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rein­ge­drück­te wer­bung

felix schwenzel

ei­gent­lich ist mir wer­bung egal. es gibt aber in letz­ter zeit öf­ter fäl­le, in de­nen ich das ge­fühl habe, dass wer­bung mich an­spricht — al­ler­dings nicht in dem sin­ne, dass sie mir be­son­ders ge­fällt, son­dern in dem sin­ne, dass sie bei mir zu­hau­se klin­gelt und „hal­lo“ sagt. wer­ber ha­ben da­für si­cher­lich ein fach­wort, mir fällt dazu kei­ne an­ge­mes­se­ne be­zeich­nung ein.

die funk­ti­ons­wei­se sol­cher wer­bung ist un­ter­schied­lich, aber oft funk­tio­niert sie, in­dem sie ei­nen bo­ten nutzt, der mei­nen in­ne­ren wer­be­blo­cker um­ge­hen kann. das gibt es im prin­zip schon län­ger und für die­sen me­cha­nis­mus ken­ne ich so­gar das fach­wort: tes­ti­mo­ni­al. die wer­ber nut­zen ei­nen men­schen, den die ziel­grup­pe sym­pa­thisch fin­det oder gar be­wun­dert oder be­son­ders toll oder ver­trau­ens­voll fin­det. ein bei­spiel da­für war man­fred krug, der 1996 wer­bung für den bör­sen­gang der te­le­kom mach­te. die te­le­kom nut­ze das ver­trau­en und die ver­traut­heit die vie­le men­schen in deutsch­land man­fred krug ent­ge­gen­brach­ten und folg­ten sei­ner emp­feh­lung t-ak­ti­en zu kau­fen. vie­le t-ak­ti­en-käu­fer be­reu­ten nach ei­ner wei­le den kauf der ak­ti­en, weil sie da­mit teil­wei­se enor­me ver­lus­te mach­ten. man­fred krug be­reu­te die wer­bung spä­ter, wohl auch, weil die kri­tik an der te­le­kom sich auch per­sön­lich ge­gen ihn rich­te­te.

ein an­de­res bei­spiel von wer­bung, die sich in mein pri­vat­le­ben ein­schlich und mir am är­mel zog, war die vo­da­fone-kam­pa­gne 2009. an ih­rer ent­ste­hung wa­ren ei­ni­ge leu­te aus mei­nem be­kann­ten- und freun­des­kreis be­tei­ligt, ich be­kam auf ver­schie­de­nen pri­va­ten ka­nä­len in­for­ma­tio­nen zu ih­rer ent­ste­hung ein­ge­speist — al­les vor­bei an mei­nem in­ne­ren wer­be­blo­cker. in der re­gel re­agie­re ich auf wer­bung, ins­be­son­de­re auf schlech­te wer­bung mit ei­nem schul­ter­zu­cken. die­se wer­bung war aber per­so­na­li­siert. of­fi­zi­ell rich­te­te sich die kam­pa­gne an die „Ge­ne­ra­ti­on Upload“. im ei­gens ein­ge­rich­te­ten blog, wanz­te sich vo­da­fone wie folgt an mich her­an:

Doch wer ist das ei­gent­lich, die „Ge­ne­ra­ti­on Upload“? Die Ant­wort ist denk­bar ein­fach: Du bist die „Ge­ne­ra­ti­on Upload“. War­um? Weil al­les, was Du star­test, heu­te die Welt be­we­gen kann!

mein freund sa­scha lobo als tes­ti­mo­ni­al, ei­ni­ge blog­ger, die ich mehr oder we­ni­ger gut kann­te, vor und hin­ter der ka­me­ra; die wer­bung war ein voll­tref­fer und sprach mich voll an. sie stand vor mei­ner tür. es gab nur ein pro­blem. sie kam in form von freun­den und be­kann­ten, war aber ge­nau­so ver­lo­gen, un­dif­fe­ren­ziert und auf ver­blö­dung an­ge­legt, wie wer­bung nun­mal fast im­mer ist.

die wer­ber hat­ten ei­nes ih­rer zie­le er­reicht: sie hat­ten die vol­le auf­merk­sam­keit von blog­gern, men­schen die sich im in­ter­net zu­hau­se füh­len oder die schon­mal eine da­tei ir­gend­wo hoch­ge­la­den ha­ben. und sie nutz­ten die­se chan­ce, um die­sen men­schen den üb­li­chen scheiss zu er­zäh­len und zu ver­su­chen, ih­nen über­teu­er­te pro­duk­te an­zu­dre­hen. das hat­te dann be­mer­kens­wert ne­ga­ti­ve ef­fek­te.


wer­bung die sich an den in­ne­ren ab­wehr­me­cha­nis­men vor­bei drängt ist der neue heis­se scheiss. in den so­zia­len netz­wer­ken wer­den ei­nem die sa­chen die freun­de oder be­kann­te gut fin­den emp­foh­len, blog­ger ver­lo­sen wa­ren die sie von fir­men zur ver­fü­gung ge­stellt be­kom­men ha­ben, be­kann­te twit­tern oder tei­len wer­be­links. oft funk­tio­niert das sehr gut, vor al­lem wenn die pro­duk­te für sich selbst spre­chen kön­nen und nicht in schön­for­mu­lier­ten lü­gen, ir­re­füh­rung oder li­bi­do­kit­zel ein­ge­packt wer­den müs­sen. auch sub­ti­le­re bot­schaf­ten er­rei­chen so die ziel­grup­pe: der la­den kann ja nicht schlecht sein, schliess­lich wür­de der dings ja sonst nicht mit de­nen ko­ope­rie­ren oder mir die emp­feh­len.


ikea hat der­zeit auch mei­ne vol­le auf­merk­sam­keit. ein paar blog­ger die ich mag und schät­ze blog­gen der­zeit für ikea. das blog habe ich des­halb abon­niert und so flies­sen jetzt ne­ben ikea-fa­mi­liy-news­let­tern, ikea in­fo­mails, auf­for­de­run­gen der ika­no-bank bei ih­nen ei­nen kre­dit auf­zu­neh­men, auch ikea wer­be­bot­schaf­ten durch mei­nen feed­rea­der in mein hirn. in den strom der blog­ger-ge­schich­ten, flech­tet ikea hin und wie­der sei­ne wer­be­bot­schaf­ten ein. ikea fin­det das si­cher­lich su­per, dass sie so mei­ne vol­le auf­merk­sam­keit be­kom­men. so habe ich ge­lernt, dass ich bei ikea „Ge­schirr, Kü­chen­uten­si­li­en und Tex­ti­li­en in vie­len ver­schie­de­nen Far­ben und Mus­tern“ fin­de — und dass die nicht nur hübsch aus­se­hen, son­dern auch „gute lau­ne ma­chen“. das ist si­cher­lich der grund, war­um in psych­ia­tri­schen kli­ni­ken vor al­lem ikea-kü­chen­uten­si­li­en und -tex­ti­li­en be­nutzt wer­den. eben­so habe ich ge­lernt, dass ko­chen, ba­cken, spü­len und küh­len nicht so ohne wei­ters funk­tio­nie­ren:

Ko­chen, Ba­cken, Spü­len, Küh­len – ohne Strom und Was­ser geht das nicht.

so nutzt man die auf­merk­sam­keit der wer­be­re­le­van­ten grup­pe op­ti­mal: prak­ti­sche tipps und tricks in in­ter­es­san­ter, nicht all­zu blö­der spra­che in le­sens­wer­te, klei­ne ge­schich­ten ver­packt:

Wir glau­ben: In je­dem Geld­beu­tel ist Platz für die Traum­kü­che.

ich bin meis­tens schon froh, wenn ich alle kre­dit- und ec-kar­ten und die von ikea und ein biss­chen schein- und klein­geld in mei­nem geld­beu­tel un­ter­brin­ge. in schwe­den schlep­pen die leu­te also ihre traum­kü­che mit ins thea­ter oder kino. man kann beim kon­sum von wer­be­bot­schaf­ten also durch­aus et­was über frem­de län­der ler­nen.

über was­ser­spa­ren kann man auch al­ler­hand in der ikea-wer­bung le­sen:

Wuss­test du, dass ein Ge­schirr­spü­ler mit Ab­stand die spar­sams­te Me­tho­de ist, dein Ge­schirr zu spü­len? Vor­aus­ge­setzt, du packst ihn voll. So kannst du im Ver­gleich zum Hand­spü­len hun­der­te Li­ter Was­ser im Jahr spa­ren – und na­tür­lich jede Men­ge Ar­beit. Au­ßer­dem kannst du mit ei­ner Misch­bat­te­rie von IKEA dei­nen Was­ser­ver­brauch zu­sätz­lich um bis zu 30% sen­ken – dank in­te­grier­tem Strahl­reg­ler und ohne Was­ser­druck­ver­lust.

an­ders­wo for­mu­liert ikea das noch be­ein­dru­cken­der:

Der Wech­sel zu ei­ner Misch­bat­te­rie für Kü­che oder Ba­de­zim­mer von IKEA kann dei­nen Was­ser­ver­brauch um bis zu 50% sen­ken. Das Ge­heim­nis? Ein Strahl­reg­ler im In­nern der Misch­bat­te­rie sorgt für ei­nen ge­rin­ge­ren Was­ser­durch­fluss bei glei­chem Druck. So sparst du Was­ser und hof­fent­lich auch et­was Geld.

als ich das las, ka­men mir tex­te in den sinn, die nicht al­lein den ver­kauf von kon­sum­gü­tern dien­ten. zum bei­spiel die­ser von chris­toph drös­ser, der was­ser­spa­ren auf die­sen kur­zen nen­ner bringt:

Je­den Tag nutzt der Durch­schnitts­deut­sche 130 Li­ter Was­ser, die Zahl ist rück­läu­fig und liegt un­ter dem Welt­durch­schnitt. Sie wei­ter zu sen­ken ist öko­lo­gisch nicht be­son­ders sinn­voll.

dif­fe­ren­zier­ter und deut­li­cher wird, eben­falls in der zeit, wird pierre-chris­ti­an fink:

Hans-Jür­gen Leist vom Han­no­ve­ra­ner Um­welt-In­sti­tut Eco­log sagt: »Die Deut­schen neh­men das Was­ser viel zu wich­tig. Sie ver­lei­hen ihm fast eine hei­li­ge Aura.« Und sie spa­ren an je­dem Trop­fen. Das Er­geb­nis: Kaum ein an­de­res In­dus­trie­land ver­braucht pro Kopf so we­nig Was­ser wie Deutsch­land.

