auf die alte verkäufer-masche „sie sind mir sympathisch, deshalb hab ich hier was für sie …“ reingefallen und den verkäufer auch noch für kompetent gehalten. wahrscheinlich nicht zu unrecht.
ca. 1400 emails bearbeitet, gelöscht, beantwortet oder für spätere bearbeitung markiert. 400 sind noch übrig und ungelesen und -bearbeitet.
ein blau kariertes hemd getragen.
keinen jetlag gehabt, sondern nur den ganzen tag von einer art weissem nebel umwabbert gewesen.
seit ich mein letztes auto während meines studiums in stuttgart verschenkt habe, bin ich froh kein auto zu besitzen. bevor ich es verschenkt habe, bin ich die knapp 2000 meter von meiner wohnung zum uni-gebäude oft mit dem auto gefahren (weil es ging). das führte oft zu stundenlangen parkplatzsuchen und nicht wenigen strafzetteln. nachdem ich einmal ungefähr 34 stunden an der uni verbracht hatte, konnte ich morgens mein auto nicht mehr dort finden, wo ich dachte es abgestellt zu haben. da ich mich von der durchgemachten nacht im arbeitraum nicht mehr für besonders zurechnungsfähig hielt, lief ich nach hause und nahm mir vor den parkplatz am nächsten tag oder abend zu suchen. als ich das auto auch nach 2 tagen nicht finden konnte, war ich mir relativ sicher, dass es wohl geklaut wurde. obwohl ich das eigentlich gar nicht glauben konnte — wer klaut einen alten golf II diesel?
ich meldete das auto bei der polizei als gestohlen und ein paar tage oder wochen später meldete die sich tatsächlich wieder. das auto wurde an einer autobahn-raststätte gefunden, vollgetankt und vom müll im innenraum befreit. auch die antenne wurde repariert. leider hatten die deppen die mir das auto geklaut haben den diesel-golf mit benzin vollgetankt. ich liess den tank leerpumpen, füllte diesel nach und fuhr wieder nachhause. zuhause wurde mir klar: in einer stadt brauche ich kein auto.
seitdem bin ich dankbarer nutzer des öffentlichen nahverkehrs, der bahn und diverser mietauto-anbieter.
seit ich bis vor ein paar jahren regelmässig mit der bahn zwischen hamburg und berlin pendelte und dafür eine bahncard 100 nutzte, bin ich auch nutzer von flinkster, dem car-sharing dienst der bahn. das ist praktisch, wenn wir mal grössere besorgungen machen müssen oder mittel-spontan zu ikea müssen. leider sind gerade die flinkster-autos zu ikea-stosszeiten schwer zu bekommen, ausserdem sind sie stationär: man holt sie an zentralen parkplätzen ab und stellt sie dort auch wieder ab.
da die bahn, bzw. flinkster auch den multicity-dienst von citroën verwaltet, habe ich seit dem start des dienstes auch zugriff zu den multicity-autos. die kann man in der stadt verteilt finden und im prinzip auch überall abstellen — ausser im wedding. das ist natürlich doof, wenn man im wedding wohnt, aber oft stelle ich die kisten trotzdem im wedding ab und sehe auch, dass sie dort meistens nicht lange stehen bleiben, weil sie meist sofort wieder weggeliehen werden.
vor ein paar wochen, wir wollten mit einem picknickkorb zu einem gartenfest am anderen ende der stadt fahren, versagte meine flinkster-identifikationskarte. zwei multicity-wagen liessen sich nicht öffnen. keine ahnung warum, meine karte war weder gesperrt noch kaputt, die wagen zeigten keine fehlfunktion und erschienen in der app als unreserviert. jedenfalls hatte ich die schnauze voll davon, nur mitglied bei einem dieser carsharing-anbieter zu sein und beschloss mich auch bei anderen diensten anzumelden. schliesslich gibts in berlin ja viele andere solche anbieter, teilweise mit noch bescheuerteren namen als flinkster: drive-now, car2go oder citee.
den ausschlag mich auch noch andereswo anzumelden hat dann eine app gegeben, die noch kein flinkster unterstützt, sondern bis jetzt nur drive-now und car2go: allryder.
als don dahlmann auf facebook verkündete, jetzt pressesprecher von allryder zu sein, habe ich mir die app, von der ich vorher noch nie gehört hatte, runtergeladen. (so einfach ist das, liebe startups, einfach einen blogger als pressesprecher einstellen und schon gibts aufmerksamkeit und neugier.)
allryder hat den anspruch eine app zu sein, die alle anderen beherrscht. ich mag trotz der blöden werbesprüche die einfachheit der bedienung: man gibt einen startpunkt an (in der regel den momentanen standort) und ein ziel an und bekommt als antwort eine übersicht mit möglichkeiten zum ziel zu gelangen (wohlgemerkt, nach drei klicks).
in den ersten spalten stehen die öffentlichen verkehrsmittel mit umsteigemöglichkeiten, fahrtzeit und fahrtkosten. dass die app die laufzeit zum nächsten bahnhof oder zur bushaltestelle berechnet ist nicht ungewöhnlich. ungewöhnlich fand ich aber die übersichtliche darstellung und idiotensichere bedienung. ein klick auf den fussweg zeigt eine karte, metainformationen wie der bahnsteig — falls das nötig sein sollte — werden mitangezeigt. weiter rechts werden die kosten und die dauer einer taxifahrt angezeigt und falls mietautos in der nähe sind, wird der fussweg, die fahrtzeit, die kosten und die (geschätzte) parkzeit für den mietwagen mitangezeigt.
was ich gut finde ist, dass jede fahroption die wichtigsten metadaten und zusatzinfos mitanzeigt. ein klick auf die taxifahrt bietet neben der vermutlichen fahrtroute die rufnummern und telefonsymbole der wichtigsten taxizentralen (allerdings keinen mytaxi-link). ein klick auf eine carsharing-fahroption zeigt neben den wichtigen geographischen informationen auch einen link in die jeweilige app des car-sharing-anbieters. die karte in der allryder-app bietet bei den car-sharing fahroptionen an, die routenführung mit einem klick an apples karten programm oder google maps zu übergeben. das kommt einem, wenn man auf der strasse steht alles sehr gut durchdacht vor.
wegen der wirklich einfachen bedienung hat sich allryder gleich einen platz ganz oben in meiner fahren-app-liste erobert. davor steht allerdings immer noch die grandiose, meistens auch nur zwei klicks erfordernde, abfahrt-app, die aber lediglich die abfahrtzeiten von bussen und bahnen anzeigt.
auch wenn bei allryder derzeit noch flinkster, call a bike und multicity fehlen, nutze ich die app bereits erstaunlich oft, vor allem da sie sich schneller anfühlt und einfacher zu bedienen ist, als die nativen apps der einzelnen anbieter.
weil ich mich ja nach dem erlebnis des verschlossen gebliebenen multicity fahrzeugs noch bei einem anderen anbieter anmelden wollte, habe ich mich vor ein paar wochen erstmal bei drive-now angemeldet. die online-anmeldung ist relativ einfach, reicht aber natürlich nicht aus, weil man online seinen führerschein und personalausweis nicht so ohne weiteres vorzeigen kann. nach der anmeldung und diversen mails in denen man bestätigungslinks klicken muss, darf man sich dann in einer sixt-filiale die drive-now-mitgliedskarte holen.
was ich bei drive-now im gegenteil zur flinkster-flotte mag: man wird vom auto namentlich begrüsst und fährt schlüssellos. bei flinkster und multicity klappt das mit den schlüsseln im handschuhfach zwar auch problemlos, aber ohne schlüssel fühlt sich autofahren eindeutig besser an. allerdings muss man bei drive-now vor dem fahren noch eine lange liste mit fragen beantworten. ob das auto sauber ist oder beschädigungen aufweist, ob man sich abends auch immer die zähne putzt oder zahnseide benutzt und ob man vielleicht ein paar sonderangebote oder bonus-pakete von drive-now kaufen möchte. so gesehen müsste drive-now eigentlich drive-later heissen, aber das geht schon in ordnung.
ein echtes problem ist erstaunlicherweise die online-anbindung der autos. jede buchung und jedes öffnen und schliessen des autos wird übers internet abgewickelt. ausgerechnet bei meiner ersten fahrt, nachdem ich das auto mitten in berlin parkte, sah sich das auto nicht in der lage sich ins internet einzuwählen und mich vom auto abzumelden. ich persönlich kenne das ja als o2-kunde, aber so ein auto das völlig abhängig vom internet ist und mitten in berlin nicht reinkommt, das ist schon traurig.
die hotline und die presseabteilung von drive-now wollte mir nicht verraten, wer für das löchrige internet der BMW-flotte zuständig ist. immerhin war das system so freundlich, mir nach 3 stunden eine SMS zu schicken, in der ich gefragt wurde, ob das normal sei, dass ich jetzt schon seit drei stunden mit dem auto rumkurven würde. es war mir zwar gelungen das auto zweieinhalb stunden vorher davon zu überzeugen meine abmeldung auch offline anzunehmen und sich zu verschliessen, aber die zentrale wusste das nicht und liess die stoppuhr weiterlaufen.
