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blogfoster, werbung und ghostwriting

felix schwenzel in artikel

ur­sprüng­lich habe ich mich vor et­was über an­der­t­alb jah­ren bei blog­fos­ter aus nie­de­ren mo­ti­ven re­gis­triert. blog­fos­ter ver­mit­telt be­zahl­te ar­ti­kel an blog­ger, die die­se dann selbst schrei­ben und in den fluss ih­res blogs ein­spei­sen. auf deng­lisch wer­den die­se ar­ti­kel ger­ne spon­so­red posts ge­nannt und oft auch so ge­kenn­zeich­net, als spon­so­ring, statt klar und deut­lich als an­zei­ge oder wer­bung. mein nie­de­res mo­tiv war ur­sprüng­lich zu gu­cken, wel­che kam­pa­gnen lau­fen und dann im netz zu gu­cken, wer ge­ra­de über ein pro­dukt oder eine dienst­leis­tung schreibt, die ge­ra­de bei blog­fos­ter läuft und ver­gisst den ar­ti­kel als be­zahlt zu kenn­zeich­nen.

an­de­ren blog­gern auf die fin­ger zu schau­en hat mich dann aber be­reits nach 20 mi­nu­ten ge­lang­weilt und sich als müs­sig her­aus­ge­stellt. das goo­geln nach blog­fos­ter-kam­pa­gnen spül­te irre viel öden, un­in­spi­rier­ten blog-müll vor mei­ne au­gen, dass ich es nicht lan­ge er­trug. ins­be­son­de­re die jo­via­len, di­rek­ten le­ser­an­spra­chen vie­ler spon­so­red-post-blog­ger („hey leu­te, wisst ihr was ich ge­ra­de ma­che?“) zeig­ten mir: in müll zu wüh­len ist nichts was ich län­ger als 20 mi­nu­ten ma­chen will.

ich war aber auch schnell ab­ge­lenkt, weil ich bei blog­fos­ter im­mer wie­der kam­pa­gnen ent­deck­te, die mich tat­säch­lich in­ter­es­sier­ten. dar­aus wur­den dann be­zahl­te wer­be­ar­ti­kel wie die­ser oder die­ser. man­che kun­den lehn­ten mei­ne be­wer­bun­gen ab und zwi­schen­durch ver­mit­tel­te ich mir im­mer wie­der selbst be­zahl­te wer­be­ar­ti­kel wie die­sen oder die­sen oder die­sen.

bei der zu­sam­men­ar­beit mit blog­fos­ter wur­de auch schnell klar, dass blog­fos­ter selbst zu­min­dest gros­sen wert auf or­dent­li­che kenn­zeich­nung der be­zahl­ten wer­be­ar­ti­kel legt. teil­neh­mern wird deut­lich ge­sagt:

Schreibe „Anzeige“ noch vor dem Titel Deines Artikels

aus­ser­dem wur­de mir klar, dass ich wer­bung zwar doof fin­de, ins­be­son­de­re be­zahl­te wer­be­ar­ti­kel in blogs, ich aber bei be­stimm­ten pro­duk­ten im­mer wie­der das ge­fühl hat­te eine ge­schich­te er­zäh­len zu kön­nen, die den ei­nen oder an­de­ren in­ter­es­sie­ren könn­te. ge­nau­so oft war ich neu­gie­rig was das pro­dukt oder die dienst­leis­tung taug­te und nahm mir vor eine emp­feh­lung nur dann aus­zu­spre­chen, wenn es mir auch wirk­lich ge­fiel. das hat­te dann min­des­tens ein­mal zur fol­ge, dass hier im blog ein be­zahl­ter ver­riss er­schien.


im fe­bru­ar fand ich bei blog­fos­ter die­se kam­pa­gne zur be­wer­bung:

der pitch-text dazu lau­te­te:

Auftrag
██████ ██ ██████ ███████ ███ █████████████ ████████████████ ███ ███████ ███. ████ ████ █████ ██████ ███████ ████ ████████████████ ██ ███ ███ ████████████. ██████ ███████████████ ████ ██████████████: ████████, █████ ███ ██████████████████, ████████, █████████████ ███ ████████████████, ████████ ████ ███ █████████ ███ ████ ██████ ████!

█████ ███ ██████ ███████ ████ ██████████████ ███, ███ ██ ██████ ████ █████. █████ ██ ██████ ███████ ████ ██████ ████████████ █████ ███ █████ ███████/███ ███. ███ ████ ██████████████ ████ █████ ███████████ ███ ████████████ ████████ ███ ███ █████ ███████████ ████████ ████. ██████████ █████████ ███ ████ █████ ███ ███████ █████████ ██████ ██████.

██████ ██████ ██████ ████ ████ █████ ███████ ██ ██████ █████████ █████.


der pitch [ent­fernt auf bit­ten von blog­fos­ter, sie­he un­ten] zeigt po­ten­zi­ell die grund­sätz­li­che blöd­sin­nig­keit der idee von be­zahl­ten wer­be­ar­ti­keln. wenn man die au­gen zu­sam­men­kneift lau­tet der auf­trag hier: zie­he dir ir­gend­was zum the­ma ghost­wri­ting aus der nase, schrei­be es auf, nen­ne ei­nen fir­men­na­men, stel­le dei­nen le­sern eine fra­ge und kas­sie­re ███ euro. (███ euro habe ich von blog­fos­ter an­ge­bo­ten be­kom­men, blog­ger mit mehr be­su­chern be­kom­men wahr­schein­lich mehr.)

die irr­sin­ni­ge quat­schig­keit, die im­pli­zi­te wi­der­sprüch­lich­keit und der kon­junk­tiv die­ses schreib­auf­trags in­spi­rier­te mich aber auch auf ge­wis­se wei­se. denn so ei­nen text, wie ge­for­dert, zu schrei­ben („per­sön­li­cher Be­zug zum The­ma Bil­dung“!) wür­de bei mir so­fort zu mas­si­ven schreib­blo­cka­den füh­ren und wenn ACAD WRI­TE da­bei an­geb­lich hel­fen kann, war­um nicht die ghost­wri­ter be­auf­tra­gen den wer­be­ar­ti­kel über sich selbst zu schrei­ben?

also habe ich mir bei ACAD WRI­TE ein un­ver­bind­li­ches an­ge­bot ein­ge­holt, mit der bit­te den preis un­ter ███ euro an­zu­set­zen und mit ei­nem leicht an­ge­pass­ten auf­trags­text, den ich von blog­fos­ter ko­piert habe.

Stelle in Deinem Beitrag die verschiedenen Dienstleistungen der Agentur Acad Write vor. Acad Write bietet weitaus mehr Dienstleistungen an als nur Ghostwriting. Solche Dienstleitungen sind beispielsweise: Coaching, Hilfe bei Forschungsanträgen, Lektorat, Unterstützung bei Schreibblockaden, Zitieren oder bei Referaten und noch vieles mehr!
Für diesen Beitrag soll es um die rekursive Kreativleistung der Agentur gehen, für sich selbst als Dienstleistung zu werben. Da in diesem Beitrag auch ein persönlichen Bezug zum Blog wirres.net hergestellt werden soll, wäre es gut im Text nicht allzu viele Adjektive zu benutzen und auf Grossbuchstaben zu verzichten. Wichtig ist, dass der Beitrag im Tonfall leicht rotzig und kritisch ist, und trotzdem Euphorie und eine positive Grundhaltung ausstrahlt. Wichtig ist, dass in dem Text klar wird, das Acad Write auch super für sich selbst Ghostwriten kann, also auch vor schwierigen Aufgaben nicht kapituliert.
Im Text sollen die Leser zu Feedback angeregt werden: wie gut hat die Agentur Acad Write ihre Aufgabe gelöst, passt der Text zum Blog, etc.

Ganz wichtig ist neben der Herausstellung der Qualitäten der Agentur Acad Write, der Tonfall des Textes. Er sollte sich harmonisch ins Blog einfügen, auch das Wort ich darf mal vorkommen, subjektive Einfärbung ist OK. Tabu ist überschwängliches Lob, Eigenlob muss elegant in Selbstkritik verpackt werden.

Meine Preisvorstellung geht so ungefähr in die Richtung von unter ███ Euro.

kei­ne zwei stun­den spä­ter klin­gel­te mein te­le­fon. ob ich das wirk­lich ge­we­sen sei und ob ich das ernst mei­nen wür­de. na­tür­lich mei­ne ich das ernst, wo­bei von mei­ner sei­te aus na­tür­lich der an­ge­bots­preis ent­schei­dend sei. ver­lust woll­te ich mit der ak­ti­on nicht un­be­dingt ma­chen, auch wenn fi­nan­zi­el­ler ver­lust bei be­zahl­ter wer­bung ein ganz be­son­de­rer gag wäre. zwi­schen den zei­len hör­te ich noch ein biss­chen skep­sis her­aus, ich wur­de noch ge­fragt ob der ar­ti­kel dann auch eine of­fe­ne kom­men­tar­funk­ti­on hät­te und ob die agen­tur sich auch selbst in den kom­men­ta­ren mel­den kön­ne und even­tu­ell stel­lung be­zie­hen kön­ne. klar sag­te ich und auch wenn all­ge­mein nicht so viel bei mir rum­kom­men­tiert wür­de, wür­de ich durch­aus mei­ne kom­men­tar­strän­ge mo­de­rie­ren und wenns sein muss auch ein­grei­fen. die dame am te­le­fon woll­te das dann noch­mal mit ih­ren kol­le­gen und ih­rem chef durch­spre­chen, der wohl nicht so irre on­line-af­fin sei, sich aber am nächs­ten tag noch­mal bei mir mel­den wer­de.

tat­säch­lich rief mich der chef der agen­tur dann am nächs­ten tag an und ich konn­te er­neut deut­li­che skep­sis ge­gen­über die­sem on­line-ge­döns spü­ren. im grun­de hät­te die agen­tur gar nicht so gros­ses in­ter­es­se an öf­fent­lich­keit. war­um man denn dann bei blog­fos­ter die kam­pa­gne an­ge­scho­ben habe, frag­te ich. ach ja, die­se so­cial-me­dia sa­chen ma­che ein jün­ge­rer kol­le­ge, der sei da ziem­lich ak­tiv. wir plau­der­ten noch ein biss­chen und am ende ver­sprach er mir, dass er sich spä­ter noch­mal mel­den wür­de. sie müss­ten das noch­mal in­tern be­spre­chen.

tat­säch­lich schien man sich dann aber bei ACAD WRI­TE ziem­lich schnell ei­nen gros­sen, mu­ti­gen ruck ge­ge­ben zu ha­ben und kurz da­nach hat­te ich ein an­ge­bot über ███ euro in mei­ner mail­box (30 euro we­ni­ger als blog­fos­ter mir zah­len wür­de), kurz da­nach eine auf­trags­be­stä­ti­gung und dann eine vor­raus­kas­se-rech­nung über ███ euro.

ein paar tage spä­ter, al­les über das on­line por­tal der agen­tur or­ga­ni­siert, hat­te ich ein te­le­fo­nat mit mei­ner de­si­gnier­ten au­torin, mit­samt ei­nem mo­de­ra­tor in der kon­fe­renz­schal­tung und eine wo­che spä­ter, lag mir ein ers­ter text­ent­wurf vor. an dem ent­wurf hat­te ich nur den schluss­satz zu be­män­geln (jo­via­li­tät, eine deng­li­sche pas­sa­ge) und da­mit war die sa­che dann er­le­digt. hier ist der be­zahl­te, ghost­ge­writ­te­ne wer­be­ar­ti­kel, an dem ich jetzt 30 euro, ab­züg­lich steu­ern ver­dient habe:

[wer­bung] ghost­wri­ting auf ACAD WRI­TE


[nach­trag 24.07.2017]
blog­fos­ter hat sich bei mir ge­mel­det und mich ge­be­ten „ge­schütz­ten In­for­ma­tio­nen“ aus mei­nem ar­ti­kel „zu ent­fer­nen“. des­halb sind jetzt der preis, den blog­fos­ter mir ge­bo­ten hat, so­wie der wort­laut des brie­fings im ar­ti­kel un­le­ser­lich.
ich habe blog­fos­ter ge­be­ten mich aus ih­rer blog­ger­da­ten­bank zu ent­fer­nen.


wie billiger-mietwagen.de kunden an schwarze schafe vermittelt

felix schwenzel in artikel

bil­li­ger-miet­wa­gen.de funk­tio­niert: man fin­det dort güns­ti­ge miet­wa­gen und kann sie dort auch gleich mie­ten. schliesst man bei bil­li­ger-miet­wa­gen.de ei­nen ver­trag ab, geht man meist min­des­tens drei ver­trä­ge ein: mit dem ver­mitt­ler bil­li­ger-miet­wa­gen.de, mit ei­nem „ver­an­stal­ter“ und mit ei­ner miet­wa­gen­fir­ma. für kun­den ist die­se kon­struk­ti­on so lan­ge un­pro­ble­ma­tisch, wie al­les gut­geht. tau­chen hin­ge­gen pro­ble­me auf, lässt sich die­se kon­struk­ti­on pri­ma von den ver­schie­de­nen ver­trags­part­nern nut­zen, um ver­ant­wor­tung hin und her zu schie­ben.

seit mei­ner letz­ten bu­chung bei bil­li­ger-miet­wa­gen.de weiss ich, war­um bil­li­ger-miet­wa­gen.de nicht un­pro­ble­ma­ti­sche-miet­wa­gen.de oder se­rioe­se-miet­wa­gen.de heisst: man ver­mit­telt dort eben güns­tig er­schei­nen­de miet­wa­gen, ver­steck­te zu­satz­kos­ten oder un­se­riö­ses ge­schäfts­ge­ba­ren der ver­mit­tel­ten ver­trags­part­ner sind in der ver­ant­wor­tung des kun­den.

im mar­ke­ting und vor ver­trags­ab­schluss gibt sich bil­li­ger-miet­wa­gen.de als ver­trau­ens­vol­ler und be­ra­ten­der part­ner des kun­den aus („Alle Kos­ten trans­pa­rent auf­ge­schlüs­selt“, „16-fa­cher Test­sie­ger“, „… mo­bil bu­chen und be­ra­ten las­sen“), bei pro­ble­men zieht sich bil­li­ger miet­wa­gen dann et­was ver­knif­fen auf den we­ni­ger kun­den­feund­li­chen stand­punkt zu­rück: „steht doch so in den AGB!“ oder „wir ver­mit­teln nur, klä­ren sie das bit­te selbst!“

(für die­sen ar­ti­kel woll­te die pres­se­stel­le von bil­li­ger-miet­wa­gen.de mei­ner bit­te um stel­lung­nah­me nicht nach­kom­men)


für un­se­ren schott­land­ur­laub hat uns bil­li­ger-miet­wa­gen.de über den „ver­an­stal­ter“ car­del­mar an eine sehr güns­tig er­schei­nen­de miet­wa­gen­fir­ma in glas­gow ver­mit­telt: green mo­ti­on.

wäre ich we­ni­ger gut­gläu­big, hät­te ich mich nicht auf bil­li­ger-miet­wa­gen.de ver­las­sen und gründ­li­cher über die­sen an­bie­ter in­for­miert, hät­te ich ganz si­cher nicht bei green mo­ti­on ge­bucht. auf­fal­lend vie­le re­zen­sio­nen auf goog­le-maps war­nen aus­drück­lich da­vor, dort zu mie­ten, laut die­sem guar­di­an-ar­ti­kel, der eben­falls von zwei­fel­haf­tem ge­schäfts­ge­ba­ren von green mo­ti­on be­rich­tet, ist der ver­mie­ter der am schlech­tes­ten be­wer­te­te au­to­ver­mie­ter auf trust­pi­lot.com. selbst die neu­es­ten re­views auf green mo­ti­ons face­book­sei­te sind ka­ta­stro­phal und las­sen sich wohl ganz pas­send mit dem zi­tat ei­nes ehe­ma­li­gen kun­den zu­sam­men­fas­sen: „Avo­id this com­pa­ny at all cos­ts“. bei bil­li­ger-miet­wa­gen.de sind die be­wer­tun­gen auch nicht die bes­ten, aber die wer­tung von 3,7 (von 5,0) hat bei mir beim be­stell­pro­zess lei­der kei­ne alarm­glo­cken schril­len las­sen.

aber selbst wenn ich mir die mühe ge­macht hät­te die re­zen­sio­nen auf bil­li­ger-miet­wa­gen.de zu le­sen, sie sind weit­aus we­ni­ger dras­tisch als die auf an­de­ren be­we­rungs­por­ta­len und aus­ser­dem schwer zu le­sen. bil­li­ger-miet­wa­gen.de stellt um­lau­te in re­zen­sio­nen ka­putt dar und ent­stellt die be­wer­tun­gen in der über­sicht aus un­er­find­li­chen grün­den al­go­rit­misch. so sieht der­zeit die zwei­tak­tu­ells­te zwei-ster­ne-re­zen­si­on von green mo­ti­on auf bil­li­ger-miet­wa­gen.de aus:

Der Vermieter hat die Vermietung auch nur [Vermieter vor Ort]¼ber einen Dritten weitervermittelt bekommen und kann daher nichts [Vermieter vor Ort][Vermieter vor Ort][Vermieter vor Ort][Vermieter vor Ort] seine Fehler. ...


als wir in glas­gow am flug­ha­fen an­ka­men, wuss­ten wir noch nichts vom zwei­fel­haf­ten ruf von green mo­ti­on. aber es ging schon nicht be­son­ders flüs­sig los. wir muss­ten drei­mal eine te­le­fon­num­mer an­ru­fen, die auf dem vou­ch­er von bil­li­ger-miet­wa­gen.de stand, bis uns ein lie­fer­wa­gen ab­hol­te, der uns in ein ge­wer­be­ge­biet nahe dem flug­ha­fen fuhr, wo sich die au­to­ver­mie­tung be­fin­det.

die an­ge­stell­te, die uns im büro be­dien­te, war freund­lich und lach­te herz­lich und freund­lich über mein füh­rer­schein­bild. im plau­der­ton, frag­te sie uns dann wo es denn hin­gin­ge. un­ter an­de­rem nach is­lay, skye und le­wis, er­wi­der­te die bei­fah­re­rin. dar­auf­hin er­öff­ne­te uns die an­ge­stell­te:

fahr­ten auf die schot­ti­schen in­seln wür­den lei­der eine zu­sätz­li­che ge­bühr und ver­si­che­rung er­for­dern. das wür­de auch so in ih­ren AGB ste­hen. sie tipp­te auf ih­ren ta­schen­rech­ner rum und zeig­te uns die er­for­der­li­che sum­me: 345 bri­ti­sche pfund, et­was über 400 euro. für den miet­wa­gen für zwei wo­chen hat­ten wir knapp 190 euro be­zahlt. 200 pro­zent preis­auf­schlag!

als wir völ­lig fas­sungs­los re­agier­ten schlug uns die an­ge­stell­te vor, dass wir den wa­gen auch ohne die ver­si­che­rung ha­ben könn­ten, nur dürf­ten dann aber eben nicht auf die in­seln. das ging na­tür­lich nicht, weil wir dort be­reits zim­mer ge­bucht und teil­wei­se be­zahlt hat­ten.

ich rief die hot­line von bil­li­ger-miet­wa­gen.de an, be­schrieb die lage und frag­te ob wir den miet­wa­gen stor­nie­ren könn­ten.

nee, das sei lei­der zu spät, das gin­ge nur bis 24 stun­den vor miet­be­ginn. laut hot­line sei be­kannt, dass au­to­ver­mie­ter es nicht ger­ne se­hen wür­den, wenn man miet­wa­gen auf fäh­ren fah­re. für eine neue bu­chung sei es jetzt auch arg knapp, ein wa­gen bei ei­nem an­de­ren ver­mie­ter wür­de jetzt wohl bei min­des­tens 400 euro lie­gen. ich rech­ne­te und kam für bei­de va­ri­an­ten auf ei­nen ähn­lich un­an­ge­neh­men preis von um die 600 euro.

ich ent­schied mich für das grös­se­re übel, für green mo­ti­on und ge­gen die un­ge­wiss­heit, jetzt noch ei­nen ei­ni­ger­mas­sen güns­ti­gen miet­wa­gen an­ders­wo zu fin­den.

wir zahl­ten zäh­ne­knir­schend die 345 pfund. die bei­fah­re­rin plat­ze bei­na­he vor wut.

bei der au­to­über­ga­be zück­te die an­ge­stell­te ein ein lee­res scha­dens­pro­to­koll und er­klär­te uns, dass sie dar­auf jetzt vor­han­de­ne lack­schä­den no­tie­ren wür­de. die bei­fah­re­rin und die an­ge­stell­te lie­fen um das auto her­um und such­ten nach lack­schä­den am auto, die an­ge­stell­te mach­te klei­ne stri­che im pro­to­koll. ich ver­such­te die schä­den zu fo­to­gra­fie­ren, aber auf den bil­dern sa­hen wir spä­ter, er­kennt man we­gen der un­güns­ti­gen licht­ver­hält­nis­se so gut wie gar nichts.

im nach­hin­ein wun­der­te ich mich, dass das pro­to­koll zum an­fang leer war. von an­de­ren au­to­ver­mie­tern ken­ne ich es eher, dass be­kann­te vor­schä­den be­reits ver­zeich­net sind und man le­dig­lich auf­ge­for­dert wird zu prü­fen, ob wei­te­re, noch nicht ver­zeich­ne­te schä­den vor­han­den sind.

die an­ge­stell­te gab sich gros­se mühe die über­ga­be mög­lichst kor­rekt und gründ­lich durch­zu­füh­ren. of­fen­bar plag­te sie, we­gen der wut der bei­fah­re­rin über die ver­steck­ten und miss­ver­ständ­lich for­mu­lier­ten miet­be­din­gun­gen, ein schlech­tes ge­wis­sen. die an­ge­stell­te liess sich so­gar dazu hin­reis­sen uns zu sa­gen, dass die­se be­din­gun­gen re­gel­mäs­sig kun­den über­ra­schen und frus­trie­ren — und dass sie und ihre kol­le­gen schon mehr­fach ver­sucht hät­ten auf das „ma­nage­ment“ ein­zu­wir­ken die­se pra­xis zu ver­bes­sern. aus­ser­dem wies sie mich deut­lich auf eine wei­te­re ver­steck­te wu­cher-be­din­gung hin, näm­lich dass wir im fal­le ei­nes park­tickts oder straf­zet­tels 84 bri­ti­sche pfund (knapp 100 euro!) be­ar­bei­tungs­ge­bühr zah­len müss­ten — für je­des knöll­chen.

be­vor wir ab­fuh­ren ent­schul­dig­te sich die an­ge­stell­te, dass sie uns jetzt den ur­laub ver­saut hät­te: „sor­ry for rui­ning your hol­di­day!“. ich mach­te, wie im­mer in sol­chen si­tua­tio­nen, ei­nen scherz, die bei­fah­re­rin stimm­te ihr bloss zu: „you are right, you rui­nied our ho­li­day!“


in den nächs­ten ta­gen zeig­te sich, dass die bei­fah­re­rin und ich ver­schie­de­ne pro­blem­be­wä­ti­gungs­star­te­gien ha­ben. ich nahm mir vor den gan­zen scheiss bis zum ende des ur­laubs zu ver­drän­gen und nicht wei­ter drü­ber nach­zu­den­ken und zu re­den. die bei­fah­re­rin fing noch im auto an die fir­ma green mo­ti­on zu goo­geln und för­der­te furcht­ein­flös­sen­de er­fah­rungs­be­rich­te von green-mo­ti­on-kun­den zu tage, die sie alle mit mir durch­spre­chen woll­te.

wir la­sen, dass vie­le kun­den, die le­dig­lich ver­si­che­run­gen mit selbst­be­tei­li­gung ab­ge­schlos­sen, hat­ten bei der miet­wa­gen-ab­ga­be hun­der­te pfund für an­geb­lich neu hin­zu­ge­kom­me­ne lack-, rei­fen- oder glas­schä­den zah­len muss­ten, wie leich­te ver­schmut­zun­gen bei der ab­ga­be zu star­ken, zu­satz­ge­büh­ren­pflich­ti­gen ver­schmut­zun­gen er­klärt wur­den. das in­ter­net war voll mit hor­ror­ge­schich­ten über green mo­ti­on.

ich be­klag­te mich auf twit­ter über den ver­steck­ten auf­preis und frag­te mich vor al­lem, wie un­ter­neh­men wie bil­li­ger-miet­wa­gen.de oder car­del­mar mit gu­tem ge­wis­sen sol­chen un­se­riö­sen part­nern zu­sam­men­ar­bei­ten kön­nen.

die bes­te ant­wort auf die­se fra­ge fand die bei­fah­re­rin im ei­nem ta­ges­spie­gel-ar­ti­kel, in dem es zwar um ein an­ders schwar­zes miet­wa­gen-schaf geht, aber das prin­zip düf­te über­all das glei­che sein:

Der Sprecher eines anderen Mietwagen-Portals möchte nicht zitiert werden, spricht aber dafür Klartext: „Goldcar gaukelt niedrige Preise vor, und zieht den Kunden dann zusätzlich Geld aus der Tasche.“ Eine Masche. Goldcar bleibe vor allem deshalb im Angebot, weil die Portalbetreiber Wettbewerbsnachteile fürchteten. Die Spanier bringen mit ihren niedrigpreisigen Lockangeboten eben besonders viele Besucher auf die Internetseiten.

güns­ti­ge, bil­li­ge lock­prei­se, gut ver­steck­te AGB und son­der­be­din­gun­gen mit zu­satz­ge­büh­ren weit über dem bran­chen­durch­schnitt ma­chen zu­nächst alle glück­lich:

  • kunden, die vermeintlich ein schnäppchen geschossen haben
  • vergleichsportalanbieter und vertragsvermittler, die ihre wettbewerbsposition stärken, indem sie ihre vertrags- und kundenzahlen erhöhen und vermutlich auch gute provisionen kassieren
  • und natürlich die mietwagenanbieter, die mit den niedrigen preisen kunden anlocken, die sie dann so lange mit zusatzgebühren melken können, bis der preis dann wieder stimmt

ein per­fi­des spiel, dass die ver­mitt­ler und ver­an­stal­ter of­fen­bar wil­lig mit­spie­len und sich dann, wenn sie dar­auf an­ge­spro­chen wer­den doof und un­zu­stän­dig ge­ben:

im­mer­hin konn­ten wir die ver­mitt­lung ei­nes wei­te­ren kun­den an green mo­ti­on mit un­se­ren tweets ver­hin­dern:

Dann will ich @billigermietwag und #CarDelMar mal darüber informieren, warum ich meine Buchung storniere und zukünftig andere Anbieter wähle

eeek (@eeek_de04.07.2017 12:59


nach drei oder vier ta­gen hat­te sich die wut der bei­fah­rein wie­der ge­legt und wir konn­ten den ur­laub in schott­land doch noch ge­nies­sen. was aber bis zu­letzt nicht ver­flog war die angst vor der rück­ga­be. die bei­fah­rein schreck­te un­ge­wöhn­lich oft hoch, wenn ich et­was zu nahe am stras­sen­rand fuhr, sich schlag­lö­cher nä­her­ten oder wir auf den teil­wei­se sehr, sehr schma­len schot­ti­schen stras­sen von lack­krat­zen­den weg­pflan­zen be­droht wur­den.

zwei tage vor der ab­ga­be des au­tos be­en­de­te ich mei­ne green-mo­ti­on-ver­drän­gung und fing sel­ber an re­zen­sio­nen und er­fah­rungs­be­rich­te zu le­sen, um für die ab­ga­be ge­wapp­net zu sein. was ich las be­las­te­te mich lei­der mehr, als ich er­war­tet hat­te. wie konn­te ich so blöd ge­we­sen sein, mich nicht bes­ser über den an­bie­ter zu in­for­mie­ren? wie konn­te ich so blöd sein, ei­nem la­den wie bil­li­ger-miet­wa­gen.de ver­trau­en zu schen­ken? was wird uns das kos­ten, wenn die uns bei der ab­ga­be glas- oder rei­fen­schä­den an­dre­hen? die selbst­be­tei­lung bei lack­schä­den, so hat­te ich mitt­ler­wei­le nach­ge­se­hen, wur­den von ei­ner zu­satz­ver­si­che­rung, die wir über bil­li­ger-miet­wa­gen.de bei car­del­mar ab­ge­schlos­sen hat­ten, ge­tra­gen. bei glas- und rei­fen­schä­den wä­ren wir aber wei­ter­hin mit min­des­tens 900 euro selbst­be­tei­ligt. ich hat­te in den letz­ten näch­ten ab­ga­be-alb­träu­me und tags­über schlech­te lau­ne.

er­staun­li­cher­wei­se war die ab­ga­be dann un­pro­ble­ma­tisch, auch wenn die lack­prü­fung, wie er­war­tet, nicht in der schum­ri­gen fa­brik­hal­le statt­fand, son­dern un­ter frei­em him­mel, bei son­nen­licht. der an­ge­stell­te, der den wa­gen ab­nahm, mo­nier­te kei­ne schä­den. auch kei­ne glas- oder rei­fen­schä­den. das von ihm un­ter­schrie­be­ne über­ga­be­pro­to­koll rück­te er je­doch erst auf ex­pli­zi­te nach­fra­ge in ko­pie her­aus. auf mei­ne fra­ge ob das jetzt al­les sei oder ob wir noch mehr „pa­per­work“ be­kä­men, sag­te er „ever­t­hing is OK.“

ich mag ihm das bis heu­te noch nicht so recht glau­ben.


bil­li­ger-miet­wa­gen.de zeig­te sich in der gan­zen an­ge­le­gen­heit we­nig hilf­reich, auch wenn sie ei­nen ge­gen­tei­li­gen ein­druck zu er­we­cken ver­such­ten:

@diplix Wir haben Ihren Vorgang nun intern & extern eskaliert und melden uns, sobald es Updates gibt. Danke für Ihre Geduld.

billiger-mietwagen (@billigermietwag05.07.2017 8:30

auf mei­ne nach­fra­ge, zehn tage spä­ter, was denn jetzt aus der „es­ka­la­ti­on“ ge­wor­den sei, ant­wor­te­te bil­li­ger-miet­wa­gen.de:

@diplix CarDelMar ist informiert, hat sich für den Hinweis bedankt und gelobt Besserung. Bei @GreenMotion ist ein Hinweis in den AGB vorhanden.

billiger-mietwagen (@billigermietwag18.07.2017 10:19

das mit den AGB ist ja so ne sa­che. na­tür­lich le­sen die we­nigs­ten die AGB, das sagt die er­fah­rung und ex­pe­ri­men­te. aber bil­li­ger-miet­wa­gen.de hat nichts ge­tan, um uns die AGB von green mo­ti­on, auf die sie sich im tweet oben be­zie­hen, zu­gäng­lich zu ma­chen. ich habe von bil­li­ger-miet­wa­gen.de zwar ihre ei­ge­nen AGB, die AGB von car­del­mar und ein paar so­ge­nann­te „lo­ka­le miet­be­din­gun­gen“ an­ge­zeigt und ge­mailt be­kom­men, aber in die­sen wa­ren, aus­ser ein paar aus­ge­wähl­ten und über­setz­ten pas­sa­gen, kei­ne AGB von green mo­ti­on.

um vor­ab oder nach der bu­chung von der über­see-zu­satz­ge­bühr zu er­fah­ren, hät­te ich auf die AGB-sei­te von green mo­ti­on ge­hen müs­sen und dort eine ne­bu­lö­se for­mu­lie­rung über das ver­las­sen des „main­land UK“ ver­ste­hen müs­sen.

Overseas Use
Green Motion vehicles can only be used on the UK mainland. Permission for use in Ireland* or France will attract the following charges

The cost will be calculated as the Standard rental + £125 surcharge + £20 per part calendar day.

die AGB-sa­che ist kom­plex und mei­ner vor­läu­fi­gen mei­nung nach ju­ris­tisch frag­wür­dig, hier habe ich ei­nen se­pa­ra­ten ar­ti­kel dazu ge­schrie­ben.

wich­tig ist: we­der bil­li­ger-miet­wa­gen.de, noch car­del­mar, noch green mo­ti­on ge­ben sich mühe auf die­se kos­ten­fal­le hin­zu­wei­sen. auf nach­fra­ge, bei der hot­line, per twit­ter ver­weist bil­li­ger-miet­wa­gen.de im­mer wie­der auf die AGB von green mo­ti­on. eine ver­ant­wor­tung als preis­ver­gleichs­such­ma­schi­ne und ver­trags­part­ner im kom­pli­zier­ten miet­pro­zess auf ver­steck­te zu­satz­kos­ten hin­zu­wei­sen lehnt bil­li­ger-miet­wa­gen.de ab und zeigt mit dem fin­ger auf rich­tung ver­an­stal­ter, also in die­sem fall car­del­mar.

so lan­ge bil­li­ger-miet­wa­gen.de und car­del­mar mit an­bie­tern wie green mo­ti­on zu­sam­men­ar­bei­ten oder nicht we­nigs­tens deut­lich und vor­ab auf die ex­zes­si­ven zu­satz­ge­büh­ren von an­bie­tern wie green mo­ti­on hin­wei­sen, ma­che ich ei­nen gros­sen bo­gen um die­se un­ter­neh­men und kann auch nie­man­dem emp­feh­len, dort zu bu­chen.

vor al­lem mag ich nicht glau­ben, dass bil­li­ger-miet­wa­gen.de und car­del­mar von dem un­se­riö­sen und zwei­fel­haf­ten ge­schäft­ge­ba­ren von green mo­ti­on nichts wis­sen. das netz ist seit meh­re­ren jah­ren ge­füllt mit er­schüt­tern­den er­leb­nis­be­rich­ten über green mo­ti­on. ich kann aus der igno­ranz ge­gen­über die­sen er­leb­nis­be­rich­ten nur (spe­ku­lie­rend) schlies­sen, dass so­wohl bil­li­ger-miet­wa­gen.de, als auch car­del­mar ihre kun­den lie­ber über vor­geb­lich bil­li­ge miet­wa­gen täu­schen, als auf nied­ri­ge lock­an­ge­bo­te zu ver­zich­ten.

aus­ser­dem stellt sich hier eine exis­ten­zi­el­le fra­ge, auf die ich von bil­li­ger-miet­wa­gen.de wohl nie eine ant­wort be­kom­men wer­de.

@billigermietwag @GreenMotion die frage ist vor allem: wozu soll eine preisvergleichsplattform gut sein, wenn sie die tatsächlichen preise nicht nennen kann oder will?

felix schwenzel (@diplix19.07.2017 8:13


apro­pos schwar­zes schaf. die kon­takt-adres­se die green mo­ti­on an­gibt, be­fin­det sich in der sheep lane in bedford­shire.


