ursprünglich habe ich mich vor etwas über andertalb jahren bei blogfoster aus niederen motiven registriert. blogfoster vermittelt bezahlte artikel an blogger, die diese dann selbst schreiben und in den fluss ihres blogs einspeisen. auf denglisch werden diese artikel gerne sponsored posts genannt und oft auch so gekennzeichnet, als sponsoring, statt klar und deutlich als anzeige oder werbung. mein niederes motiv war ursprünglich zu gucken, welche kampagnen laufen und dann im netz zu gucken, wer gerade über ein produkt oder eine dienstleistung schreibt, die gerade bei blogfoster läuft und vergisst den artikel als bezahlt zu kennzeichnen.
anderen bloggern auf die finger zu schauen hat mich dann aber bereits nach 20 minuten gelangweilt und sich als müssig herausgestellt. das googeln nach blogfoster-kampagnen spülte irre viel öden, uninspirierten blog-müll vor meine augen, dass ich es nicht lange ertrug. insbesondere die jovialen, direkten leseransprachen vieler sponsored-post-blogger („hey leute, wisst ihr was ich gerade mache?“) zeigten mir: in müll zu wühlen ist nichts was ich länger als 20 minuten machen will.
ich war aber auch schnell abgelenkt, weil ich bei blogfoster immer wieder kampagnen entdeckte, die mich tatsächlich interessierten. daraus wurden dann bezahlte werbeartikel wie dieser oder dieser. manche kunden lehnten meine bewerbungen ab und zwischendurch vermittelte ich mir immer wieder selbst bezahlte werbeartikel wie diesen oder diesen oder diesen.
bei der zusammenarbeit mit blogfoster wurde auch schnell klar, dass blogfoster selbst zumindest grossen wert auf ordentliche kennzeichnung der bezahlten werbeartikel legt. teilnehmern wird deutlich gesagt:
Schreibe „Anzeige“ noch vor dem Titel Deines Artikels
ausserdem wurde mir klar, dass ich werbung zwar doof finde, insbesondere bezahlte werbeartikel in blogs, ich aber bei bestimmten produkten immer wieder das gefühl hatte eine geschichte erzählen zu können, die den einen oder anderen interessieren könnte. genauso oft war ich neugierig was das produkt oder die dienstleistung taugte und nahm mir vor eine empfehlung nur dann auszusprechen, wenn es mir auch wirklich gefiel. das hatte dann mindestens einmal zur folge, dass hier im blog ein bezahlter verriss erschien.
im februar fand ich bei blogfoster diese kampagne zur bewerbung:
der pitch [entfernt auf bitten von blogfoster, siehe unten] zeigt potenziell die grundsätzliche blödsinnigkeit der idee von bezahlten werbeartikeln. wenn man die augen zusammenkneift lautet der auftrag hier: ziehe dir irgendwas zum thema ghostwriting aus der nase, schreibe es auf, nenne einen firmennamen, stelle deinen lesern eine frage und kassiere ███ euro. (███ euro habe ich von blogfoster angeboten bekommen, blogger mit mehr besuchern bekommen wahrscheinlich mehr.)
die irrsinnige quatschigkeit, die implizite widersprüchlichkeit und der konjunktiv dieses schreibauftrags inspirierte mich aber auch auf gewisse weise. denn so einen text, wie gefordert, zu schreiben („persönlicher Bezug zum Thema Bildung“!) würde bei mir sofort zu massiven schreibblockaden führen und wenn ACAD WRITE dabei angeblich helfen kann, warum nicht die ghostwriter beauftragen den werbeartikel über sich selbst zu schreiben?
also habe ich mir bei ACAD WRITE ein unverbindliches angebot eingeholt, mit der bitte den preis unter ███ euro anzusetzen und mit einem leicht angepassten auftragstext, den ich von blogfoster kopiert habe.
Stelle in Deinem Beitrag die verschiedenen Dienstleistungen der Agentur Acad Write vor. Acad Write bietet weitaus mehr Dienstleistungen an als nur Ghostwriting. Solche Dienstleitungen sind beispielsweise: Coaching, Hilfe bei Forschungsanträgen, Lektorat, Unterstützung bei Schreibblockaden, Zitieren oder bei Referaten und noch vieles mehr!
Für diesen Beitrag soll es um die rekursive Kreativleistung der Agentur gehen, für sich selbst als Dienstleistung zu werben. Da in diesem Beitrag auch ein persönlichen Bezug zum Blog wirres.net hergestellt werden soll, wäre es gut im Text nicht allzu viele Adjektive zu benutzen und auf Grossbuchstaben zu verzichten. Wichtig ist, dass der Beitrag im Tonfall leicht rotzig und kritisch ist, und trotzdem Euphorie und eine positive Grundhaltung ausstrahlt. Wichtig ist, dass in dem Text klar wird, das Acad Write auch super für sich selbst Ghostwriten kann, also auch vor schwierigen Aufgaben nicht kapituliert.
Im Text sollen die Leser zu Feedback angeregt werden: wie gut hat die Agentur Acad Write ihre Aufgabe gelöst, passt der Text zum Blog, etc.
Ganz wichtig ist neben der Herausstellung der Qualitäten der Agentur Acad Write, der Tonfall des Textes. Er sollte sich harmonisch ins Blog einfügen, auch das Wort ich darf mal vorkommen, subjektive Einfärbung ist OK. Tabu ist überschwängliches Lob, Eigenlob muss elegant in Selbstkritik verpackt werden.
Meine Preisvorstellung geht so ungefähr in die Richtung von unter ███ Euro.
keine zwei stunden später klingelte mein telefon. ob ich das wirklich gewesen sei und ob ich das ernst meinen würde. natürlich meine ich das ernst, wobei von meiner seite aus natürlich der angebotspreis entscheidend sei. verlust wollte ich mit der aktion nicht unbedingt machen, auch wenn finanzieller verlust bei bezahlter werbung ein ganz besonderer gag wäre. zwischen den zeilen hörte ich noch ein bisschen skepsis heraus, ich wurde noch gefragt ob der artikel dann auch eine offene kommentarfunktion hätte und ob die agentur sich auch selbst in den kommentaren melden könne und eventuell stellung beziehen könne. klar sagte ich und auch wenn allgemein nicht so viel bei mir rumkommentiert würde, würde ich durchaus meine kommentarstränge moderieren und wenns sein muss auch eingreifen. die dame am telefon wollte das dann nochmal mit ihren kollegen und ihrem chef durchsprechen, der wohl nicht so irre online-affin sei, sich aber am nächsten tag nochmal bei mir melden werde.
tatsächlich rief mich der chef der agentur dann am nächsten tag an und ich konnte erneut deutliche skepsis gegenüber diesem online-gedöns spüren. im grunde hätte die agentur gar nicht so grosses interesse an öffentlichkeit. warum man denn dann bei blogfoster die kampagne angeschoben habe, fragte ich. ach ja, diese social-media sachen mache ein jüngerer kollege, der sei da ziemlich aktiv. wir plauderten noch ein bisschen und am ende versprach er mir, dass er sich später nochmal melden würde. sie müssten das nochmal intern besprechen.
tatsächlich schien man sich dann aber bei ACAD WRITE ziemlich schnell einen grossen, mutigen ruck gegeben zu haben und kurz danach hatte ich ein angebot über ███ euro in meiner mailbox (30 euro weniger als blogfoster mir zahlen würde), kurz danach eine auftragsbestätigung und dann eine vorrauskasse-rechnung über ███ euro.
ein paar tage später, alles über das online portal der agentur organisiert, hatte ich ein telefonat mit meiner designierten autorin, mitsamt einem moderator in der konferenzschaltung und eine woche später, lag mir ein erster textentwurf vor. an dem entwurf hatte ich nur den schlusssatz zu bemängeln (jovialität, eine denglische passage) und damit war die sache dann erledigt. hier ist der bezahlte, ghostgewrittene werbeartikel, an dem ich jetzt 30 euro, abzüglich steuern verdient habe:
[nachtrag 24.07.2017] blogfoster hat sich bei mir gemeldet und mich gebeten „geschützten Informationen“ aus meinem artikel „zu entfernen“. deshalb sind jetzt der preis, den blogfoster mir geboten hat, sowie der wortlaut des briefings im artikel unleserlich.
ich habe blogfoster gebeten mich aus ihrer bloggerdatenbank zu entfernen.
billiger-mietwagen.de funktioniert: man findet dort günstige mietwagen und kann sie dort auch gleich mieten. schliesst man bei billiger-mietwagen.de einen vertrag ab, geht man meist mindestens drei verträge ein: mit dem vermittler billiger-mietwagen.de, mit einem „veranstalter“ und mit einer mietwagenfirma. für kunden ist diese konstruktion so lange unproblematisch, wie alles gutgeht. tauchen hingegen probleme auf, lässt sich diese konstruktion prima von den verschiedenen vertragspartnern nutzen, um verantwortung hin und her zu schieben.
seit meiner letzten buchung bei billiger-mietwagen.de weiss ich, warum billiger-mietwagen.de nicht unproblematische-mietwagen.de oder serioese-mietwagen.de heisst: man vermittelt dort eben günstig erscheinende mietwagen, versteckte zusatzkosten oder unseriöses geschäftsgebaren der vermittelten vertragspartner sind in der verantwortung des kunden.
im marketing und vor vertragsabschluss gibt sich billiger-mietwagen.de als vertrauensvoller und beratender partner des kunden aus („Alle Kosten transparent aufgeschlüsselt“, „16-facher Testsieger“, „… mobil buchen und beraten lassen“), bei problemen zieht sich billiger mietwagen dann etwas verkniffen auf den weniger kundenfeundlichen standpunkt zurück: „steht doch so in den AGB!“ oder „wir vermitteln nur, klären sie das bitte selbst!“
für unseren schottlandurlaub hat uns billiger-mietwagen.de über den „veranstalter“ cardelmar an eine sehr günstig erscheinende mietwagenfirma in glasgow vermittelt: green motion.
wäre ich weniger gutgläubig, hätte ich mich nicht auf billiger-mietwagen.de verlassen und gründlicher über diesen anbieter informiert, hätte ich ganz sicher nicht bei green motion gebucht. auffallend viele rezensionenauf google-mapswarnen ausdrücklich davor, dort zu mieten, laut diesem guardian-artikel, der ebenfalls von zweifelhaftem geschäftsgebaren von green motion berichtet, ist der vermieter der am schlechtesten bewertete autovermieter auf trustpilot.com. selbst die neuesten reviews auf green motionsfacebookseite sind katastrophal und lassen sich wohl ganz passend mit dem zitat eines ehemaligen kunden zusammenfassen: „Avoid this company at all costs“. bei billiger-mietwagen.de sind die bewertungen auch nicht die besten, aber die wertung von 3,7 (von 5,0) hat bei mir beim bestellprozess leider keine alarmglocken schrillen lassen.
aber selbst wenn ich mir die mühe gemacht hätte die rezensionen auf billiger-mietwagen.de zu lesen, sie sind weitaus weniger drastisch als die auf anderen bewerungsportalen und ausserdem schwer zu lesen. billiger-mietwagen.de stellt umlaute in rezensionen kaputt dar und entstellt die bewertungen in der übersicht aus unerfindlichen gründen algoritmisch. so sieht derzeit die zweitaktuellste zwei-sterne-rezension von green motion auf billiger-mietwagen.de aus:
Der Vermieter hat die Vermietung auch nur [Vermieter vor Ort]¼ber einen Dritten weitervermittelt bekommen und kann daher nichts [Vermieter vor Ort][Vermieter vor Ort][Vermieter vor Ort][Vermieter vor Ort] seine Fehler. ...
als wir in glasgow am flughafen ankamen, wussten wir noch nichts vom zweifelhaften ruf von green motion. aber es ging schon nicht besonders flüssig los. wir mussten dreimal eine telefonnummer anrufen, die auf dem voucher von billiger-mietwagen.de stand, bis uns ein lieferwagen abholte, der uns in ein gewerbegebiet nahe dem flughafen fuhr, wo sich die autovermietung befindet.
die angestellte, die uns im büro bediente, war freundlich und lachte herzlich und freundlich über mein führerscheinbild. im plauderton, fragte sie uns dann wo es denn hinginge. unter anderem nach islay, skye und lewis, erwiderte die beifahrerin. daraufhin eröffnete uns die angestellte:
fahrten auf die schottischen inseln würden leider eine zusätzliche gebühr und versicherung erfordern. das würde auch so in ihren AGB stehen. sie tippte auf ihren taschenrechner rum und zeigte uns die erforderliche summe: 345 britische pfund, etwas über 400 euro. für den mietwagen für zwei wochen hatten wir knapp 190 euro bezahlt. 200 prozent preisaufschlag!
als wir völlig fassungslos reagierten schlug uns die angestellte vor, dass wir den wagen auch ohne die versicherung haben könnten, nur dürften dann aber eben nicht auf die inseln. das ging natürlich nicht, weil wir dort bereits zimmer gebucht und teilweise bezahlt hatten.
ich rief die hotline von billiger-mietwagen.de an, beschrieb die lage und fragte ob wir den mietwagen stornieren könnten.
nee, das sei leider zu spät, das ginge nur bis 24 stunden vor mietbeginn. laut hotline sei bekannt, dass autovermieter es nicht gerne sehen würden, wenn man mietwagen auf fähren fahre. für eine neue buchung sei es jetzt auch arg knapp, ein wagen bei einem anderen vermieter würde jetzt wohl bei mindestens 400 euro liegen. ich rechnete und kam für beide varianten auf einen ähnlich unangenehmen preis von um die 600 euro.
ich entschied mich für das grössere übel, für green motion und gegen die ungewissheit, jetzt noch einen einigermassen günstigen mietwagen anderswo zu finden.
wir zahlten zähneknirschend die 345 pfund. die beifahrerin platze beinahe vor wut.
bei der autoübergabe zückte die angestellte ein ein leeres schadensprotokoll und erklärte uns, dass sie darauf jetzt vorhandene lackschäden notieren würde. die beifahrerin und die angestellte liefen um das auto herum und suchten nach lackschäden am auto, die angestellte machte kleine striche im protokoll. ich versuchte die schäden zu fotografieren, aber auf den bildern sahen wir später, erkennt man wegen der ungünstigen lichtverhältnisse so gut wie gar nichts.
im nachhinein wunderte ich mich, dass das protokoll zum anfang leer war. von anderen autovermietern kenne ich es eher, dass bekannte vorschäden bereits verzeichnet sind und man lediglich aufgefordert wird zu prüfen, ob weitere, noch nicht verzeichnete schäden vorhanden sind.
die angestellte gab sich grosse mühe die übergabe möglichst korrekt und gründlich durchzuführen. offenbar plagte sie, wegen der wut der beifahrerin über die versteckten und missverständlich formulierten mietbedingungen, ein schlechtes gewissen. die angestellte liess sich sogar dazu hinreissen uns zu sagen, dass diese bedingungen regelmässig kunden überraschen und frustrieren — und dass sie und ihre kollegen schon mehrfach versucht hätten auf das „management“ einzuwirken diese praxis zu verbessern. ausserdem wies sie mich deutlich auf eine weitere versteckte wucher-bedingung hin, nämlich dass wir im falle eines parktickts oder strafzettels 84 britische pfund (knapp 100 euro!) bearbeitungsgebühr zahlen müssten — für jedes knöllchen.
bevor wir abfuhren entschuldigte sich die angestellte, dass sie uns jetzt den urlaub versaut hätte: „sorry for ruining your holdiday!“. ich machte, wie immer in solchen situationen, einen scherz, die beifahrerin stimmte ihr bloss zu: „you are right, you ruinied our holiday!“
in den nächsten tagen zeigte sich, dass die beifahrerin und ich verschiedene problembewätigungsstartegien haben. ich nahm mir vor den ganzen scheiss bis zum ende des urlaubs zu verdrängen und nicht weiter drüber nachzudenken und zu reden. die beifahrerin fing noch im auto an die firma green motion zu googeln und förderte furchteinflössende erfahrungsberichte von green-motion-kunden zu tage, die sie alle mit mir durchsprechen wollte.
wir lasen, dass viele kunden, die lediglich versicherungen mit selbstbeteiligung abgeschlossen, hatten bei der mietwagen-abgabe hunderte pfund für angeblich neu hinzugekommene lack-, reifen- oder glasschäden zahlen mussten, wie leichte verschmutzungen bei der abgabe zu starken, zusatzgebührenpflichtigen verschmutzungen erklärt wurden. das internet war voll mit horrorgeschichten über green motion.
die beste antwort auf diese frage fand die beifahrerin im einem tagesspiegel-artikel, in dem es zwar um ein anders schwarzes mietwagen-schaf geht, aber das prinzip düfte überall das gleiche sein:
Der Sprecher eines anderen Mietwagen-Portals möchte nicht zitiert werden, spricht aber dafür Klartext: „Goldcar gaukelt niedrige Preise vor, und zieht den Kunden dann zusätzlich Geld aus der Tasche.“ Eine Masche. Goldcar bleibe vor allem deshalb im Angebot, weil die Portalbetreiber Wettbewerbsnachteile fürchteten. Die Spanier bringen mit ihren niedrigpreisigen Lockangeboten eben besonders viele Besucher auf die Internetseiten.
günstige, billige lockpreise, gut versteckte AGB und sonderbedingungen mit zusatzgebühren weit über dem branchendurchschnitt machen zunächst alle glücklich:
kunden, die vermeintlich ein schnäppchen geschossen haben
vergleichsportalanbieter und vertragsvermittler, die ihre wettbewerbsposition stärken, indem sie ihre vertrags- und kundenzahlen erhöhen und vermutlich auch gute provisionen kassieren
und natürlich die mietwagenanbieter, die mit den niedrigen preisen kunden anlocken, die sie dann so lange mit zusatzgebühren melken können, bis der preis dann wieder stimmt
ein perfides spiel, dass die vermittler und veranstalter offenbar willig mitspielen und sich dann, wenn sie darauf angesprochen werden doof und unzuständig geben:
immerhin konnten wir die vermittlung eines weiteren kunden an green motion mit unseren tweets verhindern:
Dann will ich @billigermietwag und #CarDelMar mal darüber informieren, warum ich meine Buchung storniere und zukünftig andere Anbieter wähle
nach drei oder vier tagen hatte sich die wut der beifahrein wieder gelegt und wir konnten den urlaub in schottland doch noch geniessen. was aber bis zuletzt nicht verflog war die angst vor der rückgabe. die beifahrein schreckte ungewöhnlich oft hoch, wenn ich etwas zu nahe am strassenrand fuhr, sich schlaglöcher näherten oder wir auf den teilweise sehr, sehr schmalen schottischen strassen von lackkratzenden wegpflanzen bedroht wurden.
zwei tage vor der abgabe des autos beendete ich meine green-motion-verdrängung und fing selber an rezensionen und erfahrungsberichte zu lesen, um für die abgabe gewappnet zu sein. was ich las belastete mich leider mehr, als ich erwartet hatte. wie konnte ich so blöd gewesen sein, mich nicht besser über den anbieter zu informieren? wie konnte ich so blöd sein, einem laden wie billiger-mietwagen.de vertrauen zu schenken? was wird uns das kosten, wenn die uns bei der abgabe glas- oder reifenschäden andrehen? die selbstbeteilung bei lackschäden, so hatte ich mittlerweile nachgesehen, wurden von einer zusatzversicherung, die wir über billiger-mietwagen.de bei cardelmar abgeschlossen hatten, getragen. bei glas- und reifenschäden wären wir aber weiterhin mit mindestens 900 euro selbstbeteiligt. ich hatte in den letzten nächten abgabe-albträume und tagsüber schlechte laune.
erstaunlicherweise war die abgabe dann unproblematisch, auch wenn die lackprüfung, wie erwartet, nicht in der schumrigen fabrikhalle stattfand, sondern unter freiem himmel, bei sonnenlicht. der angestellte, der den wagen abnahm, monierte keine schäden. auch keine glas- oder reifenschäden. das von ihm unterschriebene übergabeprotokoll rückte er jedoch erst auf explizite nachfrage in kopie heraus. auf meine frage ob das jetzt alles sei oder ob wir noch mehr „paperwork“ bekämen, sagte er „everthing is OK.“
ich mag ihm das bis heute noch nicht so recht glauben.
billiger-mietwagen.de zeigte sich in der ganzen angelegenheit wenig hilfreich, auch wenn sie einen gegenteiligen eindruck zu erwecken versuchten:
@diplix Wir haben Ihren Vorgang nun intern & extern eskaliert und melden uns, sobald es Updates gibt. Danke für Ihre Geduld.
das mit den AGB ist ja so ne sache. natürlich lesen die wenigsten die AGB, das sagt die erfahrung und experimente. aber billiger-mietwagen.de hat nichts getan, um uns die AGB von green motion, auf die sie sich im tweet oben beziehen, zugänglich zu machen. ich habe von billiger-mietwagen.de zwar ihre eigenen AGB, die AGB von cardelmar und ein paar sogenannte „lokale mietbedingungen“ angezeigt und gemailt bekommen, aber in diesen waren, ausser ein paar ausgewählten und übersetzten passagen, keine AGB von green motion.
um vorab oder nach der buchung von der übersee-zusatzgebühr zu erfahren, hätte ich auf die AGB-seite von green motion gehen müssen und dort eine nebulöse formulierung über das verlassen des „mainland UK“ verstehen müssen.
Overseas Use
Green Motion vehicles can only be used on the UK mainland. Permission for use in Ireland* or France will attract the following charges
The cost will be calculated as the Standard rental + £125 surcharge + £20 per part calendar day.
wichtig ist: weder billiger-mietwagen.de, noch cardelmar, noch green motion geben sich mühe auf diese kostenfalle hinzuweisen. auf nachfrage, bei der hotline, per twitter verweist billiger-mietwagen.de immer wieder auf die AGB von green motion. eine verantwortung als preisvergleichssuchmaschine und vertragspartner im komplizierten mietprozess auf versteckte zusatzkosten hinzuweisen lehnt billiger-mietwagen.de ab und zeigt mit dem finger auf richtung veranstalter, also in diesem fall cardelmar.
so lange billiger-mietwagen.de und cardelmar mit anbietern wie green motion zusammenarbeiten oder nicht wenigstens deutlich und vorab auf die exzessiven zusatzgebühren von anbietern wie green motion hinweisen, mache ich einen grossen bogen um diese unternehmen und kann auch niemandem empfehlen, dort zu buchen.
vor allem mag ich nicht glauben, dass billiger-mietwagen.de und cardelmar von dem unseriösen und zweifelhaften geschäftgebaren von green motion nichts wissen. das netz ist seit mehreren jahren gefüllt mit erschütternden erlebnisberichten über green motion. ich kann aus der ignoranz gegenüber diesen erlebnisberichten nur (spekulierend) schliessen, dass sowohl billiger-mietwagen.de, als auch cardelmar ihre kunden lieber über vorgeblich billige mietwagen täuschen, als auf niedrige lockangebote zu verzichten.
ausserdem stellt sich hier eine existenzielle frage, auf die ich von billiger-mietwagen.de wohl nie eine antwort bekommen werde.
@billigermietwag @GreenMotion die frage ist vor allem: wozu soll eine preisvergleichsplattform gut sein, wenn sie die tatsächlichen preise nicht nennen kann oder will?
apropos schwarzes schaf. die kontakt-adresse die green motionangibt, befindet sich in der sheep lane in bedfordshire.
[nachtrag 30.07.2017]
auch weil billiger-mietwagen.de sich seit der veröffentlichung dieses artikels nicht mehr geäussert hat, aber vor allem auch, weil ich keine möglichkeit gefunden habe green motion bei billiger-mietwagen.de zu bewerten (trotz nachfrage), habe ich billiger-mietwagen.de schlecht, aber wie ich finde sachlich auf trustpilot bewertet (kopie der bewertung auf wirres.net, mit links und formatierungen).
(gastbeitrag der beifahrerin)
bei der abreise von islay parken wir unser verkacktes auto irgendwo in port ellen und machen uns auf die suche nach einem tearoom. es ist kurz vor neun und unsere fähre geht um zwölf uhr. ich hab das „cyber bistro“ rausgesucht, von dem ich irgendwo gelesen hatte, dass es ganz gut sein soll, das hat aber noch zu.
etwas planlos schlendern wir auf der strasse umher als uns eine kleine ältere dame anspricht. „are you lost?“ piepst sie und grinst mich mit ihren kurzen zähnen breit an.