Leist fin­det das »ab­surd«. Denn Was­ser ist hier­zu­lan­de im Über­fluss vor­han­den. Die Deut­schen könn­ten mit gu­tem Ge­wis­sen mehr Was­ser ver­brau­chen, fin­det er, und ihre Spar­wut kön­ne der Um­welt so­gar scha­den statt nüt­zen. Ähn­lich sieht das In­grid Cho­rus, Was­ser­ex­per­tin im Um­welt­bun­des­amt : »Was­ser­spa­ren gibt den Ver­brau­chern das Ge­fühl, dass sie der Um­welt et­was Gu­tes tun. Aber wenn man das mal ra­tio­nal be­trach­tet, kommt das da­bei in Deutsch­land nicht her­aus.«

mir ist na­tür­lich klar, dass un­ter­neh­men die kon­sum­gü­ter in deutsch­land ver­kau­fen, ein ge­spal­te­nes ver­hält­nis zum dif­fe­ren­zie­ren ha­ben. die­se un­ter­neh­men has­sen es in ih­rer wer­bung zu dif­fe­ren­zie­ren, schliess­lich geht es ja um den ver­kauf von pro­duk­ten und nicht um ver­brau­cher­infor­ma­ti­on. da ist jede in­for­ma­ti­on oder dif­fe­ren­zie­rung po­ten­zi­ell ge­schäfts­schä­di­gend. des­halb hat die le­bens­mit­tel­in­dus­trie die ein­füh­rung ei­ner le­bens­mit­tel­am­pel ver­hin­dert, des­halb bie­tet ikea ver­brau­chern, wie vor ein paar hun­dert jah­ren beim ab­lass­han­del, ein rei­nes ge­wis­sen, wenn sie was­ser­spa­ren­de ge­rä­te oder misch­bat­te­rie kau­fen. dif­fe­ren­zie­rung wün­schen sich un­ter­neh­men meis­ten nur dann, wenn über sie be­rich­tet wird. da ist es dann plötz­lich wich­tig ganz ge­nau zu un­ter­schei­den und alle mög­li­chen aspek­te zu be­trach­ten, statt grob zu ver­ein­fa­chen.

trotz­dem hat es mich in­ter­es­siert, war­um ikea, das ja gros­sen wert dar­auf legt als un­ter­neh­men das nach­hal­tig und um­welt­scho­nend wirt­schaf­tet wahr­ge­nom­men zu wer­den, in deutsch­land das was­ser­spa­ren pro­pa­giert, ob­wohl es ja be­kannt und re­la­tiv un­strit­tig ist, dass was­ser­spa­ren in deutsch­land „un­sinn“ ist (zi­tat hans-jür­gen leist). ein pres­se­spre­cher von ikea sag­te mir auf mei­ne fra­ge wie sich die un­dif­fe­ren­zier­te pro­pa­gie­rung die­ses öko­lo­gi­schen un­sinns mit ike­as ver­su­chen sich als ein nach­hal­ti­ges un­ter­neh­men dar­zu­stel­len ver­tra­ge, dass ikea „die Her­aus­for­de­run­gen, die auf die Was­ser­ver­sor­ger zu­kom­men und die durch ver­schie­de­ne Ur­sa­chen ent­stan­den sind“ durch­aus be­wusst sei­en:

Je­doch be­trach­ten wir die Tech­nik und Wei­ter­ent­wick­lung von Pro­duk­ten hin zu mehr Ef­fi­zi­enz als po­si­tiv, ein in­ef­fi­zi­en­ter Um­gang mit Was­ser scheint kei­ne lang­fris­ti­ge Lö­sung. Wei­ter­hin geht die Was­ser­nut­zung und das Was­ser spa­ren im Haus­halt häu­fig ein­her mit En­er­gie­ver­brauch bzw. -ein­spa­rung und ist be­trach­tet un­ter die­sem Aspekt eben­falls sinn­voll. Denn we­ni­ger Nut­zung von (Warm-)Was­ser be­deu­tet auch we­ni­ger En­er­gie­ver­brauch. Die Vor­tei­le von ef­fi­zi­en­te­ren Pro­duk­ten und Ge­rä­ten, u.a. zum Was­ser spa­ren, kom­mu­ni­zie­ren wir.

über­setzt heisst das, dass ikea aus prin­zip (ef­fi­zi­enz!) zum was­ser­spa­ren auf­ruft und die lö­sung der pro­ble­me (her­aus­for­de­run­gen!) den was­ser­ver­sor­gern und kom­mu­nen in deutsch­land über­las­sen möch­te. lang­fris­tig soll­ten also die was­ser­ver­sor­gungs- und ab­was­ser­sys­te­me um­ge­baut wer­den, die für die der­zeit aufs was­ser­spa­ren ver­ses­se­nen deut­schen zu gross aus­ge­legt wur­den, weil nur ef­fi­zi­en­ter um­gang mit was­ser eine „lang­fris­ti­ge Lö­sung“ ver­spricht.

ich weiss nicht wer zy­ni­scher ist

  • der pres­se­spre­cher von ikea, der die pro­ble­me die auf die was­ser­ver­sor­ger zu­kom­men ein­fach auf an­de­re ab­wälzt, um kan­ten­freie wer­bung und ef­fi­zi­en­tes image-weiss­wa­schen zu recht­fer­ti­gen
  • oder ich, der so tut als sei ikea die ein­zi­ge or­ga­ni­sa­ti­on die un­sinn ver­brei­tet um sich gleich­zei­tig ein grü­nes image und saf­ti­ge um­sät­ze zu si­chern.

schliess­lich lebt eine gan­ze in­dus­trie da­von, den deut­schen ein­zu­re­den, was­ser­spa­ren sei nach dem gel­ben sack und bio-huhn das dritt­bes­te was man für die ret­tung der welt tun kön­ne, ohne sei­nen le­bens­wan­del gross­ar­tig zu än­dern oder auf den ur­laubs­flug auf die ma­le­di­ven oder nach ka­tar zu ver­zich­ten.

aber: wer an mei­ner tür klin­gelt oder sich mit hil­fe mei­ner be­kann­ten an mei­nen in­ter­nen wer­be­blo­ckern vor­bei­mo­gelt und mich so di­rekt und per­sön­lich an­spricht, muss schon gute ar­gu­men­te ha­ben, wenn er mich von ir­gend­was über­zeu­gen will. und eben da­mit rech­nen, dass ich stin­kig wer­de, wenn ich das ge­fühl habe, dass da je­mand ver­sucht mich zu ver­schau­keln.

ich ver­mu­te das ist ein sträf­lich ver­nach­läs­sig­tes pro­blem beim emp­feh­lungs­mar­ke­ting und ran­wan­zen über so­zia­le netz­wer­ke: wenn das pro­dukt oder die ar­gu­men­te nicht ein­wand­frei sind, kann das mar­ke­ting ruck-zuck nach hin­ten los ge­hen.


was ich wirk­lich scha­de fin­de: zwei fra­gen hat mir der pres­se­spre­cher nicht be­ant­wor­tet:

die eine war, dass mir auf­fiel, dass ikea kun­den auf der gan­zen web­sei­te (und dem ka­ta­log) duzt, jour­na­lis­ten aber nicht. wahr­schein­lich ist der glei­che grund, war­um ei­nen nie­mand in den ikea-lä­den in deutsch­land duzt: man traut sich das ein­fach nicht.

die an­de­re fra­ge hät­te ich wahr­schein­lich auch igno­riert: die nach­hal­tig­keits­sei­te von ikea ist auf­fäl­li­ger­wei­se mit eine eng­li­schen, spre­chen­den URL aus­ge­stat­tet. tat­säch­lich scheint sie glo­bal iden­tisch zu sein. so­wohl die ame­ri­ka­ni­sche, die ita­lie­ni­sche, por­tu­gi­si­sche und so­gar die ja­pa­ni­sche und sau­di­ara­bi­sche va­ri­an­te schei­nen text­lich, bis hin zu den bil­dern, in­halts­gleich zu sein. da be­ant­wor­tet sich die­se fra­ge wahr­schein­lich von selbst:

Dür­fen Sie mög­li­cher­wei­se die Tex­te die Ih­nen vom glo­ba­len Mar­ke­ting vor­ge­legt wer­den, gar nicht für das je­wei­li­ge Land an­pas­sen, son­dern nur über­set­zen?

das prin­zip ef­fi­zi­enz scheint ikea un­ter kei­nen um­stän­den zu op­fern be­reit zu sein. selbst wenn das be­deu­tet, dass man hier und da un­sinn kom­mu­ni­ziert.

[bild­idee: ga­ping­vo­id]


de­mut

felix schwenzel

ich mag das wort de­mut. die bei­fah­re­rin hasst es. das kann na­tür­lich auch an un­ter­schied­li­chen in­ter­pre­ta­tio­nen der be­deu­tung lie­gen. für mich spielt der be­deu­tungs­aspekt der un­ter­wür­fig­keit we­ni­ger eine rol­le, als die be­schei­den­heit. und zwar nicht be­schei­den­heit im sin­ne von un­der­state­ment, son­dern im sin­ne ei­nes ein­ge­ständ­nis­ses der ei­ge­nen fehl­bar­keit. des­halb sehe ich de­mut nicht nur als hüb­sches wort, son­dern vor al­lem als eine hal­tung, die den aus­tausch und die kom­mu­ni­ka­ti­on mit an­de­ren men­schen er­leich­tert, aber auch den um­gang mit und das ver­ständ­nis der welt.

vor ei­ner wei­le schrieb ich mal:

wahr­heit ist im­mer ein kom­pro­miss.

das ist na­tür­lich ein po­ten­zi­ell sehr miss­ver­ständ­li­cher satz, zu­mal ich mein zi­tat völ­lig aus dem zu­sam­men­hang ge­ris­sen habe. auf face­book ver­such­te ich den satz auf nach­fra­ge von cars­ten her­ken­hoff et­was zu prä­zi­sie­ren und sag­te, dass es na­tür­lich wahr­heit gebe, sie uns men­schen aber nicht voll­um­fäng­lich zu­gäng­lich sei. cars­ten her­ken­hoff wies dar­auf hin, dass man wahr­heit na­tür­lich im­mer an der mensch­li­chen er­kennt­nis­fä­hig­keit aus­rich­tet und nicht an din­gen die sich der mensch­li­chen er­kennt­nis­fä­hig­keit ent­zie­hen. man kön­ne also durch­aus wahr­hei­ten fes­te­stel­len oder die rich­tig­keit von theo­rien prü­fen. cars­ten her­ken­hoff hat da si­cher­lich recht und die dis­kus­si­on um den be­griff der wahr­heit und zu­min­dest mein um­gang mit spra­che ist al­les an­de­re als prä­zi­se. aber in der sa­che ging es mir dar­um, so­ge­nann­ten wahr­hei­ten im­mer dif­fe­ren­ziert, skep­tisch und mit de­mut zu be­geg­nen. denn ich bin über­zeugt da­von, dass men­schen, die glau­ben im be­sitz der wahr­heit zu sein, die welt zur höl­le ma­chen.

je­den­falls dach­te ich an das, was ich im vor­he­ri­gen ab­satz schrob, als ich die­sen ar­ti­kel über de­mut von wolf­gang lü­nen­bür­ger-rei­den­bach heu­te früh las.