immerhin habe ich seit der ersten fahrt keine probleme mehr mit den BMW leihautos gehabt, im gegenteil. es zeigt sich aber, dass es nichts schadet, bei mehr als einem anbieter eine kundenkarte zu haben, zumal die verfügbarkeit der autos in berlin auch nicht total optimal ist. mal ist meilenweit kein BMW zu bekommen, mal kein multicity-citroën. demnächst melde ich mich auch noch bei car2go an, zumal die smarts eher lücken zum parken finden.
die preise von drive-now, multicity und car2go sind übrigens nicht besonders günstig. für eine halbe stunde fahrtzeit zahlt man 8 bis 9 euro. für längere mietzeiten ist ein flinkster meistens um einiges günstiger. für grössere autos ist dann wiederum robben und wientjes das günstigste. aber für kurze strecken oder wenn man keine lust hat 20 oder 30 minuten auf den nächsten verspäteten bus zu warten, sind die kurzmietdinger schon sehr praktisch.
alle links zu drive-now (zum beispiel dieser link) sind affiliate-, also werbelinks, die mir möglicherweise prämien oder pekuniäre vorteile verschaffen, den menschen die sich über meine werbelinks anmelden aber keine nachteile entstehen lassen. wenn ich das richtig verstanden habe, ist die anmeldung bei drive-now über meinen werbelink sogar ein bisschen günstiger als bei einer regulären anmeldung (€19 statt €29 anmeldegebühr). mit keiner anderen der hier erwähnten firmen bin ich geschäftlich verbunden. vor allem scheint, ausser drive-now, kein anderer carsharing-anbieter ein affiliate-werbeprogramm aufgelegt zu haben. ich kenne zwar den pressesprecher von allryder, don dahlmann, seit ewigkeiten, habe aber seitdem er pressesprecher bei allryder ist, nicht mehr mit ihm gesprochen (leider).
2 möhren, 6 kleine kartoffeln, 1 rote paprika, 3 kleine zwiebeln hab ich geachtelt oder einfach so kleingeschnitten und mit rosmarin, olivenöl und ein bisschen thymian für 40 minuten in den ziemlich heissen ofen gestellt (und einmal umgerührt). diese menge reicht für zwei personen.
die kapernvinaigrette hab ich aus einem halben glas kleinhackter kapern, ungefähr 50 gramm zitronensaft, 2 esslöffeln senf, 2 esslöffeln honig und 50 gramm olivenöl gemacht. salz und pfeffer habe ich aus ganzen pfefferkörnern und 6 fingerspitzen natriumchlorid feingemörsert.
zum servieren hab ich ein paar geviertelte kirschtomaten und ganze kapern auf dem gemüse verteilt.
sieht nicht irre lecker aus, war aber sehr, sehr schmackhaft und wie fast alles von ottolenghi, sehr befriedigend.
seit einer weile kann os x dieses benachrichtigungs-gedöns, mit dem man sich über neue emails informieren lassen kann, an termine erinnern lassen kann und wenns sein muss auch über den batteriestand des laptops. webseiten können safari jetzt auch bescheid sagen, wenn es etwas neues gibt oder die webseite gerne mal hallo sagen möchte. das geht natürlich erst nach einer einwilligung (opt-in). so sähe der einwilligungsdialog auf wirres.net aus:
das gute an diesen benachrichtigungen: sie funktionieren auch, wenn safari nicht läuft, die benachrichtigungen sind in der betriebssystem-eigenen mitteilungszentrale verankert und lassen sich einfach aktivieren und deaktivieren. das weniger gute ist, dass sie eben nur in safari funktionieren und sowohl schnell nerven, als auch leicht übersehbar sind.
ich habe das jetzt mal testweise mit hilfe von roost eingerichtet. roost kümmert sich nach einer anmeldung um die speicherung der benachrichtigungs-interessenten, um kommunikation mit apple und bietet eine ganz gute datenschnittstelle (API) an. der versand von ein paar tausend benachrichtigungen ist kostenlos, die einzige gegenleistung des website-betreibers ist der einbau eines trackers eines javascriptschnipsels von roost.
ich habe die einbindung so gemacht, dass der roost-javascriptcode erst geladen wird, wenn ein (os x) safari-benutzer auf dieses banner klickt (das nicht safari-nutzer gar nicht erst sehen):
kann sein dass es nach einem klick kurz dauert, bis die einwilligung abgefragt wird.
wie gesagt, das funktioniert nur mit safari auf os x. die benachrichtigungen die ich, bzw. roost, bzw. apple verschickt sind die überschrift und der link zu neu veröffentlichten artikeln auf wirres.net.
vor ein paar tagen in der ubahn saß mir eine frau gegenüber, die auf dem bildschirm ihres offenbar ausgeschalteten iphones herumwischte und tippte. hin und wieder legte sie dich das telefon in den schoss und tippte etwas auf einer kleinen funktastatur. von den angeschlossenen kopfhörern hatte sie nur einen ins ohr gesteckt.
wegen ihres blindenstocks wusste ich natürlich sofort, das die frau blind war, aber die nutzung eines iphones ohne beleuchtung, ohne sichtbaren bildschirm fand ich enorm faszinierend.
das spart bestimmt irre viel batterie, wenn man ohne bildschirmbeleuchtung unterwegs ist. andererseits (ich hab das voice-over-feature später mal ausprobiert) quatscht das telefon dann die ganze zeit. das kostet ja möglicherweise auch akku.
das voice-over-feature ist jedenfalls ziemlich faszinierend: wenns aktiviert ist, führen berührungen von bildschimbereichen dazu, dass sie vorgelesen oder beschrieben werden. doppel-tappen, wählt den bereich oder schalter dann aus, scrollen kann man dann mit mehreren fingern.
ein magazin, dessen aktueller titel „was wäre wenn wir die welt neu denken?“ lautet, wird von vielen leserinnen dafür kritisiert, dass es nicht weiter denkt als bis zum ersten besten gesprächspartner. was liegt da näher, als angesichts dieser zu 90 prozent sachlich vorgetragener kritik „unbehagen“ zu spüren, weil diese aufforderung zum „umdenken“ wie „umerziehen“ ankommen könnte?
und wäre es wirklich besser ein magazin, an dem man einen bestimmten aspekt zu kritisieren hat, nicht mehr zu kaufen, als öffentlich kritik daran zu üben, in der hoffnung dass es besser wird? in meiner welt kann man eine suppe noch als versalzen kritisieren, ohne ein überlegenes rezept vorzulegen oder eine kochmütze zu tragen.
julia mnsk hat auf facebook die brandeins gefragt, warum in den letzten heften so wenige frauen vorkommen.
Noch den Titelmann im Kopf bemerke ich allerdings dann, dass mich noch weitere Herren anstarrten. In meiner Wohnung angekommen, sah ich noch mehr. Und noch mehr. Und noch mehr. Und fragte mich, was eigentlich mit den Damen passiert ist. Bis auf Gabriele Fischer fand ich genau drei Portraits (und natürlich die Dame im kurzen Schwarzen hinten drauf). Meine weitere Recherche trieb mich durch ältere Ausgaben, wo die Quote noch schlechter aussah. Im letzten Heft, beispielsweise, gab es bis auf die Werbedarstellungen keine einzige Frau.
Liebe Frau Mnsk, wir sind kein Quotenmagazin, wir suchen nicht nach Männern oder Frauen, wir suchen nach dem interessantesten Gesprächspartner. Nur darauf kommt es an. Wenn wir also viele Männer im Magazin haben, dann ist das ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Nun aber krampfhaft Frauen ins Heft zu heben, erscheint mir nicht die richtige Lösung. Schöne Grüße, Frank Dahlmann
die angemessenste antwort darauf dürfte die von anna luz de león sein:
Um HIMMELS WILLEN. Gute Besserung @brandeins.
was mich aber beim ersten lesen von frank dahlmanns antwort wunderte, ist der grössenwahnsinnige anspruch, den frank dahlmann in seine antwort rein formuliert hat: die brandeins zeige in ihrem heft ein spiegelbild der gesellschaft.
wer solche sachen behauptet, hat es sich entweder in seiner filterblase so gemütlich gemacht, dass er zu müde geworden ist aufzustehen um auch nur ein bisschen über seine tellerränder zu blicken oder er hat es mit ernsthaften wahrnehmungsstörungen zu tun. die vorstellung, die man sich in einer redaktion von der welt macht, mit dem spiegelbild der gesellschaft zu verwechseln, lässt aber vielleicht auch auf ein elitäres selbstbild schliessen: welt ist, was wir bei der brandeins wahrnehmen.
Liebe Alle, offenbar richtet sich die Verärgerung gegen die Begriffe "Quote" und "Spiegel der Gesellschaft". Das war sicher unglücklich formuliert und wenn ich damit jemanden verletzt habe, dann bitte ich gern um Entschuldigung. Aber die Herangehensweise an ein Thema ist nun mal so.
Wir sagen in den Themenkonferenzen nie: Lass uns mal eine Geschichte über Person x machen. Welches Thema könnten wir dazu bringen?
