf­ge­zeich­net se­hen, es gibt aber eine auf­zeich­nung, wo er über die mau­er aus ele­men­ten aus dem pe­ri­oden­sys­tem re­det:

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#rp­ten tag 2

felix schwenzel in artikel

nach­dem ich gun­ter dueck ver­passt habe (zu früh), war mein ers­ter pro­g­ram­punkt ali­na fich­ter im ge­spräch mit mor­gan wan­dell. wan­dell ist zu­stän­dig für die ent­wick­lung von dra­ma- und fern­seh­se­ri­en auf ama­zon und macht sein ding bei ama­zon wohl ganz gut.

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lei­der fand ich mor­gan wand­all sehr un­sym­pa­thisch und glatt, ein ty­pi­scher fen­seh­mensch, der sehr vie­le wohl­klin­gen­de ad­jek­ti­ve be­nutzt, ohne je­mals ir­gend­et­was zu sa­gen. rich­tig in­ter­es­san­te ant­wor­ten kann man aber eh nicht von je­man­dem er­war­ten, der die meis­te zeit im ver­bor­ge­nen ar­bei­tet um in ruhe pro­jek­te ent­wi­ckeln zu kön­nen und den rest der zeit mit pro­mo­ti­on des fer­ti­gen ge­döns ver­bringt. eben­so we­nig hat sich die hoff­nung be­wahr­hei­tet, dass er ir­gend­wel­che ge­heim­re­zep­te oder un­er­war­te­te an­kü­di­gun­gen pa­rat hät­te — oder die auch noch mit dem pu­bli­kum tei­len wür­de. kurz: das war eher lang­wei­lig, auch wenn die sa­chen die künf­tig auf ama­zon ge­zeigt wer­den, durch­aus span­nend wer­den könn­ten.


der kä­se­stand der ges­tern für kä­si­gen ge­ruch auf dem hin­ter­hof sorg­te, ist heu­te nicht mehr da. das ist scha­de, weil der käse wirk­lich le­cker war. da­für gibt der bur­ger-food-truck ei­nen last­wa­gen.


zwei­ter pro­g­ram­punkt: frie­de­mann ka­rig mit der pu­ber­tä­ren ge­sell­schaft und dem netz. weil ich schon­mal ei­nen vor­trag von frie­de­mann ka­rig ge­se­hen habe, konn­te ich ei­ni­ge fo­li­en vor­her­se­hen aber trotz­dem dem vor­trag nicht zu 100 pro­zent fol­gen. es ist gut mög­lich dass das mein feh­ler war, aber eben­so ist es mög­lich, dass fried­mann ka­rig es nicht ge­schafft hat, dem vor­trag eine sinn­vol­le struk­tur zu ge­ben.

was er de­fi­ni­tiv nicht ge­schafft hat: sei­nem vor­trag im 16-zu-9-for­mat zu prä­sen­tie­ren, da­für hat er aber ei­nen schö­nen neo­lo­gis­mus ge­zeigt.


kath­rin pas­sig auf dem weg zum hof ge­trof­fen und mich, als sie „hal­lo“ sag­te, we­gen ih­rer ge­sicht­b­lin­heit, mit mei­nem na­men (fe­lix) vor­ge­stellt. sie mein­te das sei nicht nö­tig und dass sie zu­fäl­lig ge­ra­de über mich nach­ge­dacht hät­te und mich für eine vor­trags- oder work­shop-idee für die nächs­te re­pu­bli­ca ger­ne et­was fra­gen wür­de: sie bräuch­te für den vor­trag (oder work­shop) ein paar pe­nis­bil­der. ob ich ihr hel­fen kön­ne?

#rp­ten snap­chat pe­nis­bild von hei­ko biel­in­ski

ge­nau wie al­len an­de­ren die auf der re­pu­bli­ca mit mir über snap­chat oder pe­nis­bil­der re­den, emp­fahl ich ihr (na­tür­lich) das snap­chat-kon­to von hei­ko biel­in­ski (he1b1e). sie mein­te aber „erns­te“ pe­nis­bil­der. ich er­klär­te ihr dass ich für so­was zu gen­ant sei und so­was noch nicht mal für den pri­va­ten ge­brauch ma­chen wür­de. aber über mei­nen tipp mal das post-pri­va­cy-ge­the­se von mi­cha­el see­mann auf prak­ti­sche an­wend­bar­keit zu prü­fen und ihn zu fra­gen, er­freu­te sie sehr.