Manch­mal fra­ge ich mich dann […] wo­her sonst die Vor­stel­lung kom­men mag, das Le­ben, die Ge­sell­schaft, das Netz, die Po­li­tik oder was auch im­mer durch­pla­nen zu kön­nen. Ob es wirk­lich und ernst­haft Men­schen ge­ben kann die sich nicht nur ein­zu­re­den ver­su­chen […], sie könn­ten die Zu­kunft ver­trag­lich re­geln oder die Funk­ti­ons­wei­se von ir­gend­was mit Men­schen oder der Na­tur mit­hil­fe von Ge­setz­mä­ßig­kei­ten er­klä­ren und vor­her­sa­gen.

Wit­zi­ger­wei­se habe ich noch nie eine Na­tur­wis­sen­schaft­le­rin ge­trof­fen, die das Kon­zept "Na­tur­ge­setz" für ih­ren Ex­per­ti­se­be­reich für exis­tent ge­hal­ten hät­te. Son­dern al­len­falls für eine Nä­he­rung, die so lan­ge plau­si­bel ist, bis sie wi­der­legt wird.

mir ge­fällt die idee, de­mut als eine art ein­ge­ständ­nis zu se­hen, dass wir fehl­bar und gröss­ten­teils macht­los sind, ohne da­durch un­ter­wür­fig oder trüb­se­lig zu wer­den. im ge­gen­teil; das ein­ge­ständ­nis von fehl­bar­keit be­deu­tet kei­nes­falls, dass man nicht fel­sen­fest von et­was über­zeugt sein kann. so­lan­ge man die­se über­zeu­gung, wie ein gu­ter wis­sen­schaft­ler, als hy­po­the­se be­trach­tet, die durch neue fak­ten, an­de­re blick­win­kel oder per­spek­ti­ven neu eva­lu­iert oder for­mu­liert wer­den muss. spas­ses­hal­ber habe ich mei­ne aver­si­on ge­gen be­stimm­te men­schen im­mer als prak­ti­sche tem­po­rä­re vor­ur­tei­le an­ge­se­hen. ich bin der fes­ten über­zeu­gung, dass vie­le von den men­schen die ich als arsch­lö­cher wahr­neh­me auch wirk­lich arsch­lö­cher sind. aber ich bin je­der­zeit be­reit die per­spek­ti­ve zu wech­seln, oder neue er­kennt­nis­se in ein neu­es tem­po­rä­res vor­ur­teil ein­zu­ar­bei­ten. vie­le leu­te die ich frü­her mal als arsch­lö­cher be­zeich­net habe, sind jetzt bes­te freun­de.

ge­n­au­ge­se­hen sind alle un­se­re ur­tei­le vor­ur­tei­le. wir kön­nen ver­su­chen un­se­re ur­tei­le auf eine mög­lichst brei­te ba­sis zu stel­len, aber nie­mals aus­schlies­sen, dass wir et­was über­se­hen oder ver­ges­sen ha­ben. das ein­zu­ge­ste­hen sehe ich üb­ri­gens als ei­nen der we­ni­gen er­folg­rei­chen schrit­te, die ich in rich­tung er­wach­sen­wer­den un­ter­nom­men habe. die meis­ten kin­der sind un­er­träg­li­che klug­scheis­ser. zu­min­dest ich war das. al­les was ich von ei­ner per­son, der ich gröss­te au­to­ri­tät zu­ge­stand, auf­schnapp­te, war für mich die wahr­heit. eine wahr­heit die ve­he­ment ge­gen an­ders­lau­ten­de be­haup­tun­gen ver­tei­digt wer­den muss­te.

de­mut muss man ler­nen. sie ist ein er­kennt­nis­pro­zess und nichts schwer­mü­ti­ges oder trüb­sin­ni­ges. und: das ein­ge­stän­dis von fehl­bar­keit und macht­lo­sig­keit, kann ei­nem durch­aus si­cher­heit ge­ben.

was ich aber ei­gent­lich sa­gen woll­te: ich freue mich, dass ein theo­lo­ge und über­zeug­ter kirch­gän­ger wie wolf­gang lü­nen­bür­ger auf die glei­chen er­kennt­nis­se wie ein über­zeug­ter athe­ist kom­men kann und dass ich als athe­ist, die glei­chen sinn­sprü­che über­zeu­gend und be­deu­tend fin­den kann, wie ein theo­lo­ge. wolf­gang lü­nen­bür­ger zi­tiert am ende sei­nes ar­ti­kels den theo­lo­gen karl barth:

Die ein­zig mög­li­che Ant­wort auf die wirk­lich ge­won­ne­ne Ein­sicht in die Ver­geb­lich­keit al­les mensch­li­chen Wer­kes ist, sich frisch an die Ar­beit zu ma­chen.

wun­der­bar!

[bild: ent­wurf für das denk­mal für de­mut zur deut­schen ein­heit von ste­phan bal­ken­hol: „der knie­en­de“, © bun­des­amt für bau­we­sen und raum­ord­nung]


ket­ten-fra­ge­bo­gen

felix schwenzel

floyd cel­lu­loyd hat mir ein paar fra­gen ge­stellt und ich be­ant­wor­te auch gleich ein paar fra­gen mit, die er be­ant­wor­tet hat und die er mir gar nicht ge­stellt hat. aus­ser­dem bre­che ich die ket­te hier­mit, in­dem ich nie­man­dem neue fra­ge stel­le. das kön­nen an­de­re bes­ser.

Auf ei­ner Ska­la von 1 – 10 wie Schei­ße fin­dest Du Stöck­chen und war­um?
den na­men fin­de ich scheis­se. stöck­chen. das hört sich min­des­tens ge­nau­so doof an wie blog­pa­ra­de. war­um be­nennt man so­was nicht als das was es ist? ein back­link-ge­ne­ra­tor oder goog­le-saf­ter oder ket­ten­fra­ge­bo­gen. oder ein­fach fra­ge­bo­gen?

War­um bloggst du? Könn­test du dei­ne Zeit nicht sinn­vol­ler nut­zen?
nein. für mich ist blog­gen eine art ver­dau­ung. und dar­auf möch­te ich nicht ver­zich­ten, weil ich dann ver­stop­fung be­kä­me. ich ver­ste­he din­ge bes­ser, wenn ich über sie schrei­be, sie kom­men­tie­re oder um sie strei­te. ich strei­te sehr gern und auch wenn es nicht im­mer so aus­sieht, ich ler­ne sehr viel da­durch. mei­ne mei­nung ist wan­del­ba­rer und durch ge­gen­ar­gu­men­te form­ba­rer als man den­ken mag, wenn man mich liest. oder an­ders aus­ge­drückt, es gibt nichts in­ter­es­san­te­res, als leu­te da­bei zu be­ob­ach­ten, wie sie auf kri­tik re­agie­ren. und ich be­ob­ach­te mich auch ger­ne selbst da­bei.

But­ter bei die Fi­sche, wel­ches Blog ist so rich­tig schlimm?! Und war­um ist es okay das in­ner­halb die­ses Stöck­chen Fra­ge­bo­gens zu ver­kün­den?
ich fin­de pau­schal­kri­tik doof. auch wenn man ein mus­ter er­ken­nen kann, soll­te kri­tik im­mer kon­kret sein. meis­tens fin­de ich auch kei­ne blogs doof, son­dern die leu­te die sie schrei­ben. oder ge­nau­er, ich fin­de manch­mal sa­chen doof, die leu­te schrei­ben. meis­tens sage ich das dann auch. und ich ver­su­che das auch bei men­schen zu tun, die ich ger­ne mag: öf­fent­lich sa­gen was man doof fin­det und war­um.

Wel­cher Ar­ti­kel aus an­de­ren Blogs ist dir spon­tan im Kopf ge­blie­ben?
ge­nau­so wie es mir un­mög­lich ist mein lieb­lings­blog zu be­nen­nen, ist es mir un­mög­lich ein­zel­ne ar­ti­kel her­aus­zu­pi­cken. mir ist aber auf­ge­fal­len, dass ich bei­spiels­wei­se von kath­rin pas­sig noch nie et­was lang­wei­li­ges ge­le­sen habe. im­mer nur zu kur­zes. ich er­in­ne­re mich al­ler­dings an eine ge­schich­te bei don dah­l­mann die mich da­mals, vor fast 10 jah­ren, tief be­ein­druckt hat und die hal­be fa­mi­lie zum wei­nen ge­bracht hat, als ich sie beim abend­brot vor­ge­le­sen habe. eben­so blie­ben mir ei­ni­ge ar­ti­kel von brain­f­arts.de im ge­däch­nis. das blog gibt es aber lei­der seit 2007 nicht mehr.

Dein ab­so­lu­ter Lieb­lings-Ar­ti­kel in dei­nem Blog?
ich mag man­che mei­ner wit­ze ganz ger­ne: den oder den zum bei­spiel.

Wel­chem Blog wird aus dei­ner Sicht zu we­nig Auf­merk­sam­keit ge­schenkt?
sa­scha lo­bos blog. dem wird von sa­scha lobo zu we­nig auf­merk­sam­keit ge­schenkt.