Sondern: Lass uns über dieses Thema schreiben. Welche Person könnte dazu die besten Aussagen treffen?
auch hier legt frank dahlmann nahe, dass die antwort der redaktionskonferenz auf die frage „Welche Person könnte dazu die besten Aussagen treffen?“ die realität abbildet. wenn der redaktion, dem autor oder den gesprächspartnern der redakteure keine frauen einfallen, dann gibt es sie auch nicht.
wäre frank dahlmann ein DJ, würde er möglicherweise auch nicht verstehen, warum sich leute darüber beschweren, dass er immer nur country-musik spielen würde:
Wir spielen jede Musik die wir interessant finden. Nur darauf kommt es an. Dass wir nur Countrymusik spielen ist ein Spiegelbild der Musikszene. Jetzt auch noch krampfhaft Westernmusik abzuspielen, erscheint mir nicht die richtige Lösung zu sein.
das traurige an der haltung, die frank dahlmann in diesem facebook-strang zu verteidigen versucht, ist neben der merkbefreitheit, (mal wieder) die journalistische haltung: nämlich keine (so isses halt). oder genauer eine resignierte (uns fiel nix ein) oder eine wenig neugierige (den jansen haben wir doch schon so oft gehabt, wer weiss ob die lehmann überhaupt was taugt?).
es kann natürlich auch sein, dass frank dahlmann das eigene heft nicht gelesen oder verstanden hat. im aktuellen heft geht es nämlich um „neu-denken“ und „alternativen“. gabriele fischer ruft in ihrem editorial zum zweifel am althergebrachten auf:
Wer zweifelt, muss suchen, streiten, neu denken, Kompromisse schließen, scheitern, wieder neu denken.
wolf lotter beklagt „fundamentalismus“:
[Die] Realität zeigt uns, dass Wirtschaft, Gesellschaft und Organisation umso besser funktionieren, je mehr sie sich auf Komplexität, Vielfalt und damit auf Alternativen einlassen. Wer etwas anderes wissen will, als er schon kennt, ist in der Wissensgesellschaft schlicht im Vorteil.
ich weiss nicht ob der journalist frank dahlmann nur nicht glücklich formulieren kann, oder ob es wirklich seiner haltung entspricht, wenn er auf freundliche kritik und den hinweis auf mangelnde vielfalt antwortet: vielfalt interessiert uns nicht. unsere themenkonferenzen liefern das optimale ergebnis, wir suchen nicht vielfalt, sondern qualität. wir sind uns sehr sicher, dass unsere qualitätsmassstäbe optimal und ausgewogen sind, vielen dank für ihre anregung frau mnsk, aber ihre idee ist quatsch. schöne grüsse, dudilum.
vielleicht ist es auch zeit dafür, dass die brandeins mal wieder scheitert. sich radikal neu denkt, neu erfindet. von bequemlichkeit, selbstverliebtheit und arroganz befreit. und wieder mehr fragen stellt, als antworten zu geben und andere am erfahrungsschatz ihrer redakteure teilhaben zu lassen.
die brandeins ist nach wie vor ein tolles magazin. aber ich lese kaum einen artikel, an dessen ende ich mich nicht frage: und? fehlt hier nicht noch was? wars das? tiefer gehts nicht? zum beispiel die pimmelparade das streitgespräch zwischen stephan noller und nicolas clasen, moderiert von thomas ramge. vier seiten lang über onlinewerbung streiten — und kein einziges mal fällt das wort ad-blocker? ernsthaft?
Für jedwedes Thema nur Männer als Gesprächspartner zu finden ist nicht Spiegelbild der Gesellschaft, sondern Spiegelbild Ihrer Redaktion. Die Idee, dass Sie damit mit den „Besten" sprechen, ist verzerrt, denn Sie folgen längst einer Quote, einer Männerquote nämlich.
Und ich dachte bislang, brand eins würde nicht die Gesellschaft spiegeln, sondern ihr verhelfen, nach vorne zu denken. Gut, dass Frank Dahlmann die Positionierung auf den Punkt bringt. Eine Illusion weniger in der Medienszene.
Wenn der Anteil der Artikel über/mit Beteiligung von Frauen sich im Allgemeinen also bei rund einem Drittel bewegen würde (gerne auch mehr, natürlich), könnte man der Brand eins wohl keinen großen Vorwurf machen. Gerade mit einer weiblichen Chefredakteurin ist es aber schon sehr verwunderlich, warum im aktuellen Heft wirklich kaum von Frauen die Rede ist (in nur 5 Artikeln von 24 längeren wird überwiegend von Frauen berichtet, in 14 stark überwiegend von Männern). Klar, Branchen wie Schiffbau oder Fischerei ist es schon mit größerem Aufwand verbunden, Frauen zu finden. Aber dass der Brand-eins-Redaktion auch für die Themen Bürgerlicher Widerstand ("Nahverkehr"), Demokratie ("Demokratie selber machen") oder Gema ("Da ist Musik drin") keine einzige Frau eingefallen ist, ist schon seltsam bis schade. Sieht halt dann leider echt ignorant bis gewollt aus.
I was wrong, I'm sorry. > If I was wrong, I'm sorry. > If I offended you, I'm sorry. > I'm sorry you feel offended. > Fuck you.
Äh… nö. Zumindest hier in Taipeh gibt es das schon lange.
ich so:
in stuttgart habe ich bereits vor 16 oder 17 jahren in einer innenstadtfiliale von ikea eingekauft. die filiale war zwischen der uni und dem hauptbahnhof, was ich damals enorm praktisch fand. ich konnte sozusagen auf dem weg nachhause teelichter kaufen. paul katzenberger war dort auch vor 15 jahren.
Wachstum und Innovationskraft
Mit der Eröffnung des Einrichtungshauses in Eching bei München hat IKEA 1974 den deutschen Markt betreten. Mittlerweile gibt es 46 IKEA Einrichtungshäuser in Deutschland. Heute ist IKEA Marktführer im Möbelhandel, Trendsetter und gleichzeitig Innovationstreiber.
Im Sommer 2014 wird in Hamburg-Altona das erste innerstädtische IKEA Einrichtungshaus eröffnet.
am gendarmenmarkt konnte man vor ein paar tagen beobachten, wie praktisch kräne sind. dank moderner technik, kann man heutzutage von oben nach unten bauen.
in tempelhof, richtung neukölln, bin ich ausversehen in die monopol-siedlung gelaufen. die wurde 1922/23 vom architekten wolfgang binder gebaut und zaubert ein bisschen kleinstadt nach berlin. erinnerte mich ein bisschen an die eisenbahnersiedlung in der meine oma früher wohnte. dort konnte ich als kind noch aus dem fenster alte dampflokomotiven in betrieb sehen. daran, dass ich als kind noch dampflokomotiven in betrieb gesehen habe, kann man entweder sehen wie alt ich bin oder wie lange die russschleudern nach dem krieg noch in betrieb waren.
die siedlung steht unter denkmalschutz, der aber offenbar nicht aktiv wahrgenommen wird. die häuser sind nicht im besten schuss, ebenso sind die plätze der siedlung sehr zugewuchert. eigentlich super.
um die colditzbrücke ist ein riesiges gewerbegebiet, in dem man sich in ansprechender umgebung das auto polieren lassen kann oder sich riesige veranstaltungsräume mieten kann. beim schlendern durch das gewerbegebiet macht sich der strukturwandel gut bemerkbar, ein paar alte industriegelände werben beinahe verzweifelt um „kreative“ die sich hier bitteschön einmieten mögen. ich habe das gefühl, die gentrifizierung ist in manchen ecken von tempelhof noch weit weg.
ein stückchen weiter, auf dem weg nach neukölln dann viele grüne blicke.
noch weiter dann in neukölln der riesige, leerstehnende komplex der ehemaligen neuköllner frauenklinik im mariendorfer weg. mehr oder weniger jede fensterscheibe ist eingeschlagen, durch die fenster sieht man, dass fast alles mit graffitis vollgemalt ist.
der neuköllner stadtrat für stadtentwicklung, thomas blesing (SPD), sagte vor ungefähr einem jahr im tagesspiegel, das der investor dem das gelände gehört „in naher Zukunft mit der Entwicklung des Geländes beginnen“ möchte. davon sieht man derzeit ungefähr gar nichts.
derweil erzählt uns die SPD aber, dass günstiger wohnraum nur am tempelhofer feld zu bauen ist. manchmal fragt man sich dann schon, was solche stadtentwickler den lieben langen tag tun oder ob die stadt überhaupt ein stadtentwicklungskonzept hat. leerstand gibts in berlin jedenfalls mehr als genug. die frauenklinik steht seit 5 jahren leer.
noch fünf tage online, sandra maischbergers portrait-ode an alfred biolek in der ARD-mediathek: Mensch, Bio!
manfred klimek wars zu lang und episch und irgendwie auch zu undistanziert. mir hat’s gefallen. alfred biolek kommt mir seit langem vor wie ein alter bekannter. möglicherweise weil er im fernsehen auf eine art „hemmungslos privat“ ist. das sind auch nicht meine worte, sondern die eines seiner redakteure, dem ich mal vor 20 jahren beim essen gegenübersass und der von den ersten aufzeichnungen von alfredissimo sprach. ich glaube das beschreibt bioleks haltung vor der kamera ganz gut. und deshalb dürfte das gefühl von mir, alfred biolek vom fernsehen fast ein bisschen privat zu kennen, ganz gut.