alle an­de­ren pro­gramm­punk­te die ich heu­te auf dem plan hat­te sind ge­schei­tert. ent­we­der weil ich zu spät kam, der saal über­lief, ich im fal­schen saal sass oder der re­fe­rent (tho­mas fi­scher) den flug ver­passt hat. heu­te nach­mit­tag steht dann noch um 18:45 uhr netz-pu­bli­zis­ten im ge­spräch mit phil­ip ban­se an und na­tür­lich um 20 uhr rand­all mun­roe.


the age of trotz­dem

felix schwenzel in gesehen

sa­scha lobo nahm sich die­ses jahr die frei­heit, sei­ne grund­satz­re­den-the­men nicht auf der re­pu­bli­ca-sei­te an­zu­kün­di­gen, son­dern in di­ver­sen in­ter­views. ich hab zwar nur das wired-in­ter­view dazu ge­fun­den, aber es gibt be­stimmt noch an­de­re. in der wired kün­dig­te er an, die­ses jahr auf die pu­bli­kums­be­schimp­fung zu ver­zich­ten, was er im vor­trag aber schnell als lüge be­zeich­ne­te. na­tür­lich be­schimpf­te er sein pu­bli­kum, und sich selbst gleich mit. er ver­such­te die­ses jahr die ihr-und-ich-dua­li­tät auf­zu­lö­sen, die sich the­ma­tisch durch sei­ne vor­trä­ge der letz­ten jah­ren zog, als er be­ton­te, dass die vor­wür­fe die er „uns“ in den letz­ten jah­ren mach­te, ei­gent­lich pro­jek­tio­nen sei­ner ei­ge­nen un­zu­läng­lich­kei­ten ge­we­sen sei­en.

an­de­rer­seits funk­tio­nie­ren die meis­ten sei­ner gags eben nur mit ei­ner kla­ren tren­nung des lobo-ichs und des pu­bli­kum-ihrs, wes­halb der vor­satz der selbst­be­schimp­fung im lau­fe der vier­stün­di­gen pre­digt der an­der­talb­stün­di­gen grund­satz­re­de (na­tür­lich) ver­san­de­te. rhe­to­risch war das al­les ziem­lich bril­li­ant und ge­schlif­fen und ich mag den leicht pas­to­ra­len ton, den sacha lobo auf sei­nen re­pu­bli­ca-re­den an­schlägt. mir ge­fällt es auch von sa­scha lobo be­schimpft zu wer­den, ei­ner­seits weil er meist recht hat und an­de­rer­seits, weil das (eben) rhe­to­risch meist bril­li­ant ist und sei­ne ana­ly­sen (na­tür­lich) das er­geb­nis lan­gen nach­den­kens sind und (lei­der) meist auf den punkt sind. trotz­dem nei­ge ich tra­di­ti­ons­ge­mäss dazu, ihm in sei­nen schluss­fol­ge­run­gen zu wi­der­spre­chen, weil ich im ge­gen­teil zu ihm, nie be­reit war mei­nen in­ter­net­op­ti­mis­mus (oder ge­nau­er, welt­op­ti­mis­mus) auf­zu­ge­ben.

das woll­te er, mit an­kün­di­gung, in die­sem jahr än­dern, und sei­nen (un­se­ren?) in­ter­net­op­ti­mis­mus wie­der­fin­den. lei­der ge­lang ihm das nur so halb, mit dem hal­bi­ro­ni­schen schlag­wort TROTZ­DEM. ganz schlimm ge­schei­tert ist sein ver­such „uns“, das pu­bli­kum beim TROTZ­DE­Men mit­ein­zu­be­zie­hen, auch wenn es zu min­des­tens ei­ner gu­ten über­lei­tung zum the­ma mü­dig­keit führ­te. als rhe­to­ri­sches werk­zeug war das „TROTZ­DEM“ ziem­lich gut ge­eig­net, wenn sa­scha lobo es al­lei­ne von der büh­ne rief, als kol­lek­ti­ver auf­schrei, als pu­bli­kums- oder ge­mein­de­echo, gings in die hose.