[nach­trag 30.07.2017]
auch weil bil­li­ger-miet­wa­gen.de sich seit der ver­öf­fent­li­chung die­ses ar­ti­kels nicht mehr ge­äus­sert hat, aber vor al­lem auch, weil ich kei­ne mög­lich­keit ge­fun­den habe green mo­ti­on bei bil­li­ger-miet­wa­gen.de zu be­wer­ten (trotz nach­fra­ge), habe ich bil­li­ger-miet­wa­gen.de schlecht, aber wie ich fin­de sach­lich auf trust­pi­lot be­wer­tet (ko­pie der be­wer­tung auf wir­res.net, mit links und for­ma­tie­run­gen).


mary und alan

beifahrerin in artikel

(gast­bei­trag der bei­fah­re­rin)
bei der ab­rei­se von is­lay par­ken wir un­ser ver­kack­tes auto ir­gend­wo in port el­len und ma­chen uns auf die su­che nach ei­nem te­a­room. es ist kurz vor neun und un­se­re fäh­re geht um zwölf uhr. ich hab das „cy­ber bis­tro“ raus­ge­sucht, von dem ich ir­gend­wo ge­le­sen hat­te, dass es ganz gut sein soll, das hat aber noch zu.

et­was plan­los schlen­dern wir auf der stras­se um­her als uns eine klei­ne äl­te­re dame an­spricht. „are you lost?“ piepst sie und grinst mich mit ih­ren kur­zen zäh­nen breit an.

„yes, we were loo­king for a place whe­re we could have some tea but it’s all clo­sed. do you hap­pen to know a place that’s al­re­a­dy open?“

ein äl­te­rer, eben­so klei­ner herr mit sehr hel­len blau­en au­gen, weis­sem haar und un­ge­wöhn­lich tren­di­gem haar­schnitt tritt dazu, of­fen­bar der ehe­mann. sei­ne frau sagt, sie habe eine idee und ver­win­det dann in ei­nem sei­ten­ein­gang ei­ner na­he­ge­le­ge­nen kir­che.

seiteneingang der st john’s church in port ellen

der mann stellt sich vor. er heis­se alan und wo­her wir denn sei­en. aus ber­lin? so­fort be­ginnt er sein deutsch her­vor­zu­zer­ren. er spricht sehr lang­sam, muss viel über­le­gen, aber die gram­ma­tik ist ta­del­los. er habe es in der schu­le ge­lernt. deutsch und fran­zö­sisch. 1947 sei er dann für zwei jah­re in ber­lin ge­we­sen. als der ein­ru­fungs­be­fehl kam, habe man ihn ge­fragt, wo er hin wol­le. und er woll­te sehr ger­ne nach in­di­en, das habe es sich so schön vor­ge­stellt! kal­kut­ta! neu-de­lhi! dann kam der brief und es wur­de ber­lin. in der nähe von han­no­ver sei er auch mal ge­we­sen, aber da wa­ren die leu­te nicht nett. die ber­li­ner da­ge­gen sei­en sehr freund­lich ge­we­sen.

wäh­rend er wei­ter nach deut­schen vo­ka­beln sucht winkt uns sei­ne frau mary vom sei­ten­ein­gang der kir­che be­geis­tert zu sich rü­ber.
ei­gent­lich öff­ne man erst um zwölf aber man ma­che eine aus­nah­me. mary weist uns den weg in eine art schram­me­li­gen dunk­len ge­mein­de­saal in dem meh­re­re ti­sche auf­ge­stellt sind so­wie eine län­ge­re ta­fel wo schon ein paar ku­chen­plat­ten ste­hen.

wäh­rend wir zwei be­cher tee be­stel­len ver­schwin­den mary und alan im ne­ben­raum. wir sit­zen im halb­dun­kel und se­hen tee­schlür­fend ein paar äl­te­ren da­men in kit­tel­schür­zen da­bei zu wie sie um uns her­um plas­tik­stüh­le zu­recht­rü­cken und blu­men­va­sen auf­stel­len.

das schö­ne an der bri­ti­schen tee-lie­be ist ja, dass sie trotz des gan­zen thea­ters um ihre „cup­pa“, die den ge­sam­ten all­tag durch­struk­tu­riert, bei der zu­be­rei­tung ein­fach nur ein paar olle tee­beu­tel in die kan­ne knal­len, was­ser drü­ber, fer­tig. nix mit first flush, SFTGFOP1, zwei mi­nu­ten zie­hen las­sen und 70 grad oder so.
fä­den zum raus­zie­hen sind an den eng­li­schen tee­beu­teln gark­ei­ne dran weil die eh nie­mand braucht. die beu­tel wer­den ein­fach so lan­ge im was­ser ge­las­sen bis die kan­ne alle ist. tief­schwarz is­ser schon nach ei­ner se­kun­de.

als ich das die ers­ten male trank hab ich die tee­beu­tel im­mer nach zwei mi­nu­ten mit der ku­chen­ga­bel raus­ge­fischt aber dann hab ich das prin­zip auch ir­gend­wann ka­piert: mit milch und zu­cker is­ses näm­lich ei­gent­lich egal wie lan­ge der tee zieht.

als die be­cher leer und be­zahlt sind fin­den wir mary und alan im ne­ben­raum wie­der, dem aus­ser be­trieb schei­nen­den kir­chen­schiff, ei­ner gro­ßen lee­ren hal­le, in der ein paar ta­pe­zier­ti­sche ste­hen auf de­nen mary klei­ne bil­der ar­ran­giert: ihre bil­der.

sie stel­le hier jede wo­che aus, er­zählt sie, lei­der käme kaum je­mand vor­bei. die tür zur haupt­stras­se dür­fe we­gen ein­sturz­ge­fahr nicht be­nutzt wer­den und den ne­ben­ein­gang fin­de man nicht so ein­fach.
seit 10 jah­ren le­ben sie und alan nun schon auf is­lay, ei­gent­lich sei­en sie aus nord-eng­land, in der nähe von man­ches­ter. sie sei­en zu ih­rer toch­ter ge­zo­gen, die hier ärz­tin war, und jetzt im ru­he­stand. mary wer­de nächs­tes jahr 90 und alan sei 91.

frü­her war mary bio­lo­gie-leh­re­rin, da habe sie auch schon ge­malt. heu­te male sie nur noch.
zwi­schen den un­ge­fähr 150 land­schafts- und tier­bil­dern auf den ti­schen liegt auch ein por­trait von judi dench. ich fra­ge sie, war­um sie sie ge­malt habe. sie guckt ge­spielt ent­rüs­tet, was für eine blö­de fra­ge: „be­cau­se I like her!“

woh­nen wür­den sie in ei­nem der ehe­ma­li­gen ar­bei­ter­häu­ser auf dem laphro­aig-de­stil­le­rie-ge­län­de und das, ob­wohl sie gar kei­nen al­ko­hol trin­ken wür­den!
wenn wir mal wie­der vor­bei kä­men könn­ten wir sie ger­ne dort be­su­chen, sie woh­nen haus num­mer 5.

lei­der ver­brin­gen sie in­zwi­schen viel zeit in kran­ken­häu­sern auf dem fest­land, das be­las­te sie sehr. letz­tes jahr habe sie eine OP an den schul­tern ge­habt, seit­dem kön­ne sie beim ma­len ihre arme nicht mehr so weit he­ben und malt jetzt nur noch im ste­hen vor ei­nem tisch, das bild auf hüft­hö­he.

alan war im frü­he­ren le­ben jour­na­list, erst hat er für eine zei­tung ge­schrie­ben, spä­ter fürs BBC-fern­se­hen. sei­ne gro­ße lei­den­schaft sei ge­schich­te sagt er und fängt an, alle eng­li­schen kö­ni­ge mit jah­res­zah­len auf­zu­zäh­len. wäh­rend er alle auf­zählt re­det mary wei­ter: „he re­mem­bers all that old stuff. but he never knows if he’s al­re­a­dy put on his socks.“

spä­ter er­zählt mir fe­lix, dass alan of­fen­bar auch noch auto fährt, zu­min­dest habe er au­to­schlüs­sel in der hand ge­hal­ten.

ein­mal habe ihn, er­zählt alan, in ber­lin ein an­de­rer sol­dat ge­fragt, ob er mit ihm und 2 deut­schen mäd­chen ins kino ge­hen wol­le. der an­de­re sol­dat sei mit dem ei­nen mäd­chen li­iert ge­we­sen und für ihn war wohl das an­de­re mäd­chen vor­ge­se­hen.
er habe nicht er­zählt, dass er deutsch konn­te und als die mäd­chen sich nach dem kino un­ter­hiel­ten, hör­te er wie das eine mäd­chen das an­de­re frag­te: „und, wie fin­dest du ihn?“ „ach, das ist ja ein ko­mi­scher klei­ner mann.“

zum schluss kau­fen wir noch ein set selbst­ge­bas­tel­ter post­kar­ten: 4 schwarz­weiss-ko­pien von fe­der­zeich­nun­gen plus je ei­nen um­schlag, alle sets sind lie­be­voll in but­ter­brot­tü­ten ver­packt. mary er­zählt uns noch eine sehr lan­ge ge­schich­te über die be­deu­tung der mo­ti­ve, wie sie sie fand und jetzt müs­sen wir aber auch, nach­dem wir fast 3 stun­den in die­ser kir­che ver­bracht ha­ben, schnell zur fäh­re.

im auto re­den wir noch lan­ge über die bei­den und ich male mir aus wie ich spä­ter auch in ei­ner al­ten lee­ren kir­che in schott­land mei­ne bil­der aus­stel­len wer­de und der alte klapp­ri­ge fe­lix, der schon aus dem letz­ten loch pfeift, muss mir die ta­pe­zier­ti­sche auf­bau­en.

wer in nächs­ter zeit mal nach is­lay fährt soll­te sich die­se bei­den be­ein­dru­cken­den men­schen und ihre ge­schich­ten und bil­der nicht ent­ge­hen las­sen:

mary know­les’ pain­tings
im­mer don­ners­tags ab ca. 12 uhr

St. Johns Church (ne­ben­ein­gang!)
Fre­de­rick Cre­s­cent
Port El­len
Is­lay, PA42 7DH
Scot­land

st john’s church in port ellen

torf

felix schwenzel in artikel

das the­ma un­se­rer dies­jäh­ri­gen schott­land­rei­se war die­ses mal der torf. torf ist je­den­falls das, was mir ei­nen tag nach der rück­kehr, ne­ben der au­to­mie­te bei ei­nem schwar­zen schaf (dazu in den nächs­ten ta­gen mehr) und dem gross­ar­ti­gen schot­ti­schen licht und him­mel, am meis­ten im ge­däch­nis ge­blie­ben ist — und sich auch pri­ma in die hei­mat im­por­tie­ren lässt.

torf ist über­all in schott­land. die grü­nen hü­gel und ber­ge in schott­land stel­len sich bei nä­he­rer be­trach­tung oder dem be­tre­ten als feuch­te schwäm­me her­aus, die beim be­tre­ten nach­ge­ben und die füs­se nass wer­den las­sen. un­ter dem gras und hei­de­kraut be­fin­det sich eine di­cke schicht torf, die nach wie vor fast über­all ab­ge­baut, bzw. ge­sto­chen wird. un­ser bed and break­fast-gast­ge­ber auf le­wis sag­te, dass je­der der eine land­flä­che be­sitzt, auch das recht habe torf für den ei­gen­be­darf zu ste­chen. auf den äus­se­ren he­bri­den sieht man die­se ab­bau­stel­len über­all, meist ge­säumt von bun­ten pla­sitktü­ten, in de­nen der torf nach der trock­nung of­fen­bar ab­trans­por­tiert wird.


auf le­wis ha­ben wir ein re­kon­stru­ier­tes black­house be­sucht.

blackhouse in arnol auf lewis

in black­hou­ses ha­ben zu­min­dest die ein­woh­ner der in­ne­ren und äus­se­ren he­bri­den jahr­hun­der­te­lang ge­wohnt. zu un­se­rer über­ra­schung of­fen­bar auch noch bis ins zwan­zigs­te jahr­hun­dert hin­ein. auf der schau­ta­fel ist eine sze­ne zu se­hen, die das le­ben in ei­nem die­ser black­hou­ses um das jahr 1964 be­schreibt. vie­le schot­ten ha­ben also noch bis in die 60er/70er jah­re in die­sen black­hou­ses ge­lebt.

das re­kon­stru­ier­te black­house wur­de, wie da­mals, von ei­nem torf­feu­er be­heizt. das führ­te zu ei­nem sehr rau­chi­gen in­nen­raum, der in mir die fra­ge auf­kom­men liess, ob schot­ten da­mals alle an lun­gen­krebs ge­stor­ben sind. für die dau­er ei­nes kur­zen be­suchs war der rauch und der ge­ruch al­ler­dings gar nicht mal un­an­ge­nehm. im ge­gen­teil: ei­gent­lich ist der ge­ruch von bren­nen­dem torf ganz be­hag­lich.

wenn ich das rich­tig ver­stan­den habe, ist der rauch auch ganz nütz­lich: er tö­tet un­ge­zie­fer. ne­ben dem torf-be­heiz­tem wohnzhim­mer, gab es auch noch ein paar we­ni­ger rau­chi­ge ne­ben­räu­me, das schlaf­zim­mer und — un­ter dem glei­chen dach — ei­nen stall.

der stall un­ter dem glei­chen dach hat­te ei­nen wei­te­ren vor­teil (sag­ten die schau­ta­feln): auch die tie­re heiz­ten in den win­ter­mo­na­ten das haus.


ein wei­te­rer aus­flug führ­te uns nach bos­ta, wo ar­chäo­lo­gen vor ein paar jah­ren nach ei­nem sturm eine gut er­hal­te­ne ei­sen­zeit-sied­lung un­ter dem sand ei­ner bucht fan­den. auch hier wur­de ei­nes der häu­ser re­kon­stru­iert und konn­te von in­nen be­sich­tigt wer­den.

die bau­wei­se war den neu­zeit­li­chen black­hou­ses nicht ganz un­ähn­lich und be­heizt wur­den auch sie von ei­nem stän­dig bren­nen­den torf­feu­er.

als wir das re­kon­stru­ier­te ei­sen­zeit­haus be­such­ten brann­te dort zwar ge­ra­de kein torf­feu­er, aber die gan­ze bude roch (an­ge­nehm) ge­räu­chert. die lage der sied­lung war üb­ri­gens so ro­ma­tisch, dass ich mir (zum ers­ten mal in mei­nem le­ben) für ein paar mi­nu­ten vor­stel­len konn­te, auch in der ei­sen­zeit ein an­ge­neh­mes le­ben ge­führt ha­ben zu kön­nen. das meer und die bucht ha­ben die be­woh­ner wohl reich­hal­tig mit nah­rung ver­sorgt, ne­ben rie­si­gen aus­tern und mu­scheln fan­den die ar­chäo­lo­gen auch wild- und vieh­kno­chen-res­te. dem au­gen­schein nach, könn­te das ein ganz an­ge­neh­mes le­ben ge­we­sen sein — vor al­lem we­gen der wirk­lich ro­man­ti­schen lage an ei­nem strand am ende der welt.

ehe­ma­li­ge black­hou­ses sieht man auf den in­seln über­all, teil­wei­se wer­den sie noch als (of­fe­ne) schup­pen oder ge­he­ge ge­nutzt.

altes blackhouse in dun carloway

torf­rauch weh­te auch über das ge­län­de der laphro­aig-de­stil­le­rie. der tor­fi­ge laphro­aig-whis­ky ge­hört zu mei­nen lieb­lings­whis­kys und nach dem be­such dort hat sich mei­ne lie­be zu der de­stil­le­rie noch ver­tieft. ei­ner­seits war laphro­aig (ne­ben bun­na­hab­hain) die ein­zi­ge de­stil­le­rie die ex­pli­zit fo­tos über­all er­laub­te, an­de­rer­seits war die füh­re­rin un­se­rer de­stil­le­rie­be­sich­ti­gung so jung, quir­lig, of­fen­her­zig und wit­zig, dass mei­ne sym­pa­thie für die­se de­stil­le­rie fast ins un­er­mess­li­che stieg.

torfrauch über der laphroaig-destillerie

laphro­aig nutzt für die whis­ky­her­stel­lung zwar auch, wie die meis­ten de­stil­le­rien, fer­tig ge­malz­te und ge­räu­cher­te gers­te, aber 15% des be­nö­tig­ten gers­ten­malz stellt laphro­aig noch selbst her. nach der wäs­se­rung der gers­te wer­den die kei­men­den gers­ten­kör­ner auf vier trock­nungs­bö­den noch hand­ge­wen­det und ge­trock­net und da­nach über torf­feu­ern ge­räu­chert.

das feuch­te, leicht ge­keim­te gers­ten­malz schmeckt wie müs­li …

der ge­räu­cher­te malz, hier in der räu­cher­kam­mer, schmeckt sehr mal­zig-süss, knusp­rig und wür­zig. ich habe ein­mal in die kam­mer ge­grif­fen und eine die gan­ze füh­rung über eine hand­voll ge­räu­cher­ten gers­ten­malz ge­knab­bert.

um den rauch zu er­zeu­gen, lässt laphro­aig den torf nicht so lan­ge trock­nen, wie man ihn für die nor­ma­le ver­feue­rung trock­nen lies­se. er ist noch et­was feuch­ter und raucht dann mehr, als er brennt. un­ter der räu­cher­kam­mer sieht’s so aus.



torfrauchofen in der laphroaig-destillerie



be­vor wir is­lay be­such­ten, ha­ben wir in glas­gow im ox and finch her­vor­ra­gend zu abend ge­ges­sen. die spei­se­kar­te be­steht aus klei­nen köst­lich­kei­ten, die man be­lie­big kom­bi­nie­ren und tei­len kann. nicht teu­er, auch nicht su­per-güns­tig, aber ex­trem le­cker, al­les. wer je­mals in glas­gow ist, soll­te dort mal hin­ge­hen. eine vor­he­ri­ge re­ser­vie­rung ist zu emp­feh­len.

nach dem es­sen such­te ich mir den rau­chigs­ten whis­ky der welt aus: den bruich­lad­dich oc­to­mo­re. den whis­ky gibt’s auch bei whis­ky.de, für 124 euro. wirk­lich wit­zig ist das ver­kos­tungs-vi­deo von horst lü­ning, der rau­chi­ge whis­kys gar nicht mag und sich sehr amü­sant durch die ver­kos­tung quält. ich moch­te den oc­to­mo­re sehr ger­ne und habe 20 mi­nu­ten an mei­nem glas rum­ge­nippt. der oc­to­mo­re ist an sich re­la­tiv stark, aber äus­serst aro­ma­tisch.

whiskykarte im ox and finch in glasgow

in stor­no­way habe ich in ei­nem schau­fens­ter dann die­se räu­cher­ke­gel ent­deckt. ich fand die idee su­per, schot­ti­schen torf­rauch nicht nur in ver­geist­lich­ter form von pea­ted whis­ky nach­hau­se zu ho­len, son­dern auch in form von ech­tem rauch — und kauf­te mir eine dose mit zwan­zig räu­cher­ke­geln.

tat­säch­lich funk­tio­nie­ren die räu­cher­ke­gel sehr gut. mit mei­nem letz­ten au­to­fah­rer-dram von laphro­aig (die an­de­ren habe ich stück für stück abends in un­se­ren bed and break­fast un­ter­künf­ten weg­ge­süf­felt) schaff­te ich es zu­hau­se kurz ein biss­chen schot­ti­schen geist durch die woh­nung we­hen zu las­sen.



was ich in den letzten wochen automatisiert habe

felix schwenzel in artikel

20 tage hab ich wie­der nicht ins in­ter­net ge­schrie­ben. mei­nem al­ten ich hät­te das schmer­zen be­rei­tet, mein ak­tu­el­les ich fühlt sich (un­ter an­de­rem) im home-as­sistant fo­rum wohl. ge­le­gent­lich schrei­be ich dort auch was rein, aber der­zeit füh­le ich mich in mei­ner frei­zeit eher dazu hin­ge­zo­gen zu bas­teln und zu bau­en und aus­zu­pro­bie­ren, als dar­über zu schrei­ben oder mei­ner mei­nung aus­druck zu ver­lei­hen.

ab und zu juckt es mich dann doch, wenn ich zum bei­spiel dar­über lese, dass ge­ra­de in der in­no­va­tions- und fort­schrittsf­ein­li­chen FAZ eine ode auf den ex-uber-chef tra­vis ka­l­a­nick er­scheint (blend­le-link zum FAZ-text). frü­her hät­te ich mei­nen abend da­mit ver­bracht in mei­ner er­in­ne­rung zu kra­men und nach­zu­re­cher­chie­ren wie die FAZ sich ge­gen platt­for­men wehr­te und (be)klag­te, die sie zi­tie­ren und ver­lin­ken oder ir­gend­wie zu­gäng­lich und sicht­bar ma­chen. ich hät­te auf­ge­schrie­ben wie sie sich jah­re­lang mit den per­len­tau­chern strei­te­te und al­les ver- und be­klag­te was ih­rem ver­meint­li­chen der­zei­ti­gen ge­schäfts­mo­dell wi­der­sprach. jetzt denk ich mir nur: ist de­nen das nicht pein­lich, fei­ern, wenn ge­schäft­mo­del­le an­de­rer durch­ein­an­der­ge­wir­belt wer­den und heu­len, wenn das ei­ge­ne ge­schäfts­mo­dell von drit­ten an­ge­piekst wird? an­ge­sichts die­ser über­do­sis igno­ranz und man­geln­dem scham­ge­fühls igno­rie­re ich die FAZ und ih­ren käse ein­fach wie­der wei­ter, statt drü­ber zu schrei­ben.

es gibt ja so viel an­de­res zu re­cher­chie­ren; py­thon-pro­gram­mier­fra­gen, dienst-mo­ni­to­ring auf *nix-sys­te­men, wie be­kom­me ich fehl­alar­me mei­ner sen­so­ren in den griff, wie kann ich un­se­ren strom­ver­brauch über die zeit mes­sen und kor­re­lie­ren, wie kann ich den un­ver­netz­ten fern­se­her steu­ern und au­to­ma­ti­sie­ren, wie au­to­ma­ti­sie­ren an­de­re, was geht?

ein paar bruch­stü­cke von dem, was ich in den letz­ten wo­chen raus­ge­fun­den habe, habe ich jetzt doch mal kurz zu­sam­men­ge­fasst. to whom it may con­cern.


die bat­te­rie der schlaf­nuss ist seit heu­te alle.

schlafnuss batterieverlauf der letzten zwei monate

das sen­se-FAQ sagt:

Die Batterie kann bis zu 12 Monate halten, wenn sie wenig, und bis zu 6 Monate, wenn sie viel in Gebrauch ist.

In einigen Fällen kann die Batterielebensdauer jedoch verringert werden:


Wenn der Cookie als Schrittzähler verwendet wird (Walk-App). Wenn der Cookie zu lange an einem kalten Ort verwendet wird (z.B. in der Kühltruhe).

die bat­te­rie ist dort wo sie die fir­ma sen.se ger­ne hät­te: in mei­nem bett. un­ge­fähr zwei mo­na­te hat sie dort jetzt ge­hal­ten. die app hat mir nicht be­scheid ge­sagt, den gra­phen habe ich mit da­ten der API selbst er­stellt.

im­mer­hin lässt sich die bat­te­rie leicht aus­tau­schen. und die schlaf­nuss funk­tio­niert gut als bett-be­set­zungs­sen­sor, seit ich ein­fach die tem­pe­ra­tur-wer­te aus der API aus­le­se und mit der zim­mer­tem­pe­ra­tur des schlaf­zim­mers ver­glei­che. ist die tem­pe­ra­tur der nuss 5° hö­her die um­ge­bungs­tem­pe­ra­tur, bin ich im bett.

prä­senz-sen­so­rik ist ja das A und O der heim­au­to­ma­ti­sie­rung. will ich ir­gend­was au­to­ma­ti­sie­ren, muss ich zu­erst wis­sen, ob über­haupt je­mand zu­hau­se ist, weg­geht oder kommt.

auf der zwei­ten ebe­ne ist es wich­tig zu er­fah­ren ob je­mand in ei­nem be­stimm­ten raum ist, um dar­aus au­to­ma­ti­sie­run­gen ab­zu­lei­ten. klas­si­sche be­we­gungs­sen­so­ren hel­fen da schon ganz gut, bis auf den nach­teil, dass man sich auch in ei­nem raum auf­hal­ten kann, ohne sich zu be­we­gen. da kom­men in­fra­rot-ba­sier­te sen­so­ren schnell an ihre gren­zen, weil sie nur grö­be­re be­we­gun­gen im raum wahr­neh­men, nicht aber be­we­gun­gen, die man klas­si­scher­wei­se auf dem sofa oder am tisch macht. für die­ses pro­blem habe ich kürz­lich, per zu­fall, eine stark ver­bes­ser­te lö­sung ge­fun­den. dazu wei­ter un­ten mehr.

aus­ser­dem kann man sich in ei­nem raum auf­hal­ten, ohne sich zu be­we­gen, zum bei­spiel, wenn man schläft. die­ses pro­blem löst, je­den­falls für mein bett, die sen­se sleep pea­nut ganz gut. als schlaf­qua­li­täts­sen­sor, als das das mar­ke­ting die nuss an­preist, ist sie lei­der völ­lig un­ge­eig­net. die wer­te die sich die sen­se-cloud aus den agg­re­gier­ten be­we­gungs- und tem­pe­ra­tur­da­ten der nuss zu­sam­men­reimt (die mei­ne schlaf­nuss sen­det) sind zu 80% hum­bug. ste­he ich mor­gens gut er­holt und aus­ge­schla­fen auf, er­fah­re ich von der schlaf­ana­ly­se, dass ich mi­se­ra­bel ge­schla­fen hät­te. lege ich mich um sechs uhr abends kurz zum le­sen ins bett, er­fah­re ich am nächs­ten mor­gen, dass ich 12 stun­den ge­schla­fen hät­te, da­von sechs stun­den, von halb sie­ben bis nach mit­ter­nacht in be­we­gungs­lo­sen tief­schlaf — da­bei sass ich die gan­ze zeit hell­wach an mei­nem lap­top oder am kü­chen­tisch.

auch wenn die mar­ke­ting­ver­spre­chen der sen­se schlaf­nuss für die katz sind, als bett-ther­mo­me­ter und da­mit tem­pe­ra­tur-ba­sier­ter an­we­sen­heits­sen­sor, funk­tio­niert sie pri­ma, auch wenn ich mir ein et­was län­ge­res bat­te­rie­le­ben wün­schen wür­de.


RCWL-0516-mikrowellen-radar-bewegungs-sensor

vor ein paar wo­chen las ich im home-as­sistant-fo­rum von „ra­dar“-sen­so­ren, die bei ali-ex­press we­ni­ger als 50 cent kos­te­ten. für 90 cent kauf­te ich mir 5 stück, auch wenn es be­rich­te über fal­sche alar­me der sen­so­ren gab. auf git­hub hat­te je­mand die spe­zi­fi­ka­tio­nen zu­sam­men­ge­tra­gen und grund­sätz­lich hör­te sich das al­les sehr viel­ver­spre­chend an. auch der you­tuber an­dre­as spiess kam zu ei­nem po­si­ti­ven ur­teil. sei­ne tests zeig­ten, dass die din­ger auch durch wän­de und tisch­plat­ten funk­tio­nier­ten, durch glas we­ni­ger und über eine di­stanz von drei bis vier me­tern auch kleins­te be­we­gun­gen wahr­nah­men.

klassischer PIR-sensor

als mei­ne RCWL-0516-sen­so­ren an­ka­men, habe ich so­fort ver­sucht den PIR-sen­sor im bad zu er­set­zen. der funk­tio­nier­te grund­sätz­lich gut und er­fass­te von der de­cke aus alle be­we­gun­gen im bad. lei­der hielt er kon­struk­ti­ons­be­dingt in der heiz­pe­ri­ode auch öf­ter die hei­zungs­luft für mel­dungs­wert, was zu ei­ni­gen fal­schen alar­men führ­te und un­nö­ti­gem (au­to­ma­ti­schen) licht­ein­schal­ten im bad. ich hat­te ver­sucht das pro­blem mit ein­schrän­kun­gen des sicht­felds in den griff zu be­kom­men, aber so rich­tig be­frie­di­gend war das nie.

der RCWL-0516 liess sich leicht an­schlies­sen, ge­nau wie der PIR-sen­sor: 5 volt, erde und da­ten­lei­tung. die emp­find­lich­keit des „ra­dar“-sen­sors war er­staun­lich. von der ab­ge­häng­ten de­cke des ba­de­zim­mers (auf der nicht sicht­ba­ren sei­te plat­ziert), er­fass­te er nicht nur be­we­gun­gen im bad, son­dern auch in der kü­che. die wand zur kü­che ist tat­säch­lich eher dünn, so um die 10 zen­ti­me­ter. er­staun­li­cher­wei­se er­fass­te er aber auch be­we­gun­gen im haus­flur, also im trep­pen­haus. und das ist im­mer­hin durch eine 40 zen­ti­me­ter di­cke alt­bau­wand vom ba­de­zim­mer ge­trennt. auch un­se­ren woh­nungs­flur er­fass­te der be­we­gungs­mel­der — durch die ge­schlos­se­ne ba­de­zim­mer­tür.

durch po­si­ti­ons­än­de­run­gen und ein paar la­gen alu­fo­lie im sicht­feld des sen­sors lies­sen sich die er­fas­sung der kü­che und des woh­nungs­flurs ver­hin­dern. aber der haus­flur nicht.

zu­erst bau­te ich mir ei­nen re­la­tiv ele­gan­ten fal­se-po­si­ti­ves-fil­ter, der be­we­gun­gen im bad nur gel­ten liess, wenn vor­her auch eine be­we­gung im flur re­gis­triert wur­de. dann fiel mir durch ei­nen hin­weis mei­nes lieb­lings­ad­mins das gute alte mot­to RTFM ein; hier stand es doch:

The default detection range is 7m, adding a 1M resistor reduces it to 5m

durch auf­lö­ten ei­nes 1 me­gaohm wi­der­stands auf die PINs R-GN liess sich die emp­find­lich­keit re­du­zie­ren. das funk­tio­nier­te tat­säch­lich sehr gut! jetzt er­fasst der RCWL-0516 wirk­lich jede kleins­te be­we­gung im bad (und nur dort), so dass die re­gel für das bad­licht jetzt lau­tet: nach 3 mi­nu­ten ohne be­we­gung: licht aus! vor­her muss­te ich die­se zeit auf min­des­tens 10 mi­nu­ten stel­len, weil es durch­aus sein konn­te, dass der be­we­gungs­mel­der beim auf-dem-klo-sit­zen oder du­schen nichts sah und nichts mel­de­te.

das glei­che gilt für un­ser neu­es, ehe­ma­li­ges kin­der­zim­mer. dort war ein in­fra­rot-ba­sier­ter be­we­gungs­sen­sor mehr oder we­ni­ger di­rekt auf das lieb­lings­plätz­chen der bei­fah­re­rin ge­rich­tet. wenn sie dort auf dem sofa sass, re­gis­trier­te der klas­si­sche PIR-sen­sor — nichts. der neue ra­dar sen­sor schlägt jetzt alle 5 bis 20 se­kun­den an, bei kleins­ten hand-, kopf- oder fuss­be­we­gun­gen. ein­zi­ger nach­teil: er reicht nicht wei­ter als 4 me­ter. weil das ehe­ma­li­ge kin­der­zim­mer aber et­was über 5 me­ter breit ist, reicht der sen­sor also nicht ganz bis zum fens­ter. da­für er­fasst er mich, wenn ich ne­ben­an, in der flur-kam­mer, auf die lei­ter stei­ge. durch eine 50 zen­ti­me­ter di­cke wand.


nach­dem ich zu weih­nach­ten mei­ne ers­te trad­fri-lam­pe be­kom­men hat­te (und su­per zu­frie­den mit ihr war), habe ich mitt­ler­wei­le 5 wei­te­re bir­nen und den gate­way dazu be­kom­men. kurz nach dem er­schei­nen des gate­ways hat die home-as­sistant-ent­wick­ler­ge­mein­schaft be­reits eine ers­te, gut funk­tio­nie­ren­de in­te­gra­ti­on hin­be­kom­men. der in­te­gra­ti­on fehlt zwar noch ein wich­ti­ges de­tail, die in­te­gra­ti­on der push-fä­hig­keit des gate­ways, wes­halb es bis zu 30 se­kun­den dau­ern kann, dass home-as­sistant be­merkt das eine lam­pe ein­ge­schal­tet wur­de, wenn sie nicht vom home-as­sistant selbst ge­schal­tet wur­de. aber das ist bei der HUE-in­te­gra­ti­on ge­nau­so: auch die HUE-lam­pen müs­sen „ge­pollt“, also alle x se­kun­den nach de­ren sta­tus ab­ge­fragt wer­den.

die trad­fries las­sen sich der­zeit über drei me­tho­den schal­ten: über den strom­kreis, also mit klas­si­schen licht­schal­tern, die ikea-steu­er­ge­rä­te und die API, also über die ikea-app oder eben home-as­sistant (oder an­de­re heim­au­tom­ti­sie­rungs­lö­sun­gen). das schal­ten über klas­si­sche, un­ver­netz­te licht­schal­ter hat IKEA sehr viel bes­ser ge­löst als phil­ips. nimmt man ei­ner HUE-lam­pe die strom­ver­sor­gung weg und schal­tet sie spä­ter wie­der ein, geht sie in der stan­dard­ein­stel­lung wie­der an, das heisst mit 100% hel­lig­keit und warm­weis­ser licht­far­be. die trad­fris mer­ken sich ihre vor­he­ri­ge ein­stel­lung, auch über tage hin­weg. da­mit sind sie auch im un­ver­netz­ten zu­stand, ohne hub, sehr gut nutz­bar: man stellt ein­fach die licht­far­be und hel­lig­keit die man ger­ne hat ein und schal­tet sie dann mit dem klas­si­schen licht­schal­ter ein und aus.

in kom­bi­na­ti­on mit ei­ner haus­steue­rungs­soft­ware ist das al­ler­dings viel ele­gan­ter. in un­se­rem ba­de­zim­mer habe ich es nicht ge­schafft den licht­schal­ter (wie in der kü­che) fern­steu­er­bar zu ma­chen, zum bei­spiel mit ei­nem ge­rät wie die­sem. die zwei vor­han­de­nen schal­ter schal­ten je­weils eine bir­ne ein und aus. das führt dazu, dass das licht manch­mal an bleibt, weil je­mand ver­gisst es aus­zu­schal­ten. mit ei­nem hel­lig­keits­sen­sor kann ich das se­hen und war­nun­gen aufs han­dy schi­cken — aber bis­her nicht agie­ren. seit im bad ver­netz­te trad­fris hän­gen und ich ei­nen zu­ver­läs­si­gen prä­senz­sen­sor habe, kann ich sie jetzt ein­fach (nach drei mi­nu­ten in­ak­ti­vi­tät) aus­schal­ten. be­tritt je­mand das bad, geht wie­der al­les an. sind alle licht­schal­ter aus, geht beim be­tre­ten des bads nur das nacht­licht an, dass sich auch nur au­to­ma­ti­siert schal­ten lässt.

ikea tradfri-dimmer im bad

ich bin mit die­ser lö­sung aus drei grün­den sehr zu­frie­den:

  • alles funktioniert wie früher™ schalterbasiert
  • geht man ins bad, ist es nie dunkel, egal ob man einen schalter bedient oder nicht
  • das licht ist nie länger an als nötig

sehr fas­zi­nie­rend ist auch der ikea dim­mer. der ist ma­gne­tisch und be­fin­det sich ei­gent­lich in ei­ner (ma­gne­ti­schen) pla­tik­scha­le die man an­kle­ben oder fest­schrau­ben kann. ohne scha­le lässt sich der dim­mer aber auch auf me­tall­flä­chen set­zen und re­agiert durch zau­be­rei (wahr­schein­lich) auf ein­fa­ches dre­hen. ein ein­tei­li­ger plas­tik­knopf, an dem man ein­fach dre­hen kann und die hel­lig­keit ver­än­dern kann. gross­ar­tig!


alexa-situation auf unserem küchentisch

seit dem 15 märz ha­ben wir ale­xa in der kü­che. im ja­nu­ar war ich noch sehr skep­tisch, ei­gent­lich auch noch im märz: ich ging fest da­von aus, ale­xa, bzw. den echo-dot scheis­se zu fin­den. aber nicht nur der pups­ge­ne­ra­tor hat mich um­ge­stimmt. das ding ist wirk­lich prak­tisch und es funk­tio­niert. egal ob ich nusch­le, ne­ben­an auf dem klo sit­ze oder stot­te­re, weil ich ver­ges­sen habe, was ich sa­gen woll­te; ale­xa ver­steht mich fast im­mer. in der kü­che irre prak­tisch: ti­mer auf zu­ruf set­zen. noch prak­ti­scher, die kü­chen-trad­fri-lam­pen auf zu­ruf vom eher ge­müt­li­chem, ge­dimm­ten licht zu ei­nem hel­len, blau-weis­sen ar­beits­licht ma­chen. end­lich fragt mich die bei­fah­rein nicht mehr mor­gens wie das wet­ter wird (wo­her soll ich das wis­sen?), son­dern ale­xa (die es im­mer weiss und die fra­ge auch wie­der­holt freund­lich be­ant­wor­tet).

tat­säch­lich ist es das auch schon bei­na­he, war­um ich ale­xa mag: licht an, aus und um­schal­ten, ti­mer zum ko­chen set­zen, wet­ter­an­sa­gen und der pups­ge­ne­ra­tor. ge­le­gent­lich rufe ich ihr zu: „ale­xa öff­ne bring und füge milch hin­zu“, aber weil das ein so lan­ger satz ist, tip­pe ich un­se­re ein­käu­fe dann doch meist lie­ber di­rekt in die bring-app.

viel spä­ter als er­war­tet, kann nun auch un­se­re fireTV-kis­te ale­xa-kunst­stück­chen, ein­fach in­dem man „fern­seh­licht an“ oder „ak­ti­vie­ren an“ für hel­le­res licht in die fern­be­die­nung spricht. auch die fern­seh-ale­xa kann wet­ter­be­rich­te vor­tra­gen, aber ir­gend­wie be­nutz­ten wir sie dort über­haupt nicht. in der kü­che da­ge­gen stän­dig.


apro­pos fern­se­hen. wir ha­ben uns vor ein paar jah­ren be­wusst ge­gen ei­nen „smar­ten“ fern­se­her ent­schie­den. die fern­se­her von sam­sung ha­ben ja ei­nen ganz gu­ten ruf, aber als ich mir die so­ge­nann­ten smart-tv-funk­tio­nen mal nä­her an­sah, konn­te ich an­ge­sichts der gräss­li­chen um­set­zung und be­dien­bar­keit nur die hän­de überm kopf zu­sam­men­schla­gen. was ich dann spä­ter im in­ter­net las, be­stä­tig­te mei­ne vor­ur­tei­le:

der nach­teil ei­nes un­s­mar­ten fern­se­hers, zu­min­dest un­se­res: auch die fern­be­dien­bar­keit (über http oder HDMI) fällt weg. das ding lässt sich nur mit der in­fra­rot-fern­be­die­nung ein- und um­schal­ten. un­ser neu­er ya­ma­ha re­cei­ver und das fireTV hin­ge­gen las­sen sich pri­ma au­to­ma­ti­sie­ren. wenn das fireTV mit ei­nem tas­ten­druck auf der fern­be­die­nung auf­ge­weckt wird, kann ich mit dem home-as­sistant den re­cei­ver ein­schal­ten und den rich­ti­gen ein­gang wäh­len und um­ge­kehrt, wenn der re­cei­ver mit HDMI als quel­le ein­ge­schal­tet wird, kann ich das fireTV we­cken.

ein smart-TV lies­se sich dann per http eben­falls ein­fach ein­schal­ten und auf den pas­sen­den ein­gang um­schal­ten. mit dem un­ver­net­zen fern­se­her muss­te ich im­pro­vi­sie­ren: als über­gangs­lö­sung schal­te­te ich den fern­se­her über eine fern­steu­er­ba­re steck­do­se. wenn der fern­se­her läuft und man ihm den strom nimmt, geht er wie­der an, so­bald er wie­der strom be­kommt. wur­de er vor­her aus­ge­schal­tet, bleibt er auch aus.

das woll­te ich än­dern, zu­erst mit ei­ner selbst­bau­lö­sung auf ar­dui­no-, bzw. node-MCU-ba­sis mit ei­ner IR-di­ode und der ent­spre­chen­den soft­ware. grund­sätz­lich funk­tio­nier­te das auch, aber ir­gend­wie habe ich die sen­de­leis­tung nie auf rich­tig gute wer­te be­kom­men. nach ein paar stun­den ex­pe­rime­tie­ren ent­schied ich mich 20 euro aus­zu­ge­ben, für ei­nen broad­link RM mini. das ist ein in­fra­rot-si­gnal sen­der der sich per app be­die­nen lässt und für den es auch eine home-as­sistant in­te­gra­ti­on gibt.

broadlink rm mini hinter und unter dem fernseher

die ein­rich­tung des broad­link selbst war et­was fum­me­lig, aber die in­te­gra­ti­on in den home-as­sistant ging gut. was dann wie­der ein biss­chen fum­me­lig war: die rich­ti­gen codes fin­den. den fern­se­her woll­te ich ein und aus­schal­ten und die ein­ga­be zwi­schen ka­bel­fern­seh- und dem HDMI-ein­gang hin und her­schal­ten kön­nen. letz­te­re codes wa­ren mit der an­lern­funk­ti­on recht ein­fach zu be­kom­men, bzw. im netz und home-as­sistant-fo­rum zu fin­den. das ein/aus­schal­ten war kom­pli­zier­ter. ich woll­te ja kon­kre­te codes ha­ben, nicht den quatsch-but­ton auf der fern­be­die­nung der den fern­se­her je nach sta­tus an oder aus­schal­te­te („togg­le“). ich brauch­te codes, mit de­nen ich den fern­se­her si­cher ein­schal­ten konn­te, auch wenn der code mehr­fach ge­sen­det wür­de. im fo­rum fand ich ei­nen, der den fern­sehr zu­ver­läs­sig ein­schal­te­te, al­ler­dings im­mer mit der ka­bel­fern­seh-quel­le, statt der vor­her ge­wähl­ten quel­le.

das netz, die fo­ren sind voll mit gut do­ku­men­tier­ten fern­be­die­nungs­codes al­ler her­stel­ler, auch die sam­sung-fern­se­her nut­zen wohl seit vie­len jah­ren im­mer die glei­chen codes. nur lie­gen die­se codes mal he­xa­de­zi­mal vor, mal base64 en­co­diert. die kann man zwar kon­ver­tie­ren, aber das klappt aus un­er­find­li­chen grün­den nie so wie ich mir das den­ke. ir­gend­was ist ja im­mer.

was mir am ende half war aus­pro­bie­ren mit hil­fe der „SURE Uni­ver­sal Smart TV Re­mo­te“-app. die ist voll­ge­la­den mit code-da­ten­ban­ken für alle mög­li­chen ge­rä­te und dort fand ich dann auch ei­nen kon­kre­ten code der den fern­se­her im­mer ein­schal­te­te und die ein­gangs­quel­le auf dem vor­he­ri­gen wert be­liess und den ich mit der lern­funk­ti­on ab­grei­fen konn­te.

das letz­te pro­blem war dann aber im­mer noch das ti­ming. falls ich den ein­ga­be­ka­nal des fern­se­hers doch set­zen möch­te, muss ich nach dem ein­schalz­ten min­des­tens sie­ben se­kun­den war­ten, be­vor ich den be­fehl zum um­schal­ten sen­de, sonst wird er igno­riert.

grund­sätz­lich ist das fern­be­die­nungs­chaos jetzt et­was ge­klärt: mit dem re­cei­ver kön­nen wir fireTV und fern­se­her ge­mein­sam ein- und aus­schal­ten, zum ka­bel­fern­se­hen lässt sich jetzt auch mit ei­nem tas­ten­druck um­schal­ten, wird eins der ge­rä­te aus­ge­schal­tet, schal­ten sich auch die an­de­ren ge­rä­te aus, bzw. in den ru­he­zu­stand. das bes­te sind aber im­mer noch die bei­den wand­schal­ter, mit de­nen sich al­les (im wohn­zim­mer) aus­schal­ten lässt. mit ei­nem schal­ter­druck.


plex läuft schon seit ein paar jah­ren bei uns auf ei­nem mac mini und ser­viert un­se­ren lap­tops und dem fern­se­her fil­me und se­ri­en die ge­rippt oder uns zu­ge­lau­fen sind und nicht bei ama­zon-prime oder net­flix lau­fen. das macht plex sehr gut und zu­ver­läs­sig, vor al­lem ist es enorm hilf­reich da­bei, ei­nen über­blick dar­über zu be­hal­ten was man schon ge­se­hen hat, was man an­ge­fan­gen hat und wei­ter­gu­cken könn­te. seit ein paar mo­na­ten ex­pe­riemn­tiert plex mit ei­ner DVR-, also ei­ner „di­gi­tal vi­deo re­cor­der“-funk­ti­on. seit an­fang juni soll das auch in deutsch­land funk­tio­nie­ren. zu den un­ter­stüt­zen ge­rä­ten ge­hört seit­dem auch der in eurpa er­hält­li­che DVB-C/T/T2-stick tv­but­ler dazu. den kann man für €59 euro beim her­stel­ler oder bei ama­zon kau­fen. ich habe ihn an­fang des mo­nats noch für 50 euro ge­kauft (plus 7 euro ver­sand­kos­ten). mit soft­ware­li­zen­zen kos­tet das ding un­ge­fähr 50 euro mehr, aber weil ich das ding ja mit plex be­trie­ben woll­te, brauch­te ich die soft­ware von dv­blo­gic nicht.

den stick habe ich auf der ei­nen sei­te mit un­se­rem fern­seh­ka­bel ver­bun­den (das dan­kens­wer­ter­wei­se ei­nen ver­tei­ler in der ab­ge­häng­ten flur­de­cke hat, in den ich mich ein­schlei­fen konn­te), auf der an­de­ren sei­te in den mac mini ge­steckt. tat­säch­lich er­kann­te plex den stick und liess ihn mich kon­fi­gu­rie­ren. der sen­der­such­lauf, die ka­nal­zu­ord­nung wa­ren et­was müh­sam und in­trans­pa­rent, aber ehr­lich­ge­sagt war ich er­staunt dass die­se ame­ri­ka­ni­sche soft­ware dann tat­säch­lich mit dem deut­schen ka­bel­netz und deut­schen sen­dern zu­recht­kam.

was ich par­tout nicht hin­be­kam war RTL. es er­schien le­dig­lich als ver­schlüs­sel­ter HD-ka­nal, aber die SD-va­ri­an­te die auch über un­ser ka­bel kommt, woll­ten we­der plex noch der tv­but­ler er­ken­nen oder an­zei­gen. SAT1, PRO7 und VOX wa­ren alle (in der SD-ver­si­on) da, auch die an­de­ren schrott­ab­la­de­sta­tio­nen von RTL, nur der ein­zi­ge pri­vat­sen­der den ich alle paar wo­chen mal ein­schal­te um for­mel1 zu gu­cken und da­bei ein­zu­schla­fen, den be­kam ich nicht rein.

nach­dem ich mir aus den 300 sen­dern, die der sen­der­such­lauf fand, 27 raus­ge­pickt hat­te von de­nen ich mir vor­stel­len konn­te mal was se­hen zu wol­len, zog sich plex ei­ni­ges an EPG-sen­dungs­da­ten aus dem netz. dar­aus baut plex eine lis­te mit sen­dun­gen, die es mir zur auf­nah­me an­bie­tet.

plex dvr program guide

eine sen­der­über­sicht gibts nicht, ich kann mir aber an­se­hen was ge­ra­de läuft und so­mit qua­si eine sen­der­über­sicht be­kom­men.

plex DVR program guide — was gerade so läuft

die EPG-, bzw. sen­dungs-da­ten rei­chen ein paar tage vor­aus, dass heisst ich kann sen­dun­gen zwei wo­chen im vor­aus über die plex-such­funk­ti­on fin­den. eine sen­dung wie kit­chen im­pos­si­ble, die der­zeit und in den nächs­ten paar wo­chen wohl nicht läuft, kann ich des­halb auch nicht im vor­aus pro­gram­mie­ren. die sen­dung mit der maus habe ich na­tür­lich als ers­tes pro­gram­miert und die auf­nah­me funk­tio­niert auch sehr gut. jetzt kann ich sie end­lich gu­cken wo ich will und auch mal län­ger als zwei wo­chen ver­ges­sen zu gu­cken, ohne dass sie dann de­pu­bli­ziert wird.

live-tv geht der­zeit nur in der plex-app auf han­dys. so­bald das auch in der fireTV- oder app­leTV-app funk­tio­niert, dürf­te plex eine ernst­zu­neh­men­de kon­ku­renz für apps wie zat­too oder ma­gi­ne sein, auch wenn die zu­ge­ge­be­ner­mas­sen leich­ter zu kon­fi­gu­rie­ren sind und ge­gen be­zah­lung auch die pri­vat­sen­der in HD wie­der­ge­ben. zat­too zeigt die pri­vat­sen­der über­haupt nur ge­gen be­zah­lung, mit plex und sei­ner DVR-/li­veTV-funk­ti­on be­kommt man die pri­vat­sen­der im­mer­hin in SD auch (qua­si) um­sonst, je­den­falls ohne abo-ge­döns. ob RTL sich tech­nisch ge­gen mei­nen TV-stick wehrt oder ich zu blöd bin, fin­de ich auch noch ir­gend­wann raus.


spotify connect und airplay lautsprecher für 100 euro

felix schwenzel in artikel

nach­dem wir uns vor ein paar mo­na­ten ei­nen neu­en re­cei­ver von ya­ma­ha ge­kauft ha­ben, hat­ten wir auch ei­nen mus­sic­cast-laut­spre­cher dazu ge­kauft, der re­gu­lär 229 euro kos­tet. die ya­ma­ha-laut­spre­cher ha­ben zwar „mul­ti­room“-fä­hig­kei­ten, man kann also die glei­che mu­sik in meh­re­ren räu­men spie­len, aber sie sind mono und die bei­fahr­fe­rin fand den klang so schlecht, dass sie das teil ei­gent­lich zu­rück­ge­ben woll­te. weil das kind den laut­spre­cher ok fand, ha­ben wir ihn dann doch be­hal­ten, aber das kind durf­te ihn nach sei­nem aus­zug mit­neh­men. das ding funk­tio­niert auch stan­da­lo­ne als air­play und spo­ti­fy-con­nect-laut­spre­cher.

jetzt woll­te die bei­fah­re­rin die mu­sik­lü­cke im kin­der­zim­mer schlies­sen und neue laut­spre­cher kau­fen. die ya­ma­ha-mu­sic­cast-laut­spre­cher wa­ren ihr aber zu teu­er und zu mono. die kön­nen zwar auch ste­reo, aber dann müss­te man zwei kau­fen und ist ruck­zuck fast 500 euro los. also ent­schie­den wir uns we­gen gu­ter re­zen­sio­nen für ein paar „dum­me“ — ge­nau­er: un­ver­netz­te — ak­tiv­laut­spre­cher für 40 euro. ich dach­te mir, dass ich mir mei­nen ers­ten raspber­ry-pi kau­fe und ir­gend­was bast­le, um die laut­spre­cher zu ver­net­zen.

die laut­spre­cher ka­men ein paar tage vor dem ra­spi und hör­ten sich für 40 euro wirk­lich gut an. nur das ipho­ne ma­nu­ell an­zu­stöp­seln zum mu­sik­hö­ren fühl­te sich enorm un­prak­tisch und hin­ter­wäl­de­risch an. als der raspber­ry end­lich da war, in­stal­lier­te ich das kom­plett­pa­ket pi­mu­sic­box drauf. das ist wirk­lich ein­fach: image down­loa­den, auf eine SD-kar­te ko­pie­ren, in den ra­spi ste­cken, erst mit ether­net­ka­bel boo­ten und dann die wich­tigs­ten ein­stel­lun­gen über eine web­sei­te kon­fi­gu­rie­ren. wenn der pi da­nach neu boo­tet, ver­bin­det er sich per wlan und wird von rech­nern und te­le­fo­nen als air­play-laut­spre­cher er­kannt. über eine web­ober­flä­che kann man auch play­lis­ten er­stel­len, lo­kal auf dem pi vor­han­de­ne mu­sik ab­spie­len oder von netz­lauf­wer­ken mu­sik ab­spie­len. es gibt auch eine spo­ti­fy-in­te­gra­ti­on, die aber eher um­ständ­lich über die web­ober­flä­che ge­steu­ert wer­den will.

in zei­ten von spo­ti­fy-con­nect will das aber ei­gent­lich kei­ner, also wir zu­min­dest nicht. wenn der spo­ti­fy-cli­ent auf dem te­le­fon oder dem rech­ner läuft, will die bei­fah­re­rin den laut­spre­cher am liebs­ten per spo­ti­fy-con­nect an­steu­ern, vor al­lem weil sie meint, dass über air­play im­mer wie­der ruck­ler (alle 1-2 stun­den) zu be­mer­ken wä­ren. spo­ti­fy-con­nect kön­nen der ya­ma­ha-re­cei­ver und der echo dot in der kü­che auch und es fühlt sich an, wie das per­fek­te, rei­bungs­lo­se be­dien­kon­zept.

rich­tig be­frie­di­gen­de lö­sun­gen spo­ti­fy-con­nect auf den pi zu brin­gen gibt’s nicht so vie­le. wenn man das the­ma goo­gelt, schla­gen vie­le vor, ei­nen li­nux-spo­ti­fy-cli­ent auf dem pi zu in­stal­lie­ren, kom­plett mit x-win­dows und ge­döns. an­de­re lö­sun­gen wol­len ei­nen spo­ti­fy-API-key, den spo­ti­fy aber nicht mehr raus­rückt. dann fand ich ir­gend­wo ei­nen hin­weis auf li­bre­spot, ei­nen re­ver­se en­gi­neer­ten spo­ti­fy-con­nect-cli­ent. die kom­pi­lie­rung von li­bre­spot schien mir aber ein ti­cken zu schwer, wes­halb ich froh war ei­nen hin­weis auf den fork von @herr­ernst zu fin­den, der vor­kom­pi­lier­te bi­när­da­tein von li­bre­spot zum down­load an­bie­tet.

ein­fach run­ter­la­den, aus­pa­cken und star­ten:

da­mit taucht der raspber­ry-pi-laut­spre­cher schon als spo­ti­fy-con­nect laut­spre­cher in der spo­ti­fy-app auf.

da­mit wa­ren 80% der ar­beit an ei­nem abend er­le­digt: der pi hat­te ein be­trieb­sys­tem, lief rund und war mit dem wlan ver­bun­den, ohne dass ich auch nur eine zei­le in die kom­man­do­zei­le schrei­ben muss­te, die laut­spre­cher wa­ren per air­play und spo­ti­fy-con­nect er­reich­bar und al­les klang gut.

na gut ein biss­chen muss­te ich doch in der kom­man­do­zei­le rum­wer­keln, weil air­play nicht auf an­hieb funk­tio­nier­te. ich folg­te die­ser an­wei­sung um das pro­blem zu be­he­ben und de­ak­ti­vier­te den fire­wall von pi­mu­sic­box in­dem ich die ers­te (bzw. zwei­te) zei­le der da­tei aus­kom­men­tier­te.

die rest­li­chen 20% ar­beit, li­bre­spot au­to­ma­tisch zu star­ten und am lau­fen zu hal­ten, hiel­ten mich dann die fol­gen­den zwei wo­chen auf trab.


die pi­mu­sic­box star­tet die kon­fi­gu­rier­ten diens­te, wie bei li­nux üb­lich, über init-dae­mons und sorgt mit ei­nen mo­nit-ser­ver-dienst daür, das ein paar der beim boo­ten ge­star­te­tet pro­zes­se über­wacht und im zwei­fel neu ge­star­tet wer­den. für li­bre­spot habe ich mir das start­script erst­mal selbst zu­sam­men­ge­stöp­selt und da­bei ist das raus­ge­kom­men:

da­mit lässt sich dann (da­hin habe ich die aus­führ­ba­re bi­när­da­tei ver­schie­ben) star­ten, stop­pen und ab­fra­gen:

da­mit mo­nit sich um den dienst küm­mert habe ich noch die­se klei­ne mo­nit-start­da­tei in ge­legt:

da­mit li­bre­spot di­rekt nach dem start­vor­gang star­tet (und nicht erst wenn mo­nit den dienst star­tet), habe ich die­se letz­te zei­le in der da­tei hin­zu­ge­fügt:


oben habe ich es aus­kom­men­tiert, aber ich nut­ze noch eine op­ti­on von li­bre­spot um den ab­spiel­sta­tus in mei­nem home-as­sistant an­zu­zei­gen. gibt man li­bre­spot die start­op­tio­nen und mit, kann es zum start und stop des play­backs eine da­tei aus­füh­ren. ich las­se li­bre­spot je zwei klei­ne py­thon-scrip­te aus­füh­ren, die den sta­tus per mqtt ver­öf­fent­li­chen, was ich dann im home-as­si­tant an­zei­gen las­sen kann. in steht:

un­ter­schei­det sich le­dig­lich im pay­load der mqtt-nach­richt. das py­thon-script funk­tio­niert na­tür­lich nur, wenn man die ent­spre­chen­den ab­hän­gig­kei­ten vor­her in­stal­liert, also min­des­tens py­thon und paho-mqtt.


li­bre­spot funk­tio­niert ei­gent­lich ganz gut. manch­mal, nach län­ge­rem leer­lauf stürzt das pro­gramm aber ab, ver­mut­lich weil eine der ver­bin­dun­gen zu spo­ti­fy ab­ge­bro­chen ist und das pro­gramm sich lie­ber pa­nisch ab­bricht, als die ver­bin­dung neu auf­zu­bau­en. das fängt dann aber mo­nit ab, das den li­bre­spot-pro­zess wie­der neu­star­tet, in der stan­dard­e­instal­lung al­ler­dings un­ter um­stän­den erst nach zwei mi­nu­ten, weil der prüf­zy­klus von mo­nit stan­dard­mäs­sig auf zwei mi­nu­ten ge­stellt ist. das lässt sich aber in an­pas­sen, in­dem man statt ein­trägt.

dazu kommt, dass spo­ti­fy das re­ver­se-en­gi­neer­te li­bre­spot wohl nicht mehr so ger­ne sieht und im­mer wie­der sperrt oder än­de­run­gen an der (un­do­ku­men­tier­ten) API vor­nimmt. @pli­e­tar bes­sert li­bre­spot zwar im­mer schnell nach, aber bei den letz­ten än­de­run­gen ist @her­renst mit sei­nen bi­na­ries nicht im­mer nach­ge­kom­men.

zu­erst habe ich ver­sucht li­bre­spot selbst auf dem pi zu kom­pi­lie­ren, bin aber dar­an ge­schei­tert die ent­spre­chen­den ab­hän­gig­kie­ten (hun­der­te von me­ga­byte) zu in­stal­lie­ren, bzw. zum lau­fen zu brin­gen. ich habe mit ras­po­ti­fy von @dt­coo­per aber ei­nen ein­fa­chen weg ge­fun­den, li­bre­spot selbst zu kom­pi­lie­ren: per do­cker auf dem mac. nach­dem do­cker in­stal­liert ist, reicht es fol­gen­des in der kom­man­do­zei­le aus­zu­füh­ren und ein biss­chen zu war­ten:

am ende spuckt das script eine .deb-da­tei aus, die man auf dem pi in­sta­lie­ren kann: ein­fach in ko­pie­ren und auf dem pi fol­gen­des in der kom­man­do­zei­le aus­füh­ren (je nach­dem wie die .deb-da­tei be­nannt ist):

da­mit lan­det li­bre­spot in , also da wo das start-script die da­tei auch er­war­tet.

den letz­ten li­bre­spot-fix von ges­tern habe ich ein­fach in selbst ge­patcht und dann al­les neu kom­pi­liert. bis jetzt funk­tio­niert es.


tl;dr: statt knapp 500 euro aus­zu­ge­ben, habe ix ein­fach sehr güns­ti­ge, dum­me, un­ver­netz­te [-wer­be­link] ak­tiv­laut­spre­cher mit ei­nem [-wer­be­link] raspbe­ry pi ver­netzt und da­mit nur knapp 100 euro aus­ge­ge­ben und viel bas­tel­ver­gnü­gen ge­habt.


Spielen lernen von China (t3n 48)

felix schwenzel in artikel

Wenn ich die Viel­falt, Krea­ti­vi­tät und enor­me Pro­duk­ti­vi­tät sehe, die von Chi­na aus den Welt­markt seit Jahr­zehn­ten über­schwemmt, fra­ge ich mich, was wir, die uns ja im­mer noch als Ex­port­welt­meis­ter se­hen, von Chi­na ler­nen kön­nen.

Der wirt­schaft­li­che Er­folg Chi­nas ist, trotz vie­ler in­nen­po­li­ti­schen Pro­ble­me, un­be­strit­ten. Vor al­lem pro­du­ziert Chi­na nicht mehr nur bil­li­gen Tand, Plas­tik­spiel­zeug oder mit­tel­gut ge­mach­te Ko­pien west­li­cher Pro­duk­te, son­dern Chi­na hat sich auch zu ei­nem der wich­tigs­ten Pro­du­zen­ten von hoch­wer­ti­gen elek­tro­ni­schen Ge­rä­ten ge­mau­sert. Auf ei­nem die­ser Pro­duk­te tip­pe ich die­se Ko­lum­ne, wäh­rend mir eine Ikea-Lam­pe Made in Chi­na ge­dimm­tes Licht spen­det. Vie­le west­li­che Her­stel­ler las­sen ihre Ge­rä­te nicht mehr nur we­gen der nied­ri­gen Lohn­kos­ten in Chi­na fer­ti­gen, son­dern in zu­neh­men­den Maße auch, weil chi­ne­si­sche Her­stel­ler mitt­ler­wei­le fast die Ein­zi­gen sind, die ent­spre­chen­de Men­gen in der ge­for­der­ten Qua­li­tät lie­fern kön­nen. Auch in Sa­chen Ori­gi­na­li­tät und In­no­va­ti­on kann Chi­na mit­hal­ten. So sind zum Bei­spiel die E-Zi­ga­ret­ten, aus de­nen im­mer mehr Men­schen mit Ni­ko­tin ver­setz­ten Dis­kon­ebel in­ha­lie­ren, eine chi­ne­si­sche Er­fin­dung.

Wenn ich hin­ge­gen Nach­rich­ten lese, fra­ge ich mich, was wir al­les lie­ber nicht von Chi­na ler­nen soll­ten. Chi­na ist eben nicht nur wirt­schaft­lich er­folg­reich, son­dern nach An­sicht vie­ler eine au­to­ri­tä­re Dik­ta­tur. Der Gross­teil der Be­völ­ke­rung lebt nach wie vor in bit­te­rer Ar­mut, Kor­rup­ti­on ist all­täg­lich, po­li­ti­sche Dis­si­den­ten wer­den ver­folgt, das In­ter­net zen­siert. Es gibt vie­le Din­ge, die Chi­na rich­tig macht, aber eben auch vie­le, die west­li­chen und de­mo­kra­ti­schen Wer­ten zu­wi­der lau­fen und die wir kei­nes­falls op­fern soll­ten, um dem wirt­schaft­li­chen Er­folg Chi­nas nach­zu­ei­fern.

Wenn es aber tat­säch­lich et­was gäbe, was wir von Chi­na ler­nen kön­nen, dann wäre es ne­ben ei­ner hem­mungs­lo­sen Ko­pi­er- und Ex­pe­ri­men­tier­freu­de, die Lie­be zum nutz­lo­sen Tand. Der hei­li­ge Ernst, der vie­le un­se­rer Pro­jek­te be­stimmt, wür­de durch eine eher spie­le­ri­sche, kin­disch-neu­gie­ri­ge Her­an­ge­hens­wei­se ei­ni­ges an neu­en, krea­ti­ven und pro­duk­ti­ven En­er­gien frei­set­zen.

Die Lie­be der Chi­ne­sen zum nutz­lo­sen Tand ist vor al­lem auf On­line­märk­ten wie ali­baba.com und in den Märk­ten in Hua­qiang­bei (in der Nähe von Hong­kong) zu be­stau­nen. Die Märk­te er­stre­cken sich über vie­le Stadt­vier­tel und sind zum bers­ten ge­füllt mit elek­tro­ni­scher Mar­ken­wa­re, Fäl­schun­gen und eben mehr oder we­ni­ger ori­gi­nel­len Va­ria­tio­nen von nütz­li­chem und un­nüt­zen Zeug.

Kaia Dek­ker hat kürz­lich dar­über ge­schrie­ben, was man in den Märk­ten von Hua­qiang­bei al­les be­kommt. Ihr Mann Jes­se Vin­cent hat­te die Idee ein paar Kun­den an­zu­bie­ten, ih­nen für 50 Dol­lar eine Kis­te mit „nutz­lo­sem, er­staun­li­chem Mist“ zu schi­cken, den er in den Märk­ten von Hua­qiang­bei kau­fen wür­de. Für je­weils 30 Dol­lar woll­te er Gad­gets für 25 Kis­ten kau­fen, den Rest kal­ku­lier­te er für den Ver­sand und ei­nen mög­li­chen, klei­nen Pro­fit.

Ob­wohl die Händ­ler in den Märk­ten na­tür­lich am ehes­ten auf Käu­fer von gros­sen Stück­zah­len aus sind, wa­ren die Prei­se die Jes­se Vin­cent an­ge­bo­ten be­kam frap­pie­rend. Die völ­lig be­klopp­ten, Si­li­kon-be­schich­te­ten USB-Lämp­chen, die ich für fünf Euro auch schon in deut­schen Elek­tronik­märk­ten ge­se­hen habe und die der­zeit bei Ama­zon für um die drei Euro an­ge­bo­ten wer­den, kauf­te er für elf US Cent pro Stück. Klei­ne USB-Ven­ti­la­to­ren, die man für fluf­fi­ge­re Sel­fies ans Han­dy ste­cken kann, kauf­te er für 45 US Cent. Der Preis bei Ama­zon für ähn­li­che Ven­ti­la­to­ren liegt um die fünf Euro.

Ich mag die­ses un­nüt­ze Zeug wahr­schein­lich aus dem glei­chen Grund, war­um ich (im­mer noch) Über­ra­schungs­ei­er mag: Ei­ner­seits be­wun­de­re ich den Ge­stal­tungs­wil­len und die In­ge­ni­o­si­tät der Kon­struk­teu­re und an­de­rer­seits in­spi­riert mich nutz­lo­ses Zeug, doch noch ei­nen Nut­zen oder eine Ver­wen­dung da­für zu fin­den.

Am meis­ten mag ich an die­sem nutz­lo­sen Zeug aber die Tat­sa­che, dass es das über­haupt gibt, dass es Men­schen gibt, die es wa­gen nutz­lo­se Sa­chen in rie­si­gen Stück­zah­len zu pro­du­zie­ren. Aus die­ser Hal­tung spricht die Zu­ver­sicht, dass es vie­le an­de­re Men­schen gibt, die ihr kind­li­ches Ge­müt be­hal­ten ha­ben, aber vor al­lem die Zu­ver­sicht, dass sich aus nutz­lo­ser Spie­le­rei, aus dem Ex­pe­ri­men­tie­ren, dem Ko­pie­ren, doch ir­gend­wann Chan­cen er­ge­ben et­was Wert­vol­les, Nütz­li­ches, Neu­es zu schaf­fen — oder zu­min­dest Pro­fit und ei­nen Hau­fen neu­es Wis­sen an­ge­sam­melt zu ha­ben.

In­no­va­ti­on ist eine di­rek­te Fol­ge von schein­bar nutz­lo­ser Spie­le­rei. Dar­an soll­te uns Chi­na je­den Tag er­in­nern.