irgendwann mal wollte ich biolek auch in echt sehen und besorgte mir karten zu einer aufzeichnung von boulevard bio und fuhr mit zwei freunden, die auch grosse biolek-fans waren nach köln. die sendung war nett und biolek auch, mein kumpel karsten konnte sogar ein autogram abstauben. näher hab ich biolek nie kennengelernt, ich bin aber sicher: hätte ich es, hätte es keine überraschungen gegeben. das wäre wahrscheinlich genauso gewesen wie bei den bloggern die ich gerne lesen. wenn man jemanden lange und gerne liest, gibts beim ersten treffen auch keine überraschungen — ausser der überraschung, dass man die person wirklich gut übers blog kennen gelernt hat.
nett ist wohl die beste und passenste beschreibung von alfred biolek. in allem was biolek tut und tat war und ist er nett. manchmal offenbar auch zu nett, wie es auch ein zwei mal in dem film von maischberger anklang. nach maischbergers film fiel mir auch auf, dass biolek lange zeit eine art idol von mir war und das ideale leben führte, dass ich irgendwann auch führen wollte: nett sein, viele freunde haben, gerne auch prominente, wenn sie nett sind, kochen, essen und trinken. ein leben, das alfred biolek auch noch im hohen alter von 80 jahren zu führen imstande ist.
ich habe mich bei maischbergers film keine sekunde gelangweilt und stellenweise sogar vom stellenweise zu dick aufgetragenen pathos anstecken lassen.
Eine Kollektion mit Hubsteigern. Wir haben auch so einen Zuhause, um die Kerzen an unserem Kristallleuchter austauschen zu können.
[Für die Erstellung und Bewerbung von ein paar Ebay-Kollektionen habe ich ein (pauschal) Honorar bekommen. Etwas mehr zu den Ebay-Kollektionen habe ich hier geschrieben.]
eigenartiger, aber ganz guter film. der film entblättert von viertelstunde zu viertelstunde mehr an bedeutung und sinn, scarlett johansson entblättert sich den ganzen film über. ich mochte den film sehr, auch wenn er wenig unterhaltsam ist. aber man merkt die leidenschaft, die die filmemacher in das projekt gesteckt haben. jedes detail stimmt, die bilder sind teilweise umwerfend realistisch, beinahe naturalistisch — und dann wieder, plötzlich, hyper-ober-ästhetisiert. das gleiche spiel zieht sich durch alle aspekte des films, musik, geräusche und die geschichte.
der beinahe bizarre naturalismus im film kommt wohl auch daher, dass viele szenen mit versteckter kamera gedreht wurden und viele protagonisten nicht von anfang an wussten, dass sie in einem film mitspielen. eine szene, in der scarlett johansson hinfällt, wurde mit versteckter kamera aufgenommen und von einem paparazzo fotografiert. wired schreibt über die hintergründe, die zu einem kleinen meme-phänomen geführt haben.
genauso faszinierend wie den film selbst, fand ich die extras, also die interviews der filmemacher (ich hab den film im US-itunes-store gekauft). einerseits redeten die teilweise genauso witzig wie die schotten im film und andererseits half das sehen ein bisschen beim verstehen. da hilft der film nämlich nur in kleinster dosis.
eben ausversehen in meinem feedreader auf „alles als gelesen markieren“ geklickt. deshalb gibts heute keine links. ich habe zwar offiziell alles gelesen, kann mich aber an nichts lesenswertes erinnern.
dafür könnte ich beispielsweise von einem film erzählen, den ich in den vergangenen tagen gesehen habe. auf englisch heisst er the french minister (nyt-kritik), da er aber aus frankreich kommt, heisst er eigentlich quai d’orsay (imdb-link). mir fielen beim sehen verschiedene dinge auf:
ich mag französisch. wieder. zu franzosisch habe ich eine art hassliebe. in der schule war ich in französisch ein 5er-kandidat. in der tat bin ich wegen französisch drei mal sitzengeblieben. zweimal habe ich die nachprüfung in französisch geschafft, in dem ich mit einem genialen nachhilfelehrer den stoff des schuljahres in den sommerferien reinpaukte. zweimal hab ich die nachprüfung geschafft und wurde versetzt, beim dritten mal hatte ich neben ein paar fünfen, zwei sechsen auf dem zeugnis, was die versetzung verunmöglichte.
ich kann mich nicht entscheiden ob quai d’orsay (wikipedia-link) eine satire oder ode an die politik und bürokratie ist. wahrscheinlich schwingt beides mit, eine gewisse bewunderung für die herkules-aufgabe ein ministerium zu führen und gleichzeitig etwas zu bewirken und der wunsch den ganzen zirkus ironisch zu dekonstruieren (neudeutsch, zu debunken).
der running gag mit dem minister, der überall wo er hineinrauscht, papier in die luft fliegen lässt und sich immer mit mindestens 30 kilometer pro stunde geschwindigkeit und 6000 umdrehungen dreht, liess mich auch noch nach 80 minuten lachen.
ich konnte the west wing trotz des dauerpräsentem pathos gut ertragen, sogar ein bisschen lieben. aber wie quai d’orsay die inneren abläufe von politik zeigt, lässt the west wing auf der stelle verblassen und zu einem ungeniessbaren, pathos-gefüllten und realitätsfernen kitschmüll werden.
ich war bis eben unentschieden, ob ich den film empfehlen kann (zumal er legal und im original in deustchland wohl schwer zu beschaffen ist). kann ich aber. zumdest leuten die the west wing gerne gesehen haben oder sich für politik interessieren und nichts gegen leicht verhohlene bewunderung von politikern haben.
Bevor ich mich für Technik und Computer interessiert habe, war ich besessen von Scherzartikeln. Ich erinnere mich noch gut, wie ich mit meiner Mutter zum ersten mal in Aachen zum Eulenspiegel ging. Im Eulenspiegel konnte man zum Jahreswechsel Feuerwerkskörper kaufen und ganzjährig Spielsachen und Scherzartikel (mittlerweile ist in dem Laden ein Teegeschäft). Im Laden gab es eine Glastheke, unter der diverse Scherzartikel ausgestellt waren. Die Klassiker, die erstaunlicherweise heute noch verkauft werden, wie Juckpulver, Instant-Würmer, falsche Hundescheisse, Stinkbombem oder Gläser mit Flüssigkeit, aus denen keine Flüssigkeit rauskommt.
Wenn man als Kind Scherzartikel kauft, ist die Wirkung und Überraschung die man mit den Scherzen erreichen kann natürlich beschränkt. Diejenigen die einem die Artikel gekauft haben, lassen sich damit nicht wirklich überraschen. Und Stinkbomben liessen mich meine Eltern als Kind nicht kaufen, obwohl meine Mutter als ausgebildete Chemielaborantin den Duft von Stinkbomben sehr angenehm fand. Der Geruch von Schwefelwasserstoff erinnerte sie wohl an ihre Zeit im Labor.
So ungefähr mit 12 Jahren ergänzte sich meine Liebe zu Scherzartikeln mit der Liebe zu Zaubertricks. Damit liessen sich unter Umständen auch die Finanziers der Tricks beeindrucken oder irritieren. Am Ende einer Reise durch den mittleren Westen der USA fand ich in San Francisco an der Fisherman’s Wharf einen Zauberladen, in dem man alle möglichen Zaubertricks kaufen konnte. Ringe, Trickkisten gezinkte Spielkarten, grosse und kleine Tricks. Das war schon was anderes als die Plastik-YPS-Zaubertricks oder die aus dem Ravensburger Junior-Zauberkasten. In San Francisco habe ich mir ein Spielkartenset gekauft, bei dem man an den Rückseiten der Karten die Vorderseite entschlüsseln konnte. Das war irre kompliziert, die Anleitung englisch, aber ich biss mich durch und die Überraschungen die man mit diesen Tricks erzeugen konnte, waren beeindruckender als die mit den sogenannten Scherzartikeln.
Mit einem meiner Kartentricks schaffte ich es sogar einmal die gesellige Runde bei einem Abendessen zu dem meine Eltern geladen hatten zu sprengen. Ich zeigte einen Kartentrick, der Trick funktionierte und ich weigerte mich, wie das Zauberer nunmal tun, dem Besuch den Trick zu erklären. Das erzürnte den Besuch so sehr, dass er das Abendessen verliess und sich für eine Weile in sein Auto setzte. Das war einerseits irritierend, aber es hatte für mich als 12 oder 13 Jährigen auch eine extrem befriedigende Wirkung.
Aber meine liebe zu Scherzartikel erlosch nie. An einem meiner ersten Autos hing für eine Weile einer dieser Scherzarme, die man aus dem Kofferraum heraushängen lassen konnte. Ich hatte grosses Vergnügen, mir nach dem niesen falsche Schleimtropfen aus der Nase heraushängen zu lassen. Falsche Hundescheisse nahm ich stets auf Reisen mit. Von einem späteren USA-Besuch, brachte ich mir ein paar Blätter Pyropapier mit, leicht entflammbares Papier, mit dem man grosse Stichflammen in seiner Hand zum Aufleuchten bringen konnte.