„yes, we were looking for a place where we could have some tea but it’s all closed. do you happen to know a place that’s already open?“
ein älterer, ebenso kleiner herr mit sehr hellen blauen augen, weissem haar und ungewöhnlich trendigem haarschnitt tritt dazu, offenbar der ehemann. seine frau sagt, sie habe eine idee und verwindet dann in einem seiteneingang einer nahegelegenen kirche.
seiteneingang der st john’s church in port ellen
der mann stellt sich vor. er heisse alan und woher wir denn seien. aus berlin? sofort beginnt er sein deutsch hervorzuzerren. er spricht sehr langsam, muss viel überlegen, aber die grammatik ist tadellos. er habe es in der schule gelernt. deutsch und französisch. 1947 sei er dann für zwei jahre in berlin gewesen. als der einrufungsbefehl kam, habe man ihn gefragt, wo er hin wolle. und er wollte sehr gerne nach indien, das habe es sich so schön vorgestellt! kalkutta! neu-delhi! dann kam der brief und es wurde berlin. in der nähe von hannover sei er auch mal gewesen, aber da waren die leute nicht nett. die berliner dagegen seien sehr freundlich gewesen.
während er weiter nach deutschen vokabeln sucht winkt uns seine frau mary vom seiteneingang der kirche begeistert zu sich rüber.
eigentlich öffne man erst um zwölf aber man mache eine ausnahme. mary weist uns den weg in eine art schrammeligen dunklen gemeindesaal in dem mehrere tische aufgestellt sind sowie eine längere tafel wo schon ein paar kuchenplatten stehen.
während wir zwei becher tee bestellen verschwinden mary und alan im nebenraum. wir sitzen im halbdunkel und sehen teeschlürfend ein paar älteren damen in kittelschürzen dabei zu wie sie um uns herum plastikstühle zurechtrücken und blumenvasen aufstellen.
das schöne an der britischen tee-liebe ist ja, dass sie trotz des ganzen theaters um ihre „cuppa“, die den gesamten alltag durchstrukturiert, bei der zubereitung einfach nur ein paar olle teebeutel in die kanne knallen, wasser drüber, fertig. nix mit first flush, SFTGFOP1, zwei minuten ziehen lassen und 70 grad oder so.
fäden zum rausziehen sind an den englischen teebeuteln garkeine dran weil die eh niemand braucht. die beutel werden einfach so lange im wasser gelassen bis die kanne alle ist. tiefschwarz isser schon nach einer sekunde.
als ich das die ersten male trank hab ich die teebeutel immer nach zwei minuten mit der kuchengabel rausgefischt aber dann hab ich das prinzip auch irgendwann kapiert: mit milch und zucker isses nämlich eigentlich egal wie lange der tee zieht.
als die becher leer und bezahlt sind finden wir mary und alan im nebenraum wieder, dem ausser betrieb scheinenden kirchenschiff, einer großen leeren halle, in der ein paar tapeziertische stehen auf denen mary kleine bilder arrangiert: ihre bilder.
sie stelle hier jede woche aus, erzählt sie, leider käme kaum jemand vorbei. die tür zur hauptstrasse dürfe wegen einsturzgefahr nicht benutzt werden und den nebeneingang finde man nicht so einfach.
seit 10 jahren leben sie und alan nun schon auf islay, eigentlich seien sie aus nord-england, in der nähe von manchester. sie seien zu ihrer tochter gezogen, die hier ärztin war, und jetzt im ruhestand. mary werde nächstes jahr 90 und alan sei 91.
früher war mary biologie-lehrerin, da habe sie auch schon gemalt. heute male sie nur noch.
zwischen den ungefähr 150 landschafts- und tierbildern auf den tischen liegt auch ein portrait von judi dench. ich frage sie, warum sie sie gemalt habe. sie guckt gespielt entrüstet, was für eine blöde frage: „because I like her!“
wohnen würden sie in einem der ehemaligen arbeiterhäuser auf dem laphroaig-destillerie-gelände und das, obwohl sie gar keinen alkohol trinken würden!
wenn wir mal wieder vorbei kämen könnten wir sie gerne dort besuchen, sie wohnen haus nummer 5.
leider verbringen sie inzwischen viel zeit in krankenhäusern auf dem festland, das belaste sie sehr. letztes jahr habe sie eine OP an den schultern gehabt, seitdem könne sie beim malen ihre arme nicht mehr so weit heben und malt jetzt nur noch im stehen vor einem tisch, das bild auf hüfthöhe.
alan war im früheren leben journalist, erst hat er für eine zeitung geschrieben, später fürs BBC-fernsehen. seine große leidenschaft sei geschichte sagt er und fängt an, alle englischen könige mit jahreszahlen aufzuzählen. während er alle aufzählt redet mary weiter: „he remembers all that old stuff. but he never knows if he’s already put on his socks.“
später erzählt mir felix, dass alan offenbar auch noch auto fährt, zumindest habe er autoschlüssel in der hand gehalten.
einmal habe ihn, erzählt alan, in berlin ein anderer soldat gefragt, ob er mit ihm und 2 deutschen mädchen ins kino gehen wolle. der andere soldat sei mit dem einen mädchen liiert gewesen und für ihn war wohl das andere mädchen vorgesehen.
er habe nicht erzählt, dass er deutsch konnte und als die mädchen sich nach dem kino unterhielten, hörte er wie das eine mädchen das andere fragte: „und, wie findest du ihn?“ „ach, das ist ja ein komischer kleiner mann.“
zum schluss kaufen wir noch ein set selbstgebastelter postkarten: 4 schwarzweiss-kopien von federzeichnungen plus je einen umschlag, alle sets sind liebevoll in butterbrottüten verpackt. mary erzählt uns noch eine sehr lange geschichte über die bedeutung der motive, wie sie sie fand und jetzt müssen wir aber auch, nachdem wir fast 3 stunden in dieser kirche verbracht haben, schnell zur fähre.
im auto reden wir noch lange über die beiden und ich male mir aus wie ich später auch in einer alten leeren kirche in schottland meine bilder ausstellen werde und der alte klapprige felix, der schon aus dem letzten loch pfeift, muss mir die tapeziertische aufbauen.
wer in nächster zeit mal nach islay fährt sollte sich diese beiden beeindruckenden menschen und ihre geschichten und bilder nicht entgehen lassen:
mary knowles’ paintings
immer donnerstags ab ca. 12 uhr
St. Johns Church (nebeneingang!)
Frederick Crescent
Port Ellen
Islay, PA42 7DH
Scotland
das thema unserer diesjährigen schottlandreise war dieses mal der torf. torf ist jedenfalls das, was mir einen tag nach der rückkehr, neben der automiete bei einem schwarzen schaf (dazu in den nächsten tagen mehr) und dem grossartigen schottischen licht und himmel, am meisten im gedächnis geblieben ist — und sich auch prima in die heimat importieren lässt.
torf ist überall in schottland. die grünen hügel und berge in schottland stellen sich bei näherer betrachtung oder dem betreten als feuchte schwämme heraus, die beim betreten nachgeben und die füsse nass werden lassen. unter dem gras und heidekraut befindet sich eine dicke schicht torf, die nach wie vor fast überall abgebaut, bzw. gestochen wird. unser bed and breakfast-gastgeber auf lewis sagte, dass jeder der eine landfläche besitzt, auch das recht habe torf für den eigenbedarf zu stechen. auf den äusseren hebriden sieht man diese abbaustellen überall, meist gesäumt von bunten plasitktüten, in denen der torf nach der trocknung offenbar abtransportiert wird.
in blackhouses haben zumindest die einwohner der inneren und äusseren hebriden jahrhundertelang gewohnt. zu unserer überraschung offenbar auch noch bis ins zwanzigste jahrhundert hinein. auf der schautafel ist eine szene zu sehen, die das leben in einem dieser blackhouses um das jahr 1964 beschreibt. viele schotten haben also noch bis in die 60er/70er jahre in diesen blackhouses gelebt.
das rekonstruierte blackhouse wurde, wie damals, von einem torffeuer beheizt. das führte zu einem sehr rauchigen innenraum, der in mir die frage aufkommen liess, ob schotten damals alle an lungenkrebs gestorben sind. für die dauer eines kurzen besuchs war der rauch und der geruch allerdings gar nicht mal unangenehm. im gegenteil: eigentlich ist der geruch von brennendem torf ganz behaglich.
wenn ich das richtig verstanden habe, ist der rauch auch ganz nützlich: er tötet ungeziefer. neben dem torf-beheiztem wohnzhimmer, gab es auch noch ein paar weniger rauchige nebenräume, das schlafzimmer und — unter dem gleichen dach — einen stall.
der stall unter dem gleichen dach hatte einen weiteren vorteil (sagten die schautafeln): auch die tiere heizten in den wintermonaten das haus.
ein weiterer ausflug führte uns nach bosta, wo archäologen vor ein paar jahren nach einem sturm eine gut erhaltene eisenzeit-siedlung unter dem sand einer bucht fanden. auch hier wurde eines der häuser rekonstruiert und konnte von innen besichtigt werden.
die bauweise war den neuzeitlichen blackhouses nicht ganz unähnlich und beheizt wurden auch sie von einem ständig brennenden torffeuer.
als wir das rekonstruierte eisenzeithaus besuchten brannte dort zwar gerade kein torffeuer, aber die ganze bude roch (angenehm) geräuchert. die lage der siedlung war übrigens so romatisch, dass ich mir (zum ersten mal in meinem leben) für ein paar minuten vorstellen konnte, auch in der eisenzeit ein angenehmes leben geführt haben zu können. das meer und die bucht haben die bewohner wohl reichhaltig mit nahrung versorgt, neben riesigen austern und muscheln fanden die archäologen auch wild- und viehknochen-reste. dem augenschein nach, könnte das ein ganz angenehmes leben gewesen sein — vor allem wegen der wirklich romantischen lage an einem strand am ende der welt.
ehemalige blackhouses sieht man auf den inseln überall, teilweise werden sie noch als (offene) schuppen oder gehege genutzt.
altes blackhouse in dun carloway
torfrauch wehte auch über das gelände der laphroaig-destillerie. der torfige laphroaig-whisky gehört zu meinen lieblingswhiskys und nach dem besuch dort hat sich meine liebe zu der destillerie noch vertieft. einerseits war laphroaig (neben bunnahabhain) die einzige destillerie die explizit fotos überall erlaubte, andererseits war die führerin unserer destilleriebesichtigung so jung, quirlig, offenherzig und witzig, dass meine sympathie für diese destillerie fast ins unermessliche stieg.
torfrauch über der laphroaig-destillerie
laphroaig nutzt für die whiskyherstellung zwar auch, wie die meisten destillerien, fertig gemalzte und geräucherte gerste, aber 15% des benötigten gerstenmalz stellt laphroaig noch selbst her. nach der wässerung der gerste werden die keimenden gerstenkörner auf vier trocknungsböden noch handgewendet und getrocknet und danach über torffeuern geräuchert.
das feuchte, leicht gekeimte gerstenmalz schmeckt wie müsli …
der geräucherte malz, hier in der räucherkammer, schmeckt sehr malzig-süss, knusprig und würzig. ich habe einmal in die kammer gegriffen und eine die ganze führung über eine handvoll geräucherten gerstenmalz geknabbert.
um den rauch zu erzeugen, lässt laphroaig den torf nicht so lange trocknen, wie man ihn für die normale verfeuerung trocknen liesse. er ist noch etwas feuchter und raucht dann mehr, als er brennt. unter der räucherkammer sieht’s so aus.
torfrauchofen in der laphroaig-destillerie
bevor wir islay besuchten, haben wir in glasgow im ox and finch hervorragend zu abend gegessen. die speisekarte besteht aus kleinen köstlichkeiten, die man beliebig kombinieren und teilen kann. nicht teuer, auch nicht super-günstig, aber extrem lecker, alles. wer jemals in glasgow ist, sollte dort mal hingehen. eine vorherige reservierung ist zu empfehlen.
nach dem essen suchte ich mir den rauchigsten whisky der welt aus: den bruichladdich octomore. den whisky gibt’s auch bei whisky.de, für 124 euro. wirklich witzig ist das verkostungs-video von horst lüning, der rauchige whiskys gar nicht mag und sich sehr amüsant durch die verkostung quält. ich mochte den octomore sehr gerne und habe 20 minuten an meinem glas rumgenippt. der octomore ist an sich relativ stark, aber äusserst aromatisch.
whiskykarte im ox and finch in glasgow
in stornoway habe ich in einem schaufenster dann diese räucherkegel entdeckt. ich fand die idee super, schottischen torfrauch nicht nur in vergeistlichter form von peated whisky nachhause zu holen, sondern auch in form von echtem rauch — und kaufte mir eine dose mit zwanzig räucherkegeln.
tatsächlich funktionieren die räucherkegel sehr gut. mit meinem letzten autofahrer-dram von laphroaig (die anderen habe ich stück für stück abends in unseren bed and breakfast unterkünften weggesüffelt) schaffte ich es zuhause kurz ein bisschen schottischen geist durch die wohnung wehen zu lassen.
20 tage hab ich wieder nicht ins internet geschrieben. meinem alten ich hätte das schmerzen bereitet, mein aktuelles ich fühlt sich (unter anderem) im home-assistant forum wohl. gelegentlich schreibe ich dort auch was rein, aber derzeit fühle ich mich in meiner freizeit eher dazu hingezogen zu basteln und zu bauen und auszuprobieren, als darüber zu schreiben oder meiner meinung ausdruck zu verleihen.
ab und zu juckt es mich dann doch, wenn ich zum beispiel darüber lese, dass gerade in der innovations- und fortschrittsfeinlichen FAZ eine ode auf den ex-uber-chef travis kalanick erscheint (blendle-link zum FAZ-text). früher hätte ich meinen abend damit verbracht in meiner erinnerung zu kramen und nachzurecherchieren wie die FAZ sich gegen plattformen wehrte und (be)klagte, die sie zitieren und verlinken oder irgendwie zugänglich und sichtbar machen. ich hätte aufgeschrieben wie sie sich jahrelang mit den perlentauchern streitete und alles ver- und beklagte was ihrem vermeintlichen derzeitigen geschäftsmodell widersprach. jetzt denk ich mir nur: ist denen das nicht peinlich, feiern, wenn geschäftmodelle anderer durcheinandergewirbelt werden und heulen, wenn das eigene geschäftsmodell von dritten angepiekst wird? angesichts dieser überdosis ignoranz und mangelndem schamgefühls ignoriere ich die FAZ und ihren käse einfach wieder weiter, statt drüber zu schreiben.
es gibt ja so viel anderes zu recherchieren; python-programmierfragen, dienst-monitoring auf *nix-systemen, wie bekomme ich fehlalarme meiner sensoren in den griff, wie kann ich unseren stromverbrauch über die zeit messen und korrelieren, wie kann ich den unvernetzten fernseher steuern und automatisieren, wie automatisieren andere, was geht?
ein paar bruchstücke von dem, was ich in den letzten wochen rausgefunden habe, habe ich jetzt doch mal kurz zusammengefasst. to whom it may concern.
die batterie der schlafnuss ist seit heute alle.
schlafnuss batterieverlauf der letzten zwei monate
Die Batterie kann bis zu 12 Monate halten, wenn sie wenig, und bis zu 6 Monate, wenn sie viel in Gebrauch ist.
In einigen Fällen kann die Batterielebensdauer jedoch verringert werden:
Wenn der Cookie als Schrittzähler verwendet wird (Walk-App).
Wenn der Cookie zu lange an einem kalten Ort verwendet wird (z.B. in der Kühltruhe).
die batterie ist dort wo sie die firma sen.se gerne hätte: in meinem bett. ungefähr zwei monate hat sie dort jetzt gehalten. die app hat mir nicht bescheid gesagt, den graphen habe ich mit daten der API selbst erstellt.
immerhin lässt sich die batterie leicht austauschen. und die schlafnuss funktioniert gut als bett-besetzungssensor, seit ich einfach die temperatur-werte aus der API auslese und mit der zimmertemperatur des schlafzimmers vergleiche. ist die temperatur der nuss 5° höher die umgebungstemperatur, bin ich im bett.
präsenz-sensorik ist ja das A und O der heimautomatisierung. will ich irgendwas automatisieren, muss ich zuerst wissen, ob überhaupt jemand zuhause ist, weggeht oder kommt.
auf der zweiten ebene ist es wichtig zu erfahren ob jemand in einem bestimmten raum ist, um daraus automatisierungen abzuleiten. klassische bewegungssensoren helfen da schon ganz gut, bis auf den nachteil, dass man sich auch in einem raum aufhalten kann, ohne sich zu bewegen. da kommen infrarot-basierte sensoren schnell an ihre grenzen, weil sie nur gröbere bewegungen im raum wahrnehmen, nicht aber bewegungen, die man klassischerweise auf dem sofa oder am tisch macht. für dieses problem habe ich kürzlich, per zufall, eine stark verbesserte lösung gefunden. dazu weiter unten mehr.
ausserdem kann man sich in einem raum aufhalten, ohne sich zu bewegen, zum beispiel, wenn man schläft. dieses problem löst, jedenfalls für mein bett, die sense sleep peanut ganz gut. als schlafqualitätssensor, als das das marketing die nuss anpreist, ist sie leider völlig ungeeignet. die werte die sich die sense-cloud aus den aggregierten bewegungs- und temperaturdaten der nuss zusammenreimt (die meine schlafnuss sendet) sind zu 80% humbug. stehe ich morgens gut erholt und ausgeschlafen auf, erfahre ich von der schlafanalyse, dass ich miserabel geschlafen hätte. lege ich mich um sechs uhr abends kurz zum lesen ins bett, erfahre ich am nächsten morgen, dass ich 12 stunden geschlafen hätte, davon sechs stunden, von halb sieben bis nach mitternacht in bewegungslosen tiefschlaf — dabei sass ich die ganze zeit hellwach an meinem laptop oder am küchentisch.
auch wenn die marketingversprechen der sense schlafnuss für die katz sind, als bett-thermometer und damit temperatur-basierter anwesenheitssensor, funktioniert sie prima, auch wenn ich mir ein etwas längeres batterieleben wünschen würde.
RCWL-0516-mikrowellen-radar-bewegungs-sensor
vor ein paar wochen las ich im home-assistant-forum von „radar“-sensoren, die bei ali-express weniger als 50 cent kosteten. für 90 cent kaufte ich mir 5 stück, auch wenn es berichte über falsche alarme der sensoren gab. auf github hatte jemand die spezifikationen zusammengetragen und grundsätzlich hörte sich das alles sehr vielversprechend an. auch der youtuber andreas spiess kam zu einem positiven urteil. seine tests zeigten, dass die dinger auch durch wände und tischplatten funktionierten, durch glas weniger und über eine distanz von drei bis vier metern auch kleinste bewegungen wahrnahmen.
klassischer PIR-sensor
als meine RCWL-0516-sensoren ankamen, habe ich sofort versucht den PIR-sensor im bad zu ersetzen. der funktionierte grundsätzlich gut und erfasste von der decke aus alle bewegungen im bad. leider hielt er konstruktionsbedingt in der heizperiode auch öfter die heizungsluft für meldungswert, was zu einigen falschen alarmen führte und unnötigem (automatischen) lichteinschalten im bad. ich hatte versucht das problem mit einschränkungen des sichtfelds in den griff zu bekommen, aber so richtig befriedigend war das nie.
der RCWL-0516 liess sich leicht anschliessen, genau wie der PIR-sensor: 5 volt, erde und datenleitung. die empfindlichkeit des „radar“-sensors war erstaunlich. von der abgehängten decke des badezimmers (auf der nicht sichtbaren seite platziert), erfasste er nicht nur bewegungen im bad, sondern auch in der küche. die wand zur küche ist tatsächlich eher dünn, so um die 10 zentimeter. erstaunlicherweise erfasste er aber auch bewegungen im hausflur, also im treppenhaus. und das ist immerhin durch eine 40 zentimeter dicke altbauwand vom badezimmer getrennt. auch unseren wohnungsflur erfasste der bewegungsmelder — durch die geschlossene badezimmertür.
durch positionsänderungen und ein paar lagen alufolie im sichtfeld des sensors liessen sich die erfassung der küche und des wohnungsflurs verhindern. aber der hausflur nicht.
zuerst baute ich mir einen relativ eleganten false-positives-filter, der bewegungen im bad nur gelten liess, wenn vorher auch eine bewegung im flur registriert wurde. dann fiel mir durch einen hinweis meines lieblingsadmins das gute alte motto RTFM ein; hier stand es doch:
The default detection range is 7m, adding a 1M resistor reduces it to 5m
durch auflöten eines 1 megaohm widerstands auf die PINs R-GN liess sich die empfindlichkeit reduzieren. das funktionierte tatsächlich sehr gut! jetzt erfasst der RCWL-0516 wirklich jede kleinste bewegung im bad (und nur dort), so dass die regel für das badlicht jetzt lautet: nach 3 minuten ohne bewegung: licht aus! vorher musste ich diese zeit auf mindestens 10 minuten stellen, weil es durchaus sein konnte, dass der bewegungsmelder beim auf-dem-klo-sitzen oder duschen nichts sah und nichts meldete.
das gleiche gilt für unser neues, ehemaliges kinderzimmer. dort war ein infrarot-basierter bewegungssensor mehr oder weniger direkt auf das lieblingsplätzchen der beifahrerin gerichtet. wenn sie dort auf dem sofa sass, registrierte der klassische PIR-sensor — nichts. der neue radar sensor schlägt jetzt alle 5 bis 20 sekunden an, bei kleinsten hand-, kopf- oder fussbewegungen. einziger nachteil: er reicht nicht weiter als 4 meter. weil das ehemalige kinderzimmer aber etwas über 5 meter breit ist, reicht der sensor also nicht ganz bis zum fenster. dafür erfasst er mich, wenn ich nebenan, in der flur-kammer, auf die leiter steige. durch eine 50 zentimeter dicke wand.
nachdem ich zu weihnachten meine erste tradfri-lampe bekommen hatte (und super zufrieden mit ihr war), habe ich mittlerweile 5 weitere birnen und den gateway dazu bekommen. kurz nach dem erscheinen des gateways hat die home-assistant-entwicklergemeinschaft bereits eine erste, gut funktionierende integration hinbekommen. der integration fehlt zwar noch ein wichtiges detail, die integration der push-fähigkeit des gateways, weshalb es bis zu 30 sekunden dauern kann, dass home-assistant bemerkt das eine lampe eingeschaltet wurde, wenn sie nicht vom home-assistant selbst geschaltet wurde. aber das ist bei der HUE-integration genauso: auch die HUE-lampen müssen „gepollt“, also alle x sekunden nach deren status abgefragt werden.
die tradfries lassen sich derzeit über drei methoden schalten: über den stromkreis, also mit klassischen lichtschaltern, die ikea-steuergeräte und die API, also über die ikea-app oder eben home-assistant (oder andere heimautomtisierungslösungen). das schalten über klassische, unvernetzte lichtschalter hat IKEA sehr viel besser gelöst als philips. nimmt man einer HUE-lampe die stromversorgung weg und schaltet sie später wieder ein, geht sie in der standardeinstellung wieder an, das heisst mit 100% helligkeit und warmweisser lichtfarbe. die tradfris merken sich ihre vorherige einstellung, auch über tage hinweg. damit sind sie auch im unvernetzten zustand, ohne hub, sehr gut nutzbar: man stellt einfach die lichtfarbe und helligkeit die man gerne hat ein und schaltet sie dann mit dem klassischen lichtschalter ein und aus.
in kombination mit einer haussteuerungssoftware ist das allerdings viel eleganter. in unserem badezimmer habe ich es nicht geschafft den lichtschalter (wie in der küche) fernsteuerbar zu machen, zum beispiel mit einem gerät wie diesem. die zwei vorhandenen schalter schalten jeweils eine birne ein und aus. das führt dazu, dass das licht manchmal an bleibt, weil jemand vergisst es auszuschalten. mit einem helligkeitssensor kann ich das sehen und warnungen aufs handy schicken — aber bisher nicht agieren. seit im bad vernetzte tradfris hängen und ich einen zuverlässigen präsenzsensor habe, kann ich sie jetzt einfach (nach drei minuten inaktivität) ausschalten. betritt jemand das bad, geht wieder alles an. sind alle lichtschalter aus, geht beim betreten des bads nur das nachtlicht an, dass sich auch nur automatisiert schalten lässt.
ikea tradfri-dimmer im bad
ich bin mit dieser lösung aus drei gründen sehr zufrieden:
alles funktioniert wie früher™ schalterbasiert
geht man ins bad, ist es nie dunkel, egal ob man einen schalter bedient oder nicht
das licht ist nie länger an als nötig
sehr faszinierend ist auch der ikea dimmer. der ist magnetisch und befindet sich eigentlich in einer (magnetischen) platikschale die man ankleben oder festschrauben kann. ohne schale lässt sich der dimmer aber auch auf metallflächen setzen und reagiert durch zauberei (wahrscheinlich) auf einfaches drehen. ein einteiliger plastikknopf, an dem man einfach drehen kann und die helligkeit verändern kann. grossartig!