was mir in die­sem jahr mehr als sonst auf­fiel, war das re­cy­cling von vor­han­de­nem ma­te­ri­al. ne­ben et­li­chen the­men aus sei­nen spie­gel-on­line-ko­lum­nen, kam mir auch sein aus­flug zum the­ma snap cash be­kannt vor, den pia klei­ne wie­sen­kamp vor ein paar wo­chen von ei­ner ora­cle-ver­an­stal­tung ins in­ter­net ge­strömt hat­te. die­se wie­der­ver­wen­dung ist na­tür­lich mehr als le­gi­tim, zu­mal das ma­te­ri­al von lobo fast aus­nahms­los bril­li­ant ist (kei­ne iro­nie). al­lein für sei­nen hin­weis dar­auf, dass fast alle iden­ti­fi­zier­ten is­la­mis­ti­schen at­ten­tä­ter be­reits po­li­zei­be­kannt wa­ren oder auf an­ti­ter­ror­lis­ten stan­den, ver­dient sa­scha lobo ei­nen jour­na­lis­ten­preis (oder min­des­tens ei­nen ko­lum­nis­ten­preis). was mir aber, trotz al­ler mü­hen, die sich sa­scha lobo ganz of­fen­sicht­lich ge­macht hat, fehl­te, war eine in­halt­li­che klam­mer, die aus all den schreck­li­chen er­kennt­nis­sen und hi­obs­ana­ly­sen, die er über die jah­re bril­li­ant her­aus­ar­bei­tet, tat­säch­li­chen op­ti­mis­mus oder lö­sungs­an­sät­ze auf­zeigt.

aber da ist sa­scha lobo wie­der bei uns oder bei sei­nem „ihr“, und ge­nau­so su­chend und rat­los wie alle an­de­ren.

na­tür­lich ist sein lö­sungs­an­satz, et­was zu un­ter­neh­men, wirt­schaft­lich er­folg­reich et­was gu­tes, hilf­rei­ches, welt­ver­bes­se­rern­des zu ma­chen, ein prag­ma­ti­scher, gang­ba­rer weg (von vie­len), aber an­de­rer­seits hat er das (leicht va­ri­iert) be­reits vor zwei und vor drei und wahr­schein­lich auch vor vier jah­ren ge­for­dert. das macht nichts von dem was er sagt falsch, aber es macht deut­lich, dass sa­scha lobo’s weg zum op­ti­mis­ten noch sehr weit ist. sein weg zu je­man­dem, der, trotz all der ver­kom­men­heit und nie­der­tracht sig­mar ga­bri­els der welt, op­ti­mis­mus ver­brei­ten kann, ist noch viel wei­ter.

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an­de­re über sa­scha lo­bos vor­trag:


bild von re:pu­bli­ca/jan zapp­ner CC BY 2.0


#rp­ten tag 1

felix schwenzel in artikel

ers­ter pro­gramm­punkt heu­te, mar­cus rich­ter, „what’s in a game?“. sehr schö­ne prä­sen­ta­ti­on die sich ex­pli­zit an nicht-ga­mer (wie mich) rich­te­te, um ih­nen ein paar der gen­res vor­zu­stel­len. neu­gie­ri­ger auf (com­pu­ter-) spie­len war ich nach dem vor­trag nicht, aber da­für weiss ich jetzt, dass man eine wii-fern­be­die­nung auch als prä­sen­ta­ti­ons­kli­cker be­nut­zer kann.


wich­tigs­ter hash­tag die­ses jahr dürf­te #bal­lon­sel­fie sein. oder min­des­tens das bal­lon­sel­fie-mo­tiv.


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zwei­ter pro­g­ram­punkt: doo­ce aka hea­ther arm­strong mit the cou­ra­ge of com­pas­si­on: trans­forming your ex­pe­ri­ence with cri­ti­cism. lei­der völ­lig un­ter­be­sucht, aber ich fand es toll hea­ther arm­strong mal in echt zu se­hen, ih­ren sub­ti­len, nicht ganz of­fen­sicht­li­chen hu­mor ge­spro­chen zu er­le­ben. stage 1 scheint mir ein biss­chen klei­ner als letz­tes jahr zu sein, also so­wohl die büh­ne selbst, als auch der zu­schau­er­raum.

sehr prä­sent auch die ka­me­ra­men­schen, für die be­die­nung die­ses ka­me­ra­wa­gens wer­den üb­ri­gens drei men­schen be­nö­tigt. ei­ner der die ka­me­ra führt, ei­ner der den wa­gen zieht und drückt und ei­ner der sich um die ka­bel kü­mert.

ka­me­ra­men­schen, ka­bel­trä­ger nicht im bild

auf­fäl­lig auf dem ge­län­de der re­pu­bli­ca, ist die­ses jahr die ex­tre­me räum­li­che ent­dich­tung. in der hal­le in der frü­her ne­ben der stage 2 noch zwei an­de­re büh­nen un­ter­ge­bracht wa­ren, ist die­ses jahr nur eine büh­ne (und die ga­dero­be).