Neben dem Pyropapier war die beste Anschaffung dieser Reise Penn und Teller’s Buch How To Play With Your Food. Dadrin findet sich mein Lieblings-Scherz, dessen einzige Requisiten eine kleines Kondensmilchdöschen und eine Gabel ist:
In der einen Hand versteckt („palmiert“) man die Kondensmilch, mit der anderen nimmt man eine Gabel in die Hand und erzählt seinen eventuell vorhandenen Tischgenossen (alleine kann man den Scherz auch machen, macht aber wenig Spass), dass man einen super Trick mit seinem Auge gelernt habe. Wenn man das sagt und gleichzeitig die Gabel in die Nähe seines Auges hält, bekommt man relativ leicht die Aufmerksamkeit am Tisch. Man kann beispielsweise auch die Haut unter dem Auge mit der Gabel ein bisschen nach unten ziehen, das sieht lustig aus und bringt ein bisschen Ernsthaftigkeit zum Scherz.
Die Kondensmilch bringt man jetzt mit der anderen Hand zum Auge, am besten klappt das mit einer Faust; man tut so als würde man durch seine halb geöffnet Faust sehen, aber in echt plaziert man die Kondensmilch vor dem Auge.
Nachdem man noch ein bisschen rumgekaspert hat, kommt jetzt der entscheidene Moment. Zitat Penn und Teller (übersetzt von mir):
Die Alufolie vorsichtig mit der Gabel anpieksen — aber vorsichtig! Nicht ins Auge piecksen!
Das Kondensmilchdöschen sehr, sehr fest mit der Hand quetschen.
So laut wie möglich schreien.
Der Nachteil dieses Tricks ist, dass man danach unter Umständen etwas Kondensmich auf seinen Klamotten hat. Um den Trick nach unten abzurunden kann man sich noch falschen Schleim in die Nase hängen, Juckpulver durch die Gegend werfen und ein paar Stinkbomben platzen lassen.
Was ich übrigens nie verstanden habe: was ist so witzig an diesen Gummihühnern?
[Für die Erstellung und Bewerbung von ein paar Ebay-Kollektionen habe ich ein (pauschal) Honorar bekommen. Etwas mehr zu den Ebay-Kollektionen habe ich hier geschrieben.]
petra fröhlich, chefredakteurin der print-ausgabe von PC-Games, verwechselt anlass und ursache:
Der Fall erinnert in seiner Entwicklung an den Skandal von vor eineinhalb Jahren, als der damalige FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle einer Stern-Journalistin an der Hotelbar attestierte, sie könne "ein Dirndl auch ausfüllen". Wochenlang beschäftigte dieser eher minderschwere Fall von Chauvinismus die Talkshows und Leitartikel der Republik. Brüderles leichtfertige Bemerkung, der Stern-Artikel namens "Der Herrenwitz" und der Twitter-Hashtag #aufschrei wurden zum Anlass genommen, die komplette Bandbreite gefühlter und echter Diskriminierung durchzudeklinieren, von Gehalts-Unterschieden bis hin zu Vergewaltigung. Und das alles nur wegen eines verunglückten Kompliments.
über die benachteiligung, diskriminierung, belästigung oder sexuelle übergriffe denen frauen ausgesetzt sind, wurde eben nicht wegen eines „verunglückten Kompliments“ wochenlang diskutiert und gestritten, sondern weil unsere gesellschaft noch weit entfernt ist vom gleichberechtigten und respektvollen umgang miteinander. nicht wegen brüderle gab es diskussionsbedarf, sondern weil frauen probleme haben, die eben über verunglückte komplimente hinausgehen.
der erste weltkrieg ist nicht „nur“ wegen eines attentats auf den erzherzog franz ferdinand ausgebrochen, sondern weil die situation in europa damals total verfahren war und weil deutschland von grössenwahnsinnigem idioten regiert wurde.
die französiche revolution hat nicht „nur“ deshalb halb frankreich verwüstet, weil der komandant der bastille sie kampflos übergeben hat, sondern weil die fransösische gesellschaft zerissen war und die aufklärung erste folgen zeigte.
anlass und ursache haben manches gemeinsam, so wie symptome und krankheit. aber einen anlass (symptom) zu nehmen, um ursachen, ungerechtigkeiten und missstände zu trivialisieren ist entweder ein zeichen von furchbarer dummheit, gemeinheit oder ein zeichen von völliger unfähigkeit ordentlich zu polemisieren.
max schrems ist zu etwas berühmtheit gelangt, weil er einer der ersten menschen der welt war, der facebook nervte (zitat sz):
Der Mann, der Facebook nervt
Der Österreicher Max Schrems wollte wissen, welche Informationen Facebook über ihn speichert - und löste damit das größte Datenschutzverfahren in der Geschichte des Unternehmens aus. (auf sueddeuschte.de lesen)
in einer der letzten wochen kam sein buch mit dem titel „kämpf um deine daten“ raus. ich habs kostenlos zugeschickt bekommen und gelesen.
der verlag sieht das buch wie folgt:
Jetzt legt der Student mit der Gabe, den Datenwahnsinn so einfach zu erklären wie Jamie Oliver das Kochen, sein Wissen und seine Erfahrungen aus erster Hand als Buch vor.
Ohne Panikmache und mit ungebrochener Lust an Technologie, erklärt er, wie Konzerne ihre Kunden durchleuchten, auch ohne dass die ihre Daten angeben.
uwe ebbinghaus ist in der faz vom „Erzähltalent“ schrems begeistert und fand die art und weise, in der schrems „die Mythen der IT-Industrie“ durchleuchte „ein intellektuelles Vergnügen“.
ich bin da in meinem meinungsbild eher gespalten. weder erklärt schrems den „Datenwahnsinn“ einfach, noch verzichtet er auf panikmache, noch ist die lektüre des buches ein „intellektuelles Vergnügen“.
schrems quält sich und seine leser in den ersten hundertfünfzig seiten an der frage ab, warum privatshäre „doch etwas wert“ sei. eigentlich müsse man das ja gar nicht erklären, sagt er in der einleitung, aber er hätte da „einige Elemente, Hintergründe und Gedanken, die auch für bereits Überzeugte interessant sein könnten“. leider fehlt es diesen elementen und hintergründen teilweise an argumenten, interessanz und differenziertheit. natürlich ist das nicht alles quatsch, was schrems da zusammengetragen hat, aber so richtig rund ist das buch eben auch nicht.
am sauersten ist mir tatsächlich aufgestossen, dass max schrems nirgendwo klar definiert was er eigentlich mit „meinen daten“ meint, für die ich kämpfen soll. auch um den begriff der privatsphäre dribbelt er ständig herum und landet dann irgendwann auch bei der geistlosen und wenig hilfreichen analogie von privatsphäre und dem unbeobachteten benutzen der toilette.
das mit der definition (oder problematisierung des begriffs) von daten hat jürgen geuter (auch anlässlich des buchs von schrems) hier aufgeschrieben: „Wem gehört mein digitaler Zwillig?“
apropos definitionen; auch witzig, dass ausgerechnet sergey brin kürzlich eine sehr kompakte, brauchtbare definition von privatsphäre geliefert hat: die erwartung das dinge die man geheimhalten möchte, auch geheim bleiben.
was an den ersten 150 seiten neben der begriffsunschärfe und vielen ungenauigkeiten besonders nervt, ist das undifferenzierte überspitzen, das schrems zu allem überfluss auch noch mit flapsigkeit und sarkasmus würzt.
[Es gibt] immer noch Nutzer, die Unmengen an persönlichen Daten offen ins Netz stellen. Die meisten von ihnen sind meiner Beobachtung nach aber vor allem süchtig nach menschlicher Zuneigung, ausgedrückt in Likes, Retweets und Kommentaren. Die Designer dieser Dienste sprechen hier von einer »positiven Nutzererfahrung«. Die Stimmlage erinnert dabei oft an Drogenhändler […].
bei solchen abschnitten, in denen arroganz und verachtung bei schrems durchscheint, habe ich mich immer wieder gefragt, warum (offenbar) niemand das manustript gegengelesen und korrigiert hat. möglicherweise sind solche absätze auch köder für papier-feuilletonisten wie ebbinghaus, die in solchen absätzen dann ihr intellektuelles vergnügen finden und das buch positiv rezensieren. ich finde solche passagen vor allem überflüssig und der sache nicht dienlich. benutzer als dämliches klickvieh, dass sich von der industrie mit „roten Zuckerln“ in „Pawlowsche Hunde“ verwandeln lässt oder in „total willenlose Zombies“ findet max schrems dann nach vier, fünf seiten wortschwall auch irgendwie „überspitzt“ und relativiert seine beschimpfungen dann als anregung zum „überdenken“.
auch die paternalistisch angehauchte panikmache in sachen filterblasen kommt nicht zu kurz:
[D]ie Algorithmen [schneiden] jene Seiten weg, die Sie selten lesen. Politik? Weg damit! Sie blättern eh immer nur darüber. Dafür gibts jetzt 25 Seiten Sport und Chronik. Wenn Sie glauben, jeder bekommt die gleichen Ergebnisse bei Google, die gleichen Updates bei Facebook oder die gleichen Vorschläge bei Amazon, dann liegen Sie falsch. Es wird alles anhand Ihrer Daten gefiltert und angepasst. […] Andere Meinungen und neue Dinge, für die wir uns bis dato nicht interessiert haben, werden weggefiltert. Demokratiepolitisch ein Wahnsinn.