alexa-situation auf unserem küchentisch
seit dem 15 märz haben wir alexa in der küche. im januar war ich noch sehr skeptisch, eigentlich auch noch im märz: ich ging fest davon aus, alexa, bzw. den echo-dot scheisse zu finden. aber nicht nur der pupsgenerator hat mich umgestimmt. das ding ist wirklich praktisch und es funktioniert. egal ob ich nuschle, nebenan auf dem klo sitze oder stottere, weil ich vergessen habe, was ich sagen wollte; alexa versteht mich fast immer. in der küche irre praktisch: timer auf zuruf setzen. noch praktischer, die küchen-tradfri-lampen auf zuruf vom eher gemütlichem, gedimmten licht zu einem hellen, blau-weissen arbeitslicht machen. endlich fragt mich die beifahrein nicht mehr morgens wie das wetter wird (woher soll ich das wissen?), sondern alexa (die es immer weiss und die frage auch wiederholt freundlich beantwortet).
tatsächlich ist es das auch schon beinahe, warum ich alexa mag: licht an, aus und umschalten, timer zum kochen setzen, wetteransagen und der pupsgenerator. gelegentlich rufe ich ihr zu: „alexa öffne bring und füge milch hinzu“, aber weil das ein so langer satz ist, tippe ich unsere einkäufe dann doch meist lieber direkt in die bring-app.
viel später als erwartet, kann nun auch unsere fireTV-kiste alexa-kunststückchen, einfach indem man „fernsehlicht an“ oder „aktivieren an“ für helleres licht in die fernbedienung spricht. auch die fernseh-alexa kann wetterberichte vortragen, aber irgendwie benutzten wir sie dort überhaupt nicht. in der küche dagegen ständig.
apropos fernsehen. wir haben uns vor ein paar jahren bewusst gegen einen „smarten“ fernseher entschieden. die fernseher von samsung haben ja einen ganz guten ruf, aber als ich mir die sogenannten smart-tv-funktionen mal näher ansah, konnte ich angesichts der grässlichen umsetzung und bedienbarkeit nur die hände überm kopf zusammenschlagen. was ich dann später im internet las, bestätigte meine vorurteile:
der nachteil eines unsmarten fernsehers, zumindest unseres: auch die fernbedienbarkeit (über http oder HDMI) fällt weg. das ding lässt sich nur mit der infrarot-fernbedienung ein- und umschalten. unser neuer yamaha receiver und das fireTV hingegen lassen sich prima automatisieren. wenn das fireTV mit einem tastendruck auf der fernbedienung aufgeweckt wird, kann ich mit dem home-assistant den receiver einschalten und den richtigen eingang wählen und umgekehrt, wenn der receiver mit HDMI als quelle eingeschaltet wird, kann ich das fireTV wecken.
ein smart-TV liesse sich dann per http ebenfalls einfach einschalten und auf den passenden eingang umschalten. mit dem unvernetzen fernseher musste ich improvisieren: als übergangslösung schaltete ich den fernseher über eine fernsteuerbare steckdose. wenn der fernseher läuft und man ihm den strom nimmt, geht er wieder an, sobald er wieder strom bekommt. wurde er vorher ausgeschaltet, bleibt er auch aus.
das wollte ich ändern, zuerst mit einer selbstbaulösung auf arduino-, bzw. node-MCU-basis mit einer IR-diode und der entsprechenden software. grundsätzlich funktionierte das auch, aber irgendwie habe ich die sendeleistung nie auf richtig gute werte bekommen. nach ein paar stunden experimetieren entschied ich mich 20 euro auszugeben, für einen broadlink RM mini. das ist ein infrarot-signal sender der sich per app bedienen lässt und für den es auch eine home-assistant integration gibt.
broadlink rm mini hinter und unter dem fernseher
die einrichtung des broadlink selbst war etwas fummelig, aber die integration in den home-assistant ging gut. was dann wieder ein bisschen fummelig war: die richtigen codes finden. den fernseher wollte ich ein und ausschalten und die eingabe zwischen kabelfernseh- und dem HDMI-eingang hin und herschalten können. letztere codes waren mit der anlernfunktion recht einfach zu bekommen, bzw. im netz und home-assistant-forum zu finden. das ein/ausschalten war komplizierter. ich wollte ja konkrete codes haben, nicht den quatsch-button auf der fernbedienung der den fernseher je nach status an oder ausschaltete („toggle“). ich brauchte codes, mit denen ich den fernseher sicher einschalten konnte, auch wenn der code mehrfach gesendet würde. im forum fand ich einen, der den fernsehr zuverlässig einschaltete, allerdings immer mit der kabelfernseh-quelle, statt der vorher gewählten quelle.
das netz, die foren sind voll mit gut dokumentierten fernbedienungscodes aller hersteller, auch die samsung-fernseher nutzen wohl seit vielen jahren immer die gleichen codes. nur liegen diese codes mal hexadezimal vor, mal base64 encodiert. die kann man zwar konvertieren, aber das klappt aus unerfindlichen gründen nie so wie ich mir das denke. irgendwas ist ja immer.
was mir am ende half war ausprobieren mit hilfe der „SURE Universal Smart TV Remote“-app. die ist vollgeladen mit code-datenbanken für alle möglichen geräte und dort fand ich dann auch einen konkreten code der den fernseher immer einschaltete und die eingangsquelle auf dem vorherigen wert beliess und den ich mit der lernfunktion abgreifen konnte.
das letzte problem war dann aber immer noch das timing. falls ich den eingabekanal des fernsehers doch setzen möchte, muss ich nach dem einschalzten mindestens sieben sekunden warten, bevor ich den befehl zum umschalten sende, sonst wird er ignoriert.
grundsätzlich ist das fernbedienungschaos jetzt etwas geklärt: mit dem receiver können wir fireTV und fernseher gemeinsam ein- und ausschalten, zum kabelfernsehen lässt sich jetzt auch mit einem tastendruck umschalten, wird eins der geräte ausgeschaltet, schalten sich auch die anderen geräte aus, bzw. in den ruhezustand. das beste sind aber immer noch die beiden wandschalter, mit denen sich alles (im wohnzimmer) ausschalten lässt. mit einem schalterdruck.
plex läuft schon seit ein paar jahren bei uns auf einem mac mini und serviert unseren laptops und dem fernseher filme und serien die gerippt oder uns zugelaufen sind und nicht bei amazon-prime oder netflix laufen. das macht plex sehr gut und zuverlässig, vor allem ist es enorm hilfreich dabei, einen überblick darüber zu behalten was man schon gesehen hat, was man angefangen hat und weitergucken könnte. seit ein paar monaten experiemntiert plex mit einer DVR-, also einer „digital video recorder“-funktion. seit anfang juni soll das auch in deutschland funktionieren. zu den unterstützen geräten gehört seitdem auch der in eurpa erhältliche DVB-C/T/T2-stick tvbutler dazu. den kann man für €59 euro beim hersteller oder bei amazon kaufen. ich habe ihn anfang des monats noch für 50 euro gekauft (plus 7 euro versandkosten). mit softwarelizenzen kostet das ding ungefähr 50 euro mehr, aber weil ich das ding ja mit plex betrieben wollte, brauchte ich die software von dvblogic nicht.
den stick habe ich auf der einen seite mit unserem fernsehkabel verbunden (das dankenswerterweise einen verteiler in der abgehängten flurdecke hat, in den ich mich einschleifen konnte), auf der anderen seite in den mac mini gesteckt. tatsächlich erkannte plex den stick und liess ihn mich konfigurieren. der sendersuchlauf, die kanalzuordnung waren etwas mühsam und intransparent, aber ehrlichgesagt war ich erstaunt dass diese amerikanische software dann tatsächlich mit dem deutschen kabelnetz und deutschen sendern zurechtkam.
was ich partout nicht hinbekam war RTL. es erschien lediglich als verschlüsselter HD-kanal, aber die SD-variante die auch über unser kabel kommt, wollten weder plex noch der tvbutler erkennen oder anzeigen. SAT1, PRO7 und VOX waren alle (in der SD-version) da, auch die anderen schrottabladestationen von RTL, nur der einzige privatsender den ich alle paar wochen mal einschalte um formel1 zu gucken und dabei einzuschlafen, den bekam ich nicht rein.
nachdem ich mir aus den 300 sendern, die der sendersuchlauf fand, 27 rausgepickt hatte von denen ich mir vorstellen konnte mal was sehen zu wollen, zog sich plex einiges an EPG-sendungsdaten aus dem netz. daraus baut plex eine liste mit sendungen, die es mir zur aufnahme anbietet.
plex dvr program guide
eine senderübersicht gibts nicht, ich kann mir aber ansehen was gerade läuft und somit quasi eine senderübersicht bekommen.
plex DVR program guide — was gerade so läuft
die EPG-, bzw. sendungs-daten reichen ein paar tage voraus, dass heisst ich kann sendungen zwei wochen im voraus über die plex-suchfunktion finden. eine sendung wie kitchen impossible, die derzeit und in den nächsten paar wochen wohl nicht läuft, kann ich deshalb auch nicht im voraus programmieren. die sendung mit der maus habe ich natürlich als erstes programmiert und die aufnahme funktioniert auch sehr gut. jetzt kann ich sie endlich gucken wo ich will und auch mal länger als zwei wochen vergessen zu gucken, ohne dass sie dann depubliziert wird.
live-tv geht derzeit nur in der plex-app auf handys. sobald das auch in der fireTV- oder appleTV-app funktioniert, dürfte plex eine ernstzunehmende konkurenz für apps wie zattoo oder magine sein, auch wenn die zugegebenermassen leichter zu konfigurieren sind und gegen bezahlung auch die privatsender in HD wiedergeben. zattoo zeigt die privatsender überhaupt nur gegen bezahlung, mit plex und seiner DVR-/liveTV-funktion bekommt man die privatsender immerhin in SD auch (quasi) umsonst, jedenfalls ohne abo-gedöns. ob RTL sich technisch gegen meinen TV-stick wehrt oder ich zu blöd bin, finde ich auch noch irgendwann raus.
nachdem wir uns vor ein paar monaten einen neuen receiver von yamaha gekauft haben, hatten wir auch einen mussiccast-lautsprecher dazu gekauft, der regulär 229 euro kostet. die yamaha-lautsprecher haben zwar „multiroom“-fähigkeiten, man kann also die gleiche musik in mehreren räumen spielen, aber sie sind mono und die beifahrferin fand den klang so schlecht, dass sie das teil eigentlich zurückgeben wollte. weil das kind den lautsprecher ok fand, haben wir ihn dann doch behalten, aber das kind durfte ihn nach seinem auszug mitnehmen. das ding funktioniert auch standalone als airplay und spotify-connect-lautsprecher.
jetzt wollte die beifahrerin die musiklücke im kinderzimmer schliessen und neue lautsprecher kaufen. die yamaha-musiccast-lautsprecher waren ihr aber zu teuer und zu mono. die können zwar auch stereo, aber dann müsste man zwei kaufen und ist ruckzuck fast 500 euro los. also entschieden wir uns wegen guter rezensionen für ein paar „dumme“ — genauer: unvernetzte — aktivlautsprecher für 40 euro. ich dachte mir, dass ich mir meinen ersten raspberry-pi kaufe und irgendwas bastle, um die lautsprecher zu vernetzen.
die lautsprecher kamen ein paar tage vor dem raspi und hörten sich für 40 euro wirklich gut an. nur das iphone manuell anzustöpseln zum musikhören fühlte sich enorm unpraktisch und hinterwälderisch an. als der raspberry endlich da war, installierte ich das komplettpaket pimusicbox drauf. das ist wirklich einfach: image downloaden, auf eine SD-karte kopieren, in den raspi stecken, erst mit ethernetkabel booten und dann die wichtigsten einstellungen über eine webseite konfigurieren. wenn der pi danach neu bootet, verbindet er sich per wlan und wird von rechnern und telefonen als airplay-lautsprecher erkannt. über eine weboberfläche kann man auch playlisten erstellen, lokal auf dem pi vorhandene musik abspielen oder von netzlaufwerken musik abspielen. es gibt auch eine spotify-integration, die aber eher umständlich über die weboberfläche gesteuert werden will.
in zeiten von spotify-connect will das aber eigentlich keiner, also wir zumindest nicht. wenn der spotify-client auf dem telefon oder dem rechner läuft, will die beifahrerin den lautsprecher am liebsten per spotify-connect ansteuern, vor allem weil sie meint, dass über airplay immer wieder ruckler (alle 1-2 stunden) zu bemerken wären. spotify-connect können der yamaha-receiver und der echo dot in der küche auch und es fühlt sich an, wie das perfekte, reibungslose bedienkonzept.
richtig befriedigende lösungen spotify-connect auf den pi zu bringen gibt’s nicht so viele. wenn man das thema googelt, schlagen viele vor, einen linux-spotify-client auf dem pi zu installieren, komplett mit x-windows und gedöns. andere lösungen wollen einen spotify-API-key, den spotify aber nicht mehr rausrückt. dann fand ich irgendwo einen hinweis auf librespot, einen reverse engineerten spotify-connect-client. die kompilierung von librespot schien mir aber ein ticken zu schwer, weshalb ich froh war einen hinweis auf den fork von @herrernst zu finden, der vorkompilierte binärdatein von librespotzum download anbietet.
einfach runterladen, auspacken und starten:
damit taucht der raspberry-pi-lautsprecher schon als spotify-connect lautsprecher in der spotify-app auf.
damit waren 80% der arbeit an einem abend erledigt: der pi hatte ein betriebsystem, lief rund und war mit dem wlan verbunden, ohne dass ich auch nur eine zeile in die kommandozeile schreiben musste, die lautsprecher waren per airplay und spotify-connect erreichbar und alles klang gut.
na gut ein bisschen musste ich doch in der kommandozeile rumwerkeln, weil airplay nicht auf anhieb funktionierte. ich folgte dieser anweisung um das problem zu beheben und deaktivierte den firewall von pimusicbox indem ich die erste (bzw. zweite) zeile der datei auskommentierte.
die restlichen 20% arbeit, librespot automatisch zu starten und am laufen zu halten, hielten mich dann die folgenden zwei wochen auf trab.
die pimusicbox startet die konfigurierten dienste, wie bei linux üblich, über init-daemons und sorgt mit einen monit-server-dienst daür, das ein paar der beim booten gestartetet prozesse überwacht und im zweifel neu gestartet werden. für librespot habe ich mir das startscript erstmal selbst zusammengestöpselt und dabei ist das rausgekommen:
damit lässt sich dann (dahin habe ich die ausführbare binärdatei verschieben) starten, stoppen und abfragen:
damit monit sich um den dienst kümmert habe ich noch diese kleine monit-startdatei in gelegt:
damit librespot direkt nach dem startvorgang startet (und nicht erst wenn monit den dienst startet), habe ich diese letzte zeile in der datei hinzugefügt:
oben habe ich es auskommentiert, aber ich nutze noch eine option von librespot um den abspielstatus in meinem home-assistant anzuzeigen. gibt man librespot die startoptionen und mit, kann es zum start und stop des playbacks eine datei ausführen. ich lasse librespot je zwei kleine python-scripte ausführen, die den status per mqtt veröffentlichen, was ich dann im home-assitant anzeigen lassen kann. in steht:
unterscheidet sich lediglich im payload der mqtt-nachricht. das python-script funktioniert natürlich nur, wenn man die entsprechenden abhängigkeiten vorher installiert, also mindestens python und paho-mqtt.
librespot funktioniert eigentlich ganz gut. manchmal, nach längerem leerlauf stürzt das programm aber ab, vermutlich weil eine der verbindungen zu spotify abgebrochen ist und das programm sich lieber panisch abbricht, als die verbindung neu aufzubauen. das fängt dann aber monit ab, das den librespot-prozess wieder neustartet, in der standardeinstallung allerdings unter umständen erst nach zwei minuten, weil der prüfzyklus von monit standardmässig auf zwei minuten gestellt ist. das lässt sich aber in anpassen, indem man statt einträgt.
dazu kommt, dass spotify das reverse-engineerte librespot wohl nicht mehr so gerne sieht und immer wieder sperrt oder änderungen an der (undokumentierten) API vornimmt. @plietar bessert librespot zwar immer schnell nach, aber bei den letzten änderungen ist @herrenst mit seinen binaries nicht immer nachgekommen.
zuerst habe ich versucht librespot selbst auf dem pi zu kompilieren, bin aber daran gescheitert die entsprechenden abhängigkieten (hunderte von megabyte) zu installieren, bzw. zum laufen zu bringen. ich habe mit raspotify von @dtcooper aber einen einfachen weg gefunden, librespot selbst zu kompilieren: per docker auf dem mac. nachdem docker installiert ist, reicht es folgendes in der kommandozeile auszuführen und ein bisschen zu warten:
am ende spuckt das script eine .deb-datei aus, die man auf dem pi instalieren kann: einfach in kopieren und auf dem pi folgendes in der kommandozeile ausführen (je nachdem wie die .deb-datei benannt ist):
damit landet librespot in , also da wo das start-script die datei auch erwartet.
den letzten librespot-fix von gestern habe ich einfach in selbst gepatcht und dann alles neu kompiliert. bis jetzt funktioniert es.
tl;dr: statt knapp 500 euro auszugeben, habe ix einfach sehr günstige, dumme, unvernetzte [-werbelink] aktivlautsprecher mit einem [-werbelink] raspbery pi vernetzt und damit nur knapp 100 euro ausgegeben und viel bastelvergnügen gehabt.
Wenn ich die Vielfalt, Kreativität und enorme Produktivität sehe, die von China aus den Weltmarkt seit Jahrzehnten überschwemmt, frage ich mich, was wir, die uns ja immer noch als Exportweltmeister sehen, von China lernen können.
Der wirtschaftliche Erfolg Chinas ist, trotz vieler innenpolitischen Probleme, unbestritten. Vor allem produziert China nicht mehr nur billigen Tand, Plastikspielzeug oder mittelgut gemachte Kopien westlicher Produkte, sondern China hat sich auch zu einem der wichtigsten Produzenten von hochwertigen elektronischen Geräten gemausert. Auf einem dieser Produkte tippe ich diese Kolumne, während mir eine Ikea-Lampe Made in China gedimmtes Licht spendet. Viele westliche Hersteller lassen ihre Geräte nicht mehr nur wegen der niedrigen Lohnkosten in China fertigen, sondern in zunehmenden Maße auch, weil chinesische Hersteller mittlerweile fast die Einzigen sind, die entsprechende Mengen in der geforderten Qualität liefern können. Auch in Sachen Originalität und Innovation kann China mithalten. So sind zum Beispiel die E-Zigaretten, aus denen immer mehr Menschen mit Nikotin versetzten Diskonebel inhalieren, eine chinesische Erfindung.
Wenn ich hingegen Nachrichten lese, frage ich mich, was wir alles lieber nicht von China lernen sollten. China ist eben nicht nur wirtschaftlich erfolgreich, sondern nach Ansicht vieler eine autoritäre Diktatur. Der Grossteil der Bevölkerung lebt nach wie vor in bitterer Armut, Korruption ist alltäglich, politische Dissidenten werden verfolgt, das Internet zensiert. Es gibt viele Dinge, die China richtig macht, aber eben auch viele, die westlichen und demokratischen Werten zuwider laufen und die wir keinesfalls opfern sollten, um dem wirtschaftlichen Erfolg Chinas nachzueifern.
Wenn es aber tatsächlich etwas gäbe, was wir von China lernen können, dann wäre es neben einer hemmungslosen Kopier- und Experimentierfreude, die Liebe zum nutzlosen Tand. Der heilige Ernst, der viele unserer Projekte bestimmt, würde durch eine eher spielerische, kindisch-neugierige Herangehensweise einiges an neuen, kreativen und produktiven Energien freisetzen.
Die Liebe der Chinesen zum nutzlosen Tand ist vor allem auf Onlinemärkten wie alibaba.com und in den Märkten in Huaqiangbei (in der Nähe von Hongkong) zu bestaunen. Die Märkte erstrecken sich über viele Stadtviertel und sind zum bersten gefüllt mit elektronischer Markenware, Fälschungen und eben mehr oder weniger originellen Variationen von nützlichem und unnützen Zeug.
Kaia Dekker hat kürzlich darüber geschrieben, was man in den Märkten von Huaqiangbei alles bekommt. Ihr Mann Jesse Vincent hatte die Idee ein paar Kunden anzubieten, ihnen für 50 Dollar eine Kiste mit „nutzlosem, erstaunlichem Mist“ zu schicken, den er in den Märkten von Huaqiangbei kaufen würde. Für jeweils 30 Dollar wollte er Gadgets für 25 Kisten kaufen, den Rest kalkulierte er für den Versand und einen möglichen, kleinen Profit.
Obwohl die Händler in den Märkten natürlich am ehesten auf Käufer von grossen Stückzahlen aus sind, waren die Preise die Jesse Vincent angeboten bekam frappierend. Die völlig bekloppten, Silikon-beschichteten USB-Lämpchen, die ich für fünf Euro auch schon in deutschen Elektronikmärkten gesehen habe und die derzeit bei Amazon für um die drei Euro angeboten werden, kaufte er für elf US Cent pro Stück. Kleine USB-Ventilatoren, die man für fluffigere Selfies ans Handy stecken kann, kaufte er für 45 US Cent. Der Preis bei Amazon für ähnliche Ventilatoren liegt um die fünf Euro.
Ich mag dieses unnütze Zeug wahrscheinlich aus dem gleichen Grund, warum ich (immer noch) Überraschungseier mag: Einerseits bewundere ich den Gestaltungswillen und die Ingeniosität der Konstrukteure und andererseits inspiriert mich nutzloses Zeug, doch noch einen Nutzen oder eine Verwendung dafür zu finden.
Am meisten mag ich an diesem nutzlosen Zeug aber die Tatsache, dass es das überhaupt gibt, dass es Menschen gibt, die es wagen nutzlose Sachen in riesigen Stückzahlen zu produzieren. Aus dieser Haltung spricht die Zuversicht, dass es viele andere Menschen gibt, die ihr kindliches Gemüt behalten haben, aber vor allem die Zuversicht, dass sich aus nutzloser Spielerei, aus dem Experimentieren, dem Kopieren, doch irgendwann Chancen ergeben etwas Wertvolles, Nützliches, Neues zu schaffen — oder zumindest Profit und einen Haufen neues Wissen angesammelt zu haben.