stage 2

das kühl­haus ne­ben dem ein­gang wird be­spielt, hin­ter dem kom­lex, qua­si auf dem hin­ter­hof wur­de die frei­flä­che ge­öff­net und mit es­sens­stän­den, son­nen­stüh­len und lie­ge­bän­ken voll­ge­stellt. dank des san­di­gen un­ter­grunds kommt hier wirk­lich die viel be­schwo­re­ne fes­ti­val­stim­mung auf. lei­der ist es dort für mei­ne ver­hält­nis­se viel zu hell.

der re­pu­bli­ca hin­ter­hof

of­fen­sicht­lich fin­det dort abends auch das par­ty-ge­döns statt und ex­tra für die par­ty gibt es ei­nen se­pa­ra­ten zu­gang zum par­ty­ge­län­de.


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drit­ter pro­gramm­punkt: mo­ritz metz mit flie­gen­de com­pu­ter und ihre toll­küh­nen pi­lo­ten. das war eine sehr an­ge­neh­me prä­sen­ta­ti­on zum, auf den ers­ten blick, eher drö­gen the­ma droh­nen, aber weil mo­ritz metz sehr viel­schich­ti­ges ma­te­ri­al zeig­te, war das in kei­ner se­kun­de lang­wei­lig. im ge­gen­teil, mit ei­ner et­was auf­ge­räum­te­ren er­zähl­art hät­te mo­ritz metz die prä­sen­ta­ti­on auch lo­cker auf eine stun­de aus­deh­nen kön­nen, ohne dass es lang­wei­lig ge­wor­den wäre.

mir ge­fiel die par­al­le­le die mo­ritz metz vom in­ter­net zu droh­nen, bzw. zum luft­raum zog auch sehr gut. wie das in­ter­net vor 10, 15 jah­ren, ist jetzt auch der luft­raum, dank mo­der­ner tech­no­lo­gien, für je­der­mann zu­gäng­lich und der­zeit noch mehr oder we­ni­ger un­re­gu­liert.

so lan­ge die auf­zeich­nung des vor­trags nicht on­line ist, aber auch ein­fach so, kann man sich das deutsch­land­ra­dio-fea­ture von mo­ritz metz zu droh­nen an­se­hen oder an­hö­ren.


auf der re­pu­bli­ca gibt es ei­ge­ne toi­let­ten für DJs.


heu­te ist mir gün­ther oet­tin­ger zwei­mal über den weg ge­lau­fen. zwei­mal habe ich ihn ver­sucht zu fo­to­gra­fie­ren, fo­tos von oet­tin­ger kann man ja im­mer gut ge­brau­chen, zwei­mal bin ich ge­schei­tert, ein brauch­ba­res foto zu schies­sen. es sei denn, je­mand fin­det ein foto von gün­ther oet­tin­ger, wie er te­le­fo­nie­rend in sein auto ein­steigt, brauch­bar.

gün­ther oet­tin­ger steigt in ein auto ein

vier­ter pro­gramm­punkt, ju­lia reda mit en­ding ge­o­blo­cking: this con­tent re­al­ly ought to be available in your coun­try. ju­lia reda ist blitz­ge­scheit, re­det ge­schlif­fen wie ein was­ser­fall und ist auf eine ganz be­stimm­te art sehr nerdig. das meis­te was sie in ih­rem vor­trag be­sprach, war mir nicht wirk­lich neu, aber wie sie es be­sprach und auf­ar­bei­te­te, fand ich min­des­tens so in­ter­es­sant wie die sen­dung mit der maus oder eine stun­de rhe­to­rik­trai­ning.

und, soll­te es ir­gend­ei­ne ge­le­gen­heit dazu ge­ben, ju­lia reda nach die­ser le­gis­la­tur­pe­ri­ode wie­der ins eu­ro­pa­par­la­ment zu brin­gen, ich wäre be­reit auch wie­der (aus­nahms­wei­se) pi­ra­ten zu wäh­len. sie ist wirk­lich eine gute, die man nach kräf­ten un­ter­stüt­zen soll­te. auch wenn das nur mi­ni­mal un­ter­stüt­zend ist, hier ein link zu ih­rem blog.


sel­fies sind, wie ge­sagt, nach wie vor ein gros­ses the­ma.




gold auch.


ach ja: gu­tes in­ter­view mit sa­scha lobo in der wired, in dem vor­ankün­digt wird, dass er vor­ankün­di­gen wür­de, über was er heu­te abend ab 19:45 uhr re­den wird. stimmt viel­elicht zum teil so­gar.