(auf t3n.de le­sen)


mein vortrag auf der #rp17

felix schwenzel in artikel

wei­ter un­ten die schrift­fas­sung mei­nes #rp17 vor­trags, hier die vi­deo­fas­sung.

youtube-video laden, info, direktlink

was mich sehr freut ist das vie­le po­si­ti­ve feed­back. für chris­ti­an de vries war es ei­ner der bes­ten vor­trä­ge der re­pu­bli­ca und in ein paar top-lis­ten, tauch­te mein vor­trag auch auf (eins, zwei, drei, vier). anke trö­der hat’s ge­fal­len, auch wenn sie mir im­mer noch die häf­te mei­ner fo­li­en weg­neh­men möch­te. fre­de­rik fi­scher nann­te mei­nen vor­trag „ni­veau­vol­le Un­ter­hal­tung“, für jol­le lahr-ei­gen hab ich’s nach eli­sa­beth weh­ling auf ih­ren „per­sön­li­chen zwei­ten Rang“ ge­schafft, bei joel.lu habe ich et­was be­rührt.


update: die kunst des liebens

mir ist das al­les ein biss­chen pein­lich.

ich has­se pa­thos und ich has­se vor­trags­ti­tel, die kei­nen iro­ni­schen aus­weg an­bie­ten. die­ser vor­trags­ti­tel ist so pa­the­tisch, dass er bei­na­he platzt vor iro­ni­scher aus­weg­lo­sig­keit.

ka­tia, mei­ne frau, meint, ich müs­se mich vor­ab da­für ent­schul­di­gen, dass der vor­trag so pa­the­tisch und ernst sei.

der witz ist: das ist kein witz.

an­ge­fan­gen habe ich (2010) hier auf der re­pu­bli­ca mit mil­dem sar­kas­mus. ich habe mich — dop­pel­deu­tig na­tür­lich — ge­fragt, war­um das in­ter­net scheis­se ist. der vor­trag lässt sich sehr kurz zu­sam­men­fas­sen: weil die welt scheis­se ist.

dem ge­dan­ken bin ich dann 2013 wei­ter nach­ge­gan­gen, als ich mir „10 vor­schlä­ge um die welt zu ver­bes­sern“ aus der nase zog.

im prin­zip habe ich mir die­se fra­ge jetzt, vier jah­re spä­ter, er­neut ge­stellt. nur dass ich dies­mal in erich fromms bü­chern und nicht im in­ter­net nach ant­wor­ten und lö­sungs­an­sät­zen ge­sucht habe.

weil das mot­to der re­pu­bli­ca die­ses jahr nun mal lie­be ist, habe ich mich er­in­nert, dass ich als sech­zehn/sieb­zehn-jäh­ri­ger, erich fromms buch, die kunst des lie­bens, un­glaub­lich toll fand. und dass ich es doch ei­gent­lich noch­mal le­sen und hier da­von er­zäh­len könn­te.

das schlim­me und gleich­zei­tig gute ist: ich fand’s wie­der toll. toll, weil es wirk­lich ein gran­dio­ses buch ist und weil ich merk­te, wie sehr mich die frü­he lek­tü­re die­ses bu­ches ge­prägt hat. oder an­ders­rum, wie sehr die­ses buch beim wie­der­le­sen mei­ne vor­stel­lun­gen vom le­ben be­stä­tig­te.

ich kann hier nichts iro­nisch bre­chen, kei­nen sar­kas­mus aus­streu­en — son­dern nur auf­rich­tig schwär­men.

das ein­zi­ge was mir ein­fällt um ein­mal kurz aus der pa­thos- und ernst­haf­tig­keitfal­le her­aus­zu­kom­men, ist ein kat­zen­vi­deo zu zei­gen.

aber auch die­ses kat­zen­vi­deo än­dert nichts dar­an, dass ich hier ste­he und sa­gen muss: erich fromms bü­cher sind wun­der­bar und ob­wohl sie ziem­lich alt sind, sind sie zeit­los und auf den punkt. erich fromm ist mein held. und ich ste­he hier, um zu ver­su­chen euch an­zu­ste­cken.

ich habe nicht alle, aber vie­le von fromms bü­chern und auf­sät­zen ge­le­sen. ich glau­be, dass in fromms bü­chern vie­le an­sät­ze zum um­gang mit ge­sell­schafts­kri­sen oder welt­pro­ble­men ste­hen, also an­sät­ze die welt zu ver­bes­sern. weil fromm psy­cho­ana­ly­ti­ker war, fin­det man in sei­nen bü­chern — na­tür­lich — auch wege zu ei­nem glück­li­che­ren, er­füll­te­rem le­ben.

ich könn­te das was ich ge­le­sen habe jetzt hier zu­sam­men­fas­sen, also ein ver­kack­tes schul­re­fe­rat hal­ten, aber das brau­che ich nicht, das hat die wi­ki­pe­dia schon (ziem­lich gut) ge­macht.

ich ver­su­che das ganz an­ders zu ma­chen. statt wie­der­zu­ge­ben, was fromm ge­schrie­ben hat, gebe ich das wie­der, was ich (ver­meint­lich) ver­stan­den habe. ich gebe die ro­si­nen wie­der, die ich mir aus fromms werk her­aus­ge­pickt habe.

ich ma­che mir sein werk ein­fach zu ei­gen.

fromm selbst sagt üb­ri­gens, dass ideen erst dann eine Wir­kung auf den Men­schen aus­üben, wenn sie von dem, der sie lehrt, auch ge­lebt wer­den.

fromm hat das ge­tan, er war dem men­schen ex­trem zu­ge­wandt, en­ga­gier­te sich in der po­li­tik und der frie­dens­be­we­gung und leb­te das, was er schrieb und vor­trug, auch selbst.

ich wäre ger­ne hu­ma­nist. ob ich ei­ner bin oder zu wer­den ver­mag, kann ich nicht be­ur­tei­len. erst recht nicht, ob ich das was ich hier gleich er­zäh­le auch ver­kör­pe­re oder lebe. ich wür­de das ger­ne so se­hen, ich glau­be in der rück­schau, seit ich fromm zum ers­ten mal ge­le­sen habe, dass ich mir im­mer mühe ge­ge­ben habe freund­lich zu sein, an das gute im men­schen ge­glaubt zu ha­ben, nie­man­den in mei­nem um­feld un­ter­drückt oder an sei­nem in­ne­ren wachs­tum ge­hin­dert zu ha­ben.
lei­der weicht die selbst­wahr­neh­mung oft von der fremd­wahr­neh­mung ab.

aber die dis­kre­pan­zen zu fin­den, über­las­se ich ger­ne euch. wo­bei ich für sol­ches feed­back of­fen­bar gut funk­tio­nie­ren­de wahr­neh­mungs­fil­ter habe.
ich habe ge­schla­ge­ne 7 jah­ren ge­braucht, bis vor­letz­te wo­che, als ich nach bil­dern für die­sen vor­trag such­te, um end­lich zu er­fah­ren, dass an­dre­as schae­fer mich für den welt-gröss­ten schnor­rer hält.

glaub­wür­dig­keit bei­sei­te — ich fang jetzt mal an, bei adam und eva.

peter wenzel: adam und eva im irdischen paradies

die al­le­go­rie von der ver­trei­bung aus dem pa­ra­dies wur­de vor vie­len jah­ren von ei­nem un­be­kann­ten, aber ganz klu­gen au­toren­kol­lek­tiv ge­schrie­ben.
sie ist eine al­le­go­rie auf die ent­wick­lung der mensch­heit und des men­schen.

so wie die ent­wick­lung ei­nes em­bry­os un­se­re evo­lu­tio­nä­re ent­wick­lungs­ge­schich­te nach­er­zählt, zeigt uns die al­le­go­rie von der ver­trei­bung aus dem pa­ra­dies die psy­chi­sche ent­wick­lungs­ge­schich­te des men­schen auf. sie ver­sinn­bild­licht den kern und die exis­ten­zi­el­len pro­ble­me des men­schen. oder po­si­tiv aus­ge­drückt: die ge­schich­te be­schreibt die grund­be­din­gung der mensch­li­chen exis­tenz: ei­ner­seits ge­hö­ren wir (ein­deu­tig) zur na­tur, an­de­rer­seits sind wir, im ge­gen­teil zu vie­len tie­ren, mit ver­nunft und er­kennt­nis­fä­hig­keit aus­ge­stat­tet.

wir sind fä­hig die ab­sur­di­tät un­se­rer si­tua­ti­on zu er­ken­nen, ir­gend­wann, ir­gend­wo, an ei­nem zu­fäl­li­gen ort in die welt ge­wor­fen zu wer­den.

CC BY 3.0 Jcesare at English Wikipedia

die ge­schich­te zeigt den zen­tra­len wi­der­spruch der mensch­heit auf: wir er­ken­nen, dass wir der na­tur an­ge­hö­ren, ver­mö­gen die­se zu­ger­hö­rig­keit aber nicht mehr zu spü­ren, weil un­ser ver­stand, un­se­re er­kennt­nis­fä­hig­keit, un­ser be­wusst­sein uns aus dem pa­ra­dies aus­schlies­sen. nicht gott hat uns aus dem pa­ra­dies ge­wor­fen, un­ser ver­stand tut es.

das ist mein lieb­lings­satz aus dem erich-fromm-wi­ki­pe­dia-ar­ti­kel. ein satz, wie ein fran­zö­si­scher spiel­film:

Das größte Problem des Menschen ist seine reine Existenz.

auf psy­cho­lo­gi­scher ebe­ne pas­siert uns al­len ge­nau das, was adam und eva pas­siert ist: am an­fang sind wir eins mit al­lem, ge­nau­ge­nom­men, sind wir tat­säch­lich nur eins; ein ein­zeller.

wenn wir dann, viel zu früh, aus dem mut­ter­leib ge­drückt wer­den (hier ver­sinn­bild­licht von amy schu­mer), …




… viel frü­her als die meis­ten tier­ar­ten, die sich im mut­ter­leib viel wei­ter ent­wi­ckeln dür­fen, lie­gen wir völ­lig hilf­los und ab­hän­gig von der mut­ter, der fla­sche oder ei­ner sich küm­mern­den per­son in der welt.

aber wir sind, auch wenn es et­was käl­ter und tro­cke­ner ge­wor­den ist, im­mer noch im pa­ra­dies. wir er­ken­nen noch wo­chen­lang kei­nen un­ter­schied zwi­schen uns und der mut­ter, bzw. un­se­rer be­zugs­per­son. brust, fla­sche, dau­men, al­les eins, al­les ist ich, al­les meins.

aber ir­gend­wann mer­ken wir, dass wir gar nicht eins mit der mut­ter sind und wenn wir noch mehr vom er­kenn­nis­ap­fel­brei ge­ges­sen ha­ben, mer­ken wir, dass wir uns ir­gend­wie tren­nen müs­sen von der mut­ter, dem va­ter oder den be­zugs­per­so­nen — und selbst je­mand wer­den müs­sen.

und das ist, wo die gan­zen pro­ble­me an­fan­gen. bei uns al­len. nicht nur bei woo­dy al­len.

da kann man sich drü­ber lus­tig ma­chen, wie woo­dy al­len, meist in ge­wis­sem mas­se selbst­kri­tisch oder wie ge­ne­ra­tio­nen von ka­ri­ka­tu­ris­ten.

aber der kern all un­se­rer pro­ble­me, lässt sich mit die­ser ei­nen al­le­go­rie um­schrei­ben, da­mit, dass wir nach we­gen zu­rück ins pa­ra­dies, nach we­gen zum glück, zur ein­heit mit mut­ter und va­ter oder an­de­ren men­schen su­chen.

fromm geht noch wei­ter, er sagt, dass die­ses be­dürf­nis zu ein­heit der trieb ist, der uns im in­ne­ren an­treibt. freud, sagt fromm, dach­te die­ser dri­ve sei der se­xu­al­trieb. fromm meint, das sei ein freud­scher feh­ler.

die bi­bel um­schreibt die­sen an­trieb mit der ver­trei­bung aus dem pa­ra­dies und der hoff­nung da ir­gend­wann wie­der rein­ge­las­sen zu wer­den. mär­chen er­zäh­len die hoff­nung auf er­lö­sung als su­che nach dem glück und hol­ly­wood hat auch gros­sen ge­fal­len an er­lö­sungs­ge­schich­ten, meist er­zählt als die su­che und die ge­ne­se des ei­nen, des aus­er­wähl­ten, der wie­der al­les in har­mo­nie zu brin­gen ver­mag.

das be­dürf­nis zu ein­heit zu fin­den, die ab­sur­di­tät un­se­rer exis­tenz ir­gend­wie auf­zu­lö­sen, ist auch die grund­la­ge des hu­ma­nis­mus. der hu­ma­nis­mus geht da­von aus, dass die men­schen eine ein­heit sind, weil die grund­be­din­gung, das grund­pro­blem für alle gleich ist.

dar­aus lei­tet sich dann auch der ab­satz eins ab oder der zwei­te satz der ame­ri­ka­ni­schen un­ab­hän­gig­keits­er­klä­rung.

wie die un­ab­hän­gig­keits­er­klä­rung, be­tont der hu­ma­nis­mus, dass der mensch nicht nur das recht hat, son­dern fä­hig ist sich wei­ter zu ent­wi­ckeln und zu ver­voll­komm­nen, sein glück zu fin­den und ver­nünf­tig und fried­lich zu han­deln.

hört sich ein biss­chen wie ein glau­bens­be­kennt­nis an — und ist es wohl auch.

die­se idee vom hu­ma­nis­mus, von der ge­mein­sa­men wur­zel und dem al­len men­schen ge­mein­sa­men be­dürf­nis nach (wie­der) ver­ei­ni­gung oder ein­heit, durch­zieht alle bü­cher von erich fromm.

soll­te mich je­mand fra­gen, wie ich in ei­nem satz fromms bü­cher und auf­sät­ze zu­sam­men­fas­sen wür­de, der satz lau­te­te:

um zu glück­li­che­ren, zu­frie­de­ne­ren men­schen zu wer­den, müs­sen wir an un­se­ren fä­hig­kei­ten zu lie­be, so­li­da­ri­tät, ver­nunft, mut und glau­ben (zum bei­spiel an das gute im men­schen oder den nächs­ten) ar­bei­ten, mit be­to­nung auf ar­beit.

denn ob­wohl die­se fä­hig­kei­ten in uns al­len an­ge­legt sind, sind sie zum teil ver­schüt­tet und wach­sen nicht un­be­dingt von al­lei­ne.

fromm drückt das so aus: der mensch brau­che sein le­ben lang um sich selbst zur ge­burt zu brin­gen, das füh­re zu „wohl-sein“ (well-be­ing) und habe die freu­de am le­ben als be­glei­ter.

zi­tat fromm:

Nur in dem Maße, in dem der Mensch seinen Hass, seine Unwissenheit, seine Gier und seine Selbstsucht überwindet und er in seiner Fähigkeit zu Liebe, Solidarität, Vernunft und Mut wächst, kann er dieses Ziel erreichen.

als ich am mon­tag hier ca­ro­lin emke sah, sprach sie sehr ein­drück­lich von so­li­da­ri­tät — und was das prak­tisch be­deu­tet:

wer gedemütigt und verletzt wird, wer verachtet und angegriffen wird, soll sich nicht selbst wehren müssen müssen. es braucht andere, die einstehen für die würde jeder einzelnen person. es braucht andere die widersprechen, die die nicht gemeint sind, die sich aber gemeint fühlen.

eine gesellschaft in der alle nur sich selbst retten und schützen wollen ist keine. das ist neoliberalistisches spektakel.

das hät­te auch ein zi­tat aus ei­nem von erich fromms bü­chern sein kön­nen.

an­ders als fromm, möch­te emke die­se so­li­da­ri­tät, oder den re­spekt für an­ders le­ben­de men­schen aber nicht zur lie­be zäh­len, sie sag­te:

wir brauchen keine liebe, uns reicht schon respekt

da­mit hat sie na­tür­lich recht, aber fromm auch, für den so­li­da­ri­tät, re­spekt, mut, ver­nunft teil von lie­be sind.

das kon­zept der lie­be nach fromm ist nichts was ei­nem pas­siert, oder ein­fach nur er­wi­dert wird oder sich auf part­ner­schaf­ten be­schränkt, es ist viel mehr eine auf­fas­sung vom le­ben, eine ak­ti­vi­tät:

Liebe ist eine ständige Herausforderung, sie ist kein Ruheplatz, sondern bedeutet, sich zu bewegen, zu wachsen, zusammenzuarbeiten.

fromm dif­fe­ren­ziert die un­ter­schied­li­chen aus­prä­gun­gen der lie­be in sei­nen bü­chern su­per sorg­fäl­tig, zwi­schen ero­ti­scher, müt­ter­li­cher, vä­ter­li­cher, brü­der­li­cher oder selbst­lie­be.

der lie­be zu gott wid­met er das längs­te ka­pi­tel, stutzt sie aber eher auf to­le­ranz und ei­nen glau­ben an das gute im men­schen und der welt zu­sam­men.

all die­se for­men der lie­be be­din­gen ein­an­der und ha­ben so aus­dif­fe­ren­ziert kaum noch et­was mit dem be­griff der lie­be zu tun, den wir im all­tag be­nut­zen.

hmm. das ist jetzt doch ein biss­chen ein schul­re­fe­rat ge­wor­den.


zur auf­lo­cke­rung — aber auch für frie­de­mann ka­rig — baue ich jetzt ein f-wort ein.

lie­be ist — nach fromm — sehr viel mehr, sehr viel weit­rei­chen­der, als nur ero­ti­sche lie­be.

vor zwei wo­chen habe ich im spie­gel (wie ca­ro­lin emke) ein in­ter­view mit der li­te­ra­tur-no­bel­preis­trä­ge­rin toni mor­ri­son ge­le­sen. eine der fra­gen an mor­ri­son be­zog sich auf die do­ku­men­ta­ti­on „i am not your ne­gro“ über den schrift­stel­ler ja­mes bald­win. dar­in habe bald­win ge­sagt, dass die ame­ri­ka­ner gern dumm­heit und un­rei­fe mit auf­rich­tig­keit ver­wech­sel­ten — der spie­gel frag­te mor­ri­son, ob trump ein tref­fen­des bei­spiel „für die­se fast 40 jah­re alte ana­ly­se“ sei.

ab­ge­se­hen da­von, dass ich glau­be, dass rei­fe oder mensch­lich­keit kei­nes­wegs ei­nen ho­hen in­tel­li­genz­quo­ti­en­ten vor­aus­setz­ten, und ich heu­te gar nicht über den nar­zis­ten trump re­den will, blieb ich am be­griff der rei­fe hän­gen, von dem fromm eben­falls in al­len mög­li­chen schat­tie­run­gen spricht.

ich ver­such­te eine quel­le für das zi­tat von bald­win zu fin­den — und fand, statt ei­nes zi­tats, vor­trags­gold. sei­ten­wei­se zi­ta­te, die ich eine stun­de lang vor­le­sen könn­te.

ich woll­te aber zu­erst auf die­ses zi­tat hin­wei­sen.

The place in which I'll fit will not exist until I make it.

bald­win sagt, dass es den ort, an den man passt, erst dann gibt, wenn man ihn sich selbst macht. da­mit sagt er ei­gent­lich das glei­che wie fromm, wenn er da­von re­det, dass wir uns das le­ben lang zur ge­burt brin­gen müss­ten; glück und zu­frie­den­heit, die über­win­dung von angst und trau­rig­keit wach­sen aus uns selbst — wenn wir dran ar­bei­ten.

You write in order to change the world ... if you alter, even by a millimeter, the way people look at reality, then you can change it.

hier sagt bald­win, dass wir schrei­ben um die welt zu ver­än­dern und wenn wir es schaf­fen, die art, wie die leu­te die rea­li­tät wahr­neh­men, auch nur ei­nen mil­li­me­ter zu ver­schie­ben, dass wir sie dann auch än­dern kön­nen.

die­ses zi­tat ge­fällt mir ei­ner­seits, weil es eine su­per über­lei­tung zu mei­nem nächs­ten the­men­block ist, aber auch, weil es das wie­der­gibt, wor­über vie­le an­de­re (und ich) in den letz­ten jah­ren auf der re­pu­bli­ca ge­re­det ha­ben:

wenn wir die wahr­neh­mung der welt durch ge­schich­ten, nar­ra­ti­ve oder das was wir tun auch nur ei­nen mil­li­me­ter be­we­gen kön­nen, dann kön­nen wir auch die welt ver­än­dern.

der ent­schei­den­de punkt ist — mei­ner mei­nung nach: die welt ver­än­dert sich seit jahr­hun­der­ten, im gros­sen und gan­zen, mil­li­me­ter­wei­se, zum gu­ten. wir se­hen das al­ler­dings nicht im­mer ganz klar, weil die be­we­gung zum gu­ten, zum bes­se­ren, über­deckt wird von schwin­gun­gen.

das sind die schwin­gun­gen der son­ne am ers­ten und zwei­ten märz. (na­tür­lich schwingt die son­ne nicht — es ist nur un­se­re wahr­neh­mung vom son­nen­win­kel)

an­fang märz sind die näch­te län­ger als die tage. viel mehr sieht man nicht.

das ist die ers­te märz-wo­che. wenn man ge­nau hin­sieht, sieht man be­reits eine ten­denz, aber noch sehr un­deut­lich.

wenn man die zeit vom ers­ten zum 15. märz an­sieht, ist die ten­denz zu län­ge­ren ta­gen deut­lich sicht­bar.

und erst recht, wenn man den gan­zen mo­nat be­trach­tet. dann sieht man deut­lich die ten­denz zu län­ge­ren ta­gen.

po­li­tisch ist das ganz ähn­lich. da geht es auf und ab, zwi­schen den po­len.

mal sind pro­gres­si­ve­re kräf­te am he­bel, mal sind es kon­ser­vie­ren­de, eher rück­wärts­ge­wand­te, gest­ri­ge kräf­te.

aber, zu­min­det in de­mo­kra­ti­schen ge­sell­schaf­ten, sind die auf-und-ab-be­we­gun­gen ge­dämpft, durch in­sti­tu­tio­nel­le oder ge­sell­schaft­li­che wi­der­stän­de.

und wenn man die au­gen zu­kneift (oder mei­nen selbst­ge­mal­ten gra­phen glau­ben schen­ken will) kann man auch hier eine ten­denz be­ob­ach­ten. ge­sell­schaft­lich be­we­gen wir uns nach vor­ne, in rich­tung von fort­schritt­li­chen ideen von ge­rech­tig­keit, gleich­be­rech­ti­gung und to­le­ranz.

50er-jah­re-wit­ze oder -wer­bung funk­tio­niert heu­te nicht mehr, egal ob der gag bra­chi­al oder sub­til ist.

es gibt zwar im­mer noch vie­le men­schen, die sich eine zeit zu­rück­wün­schen, in der sol­che an­zei­gen nor­mal wa­ren. aber ge­sell­schaft­lich, ins­ge­samt, ha­ben wir uns in den letz­ten 60, 70 jah­ren weit weg von sol­chen wit­zen be­wegt.

im fern­se­hen se­hen wir statt­de­sen trans-men­schen in haupt­rol­len, in ne­ben­rol­len, por­trai­tiert als ganz nor­ma­le men­schen — nicht als freaks.

min­des­tens ein schwu­les päär­chen ist seit acht jah­ren in der sehr er­folg­rei­chen fa­mi­li­en co­me­dy-se­rie mo­dern fa­mi­ly zu se­hen, die auf dem zum dis­ney-kon­zern ge­hö­ren­den US-sen­der ABC läuft.

noch vor 20 jah­ren, er­zürn­te das co­ming out von el­len de ge­ne­res in ih­rer da­ma­li­gen, sehr er­folg­rei­chen ABC sit­com el­len, so vie­le zu­schau­er, dass die se­rie we­gen ein­bre­chen­der zu­schau­er­zah­len schliess­lich ein­ge­stellt wur­de.

na­tür­lich gibt es nach wie vor teils er­bit­ter­ten wi­der­stand und par­zi­el­le ra­di­ka­li­sie­run­gen ge­gen sol­chen ge­sell­schaft­li­chen wan­del, aber ich glau­be die rich­tung stimmt, auch wenn auf fort­schrit­te im­mer wie­der eine re­gres­si­on folgt, oder wir manch­mal den­ken, schon wei­ter ge­we­sen zu sein.

fromm fand das üb­ri­gens auch, in den sieb­zi­ger jah­ren hat er in ha­ben oder sein ge­schrie­ben, dass es sich beim „Zu­sam­men­bruch der pa­tri­ar­cha­li­schen Herr­schaft über die Frau­en und der Herr­schaft der El­tern über die Kin­der […] um his­to­ri­sche Ver­än­de­run­gen han­delt, die kaum re­ver­si­bel er­schei­nen“.

er nann­te die re­vo­lu­ti­on „der Frau­en und der Kin­der so­wie die se­xu­el­le Re­vo­lu­ti­on“ sieg­reich, auch wenn sie sich noch im an­fangs­sta­di­um be­fän­den, denn:

Ihre Forderungen wurden bereits vom Bewusstsein der Mehrheit akzeptiert, und die alten Ideologien werden mit jedem Tag lächerlicher.

ich schlies­se aus dem was fromm sagt und was ich be­ob­ach­te: ideen, ge­sell­schafts­nor­men von min­der­hei­ten kön­nen sich in der brei­te der ge­sell­schaft durch­set­zen — wenn sie hu­ma­nis­tisch ge­prägt sind.

was wir zur zeit, qua­si live, be­ob­ach­ten kön­nen sind wei­te­re ge­sell­schafts­trans­for­ma­tio­nen, vor al­lem be­mü­hun­gen um eine trans­for­ma­ti­on der spra­che zu mehr acht­sam­keit. zum bei­spiel acht­sam­keit dar­auf, an­de­re men­schen nicht zu ver­let­zen oder sie auch sprach­lich an­stän­dig zu be­han­deln.

auch hier gibt es er­bit­ter­ten wi­der­stand, den wir täg­lich bis hin­ein in un­se­re fil­ter­bla­sen be­ob­ach­ten kön­nen. wo­bei wi­der­stand ge­gen sprach­ver­än­de­rung — egal ob nach rechts oder links — der bei wei­ten un­in­tel­li­gen­tes­te vor­stell­ba­re wi­der­stand ist. spra­che ver­än­dert sich ein­fach, un­auf­halt­sam — weil sie lebt.

aber sie lebt na­tür­lich nur, weil wir — wir alle — sie stän­dig mit le­ben füt­tern und sie be­nut­zen.

und weil wir und im­mer neue ge­ne­ra­tio­nen, le­ben, uns wei­te­ren­wi­ckeln, wach­sen, uns ver­än­dern — und spre­chen — kön­nen wir die spra­che mit le­ben fül­len.

wi­der­stand ver­än­dert spra­che nicht. spra­che ver­än­dert sich, wenn sie mit le­ben ge­füllt wird. wir müs­sen aber dar­auf ach­ten, dass sie nicht mit ne­ga­tiv, de­struk­tiv, un­mensch­lich ge­präg­tem hal­tun­gen ge­füllt wird. und das kön­nen wir, in­dem wir po­si­tiv ge­gen­steu­ern. mit ei­ner ein­fa­chen, men­schen­freund­li­chen spra­che, die wir ein­fach im­mer be­nut­zen — und auf sie ach­ten.

im zu­sam­men­hang mit spra­che wur­de auf die­ser re­pu­bli­ca auch viel über hass ge­re­det. für den psy­cho­lo­gen fromm ist hass ein sym­ptom.

hass, sagt fromm, sei auf ei­nen man­gel an selbst­lie­be zu­rück­zu­füh­ren.

ich fin­de es leuch­tet ein und ich hät­te ger­ne ein pumuckl-zi­tat ge­zeigt, das be­weist, dass fromm hier recht hat. ich habe aber keins ge­fun­den und muss (wie­der) ja­mes bald­win zi­tie­ren, der hat das näm­lich ge­nau so ge­sagt, also muss es stim­men:

Hatred is always self hatred, and there is something suicidal about it.
— james baldwin

fromm weist dar­auf hin, dass selbst­sucht und selbst­lie­be nicht das glei­che sei­en:

Der Selbstsüchtige liebt sich selbst nicht zu sehr, sondern zu wenig: tatsächlich hasst er sich.

Dieser Mangel an Freude über sich selbst und an liebevollem Interesse an der eigenen Person […], gibt ihm ein Gefühl der Leere und Enttäuschung. Er kann deshalb nur unglücklich und eifrig darauf bedacht sein, dem Leben die Befriedigung gewaltsam zu entreissen, die er sich selbst verbaut hat.

fromms ant­wort auf die fra­ge, wo­her der hass kommt, näm­lich durch man­gel an selbst­lie­be, ist ähn­lich un­be­frie­di­gend und un­prak­tisch wie die ant­wort auf „die Fra­ge nach dem Le­ben, dem Uni­ver­sum und dem gan­zen Rest“ von dou­glas adams.

viel­leicht stel­len wir die fra­gen nach den grün­den der pro­ble­me der welt nicht dif­fe­ren­ziert ge­nug?
oder viel­leicht su­chen wir die ant­wor­ten an der fal­schen stel­len?

mei­ne schluss­fol­ge­rung aus dem was fromm schreibt und sagt ist je­den­falls, dass wir bei der lö­sung der pro­ble­me der welt nicht aus­schliess­lich bei „den an­de­ren“ an­fan­gen soll­ten — und kön­nen — son­dern bei uns selbst. bei un­se­rer ei­ge­nen fä­hig­keit zu lie­ben, das le­ben zu lie­ben, uns selbst zu lie­ben, an­de­re zu lie­ben.

oder we­ni­ger pa­the­tisch aus­ge­drückt, wir soll­ten uns, un­ser le­ben, un­se­re hal­tung zur welt dar­auf prü­fen, ob da nicht auch sehr viel von dem was wir in der welt ver­ab­scheu­en, das wo­ge­gen wir kämp­fen oder kämp­fen wol­len, ob da­von nicht auch ganz viel in uns selbst steckt.

fromm for­mu­liert in ha­ben oder sein eine re­la­tiv ra­di­ka­le ge­sell­schafts­kri­tik, die ich nicht ganz so su­per fin­de und die sich, ganz grob so zu­sam­men­fas­sen lässt:

un­se­re heu­ti­ge kon­sum­ge­sell­schaft be­tont das ha­ben mehr als das sein. fromm sagt, die schwä­che un­se­rer ge­sell­schaft sei, dass sie kei­ne idea­le mehr bie­te, kei­ne vi­si­on mehr kennt — aus­ser der des mehr-ha­ben-wol­lens. wir le­ben laut fromm in ei­nem ge­sell­schaft­li­chen ex­pe­ri­ment zur be­ant­wor­tung der fra­ge, ob ver­gnü­gen und kon­sum eine be­frie­di­gen­de lö­sung des mensch­li­chen exis­tenz­pro­blems sein könn­te.

er meint, die­ses ex­pe­ri­ment sei be­reits ge­schei­tert.

un­ser wirt­schaft­sys­tem wer­de nicht mehr durch die fra­ge be­stimmt „Was ist gut für den Men­schen“, son­dern durch die fra­ge „Was ist gut für das Wachs­tum des Sys­tems?“

und die­se hal­tun­gen des ge­sell­schaft­sys­tems wir­ken (na­tür­lich) auf uns (alle) ein, auf un­se­re ei­ge­ne hal­tung, auf un­ser den­ken. wir spie­len mit und ver­drän­gen die ei­gent­li­che fra­ge: was ist gut für uns?

vor al­lem aber stel­len wir un­ser wachs­tum ein, un­se­re rei­fungs­pro­zes­se.

die­se kri­tik ist nicht neu, neil post­man hat un­se­rer kon­sum­ori­en­tier­ten me­di­en­ge­sell­schaft kind­li­che re­gres­si­on, ein ste­cken­blei­ben im in­fan­ti­len at­tes­tiert. ich bin ei­gent­lich kein gros­ser freund der post­man’schen me­di­en­ge­sell­schafts­kri­tik, auch wenn da was dran ist.

ich möch­te es eher um­ge­kehrt be­trach­ten, op­ti­mis­tisch, kon­struk­tiv: wenn wir es schaf­fen uns von ge­sell­schaft­li­chen zwän­gen zu be­frei­en, angst­freie per­sön­lich­kei­ten zu wer­den, die nicht nur der her­de fol­gen, son­dern selbst, au­to­nom den­ken, sich von zwän­gen und ängs­ten be­frei­en, dann kön­nen wir auf die ge­sell­schaft zu­rück­wir­ken, dank der mo­der­nen mas­sen­me­di­en so­gar ef­fek­ti­ver als je zu­vor.

wenn wir mut fas­sen, schaf­fen wir es, nicht nur zei­chen zu set­zen und sei­fen­bla­sen zu bla­sen, son­dern auch star­ke, be­ein­dru­cken­de bil­der zu schaf­fen.

ich habe es oben ge­sagt, ge­sell­schaft­li­cher wan­del wird oft von min­der­hei­ten ein­ge­lei­tet und im­mer dann mit be­son­ders gros­ser, an­hal­ten­der wir­kung, wenn der an­ge­stos­se­ne wan­del eben nicht de­struk­tiv, son­dern hu­man, mensch­lich, fried­lich — eben hu­ma­nis­tisch — ist.

das kon­zept ist na­tür­lich nicht neu und vie­le hu­ma­nis­ti­sche pro­jek­te die sich lie­be oder brü­der­lich­keit auf die fah­nen schrie­ben, sind in grau­sa­me, men­schen­feind­li­che ideo­lo­gien ge­mün­det.

ich glau­be (trotz­dem) wir kön­nen welt­pro­ble­me durch hal­tung ver­schie­ben.


vor­le­ben ist ef­fek­ti­ver als pre­di­gen.

vor­bil­der funk­tio­nie­ren her­vor­ra­gend um die kon­sum­ge­sell­schaft auf um­dre­hun­gen zu hal­ten. pro­mi­nen­te, in­fluen­cer, vor­bil­der ha­ben sich als so wirk­sam er­wie­sen, dass die kon­sum­in­dus­trie ih­nen das geld wahl­los in den arsch bläst.

dass min­der­hei­ten — oder ein­zel­ne — oder pro­mi­nen­te — gan­ze ge­sell­schafts­schich­ten be­rüh­ren kön­nen ist aber kein rei­nes phä­no­men der mo­der­nen ko­s­um­ge­sell­schaft. das gab es zum bei­spiel im be­reich der mode schon seit hun­der­ten — tau­sen­den jah­ren.

ir­gend­wann muss ir­gend­wer an­ge­fan­gen habe sich weis­se pe­rü­cken oder gi­gan­ti­sche hüte auf­zu­set­zen, ei­ner oder eine, die den mut hat­te, aus der grup­pe aus­zu­sche­ren.

ir­gend­wer, oder ir­gend­ei­ne grup­pe, muss in den acht­zi­gern da­mit an­ge­fan­gen ha­ben, sich schul­ter­pols­ter un­ter die kla­mot­ten zu ste­cken.
und plötz­lich hat sich nicht nur ei­ner lä­cher­lich ge­macht, son­dern so gut wie alle.

ich wie­der­ho­le mich: ich glau­be die ge­sell­schaft lässt sich viel bes­ser durch vor­bild­li­ches ver­hal­ten be­ein­flus­sen, zum gu­ten (und schlech­ten) ver­schie­ben, als durch das pre­di­gen. die­ses prin­zip kennt je­der der schon­mal mit kin­dern zu tun ge­habt hat: kin­der ma­chen nie das was man ih­nen sagt, son­dern das was sie wol­len und sie ah­men das nach, was man ih­nen vor­lebt.

Children have never been very good at listening to their elders, but they have never failed to imitate them.
- james baldwin

wir kön­nen ver­än­de­rung nicht ver­ord­nen, ver­än­de­rung muss wach­sen, am bes­ten aus sich sel­ber her­aus, ohne zwang und nicht aus ge­hor­sam. das funk­tio­niert durch vor­bil­der und ein­sicht.