Innovation ist eine direkte Folge von scheinbar nutzloser Spielerei. Daran sollte uns China jeden Tag erinnern.
was mich sehr freut ist das viele positive feedback. für christian de vries war es einer der besten vorträge der republica und in ein paar top-listen, tauchte mein vortrag auch auf (eins, zwei, drei, vier). anke tröder hat’s gefallen, auch wenn sie mir immer noch die häfte meiner folien wegnehmen möchte. frederik fischer nannte meinen vortrag „niveauvolle Unterhaltung“, für jolle lahr-eigen hab ich’s nach elisabeth wehling auf ihren „persönlichen zweiten Rang“ geschafft, bei joel.lu habe ich etwas berührt.
update: die kunst des liebens
mir ist das alles ein bisschen peinlich.
ich hasse pathos und ich hasse vortragstitel, die keinen ironischen ausweg anbieten. dieser vortragstitel ist so pathetisch, dass er beinahe platzt vor ironischer ausweglosigkeit.
katia, meine frau, meint, ich müsse mich vorab dafür entschuldigen, dass der vortrag so pathetisch und ernst sei.
der witz ist: das ist kein witz.
angefangen habe ich (2010) hier auf der republica mit mildem sarkasmus. ich habe mich — doppeldeutig natürlich — gefragt, warum das internet scheisse ist. der vortrag lässt sich sehr kurz zusammenfassen: weil die welt scheisse ist.
im prinzip habe ich mir diese frage jetzt, vier jahre später, erneut gestellt. nur dass ich diesmal in erich fromms büchern und nicht im internet nach antworten und lösungsansätzen gesucht habe.
weil das motto der republica dieses jahr nun mal liebe ist, habe ich mich erinnert, dass ich als sechzehn/siebzehn-jähriger, erich fromms buch, die kunst des liebens, unglaublich toll fand. und dass ich es doch eigentlich nochmal lesen und hier davon erzählen könnte.
das schlimme und gleichzeitig gute ist: ich fand’s wieder toll. toll, weil es wirklich ein grandioses buch ist und weil ich merkte, wie sehr mich die frühe lektüre dieses buches geprägt hat. oder andersrum, wie sehr dieses buch beim wiederlesen meine vorstellungen vom leben bestätigte.
ich kann hier nichts ironisch brechen, keinen sarkasmus ausstreuen — sondern nur aufrichtig schwärmen.
das einzige was mir einfällt um einmal kurz aus der pathos- und ernsthaftigkeitfalle herauszukommen, ist ein katzenvideo zu zeigen.
aber auch dieses katzenvideo ändert nichts daran, dass ich hier stehe und sagen muss: erich fromms bücher sind wunderbar und obwohl sie ziemlich alt sind, sind sie zeitlos und auf den punkt. erich fromm ist mein held. und ich stehe hier, um zu versuchen euch anzustecken.
ich habe nicht alle, aber viele von fromms büchern und aufsätzen gelesen. ich glaube, dass in fromms büchern viele ansätze zum umgang mit gesellschaftskrisen oder weltproblemen stehen, also ansätze die welt zu verbessern. weil fromm psychoanalytiker war, findet man in seinen büchern — natürlich — auch wege zu einem glücklicheren, erfüllterem leben.
ich könnte das was ich gelesen habe jetzt hier zusammenfassen, also ein verkacktes schulreferat halten, aber das brauche ich nicht, das hat die wikipedia schon (ziemlich gut) gemacht.
ich versuche das ganz anders zu machen. statt wiederzugeben, was fromm geschrieben hat, gebe ich das wieder, was ich (vermeintlich) verstanden habe. ich gebe die rosinen wieder, die ich mir aus fromms werk herausgepickt habe.
ich mache mir sein werk einfach zu eigen.
fromm selbst sagt übrigens, dass ideen erst dann eine Wirkung auf den Menschen ausüben, wenn sie von dem, der sie lehrt, auch gelebt werden.
fromm hat das getan, er war dem menschen extrem zugewandt, engagierte sich in der politik und der friedensbewegung und lebte das, was er schrieb und vortrug, auch selbst.
ich wäre gerne humanist. ob ich einer bin oder zu werden vermag, kann ich nicht beurteilen. erst recht nicht, ob ich das was ich hier gleich erzähle auch verkörpere oder lebe. ich würde das gerne so sehen, ich glaube in der rückschau, seit ich fromm zum ersten mal gelesen habe, dass ich mir immer mühe gegeben habe freundlich zu sein, an das gute im menschen geglaubt zu haben, niemanden in meinem umfeld unterdrückt oder an seinem inneren wachstum gehindert zu haben.
leider weicht die selbstwahrnehmung oft von der fremdwahrnehmung ab.
aber die diskrepanzen zu finden, überlasse ich gerne euch. wobei ich für solches feedback offenbar gut funktionierende wahrnehmungsfilter habe.
ich habe geschlagene 7 jahren gebraucht, bis vorletzte woche, als ich nach bildern für diesen vortrag suchte, um endlich zu erfahren, dass andreas schaefer mich für den welt-grössten schnorrer hält.
glaubwürdigkeit beiseite — ich fang jetzt mal an, bei adam und eva.
peter wenzel: adam und eva im irdischen paradies
die allegorie von der vertreibung aus dem paradies wurde vor vielen jahren von einem unbekannten, aber ganz klugen autorenkollektiv geschrieben.
sie ist eine allegorie auf die entwicklung der menschheit und des menschen.
so wie die entwicklung eines embryos unsere evolutionäre entwicklungsgeschichte nacherzählt, zeigt uns die allegorie von der vertreibung aus dem paradies die psychische entwicklungsgeschichte des menschen auf. sie versinnbildlicht den kern und die existenziellen probleme des menschen. oder positiv ausgedrückt: die geschichte beschreibt die grundbedingung der menschlichen existenz: einerseits gehören wir (eindeutig) zur natur, andererseits sind wir, im gegenteil zu vielen tieren, mit vernunft und erkenntnisfähigkeit ausgestattet.
wir sind fähig die absurdität unserer situation zu erkennen, irgendwann, irgendwo, an einem zufälligen ort in die welt geworfen zu werden.
CC BY 3.0 Jcesare at English Wikipedia
die geschichte zeigt den zentralen widerspruch der menschheit auf: wir erkennen, dass wir der natur angehören, vermögen diese zugerhörigkeit aber nicht mehr zu spüren, weil unser verstand, unsere erkenntnisfähigkeit, unser bewusstsein uns aus dem paradies ausschliessen. nicht gott hat uns aus dem paradies geworfen, unser verstand tut es.
Das größte Problem des Menschen ist seine reine Existenz.
auf psychologischer ebene passiert uns allen genau das, was adam und eva passiert ist: am anfang sind wir eins mit allem, genaugenommen, sind wir tatsächlich nur eins; ein einzeller.
wenn wir dann, viel zu früh, aus dem mutterleib gedrückt werden (hier versinnbildlicht von amy schumer), …
… viel früher als die meisten tierarten, die sich im mutterleib viel weiter entwickeln dürfen, liegen wir völlig hilflos und abhängig von der mutter, der flasche oder einer sich kümmernden person in der welt.
aber wir sind, auch wenn es etwas kälter und trockener geworden ist, immer noch im paradies. wir erkennen noch wochenlang keinen unterschied zwischen uns und der mutter, bzw. unserer bezugsperson. brust, flasche, daumen, alles eins, alles ist ich, alles meins.
aber irgendwann merken wir, dass wir gar nicht eins mit der mutter sind und wenn wir noch mehr vom erkennnisapfelbrei gegessen haben, merken wir, dass wir uns irgendwie trennen müssen von der mutter, dem vater oder den bezugspersonen — und selbst jemand werden müssen.
und das ist, wo die ganzen probleme anfangen. bei uns allen. nicht nur bei woody allen.
da kann man sich drüber lustig machen, wie woody allen, meist in gewissem masse selbstkritisch oder wie generationen von karikaturisten.
aber der kern all unserer probleme, lässt sich mit dieser einen allegorie umschreiben, damit, dass wir nach wegen zurück ins paradies, nach wegen zum glück, zur einheit mit mutter und vater oder anderen menschen suchen.
fromm geht noch weiter, er sagt, dass dieses bedürfnis zu einheit der trieb ist, der uns im inneren antreibt. freud, sagt fromm, dachte dieser drive sei der sexualtrieb. fromm meint, das sei ein freudscher fehler.
die bibel umschreibt diesen antrieb mit der vertreibung aus dem paradies und der hoffnung da irgendwann wieder reingelassen zu werden. märchen erzählen die hoffnung auf erlösung als suche nach dem glück und hollywood hat auch grossen gefallen an erlösungsgeschichten, meist erzählt als die suche und die genese des einen, des auserwählten, der wieder alles in harmonie zu bringen vermag.
das bedürfnis zu einheit zu finden, die absurdität unserer existenz irgendwie aufzulösen, ist auch die grundlage des humanismus. der humanismus geht davon aus, dass die menschen eine einheit sind, weil die grundbedingung, das grundproblem für alle gleich ist.
wie die unabhängigkeitserklärung, betont der humanismus, dass der mensch nicht nur das recht hat, sondern fähig ist sich weiter zu entwickeln und zu vervollkommnen, sein glück zu finden und vernünftig und friedlich zu handeln.
hört sich ein bisschen wie ein glaubensbekenntnis an — und ist es wohl auch.
diese idee vom humanismus, von der gemeinsamen wurzel und dem allen menschen gemeinsamen bedürfnis nach (wieder) vereinigung oder einheit, durchzieht alle bücher von erich fromm.
sollte mich jemand fragen, wie ich in einem satz fromms bücher und aufsätze zusammenfassen würde, der satz lautete:
um zu glücklicheren, zufriedeneren menschen zu werden, müssen wir an unseren fähigkeiten zu liebe, solidarität, vernunft, mut und glauben (zum beispiel an das gute im menschen oder den nächsten) arbeiten, mit betonung auf arbeit.
denn obwohl diese fähigkeiten in uns allen angelegt sind, sind sie zum teil verschüttet und wachsen nicht unbedingt von alleine.
fromm drückt das so aus: der mensch brauche sein leben lang um sich selbst zur geburt zu bringen, das führe zu „wohl-sein“ (well-being) und habe die freude am leben als begleiter.
zitat fromm:
Nur in dem Maße, in dem der Mensch seinen Hass, seine Unwissenheit, seine Gier und seine Selbstsucht überwindet und er in seiner Fähigkeit zu Liebe, Solidarität, Vernunft und Mut wächst, kann er dieses Ziel erreichen.
wer gedemütigt und verletzt wird, wer verachtet und angegriffen wird, soll sich nicht selbst wehren müssen müssen. es braucht andere, die einstehen für die würde jeder einzelnen person. es braucht andere die widersprechen, die die nicht gemeint sind, die sich aber gemeint fühlen.
eine gesellschaft in der alle nur sich selbst retten und schützen wollen ist keine. das ist neoliberalistisches spektakel.
das hätte auch ein zitat aus einem von erich fromms büchern sein können.
anders als fromm, möchte emke diese solidarität, oder den respekt für anders lebende menschen aber nicht zur liebe zählen, sie sagte:
wir brauchen keine liebe, uns reicht schon respekt
damit hat sie natürlich recht, aber fromm auch, für den solidarität, respekt, mut, vernunft teil von liebe sind.
das konzept der liebe nach fromm ist nichts was einem passiert, oder einfach nur erwidert wird oder sich auf partnerschaften beschränkt, es ist viel mehr eine auffassung vom leben, eine aktivität:
Liebe ist eine ständige Herausforderung, sie ist kein Ruheplatz, sondern bedeutet, sich zu bewegen, zu wachsen, zusammenzuarbeiten.
fromm differenziert die unterschiedlichen ausprägungen der liebe in seinen büchern super sorgfältig, zwischen erotischer, mütterlicher, väterlicher, brüderlicher oder selbstliebe.
der liebe zu gott widmet er das längste kapitel, stutzt sie aber eher auf toleranz und einen glauben an das gute im menschen und der welt zusammen.
all diese formen der liebe bedingen einander und haben so ausdifferenziert kaum noch etwas mit dem begriff der liebe zu tun, den wir im alltag benutzen.
hmm. das ist jetzt doch ein bisschen ein schulreferat geworden.
liebe ist — nach fromm — sehr viel mehr, sehr viel weitreichender, als nur erotische liebe.
vor zwei wochen habe ich im spiegel (wie carolin emke) ein interview mit der literatur-nobelpreisträgerin toni morrison gelesen. eine der fragen an morrison bezog sich auf die dokumentation „i am not your negro“ über den schriftsteller james baldwin. darin habe baldwin gesagt, dass die amerikaner gern dummheit und unreife mit aufrichtigkeit verwechselten — der spiegel fragte morrison, ob trump ein treffendes beispiel „für diese fast 40 jahre alte analyse“ sei.
abgesehen davon, dass ich glaube, dass reife oder menschlichkeit keineswegs einen hohen intelligenzquotienten voraussetzten, und ich heute gar nicht über den narzisten trump reden will, blieb ich am begriff der reife hängen, von dem fromm ebenfalls in allen möglichen schattierungen spricht.
ich versuchte eine quelle für das zitat von baldwin zu finden — und fand, statt eines zitats, vortragsgold. seitenweise zitate, die ich eine stunde lang vorlesen könnte.
ich wollte aber zuerst auf dieses zitat hinweisen.
The place in which I'll fit will not exist until I make it.
baldwin sagt, dass es den ort, an den man passt, erst dann gibt, wenn man ihn sich selbst macht. damit sagt er eigentlich das gleiche wie fromm, wenn er davon redet, dass wir uns das leben lang zur geburt bringen müssten; glück und zufriedenheit, die überwindung von angst und traurigkeit wachsen aus uns selbst — wenn wir dran arbeiten.
You write in order to change the world ... if you alter, even by a millimeter, the way people look at reality, then you can change it.
hier sagt baldwin, dass wir schreiben um die welt zu verändern und wenn wir es schaffen, die art, wie die leute die realität wahrnehmen, auch nur einen millimeter zu verschieben, dass wir sie dann auch ändern können.
dieses zitat gefällt mir einerseits, weil es eine super überleitung zu meinem nächsten themenblock ist, aber auch, weil es das wiedergibt, worüber viele andere (und ich) in den letzten jahren auf der republica geredet haben:
wenn wir die wahrnehmung der welt durch geschichten, narrative oder das was wir tun auch nur einen millimeter bewegen können, dann können wir auch die welt verändern.
der entscheidende punkt ist — meiner meinung nach: die welt verändert sich seit jahrhunderten, im grossen und ganzen, millimeterweise, zum guten. wir sehen das allerdings nicht immer ganz klar, weil die bewegung zum guten, zum besseren, überdeckt wird von schwingungen.
das sind die schwingungen der sonne am ersten und zweiten märz. (natürlich schwingt die sonne nicht — es ist nur unsere wahrnehmung vom sonnenwinkel)
anfang märz sind die nächte länger als die tage. viel mehr sieht man nicht.
das ist die erste märz-woche. wenn man genau hinsieht, sieht man bereits eine tendenz, aber noch sehr undeutlich.
wenn man die zeit vom ersten zum 15. märz ansieht, ist die tendenz zu längeren tagen deutlich sichtbar.
und erst recht, wenn man den ganzen monat betrachtet. dann sieht man deutlich die tendenz zu längeren tagen.
politisch ist das ganz ähnlich. da geht es auf und ab, zwischen den polen.
mal sind progressivere kräfte am hebel, mal sind es konservierende, eher rückwärtsgewandte, gestrige kräfte.
aber, zumindet in demokratischen gesellschaften, sind die auf-und-ab-bewegungen gedämpft, durch institutionelle oder gesellschaftliche widerstände.
und wenn man die augen zukneift (oder meinen selbstgemalten graphen glauben schenken will) kann man auch hier eine tendenz beobachten. gesellschaftlich bewegen wir uns nach vorne, in richtung von fortschrittlichen ideen von gerechtigkeit, gleichberechtigung und toleranz.
50er-jahre-witze oder -werbung funktioniert heute nicht mehr, egal ob der gag brachial oder subtil ist.
es gibt zwar immer noch viele menschen, die sich eine zeit zurückwünschen, in der solche anzeigen normal waren. aber gesellschaftlich, insgesamt, haben wir uns in den letzten 60, 70 jahren weit weg von solchen witzen bewegt.
im fernsehen sehen wir stattdesen trans-menschen in hauptrollen, in nebenrollen, portraitiert als ganz normale menschen — nicht als freaks.
mindestens ein schwules päärchen ist seit acht jahren in der sehr erfolgreichen familien comedy-serie modern family zu sehen, die auf dem zum disney-konzern gehörenden US-sender ABC läuft.
noch vor 20 jahren, erzürnte das coming out von ellen de generes in ihrer damaligen, sehr erfolgreichen ABC sitcom ellen, so viele zuschauer, dass die serie wegen einbrechender zuschauerzahlen schliesslich eingestellt wurde.
natürlich gibt es nach wie vor teils erbitterten widerstand und parzielle radikalisierungen gegen solchen gesellschaftlichen wandel, aber ich glaube die richtung stimmt, auch wenn auf fortschritte immer wieder eine regression folgt, oder wir manchmal denken, schon weiter gewesen zu sein.
fromm fand das übrigens auch, in den siebziger jahren hat er in haben oder sein geschrieben, dass es sich beim „Zusammenbruch der patriarchalischen Herrschaft über die Frauen und der Herrschaft der Eltern über die Kinder […] um historische Veränderungen handelt, die kaum reversibel erscheinen“.
er nannte die revolution „der Frauen und der Kinder sowie die sexuelle Revolution“ siegreich, auch wenn sie sich noch im anfangsstadium befänden, denn:
Ihre Forderungen wurden bereits vom Bewusstsein der Mehrheit akzeptiert, und die alten Ideologien werden mit jedem Tag lächerlicher.
ich schliesse aus dem was fromm sagt und was ich beobachte: ideen, gesellschaftsnormen von minderheiten können sich in der breite der gesellschaft durchsetzen — wenn sie humanistisch geprägt sind.
was wir zur zeit, quasi live, beobachten können sind weitere gesellschaftstransformationen, vor allem bemühungen um eine transformation der sprache zu mehr achtsamkeit. zum beispiel achtsamkeit darauf, andere menschen nicht zu verletzen oder sie auch sprachlich anständig zu behandeln.
auch hier gibt es erbitterten widerstand, den wir täglich bis hinein in unsere filterblasen beobachten können. wobei widerstand gegen sprachveränderung — egal ob nach rechts oder links — der bei weiten unintelligenteste vorstellbare widerstand ist. sprache verändert sich einfach, unaufhaltsam — weil sie lebt.
aber sie lebt natürlich nur, weil wir — wir alle — sie ständig mit leben füttern und sie benutzen.
und weil wir und immer neue generationen, leben, uns weiterenwickeln, wachsen, uns verändern — und sprechen — können wir die sprache mit leben füllen.
widerstand verändert sprache nicht. sprache verändert sich, wenn sie mit leben gefüllt wird. wir müssen aber darauf achten, dass sie nicht mit negativ, destruktiv, unmenschlich geprägtem haltungen gefüllt wird. und das können wir, indem wir positiv gegensteuern. mit einer einfachen, menschenfreundlichen sprache, die wir einfach immer benutzen — und auf sie achten.
im zusammenhang mit sprache wurde auf dieser republica auch viel über hass geredet. für den psychologen fromm ist hass ein symptom.
hass, sagt fromm, sei auf einen mangel an selbstliebe zurückzuführen.
ich finde es leuchtet ein und ich hätte gerne ein pumuckl-zitat gezeigt, das beweist, dass fromm hier recht hat. ich habe aber keins gefunden und muss (wieder) james baldwin zitieren, der hat das nämlich genau so gesagt, also muss es stimmen:
Hatred is always self hatred, and there is something suicidal about it.
— james baldwin
fromm weist darauf hin, dass selbstsucht und selbstliebe nicht das gleiche seien:
Der Selbstsüchtige liebt sich selbst nicht zu sehr, sondern zu wenig: tatsächlich hasst er sich.
Dieser Mangel an Freude über sich selbst und an liebevollem Interesse an der eigenen Person […], gibt ihm ein Gefühl der Leere und Enttäuschung. Er kann deshalb nur unglücklich und eifrig darauf bedacht sein, dem Leben die Befriedigung gewaltsam zu entreissen, die er sich selbst verbaut hat.
fromms antwort auf die frage, woher der hass kommt, nämlich durch mangel an selbstliebe, ist ähnlich unbefriedigend und unpraktisch wie die antwort auf „die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“ von douglas adams.
vielleicht stellen wir die fragen nach den gründen der probleme der welt nicht differenziert genug?
oder vielleicht suchen wir die antworten an der falschen stellen?
meine schlussfolgerung aus dem was fromm schreibt und sagt ist jedenfalls, dass wir bei der lösung der probleme der welt nicht ausschliesslich bei „den anderen“ anfangen sollten — und können — sondern bei uns selbst. bei unserer eigenen fähigkeit zu lieben, das leben zu lieben, uns selbst zu lieben, andere zu lieben.
oder weniger pathetisch ausgedrückt, wir sollten uns, unser leben, unsere haltung zur welt darauf prüfen, ob da nicht auch sehr viel von dem was wir in der welt verabscheuen, das wogegen wir kämpfen oder kämpfen wollen, ob davon nicht auch ganz viel in uns selbst steckt.
fromm formuliert in haben oder sein eine relativ radikale gesellschaftskritik, die ich nicht ganz so super finde und die sich, ganz grob so zusammenfassen lässt:
unsere heutige konsumgesellschaft betont das haben mehr als das sein. fromm sagt, die schwäche unserer gesellschaft sei, dass sie keine ideale mehr biete, keine vision mehr kennt — ausser der des mehr-haben-wollens. wir leben laut fromm in einem gesellschaftlichen experiment zur beantwortung der frage, ob vergnügen und konsum eine befriedigende lösung des menschlichen existenzproblems sein könnte.
er meint, dieses experiment sei bereits gescheitert.
unser wirtschaftsystem werde nicht mehr durch die frage bestimmt „Was ist gut für den Menschen“, sondern durch die frage „Was ist gut für das Wachstum des Systems?“
und diese haltungen des gesellschaftsystems wirken (natürlich) auf uns (alle) ein, auf unsere eigene haltung, auf unser denken. wir spielen mit und verdrängen die eigentliche frage: was ist gut für uns?
vor allem aber stellen wir unser wachstum ein, unsere reifungsprozesse.
diese kritik ist nicht neu, neil postman hat unserer konsumorientierten mediengesellschaft kindliche regression, ein steckenbleiben im infantilen attestiert. ich bin eigentlich kein grosser freund der postman’schen mediengesellschaftskritik, auch wenn da was dran ist.
ich möchte es eher umgekehrt betrachten, optimistisch, konstruktiv: wenn wir es schaffen uns von gesellschaftlichen zwängen zu befreien, angstfreie persönlichkeiten zu werden, die nicht nur der herde folgen, sondern selbst, autonom denken, sich von zwängen und ängsten befreien, dann können wir auf die gesellschaft zurückwirken, dank der modernen massenmedien sogar effektiver als je zuvor.
ich habe es oben gesagt, gesellschaftlicher wandel wird oft von minderheiten eingeleitet und immer dann mit besonders grosser, anhaltender wirkung, wenn der angestossene wandel eben nicht destruktiv, sondern human, menschlich, friedlich — eben humanistisch — ist.
das konzept ist natürlich nicht neu und viele humanistische projekte die sich liebe oder brüderlichkeit auf die fahnen schrieben, sind in grausame, menschenfeindliche ideologien gemündet.
ich glaube (trotzdem) wir können weltprobleme durch haltung verschieben.
vorleben ist effektiver als predigen.
vorbilder funktionieren hervorragend um die konsumgesellschaft auf umdrehungen zu halten. prominente, influencer, vorbilder haben sich als so wirksam erwiesen, dass die konsumindustrie ihnen das geld wahllos in den arsch bläst.
dass minderheiten — oder einzelne — oder prominente — ganze gesellschaftsschichten berühren können ist aber kein reines phänomen der modernen kosumgesellschaft. das gab es zum beispiel im bereich der mode schon seit hunderten — tausenden jahren.
irgendwann muss irgendwer angefangen habe sich weisse perücken oder gigantische hüte aufzusetzen, einer oder eine, die den mut hatte, aus der gruppe auszuscheren.
irgendwer, oder irgendeine gruppe, muss in den achtzigern damit angefangen haben, sich schulterpolster unter die klamotten zu stecken.
und plötzlich hat sich nicht nur einer lächerlich gemacht, sondern so gut wie alle.
ich wiederhole mich: ich glaube die gesellschaft lässt sich viel besser durch vorbildliches verhalten beeinflussen, zum guten (und schlechten) verschieben, als durch das predigen. dieses prinzip kennt jeder der schonmal mit kindern zu tun gehabt hat: kinder machen nie das was man ihnen sagt, sondern das was sie wollen und sie ahmen das nach, was man ihnen vorlebt.
Children have never been very good at listening to their elders, but they have never failed to imitate them.
- james baldwin
wir können veränderung nicht verordnen, veränderung muss wachsen, am besten aus sich selber heraus, ohne zwang und nicht aus gehorsam. das funktioniert durch vorbilder und einsicht.
I can't believe what you say, because I see what you do.