[nach­trag 03.05.2016]
mei­ne kurz-re­zen­si­on von sa­scha lo­bos vor­trag


ia, amp, rss, syn­di­ka­ti­on, blog­gen

felix schwenzel in artikel

vie­le leu­te glau­ben ja, dass face­book das blog­gen zer­stö­re, oder blog­gern zu­min­dest so viel zeit und auf­merk­sam­keit neh­me, dass sie sich kaum noch um ihre ei­ge­nen gär­ten küm­mern, son­dern in face­books „ein­ge­mau­er­ten gar­ten“ schrei­ben.

(den be­griff des „ein­ge­mau­er­ten gar­tens“ habe ich beim schock­wel­len­rei­ter auf­ge­nom­men.)

ver­mut­lich ist da was dran, ich bin zum bei­spiel im­mer (leicht) entäuscht, wenn pe­ter breu­er face­book mit sei­nen klei­nen, wit­zi­gen ge­schich­ten voll­schreibt, statt sei­nes blogs. im­mer­hin, ab und zu, schreibt er dann auch in sein blog. vie­le leu­te hal­ten face­book wohl auch für eine in­kar­na­ti­on des bö­sen, oder zu­min­dest für et­was furcht­ba­res:

Face­book ver­sucht, das In­ter­net zu sein und Blogs zu er­set­zen bzw. in sein Uni­ver­sum ein­zu­ver­lei­ben. Das ist furcht­bar […].

die­ser kom­men­tar stand un­ter mei­ner kur­zen lo­bes­hym­ne der in­stant ar­tic­les von face­book. die lau­fen jetzt seit knapp ei­ner wo­che hier mit, dass heisst alle et­was län­ge­ren ar­ti­kel, die ich auf wir­res.net ins in­ter­net schrei­be, wer­den per RSS auch in face­books da­ten­cen­ter ein­ge­speist und dann an­ge­zeigt, wenn je­mand ei­nen link auf ei­nen die­ser ar­ti­kel in der mo­bi­len face­book app klickt. wer ohne app auf links zu den ar­ti­keln klickt, lan­det, nach wie vor, hier im blog.

die tech­nik funk­tio­niert er­freu­lich zu­ver­läs­sig. face­book liest den feed alle drei bis vier mi­nu­ten ein und wenn ich ei­nen ar­ti­kel ver­öf­fent­li­che, liegt er spä­tes­tens ein paar mi­nu­ten spä­ter auch als op­ti­mier­te, ge­cach­te ver­si­on in der face­book app vor. än­de­run­gen an den ar­ti­keln wer­den klag­los syn­chro­ni­siert, dass heisst die ori­gi­nal­ver­si­on hier und die ko­pie in der face­book-app sind im­mer auf dem glei­chen stand.

dass ich mich ne­ben der in­itia­len ein­rich­tung um nichts küm­mern muss, ge­nau­so we­nig wie mit al­lem an­de­ren was mit RSS zu tun hat, ist äus­serst an­ge­nehm und er­füllt alle er­war­tun­gen, die ich be­reits vor knapp ei­nem jahr hat­te:

in­stant ar­tic­les sind ei­gent­lich nichts an­de­res als „Pu­blish (on your) Own Site, Syn­di­ca­te El­se­whe­re“, kurz „POS­SE“. POS­SE be­schreibt eine in­die­web-tech­nik, bei der man (ob­vious­ly) in­hal­te zu­erst auf sei­ner ei­ge­nen web­sei­te ver­öf­fent­licht und sie dann auf be­lie­bi­ge wei­te­re sei­ten syn­di­ziert. das in­die­web­camp-wiki drückt den ent­schei­den­den punkt so aus:

POS­SE lets your fri­ends keep using wha­te­ver they use to read your stuff (e.g. silo ag­gre­ga­tors like Face­book, Tumb­lr, Twit­ter, etc.).