I can't believe what you say, because I see what you do.
- james baldwin

ich glau­be, wenn wir, wir alle, dar­an ar­bei­ten uns zu ver­bes­sern, zu uns fin­den, selbst­stän­di­ger den­ken, uns ent-täu­schen, von il­lu­sio­nen oder ra­tio­na­li­sie­run­gen frei ma­chen, des­to wirk­sa­me­re vor­bil­der kön­nen wir wer­den.

selbst­op­ti­mie­rung ist mo­men­tan ja durch­aus im trend, wir zäh­len ka­lo­rien, schrit­te, trep­pen­stu­fen, trai­nings­ein­hei­ten, tau­schen schmink­tipps, nicht im­mer, aber meis­tens um an­de­ren zu ge­fal­len.

das kann auch dar­an lie­gen, dass wir noch kei­ne wege ge­fun­den ha­ben, die rich­ti­gen me­tri­ken zu er­fas­sen.

wie misst man eine wach­sen­de per­sön­lich­keit, wert­schät­zung, mensch­lich­keit, hilfs­be­reit­schaft, freund­lich­keit, de­mut, selbst­lo­sig­keit, wohl­tä­tig­keit, hu­ma­ni­tät? wo sind die apps für so­was?

oder an­ders­rum ge­fragt. war­um wirkt es auf uns im­mer noch la­tent schwäch­lich, kränk­lich oder ir­ri­tie­rend, wenn men­schen kom­pe­ten­te hil­fe in an­spruch neh­men, um tief­sit­zen­de, ver­schüt­te­te pro­ble­me an­zu­ge­hen und an ih­rer fä­hig­keit ar­bei­ten, sich selbst und an­de­re bes­ser zu lie­ben?

un­se­re hel­den und stars sind die, die an ih­rem äus­se­ren ar­bei­ten, nicht die, die an ih­rer be­zie­hungs­fä­hi­ge­keit und mensch­lich­keit ar­bei­ten.

an sei­nen mensch­li­chen qua­li­tä­ten zu ar­bei­ten, ist nichts an­de­res als — mei­net­we­gen — ski­fah­ren zu ler­nen. so wie ski­fah­ren, ist die stän­di­ge ar­beit an sich selbst an­stren­gend, aber bei­des führt zu bes­se­rer le­bens­qua­li­tät.


ich möch­te noch ei­nen satz von ca­ro­lin emke in mei­nem sin­ne zu­recht­bie­gen. sie hat am mon­tag dar­über ge­spro­chen, dass man sich ge­sell­schaft­li­che mehr­hei­ten er­ar­bei­ten kön­ne. sie sag­te:

das geht nicht schnell. das ist mühsam. das verlangt womöglich auch, immer wieder, selbstkritik und das überarbeiten der eigenen konzepte und ideen. aber ganau darin besteht politisches handeln.

in mei­nen wor­ten wür­de ich das so sa­gen: die rei­se nach in­nen, im sin­ne fromms, ist auch po­li­tisch. sie ist viel­leicht auch eine der vorraus­set­zun­gen für po­li­ti­sches han­deln.

der deut­sche lao-tse, meis­ter eck­hart, sagt:

Die Menschen sollen nicht so viel nachdenken, was sie tun sollen; sie sollen vielmehr bedenken, was sie sind.

wir soll­ten ein­fach mehr nach­den­ken. nicht dass wir nicht den­ken wür­den, aber wir den­ken even­tu­ell zu oft ein­fach nur mit, als selbst, ei­gen, ak­tiv zu den­ken.

un­se­re frei­zeit­ak­ti­vi­tä­ten sind oft pas­siv ge­prägt: wir las­sen so­zia­le me­di­en oder fern­seh­se­ri­en an uns vor­bei­strö­men, re­agie­ren und li­ken. als fort­ge­schrit­ten gilt schon wer ins thea­ter geht und dort ak­kus­tisch, mit den hän­den lik­ed — oder im le­der­ses­sel ein buch liest oder sich se­hens­wür­dig­kei­ten auf rei­sen an­sieht. aber ei­gent­lich sind die­se frei­zeit­ak­ti­vi­tä­ten vor al­lem frei­zeit-pas­si­vi­tä­ten. wir kon­su­mie­ren vor al­lem.

erich fromm, der jude war, sich aber vom glau­ben lös­te, sang in ha­ben oder sein ein lob­lied auf den sab­bat. wie der christ­li­che sonn­tag, sei der sab­bat ein tag der ruhe, aber „im Sin­ne der Wie­der­her­stel­lung voll­stän­di­ger Har­mo­nie zwi­schen den Men­schen und zwi­schen Mensch und Na­tur.“

am sab­bat dür­fe nichts zer­stört und nichts auf­ge­baut wer­den; der Sab­bat sei „ein Tag des Waf­fen­still­stan­des im Kampf des Men­schen mit der Na­tur“.

„Der mo­der­ne Sonn­tag“, sagt fromm, sei da­ge­gen „ein Tag des Ver­gnü­gens, des Kon­sums und des Weg­lau­fens von sich selbst.“

viel­leicht soll­ten wir pro­bie­ren, ei­nen tag in der wo­che zu uns selbst zu kom­men. ei­nen tag pro wo­che lang nicht ver­su­chen, vor uns selbst weg­zu­lau­fen oder uns ab­zu­len­ken, son­dern nach­zu­den­ken oder an uns zu ar­bei­ten, an un­se­ren fä­hig­kei­ten, an un­se­ren ängs­ten.

ich bin ein gros­ser fan von fern­seh­se­ri­en. ich zäh­le die fern­seh­se­ri­en­fol­gen die ich gu­cke mit die­sem klei­nen tool und sehe dar­an, dass ich vor al­lem zu viel fern­se­he (im schnitt 37 fern­seh­se­ri­en­fol­gen pro mo­nat).

an­fang letz­ten jah­res habe ich das da­mit ra­tio­na­li­siert, dass ich so viel gu­cke um viel im blog re­zen­sie­ren zu kön­nen. ab dem som­mer war mir das dann aber egal, und ich habe ein­fach so wei­ter­ge­guckt.

als ich kürz­lich mit mei­ner schwes­ter und ih­ren kin­dern bei mei­nen el­tern war, er­kann­te ich eine par­al­le­le; ich stell­te mal wie­der fest, dass fern­se­hen, ne­ben schnul­lern, auf hand­ge­rä­ten strö­men­des ganz be­son­ders, wirk­lich das bes­te mit­tel zum ab­stel­len von kin­der­lärm ist.

im ame­ri­ka­ni­schen heis­sen schnul­ler üb­ri­gens dop­pel­deu­tig pa­ci­fier. frie­dens­stif­ter.

pacifier — der Friedensstifter | die Friedensstifterin Pl.: die Friedensstifter, die Friedensstifterinnen
pacifier (Amer.) — der Schnuller  Pl.: die Schnuller
pacifier — Mittel zur Beruhigung

mir fiel auf: das gilt für er­wach­se­ne ge­nau­so! wir be­ru­hi­gen uns mit dem fern­se­hen. es ist das bes­te mit­tel vor uns selbst (und an­de­ren) weg­zu­lau­fen.

um zu zei­gen, was ich mei­ne, lässt sich die­ses zi­tat von ja­mes bald­win wun­der­bar pro­fa­ni­sie­ren:

People can cry much easier than they can change.
— james baldwin

wir wei­nen lie­ber in­spi­riert durch gut ge­mach­te er­zäh­lun­gen, statt (schmerz­haft) an un­se­rer ei­ge­nen er­zäh­lung zu ar­bei­ten.

un­ser mot­to scheint zu sein: lie­ber fern­se­hen, als in­tro­spek­tie­ren.

al­ler­dings: ich mag es nicht, wenn mir an­de­re sa­gen, dass ich me­di­en falsch oder zu hoch­do­siert oder in­ef­fi­zi­ent oder gar krank­haft kon­su­mie­re. des­halb: igno­riert was ich ge­ra­de ge­sagt habe, das soll kei­ne kri­tik an eu­rem so­cial- oder strea­ming-me­di­en-ver­hal­ten sein. macht was ihr wollt.

aber mir fällt auf: wenn man ei­nen schritt zu­rück­tritt und sich selbst be­ob­ach­tet, dass ei­nem dann durch­aus sa­chen auf­fal­len, die man än­dern könn­te. oder müss­te.

ganz all­ge­mein: ich will nicht sa­gen dass wir et­was falsch ma­chen, zu viel dies, zu we­nig das — zu­min­dest nicht pau­schal.

ich will nicht sa­gen ak­tio­nis­mus, po­li­ti­sches en­ga­ge­ment sei­en falsch.

was ich be­to­nen will ist, dass wir ver­su­chen soll­ten zu wach­sen, uns bes­ser ken­nen­zu­ler­nen, uns zu ent-täu­schen, von ge­sell­schaft­lich an­er­kann­ten denk­sche­ma­ta frei zu ma­chen und selbst­stän­di­ger zu den­ken. wir soll­ten ver­su­chen uns von un­se­ren ra­tio­na­li­sie­run­gen und ängs­ten frei­er zu ma­chen, ver­dräng­tes auf­ar­bei­ten und gan­ze­re men­schen zu wer­den.

wir sind schon OK, da glau­be ich fest dran, mit aus­schlä­gen nach oben und un­ten, rechts und links, aber wir ha­ben po­ten­zi­al, sehr viel po­ten­zi­al, in uns selbst. und wenn wir das he­ben kön­nen, kön­nen wir auch bes­ser an­de­ren hel­fen ihre po­ten­zia­le zu er­ken­nen und zum ein­satz zu brin­gen .

ich fin­de po­ten­zi­al zu ha­ben, zu ent­de­cken oder gar zu he­ben, ist das tolls­te auf der welt. aber da­für müs­sen wir nicht nur ant­wor­ten su­chen, son­dern vor al­lem — fra­gen.

ein letz­tes mal möch­te ich ein zi­tat von ja­mes bald­win für mei­ne zwe­cke mis­brau­chen.
wir soll­ten ver­su­chen fra­gen frei zu le­gen, die von den ant­wor­ten ver­deckt wer­den.


drei nächte mit der schlafnuss

felix schwenzel in artikel

der ers­te ein­druck nach ei­nem tag und ei­ner nacht mit der sen.se-schlaf­nuss hat sich nach drei ta­gen ver­fes­tigt. die sleep­pea­nut ist ein so­li­der tem­pe­ra­tur- und be­we­gungs­sen­sor, den man sich ins bett legt und der dar­aus rück­schlüs­se auf das schlaf­ver­hal­ten ab­lei­tet und noch gros­ses ent­wick­lungs­po­ten­zi­al hat. über die API las­sen sich die wer­te aus­le­sen, die die schlaf­nuss per blue­tooth low en­er­gy über die han­dy app nach hau­se funkt. ich kann den bat­te­rie­zu­stand aus­le­sen, die tem­pe­ra­tur und re­gis­trier­te be­we­gun­gen. aus die­sen da­ten — und der ta­ges­zeit — lei­tet sen.se dann schlaf­da­ten ab. lei­der funk­tio­niert das nicht für mit­tags­schlä­fe. bett­zei­ten vor den abend­stun­den wer­den für die schlaf­aus­wer­tung kom­plett igno­riert.

was den schla­f­al­go­rith­mus zu­dem kom­plett durch­ein­an­der bringt: wenn man sich in den abend­stun­den ein­mal kurz ins bett legt, zum le­sen oder fern­seh­gu­cken, dann wie­der ein paar stun­den auf­steht und spä­ter wie­der hin­legt. am abend des ers­ten april habe ich mich bei­spiels­wei­se um 22 uhr für 20 mi­nu­ten hin­ge­legt und bin dann erst ge­gen zwei uhr mor­gens wie­der ins bett.

in der zeit, die ich in der kü­che ver­bracht habe, sah sen.se zwei tief­schlaf- und zwei halb­schlaf­pha­sen und macht aus sechs stun­den nacht­ru­he ein­fach neun.

auch heu­te nacht hat der sen.se-al­go­rith­mus mei­ne ein­schlaf­zeit falsch ein­ge­schätzt. ich bin zwar in der tat um 22:48 uhr ins bett ge­gan­gen, aber nach 10 mi­nu­ten ein­ge­schla­fen, nicht erst nach über ei­ner stun­de.

kor­rekt ver­zeich­net ist mei­ne auf­steh­zeit. weil ich über die API die tem­pe­ra­tur und den be­we­gungs­mel­der aus­le­se, kann ich die nacht­aus­wer­tung des sen.se-al­go­rith­mus mit den sen­sor­da­ten ver­glei­chen. so wie es aus­sieht, wer­den pha­sen, in de­nen ich mich we­nig oder nicht be­we­ge als tief­schlaf­pha­sen ge­wer­tet und an­de­re be­we­gun­gen, je nach in­ten­si­tät als wach-, halb- oder leicht­schlaf. die aus­wer­tung der be­we­gun­gen ist recht de­tail­iert, sen.se er­fasst die an­zahl der be­we­gun­gen pro 5 mi­nu­ten-in­ter­val und de­ren in­ten­si­tät. ich lese le­dig­lich das vor­han­den­sein von be­we­gun­gen aus und habe mir so über mei­ne heim­au­to­ma­ti­sie­rungs­soft­ware eine art bett-be­we­gungs­mel­der ge­baut.

aus dem tem­pe­ra­tur­ver­lauf der schlaf­nuss, lässt sich dann her­vor­ra­gend (im ho­me­as­sistant) ein bett-an­we­sen­heits­sen­sor bau­en. so­bald die tem­pe­ra­tur der schlaf­nuss ca. 5° über der raum­tem­pe­ra­tur liegt, kann ich da­von aus­ge­hen, dass mein bett be­setzt ist. da­mit lies­sen sich dann au­to­ma­ti­sie­run­gen bau­en, fie­len mir wel­che ein.


mir ge­fällt, dass sich die sen­sor­da­ten der schlaf­nuss re­la­tiv un­pro­ble­ma­tisch über die API aus­le­sen las­sen, auch wenn sie aus tech­ni­schen grün­den im­mer erst leicht ver­zö­gert vor­lie­gen. die schlaf­nuss muss sie erst an die han­dyapp fun­ken, die app muss vom han­dy re­chen­zeit zu­ge­wie­sen be­kom­men und dann die da­ten nach­hau­se fun­ken. dort kann ich sie dann per API aus­le­sen und ent­spre­chend mit 2-10 mi­nu­ten ver­zö­ge­rung agie­ren. er­staun­lich er­scheint mir die funk­reich­wei­te der schlaf­nuss. von mei­nem bett zur kü­che sind es un­ge­fähr 10 me­ter und zwei wän­de da­zwi­schen. trotz­dem schafft es die han­dy-app re­gel­mäs­sig die da­ten der schlaf­nuss über die­se di­stanz zu er­fas­sen, ohne dass das han­dy di­rekt ne­ben der schlaf­nuss lie­gen muss.

wirk­lich ent­täu­schend hin­ge­gen ist der weck­me­cha­nis­mus. im­mer­hin ist die weck­funk­ti­on eins der haupt­mar­ke­ting­ele­men­te von sen.se. so steht auf der ver­pa­ckung „smart wake up alarm clock“. der we­cker ist per app ei­ner­seits um­ständ­lich zu be­die­nen und re­la­tiv un­fle­xi­bel, wenn man mal schnell die weck­zeit an­pas­sen will. aus­ser­dem ist der we­cker strunz­dumm: ob­wohl das sys­tem weiss, dass ich um 4:48 uhr auf­ge­stan­den bin, plärr­te die nuss um 6 uhr (die ein­ge­stell­te weck­zeit) im bett los. noch düm­mer: die app schafft es nicht, sich dem han­dy als we­cker vor­zu­stel­len und da­mit die stumm­schal­tung des han­dys zu um­ge­hen. ich habe (na­tür­lich) mein han­dy stets stumm­ge­schal­tet, was aber zu­min­dest den ein­ge­bau­ten ios-we­cker nicht stört. der plärrt ge­nau dann so laut los, wie ich es vor­her ein­ge­stellt habe, egal ob das ge­rät stumm­ge­schal­tet ist oder nicht. die sen.se app geht da­von aus, dass mich eine stum­me be­nach­rich­ti­gung auf dem sperr­bild­schirm we­cken wür­de, wenn ich nicht möch­te dass die schlaf­nuss zur weck­zeit fiept. hier be­steht ein­deu­ti­ger nach­bes­se­rungs­be­darf und sen.se soll­te vor al­lem noch­mal kräf­tig über­le­gen, ob es wirk­lich „smart“ ist, leu­te zu we­cken zu ver­su­chen, von de­nen man weiss, dass sie wach sind.

auch im sen­se­board, dem da­sh­board auf dem sen.se die sen­sor­da­ten al­ler re­gis­trier­ten pea­nuts an­zeigt, herrscht noch star­ker nach­bes­se­rungs­be­darf. der­zeit prä­sen­tiert sich mir das sen­se­board näm­lich so:

um die da­ten mei­ner nuss zu se­hen, muss ich je­des mal auf „mein ers­tes ge­rät hin­zu­fü­gen“ kli­cken und mich über die „sleep“ an­wen­dung zu mei­ner „be­reits in­stal­lier­ten“ schlaf­nuss durch­kli­cken. möch­te ich im sen­se­board ein­stel­li­un­gen an der schlaf­nuss vor­neh­men, ant­wor­tet sen.se mit 404 (ein­stel­lun­gen in der app funk­tio­nie­ren).

auch wenn der weck­me­cha­nis­mus noch strunz­dumm un­aus­ge­reift ist, das web­por­tal erst halb­fer­tig, die schlaf­aus­wer­tun­gen feh­ler­haft und hoch­spe­ku­la­tiv sind, be­reue ich nicht 30 euro für die sen.se sleep­pea­nut aus­ge­ge­ben zu ha­ben. es ist ein aus­ge­feil­tes stück tech­nik, das prä­zi­se sen­sor­da­ten per BLE über gros­se di­stan­zen fun­ken kann und aus dem sich nütz­li­che da­ten ge­win­nen las­sen. über kurz oder lang wird es mir si­cher ge­lin­gen die da­ten di­rekt aus­zu­le­sen und an echt­zeit­da­ten zu kom­men. ich über­le­ge auch ernst­haft eine zwei­te schlaf­nuss zu kau­fen, um sie der bei­fah­re­rin ins bett zu le­gen.


schlafnuss

felix schwenzel in artikel

sen.se stellt pea­nuts her, oder wie sie selbst sa­gen: smar­te sen­so­ren in form von klei­nen nüs­sen. vol­ker we­ber hat eine nuss zum tem­pe­ra­tur­mes­sen und ist re­la­tiv an­ge­tan von ihr: „This is all I ever wan­ted from IoT: simp­le, one-pur­po­se de­vices that don't cost a for­tu­ne.“

ich kann mit den tem­pe­ra­tur­nüs­sen nichts an­fan­gen. mei­ne tem­pe­ra­tur­sen­so­ren sind um ein viel­fa­ches güns­ti­ger als die 30 euro nüs­se und spre­chen ohne all­zu vie­le ver­ren­kun­gen mit mei­ner woh­nung. al­ler­dings legt sen.se gros­sen wert dar­auf, mich re­gel­mäs­sig über ihre pro­duk­te zu in­for­mie­ren. jede wo­che be­kom­me ich wer­be­mails aus frank­reich, die alte oder neue nüs­se an­prei­sen. vor ein paar mo­na­ten wur­de in ei­ner die­ser wer­be­mails eine nuss an­ge­kün­digt, die schlaf­pha­sen auf­zeich­nen kön­nen soll­te. mei­ne rück­fra­ge, ob so eine nuss als re­zen­si­ons­exem­plar ver­füg­bar wäre wur­de kom­plett igno­riert. ein paar wo­chen spä­ter, ver­sprach eine der sen.se-wer­be­mails, dass die sleep pea­nuts jetzt zur vor­ab­be­stel­lung zur ver­fü­gung stün­den. für 30 euro be­stell­te ich mir so eine sleep­pea­nut, ges­tern kam sie an.

die ver­pa­ckung war nicht be­son­ders frust­frei, aber im­mer­hin ohne werk­zeug zu öff­nen.

ob­wohl die schlaf­nuss da­für ge­dacht ist, sie un­ter dem la­ken, auf schul­ter­hö­he auf die ma­tra­ze zu le­gen, wur­de ein omi­nö­ser clip mit­ge­lie­fert um sich die nuss ans re­vers hef­ten zu kön­nen. kle­be­strei­fen la­gen der pa­ckung auch bei. ich habe die nuss nach der paa­rung mit dem te­le­fon, bzw. der sen­se­pea­nut-app ein­fach un­ters la­ken ins bett ge­legt.

die ein­rich­tung der schlaf­nuss war er­staun­lich un­spek­ta­ku­lär, ein biss­chen ha­ke­lig war die ein­stel­lung des we­ckers in der app, die be­nut­zer­schnitt­stel­le hat ap­ple mit sei­nem ios-we­cker und der schlaf­zeit-app um län­gen bes­ser hin­be­kom­men. die­se app habe ich in den letz­ten mo­na­ten aus zwei grün­den sehr ger­ne be­nutzt: mit ihr lässt sich der we­cker nicht nur nach der weck­zeit ein­stel­len, son­dern auch nach der schlaf­zeit. ich brau­che un­ge­fähr sechs stun­den schlaf pro nacht und soll­te ich mal spä­ter als üb­lich ins bett ge­hen, konn­te ich mei­ne weck­zeit ein­fach vi­su­ell, ohne rech­ner­rei ver­stel­len (eine an­mer­kung dazu wei­ter un­ten). aus­ser­dem lie­fer­te die ap­ple-app ei­nen wun­der­ba­ren weck­ton mit: vo­gel­ge­zwitt­scher. mich weck­te das über mo­na­te zu­ver­läs­sig auf, die bei­fah­re­rin nicht ein ein­zi­ges mal.

klin­gel­tö­ne bringt auch die sen­se­pea­nut-app mit, pro­be­hö­ren kann man die al­ler­dings nur in vol­ler laut­stär­ke. zum pro­be­hö­ren igno­riert die sen­se­pea­nut-app den laut­stär­ken­reg­ler, was ich völ­lig be­scheu­ert fin­de. die pea­nut selbst kann auch ge­räu­sche ma­chen, was aber kei­ne son­der­lich gute idee ist, weil der piep­ton, den die nuss von sich gibt äus­serst jäm­mer­lich und bil­lig klingt, in etwa so ner­vig wie eine elek­tro­ni­sche gruss­kar­te.

lei­der wirkt auch die nuss selbst ein biss­chen bil­lig. sieht sie auf den hoch­glanz-pro­dukt­fo­tos edel mat­tiert, fast si­li­kon­be­schich­tet, aus, wirkt sie bei licht be­trach­tet wie aus bil­li­gem spritz­guss.

aber wie sie aus­sieht ist mir letzt­lich auch egal, schliess­lich liegt sie un­ter mei­nem la­ken und ich muss sie fast nie se­hen.

ges­tern abend bin ich dann, re­la­tiv ge­spannt, um halb zwölf ins bett ge­gan­gen. die stan­dard­ein­stel­lun­gen fürs wo­chen­en­de ver­zich­ten auf eine we­ckung, ich bin trotz­dem um kurz vor sechs auf­ge­wacht. auch wenn ich wuss­te, dass ich ge­gen zwölf uhr ein­ge­schla­fen bin und um kurz vor sechs auf­ge­wacht bin, woll­te ich gleich nach­se­hen was die app zu mei­nem schlaf mein­te. die app bat mich um ge­duld, weil sie „mei­ne nacht“ erst aus­wer­ten wol­le.

ein paar mi­nu­ten spä­ter, in mei­nem „sen­se­board“, war die aus­wer­tung dann ab­ge­schlos­sen. das er­geb­nis der mes­sung fand ich re­spek­ta­bel. ohne jede ka­li­brie­rung oder gross­ar­ti­ge kon­fi­gu­ra­ti­on, hat die schlaf­nuss er­fasst, dass ich um halb zwölf ins bett ge­gan­gen bin und um kurz vor sechs auf­ge­wacht und -ge­stan­den bin. bei der ein­schlaf­zeit möch­te ich wi­der­spre­chen, die nuss meint ich hät­te eine stun­de ge­braucht ein­zu­schla­fen, ich mei­ne, dass ich nach ca. 20 bis ma­xi­mal 30 mi­nu­ten ein­ge­schla­fen bin. mal schau­en ob sich das noch jus­tiert.

an­sons­ten schen­ke ich den mess­ergeb­nis­sen erst­mal glau­ben. zu­min­dest die letz­te tief­schlaf­pha­se müss­te hin­kom­men, denn ich er­in­ne­re mich, vor dem auf­wa­chen hef­tig ge­träumt zu ha­ben. das kommt mit der an­zei­ge also hin, so­fern ich mich kor­rekt er­in­ne­re, dass REM-schlaf­pha­sen tat­säch­lich tief­schlaf­pha­sen sind (nach­ge­le­sen: sind sie nicht. aber viel­leicht passt es ja trotz­dem, weil ich aus der tief­schlaf­pah­se ge­gen 05:20 kom­mend über eine REM-pha­se lang­sam auf­wach­te).

ich bin jetzt auf die mess­ergeb­nis­se der nächs­ten näch­te ge­spannt und was die app mit mei­nen mit­tags­schlä­fen an­fängt. so wie die funk­ti­on der schlaf­nuss ver­kauft wird und nach dem was ich mei­ne be­ob­ach­tet zu ha­ben, funk­tio­niert die aus­wer­tung mei­ner nacht ser­ver­seits. dass heisst, die mess­wer­te der nuss wer­den über die app an die sen.se-ser­ver über­mit­telt und die be­rech­nen die kur­ven und pha­sen auf ih­rem ser­ver, be­vor sie die er­geb­nis­se wie­der an die app und das da­sh­board sen­se­board sen­den. auch wenn die­ser an­satz mei­ne schlaf­da­ten auf ei­nem frem­den ser­ver ir­gend­wo im JWD spei­chert, bsteht die hoff­nung, dass die aus­wer­tungs­al­go­rit­men lern­fä­hig sind und in der fol­ge im­mer bes­se­re da­ten lie­fern. für den ers­ten schuss fin­de ich die da­ten, wie ge­sagt, schon mal ganz pas­sa­bel.

mich be­un­ru­higt die ex­ter­ne da­ten­spei­che­rung nicht all zu sehr, was mich aber wirk­lich stört, ist dass die sen.se-app die schlaf­da­ten (noch?) nicht an die ios-he­alth-app wei­ter­gibt. dort könn­te ich sie zu­min­dest lang­fris­tig spei­chern und nicht nur so­lan­ge die fir­ma ak­tiv ist. die ma­cher der fir­ma ha­ben näm­lich be­reits ein­mal eine ih­rer krea­tio­nen links lie­gen las­sen. die grün­der von sen.se, wa­ren auch mal an vio­let be­tei­ligt, der fir­ma die den na­batz­tag ge­baut, ver­mark­tet und in der cloud be­trie­ben hat. als sie ihre fir­ma auf­ga­ben, bzw. ver­kauf­ten, hör­ten auch die smar­ten na­batz­tag-ha­sen auf zu funk­tio­nie­ren, weil sie ih­ren le­bens­saft aus der cloud be­zo­gen.

auch die schlaf­nuss be­zieht ih­ren le­bens­saft aus der cloud. die nuss selbst scheint le­dig­lich eine samm­lung ein­fa­cher sen­so­ren (tem­pe­ra­tur und be­we­gung) zu sein, die ihre mess­ergeb­nis­se per blue­tooth BLE (via te­le­fon-app) in die cloud schi­cken. gleich­zei­tig scheint mir das an sich auch sehr smart, denn hard­ware­mäs­sig schei­nen die nüs­se, die sen.se ver­kauft, alle mehr oder we­ni­ger gleich zu sein. so­wohl die sleep-, als auch die ther­mo- und die guard­pea­nut sind hard­ware­mäs­sig gleich: tem­pe­ra­tur- und/oder be­we­gungs­sen­so­ren. die in­tel­li­genz steckt in soft­ware. eben­so wird die an­ge­kün­dig­te med­pea­nut in der hard­ware nichts an­de­res sein als ein be­we­gungs­sen­sor, des­sen er­in­ne­rungs­funk­ti­on kom­plett in der cloud wer­kelt und die app als kom­mu­ni­ka­ti­ons­hub und schnitt­stel­le zum be­nut­zer und der hard­ware nutzt.

ich hal­te 30 euro für die meis­ten sen.se nüs­se für über­teu­ert, aber für die schlaf­nuss ge­recht­fer­tigt. ich habe viel und lan­ge über­legt, wie ich selbst sen­so­ren bau­en könn­te, mit de­nen ich die be­set­zung mei­nes/un­se­rer bet­ten mes­sen könn­te. so rich­tig gute, ele­gan­te und vorl al­lem ka­bel­lo­se lö­sun­gen sind mir nicht ein­ge­fal­len. vor al­lem aber möch­te ich zum schla­fen kein arm­band an­zie­hen oder ei­nen clip an­ste­cken. die lö­sung der sleep­pea­nut hin­ge­gen ist so wie ich mir das vor­stel­le: ins bett le­gen (die nuss, aber auch mich selbst) und an nichts an­de­res den­ken müs­sen — aus­ser den bat­te­rie­wech­sel nach 3-4 mo­na­ten (wo­bei ich hof­fe, dass die app mich dar­an er­in­nern wird). in­so­fern fin­de ich die 30 euro, zu­min­dest für die schlaf­nuss, an­ge­mes­sen.

in der ers­ten nacht habe ich die nuss üb­ri­gens nicht ge­spürt. ich hof­fe das bleibt so und dass ich kei­ne prinz-auf-der-erd­nuss-sen­si­bi­li­tät ent­wick­le.


an­mer­kung zu schlaf­zeit-app:
ob­wohl ein ipho­ne alle mög­li­chen sen­so­ren mit­bringt und mei­ne ge­wohn­hei­ten über jah­re hin­weg be­ob­ach­ten kann, macht die schlaf­zeit app kei­ner­lei an­stal­ten auf mei­ne ge­wohn­hei­ten zu re­agie­ren. stel­le ich eine schlaf­zeit ein, wird die­se nicht etwa au­to­ma­tisch ver­stellt, wenn das ipho­ne be­wegt wird oder be­nutzt wird. all die in­ter­ak­ti­ons­da­ten die das te­le­fon aus mei­nem ver­hal­ten ab­le­sen könn­te, wer­den für die schlaf­zeit-er­in­ne­rung oder ein­stel­lung of­fen­bar voll­kom­men igno­riert. ich hal­te das für eine wei­te­re von 34394 ver­pass­ten chan­cen von ap­ple.


motorisierter, chinesischer gong

felix schwenzel in artikel




mein ta­ges­werk.


lan­ge ge­plant, end­lich (so ei­ni­ger­mas­sen) um­ge­setzt. der gong, den sich die bei­fah­re­rin zu weih­nach­ten hat schen­ken las­sen (hier ge­kauft), zu au­to­ma­ti­sie­ren. die­sen chi­ne­si­schen gong hat­te sich die bei­fah­re­rin vor ein paar jah­ren mal ge­lie­hen und eine ar­beit da­mit aus­ge­stat­tet.

da­mals, für die ar­beit, wur­de der gong, wenn ich mich recht er­in­ner, mit ei­nem hub­ma­gne­ten be­tä­tigt. das hat­te re­la­tiv viel bums. nach­dem ich die­sen blog­ein­trag ge­fun­den hat­te, wuss­te ich, dass ich das mit ei­nem schritt­mo­tor nach­bau­en wol­len wür­de. ers­te ver­su­che zeig­ten, dass der schritt­mo­tor, zu­min­dest wenn er mit den 5 volt ei­nes esp8266 be­trie­ben wür­de, nicht be­son­ders viel bums hat. der schritt­mo­tor den ich kauf­te hat zwar (an­geb­lich) ein ganz gu­tes dreh­mo­ment, aber es zeig­te sich schnell, das der gong mit schritt­mo­tor nur hän­gend funk­tio­nie­ren wür­de.

aber so, hän­gend, ha­ben es die leu­te von se­nic auch ge­macht. die schal­tung habe ich auch mehr oder we­ni­ger von dort über­nom­men. ne­ben ei­nem esp8266 brauch­te ich noch ei­nen (hard­ware) schritt­mo­tor-trei­ber, ei­nen easy-dri­ver. mit der schal­tung von se­nic kann man ein­fach in ei­ner schlei­fe im­pul­se an den trei­ber sen­den, je­der im­puls ist dann eine be­we­gung nach vor­ne. bei mei­nen ers­ten tests zeig­te sich, dass 500 schrit­te vor­wärts (und zu­rück) ganz gut funk­tio­nier­ten. aber ich merk­te auch, dass der schritt­mo­tor-trei­ber sehr heiss wur­de und der schritt­mo­tor an­fing lei­se zu sin­gen. auf bei­den sys­te­men war stän­dig strom. in der do­ku­men­ta­ti­on des schritt­mo­tor-trei­bers stand al­ler­dings, dass man den trei­ber auch ab­schal­ten kön­ne. also habe ich die schal­tung von scenig ein biss­chen er­wei­tert:

GPIO 13 — puls
GPIO 12 - rich­tung
GPIO 14 - an/aus (SLP)

mit der an/aus schal­tung wird der schritt­mo­tor-trei­ber nicht mehr heiss und der mo­tor ent­spannt sich eben­so. als sketch habe ich die­sen sketch mo­di­fi­ziert, der ei­nen schritt­mo­tor zur gar­di­nen­steue­rung an­treibt und die Ac­celStep­per-bi­blio­thek nutzt, um den mo­tor (et­was) sanf­ter an­fah­ren zu las­sen. weil ich (na­tür­lich) kei­ne drei­ein­halb voll­um­dre­hun­gen be­nö­ti­ge um den klöp­pel für den gong zu schla­gen, habe ich den sketch ent­spre­chend an­ge­passt, eben­so die er­fas­sung der mqtt-ser­ver da­ten. mei­nen sketch habe ich als gist hoch­ge­la­den: https://gist.git­hub.com/di­plix/d85c2dd87f66da601480009df49ad4e5

die ent­schei­den­den stel­len sind die be­schleu­ni­gungs­da­ten und die vor- und zu­rück­be­we­gung:

an den wer­ten wer­de ich wahr­schein­lich noch dre­hen, aber so­weit funk­tio­niert das ei­gent­lich ganz gut. wich­tig ist: der gong-an­trieb ist per mqtt an­sprech­bar und so auch in den home-as­sistant in­te­griert. da­mit kann ich ihn per knopf­druck aus­lö­sen oder eben per ale­xa. wenn ich sage „ale­xa, sag kü­che es­sen ist fer­tig“ wird ein cus­tom skill mit dem auf­ruf­na­men „kü­che“ aus­ge­löst, der die home-as­sistant-au­to­ma­ti­on es­sen_fer­tig.yaml auf­ruft:

für die hal­te­rung habe ich, wie üb­lich, im­pro­vi­siert. bau­markt­teile statt 3d-druck. aus ei­nem kie­fern­holz­re­gal­brett ein stück aus­ge­schnit­ten, dar­auf mit ei­ner me­tal­l­asche den mo­tor fest­ge­schraub­klemmt, den klöp­pel di­rekt auf die ach­se ge­klemmt, fer­tig. den klöp­pel wer­de ich wohl noch mit heiss­kle­ber fi­xie­ren müs­sen, bis­her funk­tio­niert das aber sta­bil.

ent­schei­dend ist na­tür­lich die idee, den klöp­pel von hin­ten schla­gen zu las­sen. so kann man mit ei­nem lan­gen arm und ei­nem zwei­ten klöp­pel, den gong auch im­mer noch per hand be­die­nen. und der tech­nik-kram macht sich re­la­tiv un­sicht­bar.


yamaha RX-V581

felix schwenzel in artikel

vor ein paar mo­na­ten gab der ver­stär­ker auf, den die bei­fah­re­rin in die ehe mit­ge­bracht hat­te. er knack­te im­mer wie­der und hat­te aus­set­zer. zu­erst woll­ten wir ihn re­pa­rie­ren las­sen, ein an­ruf bei ei­ner werk­statt en­de­te mit der emp­feh­lung, erst­mal die laut­spre­cher­ka­bel zu über­prü­fen. die ka­bel mit de­nen wir die klei­nen can­ton-bo­xen an­ge­schlos­sen hat­ten, wa­ren wirk­lich nicht mehr die neu­es­ten, also ver­ka­bel­te ich die an­la­ge neu, mit fri­schen laut­spre­cher­ka­beln. für eine wei­le lief das ganz ok, dann fing das kna­cken wie­der an.