- james baldwin
ich glaube, wenn wir, wir alle, daran arbeiten uns zu verbessern, zu uns finden, selbstständiger denken, uns ent-täuschen, von illusionen oder rationalisierungen frei machen, desto wirksamere vorbilder können wir werden.
selbstoptimierung ist momentan ja durchaus im trend, wir zählen kalorien, schritte, treppenstufen, trainingseinheiten, tauschen schminktipps, nicht immer, aber meistens um anderen zu gefallen.
das kann auch daran liegen, dass wir noch keine wege gefunden haben, die richtigen metriken zu erfassen.
wie misst man eine wachsende persönlichkeit, wertschätzung, menschlichkeit, hilfsbereitschaft, freundlichkeit, demut, selbstlosigkeit, wohltätigkeit, humanität? wo sind die apps für sowas?
oder andersrum gefragt. warum wirkt es auf uns immer noch latent schwächlich, kränklich oder irritierend, wenn menschen kompetente hilfe in anspruch nehmen, um tiefsitzende, verschüttete probleme anzugehen und an ihrer fähigkeit arbeiten, sich selbst und andere besser zu lieben?
unsere helden und stars sind die, die an ihrem äusseren arbeiten, nicht die, die an ihrer beziehungsfähigekeit und menschlichkeit arbeiten.
an seinen menschlichen qualitäten zu arbeiten, ist nichts anderes als — meinetwegen — skifahren zu lernen. so wie skifahren, ist die ständige arbeit an sich selbst anstrengend, aber beides führt zu besserer lebensqualität.
ich möchte noch einen satz von carolin emke in meinem sinne zurechtbiegen. sie hat am montag darüber gesprochen, dass man sich gesellschaftliche mehrheiten erarbeiten könne. sie sagte:
das geht nicht schnell. das ist mühsam. das verlangt womöglich auch, immer wieder, selbstkritik und das überarbeiten der eigenen konzepte und ideen. aber ganau darin besteht politisches handeln.
in meinen worten würde ich das so sagen: die reise nach innen, im sinne fromms, ist auch politisch. sie ist vielleicht auch eine der vorraussetzungen für politisches handeln.
der deutsche lao-tse, meister eckhart, sagt:
Die Menschen sollen nicht so viel nachdenken, was sie tun sollen; sie sollen vielmehr bedenken, was sie sind.
wir sollten einfach mehr nachdenken. nicht dass wir nicht denken würden, aber wir denken eventuell zu oft einfach nur mit, als selbst, eigen, aktiv zu denken.
unsere freizeitaktivitäten sind oft passiv geprägt: wir lassen soziale medien oder fernsehserien an uns vorbeiströmen, reagieren und liken. als fortgeschritten gilt schon wer ins theater geht und dort akkustisch, mit den händen liked — oder im ledersessel ein buch liest oder sich sehenswürdigkeiten auf reisen ansieht. aber eigentlich sind diese freizeitaktivitäten vor allem freizeit-passivitäten. wir konsumieren vor allem.
erich fromm, der jude war, sich aber vom glauben löste, sang in haben oder sein ein loblied auf den sabbat. wie der christliche sonntag, sei der sabbat ein tag der ruhe, aber „im Sinne der Wiederherstellung vollständiger Harmonie zwischen den Menschen und zwischen Mensch und Natur.“
am sabbat dürfe nichts zerstört und nichts aufgebaut werden; der Sabbat sei „ein Tag des Waffenstillstandes im Kampf des Menschen mit der Natur“.
„Der moderne Sonntag“, sagt fromm, sei dagegen „ein Tag des Vergnügens, des Konsums und des Weglaufens von sich selbst.“
vielleicht sollten wir probieren, einen tag in der woche zu uns selbst zu kommen. einen tag pro woche lang nicht versuchen, vor uns selbst wegzulaufen oder uns abzulenken, sondern nachzudenken oder an uns zu arbeiten, an unseren fähigkeiten, an unseren ängsten.
ich bin ein grosser fan von fernsehserien. ich zähle die fernsehserienfolgen die ich gucke mit diesem kleinen tool und sehe daran, dass ich vor allem zu viel fernsehe (im schnitt 37 fernsehserienfolgen pro monat).
anfang letzten jahres habe ich das damit rationalisiert, dass ich so viel gucke um viel im blog rezensieren zu können. ab dem sommer war mir das dann aber egal, und ich habe einfach so weitergeguckt.
als ich kürzlich mit meiner schwester und ihren kindern bei meinen eltern war, erkannte ich eine parallele; ich stellte mal wieder fest, dass fernsehen, neben schnullern, auf handgeräten strömendes ganz besonders, wirklich das beste mittel zum abstellen von kinderlärm ist.
im amerikanischen heissen schnuller übrigens doppeldeutig pacifier. friedensstifter.
pacifier — der Friedensstifter | die Friedensstifterin Pl.: die Friedensstifter, die Friedensstifterinnen pacifier(Amer.) — der Schnuller Pl.: die Schnuller pacifier — Mittel zur Beruhigung
mir fiel auf: das gilt für erwachsene genauso! wir beruhigen uns mit dem fernsehen. es ist das beste mittel vor uns selbst (und anderen) wegzulaufen.
um zu zeigen, was ich meine, lässt sich dieses zitat von james baldwin wunderbar profanisieren:
People can cry much easier than they can change.
— james baldwin
wir weinen lieber inspiriert durch gut gemachte erzählungen, statt (schmerzhaft) an unserer eigenen erzählung zu arbeiten.
unser motto scheint zu sein: lieber fernsehen, als introspektieren.
allerdings: ich mag es nicht, wenn mir andere sagen, dass ich medien falsch oder zu hochdosiert oder ineffizient oder gar krankhaft konsumiere. deshalb: ignoriert was ich gerade gesagt habe, das soll keine kritik an eurem social- oder streaming-medien-verhalten sein. macht was ihr wollt.
aber mir fällt auf: wenn man einen schritt zurücktritt und sich selbst beobachtet, dass einem dann durchaus sachen auffallen, die man ändern könnte. oder müsste.
ganz allgemein: ich will nicht sagen dass wir etwas falsch machen, zu viel dies, zu wenig das — zumindest nicht pauschal.
ich will nicht sagen aktionismus, politisches engagement seien falsch.
was ich betonen will ist, dass wir versuchen sollten zu wachsen, uns besser kennenzulernen, uns zu ent-täuschen, von gesellschaftlich anerkannten denkschemata frei zu machen und selbstständiger zu denken. wir sollten versuchen uns von unseren rationalisierungen und ängsten freier zu machen, verdrängtes aufarbeiten und ganzere menschen zu werden.
wir sind schon OK, da glaube ich fest dran, mit ausschlägen nach oben und unten, rechts und links, aber wir haben potenzial, sehr viel potenzial, in uns selbst. und wenn wir das heben können, können wir auch besser anderen helfen ihre potenziale zu erkennen und zum einsatz zu bringen .
ich finde potenzial zu haben, zu entdecken oder gar zu heben, ist das tollste auf der welt. aber dafür müssen wir nicht nur antworten suchen, sondern vor allem — fragen.
ein letztes mal möchte ich ein zitat von james baldwin für meine zwecke misbrauchen.
wir sollten versuchen fragen frei zu legen, die von den antworten verdeckt werden.
der erste eindruck nach einem tag und einer nacht mit der sen.se-schlafnuss hat sich nach drei tagen verfestigt. die sleeppeanut ist ein solider temperatur- und bewegungssensor, den man sich ins bett legt und der daraus rückschlüsse auf das schlafverhalten ableitet und noch grosses entwicklungspotenzial hat. über die API lassen sich die werte auslesen, die die schlafnuss per bluetooth low energy über die handy app nach hause funkt. ich kann den batteriezustand auslesen, die temperatur und registrierte bewegungen. aus diesen daten — und der tageszeit — leitet sen.se dann schlafdaten ab. leider funktioniert das nicht für mittagsschläfe. bettzeiten vor den abendstunden werden für die schlafauswertung komplett ignoriert.
was den schlafalgorithmus zudem komplett durcheinander bringt: wenn man sich in den abendstunden einmal kurz ins bett legt, zum lesen oder fernsehgucken, dann wieder ein paar stunden aufsteht und später wieder hinlegt. am abend des ersten april habe ich mich beispielsweise um 22 uhr für 20 minuten hingelegt und bin dann erst gegen zwei uhr morgens wieder ins bett.
in der zeit, die ich in der küche verbracht habe, sah sen.se zwei tiefschlaf- und zwei halbschlafphasen und macht aus sechs stunden nachtruhe einfach neun.
auch heute nacht hat der sen.se-algorithmus meine einschlafzeit falsch eingeschätzt. ich bin zwar in der tat um 22:48 uhr ins bett gegangen, aber nach 10 minuten eingeschlafen, nicht erst nach über einer stunde.
korrekt verzeichnet ist meine aufstehzeit. weil ich über die API die temperatur und den bewegungsmelder auslese, kann ich die nachtauswertung des sen.se-algorithmus mit den sensordaten vergleichen. so wie es aussieht, werden phasen, in denen ich mich wenig oder nicht bewege als tiefschlafphasen gewertet und andere bewegungen, je nach intensität als wach-, halb- oder leichtschlaf. die auswertung der bewegungen ist recht detailiert, sen.se erfasst die anzahl der bewegungen pro 5 minuten-interval und deren intensität. ich lese lediglich das vorhandensein von bewegungen aus und habe mir so über meine heimautomatisierungssoftware eine art bett-bewegungsmelder gebaut.
aus dem temperaturverlauf der schlafnuss, lässt sich dann hervorragend (im homeassistant) ein bett-anwesenheitssensor bauen. sobald die temperatur der schlafnuss ca. 5° über der raumtemperatur liegt, kann ich davon ausgehen, dass mein bett besetzt ist. damit liessen sich dann automatisierungen bauen, fielen mir welche ein.
mir gefällt, dass sich die sensordaten der schlafnuss relativ unproblematisch über die API auslesen lassen, auch wenn sie aus technischen gründen immer erst leicht verzögert vorliegen. die schlafnuss muss sie erst an die handyapp funken, die app muss vom handy rechenzeit zugewiesen bekommen und dann die daten nachhause funken. dort kann ich sie dann per API auslesen und entsprechend mit 2-10 minuten verzögerung agieren. erstaunlich erscheint mir die funkreichweite der schlafnuss. von meinem bett zur küche sind es ungefähr 10 meter und zwei wände dazwischen. trotzdem schafft es die handy-app regelmässig die daten der schlafnuss über diese distanz zu erfassen, ohne dass das handy direkt neben der schlafnuss liegen muss.
wirklich enttäuschend hingegen ist der weckmechanismus. immerhin ist die weckfunktion eins der hauptmarketingelemente von sen.se. so steht auf der verpackung „smart wake up alarm clock“. der wecker ist per app einerseits umständlich zu bedienen und relativ unflexibel, wenn man mal schnell die weckzeit anpassen will. ausserdem ist der wecker strunzdumm: obwohl das system weiss, dass ich um 4:48 uhr aufgestanden bin, plärrte die nuss um 6 uhr (die eingestellte weckzeit) im bett los. noch dümmer: die app schafft es nicht, sich dem handy als wecker vorzustellen und damit die stummschaltung des handys zu umgehen. ich habe (natürlich) mein handy stets stummgeschaltet, was aber zumindest den eingebauten ios-wecker nicht stört. der plärrt genau dann so laut los, wie ich es vorher eingestellt habe, egal ob das gerät stummgeschaltet ist oder nicht. die sen.se app geht davon aus, dass mich eine stumme benachrichtigung auf dem sperrbildschirm wecken würde, wenn ich nicht möchte dass die schlafnuss zur weckzeit fiept. hier besteht eindeutiger nachbesserungsbedarf und sen.se sollte vor allem nochmal kräftig überlegen, ob es wirklich „smart“ ist, leute zu wecken zu versuchen, von denen man weiss, dass sie wach sind.
auch im senseboard, dem dashboard auf dem sen.se die sensordaten aller registrierten peanuts anzeigt, herrscht noch starker nachbesserungsbedarf. derzeit präsentiert sich mir das senseboard nämlich so:
um die daten meiner nuss zu sehen, muss ich jedes mal auf „mein erstes gerät hinzufügen“ klicken und mich über die „sleep“ anwendung zu meiner „bereits installierten“ schlafnuss durchklicken. möchte ich im senseboard einstelliungen an der schlafnuss vornehmen, antwortet sen.se mit 404 (einstellungen in der app funktionieren).
auch wenn der weckmechanismus noch strunzdumm unausgereift ist, das webportal erst halbfertig, die schlafauswertungen fehlerhaft und hochspekulativ sind, bereue ich nicht 30 euro für die sen.se sleeppeanut ausgegeben zu haben. es ist ein ausgefeiltes stück technik, das präzise sensordaten per BLE über grosse distanzen funken kann und aus dem sich nützliche daten gewinnen lassen. über kurz oder lang wird es mir sicher gelingen die daten direkt auszulesen und an echtzeitdaten zu kommen. ich überlege auch ernsthaft eine zweite schlafnuss zu kaufen, um sie der beifahrerin ins bett zu legen.
sen.se stellt peanuts her, oder wie sie selbst sagen: smarte sensoren in form von kleinen nüssen. volker weber hat eine nuss zum temperaturmessen und ist relativ angetan von ihr: „This is all I ever wanted from IoT: simple, one-purpose devices that don't cost a fortune.“
ich kann mit den temperaturnüssen nichts anfangen. meine temperatursensoren sind um ein vielfaches günstiger als die 30 euro nüsse und sprechen ohne allzu viele verrenkungen mit meiner wohnung. allerdings legt sen.se grossen wert darauf, mich regelmässig über ihre produkte zu informieren. jede woche bekomme ich werbemails aus frankreich, die alte oder neue nüsse anpreisen. vor ein paar monaten wurde in einer dieser werbemails eine nuss angekündigt, die schlafphasen aufzeichnen können sollte. meine rückfrage, ob so eine nuss als rezensionsexemplar verfügbar wäre wurde komplett ignoriert. ein paar wochen später, versprach eine der sen.se-werbemails, dass die sleep peanuts jetzt zur vorabbestellung zur verfügung stünden. für 30 euro bestellte ich mir so eine sleeppeanut, gestern kam sie an.
die verpackung war nicht besonders frustfrei, aber immerhin ohne werkzeug zu öffnen.
obwohl die schlafnuss dafür gedacht ist, sie unter dem laken, auf schulterhöhe auf die matraze zu legen, wurde ein ominöser clip mitgeliefert um sich die nuss ans revers heften zu können. klebestreifen lagen der packung auch bei. ich habe die nuss nach der paarung mit dem telefon, bzw. der sensepeanut-app einfach unters laken ins bett gelegt.
die einrichtung der schlafnuss war erstaunlich unspektakulär, ein bisschen hakelig war die einstellung des weckers in der app, die benutzerschnittstelle hat apple mit seinem ios-wecker und der schlafzeit-app um längen besser hinbekommen. diese app habe ich in den letzten monaten aus zwei gründen sehr gerne benutzt: mit ihr lässt sich der wecker nicht nur nach der weckzeit einstellen, sondern auch nach der schlafzeit. ich brauche ungefähr sechs stunden schlaf pro nacht und sollte ich mal später als üblich ins bett gehen, konnte ich meine weckzeit einfach visuell, ohne rechnerrei verstellen (eine anmerkung dazu weiter unten). ausserdem lieferte die apple-app einen wunderbaren weckton mit: vogelgezwittscher. mich weckte das über monate zuverlässig auf, die beifahrerin nicht ein einziges mal.
klingeltöne bringt auch die sensepeanut-app mit, probehören kann man die allerdings nur in voller lautstärke. zum probehören ignoriert die sensepeanut-app den lautstärkenregler, was ich völlig bescheuert finde. die peanut selbst kann auch geräusche machen, was aber keine sonderlich gute idee ist, weil der piepton, den die nuss von sich gibt äusserst jämmerlich und billig klingt, in etwa so nervig wie eine elektronische grusskarte.
leider wirkt auch die nuss selbst ein bisschen billig. sieht sie auf den hochglanz-produktfotos edel mattiert, fast silikonbeschichtet, aus, wirkt sie bei licht betrachtet wie aus billigem spritzguss.
aber wie sie aussieht ist mir letztlich auch egal, schliesslich liegt sie unter meinem laken und ich muss sie fast nie sehen.
gestern abend bin ich dann, relativ gespannt, um halb zwölf ins bett gegangen. die standardeinstellungen fürs wochenende verzichten auf eine weckung, ich bin trotzdem um kurz vor sechs aufgewacht. auch wenn ich wusste, dass ich gegen zwölf uhr eingeschlafen bin und um kurz vor sechs aufgewacht bin, wollte ich gleich nachsehen was die app zu meinem schlaf meinte. die app bat mich um geduld, weil sie „meine nacht“ erst auswerten wolle.
ein paar minuten später, in meinem „senseboard“, war die auswertung dann abgeschlossen. das ergebnis der messung fand ich respektabel. ohne jede kalibrierung oder grossartige konfiguration, hat die schlafnuss erfasst, dass ich um halb zwölf ins bett gegangen bin und um kurz vor sechs aufgewacht und -gestanden bin. bei der einschlafzeit möchte ich widersprechen, die nuss meint ich hätte eine stunde gebraucht einzuschlafen, ich meine, dass ich nach ca. 20 bis maximal 30 minuten eingeschlafen bin. mal schauen ob sich das noch justiert.
ansonsten schenke ich den messergebnissen erstmal glauben. zumindest die letzte tiefschlafphase müsste hinkommen, denn ich erinnere mich, vor dem aufwachen heftig geträumt zu haben. das kommt mit der anzeige also hin, sofern ich mich korrekt erinnere, dass REM-schlafphasen tatsächlich tiefschlafphasen sind (nachgelesen: sind sie nicht. aber vielleicht passt es ja trotzdem, weil ich aus der tiefschlafpahse gegen 05:20 kommend über eine REM-phase langsam aufwachte).
ich bin jetzt auf die messergebnisse der nächsten nächte gespannt und was die app mit meinen mittagsschläfen anfängt. so wie die funktion der schlafnuss verkauft wird und nach dem was ich meine beobachtet zu haben, funktioniert die auswertung meiner nacht serverseits. dass heisst, die messwerte der nuss werden über die app an die sen.se-server übermittelt und die berechnen die kurven und phasen auf ihrem server, bevor sie die ergebnisse wieder an die app und das dashboard senseboard senden. auch wenn dieser ansatz meine schlafdaten auf einem fremden server irgendwo im JWD speichert, bsteht die hoffnung, dass die auswertungsalgoritmen lernfähig sind und in der folge immer bessere daten liefern. für den ersten schuss finde ich die daten, wie gesagt, schon mal ganz passabel.
mich beunruhigt die externe datenspeicherung nicht all zu sehr, was mich aber wirklich stört, ist dass die sen.se-app die schlafdaten (noch?) nicht an die ios-health-app weitergibt. dort könnte ich sie zumindest langfristig speichern und nicht nur solange die firma aktiv ist. die macher der firma haben nämlich bereits einmal eine ihrer kreationen links liegen lassen. die gründer von sen.se, waren auch mal an violet beteiligt, der firma die den nabatztag gebaut, vermarktet und in der cloud betrieben hat. als sie ihre firma aufgaben, bzw. verkauften, hörten auch die smarten nabatztag-hasen auf zu funktionieren, weil sie ihren lebenssaft aus der cloud bezogen.
auch die schlafnuss bezieht ihren lebenssaft aus der cloud. die nuss selbst scheint lediglich eine sammlung einfacher sensoren (temperatur und bewegung) zu sein, die ihre messergebnisse per bluetooth BLE (via telefon-app) in die cloud schicken. gleichzeitig scheint mir das an sich auch sehr smart, denn hardwaremässig scheinen die nüsse, die sen.se verkauft, alle mehr oder weniger gleich zu sein. sowohl die sleep-, als auch die thermo- und die guardpeanut sind hardwaremässig gleich: temperatur- und/oder bewegungssensoren. die intelligenz steckt in software. ebenso wird die angekündigte medpeanut in der hardware nichts anderes sein als ein bewegungssensor, dessen erinnerungsfunktion komplett in der cloud werkelt und die app als kommunikationshub und schnittstelle zum benutzer und der hardware nutzt.
ich halte 30 euro für die meisten sen.se nüsse für überteuert, aber für die schlafnuss gerechtfertigt. ich habe viel und lange überlegt, wie ich selbst sensoren bauen könnte, mit denen ich die besetzung meines/unserer betten messen könnte. so richtig gute, elegante und vorl allem kabellose lösungen sind mir nicht eingefallen. vor allem aber möchte ich zum schlafen kein armband anziehen oder einen clip anstecken. die lösung der sleeppeanut hingegen ist so wie ich mir das vorstelle: ins bett legen (die nuss, aber auch mich selbst) und an nichts anderes denken müssen — ausser den batteriewechsel nach 3-4 monaten (wobei ich hoffe, dass die app mich daran erinnern wird). insofern finde ich die 30 euro, zumindest für die schlafnuss, angemessen.
in der ersten nacht habe ich die nuss übrigens nicht gespürt. ich hoffe das bleibt so und dass ich keine prinz-auf-der-erdnuss-sensibilität entwickle.
anmerkung zu schlafzeit-app:
obwohl ein iphone alle möglichen sensoren mitbringt und meine gewohnheiten über jahre hinweg beobachten kann, macht die schlafzeit app keinerlei anstalten auf meine gewohnheiten zu reagieren. stelle ich eine schlafzeit ein, wird diese nicht etwa automatisch verstellt, wenn das iphone bewegt wird oder benutzt wird. all die interaktionsdaten die das telefon aus meinem verhalten ablesen könnte, werden für die schlafzeit-erinnerung oder einstellung offenbar vollkommen ignoriert. ich halte das für eine weitere von 34394 verpassten chancen von apple.
lange geplant, endlich (so einigermassen) umgesetzt. der gong, den sich die beifahrerin zu weihnachten hat schenken lassen (hier gekauft), zu automatisieren. diesen chinesischen gong hatte sich die beifahrerin vor ein paar jahren mal geliehen und eine arbeit damit ausgestattet.
damals, für die arbeit, wurde der gong, wenn ich mich recht erinner, mit einem hubmagneten betätigt. das hatte relativ viel bums. nachdem ich diesen blogeintrag gefunden hatte, wusste ich, dass ich das mit einem schrittmotor nachbauen wollen würde. erste versuche zeigten, dass der schrittmotor, zumindest wenn er mit den 5 volt eines esp8266 betrieben würde, nicht besonders viel bums hat. der schrittmotor den ich kaufte hat zwar (angeblich) ein ganz gutes drehmoment, aber es zeigte sich schnell, das der gong mit schrittmotor nur hängend funktionieren würde.
aber so, hängend, haben es die leute von senic auch gemacht. die schaltung habe ich auch mehr oder weniger von dort übernommen. neben einem esp8266 brauchte ich noch einen (hardware) schrittmotor-treiber, einen easy-driver. mit der schaltung von senic kann man einfach in einer schleife impulse an den treiber senden, jeder impuls ist dann eine bewegung nach vorne. bei meinen ersten tests zeigte sich, dass 500 schritte vorwärts (und zurück) ganz gut funktionierten. aber ich merkte auch, dass der schrittmotor-treiber sehr heiss wurde und der schrittmotor anfing leise zu singen. auf beiden systemen war ständig strom. in der dokumentation des schrittmotor-treibers stand allerdings, dass man den treiber auch abschalten könne. also habe ich die schaltung von scenig ein bisschen erweitert:
mit der an/aus schaltung wird der schrittmotor-treiber nicht mehr heiss und der motor entspannt sich ebenso. als sketch habe ich diesen sketch modifiziert, der einen schrittmotor zur gardinensteuerung antreibt und die AccelStepper-bibliothek nutzt, um den motor (etwas) sanfter anfahren zu lassen. weil ich (natürlich) keine dreieinhalb vollumdrehungen benötige um den klöppel für den gong zu schlagen, habe ich den sketch entsprechend angepasst, ebenso die erfassung der mqtt-server daten. meinen sketch habe ich als gist hochgeladen: https://gist.github.com/diplix/d85c2dd87f66da601480009df49ad4e5
die entscheidenden stellen sind die beschleunigungsdaten und die vor- und zurückbewegung:
an den werten werde ich wahrscheinlich noch drehen, aber soweit funktioniert das eigentlich ganz gut. wichtig ist: der gong-antrieb ist per mqtt ansprechbar und so auch in den home-assistant integriert. damit kann ich ihn per knopfdruck auslösen oder eben per alexa. wenn ich sage „alexa, sag küche essen ist fertig“ wird ein custom skill mit dem aufrufnamen „küche“ ausgelöst, der die home-assistant-automation essen_fertig.yaml aufruft:
für die halterung habe ich, wie üblich, improvisiert. baumarktteile statt 3d-druck. aus einem kiefernholzregalbrett ein stück ausgeschnitten, darauf mit einer metallasche den motor festgeschraubklemmt, den klöppel direkt auf die achse geklemmt, fertig. den klöppel werde ich wohl noch mit heisskleber fixieren müssen, bisher funktioniert das aber stabil.
entscheidend ist natürlich die idee, den klöppel von hinten schlagen zu lassen. so kann man mit einem langen arm und einem zweiten klöppel, den gong auch immer noch per hand bedienen. und der technik-kram macht sich relativ unsichtbar.
vor ein paar monaten gab der verstärker auf, den die beifahrerin in die ehe mitgebracht hatte. er knackte immer wieder und hatte aussetzer. zuerst wollten wir ihn reparieren lassen, ein anruf bei einer werkstatt endete mit der empfehlung, erstmal die lautsprecherkabel zu überprüfen. die kabel mit denen wir die kleinen canton-boxen angeschlossen hatten, waren wirklich nicht mehr die neuesten, also verkabelte ich die anlage neu, mit frischen lautsprecherkabeln. für eine weile lief das ganz ok, dann fing das knacken wieder an.