seit ein, zwei jah­ren habe ich das blog­gen für mich neu — oder schär­fer — de­fi­niert. ich sehe mein blog kon­se­quent als of­fe­ne sam­mel­stel­le und ver­tei­ler. al­les was ich ins in­ter­net oder auf pa­pier schrei­be, ko­pie­re ich auch hier­hin, oder, noch lie­ber, ich schrei­be es auf wir­res.net und ver­tei­le es dann nach ir­gend­wo. film­kri­ti­ken schrei­be ich zu­erst hier und ko­pie­re sie dann (der­zeit) zu let­ter­boxd.com. in­sta­gram­me ko­pie­re ich zu­nächst (au­to­ma­tisch) hier­hin und ver­tei­le sie dann (au­to­ma­tisch) von hier zu face­book und twit­ter. sta­tus­nach­rich­ten schrei­be ich hier und ko­pie­re sie dann voll oder se­mi­au­to­ma­tisch zu twit­ter oder face­book. check­ins ma­che ich per swarm-app, ko­pie­re sie aber au­to­ma­tisch hier hin. fa­vo­ri­ten set­ze ich per book­mar­klet so, dass sie im je­wei­li­gen so­cial net­work lan­den und hier.

wer will kann sich al­les was ich schrei­be hier an­se­hen, für alle an­de­ren pum­pe ich mei­ne in­hal­te da­hin, wo ich es für sinn­voll er­ach­te, oder glau­be, die leu­te zu er­rei­chen, die ich er­rei­chen möch­te.

und da­mit bin ich wie­der beim an­fangs­ge­dan­ken: zer­stört face­book blogs — oder gar das („freie“, „wil­de“) in­ter­net?

ich glau­be nein, auch wenn es irre viel auf­merk­sam­keit an sich zieht. aber das prin­zip der in­stant ar­tic­les, hat mei­ner an­sicht nach so­gar das zeug dazu, blogs zu ei­ner re­nais­sance zu ver­hel­fen. denn um ei­nen in­stant ar­tic­le zu er­stel­len, muss ich erst­mal ei­nen ori­gi­nal­ar­ti­kel im netz aus­ser­halb von face­book er­stel­len: auf mei­nem ei­ge­nen blog, auf word­press oder wo auch im­mer. der­zeit ist die plug­in-in­stal­la­ti­on oder in­stant-ar­tic­le-kon­fi­gu­ra­ti­on wohl noch et­was kom­pli­ziert für vie­le, bzw. die plug­ins noch nicht ganz aus­ge­reift, aber das wird sich än­dern. face­book un­ter­stützt mit den in­stant ar­tic­les im prin­zip den in­die­web-ge­dan­ken des „Pu­blish (on your) Own Site, Syn­di­ca­te El­se­whe­re“, des syn­di­zie­rens.

ei­gent­lich hat­te ich die hoff­nung, dass an­de­re tech­no­lo­gie­kon­zer­ne so et­was auch ma­chen. me­di­um hat das seit knapp ei­nem jahr sehr halb­herzg um­ge­setzt: auch an sein me­di­um-kon­to, kann man ei­nen RSS-feed flan­schen, aber ar­ti­kel wer­den nur ein­mal in­iti­al ein­ge­le­sen und dann nie wie­der ak­tua­li­siert. auch die um­set­zung von spe­zi­el­len ge­stal­tungs­ele­men­ten, wie es die in­stant ar­tic­les er­lau­ben, un­ter­stützt me­di­um nicht. twit­ter hat vor ei­nem hal­ben jahr an­ge­kün­digt, die goog­le AMP-in­itia­ti­ve zu un­ter­stüt­zen. das hät­te zum bei­spiel den vor­teil, dass in twit­ter ver­link­te ar­ti­kel, in der twit­ter-app vor­ge­r­en­dert und -ge­cached wer­den könn­ten und sich so an­füh­len wür­den, als wä­ren sie teil der twit­ter-app und kei­ne lang­sam la­den­den ex­ter­nen web­sei­ten. goog­le selbst scheint den roll­out von AMP wie­der mas­siv zu­rück­ge­fah­ren zu ha­ben, zu­min­dest für klei­ne pu­blisher oder blog­ger. viel­leicht war das doch al­les zu kom­pli­ziert, für eine mas­sen­haf­te nut­zung.


be­reits letz­tes jahr schrieb ich, dass die in­stant ar­tic­les sich nicht von RSS, wie ich es nut­ze, un­ter­schei­den. ich lese per RSS 1200 quel­len, die mein heiss­ge­lieb­ter RSS-ree­der vor­lädt, auf dem te­le­fon zwi­schen­spei­chert und mir in se­kun­den­schnel­le, per­fekt les­bar und be­freit von al­lem tand, an­zeigt. face­book wird so zu et­was, was bis­her aus­schliess­lich tech­nisch ver­sier­te men­schen per RSS ge­nutzt ha­ben: ein ein­fa­cher, von al­len leicht zu be­die­nen­der feed-rea­der.