der ver­stär­ker, ei­gent­lich re­cei­ver, den die bei­fah­re­rin da­mals ge­kauft hat­te, war zu sei­ner zeit re­la­tiv hoch­wer­tig. er hat­te auch auf­schrif­ten die sug­ge­rier­ten, er kön­ne auch sur­round-sound und dol­by-ge­döns, so­gar ein vi­deo-ein­gang war an dem teil. heut­zu­ta­ge, im zeit­al­ter von HDMI und di­gi­tal-ge­döns war das al­les aber oh­ne­hin nicht mehr wirk­lich brauch­bar. ich dräng­te auf eine neu­an­schaf­fung und fing an zu re­cher­chie­ren.

was ich woll­te wa­ren grund­sätz­li­che mul­ti­room-fä­hig­kei­ten, also die mög­lich­keit den sound in meh­re­re räu­me zu ver­tei­len, an­schluss­mög­lich­kei­ten für den fern­se­her und an­satz­wei­ser kino-sound, ohne dass wir un­se­re vor­han­de­nen can­ton-bo­xen (can­ton plus xl, ers­te oder zwei­te ge­ne­ra­ti­on) in ren­te schi­cken müss­ten. ganz wich­tig auch eine funk­tio­nie­ren­de an­bin­dung an un­se­re mo­bil­te­le­fo­ne, so dass man pro­blem­los mu­sik auf die an­la­ge schie­ben könn­te. mein ers­ter blick auf das so­nos-sys­tem en­de­te in lach­sal­ven. die prei­se fand ich lä­cher­lich hoch. die re­zen­sio­nen, bei­spiels­wei­se des so­nos play­bar, wa­ren durch­wach­sen, trotz des gu­ten so­nos-rufs und des stol­zen prei­ses von um die 700 bis 800 ta­cken. um un­se­re ei­ge­nen bo­xen wei­ter­be­nut­zen zu kön­nen, hät­ten wir noch­mal 350 euro in­ves­tie­ren müs­sen.

spä­ter fiel mein blick auf den ya­ma­ha RX-V481 für knapp 350 euro. den gabs bei ama­zon im pa­ket mit ei­nem netz­werk­laut­spre­cher für um die 600 euro. das teil kann air­play, blue­tooth, spo­ti­fy, mul­ti­room, HDMI und al­les, was mir da­mals wün­schens­wert er­schien — vor al­lem aber eine grund­sätz­li­che in­te­gra­ti­on in un­se­re haus­au­to­ma­ti­sie­rung. auch hier wa­ren die ama­zon-re­zen­sio­nen eher durch­wach­sen, die be­die­nung sei nicht so be­son­ders gut ge­lun­gen, we­der über die app, noch über die fern­be­die­nung, die ein­rich­tung sei ha­cke­lig. ich such­te und fand im netz se­ri­ös wir­ken­de lo­bes­hym­nen auf das mul­ti­room­sys­tem von ya­ma­ha (mu­sic­cast), aber die bei­fah­re­rin blieb skep­tisch.

mein lö­sungs­an­satz, der in den letz­ten mo­na­ten schon ein paar mal funk­tio­niert hat­te, war den her­stel­ler, bzw. sei­ne pres­se­stel­le an­zu­schrei­ben und um ein test­ge­rät zu fra­gen, mit der op­ti­on auf ei­nen spä­te­ren kauf. die ya­ma­ha-pres­se­stel­le, aus­ge­la­gert an die pu­blic-re­la­ti­ons-agen­tur RTFM (zum glück nicht WTF) ent­schied sich, mei­ne an­fra­gen (plu­ral) kom­plett zu igno­rie­ren. hät­te ich mir auch den­ken kön­nen, dass eine agen­tur die das akro­nym für read the fuck­inhg ma­nu­al als na­men be­nutzt, blog­ger oder on­line-fuz­zis nicht ernst­nimmt und die auf­re­gung um die­ses on­line-ge­döns nicht ver­ste­hen will oder kann.

die pres­se­ab­tei­lung von pio­neer, die ähn­li­che ge­rä­te im pro­gramm ha­ben, re­agier­te promt, wies aber dar­auf hin, dass die ge­rä­te (da­mals) noch nicht mul­ti­room-fä­hig sei­en. man ar­bei­te noch an der firm­ware. mei­ne zwei­te nach­fra­ge ver­lief dann ir­gend­wie im san­de, auch weil ich mich in­ner­lich schon auf den kauf des ya­ma­ha-ge­räts ein­ge­stellt hat­te und nicht mehr nach­hak­te.

also war der neue plan: den ya­ma­ha kau­fen, an­gu­cken, und falls das ge­rät den WAF-test nicht be­stehen wür­de, zu­rück­ge­ben. ya­ma­ha deutsch­land hat­te ge­ra­de eine ak­ti­on lau­fen, in der das bün­del RX-V481-re­cei­ver und ein netz­werk­laut­spre­cher ra­bat­tiert wur­den. me­dia-markt hat­te hier den bes­ten preis, 530 euro für das pa­ket, es war aber schwer eine fil­lia­le in ber­lin zu fin­den, die so­wohl den RX-V481, als auch den WX-030 netz­werk­laut­spre­cher auf la­ger hat­ten. also ging ich mit un­se­rem bud­get von 530 euro in den me­dia-markt am alex­an­der­platz und frag­te nach den ge­rä­ten. der RX-V481 war nicht auf la­ger, da­für gab es den netz­werk­laut­spre­cher WX-030 als aus­stel­lungs­stück. als er­satz für den RX-V481 bot mir ein freund­li­cher ver­käu­fer das nächst­bes­se­re ya­ma­ha ge­rät auf la­ger an, den RX-V581. der ver­käu­fer zim­mer­te mir aus dem ak­ti­ons- und ei­nem aus­stel­lungs­stück­ra­batt ei­nen ganz okay­en preis zu­sam­men: 536 euro. fast der glei­che preis wie für ei­nen neu­en netz­werk­laut­spre­cher und den RX-V481. mit der skep­ti­schen bei­fah­re­rin muss­te ich dann al­ler­dings noch 30 mi­nu­ten chat­ten und te­le­fo­nie­ren, um sie zu über­zeu­gen hier zu­zu­schla­gen: „ja, klar, wir kön­nen das ge­rät zu­rück­ge­ben. ja der preis ist OK. ja das aus­stel­lung­s­tück sieht gut aus.“

(in­ter­es­sant üb­ri­gens, dass die ver­käu­fer bei me­dia-markt ra­bat­te frei­hän­dig ver­ge­ben kön­nen, wenn sie nicht un­ter dem güns­tigs­ten preis von idea­lo.de lie­gen. oder an­ders­rum ge­sagt: es sieht aus, als kön­ne man bei me­dia-markt al­les zum idea­lo-preis be­kom­men, wenn man da­nach fragt.)


am ende durf­te ich die ge­rä­te aus dem me­dia-markt schlep­pen und zu­hau­se auf­bau­en. un­glück­li­cher­wei­se den­gel­te ich beim auf­bau als ers­tes eine del­le in die blech­hül­le des neu­en re­cei­vers. das ver­ur­sach­te gros­se pa­nik bei der bei­fah­re­rin, weil wir die kis­te jetzt nicht mehr ohne wei­te­res zu­rück­ge­ben könn­ten: „was ma­chen wir denn jetzt, wenn das ding scheis­se ist?“

stark schwit­zend kon­fi­gu­rier­te ich den re­cei­ver wei­ter, quäl­te mich durch die wirk­lich nicht be­son­ders in­tui­ti­ve wlan-kon­fi­gu­ra­ti­on und die leicht über­t­wäl­ti­gen­den laut­spre­cher-ein­stel­lun­gen. zu­erst klang die kis­te tat­säch­lich scheis­se, weil ich noch das fal­sche sound­pro­gramm, für 5+1 laut­spre­cher, aus­ge­wählt hat­te, statt für die an­ge­schlos­se­nen zwei laut­spre­cher. als das in ord­nung war, hell­te sich das ge­sicht der bei­fah­re­rin auf. ob­wohl un­se­re can­ton-bo­xen klein und alt wa­ren, klang das, was aus dem re­cei­ver raus­kam, sehr, sehr gut. vo­lu­mi­nös, raum­fül­lend und klar.

ich star­te­te den ent­schei­den­den test, schal­te­te den re­cei­ver aus, lehn­te mich zu­rück und bat die bei­fah­re­rin spo­ti­fy auf ih­rem han­dy an­zu­ma­chen und über den neu­en re­cei­ver ab­zu­spie­len. er­staun­li­cher­wei­se klapp­te das auf an­hieb. ob­wohl der re­cei­ver aus­ge­schal­tet war, bot spo­ti­fy ihn als aus­ga­be­ziel an, die bei­fah­re­rin wähl­te den re­cei­ver aus, der re­cei­ver schal­te­te sich aus dem netz­werk­stand-by ein und die mu­sik fing an zu spie­len, ru­ck­el­frei und knack­frei. die bei­fah­re­rin hat­te den re­cei­ver ab jetzt ins herz ge­schlos­sen, ich auch.

ei­gent­lich könn­te ich den text hier be­en­den. die bei­fah­re­rin konn­te end­lich wie­der ihre mu­sik vom han­dy laut und ih­ren qua­li­täts­an­sprü­chen ent­spre­chend an­hö­ren, ohne dass es wie bei der vor­he­ri­gen air­play-lö­sung über ein al­tes ap­ple air­port-ex­press-dings und den al­ten ver­stär­ker, stän­dig ru­ckel­te oder knack­te.

aber ich woll­te ja mehr. der fern­se­her, die fire-tv box mit plex und net­flix drauf, soll­te auch mit dem teil zu­sam­men­spie­len. ra­dio na­tür­lich auch und der netz­werk­laut­spre­cher muss­te auch ans netz.

der an­schluss des fern­se­hers war ei­gent­lich un­pro­ble­ma­tisch, das ein­zi­ge pro­blem war, dass un­ser fern­se­her dumm ist. das woll­ten wir da­mals, bei der an­schaf­fung, auch so. als ich mei­nen el­tern, ein paar jah­re zu­vor, ei­nen an­geb­li­chen smar­ten fern­se­her von sam­sung zu­recht kon­fi­gu­rier­te, hat­te mich das nach­hal­tig be­ein­druckt und mich schwö­ren las­sen, so­was nie­mals in un­se­re woh­nung zu las­sen. die an­geb­li­che smar­te sam­sung-soft­ware war der gröss­te, be­die­nungs­feind­lichs­te müll, den ich seit win­dows XP ge­se­hen hat­te. ich woll­te die smart­ness ama­zon und sei­ner fire-tv-kis­te über­las­sen. das funk­tio­niert auch grund­sätz­lich su­per, mit der ein­schrän­kung, dass wir den fern­se­her nicht über HDMI ein und aus­schal­ten kön­nen. der ya­ma­ha-re­cei­ver könn­te das zwar, aber der fern­se­her igno­riert HDMI-steu­er­be­feh­le dank ein­ge­schränk­tem IQ. trotz­dem, der sound der über HDMI aus der fire-tv-kis­te in den re­cei­ver ge­lang­te war su­per. mit un­be­kann­ter ma­gie, schaff­te es der re­cei­ver aus den zwei klei­nen mini-bo­xen ei­nen raum­fül­len­den, sur­round-ähn­li­chen klang zu zau­bern.

ent­täu­sched war hin­ge­gen der klang des WX-030 netz­werk­laut­spre­chers. ich dach­te zu­erst, dass die kis­te be den vor­füh­run­gen im me­dia-markt durch­ge­brannt sei, so muf­fe­lig klang der ton, der ihm ent­fleuch­te. mit mas­si­ver run­ter­re­gu­lie­rung der bäs­se und auf­dre­hen der hö­hen, liess sich das pro­blem ei­ni­ger­mas­sen be­he­ben, aber die bei­fah­re­rin war nicht be­geis­tert. die ein­rich­tung und ein­bin­dung des netz­werk­laut­spre­chers hin­ge­gen war ein­fach und auch die be­schi­ckung mit mu­sik per spo­ti­fy, air­play oder blue­tooth war ge­nau­so schmerz­frei und ein­fach wie beim re­cei­ver. das ur­teil, ob wir den netz­werk­laut­spre­cher zu­rück­ge­ben wür­den, über­lie­sen wir dem kind, in des­sen zim­mer wir den netz­werk­laut­spre­cher ge­stellt hat­ten.

er­staun­li­cher­wei­se war das kind zu­frie­den mit dem klang und wir ent­schie­den uns, die kis­te zu be­hal­ten, bzw. sie dem kind beim bal­di­gen aus­zug zu über­las­sen.


da­mit wa­ren die bei­fah­re­rin und das kind zu­frie­den­ge­stellt, nur mich in­ter­es­sier­te jetzt noch, was man mit dem RX-V581 in sa­chen au­to­ma­ti­sie­rung an­stel­len könn­te. tat­säch­lich konn­te ich das ge­rät pro­blem­los in mei­nen home-as­sistant ein­bin­den, dort wird der ak­tu­el­le sta­tus, die ein­ga­be­quel­le, laut­stär­ke und was ge­ra­de spielt an­ge­zeigt.

der re­cei­ver lässt sich ma­nu­ell oder au­to­ma­ti­siert ein- und aus­schal­ten, die quel­len ver­stel­len und ab­fra­gen, die laut­stär­ke lässt sich ver­stel­len, nur die zo­nen-er­ken­nung funk­tio­niert nicht — was aber an der im­ple­men­tie­rung der py­thon-bi­blio­thek lag, die mit dem ya­ma­ha kom­mu­ni­ziert. das was die bi­blio­thek, die dem home-as­sistant zu­ar­bei­tet, nicht kann, lässt sich aber leicht per http-re­quest er­le­di­gen. denn der ya­ma­ha-re­cei­ver lässt sich eben nicht nur per in­fra­rot­fern­be­die­nung steu­ern, son­dern kom­plett, in al­len funk­tio­nen, auch per http. so konn­te ich auch die ka­put­te zo­nen­steue­rung im ho­me­as­sistant nach­rüs­ten, hier habe ich auf­ge­schrie­ben, wie das geht.

dank der au­to­ma­ti­sie­rungs­fä­hig­kei­ten ist es leicht den re­cei­ver mit der rich­ti­gen ein­ga­be­quel­le zu star­ten, wenn die bei­fah­re­rin bei­spiels­wei­se den (das?) fire-tv star­tet, star­tet auch der re­cei­ver und wählt HDMI als ein­ga­be­quel­le aus. um­ge­kehrt ge­nau­so: wird auf der fern­be­die­nung die bluer­ay-play­er-sze­ne (aka fire-tv) ge­drückt, ak­ti­viert sich auch die fire-tv-kis­te. un­ser wohn­zim­mer lässt sich jetzt auch an bei­den tü­ren per licht­schal­ter kom­plett „run­ter­fah­ren“, ein tas­ten­druck stellt die lich­ter aus, den ver­stär­ker und, per fern­schalt­steck­do­se, den fern­se­her.

die ak­tu­el­len ya­ma­ha-re­cei­ver kön­nen alle mu­sic­cast, also syn­chron mu­sik auf be­lie­bi­gen (mus­sic­cast-fä­hi­gen) netz­laut­spre­chern mu­sik ab­spie­len. die meis­ten re­cei­ver ha­ben zu­sätz­lich eine in­ter­ne mul­ti­z­o­nen-funk­ti­on (die, sie­he oben, beim RX-V581 nicht kor­rekt von der au­to­ma­ti­sie­rung­s­oft­ware er­kannt wird). die Main Zone ist bei uns das wohn­zim­mer, in der Zone B kann man ein laut­spre­cher­paar an­schlies­sen, bei uns hän­gen die, durch die wand ver­ka­belt, in der kü­che.

grund­sätz­lich ist die­se funk­ti­on sehr toll: statt ei­nen teu­ren (mono) netz­laut­spre­cher, kön­nen wir hier zwei güns­ti­ge (ste­reo) laut­spre­cher ein­fach per ka­bel in der kü­che auf­hän­gen und vom ver­stär­ker aus mit mu­sik be­schi­cken. wir ha­ben für knapp 100 euro ein paar can­ton-mi­ni­laut­spre­cher in der kü­che auf­ge­hängt, 200 euro güns­ti­ger als per netz­werk­laut­spre­cher.

et­was un­durch­sich­tig ist al­ler­dings die be­die­nung die­ser zo­nen-fä­hig­keit. die app vi­sua­li­siert die si­tua­ti­on re­la­tiv klar, al­ler­dings fällt es der bei­fah­re­rin schwer nach­zu­voll­zie­hen, war­um sie spo­ti­fy sa­gen soll, mu­sik ins wohn­zim­mer zu pro­ji­zie­ren, wenn sie doch ei­gent­lich in der kü­che mu­sik hö­ren will. die zo­nen-fä­hig­keit hat ya­ma­ha für den RX-V581 lei­der ei­nen ta­cken zu sehr kas­triert. ei­gent­lich han­delt es sich hier nicht um zo­nen, son­dern um die ak­ti­vie­rung ver­schie­de­ner aus­ga­be­ka­nä­le, die gleich­zeitg (lei­der) auch nur die sel­be ein­ga­be­quel­le ab­spie­len kön­nen.

trotz­dem kann man hier dank au­to­ma­tis­rungs­fä­hig­kei­ten drum­rum ar­bei­ten. wir ha­ben in der kü­che jetzt ei­nen knopf, der bei aus­ge­schal­te­tem re­cei­ver deutsch­land­ra­dio in der kü­che ak­ti­viert. läuft der re­cei­ver schon in der haupt­zo­ne, wird ein­fach die kü­chen­zo­ne mit­ak­ti­viert. ein er­neu­ter knopf­druck de­ak­ti­viert die kü­chen­zo­ne. was die mul­ti­z­o­nen­um­set­zung von ya­ma­ha an ele­ganz ver­mis­sen lässt, muss man dann mit klu­ger au­to­ma­ti­sie­rung oder app-nut­zung wett­ma­chen.


im wohn­zim­mer gab sich die bei­fah­re­rin nach ein paar ta­gen nut­zung nicht mehr mit den zwei vor­han­de­nen laut­spre­chern zu­frie­den. sie hat­te schwie­rig­kei­ten in fil­men und se­ri­en den dia­lo­gen zu fol­gen und woll­te ei­nen zu­sätz­li­chen cen­ter-laut­spre­cher. auch hier woll­te sie wie­der ei­nen can­ton-laut­spre­cher: den CD-150 für knapp 120 euro. das teil ist klein und hört sich ge­nau­so gut an wie alle an­de­ren can­ton bo­xen die ich in mei­nem le­ben bis­her ge­hört habe. vor al­lem lös­te der laut­spre­cher aber das dia­log­pro­blem: schau­spie­ler und spre­cher wa­ren jetzt bes­tens zu ver­ste­hen und zu lo­ka­li­sie­ren. der sound der an­la­ge wur­de noch­mal ein biss­chen sat­ter. ir­gend­wann wird die bei­fah­re­rin auch sa­tel­li­ten­bo­xen und ei­nen sub­woo­fer ha­ben wol­len (von can­ton), aber ich fin­de den sound be­reits jetzt na­he­zu per­fekt.


werbeblock

bis­her habe ich die links af­fi­lia­te-/part­ner­link­frei ge­hal­ten. die fol­gen­den links ge­hen alle zu als part­ner­links ama­zon, wir ha­ben al­ler­dings, wie oben er­wähnt, nichts von der an­la­ge bei ama­zon be­stellt, son­dern bei me­dia-markt im la­den und bei ebay. wir ha­ben jetzt ins­ge­samt für die an­la­ge das fol­gen­de aus­ge­ge­ben:

macht zu­sam­men 761 euro für eine 3.0-an­la­ge (drei laut­spre­cher, kein sub­woo­fer) und zwei zu­sätz­lich be­spiel­ba­re räu­me. für den preis hät­ten wir bei so­nos ge­ra­de mal ei­nen play­bar be­kom­men.


  • grossartig am RX-V581 finde ich die fernbedienbarkeit per app, fernbedienung, heimautomatisierungssystem oder http, die app ist OK, aber das gute ist ja: die app lässt sich verbessern oder eben auch von drittherstellern besser machen. das yamaha-system ist von der fernsteuerbarkeit grundsätzlich offen.
  • mir gefällt die ausbaubarkeit und erweiterbarkeit des systems, eine gewisse zukunftsfähigkeit.
  • durch die neue anlage und die boxen in der küche bin ich von völliger spotify-ignoranz und desinteresse langsam zu einem (kleinen) spotify-fan geworden. wir sind alle drei in einem familienkonto für 15€/monat, können mehr oder weniger hören was wir wollen — und wo wir wollen. ich höre plötzlich tatsächlich (wieder) musik.
  • möglicherweise war es naiv von mir das zu erwarten, aber ich bin enttäuscht das die yamaha receiver zwar airplay können, aber nur für audio. technisch kann der receiver mit videoquellen umgehen und nach meinem verständnis steht technisch video-airplay nichts entgegen. wahrscheinlich sind es eher lizenzfragen oder dass apple keine konkurrenz zu seinem überteuerten apple-tv duldet. was weiss ich, schade ist es auf jeden fall.
  • sehr elegant und befriedigend finde ich den netzwerkstandby des yamaha. das gerät schaltet sich einfach ein, wenn es mit musik beworfen wird. das klappt zuverlässig und relativ schnell und lässt sich obendrein auch noch scripten und automatisieren.
  • spotify ist technisch faszinierend umgesetzt. lasse ich musik über meinen laptop in die küche laufen, kann ich den laptop zuklappen und spotify spielt die playlist einfach weiter ab. genauso mit dem handy. den receiver kann ich theoretisch sogar von unterwegs mit musik beschicken. tatsächlich holt sich der receiver die musik auch nicht vom handy oder dem laptop, sondern direkt von spotify.
  • der wlan-empfang des receivers ist entweder etwas schwächlich oder die empfangssituation an der stelle wo er steht ist wirklich unglücklich. gelegentlich gab es nach ein paar wochen testbetrieb nämlich doch abbrüche beim spotify-abspielen. seitdem das LAN verkabelt ist, läuft wieder alles super.
  • es gibt eine variante des RX-V481 mit DAB-radio-empfang. unser RX-V581 hat nur netzradio, aber das funktioniert super und lässt sich sogar relativ einfach konfigurieren. für notfälle oder krisensituationen haben wir immer noch ein altes UKW-radio im bad stehen. obwohl, wird das nicht auch bald abgeschaltet?

ich, wir sind su­per zu­frie­den mit dem ya­ma­ha. ei­gent­lich wür­de ich 5 ster­ne ge­ben, nur für die ver­kack­te kas­trier­te und doof um­ge­setz­te mul­ti­z­o­nen-funk­ti­on des RX-V581 zie­he ich dann doch ei­nen punkt ab.


Gemeinsam ist besser als einsam (t3n 47)

felix schwenzel in artikel

Es ist leicht, sich über Kon­zep­te wie Co­wor­king oder Co­li­ving lus­tig zu ma­chen – so woll­te ich das in die­ser Ko­lum­ne ei­gent­lich auch ma­chen. Co­wor­king oder Co­li­ving wir­ken wie fluf­fi­ge, un­schar­fe Mar­ke­ting­be­grif­fe für Ideen, die un­ge­fähr so alt wie die Mensch­heit sind. Was ist so neu an Wohn­ge­mein­schaf­ten oder Men­schen, die Wohn- und Le­bens­raum aus wirt­schaft­li­chen Grün­den tei­len, dass man sie um­be­nen­nen soll­te? Schon in der Stein­zeit zeig­te sich, dass Cohun­ting und Co­li­ving Vor­tei­le bie­ten. Men­schen ha­ben sich im­mer schon in Ge­mein­schaf­ten zum Le­ben, Ar­bei­ten oder Schutz ge­mein­sa­mer In­ter­es­sen zu­sam­men­ge­schlos­sen. Oft wa­ren die­se Ge­mein­schaf­ten aus der Not oder wirt­schaft­li­cher Not­wen­dig­keit ge­bo­ren, und man­che die­ser Zu­sam­men­schlüs­se wa­ren über Jahr­hun­der­te hin­weg sehr er­folg­reich.

So be­kannt ei­nem das Kon­zept auch vor­kom­men mag – ist es nicht sen­sa­tio­nell, dass es plötz­lich mög­lich ist, sich spon­tan und für über­schau­ba­re Kos­ten ein­fach ein voll aus­ge­stat­te­tes Büro in je­der grö­ße­ren Stadt zu mie­ten? Oder ei­nen Kon­fe­renz­raum? Dass man sich ein­fach in ein Auto am Stra­ßen­rand set­zen und los­fah­ren kann?

Die Pri­vi­le­gi­en, die sich frü­her erst ge­nie­ßen lie­ßen, wenn man sich ei­ner Grup­pe an­schloss, las­sen sich jetzt auch von Ein­zel­nen nut­zen, ohne dass sie sich fest bin­den müs­sen. Der Fort­schritt er­laubt plötz­lich Ein­zel­gän­gern, bei­des zu ha­ben: die Vor­tei­le der Selbst­stän­dig­keit und gleich­zei­tig die von ge­schlos­se­nen Grup­pen.

Die Fort­schrit­te der letz­ten Jahr­zehn­te ha­ben vie­les noch vor kur­zem un­mög­lich schei­nen­de all­täg­lich ge­macht. Als Kind wünsch­te ich mir sehn­lichst, mein Kin­der­zim­mer­de­cken­licht vom Bett aus ein- und aus­schal­ten zu kön­nen. Um das zu er­rei­chen, muss­te ich mir da­mals noch ela­bo­rier­te Schnur- und Fa­den­kon­struk­tio­nen durch mein Kin­der­zim­mer span­nen, die nicht be­son­ders zu­ver­läs­sig funk­tio­nier­ten und nicht mal an­satz­wei­se all­tags­taug­lich wa­ren. Heu­te kann sich je­der eine Hue-Lam­pe kau­fen oder im Bett lie­gend „Ale­xa mach das Licht aus“ sa­gen. Ge­nau be­trach­tet sind heu­te un­ge­fähr 90 Pro­zent mei­ner Kind­heits­all­macht­phan­ta­sien, die da­mals vor al­lem von Phan­to­mi­as-Co­mic­ge­schich­ten und spä­ter von Ja­mes-Bond-Fil­men an­ge­heizt wur­den, für fast je­den er­schwing­lich und um­setz­bar. Tech­no­lo­gien, die frü­her nur Su­per­hel­den oder Su­per­schur­ken zur Ver­fü­gung stan­den, ste­hen jetzt je­dem of­fen.

Dank der iOS Freun­de-App weiß ich je­der­zeit, wo sich je­des Fa­mi­li­en­mit­glied auf­hält, in Ma­ker­spaces habe ich (nach ei­ner kur­zen Ein­füh­rung) frei­en Zu­gang zu 3D-Dru­ckern, CNC-Frä­sen oder La­ser­cut­tern, in frem­den Städ­ten kann ich mir zur An­kunft mit mei­nem Mo­bil­te­le­fon di­rek­ten Über­blick über freie Zim­mer in Ho­tels oder bei Pri­vat­leu­ten ver­schaf­fen.

Wa­ren es frü­her Be­zie­hun­gen, Zu­ge­hö­rig­keit oder Ver­mö­gen, die ei­nem Zu­gang zu Res­sour­cen ver­schaff­ten, lässt sich das meis­te heut­zu­ta­ge mit­tels Tech­no­lo­gie ver­mit­teln.

Mir fällt es schwer, Nach­tei­le die­ser Ent­wick­lun­gen zu er­ken­nen, ab­ge­se­hen vom ganz Of­fen­sicht­li­chen: Die meis­ten der Tech­no­lo­gien oder Platt­for­men, die mich be­geis­tern oder um die es in die­ser Ko­lum­ne bis­her ging, lö­sen „First World“-Pro­ble­me – die meist gar kei­ne wirk­li­chen Pro­ble­me sind, son­dern Un­be­quem­lich­kei­ten. Licht­fern­schal­tung, ein­fa­cher Zu­gang zu ei­nem Schreib­tisch, Dru­cker oder Ko­pie­rer, zu ei­ner CNC-Frä­se, mit der ich mir aus ei­ner Holz­plat­te ei­nen Smi­ley frä­sen könn­te – nichts da­von hilft auch nur ei­nes der gro­ßen Mensch­heits­pro­ble­me zu lö­sen. Co­wor­king hilft nicht bei der Ar­muts­be­kämp­fung, al­lein wird den Kli­ma­wan­del nicht auf­hal­ten, Ma­ker­spaces sta­bi­li­sie­ren nicht die De­mo­kra­tie.

Trotz­dem, auch wenn vie­le der­zeit aus dem Bo­den sprie­ßen­den Orte und Platt­for­men le­dig­lich Ge­mein­schaft si­mu­lie­ren, ver­bin­den sie eben doch auch Men­schen.

Auch die­se lo­sen Ge­mein­schaf­ten, die uns hel­fen sol­len, ef­fek­ti­ver zu ko­ope­rie­ren und zu­sam­men­zu­ar­bei­ten, Res­sour­cen bes­ser zu ver­mit­teln und zu tei­len, sind ech­te Ge­mein­schaf­ten. Auch wenn sie sich nicht selbst­or­ga­ni­siert sind, son­dern meist von Drit­ten, se­mi­au­to­ma­tisch, di­gi­tal, teil­wei­se mit kom­mer­zi­el­len Mo­ti­ven or­ga­ni­siert wer­den, füh­ren sie Men­schen zu­sam­men. Und ob­wohl sie ko­mi­sche, an­gel­säch­si­sche Mar­ke­ting­na­men tra­gen und nicht alle Pro­ble­me der Welt lö­sen, schaf­fen sie es doch Stück für Stück, uns wie­der an mehr Ge­mein­schafts­sinn her­an­zu­füh­ren und ei­nen gu­ten, al­ten Ge­dan­ken wie­der auf­zu­wär­men: Ge­mein­sam, ko­ope­ra­tiv und tei­lend sind wir weit stär­ker als al­lein.

Auf t3n.de le­sen, mei­ne an­dern t3n-ko­lum­nen.


die waschmaschine ist fertig!

felix schwenzel in artikel

frü­her sass ich manch­mal stun­den­lang vor der wasch­ma­schi­ne und be­ob­ach­te­te den wasch­vor­gang durch das bull­au­ge. jetzt sit­ze ich manch­mal stun­den­lang vor dem mo­ni­tor und be­ob­ach­te den wasch­vor­gang durch die da­ten ei­nes strom­mess­ge­räts.

(das ist die fort­set­zung von „strom­ver­brauch mes­sen“)

auf dem bild sieht man die ge­sam­mel­ten da­ten der 14 euro teu­ren re­volt SF-436 (NC-5461) strom­mess­funk­steck­do­se wäh­rend ei­ner 60°-wä­sche. der wasch­vor­gang dau­er­te 70 mi­nu­ten, be­gann mit ein biss­chen ge­rödel, wahr­schein­lich der pum­pe, und ei­ner 13-mi­nü­ti­gen auf­heiz­pha­se die stol­ze ver­brauchs­wer­te um die zwei kW zeigt. dar­auf fol­gen drei oder vier wasch­vor­gän­ge, ab­pum­pen und schleu­dern. nach 70 mi­nu­ten ist die wä­sche fer­tig. was man auch (schlecht) sieht: eine wä­sche ver­braucht in etwa 0,48 kWh, was in etwa 12 cent ent­spricht (sie­he auch).

die­ses ver­brauchs­pro­fil eig­net sich pri­ma um dar­aus eine an­zei­ge von wasch­ak­ti­vi­tät und eine be­nach­rich­ti­gung nach dem wasch­vor­gang per home-as­sistant (oder an­de­ren heim­au­to­ma­ti­sie­rungs­sys­te­men) zu ge­ne­rie­ren. denn auch wenn die wasch­ma­schi­ne im stand­by­mo­dus ge­rin­ge strom­men­gen zieht, zeigt das mess­ge­rät null watt an. der wasch­vor­gang-sen­sor kann also mit dem ers­ten an­stieg des ver­brauchs­werts aus­ge­löst wer­den. wäh­rend des wasch­vor­gangs fällt der ver­brauch ge­le­gent­lich wie­der zu­rück auf null watt, al­ler­dings nie län­ger als zwei mi­nu­ten. also löst der sen­sor für „wasch­ma­schi­ne ist fer­tig!“ aus, wenn der ver­brauch min­des­tens vier mi­nu­ten auf null ist. das scheint ziem­lich zu­ver­läs­sig zu funk­tio­nie­ren, vor al­lem im­pli­zit, also ohne dass man mehr als die start-tas­te der wasch­ma­schi­ne drü­cken müss­te. wenn die wä­sche fer­tig ist, wer­den wir be­nach­rich­tigt.

ich hat­te mir das ei­gent­lich kom­pli­zier­ter vor­ge­stellt, als ich vor mo­na­ten im in­ter­net las, dass eine strom­ver­brauchs­mes­sung an der wasch­ma­schi­ne eher un­ge­naue wer­te für eine be­nach­rich­ti­gungs­funk­ti­on lie­fert. des­halb hat­te ich über­legt ei­nen reed-sen­sor in die tür ein­zu­bau­en oder den zu­stand der wasch­ma­schi­nen­ei­ge­nen „fer­tig“-LED aus­zu­le­sen oder ab­zu­grei­fen. selbst ei­nen rüt­tel­sen­sor hat­te ich in be­tracht ge­zo­gen.

um­ge­setzt ist das al­les mit drei kom­po­nen­ten. der strom­mess­funk­steck­do­se, dem rfx­trx-funk­emp­fän­ger und de­co­der und dem home-as­sistant, der für die ein­bin­dung der dose als sen­sor die pyR­FX­trx-bi­blio­thek be­nutzt. nach­dem ich durch ein firm­ware­up­date dem rfx­trx das ent­spre­chen­de pro­to­koll bei­gebracht hat­te, fehl­te das ent­spre­chen­de pro­to­koll aber lei­der in der pyR­FX­trx-bi­blio­thek. der pfle­ger der bi­blio­the wies mich, auf mei­ne fra­ge ob man das nach­rüs­ten kön­ne, freund­lich drauf hin, dass ich das sel­ber ma­chen kön­ne.

tat­säch­lich war das dann we­ni­ger kom­pli­ziert als zu­erst ge­dacht. die pa­ke­te die der rfx­trx in ei­nen bytestring de­co­diert wa­ren be­reits in die­ser bi­blio­thek ent­schlüs­selt und ich muss­te das nur noch für die py­thon-bi­blio­thek um­for­mu­lie­ren. also habe ich ei­nen pull-re­quest ge­stellt und den code per git­hub er­wei­tert.

bei der ge­le­gen­heit muss ich auch mal, ganz all­ge­mein, open source soft­ware und open-source-werk­zeu­ge lo­ben. ver­si­ons­ver­wal­tungs­sys­te­me, in die­sem fall git, bzw. git­hub sind im­mer noch kom­pli­ziert kom­plex und ge­wöh­nungs­be­dürf­tig, aber mit der web­ober­fläsche von git­hub auch ganz schön toll. wenn man erst­mal hin­ter die kryp­ti­schen be­grif­fe und kon­zep­te wie com­mit, pull re­quest oder das kon­zept von au­to­ma­ti­sier­ten tests ge­stie­gen ist, macht das hin­zu­fü­gen von tei­len zu ei­nem kom­ple­xen soft­ware­pro­jekt ge­nau­so­viel spass wie das lö­sen ei­nes kreuz­wort­rät­sels. der ge­winn, wenn man das rät­sels ge­löst hat, ist zu­sätz­li­che funk­tio­na­li­tät für ei­nen selbst und an­de­re. je­den­falls habe ich nun auch ei­nen win­zi­gen teil zur wei­ter­ent­wick­lung des home as­sistant bei­getra­gen.

je­der der den home-as­sistant und ei­nen rfx­trx be­treibt, kann jetzt für 14 euro ei­nen strom­mess­sen­sor zu sei­nem sys­tem hin­zu­fü­gen. die be­nach­rich­ti­gungs­funk­ti­on im home as­sistant habe ich so ge­baut, wie @rpi­te­ra das vor­ge­schla­gen hat.

jetzt will ich na­tür­lich mehr von die­sen funk­strom­mess­din­gern ha­ben, ei­nes um zu mes­sen was un­ser ser­ver­park ver­braucht, in dem der home-as­sistant, plex, di­ver­se fest­plat­ten auf ei­nem mac-mini, der dsl-rou­ter, die fritz-te­le­fon­an­la­ge, sen­so­ren, hubs und brü­cken (hue, tado) lau­fen. für die spül­ma­schi­ne wäre das even­tu­ell auch nett, aber da hät­te ich ger­ne zu­sätz­lich zur be­nach­rich­ti­gung eine (oder meh­re­re) rote LED, die die den be­trieb vi­su­ell an­zeigt.


am ende noch­mal wer­bung. den re­volt funk­strom­mes­ser kann man bei pearl kau­fen oder bei [-wer­be­link] ama­zon. bei ama­zon schwan­ken die prei­se hef­tig, ich habe ihn dort ver­sand­kos­ten­frei (per prime) für 14 euro (so viel wie bei pearl) ge­kauft, der­zeit kos­tet er bei an­ma­zon knapp 17 euro. ge­lie­fert wird er in bei­den fäl­len di­rekt von pearl. wenn man di­rekt bei pearl be­stellt, muss man al­ler­dings even­tu­ell noch ver­sand­kos­ten be­zah­len.