der verstärker, eigentlich receiver, den die beifahrerin damals gekauft hatte, war zu seiner zeit relativ hochwertig. er hatte auch aufschriften die suggerierten, er könne auch surround-sound und dolby-gedöns, sogar ein video-eingang war an dem teil. heutzutage, im zeitalter von HDMI und digital-gedöns war das alles aber ohnehin nicht mehr wirklich brauchbar. ich drängte auf eine neuanschaffung und fing an zu recherchieren.
was ich wollte waren grundsätzliche multiroom-fähigkeiten, also die möglichkeit den sound in mehrere räume zu verteilen, anschlussmöglichkeiten für den fernseher und ansatzweiser kino-sound, ohne dass wir unsere vorhandenen canton-boxen (canton plus xl, erste oder zweite generation) in rente schicken müssten. ganz wichtig auch eine funktionierende anbindung an unsere mobiltelefone, so dass man problemlos musik auf die anlage schieben könnte. mein erster blick auf das sonos-system endete in lachsalven. die preise fand ich lächerlich hoch. die rezensionen, beispielsweise des sonos playbar, waren durchwachsen, trotz des guten sonos-rufs und des stolzen preises von um die 700 bis 800 tacken. um unsere eigenen boxen weiterbenutzen zu können, hätten wir nochmal 350 euro investieren müssen.
später fiel mein blick auf den yamaha RX-V481 für knapp 350 euro. den gabs bei amazon im paket mit einem netzwerklautsprecher für um die 600 euro. das teil kann airplay, bluetooth, spotify, multiroom, HDMI und alles, was mir damals wünschenswert erschien — vor allem aber eine grundsätzliche integration in unsere hausautomatisierung. auch hier waren die amazon-rezensionen eher durchwachsen, die bedienung sei nicht so besonders gut gelungen, weder über die app, noch über die fernbedienung, die einrichtung sei hackelig. ich suchte und fand im netz seriös wirkende lobeshymnen auf das multiroomsystem von yamaha (musiccast), aber die beifahrerin blieb skeptisch.
mein lösungsansatz, der in den letzten monaten schon ein paar mal funktioniert hatte, war den hersteller, bzw. seine pressestelle anzuschreiben und um ein testgerät zu fragen, mit der option auf einen späteren kauf. die yamaha-pressestelle, ausgelagert an die public-relations-agentur RTFM (zum glück nicht WTF) entschied sich, meine anfragen (plural) komplett zu ignorieren. hätte ich mir auch denken können, dass eine agentur die das akronym für read the fuckinhg manual als namen benutzt, blogger oder online-fuzzis nicht ernstnimmt und die aufregung um dieses online-gedöns nicht verstehen will oder kann.
die presseabteilung von pioneer, die ähnliche geräte im programm haben, reagierte promt, wies aber darauf hin, dass die geräte (damals) noch nicht multiroom-fähig seien. man arbeite noch an der firmware. meine zweite nachfrage verlief dann irgendwie im sande, auch weil ich mich innerlich schon auf den kauf des yamaha-geräts eingestellt hatte und nicht mehr nachhakte.
also war der neue plan: den yamaha kaufen, angucken, und falls das gerät den WAF-test nicht bestehen würde, zurückgeben. yamaha deutschland hatte gerade eine aktion laufen, in der das bündel RX-V481-receiver und ein netzwerklautsprecher rabattiert wurden. media-markt hatte hier den besten preis, 530 euro für das paket, es war aber schwer eine filliale in berlin zu finden, die sowohl den RX-V481, als auch den WX-030 netzwerklautsprecher auf lager hatten. also ging ich mit unserem budget von 530 euro in den media-markt am alexanderplatz und fragte nach den geräten. der RX-V481 war nicht auf lager, dafür gab es den netzwerklautsprecher WX-030 als ausstellungsstück. als ersatz für den RX-V481 bot mir ein freundlicher verkäufer das nächstbessere yamaha gerät auf lager an, den RX-V581. der verkäufer zimmerte mir aus dem aktions- und einem ausstellungsstückrabatt einen ganz okayen preis zusammen: 536 euro. fast der gleiche preis wie für einen neuen netzwerklautsprecher und den RX-V481. mit der skeptischen beifahrerin musste ich dann allerdings noch 30 minuten chatten und telefonieren, um sie zu überzeugen hier zuzuschlagen: „ja, klar, wir können das gerät zurückgeben. ja der preis ist OK. ja das ausstellungstück sieht gut aus.“
(interessant übrigens, dass die verkäufer bei media-markt rabatte freihändig vergeben können, wenn sie nicht unter dem günstigsten preis von idealo.de liegen. oder andersrum gesagt: es sieht aus, als könne man bei media-markt alles zum idealo-preis bekommen, wenn man danach fragt.)
am ende durfte ich die geräte aus dem media-markt schleppen und zuhause aufbauen. unglücklicherweise dengelte ich beim aufbau als erstes eine delle in die blechhülle des neuen receivers. das verursachte grosse panik bei der beifahrerin, weil wir die kiste jetzt nicht mehr ohne weiteres zurückgeben könnten: „was machen wir denn jetzt, wenn das ding scheisse ist?“
stark schwitzend konfigurierte ich den receiver weiter, quälte mich durch die wirklich nicht besonders intuitive wlan-konfiguration und die leicht übertwältigenden lautsprecher-einstellungen. zuerst klang die kiste tatsächlich scheisse, weil ich noch das falsche soundprogramm, für 5+1 lautsprecher, ausgewählt hatte, statt für die angeschlossenen zwei lautsprecher. als das in ordnung war, hellte sich das gesicht der beifahrerin auf. obwohl unsere canton-boxen klein und alt waren, klang das, was aus dem receiver rauskam, sehr, sehr gut. voluminös, raumfüllend und klar.
ich startete den entscheidenden test, schaltete den receiver aus, lehnte mich zurück und bat die beifahrerin spotify auf ihrem handy anzumachen und über den neuen receiver abzuspielen. erstaunlicherweise klappte das auf anhieb. obwohl der receiver ausgeschaltet war, bot spotify ihn als ausgabeziel an, die beifahrerin wählte den receiver aus, der receiver schaltete sich aus dem netzwerkstand-by ein und die musik fing an zu spielen, ruckelfrei und knackfrei. die beifahrerin hatte den receiver ab jetzt ins herz geschlossen, ich auch.
eigentlich könnte ich den text hier beenden. die beifahrerin konnte endlich wieder ihre musik vom handy laut und ihren qualitätsansprüchen entsprechend anhören, ohne dass es wie bei der vorherigen airplay-lösung über ein altes apple airport-express-dings und den alten verstärker, ständig ruckelte oder knackte.
aber ich wollte ja mehr. der fernseher, die fire-tv box mit plex und netflix drauf, sollte auch mit dem teil zusammenspielen. radio natürlich auch und der netzwerklautsprecher musste auch ans netz.
der anschluss des fernsehers war eigentlich unproblematisch, das einzige problem war, dass unser fernseher dumm ist. das wollten wir damals, bei der anschaffung, auch so. als ich meinen eltern, ein paar jahre zuvor, einen angeblichen smarten fernseher von samsung zurecht konfigurierte, hatte mich das nachhaltig beeindruckt und mich schwören lassen, sowas niemals in unsere wohnung zu lassen. die angebliche smarte samsung-software war der grösste, bedienungsfeindlichste müll, den ich seit windows XP gesehen hatte. ich wollte die smartness amazon und seiner fire-tv-kiste überlassen. das funktioniert auch grundsätzlich super, mit der einschränkung, dass wir den fernseher nicht über HDMI ein und ausschalten können. der yamaha-receiver könnte das zwar, aber der fernseher ignoriert HDMI-steuerbefehle dank eingeschränktem IQ. trotzdem, der sound der über HDMI aus der fire-tv-kiste in den receiver gelangte war super. mit unbekannter magie, schaffte es der receiver aus den zwei kleinen mini-boxen einen raumfüllenden, surround-ähnlichen klang zu zaubern.
enttäusched war hingegen der klang des WX-030 netzwerklautsprechers. ich dachte zuerst, dass die kiste be den vorführungen im media-markt durchgebrannt sei, so muffelig klang der ton, der ihm entfleuchte. mit massiver runterregulierung der bässe und aufdrehen der höhen, liess sich das problem einigermassen beheben, aber die beifahrerin war nicht begeistert. die einrichtung und einbindung des netzwerklautsprechers hingegen war einfach und auch die beschickung mit musik per spotify, airplay oder bluetooth war genauso schmerzfrei und einfach wie beim receiver. das urteil, ob wir den netzwerklautsprecher zurückgeben würden, überliesen wir dem kind, in dessen zimmer wir den netzwerklautsprecher gestellt hatten.
erstaunlicherweise war das kind zufrieden mit dem klang und wir entschieden uns, die kiste zu behalten, bzw. sie dem kind beim baldigen auszug zu überlassen.
damit waren die beifahrerin und das kind zufriedengestellt, nur mich interessierte jetzt noch, was man mit dem RX-V581 in sachen automatisierung anstellen könnte. tatsächlich konnte ich das gerät problemlos in meinen home-assistant einbinden, dort wird der aktuelle status, die eingabequelle, lautstärke und was gerade spielt angezeigt.
der receiver lässt sich manuell oder automatisiert ein- und ausschalten, die quellen verstellen und abfragen, die lautstärke lässt sich verstellen, nur die zonen-erkennung funktioniert nicht — was aber an der implementierung der python-bibliothek lag, die mit dem yamaha kommuniziert. das was die bibliothek, die dem home-assistant zuarbeitet, nicht kann, lässt sich aber leicht per http-request erledigen. denn der yamaha-receiver lässt sich eben nicht nur per infrarotfernbedienung steuern, sondern komplett, in allen funktionen, auch per http. so konnte ich auch die kaputte zonensteuerung im homeassistant nachrüsten, hier habe ich aufgeschrieben, wie das geht.
dank der automatisierungsfähigkeiten ist es leicht den receiver mit der richtigen eingabequelle zu starten, wenn die beifahrerin beispielsweise den (das?) fire-tv startet, startet auch der receiver und wählt HDMI als eingabequelle aus. umgekehrt genauso: wird auf der fernbedienung die blueray-player-szene (aka fire-tv) gedrückt, aktiviert sich auch die fire-tv-kiste. unser wohnzimmer lässt sich jetzt auch an beiden türen per lichtschalter komplett „runterfahren“, ein tastendruck stellt die lichter aus, den verstärker und, per fernschaltsteckdose, den fernseher.
die aktuellen yamaha-receiver können alle musiccast, also synchron musik auf beliebigen (mussiccast-fähigen) netzlautsprechern musik abspielen. die meisten receiver haben zusätzlich eine interne multizonen-funktion (die, siehe oben, beim RX-V581 nicht korrekt von der automatisierungsoftware erkannt wird). die Main Zone ist bei uns das wohnzimmer, in der Zone B kann man ein lautsprecherpaar anschliessen, bei uns hängen die, durch die wand verkabelt, in der küche.
grundsätzlich ist diese funktion sehr toll: statt einen teuren (mono) netzlautsprecher, können wir hier zwei günstige (stereo) lautsprecher einfach per kabel in der küche aufhängen und vom verstärker aus mit musik beschicken. wir haben für knapp 100 euro ein paar canton-minilautsprecher in der küche aufgehängt, 200 euro günstiger als per netzwerklautsprecher.
etwas undurchsichtig ist allerdings die bedienung dieser zonen-fähigkeit. die app visualisiert die situation relativ klar, allerdings fällt es der beifahrerin schwer nachzuvollziehen, warum sie spotify sagen soll, musik ins wohnzimmer zu projizieren, wenn sie doch eigentlich in der küche musik hören will. die zonen-fähigkeit hat yamaha für den RX-V581 leider einen tacken zu sehr kastriert. eigentlich handelt es sich hier nicht um zonen, sondern um die aktivierung verschiedener ausgabekanäle, die gleichzeitg (leider) auch nur die selbe eingabequelle abspielen können.
trotzdem kann man hier dank automatisrungsfähigkeiten drumrum arbeiten. wir haben in der küche jetzt einen knopf, der bei ausgeschaltetem receiver deutschlandradio in der küche aktiviert. läuft der receiver schon in der hauptzone, wird einfach die küchenzone mitaktiviert. ein erneuter knopfdruck deaktiviert die küchenzone. was die multizonenumsetzung von yamaha an eleganz vermissen lässt, muss man dann mit kluger automatisierung oder app-nutzung wettmachen.
im wohnzimmer gab sich die beifahrerin nach ein paar tagen nutzung nicht mehr mit den zwei vorhandenen lautsprechern zufrieden. sie hatte schwierigkeiten in filmen und serien den dialogen zu folgen und wollte einen zusätzlichen center-lautsprecher. auch hier wollte sie wieder einen canton-lautsprecher: den CD-150 für knapp 120 euro. das teil ist klein und hört sich genauso gut an wie alle anderen canton boxen die ich in meinem leben bisher gehört habe. vor allem löste der lautsprecher aber das dialogproblem: schauspieler und sprecher waren jetzt bestens zu verstehen und zu lokalisieren. der sound der anlage wurde nochmal ein bisschen satter. irgendwann wird die beifahrerin auch satellitenboxen und einen subwoofer haben wollen (von canton), aber ich finde den sound bereits jetzt nahezu perfekt.
werbeblock
bisher habe ich die links affiliate-/partnerlinkfrei gehalten. die folgenden links gehen alle zu als partnerlinks amazon, wir haben allerdings, wie oben erwähnt, nichts von der anlage bei amazon bestellt, sondern bei media-markt im laden und bei ebay. wir haben jetzt insgesamt für die anlage das folgende ausgegeben:
[-werbelink] yamaha RX-V581 und [-werbelink] WX-030: €536,00 (bei media markt gekauft)
macht zusammen 761 euro für eine 3.0-anlage (drei lautsprecher, kein subwoofer) und zwei zusätzlich bespielbare räume. für den preis hätten wir bei sonos gerade mal einen playbar bekommen.
grossartig am RX-V581 finde ich die fernbedienbarkeit per app, fernbedienung, heimautomatisierungssystem oder http, die app ist OK, aber das gute ist ja: die app lässt sich verbessern oder eben auch von drittherstellern besser machen. das yamaha-system ist von der fernsteuerbarkeit grundsätzlich offen.
mir gefällt die ausbaubarkeit und erweiterbarkeit des systems, eine gewisse zukunftsfähigkeit.
durch die neue anlage und die boxen in der küche bin ich von völliger spotify-ignoranz und desinteresse langsam zu einem (kleinen) spotify-fan geworden. wir sind alle drei in einem familienkonto für 15€/monat, können mehr oder weniger hören was wir wollen — und wo wir wollen. ich höre plötzlich tatsächlich (wieder) musik.
möglicherweise war es naiv von mir das zu erwarten, aber ich bin enttäuscht das die yamaha receiver zwar airplay können, aber nur für audio. technisch kann der receiver mit videoquellen umgehen und nach meinem verständnis steht technisch video-airplay nichts entgegen. wahrscheinlich sind es eher lizenzfragen oder dass apple keine konkurrenz zu seinem überteuerten apple-tv duldet. was weiss ich, schade ist es auf jeden fall.
sehr elegant und befriedigend finde ich den netzwerkstandby des yamaha. das gerät schaltet sich einfach ein, wenn es mit musik beworfen wird. das klappt zuverlässig und relativ schnell und lässt sich obendrein auch noch scripten und automatisieren.
spotify ist technisch faszinierend umgesetzt. lasse ich musik über meinen laptop in die küche laufen, kann ich den laptop zuklappen und spotify spielt die playlist einfach weiter ab. genauso mit dem handy. den receiver kann ich theoretisch sogar von unterwegs mit musik beschicken. tatsächlich holt sich der receiver die musik auch nicht vom handy oder dem laptop, sondern direkt von spotify.
der wlan-empfang des receivers ist entweder etwas schwächlich oder die empfangssituation an der stelle wo er steht ist wirklich unglücklich. gelegentlich gab es nach ein paar wochen testbetrieb nämlich doch abbrüche beim spotify-abspielen. seitdem das LAN verkabelt ist, läuft wieder alles super.
es gibt eine variante des RX-V481 mit DAB-radio-empfang. unser RX-V581 hat nur netzradio, aber das funktioniert super und lässt sich sogar relativ einfach konfigurieren. für notfälle oder krisensituationen haben wir immer noch ein altes UKW-radio im bad stehen. obwohl, wird das nicht auch bald abgeschaltet?
ich, wir sind super zufrieden mit dem yamaha. eigentlich würde ich 5 sterne geben, nur für die verkackte kastrierte und doof umgesetzte multizonen-funktion des RX-V581 ziehe ich dann doch einen punkt ab.
Es ist leicht, sich über Konzepte wie Coworking oder Coliving lustig zu machen – so wollte ich das in dieser Kolumne eigentlich auch machen. Coworking oder Coliving wirken wie fluffige, unscharfe Marketingbegriffe für Ideen, die ungefähr so alt wie die Menschheit sind. Was ist so neu an Wohngemeinschaften oder Menschen, die Wohn- und Lebensraum aus wirtschaftlichen Gründen teilen, dass man sie umbenennen sollte? Schon in der Steinzeit zeigte sich, dass Cohunting und Coliving Vorteile bieten. Menschen haben sich immer schon in Gemeinschaften zum Leben, Arbeiten oder Schutz gemeinsamer Interessen zusammengeschlossen. Oft waren diese Gemeinschaften aus der Not oder wirtschaftlicher Notwendigkeit geboren, und manche dieser Zusammenschlüsse waren über Jahrhunderte hinweg sehr erfolgreich.
So bekannt einem das Konzept auch vorkommen mag – ist es nicht sensationell, dass es plötzlich möglich ist, sich spontan und für überschaubare Kosten einfach ein voll ausgestattetes Büro in jeder größeren Stadt zu mieten? Oder einen Konferenzraum? Dass man sich einfach in ein Auto am Straßenrand setzen und losfahren kann?
Die Privilegien, die sich früher erst genießen ließen, wenn man sich einer Gruppe anschloss, lassen sich jetzt auch von Einzelnen nutzen, ohne dass sie sich fest binden müssen. Der Fortschritt erlaubt plötzlich Einzelgängern, beides zu haben: die Vorteile der Selbstständigkeit und gleichzeitig die von geschlossenen Gruppen.
Die Fortschritte der letzten Jahrzehnte haben vieles noch vor kurzem unmöglich scheinende alltäglich gemacht. Als Kind wünschte ich mir sehnlichst, mein Kinderzimmerdeckenlicht vom Bett aus ein- und ausschalten zu können. Um das zu erreichen, musste ich mir damals noch elaborierte Schnur- und Fadenkonstruktionen durch mein Kinderzimmer spannen, die nicht besonders zuverlässig funktionierten und nicht mal ansatzweise alltagstauglich waren. Heute kann sich jeder eine Hue-Lampe kaufen oder im Bett liegend „Alexa mach das Licht aus“ sagen. Genau betrachtet sind heute ungefähr 90 Prozent meiner Kindheitsallmachtphantasien, die damals vor allem von Phantomias-Comicgeschichten und später von James-Bond-Filmen angeheizt wurden, für fast jeden erschwinglich und umsetzbar. Technologien, die früher nur Superhelden oder Superschurken zur Verfügung standen, stehen jetzt jedem offen.
Dank der iOS Freunde-App weiß ich jederzeit, wo sich jedes Familienmitglied aufhält, in Makerspaces habe ich (nach einer kurzen Einführung) freien Zugang zu 3D-Druckern, CNC-Fräsen oder Lasercuttern, in fremden Städten kann ich mir zur Ankunft mit meinem Mobiltelefon direkten Überblick über freie Zimmer in Hotels oder bei Privatleuten verschaffen.
Waren es früher Beziehungen, Zugehörigkeit oder Vermögen, die einem Zugang zu Ressourcen verschafften, lässt sich das meiste heutzutage mittels Technologie vermitteln.
Mir fällt es schwer, Nachteile dieser Entwicklungen zu erkennen, abgesehen vom ganz Offensichtlichen: Die meisten der Technologien oder Plattformen, die mich begeistern oder um die es in dieser Kolumne bisher ging, lösen „First World“-Probleme – die meist gar keine wirklichen Probleme sind, sondern Unbequemlichkeiten. Lichtfernschaltung, einfacher Zugang zu einem Schreibtisch, Drucker oder Kopierer, zu einer CNC-Fräse, mit der ich mir aus einer Holzplatte einen Smiley fräsen könnte – nichts davon hilft auch nur eines der großen Menschheitsprobleme zu lösen. Coworking hilft nicht bei der Armutsbekämpfung, allein wird den Klimawandel nicht aufhalten, Makerspaces stabilisieren nicht die Demokratie.
Trotzdem, auch wenn viele derzeit aus dem Boden sprießenden Orte und Plattformen lediglich Gemeinschaft simulieren, verbinden sie eben doch auch Menschen.
Auch diese losen Gemeinschaften, die uns helfen sollen, effektiver zu kooperieren und zusammenzuarbeiten, Ressourcen besser zu vermitteln und zu teilen, sind echte Gemeinschaften. Auch wenn sie sich nicht selbstorganisiert sind, sondern meist von Dritten, semiautomatisch, digital, teilweise mit kommerziellen Motiven organisiert werden, führen sie Menschen zusammen. Und obwohl sie komische, angelsächsische Marketingnamen tragen und nicht alle Probleme der Welt lösen, schaffen sie es doch Stück für Stück, uns wieder an mehr Gemeinschaftssinn heranzuführen und einen guten, alten Gedanken wieder aufzuwärmen: Gemeinsam, kooperativ und teilend sind wir weit stärker als allein.
früher sass ich manchmal stundenlang vor der waschmaschine und beobachtete den waschvorgang durch das bullauge. jetzt sitze ich manchmal stundenlang vor dem monitor und beobachte den waschvorgang durch die daten eines strommessgeräts.
auf dem bild sieht man die gesammelten daten der 14 euro teuren revolt SF-436 (NC-5461) strommessfunksteckdose während einer 60°-wäsche. der waschvorgang dauerte 70 minuten, begann mit ein bisschen gerödel, wahrscheinlich der pumpe, und einer 13-minütigen aufheizphase die stolze verbrauchswerte um die zwei kW zeigt. darauf folgen drei oder vier waschvorgänge, abpumpen und schleudern. nach 70 minuten ist die wäsche fertig. was man auch (schlecht) sieht: eine wäsche verbraucht in etwa 0,48 kWh, was in etwa 12 cent entspricht (siehe auch).
dieses verbrauchsprofil eignet sich prima um daraus eine anzeige von waschaktivität und eine benachrichtigung nach dem waschvorgang per home-assistant (oder anderen heimautomatisierungssystemen) zu generieren. denn auch wenn die waschmaschine im standbymodus geringe strommengen zieht, zeigt das messgerät null watt an. der waschvorgang-sensor kann also mit dem ersten anstieg des verbrauchswerts ausgelöst werden. während des waschvorgangs fällt der verbrauch gelegentlich wieder zurück auf null watt, allerdings nie länger als zwei minuten. also löst der sensor für „waschmaschine ist fertig!“ aus, wenn der verbrauch mindestens vier minuten auf null ist. das scheint ziemlich zuverlässig zu funktionieren, vor allem implizit, also ohne dass man mehr als die start-taste der waschmaschine drücken müsste. wenn die wäsche fertig ist, werden wir benachrichtigt.
ich hatte mir das eigentlich komplizierter vorgestellt, als ich vor monaten im internet las, dass eine stromverbrauchsmessung an der waschmaschine eher ungenaue werte für eine benachrichtigungsfunktion liefert. deshalb hatte ich überlegt einen reed-sensor in die tür einzubauen oder den zustand der waschmaschineneigenen „fertig“-LED auszulesen oder abzugreifen. selbst einen rüttelsensor hatte ich in betracht gezogen.
umgesetzt ist das alles mit drei komponenten. der strommessfunksteckdose, dem rfxtrx-funkempfänger und decoder und dem home-assistant, der für die einbindung der dose als sensor die pyRFXtrx-bibliothek benutzt. nachdem ich durch ein firmwareupdate dem rfxtrx das entsprechende protokoll beigebracht hatte, fehlte das entsprechende protokoll aber leider in der pyRFXtrx-bibliothek. der pfleger der bibliothe wies mich, auf meine frage ob man das nachrüsten könne, freundlich drauf hin, dass ich das selber machen könne.
tatsächlich war das dann weniger kompliziert als zuerst gedacht. die pakete die der rfxtrx in einen bytestring decodiert waren bereits in dieser bibliothek entschlüsselt und ich musste das nur noch für die python-bibliothek umformulieren. also habe ich einen pull-request gestellt und den code per github erweitert.
bei der gelegenheit muss ich auch mal, ganz allgemein, open source software und open-source-werkzeuge loben. versionsverwaltungssysteme, in diesem fall git, bzw. github sind immer noch kompliziert komplex und gewöhnungsbedürftig, aber mit der weboberfläsche von github auch ganz schön toll. wenn man erstmal hinter die kryptischen begriffe und konzepte wie commit, pull request oder das konzept von automatisierten tests gestiegen ist, macht das hinzufügen von teilen zu einem komplexen softwareprojekt genausoviel spass wie das lösen eines kreuzworträtsels. der gewinn, wenn man das rätsels gelöst hat, ist zusätzliche funktionalität für einen selbst und andere. jedenfalls habe ich nun auch einen winzigen teil zur weiterentwicklung des home assistant beigetragen.
jeder der den home-assistant und einen rfxtrx betreibt, kann jetzt für 14 euro einen strommesssensor zu seinem system hinzufügen. die benachrichtigungsfunktion im home assistant habe ich so gebaut, wie @rpitera das vorgeschlagen hat.
jetzt will ich natürlich mehr von diesen funkstrommessdingern haben, eines um zu messen was unser serverpark verbraucht, in dem der home-assistant, plex, diverse festplatten auf einem mac-mini, der dsl-router, die fritz-telefonanlage, sensoren, hubs und brücken (hue, tado) laufen. für die spülmaschine wäre das eventuell auch nett, aber da hätte ich gerne zusätzlich zur benachrichtigung eine (oder mehrere) rote LED, die die den betrieb visuell anzeigt.
am ende nochmal werbung. den revolt funkstrommesser kann man bei pearl kaufen oder bei [-werbelink] amazon. bei amazon schwanken die preise heftig, ich habe ihn dort versandkostenfrei (per prime) für 14 euro (so viel wie bei pearl) gekauft, derzeit kostet er bei anmazon knapp 17 euro. geliefert wird er in beiden fällen direkt von pearl. wenn man direkt bei pearl bestellt, muss man allerdings eventuell noch versandkosten bezahlen.
die optimale hausautomatisierung ist implizit oder gestengesteuert. das grundprinzip ist wahrscheinlich um die 100 jahr alt und in jedem kühlschrank verbaut: wenn ich die türe öffne, geht das licht an, schliesse ich die türe geht’s aus. eigenartig, dass sich dieses prinzip nur für kühlschränke durchgesetzt hat. alle anderen schränke blieben bei öffnung mehr oder weniger dunkel, bis ikea die striberg leuchte auf den markt brachte. die kann man in pax- oder anderen schränken anbringen, so dass der schrank wie ein kühlschrank funktionieren — minus der kühlung.
auch für zimmer hat sich das prinzip bisher kaum durchgesetzt. um ein zimmer zu beleuchten muss man in der regel nicht nur die tür öffnen, sondern auch noch einen schalter betätigen.
wie sehr die haustechnik den eigentlichen bedürfnissen der menschen hinterher ist, zeigt dieser uralte witz:
— wo warst du denn?