na­tür­lich ist da was dran, was ich oben zi­tiert habe, face­book ver­su­che, „das In­ter­net zu sein“ oder zu­min­dest die leu­te dazu zu brin­gen, ma­xi­mal viel le­bens­zeit auf face­book zu ver­brin­gen. da­ge­gen kann je­der et­was tun, nicht in­dem man face­book mei­det oder nicht mehr mit in­hal­ten be­lie­fert, son­dern in­dem man ei­nen fall­back schafft — oder bes­ser, eine al­ter­na­ti­ve. oder um im gar­ten­bild zu blei­ben: wir soll­ten un­ser ge­mü­se vor al­lem in un­se­ren gär­ten an­pflan­zen, die kul­tur­tech­ni­ken des gar­ten­baus wei­ter pfle­gen — ohne un­se­re gär­ten selbst zu­zu­mau­ern. aber war­um soll­ten wir un­ser selbst an­ge­bau­tes ge­mü­se nicht auch auf dem gross­markt an­bie­ten, wenn dort die meis­ten in­ter­es­sen­ten sind? wenn es süs­se trau­ben nur auf dem gross­markt und nicht in den nach­bar­gär­ten gibt, war­um dar­auf ver­zich­ten?

oder an­ders ge­fragt, wie sol­len wir an­de­re leu­te da­von über­zeu­gen, dass es al­ter­na­ti­ven zu face­book gibt, wenn wir un­ser wohl­duf­ten­des ge­mü­se nicht auch zu face­book brin­gen oder uns in un­se­rer ex­klu­siv­tät ein­mau­ern? ich glau­be, die ideen des in­die­webs kön­nen hel­fen, blü­hen­de land­schaf­ten ne­ben den blau­en gi­gan­ten ent­ste­hen und fort­exi­sie­ren zu las­sen. aber da­für müs­sen wir (wie­der) alle mehr im ei­ge­nen gar­ten blog­gen.


bru­der klaus ka­pel­le

felix schwenzel in artikel

gute ar­chi­tek­tur lenkt den blick, schlech­te lei­der auch. das ist im prin­zip wie beim film. sind re­gie- und ka­me­ra­mensch wirk­lich gut, wäh­len sie aus­schnit­te, per­spek­ti­ven und be­we­gun­gen so, dass sie der sze­ne oder dem ge­samt­werk die­nen. bei fil­men kön­nen wir die­se qua­li­tä­ten gut er­ken­nen, ei­ner­seits, weil wir gut ge­schult in der wahr­neh­mung und re­zep­ti­on von film­kunst sind, an­de­rer­seits, weil wir die per­spek­ti­ve nicht erst fin­den müs­sen, son­dern sie uns fer­tig prä­sen­tiert wird.

bei ar­chi­tek­tur ist das an­ders. in und um bau­ten kön­nen wir die per­spek­ti­ve be­lie­big ver­schie­ben und wech­seln, in­dem wir uns be­we­gen. öff­nun­gen, rah­men oder ach­sen hel­fen uns zwar da­bei, uns zu ori­en­tie­ren, da aber ar­chi­tek­tur vom kon­text (der um­ge­bung) und der nut­zung ab­hängt, wird es noch­mal schwie­ri­ger qua­li­tä­ten zu er­ken­nen. manch­mal hel­fen uns fo­to­gra­fien bei der ori­en­tie­rung, fo­to­gra­fien von leu­ten die sich mit per­spek­ti­ven aus­ken­nen und uns hel­fen kön­nen qua­li­tä­ten zu er­ken­nen, die wir vor­her nicht er­kannt ha­ben.

der schwei­zer ar­chi­tekt pe­ter zum­thor macht es uns re­la­tiv leicht die qua­li­tä­ten sei­ner ar­bei­ten im raum zu er­ken­nen. ich glau­be das funk­tio­niert vor al­lem des­halb, weil er sich in­ten­siv mit den or­ten aus­ein­an­der­setzt, an de­nen er baut und sei­ne ar­chi­tek­tur — auch wenn sich das ab­ge­grif­fen an­hört — in ei­nen dia­log tre­ten lässt. ich bin den bau­ten von pe­ter zum­thor schon oft hin­ter­her­ge­reist, un­ter an­de­rem nach grau­bün­den, wo ich mir vor gut 20 jah­ren die wun­der­ba­re ka­pel­le des hei­li­gen be­ne­dikt ober­halb von sum­vitg an­ge­se­hen habe, oder das ther­mal­bad in vals. in ös­te­reich hab ich mir mal das kunst­haus in bre­genz an­ge­se­hen und dem­nächst™ möch­te ich un­be­dingt das kunst­mu­se­um des erz­bis­tums köln be­sich­ti­gen.