100 jahre hausautomatisierung

felix schwenzel in artikel

die op­ti­ma­le haus­au­to­ma­ti­sie­rung ist im­pli­zit oder ges­ten­ge­steu­ert. das grund­prin­zip ist wahr­schein­lich um die 100 jahr alt und in je­dem kühl­schrank ver­baut: wenn ich die türe öff­ne, geht das licht an, schlies­se ich die türe geht’s aus. ei­gen­ar­tig, dass sich die­ses prin­zip nur für kühl­schrän­ke durch­ge­setzt hat. alle an­de­ren schrän­ke blie­ben bei öff­nung mehr oder we­ni­ger dun­kel, bis ikea die stri­berg leuch­te auf den markt brach­te. die kann man in pax- oder an­de­ren schrän­ken an­brin­gen, so dass der schrank wie ein kühl­schrank funk­tio­nie­ren — mi­nus der küh­lung.

auch für zim­mer hat sich das prin­zip bis­her kaum durch­ge­setzt. um ein zim­mer zu be­leuch­ten muss man in der re­gel nicht nur die tür öff­nen, son­dern auch noch ei­nen schal­ter be­tä­ti­gen.

wie sehr die haus­tech­nik den ei­gent­li­chen be­dürf­nis­sen der men­schen hin­ter­her ist, zeigt die­ser ur­alte witz:

— wo warst du denn?
— auf dem klo. irre. ich bin zum klo, hab die tür auf­ge­macht und das licht ging au­to­ma­tisch an! au­to­ma­tisch!
— ach her­mann, hast du wie­der in den kühl­schrank ge­pin­kelt?

(sor­ry)


ich habe bei uns in der woh­nung mitt­ler­wei­le in fast je­dem raum be­we­gungs­mel­der an­ge­bracht. im flur geht (auch tags­über) ein nacht­licht an — und bleibt so lan­ge an, wie je­mand dort ist. in der kü­che geht die ar­beits­plat­ten­be­leuch­tung an. auf dem klo und nachts im wohn­zim­mer geht eben­falls ein nacht­licht an. mei­ne letz­te gross­tat war die be­leuch­tungs­mäs­si­ge auf­rüs­tung der spei­se­kam­mer zum kühl­schrank. wenn die tür auf­geht, geht das licht an und 30 se­kun­den spä­ter wie­der aus. aus­ser je­mand be­wegt sich in der kam­mer, dann bleibt’s an.

das be­we­gungs­de­tek­tie­ren funk­tio­niert seit mo­na­ten zu­ver­läs­sig, aus­ser wenn das wlan zickt. aber wenn die be­we­gungs­mel­der aus­fal­len soll­ten, gibt es als not­be­helf im­mer noch in je­dem zim­mer funk­tio­nie­ren­de licht­schal­ter.

na­tür­lich zäh­len auch wasch- oder spül­ma­schi­nen zur heim­au­to­ma­ti­sie­rung: schmut­zi­ge sa­chen rein, knopf drü­cken, ein, zwei stun­den spä­ter sau­be­re sa­chen wie­der raus­ho­len. eben­so ein klas­si­ker der haus­au­to­ma­ti­sie­rung: der tür­sum­mer. dank tür­sum­mern muss ich (oder mein die­ner) nicht mehr run­ter zur haus­tür lau­fen, um sie zu öff­nen (auch wenn das ge­nau­ge­nom­men eine fern­be­die­nung ist und kei­ne au­to­ma­ti­sie­rung).

aber ganz be­son­ders mag ich im­pli­zi­te au­to­ma­ti­sie­run­gen. mein te­le­fon fängt eine ton­auf­nah­me an, wenn ich es im chat­mo­dus ans ohr hal­te — oder es spielt eine emp­fan­ge­ne ton­auf­nah­me ab, wenn ich’s ans ohr hal­te. es gibt au­tos, die öff­nen den kof­fer­raum wenn ich den schlüs­sel in der ta­sche habe und ei­nen tritt un­ter die stoss­stan­ge an­deu­te. man­che au­tos öff­nen die ver­rie­ge­lung, wenn ich mich mit dem schlüs­sel in der ta­sche nä­he­re. im cof­fee­ma­mas hat man mir eine gros­se me­lan­ge ge­macht, wenn ich vor 10 jah­ren den la­den be­trat — ohne dass ich ein wort sa­gen muss­te. bei real öff­nen sich die tü­ren, wenn ich den la­den be­tre­te.


ges­tern auf dem weg nach­hau­se hat­te ich eine idee, wie ich den ka­put­ten dash-but­ton durch eine im­pli­zi­te ges­te er­set­zen könn­te. bis­her muss­ten wir den dash but­ton, ei­nen but­ton in der home-app drü­cken oder mit siri kämp­fen, da­mit der ven­ti­la­tor nach ei­nem gros­sen ge­schäft an­ging. beim du­schen geht er, dank luft­feuch­tig­keits­sen­sor, al­lei­ne an. jetzt habe ich eben aus­pro­biert ei­nen be­we­gungs­mel­der hin­ter dem klo zu po­si­tio­nie­ren, der auf die klo­bürs­te blickt. beim klei­nen ge­schäft schlägt der be­we­gungs­mel­der nicht aus. beim gros­sen, wenn man wie vor­ge­se­hen, kurz mit der klo­bürs­te wischt, geht die lüf­tung an. das fin­de ich un­ge­fähr zwei­tau­send mal bes­ser als ei­nen knopf zu drü­cken.

aus­ser­dem neu: wenn die firetv-fern­be­die­nung ge­drückt wird, schal­tet sich au­to­ma­tisch der fern­se­her und der ver­stär­ker ein. der ver­stär­ker wählt aus­se­rem den rich­ti­gen ein­ga­be­ka­nal.


was ich ei­gent­lich sa­gen möch­te: ich glau­be die zu­kunft der haus­au­to­ma­ti­sie­rung ist nicht spra­che, son­dern im­pli­zi­te, sub­ti­le au­to­ma­ti­sie­rung. ich will nicht aus­schlies­sen, dass ich hier zu sehr von mei­nem be­find­lich­kei­ten aus­ge­he und die ver­all­ge­mei­ne­re, aber ich bin si­cher, dass ich nicht der ein­zi­ge bin, der je­dem na­vi­ga­ti­ons­ge­rät zu­erst das spre­chen ver­bie­tet. ich möch­te in mei­nem stamm­kaf­fee nicht je­den mor­gen das glei­che be­stel­len, son­dern das was ich oh­ne­hin je­den mor­gen zu mir neh­me still ser­viert be­kom­men. sinn­vol­le au­to­ma­ti­sie­rung soll­te ler­nen kön­nen, mus­ter in mei­nem (und an­de­rer) ver­hal­ten er­ken­nen. wie ein gu­ter but­ler.

wenn ich schon spre­chen muss, möch­te ich das im­pli­zi­te bot­schaf­ten er­kannt wer­den und sie nicht ex­pli­zit aus­füh­ren müs­sen.


runter vom eis

felix schwenzel in artikel

Ich bin mit dem Verlauf der Weltgeschichte momentan nicht ganz einverstanden. Um es mal hanseatisch-deutlich auszudrücken.

Max.Buddenbohm (@Buddenbohm28.01.2017 18:20

so dürf­te es mo­men­tan re­la­tiv vie­len men­schen ge­hen. was mir der­zeit aber wirk­lich sor­ge be­rei­tet: ich möch­te am liebs­ten vom ver­lauf der welt­ge­schich­te al­lein ge­las­sen wer­den. ei­gent­lich geht mir das seit der wahl von trump so. ich habe das ge­fühl, die welt rich­tet sich mehr und mehr dar­auf aus, mich zu pro­vo­zie­ren, mich auf­zu­re­gen, als sei der kampf um mei­ne (und al­ler an­de­ren) auf­merk­sam­keit plötz­lich die pa­ro­le des jah­res. trump pro­vo­ziert durch ver­spre­chen, an­kün­di­gun­gen und seit ein bis zwei wo­chen durch de­kre­te, da­mit sich alle welt auf­regt und ein paar sei­ner an­hän­ger sich freu­en. die trump­schen auf­re­gungs­wel­len wer­den ver­stärkt durchs me­di­en­echo und weil me­di­en mitt­ler­wei­le über­all sind, nicht mehr nur im fern­se­her, ra­dio oder auf pa­pier, son­dern auch an den plät­zen an de­nen ich freun­de sehe und tref­fe, vi­briert al­les.

ich bin aber müde ge­wor­den und mag nicht mehr über je­des auf­re­gungs­stöck­chen sprin­gen, das mir in den weg ge­hal­ten wird, oder das nach mir aus­schlägt. ein­mal aus prin­zip, bzw. der mir ei­ge­nen re­ak­tanz: wenn alle sich auf­re­gen, mag ich mich al­lein des­halb nicht auf­re­gen, weil es oh­ne­hin schon alle tun. dann aber auch aus kal­kül: wer ist die­ser trump, dass er die the­men vor­ge­ben kön­nen soll, über die ich mich der­zeit echauf­fie­re, die pro­ble­me über die ich nach­den­ke oder über die ich dis­ku­tie­re?

nur weil ein auf­merk­sam­keits­ge­stör­ter nar­ziss ge­ra­de po­li­ti­ker spielt und den ein­druck zu er­we­cken ver­sucht, er habe un­ein­ge­schränk­te macht und durch­set­zungs­kraft, soll ich mir jetzt ge­dan­ken um in­ne­re si­cher­heit ma­chen?

das är­ger­li­che ist: ich ma­che es, ich ver­spü­re das be­dürf­nis mit­zu­dis­ku­tie­ren, falsch­wahr­neh­mun­gen zu kor­ri­gie­ren, an­de­re von ih­ren über­zeu­gun­gen ab­zu­brin­gen. ein ame­ri­ka­ni­scher freund von mir, den ich lan­ge aus den au­gen ver­lo­ren habe und mit dem ich jetzt dank face­book wie­der in kon­takt ste­he, schrieb vor­ges­tern, dass er blu­men ge­kauft habe und mit die­sen blu­men in eine mo­schee ge­gan­gen sei, ein­fach nur um ein zei­chen zu sez­ten und so­li­da­ri­tät und ge­mein­sinn zu zei­gen.

ges­tern ver­merk­te er, dass in se­at­tle eine mo­schee in flam­men auf­ge­gan­gen sei, kurz nach der un­ter­zeich­nung der ein­rei­se­stopp-de­kre­te. un­ter dem ar­ti­kel ent­spann sich eine dis­kus­si­on über die po­ten­zi­el­le kri­mi­na­li­tät von mus­li­men und ob sie die mo­schee nicht auch selbst an­ge­zün­det ha­ben könn­ten. in mei­nem kopf bro­del­te es und ich for­mu­lier­te eine ant­wort an ei­nen der dis­kus­si­ons­teil­neh­mer (mit dem ich eben­falls ein jahr ge­mein­sam zur schu­le ge­gan­gen bin):

here’s a thought. if you think about patterns you’ll find plenty of patterns that endanger american lives and kill thousands of people a year. there’s one very obvious pattern that kills 30 to 40 thousands americans a year. it’s traffic. if you really care about making american cities safe “again” why not ban cars? why not ban tobacco, firearms, which kill even more americans a year than traffic?

the answer is probably that more safety means less freedom and opportunity. eliminating risk also eliminates freedom. society always strives to balance this in reasonable ways. eliminating some risk, without taking away to much freedom or opportunity. it’s always been a process, aiming to find a reasonable middle ground.

my guess is, what trump is trying to achive is not about a safer country, saving american lives or safety at all, it’s about blame. putting the blame to others, blaming people that look different, have the “wrong” faith or skin color. it’s about dividing the country and the people into “us” and “them” stirring up hate, creating chaos. it’s about eliminating the process of finding a reasonable middle ground, which i believe is the heart of democracy. democracy is not so much about the will or rule of the people (which might quickly lead to mob mentality), it’s about balance; balance of power, balance of interests and rule of law, justice and reason. trump is working hard to make all of that disapear, while giving you the illusion of safety.

ich habe die­sen kom­men­tar aber nicht ab­ge­schickt, weil ich kei­ne wei­te­re lust auf fol­ge­dis­kus­sio­nen habe.

ich mag sport­li­che dis­kus­sio­nen, die aus­ein­an­der­set­zung mit an­de­ren ar­gu­men­ten und ich füh­re die auch oft so weit, dass ich am ende der ein­zi­ge bin der wei­ter­dis­ku­tie­ren möch­te. ich bin ex­trem fas­zi­niert von ty­ler co­wens idee um ei­ge­ne fil­ter­bla­sen zu durch­bre­chen: er schlug vor ein paar ta­gen vor, das es nicht rei­che an­de­re mei­nun­gen zu le­sen, son­dern dass man sich ei­gent­lich, zeit­wei­lig, die schu­he der an­de­ren an­zie­hen müs­se und ak­tiv ar­gu­men­te der ge­gen­sei­te sam­meln und ge­gen sei­ne ei­ge­nen über­zeu­gun­gen aus­for­mu­lie­ren sol­le.

Keep a diary, write a blog, or set up a separate and anonymous Twitter account. And through that medium, write occasional material in support of views you don’t agree with. Try to make them sound as persuasive as possible. If need be, to keep your own sense of internal balance, write a dialogue between opposing views, just as Plato and David Hume did in some of their very best philosophical works.

um die (ver­meint­lich) an­de­re sei­te zu ver­ste­hen, soll­te man ler­nen wie sie zu den­ken. es geht nicht um im­mu­ni­sie­rung ge­gen an­de­re über­zeu­gun­gen oder an­sich­ten, son­dern um ver­ständ­nis, durch­drin­gung.

wie ge­sagt, als übung, als in­tel­lek­tu­el­le stra­te­gie fin­de ich das fas­zi­nie­rend und rich­tig. aber mei­ne re­ak­tanz setzt ein, so­bald ich das ge­fühl habe, dass ich pro­vo­ziert wer­de, dass je­mand mit mir spielt und mich ge­zielt aufs eis führt. auf dem eis ste­hend mag ich dann al­les rich­tig ma­chen, ste­chen­de ar­gu­men­te her­vor­brin­gen, viel­leicht so­gar das ge­fühl ha­ben, die an­de­re sei­te in ein­zel­nen aspek­ten über­zeugt oder ge­öff­net zu ha­ben. aber ich ste­he auf dem eis, auf das mich je­mand ge­zielt ge­führt hat. und ge­nau da wer­de ich bo­ckig. ich dis­ku­tie­re ger­ne, aber den ort, die the­men, die re­geln möch­te ich mir nicht vor­ge­ben las­sen von ei­nem kränk­ba­ren ir­ren mit oran­ge­nen haa­ren, der auf an­stand, re­geln und wür­de scheisst.


trump ist nicht zu schla­gen, wenn wir nach sei­nen re­geln spie­len, wenn wir auf sei­ne ak­tio­nen le­dig­lich re­aa­gie­ren. das was rech­te in die­sem land im­mer wie­der er­zäh­len, die mär ei­ner glei­che­ge­schal­te­ten pres­se, die zen­tral ge­steu­ert stim­mung ma­che, hat trump ab­sur­der­wei­se auf ge­wis­se wei­se welt­weit ge­schafft: die pres­se, un­se­re dis­kus­sio­nen, un­se­re sor­gen, wir, sind gleich­ge­schal­tet — auf trump. statt über po­li­tik und lö­sun­gen, re­den wir über sei­ne po­li­tik, sei­ne ab­sur­den lö­sungs­vor­schlä­ge und sei­ne pro­vo­ka­ti­ve sym­bol­po­li­tik. er zieht alle auf­merk­sam­keit auf sich. er hat uns alle im in­tel­lek­tu­el­len schwitz­kas­ten. un­se­re waf­fen sind stumpf, weil er die re­geln dik­tiert, weil er und sei­ne an­hän­ger es schaf­fen, uns zum dis­ku­tie­ren aufs eis zu zie­hen und die re­geln des spiels zu kon­trol­lie­ren.


ich will nicht aus­schlies­sen, dass das was ich hier schrei­be nichts wei­ter als eine recht­fer­ti­gung mei­nes es­ka­pis­mus ist, eine er­klä­rung da­für, dass ich mir seit mo­na­ten die au­gen, die oh­ren und den mund zu­hal­te. viel­leicht ist mein un­be­ha­gen der ver­such die ko­gni­ti­ven dis­so­nan­zen aus­klin­gen zu las­sen und end­lich wie­der zu kla­rem den­ken zu kom­men. klar ist aber so oder so, dass wir am gros­sen bild zeich­nen müs­sen, an un­se­rem bild, wel­che ge­sell­schaft wir uns wün­schen. wir soll­ten nicht am trump­tower rüt­teln, son­dern bes­se­re bu­den bau­en. wir soll­ten trump nicht igno­rie­ren, son­dern mehr auf­merk­sam­keit auf al­ter­na­ti­ven len­ken, prak­tisch und in­tel­lek­tu­ell.

ich bin auch nicht zu­frie­den mit dem der­zei­ti­gen „Ver­lauf der Welt­ge­schich­te“, ich bin des­il­lu­sio­niert und er­staunt und sehr, sehr müde. aber ich wer­de mich sam­meln. wir wer­den uns sam­meln.


altkundenverarschung

felix schwenzel in artikel

schö­ne mu­sik ha­ben sie bei 1und1 in der war­te­schlei­fe wirk­lich. nach 10 mi­nu­ten mu­sik, mel­det sich je­mand der mich fort­an herr wen­zel nennt und sein mi­kro­fon of­fen­bar vor dem na­sen­loch mon­tiert hat. ich höre je­den ein­zel­nen atem­zug und, das bil­de ich mir zu­min­dest ein, auch ver­dau­ungs­ge­räu­sche.

ich er­zäh­le, dass ich ges­tern bei mei­ner schwie­ger­mut­ter ge­we­sen sei und up­dates für ih­ren rech­ner über mein han­dy run­ter­ge­la­den hät­te, weil das DSL so lä­cher­lich lang­sam ge­we­sen sei. sie hat ei­nen „1&1 Dop­pel-Flat 6.000“-ver­trag für den sie je­den mo­nat 30 euro zahlt, und von des­sen 6 mbit/s an der fritz­box ge­ra­de mal 2,3 mbit/s an­kom­men. das ist die ge­schwin­dig­keit, mit der an­de­re DSL-an­bie­ter ihre kun­den be­stra­fen, wenn sie ihr down­load-kon­tin­gent er­schöpft ha­ben.

also fra­ge ich nach mög­lich­kei­ten den ver­trag in ei­nen nor­mal nutz­ba­ren an­schluss um­zu­wan­deln. lei­der macht mich die ant­wort aus dem call-cen­ter sehr ag­gres­siv. mei­ne schwie­ger­mut­ter kön­ne eine dop­pel­flat 50.0000 für 29,99 ha­ben, be­kä­me für eine ein­mal­zah­lung von 24,89 eine neue fritz­box und für eine mo­nat­li­che zah­lung von 10 euro, be­kä­me sie fern­seh­ge­döns übers in­ter­net und da wür­de er auch noch ei­nen fern­se­her von sam­sung und ei­nen chro­me­cast drauf­le­gen. jetzt hört er sich tat­säch­lich wie ein kir­mes­an­sa­ger an, die hal­ten ihre mi­kro­fo­ne auch oft vors na­sen­loch oder in den mund.

dass der ver­trag al­lei­ne, nach der min­dest­ver­trags­lauf­zeit von 2 jah­ren, fast 40 euro kos­tet, er­wähnt die pflan­ze am te­le­fon nicht, be­stä­tigt das aber auf nach­fra­ge.

ich bin auf 50.

ob es auch et­was güns­ti­ger gehe, mit 16tau­send viel­leicht. tat­säch­lich be­tet er mir das un­at­trak­ti­ve an­ge­bot run­ter, dass mir auch schon die 1und1 web­sei­te als wech­sel­op­ti­on an­ge­bo­ten hat: zwei jah­re wür­de mei­ne schwie­ger­mut­ter 30 euro zah­len, da­nach 35 euro. ich wei­se den mann mit dem mi­kro vor dem na­sen­loch dar­auf hin, dass neu­kun­den die­ses pa­ket sehr viel güns­ti­ger an­ge­bo­ten be­kom­men (näm­lich für ein jahr zu 15, da­nach für 30 euro). das sei rich­tig, bläst er mit der nase ins mi­kro. ob er da nichts ma­chen kön­ne, ob die ein­zi­ge mög­lich­keit ein güns­ti­ges an­ge­bot zu be­kom­men eine kün­di­gung sei? auch das be­jaht er.

ich bin auf 100.

und ich fra­ge mich, was für ein ver­kack­tes, un­mo­ra­li­sches ge­schäfts­mo­dell die gros­sen DSL-an­bie­ter fah­ren (macht ja nicht nur 1und1 so); alt- und neu­kun­den wer­den mit ir­re­füh­ren­den, schwer ver­ständ­li­chen und mit stern­chen­tex­ten durch­sää­ten an­ge­bo­ten ge­kö­dert, die an sich schon saf­tig be­preist sind, aber für alt­kun­den noch­mal ei­nen ti­cken teu­rer. die an­bie­ter ru­fen ei­nem zwi­schen den zei­len zu: wer län­ger als zwei jah­re un­ser kun­de bleibt ist ein voll­idi­ot. auch auf ex­pli­zi­te nach­fra­ge, liess mich die te­le­fon­pflan­ze von 1und1 wis­sen, dass an­pas­sun­gen des ver­trags auf den stand der tech­nik oder das ak­tu­el­le preis­ni­veau nicht vor­ge­se­hen sind: „wie­so soll­ten wir ir­gend­was än­dern, wenn der kun­de zu­frie­den ist?“ die kor­rek­te ant­wort, die mir wäh­rend des te­le­fo­nats lei­der nicht ein­ge­fal­len ist lau­tet na­tür­lich: „ihre kun­den sind nicht zu­frie­den, wenn sie ei­nen an­schluss ka­putt­dros­seln und für ein tech­nisch min­der­wer­ti­ges pro­dukt pre­mi­um­ge­büh­ren kas­sie­ren.“

aber viel­leicht ist mei­ne lo­gik, dass man sein pro­dukt, auch bei lan­ger ver­trags­lauf­zeit, ohne auf­preis und bo­hei an den stand der tech­nik an­pas­sen könn­te auch ein­fach nicht mit der lo­gik von be­triebs­wir­ten kom­pa­ti­bel. be­triebs­wir­te glau­ben viel­leicht tat­säch­lich, dass ein kun­de der noch nicht ge­kün­digt hat, zu­frie­den sei.

und viel­leicht soll­te man der lo­gik der be­triebs­wir­te tat­säch­lich ein­fach fol­gen und alle ein bis zwei jah­re sei­nen DSL-ver­trag kün­di­gen und wo­an­ders neu ab­schlies­sen. so­lan­ge bis die papp­na­sen ir­gend­wann ein­mal ver­ste­hen, dass be­stands­kun­den auch der pfle­ge be­dür­fen — und das auch zu schät­zen wüss­ten.

das neu­ab­schlies­sen ei­nes neu­en DSL-ver­trags für mei­ne schwie­ger­mut­ter, in­klu­si­ve te­le­fon­num­mern-um­zugs­be­auf­tra­gung ging dann üb­ri­gens schnel­ler als das un­er­freu­li­che te­le­fo­nat mit der kun­den­ver­ar­schungs­hot­line von 1und1.


trådfri, vernetzbare lampen von ikea

felix schwenzel in artikel

im ok­to­ber ging eine pres­se­mit­tei­lung durchs netz, dass ikea ab so­fort in 4 län­dern (bel­gi­en, tsche­chi­en, schwe­den, ita­li­en) eine art hue-al­ter­na­ti­ve ver­kau­fen wür­de. im rest der welt (und deutsch­land) wür­de die tråd­fri-rei­he ab april 2017 ver­kauft. ich habe mir eine lam­pe aus bel­gi­en be­sor­gen las­sen und von mei­ner mut­ter zu weih­nach­ten schen­ken las­sen.

es han­delt sich um eine LED-lam­pe mit 980 lu­men (und 12 watt), die drei ver­schie­de­ne weiss-töne dar­stel­len kann (grün-bläu­li­ches weiss, rot-gelb­li­ches weiss und weiss-gelb­li­ches weiss).

dazu kommt eine fern­be­die­nung mit der man die hel­lig­keit ein­stel­len kann, den farb­ton ver­stel­len kann und die lam­pe schal­ten kann (wenn sie an eine strom­ver­sor­gung an­ge­schlos­sen ist). die fern­be­die­nung wird von ei­ner knopf­zel­le ver­sorgt und soll laut ikea zwei jah­re hal­ten. ge­kos­tet hat das set aus lam­pe und fern­be­die­nung 35 euro.

das ist in etwa der preis, den phil­ips [-wer­be­link] für ein set aus schal­ter und rein­weis­ser („warm­weis­ser“) lam­pe ohne farb­va­ri­an­ten nimmt. bei ikea be­kommt man für 35 euro dann eben noch ein­stell­ba­re weiss­tö­ne dazu.

die ein­zel­prei­se sind bei ikea un­term strich ei­nen ti­cken güns­ti­ger: 15 euro für den schal­ter ([-wer­be­link] 23 euro bei phil­ips), 25 euro für die lam­pe ([-wer­be­link] 19 euro bei phil­ips), teu­er wird’s bei phil­ips, wenn man die „[-wer­be­link] am­bi­ence white“ lam­pen kau­fen will, bei de­nen man die weiss­tö­ne wäh­len kann: 30 bis 35 euro für die lam­pe al­lei­ne.

in ers­ter li­nie war ich ge­spannt ob die tråd­fri-lam­pe und der tråd­fri-schal­ter sich mit der hue-bridge ver­bin­den lies­sen und da­mit über mein woh­nungs­au­to­ma­ti­sie­rungs­sys­tem steu­ern lies­sen. ein paar leu­ten ist das mit äl­te­ren firm­ware­ver­sio­nen der hue-bridge ge­lun­gen, mit ak­tu­el­ler firm­ware wei­gert sich die hue-bridge (noch) die lam­pen oder schal­ter zu re­gis­trie­ren. ich habs aus­pro­biert, die ein­zi­ge re­ak­ti­on die man der hue-bridge ab­ge­win­nen kann ist ein kur­zes auf­leuch­ten beim ver­such den schal­ter zu ver­bin­den. al­les an­de­re igno­riert sie sto­isch. lam­pe und schal­ter las­sen sich hin­ge­gen pro­blem­los ver­bin­den — und ge­nau­so leicht wie­der lö­sen (lam­pe sechs mal hin­ter­ein­an­der ein und aus­schal­ten).

in ei­nem dis­kus­si­ons­strang im hue-ent­wick­ler­fo­rum kann man auch die of­fi­zi­el­le stel­lung­nah­me von phil­ips dazu le­sen:

The non-interoperability between the newly launched IKEA smart lighting products and the Philips Hue bridge has been analyzed. One of the issues found is that the IKEA bulbs report their ProfileID as corresponding to the ZigBee Home Automation (ZHA) profile rather than the ZigBee Light Link (ZLL) profile. As the IKEA bulbs do not behave fully compliant with the ZLL standard, they are rejected by the Hue bridge. IKEA is aware of this and informed us their intent is to have the IKEA smart lighting bulbs to work with the Philips Hue bridge. We offer our support to realize this in the future.

für mich hört sich das ein biss­chen vor­ge­scho­ben an und ich ver­mu­te, dass es noch vie­le mo­na­te dau­ern wird, bis hier ei­ni­gung dar­über herrscht, wie der of­fe­ne zig­bee-stan­dard, dem an­geb­lich so­wohl phil­ips, wie auch ikea fol­gen, zu in­ter­pre­tie­ren ist. in ab­seh­ba­rer zeit soll es von ikea auch eine ei­ge­ne bridge ge­ben, die aber wohl mit ziem­li­cher si­cher­heit, im ge­gen­teil zur hue-bridge, kei­ne of­fe­ne API bie­ten wird.

für mei­ne au­to­ma­ti­sie­rungs­am­bi­tio­nen ist das ei­ner­seits sehr scha­de, an­de­rer­seits ge­fällt mir die lam­pe sehr und ich habe auch ei­nen weg ge­fun­den, sie doch, in­di­rekt au­to­ma­ti­sier­bar zu ma­chen. kürz­lich habe ich ja die kü­chen­be­leuch­tung ein biss­chen um­ge­baut und den licht­schal­ter für die de­cken­be­leuch­tung mit die­sem un­ter­putz funk­schal­ter auf­ge­rüs­tet. mit dem ding hin­ter dem licht­schal­ter lässt sich die de­cken­be­leuch­tung wei­ter­hin per licht­schal­ter schal­ten, aber auch per 433mhz-funk-si­gnal. bis jetzt war in der de­cken­leuch­te eine dimm­ba­re LED, de­ren hel­lig­keit sich per ein/aus-schal­ten re­geln liess. das war in mehr­fa­cher hin­sicht al­bern. manch­mal stan­den wir am licht­schal­ter und schal­te­ten den mehr­fach ein und aus, bis die ge­wünsch­te in­ten­si­tät er­reicht war, mal klick­te ich wie wild auf mei­nen te­le­fon rum, um die lam­pe per ho­me­kit ein und aus­zu­schal­ten. be­son­ders doof: die LED merk­te sich die vor­he­ri­ge ein­stel­lung nicht — wie auch die hue-lam­pen es nicht kön­nen: so­bald sie von der strom­zu­fuhr ab­ge­schnit­ten sind ver­ges­sen sie alle licht-ein­stel­lun­gen. die tråd­fri merkt sich die licht­far­be und die hel­lig­keit, auch wenn sie stun­den­lang vom strom­netz ge­trennt ist.

das ist in der tat ziem­lich prak­tisch und qua­li­fi­ziert die lam­pe für vie­le an­wen­dun­gen mit vor­han­de­nen leuch­ten; die las­sen sich wie bis­her schal­ten und zu­sätz­lich per­ma­nent oder fle­xi­bel dim­men und fär­ben, oder auch per fern­be­die­nung schal­ten. hue-lam­pen hin­ge­gen sind in kom­bi­na­ti­on mit her­kömm­li­chen licht­schal­tern mehr oder we­ni­ger un­brauch­bar.

der mit­ge­lie­fer­te schal­ter ge­fällt mir auch, er be­steht aus zwei tei­len, ei­nem ma­gne­ti­schem tel­ler­chen, das man an die wand kle­ben oder schrau­ben kann, in das das fern­be­die­nungs­teil ein­schnap­pen kann. so macht das auch der hue-schal­ter, er sieht gut auf der wand aus, man kann ihn aber auch als mo­bil­teil be­nut­zen. die lie­be zum de­tail bei ikea zeigt sich aber auch hier: auch das tel­ler­chen hält selbst auf me­tall, so kann man es statt an die wand zu kle­ben oder schrau­ben, eben auch ein­fach auf den kühl­schrank pap­pen. die fern­be­die­nung macht auch ei­nen sta­bi­len ein­druck, ist an den sei­ten und hin­ten gum­miert und mir auch schon zwei­mal run­ter­ge­fal­len. sie re­agiert sehr schnell, die leuch­te schal­tet schon, be­vor der schal­ter klickt, beim aus­schal­ten lässt sich die leuch­te ei­nen mo­ment zeit. beim ers­ten klick, nach dem ein­schal­ten per wand­schal­ter, hängt die fern­be­die­nung ge­le­gent­lich, spä­tes­tens beim zwei­ten klick re­agiert die tråd­fri dann aber. das schal­ten der weiss­tö­ne, hel­lig­keit, al­les lässt sich gut be­die­nen. wo­bei die form und er­go­no­mie der tråd­fri fern­be­die­nung na­tür­lich an den un­see­li­gen „puck“-maus-er­go­no­mie­un­fall er­in­nert.

bild: CC BY 2.0, @raneko

wie bei der puck-maus lässt sich der schal­ter nicht ohne hin­se­hen be­die­nen.


@diplix Geht die auch sehr, sehr dunkel? Ich frage für ein Heimkino...

Gerrit van Aaken (@gerritvanaaken25.12.2016 10:52

@gerritvanaaken die hue-lampen gehen dunkler. so richtig dunkel gehen die ikea trådfri nicht. aber schönes licht ham se auch.

felix schwenzel (@diplix27.12.2016 1:47


ich mag die tråd­fri, auch wenn sie sich nicht be­son­ders weit run­ter­dim­men lässt und sich noch nicht au­to­ma­ti­sie­ren lässt, bzw. per api an­spre­chen lässt, trotz stan­dard zig­bee-pro­to­koll. ich hof­fe ikea und phil­ips rau­fen sich hier zu­sam­men, zum nut­zen der kun­den. oder das ding wird bald mal ge­hackt. das kil­ler­fea­ture ist tri­vi­al aber ge­ni­al: die tråd­fri merkt sich ihre licht­ein­stel­lun­gen, ist kin­der­leicht ein­zu­rich­ten und meh­re­re leuch­ten dürf­ten sich ähn­lich ein­fach um eine fern­be­die­nung grup­pie­ren las­sen. ins­ge­samt scheint or­dent­lich be­we­gung im markt der ver­netz­ba­ren, „in­tel­li­gen­ten“ be­leuch­tung ge­kom­men zu sein.


nach­trag: ich soll­te das ei­gent­lich ge­lernt ha­ben: lam­pen nennt man die bir­nen oder leucht­mit­tel die eine leuch­te be­leuch­ten. ich hat­te das im text oben teil­wei­se um­ge­kehrt ge­schrie­ben und jetzt kor­ri­giert. (leuch­ten wer­den in der all­tags­spra­che zwar oft lam­pen ge­nannt, aber das ist ge­nau­ge­nom­men falsch. lam­pen be­zeich­nen ei­gent­lich nur das leucht­mit­tel.)