— auf dem klo. irre. ich bin zum klo, hab die tür aufgemacht und das licht ging automatisch an! automatisch!
— ach hermann, hast du wieder in den kühlschrank gepinkelt?
(sorry)
ich habe bei uns in der wohnung mittlerweile in fast jedem raum bewegungsmelder angebracht. im flur geht (auch tagsüber) ein nachtlicht an — und bleibt so lange an, wie jemand dort ist. in der küche geht die arbeitsplattenbeleuchtung an. auf dem klo und nachts im wohnzimmer geht ebenfalls ein nachtlicht an. meine letzte grosstat war die beleuchtungsmässige aufrüstung der speisekammer zum kühlschrank. wenn die tür aufgeht, geht das licht an und 30 sekunden später wieder aus. ausser jemand bewegt sich in der kammer, dann bleibt’s an.
das bewegungsdetektieren funktioniert seit monaten zuverlässig, ausser wenn das wlan zickt. aber wenn die bewegungsmelder ausfallen sollten, gibt es als notbehelf immer noch in jedem zimmer funktionierende lichtschalter.
natürlich zählen auch wasch- oder spülmaschinen zur heimautomatisierung: schmutzige sachen rein, knopf drücken, ein, zwei stunden später saubere sachen wieder rausholen. ebenso ein klassiker der hausautomatisierung: der türsummer. dank türsummern muss ich (oder mein diener) nicht mehr runter zur haustür laufen, um sie zu öffnen (auch wenn das genaugenommen eine fernbedienung ist und keine automatisierung).
aber ganz besonders mag ich implizite automatisierungen. mein telefon fängt eine tonaufnahme an, wenn ich es im chatmodus ans ohr halte — oder es spielt eine empfangene tonaufnahme ab, wenn ich’s ans ohr halte. es gibt autos, die öffnen den kofferraum wenn ich den schlüssel in der tasche habe und einen tritt unter die stossstange andeute. manche autos öffnen die verriegelung, wenn ich mich mit dem schlüssel in der tasche nähere. im coffeemamas hat man mir eine grosse melange gemacht, wenn ich vor 10 jahren den laden betrat — ohne dass ich ein wort sagen musste. bei real öffnen sich die türen, wenn ich den laden betrete.
gestern auf dem weg nachhause hatte ich eine idee, wie ich den kaputten dash-button durch eine implizite geste ersetzen könnte. bisher mussten wir den dash button, einen button in der home-app drücken oder mit siri kämpfen, damit der ventilator nach einem grossen geschäft anging. beim duschen geht er, dank luftfeuchtigkeitssensor, alleine an. jetzt habe ich eben ausprobiert einen bewegungsmelder hinter dem klo zu positionieren, der auf die klobürste blickt. beim kleinen geschäft schlägt der bewegungsmelder nicht aus. beim grossen, wenn man wie vorgesehen, kurz mit der klobürste wischt, geht die lüftung an. das finde ich ungefähr zweitausend mal besser als einen knopf zu drücken.
ausserdem neu: wenn die firetv-fernbedienung gedrückt wird, schaltet sich automatisch der fernseher und der verstärker ein. der verstärker wählt ausserem den richtigen eingabekanal.
was ich eigentlich sagen möchte: ich glaube die zukunft der hausautomatisierung ist nicht sprache, sondern implizite, subtile automatisierung. ich will nicht ausschliessen, dass ich hier zu sehr von meinem befindlichkeiten ausgehe und die verallgemeinere, aber ich bin sicher, dass ich nicht der einzige bin, der jedem navigationsgerät zuerst das sprechen verbietet. ich möchte in meinem stammkaffee nicht jeden morgen das gleiche bestellen, sondern das was ich ohnehin jeden morgen zu mir nehme still serviert bekommen. sinnvolle automatisierung sollte lernen können, muster in meinem (und anderer) verhalten erkennen. wie ein guter butler.
wenn ich schon sprechen muss, möchte ich das implizite botschaften erkannt werden und sie nicht explizit ausführen müssen.
so dürfte es momentan relativ vielen menschen gehen. was mir derzeit aber wirklich sorge bereitet: ich möchte am liebsten vom verlauf der weltgeschichte allein gelassen werden. eigentlich geht mir das seit der wahl von trump so. ich habe das gefühl, die welt richtet sich mehr und mehr darauf aus, mich zu provozieren, mich aufzuregen, als sei der kampf um meine (und aller anderen) aufmerksamkeit plötzlich die parole des jahres. trump provoziert durch versprechen, ankündigungen und seit ein bis zwei wochen durch dekrete, damit sich alle welt aufregt und ein paar seiner anhänger sich freuen. die trumpschen aufregungswellen werden verstärkt durchs medienecho und weil medien mittlerweile überall sind, nicht mehr nur im fernseher, radio oder auf papier, sondern auch an den plätzen an denen ich freunde sehe und treffe, vibriert alles.
ich bin aber müde geworden und mag nicht mehr über jedes aufregungsstöckchen springen, das mir in den weg gehalten wird, oder das nach mir ausschlägt. einmal aus prinzip, bzw. der mir eigenen reaktanz: wenn alle sich aufregen, mag ich mich allein deshalb nicht aufregen, weil es ohnehin schon alle tun. dann aber auch aus kalkül: wer ist dieser trump, dass er die themen vorgeben können soll, über die ich mich derzeit echauffiere, die probleme über die ich nachdenke oder über die ich diskutiere?
nur weil ein aufmerksamkeitsgestörter narziss gerade politiker spielt und den eindruck zu erwecken versucht, er habe uneingeschränkte macht und durchsetzungskraft, soll ich mir jetzt gedanken um innere sicherheit machen?
das ärgerliche ist: ich mache es, ich verspüre das bedürfnis mitzudiskutieren, falschwahrnehmungen zu korrigieren, andere von ihren überzeugungen abzubringen. ein amerikanischer freund von mir, den ich lange aus den augen verloren habe und mit dem ich jetzt dank facebook wieder in kontakt stehe, schrieb vorgestern, dass er blumen gekauft habe und mit diesen blumen in eine moschee gegangen sei, einfach nur um ein zeichen zu sezten und solidarität und gemeinsinn zu zeigen.
gestern vermerkte er, dass in seattle eine moschee in flammen aufgegangen sei, kurz nach der unterzeichnung der einreisestopp-dekrete. unter dem artikel entspann sich eine diskussion über die potenzielle kriminalität von muslimen und ob sie die moschee nicht auch selbst angezündet haben könnten. in meinem kopf brodelte es und ich formulierte eine antwort an einen der diskussionsteilnehmer (mit dem ich ebenfalls ein jahr gemeinsam zur schule gegangen bin):
here’s a thought. if you think about patterns you’ll find plenty of patterns that endanger american lives and kill thousands of people a year. there’s one very obvious pattern that kills 30 to 40 thousands americans a year. it’s traffic. if you really care about making american cities safe “again” why not ban cars? why not ban tobacco, firearms, which kill even more americans a year than traffic?
the answer is probably that more safety means less freedom and opportunity. eliminating risk also eliminates freedom. society always strives to balance this in reasonable ways. eliminating some risk, without taking away to much freedom or opportunity. it’s always been a process, aiming to find a reasonable middle ground.
my guess is, what trump is trying to achive is not about a safer country, saving american lives or safety at all, it’s about blame. putting the blame to others, blaming people that look different, have the “wrong” faith or skin color. it’s about dividing the country and the people into “us” and “them” stirring up hate, creating chaos. it’s about eliminating the process of finding a reasonable middle ground, which i believe is the heart of democracy. democracy is not so much about the will or rule of the people (which might quickly lead to mob mentality), it’s about balance; balance of power, balance of interests and rule of law, justice and reason. trump is working hard to make all of that disapear, while giving you the illusion of safety.
ich habe diesen kommentar aber nicht abgeschickt, weil ich keine weitere lust auf folgediskussionen habe.
ich mag sportliche diskussionen, die auseinandersetzung mit anderen argumenten und ich führe die auch oft so weit, dass ich am ende der einzige bin der weiterdiskutieren möchte. ich bin extrem fasziniert von tyler cowens idee um eigene filterblasen zu durchbrechen: er schlug vor ein paar tagen vor, das es nicht reiche andere meinungen zu lesen, sondern dass man sich eigentlich, zeitweilig, die schuhe der anderen anziehen müsse und aktiv argumente der gegenseite sammeln und gegen seine eigenen überzeugungen ausformulieren solle.
Keep a diary, write a blog, or set up a separate and anonymous Twitter account. And through that medium, write occasional material in support of views you don’t agree with. Try to make them sound as persuasive as possible. If need be, to keep your own sense of internal balance, write a dialogue between opposing views, just as Plato and David Hume did in some of their very best philosophical works.
um die (vermeintlich) andere seite zu verstehen, sollte man lernen wie sie zu denken. es geht nicht um immunisierung gegen andere überzeugungen oder ansichten, sondern um verständnis, durchdringung.
wie gesagt, als übung, als intellektuelle strategie finde ich das faszinierend und richtig. aber meine reaktanz setzt ein, sobald ich das gefühl habe, dass ich provoziert werde, dass jemand mit mir spielt und mich gezielt aufs eis führt. auf dem eis stehend mag ich dann alles richtig machen, stechende argumente hervorbringen, vielleicht sogar das gefühl haben, die andere seite in einzelnen aspekten überzeugt oder geöffnet zu haben. aber ich stehe auf dem eis, auf das mich jemand gezielt geführt hat. und genau da werde ich bockig. ich diskutiere gerne, aber den ort, die themen, die regeln möchte ich mir nicht vorgeben lassen von einem kränkbaren irren mit orangenen haaren, der auf anstand, regeln und würde scheisst.
trump ist nicht zu schlagen, wenn wir nach seinen regeln spielen, wenn wir auf seine aktionen lediglich reaagieren. das was rechte in diesem land immer wieder erzählen, die mär einer gleichegeschalteten presse, die zentral gesteuert stimmung mache, hat trump absurderweise auf gewisse weise weltweit geschafft: die presse, unsere diskussionen, unsere sorgen, wir, sind gleichgeschaltet — auf trump. statt über politik und lösungen, reden wir über seine politik, seine absurden lösungsvorschläge und seine provokative symbolpolitik. er zieht alle aufmerksamkeit auf sich. er hat uns alle im intellektuellen schwitzkasten. unsere waffen sind stumpf, weil er die regeln diktiert, weil er und seine anhänger es schaffen, uns zum diskutieren aufs eis zu ziehen und die regeln des spiels zu kontrollieren.
ich will nicht ausschliessen, dass das was ich hier schreibe nichts weiter als eine rechtfertigung meines eskapismus ist, eine erklärung dafür, dass ich mir seit monaten die augen, die ohren und den mund zuhalte. vielleicht ist mein unbehagen der versuch die kognitiven dissonanzen ausklingen zu lassen und endlich wieder zu klarem denken zu kommen. klar ist aber so oder so, dass wir am grossen bild zeichnen müssen, an unserem bild, welche gesellschaft wir uns wünschen. wir sollten nicht am trumptower rütteln, sondern bessere buden bauen. wir sollten trump nicht ignorieren, sondern mehr aufmerksamkeit auf alternativen lenken, praktisch und intellektuell.
ich bin auch nicht zufrieden mit dem derzeitigen „Verlauf der Weltgeschichte“, ich bin desillusioniert und erstaunt und sehr, sehr müde. aber ich werde mich sammeln. wir werden uns sammeln.
schöne musik haben sie bei 1und1 in der warteschleife wirklich. nach 10 minuten musik, meldet sich jemand der mich fortan herr wenzel nennt und sein mikrofon offenbar vor dem nasenloch montiert hat. ich höre jeden einzelnen atemzug und, das bilde ich mir zumindest ein, auch verdauungsgeräusche.
ich erzähle, dass ich gestern bei meiner schwiegermutter gewesen sei und updates für ihren rechner über mein handy runtergeladen hätte, weil das DSL so lächerlich langsam gewesen sei. sie hat einen „1&1 Doppel-Flat 6.000“-vertrag für den sie jeden monat 30 euro zahlt, und von dessen 6 mbit/s an der fritzbox gerade mal 2,3 mbit/s ankommen. das ist die geschwindigkeit, mit der andere DSL-anbieter ihre kunden bestrafen, wenn sie ihr download-kontingent erschöpft haben.
also frage ich nach möglichkeiten den vertrag in einen normal nutzbaren anschluss umzuwandeln. leider macht mich die antwort aus dem call-center sehr aggressiv. meine schwiegermutter könne eine doppelflat 50.0000 für 29,99 haben, bekäme für eine einmalzahlung von 24,89 eine neue fritzbox und für eine monatliche zahlung von 10 euro, bekäme sie fernsehgedöns übers internet und da würde er auch noch einen fernseher von samsung und einen chromecast drauflegen. jetzt hört er sich tatsächlich wie ein kirmesansager an, die halten ihre mikrofone auch oft vors nasenloch oder in den mund.
dass der vertrag alleine, nach der mindestvertragslaufzeit von 2 jahren, fast 40 euro kostet, erwähnt die pflanze am telefon nicht, bestätigt das aber auf nachfrage.
ich bin auf 50.
ob es auch etwas günstiger gehe, mit 16tausend vielleicht. tatsächlich betet er mir das unattraktive angebot runter, dass mir auch schon die 1und1 webseite als wechseloption angeboten hat: zwei jahre würde meine schwiegermutter 30 euro zahlen, danach 35 euro. ich weise den mann mit dem mikro vor dem nasenloch darauf hin, dass neukunden dieses paket sehr viel günstiger angeboten bekommen (nämlich für ein jahr zu 15, danach für 30 euro). das sei richtig, bläst er mit der nase ins mikro. ob er da nichts machen könne, ob die einzige möglichkeit ein günstiges angebot zu bekommen eine kündigung sei? auch das bejaht er.
ich bin auf 100.
und ich frage mich, was für ein verkacktes, unmoralisches geschäftsmodell die grossen DSL-anbieter fahren (macht ja nicht nur 1und1 so); alt- und neukunden werden mit irreführenden, schwer verständlichen und mit sternchentexten durchsääten angeboten geködert, die an sich schon saftig bepreist sind, aber für altkunden nochmal einen ticken teurer. die anbieter rufen einem zwischen den zeilen zu: wer länger als zwei jahre unser kunde bleibt ist ein vollidiot. auch auf explizite nachfrage, liess mich die telefonpflanze von 1und1 wissen, dass anpassungen des vertrags auf den stand der technik oder das aktuelle preisniveau nicht vorgesehen sind: „wieso sollten wir irgendwas ändern, wenn der kunde zufrieden ist?“ die korrekte antwort, die mir während des telefonats leider nicht eingefallen ist lautet natürlich: „ihre kunden sind nicht zufrieden, wenn sie einen anschluss kaputtdrosseln und für ein technisch minderwertiges produkt premiumgebühren kassieren.“
aber vielleicht ist meine logik, dass man sein produkt, auch bei langer vertragslaufzeit, ohne aufpreis und bohei an den stand der technik anpassen könnte auch einfach nicht mit der logik von betriebswirten kompatibel. betriebswirte glauben vielleicht tatsächlich, dass ein kunde der noch nicht gekündigt hat, zufrieden sei.
und vielleicht sollte man der logik der betriebswirte tatsächlich einfach folgen und alle ein bis zwei jahre seinen DSL-vertrag kündigen und woanders neu abschliessen. solange bis die pappnasen irgendwann einmal verstehen, dass bestandskunden auch der pflege bedürfen — und das auch zu schätzen wüssten.
das neuabschliessen eines neuen DSL-vertrags für meine schwiegermutter, inklusive telefonnummern-umzugsbeauftragung ging dann übrigens schneller als das unerfreuliche telefonat mit der kundenverarschungshotline von 1und1.
im oktober ging eine pressemitteilungdurchs netz, dass ikea ab sofort in 4 ländern (belgien, tschechien, schweden, italien) eine art hue-alternative verkaufen würde. im rest der welt (und deutschland) würde die trådfri-reihe ab april 2017 verkauft. ich habe mir eine lampe aus belgien besorgen lassen und von meiner mutter zu weihnachten schenken lassen.
es handelt sich um eine LED-lampe mit 980 lumen (und 12 watt), die drei verschiedene weiss-töne darstellen kann (grün-bläuliches weiss, rot-gelbliches weiss und weiss-gelbliches weiss).
dazu kommt eine fernbedienung mit der man die helligkeit einstellen kann, den farbton verstellen kann und die lampe schalten kann (wenn sie an eine stromversorgung angeschlossen ist). die fernbedienung wird von einer knopfzelle versorgt und soll laut ikea zwei jahre halten. gekostet hat das set aus lampe und fernbedienung 35 euro.
die einzelpreise sind bei ikea unterm strich einen ticken günstiger: 15 euro für den schalter ([-werbelink] 23 euro bei philips), 25 euro für die lampe ([-werbelink] 19 euro bei philips), teuer wird’s bei philips, wenn man die „[-werbelink] ambience white“ lampen kaufen will, bei denen man die weisstöne wählen kann: 30 bis 35 euro für die lampe alleine.
in erster linie war ich gespannt ob die trådfri-lampe und der trådfri-schalter sich mit der hue-bridge verbinden liessen und damit über mein wohnungsautomatisierungssystem steuern liessen. ein paar leuten ist das mit älteren firmwareversionen der hue-bridge gelungen, mit aktueller firmware weigert sich die hue-bridge (noch) die lampen oder schalter zu registrieren. ich habs ausprobiert, die einzige reaktion die man der hue-bridge abgewinnen kann ist ein kurzes aufleuchten beim versuch den schalter zu verbinden. alles andere ignoriert sie stoisch. lampe und schalter lassen sich hingegen problemlos verbinden — und genauso leicht wieder lösen (lampe sechs mal hintereinander ein und ausschalten).
The non-interoperability between the newly launched IKEA smart lighting products and the Philips Hue bridge has been analyzed. One of the issues found is that the IKEA bulbs report their ProfileID as corresponding to the ZigBee Home Automation (ZHA) profile rather than the ZigBee Light Link (ZLL) profile. As the IKEA bulbs do not behave fully compliant with the ZLL standard, they are rejected by the Hue bridge. IKEA is aware of this and informed us their intent is to have the IKEA smart lighting bulbs to work with the Philips Hue bridge. We offer our support to realize this in the future.
für mich hört sich das ein bisschen vorgeschoben an und ich vermute, dass es noch viele monate dauern wird, bis hier einigung darüber herrscht, wie der offene zigbee-standard, dem angeblich sowohl philips, wie auch ikea folgen, zu interpretieren ist. in absehbarer zeit soll es von ikea auch eine eigene bridge geben, die aber wohl mit ziemlicher sicherheit, im gegenteil zur hue-bridge, keine offene API bieten wird.
für meine automatisierungsambitionen ist das einerseits sehr schade, andererseits gefällt mir die lampe sehr und ich habe auch einen weg gefunden, sie doch, indirekt automatisierbar zu machen. kürzlich habe ich ja die küchenbeleuchtung ein bisschen umgebaut und den lichtschalter für die deckenbeleuchtung mit diesem unterputz funkschalter aufgerüstet. mit dem ding hinter dem lichtschalter lässt sich die deckenbeleuchtung weiterhin per lichtschalter schalten, aber auch per 433mhz-funk-signal. bis jetzt war in der deckenleuchte eine dimmbare LED, deren helligkeit sich per ein/aus-schalten regeln liess. das war in mehrfacher hinsicht albern. manchmal standen wir am lichtschalter und schalteten den mehrfach ein und aus, bis die gewünschte intensität erreicht war, mal klickte ich wie wild auf meinen telefon rum, um die lampe per homekit ein und auszuschalten. besonders doof: die LED merkte sich die vorherige einstellung nicht — wie auch die hue-lampen es nicht können: sobald sie von der stromzufuhr abgeschnitten sind vergessen sie alle licht-einstellungen. die trådfri merkt sich die lichtfarbe und die helligkeit, auch wenn sie stundenlang vom stromnetz getrennt ist.
das ist in der tat ziemlich praktisch und qualifiziert die lampe für viele anwendungen mit vorhandenen leuchten; die lassen sich wie bisher schalten und zusätzlich permanent oder flexibel dimmen und färben, oder auch per fernbedienung schalten. hue-lampen hingegen sind in kombination mit herkömmlichen lichtschaltern mehr oder weniger unbrauchbar.
der mitgelieferte schalter gefällt mir auch, er besteht aus zwei teilen, einem magnetischem tellerchen, das man an die wand kleben oder schrauben kann, in das das fernbedienungsteil einschnappen kann. so macht das auch der hue-schalter, er sieht gut auf der wand aus, man kann ihn aber auch als mobilteil benutzen. die liebe zum detail bei ikea zeigt sich aber auch hier: auch das tellerchen hält selbst auf metall, so kann man es statt an die wand zu kleben oder schrauben, eben auch einfach auf den kühlschrank pappen. die fernbedienung macht auch einen stabilen eindruck, ist an den seiten und hinten gummiert und mir auch schon zweimal runtergefallen. sie reagiert sehr schnell, die leuchte schaltet schon, bevor der schalter klickt, beim ausschalten lässt sich die leuchte einen moment zeit. beim ersten klick, nach dem einschalten per wandschalter, hängt die fernbedienung gelegentlich, spätestens beim zweiten klick reagiert die trådfri dann aber. das schalten der weisstöne, helligkeit, alles lässt sich gut bedienen. wobei die form und ergonomie der trådfri fernbedienung natürlich an den unseeligen „puck“-maus-ergonomieunfall erinnert.
ich mag die trådfri, auch wenn sie sich nicht besonders weit runterdimmen lässt und sich noch nicht automatisieren lässt, bzw. per api ansprechen lässt, trotz standard zigbee-protokoll. ich hoffe ikea und philips raufen sich hier zusammen, zum nutzen der kunden. oder das ding wird bald mal gehackt. das killerfeature ist trivial aber genial: die trådfri merkt sich ihre lichteinstellungen, ist kinderleicht einzurichten und mehrere leuchten dürften sich ähnlich einfach um eine fernbedienung gruppieren lassen. insgesamt scheint ordentlich bewegung im markt der vernetzbaren, „intelligenten“ beleuchtung gekommen zu sein.
nachtrag: ich sollte das eigentlich gelernt haben: lampen nennt man die birnen oder leuchtmittel die eine leuchte beleuchten. ich hatte das im text oben teilweise umgekehrt geschrieben und jetzt korrigiert. (leuchten werden in der alltagssprache zwar oft lampen genannt, aber das ist genaugenommen falsch. lampen bezeichnen eigentlich nur das leuchtmittel.)
anderthalb monate ist die tado-heizungssteuerung jetzt bei uns im einsatz (hier mein erster eindruck) und ich komme meinem ziel, mich nicht um die heizung kümmern zu müssen, immer näher. der hauptgrund die tado-heizungssteuerung anzuschaffen, war unser wunsch nach mehr komfort. energiesparen ist bei unseren heizkosten kaum noch möglich, wir zahlen im monat ca. 30 euro fürs gas, womit wir heizen und kochen.
unsere hoffnung war endlich auch im bad komfortable temperaturen zu haben, bzw. heizleistung auf abruf zur verfügung zu haben. das war mit unserer alten, leitraumgesteuerten heizungssteuerung nicht, bzw. nur auf umwegen (dauerheizen) möglich. mit den zwei heizkörperthermostaten und dem „smarten“ raumthermostat, die uns tado kostenlos zum testen (und behalten) überlassen hat (weshalb über dem artikel auch werbung steht), funktioniert das jetzt einwandfrei — mit ein bisschen verspätun.