Stel­le dir vor, du müss­test über ein tief­grün­di­ges The­ma schrei­ben. Wor­über schreibst du?
gar nicht. ich be­wun­de­re an ei­ni­gen au­toren die fä­hig­keit, über schein­bar pro­fa­ne din­ge zu schrei­ben und da­bei tief­grün­dig zu wer­den. bes­tes bei­spiel da­für ist da­vid fos­ter wal­lace, der über so­et­was pro­fa­nes wie eine kreuz­fahrt, ein un­ge­heu­er tief­grün­di­ges buch schrob. ich hof­fe, dass ich das manch­mal auch an­satz­wei­se schaf­fe: über pro­fa­nes ein biss­chen tief­grün­dig zu schrei­ben.

Freund­schaft. Hast du mehr Freun­de im In­ter­net, oder in dei­nem Zim­mer ne­ben dir?
ich fürch­te ich ver­ste­he die fra­ge nicht. ne­ben mir sitzt ge­ra­de nie­mand. ich den­ke aber, dass ich vie­le freun­de habe. man­che da­von habe ich auch im in­ter­net ken­nen­ge­lernt.

Ganz ehr­lich und un­ter uns: wie oft checkst du die Sta­tis­tik dei­nes Blogs? (falls du eine hast)
vier bis fünf­mal täg­lich. vor al­lem um zu se­hen ob ich mehr be­su­cher habe als üb­lich und wenn ja, wo sie her­kom­men. ganz ein­fach weil ich es mit­be­kom­men möch­te, wenn sich je­mand die mühe macht, auf et­was das ich ge­schrie­ben habe, zu re­agie­ren.

Klar ge­kenn­zeich­ne­te Wer­bung in an­de­ren Blogs? Ja oder nein?
schwie­ri­ge fra­ge. grund­sätz­lich ja. war­um auch nicht? aber die do­sis macht das gift.

Ver­hältst du dich manch­mal noch wie ein Kind? Wenn ja, in wel­cher Si­tua­ti­on?
stän­dig. ich sehe mir bei­spiels­wei­se re­gel­mäs­sig die sen­dung mit der maus an. das ma­che ich ei­ner­seits, weil die din­ge die dort ge­zeigt wer­den manch­mal wirk­lich in­ter­es­sant sind, aber auch, weil ich die di­dak­tik, die er­zähl­s­truck­tur fas­zi­nie­rend fin­de. oder an­ders ge­sagt, ich fin­de es fas­zi­nie­rend, an­de­ren leu­ten da­bei zu­zu­se­hen kom­pli­zier­te din­ge, die ich mög­li­cher­wei­se schon ken­ne, all­ge­mein­ver­ständ­lich zu er­klä­ren. aus­ser­dem hal­te ich mich für ziem­lich neu­gie­rig und ver­su­che stän­dig neue sa­chen zu ler­nen. das ge­lingt mir lei­der oft ge­nau­so schlecht, wie es mir als kind ge­lun­gen ist. aber neu­gier ist glau­be ich die wich­tigs­te kind­li­che ei­gen­schaft, die sich je­der mensch bis ans le­bens­en­de be­wah­ren soll­te.

Was macht dich als Mensch lie­bens­wert und wert­voll?
das zu be­ur­tei­len über­las­se ich ger­ne an­de­ren. ich hal­te mich al­ler­dings für re­la­tiv gleich­mü­tig und un­auf­ge­regt, was durch­aus man­che dazu ver­an­las­sen kann, mich zu has­sen.


wer­bung vs. wirk­lich­keit

felix schwenzel

frü­her dach­te ich im­mer, wer­bung und wirk­lich­keit ha­ben nichts mit­ein­an­der zu tun. das hipps­ter­tum und in­sta­gram ha­ben das al­les ver­än­dert.

(h und m und le­an­der wat­tig)


pi­xelix

felix schwenzel

als kind war ich eher pi­xelig. (i pi­xel u /kott­ke)


jcvd ge­flat­tert

felix schwenzel

nach­dem die bei­fah­re­rin heu­te in mei­nen links das jean-clau­de-van-dam­me-LKW-wer­be­film­chen ge­se­hen hat, hat sie den wi­ki­pe­dia-ein­trag von jean clau­de van dam­me ge­le­sen und dem rest der fa­mi­lie münd­lich zu­sam­men­ge­fasst. ich hab den wi­ki­pe­dia-ein­trag dann auch kom­plett ge­le­sen. dort wird der van-dam­me-film jcvd (trai­ler) in al­len mög­li­chen tö­nen ge­lobt:

2008 er­schien der Film JCVD, mit wel­chem Van Dam­me, zu­min­dest in ei­ni­gen Län­dern, wie­der den Sprung in die Ki­nos schaff­te. In die­ser Tra­gi­ko­mö­die spielt er sich selbst als ge­al­ter­ten und des­il­lu­sio­nier­ten Ac­tion­star mit vie­len Pro­ble­men. Kri­ti­ker lob­ten die­sen Film, die kri­ti­sche Selbst­re­fle­xi­on und die schau­spie­le­ri­sche Leis­tung Van Dam­mes und ei­ni­ge se­hen dar­in sei­nen bis­lang bes­ten Film.

die bei­fah­re­rin und ich ha­ben uns dann ent­schie­den, den film heu­te abend an­zu­se­hen. im deut­schen itu­nes-store kann man den film kau­fen (€5,99) und lei­hen (€2,99). aber dort ist er le­dig­lich deutsch syn­chro­ni­siert zu ha­ben. im us-ame­ri­ka­ni­schen itu­nes-store ist der film für $9,99 zu kau­fen, aber nicht zu lei­hen. lo­gisch und nach­voll­zieh­bar ist das nicht. war­um be­kommt man es im deut­schen itu­nes-store nicht hin, min­des­tens den lie­fer­um­fang ei­ner pi­se­li­gen DVD ab­zu­lie­fern?

ich fin­de das ja wirk­lich gross­ar­tig, nicht mehr zwei­mal zur DVDhek lau­fen zu müs­sen, ein­mal um den film aus­zu­lei­hen, wenn er über­haupt vor­rä­tig ist, und um ihn da­nach wie­der ab­zu­ge­ben. den film ein­fach per knopf­druck per ap­ple-tv auf un­se­ren schlaf­zim­mer fern­se­her zu bea­men ist schon gran­di­os. aber dass ich mich für eine nicht von syn­chron­spre­chern ver­hunz­te ver­si­on im­mer noch in den ame­ri­ka­ni­schen itu­nes-store schlei­chen muss, ist är­ger­lich.

was ich aber ei­gent­lich sa­gen woll­te: ich habe jean clau­de van dam­me heu­te über den ame­ri­ka­ni­schen itu­nes-store mit un­ge­fähr 7 euro 50 ge­flat­tert. fühlt sich gut an. jetzt muss nur noch der film nicht scheis­se sein.


[nach­trag 23:00 uhr]
ei­gen­ar­ti­ger film, der mir rea­li­tät und fik­ti­on et­was zu kon­fus ver­mischt. aus­ser­dem lag über dem film ein 30er-jah­re-se­pia-fil­ter und ein 90er-jah­re-mtv-wa­ckel­ef­fekt, der den kon­sum des films et­was er­schwer­te. jean clau­de van dam­me ge­bührt aber re­spekt wie scho­nungs­los am bo­den er sich und sein le­ben dar­stellt. weil fik­ti­on und rea­li­tät aber so kru­de ver­mischt sind, weiss ich nach dem film nicht, was der film mir mit auf den wei­te­ren weg ge­ben will: ei­nen jean clau­de van dam­me, der sein le­ben und sein kar­rie­re scho­nungs­los of­fen dar­stellt, oder ei­nen, der sein le­ben kal­ku­liert in­sze­niert und sich über die dep­pen amü­siert, die den film als ka­thar­si­sche bi­lanz sei­nes le­bens ver­ste­hen.

wenn man aber kei­ne angst hat sich zum dep­pen zu ma­chen, ist der film gar nicht mal so schlecht. und egal wie man den film ver­ste­hen will, van dam­me ist kein schlech­ter schau­spie­ler. oder ge­nau­er, kein schlech­ter van dam­me dar­stel­ler — so wie die ganz gros­sen hol­ly­wood-schau­spie­ler fast aus­nahm­los gute hol­ly­wood-schau­spie­ler-dar­stel­ler sind. aus­ser viel­leicht dus­tin hoff­man, der im­mer eine art rain man dar­stellt.


lie­ber franz jo­sef wag­ner,

felix schwenzel

darf ich ih­nen er­klä­ren, war­um sie nie für eine an­de­re zei­tung als die bild zei­tung schrei­ben wer­den.

sie schrei­ben nie für eine an­de­re zei­tung, weil wir zur schu­le ge­gan­gen sind. bil­dung hat uns vom blin­den ver­trau­en in ob­rig­keit be­freit.

ja, viel­leicht sind sie der gos­sen-goe­the des bou­le­vards, der ham­pel­mann von diek­mann und döpf­ner.

aber ich lie­be dif­fe­ren­zie­rung.

die zwi­schen­tö­ne.

die so­pra­nos.

mel gib­son in flet­chers vi­sio­nen. gene hack­man in ab­so­lu­te power.

ich ent­schei­de mich im­mer für das ge­naue hin­se­hen. wahr­heit ist im­mer ein kom­pro­miss.

zwei­fel ist mir lie­ber als glau­ben. men­schen, die glau­ben im be­sitz der wahr­heit zu sein, ma­chen die welt zur höl­le.

wie schön wäre es, wenn der ko­lum­nist die zwei­fel die ihn pla­gen, nicht mehr hin­ter ei­ner mau­er aus ideo­lo­gie und un­ter­tä­nig­keit ver­ste­cken müss­te. dann könn­te er auch für an­de­re schrei­ben.

herz­lichst,

ihr
fe­lix schwen­zel

jetzt kön­nen Sie fe­lix schwen­zel auch eine e-mail schrei­ben: ix@wir­res.net
p.s.: sind sie bei face­book? wer­den sie fan von fe­lix schwen­zel!


sie­he auch franz jo­sef wag­ners brief an ed­ward snow­den.


auf­re­gen → re­kla­mie­ren

felix schwenzel


part­ner

felix schwenzel

da ich teil­neh­mer am ama­zon af­fi­lia­te-pro­gramm bin, be­kom­me ich hin und wie­der post von ama­zon, in der ich auf part­ner­netz-ak­tio­nen hin­ge­wei­sen wer­de. vor ei­ner wei­le be­kam ich eine mail, in der mir eine re­la­tiv gute ver­gü­tung für part­ner­links zu neu­en kind­le-mo­del­len an­ge­bo­ten wur­de. ama­zon part­ner­links funk­tio­nie­ren, so­weit ich das ver­stan­den habe, wie folgt: man linkt auf ein pro­dukt bei ama­zon.de und hängt sei­ne part­ner-id an den link. ama­zon ge­ne­riert ei­nem, wenn man möch­te, auch sol­che links, da­mit man hin­ter­her ge­nau aus­wer­ten kann, wel­che „kam­pa­gnen“ oder wel­che links die meis­ten ver­käu­fe ge­ne­riert ha­ben.