ein wahnsinn, wie schwierig es ist ein differenziertes buch zu schreiben, in dem andere meinungen und neue dinge nicht einfach weggefiltert werden. noch schwerer ist es natürlich ein buch zu schreiben, in dem man bei einer meinung bleibt:
auf seite 88 erzählt schrems wie nutzlos anonymisierung und pseudonymisierung von benutzerdaten ist und zählt mehrere beispiele auf, wie man aus ano- oder pseudonymisierten daten auf identäten zurückschliessen kann. unter anderem erzählt er von der berühmten AOL-datenspende vor acht jahren, aus der sich (natürlich) zahlreiche persönliche daten rekonstruieren liessen.
auf seite 194 schlägt schrems dann plötzlich im kapitel „was tun?“, bzw. „Privacy by Design“ vor, künftig einfach „viele Daten auch anonymisiert oder zumindest pseudonymisiert zu speichern“, um sie zu schützen.
auf seite 94 behauptet schrems, dass auf der seite des ORF „keine Daten der Nutzer“ gesammelt werden:
Jedenfalls funktioniert das, wie bei den meisten klassischen Webseiten, ohne irgendwelche Überwachung und Datensammelei.
das stimmt eben auch nur so halb. die vier externen tracker die beim aufruf von orf.at aufgerufen werden, sammeln nach eigenen angaben anonyme („Ad Views, Browser Information, Hardware/Software Type, Interaction Data , Page Views“) und pseudonyme („IP Address (EU PII)“) daten, die sie wiederum auch mit dritten teilen (xaxis) oder nicht sagen ob sie das tun (adition, meetrics, owa). so oder so preisen sich sowohl adition, als auch xaxis dafür an, targeting, also personalisierte, auf datensammelei basierende werbung anzubieten.
zugegebenermassen findet das „Ausspähen für Werbeklicks“ (zitat uwe ebbinghaus) beim ORF in geringerem umfang als auf vielen anderen werbefinanzierten nachrichtenseiten statt, aber zu behaupten, die meisten klassischen webseiten funktionierten ohne „irgendwelche Überwachung und Datensammelei“ ist quatsch. zumal schrems am ende des buches seinen lesern auch explizit „Plug Ins für […] Browser“ (schreibweise schrems) empfiehlt, „die Tracking so weit wie möglich unterbinden“. also plugins wie ghostery oder donottrackme oder disconnect oder priv3.
die ungenauigkeiten, die fehler, die auslassungen, der unwillen zu differenzieren und bindestriche zu benutzen macht die ersten zwei teile des buches wirklich schwer und unvergnüglich zu lesen. natürlich stimmt vieles was schrems sagt, das eine oder andere ist sogar ganz interessant, aber für ein buch reicht das nicht. oder besser: hätte jemand das buch um mindestens die hälfte eingedampft, ein paar fehler rauskorrigiert und schrems dazu gedrängt sich auf das konkrete zu konzentrieren, hätte das ein lesenswertes buch werden können. (wenn ich, ausgerechnet ich, übermässig viele fehler finde, ist das immer ein ganz schlechtes zeichen. CO² mit hochgestellter zwei schreiben? „Lösungsfristen“?)
denn wenn schrems über die juristischen und fiskalen tricks von facebook redet, die hilflosigkeit des gesetzgebers, der datenschützer und die absurditäten des europäischen rechts beschreibt, liest sich das buch ganz gut. auch seine konkreten vorschläge am ende des buches, was einzelne, was alle tun könnten, wo auswege zu finden sein könnten, sind anregend und beinahe inspirirend.
kurz vor ende schreibt schrems im kapitel „Bewusstseinsbildung“:
Ein großes Problem ist dabei, dass wir von sehr abstrakten, nicht greifbaren Problemen sprechen. Wie mich der östereichische Fersehmoderator treffend fragte: »Wie filmen Sie Datenschutz? Wie zeigen Sie verlorene Freiheit? Wie werden solche abstrakten Begriffe für den Durchschnittsnutzer sichtbar?« Die Vermittlung dieser Probleme braucht viel Aufwand, viel Können und Engagement.
an aufwand und engagement fehlt es schrems jedenfalls nicht.
kennt ihr leute die im stehen ins klo pinkeln und dabei vorträge darüber halten, wie wichtig es sei, im sitzen zu pinkeln?
ich glaube ich kenne einen: uwe ebbinghaus.
uwe ebbinghaus fasst auf faz.net das kämpf-um-deine-daten-buch von max schrems zusammen (hier die verlagswebseite auf facebook), der die ahnungslosigkeit von ein „paar Unternehmern“ beklagt, die sich pauschal allen möglichen quatsch von nutzern absegnen lassen würden, aber bei den entscheidenden punkten patzen würden:
Die wirklichen notwendigen Erklärungen beträfen dagegen nur die Datenweitergabe, also das Ausspähen für Werbeklicks.
damit ist für ebbinghaus (und womöglich max schrems) klar: solche unternehmen haben etwas zu verbergen.
das alles steht auf einer faz.net-seite die laut ghostery 28 tracker lädt, wovon pi mal daumen 20 dem „Ausspähen für Werbeklicks“ dienen.
kein einziger dieser tracker mit so schillernden namen wie appnexus, adform, audience science, chartbeat oder doubleclick, wird in den datenschutzhinweisen von faz.net erklärt.
jetzt kann man natürlich sagen, wie? darf eine firma, die ihre leser für werbeklicks auspäht oder die sich dank listenprivileg vorbehält deren abonenntendaten an dritte zu verkaufen, nicht auch die datenschutzmissstände einer anderen firma kritisieren? natürlich darf und soll sie das. aber ein hinweis darauf, dass man während man die kritik an „Ausspähung für Werbeklicks“ liest, die eigene IP-adresse, daten über das betriebsystem, vorherige besuche und mögliche interessen an ca. 20 verschiedene firmen übermittelt werden, so ein hinweis wäre schon ganz cool. ohne diesen hinweis hat man irgendwie das gefühl, dass dieses faz.net irgendetwas zu verbergen hätte.
am schluss des buches kann sich uwe ebbinghaus übrigens kaum ein lachen zurückhalten, weil „die digitalen Großunternehmen [über Jahre hinweg] im Windschatten der allgemeinen technischen und rechtlichen Unwissenheit“ hokuspokus betrieben hätten. angesichts des hokuspokus auf faz.net (targeted werbung, „audience science“) muss ich dann wiederum ein bisschen lachen.
das sind die tracker die ghostery mir am 6.6.2014 auf dieser seite gemeldet hat. die werbetracker habe ich mal mit den informationen von ghostery.com verlinkt, social plugins und die 5 analyse-tools hab ich nicht verlinkt.
womöglich denken die faz.net-betreiber, dass ihre besucher die datenschutzkonformität der teilweise angeblich anonymen oder pseudonymen ausspähung bei jedem einzelnen der oben aufgeführten dienste prüfen und bei bedarf ausopten. ich gehe einen einfacheren weg, indem ich alle mir unbekannten dienstleister einfach per ghostery blockiere. eine angenehme nebenerscheinung davon ist, dass dadurch fast alle werbung ausgeblendet wird.
wirres.net ist ebenfalls nicht tracker-frei. ich habe mir allerdings mühe gegeben möglichst wenig tracker oder dienste dritter ungefragt in den benutzerbrowser laden zu lassen. so zähle ich meine besucher mit einem selbstgehosteten piwik (das IP-adressen vor der speicherung anonymisiert) und lade fonts von einem adobe-server. einige eingebettete tweets laden javascript und assets vom twitter-server nach. in der artikel-ansicht kann man die anzeige von kommentaren, und diversen social-network-buttons aktivieren. diese anzeige führt dann zum nachladen von resourcen dieser anbieter — aber eben nur auf wunsch des besuchers. standardmässig, bzw. für erstbesucher ist die anzeige dieser dienste deaktiviert. ausserdem werden anzeigen von meinem werbevermarkter stilanzeigen nachgeladen.
facebook, bzw. die facebook-sprecherin tina kulow vermutet kritik an facebook verletze möglicherweise die markenrechte von facebook. das schrieb sie zumindest unter einen kommentar, in dem sich die initiative europe vs facebook darüber beklagte, dass ihre facebook-werbung für einen ihrer facebook-mitteilungen abgelehnt wurde.
Richtlinien bei Facebook sind für alle gleich. In diesem Fall vermute ich, verstößt der Text gegen unsere Werberegeln.