[werbung] heizungssteuerung mit tado, update

felix schwenzel in artikel

an­dert­halb mo­na­te ist die tado-hei­zungs­steue­rung jetzt bei uns im ein­satz (hier mein ers­ter ein­druck) und ich kom­me mei­nem ziel, mich nicht um die hei­zung küm­mern zu müs­sen, im­mer nä­her. der haupt­grund die tado-hei­zungs­steue­rung an­zu­schaf­fen, war un­ser wunsch nach mehr kom­fort. en­er­gie­spa­ren ist bei un­se­ren heiz­kos­ten kaum noch mög­lich, wir zah­len im mo­nat ca. 30 euro fürs gas, wo­mit wir hei­zen und ko­chen.

un­se­re hoff­nung war end­lich auch im bad kom­for­ta­ble tem­pe­ra­tu­ren zu ha­ben, bzw. heiz­leis­tung auf ab­ruf zur ver­fü­gung zu ha­ben. das war mit un­se­rer al­ten, leit­raum­ge­steu­er­ten hei­zungs­steue­rung nicht, bzw. nur auf um­we­gen (dau­er­hei­zen) mög­lich. mit den zwei heiz­kör­per­ther­mo­sta­ten und dem „smar­ten“ raum­ther­mo­stat, die uns tado kos­ten­los zum tes­ten (und be­hal­ten) über­las­sen hat (wes­halb über dem ar­ti­kel auch wer­bung steht), funk­tio­niert das jetzt ein­wand­frei — mit ein biss­chen ver­spä­tun.

(eins der ur­sprüng­lich ge­lie­fer­ten heiz­kör­per­ther­mo­sta­te war de­fekt, er­satz ha­ben wir nach zwei wo­chen be­kom­men. seit­dem lässt sich die tem­pe­ra­tur so­wohl im wohn­zim­mer, als auch im bad fle­xi­bel re­geln.)

die kurz­ver­si­on die­ses tex­tes lau­tet also: ich bin jetzt, mit zwei heiz­kör­per­ther­mo­sta­ten, sehr be­ein­druckt von der fle­xi­blen und ge­ziel­ten tado-tem­pe­ra­tur­steue­rung in al­len wich­ti­gen räu­men. sie funk­tio­niert ge­nau­so gut, wie ich mir das er­hofft habe.

die län­ge­re ver­si­on:

weil wir noch auf un­se­re be­stel­lung von zwei wei­te­ren heiz­kör­per­ther­mo­sta­ten war­ten (mehr dazu wei­ter un­ten), steu­ern wir der­zeit le­dig­lich zwei räu­me über tado: das bad und das wohn­zim­mer. das schlaf­zim­mer ha­ben wir seit mo­na­ten, wenn nicht so­gar jah­ren nicht ge­heizt, dort lie­gen die tem­pe­ra­tu­ren, seit ich sie mes­se, kon­stant um die 18, 19°. die kü­che hei­zen wir auch nicht, der boi­ler der gas­eta­gen­hei­zung und der herd sor­gen für mehr als ge­nug wär­me, auch im tiefs­ten win­ter. auch das kin­der­zim­mer funk­tio­niert der­zeit gut ohne tado-steue­rung, das hei­zungs­ven­til ist seit wo­chen zwi­schen 2 und 3 ge­stellt, was eine kon­stan­te tem­pe­ra­tur von um die 21° zur fol­ge hat. wer­den wohn­zim­mer oder bad ge­heizt, pro­fi­tiert das kin­der­zim­mer von der pro­du­zier­ten wär­me.

am wich­tigs­ten: un­ser jun­kers-boi­ler funk­tio­niert jetzt auch (end­lich) wie­der zu­ver­läs­sig. seit un­ge­fähr zwei jah­ren mel­de­te der boi­ler ge­le­gent­lich ei­nen feh­ler (A2) und de­ak­ti­vier­te sich dann, meis­ten, zum glück, nur kurz. be­un­ru­hi­gen­der­wei­se mel­det der A2-feh­ler (ei­gent­lich) (ab-) gas­aus­tritt. ich ver­mu­te­te schon län­ger ei­nen sen­sor­feh­ler. der ers­te hei­zungs­tech­ni­ker den uns die haus­ver­wal­tung nach sehr lan­gem war­ten vor­bei­schick­te emp­fahl eine re­gel­mäs­si­ge war­tung und rei­nig­te den boi­ler erst­mal gründ­lich von in­nen, et­was das seit un­se­rem ein­zug vor drei jah­ren noch nie ge­macht wur­de. mit­te no­vem­ber schick­te uns die haus­ver­wal­tung (nach wei­te­rem sehr lan­gem war­ten) ei­nen hei­zungs­tech­ni­ker vor­bei, der auch die brenn­kam­mer rei­nig­te, was­ser nach­füll­te, noch­mal al­les rei­nig­te und nach­dem auch nach der war­tung der feh­ler wei­ter­hin beim auf­hei­zen über 50° auf­tauch­te, an­kün­dig­te, dem­nächst vor­bei­zu­kom­men um den sen­sor aus­zu­tau­schen. lei­der half auch der sen­sort­ausch nicht, wes­halb er eine wo­che spä­ter gleich die gan­ze steue­rungs­elek­tro­nik aus­tausch­te. auch das half nichts und er kün­dig­te uns ei­nen be­such ei­nes werks­ei­ge­nen jun­kers-tech­ni­ker in den nächs­ten wo­chen an. statt des jun­kers-tech­ni­kers kam dann aber noch­mal un­ser tech­ni­ker vor­bei und mein­te, der jun­kers sup­port hät­te ihm ge­steckt, dass es noch ei­nen zwei­ten sen­sor gäbe. ob der un­do­ku­men­tiert ist, oder nur im feh­ler­be­he­bungs­flow­chart fehl­te hab ich nicht er­fah­ren kön­nen. je­den­falls be­hob die­ser sen­sort­ausch dann end­lich den A2-feh­ler.

tado woll­te mich auf nach­fra­ge nicht wis­sen las­sen, was man hei­zugs­tech­ni­kern, ver­mie­tern oder an­de­ren tech­nik-skep­ti­kern sa­gen könn­te, wenn die der fremd-hei­zungs­steue­rung von tado nicht trau­en oder gar be­haup­ten, das wür­de die elek­tro­nik „durch­ein­an­der­brin­gen“. wie die hei­zungs­her­stel­ler zu tado ste­hen, die ja be­haup­ten zu na­he­zu al­len hei­zungs­sys­tem kom­pa­ti­bel zu sein, wür­de mich nach wie in­ter­es­sie­ren. fra­gen nach zer­ti­fi­zie­run­gen oder stel­lung­nah­men von hei­zungs­her­stel­lern lie­fen bei tado lei­der (bis jetzt) ins lee­re.


mei­ne zu­frie­den­heit mit der tado-hei­zungs­steue­rung kommt vor al­lem da­her, weil ich ihre funk­ti­on jetzt über wo­chen sehr ge­nau be­ob­ach­tet habe. an­fangs hat das sys­tem zwar et­was arg früh an­ge­fan­gen für den „ear­ly start“ mor­gens zu hei­zen, aber nach­dem ich mich ein biss­chen dar­über lus­tig ge­macht habe, wur­de die heiz­kur­ve promt an­ge­passt. ei­gent­lich soll­te das sys­tem so­was mit der zeit selbst ler­nen und viel­leicht tut es das ja auch be­reits, wenn man ihm ein biss­chen zeit lässt. ein biss­chen müh­sam war die an­pas­sung der ther­mo­sta­te an die raum­cha­rak­te­ris­tik. tem­pe­ra­tur-mess­wer­te, die di­rekt am heiz­kör­per ge­mes­sen wer­den ha­ben ja nicht un­be­dingt et­was mit der raum­tem­pe­ra­tur zu tun. im kin­der­zim­me misst das raum­ther­mo­stat an der wand ge­gen­über des heiz­kör­pers und zeigt mehr oder we­ni­ger ex­akt die wer­te an, die ich auch mit mei­nem ei­ge­nen ther­mo­me­ter mes­se.

al­ler­dings muss­te ich die vom tado-raum­ther­mo­stat er­fass­te tem­pe­ra­tur um ein grad nach un­ten kor­ri­gie­ren, da­mit die kur­ven sich so ab­de­cken. im bad muss­te ich die tem­pe­ra­tur gleich um drei grad nach un­ten kor­ri­gie­ren, da­mit die tem­pe­ra­tur sich un­ge­fähr mit mei­nem ther­mo­me­ter (hängt ca. 2 me­ter ent­fernt vom heiz­kör­per) deckt.

was man nicht so deut­lich sieht: tado schafft es tags­über die ein­ge­stell­te tem­pe­ra­tur von 20° kon­stant zu hal­ten. die tem­pe­ra­tur os­zil­liert sanft um die 20° mar­ke. die nacht­ab­sen­kung misst tado mit ca. drei grad, mein ther­mo­me­ter misst ge­ra­de mal ein grad ab­sen­kung was ich für ak­zep­ta­bel hal­te. ab mor­gens um sechs ist die tem­pe­ra­tur nach kur­zem auf­hei­zen dann wie­der auf 20°.

um die raum­tem­pe­ra­tur kon­stant auf 20° zu hal­ten muss die hei­zung über den tag ver­teilt nicht be­son­ders stark hei­zen. der kes­sel heizt sich alle paar stun­den auf 30-40° auf und das reicht dann auch, le­dig­lich wenn es der bei­fah­re­rin kalt ist und sie das ther­mo­stat hoch­dreht, geht die an­ge­for­der­te heiz­leis­tung et­was stär­ker in die höhe. gröss­ter vor­teil des nun kon­stant war­men bads: nach dem du­schen be­schlägt der spie­gel kaum noch und die re­la­ti­ve luft­feuch­tig­keit ist kon­stant nied­ri­ger als in vor-tado-zei­ten.

kom­pli­zier­ter war die raum-ka­li­brie­rung im wohn­zim­mer. das ist et­was grös­ser als das bad und tado be­rech­net die heiz­leis­tung nicht nach der raum­tem­pe­ra­tur, son­dern nach der tem­pe­ra­tur am heiz­kör­per­ven­til un­ter dem fens­ter. am fens­ter und am heiz­kör­per fluk­tu­iert die tem­pe­ra­tur na­tür­lich et­was stär­ker als in der raum­mit­te oder -ecke. aber mit eine tem­pe­ra­tur­kor­rek­tur von mi­nus 3 grad zei­gen so­wohl das tado-ther­mo­me­ter als auch mein ei­ge­nes ther­mo­me­ter in der raum­ecke un­ge­fähr ana­lo­ge wer­te an.

auch hier sieht tado die nacht­ab­sen­kung kras­ser als mein ther­mo­me­ter, dass in den 8 stun­den heiz­pau­se von 23 bis 7 uhr ge­ra­de mal ein grad ab­sen­kung misst. am fens­ter misst tado vier grad ver­lust. je­den­falls ist das er­geb­nis von den tags­über ein­ge­stell­ten 22° eine mehr oder we­ni­ger kon­stan­te tem­pe­ra­tur zwi­schen 22 und 23° in der raum­ecke. ein bil­li­ges, un­ver­netz­tes ther­mo­me­ter in der raum­mit­te, zeigt kon­stant um die 22° an.

mir sind die 22° im wohn­zim­mer zu warm, aber die bei­fah­re­rin fühlt sich bei der tem­pe­ra­tur of­fen­bar wohl.


offline-modus

vor drei ta­gen fiel bei uns das in­ter­net aus (die bei­fah­re­rin hat­te aus­ver­se­hen — und un­be­merkt — das DSL-ka­bel aus der TAE-dose ge­ris­sen). die fra­ge, was die tado-steu­er­ein­heit ohne ver­bin­dung in die cloud ma­chen wür­de hat­te ich bis da­hin noch nicht ein­deu­tig be­ant­wor­ten kön­nen, am don­ners­tag konn­te ich es aber ge­nau nach­voll­zie­hen: die ein­ge­stell­te ziel­tem­pe­ra­tur in al­len zo­nen/räu­men wur­de kon­stant ge­hal­ten, die tem­pe­ra­tur­kur­ven fluk­tu­ier­ten auch im off­line-mo­dus lang­sam auf und ab. le­dig­lich eine än­de­rung der ziel­tem­pe­ra­tur über die app war im off­line-mo­dus nicht mög­lich.

API und bridgeausfälle

die gra­phen zeich­ne ich üb­ri­gens mit graf­a­na. hier hat­te ich das schon­mal be­schrie­ben, wie ich die web­api, die auch von der tado web- und ios-app ge­nutzt wird, in­of­fi­zi­ell aus­le­se. die­ses aus­le­sen hat­te ich im ver­dacht, dass es durch ir­gend­wel­che schutz­mass­nah­men oder ab­fra­ge­li­mits rote flag­gen bei tado aus­löst und ir­gend­wie dazu führt, dass die tado-in­ter­net-bridge bei uns nicht mehr er­reich­bar ist. das pas­sier­te in den ers­ten sechs wo­chen ziem­lich re­gel­mäs­sig: fast je­den mor­gen wach­te ich auf und die tado-app mel­de­te mir, dass mei­ne ge­rä­te off­line sei­en. das pro­blem liess sich mit ei­nem neu­start der tado-bridge be­he­ben, aber um ein hard­ware-pro­blem aus­zu­schlies­sen, mel­de­te ich den feh­ler bei tado. die tausch­ten mei­ne bridge auch promt aus, aber das pro­blem der ge­le­gent­li­chen bridge-aus­fäl­le blieb be­stehen. dann hat­te ich die ret­ten­de idee: haus­au­to­ma­ti­sie­rung! ich las­se home-as­sistant oh­ne­hin re­gel­mäs­sig scans un­se­res netz­werks durch­füh­ren, wes­halb home-as­sistant stets weiss, wel­che ge­rä­te on­line und off­line sind. war­um nicht ein­fach eine au­to­ma­ti­sie­rung schrei­ben, die die bridge bei ei­nem aus­fall au­to­ma­tisch neu­star­tet? mit home-as­sistant und ei­ner schalt­ba­ren steck­do­se war das schnell um­ge­setzt. seit­dem muss­te ich mich um das pro­blem nicht mehr küm­mern. in den letz­ten zwei wo­chen sind die aus­fäl­le all­ge­mein sehr viel we­ni­ger ge­wor­den, nur noch alle 3-4 tage, und in den letz­ten 4 ta­gen gar nicht mehr.

qualitätskontrolle, verfügbarkeit und support

was ich tado po­si­tiv an­rech­ne ist der kom­pe­ten­te und freund­li­che sup­port. manch­mal dau­ert die be­ar­bei­tung ein paar tage, aber alle mei­ne tech­ni­schen an­fra­gen wur­den bis­her be­frie­di­gend be­ant­wor­tet. am häu­figs­ten be­zo­gen sich mei­ne tech­ni­schen an­fra­gen al­ler­dings auf ge­rä­te­de­fek­te. nach­dem das ers­te hei­zungs­ther­mo­stat bei uns dead on ar­ri­val an­kam, hat­te das er­satz­ge­rät ein so schwer­gän­gi­ges tem­pe­ra­tur­ein­stel­lungs­dreh­rad, dass die bei­fah­re­rin das hei­zungs­ther­mo­stat drei­mal vom heiz­kör­per riss (die zu­sen­dung ei­nes er­satz­ge­räts wur­de nach der mo­nie­rung promt zu­ge­sagt). die tado-ge­rä­te sind im prin­zip su­per, sau­ber ver­ar­bei­tet und ta­del­los ge­stal­tet, aber bei der qua­li­täts­kon­trol­le scheint es ein biss­chen zu ha­pern.

aber auch bei der be­frie­di­gung der nach­fra­ge scheint sich tado über­nom­men zu ha­ben. die tado-twit­ter- und face­book-kon­ten lie­fen in den letz­ten mo­na­ten über von kom­men­ta­ren, in de­nen sich kun­den bit­ter­lich über aus­blei­ben­de oder er­heb­lich ver­zö­ger­te lie­fe­run­gen be­klag­ten. die kom­mu­ni­ka­ti­on von tado zu die­sem the­ma war lan­ge eher hin­hal­tend, mit­te no­vem­ber be­gann man dann vie­len kun­den eine lie­fe­rung vor weih­nach­ten zu ver­spre­chen. ich habe ende sep­tem­ber zwei wei­te­re heiz­kör­per­ther­mo­sta­te be­stellt (und be­zahlt), noch be­vor die test­ge­rä­te bei mir ein­tra­fen und aus­ser ei­ner be­stell­be­stä­ti­gung nichts mehr zu der lie­fe­rung ge­hört. bis vor ein paar wo­chen eine mail bei mir an­kam, die mir an­bot auf eine lie­fe­rung bis fe­bru­ar zu ver­zich­ten und da­für 20% ra­batt zu be­kom­men. weil wir so­weit gut ver­sorgt sind und die fle­xi­ble steue­rung des kin­der- und schlaf­zim­mers nicht drängt, habe ich mich ger­ne auf die­se deal ein­ge­las­sen.

ver­wun­der­lich fin­de ich das aber schon, weil tado sei­ne pro­duk­te teil­wei­se sehr ag­gres­siv be­wirbt und das mar­ke­ting ganz of­fen­bar auf höchst­tou­ren läuft. so pro­du­ziert man sich aber doch eine men­ge un­zu­frie­de­ner ear­ly ad­op­ter, die mo­na­te­lang auf ihre lie­fe­rung war­ten — und das ge­ra­de im win­ter. ge­nau­so ver­wun­der­lich fand ich die of­fen­si­ve be­wer­bung von ta­dos ho­me­kit-in­te­gra­ti­on in den spä­ten som­mer­mo­na­ten, die, so­weit ich mich er­in­ne­re, auch noch wei­ter­lief, als ich mei­ne test­ge­rä­te be­kam, die auch mit der tado-bridge der drit­ten ge­ne­ra­ti­on aus­ge­lie­fert wur­den. zu mei­ner sehr gros­sen ver­wun­de­rung war die ho­me­ki­t­in­te­gra­ti­on mei­ner tado-test­ge­rä­te mi­se­ra­bel ge­löst (funk­tio­nier­te nicht) und vor ein paar wo­chen ver­schwan­den plötz­lich alle hin­wei­se auf ho­me­kit aus dem mar­ke­ting­ma­te­ri­al von tado. plötz­lich hiess es, dass der ho­me­kit-zer­ti­fi­zie­rungs­pro­zess ge­mein­sam mit ap­ple noch nicht ab­ge­schlos­sen sei und tado ver­schickt die ther­mo­sta­te auch nur mit der in­ter­net­bridge der zwei­ten ge­ne­ra­ti­on (mit ei­nem gut­schein für ein kos­ten­lo­ses up­grade auf die drit­te ge­ne­ra­ti­on, so­bald die zer­ti­fi­zie­rung ab­ge­schlos­sen ist). ich bin ge­spannt, wann die­ser pro­zess ab­ge­schlos­sen sein wird und noch ge­spann­ter, ob die ho­me­ki­t­in­te­gra­ti­on von tado dann funk­tio­nie­ren wird.

ob­wohl ich wirk­lich zu­frie­den mit mei­nem tado-set­up bin, ei­nen kauf kann ich zur zeit nicht wirk­lich emp­feh­len, weil die lie­fe­rung wahr­schein­lich erst im früh­jahr er­fol­gen wird und ich bei der der­zei­ti­gen an­ge­spann­ten lie­fer­si­tua­ti­on das ge­fühl habe, dass we­ni­ger auf ta­del­lo­se qua­li­tät ge­ach­tet wird, als das ei­gent­lich ge­bo­ten ist. wer hin­ge­gen kei­ne scheu hat re­gel­mäs­sig mit dem wirk­lich freund­li­chen und gut er­reich­ba­ren tado-sup­port zu te­le­fo­nie­ren um de­fek­te zu mel­den, wer ge­dul­dig mit lie­fer­ver­zö­ge­run­gen um­ge­hen kann und wer kein pro­blem mit haus­da­ten in der (tado) cloud hat, dem kann ich tado un­ein­ge­schränkt emp­feh­len. es funk­tio­niert und durch re­gel­mäs­si­ge soft­ware­up­dates wird es auch ste­tig bes­ser.


home drinking

felix schwenzel in getrunken

zum ers­ten de­zem­ber habe ich ei­nen whis­ky+ci­gars-ad­vents­ka­len­der (ohne zi­gar­ren, nur mit whis­ky-pro­ben) vom kind und der bei­fah­re­rin ge­schenkt be­kom­men. der wahr­schein­lich bes­te ad­vents­ka­len­der, den ich seit 43 jah­ren be­kom­men habe.

je­den tag ein klei­nes fläsch­chen whis­ky zur blind­ver­kos­tung. der zet­tel, auf dem die whis­ky­sor­te und eine klei­ne be­schrei­bung steht, ist um­ge­kehrt auf die fla­sche ge­klebt. jetzt kann ich whis­ky tastings zu­hau­se ma­chen.

1. dal­mo­re 12y

ich kann mich schon nicht mehr ge­nau er­in­nern, ist schliess­lich schon 5 tage her. ich er­in­ner mich aber an ei­nen fruch­ti­gen ge­schmack und ei­nen mil­den, rei­chen ge­ruch. auf dem zet­tel steht, dass der whis­ky je zur hälf­te in bour­bon-fäs­sern und sher­ry-fäs­sern lag. eine gute er­öff­nung, nach der ich ger­ne noch zwei wei­te­re glä­ser dal­mo­re ge­trun­ken hät­te.

2. hyde no.5, aras casks

an den ge­ruch er­in­ne­re ich mich gut. et­was spitz, al­ko­ho­lisch, oder wie mein va­ter sa­gen wür­de: u-boot-treib­stoff. der ge­ruch ist nicht stö­rend, ein biss­chen va­nil­le kommt auch durch, aber mir fiel auf: eher kein klas­si­scher schot­te. und tat­säch­lich war’s ein iri­scher whis­ky. hab ich noch nie be­wusst ge­trun­ken, iri­schen whis­ky. der ge­schmack war run­der als der ge­ruch ah­nen liess, le­cker, aber ei­nen ti­cken an­ders als die aus schott­land, aber fan wer­de ich wohl erst, wenn ich mal nach ir­land rei­se.

3. eli­jah craig 12y

auch die­ser whis­ky hat­te ei­nen et­was spit­zen, al­ko­ho­li­schen ge­ruch. an­ge­nehm, in­ter­es­sant, leicht nach frisch des­in­fi­zier­tem jun­gem le­der. der ge­schmack war we­ni­ger mal­zig, was kein wun­der ist, denn der eli­jah craig ist ein bour­bon. we­ni­ger gers­ten­malz und ich mein­te das raus­schme­cken zu kön­nen. viel­leicht habe ich auch zu schnell auf den bei­pack­zet­tel ge­schaut, nach­dem ich wuss­te, dass die­ser whis­key mit e ge­schrie­ben wird, schmeck­te ich es je­den­falls ein­deu­tig raus. kei­ne fra­ge, das war ein sehr gu­ter whis­key, aber ne gan­ze fla­sche wür­de ich da­von nicht un­be­dingt kau­fen.

4. ben­rin­nes 18y

der ge­ruch war schön voll und rund. das muss­te wie­der ein schot­te sein. ist es auch. auf dem bei­pack­zet­tel stand: „nicht ei­nen hauch von rauch, statt­des­sen mit in ho­nig ge­tauch­tem ei­chen­wald mit blu­men­wie­se.“ das bild in­spi­rier­te mich nicht, aber süf­fig und leicht blu­mig war er dann schon, der ben­rin­nes.

5. laphro­aig sel­ect

schon beim ein­schen­ken traf mich eine hef­ti­ge torf­no­te. „toll!“, rief ich der bei­fah­re­rin zu. beim schnüf­feln konn­te ich leich­te bit­te­re teer­no­ten raus­dif­fe­ren­zie­ren. für ei­nen mo­ment dach­ten die bei­fah­re­rin und ich, dass das ein ta­lis­ker sein könn­te, der hat­te auch so ei­nen ganz leich­te ver­dün­ner-note. der ge­schmack: wie ich es am liebs­ten mag, sehr rund, der rau­chi­ge torf in­ten­siv, aber auch rund, kein bren­nen, kei­ne spur von süs­se und frucht. ich freu­te mich sehr, dass ich mich auch schon blind in den whis­ky ver­lieb­te, als ich den bei­pack­zet­tel las: mei­ne lieb­lings­bren­ne­rei!

der sel­ect ent­hält laut whis­ky.de „An­tei­le al­ler be­kann­ten Laphro­aig-Ab­fül­lun­gen (10 Jah­re, PX Cask, Quar­ter Cask und Tri­ple Wood)“ — also eine mi­schung ohne al­ters­an­ga­be die auf mil­de und rund­heit ge­trimmt ist. toll ist, dass hier wei­ter­hin der cha­rak­ter des laphro­aig durch­scheint, aber ich mags lie­ber ein biss­chen di­rek­ter. der 10 jah­re alte, re­gu­lä­re laphro­aig, bleibt mein ab­so­lu­ter fa­vo­rit. aber viel­leicht ist der sel­ect ein gu­ter ein­stieg für an­de­re?

6. auchroisk 24y

an­ge­neh­mer ge­ruch, hat mir aber nicht mal in an­sät­zen ge­schmeckt. ich habe mich ge­fühlt wie der 24 jäh­ri­ge fe­lix, der in schott­land erst­mals bei ei­nem bren­ne­rei­be­such ei­nen whis­ky pro­bier­te: un­wohl, nicht an­ge­tan: zu vie­le spit­zen, leicht me­tal­li­scher ge­schmack, kei­ne wär­me. nicht mein ding. eine fla­sche des 24 jah­re al­ten auchroisk konn­te ich auf die schnel­le nicht er­goo­geln, aber ähn­lich alte auchroisk sind sehr, sehr teu­er. hilft nichts, dass das zeug teu­er ist, ich mag den nicht.


die links habe ich er­ra­tisch aus­ge­wählt. ger­ne hät­te ich öf­ter whis­kyand­ci­gars.de ver­linkt, die meis­ten whis­ky habe ich aber dort nicht fin­den kön­nen oder kei­ne ge­duld für die lan­gen la­de­zei­ten der sei­te. whis­ky.de hin­ge­gen ist er­staun­lich gut such­ma­schi­nen­op­ti­miert, schnell und über­sicht­lich. aber whis­ky + ci­gars ist wohl auch eher ein la­den zum hin­ge­hen.


nach­trä­ge:


„real issues“

felix schwenzel in artikel

be­ein­dru­cken­der auf­tritt von ber­nie san­ders bei co­nan o’bri­en, nicht nur we­gen san­ders und den din­gen die er sag­te, son­dern weil co­nan o’bri­en (zeit­wei­lig) un­ge­wöhn­lich ernst war und die rich­ti­gen fra­gen stell­te.

was san­ders sag­te, mach­te mich nach­denk­lich und wühl­te mich auf meh­re­ren ebe­nen auf. ei­ner­seits, weil ich im som­mer durch­aus ein ge­spal­te­nes ver­hält­nis zu san­ders hat­te und ihn, in­spi­riert durch mein me­di­en­me­nü nicht für den ge­eig­ne­ten kan­di­da­ten hielt. die me­di­en die ich lese, wur­den nicht müde, san­ders als po­pu­lis­ten oder so­zia­lis­ten zu be­zeich­nen, den man we­der ernst neh­men kön­ne und der erst recht kei­ne chan­ce ha­ben wür­de ge­wählt zu wer­den, weil er so weit links ste­he. mich ha­ben die­se ver­glei­che im­mer ge­stört, die trump und san­ders in den glei­chen po­pu­lis­ten­topf war­fen, weil ich san­ders durch­aus als ver­nünf­tig und ver­ant­wor­tungs­voll emp­fand.

trotz­dem blieb bei mir hän­gen: dass es un­vor­stell­bar wäre, dass san­ders sich ge­gen ei­nen re­pu­bli­ka­ner durch­set­zen kön­nen wür­de und dass das nur die eta­blier­te­re, mo­de­ra­te­re und main­strea­mi­ge­re hil­la­ry clin­ton kön­ne. der un­glaub­li­che rück­halt von san­ders bei jun­gen men­schen, sei­ne sor­ge um die wach­sen­de ein­kom­mens­un­gleich­heit und gros­se so­zi­al be­nach­tei­lig­te und mit sor­ge in die zu­kunft bli­cken­de be­völ­ke­rungs­schich­ten, wur­den von den me­di­en, die ich lese und in an­sät­zen ernst neh­me, als nicht wahl­ent­schei­dend dar­ge­stellt. die sta­bi­li­tät und kon­ti­nui­tät, für die clin­ton stün­de, hin­ge­gen schon.

heu­te snd wir alle klü­ger. die un­zu­frie­den­heit mit dem eta­blier­ten, teil­wei­se ver­filz­ten und ge­lähm­ten sys­tem war wohl auch wahl­ent­schei­dend und clin­ton scheint es nicht ge­schafft zu ha­ben, die­ses mo­ment im lin­ken spek­trum zu mo­bi­li­sie­ren.

wes­halb mich der auf­tritt von san­ders eben­falls auf­rühr­te war sei­ne me­di­en­kri­tik. ei­gent­lich bin ich kein gros­ser fan von pau­scha­ler me­di­en­kri­tik oder der hal­tung, „die me­di­en“ sei­en schuld an trump, ge­nau­so wie ich es däm­lich fin­de, san­ders als po­pu­lis­ten zu be­zeich­nen oder san­ders zu­sam­men mit trump in den dem­ago­gen-ei­mer zu wer­fen. aber san­ders me­di­en­kri­tik hat­te sub­stanz, die mich zu­min­dest nach­denk­lich mach­te. zu recht kri­ti­siert er, dass die me­di­en sich auf leicht ver­dau­li­che, sen­sa­ti­ons­hei­schen­de aspek­te kon­zen­trie­ren wür­den, weil die ga­ran­tiert le­ser- oder zu­schau­er­inter­es­se ge­ne­rie­ren wür­den. die „real is­sue“, die the­men die un­se­re zu­kunft, den fort­be­stand un­se­rer de­mo­kra­ti­schen ge­sell­schaf­ten be­tref­fen, wer­den ger­ne igno­riert oder in die rand­spal­ten ge­drängt.

ein ge­dan­ke der mir in den sinn kam, war eine par­al­le­le zur wer­bung. gros­se agen­tu­ren sau­gen die ta­len­tier­tes­ten und bes­ten jun­gen köp­fe ein, um für gröss­ten­teils tri­via­len scheiss ma­ni­pu­la­ti­ve wer­bung zu bau­en. die gan­ze krea­ti­ve en­er­gie, der ge­stal­tungs­wil­len gan­zer ge­ne­ra­tio­nen, fliesst in die kon­su­men­ten­er­re­gung, statt in die (po­li­ti­sche) ge­stal­tung un­se­res zu­sam­men­le­bens und ge­rech­te or­ga­ni­sa­ti­on un­se­rer ge­sell­schaf­ten. ge­nau­so fliesst die en­er­gie gan­zer jour­na­lis­ten-jahr­gän­ge in die auf­ar­bei­tung von skan­däl­chen, aus­rut­schern, die auf­ar­bei­tung von pri­vat- und in­tim­kram von po­li­ti­kern oder an­de­ren pro­mi­nen­ten, statt in die kon­struk­ti­ve auf­ar­bei­tung der kri­sen und her­aus­for­de­run­gen, de­nen wir uns ge­gen­über­se­hen.

auch des­halb habe ich mich vor ein paar mo­na­ten da­für ent­schie­den, per­spec­ti­ve dai­ly zu un­ter­stüt­zen, die sich zu­min­dest vor­ge­nom­men ha­ben, die­sen miss­stand kon­struk­tiv und wort­reich an­zu­ge­hen. aber hier ist das pro­blem: ob­wohl ich abon­nent und un­ter­stüt­zer von per­spec­ti­ve dai­ly bin, lese ich dort kaum. die the­men und ar­ti­kel schaf­fen es kaum über mei­nen tel­le­r­and, wenn ich mal ei­nen ar­ti­kel lese lang­wei­le ich mich oft oder ver­mis­se sub­stanz. im­mer­hin: beim auf­ruf der start­sei­te lä­chel­te mich die­ser ar­ti­kel an, der in etwa das glei­che the­ma hat, wie das was ich hier zu be­han­deln ver­su­che. noch nicht ge­le­sen, aber im­mer­hin mei­ne auf­merk­sam­keit ge­won­nen und auf mei­ner le­se­lis­te ge­lan­det:

per­spec­ti­ve-dai­ly.de: Für das Volk, ge­gen den Po­pu­lis­mus

es ist eine elen­e­de zwick­müh­le: vie­le me­di­en kön­nen es sich aus ver­schie­de­nen grün­den nicht leis­ten sub­stan­zi­ell über die „real is­sue“, die wich­ti­gen the­men zu schrei­ben, ent­we­der weil sie nicht die mit­tel ha­ben, oder wis­sen, dass sich die­se art ar­ti­kel nie­mals re­fi­nan­zie­ren wird. ent­ste­hen sol­che ar­ti­kel, ist es schwer sie an den mann und die frau zu brin­gen, weil sie sich nicht so leicht und emo­tinal kon­su­mie­ren las­sen. das meta-, tra­la­la- und em­pö­rungs­ge­döns lässt sich ein­fa­cher her­stel­len und spült (drin­gend be­nö­tig­tes) geld in die kas­sen.

so oder so, ich glau­be es gibt durch­aus wege ab­seits des plat­ten po­pu­lis­mus, ab­seits der aus­ge­latsch­ten me­di­en­pfa­de, ge­gen den wahn­sinn zu steu­ern, den trump und sei­ne kum­pels uns auf der welt­büh­ne vor­spie­len. auf mich hat­te der auf­tritt von san­ders je­den­falls eine in­spi­rie­ren­de wir­kung. ich, wir, alle, de­nen die par­la­men­ta­ri­sche de­mo­kra­tie am her­zen liegt, müs­sen — und kön­nen — et­was tun um das irr­sin­ni­ge und hoh­le ge­gen­sei­ti­ge auf­schau­keln von po­li­tik und me­di­en auf­zu­bre­chen. sei es durch die (fi­nan­zi­el­le) un­ter­stüt­zung von ent­spre­chen­den me­di­en­an­ge­bo­ten oder durch die ak­ti­ve be­set­zung von klaf­fen­den lü­cken, wie es chris­toph kap­pes hier vor­schlägt. es ist mög­lich die wirk­lich drän­gen­den the­men an­zu­pa­cken, sicht­bar zu ma­chen, zu dis­ku­tie­ren und lö­sun­gen zu fin­den. der ruck und der druck sind da.

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le­se­tipp: sa­scha lobo rollt das the­ma me­di­en­kri­tik von ei­ner an­de­ren sei­te auf.