die­se links ge­ne­rie­ren ein­nah­men, wenn sie je­mand klickt und auf ama­zon.de et­was kauft. das funk­tio­niert 24 stun­den lang oder so­lan­ge, bis der­je­ni­ge der den wer­be­link ge­klickt hat, ei­nen an­de­ren wer­be­link mit ama­zon-part­ner-id ge­klickt hat. dann be­kommt der zu­letzt ge­klick­te part­ner die ein­nah­men. der letz­te link, oder wie der pro­fi das sagt, der letz­te coo­kie, zählt. wich­tig ist: für den käu­fer ist der ar­ti­kel gleich teu­er — egal ob über ei­nen part­ner­link ge­kauft wird oder ob man ein­fach so auf die ama­zon-sei­te geht. ama­zon knappst die wer­be­prä­mie, die bei un­ge­fähr 5 pro­zent liegt (va­riert je nach pro­dukt oder um­satz den man ge­ne­riert), vom eig­nen um­satz ab.

ich habe frü­her hin und wie­der sol­che ei­nen part­ner­links in blog­ar­ti­keln be­nutzt, nur war mir das ir­gend­wann zu doof, links in blog­ar­ti­keln zu ha­ben, die ei­nen vor- oder nach­ge­stell­ten [wer­be­link]-hin­weis ha­ben. vor zwei mo­na­ten habe ich das zum ers­ten mal seit jah­ren wie­der ge­macht, weil ich mir dach­te, dass das pro­dukt über ich schrei­be von vie­len leu­ten ge­sucht wer­den wird und so ei­ni­ge be­su­cher von goog­le an­spü­len wird. mei­ne rech­nung ging auf, seit zwei mo­na­ten kli­cken und kau­fen re­gel­mäs­sig leu­te sa­chen über den ama­zon-link in dem ar­ti­kel. zu­letzt wur­de über die­sen link so­gar ein blau­er, im dun­keln leuch­ten­der und bat­te­rei­ebe­trie­be­ner butt-plug ge­kauft.

nach­dem ich die mach-doch-mal-wer­bung-für-den-kind­le-mail von ama­zon be­kom­men habe, sah ich in mei­nen time­lines auf twit­ter und face­book plötz­lich lau­ter wer­be­trei­ben­de. an vor­ders­ter front — na­tür­lich — nico lum­ma, gleich mit zwei re­kla­met­weets (eins und zwei):

der ein­fa­che Kind­le für €25 - ein pri­ma Schnäpp­chen! ama­zon.de/gp/pro­duct/B00…

Nico Lum­ma (@Nico15.10.2013 14:46

kon­stan­tin wink­ler, der als mo­de­ra­tor bei @SPORT1fm und so­cial me­dia ma­na­ger ar­bei­tet war auf sei­nem „pri­va­ten ac­count“ auch fleis­sig (eins und zwei), nilz hit­ze, dirk ol­bertz, jens blond, alle war­ben für den kind­le ohne ei­nen hin­weis, dass ihre tweets wer­bung sind und sie bei ei­nem kauf eine fi­nan­zi­el­le ver­gü­tung be­kom­men wür­den. dass es auch an­ders geht zeig­te mar­kus an­ger­mei­er (@kos­mar):

son’ nor­ma­les kind­le kos­tet jetzt ja schon we­ni­ger als ein teu­res buch link.to.it/1cr11cz #an­zei­ge

Mar­kus An­ger­mei­er (@kos­mar08.10.2013 13:48

auch auf sei­ner web­sei­te weist mar­kus an­ger­mei­er dar­auf hin, dass er an af­fi­lia­te pro­gram­men teil­nimmt:

Ei­ni­ge Links füh­ren zu Ama­zon, iTu­nes oder an­de­ren Händ­lern oder Dienst­leis­tern. Da­bei han­delt es sich zum Teil um so­ge­nann­te Af­fi­lia­te-Links. Dies be­deu­tet, dass mir ein ge­rin­ger Teil Ih­res even­tu­el­len Ein­kaufs­wer­tes als Pro­vi­si­on gut­ge­schrie­ben wird. Ich er­fah­re da­bei auch teil­wei­se wel­che Ar­ti­kel ge­kauft wur­den, je­doch nicht von wem.

das macht al­ler­dings auch nico lum­ma, so­wohl in sei­nem im­pres­sum als auch mit ei­nem wid­get von sei­nem af­fi­lia­te-dienst­leis­ter yieldkit, dass eine of­fen­le­gungs­sei­te für sei­ne pro­gramm-teil­neh­men be­reit­stellt.

na und?
wenn mir leu­te de­nen ich auf twit­ter oder face­book fol­ge oder die ich per­sön­lich ken­ne wer­bung vor den latz knal­len, ohne dazu zu sa­gen, dass sie wer­bung be­trei­ben dann fühl ich mich ver­arscht. das reicht dann manch­mal schon, um ei­nen blog­ar­ti­kel zu schrei­ben.


be­vor ich die­sen ar­ti­kel schrieb, habe ich auf face­book ge­fragt, war­um man­che blog­ger oder twit­te­rer hin und wie­der ama­zon-links mit ih­rer part­ner-id ver­öf­fent­li­chen, ohne die­se als wer­bung zu kenn­zeich­nen. der grund­te­nor der ant­wor­ten war, wie ich ver­mu­tet habe, vor al­lem faul­heit: „och, zu um­ständ­lich“ oder „stimmt, die zu kenn­zeich­nen wäre bes­ser“. jörg kan­tel hat mei­ne fra­ge gleich zum an­lass ge­nom­men das für künf­ti­ge links zu än­dern. vie­le wie­sen dar­auf hin dass sie in der re­gel kenn­zeich­nen und anne schüß­ler schrieb: „Manch­mal kenn­zeich­ne ich, manch­mal nicht. Wenn nicht, dann aus rei­ner Faul­heit […].“ eine „nicht blog­gen­de Ama­zon­kun­din“ gab zu, dass sie den funk­ti­ons­me­cha­nis­mus gar nicht kennt und nicht wuss­te, dass, wenn man bei­spiels­wei­se ei­nen buch­link zu ama­zon ge­langt, auch an­de­re ein­käu­fe bei ama­zon (auch von dritt­an­bie­tern) dem ur­sprüng­li­chen part­ner zu­gu­te kom­men.

ei­ni­gen war die kenn­zeich­nung die­ser wer­be­links schnup­pe, weil sie den ama­zon­kun­den ja nichts kos­ten wür­den oder weil das doch eh je­der wis­se, dass vie­le blog­ger sol­che links ver­wen­den um ein klei­nes zu­brot zu ver­die­nen. oder ma­rio six­tus, der schrieb:

Wenn ein Blog­ger sei­nen Le­sern ein Buch emp­fiehlt oder Mu­sik, oder ein tech­ni­sches Schnick­schnack-Dings, dann gehe ich da­von aus, dass er das tut, weil er die­ses Buch, Mu­sik, Schnick­schnack toll fin­det. Wenn er dann auf Ama­zon linkt, wo ich das Dings be­stel­len kann, dann ist es mir egal, ob der Blog­ger dar­an et­was ver­dient oder nicht.

das funk­tio­niert si­cher­lich bei vie­len blogs die man im lau­fe der zeit ken­nen­ge­lernt hat und zu de­ren au­toren man ein ge­wis­ses ver­trau­en auf­ge­baut hat. so bin ich mir bei­spiels­wei­se sehr, sehr si­cher, dass anke grö­ner wirk­lich nur bü­cher ver­linkt und emp­fiehlt, die sie toll fin­det (anke grö­ner be­nutzt manch­mal eine part­ner-id, kenn­zeich­net die­se aber nicht ge­son­dert), ge­nau wie isa­bel bog­dan (linkt zu ama­zon, aber so­weit ich sehe ohne part­ner-id). ma­xi­mi­li­an bud­den­bohm kenn­zeich­net sei­ne ama­zon-part­ner-links nicht, ver­linkt aber eh nur sei­ne ei­ge­nen bü­cher in der sei­ten­leis­te und be­nutzt die part­ner-id „nicht mehr“ in ar­ti­keln. sei­ne ei­ge­nen bü­cher ver­linkt auch thi­lo baum, der mir erst­mals wäh­rend ei­ner wort­mel­dung auf der re­pu­bli­ca auf­fiel, in der er dar­auf hin­wies wie wich­tig es für blog­ger sei, sich an die vor­schrif­ten des te­le­me­di­en­ge­set­zes zu hal­ten. auf eine kenn­zeich­nung von ama­zon-part­ner­links als wer­bung ver­zich­tet er aber aus nicht er­sicht­li­chen grün­den. viel­leicht steht dazu nichts im te­le­me­di­en­ge­setz. chris­toph koch passt bü­cher-links in den gast­bei­trä­gen der „mein me­di­en-menü“-ka­te­go­rie an, da­mit sie sei­ne ama­zon part­ner-id tra­gen. die links selbst kenn­zeich­net er nicht, aber in sei­nem im­pres­sum steht ein hin­weis auf die teil­nah­me am ama­zon part­ner-pro­gramm.

wit­zi­ger­wei­se ist ge­nau das eine der vorraus­set­zun­gen für die teil­nah­me am ama­zon-part­ner­pro­gram: ama­zon ver­langt von teil­neh­mern an sei­nem part­ner­pro­gramm, dass sie auf ih­rer web­sei­te „deut­lich les­bar“ fol­gen­des an­ge­ben „müs­sen“:

„[Bit­te fü­gen Sie hier Ih­ren Na­men ein] ist Teil­neh­mer des Part­ner­pro­gramms von Ama­zon EU, das zur Be­reit­stel­lung ei­nes Me­di­ums für Web­sites kon­zi­piert wur­de, mit­tels des­sen durch die Plat­zie­rung von Wer­be­an­zei­gen und Links zu [bit­te fü­gen Sie hier den zu­tref­fen­den Na­men der Web­site ein (Ama­zon.co.uk / Ja­va­ri.co.uk / Lo­cal.Ama­zon.co.uk / Ama­zon.de / Ja­va­ri.de / de.Buy­VIP.com / Ama­zon.fr / Ja­va­ri.fr / Ama­zon.it / it.Buy­VIP.com / Ama­zon.es / es.Buy­VIP.com )] Wer­be­kos­ten­er­stat­tung ver­dient wer­den kann.“

wie ge­sagt, ei­ni­ge teil­neh­mer an die­sem part­ner­pro­gramm ma­chen das.
moey­skit­chen.com, mo­bi­le­ge­eks.de, das upload-ma­ga­zin.de. man­che, wie spree­blick.de, netz­wer­tig.com, kenn­zeich­nen die links als wer­be- oder part­ner­links, ha­ben aber den hin­weis weg­ge­las­sen oder selbst for­mu­liert. tho­mas knü­wer legt auf go­to­rio zwar gros­sen wert dar­auf ex­tra dar­auf hin­zu­wei­sen, dass er und sei­ne ko­au­to­ren nicht käuf­lich sind („Rei­sen, Re­stau­rant­be­su­che, Shop­ping­tou­ren sind selbst be­zahlt - denn wir sind nicht käuf­lich.“), ver­zich­tet aber dar­auf, die fleis­sig ein­ge­setz­ten af­fi­lia­te-links als ein­nah­me­quel­le an­zu­ge­ben oder als wer­bung zu kenn­zeich­nen.

nicht ver­ges­sen soll­te man leu­te wie ca­schy, die zwar ein gut­ge­hen­des gad­get-blog ha­ben, aber voll­kom­men auf af­fi­lia­te-links ver­zich­ten (bei­spiel). [sie­he]

ein an­de­res pro­blem könn­te sein, dass pri­va­te blogs, die sol­che ama­zon-part­ner­links ver­wen­den als ge­werb­lich (und eben nicht mehr pri­vat) an­ge­se­hen wer­den müs­sen. ama­zon macht ge­nau das zur vor­aus­set­zung zur teil­nah­me am part­ner­pro­gramm:

Auf­grund von gel­ten­den Preis­vor­schrif­ten für Bü­cher dür­fen sich nur ge­werb­li­che Un­ter­neh­men an­mel­den, um für die deut­sche Ama­zon-Web­site zu wer­ben.


das mag jetzt al­les ziem­lich erb­sen­zäh­le­risch klin­gen, ist aber nicht so ge­meint. von mir aus kann je­der sei­ne twit­ter-ac­count oder sein blog mit wer­bung voll­knal­len wie er oder sie es will — aber ohne ei­nen hin­weis auf die na­tur der sa­che fühlt sich das dem le­ser (oder fol­lower oder face­book­freund) ge­gen­über ziem­lich re­spekt­los an. das for­mal­ju­ris­ti­sche, ob im im­pres­sum eine zau­ber­for­mel aus den ama­zon-part­ner­pro­gramm-teil­nah­me­be­din­gun­gen steht oder ob die da­ten­schutz­er­klä­rung ei­ner web­site der prü­fung ei­nes ju­ris­ten stand­hält ist mir herz­lich egal (mei­ne ei­ge­ne da­ten­schutz­er­klä­rung weist gros­se ju­ris­ti­sche lü­cken auf und die ama­zon part­ner­netz zau­ber­for­mel habe ich auch erst seit ei­ner wo­che im im­pres­sum). mir gehts eher um die hal­tung: was ich weiss, soll­te der le­ser auch wis­sen.

und ei­gent­lich ist das auch das ein­zi­ge was mich an feh­len­der kenn­zeich­nung von wer­bung stört: die man­geln­de trans­pa­renz, oder ge­nau­er, dass die mög­lich­keit be­steht, das weg­las­sen ei­ner nicht ganz un­re­le­van­ten in­for­ma­ti­on po­ten­zi­ell als ver­such­te täu­schung miss­ver­stan­den wer­den kann.

kurz ge­sagt: war­um soll­te ich als blog­ger et­was tun, das mög­li­cher­wei­se das ver­trau­en mei­ner le­ser in mich zer­stört oder trübt? ehr­lich­ge­sagt bin ich da auch et­was über­emp­find­lich, ich re­agie­re so­gar auf april­scher­ze emp­find­lich, weil ich es grund­sätz­lich nicht so irre lus­tig fin­de, an­de­re zu täu­schen oder zu be­lü­gen. aber das ist ein an­de­res the­ma.


mar­kus bert­ling hat ei­nen ziem­lich ele­gan­ten weg for­mu­liert, wie man ama­zon af­fi­lia­te links per CSS ziem­lich ein­fach und au­to­ma­tisch kenn­zeich­nen kann (von mir et­was ver­ein­facht):


tweet von @ar­to­nal­ine

felix schwenzel

⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ @ar­to­nal­ine


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26.10.2013 16:40  Ant­wor­ten Ret­wee­ten Fa­vo­rit 


„blog­ger pri­vat“

felix schwenzel

eben, nach un­ge­fähr 6 jah­ren, war ix mal wie­der in ei­ner sen­dung von ra­dio track­back. „blog­ger pri­vat¹“, nen­nen die die ru­brik. in dem mo­ment in dem te­re­sa si­ckert mich an­rief, fing die wasch­ma­schi­ne an zu schleu­dern, kei­ne ah­nung was das zu be­deu­ten hat. frü­her, wenn mich ra­dio-leu­te an­ru­fen woll­ten, bin ich im­mer raus auf die stras­se ge­gan­gen, weil ich ers­tens kein fest­netz hat­te, zwei­tens schlech­ten mo­bil-emp­fang in der woh­nung (o₂) und drit­tens sehr viel echo in der woh­nung hat­te. jetzt hab ich fest­netz und ne wasch­ma­schi­ne.

hier das pro­to­koll der sen­dung, an das, so­weit ich weiss, spä­ter die sen­dung als pod­cast an­ge­hängt wird hier der pod­cast.

emp­foh­len für die nächs­te sen­dung habe ich üb­ri­gens smil­la dan­kert. und die klas­si­ke­rin anke grö­ner auch, weil te­re­sa si­ckert auch noch ei­nen zwei­ten vor­schlag woll­te. wenn ich noch ei­nen drit­ten blog­ger emp­feh­len hät­te sol­len, wärs der kiez­neu­ro­ti­ker ge­wor­den.


1) WTF?


hu­bert job­atey huf­fing­ton

felix schwenzel

ich bin mal ge­spannt, wel­cher blog­ger als ers­tes leis­tungs­schutz­rech­te ge­gen hu­bert job­ateys huf­fing­ton-post gel­ten ma­chen wird. ich fän­de das, ob­wohl ich eine schwe­re jura-all­er­gie habe, sehr amü­sant. mög­lich müss­te das ja sein, wenn ver­le­ger jetzt so­gar für satz­fet­zen ih­rer kri­ti­ker auf buch­rü­cken schutz­geld er­pres­sen¹ wol­len.


als ich das schrieb, fiel mir ein, hat cher­no job­atey ei­gent­lich noch­mal was in die huf­fing­ton post ge­schrie­ben? hat er, schon das zwei­te stück.

über der au­toren­sei­te von cher­no job­atey steht:

Be­gann bei der taz. Ge­sel­len­zeit beim Früh­stücks­fern­se­hen (20 Jah­re). Schreibt für vie­le Pu­bli­ka­tio­nen von Wirt­schafts­wo­che bis Zeit.

schreibt für die zeit? laut zeit-ar­chiv stimmt das:

müss­te das aber nicht kor­rek­ter heis­sen: … schrob für die zeit?


als ich cher­no job­ateys ar­ti­kel von heu­te 14:34 uhr (!) las, frag­te ich mich: was kann der mann ei­gent­lich, aus­ser flos­kel­reich zu plau­dern?


(die­ser art­kel war mal ein face­book-sta­tus)


1) den text hin­ter dem link re­la­ti­viert, bzw. dif­fe­ren­ziert wolf­gang mi­ch­al auf car­ta


20 din­ge die isa­bel bog­dan heu­te mal nicht über sich ge­schrie­ben hat

felix schwenzel

  1. Ich wur­de mal als „Ar­tist in Re­si­dence“ an die Uni­ver­si­tät Nan­jing ein­ge­la­den
  2. Ich bin auf der Buch­mes­se drei­mal Bas­ti­an Sick über den Weg ge­lau­fen
  3. Ich stand mal in ei­ner Run­de mit Det­lev Buck, Mo­ritz Rin­ke, Da­vid Wag­ner, Da­ni­el Kehl­mann und Tho­mas Gla­vi­nic
  4. Ich bin für die ver­pflich­ten­de Ein­füh­rung von Na­mens­schild­chen
  5. Ich kau­fe lo­kal, bio und fair
  6. Ich war mal Mo­del
  7. Ich hab vom Carlsen-Ver­lag mal ganz vie­le Bü­cher ge­schenkt be­kom­men
  8. Ich habe mal ein In­ter­view mit Eli­sa­beth Rank ge­führt
  9. Ich bin mal um die Als­ter ge­lau­fen
  10. Ich habe be­kann­ter­ma­ßen das schlech­tes­te Ge­dächt­nis der Welt
  11. Als ich in die Schu­le kam, konn­te ich be­reits le­sen
  12. Ich war nie Fan ir­gend­wel­cher un­er­reich­ba­rer Stars
  13. Manch­mal wür­de ich gern die Fi­gu­ren aus Bü­chern ken­nen­ler­nen, bei­spiels­wei­se die Män­ner aus Wil­helm Gen­a­zi­nos Ro­ma­nen, oder Ali­na Bron­skys ta­ta­ri­sche Groß­mutter
  14. Ich war mal beim Folk­fes­ti­val in Stone­ha­ven
  15. Ein Buch von mir war mal nach ei­nem Jahr in der ers­ten Auf­la­ge aus­ver­kauft
  16. Ich habe mal Or­kas ge­se­hen. Or­kas! Ein­fach so! Am Strand bei St. Cy­rus!
  17. Mein Mann ist Leh­rer
  18. Ich bin eine Ba­naus­in, meist ver­ste­he ich Kunst ein­fach nicht
  19. Ich war mal auf ei­ner TEDx-Kon­fe­renz Blog­ge­rin vom Dienst
  20. Das Rhön­rad ist mein Mar­ken­zei­chen

das hat isa­bel­le bog­dan zwar al­les ge­schrie­ben, aber eben nicht in eine lis­te. sie hat sich statt­des­sen ent­schie­den, die ei­tel­keit, das selbst­dar­stel­ler­tum und die ICHig­keit sol­cher lis­ten iro­nisch und schlecht­ge­launt mit ei­ner to­tal un­eit­len lis­te auf­zu­bre­chen.