vor etwa ei­nem jahr hat­te ich mir vor­ge­nom­men, die bru­der klaus ka­pel­le in wa­chen­dorf von pe­ter zum­thor auf­zu­su­chen. vor knapp ei­nem mo­nat war ich dort und habe bis­her nur ein bild vom be­such dort gein­sta­gr­amt.

die ka­pel­le thront auf ei­nem acker, der sich qua­si am arsch der welt be­fin­det, in ei­nem klei­nen ei­fel­dorf. um zur ka­pel­le zu ge­lan­gen muss man un­ge­fähr ei­nen ki­lo­me­ter von ei­nem park­platz über äcker lau­fen.

man sieht die ka­pel­le den gan­zen weg über, sie steht wie ein in den acker ge­ramm­tes bau­klötz­chen oben am hü­gel. an dem tag an dem wir in wa­chen­dorf wa­ren, blies ein hef­ti­ger wind, was zu wun­der­ba­ren licht­wech­seln führ­te.




die ka­pel­le macht auf den ers­ten blick nicht viel her, sie sieht in der tat aus wie ein kom­pli­zier­tes bau­klötz­chen oder ein be­ton-bun­ker, aber sie hat eine fas­zi­nie­ren­de ei­gen­schaft. sie lenkt den blick. beim an­marsch auf die ka­pel­le, setzt man sie stän­dig in re­la­ti­on zur land­schaft, staunt über das chan­gie­ren­de, ste­chen­de braun der acker­bö­den, setzt die hü­gel und den him­mel in be­zie­hung, bzw. staunt über den gran­dio­sen ei­fel­him­mel und die wei­te die sich öff­net, wenn man die ka­pel­le aus der ent­fer­nung be­trach­tet. aus der nähe, beim her­um­lau­fen um den bau, schnei­den die schar­fen kan­ten der ka­pel­le wie­der sicht­ach­sen zu­recht und ge­ben der land­schaft halt.

blick von der ka­pel­le auf wa­chen­dorf

der in­nen­raum der ka­pel­le ist zelt­för­mig zum him­mel ge­öff­net, oben ist ein­fach ein loch in der de­cke, durch das licht und re­gen fällt. auf dem bo­den der ka­pel­le steht das was­ser an ein paar stel­len, es ist rus­sig dun­kel und re­la­tiv eng. in den wän­den be­fin­den sich klei­ne lö­cher die mit glas ge­füllt sind und die die wän­de mit licht­punk­ten struk­tu­rie­ren.

auch wenn man auf dem weg zur ka­pel­le die gan­ze zeit den him­mel ge­se­hen hat, er­zwingt das loch in der de­cke, eine ganz neue per­spek­ti­ve auf den him­mel. in der theo­rie wis­sen wir alle, dass die per­spek­ti­ve vom stand­punkt ab­hängt, aber das zu er­le­ben, in die­ser form, ist wirk­lich fas­zi­nie­rend und nur an­satz­wei­se in die­sem ver­wa­ckel­ten vi­deo zu er­ken­nen.





aus die­sem le­sens­wer­ten zeit-in­ter­view, habe ich fol­gen­des zum­thor-zi­tat ko­piert:

Ich habe an der Uni­ver­si­tät in Mend­ri­sio den Stu­den­ten im­mer ge­sagt: „Ihr habt jetzt die Auf­ga­be, Häu­ser zu ma­chen, die auf eine Stadt, eine Land­schaft re­agie­ren. Das Wich­tigs­te da­bei ist, dass ihr auf eure ei­ge­nen in­ne­ren Bil­dern von Schön­heit oder Stim­mig­keit re­agiert.“ Es geht um den Pro­zess von Schau­en und Füh­len, aus dem sich For­men er­ge­ben, de­ren Wir­kung man prü­fen muss. Das ist eine künst­le­ri­sche Ar­beit. Beim Bau­en selbst kommt viel Theo­re­ti­sches und Tech­ni­sches dazu. Aber der An­fang ist der­sel­be wie beim Ma­ler oder Schrift­stel­ler, es ist Au­toren­ar­beit. Und dann gibt es Glücks­mo­men­te, in de­nen et­was Über­ra­schen­des ent­steht.