(hervorhebung von mir)
der rest des kommentars ist ein zitat aus den werberichtlinien, die werbeanzeigen und zielseiten als ungeeignet qualifizieren, wenn sie „unsere Urheberrechte bzw. Markenzeichen […] oder irgendwelche anderen ähnlichen, leicht zu verwechselnden Zeichen“ verwenden.
tja. wer also so doof ist seine initiave europe vs facebook zu nennen, muss dann dann also damit rechnen keine werbung für seine initiative auf facebook schalten zu können. wegen markenrechten oder verwechselungsgefahr. es könnte ja der eindruck erweckt werden … hm … dass man facebook auch kritisch sehen könnte? oder noch schlimmer, dass facebook zur selbstkritik fähig ist?
meine vermutung, dass der job als pressesprecherin von facebook irgendwie unbefriedigend sein könnte, weil man absurde und wilkürliche regelungen die man selbst nicht versteht öffentlich verteidigen müsste, beantwortete tina kulow wie aus dem lehrbuch für pressesprecher und spin-doktoren. nämlich mit einer antwort auf einen vorwurf den weder ich noch europe vs facebook erhoben hat:
Die Kritik ist nicht das Problem, sondern eher der Vorwurf der Zensur, der schlicht nicht stimmt.
[nachtrag 07.06.2014] eine facebook-mitteilung von europe vs facebook die den namen jehovafacebook nicht erwähnt, wurde von facebook als „sponsored story“ freigeschaltet.
Max Schrems hat soeben seine neues #Buch "KÄMPF UM DEINE DATEN" herausgebracht.
Die ganze Datenschutzdebatte leicht und verständlich in einen Buch verpackt. Ohne Weltuntergangsstimmung, aber mit dem vollem Expertenwissen und den Hintergründen u.a. aus 3 Jahren [eines Kampfs gegen ein großes Soziales Netzwerk].
Von "Bullshit-Bingo" (z.B. "Du hast doch nichts zu verstecken!?"), über Big Data, der Willkür von Internet-Monopolen und den Unterschiede zwischen den USA und Europa bis zu den Lösungsmöglichkeiten spannt sich der Bogen im Buch.
Für jede Buchbestellung über kudd.co gehen übrigens €2 #Spende an [eine NGO, die gegen diese große Soziale Netzwerk klagt und auch Betreiber dieser Seite ist]. Das Buch ist aber auch in jeder Buchhandlung erhältlich!
Max Schrems – Kämpf um deine Daten
ISBN: 978-3990010860
edition a, Wien 2014, 221 Seiten
Preis: 19,95€ / 16,99€ (eBook, mit SoftDRM)
die überschrift habe ich mit dem nachtrag vom 07.06.2014 gegen 9 uhr von „die facebook-pressesprecherin versteht die facebook-werberegeln genausowenig wie jeder andere“ zu „don’t mention the facebook“ geändert.
der geschäftsführer der holocaust-mahnmals-stiftung uwe neumärker sagte damals laut taz:
„Im Eisenman’schen Verständnis könnte man mit der Verwitterung leben“, sagt Neumärker. Die öffentliche Meinung indes tut sich damit schwer.
einige der stelen werden jetzt von stahlmanschetten zusammengehalten.
ausser der öffentlichen meinung, scheint es keinen klaren grund zu geben, warum die manschetten angebracht wurden. peter eisenman, der architekt des stelenfeldes, findet sie jedenfalls nicht gut und geht vor allem nicht davon aus, dass „die Situation“ gefährlich sei.
ich sehe das eigentlich wie vor sieben jahren: warum soll am stelenfeld nicht auch der zahn der zeit nagen? eigentlich altert beton ja durchaus in würde. er ist, soweit ich weiss, durchgefärbt und die stelen sind massiv, also durch und durch aus armiertem beton gebaut. das heisst theoretisch, dass wegen der armierung nur kleinere stücke rausbrechen können.
Die Stelen sind hohl, um die Herstellungskosten und das Gewicht gering zu halten. Ihre Wandstärke beträgt rund 15 cm. Außerdem wurde bei Stelen, die bis zwei Meter hoch sind, im Vertrauen auf die gewählte Betonrezeptur auf eine innere Stahlbewehrung verzichtet.
das hört sich in meinen ohren nicht besonders klug an. bei einer bauweise ohne armierung könnten einige stelen dann wohl doch auseinanderbrechen (statt nur zu bröckeln). irre.
[nachtrag ende]
einer der wenigen sprüche die ich mir aus der materialkunde beim architekturstudium gemerkt habe, ist der von materialien die in würde altern und solchen die es nicht tun. massivholz ist da mein lieblingsbeispiel. ein massivholztisch sieht auch nach ein, zwei schlägen mit einer axt noch gut aus, ein furnierter spanplattentisch oder ein LACK-tisch von ikea, der im prizip aus lackierter pappe besteht, sieht danach nicht mehr würdevoll aus.
deshalb finde ich, dass man das stelenfeld — oder zumindest den beton — seinem schicksal überlassen sollte. ich finde die intakten stelen zwar auch wunderschön, die scharfen kanten, die glatte oberfläche, aber genauso schön finde ich die risse.
auf dem bild sieht man auch wie hilflos und naiv die gut gemeinten reparaturversuche aussehen. abgesehen davon vermute ich übrigens auch, dass verwitterungsbeständige stelen aus beton ein ding der unmöglichkeit sind. um zu verhindern dass wasser in den beton eindringt — und dann bei frost sprengt — müsste man die stelen mit kunstharz oder lack überziehen, den man dann aber auch regelmässig erneuern müsste. das wäre bestimmt nicht im sinne des erfinders.
was ich übrigens viel schlimmer als rissige stelen oder hilflose stelenmanschetten aus stahl finde, sind details wie dieses am eingang zum besucherzentrum.
sowas haben wir früher „geschenke an den architekten“ genannt und ich bin sicher, peter eisenman würde implodieren, wenn er die blaue plastikkiste dort sehen würde.
Ich wundere mich ja immer, warum das ganze Internet voll ist von Blogs die sich mit Geräten beschäftigen, mit denen man Kommunizieren oder Konsumieren kann. Oder Holz fällen. Aber sehr wenige Webseiten im Netz beschäftigen sich mit den alltäglichen Helfern im Haushalt, bzw. in der Küche.
Ich habe deshalb eine Ebay-Kollektion angelegt, in der ich essenzielle Küchen-Gadgets aufliste, die ich selbst nutze oder die ich mir wünsche. Über Gadgets mit denen sich wirklich guter Kaffee herstellen lässt, habe ich schonmal geworbengeschrieben. Auch unseren grossartigen Dörrautomaten habe ich schonmal am Rande erwähnt.
wir haben jetzt einen dörrautomaten. darin kann man einen sack in geschälte und in scheiben geschnittene äpfel legen, 8 stunden laufen lassen und danach eine tupperschüssel getrocknete apfelschiben rausholen. lässt man sie 12 stunden drin, hat man apfelchips. 24 stunden bei 500 watt kosten ca. einen euro strom, das kommt am ende billiger als trockenobst im laden zu kaufen. und dörren kann man wirklich alles: tomaten, fruchtmus (ergibt fruchtgummi), ananas — und alles ist lecker. die anschaffung des jahres.
Mit manchen Maschinen, wie unser Entsafter, lassen sich so grandiose Dinge herstellen, dass ich gar nicht verstehe, warum es noch Menschen gibt, die sich fertig abgepackte und pasteurisierte Säfte kaufen. Na gut, das war gelogen, ich verstehe das schon, es ist vor allem Bequemlichkeit. Aber der Geschmack von ein paar selbst entsafteten Äpfeln und Karotten ist einfach unschlagbar und eben nicht vergleichbar mit wochen- oder tagelang gelagerten und transportierten Saftprodukten aus dem Laden. Auch die sogenannten Smoothies, die eigentlich nichts anderes als überteuerter und flüssiger Glas-Babybrei sind, kommen da nicht mit.
Ein anderes Beispiel: warum kaufen Menschen noch Dosenöffner die Dosen mit gefährlichen Kanten öffnen, wenn es Öffner gibt, die Dosen so öffnen, dass man die Kanten danach ablecken kann?
Ebenso unverständlich ist mir, warum nicht jeder Haushalt im Besitz eines Piepei ist. Liegt das nur am bescheuerten Namen? Damit bekommt man wirklich fast immer perfekte Eier hin, ohne Eichung, App oder Stoppuhr.
Oder die Zyliss Knoblauchpressen. Ich habe vor drei Jahren, nachdem ich mit der spülmaschinenfestigkeit meiner ersten Zyliss-Presse experiemntiert habe, eine mit blossen Händen zerbrochen und in der Folge 2 Jahre mit anderen Knoblauchpressen experimentiert. Es war eine grässliche Zeit, in der ich ständig Knoblauch mit der Hand kleingewürfelt habe, weil die anderen Pressen so schlecht benutzbar waren. Vor etwa einem Jahr habe ich eine gebrauchte Zyliss-Presse von meiner Mutter vermacht bekommen und bin seitdem wieder ein glücklicher mit-schale-Knoblauch-Presser.
Laut wikipedia sind Knoblauchpressen übrigens heftig umstritten. Allerdings wird dort auch eine Studie erwähnt, laut der das (frische) Pressen von Knoblauch auch gesundheitlich förderlich sein soll.
Aber um die rhetorische Frage aus dem ersten Absatz zu beantworten: über Küchen-Gadgets schreiben wahrscheinlich so Wenige, weil die Innovationszyklen bei Küchengeräten so lang sind. Das erste Zyliss-Knoblauchpressenmodel hat glaube ich 20 Jahre bis zum ersten Produktupdate gehalten.
und ihr so? welche küchengeräte-/gadgets findet ihr unverzichtbar? Welche sind auf euren Wunschlisten? Welche müssten noch erfunden werden?