mir scheint das so­wie­so ein neu­er trend in mei­nen fil­ter­bla­sen zu sein, wenn man den kom­men­tar­spal­ten glau­ben schen­ken darf: sehr vie­le le­ser füh­len sich von schlecht ge­laun­ten und mie­se­pe­tri­gen tex­ten glän­zend un­ter­hal­ten. zum bei­spiel in­grid, die „die ten­den­zi­ell pein­li­che Selbst­aus­kunfte­rei“ in lis­ten von isa „ad­äquat und un­ter­halt­sam“ kom­men­tiert sieht.

ab­ge­se­hen da­von habe ich heu­te ge­lernt, un­ter jede mie­se­pe­te­rei fol­gen­des zu schrei­ben: das ist sonst gar nicht mei­ne art.


trep­pen­haus im mar­tin gro­pi­us bau

felix schwenzel


20 fak­ten über mich

felix schwenzel

mich hat zwar kei­ner ge­fragt (und ich fra­ge auch nie­man­den, die­ses stöck­chen auf­zu­he­ben), aber ich dach­te mir, ich könn­te auch mal zwan­zig fak­ten über mich auf­schrei­ben, so wie das das nuf, die kalt­mam­sell, anne schüss­ler und jo­han­nes mi­rus (und vie­le an­de­re) ge­tan ha­ben. und weil nico lum­ma mich auch was ge­fragt hat, kann ich viel­leicht gleich zwei flie­gen er­schla­gen.

  1. ich habe am 24. de­zem­ber in las ve­gas ge­hei­ra­tet. das jahr kann ich mir nicht mer­ken, aber auf der in­nen­sei­te des rings steht 2008. von jetzt ab kann ich goog­len, wann ich ge­hei­ra­tet habe.
  2. ich habe als kind von ei­ner ge­hei­men ko­man­do­zen­tra­le ge­träumt. ob­wohl es in der kom­man­do­zen­tra­le mei­ner vor­stel­lung na­tür­lich mo­ni­to­re und un­zäh­li­ge schal­ter gab, ging es mir da­bei, glau­be ich, we­ni­ger um kon­trol­le als dar­um das sie nie­mand aus­ser mir ken­nen wür­de und be­tre­ten könn­te.
  3. mein lieb­lings­su­per­held ist phan­to­mi­as.
  4. als kind woll­te ich mein le­ben so weit wie mög­lich au­to­ma­ti­sie­ren und fern­steu­er­bar ma­chen. mir fiel schon als kind auf, dass ich gros­se mühe und viel zeit dar­auf ver­wen­de um zeit und mühe zu spa­ren. so habe ich in mei­nem kin­der­zim­mer auf­wän­di­ge kon­struk­tio­nen aus ha­ken, sei­len und ra­dier­gum­mis ge­baut, mit de­nen ich per zug­seil den licht­schal­ter aus­schla­gen konn­te.
  5. ich schla­fe bei for­mel-eins-ren­nen im­mer ein und lie­be es. also das ein­schla­fen und die ge­räu­sche die so ein ren­nen macht. die for­mel eins selbst fin­de ich seit ei­ni­gen jah­ren un­fass­bar lang­wei­lig.
  6. ich sehe aus wie mein va­ter, nur un­ra­siert und un­fri­siert.
  7. ich wäre theo­re­tisch ger­ne as­tro­naut ge­wor­den. prak­tisch, also als ich er­fah­ren habe, was das be­deu­tet, nicht.
  8. ich habe mei­ne plä­ne psy­cho­lo­gie zu stu­die­ren auf­ge­ge­ben, als ich er­fah­ren habe, dass die ar­beits­plät­ze für psy­cho­lo­gen zum gros­sen teil von kirch­li­chen trä­gern an­ge­bo­ten wer­den.
  9. ich tra­ge seit mei­nem 16. le­bens­jahr kei­ne arm­band­uhr mehr. ei­ner­seits weil ich mei­ne da­mals heiss­ge­lieb­te swatch ver­lo­ren habe und an­de­rer­seits weil ich fand, dass arm­band­uh­ren doof aus­sa­hen.
  10. mein ers­tes mal im in­ter­net, auf mei­nem ei­ge­nen com­pu­ter (da­mals ein per­for­ma 630 per­for­ma 6300), war mit dem net­scape na­vi­ga­tor 1.0. viel­leicht aber auch mit NCSA mo­saic. ist ewig her. auf mei­ner ers­ten home­page die ich kurz dar­auf hat­te (so ge­gen 1995), habe ich „unüt­ze links“ ei­nes ge­wis­sen fefe ver­linkt.
  11. den ers­ten aha-mo­ment im in­ter­net habe ich ge­habt, als ich zum ers­ten mal über die ko­man­do­zei­le in ei­nen irc-chat ge­gan­gen bin und mein com­pu­ter mir kurz dar­auf fol­gen­des an­zeig­te: „Hal­lo Fe­lix“. da habe ich be­merkt, dass man mit die­sem in­ter­net mehr aus ei­nem com­pu­ter raus­be­kommt, als man rein­steckt. bis da­hin kam aus ei­nem com­pu­ter näm­lich nur das her­aus, was ich per tas­ta­tur oder dis­ket­te oder CD rein­ge­tan habe.
  12. ich war noch nie auf ei­nem bar­camp.
  13. ich lese auch im ur­laub, oder wenn ich krank bin, be­ruf­li­che emails. ich lese über­haupt ziem­lich viel, aber (lei­der) sehr we­ni­ge bü­cher.
  14. ich konn­te als kind ge­sich­ter in tür­be­schlä­gen se­hen. das hat mir nicht we­ni­ge alp­träu­me be­schert. für eine wei­le war ich der fes­ten über­zeu­gung, dass sich in un­se­rer woh­nungs­tür ein auf­zug in den kel­ler be­fin­det. zu­min­dest nachts.
  15. mir ist es egal, wenn an­de­re mich nicht ver­ste­hen, aber ich rege mich furcht­bar auf, wenn ich falsch ver­stan­den wer­de.
  16. ich hal­te ins netz ge­schrie­be­nes für plas­ti­scher als auf pa­pier ge­schrie­be­nes.
  17. ich habe eine all­er­gie ge­gen per­fek­ti­on. mein ge­sel­len­stück fand ich bei­spiels­wei­se ziem­lich gut, wuss­te aber auch, dass ich die tisch­ober­flä­che per­fekt und sehr in­ten­siv fein­schlei­fen müss­te, da­mit mei­ne prü­fer das auch fan­den. ich habe vor der ab­ga­be auf ge­nau die­sen fein­schliff ver­zich­tet, weil ich glaub­te, dass das ge­sel­len­stück auch ohne den fein­schliff mehr als gut ge­nug war. mitt­ler­wei­le weiss ich, dass das mehr trotz als faul­heit war und lei­der konn­te ich die­sen trotz ge­gen per­fek­ti­on bis heu­te nicht ab­le­gen. das merkt man an je­dem text den ich ver­fas­se.
  18. ich tan­ze nicht ger­ne und kann mit der meis­ten mu­sik nicht viel an­fan­gen. ich habe mir bei­spiels­wei­se auf an­re­gung von ben­ja­min kürz­lich ama­de­us an­ge­se­hen (ein euro fünz­ig leih­ge­bühr im ame­ri­ka­ni­schen itu­nes store) und fand den film ganz be­zau­bernd. aber die mu­sik fand ich fast aus­nahms­los gräss­lich.
  19. ich has­se pa­thos. bis auf manch­mal.
  20. ich mag iOS 7.
  21. ich habe fast im­mer recht (sie­he).

ein paar fra­gen von nico lum­ma sind jetzt un­be­ant­wor­tet ge­blie­ben. das liegt un­ter an­de­rem dar­an, dass ich auf man­che fra­gen kei­ne ant­wor­ten habe. ich weiss nicht, wel­chen vor­teil po­li­ti­ker ha­ben, die so­cial me­dia be­nut­zen — oder ob sie ei­nen vor­teil ha­ben. ich weiss auch nicht, ob ich ein ein­zel­nes lieb­lings­blog be­nen­nen könn­te. die die ich gut fin­de, habe ich auf­ge­lis­tet — wahr­schein­lich feh­len da auch noch ein paar. ich weiss auch nicht, wer drin­gend mit dem blog­gen an­fan­gen soll­te, aus­ser die, die et­was zu sa­gen ha­ben. aber die mer­ken es meis­ten ir­gend­wann selbst. wie zum bei­spiel wla­di­mir ka­mi­ner. tweets schrei­be ich im­mer vor, be­vor ich sie ab­schi­cke. manch­mal las­se ich sie auch noch ein paar tage lie­gen. und die gren­zen der trans­pa­renz sind bei mir flies­send. kommt halt drauf an.


pa­ra­de­uni­form

felix schwenzel

fried­rich­stras­se ecke do­ro­theen­stras­se: an der ro­ten am­pel tou­ris­ten, pas­san­ten und ein sehr gross­ge­wach­se­ner po­li­zist in pa­ra­de­uni­form. von hin­ten sieht er ein biss­chen aus wie tom selleck in blue bloods. ei­nen schnurr­bart hat er auch, al­ler­dings grau me­liert, mit nach oben ge­zwir­bel­ten en­den. die ho­sen sind et­was hoch­wäss­rig, aber der an­zug ma­kel­los. vor­ne hängt ein mes­sing­far­be­nes na­mens­schild mit sei­nem nach­na­men, auf dem kopf trägt er eine der et­was al­ber­nen, blau­en schirm­müt­zen mit ame­ri­ka­ni­schem ein­schlag. ob­wohl der po­li­zist in sei­ne pa­ra­de­uni­form aus den war­ten­den an der am­pel her­aus­ragt wie ein mur­mel­tier mit schirm­müt­ze, wagt es auf der ge­gen­über­lie­gen­den sei­te je­mand bei rot die do­ro­theen­stras­se zu über­que­ren. der po­li­zist er­klärt dem mann, dass er bei rot über die am­pel ge­gan­gen sei und dass das ver­bo­ten sei, be­lässt es aber bei der er­mah­nung.