(eins der ursprünglich gelieferten heizkörperthermostate war defekt, ersatz haben wir nach zwei wochen bekommen. seitdem lässt sich die temperatur sowohl im wohnzimmer, als auch im bad flexibel regeln.)
die kurzversion dieses textes lautet also: ich bin jetzt, mit zwei heizkörperthermostaten, sehr beeindruckt von der flexiblen und gezielten tado-temperatursteuerung in allen wichtigen räumen. sie funktioniert genauso gut, wie ich mir das erhofft habe.
die längere version:
weil wir noch auf unsere bestellung von zwei weiteren heizkörperthermostaten warten (mehr dazu weiter unten), steuern wir derzeit lediglich zwei räume über tado: das bad und das wohnzimmer. das schlafzimmer haben wir seit monaten, wenn nicht sogar jahren nicht geheizt, dort liegen die temperaturen, seit ich sie messe, konstant um die 18, 19°. die küche heizen wir auch nicht, der boiler der gasetagenheizung und der herd sorgen für mehr als genug wärme, auch im tiefsten winter. auch das kinderzimmer funktioniert derzeit gut ohne tado-steuerung, das heizungsventil ist seit wochen zwischen 2 und 3 gestellt, was eine konstante temperatur von um die 21° zur folge hat. werden wohnzimmer oder bad geheizt, profitiert das kinderzimmer von der produzierten wärme.
am wichtigsten: unser junkers-boiler funktioniert jetzt auch (endlich) wieder zuverlässig. seit ungefähr zwei jahren meldete der boiler gelegentlich einen fehler (A2) und deaktivierte sich dann, meisten, zum glück, nur kurz. beunruhigenderweise meldet der A2-fehler (eigentlich) (ab-) gasaustritt. ich vermutete schon länger einen sensorfehler. der erste heizungstechniker den uns die hausverwaltung nach sehr langem warten vorbeischickte empfahl eine regelmässige wartung und reinigte den boiler erstmal gründlich von innen, etwas das seit unserem einzug vor drei jahren noch nie gemacht wurde. mitte november schickte uns die hausverwaltung (nach weiterem sehr langem warten) einen heizungstechniker vorbei, der auch die brennkammer reinigte, wasser nachfüllte, nochmal alles reinigte und nachdem auch nach der wartung der fehler weiterhin beim aufheizen über 50° auftauchte, ankündigte, demnächst vorbeizukommen um den sensor auszutauschen. leider half auch der sensortausch nicht, weshalb er eine woche später gleich die ganze steuerungselektronik austauschte. auch das half nichts und er kündigte uns einen besuch eines werkseigenen junkers-techniker in den nächsten wochen an. statt des junkers-technikers kam dann aber nochmal unser techniker vorbei und meinte, der junkers support hätte ihm gesteckt, dass es noch einen zweiten sensor gäbe. ob der undokumentiert ist, oder nur im fehlerbehebungsflowchart fehlte hab ich nicht erfahren können. jedenfalls behob dieser sensortausch dann endlich den A2-fehler.
tado wollte mich auf nachfrage nicht wissen lassen, was man heizugstechnikern, vermietern oder anderen technik-skeptikern sagen könnte, wenn die der fremd-heizungssteuerung von tado nicht trauen oder gar behaupten, das würde die elektronik „durcheinanderbringen“. wie die heizungshersteller zu tado stehen, die ja behaupten zu nahezu allen heizungssystem kompatibel zu sein, würde mich nach wie interessieren. fragen nach zertifizierungen oder stellungnahmen von heizungsherstellern liefen bei tado leider (bis jetzt) ins leere.
meine zufriedenheit mit der tado-heizungssteuerung kommt vor allem daher, weil ich ihre funktion jetzt über wochen sehr genau beobachtet habe. anfangs hat das system zwar etwas arg früh angefangen für den „early start“ morgens zu heizen, aber nachdem ich mich ein bisschen darüber lustig gemacht habe, wurde die heizkurve promt angepasst. eigentlich sollte das system sowas mit der zeit selbst lernen und vielleicht tut es das ja auch bereits, wenn man ihm ein bisschen zeit lässt. ein bisschen mühsam war die anpassung der thermostate an die raumcharakteristik. temperatur-messwerte, die direkt am heizkörper gemessen werden haben ja nicht unbedingt etwas mit der raumtemperatur zu tun. im kinderzimme misst das raumthermostat an der wand gegenüber des heizkörpers und zeigt mehr oder weniger exakt die werte an, die ich auch mit meinem eigenen thermometer messe.
allerdings musste ich die vom tado-raumthermostat erfasste temperatur um ein grad nach unten korrigieren, damit die kurven sich so abdecken. im bad musste ich die temperatur gleich um drei grad nach unten korrigieren, damit die temperatur sich ungefähr mit meinem thermometer (hängt ca. 2 meter entfernt vom heizkörper) deckt.
was man nicht so deutlich sieht: tado schafft es tagsüber die eingestellte temperatur von 20° konstant zu halten. die temperatur oszilliert sanft um die 20° marke. die nachtabsenkung misst tado mit ca. drei grad, mein thermometer misst gerade mal ein grad absenkung was ich für akzeptabel halte. ab morgens um sechs ist die temperatur nach kurzem aufheizen dann wieder auf 20°.
um die raumtemperatur konstant auf 20° zu halten muss die heizung über den tag verteilt nicht besonders stark heizen. der kessel heizt sich alle paar stunden auf 30-40° auf und das reicht dann auch, lediglich wenn es der beifahrerin kalt ist und sie das thermostat hochdreht, geht die angeforderte heizleistung etwas stärker in die höhe. grösster vorteil des nun konstant warmen bads: nach dem duschen beschlägt der spiegel kaum noch und die relative luftfeuchtigkeit ist konstant niedriger als in vor-tado-zeiten.
komplizierter war die raum-kalibrierung im wohnzimmer. das ist etwas grösser als das bad und tado berechnet die heizleistung nicht nach der raumtemperatur, sondern nach der temperatur am heizkörperventil unter dem fenster. am fenster und am heizkörper fluktuiert die temperatur natürlich etwas stärker als in der raummitte oder -ecke. aber mit eine temperaturkorrektur von minus 3 grad zeigen sowohl das tado-thermometer als auch mein eigenes thermometer in der raumecke ungefähr analoge werte an.
auch hier sieht tado die nachtabsenkung krasser als mein thermometer, dass in den 8 stunden heizpause von 23 bis 7 uhr gerade mal ein grad absenkung misst. am fenster misst tado vier grad verlust. jedenfalls ist das ergebnis von den tagsüber eingestellten 22° eine mehr oder weniger konstante temperatur zwischen 22 und 23° in der raumecke. ein billiges, unvernetztes thermometer in der raummitte, zeigt konstant um die 22° an.
mir sind die 22° im wohnzimmer zu warm, aber die beifahrerin fühlt sich bei der temperatur offenbar wohl.
offline-modus
vor drei tagen fiel bei uns das internet aus (die beifahrerin hatte ausversehen — und unbemerkt — das DSL-kabel aus der TAE-dose gerissen). die frage, was die tado-steuereinheit ohne verbindung in die cloud machen würde hatte ich bis dahin noch nicht eindeutig beantworten können, am donnerstag konnte ich es aber genau nachvollziehen: die eingestellte zieltemperatur in allen zonen/räumen wurde konstant gehalten, die temperaturkurven fluktuierten auch im offline-modus langsam auf und ab. lediglich eine änderung der zieltemperatur über die app war im offline-modus nicht möglich.
API und bridgeausfälle
die graphen zeichne ich übrigens mit grafana. hier hatte ich das schonmal beschrieben, wie ich die webapi, die auch von der tado web- und ios-app genutzt wird, inoffiziell auslese. dieses auslesen hatte ich im verdacht, dass es durch irgendwelche schutzmassnahmen oder abfragelimits rote flaggen bei tado auslöst und irgendwie dazu führt, dass die tado-internet-bridge bei uns nicht mehr erreichbar ist. das passierte in den ersten sechs wochen ziemlich regelmässig: fast jeden morgen wachte ich auf und die tado-app meldete mir, dass meine geräte offline seien. das problem liess sich mit einem neustart der tado-bridge beheben, aber um ein hardware-problem auszuschliessen, meldete ich den fehler bei tado. die tauschten meine bridge auch promt aus, aber das problem der gelegentlichen bridge-ausfälle blieb bestehen. dann hatte ich die rettende idee: hausautomatisierung! ich lasse home-assistant ohnehin regelmässig scans unseres netzwerks durchführen, weshalb home-assistant stets weiss, welche geräte online und offline sind. warum nicht einfach eine automatisierung schreiben, die die bridge bei einem ausfall automatisch neustartet? mit home-assistant und einer schaltbaren steckdose war das schnell umgesetzt. seitdem musste ich mich um das problem nicht mehr kümmern. in den letzten zwei wochen sind die ausfälle allgemein sehr viel weniger geworden, nur noch alle 3-4 tage, und in den letzten 4 tagen gar nicht mehr.
qualitätskontrolle, verfügbarkeit und support
was ich tado positiv anrechne ist der kompetente und freundliche support. manchmal dauert die bearbeitung ein paar tage, aber alle meine technischen anfragen wurden bisher befriedigend beantwortet. am häufigsten bezogen sich meine technischen anfragen allerdings auf gerätedefekte. nachdem das erste heizungsthermostat bei uns dead on arrival ankam, hatte das ersatzgerät ein so schwergängiges temperatureinstellungsdrehrad, dass die beifahrerin das heizungsthermostat dreimal vom heizkörper riss (die zusendung eines ersatzgeräts wurde nach der monierung promt zugesagt). die tado-geräte sind im prinzip super, sauber verarbeitet und tadellos gestaltet, aber bei der qualitätskontrolle scheint es ein bisschen zu hapern.
aber auch bei der befriedigung der nachfrage scheint sich tado übernommen zu haben. die tado-twitter- und facebook-konten liefen in den letzten monaten über von kommentaren, in denen sich kunden bitterlich über ausbleibende oder erheblich verzögerte lieferungen beklagten. die kommunikation von tado zu diesem thema war lange eher hinhaltend, mitte november begann man dann vielen kunden eine lieferung vor weihnachten zu versprechen. ich habe ende september zwei weitere heizkörperthermostate bestellt (und bezahlt), noch bevor die testgeräte bei mir eintrafen und ausser einer bestellbestätigung nichts mehr zu der lieferung gehört. bis vor ein paar wochen eine mail bei mir ankam, die mir anbot auf eine lieferung bis februar zu verzichten und dafür 20% rabatt zu bekommen. weil wir soweit gut versorgt sind und die flexible steuerung des kinder- und schlafzimmers nicht drängt, habe ich mich gerne auf diese deal eingelassen.
verwunderlich finde ich das aber schon, weil tado seine produkte teilweise sehr aggressiv bewirbt und das marketing ganz offenbar auf höchsttouren läuft. so produziert man sich aber doch eine menge unzufriedener early adopter, die monatelang auf ihre lieferung warten — und das gerade im winter. genauso verwunderlich fand ich die offensive bewerbung von tados homekit-integration in den späten sommermonaten, die, soweit ich mich erinnere, auch noch weiterlief, als ich meine testgeräte bekam, die auch mit der tado-bridge der dritten generation ausgeliefert wurden. zu meiner sehr grossen verwunderung war die homekitintegration meiner tado-testgeräte miserabel gelöst (funktionierte nicht) und vor ein paar wochen verschwanden plötzlich alle hinweise auf homekit aus dem marketingmaterial von tado. plötzlich hiess es, dass der homekit-zertifizierungsprozess gemeinsam mit apple noch nicht abgeschlossen sei und tado verschickt die thermostate auch nur mit der internetbridge der zweiten generation (mit einem gutschein für ein kostenloses upgrade auf die dritte generation, sobald die zertifizierung abgeschlossen ist). ich bin gespannt, wann dieser prozess abgeschlossen sein wird und noch gespannter, ob die homekitintegration von tado dann funktionieren wird.
obwohl ich wirklich zufrieden mit meinem tado-setup bin, einen kauf kann ich zur zeit nicht wirklich empfehlen, weil die lieferung wahrscheinlich erst im frühjahr erfolgen wird und ich bei der derzeitigen angespannten liefersituation das gefühl habe, dass weniger auf tadellose qualität geachtet wird, als das eigentlich geboten ist. wer hingegen keine scheu hat regelmässig mit dem wirklich freundlichen und gut erreichbaren tado-support zu telefonieren um defekte zu melden, wer geduldig mit lieferverzögerungen umgehen kann und wer kein problem mit hausdaten in der (tado) cloud hat, dem kann ich tado uneingeschränkt empfehlen. es funktioniert und durch regelmässige softwareupdates wird es auch stetig besser.
zum ersten dezember habe ich einen whisky+cigars-adventskalender (ohne zigarren, nur mit whisky-proben) vom kind und der beifahrerin geschenkt bekommen. der wahrscheinlich beste adventskalender, den ich seit 43 jahren bekommen habe.
jeden tag ein kleines fläschchen whisky zur blindverkostung. der zettel, auf dem die whiskysorte und eine kleine beschreibung steht, ist umgekehrt auf die flasche geklebt. jetzt kann ich whisky tastings zuhause machen.
ich kann mich schon nicht mehr genau erinnern, ist schliesslich schon 5 tage her. ich erinner mich aber an einen fruchtigen geschmack und einen milden, reichen geruch. auf dem zettel steht, dass der whisky je zur hälfte in bourbon-fässern und sherry-fässern lag. eine gute eröffnung, nach der ich gerne noch zwei weitere gläser dalmore getrunken hätte.
an den geruch erinnere ich mich gut. etwas spitz, alkoholisch, oder wie mein vater sagen würde: u-boot-treibstoff. der geruch ist nicht störend, ein bisschen vanille kommt auch durch, aber mir fiel auf: eher kein klassischer schotte. und tatsächlich war’s ein irischer whisky. hab ich noch nie bewusst getrunken, irischen whisky. der geschmack war runder als der geruch ahnen liess, lecker, aber einen ticken anders als die aus schottland, aber fan werde ich wohl erst, wenn ich mal nach irland reise.
auch dieser whisky hatte einen etwas spitzen, alkoholischen geruch. angenehm, interessant, leicht nach frisch desinfiziertem jungem leder. der geschmack war weniger malzig, was kein wunder ist, denn der elijah craig ist ein bourbon. weniger gerstenmalz und ich meinte das rausschmecken zu können. vielleicht habe ich auch zu schnell auf den beipackzettel geschaut, nachdem ich wusste, dass dieser whiskey mit e geschrieben wird, schmeckte ich es jedenfalls eindeutig raus. keine frage, das war ein sehr guter whiskey, aber ne ganze flasche würde ich davon nicht unbedingt kaufen.
der geruch war schön voll und rund. das musste wieder ein schotte sein. ist es auch. auf dem beipackzettel stand: „nicht einen hauch von rauch, stattdessen mit in honig getauchtem eichenwald mit blumenwiese.“ das bild inspirierte mich nicht, aber süffig und leicht blumig war er dann schon, der benrinnes.
schon beim einschenken traf mich eine heftige torfnote. „toll!“, rief ich der beifahrerin zu. beim schnüffeln konnte ich leichte bittere teernoten rausdifferenzieren. für einen moment dachten die beifahrerin und ich, dass das ein talisker sein könnte, der hatte auch so einen ganz leichte verdünner-note. der geschmack: wie ich es am liebsten mag, sehr rund, der rauchige torf intensiv, aber auch rund, kein brennen, keine spur von süsse und frucht. ich freute mich sehr, dass ich mich auch schon blind in den whisky verliebte, als ich den beipackzettel las: meine lieblingsbrennerei!
der select enthält laut whisky.de „Anteile aller bekannten Laphroaig-Abfüllungen (10 Jahre, PX Cask, Quarter Cask und Triple Wood)“ — also eine mischung ohne altersangabe die auf milde und rundheit getrimmt ist. toll ist, dass hier weiterhin der charakter des laphroaig durchscheint, aber ich mags lieber ein bisschen direkter. der 10 jahre alte, reguläre laphroaig, bleibt mein absoluter favorit. aber vielleicht ist der select ein guter einstieg für andere?
angenehmer geruch, hat mir aber nicht mal in ansätzen geschmeckt. ich habe mich gefühlt wie der 24 jährige felix, der in schottland erstmals bei einem brennereibesuch einen whisky probierte: unwohl, nicht angetan: zu viele spitzen, leicht metallischer geschmack, keine wärme. nicht mein ding. eine flasche des 24 jahre alten auchroisk konnte ich auf die schnelle nicht ergoogeln, aber ähnlich alte auchroisk sind sehr, sehr teuer. hilft nichts, dass das zeug teuer ist, ich mag den nicht.
die links habe ich erratisch ausgewählt. gerne hätte ich öfter whiskyandcigars.de verlinkt, die meisten whisky habe ich aber dort nicht finden können oder keine geduld für die langen ladezeiten der seite. whisky.de hingegen ist erstaunlich gut suchmaschinenoptimiert, schnell und übersichtlich. aber whisky + cigars ist wohl auch eher ein laden zum hingehen.
beeindruckender auftritt von bernie sanders bei conan o’brien, nicht nur wegen sanders und den dingen die er sagte, sondern weil conan o’brien (zeitweilig) ungewöhnlich ernst war und die richtigen fragen stellte.
was sanders sagte, machte mich nachdenklich und wühlte mich auf mehreren ebenen auf. einerseits, weil ich im sommer durchaus ein gespaltenes verhältnis zu sanders hatte und ihn, inspiriert durch mein medienmenü nicht für den geeigneten kandidaten hielt. die medien die ich lese, wurden nicht müde, sanders als populisten oder sozialisten zu bezeichnen, den man weder ernst nehmen könne und der erst recht keine chance haben würde gewählt zu werden, weil er so weit links stehe. mich haben diese vergleiche immer gestört, die trump und sanders in den gleichen populistentopf warfen, weil ich sanders durchaus als vernünftig und verantwortungsvoll empfand.
trotzdem blieb bei mir hängen: dass es unvorstellbar wäre, dass sanders sich gegen einen republikaner durchsetzen können würde und dass das nur die etabliertere, moderatere und mainstreamigere hillary clinton könne. der unglaubliche rückhalt von sanders bei jungen menschen, seine sorge um die wachsende einkommensungleichheit und grosse sozial benachteiligte und mit sorge in die zukunft blickende bevölkerungsschichten, wurden von den medien, die ich lese und in ansätzen ernst nehme, als nicht wahlentscheidend dargestellt. die stabilität und kontinuität, für die clinton stünde, hingegen schon.
heute snd wir alle klüger. die unzufriedenheit mit dem etablierten, teilweise verfilzten und gelähmten system war wohl auch wahlentscheidend und clinton scheint es nicht geschafft zu haben, dieses moment im linken spektrum zu mobilisieren.
weshalb mich der auftritt von sanders ebenfalls aufrührte war seine medienkritik. eigentlich bin ich kein grosser fan von pauschaler medienkritik oder der haltung, „die medien“ seien schuld an trump, genauso wie ich es dämlich finde, sanders als populisten zu bezeichnen oder sanders zusammen mit trump in den demagogen-eimer zu werfen. aber sanders medienkritik hatte substanz, die mich zumindest nachdenklich machte. zu recht kritisiert er, dass die medien sich auf leicht verdauliche, sensationsheischende aspekte konzentrieren würden, weil die garantiert leser- oder zuschauerinteresse generieren würden. die „real issue“, die themen die unsere zukunft, den fortbestand unserer demokratischen gesellschaften betreffen, werden gerne ignoriert oder in die randspalten gedrängt.
ein gedanke der mir in den sinn kam, war eine parallele zur werbung. grosse agenturen saugen die talentiertesten und besten jungen köpfe ein, um für grösstenteils trivialen scheiss manipulative werbung zu bauen. die ganze kreative energie, der gestaltungswillen ganzer generationen, fliesst in die konsumentenerregung, statt in die (politische) gestaltung unseres zusammenlebens und gerechte organisation unserer gesellschaften. genauso fliesst die energie ganzer journalisten-jahrgänge in die aufarbeitung von skandälchen, ausrutschern, die aufarbeitung von privat- und intimkram von politikern oder anderen prominenten, statt in die konstruktive aufarbeitung der krisen und herausforderungen, denen wir uns gegenübersehen.
auch deshalb habe ich mich vor ein paar monaten dafür entschieden, perspective daily zu unterstützen, die sich zumindest vorgenommen haben, diesen missstand konstruktiv und wortreich anzugehen. aber hier ist das problem: obwohl ich abonnent und unterstützer von perspective daily bin, lese ich dort kaum. die themen und artikel schaffen es kaum über meinen tellerand, wenn ich mal einen artikel lese langweile ich mich oft oder vermisse substanz. immerhin: beim aufruf der startseite lächelte mich dieser artikel an, der in etwa das gleiche thema hat, wie das was ich hier zu behandeln versuche. noch nicht gelesen, aber immerhin meine aufmerksamkeit gewonnen und auf meiner leseliste gelandet:
es ist eine elenede zwickmühle: viele medien können es sich aus verschiedenen gründen nicht leisten substanziell über die „real issue“, die wichtigen themen zu schreiben, entweder weil sie nicht die mittel haben, oder wissen, dass sich diese art artikel niemals refinanzieren wird. entstehen solche artikel, ist es schwer sie an den mann und die frau zu bringen, weil sie sich nicht so leicht und emotinal konsumieren lassen. das meta-, tralala- und empörungsgedöns lässt sich einfacher herstellen und spült (dringend benötigtes) geld in die kassen.
so oder so, ich glaube es gibt durchaus wege abseits des platten populismus, abseits der ausgelatschten medienpfade, gegen den wahnsinn zu steuern, den trump und seine kumpels uns auf der weltbühne vorspielen. auf mich hatte der auftritt von sanders jedenfalls eine inspirierende wirkung. ich, wir, alle, denen die parlamentarische demokratie am herzen liegt, müssen — und können — etwas tun um das irrsinnige und hohle gegenseitige aufschaukeln von politik und medien aufzubrechen. sei es durch die (finanzielle) unterstützung von entsprechenden medienangeboten oder durch die aktive besetzung von klaffenden lücken, wie es christoph kappes hier vorschlägt. es ist möglich die wirklich drängenden themen anzupacken, sichtbar zu machen, zu diskutieren und lösungen zu finden. der ruck und der druck sind da.