[Für die Erstellung und Bewerbung von ein paar Ebay-Kollektionen habe ich ein (pauschal) Honorar bekommen. Etwas mehr zu den Ebay-Kollektionen habe ich hier geschrieben.]
ich fand die republica dieses jahr, wie jedes jahr, sehr vielseitig. es gab viele vorträge die mich langweilten oder es nicht schafften meine aufmerksamkeit für länger als 10 minuten zu halten, aber eben auch viele, die ich toll fand und die ich im folgenden empfehlen möchte. die vorträge die mich nicht so irre doll fesselten erwähne ich nicht, was aber natürlich nicht heisst, dass ich alle vorträge die ich nicht erwähnte doof fand. im gegenteil.
am beeindruckensten finde ich vorträge in denen man dem vortragenden anmerkt, dass er oder sie sich nicht nur mühe gemacht hat etwas zu recherchieren, sondern diesen wust an informationen auch schafft auf das wesentliche einzudampfen. vorträge, in denen ich etwas neues hinzulerne oder einen neuen blickwinkel auf altbekanntes gewinne. oder vorträge die mich unterhalten. all das hat holm friebe ganz wunderbar geschafft. er hat es geschafft sein 216-seiten-buch auf eine halbe stunde keynote-präsentation einzudampfen, hat mich mehrfach zum lachen gebracht und sehr liebevoll mit keynote-effekten rumgespielt. ausserdem hatte er eine der besten folien der republica (im vortragsvideo in etwa bei minute 7:48).
moritz metz hat seine bild-text-audio-reportage „Wo das Internet lebt“ auf knapp 30 minuten vortrag eingedampft und ich habe mich in den 30 minuten keine sekunde gelangweilt. an ein paar stellen habe ich auch lachen müssen, vor allem als moritz metz darauf hinwies, dass er keine gewissens-probleme damit hatte larry page’s haus zu fotografieren, da der ja schliesslich auch unsere häuser fotografiert hat.
auch sein schlusswort, eine liebeserklärung an die menschen im internet, fand ich sehr geschmeidig.
was mir dieses jahr auf der republica (wieder) sehr gefehlt hat, waren die kleinen unprätentiösen gespräche von philip banse auf einer der hauptbühnen mit internetmenschen.
drei gespräche habe ich mal herausgepickt. das erste ist mit christian flisek, dem SPD-obmann im NSA-untersuchungsausschuss des bundestages. das gespräch ist einerseits, wie die meisten gespräche mit politikern, rhetorisch glattgeschliffen und relativ nichtssagend — und dann eben auch wieder nicht. ich fand das gespräch jedenfalls ganz sehenswert, was aber auch damit zusammenhängen kann, dass ich, als ich es gesehen habe, noch in der vorbereitung meines eigenen vortrags steckte.
mit stefan niggemeier unterhält sich philip banse über geld, leidenschaft und journalismus. ich empfehle jedem, der sich noch nicht sicher ist ob er oder sie die krautreporter unterstützen will, dieses gespräch anzusehen.
das gespräch mit ron deibert habe ich erst nach meinem eigenen vortrag gesehen und viele meiner (nicht so irre originellen thesen) in deiberts gespräch wiedergefunden. banse und deibert unterhalten sich über die „dunklen seiten“ der enthüllungen von edward snowden, beispielsweise dass sich jetzt überwachungsausstattung noch besser verkauft als früher. oder die eher ironische konsequenz, dass massenüberwachung und metadatenerfassung plötzlich als völlig normal gilt und beispielsweise barack obama metadatenerfassung in seinen reden als etwas darstellt das wir selbstverständlich und zwangsläufig bräuchten — als hätte es dazu jemals parlamentarische oder gesellschaftliche debatten gegeben.
ron deibert weist darauf hin, dass wir es hier nicht mit speziellen internetthemen zu tun haben, sondern dass es hier um zeitlose, gesellschaftliche und politische fragen gehe, die im prinzip seit den alten griechen verhandelt werden: „how do we structure govennment? what is acountability? what is proper oversight?“ wie gestalten wir die beziehungen zwischen bürgern und dem staat?
letzter punkt, den ich auch in meinem vortrag versucht habe rüberzubringen: dass wir vor allem deshalb keine breite gesellschaftliche opposition gegen die totalüberwachung haben, weil die westlichen regierungen bisher nicht dumm genug waren die erkenntnisse massiv zu missbrauchen.
i think what needs to happen is some evidence of abuse. if the govenment is using this kind of information along the line of a watergate scandal, then i think that might trigger reforms.
(weshalb ich ja denke, dass es wichtig sein könnte, die regierungen so zu provozieren, dass sie sich zu dumheiten hinreissen lassen.)
apropos provokation, per cromwell und christoph brunmayr haben sich in ihrer halben republica stunde als sehr begabte medien-provokateure gezeigt. meiner meinung nach haben sie sich beeindruckender und vor allem weniger prahlerisch als die für meinen geschmack etwas eitlen yes men dargestellt. ich glaube, aus dem vortrag von per cromwell und christoph brunmayr kann man einiges lernen. sehr sehenswert.
schwieriges thema (pornografie und revolution), könnte man denken, aber meiner meinung nach sehr unfallfrei, unterhaltsam und souverän rübergebracht. und informativ. journelle über „ Die digitale sexuelle Revolution “.
ein ziemlich trockenes thema, aber nichtsdestotrotz wichtig und bisher unterdiskutiert und mit (zu) wenig aufmerksamkeit bedacht; die frage danach wie wir regulierung und „demokratische Kontrolle politischer Prozesse“ nicht nur im internet wieder herstellen können. frank rieger hat das thema auf knapp 23 minuten eingedampft und am ende sogar ein paar konstruktive vorschläge.
auch ein wichtiges und unterdiskutiertes thema: wie wollen wir unser verhältnis zu maschinen künftig gestalten? ich habe das mal fragmentarisch mit einer butler-analogie versucht zu visualisieren und auch sarah spiekermann sagt an einer stelle ihres vortrags, „die maschinen haben uns zu dienen“. vor allem weist sie darauf hin, dass die maschinen bereits regelmässig asimovs robotergesetze verletzen.
das thema und die intention des vortrags finde ich, wie gesagt, hochinteressant. leider war der vortrag selbst nahezu unerträglich. sarah spiekermann benutzt möglicherweise einen ironie- oder sarkasmusdialekt, der mir unverständlich ist. ich fragte mich während des vortrags ständig, was sie mit „lustig“ meint. eine vokabel die sie alle acht bis neun sätze einstreut und mit der sie sowohl dumm, lächerlich, verabscheuungswürdig, aber auch interessant, witzig und vorbildlich meinen könnte.
was mich möglicherweise am meisten an spiekermanns vortrag störte, war der relative mangel von eingängigen analogien oder erzählungen. und wenn sie mal analogien nutze, waren die stereotyp oder quatsch, wie zum beispiel das bescheuerte und falsche bild von den fröschen, die nicht merken dass das wasser langsam heiss wird.
ebenso unwidersprochen blieb ihre quatschbehauptung, dass wir, wenn „wir“ in mobiltelefone starren, alle in das „gleiche ding“ schauen würden. das ist es eben genau nicht. diese kleinen kisten sind fenster, die sich alle in einer anderen gegend der welt öffnen und oft orte zeigen, von denen jeder als kind geträumt hat: geheime orte, versteckte orte, magische orte oder eben auch marktplätze.
trotzdem empfehle ich, den vortrag anzusehen.
lorenz matzat hat in seinen 30 republica-minuten nahzu druckreif über „Roboterjournalismus“ gesprochen. auch er sprach kurz asimovs robotergesetze an. ich empfehle den vortrag, weil er wunderbar informativ ist und man in jeder sekunde merkt, dass lorenz matzat genau weiss von was er spricht.
sehr empfehlen möchte ich auch elisabeth michelbachs vortrag, der ein paar sehr gut nachvollziehbare bögen schlägt. mal von der literatur zum blogdings, aber auch von der literatur zu unserem mangel an qualitativ hochwertigen oder überzeugenden narrativen um die totalüberwachung nachvollziehbar oder plastisch zu machen. ich mag es auch immer sehr, wenn man spürt, wie leidenschaftlich ein vortragender oder eine vortragende sich für das thema interessiert.
viel leidenschaft versprühten auch anne wizorek und kübra gümüşay, die beide am anfang des panels die geschichte ihrer hashtags #aufschrei und #schauhin nacherzählten. wobei kübra gümüşay besonders leidenschftlich und überzeugend darauf hinwies, dass rassismus etwas ist, das auch in der mitte der gesellschaft ein problem ist. vor allem ein problem, dem wir selbst immer wieder erliegen und uns deshalb umso intensiver damit beschäftigen sollten.
wenn man sich das gespräch zwischen markus beckedahl und kai biermann auf bühne 2 ansieht, könnte man denken: „hm. sind die immer so?“ die antwort lautet ja — und das ist auch der grund warum ich beide so gerne mag.