an der mit­tel­stras­se ist wie­der rot. ein mann ne­ben dem po­li­zis­ten will bei rot die men­schen­lee­re und au­to­lo­se stras­se über­que­ren. der po­li­zist in pa­ra­de­uni­form hält den mann an der schul­ter fest und zeigt mit dem zei­ge­fin­ger auf die rote am­pel.

zu­frie­den und mit fe­dern­dem schritt ver­schwin­det der pa­ra­de­po­li­zist kurz dar­auf im u-bahn­ein­gang der sta­ti­on fran­zö­si­sche stras­se. kei­ne poin­te.


ist mein te­le­fon loy­al?

felix schwenzel

auf dem weg nach­hau­se habe ich heu­te kurz dar­über nach­ge­dacht, war­um smart­phones smart sein sol­len. zu klug­heit ge­hört ja erst­mal wis­sen. mein smart­phone weiss ei­ni­ges über mich: alle mei­ne adres­sen, mei­ne ter­mi­ne, mei­nen auf­ent­halts­ort, mit wem ich te­le­fo­nie­re und schrei­be. na­tür­lich weiss mein te­le­fon das al­les nicht, son­dern es spei­chert die­se da­ten erst­mal nur. der pro­zess die­se in­for­ma­tio­nen zu ech­tem wis­sen um­wan­deln, steckt noch ziem­lich am an­fang. soft­ware- und te­le­fon­her­stel­ler ver­su­chen durch die ver­knüp­fung der da­ten die über mich vor­lie­gen mit an­de­ren da­ten­quel­len und da­hin­pro­gram­mier­ter lo­gik, in­tel­li­genz zu si­mu­lie­ren. so stellt goog­le now mut­mas­sun­gen dar­über an, wo ich hin möch­te oder was ich su­chen könn­te. ich kann mitt­ler­wei­le mei­nem te­le­fon auch ein­fach sa­gen, es sol­le mei­ne frau an­ru­fen oder mich nach hau­se di­ri­gie­ren.

so­weit ist das al­les na­tür­lich nichts neu­es. mir fiel aber auf, dass das pro­blem mit der da­ten­sam­mel­wut, also das sam­meln von in­for­ma­tio­nen über eine per­son, ei­gent­lich gar nicht so neu ist. im prin­zip gibt es die­se si­tua­ti­on schon vie­le hun­dert jah­re. ein but­ler muss zum bei­spiel, wenn er ein gu­ter but­ler sein will, so viel wie mög­lich über sei­nen chef wis­sen. vor al­lem soll­te er so viel pri­va­tes wie mög­lich wis­sen. auch ein gu­ter but­ler (oder as­sis­tent) soll­te mei­ne kon­tak­te, kor­re­spon­denz-me­ta­da­ten und ter­mi­ne ken­nen, je­der­zeit mei­nen auf­ent­halts­ort so ge­nau wie mög­lich be­stim­men kön­nen und so viel wie mög­lich über mei­ne vor­lie­ben und ab­nei­gun­gen wis­sen. die­se da­ten soll­te sich ein but­ler auch gut mer­ken kön­nen, da­mit ihm das al­les nicht je­den mor­gen neu er­klärt wer­den muss.

ein gu­ter but­ler geht also, von be­rufs we­gen, ei­ner ma­ni­schen da­ten­sam­mel­wut nach. aus­ser­dem bü­gelt und fal­tet er, wie ein gu­tes smart­phone, je­den mor­gen die zei­tung. die pro­ble­me, die wir heu­te (un­ter an­de­rem) mit smart­phones ha­ben sind also kei­nes­wegs neu. zum bei­spiel die fra­ge, wel­che da­ten sam­melt das ding über mich? ist mein smart­phone loy­al und ver­schwie­gen, bzw. schützt es die da­ten die es über mich sam­melt, oder tratscht es die bei je­der ge­le­gen­heit aus? die­se fra­gen ha­ben sich in den letz­ten jahr­hun­der­ten si­cher­lich auch schon un­zäh­li­ge ade­li­ge oder pri­vi­le­gier­te ge­stellt. und wir jetzt eben auch.

viel­leicht wäre das gar kei­ne schlech­te idee, die eine oder an­de­re ge­pflo­gen­heit oder tabu das sich im ver­hält­nis von pri­vi­le­gier­ten und ih­ren die­nern oder as­sis­ten­ten in den jahr­hun­der­ten her­aus­ge­bil­det hat, auch auf tech­nik an­zu­wen­den. viel­leicht soll­ten wir von ge­rä­ten, die uns die­nen oder das le­ben leich­ter ma­chen sol­len, nicht nur rei­bungs­lo­ses funk­tio­nie­ren und ein­fa­che be­dien­bar­keit er­war­ten, son­dern eben auch ver­schwie­gen­heit, dis­kre­ti­on und loya­li­tät?

wenn wir über die tech­nik, die wir der­zeit nut­zen, sei es in form von trag­ba­ren ge­rä­ten oder diens­ten, die auf ge­rä­ten drit­ter lau­fen und die uns über das netz ver­bun­den hel­fen un­ser le­ben zu or­ga­ni­sie­ren, in den ka­te­go­rien von loya­li­tät und auf­rich­tig­keit nach­den­ken, kom­men wir viel­elicht zu ganz neu­en schluss­fol­ge­run­gen oder nar­ra­ti­ven?

dann sind nach­läss­lich­kei­ten oder ko­ope­ra­tio­nen von gros­sen und klei­nen dienst­leis­tern mit po­li­zei und ge­heim­diens­ten viel­leicht eben kein abs­trak­ten da­ten­schutz­lü­cken mehr, son­dern em­pö­ren­de fäl­le von il­loya­li­tät und ver­trau­ens­brü­che.

an­de­rer­seits ist loya­li­tät auch ein teu­res gut. ein but­ler kos­tet in deutsch­land etwa €6000 im mo­nat. da nimmt man viel­leicht auch mal ei­nen für €60 im mo­nat, der sei­nen job ei­ni­ger­mas­sen er­füllt, aber da­für stän­dig nach hau­se te­le­fo­niert. aber muss loya­li­tät wirk­lich teu­er sein oder nur für pri­vi­le­gier­te er­reich­bar sein?



[bild­quel­le]


huf­fing­ton pos­til­li­on

felix schwenzel


vi­sua­li­sie­rung hui, mu­sik pfui

felix schwenzel

auf spie­gel on­line ge­fun­den : eine be­ein­dru­ckend an­schau­li­che vi­sua­li­sie­rung des ge­plan­ten bau­fort­schritts der nächs­ten 13 jah­re der ba­si­li­ka sagra­da famí­lia von an­to­ni gau­dí in bar­ce­lo­na.


ich fra­ge mich al­ler­dings wie das pas­sie­ren kann, dass ein ver­ein der ei­nen sol­chen auf­wand in die pro­duk­ti­on ei­ner vi­sua­li­sie­rung steckt, nur 3 euro fünf­zig für die mu­si­ka­li­sche un­ter­ma­lung die­ser vi­sua­li­sie­rung üb­rig hat. die mu­sik, mit der das vi­deo un­ter­legt ist, ken­ne ich (glau­be ich) aus fünf­zig an­de­ren wer­be­clips. aber wenn man das vi­deo stumm­ge­schal­tet an­sieht, dann geht’s.


wer­bung mit oh­ne wer­bung

felix schwenzel

su­per­le­vel lässt sich künf­tig von vice ver­mark­ten (die auch nerd­core.de ver­mark­ten). fabu scherzt über sei­ne au­toren:

Die wer­te Au­toren­schaft leis­tet her­vor­ra­gen­de Ar­beit und hat sich noch nie dar­über be­schwert, le­dig­lich mit Gum­mi­bär­chen, Ra­batt­mar­ken und se­xu­el­len Ge­fäl­lig­kei­ten ent­lohnt zu wer­den.

bis­her war su­per­le­vel, wie ich, auch bei stilan­zei­gen. jetzt eben stil­lo­se wer­bung. aber:

Zahl­rei­che Men­schen ha­ben mit Wer­bung im In­ter­net oder spe­zi­ell in Blogs ein Pro­blem. Ich kann das durch­aus nach­voll­zie­hen, aber es in­ter­es­siert mich nur pe­ri­pher. We­der habe ich Lust dar­auf, die Ein­bin­dung von Wer­bung im­mer und im­mer wie­der zu recht­fer­ti­gen, noch möch­te ich et­wa­ige Kri­ti­ker igno­rie­ren. Aus dem Grund wer­den wir je­dem Be­su­cher (!) die Mög­lich­keit bie­ten, die Wer­bung auf Su­per­le­vel sei­ten­über­grei­fend zu de­ak­ti­vie­ren. Fakt ist näm­lich, dass wir lie­ber auf Wer­be­ein­blen­dun­gen statt auf Le­ser ver­zich­ten. Wer sich also be­wusst für ein Ab­schal­ten der Wer­bung auf Su­per­le­vel ent­schei­det, be­kommt ganz of­fi­zi­ell und ohne Mur­ren un­se­ren Se­gen.

ich bie­te das eben­falls seit ca. 9 jah­ren an (wor­auf ich im schnitt alle 4 jah­re hin­wei­se). wer­bung auf wir­res.net ab­schal­ten geht mit der tas­te w, dem menü rechts (tas­te y) oder über die wir­res.net-ein­stel­lungs­sei­te. die ein­stel­lung wird mit ei­nem coo­kie ge­spei­chert, der zwei wo­chen lang hält.

jah­re­lang hat (glau­be ich) kei­ner ver­stan­den, war­um ich das an­bie­te. viel­leicht auch, weil ich es nicht so gut be­grün­det habe wie fabu. ich glau­be üb­ri­gens auch, dass es der wer­be­ind­su­trie und den pu­blishern gut ge­tan hät­te ad­blo­cker selbst zu er­fin­den. bei su­per­le­vel in den kom­men­ta­ren zeich­net sich zu­min­dest eine gros­se ak­zep­tanz ab. al­ler­dings vor al­lem, weil su­per­le­vel.de su­per ist und weil alle hof­fen, dass die au­toren dort ohne se­xu­el­le ge­fäl­lig­kei­ten bes­ser schrei­ben.


wah­re fak­ten über frö­sche

felix schwenzel

ich habe an ei­ner stel­le zwei stel­len wirk­lich trä­nen ge­lacht. muss man sich mal vor­stel­len, ich sit­ze in der kü­che, gu­cke tier­fil­me und la­che. die bei­fah­re­rin war je­den­falls ein biss­chen ir­ri­tiert.